[0001] Die gegenständliche Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines Produktes
in einer Fertigungsanlage, wobei das Produkt in der Fertigungsanlage in einer Anzahl
von Fertigungsstationen gefertigt wird und zwischen aufeinander folgenden Fertigungsstationen
mit Transporteinheiten bewegt wird, sowie eine entsprechende Fertigungsanlage.
[0002] Produkte werden heute üblicherweise in Fertigungsanlagen gefertigt. Dabei werden
eine Vielzahl von Fertigungsstationen durchlaufen bis das Produkt fertig gestellt
ist. Es ist heutzutage auch bereits Standard, dass jedes Produkt individuell behandelt
und gefertigt wird (Batchsize One). Zur Fertigung des (Zwischen-)Produktes durch die
Fertigungsanlage muss der Transportweg des Produkts durch die einzelnen Fertigungsstationen
geplant werden. Die Auswahl der Fertigungsstationen aus den verfügbaren Fertigungsstationen
und der Transportweg des Produktes durch die einzelnen Fertigungsstationen wird von
einem Applikationsentwickler geplant und ausprogrammiert. Heutige Topologien einer
Fertigungsanlage in der Fertigung sind immer Linien, d.h., dass das (Zwischen-)Produkt
seriell durch die aufeinanderfolgenden Fertigungsstationen durchgeführt wird. Ausnahmen
bildet die Parallelisierung von Fertigungsprozessen, um eine Lastverteilung zu erzielen,
wobei dann typischerweise die parallel führenden Linien identische Fertigungsprozesse
ausführen. Die Fertigungsstationen und Transportwege dazwischen werden von einer Liniensteuerung
angesteuert, die vom Applikationsentwickler von Hand ausprogrammiert wird, sodass
am Ende die Produkte entstehen, welche gewünscht sind. Dieses Vorgehen ist aber sehr
zeitaufwendig, wenig flexibel und bedarf immer einen Programmierer.
[0003] Insbesondere bei komplexen Produkten mit vielen auf verschiedene Fertigungsstationen
verteilten Fertigungsschritten wird die Programmierung der Fertigungsanlage schnell
sehr aufwendig und es können dabei bei der Umsetzung des programmierten Ablaufs nicht
absehbare Probleme auftreten, beispielsweise Engpässe (sogenannte Bottlenecks), die
dazu führen, dass sich an gewissen Stellen der Fertigungsanlage Produkte stauen oder
Fertigungsstationen zeitweise unproduktiv sind. Solche Engpässe sind natürlich unerwünscht.
Das Erkennen von "Bottlenecks" in einer Fertigungslinie wird heute durch aufwendige
Simulationen realisiert. Das Aufheben der "Bottlenecks" erfolgt dann durch das aufwendige
Verändern der Applikationslogik durch den Applikationsentwickler oder durch das kostenintensive
Hinzufügen von parallelen Fertigungslinien oder durch Austausch der Fertigungsstationen
oder Transportsysteme durch leistungsfähigere Maschinen.
[0004] Eine derart programmierte Fertigungslinie ist auch unflexibel, weil diese durch die
Programmierung stark ans Produkt gekoppelt ist. Die Umstellung der Fertigungsanlage
von einem Produkt auf ein anderes muss aufwendig manuell umprogrammiert werden. Fällt
ein Teil der Fertigungslinie aus, beispielsweise ein Transportweg oder eine Fertigungsstation,
dann kann das zum Stillstand der ganzen Fertigungslinie und damit zu hohen Fertigungsausfällen
führen.
[0005] Es ist daher eine Aufgabe der gegenständlichen Erfindung, die Planung und die Umsetzung
der Fertigung eines Produktes in einer Fertigungsanlage zu verbessern.
[0006] Diese Aufgabe wird durch die Merkmale der unabhängigen Ansprüche gelöst. Durch das
erfindungsgemäße Vorgehen ist es nicht mehr erforderlich, die Anlagensteuerung händisch
auszuprogrammieren. Abgesehen davon können beliebig komplexe Maschinennetzwerke der
Fertigungsanlage verwendet werden, weil durch die Verknüpfung das Maschinennetzwerk
vollständig ausgenutzt werden kann. Das kann für jedes einzelne Produkt gemacht werden,
womit sich die Flexibilität der Fertigung erhöht. Abgesehen davon können mit der Verknüpfung
auf einfache Weise ein optimaler Produktfluss durch das Maschinennetzwerk, die Priorisierung
von Produkten in der Herstellung und/oder eine Auslastungsverteilung der Fertigungsknoten
im Maschinennetzwerk realisiert werden. Bisher übliche starre Produktionslinien für
ein Produkt werden damit aufgebrochen und die Fertigung auf Produktebene flexibilisiert.
[0007] Ein weiterer wesentlicher Vorteil der Erfindung liegt darin, dass die Herstellung
des Produktes auch simuliert werden kann. Es muss also kein reales Produkt hergestellt
werden, sondern es kann auch nur ein fiktives Produkt hergestellt werden. Zur Simulation
der Herstellung werden geeignete Simulationsmodelle der Fertigungsknoten des Maschinennetzwerkplanes
verwendet. Damit lassen sich neue Fertigungsanlagen hinsichtlich der Fertigung bestimmter
Produkte (Produktsynthesepläne) besser planen oder bestehende Fertigungsanlagen optimieren.
Es lässt sich damit auch eine Machbarkeitsanalyse durchführen, also ob ein bestimmtes
Produkt auf einem bestehenden Maschinennetzwerkplan (der sehr komplex sein kann) überhaupt
herstellbar ist.
[0008] In einer besonders vorteilhaften Ausgestaltung wird jedem Fertigungsknoten des Maschinennetzwerkplanes
ein Fertigungsaufwandswert zugeordnet und es wird ein Optimalitätskriterium, ein Fertigungsaufwand
als Summe der Fertigungsaufwandswerte der an der Fertigungsabfolge beteiligten Fertigungsknoten,
ermittelt. Damit können auf einfache Weise schon bei der Verknüpfung Qualitätskriterien
hinsichtlich der Herstellung berücksichtigt werden. Damit kann eine Fertigungsabfolge
für ein Produkt ausgewählt werden, die ein bestimmtes Qualitätskriterium erfüllt.
Je nach gewünschten Qualitätskriterium können sich damit auch unterschiedliche Fertigungsabfolgen
ergeben. Die Flexibilität kann dabei noch erhöht werden, wenn die Fertigungsaufwandswerte
mit Gewichten versehen werden. Ein Fertigungsaufwandswert kann sich im Verlauf der
Zeit auch ändern, beispielsweise kann sich die benötigte Zeit für einen Fertigungsprozessschritt
mit Verschleiß einer Fertigungsstation, beispielsweise der Verschleiß eines spanenden
Werkzeugs einer Werkzeugmaschine, erhöhen, um eine gleichbleibende Qualität sicherzustellen.
