[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Qualitätskontrolle von Werkstücken mit verschiedenen
Merkmalen und/oder verschiedenen Merkmalsparametern gemäß dem Oberbegriff des Anspruches
1 sowie ein Koordinatenmessgerät und ein Computerprogramm, mit denen das erfindungsgemäße
Verfahren ausgeführt werden kann.
[0002] In allen Industrie- und Wirtschaftssektoren entstehen durch ganz unterschiedliche
Prozesse ständig die verschiedensten Produkte sowohl für das tägliche Leben also auch
für anspruchsvolle Bedürfnisse. Jede Abweichung von einem optimalen Prozessverlauf
kann für das den Prozess ausführende Unternehmen zu einem zumindest indirekt sich
als finanziellen Verlust auswirkenden Nachteil führen. Es ist deshalb von großer Wichtigkeit,
diese Prozesse so zu lenken und zu überwachen, dass sie ohne Störungen arbeiten und
die gewünschten Produkte mit der geforderten Qualität liefern.
[0003] Zweck einer Prozessbeurteilung ist es, anhand von ausgewählten Messwerten fundierte
Kenntnisse über einen Prozess zu gewinnen. Ausgehend von diesen Kenntnissen kann dann
der Prozess effizient und effektiv so gelenkt werden, dass die von ihm realisierten
Produkte oder Dienstleistungen die vorgegebenen Qualitätsforderungen erfüllen. Eine
Prozessbeurteilung ist dabei stets die Beurteilung nach vorgegebenen Kriterien von
einem oder mehreren Merkmalen, die als bedeutsam für den Prozess ausgewählt wurden.
Es ist allerdings für die praktische Durchführung einer Prozessbeurteilung oft einfacher,
statt schwer erfassbarer Prozessmerkmale die damit korrelierenden Produktmerkmale
zu messen und zu erfassen.
[0004] Die betrachteten Merkmalswerte werden dabei typischerweise aus Stichproben ermittelt,
die als repräsentativ für das zu betrachtende Prozessmerkmal bzw. das korrelierende
Produktmerkmal angesehen werden. Für die zur Prozessbeurteilung herangezogenen Merkmale
werden dann aussagekräftige Qualitätsfähigkeitskenngrößen mittels statistischer Methoden
aus den stichprobenartig gemessenen Merkmalswerten berechnet.
[0005] In den verschiedenen Industrie- und Wirtschaftssektoren können die einzelnen Prozessmerkmale
außerordentlich unterschiedlich und vielfältig sein. Darüber hinaus können einzelne
Prozess- oder Produktmerkmale sehr unterschiedliche Verteilungen von Merkmalswerten
oder völlig unterschiedliche zeitliche Entwicklungen dieser Verteilungen aufweisen.
[0006] Prozessbeurteilungen und Entscheidungen sind häufig mit hohen finanziellen und organisatorischen
Folgen verbunden, wenn umfangreiche und komplexe Fertigungsanlagen für die Produktherstellung
notwendig sind. So können beispielsweise die Kosten einzelner Fertigungsmaschinen
der Automobilindustrie leicht mehrstellige Millionenbeträge ausmachen, die Entscheidung,
ob eine bestimmte Fertigungsanlage die vom Automobilhersteller vorgegebenen Qualitätsforderungen
erfüllt, muss anhand der Ergebnisse weniger Testproduktionsläufe ermittelt werden.
Stellt sich später heraus, dass die gekaufte Fertigungsanlage die Qualitätsforderungen
nicht erfüllt und beispielsweise die Produkte mangelhaft sind oder die Anlage hohe
Ausfallszeiten aufweist, so muss nicht nur die betroffene Fertigungsanlage verbessert
oder ersetzt werden. Durch die verzögerte oder mangelhafte Herstellung einzelner Bauteile
können beispielsweise verbindliche Lieferzusagen nicht eingehalten werden, die Produktionslinien
ganzer Automobilwerke ins Stocken geraten oder aufwendige Rückholaktionen von fehlerhaften
Teilen mit einem damit verbundenen Imageverlust notwendig werden.
[0007] Die Berechnung einzelner Kenngrößen aus stichprobenartig gemessenen Merkmalswerten
erfolgt üblicherweise mit Hilfe von bekannten statistischen Methoden.
[0008] Zum Stand der Technik (
WO 02/091 087 A2) gehört ein Verfahren zur automatisierten Berechnung von Qualitätsfähigkeitskenngrößen
für die Beurteilung eines Produktionsprozesses, bei dem möglichst wenige vorgegebene
Verteilungsmodelle entscheidungsrelevante Merkmale eines Produktionsprozesses möglichst
gut beschreiben sollen.
[0009] Darüber hinaus ist das sogenannte Skip-Lot-Verfahren gemäß der DIN ISO 2859-3 bekannt.
Die DIN ISO 2859-3 legt allgemeine Skip-Lot-Verfahren zur Annahmestichprobenprüfung
anhand der Anzahl fehlerhafter Einheiten oder Fehler (Attributprüfung) fest. Diese
Verfahren wurden entwickelt, um den Aufwand für die Prüfung von Produkten hoher Qualität
zu verringern. Bei diesem Verfahren wird der Prüfaufwand verringert, und zwar dadurch,
dass bei einer vorgegebenen Wahrscheinlichkeit zufällig entschieden wird, ob ein Los
aus einer bestimmten Anzahl der hergestellten Produkte ohne Prüfung angenommen wird
oder nicht. Es erfolgt hier eine Zufallsauswahl von Losen.
