[0001] Die Erfindung betrifft eine Druckmaschine mit hybrider Drucktechnik zum Bedrucken
einer laufenden Materialbahn.
[0002] Unter hybrider Drucktechnik wird im Sinne der vorliegenden Erfindung die Kombination
aus Flexodruck und Digitaldruck verstanden.
[0003] Im Verpackungsdruck ist das Flexodruckverfahren ein geeignetes und bewährtes Verfahren
zur wirtschaftlichen Herstellung von langen Druckaufträgen. Eine Vielzahl technischer
Weiterentwicklungen hat im Flexodruck darüber hinaus neue verfahrenstechnische Möglichkeiten
eröffnet, wie beispielsweise der Einsatz von mehr Farben und feineren Rastern.
[0004] Der Begriff Digitaldruck steht für verschiedene digitale Druckverfahren. All diesen
Druckverfahren ist gemeinsam, dass es keine analoge Druckform gibt, sondern dass der
Druck direkt aus dem digitalen Datenbestand der Vorstufe erfolgt. Toner oder Tinten
werden dabei direkt oder indirekt auf den Bedruckstoff übertragen. Im Gegensatz zum
Flexodruck fallen somit keine Kosten für die Herstellung der Druckform an. Dafür sind
allerdings die laufenden Betriebskosten im Digitaldruck höher, da die digitalen Farbsysteme
gegenüber Flexodruck-Farbsystemen um den Faktor 10 bis 20 teurer sind. Die Wirtschaftlichkeit
im Digitaldruck ist daher auch abhängig vom Motiv und seiner Farbbelegung, denn je
mehr Farbe aufgetragen wird, desto höher ist der Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit.
[0005] In der Verpackungsindustrie ist im Zuge der Digitalisierung ein Trend zu immer kürzeren
Produktzyklen zu beobachten. Dies führt in der Folge beim Verpackungsdruck zu sinkenden
Auflagen sowohl bei Erst- wie auch bei Wiederholungsaufträgen. Insbesondere wenn neue
Produkte oder Produktvarianten auf den Markt gebracht werden, lässt sich die benötigte
Länge des Druckauftrags oftmals kaum genau festlegen. Der Digitaldruck bietet die
Möglichkeit, die Länge des Druckauftrags kurzfristig zu ändern und ist darüber hinaus
im Falle eines kurzen Druckauftrags nicht mit hohen Rüstkosten belastet. Das Verfahren
liefert daher die richtige Menge zur richtigen Zeit. Darüber hinaus entstehen durch
die bedarfsgerechte Auflagenhöhe keine Kosten für die Lagerung der Verpackungen. Die
problemlose Möglichkeit des Nachdrucks reduziert zudem die Gefahr von nicht benötigten
Vorratsrollen. Das Bewerben neuer Produkte, die Promotion verschiedenster Variation
in Klein- und Kleinstauflagen ist in kürzester Zeit möglich. Bei kurzen Druckaufträgen
bietet somit der Digitaldruck eine höhere Flexibilität und ist eine kostengünstige
Alternative zum Flexodruck.
[0006] Ein weiterer Trend in der Verpackungsindustrie ist der variable Datendruck. Auch
in diesem Bereich ist der Digitaldruck gegenüber dem Flexodruck im Vorteil. Da es
beim Digitaldruck keinen permanenten Druckbildspeicher gibt, kann jedes Design individualisiert
in einem Arbeitsgang umgesetzt werden. Dadurch eröffnet sich die Möglichkeit zur Massenpersonalisierung,
um damit Verbraucher zu segmentieren und gezielt anzusprechen oder die Produktpromotion
individuell nach Kundenwunsch mit variablen Designs zu gestalten.
[0007] Aus
WO 2012/163829 A1 ist eine Digitaldruckmaschine mit zwei Zentralzylindern und einer zwischen den Zentralzylindern
befindlichen Trocknereinheit bekannt. Am ersten Zentralzylinder sind mehrere Inkjetdruck-Farbwerke
zum Bedrucken der Materialbahn angeordnet. Am zweiten Zentralzylinder befindet sich
eine Vorrichtung zur elektrostatischen Entladung von an der Bedruckstoffbahn haftenden
Partikeln. Der kombinierte Einsatz von Digitaldruck und Flexodruck ist dagegen in
der
WO 2012/163829 A1 nicht offenbart. Bei einer derartigen Digitaldruckmaschine besteht somit keine Möglichkeit
zum kombinierten Einsatz des Flexodrucks oder zum Nachrüsten des Druckwerks. Die Kundenanforderungen
zu den oben genannten Trends ändern sich jedoch. Deshalb müssen Digitaldruckmaschinen
anpassungsfähig und flexibel sein.
