[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Vorrichtung und ein Verfahren zur Bestimmung
eines Zustands eines Aufzugs, insbesondere im Rahmen einer prädiktiven bzw. präventiven
Instandhaltung.
[0002] Allein in Deutschland sind derzeit über 600.000 Aufzugsanlagen zur Personenbeförderung
in Betrieb. Nicht selten beträgt die durchschnittliche Einsatzzeit pro Aufzug im Schnitt
25 Jahre, bis Modernisierungsmaßnahmen oder Um- und Aufrüstungen durchgeführt werden.
Bei neueren Aufzügen sind bereits diverse Sensoren verbaut, die betriebsrelevante
Daten sammeln und entsprechend verarbeiten können, was in der Regel in der vor Ort
angeordneten Aufzugssteuerung geschieht, wobei die Daten dann ausgelesen werden, um
Rückschlüsse auf die Performance des Aufzugs und damit auf möglicherweise existierende
technische Probleme ziehen zu können, die eine Instandhaltung nach sich ziehen.
[0003] Technisch einfach ausgedrückt besteht eine Aufzugsanlage aus einer Aufzugskabine,
die von einem motorgetriebenen Zugseilsystem oder einem Hydraulikantrieb entlang vorzugsweise
im Aufzugsschacht des Gebäudes angeordneter Führungsschienen in gleitender oder rollender
Weise zwischen den einzelnen Stockwerken hin und her bewegt wird. Die Aufzugskabine
weist ein automatisches oder manuelles Türsystem auf, das sich an den jeweiligen Stockwerken
öffnet oder öffnen lässt, die jeweils Haltepunkte definieren. Bei geöffneten Türen
sollte die Ebene des Bodens der Aufzugskabine mit der Zugangsebene des Flurs des angefahrenen
Stockwerks nahezu bündig sein, zumindest geringe Abweichungen nicht überschreiten,
die von technischen Regeln zur Betriebssicherheit vorgegeben sind. Diese Bündigkeit
oder Haltegenauigkeit ist ein entscheidendes Kriterium zur Beurteilung der Funktionssicherheit
eines Aufzugs.
[0004] Bei einem funktionierenden Aufzugssystem, das entsprechend genau eingestellt ist
und gesteuert wird, werden die Anforderungen an die Bündigkeit eingehalten, die Türen
lassen sich widerstandslos öffnen, Beschleunigungen und Abbremsungen der Aufzugskabine
verlaufen kontinuierlich bzw. ruckelfrei und Schwingungen der Aufzugskabine bei der
Fahrt sind vernachlässigbar, so dass sich eine gewisse Laufruhe einstellt. Wie jedes
dynamische mechanische System unterliegt ein Aufzug jedoch einem sich mit der Zeit
einstellenden Verschleiß. So sind bspw. Lagerelemente und Führungsschienen bzw. -rollen
einem Abrieb unterworfen, die Führungsschienen können bedingt durch thermische Einflüsse,
Materialermüdung und sich ändernde Belastungsprofile im Laufe der Zeit von ihrer idealen
Ausrichtung abweichen. Darüber hinaus sammelt sich Schmutz, wie kleiner Kies aus den
Schuhen, im Bereich der Führungen eines automatischen Türsystems an. Verschleiß und
Verschmutzungen führen langfristig zu Vibrationen oder anderem unerwünschtem Verhalten
im Betrieb, wie beispielsweise erhöhtem Ruck beim Anfahren, quietschender Fahrt, langsamen
Türbewegungen, kleinerer Maximalgeschwindigkeit usw., welche zu weiteren Beschädigungen
bis hin zum Ausfall der Anlage führen können und natürlich die Qualität für den Nutzer
minimieren.
[0005] Um den Folgen davon rechtzeitig entgegentreten und entsprechende Reparaturmaßnahmen
einleiten zu können, können Aufzugsanlagen mit Überwachungssystemen ausgestattet werden.
Dabei wird zwischen integrativen und autonomen Systemen unterschieden. Integrative
Systeme werden mit der vorhandenen Elektronik oder Steuerung des Aufzugs verknüpft
und müssen entsprechend der vorhandenen Aufzugskomponenten angepasst und parametriert
werden. Die Garantie der Rückwirkungsfreiheit auf die bestehende Aufzugsfunktion stellt
dabei eine besondere Herausforderung für derartige Systeme dar. Aufgrund der vielen
unterschiedlichen Aufzugssysteme am Markt eignet sich dieser Ansatz deshalb aus technischen
und wirtschaftlichen Gründen nur bedingt für Nachrüstungen von bestehenden Aufzugssystemen.
Dementgegen stehen autonome Systeme, die mit einer eigenen Sensorik betrieben werden,
wodurch eine Kopplung mit den Aufzugskomponenten nicht notwendig ist.
[0006] Grundsätzlich könnte bei derartigen Systemen der Fahrtverlauf der Aufzugskabine sowie
die Haltegenauigkeit überwacht werden. Der Fahrtverlauf ergibt sich letztendlich aus
den relativen Höhenbewegungen der Aufzugskabine. Die Haltegenauigkeit, auch Bündigkeit
genannt, bezieht sich auf die Exaktheit des Haltens der Aufzugskabine an einzelnen
Haltepunkten, sprich den Türöffnungen der einzelnen Stockwerke. Wenn die Aufzugskabine
bündig an einem solchen Haltepunkt steht, befindet sich der Boden der Aufzugskabine
und der Boden des Zugangsbereichs im Stockwerk auf einer Ebene, ansonsten besteht
bei Unbündigkeit ein Versatz, der eine Stolpergefahr darstellt. Derzeitige technische
Vorgaben zur Betriebssicherheit gestatten in Bezug auf einen solchen Versatz eine
Toleranz von maximal +/- 10mm.