[0010] Dieses zum Stand der Technik gehörende Verfahren zur Qualitätskontrolle von Werkstücken
mit verschiedenen Merkmalen und/oder verschiedenen Merkmalsparametern zielt darauf
ab, dass eine Stichprobenprüfung der Merkmale und/oder Merkmalsparameter durchgeführt
wird. Es werden zu Beginn die zu messenden Merkmale und/oder Merkmalsparameter für
die Stichprobenprüfung festgelegt. Darüber hinaus wird eine Losgröße eines Loses festgelegt
und die festgelegten Merkmale und/oder Merkmalsparameter werden stichprobenartig in
Abhängigkeit von der Losgröße gemessen. Das bedeutet, dass beispielsweise eine Losgröße
von 500 Stück zu Beginn festgelegt wird. Das heißt, dass die Merkmale und/oder Merkmalsparameter
jedes 500. Teiles gemessen werden. Liegen bei dieser Messung die Messwerte innerhalb
vorgegebener Toleranzwerte, und zwar beispielsweise für drei aufeinanderfolgende Lose,
so wird die Prüffrequenz reduziert, so dass beispielsweise nur noch jedes 1.000. Teil
gemessen wird. Wird festgestellt, dass die Messdaten der Merkmale oder Merkmalsparameter
nicht in den vorgebebenen Toleranzbereichen liegen, so wird die Prüffrequenz erhöht.
Gemäß dem Stand der Technik wird die Prüffrequenz für das gesamte Teil mit sämtlichen
Merkmalen oder Merkmalsparametern erhöht.
[0011] Üblicherweise wird mit einer Vollprüfung begonnen (100 % Prüfungen). Diese Prüfungen
werden in Abhängigkeit von dem Ergebnis der Prüfungen der vorhergehenden Lose reduziert
bis zum sogenannten Skip-Lot (0 % Prüfungen).
[0012] Dieses zum Stand der Technik gehörende Skip-Lot-Verfahren bezieht sich nicht auf
einzelne Merkmale oder Merkmalsgruppen, sondern lediglich darauf, den gesamten Prüfungsaufwand
zu reduzieren. Dabei werden die Prozessfähigkeitskennwerte der einzelnen Merkmale
herangezogen.
[0013] Das der Erfindung zugrundeliegende technische Problem besteht darin, dieses zum Stand
der Technik gehörende Verfahren weiter zu verbessern, dahingehend, dass die Anzahl
der Prüfungen und damit die Prüfzeit reduziert werden kann.
[0014] Dieses technische Problem wird durch ein Verfahren mit den Merkmalen gemäß Anspruch
1 gelöst.
[0015] Das erfindungsgemäße Verfahren zur Qualitätskontrolle von Werkstücken mit verschiedenen
Merkmalen und/oder verschiedenen Merkmalsparametern, bei dem eine Stichprobenprüfung
der Merkmale und/oder Merkmalsparameter durchgeführt wird,
- a) bei dem die zu messenden Merkmale und/oder Merkmalsparameter für die Stichprobenprüfung
festgelegt werden,
- b) bei dem eine Losgröße eines Loses festgelegt wird,
- c) bei dem die festgelegten Merkmale und/oder Merkmalsparameter stichprobenartig in
Abhängigkeit von der Losgröße gemessen werden,
- d) bei dem in Abhängigkeit von dem Ergebnis der Messung der Stichprobenprüfung des
vorhergehenden Loses eine Prüfvorschrift für das nächste Los festgelegt wird,
bei dem die Schritte c) und d) wiederholt werden, zeichnet sich dadurch aus, dass
im Schritt a) zusätzlich wenigstens zwei Gruppen von Merkmalen und/oder Merkmalsparametern
festgelegt werden und dass für sämtliche Merkmale und/oder Merkmalsparameter einer
Gruppe die Prüfvorschrift in Abhängigkeit von dem Ergebnis der Messung des vorhergehenden
Loses festgelegt wird.
[0016] Durch dieses erfindungsgemäße Verfahren ist es möglich, die Qualität der Stichprobenprüfung
deutlich zu erhöhen und gleichzeitig den Prüfaufwand zu verringern.
[0017] Dies wird dadurch erreicht, dass die Merkmale und/oder Merkmalsparameter in Gruppen
festgelegt werden und dass ein Zurückfallen in einen höheren Prüfmodus oder ein Anheben
in einen geringeren Prüfmodus für die entsprechende Gruppe von Merkmalen und/oder
Merkmalsparametern durchgeführt wird. Es werden nicht sämtliche Merkmale und Merkmalsparameter
in einen anderen Prüfmodus verschoben.
[0018] Das erfindungsgemäße Verfahren läuft also folgendermaßen ab:
- a) Es werden die zu messenden Merkmale und/oder Merkmalsparameter für die Stichprobenprüfung
festgelegt und es werden zusätzlich die Merkmale und/oder Merkmalsparameter in Gruppen
festgelegt. Vorteilhaft korrelieren die Merkmale und/oder Merkmalsparameter in diesen
Gruppen.
- b) Es wird eine Losgröße eines Loses festgelegt.
- c) Die festgelegten Merkmale und/oder Merkmalsparameter werden stichprobenartig in
Abhängigkeit von der Losgröße gemessen.
