[0001] Die Erfindung betrifft eine Walzanlage zum Kaltpilgern nach dem Oberbegriff des Anspruchs
1.
[0002] DE 42 34 394 C1 beschreibt ein Vorschubgetriebe für ein Kaltpilgerwalzwerk, bei dem alternierend
an einem Werkstück angreifende Spannzangen über Spindeln in einer Vorschubrichtung
antreibbar bewegbar sind. Ein Getriebe zum Drehantrieb der Spindeln ist zwischen den
Spannzangen angeordnet, wodurch ein minimaler Abstand der Spannzangen voneinander
geometrisch begrenzt ist. Die Spannzangen sind in gleicher Richtung orientiert.
[0003] Es ist die Aufgabe der Erfindung, eine Walzanlage zum Kaltpilgern anzugeben, bei
der eine besonders homogene Bearbeitung über eine große Vorschublänge ermöglicht ist.
[0004] Diese Aufgabe wird für eine eingangs genannte Walzanlage erfindungsgemäß mit den
kennzeichnenden Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst. Durch die entgegengesetzte Orientierung
der Spannglieder wird es ermöglicht, dass ein minimaler Abstand von Angriffen der
beiden Spannglieder an der Luppe bzw. dem Werkstück besonders klein gehalten werden
kann.
[0005] Durch genaue Vermessung von auf herkömmlichen Anlagen gewalzten Produkten, insbesondere
mittels Wirbelstromprüfung, konnte der Effekt einer Veränderung der Rohrwand beim
Wechsel von einem zum anderen Spannschlitten in Form eines kleinen Sprungs beobachtet
werden. Nach dem Spannschlittenwechsel änderte sich die Rohrwand dann kontinuierlich
mit der Vorwärtsbewegung des Spannschlittens. Durch die Reduzierung der bei der Übergabe
unter Spannung stehenden Länge des Werkstücks konnte der Sprung reduziert bzw. beseitigt
werden.
[0006] Ein Spannglied im Sinne der Erfindung ist bevorzugt nach dem Prinzip einer Spannzange
ausgebildet, wobei der Bereich eines kraftschlüssigen Angriffs näher an einem der
Enden des Spannglieds liegt. Durch die entgegengesetzte Orientierung der Spannzangen
können die beiden Bereiche des kraftschlüssigen Angriffs im Moment einer Übergabe
einen besonders geringen Abstand aufweisen.
[0007] Ein geringer Abstand zwischen den Spanngliedern ist auch in den äußeren Umkehrlagen
der Spannschlitten vorteilhaft. Dieses Maß kann durch eine geeignete Steuerung minimiert
werden. Dazu muss der Spannschlitten, dessen Spannglied das Werkstück gerade nicht
angreift, baldmöglichst nach Erreichen seiner Startposition das Werkstück wieder angreifen.
Auf diese Weise kann sichergestellt werden, dass sich die beiden Spannschlitten, und
damit die beiden Spannglieder, nicht weiter als unbedingt erforderlich voneinander
entfernen.
[0008] Ein Drehantrieb eines Spannglieds bzw. einer Spannzange zum Drehen des Werkstücks
kann über je einen auf jedem Spannschlitten angebrachten Servomotor erfolgen. Alternativ
dazu kann auch eine gemeinsame Antriebswelle, z.B. unterhalb einer Walzmitte, verwendet
werden, die wiederum von einem Servomotor angetrieben wird.
[0009] Bei einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist ein minimaler Abstand zwischen
einem Angriff des ersten Spannglieds und einem Angriff des zweiten Spannglieds an
der Luppe kleiner ist als die Summe der Längen der beiden Spannglieder. Besonders
bevorzugt ist der minimale Abstand kleiner als die Länge eines der Spannglieder. Noch
weiter bevorzugt ist der minimale Abstand kleiner als die Hälfte der Länge eines der
Spannglieder. Je kleiner der minimale erreichbare Abstand ist, desto geringer fällt
ein durch Elastizität bedingter Sprung bei der Übergabe der Luppe von dem einen Spannglied
auf das andere Spannglied aus.