[0008] Aus
WO 2017/207590 A1 ist eine Druckmaschine mit hybrider Drucktechnik bekannt, bei der eine Flexodruck-Druckwalze
entnommen und der von der Druckwalze freigegebene Raum mit einer Inkjet-Druckeinheit
bestückbar ist. In der Regel wird die Inkjet-Druckeinheit eine geringere Druckbreite
als die entnommene Druckwalze aufweisen. Nach einer bevorzugten Ausführungsform ist
daher eine Linearführung vorgesehen, sodass die Inkjet-Druckeinheit quer zur Materialbahn
verschiebbar ist. Der Nachteil einer derartigen Druckmaschine mit hybrider Drucktechnik
besteht darin, dass der Digitaldruck nur für sehr spezielle Anwendungsfälle mit dem
Flexodruck kombinierbar ist.
[0009] Bei den bekannten Druckmaschinen ergeben sich somit insgesamt die folgenden Probleme:
- Geringe Flexibilität für kleine und verschiedenartige Aufträge: Wie kann die Flexibilität
bei gleichbleibend geringen Kosten maximiert werden?
- Bedarf an verschiedenen Drucktechniken für verschiedene Aufträge: Üblicherweise wird
ein Auftrag je nach der verfügbaren Produktionskapazität entweder für den Flexodruck
oder für den Digitaldruck vorbereitet. Können alle Aufträge an einer einzigen Druckmaschine
abgearbeitet werden?
[0010] Aufgabe der Erfindung ist es daher, eine Druckmaschine mit hybrider Drucktechnik
zu schaffen, die im Zuge der aktuellen Trends der Digitalisierung anpassungsfähig
und flexibel einsetzbar ist.
[0011] Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des Patentanspruchs 1 gelöst. Weitere bevorzugte
Ausführungsformen ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0012] Die erfindungsgemäße Druckmaschine mit hybrider Drucktechnik zum Bedrucken einer
laufenden Materialbahn ist eine Druckmaschine mit einem rotierenden Zentralzylinder,
auf dessen Oberfläche die Materialbahn von einem Aufsetzpunkt bis zu einem Ablösepunkt
zum Bedrucken geführt wird, wobei im Bereich einer oberen Hälfte des Zentralzylinders
mehrere Digitaldruck-Farbwerke zum Bedrucken der Materialbahn und im Bereich einer
unteren Hälfte des Zentralzylinders mehrere Flexodruck-Farbwerke zum Bedrucken der
Materialbahn angeordnet sind, mit einer Abwickelstation zum Abwickeln der zu bedruckenden
Materialbahn von einer Rolle und einer Aufwickelstation zum Aufwickeln der bedruckten
Materialbahn auf eine Rolle, wobei die Abwickelstation und die Aufwickelstation auf
einer ersten Seite des Zentralzylinders angeordnet sind, mit Zuführ-Leitwalzen zum
Zuführen der von der Abwickelstation abgewickelten Materialbahn zum Zentralzylinder
und mit Abführ-Leitwalzen zum Abführen der bedruckten Materialbahn vom Zentralzylinder
zur Aufwickelstation, wobei die Zuführ-Leitwalzen und die Abführ-Leitwalzen auf einer
zweiten Seite des Zentralzylinders angeordnet sind, mit einer Feed-Leitwalze zum Aufsetzen
der Materialbahn am Aufsetzpunkt auf den Zentralzylinder und einer Strip-Leitwalze
zum Ablösen der Materialbahn vom Zentralzylinder, wobei die Feed-Leitwalze und die
Strip-Leitwalze derart ausgestaltet sind, dass der Aufsetzpunkt und der Ablösepunkt
am unteren Quadranten des Leitzylinders angeordnet sind.
[0013] Die erfindungsgemäße Druckmaschine ermöglicht eine hybride Drucktechnik, mit der
die Lücke zwischen dem herkömmlichen Flexodruck und dem Digitaldruck geschlossen werden
kann. Da im Bereich einer oberen Hälfte des Zentralzylinders mehrere Digitaldruck-Farbwerke
zum Bedrucken der Materialbahn und im Bereich einer unteren Hälfte des Zentralzylinders
mehrere Flexodruck-Farbwerke zum Bedrucken der Materialbahn angeordnet sind, kann
der Flexodruck sowohl vor dem Digitaldruck als auch nach dem Digitaldruck in einem
Durchlauf angewendet werden. Da der Aufsetzpunkt und der Ablösepunkt zudem am unteren
Quadranten des Leitzylinders angeordnet sind, kann die Materialbahn nach dem Flexodruck
zu einer Trockenstation abgeführt werden, ohne dass die bedruckte Seite Materialbahn
bis zum Erreichen einer Trockenstation noch mit einer Leitwalze in Berührung kommt.