[0007] Zur genauen Verfolgung eines Fahrtverlaufs, damit beispielsweise erfasste Parameter
in Bezug auf eine Türbewegung einem konkreten Haltepunkt zugeordnet werden können,
sind unterschiedliche Systeme bekannt, die mit oder ohne zusätzliche Installationen
im Aufzugsschacht auskommen. So können Markierungen in der Form von Magneten oder
optischen Codes an definierten Positionen im Aufzugsschacht vorgesehen werden, die
eine absolute Positionierung in Bezug auf die Aufzugskabine ermöglichen, und von entsprechenden
Sensoren oder Kameras auf der Aufzugskabine detektiert werden. Seil-oder bandförmige
Anordnungen mit magnetischen oder optischen Markierungen können den Aufzugsschacht
vollständig oder nur teilweise durchziehen, wobei ein entsprechend konfigurierter
Sensor auf dem Kabinendach eine absolute Positionsbestimmung ermöglicht. Bekannt sind
auch Systeme, bei denen über eine Laufzeitmessung eines auf ein Seil gegebenen Impulses
die Absolutposition bestimmbar ist, sowie ein Auslesen der Haltepunkte aus der Aufzugssteuerung,
die diese Haltepunkte in der Regel zwecks eines genauen Anfahrens der Stockwerke kennt.
Sowohl das Vorsehen zusätzlicher Vorrichtungen im Bereich des Aufzugsschachts als
auch eine Kopplung mit der Aufzugssteuerung zum Auslesen haltepunktspezifischer Daten
ist, was die Nachrüstbarkeit angeht, aufwändig und daher teuer.
[0008] Alternative Maßnahmen ohne zusätzliche Installationen im Aufzugsschacht umfassen
das Anbringen und die Verwendung von Kombinationen eines Beschleunigungssensors und
eines Magnetometers, der über das magnetische Feld im Aufzugsschacht der Bestimmung
einer Referenzposition dient, während die aufgenommenen Beschleunigungswerte nach
zweifacher Integration Daten über die Positionen liefern. Die so fusionierten Sensoren
bestimmen die Start- und Zielhaltepunkte jeder Fahrt individuell. Nachteilig, da auch
aufwändig, erweist sich die Tatsache, dass eine Kalibrierung durchgeführt werden muss,
um die durch den Magnetometer detektierbaren magnetischen Muster einer konkreten Position
zuordnen zu können. Des Weiteren können Sensoren zur berührungslosen Distanzmessung
bzw. Laufzeitmessung, wie Ultraschall, Radar und Laser, zum Einsatz kommen. Diese
sind jedoch zu ungenau oder zu teuer. Hinzu kommt bei lasergestützten Systemen, dass
die Schachtdecke oder der Schachtboden in Bezug auf eine optimale Reflexion präpariert
werden müssen und dass eine freie Sichtverbindung ohne Verschmutzungen gewährleistet
werden muss, was einen erhöhten Wartungsaufwand nach sich ziehen kann.
[0009] Zur Bestimmung der Haltegenauigkeit bzw. Bündigkeit können ebenfalls die vorgenannten
berührungsfreien Sensoren, band-oder seilförmigen Absolutpositionierungssysteme oder
ein zusätzliches Auslesen aus der Aufzugssteuerung herangezogen werden, einhergehend
mit den oben geschilderten Nachteilen. Bekannt ist auch die Verwendung eines inkrementellen
Positionierungssystems, bei dem ein geschlossenes Seil über Rollen an der Schachtdecke
und am Schachtboden geführt und an einem Punkt an der Aufzugskabine fixiert ist, so
dass das Seil mit der Bewegung der Aufzugskabine mitläuft. Ein inkrementeller Encoder,
der sich üblicherweise in der Nähe der Aufhängungspunkte an der Schachdecke oder am
Schachtboden befindet, greift die Bewegung des Seils ab, wobei das Encodersignal anschließend
in ein absolutes Positionssignal gewandelt wird, aus dem sich die Haltegenauigkeit
überprüfen lässt. Denkbar ist auch der Einsatz zumindest einer, in der Regel als Magnet
ausgestalteter Markierung in vorgesehenen Positionen im Aufzugsschacht, um die Haltegenauigkeit
zu erfassen, während ein Sensor auf dem Dach der Aufzugskabine die Magnete detektiert.
Derartige Systeme mit inkrementellen Encodern oder Magnetmarkierungen sind aufwändig
zu installieren, abhängig vom vorhandenen Bauraum und müssen regelmäßig gewartet und
geprüft werden. Beim Auslesen der Haltegenauigkeit aus der Aufzugssteuerung kommt
hinzu, dass etwaige Fehler in der Steuerung nicht erkannt werden können.
[0010] Ausgehend davon ist es eine Aufgabe der Erfindung, die Zustandserfassung und Wartung
von Aufzugsanlagen weiter zu optimieren.
[0011] Gelöst wird diese Aufgabe einerseits mit einer Vorrichtung mit den Merkmalen nach
Anspruch 1 und andererseits mit einem Verfahren mit den Merkmalen nach Anspruch 17.
[0012] In einem ersten Aspekt betrifft die vorliegende Erfindung eine Vorrichtung zur Bestimmung
von zumindest einem Zustand eines Aufzugs mit
- zumindest einem Sensor, der ausgestaltet ist, zumindest einen Parameter zu erfassen,
der sich durch die Relativbewegungen einer Aufzugskabine im Betrieb ergibt;
- eine Datenverarbeitungseinheit, die ausgestaltet ist, in Bezug auf diesen Parameter
Daten über einen bestimmten Zeitraum zu gewinnen, und zumindest einen Schätzer aufweist,
der ausgestaltet ist,
- unter Anwendung zumindest eines stochastischen Verfahrens Aufenthaltswahrscheinlichkeiten
der Aufzugskabine pro Haltepunkt zu bestimmen, und
- aus den Aufenthaltswahrscheinlichkeiten den Fahrtverlauf der Aufzugskabine zu bestimmen.