[0010] Um einen minimalen Abstand der Spannglieder konstruktiv auf einfache Wiese zu begünstigen,
ist allgemein vorteilhaft zwischen den beiden Spannschlitten kein Getriebe angeordnet.
[0011] Bei einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird zumindest einer der Spannschlitten
über zumindest eine Spindel und eine bevorzugt an dem Spannschlitten angeordnete Spindelmutter
angetrieben. Der Antrieb der Spannschlitten von Kaltpilger-Walzwerken mittels einer
oder mehrerer Spindeln hat sich allgemein bewährt und kann mit der erfindungsgemäßen
Ausbildung der Spannglieder auf einfache Weise kombiniert werden.
[0012] Bei einer ersten möglichen Weiterbildung der Erfindung können die beiden Spannschlitten
dabei jeweils einen bezüglich einer Walzmitte beidseitigen, bevorzugt symmetrisch
ausgebildeten Antrieb aufweisen. Eine solche Bauweise erlaubt besonders hohe und symmetrisch
eingeleitete Kräfte, so dass sie besonders für große Luppendurchmesser bzw. große
Vorschubkräfte geeignet ist.
[0013] In vorteilhafter Detailgestaltung ist dabei auf jeder Seite des Antriebs eine durchgehende
Spindel angeordnet, an der jeweils jeder der beiden Spannschlitten abgestützt ist.
Dies ermöglicht konstruktiv eine geringe Zahl an Bauteilen und Stützlagern.
[0014] Bei einer alternativen Detailgestaltung der Erfindung ist jeder der beiden Spannschlitten
an einem separaten, bevorzugt angetriebenen Spindelpaar abgestützt. Dies erlaubt den
Einsatz kürzerer Spindeln und eine besonders große Unabhängigkeit der Bewegungssteuerung
der Spannschlitten.
[0015] Allgemein kann der Antrieb von Spindelmuttern der beiden Seiten eines Spannschlittens
auch mechanisch gekoppelt sein, so dass die Anzahl von Elektromotoren verringert wird.
[0016] Bei einer zweiten möglichen Weiterbildung der Erfindung ist es vorgesehen, dass die
beiden Spannschlitten jeweils einen einseitigen Antrieb aufweisen, bevorzugt auf jeweils
verschiedenen Seiten. Hierdurch kann ein einfacher und kostengünstiger Antrieb realisiert
werden. Durch einen einseitigen Antrieb wird an jedem Spannschlitten ein Moment bezüglich
der Walzenmitte ausgeübt, so dass eine solche Lösung insbesondere für kleinere Luppendurchmesser
bzw. geringere Vorschubkräfte geeignet ist.
[0017] Eine mögliche Ausführungsform der Erfindung sieht vor, dass die Zuführvorrichtung
ein unbewegtes Getriebe zum Antrieb der Spindel umfasst. Durch ein solches Getriebe,
das bevorzugt nicht zwischen den Spannschlitten angeordnet ist, kann ein besonders
variabler Antrieb erzielt werden. Mit dem Getriebe kann ein drehender und/oder translatorisch
oszillierender Antrieb realisiert sein.
[0018] Besonders bevorzugt kann es dabei vorgesehen sein, dass die Spindel eine translatorische
Bewegung erfährt, wobei die Spindelmutter zusätzlich antreibbar drehbar ist. Translatorische
Bewegungen der Spindel können vorteilhaft für geeignete Bewegungsabschnitte der insgesamt
komplexen, abschnittsweisen Vorschubbewegung der Luppe beim Kaltpilgerverfahren genutzt
werden.
[0019] In allgemein vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung ist es vorgesehen, dass an
zumindest einem der Spannschlitten ein mitbewegter Antriebsmotor, insbesondere zum
Antrieb der Spindelmutter, angeordnet ist. Besonders bevorzugt kann dabei der mitbewegte
Antriebsmotor als die Spindel umschließender Hohlwellenmotor ausgebildet sein. Moderne
Motoren zeichnen sich durch große Drehmomente und universelle Ansteuerbarkeit aus.
Eine Bauweise als Hohlwellenmotor, insbesondere zum direkten Antrieb der Spindelmutter
ohne Getriebe, nutzt diese Eigenschaften optimal.
