[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung und ein Verfahren zur Erfassung von geometrischen
Daten eines aus zwei Schienen gebildeten Gleises mit einem auf dem Gleis verfahrbaren
Rahmengestell.
[0002] Werkstätten, in denen Schienenfahrzeuge neu hergestellt oder instandgehalten werden,
verfügen oftmals über sogenannte "Meßgleise", auf denen die Schienenfahrzeuge vermessen
werden. Im Unterschied zu den Streckengleisen, auf denen die Schienenfahrzeuge im
produktiven Betrieb verkehren, sind solche Meßgleise als Prüfmittel eingestuft und
unterliegen somit erhöhten Anforderungen hinsichtlich ihrer geometrischen Merkmale,
wie z.B. Ebenheit, Geradheit, Parallelität und Spurweite. Zur zuverlässigen Einhaltung
der geforderten geringen Toleranzen müssen Meßgleise deshalb regelmäßig meßtechnisch
überprüft und kalibriert werden. Dies ist bei Anwendung gebräuchlicher Meßtechnik
zeit- und arbeitsintensiv. So muß zur Überprüfung der Ebenheitsabweichungen beispielsweise
die Höhenlage jeder Schiene im Bereich jeder Schienenbefestigung (d.h. in einem Abstand
von circa 0,6 m - 0,9 m entlang der Schiene) mit einem Nivelliergerät erfasst werden.
Zur Durchführung einer solchen Messung werden 2 Personen benötigt. Hieran schließen
sich Messungen mit Spurweitenmeßgeräten sowie Koordinatenmeßgeräten zur Erfassung
von Geradheit und Parallelität beider Schienen an.
Aus dem Stand der Technik sind zwar zahlreiche Vorrichtungen für die Vermessung der
verschiedenen geometrischen Parameter eines Gleises bekannt, welche zum Ziel haben,
eine Mehrzahl unterschiedlicher Parameter unter Anwendung von nur einer einzigen Vorrichtung
meßbar zu machen und auf diese Weise die Meßvorgänge zu vereinfachen und zu beschleunigen.
So offenbaren beispielsweise
DD 265 189 A1 und
DE 20 2014 004 017 U1 auf dem Gleis verfahrbare Rahmengestelle, welche eine Mehrzahl von Sensoren oder
Fühler zur Messung verschiedener geometrischer Merkmale eines Gleises (wie z.B. Pfeilhöhe,
Spurweite sowie Quer- und Längsneigungen) tragen. Allerdings erreichen diese Vorrichtungen
nicht die für die Vermessung von Meßgleisen geforderten Meßgenauigkeiten und sind
deshalb nur für die meßtechnische Überprüfung herkömmlicher Streckengleise geeignet.
Dasselbe gilt für das aus
DE 1 950 807 A bekannte Verfahren zum Nivellieren eines Gleises, bei dem mittels eines Messwagens,
der als ein auf dem Gleis verfahrbares Rahmengestell ausgeführt ist, eine Bezugsgerade
zwischen dem Messwagen und einer Gleisstopf-Nivelliermaschine bzw. einem weiteren
zwischen Messwagen und Gleisstopf-Nivelliermaschine angeordneten Vorwagen aufgespannt
wird, welche zur Korrektur der Höhenlage einer Gleisschwelle am Ort der Gleisstopf-Nivelliermaschine
nutzbar ist. Hierzu ist auf dem Messwagen ein Messstab aufgestellt, mit dem die Höhenabweichungen
der Gleisschwelle relativ zur Bezugsgerade bestimmbar sind.
[0003] Zur Vereinfachung der arbeits- und zeitaufwändigen Vermessungsarbeiten an den vorgenannten
"Meßgleisen" wurde deshalb die Anwendung von Lasertrackern in Erwägung gezogen, mittels
denen die räumlichen Koordinaten von entlang des Meßgleises angeordneten Meßpunkten
bzw. Reflektorelementen erfassbar sind. Ein möglicher Ansatz zur Vereinfachung und
Beschleunigung der Meßvorgänge ist deshalb die Verwendung eines Lasertrackers mit
integrierter Nivellierung. Allerdings hat sich in der Praxis herausgestellt, daß diese
bei Meßbereichslängen von mindestens 30 Metern, wie sie bei der Überprüfung und Kalibrierung
eines Meßgleises typischerweise zu realisieren sind, die in den Normen vorgeschriebene
maximal zulässige Meßunsicherheit nicht einhalten. Zudem wirken sich Änderungen in
der Umgebungstemperatur, wie sie in der betrieblichen Umgebung von Meßgleisen auch
während des Meß- und Kalibrierungsvorgangs nicht verhindert werden können, sehr negativ
auf die Stabilität des Objektkoordinatensystems aus (sog. "Gerätedrift"). Somit hat
sich der Einsatz von Lasertrackern mit integrierter Nivellierung für die Kalibrierung
von Meßgleisen als nicht tauglich erwiesen. Ein wesentlicher Nachteil besteht auch
darin, dass es weder Normen noch ein Normal zur Kalibrierung von Lasertrackern gibt.