[0014] Die erfindungsgemäße Druckmaschine weist somit eine hohe Flexibilität auf, da die
Materialbahn im Flexodruck, im Digitaldruck oder sogar in einer Kombination beider
Techniken bedruckt werden kann. Angesichts der Lebensdauer der erfindungsgemäßen Druckmaschine
ergibt sich dank des möglichen häufigen Wechsels des Workflows eine höhere Produktivität.
Diese Technologie ermöglicht schließlich auch eine höhere Flexibilität bei der Produktionsplanung.
[0015] Trotz des geringen Bauraums im Bereich des Zentralzylinders ermöglicht es die Erfindung,
dass die Inkjet-Farbwerke im Bereich der oberen Hälfte des Zentralzylinders angeordnet
werden können. Dies ermöglicht ein fehlerfreies Betreiben der Inkjetdruck-Farbwerke,
ohne dass sich der Einfluss des Schwerkraft-Vektors negativ im Druckbild bemerkbar
macht. Im Gegensatz dazu wurde festgestellt, dass die Qualität des Inkjetdrucks nachlässt,
wenn die Inkjetdruck-Farbwerke im Bereich der unteren Hälfte des Zentralzylinders
betrieben werden müssen. Somit ist die Anordnung der Inkjetdruck-Farbwerke im Bereich
der oberen Hälfte des Zentralzylinders besonders vorteilhaft.
[0016] Nach einer bevorzugten Ausführungsform ist vorgesehen, dass die Materialbahn aus
einer Kunststoff-Folie oder einem Kunststoff-Folie-Ersatz oder einer Aluminium-Bahn
oder einer Papierbahn besteht. Kunststoff-Folie wird überwiegend im Verpackungsdruck
der flexiblen Verpackungen eingesetzt, sodass die erfindungsgemäße Druckmaschine auf
diesem Gebiet bevorzugt eingesetzt werden kann. Anstatt einer Kunststoff-Folie kann
aber auch ein Kunststoff-Folie-Ersatz wie zum Beispiel Polylactide (PLA) eingesetzt
werden. Polylactid (PLA) ist ein nicht natürlich vorkommender Polyester, der über
eine mehrstufige Synthese aus Zucker hergestellt wird. Dabei wird Zucker zu Milchsäure
fermentiert und diese zu PLA polymerisiert. PLA ist nach EN 13432 biologisch abbaubar,
allerdings sind hierfür bestimmte Umweltbedingungen nötig, die in der Regel nur in
industriellen Kompostieranlagen zu finden sind. Ebenso ist das Bedrucken einer Aluminium-Bahn
oder einer Papierbahn mit der erfindungsgemäßen Druckmaschine möglich.
[0017] Nach einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist vorgesehen, dass im Bereich der
unteren Hälfte des Zentralzylinders 4 Flexodruck-Farbwerke und im Bereich der oberen
Hälfte des Zentralzylinders 8 Digitaldruck-Farbwerke angeordnet sind. Eine derartige
Kombination ergibt eine hohe Flexibilität bei gleichzeitig guter Wirtschaftlichkeit.
Es sind aber auch alle anderen denkbaren Kombinationen möglich. So können aus Kostengründen
in der oberen Hälfte des Zentralzylinders weniger als 8 Digitaldruck-Farbwerke angeordnet
bzw. in der unteren Hälfte des Zentralzylinders weniger als 4 Flexodruck-Farbwerke
angeordnet sein. In der gleichen Weise können zur Erhöhung der Flexibilität in der
oberen Hälfte des Zentralzylinders mehr als 8 Digitaldruck-Farbwerke angeordnet bzw.
in der unteren Hälfte des Zentralzylinders mehr als 4 Flexodruck-Farbwerke angeordnet
sein.
[0018] Nach einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist vorgesehen, dass hinter dem Aufsetzpunkt
2 Flexodruck-Farbwerke und vor dem Ablösepunkt 2 Flexodruck-Farbwerke angeordnet sind.
Die 2 Flexodruck-Farbwerke hinter dem Aufsetzpunkt können vorzugsweise zum Auftragen
eines Primers und/oder einer partiellen Grundierung und/oder einer ganzflächigen Farbgrundierung
vorgesehen sein. Die 2 Flexodruck-Farbwerke vor dem Ablösepunkt können vorzugsweise
zum Finishing (z.B. Lackauftrag, etc.) der bedruckten Materialbahn vorgesehen sein.
