[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben eines Schienenfahrzeugs.
Stand der Technik
[0002] Schienenfahrzeuge fahren entweder auf Sicht, wie beispielsweise bei Straßenbahnen
oder im Rangierbetriebe, oder Schienenfahrzeuge fahren im Fall einer Vollbahn bzw.
einer Metro in einer sogenannten Blocksicherung, d.h. die Einfahrt in einen gewissen
Gleisabschnitt ist für ein entsprechendes Schienenfahrzeug nur bei einer durch eine
Leitstelle erfolge Freigabe möglich, die z.B. über Signale mitgeteilt werden kann.
[0003] Zur Steigerung der Kapazität von Zugeinheiten ist bekannt, mehrere Einheiten zusammenzukoppeln
und diese in Mehrfachtraktion zu betrieben. Hierbei werden Steuerungsbefehle über
eine Signalleitung zwischen mehreren Einheiten übertragen. Diese Signalleitung befindet
sich entweder neben einer Kupplung oder ist in die Kupplung integriert. Die Kupplungen
müssen hierbei erhebliche mechanische Kräfte übertragen und sind deshalb massiv ausgebildet.
Im Falle eines Unfalls stellt die Kupplung für andere Verkehrsteilnehmer ein erhöhtes
Gefahrenpotential dar. In Kupplungen integrierte Steckverbindungen sind störanfällig.
[0006] Die
DE 10 2015 010 559 A1 betrifft eine Steuereinheit und ein Verfahren zum Regeln der Geschwindigkeit eines
Fahrzeugs.
Offenbarung der Erfindung
[0008] Das erfindungsgemäße Verfahren zum Betreiben eines Schienenfahrzeugs hat demgegenüber
den Vorteil, dass eine Geschwindigkeit des Schienenfahrzeugs derart geregelt und/oder
gesteuert wird, dass ein Abstand zwischen dem Schienenfahrzeug und einem vorausfahrenden
Leitfahrzeug innerhalb eines vorgebbaren Folgeabstandsbereichs liegt. Wird der Folgeabstandsbereich
geeignet gewählt, beispielsweise zwischen einem minimalen Abstand in der Größenordnung
einiger weniger Zentimeter und einem maximalen Abstand in der Größenordnung einiger
weniger Meter, können das Schienenfahrzeug und das Leitfahrzeug gemeinsam einen Streckenabschnitt
befahren, ohne dass das Schienenfahrzeug an das Leitfahrzeug gekuppelt werden muss.
Auf eine teure und schwere Kupplung am Schienenfahrzeug kann somit verzichtet werden.
[0009] Bei dem Leitfahrzeug kann es sich vorteilhafter Weise ebenfalls um ein Schienenfahrzeug
handeln.
[0010] Werden Schienenfahrzeug und Leitfahrzeug im Rahmen einer Betriebsordnung betrieben,
die eine Fahrt auf Sicht gestattet, kann der Abstand zwischen Schienenfahrzeug und
Leitfahrzeug unter Verwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens somit deutlich kürzer
gewählt werden als dies bei einer Fahrt auf Sicht, die nicht durch eine Abstandsregelung
unterstützt wird, der Fall sein kann. Somit kann der durch das Schienenfahrzeug und
das Leitfahrzeug befahrene Streckenabschnitt durch deutlich mehr Fahrzeuge genutzt
werden als ohne Unterstützung durch das erfindungsgemäße Verfahren.
[0011] Wird das erfindungsgemäße Verfahren auf ein Schienenfahrzeug angewendet, das im Rahmen
einer Betriebsordnung betrieben wird, die eine Blocksicherung vorsieht, so kann das
Schienenfahrzeug durch Verwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens wie ein an das
Leitfahrzeug gekuppelter Wagen bzw. eine an das Leitfahrzeug gekuppelte Traktionseinheit
behandelt werden und somit zusammen mit dem Leitfahrzeug einen abgesicherten Block
befahren. Sowohl im Bereich einer Blocksicherung als auch im Bereich einer Fahrt auf
Sicht kann somit die Kapazität eines Schienensystems, beispielsweise eines öffentlichen
Personennahverkehrsystems, gesteigert werden, ohne dass eine zeitaufwändige physische
Kupplung zwischen Schienenfahrzeug und Leitfahrzeug nötig wäre.