[0020] In allgemein vorteilhafter Weiterbildung der Erfindung kann es zudem vorgesehen sein,
dass die Zuführvorrichtung zumindest zwei Dornlager zur Halterung einer Dornstange
aufweist, wobei zumindest eines der Dornlager, bevorzugt das erste Dornlager, um einen
Stellweg in seiner Position einstellbar veränderbar ist, wobei insbesondere eine maximale
Länge des der Stellwegs mehr als 20% eines Abstandes der Dornlager beträgt. Noch bevorzugter
kann die Länge des Stellwegs mehr als 30% des Abstandes der Dornlager betragen. Hierdurch
kann die Walzanlage an Luppen verschiedener Länge angepasst werden, wobei die erfindungsgemäßen
Vorteile einer homogenen Vorschubbelastung verbleiben.
[0021] Nachfolgend werden mehrere bevorzugte Ausführungsbeispiele der Erfindung beschrieben
und anhand der anliegenden Zeichnungen näher erläutert.
- Fig. 1
- zeigt eine schematische Darstellung einer Walzanlage zum Kaltpilgern nach dem Stand
der Technik.
- Fig. 2
- zeigt eine Anordnung zweier Spannschlitten einer Walzanlage gemäß einem ersten Ausführungsbeispiel
der Erfindung.
- Fig. 3
- zeigt eine Anordnung zweier Spannschlitten einer Walzanlage gemäß einem zweiten Ausführungsbeispiel
der Erfindung.
- Fig. 4
- zeigt eine Anordnung zweier Spannschlitten einer Walzanlage gemäß einem dritten Ausführungsbeispiel
der Erfindung.
- Fig. 5
- zeigt eine Anordnung zweier Spannschlitten einer Walzanlage gemäß einem vierten Ausführungsbeispiel
der Erfindung.
- Fig. 6
- zeigt eine Schnittansicht durch ein Spannglied eines Spannschlittens.
[0022] Die in Fig. 1 gezeigte Walzanlage zum Kaltpilgern ist vorbekannt. Sie umfasst ein
Walzgerüst 1 zum Walzen einer Luppe (nicht dargestellt) mittels Kaltpilgern und eine
Zuführvorrichtung 2, wobei die Luppe mittels der Zuführvorrichtung 2 während des Walzvorgangs
durch das Walzgerüst 1 bewegt wird.
[0023] Die Zuführvorrichtung 2 umfasst ein erstes Spannglied 3 eines ersten angetriebenen
Spannschlittens 4 und ein zweites Spannglied 5 eines zweiten angetriebenen Spannschlittens
6. Die Spannglieder 3, 5 werden abwechselnd an der Luppe festgelegt, so dass die Luppe
zunächst um einen Hub des ersten Spannschlittens 4 und nachfolgend um einen Hub des
zweiten Spannschlittens 6 in eine Vorschubrichtung V bewegt wird. Während der Vorschub
durch den jeweils an der Luppe angreifenden Spannschlitten 4, 6 erfolgt, wird der
jeweils andere Spannschlitten 4, 6 in seine Ausgangsposition zurückgefahren. Durch
diesen alternierenden Vorschub durch die beiden Spannschlitten 4, 6 kann eine quasiunendlich
lange Luppe durch das Walzgerüst 1 geschoben werden.
[0024] Der Antrieb der auf Schienen oder ebenen Gleitflächen geführten Spannschlitten 4,
6 erfolgt mittels eines Getriebes 7, das im vorliegenden Fall des Standes der Technik
zwischen den beiden Spannschlitten 4, 6 angeordnet ist.
[0025] In dem Walzgerüst 1 erfolgt die Umformung der Luppe auf bekannte Weise gemäß dem
Kaltpilger-Verfahren. Das Walzgerüst 1 wird dabei durch einen Antrieb 1a oszillierend
bewegt. Die Luppe erfährt üblicherweise außer einem linearen Vorschub auch eine schrittweise
Drehung.
[0026] In Fig. 1 sind zudem aufwärts der Spannschlitten 4, 6 Führmittel 8, Dornlager 9 und
weitere Bauteile gezeigt, wie sie in üblichen Kaltpilger-Walzwerken verwendet werden.
