2.1 Technische Problemstellung / Aufgabe der Erfindung
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und Vorrichtung zum Abkühlen von heißen Gasen
aus Reaktionen von gasförmigen, flüssigen und festen Brennstoffen unter Druck, wobei
die heißen Reaktionsgase ihre Wärme an ein Kuehlmedium (z.B. Wasser) unter Dampferzeugung
abgeben.
[0002] Traditionell wird diese Aufgabe gelöst mit Wärmetauschern, die nach dem 'fired tube'
Prinzip arbeiten, d.h. das heiße abzukühlende Gas strömt innerhalb der Rohre, während
das Kuehlmedium auf der Außenseite verdampft. Konstruktiv werden dazu meistens 'shell&tube'
Wärmetauscher benutzt, bei dem die gasführenden Rohre als Bündel zwischen zwei Rohrplatten
eingeschweißt sind, die durch einen Druckmantel verbunden sind, der den Wasserraum
darstellt. Das Gas fließt innerhalb der Rohre und das Kühlfluid verdampft auf der
Außenseite der Rohre in den umgebenden Wasserraum und wird von dort nach oben abgeführt.
[0003] Shell&Tube Wärmetauscher sind weit verbreitet in der Industrie aus zahlreichen Gründen,
insbesondere: a) weil sie sind einfach zu berechnen sind, da in den Rohren definierte
Strömungsbedingungen vorliegen, b) weil sie einfach zu fertigen sind und c) weil ein
Scale-up einfach möglich ist durch Erhöhung der Rohranzahl.
[0004] Shell&Tube Wärmetauscher haben jedoch Anwendungsgrenzen: sie sind nicht geeignet
im Hochtemperaturbereich über 1000 - 1100 °C und für sehr große Gasmengen, insbesondere
wegen unzulässig hohen thermischen Stressbelastung von Rohren und Rohrplatten, die
durch differenzielle Wärmeausdehnung der mit heißem gas beaufschlagten Rohre und die
großen Wandstärken der Rohrplatten entsteht. Es gibt ebenfalls eine Obergrenze für
sehr hohe Gasmengen, da der Durchmesser der Rohrplatten (und damit deren Wandstärke
- insbesondere bei höheren Wasserdrücken) konstruktiv nicht beliebig vergrößert werden
kann, da thermische Stressprobleme nicht mehr beherrscht werden können. Bei großen
Gasvolumina und hohen Wasserdruecken sind zudem die Wandstärken des Druckmantels und
der Rohrplatten sehr groß, was wirtschaftlich nachteilig ist. Weiterhin ist ein Nachteil,
dass bei hohen Gasmengen (und damit großem Durchmesser des Rohrbündels) die Dampfabführung
aus dem Rohrbündel nicht mehr gewährleistet ist, so dass es zu Rohrüberhitzungen und
Rohrbrüchen kommen kann. Eine Abkühlung sehr großen Gasmengen mit 'shell&tube Wärmetauschern
ist daher nur möglich durch Parallelschaltung mehrerer Wärmetauscher, was oft unwirtschaftlich
ist.
[0005] Es ist die Aufgabe der Erfindung ein Verfahren und eine Vorrichtung anzugeben, die
die oben beschriebenen Probleme löst (thermischen Stressprobleme, verfahrenstechnische
Probleme, Scale-up Probleme) und eine Abkühlung sehr großer Gasmengen bis über 1 Mio.
Nm3/h unter Druck im Hochtemperaturbereich bis zu 1650 oC in einem einzelnen 'single
stream' Wärmetauscher ermöglicht, wobei eine Parallelschaltung mehrerer kleinerer
Wärmetauscher vermieden wird. Gleichzeitig sollten die Vorteile des 'shell&sube' Prinzips
erhalten bleiben, d.h. einfache Berechenbarkeit, bzw. definierte Strömungsverhältnisse
in den gasführenden Rohren, einfache Fertigung, sowie einfache 'scale-up' Möglichkeit
durch Multiplikation.
2.2 Lösung des Problems bzw. der technischen Aufgabe
[0006] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass eine thermisch stressarme Konstruktion
entwickelt wurde, bei der die Rohrplatten eliminiert sind und daher die Rohre, bzw.
die gasführenden Elemente, in ihrer thermischen Ausdehnung nicht mehr begrenzt sind
und dadurch thermische Stressbelastungen weitgehend vermieden werden. Dadurch wird
ein 'scale-up' bis in den Hochtemperaturbereich mit sehr großen Gasmengen ermöglicht.