[0013] Vorzugsweise ist der Sensor ausgestaltet, ausschließlich die relativen Höhenbewegungen
der Aufzugskabine zu erfassen. Hierbei sollen bevorzugt ein Beschleunigungssensor
oder ein Luftdrucksensor oder eine Kombination der beiden Sensortypen zum Einsatz
kommen. Sowohl der Beschleunigungssensor als auch der Luftdrucksensor, die sich nachträglich
auf dem Dach der Aufzugskabine eines bestehenden Aufzugssystems, unabhängig von dessen
Betriebsalter oder technischer Ausgestaltung, anbringen lassen, und sich somit zur
einfachen und wirtschaftlichen Nachrüstung bestehender Aufzugsanlagen auch der älteren
Generationen hervorragend eignen, sind nur in der Lage, eine relative Bewegung der
Aufzugskabine zu erfassen.
[0014] Daher schlägt die Erfindung des Weiteren vor, mittels eines stochastischen Verfahrens
aus den relativen Höhenbewegungen Aufenthaltswahrscheinlichkeiten zu schätzen, sowie
aus diesen Aufenthaltswahrscheinlichkeiten wiederum den wahrscheinlichsten Fahrverlauf
der Aufzugskabine zu schätzen.
[0015] Aus den so erfassten Parametern und daraus resultierenden Schätzungen kann einerseits
der aktuelle Zustand des Aufzugs sowie andererseits ein möglicher zukünftiger Zustand
in Hinblick auf Ausfallwahrscheinlichkeiten abgeleitet werden. Die Wartung wird hierdurch
wesentlich verbessert, da drohende Ausfälle rechtzeitig antizipiert werden können.
[0016] In einer bevorzugten Ausführungsform ist der Schätzer, der softwareseitig implementiert
sein kann, so ausgebildet, dass unter Berücksichtigung des vorher geschätzten Fahrtverlaufs
die Bündigkeit pro Haltepunkt bestimmt werden kann.
[0017] Grundsätzlich wäre nur die Erfassung reiner Höhenänderungen über zumindest einen
Beschleunigungssensor, zumindest einen Luftdrucksensor und/oder zumindest einen Magnetfeldsensor
zu ungenau, um Rückschlüsse auf die Bündigkeit ziehen zu können. Deshalb ist es gemäß
der Erfindung vorgesehen, dass die Haltegenauigkeit auf der Verrechnung von mehreren
Fahrten der Aufzugskabine in Bezug auf jeden vorgegebenen Haltepunkt basiert.
[0018] Ein weiterer Vorteil in der stochastischen Evaluierung der Bündigkeit liegt neben
der automatisierten Kontrolle, ob die gesetzlichen Vorgaben in Bezug auf die Bündigkeit
tatsächlich eingehalten werden, auch darin, dass die gemäß der erfindungsgemäßen Vorrichtung
gewonnen Daten darüber hinaus zur Verschleißerkennung herangezogen werden können,
da sich grundsätzlich mechanische oder durch die Elektronik bedingte Probleme im gesamten
Aufzugssystem auf die Bündigkeit auswirken können. Ein verschleißbedingtes Fehlverhalten
kann so frühzeitig erkannt werden.
[0019] Gemäß der Erfindung kann der Schätzer darüber hinaus ausgestaltet sein, unter Berücksichtigung
von Informationen zu Haltepunktpositionen die Bündigkeit pro Haltepunkt zu bestimmen.
[0020] Derartige Informationen in Bezug auf Positionen von Haltepunkten können beispielsweise
die absoluten Höhendimensionen der einzelnen Stockwerke, insbesondere der Ebenen der
Zugangsbereiche bzw. Flure, sowie die Positionen der Start- und Zielhaltepunkte sein.
Diese Informationen können auch Aufenthaltswahrscheinlichkeitsverteilungen umfassen.
So ist bekannt, dass das Erdgeschoß eines Gebäudes von Aufzügen faktisch am häufigsten
angefahren wird, ebenso wie grundsätzlich häufiger besuchte Stockwerke, wie z.B. Tiefgaragen,
Aussichtsplattformen, Restaurantbereiche usw..
[0021] Diese positionsabhängigen Haltepunktinformationen können in einem Speicher hinterlegt
sein oder von einem externen Server abgefragt werden. Denkbar ist es gemäß der Erfindung
jedoch auch, dass diese Informationen geschätzt werden, und zwar wiederum über die
Aufenthaltswahrscheinlichkeiten im Betrieb, die für bestimmte Stockwerke prinzipiell
höher sind als für andere.
[0022] In einer weiteren Ausführungsform gemäß der Erfindung kann der Schätzer des Weiteren
ausgestaltet sein, eine Position an einem Zielhaltepunkt auf Basis einer in Bezug
auf einen Starthaltepunkt geschätzten Position zu bestimmen. D.h. die Aufenthaltswahrscheinlichkeit
in Bezug auf ein erstes Stockwerk (z.B. Tiefgarage) wird mit der Aufenthaltswahrscheinlichkeit
in Bezug auf ein anderes Stockwerk (z.B. Erdgeschoß), oder sogar den Aufenthaltswahrscheinlichkeiten
von mehreren Stockwerken, verknüpft, um über diese Relativbeziehungen die Position,
und damit die Haltegenauigkeit in Bezug auf das erste Stockwerk weiter eingrenzen
zu können.
[0023] In diesem Zusammenhang kann die Datenverarbeitungseinheit auch ausgestaltet sein,
die aus den unterschiedlichen Sensoren, wie Beschleunigungssensor und Luftdrucksensor,
gewonnenen Daten miteinander zu verknüpfen, weshalb gemäß der Erfindung eine Kombination
aus derartigen Sensoren bevorzugt wird, ggfs. noch kombiniert mit weiteren Sensoren.