[0027] In Fig. 2 ist eine erfindungsgemäße Weiterentwicklung einer Walzanlage gemäß Fig.
1 dargestellt, wobei lediglich der Bereich Spannschlitten 4, 6 schematisch gezeigt
ist.
[0028] Der erste Spannschlitten 4 ist in einer äußeren Endposition entgegen der Vorschubrichtung
(in Fig. 2 links) gezeigt, und der zweite Spannschlitten 6 ist in einer in Vorschubrichtung
äußeren Endposition (in Fig. 2 rechts) gezeigt. Zudem ist ein Teil jedes Spannschlittens
4, 6 nochmals in einer jeweils entgegengesetzten, inneren Endposition dargestellt,
um die Bewegung der Spannschlitten 4, 6 zu verdeutlichen.
[0029] Der erste Spannschlitten 4 bewegt sich um einen Hub H1 zwischen seinen Endpositionen,
und der zweite Spannschlitten 6 bewegt sich um einen vorliegend ebenso großen Hub
H2 zwischen seinen Endpositionen. Die zueinander gerichteten Vorderkanten der beiden
Spannschlitten haben einen maximalen Abstand L (beide Spannschlitten 4, 6 in der äußeren
Endposition). Ein minimaler Abstand A der Vorderkanten der Spannschlitten 4, 6 in
den inneren Endpositionen ergibt sich zu L-(H1+H2).
[0030] Erfindungsgemäß ist das erste Spannglied 3 entgegengesetzt zu dem zweiten Spannglied
5 orientiert. Die Spannglieder 3, 5 sind jeweils mit einem Ende, an dem ein lösbarer
kraftschlüssiger Angriff an der Luppe erfolgt, an der zum jeweiligen anderen Spannschlitten
gerichteten Kante ihres Spannschlittens 4, 6 angeordnet. Für den ersten, vorderen
(in Fig. 2 linken) Spannschlitten 4 ist dies vorliegend die rechte Kante, und für
den zweiten, hinteren (in Fig. 2 rechten) Spannschlitten 6 ist dies vorliegend die
linke Kante. Annähernd fallen die Orte des kraftschlüssigen Angriffs der Spannglieder
3, 5 an der Luppe also mit den in Fig. 2 markierten Positionslinien für die Hübe H1,
H2 bzw. die Länge L zusammen.
[0031] Durch die entgegengesetzte Orientierung der Spannglieder 3, 5 wird es ermöglicht,
dass ein minimaler Abstand A = L-(H1+H2) von Angriffen der beiden Spannglieder an
der Luppe bzw. dem Werkstück besonders klein gehalten werden kann.
[0032] Durch genaue Vermessung von auf herkömmlichen Anlagen gewalzten Produkten, insbesondere
mittels Wirbelstromprüfung, konnte der Effekt einer Veränderung der Rohrwand beim
Wechsel von einem zum anderen Spannschlitten in Form eines kleinen Sprungs beobachtet
werden. Nach dem Spannschlittenwechsel änderte sich die Rohrwand dann kontinuierlich
mit der Vorwärtsbewegung des Spannschlittens. Durch die Reduzierung der bei der Übergabe
unter Spannung stehenden Länge des Werkstücks konnte der Sprung reduziert bzw. beseitigt
werden.
[0033] Wie insbesondere Fig. 6 zeigt, sind die Spannglieder 3, 5 vorliegend nach dem Prinzip
einer Spannzange ausgebildet, wobei der Bereich eines kraftschlüssigen Angriffs näher
an einem der Enden der Spannzange liegt. Ein konisches Klemmglied 10 wird mittels
einer verschiebbaren konischen Hülse 11 radial zusammengedrückt bzw. geöffnet, wobei
der Angriff der Spannzange 3, 5 an der Luppe mittels des Klemmglieds erfolgt. Eine
relative Verschiebung der Hülse 11 zu dem Klemmglied 10 erfolgt mittels einer hydraulischen
Hebelmechanik 12. Aus Fig. 6 ist ersichtlich, dass das Klemmglied 10 sich nahe an
einem Ende des Spannglieds 3 befindet, wobei eine gesamte bauliche Länge des Spannglieds
3, 5 ein Vielfaches der Länge des Klemmglieds 10 beträgt.