[0009] Ganz besonders vorteilhaft ist es, wenn während oder nach der Durchführung eines
Fertigungsprozessschrittes an einem Fertigungsknoten der Fertigungsabfolge die Fertigungsabfolge
für das Produkt durch erneutes Verknüpfen des Produktsyntheseplanes und Maschinennetzwerkplanes
neu ermittelt wird und die weitere Herstellung des Produktes mit der neuen Fertigungsabfolge
durchgeführt wird. Auf diese Weise kann während der Herstellung des Produktes auf
Änderungen im Maschinennetzwerk, beispielsweise ein Ausfall eines Fertigungsknotens
(auch durch Wartung), eine sich veränderte Auslastungssituation der Fertigungsknoten
usw., reagiert werden. Damit kann die Ausfallsicherheit der Fertigung erhöht werden.
[0010] Die gegenständliche Erfindung wird nachfolgend unter Bezugnahme auf die Figuren 1
bis 10 näher erläutert, die beispielhaft, schematisch und nicht einschränkend vorteilhafte
Ausgestaltungen der Erfindung zeigen. Dabei zeigt
Fig.1 bis 4 Beispiele eines Maschinennetzwerkplanes,
Fig.5 und 6 Beispiele eines Produktsyntheseplanes,
Fig.7 eine Verknüpfung eines Maschinennetzwerkplanes mit einem Produktsyntheseplan,
Fig.8 die Verknüpfung und Verwendung einer Fertigungsabfolge zur Steuerung einer Fertigungsanlage,
Fig.9 ein Beispiel einer Verknüpfung eines Maschinennetzwerkplanes mit einem Produktsyntheseplan
und
Fig.10 eine resultierende Fertigungsabfolge.
[0011] Die gegenständliche Erfindung beruht darauf, dass in einer Fertigungsanlage ein Endprodukt
hergestellt wird, indem an Zwischenprodukten eine Folge von Fertigungsprozessschritte
(Montageschritte, Transformationen etc.) an Fertigungsstationen durchgeführt werden.
Der Transport eines Zwischenprodukts zwischen aufeinanderfolgenden Fertigungsstationen
wird von Transporteinheiten ausgeführt. Im Folgenden wird häufig nur mehr "Produkt"
verwendet, wobei "Produkte" sowohl Zwischenprodukte beim Durchlaufen der Fertigungsanlage
umfasst, als auch das am Ende hergestellte Endprodukt.
[0012] Die Fertigung eines Produktes wird erfindungsgemäß mit einem Produktsyntheseplan
S und einem Maschinennetzwerkplan M modelliert.
[0013] Der Maschinennetzwerkplan M modelliert eine Fertigungsanlage, also die für die Fertigung
zur Verfügung stehende Fertigungshardware. Hierbei ist zu beachten, dass eine Fabrik
mehrere Fertigungsanlagen enthalten kann und eine ganze Fabrik daher auch durch mehrere
Maschinennetzwerkpläne M abgebildet werden kann. Ein Maschinennetzwerkplan M ist als
Netzwerk von Fertigungsknoten 1 modelliert, wobei ein Fertigungsknoten 1 eine Fertigungsstation
und/oder eine Transporteinheit darstellt. An einer Fertigungsstation wird auf das
Produkt eingewirkt und dieses verändert, beispielsweise indem am Produkt zumindest
ein Fertigungsprozessschritt ausgeführt wird. Eine Transporteinheit realisiert eine
Transportfunktion, um das Produkt durch die Fertigungsanlage zu bewegen. Eine Fertigungsstation
des Maschinennetzwerkplanes M kann auch eine Transporteinheit enthalten und eine Transportfunktion
realisieren, indem die Fertigungsstation die Weiterbewegung zum nächsten Fertigungsknoten
1 realisiert oder das Abholen des Produktes von einer vorgehenden Fertigungsknoten
1 realisiert. Eine Transporteinheit kann auch einen Fertigungsprozessschritt ausführen,
beispielsweise den Schritt des Abkühlens des Produktes während des Transportes. Die
Verbindung der Fertigungsknoten 1 des Maschinennetzwerkplans durch Kanten entspricht
dem möglichen Fluss des Produktes durch die Fertigungsanlage, wobei ein Pfeil als
Kante die mögliche Bewegungsrichtung angibt. Eine Kante zwischen zwei Fertigungsknoten
1 bedeutet, dass ein Produkt zwischen diesen Fertigungsknoten 1 bewegbar ist, entweder
in einer bestimmten Richtung oder in beiden Richtungen. Transporteinheiten können
beispielsweise Förderbänder, Roboter, Lineartransportsysteme wie ein Langstatorlinearmotor,
autonome Fahrzeuge (AGV's), Planarmotoren usw. sein, insbesondere also jegliche Transportsysteme,
welche einen Produktfluss ermöglichen. Kann ein Fertigungsknoten 1 das Produkt verändern,
Produkte zusammenführen oder zerteilen, dann spricht man auch von einem Prozessknoten
P (Fertigungsstation oder Fertigungsstation mit Transporteinheit oder Transporteinheit
mit einem Fertigungsprozessschritt). Erfüllt der Fertigungsknoten 1 eine reine Transportfunktion,
so spricht man auch von einem Transportknoten T.
[0014] Ein Beispiel eines einfachen Maschinennetzwerkplans M ist in Fig.1 dargestellt. Das
Beispiel zeigt ein Maschinennetzwerk zur Verpackung von Flaschen in einer Flaschenverpackungsanlage.
Der Transportknoten T1 bringt gefüllte Flaschen in den Prozessknoten P1 ein, in dem
die Flaschen etikettiert werden. Dazu werden von einem weiteren Transportknoten T2
Etiketten in den Prozessknoten P1 eingebracht. Die fertig etikettierten Flaschen werden
in eine Verpackungsmaschine als Prozessknoten P2 überführt, in dem die etikettierten
Flaschen verpackt werden. Dazu werden leere Kartons von einem Transportknoten T3 in
den Prozessknoten P2 eingebracht. Die fertige Verpackung wird über den Transportknoten
T4 aus der Fertigungsanlage abgeführt.
[0015] Das Beispiel für den Maschinennetzwerkplan M nach Fig.1 ist natürlich ein sehr einfaches.