[0024] Zur Erhöhung der statistischen Sicherheit ist es von Vorteil, wenn der Schätzer ausgestaltet
und in der Lage ist, mehrere bestimmte Fahrtverläufe in Bezug auf einen Haltepunkt
zu kombinieren.
[0025] Vorzugsweise soll für die Erfindung ein Schätzer aus der Gruppe der Bayesschen Filter
zum Einsatz kommen, wie beispielsweise ein Partikel-Filter oder ein Kalman-Filter,
mit den darin entsprechend implementierten Schätzalgorithmen.
[0026] Der zumindest eine Sensor und die Datenverarbeitungseinheit können, vorzugsweise
als eine Baueinheit, auf der Aufzugskabine anbringbar sein. Denkbar ist jedoch auch,
dass nur der zumindest eine Sensor auf der Aufzugskabine angeordnet ist, während die
Datenverarbeitungseinheit extern dazu angeordnet ist, beispielsweise in der vorhandenen
Aufzugssteuerung oder in einem entfernt angeordneten Server. Die Vorrichtung kann
ein Kommunikationsmodul aufweisen, das ausgestaltet ist, mit einem mobilen Endgerät
und/oder dem externen Server in Verbindung zu treten. Vorzugsweise ist eine Anwendung
in der Cloud implementiert, bei der mehrere dieser Vorrichtungen Zugriff haben und
ggfs. miteinander verknüpft sind.
[0027] Des Weiteren kann die Vorrichtung gemäß der Erfindung zumindest ein Mittel aufweisen,
das ausgestaltet ist, eine Änderung der Relativposition der Aufzugskabine an einem
Haltepunkt im Stillstand zu erfassen.
[0028] Wenn sich die Aufzugskabine an einem Haltepunkt bei geöffneten Türen befindet, können
verschiedene Faktoren die Halteposition beeinflussen, wie eine Änderung der Beladung
durch das Zuoder Aussteigen der Fahrgäste. Bei einem hydraulischen Aufzugssystem kann
sich die Aufzugskabine schleichend leicht absenken, wenn Hydrauliköl durch die Ventile
zurückfließt. Derartige Abweichungen fließen gemäß der Erfindung in die Schätzung
der Haltegenauigkeit als Korrektiv mit ein. Denkbar sind beispielsweise Kraftmesssensoren,
die die sich ändernde Zugbelastung auf das Seil infolge eines Zu- oder Aussteigens
von Personen erfassen, oder Druckmesssensoren in der Hydraulik.
[0029] In einem zweiten Aspekt betrifft die vorliegende Erfindung auch ein Verfahren zur
Bestimmung von zumindest einem Zustand eines Aufzugs aufweisend die Schritte:
- Erfassen zumindest eines Parameters, der sich durch die Relativbewegungen einer Aufzugskabine
im Betrieb ergibt;
- Gewinnen von Daten in Bezug auf diesen Parameter über einen bestimmten Zeitraum;
- Schätzen von Aufenthaltswahrscheinlichkeiten der Aufzugskabine pro Haltepunkt unter
Anwendung zumindest eines stochastischen Verfahrens; und
- Schätzen eines Fahrtverlaufs der Aufzugskabine aus den Aufenthaltswahrscheinlichkeiten.
[0030] Das Verfahren kann des Weiteren die Schritte aufweisen:
- Schätzen einer Bündigkeit der Aufzugskabine pro Haltepunkt unter Berücksichtigung
des Fahrtverlaufs;
- Schätzen der Bündigkeit der Aufzugskabine pro Haltepunkt unter Berücksichtigung von
Informationen zu Haltepunktpositionen; und/oder
- Schätzen einer Position an einem Zielhaltepunkt auf Basis einer in Bezug auf einen
Starthaltepunkt geschätzten Position.
[0031] Das Verfahren gemäß der Erfindung, wie im Zusammenhang mit der Vorrichtung vorgehend
bereits erläutert, kann darüber hinaus die Schritte aufweisen, dass mehrere geschätzte
Fahrtverläufe in Bezug auf einen Haltepunkt miteinander kombiniert werden.
[0032] Gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren sollen in weiterführenden Schritten dann Informationen
zu den Haltepunktpositionen aus dem geschätzten Fahrtverlauf geschätzt werden, sowie
abschließend dann ein Verschleißzustand des Aufzugs aus dem geschätzten Fahrtverlauf
der Aufzugskabine, und/oder ein Verschleißzustand des Aufzugs aus der geschätzten
Bündigkeit der Aufzugskabine pro Haltepunkt.
[0033] Verschleiß im Aufzugssystem, unabhängig davon, wo dieser genau in Erscheinung trifft,
wirkt sich häufig auf die Haltegenauigkeit aus. Das erfindungsgemäße Verfahren sowie
die erfindungsgemäße Vorrichtung kann daher für sich allein genutzt werden, um das
Maß der Bündigkeit zu bestimmen. Diese können jedoch auch zusätzlich zu bestehenden
Überwachungssystemen zum Einsatz kommen, um Fehler dieser Systeme zu erkennen bzw.
zu kompensieren.
[0034] So lassen sich konstante Abweichungen der Bündigkeit in einer Richtung an einzelnen
oder auch mehreren, jedoch nicht zwingenderweise allen, Haltepunkten sicher detektieren,
die beispielsweise daraus resultieren, wenn die Haltezone der Aufzugskabine durch
Magnetelemente markiert ist, und diese Magnetelemente verrutscht oder verdreckt sind.