- d) In Abhängigkeit von dem Ergebnis der Messung der Stichprobenprüfung des vorhergehenden
Loses wird eine Prüfvorschrift für das nächste Los festgelegt. Diese Prüfvorschrift
enthält beispielsweise, ob die Prüffrequenz erhöht oder verringert wird für bestimmte
Gruppen von Merkmalen und/oder Merkmalsparametern.
- e) Die Schritte c) und d) werden wiederholt.
[0019] Unter Merkmalen werden in dem Werkstück erzeugte Merkmale verstanden, wie zum Beispiel
Bohrungen, Nuten, Gewinde oder dergleichen.
[0020] Unter Merkmalsparametern werden zum Beispiel geometrische Daten der Merkmale verstanden.
Am Beispiel einer Bohrung können Merkmalsparameter zum Beispiel der Durchmesser der
Bohrung, die Tiefe der Bohrung, die Lage der Bohrung im Werkstück in X- oder in Y-Richtung
oder in Z-Richtung sein.
[0021] Ein Merkmalsparameter kann außerhalb der vorgegebenen Toleranzgrenzen liegen, indem
beispielsweise der Durchmesser, die Tiefe oder dergleichen nicht den Sollwerten mit
einer vorgegebenen Toleranzgrenze entspricht. Ein Merkmal kann außerhalb der vorgegebenen
Toleranzgrenzen liegen, indem dieses Merkmal beispielsweise falsch oder überhaupt
nicht ausgeführt ist. Bricht zum Beispiel ein Bohrer in einem vollautomatisierten
Herstellungsprozess ab, wird keine Bohrung erzeugt.
[0022] Gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren werden nunmehr zum Beispiel das Merkmal "Bohrung"
und die Merkmalsparameter "Durchmesser der Bohrung" und "Lage der Bohrung" (zum Beispiel
in X-Richtung und/oder Y-Richtung und/oder Z-Richtung) in einer Gruppe eingruppiert.
Zu Beginn des Verfahrens wird beispielsweise eine Losgröße von 50 Stück festgelegt.
Die Merkmale der ersten Gruppe "Durchmesser" und "Lage" werden gemessen wie auch die
"Tiefe" der Bohrung. Wird nun festgestellt, dass der Wert des Durchmessers außerhalb
einer vorgegebenen Toleranzgrenze liegt, wird gemäß der neuen Prüfvorschrift mit einer
höheren Prüffrequenz der Durchmesser überprüft, beispielsweise mit einer Losgröße
von 25. Da sich der Merkmalsparameter "Lage" ebenfalls in dieser Gruppe befindet,
wird automatisch dieser Merkmalsparameter ebenfalls auf eine höhere Prüffrequenz gesetzt,
das heißt mit einer Losgröße von 25.
[0023] Der Merkmalsparameter "Tiefe" der Bohrung, der nicht der Gruppe "Durchmesser" und
"Lage" zugeordnet ist und der bei der Messung mit der Losgröße von 50 innerhalb des
vorgegebenen Toleranzwertes liegt bei dem vorgegebenen Beispiel, wird nicht auf eine
höhere Prüffrequenz gesetzt. Die Prüffrequenz für diesen Merkmalsparameter bleibt.
Liegt der Merkmalsparameter "Tiefe" zum Beispiel drei Mal innerhalb der vorgegebenen
Toleranzgrenzen, kann die Prüffrequenz für diesen Merkmalsparameter weiter verringert
werden, beispielsweise auf eine Losgröße von 100.
[0024] Wird bei dem vorgegebenen Beispiel festgestellt, dass der Merkmalsparameter "Tiefe"
außerhalb der vorgegebenen Toleranzwerte liegt, kann auch für diese Gruppe, zu der
dieser Merkmalsparameter gehört, die Prüffrequenz erhöht werden.
[0025] Wenn ein Merkmal und/oder ein Merkmalsparameter in einen höheren Prüfmodus zurückfällt
oder in einen geringeren Prüfmodus gehoben wird, fallen gemäß der Erfindung sämtliche
Merkmale und/oder Merkmalsparameter in diesen Prüfmodus. Der Prüfmodus bedeutet, dass
eine höhere oder niedrigere Prüffrequenz verwendet wird. Welche Merkmale und/oder
Merkmalsparameter mit der höheren oder niedrigeren Prüffrequenz gemessen werden, richtet
sich nach den zu Beginn der Qualitätskontrolle festgelegten Gruppen von Merkmalen
und/oder Merkmalsparametern.
[0026] Bei der Veränderung der Prüfvorschrift kann nicht nur der Prüfmodus, das heißt, die
Prüffrequenz verändert werden. Im Rahmen der Prüfvorschrift kann beispielsweise auch
die Art der Messung verändert werden, das heißt, dass beispielsweise mehr oder weniger
Antastpunkte angetastet werden oder dass eine Messung nicht nur mit einem taktilen
Sensor, sondern zum Beispiel auch mit einem optischen Sensor durchgeführt wird. Unter
den Begriff "Prüfvorschrift" fallen sämtliche Bedingungen, die bei einer Prüfung eines
Merkmales oder einer Merkmalskombination geändert werden können.
[0027] Gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren werden instabile Merkmale häufiger gemessen.
Stabile Merkmale werden reduziert und/oder weniger oft gemessen. Darüber hinaus ist
es gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren möglich, Messungen auszulassen (skippen).