Somit ist eine mittels eines Lasertrackers durchgeführte nivellierte Messung nicht
rückführbar. Die Eignung eines Meßgleises zur Durchführung von Konformitätsbewertungen
setzt jedoch zwingend voraus, dass die Korrektheit der mittels dieses Meßgleises ermittelten
Meßergebnisse sichergestellt ist. Somit ist die Verwendung eines Lasertrackers für
Messungen, auf denen spätere Konformitätsbewertungen basieren, gemäß Stand der Technik
ausgeschlossen.
[0004] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung und ein Verfahren
zur Erfassung von geometrischen Daten eines aus zwei Schienen gebildeten Gleises mit
einem auf dem Gleis verfahrbaren Rahmengestell bereitzustellen, welche eine Vereinfachung
und Beschleunigung der Kalibrierung von Meßgleisen für Schienenfahrzeuge ermöglichen.
Insbesondere soll die Verwendung von Lasertrackern für die Erfassung von geometrischen
Daten eines Meßgleises ermöglicht werden.
[0005] Dies wird erfindungsgemäß in vorrichtungsorientierter Weise dadurch gelöst, daß die
Vorrichtung einen ersten und einen zweiten, jeweils am Rahmengestell gehaltenen Meßmittel-Träger
sowie Mittel zur Ausrichtung mindestens eines der beiden Meßmittel-Träger in Bezug
auf eine der beiden Schienen umfasst, wobei jeder Meßmittel-Träger eine Konsole aufweist,
welche eine erste lösbare Aufnahmevorrichtung für eine Nivellierlatte sowie eine zweite
lösbare Aufnahmevorrichtung für ein zur Reflexion eines Laserstrahls eingerichtetes
Reflektorelement aufweist. Eine solche Nivellierlatte und ein solches Reflektorelement
bilden die Zielmarken zweier unterschiedlicher Meßsysteme aus, mittels denen - in
an sich bekannter Weise - geometrische Meßwerte bzw. Koordinaten am jeweiligen von
der Zielmarke eingenommenen Ort ermittelbar sind. Somit stellen sowohl Nivellierlatte
als auch Reflektorelement ein Meßmittel im Sinne der vorliegenden Erfindung dar. Die
Erfindung ermöglicht die Integration beider - an sich bekannter - Meßverfahren auf
einer gemeinsamen Konsole derselben Meßvorrichtung, so dass das zu kalibrierende Meßgleis
in einfacher Weise mittels beider Verfahren vermessbar ist, ohne dass hierfür Umbauten
an der Meßvorrichtung notwendig wären. Unter einer lösbaren Aufnahmevorrichtung ist
im Kontext dieser Erfindung jede Aufnahmevorrichtung zu verstehen, bei der das Meßmittel
mittels einfacher Handhabungsmittel auf der Konsole bzw. dem Meßmittel-Träger montierbar
oder demontierbar ist. Die Erfindung ermöglicht auf diese Weise die Korrelation eines
ersten rückführbaren Meßsystems, basierend auf der Verwendung einer Nivellierlatte,
mit einem zweiten, für sich genommen nicht-rückführbaren Meßsystem, basierend auf
der Verwendung eines Lasertrackers, und ermöglicht somit durch die Korrelation beider
Meßsysteme eine rückführbare Messung unter Verwendung eines Lasertrackers. Die erste
Aufnahmevorrichtung für die Nivellierlatte ist bevorzugt als eine im Wesentlichen
horizontale Aufstandsfläche ausgebildet, während die zweite Aufnahmevorrichtung für
das Reflektorelement gemäß einer bevorzugten Ausführungsvariante in Form einer kugelförmigen
bzw. konkaven Eintiefung bzw. Ausnehmung ausgeführt ist, welche zur Aufnahme eines
ebenfalls kugelförmigen Reflektorelements eingerichtet ist. Auf diese Weise wird ein
Meßmittel-Träger mit einer gemeinsamen Bezugs-Basis für zwei unterschiedliche Meßsysteme