[0019] Nach einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist vorgesehen, dass auf der besagten
ersten Seite des Zentralzylinders vor der Aufwickelstation eine Trockenstation zum
Trocknen der bedruckten Materialbahn angeordnet ist. Da der Aufsetzpunkt und der Ablösepunkt
zudem am unteren Quadranten des Leitzylinders angeordnet sind, kann die Materialbahn
nach dem Flexodruck zu einer Trockenstation abgeführt werden, ohne dass die bedruckte
Seite Materialbahn bis zum Erreichen einer Trockenstation noch mit einer Leitwalze
in Berührung kommt.
[0020] Nach einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist eine Digitaldruck-Abschaltvorrichtung
vorgesehen, sodass die Druckmaschine als reine Flexodruckmaschine betreibbar ist.
In entsprechender Weise kann alternativ oder in Kombination dazu auch eine Flexodruck-Abschaltvorrichtung
vorgesehen sein, sodass die Druckmaschine als reine Digitaldruckmaschine betreibbar
ist.
[0021] Die Digitaldruck-Farbwerke können je nach Anwendungsfall auf der Basis eines geeigneten
Digitaldruckverfahrens ausgestaltet sein. Im digitalen Verpackungsdruck kommen dabei
zwei wesentliche und grundlegend verschiedene Verfahren zur Anwendung: Die Elektrofotografie,
mit dem Trockentoner-Verfahren bzw. dem Flüssigtoner-Verfahren und der Inkjetdruck,
der sich wiederum in Drop-On-Demand und Continuous-Inkjet gliedert.
[0022] Beim elektrofotografischen Verfahren entsteht das Bild zunächst auf einer mit Fotorezeptoren
belegten und negativ aufgeladenen Bildtrommel. Mittels Belichtung über einen Druckkopf
durch LED oder Laserstrahl wird die Ladung entfernt und ein latentes, elektrostatisches
Ladungsbild erzeugt. In der Entwicklerstation haftet sich an den neutralisierten Partien
der Bildtrommel der Toner an. Das Druckbild wird entweder direkt oder über einen Gummizylinder
auf das Substrat übertragen, dort fixiert und für jeden Druckvorgang neu erstellt.
Die Bildtrommel benötigt eine exakt gleichmäßige Belichtung über die gesamte Breite,
wodurch marktübliche elektrofotografischen Verfahren auf eine maximalen Druckbreite
von unter 800 mm beschränkt sind.
[0023] Das Trockentoner-Verfahren, ist eines der ältesten und häufig eingesetzten Digitaldruckverfahren.
Es fixiert den Toner bei hoher Temperatur auf dem Bedruckstoff. Daher resultiert der
verfahrensbedingte Nachteil des Schrumpfens von temperatursensiblen Substraten, wofür
jedoch entsprechende Lösungen gefunden wurden. Das Trockentonerverfahren kommt im
Verpackungsbereich nahe an die Druckqualität des Flüssigtonerverfahrens heran, bedingt
durch den pulverförmigen Toner ist es jedoch etwas langsamer als Flüssigtoner und
bietet daher in Verpackungsanwendungen keine Möglichkeit zum Einsatz von Schmuckfarben.
Angesichts der Fixierung des Toners durch Hitze kommt das Trockentonerverfahren gegenüber
den anderen Verfahren ohne Primer aus und ist nach Herstellerangaben in verschiedenen
Kombinationen von Substraten und Tonern sowohl für den indirekten wie auch den direkten
Kontakt mit trockenen Lebensmitteln geeignet. Die Farbreihenfolge kann beim Trockentoner-Verfahren
für die unterschiedlichen Anwendungen im Frontal-, Konter- und Zwischenlagendruck
beliebig gewählt werden.
[0024] Das Flüssigtonerverfahren bietet im Verpackungsdruck ein den analogen Verfahren vergleichbares
Qualitätsniveau. Auch bei diesem Verfahren wird eine Bildtrommel belichtet und so
eine latente Druckform geschaffen wird, die nachfolgend mit einem elektrisch geladenen
Flüssigtoner eingefärbt wird. Dieser wird beim Übertragen erwärmt und geliert auf
dem Gummituchzylinder. Die Übertragung mittels eines Gummituchzylinders und die Teilchengröße
des Flüssigtoners erlaubt Parallelen zum konventionellen Offsetdruck. Bei Kontakt
mit dem Bedruckstoff wird der Flüssigtoner sehr schnell abgekühlt und verfestigt sich
auf diesem.