[0012] Vorteilhaft ist, dass der Abstand zwischen dem Schienenfahrzeug und dem Leitfahrzeug
mittels eines Fernwirkungssensors erfasst wird. Bei dem Fernwirkungssensor kann es
sich insbesondere um einen Radarsensor, eine Kamera oder einen Lidarsensor sowie eine
Kombination hieraus handeln. Besonders vorteilhaft ist es, sowohl einen Radarsensor
als auch eine Kamera als auch einen Lidarsensor zu verwenden, da somit eine Ermittlung
des Abstandes bei unterschiedlichen Wettereinflüssen oder Lichtverhältnissen jederzeit
möglich ist.
[0013] Vorteilhaft ist, dass eine Kommunikationsverbindung zwischen dem Schienenfahrzeug
und dem Leitfahrzeug verwendet wird, wobei über die Kommunikationsverbindung eine
Kennung des Leitfahrzeugs übermittelt wird, wobei eine die Kennung des Leitfahrzeugs
repräsentierende Markierung derart an dem Leitfahrzeug angebracht ist, dass die Kennung
des Leitfahrzeugs mittels des Fernwirkungssensors erfasst werden kann. Die Kommunikationsverbindung
wird hierbei vorteilhafter Weise mittels einer Funkstrecke realisiert. Die Übermittlung
einer Kennung des Leitfahrzeugs über die Kommunikationsverbindung hat dabei den Vorteil,
dass vom Schienenfahrzeug empfangene Signale anhand der Kennung als vom Leitfahrzeug
ausgesendet erkannt werden können. Somit kann eine Störung durch Signale gegebenenfalls
vorhandener benachbarter Fahrzeuge vermieden werden. Ein höheres Maß an Sicherheit
wird dadurch erreicht, dass vorteilhafter Weise eine Markierung am Leitfahrzeug angebracht
ist, die mittels des Fernwirkungssensors des Schienenfahrzeugs erkannt werden kann,
wobei die Markierung vorteilhafter Weise so ausgestaltet ist, dass eine Steuereinheit
des Schienenfahrzeugs unter Verwendung des Signals des Fernwirkungssensors die Kennung
des Leitfahrzeugs aus der Markierung entnehmen kann. Somit kann die über die Funkstrecke
übertragene Kennung des Leitfahrzeugs unabhängig von der Funkstrecke verifiziert werden.
Bei der durch den Fernwirkungssensor erkennbaren Markierung kann es sich beispielsweise
um eine Aufschrift, einen optoelektronisch lesbaren Code, wie z.B. einen Strickcode,
oder ein Muster von Radarreflektoren handeln, so dass die Markierung beispielsweise
durch einen Radarsensor, eine Kamera oder einen Lidarsensor erkannt werden kann.
[0014] Vorteilhaft ist, dass der Abstand zwischen dem Schienenfahrzeug und dem Leitfahrzeug
unter Verwendung einer Absolutposition des Schienenfahrzeugs und einer Absolutposition
des Leitfahrzeugs erfasst wird. Somit steht eine zweite Möglichkeit zur Bestimmung
des Abstands zwischen Schienenfahrzeug und Leitfahrzeug zur Verfügung, die unabhängig
von der Abstandsmessung mit Hilfe des Fernwirkungssensors ist. Die Absolutposition
des Schienenfahrzeugs und die Absolutposition des Leitfahrzeugs müssen hierfür mit
hoher Genauigkeit bekannt sein. Beide Absolutposition können dabei vorteilhafter Weise
beispielsweise mit einem Funkortungsverfahren wie GNSS, GPS oder ähnlichem erkannt
werden. Alternativ oder zusätzlich ist es möglich, die Absolutposition durch Mapmatching,
SLAM oder Odometrie zu bestimmen.
[0015] Vorteilhaft ist, dass der Abstand zwischen dem Schienenfahrzeug und dem Leitfahrzeug
mittels einer Geschwindigkeit des Schienenfahrzeugs und einer Geschwindigkeit des
Leitfahrzeugs plausibilisiert wird. Insbesondere kann aus der Geschwindigkeit des
Schienenfahrzeugs und der Geschwindigkeit des Leitfahrzeugs eine Geschwindigkeitsdifferenz
gebildet werden, die wiederum verwendet werden kann, um eine Abstandsänderung zwischen
Schienenfahrzeug und Leitfahrzeug zu plausibilisieren. Die Geschwindigkeit des Schienenfahrzeugs
und die Geschwindigkeit des Leitfahrzeugs können dabei vorteilhafter Weise unter Verwendung
eines am Schienenfahrzeug bzw. Leitfahrzeug befindlichen Raddrehzahlsensors ermittelt
werden.