bereit gestellt, welcher die Integration beider Meßsysteme, nämlich das Meßsystem
des Lasertrackers und das Meßsystem des Nivelliers, in eine gemeinsame gattungsgemäße
Vorrichtung zur Erfassung der geometrischen Daten des Meßgleises ermöglicht, so dass
eventuelle fehlerbehaftete Meßwerte des ersten Meßsystems (Lasertracker) mittels der
Meßdaten des zweiten Meßsystems (Nivellier) korrelierbar und somit einer Korrektur
unterziehbar sind. Zudem ermöglicht eine solche Integration der Zielmarken beider
Meßsysteme auf einer gemeinsamen Konsole des selben Meßmittel-Trägers eine Beschleunigung
und Vereinfachung der Datenerfassung als solcher, da die Zielmarken zügig und einfach
mittels des auf den Schienen verfahrbaren Rahmengestells über das Meßgleis bewegbar
sind. Auf diese Weise ermöglicht die Erfindung eine quasikontinuierliche Messung,
mit der sich ohne Ausweitung des zeitlichen und personellen Aufwandes eine deutlich
höhere Meßpunktdichte und somit auch ein deutlich höher Informationsgehalt realisieren
läßt, als bei Anwendung herkömmlicher Meßverfahren. Zudem ermöglichen die mit einer
erfindungsgemäßen Vorrichtung ermittelten Meßdaten die Auswertung zusätzlicher aus
den Meßdaten abgeleiteter Merkmale, wie z.B. die Verwindung des Gleises, für Radaufstandslängen
von nahezu beliebiger Länge.
[0006] Zudem weist mindestens einer der beiden Meßmittel-Träger Mittel zu dessen Ausrichtung
in Bezug auf eine der beiden Schienen des Meßgleises auf. Die erfindungsgemäße Vorrichtung
kann hierbei gemäß einer ersten Ausführungsvariante derart ausgeführt sein, daß beide
Meßmittel-Träger unabhängig voneinander relativ zum Rahmengestell verschiebbar und
auf jeweils eine der beiden Schienen ausrichtbar sind. Gemäß einer zweiten und besonders
bevorzugten Ausführungsvariante ist jedoch vorgesehen, daß der erste Meßmittel-Träger
derart am Rahmengestell gehalten ist, daß er beim bestimmungsgemäßen Gebrauch der
Vorrichtung (d.h. bei korrektem Aufsetzen des Rahmengestells auf die Schienen des
Meßgleises) direkt auf eine erste Schiene des Meßgleises gerichtet ist. Somit ist
es ausreichend, das Ausrichtungs-Mittel nur für den zweiten Meßmittel-Träger vorzusehen.
In beiden Ausführungsvarianten sind das bzw. die Ausrichtungs-Mittel derart ausgebildet,
daß eine Ausrichtung des Meßmittel-Trägers entlang einer ersten Richtung erfolgt,
welche sich rechtwinklig zu den Längsachsen beider Schienen erstreckt, sowie entlang
einer zweiten Richtung, welche hierzu rechtwinklig und lotrecht auf die Lauffläche
bzw. Oberfläche des Schienenkopfes der ersten und / oder zweiten Schiene gerichtet
ist.
Zur Messung mittels des Nivelliersystems ist ein Nivelliergerät vorgesehen, welches
in bekannter Weise in einem vorgegebenen Abstand zur erfindungsgemäßen Vorrichtung
auf die zu messende Schiene aufgesetzt und auf die Nivellierlatte ausgerichtet wird.
Das Nivelliergerät stellt somit - für sich genommen - keinen Bestandteil der hier
beanspruchten Erfindung dar. Zur Messung mittels des Lasertrackers ist zudem ein im
räumlichen Nahfeld zum Meßgleis positionierter Lasertracker vorgesehen, welcher für
sich genommen ebenfalls bekannt und kein Bestandteil der Erfindung ist.
[0007] Gemäß einer ersten bevorzugten Ausführungsform des erfinderischen Grundkonzepts ist
die Konsole zur wechselweisen Aufnahme von Nivellierlatte und Reflektorelement eingerichtet.
