[0001] Die Erfindung betrifft einen Flugkörper.
[0002] Ein bestimmtes Bauteil eines Flugkörpers soll erst zu einem bestimmten Zeitpunkt
aktiviert / bewegt / ... werden. Hierzu soll dieses ver- oder entriegelt werden. Z.
B. sollen die Canards eines Flugkörpers erst zu einem gewünschten Zeitpunkt aus dem
Flugkörper austreten. Es muss gewährleistet sein, dass diese bis zu diesem Zeitpunkt
verriegelt in ihrer Warteposition verweilen und im richtigen Moment entriegelt werden
und sich aufstellen können.
[0003] Aus der bisherigen Praxis ist es bekannt, eine derartige Entriegelung über einen
Sicherungsstift zu realisieren, welcher über eine Mechanik gezogen wird. Hierzu sind
beispielsweise elektrische Arretierbolzen oder Linear-Aktuatoren bekannt (https://www.continental-automotive.com/en-GL/Passenger-Cars/Powertrain/Gasoline-Technologies/Gas-Exchange/Air-Path/Digital-Linear-Actuator).
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es, eine Lösung für einen entsprechenden Flugkörper mit
einem derartigen Bauteil vorzuschlagen.
[0005] Die Aufgabe wird gelöst durch einen Flugkörper gemäß Patentanspruch 1. Bevorzugte
oder vorteilhafte Ausführungsformen der Erfindung sowie anderer Erfindungskategorien
ergeben sich aus den weiteren Ansprüchen, der nachfolgenden Beschreibung sowie den
beigefügten Figuren.
[0006] Der Flugkörper enthält eine Vorrichtung zur Ver- und/oder Entriegelung, insbesondere
nur zur Entriegelung, eines durch einen Riegel verriegelten Bauteils. Die Vorrichtung
umfasst mindestens einen Riegel, der zwischen einer das Bauteil verriegelnden Blockposition
und einer das Bauteil freigebenden Freigabeposition bewegbar ist bzw. bei der Entriegelung
bewegt wird. Die Vorrichtung umfasst ein pyrotechnisches Kraftelement mit einem Abtrieb
(Abtriebselement, Abtriebsteil, ...), der auf ein Auslösesignal hin pyrotechnisch
aus einer Passivposition in eine Aktivposition bewegbar ist bzw. bewegt wird. Der
Abtrieb wird also pyrotechnisch bewegt. Die Pyrotechnik ist Teil bzw. das Antriebselement
des bzw. im Kraftelement. Die Vorrichtung umfasst ein Koppelelement, durch das mindestens
einer der Riegel mit dem Abtrieb wie folgt bewegungskoppelt ist: Eine mechanische
Bewegung des Riegels von der Blockposition in die Freigabeposition ist durch eine
Bewegung des Abtriebs von der Passivposition in die Aktivposition bedingt oder umgekehrt.
Im Betrieb wird also eine entsprechende Bewegungskopplung ausgeführt. Im Flugkörper
können insbesondere mehrere Riegel pro Bauteil vorgesehen sein und/oder ein mehrteiliges
Bauteil vorgesehen sein, dessen jeweilige Teile durch einen oder mehrere Riegel gehalten
sind. Es können auch mehrere Bauteile vorgesehen sein, wobei jedes durch mindestens
einen der Riegel verriegelt ist, usw.
[0007] Die Formulierung "oder umgekehrt" ist so zu verstehen: Auch kann der Übergang von
der Freigabeposition in die Blockposition durch den Übergang der Passiv- in die Aktivposition
bedingt sein. Die Varianten können jeweils - im Fall mehrerer Riegel - für alle Riegel
gleich oder gemischt unterschiedlich vorgesehen sein. Es kann auch eine Verriegelung
statt einer Entriegelung stattfinden, usw.
[0008] Der Flugkörper bzw. die Vorrichtung bzw. die Ver-/ Entriegelung an sich ist sehr
robust gegenüber Umwelteinflüssen.