[0025] Im One-Shot-Verfahren bei Rollendrucksystemen werden alle Farbseparationen zunächst
auf dem Gummituchzylinder angesammelt und anschließend zusammen auf den Bedruckstoff
übertragen. Multi-Separation wird nur im Bogendruck angewendet, wobei der Bogen die
Druckeinheit wiederholt durchläuft, bis alle Farben übertragen sind. Das Flüssigtonerverfahren
erlaubt prinzipiell eine sehr hohe Übertragungsgeschwindigkeit, die durch die Sammlung
und gemeinsamen Übertragung der Farben aber entsprechend reduziert wird. Die Druckgeschwindigkeit
des Flüssigtonerverfahrens liegt bei vergleichbarer Auflösung daher etwas unter der
von Inkjet-Systemen.
[0026] Beim Flüssigtonerverfahren können die vier Grundfarben CMYK mit Orange, Grün und
Violett ergänzt werden, um im erweiterten Farbraum zu drucken oder eine verbesserte
Simulation der Pantone-Farben zu erzeugen. Hierfür werden oft fünf Farben verwendet,
je nachdem wo sich die gewünschte Farbe im Farbraum befindet. Zudem können aus den
sieben Farben des erweiterten Farbraumes plus Reflex-Blau, Rhodamin-Rot, Hellgelb
sowie transparente Schmuckfarben analog zum Offsetverfahren nach Sonderfarben angemischt
und in einem der Farbwerke als Volltonfarbe eingesetzt werden. Es sind Flüssigtoner
bekannt, die für den indirekten Kontakt mit trockenen Lebensmitteln geeignet sind.
Die in Flüssigkeit aufgelösten elektrisch geladenen Teilchen haben eine Größe von
1-2 Mikron und können aufgrund ihrer geringen Größe feine Details exakt darstellen.
Sie bilden eine geringere Dicke der Tonerschicht im Vergleich mit Trockentonern.
[0027] Das Inkjet-Verfahren benötigt keinen Bildträger, da die Tinte aus feinen Düsen eines
Druckkopfes direkt auf den Bedruckstoff übertragen wird. Die einzelnen Inkjet-Druckköpfe
unterscheiden sich in ihrem Aufbau voneinander. Durch die berührungslose Übertragung
von Tinte (Non Impact Printing) wird der Einfluss auf den Bedruckstoff reduziert.
Die Druckköpfe sind so angeordnet, dass auch große Druckbreiten abgedeckt werden können.
[0028] Beim Drop-On-Demand-Verfahren werden die Tinten-Tröpfchen entsprechend dem Druckbild
erzeugt und auf das Substrat ausgestoßen. Beim Piezo Drop-on-Demand Verfahren wird
das piezokeramische Element am Inkjet-Sprühkopf mit den digitalen Daten angesteuert.
Durch Kontraktion bzw. Expansion dieses Elements in der Pumpenkammer bildet sich eine
akustische Welle, die zur Tropfenbildung an der Austrittsöffnung des Sprühkopfes führt.
Die Form und Masse der Tropfenbildung sowie ihre Geschwindigkeit hängen von der elektrischen
Pulsform und Frequenz sowie den Tintenparametern Oberflächenspannung und Viskosität
ab. Pro Sekunde können zwischen 10.000 - 100.000 Tintentropfen mit einem nominellen
Volumen von 1 - 100 Picoliter erzeugt werden. Die Qualität der Tinte hat dabei einen
entscheidenden Einfluss auf die Druckqualität.
[0029] Beim thermischen Drop-on-Demand Verfahren, auch Bubble-Jet genannt, befindet sich
über der Düsenöffnung des Vorratsbehälters ein kleines Heizelement, das eine Dampfblase
erzeugt, wenn es einen Stromimpuls für ein Bildsignal erhält. Die Blase stößt eine
genau definierte Menge Tinte aus der Düsenöffnung. Wenn die Blase sich zurückbildet,
wird eine entsprechende Menge Tinte aus der Kartusche nachgezogen und der Vorgang
startet erneut. Erhitzung und Abkühlung finden dabei im Microsekundenbereich statt
Im Vergleich zu anderen Inkjet-Verfahren sind Thermo-Inkjetköpfe kostengünstig, weshalb
deren Anzahl entsprechend groß sein kann, um entsprechende Druckbreiten, Druckgeschwindigkeiten
und Auflösungen abzudecken. Sie lassen sich zudem recht einfach austauschen, unterliegen
aber einem Verschleiß.