Zu diesem Zweck war es notwendig das 'fired tube' Prinzip aufzugeben und durch ein
'water tube' Prinzip zu ersetzen, bei dem das heiße Gas auf der Außenseite der Wärmetauscherrohre
in wohldefinierten Kanälen und das verdampfende Medium auf der Innenseite der Rohre
strömt.
[0007] Konstruktiv wird die Aufgabe dadurch gelöst, dass im ersten Schritt Rohre, auf deren
Innenseite Dampf erzeugt wird und auf deren Außenseite das abzukühlende heiße Gas
strömt, je nach Anwendungsfall mit zwei bis sechs longitudinal aufgeschweißten Flossen
versehen werden (Fig.1). Die mit aufgeschweißten Flossen versehene Rohre werden dann
miteinander zu einer Flossenwand verschweißt, wobei die nicht verschweißten Restflossen
in den Gasraum hineinstehen und beim Aufstapeln die benachbarte Flossenwand berühren,
so dass definierte Strömungskanäle mit nicht-kreisförmigen Querschnitten entstehen
(Fig.2-6). Die aufgestapelten Flossenwände werden nicht miteinander verschweißt, sondern
berühren sich lediglich, sodass sie sich individuell frei gegenüber den benachbarten
Flossenwänden ausdehnen können und damit thermische Stressspannungen vermieden werden.
[0008] Die einzelnen Rohre der Flossenwände münden am oberen und unteren Ende in Kollektoren
für den Frischwassereintritt bzw. den Dampf/Wasseraustritt.
[0009] Die mit Kollektoren versehenen Flossenwände werden wechselseitig so übereinander
gestapelt, das sich zwischen den einzelnen Flossenwänden Gaskanäle mit geometrisch
definierten Querschnittsformen ausbilden, in denen das heiße Gas strömt und seine
Wärme an das auf der Innenseite der Rohre strömende Wasser/Dampf Gemisch abgibt.
[0010] Die nach diesem Konstruktionsprinzip gebildeten Gaskanäle übernehmen die Funktion
der gasführenden Rohre in Shell&Tube Wärmetauschern, wobei jedoch in diesem Fall keine
Rohrplatten mehr notwendig sind. Da die einzelnen Flossenwände nicht miteinander verschweißt
sind und sich thermisch frei ausdehnen können, entsteht eine stressarme Konstruktion,
die auch für höchste Temperaturen über 1500 oC und beliebig große Gasmengen einsetzbar
ist.
[0011] Die obengenannten Vorteile des ,Shell&Tube' Prinzips werden dabei erhalten: a) definierte
Strömungsverhältnisse in den Gaskanälen, die geometrisch definiert sind und eine einfache
Berechenbarkeit über den hydraulischen Durchmesser gestatten, b) einfache Fertigung
und c) einfaches scale-up Prinzip durch Multiplikation der Gaskanäle.
[0012] Ein weiterer Vorteil der erfindungsgemässen Konstruktion ist dass die geometrische
Form der gebildeten Gaskanäle und deren Oberfläche frei gestaltet und an die verschiedenen
Anwendungsfälle und Fluide angepasst werden kann a) durch die Wahl der Anzahl der
Flossen pro Rohr, b) durch die Wahl der Flossenbreite und c) durch die Art wie die
Flossenwände zu einem Bündel gestapelt werden.
[0013] Dadurch, dass der den Gesamtwärmetausch bestimmende gasseitige Wärmeübergang immer
auf der Kanalseite, bzw. der Außenseite der Rohre mit der höheren Wärmetauscheroberfläche
liegt, ist die Konstruktion von Wärmetauschern mit größeren Übertragungsflächen möglich
als es das shell&tube Prinzip erlaubt.
[0014] Da das verdampfende Fluid auf der Innenseite von Rohren mit relativ kleinen Durchmessern
strömt, kann die Konstruktion für höchste Dampfdrücke eingesetzt werden ohne dass
große Wandstärken entstehen, da der das Rohrbündel umschließende Druck-Behälter lediglich
dem niedrigeren Druck auf der Gasseite ausgesetzt ist.
Fig.1 zeigt Rohrquerschnitte, die mit zwei bis sechs longitudinal aufgeschweißten
Flossen die die Grundelemente der Konstruktion darstellen.
Fig. 2 - 6 zeigt die vielfältigen möglichen Kombinationen von Flossenwänden, die aus
Flossenrohren mit zwei bis sechs Flossen gebildet werden können und die jeweils zugehörenden
unterschiedlichen Querschnittsformen der entstehenden Gaskanälen.
[0015] Aus Flossenrohren mit zwei Flossen können Flossenwände gebildet werden, bei denen
jedes zweite, dritte oder n-tes Rohr um 90 Grad verdreht wird und dann zu einer Flossenrohrwand
verschweißt wird. Die in den Gasraum hineinstehenden stehenden Flossen berühren beim
Zusammenstapeln die benachbarte Flossenwände und bilden somit quasi-quadratische oder
quasi-rechteckige Gaskanäle (siehe Fig. 2 und 2a).