[0009] In einer bevorzugten Ausführungsform ist mindestens einer der Riegel zumindest anteilig
durch eine Drehbewegung zwischen der Blockposition und der Freigabeposition bewegt
bzw. bewegbar bzw. wird er im Betrieb entsprechend bewegt. Es erfolgt also in jedem
Fall eine Rotation des Riegels, insbesondere um eine einzige, vorzugsweise auch mehrere
Rotationsachsen, gegebenenfalls kombiniert mit einer Translation. Entsprechende Bewegungen
sind für Flugkörper besonders günstig.
[0010] In einer bevorzugten Ausführungsform ist mindestens einer der Riegel mit zumindest
einem Abschnitt des Koppelelements einstückig ausgeführt. Insbesondere ist ein oder
mehrere Riegel mit dem gesamtem Koppelelement einstückig ausgeführt. Insbesondere
ist das einstückige Objekt ein stabiles, starres, aber bestimmungsgemäß (durch die
Bewegung des Abtriebs) verformbares Objekt. Dies führt zu einer besonders einfachen
und störsicheren Ausführung der Vorrichtung.
[0011] In einer bevorzugten Ausführungsform ist bzw. wird das Koppelelement durch die Bewegung
des Abtriebs bewegt und der Riegel anhand der Bewegung des Koppelelements bewegt und/oder
es wird das Koppelelement durch die Bewegung des Abtriebs verformt und der Riegel
anhand der Verformung des Koppelelements bewegt. Durch den Abtrieb können also sowohl
Bewegungen als auch Verformungen am Koppelelement verursacht werden. So sind verschiedene
konstruktive Lösungen der Vorrichtung möglich. Insbesondere geht dabei eine Verformung
mit einer Bewegung einher.
[0012] In einer bevorzugten Variante dieser Ausführungsform ist bzw. wird das Koppelelement
durch die Bewegung des Abtriebs ausschließlich bewegt und der Riegel anhand der Bewegung
des Koppelelements bewegt. Hierbei erfolgt also keine Verformung. Eine derartige Vorrichtung
ist insbesondere sehr kraftarm (der Abtrieb muss wenig Kraft aufbringen) realisierbar.
[0013] In einer bevorzugten Ausführungsform ist das Koppelelement eine Gelenkanordnung mit
mindestens einem Gelenk, d. h. das Koppelelement enthält mindestens ein Gelenk. Diese
Ausführungsform eignet sich insbesondere in Kombination mit der ausschließlichen Bewegung
ohne Verformung, wie sie oben erläutert wurde. Jedoch ist auch eine Kombination von
Verformung und Gelenkanordnung denkbar.
[0014] In einer bevorzugten Ausführungsform weist das Kraftelement einen Grundkörper auf
und der Abtrieb ist relativ zum Grundkörper zwischen der Passivposition und der Aktivposition
bewegbar bzw. wird dieser entsprechend bewegt. Der Abtrieb führt hierbei insbesondere
eine Linearbewegung bezüglich des Grundkörpers aus. Derartige Kraftelemente sind kommerziell
erhältlich. Insbesondere ist der Grundkörper an einer Fixstruktur (z. B. Grundstruktur
/ Tragstruktur / Hülle / ...) des Flugkörpers befestigt, so dass der Abtrieb als Aktor
wirkt, der sich relativ zur Fixstruktur bewegt.
[0015] In einer bevorzugten Variante dieser Ausführungsform enthält die Vorrichtung mindestens
ein relativ zum Grundkörper ortsfestes Auflager. Auf dem Auflager liegt das Koppelelement
(zumindest in der Aktiv- oder der Passivposition des Abtriebs) auf. Das Auflager ist
bzw. bildet einen Dreh- und/oder Verschiebepunkt für die Bewegung (Rotation und/oder
Translation) des Koppelelements. So ergeben sich konstruktiv besonders einfache und
robuste Vorrichtungen. Insbesondere ist das Auflager durch einen Teil der o.g. Fixstruktur
des Flugkörpers gebildet, so dass der Abtrieb als Aktor wirkt, der sich relativ zum
Auflager bewegt.
