[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Bereitstellung einer Boostfunktion
für ein Elektrowerkzeug, wobei das Elektrowerkzeug einen Motor aufweist. In einem
zweiten Aspekt betrifft die Erfindung ein Elektrowerkzeug mit einem Motor. Ein besonderes
Merkmal der Erfindung ist, dass bei dem Elektrowerkzeug unterschiedliche Drehzahlen
und Drehmomente in Abhängigkeit von unterschiedlichen äußeren Bedingungen eingestellt
werden können. Dadurch werden vorzugsweise unterschiedliche Betriebszustände des Elektrowerkzeugs
festgelegt. Insbesondere kann durch die Erfindung eine Boostfunktion für das Elektrowerkzeug
bereitgestellt werden. Die Boostfunktion ermöglicht es, das Elektrowerkzeug in einem
zweiten Betriebszustand mit einem höheren Drehmoment zu betreiben als in einem ersten
Betriebszustand.
Hintergrund der Erfindung:
[0002] Im Stand der Technik sind Elektrowerkzeuge, wie Trennschleifer, Schlitzgeräte oder
Diamanttrennschleifer, bekannt, mit denen unterschiedliche Bereiche eines Mauerwerks
oder eines Untergrunds voneinander getrennt werden können. Dies erfolgt bei den oben
beispielhaft genannten Gerätetypen dadurch, dass ein Schlitz in den Untergrund eingebracht
wird. Der Schlitz kann als Trennfuge zwischen unterschiedlichen Bereichen des Untergrundes
fungieren oder zur Aufnahme von Versorgungsleitung, wie zum Beispiel elektrischen
Kabeln, dienen. Die oben beispielhaft genannten Gerätetypen weisen eine Trennscheibe
als Werkzeug auf, das häufig auch als "Blatt" bezeichnet wird. Die Elektrogeräte weisen
einen Motor auf, mit dem das Werkzeug angetrieben werden kann. Der Betrieb des Elektrowerkzeugs
erfolgt zumeist durch eine Rotationsbewegung des Werkzeugs und wird durch die Drehzahl
des Motors charakterisiert. Üblicherweise werden Elektrowerkzeuge, wie die oben genannten
Gerätetypen, bei einer fest eingestellte Motordrehzahl betrieben. Dies kann beispielsweise
dadurch erreicht werden, dass jedem Gerät werksseitig eine zuvor festgelegte Drehzahl
vorgeben wird, die vom Nutzer des Elektrowerkzeugs nicht ohne Weiteres geändert werden
kann.
[0003] Um eine Vielzahl von Anwendungsfällen abdecken zu können, wird diese eine festgelegte
Motordrehzahl zumeist unter der Annahme von "idealen Randbedingungen" festgelegt.
Diese können beispielsweise vorliegen, wenn in einem homogenen Untergrund gearbeitet
werden soll, der Schnittverlauf gerade ist und lediglich mit einer geringen Blattreibung,
insbesondere an den Seiten des Werkzeugs des Elektrogeräts, zu rechnen ist. Dies kann
aber zu Problemen beim Betrieb des Elektrowerkzeugs unter realen Bedingungen führen.
Insbesondere kann beim Auftreten von weniger idealen Randbedingungen das bei der einen
zuvor festgelegten und in dem Elektrowerkzeug eingestellte Drehzahl verfügbare Drehmoment
nicht ausreichen, um die gewünschte - oder erforderliche - Drehzahl aufrecht zu halten
und einen effizienten Arbeitsfortschritt gewährleisten zu können. Weniger ideale Randbedingungen
können beispielsweise dann vorliegen, wenn in inhomogenem Untergrund gearbeitet wird,
bei schiefem Schnittverlauf oder bei einer hohen Blattreibung am Werkzeug des Elektrogeräts.
[0004] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es demnach, ein Verfahren zur Bereitstellung
einer Boostfunktion für ein Elektrogerät anzugeben, mit dem ein Betrieb des Elektrogeräts
an verschiedene Anwendungsfälle und Umgebungsbedingungen angepasst werden kann. Insbesondere
soll eine Möglichkeit bereitgestellt werden, bei ungünstigen äußeren Bedingungen mit
einem ausreichend leistungsstarken Elektrowerkzeug arbeiten zu können. Die Bereitstellung
eines Elektrowerkzeugs, das für eine gewisse Zeitspanne in einem besonders leistungsstarken
Betriebszustand betrieben werden kann, wird im Sinne der Erfindung bevorzugt als Boostfunktion
des Elektrowerkzeugs bezeichnet. Eine weitere Aufgabe der Erfindung besteht neben
der Bereitstellung eines entsprechenden Verfahrens auch in der Bereitstellung eines
Elektrowerkzeugs, das dazu eingerichtet ist, das bereitzustellende Boostverfahren
umzusetzen.