[0028] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es möglich, Prüfungen von Merkmalen und/oder
Merkmalsparametern unter Berücksichtigung von anerkannten statistischen Verfahren
zu reduzieren, um Kosten für weitere oder spezielle Messsysteme einzusparen.
[0029] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren kann eine Reduktion des Prüfungsaufwandes im
automatisierten Umfeld erfolgen. Damit kann auf ein teures Sondermesssystem verzichtet
werden. Stattdessen ist die Verwendung eines Standardkoordinatenmesssystems möglich.
Das erfindungsgemäße Verfahren kann sowohl im automatischen Betrieb als auch in einem
interaktiven Modus durchgeführt werden.
[0030] Das erfindungsgemäße Verfahren kann auch mit Verfahren aus dem Bereich der künstlichen
Intelligenz erweitert werden, um die Dynamisierung mit maschinell erlerntem Wissen
flexibler vorhersagen zu können.
[0031] Gemäß einer vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen, dass bei
Erfassung einer Anzahl n fehlerhafter Merkmale und/oder Merkmalsparameter einer Gruppe
eine Prüffrequenz für sämtliche Merkmale und/oder Merkmalsparameter dieser Gruppe
erhöht wird, wobei n ≥ 1.
[0032] Werden gemäß der vorteilhaften Ausführungsform bei wenigstens einem Merkmal und/oder
wenigstens einem Merkmalsparameter einer Gruppe ein Fehler festgestellt, das heißt,
die Messwerte liegen außerhalb vorgegebener Toleranzwerte, wird die Prüffrequenz für
sämtliche Merkmale und/oder Merkmalsparameter dieser Gruppe erhöht. Hierbei kann im
Vorhinein festgelegt werden, ob lediglich ein fehlerhaftes Merkmal und/oder ein fehlerhafter
Merkmalsparameter vorliegen sollen oder mehrere fehlerhafte Merkmale und/oder Merkmalsparameter.
[0033] Gemäß einer anderen vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen, dass
wenigstens zwei Lose innerhalb einer Serie ohne Prüfung angenommen werden, wenn die
Ergebnisse der Messung der Stichprobenprüfung bei einer festgelegten Anzahl k von
unmittelbar vorausgehenden Losen festgelegte Kriterien für die Merkmale und/oder Merkmalsparameter
erfüllen, wobei k ≥ 2.
[0034] Gemäß dieser Ausführungsform ist vorgesehen, dass für den Fall, dass die Ergebnisse
der Messung der Merkmale und/oder Merkmalsparameter innerhalb von vorgegebenen Toleranzgrenzen
liegen bei einer festgelegten Anzahl k von unmittelbar vorausgehenden Losen, die Prüffrequenz
verringert wird, so dass wenigstens zwei Lose ohne Prüfung angenommen werden. Das
bedeutet, dass zum Beispiel die Prüffrequenz verringert wird, wenn drei vorausgegangene
Prüfungen ergeben haben, dass die Messwerte der vermessenden Merkmale und/oder Merkmalsparameter
der drei vorausgegangenen Lose innerhalb der Toleranzgrenzen liegen. In diesem Fall
kann die Prüffrequenz verringert werden.
[0035] Eine weitere vorteilhafte Ausführungsform der Erfindung sieht vor, dass gemäß der
Prüfvorschrift sämtliche Merkmale und/oder Merkmalsparameter in eine höhere Prüffrequenz
zurückfallen oder in eine geringere Prüffrequenz gehoben werden. Das bedeutet, dass,
wenn bei den vorangegangenen Prüfungen festgestellt wurde, dass die Messwerte innerhalb
der vorgegebenen Toleranzgrenzen liegen, sämtliche Merkmale und/oder Merkmalsparameter
in eine geringere Prüffrequenz gehoben werden. Im umgekehrten Fall, wenn Messwerte
erfasst werden von Merkmalen und/oder Merkmalsparametern, die außerhalb der Toleranzgrenzen
liegen, fallen sämtliche Merkmale und/oder Merkmalsparameter der Gruppe in eine höhere
Prüffrequenz zurück.
[0036] Da die Bildung der wenigstens zwei Gruppen mit den Merkmalen und/oder Merkmalsparametern
vorteilhaft so durchgeführt wird, dass die Merkmale und/oder Merkmalsparameter in
Abhängigkeit stehen, kann die Qualität der Stichprobenprüfung deutlich erhöht werden.
Bei dem oben genannten Beispiel der Bohrung ist zum Beispiel davon auszugehen, dass,
wenn die Lage der Bohrung nicht stimmt, dies einen Einfluss auf den Durchmesser der
Bohrung hat, jedoch keinen Einfluss auf die Tiefe der Bohrung.
[0037] Das bedeutet, dass bei einer Abweichung der Merkmalsparameter "Lage" auch von einer
Abweichung des Merkmalsparameters "Durchmesser" auszugehen ist. Diese Gruppe von Merkmalsparametern
wird dann gemäß der Erfindung in eine höhere Prüffrequenz zurückfallen, während die
Gruppe mit dem Merkmalsparameter "Tiefe" nicht in eine höhere Prüffrequenz zurückfällt,
wodurch sich der gesamte Prüfaufwand gegenüber den zum Stand der Technik gehörenden
Verfahren, bei dem sämtliche Merkmale und Merkmalsparameter auf eine höhere Prüffrequenz
zurückfallen, geringer ist.