Der Maschinennetzwerkplan M kann natürlich je nach Fertigungsanlage wesentlich komplexer
sein. Insbesondere können auch mehrere Prozessknoten P vorgesehen sein, die denselben
Fertigungsprozessschritt ausführen können. Auch müssen sich nicht immer ein Transportknoten
T und ein Prozessknoten P abwechseln. Nicht jeder vorhandene Prozessknoten P des Maschinennetzwerkplanes
M muss für die Fertigung des Produktes verwendet werden. Ein Prozessknoten P kann
auch vorgesehen sein, um verschiedene Fertigungsschritte, auch an verschiedenen Produkten,
auszuführen. Es ist auch möglich, Handarbeitsplätze in das Maschinennetzwerk als Prozessknoten
P aufzunehmen. In diesem Falle würde der Prozessschritt durch einen Menschen, gegebenenfalls
auch mit Roboter- oder Maschinenunterstützung, ausgeführt werden, wobei eine Anweisungsliste
mit den Fertigungsparametern durch das System automatisch erstellt werden kann. Gleichsam
könnte ein Prozessknoten P auch auf unterschiedlichen Wegen oder über verschiedene
Transportknoten T erreicht werden. Ein Maschinennetzwerkplan M kann auch zur Herstellung
verschiedener Produkte geeignet sein. Üblicherweise werde in einem Maschinennetzwerk
einer Fertigungsanlage gleichzeitig eine Vielzahl von Produkten, auch verschiedene
Produkte, gefertigt.
[0016] In Fig.2 ist ein etwas komplexerer Maschinennetzwerkplan M für die Flaschenverpackung
dargestellt. In diesem Beispiel ist eine Parallelisierung der Verpackung vorgesehen,
in der zwei Prozessknoten P2, P3 als Verpackungsmaschinen vorgesehen sind. Jedem dieser
Prozessknoten P1, P2 wird über einen zugeordneten Transportknoten T4, T5 eine Verpackung,
z.B. ein Karton, zugeführt. Ein Transportknoten T3 realisiert die Aufteilung des Produktstromes
der etikettierten Flaschen vom Prozessknoten P1. Die fertig verpackten Flaschen werden
von einem gemeinsamen Transportknoten T6 abgeführt. Anstelle der parallelen Prozessknoten
P2, P3, könnte diese mit geeigneten Transporteinheiten, wie z.B. Langstatorlinearmotoren
oder Planarmotoren, auch seriell angeordnet sein.
[0017] Ein anderes Beispiel eines Maschinennetzwerkplanes M ist in Fig.3 wieder am Beispiel
einer Verpackung von Flaschen dargestellt. Die im Prozessknoten P1 etikettierten Flaschen
werden einem Prozessknoten P2 zugeführt, in dem eine Inspektion der Flasche stattfindet.
Bei einer Etikettierung der Flasche führt der Transportknoten T4 die Flasche dem Prozessknoten
P3 zu, in dem die Verpackung stattfindet. Eine nicht etikettierte Flasche wird über
den Transportknoten mit dem Zustrom der nicht etikettierten Flaschen vom Transportknoten
T2 zusammengeführt. Ein Prozessknoten muss damit nicht zwingend physisch etwas an
einem Produkt ändern, beispielsweise die Inspektion, sondern kann beispielsweise lediglich
am Datenabbild des Produktes eine Änderung vornehmen, beispielsweise das Ergebnis
der Inspektion zum Produkt speichern. Die Fertigungsknoten P1, P2, T3, T4 der Fig.3
können dabei auch als ein Fertigungsknoten (strichlierte Umrandung) aufgefasst werden,
in dem verschiedene Prozesse ablaufen.
[0018] Es ist auch denkbar, dass ein Transportknoten T für mehrere Prozessknoten P verwendet
wird, also dass das Produkt zwischen verschiedenen Prozessknoten P mit derselben Transporteinheit
bewegt wird. Das lässt sich beispielsweise mit Langstatorlinearmotoren, Endlosförderer
oder Planarmotoren als Transporteinheiten realisieren. Ein Beispiel dafür ist in Fig.4
dargestellt.
[0019] Der Transportknoten T2 in Fig.4 ist beispielsweise eine Transporteinheit in Form
eines Langstatorlinearmotors, der die Prozessknoten P2, P3, P4 verbindet. Über den
Transportknoten T1 wird ein Produkt zugeführt und in einem ersten Prozessknoten P1
bearbeitet. Von dort wird das Produkt über den Transportknoten T2 zu einem zweiten
Prozessknoten P2, danach zu einem dritten Prozessknoten P3 und danach zu einem vierten
Prozessknoten P4 bewegt. Der vierte Prozessknoten P4 realisiert auch eine Transportfunktion
zum nachfolgenden Prozessknoten P5. Alternativ könnte auch der Prozessknoten P5 eine
Transportfunktion realisieren, um Produkte vom vorhergehenden Prozessknoten P4 zu
holen. Vom Prozessknoten P5 kann das Produkt über einen weiteren Transportknoten T3,
beispielsweise ein Roboter, abtransportiert werden.
[0020] Die Modellierung der Fertigungsanlage mittels eines Maschinennetzwerkplan M als Netzwerk
von Fertigungsknoten 1 und Kanten ermöglicht auch die Verschachtelung von Maschinennetzwerkplänen
M. Beispielsweise kann sich hinter einem Prozessknoten P wieder ein Maschinennetzwerkplan
M verbergen. Das ist in Fig.3 angedeutet, wobei die strichliert eingefassten Fertigungsknoten
1 als ein Prozessknoten P4 dargestellt werden könnten und der Prozessknoten P4 wiederum
ein Maschinennetzwerkplan M wäre. Auf diese Weise kann eine Fertigungsanlage auch
übersichtlich hierarchisch modelliert werden. Das erleichtert die Handhabung von insbesondere
sehr großen Maschinennetzwerkplänen M, wobei ein verschachtelter Maschinennetzwerkplan
M natürlich letztendlich auch nur ein einziger Maschinennetzwerkplan M ist.
[0021] Der Produktsyntheseplan S beschreibt das Produkt selbst, insbesondere den hierarchischen
Aufbau des Endproduktes als Ergebnis der Fertigung durch einzelne Zwischenprodukte,
welche in einer Verkettung von Fertigungsprozessschritten zusammengeführt werden.
Der Produktsyntheseplan S beschreibt also in welchen Teilschritten unter Zusammenführung
von welchen Teilprodukten die Herstellung des Produktes erfolgen soll. Für jedes verschiedene
Produkt, das in der Fertigungsanlage, bzw. auf dem Maschinennetzwerkplan M, gefertigt
werden soll, gibt es einen Produktsyntheseplan S. Gleiche Produkte können natürlich
auf denselben Produktsyntheseplan S zurückgreifen.