[0035] Ebenso lassen sich mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung wechselnd konstante Abweichungen
erfassen, wenn z.B. die Aufzugskabine bei jeder Aufwärtsfahrt zu weit oben und bei
jeder Abwärtsfahrt zu weit unten, oder umgekehrt, zum Stillstand kommt. Ein solches
Fehlverhalten kann beispielsweise beim Einsatz eines inkrementellen Positionierungssystems
mittels eines umlaufenden Seils in Erscheinung treten, das von einem inkrementellen
Encoder aufgenommen wird. Sollte der Encoder oder die involvierte Mechanik einen Defekt
aufweisen, dann stimmt die von diesem erfasste Seilbewegung, die ja der Bewegung der
Aufzugkabine gleichgesetzt wird, mit der tatsächlichen Kabinenposition nicht mehr
überein und es kommt zu entsprechenden Positionierungsfehlern. Die Ursache hierfür
kann in einer zu geringen Reibung zwischen dem Seil und dem Encoder liegen, so dass
das Seil durchrutscht, wodurch eine zu geringe Seilwegstrecke im Vergleich zur Kabinenbewegung
gemessen wird. Denkbar sind auch Signalstörungen des Encoders, wodurch entweder zu
viele oder zu wenig Impulse pro Drehbewegung erzeugt werden, einhergehend mit einer
Berechnung eines zu langen oder zu kurzen Wegs, der von der tatsächlichen Position
der Aufzugskabine abweicht. Ist der Bremsmechanismus der Aufzugsanlage defekt, so
führt dies in der Regel ebenfalls dazu, dass die Aufzugskabine bei jeder Aufwärtsfahrt
zu weit oben und bei jeder Abwärtsfahrt zu weit unten zum Stillstand kommt. Über diese
Abweichungen lässt sich mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens auch eine defekte
Aufzugsbremse erkennen.
[0036] Das erfindungsgemäße Verfahren und die erfindungsgemäße Vorrichtung sind des Weiteren
in der Lage, eine schwankende Abweichung der Bündigkeit an einzelnen oder allen Haltepunkten
zu detektieren. Unter einer solchen schwankenden Abweichung soll hierbei eine unsystematische
Abweichung pro Fahrt von der jeweiligen Zielhalteposition angesehen werden. Diese
würde zu einer Änderung der Verteilung der Schätzung der Zielhaltepositionen, insbesondere
zu einer Erhöhung der Varianz, führen. Ein solches Fehlerbild kann beispielsweise
durch Fehler in der Regelkette auftreten, wodurch die Bremse und/oder der Antrieb
des Aufzugssystems nicht optimal angesteuert werden könnten, was bei einer unterschiedlichen
Beladung unterschiedliche Haltegenauigkeiten nach sich ziehen würde.
[0037] In einem weiteren Aspekt betrifft die vorliegende Erfindung darüber hinaus auch ein
Computerprogramm, umfassend Programmanweisungen, die einen Prozessor zur Ausführung
und/oder Steuerung einer der vorgenannten Schritte des Verfahrens veranlassen, wenn
das Computerprogramm auf dem Prozessor läuft, und eine Datenspeichervorrichtung, auf
der ein entsprechendes Computerprogramm hinterlegt ist, sowie ein Computersystem mit
einer Datenverarbeitungsvorrichtung, wobei die Datenverarbeitungsvorrichtung ausgestaltet
ist derart, dass ein Verfahren nach einem der vorher genannten Schritte auf der Datenverarbeitungsvorrichtung
ausgeführt wird.
[0038] Weitere Vorteile und Merkmale der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung
der anhand der beigefügten Zeichnungen dargestellten Ausführungsbeispiele. Es zeigen
- Fig. 1
- eine schematische Darstellung einer Aufzugsanlage gemäß der Erfindung;
- Fig. 2
- ein schematisches Ablaufdiagramm zur Bestimmung des Fahrtverlaufs aus den Sensordaten;
- Fig. 3
- ein Diagramm zur Darstellung eines Fahrtverlaufs;
- Fig. 4
- schematisch die Funktionsweise eines bei der Erfindung zum Einsatz kommenden Schätzers;
und
- Fig. 5
- beispielhaft einen Verlauf einer Bündigkeitsschätzung.
[0039] Die Fig. 1 zeigt schematisch eine Aufzugsanlage gemäß der Erfindung. In einem Aufzugsschacht
1 ist eine Aufzugskabine 2 beispielsweise über eine Seilzuganlage (nicht dargestellt)
vertikal geführt. Über die Höhe des Aufzugsschachts 1 definieren Stockwerke des Gebäudes
mehrere Haltepunkte 3 und 4, die im Wesentlichen den Türöffnungen in Bezug auf diese
Stockwerke entsprechen. Haltepunkte können hierbei als singuläre Punkte definiert
sein, d.h. z.B. als die Oberkante der Türöffnung oder die Ebene des Zugangsbereichs
des Stockwerks.
[0040] Auf der Aufzugskabine 2 ist ein Modul 5 installiert, das zumindest einen Sensor aufweist,
vorzugsweise jedoch einen Beschleunigungssensor und einen Luftdrucksensor. Des Weiteren
weist das Modul 5, das als nachrüstbare Baueinheit konzipiert ist, eine Datenverarbeitungseinheit
auf, die ausgestaltet ist, Daten in Bezug auf Parameter zu sammeln, die sich im Zuge
der relativen Aufwärts- und Abwärtsbewegungen der Auszugskabine 2 sowie durch deren
Haltemomente einstellen, wie die durch die Sensoren erfassten Beschleunigungsparameter
und Luftdruckparameter.
[0041] Das nachrüstbare Modul 5 weist des Weiteren ein Kommunikationsmodul 6 auf, mittels
dem Daten über ein Netzwerk in eine Cloud 7 und/oder zu einem Server 8 übermittelt
werden können. Über dieses Kommunikationsmodul 6 können auch die gesammelten und ausgewerteten
Daten an ein mobiles Endgerät ausgelesen werden.