[0016] In einer bevorzugten Variante dieser Ausführungsform enthält die Vorrichtung mindestens
zwei Auflager und das Koppelelement ist ein - insbesondere verformbarer - Körper,
der (zumindest in der Aktiv- oder der Passivposition des Abtriebs) auf beiden Auflagern
aufliegt. Der Abtrieb ist verformend und/oder bewegend (siehe die Optionen oben) zwischen
den Auflagern am Koppelelement angebunden. Bei der Auslösung des Kraftelements bzw.
Bewegung des Abtriebs erfolgt also eine Verformung und/oder Bewegung des Koppelelements
zwischen den beiden Auflagen. Dies führt zu einer besonders robusten Vorrichtung.
Insbesondere erfolgt eine - insbesondere - Durchbiegung des Koppelelements zwischen
den Auflagern, wobei diese als Stütze für die Bewegung/Verformung dienen.
[0017] In einer bevorzugten Variante dieser Ausführungsform ist bzw. wird das Koppelelement
bzw. der Körper bei dessen Verformung und/oder Bewegung durch den Abtrieb zwischen
die Auflager gezogen und wenigstens einer der Riegel ist als über eines der Auflager,
insbesondere nach außen ("außen": insbesondere jenseits bezüglich des Angriffspunktes
des Abtriebs und/oder bezüglich der beiden Auflager, also nicht zwischen diesen),
hinausragender Abschnitt des Koppelelements bzw. des Körpers ausgebildet. Durch die
Verformung und/oder Bewegung des Körpers zwischen den Auflagern wird auch der über
die Auflager hinausragende Teil / Abschnitt des Koppelelements und damit der Riegel
bewegt. Dies führt zu einer konstruktiv besonders einfachen Lösung.
[0018] In einer bevorzugten Ausführungsform ist das Bauteil ein Flügel des Flugkörpers.
Der Flügel ist insbesondere ein Leitwerk, Ruder, Canard, usw. Entsprechende Flügel
können dank der Erfindung besonders einfach entwickelt werden.
[0019] Die Aufgabe der Erfindung wird auch gelöst durch ein Verfahren gemäß Patentanspruch
12 zur Ver- und/oder Entriegelung eines durch einen Riegel verriegelten Bauteils eines
Flugkörpers. Bei dem Verfahren
- wird der Riegel von einer das Bauteil verriegelnden Blockposition in eine das Bauteil
freigebende Freigabeposition bewegt (oder umgekehrt, siehe oben),
- wobei ein Abtrieb eines pyrotechnischen Kraftelements auf ein Auslösesignal hin pyrotechnisch
aus einer Passivposition in eine Aktivposition bewegt wird,
- wobei ein Koppelelement den Riegel mit dem Abtrieb derart bewegungskoppelt, dass die
Bewegung des Abtriebs von der Passivposition in die Aktivposition die mechanische
Bewegung des Riegels von der Blockposition in die Freigabeposition bedingt oder umgekehrt
(siehe oben).
[0020] Das Verfahren und zumindest ein Teil dessen Ausführungsformen sowie die jeweiligen
Vorteile wurden sinngemäß bereits im Zusammenhang mit dem erfindungsgemäßen Flugkörper
erläutert.
[0021] In einer bevorzugten Ausführungsform wird der Riegel zumindest gedreht, also rotatorisch
bewegt, insbesondere zusätzlich translatorisch bewegt. Dies wurde oben im Zusammenhang
mit dem Flugkörper bereits erläutert.
[0022] In einer bevorzugten Ausführungsform wird das Koppelelement bewegt und/oder verformt,
um den Riegel zu bewegen. Dies wurde oben im Zusammenhang mit dem Flugkörper bereits
erläutert.
[0023] In einer bevorzugten Ausführungsform wird das Koppelelement auf zwei Auflagern aufgelegt
und zwischen diesen verformt und/oder bewegt. Dies wurde oben im Zusammenhang mit
dem Flugkörper bereits erläutert.