[0022] Der Produktsyntheseplan S ist als Baum von Produktsyntheseknoten 2 dargestellt. Die
Produktsyntheseknoten 2 des Baumes können Produktknoten I sein, die das Produkt (Zwischenprodukt,
Endprodukt) darstellen, oder Operationsknoten O, welche ein Produkt oder mehrere Produkte
durch einen Fertigungsprozessschritt in ein anderes Produkt oder mehrere andere Produkte
umwandeln. Eine Kante im Baum (Verbindung zwischen Knoten) stellt die Beziehung zwischen
Produktsyntheseknoten 2 dar und kann auch mit einer Zahl ergänzt werden, um darzustellen
wie viele Produkte vom gleichen Typ ein Operationsknoten O verwendet, um ein neues
Produkt zu erzeugen.
[0023] Der Produktsyntheseplan S kann mit speziellen Operationsknoten O beginnen und enden.
Der Produktsyntheseplan S beginnt vorzugsweise mit zumindest einer Operationsquelle,
die ein Produkt einbringt. Ein solcher Operationsknoten O hat keinen Eingang, sondern
nur einen Ausgang für das eingebrachte Produkt. Der Produktsyntheseplan S endet vorzugsweise
mit zumindest einer Operationssenke, die das hergestellte Endprodukt repräsentiert.
Ein solcher Operationsknoten O hat keinen Ausgang, sondern nur einen Eingang. Die
Verwendung von Operationsquellen und Operationssenken erlaubt die Verschachtelung
von Produktsyntheseplänen S. Dabei könnte beispielsweise eine Operationsquelle oder
Operationssenke wieder einen Produktsyntheseplan S aufweisen, beispielsweise wie eine
Flasche hergestellt wird oder eine Etikette gedruckt und gestanzt wird oder wie die
hergestellte Verpackung weiterverarbeitet wird.
[0024] Ein Beispiel eines Produktsyntheseplans S ist in Fig.5 dargestellt mit einer Anzahl
von Produktsyntheseknoten 2, die durch Kanten verbunden sind. Dieses Beispiel zeigt
einen Produktsyntheseplan S für eine Sechserpackung von etikettierten Flaschen. Die
Operationsknoten O1, O2, O4 sind Operationsquellen und der Operationsknoten O6 eine
Operationssenke. Der Operationsknoten O3 nimmt eine Flasche von der Operationsquelle
O1, die über den Produktknoten I1 bereitgestellt wird, und eine Etikette von der Operationsquelle
O2, die über den Produktknoten I2 bereitgestellt wird. Der Operationsknoten O3 erzeugt
eine etikettierte Flasche, die über den Produktknoten I3 zur Verfügung steht. Der
Operationsknoten O5 erzeugt aus sechs etikettierten Flaschen vom Produktknoten I3
und einer Verpackung vom Produktknoten I4, der von der Operationsquelle O4 bereitgestellt
wird, eine Verpackung, die am Produktknoten I5 vorliegt und über die Operationssenke
O6 vorliegt.
[0025] Der Produktsyntheseplan S nach Fig.5 könnte natürlich gleichwertig auch auf andere
Weise dargestellt werden, wie beispielsweise in Fig.6 dargestellt ist. Hier ersetzt
ein Operationsknoten O7 die Operationsknoten O3, O5 aus dem Produktsyntheseplan S
der Fig.4.
[0026] Der Produktsyntheseplan S bietet noch einen anderen Vorteil. Wird der Produktsyntheseplan
S rückwärts, also z.B. startend bei einer Operationssenke, durchlaufen, so erhält
man eine Stückliste des Produkts, also alle Ausgangsprodukte, die zur Herstellung
des Produktes benötigt werden.
[0027] Der Maschinennetzwerkplan M und/oder der Produktsyntheseplan S können von einem Applikationsentwickler
erstellt werden. Für den Maschinennetzwerkplan M ist natürlich die Kenntnis der Fertigungsanlage(n)
erforderlich und kann entsprechend durch Fertigungsknoten 1 und Kanten in Form eines
Netzwerkes modelliert werden. Ein Produktsyntheseplan S kann für jedes zu erzeugende
Produkt erstellt werden, beispielsweise wieder von einem Applikationsentwickler. Es
können auch vorgefertigte Produktsynthesepläne S für verschiedene Produkte gespeichert
sein, die bei Bedarf aufgerufen werden können. Der Aufwand für die Erstellung des
Maschinennetzwerkplanes M und eines Produktsyntheseplanes S fällt daher grundsätzlich
nur einmal an.
[0028] Der erfindungswesentliche Schritt liegt in der automatisierten, insbesondere softwarebasierten,
Verknüpfung des Maschinennetzwerkplanes M und des Produktsyntheseplanes S. Bei dieser
Verknüpfung werden die Operationsknoten O des Produktsyntheseplans S verfügbaren Fertigungsknoten
1, insbesondere Transportknoten T und Prozessknoten S, des Maschinennetzwerkplanes
M zugeordnet, wie in Fig.7 durch die Pfeile zwischen dem Maschinennetzwerkplan M nach
Fig.3 und dem Produktsyntheseplan S nach Fig.5 angedeutet wird. Jedem Operationsknoten
O wird bei der Verknüpfung natürlich ein Fertigungsknoten 1 zugeordnet, der den am
jeweiligen Operationsknoten O erforderlichen Fertigungsprozessschritt am Produkt ausführen
kann. Bei der Verknüpfung werden auch nur solche Fertigungsknoten 1 aus dem Maschinennetzwerkplan
M verwendet, die einen durchgehenden Produktfluss durch den Maschinennetzwerkplan
M mit den verfügbaren Transporteinheiten (Transportknoten T oder Proessknoten P mit
einer Transporteinheit) in der Fertigungsanlage ermöglichen. Im Wesentlichen bedeutet
das, dass die in der Verknüpfung ausgewählten Fertigungsknoten 1 wieder ein Netzwerk
bilden, dessen Fertigungsknoten 1 durch Kanten verbunden sind. Das Ergebnis der Verknüpfung
ist eine Fertigungsabfolge F als Netzwerk von Fertigungsknoten 1 und Kanten, wobei
die Fertigungsabfolge F ein Teilnetzwerk des Maschinennetzwerkplanes M ist. Jeder
Fertigungsknoten 1 der Fertigungsabfolge F ist mit zumindest einer Kante mit zumindest
einem weiteren Fertigungsknoten 1 verbunden. Eine Fertigungsabfolge F ist damit eine
Abfolge von Fertigungsstationen und Transporteinheiten der mit dem Maschinennetzwerkplan
M modellierte Fertigungsanlage, die vom Produkt durchlaufen wird, um das Produkt in
der Fertigungsanlage herzustellen. Im trivialsten, aber in der Praxis unüblichen,
Fall, entspricht die Fertigungsabfolge F dem Maschinennetzwerkplan M. Üblicherweise
ist die Fertigungsabfolge F ein Teilnetzwerk des Maschinennetzwerkplanes M.