[0005] Die Aufgabe wird durch den Gegenstand der unabhängigen Ansprüche gelöst. Vorteilhafte
Ausführungsformen zum Gegenstand der unabhängigen Ansprüche finden sich in den abhängigen
Unteransprüchen.
Beschreibung der Erfindung:
[0006] Die Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren zur Bereitstellung einer Boostfunktion
für ein Elektrowerkzeug, wobei das Elektrowerkzeug einen Motor aufweist. Das Verfahren
umfasst die folgenden Schritte:
- a) Betrieb des Elektrowerkzeugs in einem ersten Betriebszustand mit einer ersten Drehzahl
n1 des Motors bei ersten äußeren Bedingungen,
- b) Feststellen von zweiten äußeren Bedingungen, die sich von den ersten äußeren Bedingungen
unterscheiden,
- c) Einstellung eines zweiten Betriebszustand des Elektrowerkzeugs durch Einstellung
einer zweiten Drehzahl n2 des Motors als Reaktion auf die geänderten äußeren Bedingungen.
[0007] In einem zweiten Aspekt betrifft die Erfindung ein Elektrowerkzeug mit einem Motor,
wobei das Elektrowerkzeug dadurch gekennzeichnet ist, dass ein erster oder ein zweiter
Betriebszustand des Elektrowerkzeugs durch eine Einstellung einer ersten oder einer
zweiten Drehzahl des Motors einstellbar ist, wobei die Einstellung der ersten oder
zweiten Motordrehzahl in Abhängigkeit von äußeren Bedingungen erfolgt. Es ist im Sinne
der Erfindung insbesondere bevorzugt, dass ein erster Betriebszustand des Elektrowerkzeugs
durch Einstellung der ersten Drehzahl n1 des Motors eingestellt wird und dass ein
zweiter Betriebszustand des Elektrowerkzeugs durch Einstellung der zweiten Drehzahl
n2 eingestellt wird, wobei die Einstellung der ersten oder zweiten Motordrehzahl in
Abhängigkeit von äußeren Bedingungen erfolgt. Vorteilhafterweise ergeben sich durch
die Einstellung unterschiedlicher Drehzahlen am Motor unterschiedliche Drehmomente
für den Betrieb des Elektrowerkzeugs, so dass vorteilhafterweise über die Einstellung
unterschiedlicher Drehzahlen in Abhängigkeit von äußeren Bedingungen eine Einstellbarkeit
bzw. Verstellbarkeit des Drehmoments des Elektrowerkzeugs erreicht werden kann. Die
für das Verfahren beschriebenen Definitionen, technischen Wirkungen und Vorteile gelten
für das Elektrowerkzeug analog, und umgekehrt.
[0008] Es ist im Sinne der Erfindung ganz besonders bevorzugt, dass der Motor ein elektrisch
kommutierter bürstenloser Motor ist. Bürstenmotoren sind üblicherweise mechanisch
kommutiert und sie weisen eine feste, natürliche Kennlinie mit Lastpunkten auf, wenn
die Drehzahl des Motors gegenüber dem Drehmoment aufgetragen wird. Im Gegensatz zu
Bürstenmotoren, können bei bürstenlose Motoren über eine elektrische Kommutierung
und eine entsprechende Auslegung des Motors die Lastpunkte in einem Drehzahl-Drehmoment-Diagramm
zumindest in Grenzen im Wesentlichen frei gewählt werden. Dabei bleibt die Leistung
des Motors vorzugsweise gleich oder in einem ähnlichen Größenbereich. Bürstenmotoren
ermöglichen häufig lediglich Lastpunkte mit geringer Leistung bzw. es muss ein mechanisches
Getriebe für Einstellung dieser Lastpunkte bereitgestellt werden. Eine solche unerwünschte,
aufwändige Bereitstellung eines mechanischen Getriebes kann bei der Verwendung eines
bürstenlosen Motors vorteilhafterweise entfallen, da der bürstenlose Motor das mechanische
Getriebe quasi ersetzen kann.
[0009] Mit der Verwendung von solchen vorzugsweise elektrisch kommutierten bürstenlosen
Antrieben für das Elektrowerkzeug ist es möglich, dass das Elektrowerkzeug mit unterschiedlichen
Motordrehzahlen betrieben werden kann. Dadurch kann auf unterschiedliche äußere Bedingungen
mit der Anpassung der Motordrehzahl des Elektrowerkzeugs reagiert werden. Dies ermöglicht,
dass das Elektrowerkzeug flexibel an verschiedene Anwendungsfälle angepasst werden
kann und sein Einsatzbereich wird erheblich erweitert. Darüber hinaus können anfallende
Arbeiten mit einer erhöhten Effizienz ausgeführt werden und der Wechsel zwischen unterschiedlichen
verschiedenen Elektrowerkzeugen oder Gerätetypen ist weniger häufig erforderlich.