Dies bedeutet, daß die Konsole entweder eine Nivellierlatte oder ein Reflektorelement
trägt. Dies hat den Vorteil, daß die Konsole geringere Abmessungen aufweist. Allerdings
ist zur Durchführung der Kalibrierung ein Umbau der Meßmittel auf der Konsole, d.h.
ein Austauschen der Nivellierlatte gegen ein Reflektorelement (bzw. umgekehrt), erforderlich.
Gemäß einer hierzu alternativen zweiten Ausführungsform ist deshalb eine parallele
bzw. gleichzeitige Anordnung beider Meßmittel auf derselben Konsole vorgesehen, wodurch
ein solcher Wechsel vermeidbar ist.
[0008] Gemäß einer besonders bevorzugten Weiterentwicklung der erfinderischen Grundidee
weist jeder Meßmittel-Träger eine Anordnung von Meßelementen auf, umfassend mindestens
ein erstes gegen die Lauffläche des Schienenkopfes einer Schiene anstellbares Meßelement
sowie ein zweites seitlich an die Innenseite des Schienenkopfes derselben Schiene
anstellbares Meßelement. Die Anstellbewegung des ersten Meßelements erfolgt im Wesentlichen
in einer vertikalen Richtung von oben gegen die Lauffläche bzw. Oberfläche des Schienenkopfes.
Die Anstellbewegung des zweiten Meßelements erfolgt im Wesentlichen in einer horizontalen
und zur Längserstreckung der Schiene rechtwinkligen Richtung. Die Anstellbewegungen
dienen zur Herstellung eines Berührkontakts der Meßelemente mit dem Schienenkopf der
jeweiligen zu prüfenden Schiene des Meßgleises. Auf diese Weise wird nicht nur eine
Art "mechanischer Anschlag" für die korrekte Ausrichtung des Meßmittel-Trägers in
Bezug auf die jeweilige Schiene realisiert, sondern es ist auch durch Auswerten des
relativen Abstandes beider Meßmittel-Träger bzw. deren Meßelement nach Abschluß der
horizontalen Anstellbewegung eine zusätzliche meßtechnische Erfassung der Spurweite
des Meßgleises möglich. Die Anstellbarkeit des ersten Meßelements in vertikaler Richtung
erlaubt die Messung von Höhenmaßen der Schienen, welche beispielsweise zur Ermittlung
der Verwindung des Meßgleises auswertbar sind.
In bevorzugter Weise sind hierbei die Meßelemente als Meßrollen ausgeführt. Diese
sind derart gelagert, daß sie während einer Verfahrbewegung des Rahmengestells auf
der Schiene abrollen und somit eine ruckfreie und erschütterungsfreie Verfahrbewegung
unterstützen. Hierzu alternativ ist auch eine Ausführung der Meßelemente in Form von
Kugeln oder als Gleitstücke mit einer an die jeweilige Kontur des Schienenkopfs im
Bereich des Berührkontakts angepassten Gleitfläche möglich.
[0009] In erfindungsgemäßer Weise umfassen die Mittel zur Ausrichtung des mindestens einen
Meßmittel-Trägers ein in einer ersten zur Längsrichtung des Gleises senkrechten Richtung
längenverstellbares Zentralelement des Rahmengestells sowie eine hierzu rechtwinklige
Vertikalführung an einer Stirnseite dieses Zentralelements.
Mittels der Längenverstellbarkeit des Zentralelements ist der relative Abstand des
zweiten Meßmittel-Trägers in Bezug auf den ersten Meßmittel-Träger veränderbar. Insbesondere
kann der zweite Meßmittel-Träger auf eine Position vertikal oberhalb der zweiten Schiene
des zu messenden Gleises eingestellt werden, sofern die Position des ersten Meßmittel-Trägers
in Bezug auf die erste Schiene desselben Gleises fixiert ist. Hierbei ist das Zentralelement
in bevorzugter Weise teleskopierbar ausgeführt, beispielsweise in Form eines in einer
Außenhülse linear geführten und gegen eine Federkraft bewegbaren Innenrohres.
[0010] Mittels der Vertikalführung an der Stirnseite des Zentralelements sind der bzw. beide
Meßmittel-Träger in vertikaler Richtung gegen die Oberfläche des Schienenkopfes anstellbar
bzw. annäherbar.