[0016] Aus Flossenrohren mit drei Flossen können drei Typen von Flossenwänden gebildet werden,
die in verschiedener Weise zusammengestapelt werden können und quasi dreieckige oder
sechseckige Gaskanäle bilden nach Fig. 3, 3a und 3c.
[0017] Aus Flossenrohren mit vier Flossen können zwei Typen von Flossenwänden gebildet werden,
die in verschiedener Weise zusammengestapelt werden können und quasi-quadratische
oder vieleckige Gaskanäle bilden nach Fig. 4a und 4c
[0018] Aus Flossenrohren mit fünf Flossen können zwei Typen von Flossenwänden gebildet werden,
die in verschiedener Weise zusammengestapelt werden können und vieleckige Gaskanäle
bilden nach Fig. 5 und 5a.
[0019] Aus Flossenrohren mit sechs Flossen können drei Typen von Flossenwänden gebildet
werden, die in verschiedener Weise zusammengestapelt werden können und quasi dreieckige
oder sechseckige Gaskanäle bilden nach Fig. 6a und 6b.
2.3 Anwendungsgebiet
[0020] Das erfindungsgemäße Verfahren und die erfindungsgemäße Vorrichtung kann vorteilhaft
benutzt werden zum Abkühlen von heißen Produktgasströmen im Hochtemperaturbereich
unter Druck mit großen Volumina (> 500.000 Nm3/h) und erhöhten Gastemperaturen (800
oC-1650 oC), unter gleichzeitiger Erzeugung von Hochdruckdampf bis zu höchsten Drücken
(>250 bar). Typische Anwendungsgebiete sind Prozesse wie Steam-Reforming und Autothermal
Reforming, insbesondere bei sehr großen Produktgasvolumina,
[0021] Das erfindungsgemäße Verfahren und die erfindungsgemäße Vorrichtung kann vorteilhaft
benutzt werden zum Abkühlen von heißen Produktgasströmen im Hochtemperaturbereich
unter Druck unter gleichzeitiger Erzeugung von Hochdruckdampf bis zu höchsten Drücken
(>250 bar). Typische Anwendungsgebiete sind Prozesse wie Steam-Reforming und Autothermal
Reforming, insbesondere Großanlagen mit sehr großen Synthesegasvolumina (> 1 Mio.
Nm3/h) und erhöhten Gastemperaturen (>1050-1100 oC), ein Bereich im den ein scale-up
der traditionellen Shell&Tube Wärmetaucher (Waste Heat Boiler) nicht mehr möglich
ist.
1. Verfahren und Vorrichtung zum Abkühlen von heißen Gasen, gekennzeichnet dadurch dass Rohre, auf deren Innenseite Dampf erzeugt werden soll und auf deren Außenseite das
abzukühlende heiße Gas strömen soll, mit zwei bis sechs longitudinalen Flossen durch
Schweißung versehen werden, dass weiterhin die mit aufgeschweißten Flossen versehene
Rohre miteinander zu einer Flossenwand verschweißt werden, wobei die nicht verschweißten
Restflossen in den Gasraum hineinstehen und die benachbarte Flossenwand nur berühren,
sodass diese sich stressfrei gegenüber den benachbarten Flossenwaenden ausdehnen kann,
dass die so entstehenden Flossenwände am oberen und unteren Ende mit Kollektoren für
den Frischwassereintritt bzw. den Dampf/Wasseraustritt versehen werden, dass weiterhin
die mit Kollektoren versehenen Flossenwände wechselseitig übereinander gestapelt werden
zu einem Bündel, in einer Art das sich nicht kreisförmige Gaskanäle mit definierten
Querschnittsform ausbilden, in denen das heiße Gas strömt und seine Wärme über die
begrenzenden Flossen und Rohrwände an das auf der Innenseite der Rohre strömende Wasser/Dampf
Gemisch abgibt, dass weiterhin die geometrische Form und der Strömungsquerschnitt
der gebildeten Gaskanäle durch die Anzahl und Breite der aufgeschweißten Flossen pro
Rohr, sowie die Art und Weise der Stapelung der Flossenwände frei gestaltet werden
kann, sodass Gaskanäle mit unterschiedlicher Geometrie und variierbarem hydraulischen
Durchmesser gebildet werden können, die an die jeweils zu lösende Verfahrensaufgabe
angepasst werden können.