[0016] Vorteilhaft ist, dass eine Notbremsverzögerung des Leitfahrzeugs in Abhängigkeit
des Abstands zwischen dem Schienenfahrzeug und dem Leitfahrzeug gewählt wird, wobei
unter einer Notbremsverzögerung diejenige Verzögerung zu verstehen ist, mit der ein
Fahrzeug im Rahmen einer Norbremsung abgebremst wird. Somit kann vorteilhafter Weise
eine gemeinsame Notbremsung von Leitfahrzeug und Schienenfahrzeug sichergestellt werden,
bei der das Schienenfahrzeug nicht auf das Leitfahrzeug auffährt. Insbesondere wenn
es sich bei dem Leitfahrzeug und dem Schienenfahrzeug um Fahrzeuge unterschiedlichen
Typs handelt, besteht die Möglichkeit, dass das Leitfahrzeug über eine größere maximale
Verzögerung verfügt als das Schienenfahrzeug. Würde das Leitfahrzeug im Rahmen einer
Notbremsung mit dieser maximalen Verzögerung bremsen, bestünde die Gefahr, dass das
Schienenfahrzeug, das ebenfalls im Rahmen der Notbremsung mit seiner maximalen Verzögerung
bremst, auf das Leitfahrzeug auffährt. Um dies zu verhindern, wird die Notbremsverzögerung
des Leitfahrzeugs in Abhängigkeit des Abstands zwischen dem Schienenfahrzeug und dem
Leitfahrzeug gewählt, so dass die vom Leitfahrzeug zur Notbremsung verwendete Verzögerung
verringert werden kann, sobald der Abstand zwischen Schienenfahrzeug und Leitfahrzeug
einen vorgebbaren Mindestabstand unterschreitet. Mit anderen Worten ist es somit möglich,
dass das Schienenfahrzeug das Leitfahrzeug während einer gemeinsamen Notbremsung mit
annähernd gleichbleibendem Abstand vor sich herschiebt. Eine sichere gemeinsame Notbremsung
ist somit möglich, ohne dass die maximale Verzögerung des Leitfahrzeugs dem Schienenfahrzeug
bekannt sein muss oder umgekehrt.
[0017] Vorteilhaft ist, dass der Folgeabstandsbereich in Abhängigkeit der Geschwindigkeit
des Schienenfahrzeugs gewählt wird. Somit ist es beispielsweise möglich, den Folgeabstandsbereich
bei höherer Geschwindigkeit des Schienenfahrzeugs zu vergrößern, so dass der Abstand
zwischen Folgefahrzeug und Schienenfahrzeug bei einer Fahrt auf freier Strecke beispielsweise
größer ist, als bei einer langsamen Einfahrt in den Bereich einer Haltestelle.
[0018] Vorteilhaft ist, dass der Folgeabstandsbereich derart gewählt ist, dass das Schienenfahrzeug
bei einer Notbremsung innerhalb einer Strecke zum Stillstand kommt, die einer Summe
aus einem Notbremsweg des Leitfahrzeugs und einem unteren Ende des Folgeabstandsbereichs
entspricht. Der Notbremsweg des Leitfahrzeugs ist dabei insbesondere der Weg, den
das Leitahrzeug benötigt, um bei einer Notbremsung mit maximaler Verzögerung zum Stillstand
zu kommen. Der Notbremsweg des Leitfahrzeugs ist daher eine Funktion der Geschwindigkeit
des Leitfahrzeugs. Das untere Ende des Folgeabstandsbereichs entspricht dabei einem
minimalen Abstand zwischen Schienenfahrzeug und Folgefahrzeug, der im Rahmen des erfindungsgemäßen
Verfahrens nicht unterschritten wird.