[0042] Die Fig. 2 zeigt schematisch den Ablauf der Datenverarbeitung in dem Modul 5.
[0043] Ein Beschleunigungssensor 9 liefert die im Betrieb gewonnenen Sensordaten an die
Datenverarbeitungseinheit 10, wobei aus den Sensordaten der Start- und Endzeitpunkt
einer Fahrt berechnet werden kann. In Abhängigkeit davon berechnet die Datenverarbeitungseinheit
10 die relativen Höhendifferenzen. Ggfs. unter Berücksichtigung von Haltepunktinformationen
(bspw. relative Häufigkeitswahrscheinlichkeit in Bezug auf das Erdgeschoss) kann in
der Datenverarbeitungseinheit der Fahrtverlauf geschätzt werden.
[0044] In der Fig. 3 ist exemplarisch der Fahrtverlauf dargestellt, der sich über die Anzahl
der Fahrten in Bezug auf die Haltepunkte HP, sprich Stockwerke (EG, 1. OG, 2. OG)
einstellt. Wie zu erkennen ist, geht die erste Fahrt aufwärts vom Erdgeschoß EG in
den zweiten Stock (2. OG), die zweite Fahrt abwärts von dem 2. OG wieder zum EG, die
dritte Fahrt wieder aufwärts vom EG in den ersten Stock (1. OG) und die vierte Fahrt
von dort weiter aufwärts in das 2. OG, usw..
[0045] Der Fahrtverlauf wird aus den Sensoren zur relativen Höhenmessung folgendermaßen
bestimmt. Um die relative Höhendifferenz korrekt bestimmen zu können, ist es notwendig,
die Sensordaten in einem ersten Schritt einer bestimmten Fahrt zuzuordnen, wodurch
letztendlich die Anfangs- und Endbedingungen bestimmt werden können. So ist es bekannt,
dass die Geschwindigkeit der Aufzugskabine 1 zu Beginn und Ende einer Fahrt gleich
Null ist, ebenso wie, dass sich die Aufzugskabine im Normalbetrieb zum Anfang und
zum Ende einer Fahrt an einem Haltepunkt HP befinden muss. Ist dies nicht der Fall,
so liegt entweder eine Fehlfunktion vor oder es wird gerade eine Wartung durchgeführt.
[0046] In einer bevorzugten Ausführungsform kommt eine kombinierte Sensorik aus einem Beschleunigungssensor
und einen Luftdrucksensor zum Einsatz.
[0047] Die kontinuierliche Berechnung der Position nur anhand der gewonnenen Beschleunigungsdaten
über einen längeren Zeitraum ohne Berücksichtigung der einzelnen Fahrtvorgänge wäre
grundsätzlich erschwert, da sich ein unvermeidlicher Fehler des Beschleunigungssensors
akkumulieren würde, womit sich die Geschwindigkeit und die Position nach den jeweiligen
Integrationsschritten nur ungenau bestimmen ließen. Des Weiteren wäre auch die kontinuierliche
Berechnung nur anhand der Luftdruckdaten mit Schwierigkeiten versehen, da die Sensordaten
die kurz- und langfristigen Luftdruckschwankungen der Umgebung im Aufzugsschacht widerspiegeln,
was nicht immer einwandfrei von einer tatsächlichen Bewegung der Aufzugskabine unterschieden
werden kann.
[0048] Indem gemäß der Erfindung die Sensordaten des Beschleunigungssensors, der über eine
zweifache Integration der Beschleunigungsdaten die zurückgelegte Höhendifferenz liefert,
mit den Sensordaten des Luftdrucksensors, der durch die relative Änderung der Druckverhältnisse
jeweils die relative Höhe liefert, miteinander fusioniert werden, kann die Aussage
zur Höhendifferenz verbessert werden.
[0049] Mit der so gewonnenen Höhendifferenz wird gemäß der Erfindung ein stochastischer
Schätzer aktualisiert, der die Aufenthaltswahrscheinlichkeiten der Aufzugskabine pro
Haltepunkt verfolgt und in der Datenverarbeitungseinheit als entsprechender Algorithmus
softwareseitig hinterlegt ist. Alternativ ist es auch möglich, dass die Datenverarbeitungseinheit
mit dem stochastischen Schätzer und seiner Logik in einem externen Server, vorzugsweise
innerhalb einer Cloud, oder in einem mobilen Endgerät verortet ist.
[0050] Fig. 4 zeigt exemplarisch die Funktion eines solchen Schätzers, wobei die Angaben
der Wahrscheinlichkeiten mit den in Fig. 3 gezeigten Fahrten korrelieren.
[0051] Zu Beginn beträgt die Aufenthaltswahrscheinlichkeit der Aufzugskabine für jeden Haltepunkt,
das EG, das 1. OG und das 2. OG, jeweils 33%. Nach der ersten Aufwärtsfahrt vom EG
in das 2. OG beträgt die Aufenthaltswahrscheinlichkeit für das EG 0% und für das 1.
OG und das 2. OG jeweils 50%. Nach der anschließenden Fahrt abwärts vom 2. OG in das
EG beträgt die Aufenthaltswahrscheinlichkeit für das EG 100% und für das 1. OG und
das 2. OG jeweils 0%. Nach der zweiten Aufwärtsfahrt vom EG in das 1. OG beträgt die
Aufenthaltswahrscheinlichkeit für das 1. OG 100% und für das EG und das 2. OG jeweils
0 %, usw..
[0052] Nach einer gewissen Anzahl von Fahrten konvergieren die Aufenthaltswahrscheinlichkeiten
der Aufzugskabine zu einem einzigen Haltepunkt HP. Es ist für das Verfahren förderlich,
wenn die Haltepunktabstände unterschiedlich ausgeprägt sind, da dann die einzelnen
Höheninformationen stärker diskriminierend sind und dadurch die aktuelle Position
der Aufzugskabine schneller ermittelt werden kann.