[0029] Es kann für jedes herzustellende Produkt eine eigene Fertigungsabfolge F geben. Das
bedeutet, dass gleiche Produkte auf verschiedene Weise in der Fertigungsanlage hergestellt
werden können, beispielswiese mit verschiedenen Fertigungsstationen oder mit verschiedenen
Transporteinheiten. Selbstverständlich können gleiche Produkte aber auch mit derselben
Fertigungsabfolge F hergestellt werden.
[0030] Enthält der Maschinennetzwerkplan M genau einen Transportknoten T oder Prozessknoten
P für jeden Operationsknoten O (wie in Fig.7) ist diese Zuordnung natürlich einfach.
[0031] Üblicherweise, und darauf zielt die Erfindung im Wesentlichen ab, ist es aber so,
dass ein Maschinennetzwerkplan M eine Mehrzahl von Transportknoten T oder Prozessknoten
P aufweist, die für einen Fertigungsprozessschritt im Produktsyntheseplan S, also
für einen Operationsknoten O, genutzt werden können (wie in Fig.9). Beispielsweise
könnte ein Fertigungsprozessschritt mit verschiedenen verfügbaren Prozessknoten P
des Maschinennetzwerkplanes M realisiert werden, oder ein Prozessknoten P des Maschinennetzwerkplanes
M könnte über verschiedene verfügbare Transportknoten T erreicht werden. In diesem
Fall muss für jeden Operationsknoten O des Produktsyntheseplanes S ein Fertigungsknoten
1 (Prozessknoten P oder Transportknoten T) des Maschinennetzwerkplanes M ausgewählt
werden, der den jeweiligen Fertigungsprozessschritt ausführt. Auf diese Weise wird
für jedes Produkt ein individueller Pfad durch das verfügbare Maschinennetzwerk in
der Fertigungsanlage, das durch den Maschinennetzwerkplan M modelliert ist, ermittelt.
Dieser Pfad kann auch verzweigt sein oder aus mehreren zusammenhängenden Zweigen bestehen,
also allgemein ein Netzwerk darstellen. Dieses individuelle Netzwerk stellt dann die
Fertigungsabfolge F zur Herstellung des Produktes dar, die dann in der Fertigungsanlage
12 ausgeführt werden kann. Eine derart erstellte Fertigungsabfolge F muss daher nicht
mehr eine Linie sein, wie bisher üblich, sondern kann ein beliebiges Netzwerk im verfügbaren
Maschinennetzwerk sein.
[0032] Das wird schematisch mit Fig.8 erläutert. Ein Maschinennetzwerkplan M und ein Produktsyntheseplan
S wird einer Verknüpfungseinheit 10 zugeführt, in der der Maschinennetzwerkplan M
und der Produktsyntheseplan S wie beschrieben verknüpft werden. Die Verknüpfungseinheit
10 ist eine Computerhardware und/oder Computersoftware. Das Ergebnis ist eine Fertigungsabfolge
F, die in einer Anlagensteuerung 11 (Computerhardware und/oder Computersoftware) der
Fertigungsanlage 12 verwendet wird, um die Herstellung des Produktes an der Fertigungsanlage
12 zu steuern.
[0033] An dieser Stelle sei angemerkt, dass für jeden Fertigungsknoten 1 des Maschinennetzwerkplanes
M natürlich auch die erforderlichen Daten gespeichert sind, beispielsweise in der
Anlagensteuerung 11 und/oder direkt in der Fertigungsabfolge F, um den Fertigungsknoten
1 für das jeweilige Produkt betreiben zu können. Solche Daten können Steuerprogramme
sein, aber auch Prozessparameter (die auch vom jeweiligen Produkt abhängig sein können)
oder ähnliches. Damit kann die Anlagensteuerung 11 auch auf diese Daten zugreifen,
um die Fertigungsanlage 12 entsprechend anzusteuern. Nachdem es aber auf die konkrete
Realisierung der Anlagensteuerung der Fertigungsanlage 12 nicht ankommt und die Möglichkeiten
hierfür hinlänglich bekannt sind, wird hier nicht näher darauf eingegangen.
[0034] Beim Schritt der Verknüpfung kann durch die Verknüpfungseinheit 10 zuerst geprüft
werden, ob ein Produktsyntheseplan S überhaupt auf einem Maschinennetzwerkplan M realisiert
werden kann. Hierfür kann beispielsweise aus dem Produktsyntheseplan S zuerst eine
Stückliste aller für die Herstellung des Produktes (Operationssenke) benötigten Ausgangsprodukte
(Operationsquellen) ermittelt werden. Eine solche Stückliste kann beispielsweise derart
ermittelt werden, dass der Produktsyntheseplan S rückwärts, also beginnend mit dem
Produkt (Operationssenke) durchlaufen wird. Eine derartige Stückliste kann aber natürlich
mit dem oder zu einem Produktsyntheseplan S schon gespeichert sein. Es kann dann geprüft
werden, ob jede Operationsquelle im Produktsyntheseplan S von einem Fertigungsknoten
1 im Maschinennetzwerkplan M angeboten wird. Ist das nicht der Fall, dann kann der
Produktsyntheseplan S auf dem Maschinennetzwerkplan M nicht realisiert werden.
[0035] Da aber nicht jeder Fertigungsknoten 1 im Maschinennetzwerkplan M auf beliebige Weise
und von jedem anderen Fertigungsknoten 1 erreichbar sein muss, ist diese Prüfung üblicherweise
nicht hinreichend. Es wird daher auch geprüft, ob die Fertigungsprozessschritte aus
dem Produktsyntheseplan S auf Fertigungsknoten 1 des Maschinennetzwerkplanes M unter
Berücksichtigung der möglichen Transportwege (Kanten im Netzwerk) im Maschinennetzwerkplan
M ausgeführt werden können. Hierbei kann man die möglichen Abbildungen des Produktsyntheseplanes
S auf den Maschinennetzwerkplan M beispielsweise durchprobieren. Das kann automatisiert
und softwaregestützt z.B. mittels sogenannter bekannter und verfügbarer SMT (Satisfiability
Modulo Theories) Solver (Computerhardware und/oder Computersoftware) erfolgen. Dieser
ermittelt alle möglichen Lösungen der Verknüpfung oder stellt die Nichtausführbarkeit
der Abbildung fest. Aus den möglichen Lösungen kann dann eine als Fertigungsabfolge
F ausgewählt werden.