[0011] In hierbei bevorzugter Weise ist das Rahmengestell aus einem Zentralelement gebildet,
das an seiner zu einer ersten Schiene des Gleises orientierten Stirnseite eine erste
Anordnung von Stützelementen zur Ausbildung eines ersten Aufstandspunktes auf der
ersten Schiene aufweist sowie an seiner hierzu distal entgegengesetzten zweiten Stirnseite
zwei im Wesentlichen in zueinander entgegengesetzter Richtung vom zentralen Längsträger
abstehende Stützarme mit Stützelementen zur Ausbildung eines zweiten und dritten Aufstandspunktes
auf der zweiten Schiene des Gleises aufweist. Auf diese Weise ist das Rahmengestell
in unverkippbarer Weise in einer Dreipunkt-Lagerung auf den beiden Schienen des zu
vermessenden Gleises gelagert. Mittels der vorgenannten Vertikalführung an der Stirnseite
des Zentralelementes kann der vertikale Abstand des zweiten Meßmittel-Trägers in Bezug
auf den Schienenkopf der zweiten Schiene variiert bzw. eingestellt werden, so daß
im Zusammenwirken mit den beiden Stützarmen keine statische Überbestimmtheit eintritt.
In besonders bevorzugter Weise sind die Stützelemente als Stützrollen ausgeführt.
Analog wie die oben genannten Meßrollen sind auch diese Stützrollen derart gelagert,
daß sie während einer Verfahrbewegung des Rahmengestells auf der Schiene abrollen
und somit eine ruckfreie und erschütterungsfreie Verfahrbewegung unterstützen. Hierzu
alternativ ist auch eine Ausführung der Stützelemente in Form von Kugeln oder als
Gleitstücke mit einer an die jeweilige Kontur des Schienenkopfs im Bereich des Berührkontakts
angepassten Gleitfläche möglich.
[0012] Hierbei ist von besonderem Vorteil, wenn der Öffnungswinkel zwischen dem mindestens
einen Stützarm und dem Zentralelement justierbar ist. Hierzu verfügt jeder Stützarm
über eine Justierstange, deren Länge mittels einer Rändelschraube verstellbar ist
und deren längenverstellbares Ende an einer den Stützarm führenden Führungsstange
angelenkt ist. Durch eine solche Einstellbarkeit des Öffnungswinkels kann insbesondere
eine statische Überbestimmung zwischen den am Schienenkopf in horizontaler Richtung
anstellbaren Stützelementen und dem am selben Schienenkopf in ebenfalls horizontaler
Richtung anstellbaren Meßelement vermieden werden, in dem bei Anliegen des Meßelementes
gegen den Schienenkopf die Öffnungswinkel beider Stützarme derart reduziert werden,
dass die Stützelemente ein geringes Maß an horizontalem Spiel in Bezug auf den Schienenkopf
aufweisen. Auf diese Weise werden ein Schwergang bzw. Verklemmen der Vorrichtung während
des Verfahrens über das Meßgleis mit gegen die Schienenköpfe in horizontaler Richtung
anliegenden Meßelementen vermieden.
[0013] Die Erfindung betrifft ferner auch ein Verfahren zur Erfassung von geometrischen
Daten eines aus zwei Schienen gebildeten Gleises mittels einer Vorrichtung gemäß einem
der vorgenannten Merkmale, wobei
▪ in einem ersten Verfahrensschritt die Vorrichtung mit einer auf einer ersten lösbaren
Aufnahmevorrichtung der Konsole des ersten und / oder zweiten Meßmittel-Trägers aufgesetzten
Nivellierlatte entlang einer Meßstrecke über das Gleis bewegt wird, wobei der erste
und / oder zweite Meßmittel-Träger derart in Bezug auf eine der beiden Schienen ausgerichtet
ist, daß die mindestens eine Konsole vertikal oberhalb des Schienenkopfs angeordnet
ist, sowie mittels eines die Nivellierlatte anvisierenden Nivelliergeräts eine erste
Menge von Höhenstützstellen an diskreten Positionen entlang der Meßstrecke ermittelt
wird,
▪ in einem zweiten Verfahrensschritt die Vorrichtung mit einem auf einer zweiten lösbaren
Aufnahmevorrichtung der Konsole desselben Meßmittel-Trägers aufgesetzten Reflektorelement
entlang derselben Meßstrecke über das Gleis bewegt wird und mittels eines auf das
Reflektorelement gerichteten Lasertrackers eine zweite Menge von Meßpunkten an denselben
Positionen der Meßstrecke ermittelt wird,
▪ sowie in einem dritten Verfahrensschritt für jede Position entlang der Meßstrecke
die Meßpunkte der zweiten Menge mit den Höhenstützstellen der ersten Menge korreliert
werden.