[0053] Vorzugsweise kommen ein oder mehrere Partikel-Filter oder Kalman-Filter zum Einsatz.
Es genügt, nur einen Partikel-Filter oder einen Kalman-Filter für die erfindungsgemäßen
Schätzungen zu verwenden, jedoch ist es auch denkbar, pro Haltepunkt HP einen Kalman-Filter
zum Einsatz zu bringen. Diesen Schätzern aus der Familie der Bayesschen Filter ist
gemein, dass neben der aktuellen Zustandshypothese auch die Sicherheit der Hypothese
mit erfasst und verarbeitet wird, die sogenannten Konfidenz.
[0054] Gemäß der Erfindung kann dann aus einer Aneinanderreihung der wahrscheinlichsten
Hypothese nach jeder einzelnen Fahrt der eigentliche Fahrtverlauf geschätzt werden.
Auch ist es möglich, den wahrscheinlichsten Fahrtverlauf über die Schätzungen von
mehreren Fahrten zu bestimmen, wobei dieser Fahrtverlauf nicht unbedingt in jedem
Schritt den Haltepunkt mit der wahrscheinlichsten Hypothese wählt.
[0055] Dabei können die Anzahl und die Abstände der Haltepunkte von der Datenverarbeitungseinheit
selbst gelernt oder von außen vorgegeben werden. Initialisiert wird der Schätzer mit
einer bekannten Verteilungsannahme oder, falls kein Vorwissen vorliegt, mit einer
Gleichverteilung der Wahrscheinlichkeiten über alle Haltepunkte HP. Im letzteren Fall
wird die Wahrscheinlichkeit der Aufzugskabine an einem bestimmen Haltepunkt HP zu
sein, am Anfang für jeden Haltepunkt HP als gleich groß betrachtet. Weiterhin kann
die Genauigkeit und Konvergenz des Schätzers durch die Hinterlegung von bekannten
Informationen verbessert werden. Hierbei kann es sich um Wahrscheinlichkeiten in Bezug
auf ein Anfahren von einzelnen Haltepunkten handeln. Der Schätzer ließe sich in dieser
Hinsicht parametrieren. Z.B. ist bekannt, dass eine Vielzahl von Fahrten vom Haltepunkt
"Erdgeschoss" aus starten und dort enden.
[0056] Gemäß der Erfindung soll des Weiteren aus den Aufenthaltswahrscheinlichkeiten die
Bündigkeit pro Haltepunkt bestimmt werden.
[0057] Da die relativen Höhenänderungen mittels der oben genannten Sensorik bestimmt werden
können einerseits und die Positionen der Start- und Zielhaltepunkte bekannt sind andererseits,
wird es somit möglich, die von einem Sensor erfasste Höhenänderung dem erwarteten
Fahrtweg der Aufzugskabine gegenüberzustellen. Diese Gegenüberstellung dient als Maß
für die Haltegenauigkeit des Aufzugs.
[0058] In der Fig. 5 ist beispielhaft der Verlauf einer Bündigkeitsschätzung gezeigt. Als
Haltepunkt HP sollen hierbei die Zugangsebenen eines Stockwerks verstanden werden.
In dieser Figur 5 soll das Maß der Bündigkeit bzw. deren Genauigkeit durch die Länge
der Pfeile B simuliert werden, wobei kleinere Pfeillängen eine höhere Genauigkeit
bedeuten.
[0059] Wie bei der Schätzung des Fahrtverlaufs kommt ein stochastischer Schätzer zum Einsatz,
der ausgelegt ist, die Positionsschätzung an einem Zielhaltepunkt mittels einer Schätzung
des Fahrtwegs unter einer Berücksichtigung der Positionsschätzung an einem Starthaltepunkt
zu verbessern. Dies geschieht kontinuierlich, wobei ausreichend viele Fahrten durchgeführt
werden müssen. Denn je mehr Fahrten zu einem bestimmten Haltepunkt stattgefunden haben,
umso genauer und besser wird die Schätzung, bis diese auf alle Fälle besser ist als
der aus Betriebssicherheitsgründen geforderte Toleranzbereich für die Bündigkeit.
Folglich ist einer höhere GE
[0060] Weicht die Bündigkeit ab, d.h. zeigt sich eine gewisse Verteilung der Haltepositionen
der Aufzugskabine in Bezug auf einen stationären Haltepunkt (Zugangsebene eines Stockwerks),
ist die Haltegenauigkeit herabgesetzt, was als ein Indikator für einen Verschleißzustand
der Aufzugsanlage oder Fehler in deren Mechanik oder Steuerung dienen kann.
1. Vorrichtung zur Bestimmung von zumindest einem Zustand eines Aufzugs mit
- zumindest einem Sensor (9), der ausgestaltet ist, zumindest einen Parameter zu erfassen,
der sich durch die Relativbewegungen einer Aufzugskabine (2) im Betrieb ergibt;
- eine Datenverarbeitungseinheit (10), die ausgestaltet ist, in Bezug auf diesen Parameter
Daten über einen bestimmten Zeitraum zu gewinnen, und zumindest einen Schätzer aufweist,
der ausgestaltet ist,
- unter Anwendung zumindest eines stochastischen Verfahrens Aufenthaltswahrscheinlichkeiten
der Aufzugskabine (2) pro Haltepunkt (HP) zu bestimmen, und
- aus den Aufenthaltswahrscheinlichkeiten den Fahrtverlauf der Aufzugskabine (2) zu
bestimmen.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, bei der der Schätzer ausgestaltet ist, unter Berücksichtigung
von Informationen zu Haltepunktpositionen den Fahrtverlauf zu bestimmen.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, bei der der Schätzer des Weiteren ausgestaltet
ist, unter Berücksichtigung des Fahrtverlaufs die Bündigkeit pro Haltepunkt (HP) zu
bestimmen.