[0024] Die Erfindung beruht auf folgenden Erkenntnissen, Beobachtungen bzw. Überlegungen
und weist noch die nachfolgenden Ausführungsformen auf. Die Ausführungsformen werden
dabei teils vereinfachend auch "die Erfindung" genannt. Die Ausführungsformen können
hierbei auch Teile oder Kombinationen der oben genannten Ausführungsformen enthalten
oder diesen entsprechen und/oder gegebenenfalls auch bisher nicht erwähnte Ausführungsformen
einschließen.
[0025] Die Erfindung basiert auf der Idee einer starren und/oder gelenkigen Struktur (Abtrieb
/ Koppelelement / Riegel), welche über einen Riegel, insbesondere eine Haltenase (Nase),
ein Bauteil, insbesondere Canards, in einer Warteposition (verriegelte Position) hält.
Wird die Freigabe des Bauteils, z. B. der Canards, eingeleitet, wird ein pyrotechnisches
Kraftelement gezündet und verformt und/oder verschiebt diese Struktur. Die Haltenasen
(Riegel) entfernen sich vom Bauteil (Canard) und entriegeln dieses, geben diesem z.
B. die Möglichkeit, sich aufzustellen.
[0026] Die Erfindung ist sehr robust gegenüber Umwelteinflüssen. Es sind keine freibeweglichen
Teile nötig, welche sich durch Vibrationen oder Erschütterungen lösen können. Es sind
keine Lagerstellen nötig bzw. vorhanden, welche sich durch Korrosion verfestigen könnten.
[0027] Die Erfindung besitzt insbesondere keine Getriebe oder freibewegliche Teile. Die
erforderliche Bewegung wird durch insbesondere eine Deformation und/oder Verschiebung
erzeugt. Daraus resultiert eine hohe Resistenz gegen Fehlverhalten und Umwelteinflüsse.
Das System ist kaum toleranzbehaftet und einfach in der Herstellung. Das System kann
bei geringen Bauräumen angewendet werden.
[0028] Die Erfindung basiert auf der Grundidee bzw. funktioniert durch Deformation und/oder
Verschieben einer Struktur (Abtrieb / Koppelelement / Riegel). Die Struktur stellt
sich insbesondere als Balken mit zwei Auflagern dar, welche von den Enden des Balkens
entfernt innerhalb der Balkenlänge liegen. Durch ein pyrotechnisches Kraftelement
(dessen Abtrieb) wird eine Kraft auf den Balken zwischen die Auflager eingebracht.
Durch Belastung der Struktur werden die freien Enden des Balkens angehoben und entriegeln
die dort eingehängten Canards. Durch ein sich selbst sicherndes Kraftelement (der
Abtrieb ist insbesondere in der Aktivposition gesichert) und einer plastischen Verformung
der Struktur (des Koppelelements) bleibt die Entriegelung aktiv und verhindert ein
erneutes Verriegeln.
[0029] Gemäß der Erfindung ergibt sich eine pyrotechnische Entriegelung. Gemäß der Erfindung
wird durch ein pyrotechnisches Kraftelement eine Struktur (Koppelelement) zu einer
gewollten Deformation gezwungen und die Struktur löst dadurch die Verriegelung.
[0030] Die Erfindung kann in einem Geschoss genutzt werden um eine versehentliche Entriegelung
des Bauteils bzw. der Canards zu verhindern und eine gewollte Entriegelung über einen
elektrischen Impuls der Elektronik zu erzielen. Somit kann das Bauteil / können die
Canards zu einem gewünschten Zeitpunkt entriegelt werden / aus dem Geschoss treten.
[0031] Weitere Merkmale, Wirkungen und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden
Beschreibung eines bevorzugten Ausführungsbeispiels der Erfindung sowie der beigefügten
Figuren. Dabei zeigen, jeweils in einer schematischen Prinzipskizze:
- Figur 1
- eine Vorrichtung eines Flugkörpers zur Entriegelung eines Bauteils mit dem a) verriegelten
und b) entriegelten Bauteil,
- Figur 2
- eine alternative Vorrichtung mit gelenkigem Koppelelement im a) verriegelten und b)
entriegelten Zustand,
- Figur 3
- eine Draufsicht auf die Vorrichtungen aus den Figs. 1 und 2 in Richtung des Pfeils
III,
- Figur 4
- einen Flugkörper mit alternativer Vorrichtung und ver- und entriegelten Flügeln.