[0010] Aus den unterschiedlichen Motordrehzahlen ergeben sich vorzugsweise unterschiedliche
Drehmomente, mit denen das Elektrowerkzeug betrieben wird. Insofern ermöglicht die
Erfindung überraschenderweise, dass eine Leistung des Elektrowerkzeugs zu Gunsten
eines höheren Drehmoments bei geringerer Drehzahl aufgeteilt werden kann. Die physikalischen
Größen "Drehzahl" und "Drehmoment" sind über folgende Relation miteinander verknüpft:

wobei der Buchstabe
n für die Drehzahl des Motors, der Buchstabe
M für das Drehmoment und der Buchstabe
P für die Leistung des Elektrogeräts steht. Es ist im Sinne der Erfindung bevorzugt,
dass der Term auf der rechten Seite der Gleichung stets einem im Wesentlichen konstanten
Wert entspricht, vorzugsweise der Leistung
P des Elektrowerkzeugs. Insofern stellt die obige Gleichung eine Verknüpfung der physikalischen
Größen Drehzahl n und Drehmoment M miteinander dar, die sich entgegengesetzt proportional
verhalten. Wenn der eine Wert reduziert wird, erhöht sich der andere Wert, und umgekehrt.
Die Verknüpfung wird bei der vorliegenden Erfindung ausgenutzt, um eine Anpassungsfähigkeit
des Elektrowerkzeugs an unterschiedliche äußere Gegebenheiten, sowie eine Boostfunktion
für das Elektrowerkzeug bereitzustellen. Insbesondere wird mit der Erfindung eine
Möglichkeit bereitgestellt, eine Boostfunktion für das Elektrowerkzeug durch den Anwender
zu aktivieren, wenn mehr Drehmoment für die effiziente Durchführung einer Anwendung
erforderlich ist. Dies kann beispielsweise bei ungünstigen äußeren Bedingungen der
Fall sein, wenn sehr hartes oder dichtes Material bearbeitet wird oder in dem Material
beispielsweise auf eine Bewehrungsstange getroffen wird. Insbesondere kann durch die
Erfindung eine erhöhte Arbeits-Effizienz bereitgestellt werden, wobei diese erhöhte
Arbeits-Effizienz insbesondere durch eine Anpassung der Leistungsaufteilung des Elektrowerkzeugs
je nach Anwendungsbedingungen erreicht wird. Tests haben gezeigt, dass dem Elektrowerkzeug
im Boostmodus überraschenderweise ein um mehr als 10 % höheres Drehmoment zur Verfügung
gestellt werden kann als im ersten Betriebszustand.
[0011] In einem bevorzugten Ausführungsbeispiel der Erfindung können die ersten äußeren
Bedingungen beispielsweise solchen äußeren Randbedingungen für den Betrieb des Elektrowerkzeugs
entsprechen, die einen unkomplizierten, reibungslosen und einfachen Betrieb des Elektrowerkzeugs
ermöglichen. Diese äußeren Bedingungen werden im Sinne der Erfindung bevorzugt als
ideale Randbedingungen bezeichnet. Sie können beispielsweise durch einen homogenen
Untergrund, einen im Wesentlichen geraden Schnittverlauf und/oder eine geringe Reibung
des Werkzeugs des Elektrowerkzeugs gekennzeichnet sein. Diesen idealen Randbedingungen
kann vorzugsweise eine erste Motordrehzahl n1 zugeordnet werden. Vorzugsweise ist
diese erste Motordrehzahl über die Relation P = n . M • π / 30 mit einem ersten Drehmoment
M1 verbunden. Dieses erste Drehmoment M1 wird von dem Elektrowerkzeug insbesondere
dann erreicht, wenn das Elektrowerkzeug bei den ersten äußeren Bedingungen, d.h. idealen
Randbedingungen, betrieben wird.
[0012] In einem zweiten Verfahrensschritt kann festgestellt werden, dass sich diese äußeren
Bedingungen ändern oder in einer abgelaufenen Zeitspanne verändert haben, so dass
nunmehr zweite äußere Bedingungen vorliegen. Es ist im Kontext der Erfindung vorgesehen,
dass sich die zweiten äußeren Bedingungen von den ersten äußeren Bedingungen unterscheiden.