[0036] Eine andere Möglichkeit der Durchführung der Verknüpfung in der Verknüpfungseinheit
10 liegt darin, dass der Produktsyntheseplan S rückwärts propagiert wird. Auch hierbei
werden wieder alle möglichen Abbildungen des Produktsyntheseplanes S auf den Maschinennetzwerkplan
M ermittelt. Bei diesem Ansatz wird jeder Zwischenschritt des Produktsyntheseplan
S einzeln betrachtet. Jeder Zwischenschritt umfasst einen Operationsknoten O, der
eine Anzahl von Zwischenprodukten (stromaufwärtsliegende Produktknoten I) verarbeitet,
um ein Produkt (stromabwärtsliegender Produktknoten I) zu erzeugen. Nachdem der Produktsyntheseplan
S rückwärts durchlaufen wird, ist für jedes mit einem Operationsknoten O zu erzeugende
Produkt auch der folgende Fertigungsknoten 1 (Zielknoten) im Maschinennetzwerkplan
M bekannt, weil dieser schon im Schritt davor festgelegt wurde. Es kann nun für jeden
Operationsknoten O im Produktsyntheseplan S geprüft werden, ob die für die Durchführung
des aktuellen Prozessschrittes des Operationsknotens O zur Herstellung des Produktes
benötigten Zwischenprodukte im Maschinennetzwerk M herstellbar sind, sodass gleichzeitig
bei der Herstellung der Zielknoten im Maschinennetzwerkplan M erreichbar ist. Es wird
also geprüft, ob vom dem Operationsknoten O zugeordneten Fertigungsknoten 1 der bekannte
folgende Fertigungsknoten 1 erreicht werden kann, also beispielsweise ob es im Maschinennetzwerkplan
M eine Kante dazwischen gibt. Dabei kann es natürlich mehrere mögliche Realisierungen
geben. Bekannte Ansätze (z.B. Backtracking Algorithmen) erlauben die erschöpfende
Enumeration aller Möglichkeiten, aus denen dann eine mögliche Lösung der Verknüpfung
als Fertigungsabfolge F ausgewählt werden kann.
[0037] Grundsätzlich könnte eine beliebige Lösung aus den möglichen Lösungen der Verknüpfung
ausgewählt werden. Es kann aber auch eine nach bestimmten Optimalitätskriterien optimale
Lösung aus den möglichen Lösungen ausgewählt werden. Dazu wird ein Optimalitätskriterium
festgelegt und diejenige Lösung ausgewählt, die das Optimalitätskriterium bestmöglich
erfüllt. In der Regel wird das Optimalitätskriterium ein Wert sein und man wird das
Optimalitätskriterium mit dem minimalen oder maximalen Wert auswählen.
[0038] Für die Auswahl einer möglichen Lösung in der Verknüpfungseinheit 10 kann beispielsweise
jedem Fertigungsknoten 1 des Maschinennetzwerkplanes M ein Fertigungsaufwandswert
zugeordnet werden. Ein Fertigungsaufwandswert kann eine Zeit sein, die benötigt wird,
um einen Prozessschritt oder Transportschritt auszuführen. Ein Fertigungsaufwandswert
kann aber auch Kostenwert sein, der die Kosten für einen Prozessschritt oder Transportschritt
angibt. Der Kostenwert kann ein Geldwert sein oder auch ein abstrakter Kostenwert.
Beispielsweise könnte ein Kostenwert für die Herstellung eines Produktes an einem
manuellen Arbeitsplatz niedriger sein, als an einer Hochleistungsmaschine, die aber
dafür umgerüstet werden muss, wenn die Stückzahl gering ist. Bei hohen Stückzahlen
könnte es umgekehrt sein. Ein Fertigungsaufwandswert kann aber auch ein Energiewert
sein, der die aufzuwendende Energie, beispielsweise die elektrische Energie, für einen
Prozessschritt oder Transportschritt angibt. Ein Fertigungsaufwandswert kann auch
ein Auslastungswert eines bestimmten Transportknotens T oder Prozessknotens S sein,
beispielsweise um die Wartungsintervalle zu reduzieren oder um die Prozessknoten S
gleichmäßig auszulasten. Natürlich können auch mehrere verschiedene Fertigungsaufwandswerte
gleichzeitig betrachtet werden. Ein bestimmter Fertigungspfad F durch den Maschinennetzwerkplan
M führt damit zu einem Fertigungsaufwand als Summe der Fertigungsaufwandswerte der
beteiligten Fertigungsknoten 1. Werden verschiedene Fertigungsaufwandswerte berücksichtigt,
dann können diese in beliebiger Weise arithmetisch verknüpft werden, um einen Fertigungsaufwand
zu ermitteln. Beispielsweise könnte als Fertigungsaufwand eine gewichtete Summe der
verschiedenen Fertigungsaufwandswerte berechnet werden, wobei jedem Fertigungsaufwandswert
ein Gewicht zugeordnet oder vorgegeben wird. Dabei können verschiedene Fertigungsknoten
1 mit verschiedenen Gewichten gewichtet sein und/oder verschiedene Fertigungsaufwandswerte
eines Fertigungsknoten 1 mit verschiedenen Gewichten gewichtet sein. Es kann dann
diejenige Lösung aus den möglichen Lösungen ausgewählt werden, die den minimalen oder
maximalen Fertigungsaufwand (Optimalitätskriterium) ergibt.
[0039] Was dieses Vorgehen auszeichnet ist, dass sehr komplexe Topologien von Fertigungsanlagen
12, also sehr komplexe Maschinennetzwerkpläne M, mit komplexen und variablen Fertigungsabfolgen,
auch mit Transportwegen mit Rundläufen, Weichen oder frei wählbare Transportwegen,
und auch mit einer hohen Anzahl von Fertigungsknoten 1 beherrschbar werden. Damt löst
man sich auch vom bisher üblichen Vorgehen, dass Transportabfolgen in einer Fertigungsanlage
12 immer in einer Linie aufgebaut werden. Mit der Erfindung ist es möglich, die Fertigungsabfolge
F für die Herstellung des Produktes flexibler zu erstellen und insbesondere auch hinsichtlich
bestimmter Kriterien zu optimieren.
[0040] Die Verknüpfungseinheit 10 kann für die Verknüpfung auch Information aus der Fertigungsanlage
12 und/oder der Anlagensteuerung 11 berücksichtigen, beispielsweise eine aktuelle
Auslastung oder den Ausfall eines Prozessknotens P oder Transportknotens T.
[0041] Die Fertigungsabfolge F zur Herstellung des Produktes kann einmal erstellt werden
und kann dann mit der Anlagensteuerung 11 an der Fertigungsanlage 12 ausgeführt werden.