[0014] Da bei der Messung mit einem Lasertracker die Reduzierung der benötigten Meßzeiten
von großer Bedeutung für die Stabilisierung des Meßsystems gegenüber Umwelteinflüssen
ist, hat es sich als sehr sinnvoll herausgestellt, die Messung aufzuteilen in einen
ersten Meßdurchgang, bei dem die mit einer Nivellierlatte ausgestattete erfindungsgemäße
Vorrichtung im Einzelpunkt-Verfahren zur Erfassung von geometrischen Daten über das
Meßgleis bewegt wird, sowie in einen zweiten Meßdurchgang, bei dem die mit einem Reflektorelement
ausgestattete erfindungsgemäße Vorrichtung in einem kontinuierlichen Messverfahren
zur Erfassung von geometrischen Daten über das Meßgleis bewegt wird. Unter einer "Einzelpunktmessung"
wird in diesem Zusammenhang verstanden, daß die erfindungsgemäße Vorrichtung während
der Fahrbewegung auf dem Meßgleis an einzelnen als Stützstellen geeigneten Einzel-Meßpunkten
- beispielsweise an jedem Ort einer Schienenbefestigung - angehalten und dort jeweils
die Messung mittels des Nivelliergeräts durchgeführt wird. Hiervon zu unterscheiden
ist das kontinuierliche Meßverfahren, bei dem die Meßpunkte durch Reflektion des vom
Lasertracker ausgesandten Laserstrahls am Reflektorelement während einer kontinuierlichen
Bewegung der erfindungsgemäßen Vorrichtung über das Meßgleis erzeugt werden.
[0015] Die Korrelation der in beiden Meßdurchgängen ermittelten geometrischen Daten erfolgt
dann in einem dritten Verfahrensschritt.
[0016] Die vorliegende Erfindung wird nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispiels und
dazugehöriger Zeichnung näher erläutert. Es zeigen
Figur 1: perspektivische Ansicht einer erfindungsgemäßen Vorrichtung
Figur 2: Darstellung des Details "A" des zweiten Meßmittel-Trägers
[0017] Das Rahmengestell der in Figur 1 dargestellten erfindungsgemäßen Vorrichtung umfasst
ein Zentralelement (10), welches aus einer Außenhülse und einem in dieser Außenhülse
linear gegen eine Federkraft geführtes bzw. bewegbares Innenrohr aufgebaut. An den
beiden distalen Stirnseiten von Außenhülse bzw. Innenrohr sind jeweils ein erster
bzw. zweiter Meßmittel-Träger (3, 4) angebracht. Während der erste Meßmittel-Träger
(3) starr (d.h. in nicht verstellbarer Weise) an der Stirnseite der Außenhülse des
Zentralelements (10) angebracht ist, ist der zweite Meßmittel-Träger (4) über eine
in vertikaler Richtung verstellbare Linearführung an der Stirnseite des Innenrohr
des Zentralelements (10) angebracht. Beide Meßmittel-Träger (3, 4) umfassen zum einen
jeweils eine in etwa horizontal ausgerichtete Konsole (5), welche jeweils eine erste
lösbaren Aufnahmevorrichtung (51) in Form einer ebenen Aufstandsfläche zum Aufstellen
einer Nivellierlatte (6) sowie eine zweite lösbare Aufnahmevorrichtung (52) in Form
einer konkaven Eintiefung zur Aufnahme eines kugelförmiges Reflektorelements zur Reflexion
eines von einem Lasertracker ausgesendeten Laserstrahls aufweist. Zum anderen umfassen
beide Meßmittel-Träger (3, 4) jeweils eine Anordnung von zwei zueinander rechtwinklig
ausgerichteten Meßrollen (8, 9), wobei die erste Meßrolle (8) zur Anlage in vertikaler
Richtung gegen die Lauffläche bzw. Oberfläche des Schienenkopfs einer zu vermessenden
Schiene eingerichtet und die zweite Meßrolle (9) zur Anlage in horizontaler Richtung
gegen die in Bezug auf das Gleis innenliegende Fahrkante desselben Schienenkopfs eingerichtet
sind. Während der erste Meßmittel-Träger (3) an der ersten Stirnseite des Rahmengestells
starr (d.h. in Bezug auf das Zentralelement nicht verschiebbar bzw. verlagerbar) ausgeführt
ist, ist der hierzu gegenüberliegende Meßmittel-Träger (4) an der zweiten Stirnseite
des Rahmengestells in Bezug auf dieses verstellbar ausgeführt. Die hierzu vorgesehenen
Mittel zur Ausrichtung des zweiten Meßmittel-Trägers (und damit auch der zweiten Anordnung
von Meßrollen) in vertikaler Richtung umfassen die vorgenannte Vertikalführung, sowie
in horizontaler Richtung die lineare Verschiebbarkeit des Innenrohrs in der Außenhülse
des Zentralelements. Die Konsolen (5) beider Meßmittel-Träger sind derart angeordnet,
dass ihre zur Aufnahme der Nivellierlatte bzw. des Reflektorelements vorgesehenen
ersten und zweiten Aufnahmevorrichtungen (51, 52) vertikal oberhalb der tiefer liegenden
ersten Meßrolle (8) ausgerichtet sind. Details zum Aufbau des Meßmittel-Trägers und
dessen Vertikalführung sind in Figur 2 (= Detail "A") dargestellt.