[0038] Eine weitere vorteilhafte Ausführungsform der Erfindung sieht vor, dass verschiedene
Gruppen von Merkmalen und/oder Merkmalsparametern unterschiedliche Prüfvorschriften
aufweisen können.
[0039] So ist es zum Beispiel möglich, dass eine erste Gruppe von Merkmalen und/oder Merkmalsparametern
drei Bohrungen und die zugehörigen Merkmalsparameter "Lage", "Durchmesser" und "Tiefe"
betreffen und dass eine zweite Gruppe sich auf eine Nut bezieht mit den Merkmalsparametern
"Breite" und "Tiefe".
[0040] Für diese unterschiedlichen Gruppen können unterschiedliche Prüfvorschriften bestehen
hinsichtlich der Prüffrequenz und/oder Losgröße.
[0041] Eine weitere vorteilhafte Ausführungsform der Erfindung sieht vor, dass für jede
Kombination von Merkmalen und/oder Merkmalsparametern ein Korrelationskoeffizient
ermittelt wird und dass Merkmale und/oder Merkmalsparameter mit demselben Korrelationskoeffizienten
einer Gruppe von Merkmalen und/oder Merkmalsparametern zugeordnet werden.
[0042] Beispielsweise kann für ein bestimmtes Werkstück der Durchmesser einer Bohrung von
besonderer Wichtigkeit sein, während zum Beispiel der Merkmalsparameter "Tiefe" eine
untergeordnete Bedeutung spielt und die Toleranzgrenzen hierfür entsprechend größer
sind.
[0043] Bei der Ermittlung der Korrelationskoeffizienten zwischen verschiedenen Merkmalen
wird vorteilhaft der lineare Zusammenhang zwischen den Merkmalen ermittelt. Je nach
zugrundeliegendem Verteilungsmodell der jeweiligen Merkmale können verschiedene Methoden
zur Bestimmung der Korrelationskoeffizienten verwendet werden. Es kann der Korrelationskoeffizient
nach Pearson ermittelt werden. Es kann auch eine Spearmansche Rangkorrelation oder
eine Kendallsche Rangkorrelation durchgeführt werden. Andere Methoden der Berechnung
des Korrelationskoeffizienten können ebenfalls angewendet werden.
[0044] Eine weitere vorteilhafte Ausführungsform der Erfindung sieht vor, dass ein Merkmal
eines Werkstückes während eines Bearbeitungsverfahrens in dem Werkstück erzeugt wird.
Es handelt sich hierbei um ein Merkmal wie beispielsweise eine Nut oder eine Bohrung
oder ein Gewinde oder dergleichen.
[0045] Dieses Merkmal wird während eines Bearbeitungsverfahrens in dem Werkstück erzeugt.
In der Regel wird anschließend die Qualitätskontrolle dieses Merkmales durchgeführt.
[0046] Eine weitere vorteilhafte Ausführungsform der Erfindung sieht vor, dass ein Merkmalsparameter
eine geometrische Messgröße eines Merkmales ist. Bei einem Merkmalsparameter handelt
es sich beispielsweise um Parameter wie "Tiefe", "Länge", "Durchmesser", "Lage" usw..
[0047] Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung liegt die Stichprobenprüfung
zwischen einer Vollprüfung (100 %) oder einer Skip-Lot-Prüfung (0 %).
[0048] In der Regel wird zu Beginn eines Herstellungsverfahrens eines Werkstückes eine Vollprüfung
durchgeführt, um zu überwachen, ob die Bearbeitungswerkzeuge die Merkmale und/oder
Merkmalsparameter korrekt erzeugen. Wie schon ausgeführt, wird, wenn die Stichproben
ergeben, dass die Messdaten der Merkmale und/oder Merkmalsparameter innerhalb der
vorgegebenen Toleranzgrenzen liegen, die Losgröße vergrößert, das heißt die Prüffrequenz
wird verringert. Dies geschieht schrittweise in Abhängigkeit von den erfassten Messwerten.
Liegen diese jeweils innerhalb der vorgegebenen Toleranzgrenzen, wird die Prüffrequenz
schrittweise verringert.
[0049] Gemäß einer besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird die Stichprobenprüfung
in einer Qualitätsregelkarte aufgezeichnet. Das heißt, dass gemäß der Erfindung die
Messdaten der Stichprobenprüfung aufgezeichnet werden, und zwar in einer zu dem Werkstück
gehörenden Qualitätsregelkarte. Die Qualitätsregelkarte kann in digitalisierter Form
vorliegen. Hierdurch ist jederzeit der Prüfprozess nachvollziehbar dokumentiert.
[0050] Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen,
dass in der Prüfvorschrift der Stichprobenumfang und die Prüffrequenz in Abhängigkeit
von dem Ergebnis der Messung des vorhergehenden Loses festgelegt werden.
[0051] Gemäß dieser Ausführungsform wird in der Prüfvorschrift also festgelegt, mit welcher
Prüffrequenz welche Gruppe stichprobenartig überprüft wird. Die Gruppe bestimmt den
Stichprobenumfang, das heißt, welche Merkmale und/oder Merkmalsparameter mit welcher
Prüffrequenz gemessen werden.
[0052] Eine weitere vorteilhafte Ausführungsform der Erfindung sieht vor, dass eine Visualisierung
eines Prüfzustandes der Merkmale und/oder Merkmalsparameter erfolgt.