Die zweiten äußeren Bedingungen können besser oder schlechter für den Betrieb des
Elektrowerkzeugs geeignet sein. Im vorliegend beschriebenen Ausführungsbeispiel der
Erfindung wird davon ausgegangen, dass die zweiten äußeren Bedingungen die Arbeit
mit dem Elektrowerkzeug erschweren. Im Kontext dieses Ausführungsbeispiels werden
die zweiten äußeren Randbedingungen vorzugsweise als "schlechtere Randbedingungen"
bezeichnet. Sie können beispielsweise durch einen inhomogenen Untergrund, einen schiefen
Schnittverlauf und/oder eine hohe Reibung des Werkzeugs des Elektrowerkzeugs gekennzeichnet
sein. Die Feststellung, dass sich die Randbedingungen für den Betrieb des Elektrowerkzeugs
geändert haben, kann durch eine geeignete Sensorik an dem Elektrowerkzeug geschehen.
Es kann aber im Sinne der Erfindung ebenso bevorzugt sein, dass die Feststellung von
dem Nutzer des Elektrowerkzeugs selbst vorgenommen wird. Er kann zum Beispiel wahrnehmen,
dass das Werkzeug des Elektrowerkzeugs auf eine Bewehrungsstange getroffen ist, so
dass der Arbeitsfortschritt des Elektrowerkzeugs erschwert ist. Es kann auch vorkommen,
dass in einem ungleichmäßigen bzw. ungleichmäßig dichten Untergrund gearbeitet wird.
In diesen Fällen kann der Nutzer des Elektrowerkzeugs die gewünschte Betriebsart des
Elektrowerkzeugs an die aktuell vorhandene bzw. wahrgenommene Belastung anpassen,
insbesondere indem er veranlasst, dass das Elektrogerät vom ersten in den zweiten
Betriebszustand wechselt. Dies wird vorzugsweise dadurch erreicht, dass der Nutzer
veranlasst, dass das Elektrowerkzeug anstelle einer ersten Motordrehzahl n1 mit einer
zweiten Motordrehzahl n2 betrieben wird. Dadurch kann die Arbeitseffizienz erheblich
gesteigert werden. Das Umschalten zwischen verschiedenen Betriebszuständen bzw. verschiedenen
Motordrehzahlen kann beispielsweise mit einer Schaltvorrichtung oder andere Eingabemittel
erfolgen. Der zweite Betriebszustand kann vorzugsweise als Boostmodus bezeichnet werden,
der vorteilhafterweise mit einem höheren Drehmoment assoziiert ist als der erste Betriebszustand,
der beispielsweise bei idealen Randbedingungen am Elektrogerät eingestellt werden
kann.
[0013] Die Boostfunktion kann beispielsweise bei schwerer werdenden äußeren Bedingungen
aktiviert werden. Dies geschieht vorzugsweise durch die Einstellung einer zweiten
Drehzahl n2 als Reaktion auf die geänderten äußeren Bedingungen. Im vorliegend beschriebenen
Ausführungsbeispiel ist die zweite Drehzahl n2 kleiner als die erste Motordrehzahl
n1. Es ist im Sinne der Erfindung ganz besonders bevorzugt, dass die Motordrehzahl
n und das Drehmoment M über die Relation P = n • M • π / 30 miteinander verknüpft
sind. Insofern bedeutet eine Reduzierung der Drehzahl, dass ein größeres zweites Drehmoment
M2 für den Betrieb des Elektrowerkzeugs zur Verfügung gestellt werden kann ("Boostfunktion").
Mit anderen Worten ist es im Kontext des vorliegend beschriebenen Ausführungsbeispiels
bevorzugt, dass das zweite Drehmoment M2 größer ist als das erste Drehmoment M1, mit
dem das Elektrowerkzeug im ersten Betriebszustand betrieben wird. Es ist insbesondere
bevorzugt, dass in einem zweiten Betriebszustand ein größeres Drehmoment bereitgestellt
werden kann als in einem ersten Betriebszustand des Elektrowerkzeugs. Der erste Betriebszustand
wird im Kontext der vorliegenden Erfindung bevorzugt als idealer oder Standard-Betriebszustand
bezeichnet, während der zweite Betriebszustand vorzugsweise als Boost-Betriebszustand
bezeichnet wird.