[0034] Durch die entgegengesetzte Orientierung der Spannglieder bzw. Spannzangen 3, 5 können
die beiden Bereiche des kraftschlüssigen Angriffs im Moment einer Übergabe einen besonders
geringen Abstand aufweisen.
[0035] Ein Drehantrieb 13 des Spannglieds bzw. der Spannzange 3, 5 zum Drehen des Werkstücks
kann über je einen auf jedem Spannschlitten angebrachten Servomotor (nicht dargestellt)
erfolgen. Alternativ dazu kann auch eine gemeinsame Antriebswelle, z.B. unterhalb
einer Walzmitte, verwendet werden, die wiederum von einem Servomotor angetrieben wird.
[0036] Der minimale Abstand A zwischen einem Angriff des ersten Spannglieds 3 und einem
Angriff des zweiten Spannglieds 5 an der ist Luppe vorliegend kleiner als die Hälfte
der Länge eines der Spannglieder 3, 5. Je kleiner der minimale erreichbare Abstand
A ist, desto geringer fällt ein durch Elastizität bedingter Sprung bei der Übergabe
der Luppe von dem einen Spannglied 3, 5 auf das andere Spannglied 3, 5 aus.
[0037] Um den minimalen Abstand A der Spannglieder konstruktiv auf einfache Wiese zu begünstigen,
ist zwischen den beiden Spannschlitten 4, 6 kein Getriebe (anders als in Fig. 1) angeordnet.
[0038] Die Spannschlitten 3, 5 werden jeweils über eine Spindel 14, 15 angetrieben. Die
Spindeln 14, 15 wirken jeweils mit einer an den Spannschlitten 4, 6 angeordneten Spindelmutter
16, 17 zusammen. Der Antrieb der Spannschlitten von Kaltpilger-Walzwerken mittels
einer oder mehrerer Spindeln hat sich allgemein bewährt und kann mit der erfindungsgemäßen
Ausbildung der Spannglieder 3, 5 auf einfache Weise kombiniert werden.
[0039] Bei dem Ausführungsbeispiel nach Fig. 2 ist es vorgesehen, dass die beiden Spannschlitten
4, 6 jeweils einen einseitigen Antrieb aufweisen, vorliegend auf jeweils verschiedenen
Seiten. Die erste Spindel 14 erstreckt sich auf der einen Seite der Spannschlitten
4, 6 über die gesamte Länge beider Spannschlitten, und die zweite Spindel 15 erstreckt
sich auf gleiche Weise auf der anderen Seite. Die Spindeln 14, 15 sind jeweils an
einem Ende mittels eines elektrischen Antriebs 18, 19 angetrieben. Am gegenüberliegenden
Ende sind die Spindeln 14, 15 jeweils in einem Widerlager 20, 21 drehbar gelagert.
[0040] Die erste Spindel 14 wirkt nur mit der Spindelmutter 16 des ersten Spannschlittens
4 zusammen. Die zweite Spindel 15 wirkt nur mit der Spindelmutter 17 des zweiten Spannschlittens
6 zusammen.
[0041] Hierdurch kann ein einfacher und kostengünstiger Antrieb realisiert werden. Durch
den einseitigen Antrieb wird an jedem Spannschlitten 4, 6 ein Moment bezüglich der
Walzenmitte ausgeübt, so dass eine solche Lösung insbesondere für kleinere Luppendurchmesser
bzw. geringere Vorschubkräfte geeignet ist.
[0042] Die elektrischen Antriebe 18, 19 können als unmittelbar wirkende Elektromotoren ausgebildet
sein oder auch als Kombinationen von Elektromotoren und Getrieben. Je nach Anforderungen
kann sowohl eine Rotationsbewegung der Spindeln 14, 15 als auch eine translatorische
Bewegung vorgesehen sein.
[0043] Bei der in Fig. 3 gezeigten zweiten Ausführungsform der Erfindung liegt ein zum ersten
Ausführungsbeispiel identischer Bewegungsablauf der Spannschlitten 4, 6 vor. Zu den
Abständen L, H1 und H2 sowie Aufbau und Funktion der Spannglieder 3, 5 wird ebenfalls
auf das erste Beispiel verwiesen.