2. Verfahren und Vorrichtung zum Abkühlen von heißen Gasen nach Anspruch 1, gekennzeichnet dadurch dass Rohre mit zwei Flossen um 90 Grad verdreht miteinander verschweißt werden und eine
Flossenwand bilden, bei der auf jedem zweiten, dritten oder n-ten Rohr eine Flosse
in den Gasraum hineinragt, dass weiterhin die mit Kollektoren versehenen Flossenwände
wechselseitig so übereinander gestapelt werden zu einem Bündel, das sich Gaskanaele
von quadrat- oder rechteck-ähnlicher Geometrie bilden, in denen das heiße Gas strömt
und seine Wärme über die begrenzenden Flossen und Rohrwände an das auf der Innenseite
der Rohre strömende Wasser/Dampfgemisch abgibt.
3. Verfahren und Vorrichtung zum Abkühlen von heißen Gasen nach Anspruch 1, gekennzeichnet dadurch dass Rohre mit drei Flossen miteinander verschweißt werden und eine Flossenwand bilden,
bei der zwei Flossen pro Rohr in den Gasraum hineinragen, dass weiterhin die mit Kollektoren
versehenen Flossenwände wechselseitig so übereinander gestapelt werden zu einem Bündel,
sodass sich Gaskanäle von dreieckiger, rautenförmiger oder sechseckiger Geometrie
bilden, in denen das heiße Gas strömt und seine Wärme über die begrenzenden Flossen
und Rohrwände an das auf der Innenseite der Rohre strömende Wasser/Dampfgemisch abgibt.
4. Verfahren und Vorrichtung zum Abkühlen von heißen Gasen nach Anspruch 1, gekennzeichnet dadurch, dass Rohre mit vier Flossen miteinander verschweißt werden und eine Flossenwand bilden,
bei der jeweils zwei Flossen pro Rohr in den Gasraum hineinragen und die anderen beiden
miteinander verschweißt sind, dass weiterhin die mit Kollektoren versehenen Flossenwände
wechselseitig so übereinander gestapelt werden zu einem Bündel, das sich Gaskanäle
von quadratischer oder vieleckiger Querschnittsform bilden, in denen das heiße Gas
strömt und seine Wärme über die begrenzenden Flossen und Rohrwände an das auf der
Innenseite der Rohre strömende Wasser/Dampfgemisch abgibt.
5. Verfahren und Vorrichtung zum Abkühlen von heißen Gasen nach Anspruch 1, gekennzeichnet dadurch, dass Rohre mit fünf Flossen miteinander verschweißt werden und eine Flossenwand bilden,
bei der jeweils drei Flossen pro Rohr in den Gasraum hineinragen und die anderen beiden
miteinander verschweißt sind, dass weiterhin die mit Kollektoren versehenen Flossenwände
wechselseitig so übereinander gestapelt werden zu einem Bündel, das sich Gaskanäle
von vieleckiger Querschnittsform bilden, in denen das heiße Gas strömt und seine Wärme
über die begrenzenden Flossen und Rohrwände an das auf der Innenseite der Rohre strömende
Wasser/Dampfgemisch abgibt.
6. Verfahren und Vorrichtung zum Abkühlen von heißen Gasen nach Anspruch 1, gekennzeichnet dadurch, dass Rohre mit sechs Flossen miteinander verschweißt werden und eine Flossenwand bilden,
bei der jeweils vier Flossen pro Rohr in den Gasraum hineinragen und die anderen beiden
miteinander verschweißt sind, dass weiterhin die mit Kollektoren versehenen Flossenwände
wechselseitig so übereinander gestapelt werden zu einem Bündel, das sich Gaskanäle
von dreieckiger oder sechseckiger Querschnittsform bilden, in denen das heiße Gas
strömt und seine Wärme über die begrenzenden Flossen und Rohrwände an das auf der
Innenseite der Rohre strömende Wasser/Dampfgemisch abgibt.
7. Verfahren und Vorrichtung zum Abkühlen von heißen Gasen nach Anspruch 1 bis 6, gekennzeichnet dadurch, dass die beschriebene Konstruktion wasserseitig sowohl im Naturumlauf als auch im Zwangsumlauf
mit Pumpen oder im assistierten Umlauf betrieben werden kann.
8. Verfahren und Vorrichtung zum Abkühlen von heißen Gasen nach Anspruch 1 bis 6, gekennzeichnet dadurch, dass die beschriebene Konstruktion vertikal oder horizontal betrieben werden kann, wobei
die Frischwassereintrittskollektoren für den Wasserumlauf immer unten angeordnet sind,
und die Dampfaustrittskollektoren oben angeordnet sind, sodass eine natürliche Zirkulation
des verdampfenden Fluids unterstützt wird.