[0014] Wenn das Elektrowerkzeug in dem zweiten Betriebszustand betrieben wird, gibt es mehrere
Optionen für den Weiterbetrieb. Beispielsweise ist eine Rückkehr zu der ersten Motordrehzahl
n1 denkbar. Diese Rückkehr kann zum Beispiel automatisch nach einer einstellbaren
Zeitspanne Δt erfolgen. Es kann im Sinne der Erfindung auch bevorzugt sein, dass die
äußeren Bedingungen des Elektrowerkzeugs mit einer geeigneten Sensorik überwacht werden,
wobei das Elektrowerkzeug beispielsweise dazu eingerichtet sein kann, in Abhängigkeit
von den ermittelten äußeren Bedingungen selbst zu entscheiden, ob der erste oder der
zweite Betriebszustand eingestellt wird. Dazu kann das Elektrowerkzeug eine Steuervorrichtung
umfassen, in der die von der Sensorik ermittelten Messwerte und -daten informationstechnologisch
verarbeitet und ausgewertet werden. Es ist mit anderen Worten im Sinne der Erfindung
bevorzugt, dass das Elektrowerkzeug eine Steuervorrichtung zur automatischen Einstellung
des Betriebszustandes durch das Elektrowerkzeug selbst umfasst. Vorzugsweise ist die
Steuervorrichtung dazu eingerichtet ist, Informationen hinsichtlich der äußeren Bedingungen
informationstechnologisch zu verarbeiten und auszuwerten. Die Informationen hinsichtlich
der äußeren Bedingungen werden vorzugsweise von einer Sensorik ermittelt, die ebenfalls
Bestandteil des Elektrowerkzeugs sein kann. Mit anderen Worten kann es im Sinne der
Erfindung bevorzugt sein, dass das Elektrowerkzeug eine Sensorik umfasst, mit der
die äußeren Bedingungen ermittelt werden können.
[0015] Es kann im Sinne der Erfindung auch bevorzugt sein, dass eine Erkennung durch Betriebsmuster
auf Basis vorhandener Betriebsmessgrößen erfolgt. Bei diesen Betriebsmessgrößen kann
es sich zum Beispiel um elektrische Größen, wie den Strom handeln. Der Einsatz einer
solchen Erkennung durch Betriebsmuster ist insbesondere dann von Vorteil bei der Erkennung
von Armierungstreffern, d.h. wenn beim Bohren in einem Untergrund oder Mauerwerk auf
Stahl getroffen wird. Es kann im Sinne der Erfindung ferner bevorzugt sein, dass der
Vorschub und/oder die Vorschubskraft gemessen und/oder ausgewertet wird. Außerdem
kann im Kontext der vorliegenden Erfindung eine Auswertung von Vibrationsmustern erfolgen.
Eine solche Auswertung von Vibrationsmustern basiert auf der Erkenntnis der Erfinder,
dass das Elektrowerkzeug unterschiedlich vibriert, je nachdem ob das Werkzeug des
Elektrowerkzeugs beispielsweise auf Stahl getroffen ist oder ob beispielweise das
Werkzeug des Elektrowerkzeugs verklemmt ist.
[0016] Es kann im Sinne der Erfindung ebenso bevorzugt sein, dass ein Nutzer entscheidet,
in welchem Betriebszustand das Elektrowerkzeug betrieben wird. Diese Entscheidung
des Nutzers kann beispielsweise auf seiner subjektiven Wahrnehmung beruhen. Mit anderen
Worten kann der Nutzer in Abhängigkeit von den von ihm wahrgenommenen äußeren Bedingungen
entscheiden, ob am Elektrowerkzeug der erste oder der zweite Betriebszustand eingestellt
wird. Dazu kann das Elektrowerkzeug über geeignete und gut erreichbare Schaltvorrichtungen
verfügen oder über gesprochene Befehle oder Gesten gesteuert werden. Es ist mit anderen
Worten im Sinne der Erfindung bevorzugt, dass das Elektrowerkzeug eine Schaltvorrichtung
zur Einstellung des Betriebszustandes umfasst. Es kann im Sinne der Erfindung auch
bevorzugt sein, dass das Elektrowerkzeug eine entsprechende Eingabevorrichtung für
Eingaben des Nutzers umfasst. Dabei kann es sich beispielsweise um einen Bedienbildschirm,
wie zum Beispiel einen Touchscreen, für das Elektrowerkzeug handeln.