[0019] Vorteilhaft ist, dass die Regelung und/oder Steuerung der Geschwindigkeit des Schienenfahrzeugs
initiiert wird, sobald erkannt wird, dass der Abstand zwischen dem Schienenfahrzeug
und dem Leitfahrzeug innerhalb des Folgeabstandsbereichs oder innerhalb eines vorgebbaren
Kopplungsabstandsbereichs liegt. Somit kann auf besonders einfache Art und Weise ein
dynamisches Koppeln zwischen dem Schienenfahrzeug und dem Leitfahrzeug realisiert
werden. Nähert sich das Schienenfahrzeug von hinten dem Leitfahrzeug und unterschreitet
dabei einen Abstand, der entweder dem oberen Ende des Folgeabstandsbereichs oder dem
oberen Ende eines vorgebbaren Kopplungsabstandsbereiches entspricht, so kann vorteilhafter
Weise ein Kopplungsverfahren initiiert werden, beispielsweise indem einem Fahrer des
Schienenfahrzeugs die Möglichkeit einer Kopplung zwischen Schienenfahrzeug und Folgefahrzeug
angeboten wird. Bestätigt der Fahrer des Schienenfahrzeugs diese Möglichkeit, beispielsweise
durch Betätigung einer Schaltfläche, so beginnt in vorteilhafter Weise das erfindungsgemäße
Verfahren. Sofern ein Kopplungsabstandsbereich definiert ist, ist dieser vorteilhafter
Weise größer als der Folgeabstandsbereich. Fährt das Schienenfahrzeug in den Kopplungsabstandsbereich
ein, wird das erfindungsgemäße Verfahren initiiert und vorteilhafter Weise dem Fahrer
des Schienenfahrzeugs die Möglichkeit der Kopplung zur Anzeige gebracht. Nach Bestätigung
des Fahrers fährt das Schienenfahrzeug daraufhin vorteilhafter Weise in den Folgeabstandsbereich
ein und der Betrieb des Schienenfahrzeugs anhand des erfindungsgemäßen Verfahrens
ist ermöglicht.
[0020] Vorteilhaft ist, dass die Regelung und/oder Steuerung der Geschwindigkeit des Schienenfahrzeugs
endet, sobald ein Folgebeendigungssignal erfasst wird. Dieses Folgebeendigungssignal
kann insbesondere durch Betätigung einer geeigneten Schaltfläche durch den Fahrer
des Schienenfahrzeugs gebildet werden. Insbesondere in Kombination mit der zuvor beschriebenen
Möglichkeit, das erfindungsgemäße Verfahren vorteilhafter Weise zu initiieren, besteht
somit die Möglichkeit, das Schienenfahrzeug dynamisch an das Leitfahrzeug zu koppeln,
das Leitfahrzeug und das Schienenfahrzeug für eine gegebene Zeit gemeinsam zu betreiben
und die Kopplung zwischen Leitfahrzeug und Schienenfahrzeug ebenfalls dynamisch wieder
zu beenden. Diese Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist insbesondere
zur Realisierung von Flügelfahrten geeignet, bietet aber auch Vorteile sofern das
Schienenfahrzeug und das Leitfahrzeug einen stark ausgelasteten Streckenabschnitt
gemeinsam befahren.
[0021] Vorteilhaft ist eine Vorrichtung, die eingerichtet ist, jeden Schritt des erfindungsgemäßen
Verfahrens durchzuführen. Vorteilhaft ist außerdem ein Computerprogramm, das eingerichtet
ist, jeden Schritt des erfindungsgemäßen Verfahrens durchzuführen, wenn das Computerprogramm
auf einer Recheneinheit abläuft. Vorteilhaft ist darüber hinaus ein Speichermedium,
auf dem das erfindungsgemäße Computerprogramm gespeichert ist.
[0022] Die vorgestellten vorteilhaften Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Verfahrens
ermöglichen die Kopplung des Schienenfahrzeugs an das Leitfahrzeug, wobei der Fahrer
des Schienenfahrzeugs weiterhin im Schienenfahrzeug verbleibt.
[0023] Nachfolgend wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung näher vorgestellt. Dabei zeigen:
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
[0024]
- Figur 1
- eine schematische Darstellung eines Schienenfahrzeugs und eines Leitfahrzeugs,
- Figur 2
- eine schematische Darstellung eines Ausführungsbeispiels des erfindungsgemäßen Verfahrens,
- Figur 3
- eine schematische Darstellung des Ablaufs einer Initiierung des erfindungsgemäßen
Verfahrens.