[0032] Figur 1 zeigt in einer Prinzipskizze einen Ausschnitt aus einem nicht näher dargestellten
Flugkörper 2, der eine Vorrichtung 4 enthält. Der Flugkörper 2 erstreckt sich entlang
einer Mittellängsachse 3. Die Vorrichtung 4 dient zur Entriegelung von vier (siehe
auch Fig. 3), jeweils durch einen Riegel 6 verriegelten, nicht weiter dargestellten
Bauteilen 8, von denen in Figur 1 exemplarisch nur eines angedeutet ist. Figur 1a
zeigt das Bauteil 8 im verriegelten Zustand, wenn eine Nase 10 eines Riegels 6 einen
Vorsprung 12 des Bauteils 8 hintergreift und so eine Bewegung des Bauteils 8 in Richtung
des Pfeils 14 verhindert. Insgesamt verfügt die Vorrichtung 4 über vier Riegel 6,
von denen in Figur 1a nur zwei sichtbar sind. Figur 1a zeigt damit eine Blockposition
PB der Riegel 6, in der sie die jeweiligen Bauteile 8 verriegeln. Die Riegel 6 sind
in eine Freigabeposition FP bewegbar, in der sie das jeweilige Bauteil 8 freigegeben,
wie in Figur 1b gezeigt ist. Das Bauteil 8 kann sich dann in Richtung des Pfeils 14
bewegen.
[0033] Die Vorrichtung 4 enthält ein pyrotechnisches Kraftelement 16 mit einem Abtrieb 18
in Form eines Abtriebselements, hier eines Zugbolzens. Das Kraftelement 16 enthält
einen Grundkörper 20, der in einer hier topfförmigen Ausnehmung 22 einer Tragstruktur
24 der Vorrichtung 4 bzw. des Flugkörpers 2 fixiert ist. Der Abtrieb 18 ist relativ
zum Grundkörper 20 linear in Richtung eines Pfeils 26 auf ein Auslösesignal SA (hier
nur symbolisch angedeutet) hin pyrotechnisch aus einer Passivposition PP (Figur 1a)
in eine Aktivposition PA (Figur 1b) bewegbar.
[0034] Die Vorrichtung 4 enthält ein Koppelelement 27. Das Koppelelement 27 ist durch eine
Verschraubung (Gewinde im Abtrieb 18, Bohrung im Koppelelement 27, eingeschraubte
Schraube mit Unterlegscheibe) am Abtrieb 18 fixiert. Durch das Koppelelement 27 sind
die Riegel 8 mit dem Abtrieb 18 wie folgt bewegungsgekoppelt: eine Bewegung des Abtriebs
18 von der Passivposition PP in die Aktivposition PA in Richtung des Pfeils 26 bewirkt
eine Bewegung der Riegel 6 von der Blockposition PB in die Freigabeposition PF. Dies
wird durch die oben erläuterte zugbelastbare Verschraubung des Abtriebs 18 am Koppelelement
27 bewirkt. Die entsprechende Bewegungskopplung ist durch die Figuren 1a,b dargestellt.
Die Riegel 6 sind einstückig mit dem Koppelelement 27 bzw. dessen jeweiligen Abschnitten
32, hier Endabschnitten, ausgeführt (siehe auch Figur 3). Das Koppelelement 27 ist
hier in der Form eines Kreuzes bzw. zweier gekreuzter Balken ausgeführt.
[0035] Die Bewegung der Riegel 6 erfolgt hierbei durch eine Kombination aus einer rotatorischen
bzw. Drehbewegung (Pfeil 28) und einer translatorischen bzw. Verschiebebewegung (Pfeil
30), die in Figur 1b angedeutet ist. Die Bewegung erfolgt an bzw. um ein Auflager
36 bzw. dessen Dreh- und Verschiebepunkt 38.