[0017] Es kann im Sinne der Erfindung aber auch bevorzugt sein, den Betrieb des Elektrowerkzeugs
mit der zweiten Motordrehzahl n2 fortzuführen, beispielsweise bis zu einem Zeitpunkt,
an dem wieder die ersten äußeren Bedingungen festgestellt werden. Dies kann automatisch
durch eine entsprechende Sensorik am Elektrowerkzeug geschehen oder durch die Wahrnehmung
eines Nutzers des Elektrowerkzeugs. Dementsprechend kann es im Sinne der Erfindung
bevorzugt sein, dass das Elektrowerkzeug nach Erkennung, dass wieder die ersten äußeren
Bedingungen vorliegen, von sich aus, d.h. vorzugsweise automatisch, in den ersten
Betriebszustand zurücckehrt, in dem der Motor mit der ersten Drehzahl n1 betrieben
wird. Es kann im Sinne der Erfindung aber auch bevorzugt sein, dass der Nutzer zwischen
einem ersten Betriebszustand mit einer Motordrehzahl n1 und einem zweiten Betriebszustand,
der durch eine Motordrehzahl n2 gekennzeichnet ist, selbst wählen kann, beispielsweise
indem er einen entsprechenden Schalter am Elektrowerkzeug betätigt oder freigibt.
[0018] Im Sinne der Erfindung ist mit dem Begriff "Boostfunktion" gemeint, dass ein Elektrowerkzeug
für kurze Zeit oberhalb seiner eigentlichen Leistungsgrenze betrieben werden kann,
um in diesem kurzen Betriebszeitraum, dem Boostmodus, mit einer besonders hohen, zumindest
aber gleich hohen Leistung, die durch ein besonders hohes Drehmoment M gekennzeichnet
ist, zu arbeiten. Ein Elektrowerkzeug im Boostmodus kann beispielsweise dazu verwendet
werden, dünne, besonders harte Bestandteile eines Mauerwerks voneinander zu trennen.
Es sind aber auch viele andere Arbeiten denkbar, bei denen einen Boostfunktion die
Arbeit eines Nutzers wesentlich vereinfachen kann. Mit der vorliegenden Erfindung
wird insbesondere eine Möglichkeit zur Bereitstellung einer Boostfunktion für einen
elektrisch kommutierten bürstenlosen Motor eines Elektrowerkzeugs vorgestellt.
[0019] Es ist im Sinne der Erfindung bevorzugt, dass eine Drehzahl des Motors in Abhängigkeit
von äußeren Bedingungen variabel einstellbar ist. Dadurch kann vorteilhafterweise
auch ein Drehmoment des Elektrowerkzeugs verändert werden. Es ist im Sinne der Erfindung
insbesondere bevorzugt, dass bei einer Reduzierung der Drehzahl ein höheres Drehmoment
erreicht und/oder eingestellt werden kann. Die Bereitstellung dieses höheren Drehmoments
wird im Sinne der Erfindung bevorzugt als Boostfunktion bezeichnet. Vorzugsweise führt
eine Reduzierung der Drehzahl zu einer Erhöhung des Drehmoments und eine Erhöhung
der Drehzahl zu einer Reduzierung des Drehmoments des Elektrowerkzeugs. Insbesondere
sind die beiden Größen "Drehmoment" und "Drehzahl" über folgend Relation miteinander
verbunden: P = n • M • π / 30. Mit anderen Worten kann eine Aufteilung der vorzugsweise
im Wesentlichen konstanten Leistung des Elektrowerkzeugs auf Grundlage der Formel
P = n • M • π / 30 erfolgen.
[0020] Es ist im Sinne der Erfindung bevorzugt, dass das Elektrowerkzeug ein Schlitzgerät
oder ein Trennschleifer ist, die üblicherweise in aus dem Stand der Technik bekannten
Ausführungsformen mit einer fest eingestellten Motordrehzahl zur Verfügung gestellt
werden. Es stellt eine Abkehr von Stand der Technik dar, nunmehr solche Gerätetypen
auch mit unterschiedlichen und automatisch oder vom Anwender einstellbaren Drehzahlen
und Drehmomenten bereitzustellen, um auf unterschiedliche Anwendungserfordernisse
und Änderungen bei den äußeren Bedingungen besser und flexibler reagieren zu können.
[0021] Es ist im Sinne der Erfindung bevorzugt, dass die Elektrogeräte mit genau zwei unterschiedlichen
Drehzahlmöglichkeiten bereitgestellt werden, so dass ein erster und ein zweiter Betriebszustand
des Elektrowerkzeugs ermöglicht werden kann. Es kann aber im Sinne der Erfindung ebenfalls
bevorzugt sein, dass ein Nutzer im Wesentlichen kontinuierlich bzw. fließend zwischen
einer Vielzahl von Paarkombinationen aus Drehzahl und Drehmoment wählen kann. Beispielsweise
sind auch drei, vier, fünf, sechs oder mehr Drehzahlmöglichkeiten bzw. Kombinationen
aus Drehzahl und Drehmoment vorstellbar. Die Bereitstellung der unterschiedlichen
Kombinationen aus Drehzahl und Drehmoment wird insbesondere durch die Auslegung des
vorzugsweise bürstenlosen Motors erreicht. Wenn der Motor beispielsweise Lastpunkte
bei gleicher Leistung von +10% an Drehmoment bedienen kann, so ist es zum Beispiel
möglich, zwei Lastpunkte bereitzustellen. Dabei ist eine Drehmomentsteigerung von
beispielsweise 10% für den Nutzer wahrnehmbar und sie wirkt sich typischerweise auch
im Arbeitsfortschritt aus. Wenn eine Auslegung des Motors eine Steigerung des Drehmoments
von mehr als +10% bedienen kann, so können beispielsweise auch drei oder mehr Kombinationen
aus Drehzahl und Drehmoment bereitgestellt werden.