[0025] Figur 1 zeigt eine schematische Darstellung eines Schienenfahrzeugs (10) und eines
Leitfahrzeugs (20). Das Schienenfahrzeug (10) umfasst eine Steuereinheit (11), einen
ersten Fernwirkungssensor (12), einen zweiten Fernwirkungssensor (13), ein Funkortungsmodul
(14), eine Kommunikationseinheit (15) sowie einen Drehzahlgeber (16). Der erste Fernwirkungssensor
(12), der zweite Fernwirkungssensor (13), das Funkortungsmodul (14), die Kommunikationseinheit
(15) und der Drehzahlgeber (16) stehen über Signalleitungen mit der Steuereinheit
(11) in Verbindung. Bei dem ersten Fernwirkungssensor (12) und dem zweiten Fernwirkungssensor
(13) kann es sich insbesondere jeweils um einen Radarsensor, eine Kamera oder einen
Lidarsensor handeln. In besonders vorteilhafter Ausgestaltung handelt es sich bei
dem ersten Fernwirkungssensor (12) und dem zweiten Fernwirkungssensor (13) jeweils
um ein Fernwirkungssensormodul, das sowohl einen Radarsensor als auch eine Kamera
als auch einen Lidarsensor umfasst.
[0026] Das Leitfahrzeug (20) umfasst ebenfalls einen ersten Fernwirkungssensor (22), einen
zweiten Fernwirkungssensor (23), ein Funkortungsmodul (24), eine Kommunikationseinheit
(25) sowie einen Drehzahlgeber (26), die über Signalleitungen mit der Steuereinheit
(21) in Verbindung stehen. Das Leitfahrzeug (20) umfasst außerdem eine Markierung
(27), die derart eingerichtet ist, dass der zweite Fernwirkungssensor (13) des Schienenfahrzeugs
(10) die Markierung (27) erkennen und anhand der erkannten Markierung (27) eine Kennung
des Leitfahrzeugs (20) erfassen kann. Das Leitfahrzeug (20) kann baugleich mit dem
Schienenfahrzeug (10) sein oder sich in der Bauart vom Schienenfahrzeug (10) unterscheiden.
[0027] Das Schienenfahrzeug (10) und das Leitfahrzeug (25) befahren ein Gleis (30). Eine
vorwiegende Fahrtrichtung (33) ist durch einen Pfeil illustriert. Entlang des Gleises
(30) befinden sich Landmarken (31). Sowohl das Schienenfahrzeug (10) als auch das
Leitfahrzeug (20) sind mittels der Funkortungsmodule (14, 15) eingerichtet, mittels
eines Funkortungssystems (40), die eigene Absolutposition zu bestimmen. Ein Abstand
zwischen Schienenfahrzeug (10) und Leitfahrzeug (20) ist durch das Bezugszeichen (32)
gekennzeichnet.
[0028] Figur 2 zeigt einen schematischen Ablauf eines Ausführungsbeispiels des erfindungsgemäßen
Verfahrens. Zunächst wird in Schritt 100 überprüft, ob das Schienenfahrzeug (10) im
Rahmen eines Folgefahrbetriebs dem Leitfahrzeug (20) folgen soll. Ist dies nicht der
Fall, wird Schritt 100 erneut durchlaufen. Ist dies der Fall, folgt Schritt 110 auf
Schritt 100.
[0029] Im Rahmen von Schritt 110 wird überprüft, ob eine Funkverbindung zwischen dem Schienenfahrzeug
(10) und dem Leitfahrzeug (20) besteht. In vorteilhafter Weise wird hierbei unter
Anderem überprüft, ob die über die Funkverbindung übermittelte Kennung des Leitfahrzeugs
(20) der Kennung entspricht, die die Steuereinheit (11) des Schienenfahrzeugs (10)
unter Verwendung des zweiten Fernwirkungssensors (13) aus der Markierung (27) des
Leitfahrzeugs (20) ermittelt hat. Ist dies der Fall, folgt Schritt 120. Ist dies nicht
der Fall, wird erneut zu Schritt 100 zurückverzweigt.
[0030] In Schritt 120 wird ein Folgeabstandsbereich bestimmt. Der Folgeabstandsbereich umfasst
dabei den Bereich zwischen einem Minimal- und einem Maximalabstand zwischen Schienenfahrzeug
(10) und Leitfahrzeug (20). Bei dem Folgeabstandsbereich handelt es sich somit um
einen Sollbereich bzw. ein toleriertes Intervall eines Ist-Bereichs. Im Anschluss
an Schritt 120 wird Schritt 130 durchgeführt.