[0030] Beim Continous-Inkjet herrscht ein konstanter Druck in der Düse und die Größe der
permanent austretenden Tröpfchen wird über das Bildsignal gesteuert. An druckenden
Stellen sind die Tröpfchen größer und gelangen auf das Substrat, während sie an druckfreien
Stellen kleiner sind und von einem Luftstrom in einen Tropfenfänger gelenkt werden,
von wo aus sie den Kreislauf nochmals durchlaufen. Pro Sekunde können bis zu 440.000
Tintentropfen erzeugt werden, was eine hohe Auflösung und damit entsprechend hohe
Druckqualität ermöglicht.
[0031] Inkjet-Verfahren arbeiten im Verpackungsdruck mit wässriger Pigmenttinte oder UV-Tinte.
Eingesetzt werden bis zu sieben Farben, vier Grundfarben plus Light Magenta, Light
Cyan und Light Black beziehungsweise Orange, Grün, Violett oder Blau und/oder Sonderfarben.
Aus einem Grundfarbensystem gemischte Schmuckfarben kommen nicht vor, da ein Wechsel
der Farbköpfe in der Maschine zu aufwendig wäre. Für Lebensmittelverpackungen stehen
migrationsarme Tinten auf Wasserbasis zur Verfügung, die ihrem Einsatzzweck entsprechend
freigegeben sind. UV-Farben werden hinsichtlich Migration als auch aufgrund ihres
Geruches von der Lebensmittelindustrie sehr kritisch bewertet.
[0032] Nach einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist vorgesehen, dass die Digitaldruck-Farbwerke
aus Inkjetdruck-Farbwerken bestehen. Vorzugsweise sind für die Inkjetdruck-Farbwerke
Einschübe derart vorgesehen sind, dass die Inkjetdruck-Farbwerke in ihren Positionen
untereinander austauschbar sind. Hierfür kann eine sternförmige Farbversorgung derart
vorgesehen sein, dass in Abhängigkeit des im Einschub befindlichen Inkjetdruck-Farbkwerks
der Einschub automatisch mit der entsprechenden Druckfarbe versorgt wird.
[0033] Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung werden anhand der beigefügten Zeichnungen
beschrieben:
- Fig. 1
- zeigt eine schematische Darstellung der Ortsverhältnisse am Zentralzylinder der erfindungsgemäßen
Druckmaschine,
- Fig. 2
- zeigt eine perspektivische Darstellung der erfindungsgemäßen Druckmaschine, und
- Fig. 3
- zeigt eine Seitenansicht der erfindungsgemäßen Druckmaschine.
[0034] Fig. 1 zeigt eine schematische Darstellung der Ortsverhältnisse am Zentralzylinder
der erfindungsgemäßen Druckmaschine. Zur Beschreibung der Ortsverhältnisse wird ohne
Beschränkung der Allgemeinheit angenommen, dass sich der Zentralzylinder 101 im Uhrzeigersinn
102 im Rahmen des ortsfesten Koordinatensystems mit einer horizontalen X-Achse und
einer vertikalen Y-Achse dreht, wobei sich der Ursprung des Koordinatensystems im
Drehpunkt des Zentralzylinders 101 befindet. Ferner ist der Schwerkraft-Vektor 103
parallel zur Y-Achse in negativer Y-Richtung ausgerichtet.
[0035] In dieser Konstellation bezeichnet die obere Hälfte 104 des Zentralzylinders 101
den Raum oberhalb der X-Achse, während die untere Hälfte 105 des Zentralzylinders
101 den Raum unterhalb der X-Achse definiert.
[0036] In entsprechender Weise bezeichnet die linke Seite 106 des Zentralzylinders 101 den
Raum links der Y-Achse, während die rechte Seite 107 des Zentralzylinders 101 den
Raum rechts der Y-Achse definiert.
[0037] Schließlich ist der Zentralzylinder 101 in die 4 Quadranten Q1, Q2, Q3 und Q4 unterteilt,
wobei der Quadrant Q1 sich im Bereich 45° bis 135°, der Quadrant Q2 sich im Bereich
135° bis 225°, der Quadrant Q3 sich im Bereich 225° bis 315° und der Quadrant Q4 sich
im Bereich 315° bis 45° befiindet. Aus den vorangegangenen Bezeichnungen folgt weiter,
dass es sich bei dem Quadrant Q1 um den oberen Quadranten, bei dem Quadrant Q3 um
den unteren Quadranten, bei dem Quadrant Q2 um den linken Quadrant und bei dem Quadrant
Q4 sich um den rechten Quadrant handelt.
[0038] Fig. 2 zeigt eine perspektivische Darstellung der erfindungsgemäßen Druckmaschine.