[0022] Mit der Verwendung von elektrisch kommutierten bürstenlosen Antrieben für Trennschleifer
oder Schlitzgeräte ist es vorteilhafterweise möglich, die Leistung des Elektrowerkzeugs
zu Gunsten eines höheren Drehmoments bei geringerer Drehzahl aufzuteilen. Die Erfindung
stellt vorteilhafterweise eine Möglichkeit der Aktivierung der Boostfunktion durch
den Anwender dar, wenn mehr Drehmoment für die effiziente Durchführung der Anwendung
erforderlich ist. Dadurch kann vorteilhafterweise eine hohe Arbeits-Effizienz durch
Anpassung der Leistungsaufteilung je nach Anwendungsbedingungen erreicht werden.
[0023] Im Kontext der vorliegenden Erfindung werden vorzugsweise möglichst hohe Drehzahlen
bereitgestellt, so dass das Elektrogerät zur Bearbeitung eines durchschnittlichen
Untergrundes über ein Mindestmaß an Drehmoment verfügt, um seine Aufgabe zu bewältigen.
Es ist im Sinne der Erfindung bevorzugt, dass eine Schnittleistung des Elektrogeräts
durch die Drehzahl bestimmt wird, wenn das Drehmoment ausreichend hoch ist.
[0024] Weitere Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der folgenden Figurenbeschreibung.
In der Figur sind mögliche Kennlinien eines Motors eines Elektrowerkzeugs dargestellt.
[0025] Es zeigt:
- Fig 1
- Ansicht möglicher Kennlinien für den Motor eines Elektrowerkzeugs
Ausführungsbeispiel und Figurenbeschreibung:
[0026] Fig. 1 zeigt eine Ansicht möglicher Kennlinien für den Motor eines Elektrowerkzeugs.
Dargestellt sind insbesondere eine erste Kennlinie und eine zweite Kennlinie, die
einem Zusammenhang zwischen den Größen «Drehmoment» (horizontale Achse) und «Drehzahl»
(vertikale Achse) entsprechen. Vorzugsweise entsprechen die beiden Kennlinien dem
Verhältnis von Drehmoment und Drehzahl in unterschiedlichen Betriebszuständen des
Elektrowerkzeugs. Beispielsweise kann die erste Kennlinie dem Standard-Betriebszustand
bei idealen Randbedingungen entsprechen, während die zweite Kennlinie dem Boost-Betriebszustand
des Elektrowerkzeugs entspricht, der insbesondere bei schwierigen äußeren Bedingungen
eingestellt bzw. zugeschaltet werden kann. Es versteht sich, dass die in Fig. 1 dargestellten
Kennlinien schematisiert und idealisiert wurden.
[0027] Es ist im Sinne der Erfindung bevorzugt, dass die Leistung eines Elektrowerkzeugs
von den physikalischen Größen Drehmoment und Motordrehzahl festgelegt wird. Der Zusammenhang
zwischen Drehmoment und Drehzahl kann anhand von Diagrammen nachvollzogen werden,
die Kennlinien enthalten, wie in Fig. 1 dargestellt. Diese Kennlinien ergeben sich
vorzugsweise aus Punkten des Diagramms, die je einer Drehzahl und einem Drehmoment
entsprechen. Die Punkte, die eine Kombination von Drehmoment und Drehzahl angeben,
können auch als Arbeitspunkte des Elektrowerkzeugs bzw. seines Motors bezeichnet werden.
Durch die vorliegende Erfindung kann das Drehmoment eines Elektrowerkzeugs vorteilhafterweise
von niedrigen Werten (Kennlinie 1) zu höheren Werten (Kennlinie 2) verschoben werden.
Dies geht vorzugsweise einher mit einer Abnahme der Motordrehzahl, da die beiden Größen
Drehmoment und Motordrehzahl vorzugsweise über die Relation P = n • M • π / 30 miteinander
verknüpft sind (P: Leistung des Elektrowerkzeugs, n: Motordrehzahl, M: Drehmoment).