[0036] Figur 1b ist zu entnehmen, dass durch die Bewegung des Abtriebs 18 in Richtung des
Pfeils 26 das Koppelelement 27 sowohl bewegt als auch verformt wird. Die Verformung
tritt in Form einer Verbiegung im Bereich 34 des Koppelelement 27 auf. Aufgrund der
Verformung und Verbiegung werden die Riegel 6 bewegt. In Figur 1b ist dank der erfolgten
Verformung gegenüber Figur 1b nun auch der (End-)Abschnitt 32 eines dritten Armes
/ Balkens des Koppelelements 27 und an diesem angeformt ein dritter Riegel 6 in seiner
Freigabeposition FP mittig im Bild sichtbar geworden.
[0037] Die Vorrichtung 4 enthält insgesamt vier Auflager 36, auf denen das Koppelelement
27 aufliegt. Die Auflager 36 bilden einen jeweiligen Dreh- und Verschiebepunkt 38
für die Bewegung des Koppelelement 27. Die Auflager 36 sind hier gemeinsam als ringförmiger
Kragen 37 der Tragstruktur 24, die Mittellängsachse 3 ringförmig umgebend ausgeführt,
wobei Figur 1a,b alternative Varianten (links und rechts im Bild) eines Kragenquerschnitts
zeigt. In der Realität ist der Kragen 37 insbesondere einheitlich ausgebildet.
[0038] Das Koppelelement 27 ist ein an sich in den Positionen PB, PF bzw. Zuständen PA,PP
starrer, jedoch beim Übergang zwischen diesen durch den Abtrieb 18 verformbarer Körper,
der auf den vier Auflagern 36 aufliegt. Der Abtrieb 18 ist damit verformend zwischen
den Auflagern 36 am Koppelelement 27 angebunden, hier durch die o.g. Verschraubung
im Abtrieb 18. Bei der Verformung wird das Koppelelement 27 (in Figur 1 mittig und
nach unten) zwischen die Auflager 36 gezogen. Die Riegel 6 bilden über die Auflager
36 jeweils nach außen, also vom Anbindungspunkt des Abtriebs 18 aus gesehen nach jenseits
der Auflager 36, ragende Abschnitte 32 des Koppelelements 27.
[0039] Bei einem Verfahren zur Entriegelung der durch die Riegel 6 verriegelten Bauteile
8 des Flugkörpers 2 wird als wie folgt vorgegangen: Die Riegel 6 werden von der die
Bauteile 8 verriegelnden Blockposition PB in die die Bauteile 8 freigebende Freigabeposition
PF bewegt. Der Abtrieb 18 des pyrotechnischen Kraftelements 16 wird auf das Auslösesignal
SA hin pyrotechnisch aus der Passivposition PP in die Aktivposition PA bewegt. Das
Koppelelement 27 koppelt den Riegel 6 mit dem Abtrieb 18 gemäß einer Bewegungskopplung
derart, dass die Bewegung des Abtriebs 18 von der Passivposition PP in die Aktivposition
PA die mechanische Bewegung des Riegels 6 von der Blockposition PB in die Freigabeposition
PF bedingt. Das Bauteil 8 ist damit vom Riegel 6 freigegeben bzw. entriegelt.
[0040] Der Riegel 6 wird dabei gedreht (Pfeil 28) und verschoben (Pfeil 30). Das Koppelelement
27 wird bewegt und verformt, um den Riegel 6 zu bewegen. Das Koppelelement 27 wird
dazu auf vier Auflagern 36 aufgelegt und zwischen diesen verformt, also in Figur 1
nach unten gezogen und dadurch gebogen.