[0018] Das Zentralelement (10) des Rahmengestells umfasst des weiteren an der Stirnseite
des Innenrohrs zwei in Bezug auf das Innenrohr unter Ausbildung jeweils eines Öffnungswinkels
(α) ausklappbare Stützarme (12), an deren außenliegenden Enden jeweils ein Paar von
Stützrollen (14, 15) angeordnet ist, welche zur vertikalen und horizontalen Anlage
gegen den Schienenkopf der zu vermessenden Schiene eingerichtet sind. Jeder Stützarm
(12) ist zur Erhöhung der Stabilität mittels einer Führungsstange (16) und einem Schlitten
am Innenrohr linear geführt. Mittels einer Justierstange (17), deren Länge mittels
einer Rändelmutter o.ä. verstellbar ist und die mit ihrem längenveränderlichen Ende
an der Führungsstange (16) angelenkt ist, kann der Öffnungswinkel (α) jedes Stützarms
(12) in Bezug auf das Zentralelement (10) feinjustiert werden. Bei bestimmungsgemäßem
Gebrauch der erfindungsgemäßen Vorrichtung ist diese somit mit ihrem ersten starr
am Rahmengestell angeordneten Meßmittel-Träger (3) auf einer ersten Schiene (1) eines
zu vermessenden Gleises auf- und angelegt und mit beiden Stützarmen (12, 13) auf der
hierzu gegenüberliegenden zweiten Schiene (2) desselben Gleises abstützbar. Der zweite
Meßmittel-Träger (4) ist mittels des Vertikalschlittens und des horizontal gegen die
Außenhülse verstellbaren Innenrohres sowohl in vertikaler als auch in horizontaler
Richtung gegen die Lauffläche bzw. die Fahrkante des Schienenkopfs der zweiten Schiene
anstellbar. Zur Vermeidung einer statischen Überbestimmung bei einem solchermaßen
gegen die zweite Schiene angestellten Meßmittel-Trägers (4) bzw. dessen Meßrollen
(8, 9) ist der Öffnungswinkel (α) beider Stützarme (12) individuell jeweils mittels
der Justierstange (17) verstellbar, insbesondere reduzierbar.
Bezugszeichenliste:
[0019]
- 1, 2
- Schienen
- 3, 4
- Meßmittel-Träger
- 5
- Konsole
- 51
- Aufnahmevorrichtung für Nivellierlatte
- 52
- Aufnahmevorrichtung für Reflektorelement
- 6
- Nivelierlatte
- 7
- Reflektorelement
- 8
- erste Meßrolle
- 9
- zweite Meßrolle
- 10
- Zentralelement des Rahmengestells
- 11
- Vertikalführung
- 12
- Stützarm
- 14, 15
- Stützrollen
- 16
- Führungsstange
- 17
- Justierstange
- L
- Längsrichtung des Gleises
- α
- Öffnungswinkel
1. Vorrichtung zur Erfassung von geometrischen Daten eines aus zwei Schienen (1, 2) gebildeten
Gleises mit einem auf dem Gleis verfahrbaren Rahmengestell,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Vorrichtung einen ersten und einen zweiten, jeweils am Rahmengestell gehaltenen
Meßmittel-Träger (3, 4) sowie Mittel zur Ausrichtung mindestens eines der beiden Meßmittel-Träger
in Bezug auf eine der beiden Schienen (1,2) umfasst, wobei jeder Meßmittel-Träger
(3, 4) eine Konsole (5) aufweist, welche eine erste lösbare Aufnahmevorrichtung (51)
für eine Nivellierlatte (6) sowie eine zweite lösbare Aufnahmevorrichtung (52) für
ein zur Reflexion eines Laserstrahls eingerichtetes Reflektorelement (7) aufweist.