[0044] Die Unterschiede zum ersten Ausführungsbeispiel betreffen lediglich die Ausbildung
des Antriebs mittels der Spindeln 14, 15. Im Beispiel nach Fig. 3 sind die Spindeln
14, 15 nicht angetrieben, sondern vollständig in Festlagern 22 aufgenommen. Der Antrieb
der Spannschlitten 4, 6 erfolgt durch angetrieben drehende und beidseitig angeordnete
Spindelmuttern 16, 16' des ersten Spannschlittens 4 und ebensolche Spindelmuttern
17, 17' des zweiten Spannschlittens 6.
[0045] Somit weisen die beiden Spannschlitten 4, 6 jeweils einen bezüglich einer Walzmitte
beidseitigen, symmetrisch ausgebildeten Antrieb auf. Jeder der Spannschlitten ist
auf jeder Seite an einer der Spindeln 14, 15 angetrieben abgestützt. Eine solche Bauweise
erlaubt besonders hohe und symmetrisch eingeleitete Kräfte, so dass sie besonders
für große Luppendurchmesser bzw. große Vorschubkräfte geeignet ist.
[0046] Da auf jeder Seite des Antriebs eine durchgehende Spindel 14, 15 angeordnet ist,
an der jeweils jeder der beiden Spannschlitten 4, 6 abgestützt ist, wird eine geringe
Zahl an Bauteilen und Stützlagern konstruktiv ermöglicht.
[0047] An jedem der Spannschlitten 4, 6 ist ein mitbewegter Antriebsmotor 24 zum Antrieb
der Spindelmuttern 16, 16', angeordnet. Vorliegend ist der Antrieb der Spindelmuttern
16, 16' bzw 17, 17' der beiden Seiten eines Spannschlittens 4, 6 jeweils mittels eines
mitbewegten Getriebes 23 mechanisch gekoppelt. Auf diese Weise muss jeweils nur ein
Elektromotor 24 für jeden der Spannschlitten 4, 6 vorgesehen werden.
[0048] Bei einer allgemein alternativen Ausführungsform der Erfindung (nicht dargestellt)
kann der mitbewegte Antriebsmotor bzw. jeder der mitbewegten Antriebsmotoren der jeweils
angetriebenen Spindelmuttern 16, 16', 17, 17' auch als die Spindel 14, 15 umschließender
Hohlwellenmotor ausgebildet sein. Moderne Motoren zeichnen sich durch große Drehmomente
und universelle Ansteuerbarkeit aus. Eine Bauweise als Hohlwellenmotor, insbesondere
zum direkten Antrieb der Spindelmutter ohne Getriebe, nutzt diese Eigenschaften optimal.
Diese alternative Verwendung von mitbewegten Hohlwellenmotoren betrifft jedes hier
beschriebene oder sonstige Ausführungsbeispiel der Erfindung, sofern angetriebene
Spindelmuttern zum Antrieb zumindest eines der Spannschlitten 4, 6 vorgesehen sind.
[0049] Bei dem in Fig. 4 gezeigten Ausführungsbeispiel ist es im Unterschied zu dem Beispiel
nach Fig. 3 vorgesehen, dass jeder der beiden Spannschlitten 4, 6 an einem separaten,
angetriebenen Spindelpaar abgestützt ist. Ein erstes Spindelpaar 14, 15 dient dem
Antrieb des ersten Spannschlittens 4, und ein zweites Spindelpaar 14', 15' dient dem
Antrieb des zweiten Spannschlittens 6, so dass wie im Beispiel nach Fig. 3 ein beidseitig
abgestützter Antrieb der Spannschlitten 4, 6 vorliegt. Dies erlaubt insgesamt den
Einsatz kürzerer Spindeln und eine besonders große Unabhängigkeit der Bewegungssteuerung
der Spannschlitten.
[0050] Als weiterer Unterschied zu dem Ausführungsbeispiel nach Fig 3 ist jede der Spindeln
14, 14', 15, 15' mittels elektrischer Antriebe 25 angetrieben. Jeder der insgesamt
vier Spindeln 14, 14', 15, 15' ist dabei ein eigener elektrischer Antrieb 25 zugeordnet.