[0041] Figur 2 zeigt die Anordnung aus Figur 1, jedoch mit einem alternativen Koppelelement
27. Dieses ist nunmehr eine Gelenkanordnung und weist insgesamt vier Gelenke 40 auf.
Bei der Bewegung des Abtriebs 18 wird das Koppelelement 27 nicht mehr verformt, sondern
das Koppelelement 27 bzw. dessen Gelenke 40 werden ausschließlich bewegt. So werden
die Riegel 6 auch ausschließlich durch die Bewegung, nicht mehr durch die Verformung
des Koppelelement 27 bewegt. Ansonsten gelten die oben zu Figur 1 getroffenen Aussagen
sinngemäß auch für die Ausführungsform gemäß Figur 2.
[0042] Figur 3 zeigt die Draufsicht in Richtung des Pfeils III auf die Anordnungen aus den
Figuren 1 und 2. Die Gelenke 40 mit ihren jeweiligen Drehachsen 42 gemäß Figur 2 sind
als Variante des verformbaren Koppelelements 27 gestrichelt angedeutet. Gut sichtbar
ist nochmals der kreisförmig umlaufende Kragen 37, der im Bereich der Koppelelements
27 die Auflager 36 und Dreh- und Verschiebepunkte 38 ausbildet. Das Koppelelement
27 mit vier Armen und vier einstückig angeformten Riegeln 6 ist als Haltekreuz ausgeführt.
[0043] Figur 4 zeigt in einer Ansicht gemäß der Figuren 1 und 2 einen Ausschnitt aus einem
alternativen Flugkörper 2. Die Bauteile 8 sind hier Flügel 44 in Form von Canards.
Figur 4 zeigt ausgezogen die Blockposition PB bzw. Passivposition PP der Riegel 6
sowie im Bild rechts einen verriegelten Flügel 44. Im Bild links ist zusätzlich gestrichelt
bei einer Aktivposition PA die Freigabeposition PF des Riegels 6 und die zugehörige
Position / Zustand des Koppelelements 27 dargestellt. Außerdem ist links gestrichelt
für diesen Fall ein entriegelter und somit aus dem Flugkörper 2 bzw. dessen Hülle
46 bzw. Außenkontur ausgetretener Flügel 44 dargestellt. Das Koppelelement 27 ist
hier wieder ohne Gelenk dargestellt und wird daher bei der Entriegelung verformt.
Alternativ und nicht dargestellt kann hier auch das Koppelelement 27 aus Fig. 2 eingesetzt
werden.
Bezugszeichenliste
[0044]
- 2
- Flugkörper
- 3
- Mittellängsachse
- 4
- Vorrichtung
- 6
- Riegel
- 8
- Bauteil
- 10
- Nase
- 12
- Vorsprung
- 14
- Pfeil (Auslösung Bauteil)
- 16
- Kraftelement
- 18
- Abtrieb
- 20
- Grundkörper
- 22
- Ausnehmung
- 24
- Tragstruktur
- 26
- Pfeil (Bewegung Abtrieb)
- 27
- Koppelelement
- 28
- Pfeil (Rotation)
- 30
- Pfeil (Translation)
- 32
- Abschnitt
- 34
- Bereich
- 36
- Auflager
- 37
- Kragen
- 38
- Dreh- und Verschiebepunkt
- 40
- Gelenk
- 42
- Drehachse
- 44
- Flügel
- 46
- Hülle
- PB
- Blockposition
- PF
- Freigabeposition
- PA
- Aktivposition
- PP
- Passivposition
- SA
- Auslösesignal
1. Flugkörper (2) mit einer Vorrichtung (4) zur Ver- und/oder Entriegelung eines durch
einen Riegel (6) verriegelten Bauteils (8),
- mit dem mindestens einen Riegel (6), der zwischen einer das Bauteil (8) verriegelnden
Blockposition (PB) und einer das Bauteil (8) freigebenden Freigabeposition (PF) bewegbar
ist,
- mit einem pyrotechnischen Kraftelement (16) mit einem Abtrieb (18), der auf ein
Auslösesignal (SA) hin pyrotechnisch aus einer Passivposition (PP) in eine Aktivposition
(PA) bewegbar ist,
- mit einem Koppelelement (27), durch das mindestens einer der Riegel (6) mit dem
Abtrieb (18) derart bewegungskoppelt ist, dass eine mechanische Bewegung des Riegels
(6) von der Blockposition (PB) in die Freigabeposition (PF) durch eine Bewegung des
Abtriebs (18) von der Passivposition (PP) in die Aktivposition (PA) bedingt ist oder
umgekehrt.