Es ist aber auch denkbar, die Fertigungsabfolge F, oder den noch verbleibenden Teil
davon, nach jedem Fertigungsknoten 1 im Maschinennetzwerkplan M, also nachdem der
Fertigungsprozessschritt im Fertigungsknoten 1 abgeschlossen wurde oder auch schon
während des Fertigungsprozessschrittes im Fertigungsknoten 1, wie beschrieben neu
zu ermitteln. Auf diese Weise kann in Echtzeit auf sich veränderte Zustände der beteiligten
Fertigungsknoten 1 (Prozessknoten P oder Transportknoten T) des Maschinennetzwerkplanes
M reagiert werden. Ist die Auslastung eines Fertigungsknoten 1 einer Fertigungsanlage
12 beispielsweise zu hoch, oder ist ein Fertigungsknoten 1 ausgefallen, wird dadurch
automatisch eine Umgehung gesucht, um das Produkt mit den in der Fertigungsanlage
12 verfügbaren Fertigungsknoten 1 mit einer adaptierten Fertigungsabfolge F herzustellen.
Damit kann beispielsweise ein Fertigungsknoten 1 im Störungsfall umgangen werden,
so dass es zu keinem Stillstand in der Fertigung kommt.
[0042] Mit Fig.9 wird die Verknüpfung an einem weiteren Beispiel erläutert. Es wird wieder
ein Produktsyntheseplan S wie in Fig.5 zur Herstellung einer Verpackung aus sechs
etikettierten Flaschen verwendet. Der Maschinennetzwerkplan M ist in diesem Fall aber
komplexer und umfasst parallele Fertigungsstationen. Beispielsweise sind zwei Etikettierstationen
(Prozessknoten P1, P2) vorgesehen. Beide erhalten die nicht etikettierten Flaschen
aus demselben Transportknoten T1 und Etiketten aus verschiedenen Transportknoten T2,
T3. Ebenso sind zwei Abpackstationen (Prozessknoten P3, P4) vorgesehen, die jeweils
aus einem zugeordneten Transportknoten T5, T6 leere Verpackungen erhalten. Ein Transportknoten
T4 verbindet alle Prozessknoten P1, P2, P3, P4. Ein solcher Transportknoten T4 ist
beispielsweise eine Transporteinheit in Form eines Langstatorlinearmotors mit Weichen,
die verschiedene Transportpfade des Langstatorlinearmotors verbinden. Der Transportknoten
T4 transportiert die fertige Verpackung auch zum Transportknoten T7, an dem diese
Fertigungsanlage abgeführt wird.
[0043] Durch die Verknüpfung (angedeutet mit der Verknüpfungseinheit 10) wird jedem Operationsknoten
O des Produktsyntheseplanes S ein passender Fertigungsknoten 1 aus dem Maschinennetzwerkplan
M zugeordnet. Beispielsweise wird die Operationsquelle O1, die das Einbringen der
nicht etikettierten Flasche repräsentiert, der Transportknoten T1 des Maschinennetzwerkplanes
M zugeordnet, mit dem eine nicht etikettierte Flasche zugeführt wird. Gleiches gilt
für die Operationsquelle O2 und dem Transportknoten T2 zum Zuführen einer Etikette.
Anstelle des Transportknoten T2 hätte aber auch der Transportknoten T3 ausgewählt
werden können, der dieselbe Aufgabe verrichtet. Zum Fertigungsprozessschritt des Etikettierens
kommen die zwei Prozessknoten P1, P2 in Frage, die beide diesen Fertigungsprozessschritt
ausführen können. Es kann aber nur der Prozessknoten P2 ausgewählt werden, weil der
Prozessknoten P1 vom bereits ausgewählten Transportknoten T2 nicht erreichbar ist,
da der Transportknoten T2 mit dem Prozessknoten P über keine Kante verbunden ist und
damit kein Transportweg zwischen diesen beiden Fertigungsknoten existiert. Für die
Operationsknoten O4 und O5 könnten wieder verschiedene Fertigungsknoten, nämlich die
Transportknoten T5, T6 und die Prozessknoten P3, P4 ausgewählt werden. Wenn aber der
Transportknoten T6 ausgewählt wird, dann wird vorzugsweise der Prozessknoten P4 ausgewählt,
da das den kürzesten Transportweg darstellt (was beispielsweise über einen entsprechenden
Fertigungsaufwandswert für die Transportzeit oder für den Transportweg abgebildet
werden kann). Es könnte zwar auch der Prozessknoten P3 verwendet werden, weil dieser
vom Transportknoten T6 über den Transportknoten T4 erreichbar ist, nur würde das einen
längeren Transportweg und eine längere Transportzeit bedeuten. Wird für diese beiden
Möglichkeiten ein Fertigungsaufwand ermittelt, dann wird wahrscheinlich der Prozessknoten
P4 ausgewählt werden. Das Ergebnis der Verknüpfung ist eine Fertigungsabfolge F wie
beispielsweise in Fig.10 dargestellt. Dieses Beispiel verdeutlicht, dass es für einen
Produktsyntheseplan S verschiedene Fertigungsabfolgen F im Maschinennetzwerkplan M
gegeben kann. Ebenso kann die Fertigungsabfolge F in Echtzeit verändert werden. Fällt
beispielsweise der Prozessknoten P4 aus oder ist die Auslastung des Prozessknotens
P4 zu hoch, können die Operationsknoten O4, O5 beispielsweise auf den Transportknoten
T5 und Prozessknoten P3 abgebildet werden. Das kann auch für jedes einzelne Produkt
gemacht werden, womit die Fertigung eines Produktes sehr flexibel erfolgen kann.
[0044] Die Erfindung kann aber auch zur Simulation einer Fertigungsanlage 12 genutzt werden,
beispielsweise um eine Fertigungsanlage 12 neu auszulegen, um durch Austausch von
Fertigungsknoten 1 zu optimieren, um zu prüfen, ob ein Produkt in einer bestehenden
Fertigungsanlage 12 herstellbar ist, um die Kosten der Herstellung eines Produktes
in einer Fertigungsanlage 12 zu ermitteln usw. Auch für die Simulation ist nur ein
Maschinennetzwerkplan M und ein Produktsyntheseplan S erforderlich. Die ermittelte
Fertigungsabfolge F wird hierbei nicht an der realen Fertigungsanlage 12 ausgeführt
und ein reales Produkt erzeugt, sondern ein fiktives. Alternativ könnte die Fertigungsanlage
ebenso simuliert sein (sogenannter Digital Twin) und die ermittelte Fertigungsabfolge
F an der simulierten Fertigungsanlage ausgeführt werden. Die an der Herstellung des
Produktes beteiligten Fertigungsknoten 1 werden hierzu in der Simulation durch geeignete
mathematische Simulationsmodelle abgebildet, die das reale Verhalten der Fertigungsknoten
1 nachbilden.