[0053] Wie schon ausgeführt, wird die Stichprobenprüfung vorzugsweise digital aufgezeichnet.
Diese Stichprobenprüfung kann visualisiert werden, damit der Nutzer einen Überblick
hat und die Software oder die Einstellungen überprüfen kann. Bei der Stichprobenüberwachung
kann es erforderlich sein, manuell eine Nachregelung der Prüfvorschrift vorzunehmen.
[0054] Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen,
dass die Merkmale und/oder Merkmalsparameter mit einem Koordinatenmessgerät gemessen
werden.
[0055] Da Koordinatenmessgeräte mit einer sehr hohen Genauigkeit messen, ist es sinnvoll,
die Merkmale und/oder Merkmalsparameter mit dem Koordinatenmessgerät zu vermessen.
Die Messwerte können unmittelbar abgespeichert und/oder visualisiert werden. Das Bearbeitungsverfahren
der Werkstücke sowie die Überprüfung der Werkstücke laufen vorteilhaft gemäß dem erfindungsgemäßen
Verfahren vollautomatisiert ab. Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren kann durch die
Automatisierung eine Rückmeldung an das Messsystem gegeben werden, welche Merkmale
zu prüfen sind bezogen auf den Ausgangsprüfplan.
[0056] Grundsätzlich besteht auch die Möglichkeit, eine Datei mit den Messwerten zu erzeugen.
Die Messwerte können intern bearbeitet werden von dem Bearbeitungs- und Prüfsystem.
Die Datei kann auch an ein externes Prüfsystem weitergegeben werden. Beispielsweise
wäre eine Fernüberwachung des Bearbeitungs- und Prüfprozesses möglich.
[0057] Weiterhin besteht die Möglichkeit, dass das Prüfsystem automatisch eine Zuordnung
der Merkmale und/oder Merkmalskombinationen zu einer Gruppe vornimmt. Wie schon ausgeführt,
kann dies beispielsweise über einen Korrelationskoeffizienten erfolgen. Prinzipiell
ist es auch möglich, dass die Merkmale und/oder Merkmalsparameter manuell den Gruppen
zugeteilt werden.
[0058] Eine weitere vorteilhafte Ausführungsform der Erfindung sieht vor, dass die Merkmale
und/oder Merkmalsparameter der Werkstücke nach jedem Bearbeitungsvorgang oder nach
wenigstens zwei Bearbeitungsvorgängen oder nach der Fertigstellung des Werkstückes
gemessen werden.
[0059] Da die Werkstücke zum Beispiel auf verschiedenen Werkzeugmaschinen hergestellt werden
oder mit unterschiedlichen Werkzeugen, zum Beispiel eine Bohrung mit einem Bohrer
und eine Nut mit einem Fräswerkzeug, kann nach wenigstens einem Bearbeitungsvorgang
eine Überprüfung stattfinden. Es besteht aber auch die Möglichkeit, nach jedem Bearbeitungswerkzeug
eine Überprüfung durchzuführen. Grundsätzlich besteht auch die Möglichkeit, die vollständig
bearbeiteten Werkstücke zu vermessen.
[0060] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es möglich, Werkstücke automatisiert herzustellen
und anschließend automatisiert zu vermessen. Die Software, mit der das erfindungsgemäße
Verfahren umgesetzt wird, liefert an das Koordinatenmessgerät die Daten, wie oft welche
Merkmalsparameter und/oder Merkmale gemessen werden sollen.
[0061] Die Erfindung betrifft darüber hinaus ein Koordinatenmessgerät mit einem Sensor zum
Vermessen eines Werkstückes und einer Auswerteeinrichtung, welche sich dadurch auszeichnet,
dass die Auswerteeinrichtung ein Messergebnis des Sensors mittels des erfindungsgemäßen
Verfahrens validiert.
[0062] Bei dem Koordinatenmessgerät kann es sich beispielsweise um ein Koordinatenmessgerät
in Portalbauweise handeln.
[0063] Bei dem Koordinatenmessgerät können zur Messung ein schaltender Tastkopf, ein messender
Tastkopf, ein optischer Tastkopf, ein optischer Sensor, ein Rauheitssensor und/oder
ein Barghausensensor vorgesehen sein. Vorteilhaft werden die Tastköpfe oder Sensoren
je nach Bedarf der Messaufgabe eingewechselt.
[0064] Die Erfindung betrifft auch ein Computerprogramm mit Programmcodemitteln, das dazu
ausgebildet ist, sämtliche Schritte des erfindungsgemäßen Verfahrens auszuführen,
wenn das Computerprogramm auf einem Computer ausgeführt ist. Heutzutage wird die Bearbeitung
von Werkstücken vollautomatisiert durchgeführt. Die mittels des Koordinatenmessgerätes
ermittelten Messwerte werden mit einem Computerprogramm ausgewertet. Das Computerprogramm
kann die Steuerung des Verfahrens, insbesondere die Festlegung der Prüfvorschrift
selbsttätig durchführen.
[0065] Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich anhand der zugehörigen Zeichnung,
in der mehrere Ausführungsbeispiele des erfindungsgemäßen Verfahrens sowie ein Koordinatenmessgerät
nur beispielhaft dargestellt sind. In der Zeichnung zeigen:
- Fig. 1
- ein Koordinatenmessgerät in perspektivischer Ansicht;
- Fig. 2
- ein Werkstück im Querschnitt;
- Fig. 3
- das Werkstück in Draufsicht;
- Fig. 4
- ein Los mit 10 Werkstücken schematisch dargestellt;
- Fig. 5
- ein Ablaufdiagramm.