2. Flugkörper (2) nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass mindestens einer der Riegel (6) zumindest anteilig durch eine Drehbewegung zwischen
der Blockposition (PB) und der Freigabeposition (PF) bewegt ist.
3. Flugkörper (2) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass mindestens einer der Riegel (6) mit zumindest einem Abschnitt (32) des Koppelelements
(27) einstückig ausgeführt ist.
4. Flugkörper (2) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Koppelelement (27) durch die Bewegung des Abtriebs (18) bewegt und/oder verformt
ist und der Riegel (6) anhand der Bewegung und/oder der Verformung des Koppelelements
(27) bewegt ist.
5. Flugkörper (2) nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Koppelelement (27) durch die Bewegung des Abtriebs (18) ausschließlich bewegt
ist und der Riegel (6) anhand der Bewegung des Koppelelements (27) bewegt ist.
6. Flugkörper (2) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Koppelelement (27) eine Gelenkanordnung mit mindestens einem Gelenk (40) ist.
7. Flugkörper (2) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Kraftelement (16) einen Grundkörper (20) aufweist und der Abtrieb (18) relativ
zum Grundkörper (20) zwischen der Passivposition (PP) und der Aktivposition (PA) bewegbar
ist.
8. Flugkörper (2) nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Vorrichtung (4) mindestens ein relativ zum Grundkörper (20) ortsfestes Auflager
enthält, auf dem das Koppelelement aufliegt, wobei das Auflager (36) ein Dreh- und/oder
Verschiebepunkt (38) für die Bewegung des Koppelelements (27) ist.
9. Flugkörper (2) nach einem der Ansprüche 7 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Vorrichtung (4) mindestens zwei Auflager (36) enthält und das Koppelelement (27)
ein Körper ist, der auf beiden Auflagern (36) aufliegt, wobei der Abtrieb (18) zwischen
den Auflagern (36) am Koppelelement (27) angebunden ist.
10. Flugkörper (2) nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Koppelelement (27) bei der Verformung und/oder Bewegung zwischen die Auflager
(36) gezogen ist und wenigstens einer der Riegel (6) als über eines der Auflager (36)
hinausragender Abschnitt (32) des Koppelelements (27) ausgebildet ist.
11. Flugkörper (2) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Bauteil (8) ein Flügel (44) des Flugkörpers (2) ist.
12. Verfahren zur Ver- und/oder Entriegelung eines durch einen Riegel (6) verriegelten
Bauteils (8) eines Flugkörpers (2), bei dem
- der Riegel (6) von einer das Bauteil (8) verriegelnden Blockposition (PB) in eine
das Bauteil (8) freigebende Freigabeposition (PF) bewegt wird,
- wobei ein Abtrieb (18) eines pyrotechnischen Kraftelements (16) auf ein Auslösesignal
(SA) hin pyrotechnisch aus einer Passivposition (PP) in eine Aktivposition (PA) bewegt
wird,
- wobei ein Koppelelement (27) den Riegel (6) mit dem Abtrieb (18) derart bewegungskoppelt,
dass die Bewegung des Abtriebs (18) von der Passivposition (PP) in die Aktivposition
(PA) die mechanische Bewegung des Riegels (6) von der Blockposition (PB) in die Freigabeposition
(PF) bedingt oder umgekehrt.
13. Verfahren nach Anspruch 12,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Riegel (6) zumindest gedreht wird.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 12 bis 13,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Koppelelement (27) bewegt und/oder verformt wird, um den Riegel (6) zu bewegen.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 12 bis 14,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Koppelelement (27) auf zwei Auflagern (36) aufgelegt und zwischen diesen verformt
und/oder bewegt wird.