[0031] In Schritt 130 wird der Abstand (32) zwischen Schienenfahrzeug (10) und Leitfahrzeug
(20) bestimmt. Hierfür wird ein Signal des zweiten Fernwirkungssensors (13) des Schienenfahrzeugs
(10) ausgewertet. Vorteilhafter Weise insbesondere dann, wenn es sich bei dem zweiten
Fernwirkungssensor (13) um ein Fernwirkungssensormodul bestehend aus einem Radarsensor,
einer Kamera und einem Lidarsensor handelt, erfolgt die Abstandsbestimmung auf Basis
des Signals des Radarsensors, des Signals der Kamera und des Signals des Lidarsensors.
Alternativ oder zusätzlich kann der Abstand zwischen Schienenfahrzeug (10) und Leitfahrzeug
(20) auch mittels des ersten Fernwirkungssensors (22) des Leitfahrzeugs (20) erfolgen.
Im Anschluss an Schritt 130 wird Schritt 140 durchgeführt.
[0032] In Schritt 140 wird der in Schritt 130 ermittelte Ist-Abstand (32) zwischen dem Schienenfahrzeug
(10) und dem Leitfahrzeug (20) verifiziert. Hierfür wird beispielsweise die Absolutposition
des Schienenfahrzeugs (10) sowie die Absolutposition des Leitfahrzeugs (20) bestimmt
und ausgehend von den beiden Absolutpositionen der Abstand (32) bestimmt. Die Bestimmung
der Absolutposition kann beispielsweise unter Verwendung eines GPS-Signals, eines
Mapmatching, eines SLAM oder von Odometrie erfolgen. Hierfür kann beispielsweise die
Position von Landmarken (31) entlang des Gleises (30) verwendet werden.
[0033] Alternativ oder zusätzlich wird der Abstand (32) zwischen Schienenfahrzeug (10) und
Leitfahrzeug (20) ausgehend von der Geschwindigkeit des Schienenfahrzeugs (10) und
der Geschwindigkeit des Leitfahrzeugs (20) ermittelt. Hierfür wird der Drehzahlgeber
(16) des Schienenfahrzeugs (10) sowie der Drehzahlgeber (26) des Leitfahrzeugs (20)
ausgelesen. In besonders vorteilhafter Ausgestaltung erfolgt die Verifikation des
Abstandes (32) zwischen Schienenfahrzeug (10) und Leitfahrzeug (20) dadurch, dass
eine Veränderung des Abstands (32) mit einer Geschwindigkeitsdifferenz zwischen dem
Schienenfahrzeug (10) und dem Leitfahrzeug (20) plausibilisiert wird. Ausgehend von
dem im Schritt 130 ermittelten Ist-Abstand (32) und dem in Schritt 120 bestimmten
Soll-Abstand wird die Geschwindigkeit des Schienenfahrzeugs (10) geregelt bzw. gesteuert.
Im Anschluss an Schritt 140 folgt Schritt 150.
[0034] In Schritt 150 wird überprüft, ob ein Notbremssignal des Leitfahrzeugs (20) vorliegt.
Ist dies nicht der Fall, wird zum Schritt 100 zurückverzweigt. Ist dies der Fall,
folgt Schritt 160.
[0035] In Schritt 160 erfolgt eine Notbremsung des Schienenfahrzeugs (10). Die Notbremsung
wird dabei mit der maximal möglichen Verzögerung des Schienenfahrzeugs (10) durchgeführt.
Im Anschluss an Schritt 160 folgt Schritt 170.
[0036] In Schritt 170 wird ein Notbremssignal an das Leitfahrzeug (20) gesendet, so dass
das Leitfahrzeug (20) mittels des ersten Fernwirkungssensors (22) den Abstand (32)
zum Schienenfahrzeug (10) überprüft. Wird dabei festgestellt, dass der Abstand (32)
einen Mindestabstand unterschreitet, so wird die zur Notbremsung des Leitfahrzeugs
(20) verwendete Verzögerung angepasst, so dass sich der Abstand (32) zwischen Schienenfahrzeug
(10) und Leitfahrzeug (20) nicht weiter verringert. Somit kann ein Auffahren des Schienenfahrzeugs
(10) auf das Leitfahrzeug (20) im Rahmen einer Notbremssituation verhindert werden.