Die Verschiebung des Drehmoments hin zu höheren Werten erfolgt im Kontext der vorliegenden
Erfindung insbesondere als Reaktion auf geänderte äußere Bedingungen, die den Betrieb
des Elektrowerkzeugs beeinflussen können. Beispielsweise kann der zweite Betriebszustand
("Boostmodus") mit dem höheren Drehmoment bei schwierigeren Umgebungsbedingungen aktiviert
werden, während der erste Betriebszustand mit dem niedrigeren Drehmoment bei normalen
oder im Wesentlichen idealen Bedingungen am Elektrogerät eingestellt wird.
[0028] Es war für die Fachwelt überraschend, dass für einen elektrisch kommutierten bürstenlosen
Motor eines Elektrowerkzeugs die Arbeits-Kennlinie in einem Drehzahl-/Drehmoment-Diagramm
auf die beschriebene Weise verschoben werden kann. Die Verschiebung der Kennlinie
wird in Fig. 1 durch die Pfeile angedeutet. Der vertikale, nach unten zeigende Pfeil
in der linken Bildhälfte stellt die Reduzierung der Drehzahl dar, der mit dem Wechsel
des Betriebszustands von erstem zu zweiten Betriebszustand einhergehen kann. Beispielsweise
kann dieser Wechsel dem Umschalten von einem Normalbetrieb des Elektrowerkzeugs in
einen Boostbetrieb entsprechen. Der schräg verlaufende, gestrichelte Pfeil symbolisiert
vorzugsweise die Erhöhung des Drehmoments beim Umschalten des Elektrowerkzeugs von
einem ersten in einen zweiten Betriebszustand, beispielsweise beim Umschalten von
einem Normal- in einen Boostbetrieb des Elektrowerkzeugs.
1. Verfahren zur Bereitstellung einer Boostfunktion für ein Elektrowerkzeug, wobei das
Elektrowerkzeug einen Motor aufweist,
umfassend die folgenden Schritte:
a) Betrieb des Elektrowerkzeugs in einem ersten Betriebszustand mit einer ersten Drehzahl
n1 des Motors bei ersten äußeren Bedingungen,
b) Feststellen von zweiten äußeren Bedingungen, die sich von den ersten äußeren Bedingungen
unterscheiden,
c) Einstellung eines zweiten Betriebszustand des Elektrowerkzeugs durch Einstellung
einer zweiten Drehzahl n2 des Motors als Reaktion auf die geänderten äußeren Bedingungen.
2. Elektrowerkzeug mit einem Motor
dadurch gekennzeichnet, dass
ein erster oder eine zweiter Betriebszustand des Elektrowerkzeugs durch eine Einstellung
einer ersten oder einer zweiten Drehzahl des Motors einstellbar ist, wobei die Einstellung
der ersten oder zweiten Motordrehzahl in Abhängigkeit von äußeren Bedingungen erfolgt.
3. Elektrowerkzeug nach Anspruch 2
dadurch gekennzeichnet, dass
eine Drehzahl des Motors in Abhängigkeit von äußeren Bedingungen variabel einstellbar
ist.
4. Elektrowerkzeug nach Anspruch 2 oder 3
dadurch gekennzeichnet, dass
eine Leistungsaufteilung auf Grundlage der Formel P = n • M • π / 30 erfolgt, wobei
der Buchstabe P für die Leistung des Elektrowerkzeugs, der Buchstabe n für die Drehzahl
des Motors und der Buchstabe M für das Drehmoment steht.
5. Elektrowerkzeug nach einem der Ansprüche 2 bis 4
dadurch gekennzeichnet, dass
der Motor ein elektrisch kommutierter bürstenloser Motor ist.
6. Elektrowerkzeug nach einem der Ansprüche 2 bis 5
dadurch gekennzeichnet, dass
das Elektrowerkzeug ein Schlitzgerät oder ein Trennschleifer ist.
7. Elektrowerkzeug nach einem der Ansprüche 2 bis 6
dadurch gekennzeichnet, dass
das Elektrowerkzeug eine Schaltvorrichtung zur Einstellung des Betriebszustandes umfasst.
8. Elektrowerkzeug nach einem der Ansprüche 2 bis 7
dadurch gekennzeichnet, dass
das Elektrowerkzeug eine Steuervorrichtung zur automatischen Einstellung des Betriebszustandes
durch das Elektrowerkzeug selbst umfasst.
9. Elektrowerkzeug nach einem der Ansprüche 2 bis 8
dadurch gekennzeichnet, dass
das Elektrowerkzeug eine Sensorik umfasst, mit der die äußeren Bedingungen ermittelt
werden können.