[0045] Die Simulation kann daher zur Herstellung eines fiktiven Produktes in einer fiktiven,
simulierten Fertigungsanlage genutzt werden. Der Ablauf ist dabei der gleiche wie
bei der Herstellung eines realen Produktes in einer realen Fertigungsanlage.
1. Verfahren zur Herstellung eines Produktes in einer Fertigungsanlage (12), wobei das
Produkt in der Fertigungsanlage (12) in einer Anzahl von Fertigungsstationen, gefertigt
wird und zwischen aufeinander folgenden Fertigungsstationen mit Transporteinheiten
bewegt wird, dadurch gekennzeichnet, dass die Fertigungsanlage (12) mit einem Maschinennetzwerkplan (M) modelliert wird, wobei
der Maschinennetzwerkplan (M) die Fertigungsanlage (12) als Netzwerk von Fertigungsknoten
(1) modelliert und ein Fertigungsknoten (1) eine Fertigungsstation zum Durchführen
eines Fertigungsprozessschrittes und/oder eine Transporteinheit zum Bewegen des Produktes
darstellt und Fertigungsknoten (1) im Maschinennetzwerkplan (M) durch Kanten verbunden
sind, dass das herzustellende Produkt mit einem Produktsyntheseplan (S) modelliert wird, wobei
der Produktsyntheseplan (S) den hierarchischen Aufbau des Produktes in Form eines
Baumes von Produktsyntheseknoten (2) modelliert und ein Produktsyntheseknoten (2)
einen Operationsknoten (O) oder einen Produktknoten (I) darstellt, wobei an einem
Operationsknoten (O) das Produkt durch einen Fertigungsprozessschritt verändert wird,
und Produktsyntheseknoten (2) im Produktsyntheseplan (S) durch Kanten verbunden sind,
dass der Maschinennetzwerkplan (M) und der Produktsyntheseplan (S) softwarebasiert miteinander
zu einer Fertigungsabfolge (F) verknüpft werden, indem für jeden Operationsknoten
(O) des Produktsyntheseplanes (S) ein Fertigungsknoten (1) des Maschinennetzwerkplanes
(M) ausgewählt wird, der den am jeweiligen Operationsknoten (O) durchzuführenden Fertigungsprozessschritt
ausführt, wobei jeder Fertigungsknoten (1) der Fertigungsabfolge (F) mit zumindest
einer Kante mit zumindest einem weiteren Fertigungsknoten (1) verbunden ist, und dass die Fertigungsabfolge (F) mit einer Anlagensteuerung (11) zur Herstellung des Produktes
an der Fertigungsanlage (12) ausgeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass softwarebasiert alle möglichen Abbildungen des Produktsyntheseplanes (S) auf den
Maschinennetzwerkplan (M) ermittelt werden und eine mögliche Abbildung als Fertigungsabfolge
(F) ausgewählt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass für eine Fertigungsabfolge (F) ein Optimalitätskriterium definiert wird und diejenige
Fertigungsabfolge (F) ausgewählt wird, die das Optimalitätskriterium bestmöglich erfüllt.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass jedem Fertigungsknoten (1) des Maschinennetzwerkplanes (M) ein Fertigungsaufwandswert
zugeordnet wird und als Optimalitätskriterium ein Fertigungsaufwand als Summe der
Fertigungsaufwandswerte der an der Fertigungsabfolge (F) beteiligten Fertigungsknoten
(1) ermittelt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Fertigungsaufwandwert eine Zeit oder eine definierter Kostenwert ist.
6. Verfahren nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, dass als Fertigungsaufwand eine gewichtete Summe der Fertigungsaufwandswerte der Fertigungsknoten
(1) der Fertigungsabfolge (F) ermittelt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass während oder nach der Durchführung eines Fertigungsprozessschrittes an einem Fertigungsknoten
(1) der Fertigungsabfolge (F) die Fertigungsabfolge (F) für das Produkt durch erneutes
Verknüpfen des Produktsyntheseplanes (S) und Maschinennetzwerkplanes (M) neu ermittelt
wird und die weitere Herstellung des Produktes mit der neuen Fertigungsabfolge (F)
durchgeführt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass während oder nach der Durchführung eines Fertigungsprozessschrittes an jedem Fertigungsknoten
(1) der Fertigungsabfolge (F) die Fertigungsabfolge (F) für das Produkt neu ermittelt
wird.
9. Fertigungsanlage zur Herstellung eines Produktes, wobei eine Anlagensteuerung (11)
vorgesehen ist, die eine Anzahl von Fertigungsstationen und Transporteinheiten der
Fertigungsanlage (12) zur Herstellung des Produktes steuert, dadurch gekennzeichnet, dass die Fertigungsanlage (12) mit einem Maschinennetzwerkplan (M) modelliert ist, wobei
der Maschinennetzwerkplan (M) die Fertigungsanlage (12) als Netzwerk von Fertigungsknoten
(1) modelliert und ein Fertigungsknoten (1) eine Fertigungsstation zum Durchführen
eines Fertigungsprozessschrittes und/oder eine Transporteinheit zum Bewegen des Produktes
ist und Fertigungsknoten (1) im Maschinennetzwerkplan (M) durch Kanten verbunden sind,
dass das herzustellende Produkt mit einem Produktsyntheseplan (S) modelliert ist, wobei
der Produktsyntheseplan (S) den hierarchischen Aufbau des Produktes in Form eines
Baumes von Produktsyntheseknoten (2) modelliert und ein Produktsyntheseknoten (2)
ein Operationsknoten (O) oder ein Produktknoten (I) ist, wobei an einem Operationsknoten
(O) das Produkt durch einen Fertigungsprozessschritt veränderbar ist, und Produktsyntheseknoten
(2) im Produktsyntheseplan (S) durch Kanten verbunden sind, dass eine Verknüpfungseinheit (10) vorgesehen ist, die den Maschinennetzwerkplan (M) und
den Produktsyntheseplan (S) softwarebasiert miteinander zu einer Fertigungsabfolge
(F) verknüpft, indem die Verknüpfungseinheit (10) für jeden Operationsknoten (O) des
Produktsyntheseplanes (S) einen Fertigungsknoten (1) des Maschinennetzwerkplanes (M)
auswählt, der den am jeweiligen Operationsknoten (O) durchzuführenden Fertigungsprozessschritt
ausführt, wobei jeder Fertigungsknoten (1) der Fertigungsabfolge (F) mit zumindest
einer Kante mit zumindest einem weiteren Fertigungsknoten (1) verbunden ist, und dass die Anlagensteuerung (11) die Fertigungsanlage (12) ansteuert, um die Fertigungsabfolge
(F) zur Herstellung des Produktes an der Fertigungsanlage (12) auszuführen.