Dem prinzipiellen Aufbau nach besteht die erfindungsgemäße Druckmaschine aus einem
Zentralzylinder 201, wobei im Bereich der oberen Hälfte des Zentralzylinders 8 Inkjetdruck-Farbwerke
202 (die der Einfachheit halber zusammen mit einer Bezugsziffer bezeichnet sind) angeordnet
sind und im Bereich der unteren Hälfte des Zentralzylinders 4 Flexodruck-Farbwerke
203 (die der Einfachheit halber zusammen mit einer Bezugsziffer bezeichnet sind) angeordnet
sind. Die Anordnung der Inkjet-Farbwerke 202 im Bereich der oberen Hälfte des Zentralzylinders
201 ermöglicht ein fehlerfreies Betreiben der Inkjetdruck-Farbwerke, ohne dass sich
der Einfluss des Schwerkraft-Vektors negativ im Druckbild bemerkbar macht. Im Gegensatz
dazu wurde festgestellt, dass die Qualität des Inkjetdrucks nachlässt, wenn die Inkjetdruck-Farbwerke
im Bereich der unteren Hälfte des Zentralzylinders 201 betrieben werden müssen. Somit
ist die Anordnung der Inkjetdruck-Farbwerke im Bereich der oberen Hälfte des Zentralzylinders
201 besonders vorteilhaft.
[0039] Die Materialbahn 204 wird von der Abwickelstation 205 zum Bedrucken zum Zentralzylinder
201 geführt. Die fertig bedruckte Materialbahn wird in der Aufwickelstation 206 wieder
aufgewickelt.
[0040] Auf der linken Seite des Zentralzylinders 201 befindet sich ein Gehäuse 207. Im Gehäuse
207 sind Zuführ-Leitwalzen zum Zuführen der von der Abwickelstation 205 abgewickelten
Materialbahn 204 zum Zentralzylinder 201 und Abführ-Leitwalzen zum Abführen der bedruckten
Materialbahn vom Zentralzylinder 201 zur Aufwickelstation 206 angeordnet.
[0041] Auf der rechten Seite des Zentralzylinders 201 befindet sich eine Trockenstation
208, die vor der Aufwickelstation 206 zum Trocknen der bedruckten Materialbahn angeordnet
ist.
[0042] Fig. 3 zeigt eine Seitenansicht der erfindungsgemäßen Druckmaschine. Die gemäß Fig.
2 bereits beschriebenen Komponenten sind mit gleichen Bezugsziffern gekennzeichnet,
sodass insofern auf die Beschreibung gemäß Fig. 2 verwiesen wird. Darüber hinaus wird
im Folgenden die Bahnführung der Materialbahn 204 im Detail beschrieben:
[0043] Von der Abwickelstation 205 gelangt die Materialbahn 204 zu den Zuführ-Leitwalzen
301 (die der Einfachheit halber zusammen mit einer Bezugsziffer bezeichnet sind),
die sich auf der linken Seite des Zentralzylinders in dem Gehäuse 207 befinden. Die
Zuführ-Leitwalzen 301 leiten die Materialbahn weiter zu der Feed-Leitwalze 302, von
wo die Materialbahn über die Feed-Leitwalze 302 auf den Aufsetzpunkt 303 auf der Oberfläche
des Zentralzylinders 201 gelangt.
[0044] Auf der Oberfläche des Zentralzylinders 201 wird die Materialbahn registergenau an
den einzelnen Farbwerken 202 und 203 vorbeigeführt. An dem Ablösepunkt 304 wird die
Materialbahn sodann von der Strip-Leitwalze 305 in definierter Weise von der Oberfläche
des Zentralzylinders 201 abgelöst. Sowohl der Aufsetzpunkt 303 als auch der Ablösepunkt
304 befinden sich im Bereich des unteren Quadranten Q3 des Zentralzylinders 201. Auf
diese Weise kann die Materialbahn nach dem Flexodruck zu der Trockenstation 208 abgeführt
werden, ohne dass die bedruckte Seite Materialbahn bis zum Erreichen einer Trockenstation
noch mit einer Leitwalze in Berührung kommt.
[0045] Von dem Ablösepunkt 304 gelangt die Materialbahn zu den Abführ-Leitwalzen 306 (die
der Einfachheit halber zusammen mit einer Bezugsziffer bezeichnet sind), die sich
ebenfalls auf der linken Seite des Zentralzylinders in dem Gehäuse 207 befinden. Die
Abführ-Leitwalzen 306 leiten die Materialbahn weiter zu der Trockenstation 208, wo
die bedruckte Seite der Materialbahn vor dem Aufwickeln in der Aufwickelstation 206
getrocknet wird.