4. Vorrichtung nach Anspruch 1, 2 oder 3, bei der der Schätzer ausgestaltet ist, eine
Position an einem Zielhaltepunkt auf Basis einer in Bezug auf einen Starthaltepunkt
geschätzten Position zu bestimmen.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, bei der der Schätzer ausgestaltet ist,
mehrere Fahrtverläufe in Bezug auf einen Haltepunkt (HP) zu kombinieren.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 2 bis 5, bei der die Datenverarbeitungseinheit
(10) einen Speicher aufweist, in dem die Informationen zu den Haltepunktpositionen
hinterlegt sind.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 2 bis 6, bei der der Schätzer des Weiteren ausgestaltet
ist, die Informationen zu den Haltepunktpositionen aus dem geschätzten Fahrtverlauf
im Betrieb zu bestimmen.
8. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei der der zumindest eine Sensor
(9) ein Beschleunigungssensor, ein Luftdrucksensor, ein Magnetfeldsensor oder eine
Kombination davon ist.
9. Vorrichtung nach Anspruch 8, bei der die Datenverarbeitungseinheit (10) ausgestaltet
ist, die aus den Sensoren (9) gewonnen Daten zu verknüpfen.
10. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei der der zumindest eine Schätzer
aus der Gruppe der Bayesschen Filter ausgewählt ist.
11. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 10, bei der der zumindest eine Sensor (9)
und die Datenverarbeitungseinheit (10) auf der Aufzugskabine (2) anbringbar sind.
12. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 10, bei der der zumindest eine Sensor (9)
auf der Aufzugskabine (2) anbringbar und die Datenverarbeitungseinheit (10) extern
dazu angeordnet ist.
13. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, aufweisend ein Kommunikationsmodul
(6), das ausgestaltet ist, mit einem mobilen Endgerät und/oder einem externen Server
(8) in Verbindung zu treten.
14. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei der zumindest ein Mittel
vorgesehen ist, das ausgestaltet ist, eine Änderung der Relativposition der Aufzugskabine
(2) an einem Haltepunkt (HP) im Stillstand zu erfassen.
15. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei der die Datenverarbeitungseinheit
(10) ausgestaltet ist, aus dem bestimmten Fahrtverlauf einen Verschleißzustand des
Aufzugs zu bestimmen.
16. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 3 bis 15, bei der die Datenverarbeitungseinheit
(10) ausgestaltet ist, aus der bestimmten Bündigkeit pro Haltepunkt (HP) einen Verschleißzustand
des Aufzugs zu bestimmen.
17. Verfahren zur Bestimmung von zumindest einem Zustand eines Aufzugs aufweisend die
Schritte:
- Erfassen zumindest eines Parameters, der sich durch die Relativbewegungen einer
Aufzugskabine (2) im Betrieb ergibt;
- Gewinnen von Daten in Bezug auf diesen Parameter über einen bestimmten Zeitraum;
- Schätzen von Aufenthaltswahrscheinlichkeiten der Aufzugskabine (2) pro Haltepunkt
(HP) unter Anwendung zumindest eines stochastischen Verfahrens; und
- Schätzen eines Fahrtverlaufs der Aufzugskabine (2) aus den Aufenthaltswahrscheinlichkeiten.
18. Verfahren nach Anspruch 17, weiter aufweisend den Schritt:
- Schätzen des Fahrtverlaufs unter Berücksichtigung von Informationen zu Haltepunktpositionen.
19. Verfahren nach Anspruch 17 oder 18, weiter aufweisend den Schritt:
- Schätzen der Bündigkeit der Aufzugskabine (2) pro Haltepunkt (HP) unter Berücksichtigung
des Fahrtverlaufs.
20. Verfahren nach Anspruch 18 oder 19, weiter aufweisend den Schritt:
- Schätzen einer Position an einem Zielhaltepunkt auf Basis einer in Bezug auf einen
Starthaltepunkt geschätzten Position.
21. Verfahren nach einem der Ansprüche 17 bis 20, weiter aufweisend den Schritt:
- Kombinieren von mehreren geschätzten Fahrtverläufen in Bezug auf einen Haltepunkt
(HP).
22. Verfahren nach einem der Ansprüche 17 bis 21, weiter aufweisend den Schritt:
- Schätzen der Informationen zu den Haltepunktpositionen aus dem geschätzten Fahrtverlauf.
23. Verfahren nach einem der Ansprüche 17 bis 22, weiter aufweisend den Schritt:
- Schätzen eines Verschleißzustandes des Aufzugs aus dem geschätzten Fahrtverlauf
der Aufzugskabine (2).
24. Verfahren nach einem der Ansprüche 19 bis 23, weiter aufweisend den Schritt:
- Schätzen eines Verschleißzustandes des Aufzugs aus der geschätzten Bündigkeit der
Aufzugskabine (2) pro Haltepunkt (HP) .
25. Computerprogramm, umfassend Programmanweisungen, die einen Prozessor zur Ausführung
und/oder Steuerung der Schritte des Verfahrens nach einem der Ansprüche 17 bis 24
veranlassen, wenn das Computerprogramm auf dem Prozessor läuft.
26. Datenträgervorrichtung, auf der ein Computerprogramm gemäß Anspruch 25 gespeichert
ist.
27. Computersystem mit einer Datenverarbeitungsvorrichtung, wobei die Datenverarbeitungsvorrichtung
ausgestaltet ist derart, dass ein Verfahren nach einem der Ansprüche 17 bis 24 auf
der Datenverarbeitungsvorrichtung ausgeführt wird.