[0051] Die in Vorschubrichtung V hintereinander angeordneten Spindeln 14, 14' bzw. 15, 15'
sind in Drehlagern 26 aufgenommen, die jeweils zwischen den Spannschlitten 4, 6 angeordnet
sind. Solche Drehlager sind kleinbauend. Sie können in den inneren Endpositionen der
Spannschlitten mittels geeigneter Ausnehmungen der nahezu vollständig mit den Spannschlitten
4, 6 überlappen, so dass sie dem erfindungsgemäßen Konzept eines kleinen minimalen
Abstands A der Spannschlitten 4, 6 nicht entgegenstehen.
[0052] Bei dem in Fig. 5 gezeigten Ausführungsbeispiel der Erfindung liegt eine Anordnung
wie in Fig. 4 vor, wobei die einzelnen Antriebe der drehbaren Spindeln 14, 14', 15,
15' anders ausgebildet sind. Durch jeweils ein Getriebe 27 je Spannschlitten 4, 6
werden jeweils die beiden Spindeln 14, 15 bzw. 14', 15' eines Spannschlittens mechanisch
gekoppelt. Auf diese Weise muss je Spannschlitten 4, 6 nur ein Elektromotor 28 zum
Antrieb vorgesehen sein.
[0053] Bei diesem Ausführungsbeispiel umfasst die Zuführvorrichtung somit ein unbewegte
Getriebe 27 zum Antrieb der Spindeln 14, 14', 15, 15'. Durch ein solches Getriebe
27, das bevorzugt nicht zwischen den Spannschlitten angeordnet ist, kann ein besonders
variabler Antrieb erzielt werden.
[0054] Bei einer nicht dargestellten Ausführungsform kann es auch vorgesehen sein, dass
die Spindeln 14, 14', 15, 15' eine translatorische Bewegung erfahren, wobei die Spindelmuttern
zusätzlich antreibbar drehbar ist. Translatorische Bewegungen der Spindeln 14, 14',
15, 15' können vorteilhaft für geeignete Bewegungsabschnitte der insgesamt komplexen,
abschnittsweisen Vorschubbewegung der Luppe beim Kaltpilgerverfahren genutzt werden.
Eine solche Kombination von translatorisch bewegten Spindeln mit einer Drehung in
den Spindelmuttern kann bei jeder Anordnung von Spindeln gemäß der vorstehend beschriebenen
Ausführungsbeispiele vorgesehen werden.
[0055] Bei jedem der vorstehend beschriebenen Ausführungsbeispiele ist es zudem vorgesehen,
dass die Zuführvorrichtung 2 zumindest zwei Dornlager 9 zur Halterung einer Dornstange
(nicht dargestellt) aufweist, wobei zumindest eines der Dornlager 9, bevorzugt das
erste Dornlager, um einen Stellweg in seiner Position einstellbar veränderbar ist.
Eine maximale Länge des der Stellwegs des veränderbaren Dornlagers beträgt mehr als
30% eines Abstandes der Dornlager 9. Hierdurch kann die Walzanlage an Luppen verschiedener
Länge angepasst werden, wobei die erfindungsgemäßen Vorteile einer homogenen Vorschubbelastung
verbleiben.