[0037] Der Schritt 170 ist optional. Alternativ kann im Rahmen des Schrittes 160 die Notbremsung
des Schienenfahrzeugs (10) und des Leitfahrzeugs (20) koordiniert erfolgen, beispielsweise
dadurch, dass sowohl das Schienenfahrzeug (10) als auch das Leitfahrzeug (20) mit
einer identischen, jeweils vorgegebenen Verzögerung verzögert werden.
[0038] Im Rahmen des erfindungsgemäßen Verfahrens können auch mehrere Schienenfahrzeuge
gekoppelt werden. Ein dem Leitfahrzeug folgendes Schienenfahrzeug wird dann für ein
weiteres, nachfolgendes Schienenfahrzeug zum Leitfahrzeug, usw.
1. Verfahren zum Betreiben eines Schienenfahrzeugs (10), dadurch gekennzeichnet, dass eine Geschwindigkeit des Schienenfahrzeugs (10) derart geregelt und/oder gesteuert
wird, dass ein Abstand (32) zwischen dem Schienenfahrzeug (10) und einem vorausfahrenden
Leitfahrzeug (20) innerhalb eines vorgebbaren Folgeabstandsbereichs liegt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Abstand (32) zwischen dem Schienenfahrzeug (10) und dem Leitfahrzeug (20) mittels
eines Fernwirkungssensors (13, 22) erfasst wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass eine Kommunikationsverbindung zwischen dem Schienenfahrzeug (10) und dem Leitfahrzeug
(20) verwendet wird, wobei über die Kommunikationsverbindung eine Kennung des Leitfahrzeugs
(20) übermittelt wird, wobei eine die Kennung des Leitfahrzeugs (20) repräsentierende
Markierung (27) derart an dem Leitfahrzeug (20) angebracht ist, dass die Kennung des
Leitfahrzeugs (20) mittels des Fernwirkungssensors (13) erfasst werden kann.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Abstand (32) zwischen dem Schienenfahrzeug (10) und dem Leitfahrzeug (20) unter
Verwendung einer Absolutposition des Schienenfahrzeugs (10) und einer Absolutposition
des Leitfahrzeugs (20) erfasst wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Abstand (32) zwischen dem Schienenfahrzeug (10) und dem Leitfahrzeug (20) mittels
einer Geschwindigkeit des Schienenfahrzeugs (10) und einer Geschwindigkeit des Leitfahrzeugs
(20) plausibilisiert wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass eine Notbremsverzögerung des Leitfahrzeugs (20) in Abhängigkeit des Abstands (32)
zwischen dem Schienenfahrzeug (10) und dem Leitfahrzeug (20) gewählt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Folgeabstandsbereich in Abhängigkeit der Geschwindigkeit des Schienenfahrzeugs
(10) gewählt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Folgeabstandsbereich derart gewählt ist, dass das Schienenfahrzeug (10) bei einer
Notbremsung innerhalb einer Strecke zum Stillstand kommt, die einer Summe aus einem
Notbremsweg des Leitfahrzeugs (20) und einem unteren Ende des Folgeabstandsbereichs
entspricht.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Regelung und/oder Steuerung der Geschwindigkeit des Schienenfahrzeugs (10) initiiert
wird, sobald erkannt wird, dass der Abstand zwischen dem Schienenfahrzeug (10) und
dem Leitfahrzeug (20) innerhalb des Folgeabstandsbereichs oder innerhalb eines vorgebbaren
Kopplungsabstandsbereichs liegt.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Regelung und/oder Steuerung der Geschwindigkeit des Schienenfahrzeugs (10) endet,
sobald ein Folgebeendigungssignal erfasst wird.
11. Vorrichtung, eingerichtet jeden Schritt des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1
bis 10 durchzuführen.
12. Computerprogramm, dass eingerichtet ist, jeden Schritt des Verfahrens nach einem der
Ansprüche 1 bis 10 durchzuführen, wenn das Computerprogramm auf einer Recheneinheit
abläuft.
13. Speichermedium, auf dem das Computerprogramm nach Anspruch 12 gespeichert ist.