1. Druckmaschine mit hybrider Drucktechnik zum Bedrucken einer laufenden Materialbahn,
mit einem rotierenden Zentralzylinder, auf dessen Oberfläche die Materialbahn von
einem Aufsetzpunkt bis zu einem Ablösepunkt zum Bedrucken geführt wird, wobei im Bereich
einer oberen Hälfte des Zentralzylinders mehrere Digitaldruck-Farbwerke zum Bedrucken
der Materialbahn und im Bereich einer unteren Hälfte des Zentralzylinders mehrere
Flexodruck-Farbwerke zum Bedrucken der Materialbahn angeordnet sind,
mit einer Abwickelstation zum Abwickeln der zu bedruckenden Materialbahn von einer
Rolle und einer Aufwickelstation zum Aufwickeln der bedruckten Materialbahn auf eine
Rolle, wobei die Abwickelstation und die Aufwickelstation auf einer ersten Seite des
Zentralzylinders angeordnet sind,
mit Zuführ-Leitwalzen zum Zuführen der von der Abwickelstation abgewickelten Materialbahn
zum Zentralzylinder und mit Abführ-Leitwalzen zum Abführen der bedruckten Materialbahn
vom Zentralzylinder zur Aufwickelstation, wobei die Zuführ-Leitwalzen und die Abführ-Leitwalzen
auf einer zweiten Seite des Zentralzylinders angeordnet sind,
mit einer Feed-Leitwalze zum Aufsetzen der Materialbahn am Aufsetzpunkt auf den Zentralzylinder
und einer Strip-Leitwalze zum Ablösen der Materialbahn vom Zentralzylinder, wobei
die Feed-Leitwalze und die Strip-Leitwalze derart ausgestaltet sind, dass der Aufsetzpunkt
und der Ablösepunkt am unteren Quadranten des Leitzylinders angeordnet sind.
2. Druckmaschine nach Anspruch 1, wobei die Materialbahn aus einer Kunststoff-Folie oder
einem Kunststoff-Folie-Ersatz oder einer Aluminium-Bahn oder einer Papierbahn besteht.
3. Druckmaschine nach einem der Ansprüche 1 - 2, wobei im Bereich der unteren Hälfte
des Zentralzylinders 4 Flexodruck-Farbwerke und im Bereich der oberen Hälfte des Zentralzylinders
8 Digitaldruck-Farbwerke angeordnet sind.
4. Druckmaschine nach einem der Ansprüche 1 - 3, wobei hinter dem Aufsetzpunkt 2 Flexodruck-Farbwerke
und vor dem Ablösepunkt 2 Flexodruck-Farbwerke angeordnet sind.
5. Druckmaschine nach Anspruch 4, wobei die 2 Flexodruck-Farbwerke hinter dem Aufsetzpunkt
zum Auftragen eines Primers und/oder einer partiellen Grundierung und/oder einer ganzflächigen
Farbgrundierung vorgesehen ist.
6. Druckmaschine nach einem der Ansprüche 4 - 5, wobei die 2 Flexodruck-Farbwerke vor
dem Ablösepunkt zum Finishing der bedruckten Materialbahn vorgesehen ist.
7. Druckmaschine nach einem der Ansprüche 1 - 6, wobei auf der besagten ersten Seite
des Zentralzylinders vor der Aufwickelstation eine Trockenstation zum Trocknen der
bedruckten Materialbahn angeordnet ist.
8. Druckmaschine nach einem der Ansprüche 1 - 7, mit einer Digitaldruck-Abschaltvorrichtung,
sodass die Druckmaschine als reine Flexodruckmaschine betreibbar ist.
9. Druckmaschine nach einem der Ansprüche 1 - 8, mit einer Flexodruck-Abschaltvorrichtung,
sodass die Druckmaschine als reine Digitaldruckmaschine betreibbar ist.
10. Druckmaschine nach einem der Ansprüche 1 - 9, wobei die Digitaldruck-Farbwerke aus
Inkjetdruck-Farbwerken bestehen.
11. Druckmaschine nach Anspruch 10, wobei für die Inkjetdruck-Farbwerke Einschübe derart
vorgesehen sind, dass die Inkjetdruck-Farbwerke in ihren Positionen untereinander
austauschbar sind.
12. Druckmaschine nach Anspruch 11, mit einer sternförmigen Farbversorgung derart, dass
in Abhängigkeit des im Einschub befindlichen Inkjetdruck-Farbkwerks der Einschub automatisch
mit der entsprechenden Druckfarbe versorgt wird.