2. Vorrichtung zur Erfassung von geometrischen Daten eines aus zwei Schienen gebildeten
Gleises nach Patentanspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass jeder Meßmittel-Träger (3, 4) eine Anordnung von Meßelementen aufweist, umfassend
mindestens ein erstes gegen die Lauffläche des Schienenkopfes einer Schiene anstellbares
Meßelement sowie ein zweites seitlich an die Innenseite des Schienenkopfes derselben
Schiene anstellbares Meßelement.
3. Vorrichtung zur Aufnahme von geometrischen Daten eines aus zwei Schienen gebildeten
Gleises nach Patentanspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Meßelemente als Meßrollen (8, 9) ausgeführt sind.
4. Vorrichtung zur Aufnahme von geometrischen Daten eines aus zwei Schienen gebildeten
Gleises nach einem der Patentansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Mittel zur Ausrichtung des mindestens einen Meßmittel-Trägers ein in einer ersten
zur Längsrichtung (L) des Gleises senkrechten Richtung längenverstellbares Zentralelement
(10) des Rahmengestells sowie eine hierzu rechtwinklige Vertikalführung (11) an einer
Stirnseite dieses Zentralelements (10) umfassen.
5. Vorrichtung zur Aufnahme von geometrischen Daten eines aus zwei Schienen gebildeten
Gleises nach einem der Patentansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Rahmengestell aus einem Zentralelement (10) gebildet ist, das an seiner zu einer
ersten Schiene (1) des Gleises orientierten Stirnseite eine erste Anordnung von Stützelementen
zur Ausbildung eines ersten Aufstandspunktes auf der ersten Schiene aufweist sowie
an seiner hierzu distal entgegengesetzten zweiten Stirnseite zwei im Wesentlichen
in zueinander entgegengesetzter Richtung vom zentralen Längsträger (10) abstehende
Stützarme (12) mit Stützelementen (14, 15) zur Ausbildung eines zweiten und dritten
Aufstandspunktes auf der zweiten Schiene (2) des Gleises aufweist.
6. Vorrichtung zur Aufnahme von geometrischen Daten eines aus zwei Schienen gebildeten
Gleises nach Patentanspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Öffnungswinkel (α) zwischen dem mindestens einen Stützarm (12) und dem Zentralelement
(10) justierbar ist.
7. Verfahren zur Erfassung von geometrischen Daten eines aus zwei Schienen gebildeten
Gleises mittels einer Vorrichtung gemäß einem der Patentansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, dass
▪ in einem ersten Verfahrensschritt die Vorrichtung mit einer auf einer ersten lösbaren
Aufnahmevorrichtung (51) der Konsole (5) des ersten und / oder zweiten Meßmittel-Trägers
(3, 4) aufgesetzten Nivelierlatte (6) entlang einer Meßstrecke über das Gleis bewegt
wird, wobei der erste und / oder zweite Meßmittel-Träger (3, 4) derart in Bezug auf
eine der beiden Schienen (1, 2) ausgerichtet ist, dass die mindestens eine Konsole
(5) vertikal oberhalb des Schienenkopfs angeordnet ist, sowie mittels eines die Nivellierlatte
(6) anvisierenden Nivelliergeräts eine erste Menge von Höhenstützstellen an diskreten
Positionen entlang der Meßstrecke ermittelt wird,
▪ in einem zweiten Verfahrensschritt die Vorrichtung mit einem auf einer zweiten Aufnahmevorrichtung
(52) der Konsole (5) desselben Meßmittel-Trägers aufgesetzten Reflektorelement (7)
entlang derselben Meßstrecke über das Gleis bewegt wird und mittels eines auf das
Reflektorelement (7) gerichteten Lasertrackers eine zweite Menge von Meßpunkten an
denselben Positionen der Meßstrecke ermittelt wird,
▪ sowie in einem dritten Verfahrensschritt für jede Position entlang der Meßstrecke
die Meßpunkte der zweiten Menge mit den Höhenstützstellen der ersten Menge korreliert
werden.