Bezugszeichenliste
[0056]
- 1
- Walzgerüst
- 1a
- Antrieb Walzgerüst
- 2
- Zuführvorrichtung
- 3
- erstes Spannglied
- 4
- erster Spannschlitten
- 5
- zweites Spannglied
- 6
- zweiter Spannschlitten
- 7
- Getriebe (Stand der Technik)
- 8
- Führmittel
- 9
- Dornlager
- 10
- Klemmglied
- 11
- Hülse
- 12
- Hebelmechanik
- 13
- Drehantrieb Spannglied
- 14
- erste Spindel
- 14'
- Spindel
- 15
- zweite Spindel
- 15'
- Spindel
- 16
- erste Spindelmutter
- 16'
- Spindelmutter
- 17
- zweite Spindelmutter
- 17'
- Spindelmutter
- 18
- elektrischer Antrieb
- 19
- elektrischer Antrieb
- 20
- Widerlager
- 21
- Widerlager
- 22
- Festlager
- 23
- mitbewegtes Getriebe auf Spannschlitten
- 24
- mitbewegter Elektromotor auf Spannschlitten
- 25
- elektrischer Antrieb für Spindel
- 26
- Drehlager für Spindel
- 27
- unbewegtes Getriebe
- 28
- Elektromotor
1. Walzanlage zum Kaltpilgern, umfassend
ein Walzgerüst (1) zum Walzen einer Luppe mittels Kaltpilgern, und
eine Zuführvorrichtung (2), wobei die Luppe mittels der Zuführvorrichtung (2) während
des Walzvorgangs durch das Walzgerüst (1) bewegt wird, wobei zumindest ein erstes
Spannglied (3) eines ersten angetriebenen Spannschlittens (4) und zumindest ein zweites
Spannglied (5) eines zweiten angetriebenen Spannschlittens (6) abwechselnd an der
Luppe festgelegt werden, so dass die Luppe zunächst um einen Hub (H1) des ersten Spannschlittens
(4) und nachfolgend um einen Hub (H2) des zweiten Spannschlittens (6) bewegt wird,
dadurch gekennzeichnet,
dass das erste Spannglied (3) entgegengesetzt zu dem zweiten Spannglied (5) orientiert
ist.
2. Walzanlage nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass ein minimaler Abstand (A) zwischen einem Angriff des ersten Spannglieds (3) und einem
Angriff des zweiten Spannglieds (5) an der Luppe kleiner ist als die Summe der Längen
der beiden Spannglieder (3, 5), insbesondere kleiner als die Länge eines der Spannglieder
(3, 5).
3. Walzanlage nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen den beiden Spannschlitten (4, 6) kein Getriebe (7) angeordnet ist.
4. Walzanlage nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest einer der Spannschlitten (4, 6) über zumindest eine Spindel (14, 14', 15,
15') und eine insbesondere an dem Spannschlitten (4, 6) angeordnete Spindelmutter
(16, 16', 17, 17') angetrieben wird.
5. Walzanlage nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die beiden Spannschlitten (4, 6) jeweils einen bezüglich einer Walzmitte beidseitigen,
insbesondere symmetrisch ausgebildeten Antrieb aufweisen.
6. Walzanlage nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass auf jeder Seite des Antriebs eine durchgehende Spindel (14, 15) angeordnet ist, an
der jeweils jeder der beiden Spannschlitten (4, 6) abgestützt ist.
7. Walzanlage nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass jeder der beiden Spannschlitten (4, 6) an einem separaten, insbesondere angetriebenen
Spindelpaar (14, 14', 15, 15') abgestützt ist.
8. Walzanlage nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die beiden Spannschlitten (4, 6) jeweils einen einseitigen Antrieb aufweisen, insbesondere
auf jeweils verschiedenen Seiten.
9. Walzanlage nach einem der Ansprüche 4 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Zuführvorrichtung (2) ein unbewegtes Getriebe (27) zum Antrieb der Spindel (14,
14', 15, 15') umfasst.
10. Walzanlage nach einem der Ansprüche 4 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Spindel (14, 14', 15, 15') eine translatorische Bewegung erfährt, wobei die Spindelmutter
(16, 16', 17, 17') zusätzlich antreibbar drehbar ist.
11. Walzanlage nach einem der Ansprüche 4 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass an zumindest einem der Spannschlitten (4, 6) ein mitbewegter Antriebsmotor (24),
insbesondere zum Antrieb der Spindelmutter (16, 16', 17, 17'), angeordnet ist
12. Walzanlage nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass der mitbewegte Antriebsmotor als die Spindel (14, 14', 15, 15') umschließender Hohlwellenmotor
ausgebildet ist.
13. Walzanlage nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Zuführvorrichtung (2) zumindest zwei Dornlager (9) zur Halterung einer Dornstange
aufweist, wobei zumindest eines der Dornlager (9), insbesondere das erste Dornlager
(9), um einen Stellweg in seiner Position einstellbar veränderbar ist, wobei insbesondere
eine maximale Länge des der Stellwegs mehr als 20% eines Abstandes der Dornlager (9)
beträgt.