[0066] Fig. 1 zeigt ein Koordinatenmessgerät 1 in Portalbauweise mit einem Werktisch 2 und
einem Portal 3. Das Portal 3 weist eine Traverse 4 auf, an der Traverse 4 ist ein
Schlitten 5 angeordnet, an dem wiederum eine Pinole 6 angeordnet ist. Das Portal 3
ist in X-Richtung beweglich, der Schlitten 5 in Y-Richtung und die Pinole 6 in Z-Richtung.
An der Pinole 6 ist ein Tastkopf 7 angeordnet, der einen Taststift 8 trägt. Auf dem
Messtisch 2 des Koordinatenmessgerätes ist ein Werkstück 9 angeordnet.
[0067] An dem Messtisch 2 ist ein Maßstab 10 angeordnet, an der Traverse 4 ein Maßstab 11
und an der Pinole 6 ein Maßstab 12. Über entsprechende Wegmesssysteme (nicht dargestellt)
kann die Position des Taststiftes 8 erfasst werden. Das Portal 3 weist Portalfüße
13, 14 auf, mit denen das Portal 3 an dem Messtisch 2 beweglich angeordnet ist. Über
einen Computer 15, der auch eine Steuereinheit enthält, werden die Messwerte erfasst
und verarbeitet.
[0068] An dem Computer 15 ist ein Monitor 29 angeschlossen, über den eine Visualisierung
der Messwerte und der Messergebnisse der stichprobenartigen Prüfung erfolgt.
[0069] Grundsätzlich besteht auch die Möglichkeit, dass das Portal feststehend angeordnet
ist und der Werkzeugtisch mit dem Werkstück relativ zu dem Portal verfahren wird.
[0070] Darüber hinaus ist auch bekannt, zum Beispiel einen Drehtisch auf dem Werkzeugtisch
2 anzuordnen.
[0071] Das Werkstück 9 weist zwei Nuten 16, 17 sowie eine Bohrung 18 auf.
[0072] Fig. 2 zeigt schematisch ein Los 19, welches aus zehn Werkstücken 9 besteht. Die
Nuten 16, 17 und die Bohrung 18 sind in Fig. 2 nicht dargestellt. Die Werkstücke 9
werden in einem fortlaufenden Produktionsprozess hergestellt.
[0073] Fig. 2 und Fig. 3 zeigen das Werkstück 9 mit drei Bohrungen 19, 20, 21. Die Bohrung
19 weist einen Durchmesser 22 auf, die Bohrung 20 einen Durchmesser 23 und die Bohrung
21 einen Durchmesser 24. Die Bohrung 19 weist eine Tiefe 25, die Bohrung 20 weist
eine Tiefe 26 und die Bohrung 21 weist eine Tiefe 27 auf. Darüber hinaus kann von
den Bohrungen 19, 20, 21 die Lage in X-, Y-Richtung dargestellt werden.
[0074] Hierbei wird gemäß Fig. 3 die Lage der Mittelpunkte 40, 41, 42 der Bohrungen 19,
20, 21 mit den Koordinaten
x1y1,
x2y2, x3y3 bestimmt.
[0075] Die Bohrungen 19, 20, 21 der Fig. 2 und 3 stellen Merkmale dar, während die Durchmesser
22, 23, 24 wie auch die Tiefen 25, 26, 27 oder die Lagen
x1y1,
x2y2,
x3y3 Merkmalsparameter der Bohrungen 19, 20, 21 darstellen.
[0076] Diese Merkmale und Merkmalsparameter werden bei Produkten, das heißt im vorliegenden
Fall, bei Werkstücken 9 einer fortlaufenden Produktion stichprobenartig überprüft.
[0077] Für diese stichprobenartige Überprüfung wird ein Los festgelegt. Wie in Fig. 4 dargestellt,
besteht das Los 28 aus zehn Werkstücken 9. Das bedeutet, dass bei diesem Los 28 das
zehnte Werkstück 9 stichprobenartig überprüft wird. In Abhängigkeit von dem Ergebnis
der Messung der Stichprobenprüfung dieses Loses 28 wird für das nachfolgende Los eine
Prüfvorschrift festgelegt.
[0078] Zusätzlich werden vor dem Beginn der stichprobenartigen Prüfung Gruppen von Merkmalen
19, 20, 21 und/oder Merkmalsparametern 22 bis 27 festgelegt.
[0079] In dem Beispiel des Werkstückes 9 der Fig. 2 kann beispielsweise eine Gruppe von
Merkmalsparametern und Merkmalen aus den beiden Bohrungen 19, 20 bestehen mit den
Merkmalsparametern "Durchmesser" 22, 23 und den Merkmalsparametern "Tiefe" 25, 26.
[0080] Eine weitere Gruppe besteht aus dem Merkmal der Bohrung 21 und den Merkmalsparametern
"Durchmesser" 24 und "Tiefe" 27.
[0081] Wird nun das Werkstück 9 stichprobenartig vermessen, bestehen folgende Möglichkeiten:
- 1) Sämtliche Merkmale und Merkmalsparameter liegen in den vorgegebenen Toleranzbereichen,
das heißt, die Prüfung ist in Ordnung. In diesem Falle bleibt es bei der Prüfvorschrift,
dass das nächste Los wieder zehn Werkstücke 9 umfasst und das zehnte Werkstück nach
der gleichen Art und Weise vermessen wird.
Sind die Stichprobenprüfungen drei Mal in Ordnung kann die Prüffrequenz verringert
werden, das heißt, beim nächsten Mal wird die Losgröße beispielsweise auf 20 erhöht
und es wird anschließend nur jedes 20. Werkstück vermessen.
- 2) Ein Merkmal 19, 20, 21 oder Merkmalsparameter 22, 23, 24, 25, 26, 27 liegt außerhalb
der vorgegebenen Toleranzgrenze.
Hier ist zu unterscheiden, welcher Gruppe das Merkmal oder Merkmalsparameter angehört,
welches oder welcher außerhalb der Toleranzgrenze liegt.
Liegt zum Beispiel der Merkmalsparameter "Durchmesser" 22 außerhalb der Toleranzgrenze,
wird die Prüffrequenz erhöht, und zwar für sämtliche Merkmale und Merkmalsparameter
dieser Gruppe, das heißt für die Merkmale 19, 20 und die Merkmalsparameter "Durchmesser"
22, 23 und die Merkmalsparameter 25, 26.
Liegen die Merkmale 21 und die Merkmalsparameter 24, 27 beispielsweise im Toleranzbereich,
bleibt für dieses Merkmal 21 und die Merkmalsparameter 24, 27 die Prüfvorschrift erhalten.
Das bedeutet, dass die Bohrung 21 weiterhin bei jedem zehnten Werkstück überprüft
wird, während zum Beispiel die Merkmale 19, 20 und/oder die Merkmalsparameter 22,
23, 25, 26 bei jedem fünften Werkstück 9 gemessen werden.
[0082] Ist eine vorgegebene Anzahl k von Prüfungen in Ordnung, wird die Prüffrequenz verringert.
Liegen n fehlerhafte Merkmale und/oder Merkmalsparameter einer Gruppe vor, wird die
Prüffrequenz für sämtliche Merkmale 19, 20; 21 und/oder Merkmalsparameter 22, 23,
25, 26; 24, 27 erhöht.
[0083] Durch dieses Verfahren ist es möglich, den Prüfaufwand insgesamt zu reduzieren, da
lediglich die Gruppen von Merkmalen 19, 20, 21 und/oder Merkmalsparametern 22 bis
27 bezüglich der Prüffrequenz erhöht werden, wenn dort Abweichungen vorliegen, die
über die vorgegebenen Toleranzgrenzen hinausgehen. Andere Merkmale, deren Messwerte
im Toleranzbereich liegen, werden mit einer verringerten Prüffrequenz stichprobenartig
überprüft.
[0084] Wie in Fig. 5 dargestellt, wird in einem ersten Schritt 30 festgelegt, welche Merkmale
und/oder Merkmalsparameter für die Stichprobenprüfung verwendet werden. Darüber hinaus
werden zusätzlich Gruppen von Merkmalen und/oder Merkmalsparametern festgelegt. Im
vorliegenden Beispiel die erste Gruppe mit den Merkmalen 19, 20 und die Merkmalsparameter
22, 23, 25, 26 sowie die zweite Gruppe mit dem Merkmal 21 und den Merkmalsparametern
24, 27.
[0085] Im Schritt 31 wird eine Losgröße festgelegt. Im vorliegenden Fall beispielsweise
die Losgröße 10. Bei Werkstücken 9, die in großen Stückzahlen hergestellt werden,
können die Losgrößen jedoch deutlich höher sein, beispielsweise 500 oder 1.000. Die
Losgrößen können beliebig festgelegt werden.
[0086] Im nächsten Schritt 32 werden die festgelegten Merkmale 19, 20, 21 und die festgelegten
Merkmalsparameter 22 bis 27 gemessen, und zwar stichprobenartig im vorliegenden Beispiel
das zehnte Werkstück 9.
[0087] In einem Auswerteschritt 33, der von dem Computer 15 durchgeführt wird, wird überprüft,
ob die Merkmale 19, 20, 21 und/oder Merkmalsparameter 22 bis 27 innerhalb der vorgegebenen
Toleranzgrenzen liegen. Ist dies der Fall, wird im Schritt 34 wiederum das zehnte
Werkstück gemessen. Liegen hierbei die Merkmale 19, 20, 21 und die Merkmalsparameter
22 bis 27 innerhalb der vorgegebenen Toleranzgrenzen, folgt der Schritt 35, gemäß
dem wieder das zehnte Werkstück überprüft wird. Sind wieder sämtliche Merkmale 19,
20, 21 und Merkmalsparameter 22 bis 27 in Ordnung, wird von dem Computerprogramm die
Losgröße hochgesetzt. Das heißt im Schritt 36 erfolgt lediglich noch die Prüfung nach
20 Werkstücken oder nach einer anderen vorgegebenen Prüffrequenz.
[0088] Weicht im Schritt 33 der Durchmesser 22 von den vorgegebenen Ist-Werten ab, so dass
er außerhalb der Toleranzgrenzen liegt, wird für den Schritt 37 die Prüffrequenz für
die Gruppe von Merkmalen 19, 20 und die Merkmalsparameter 22, 25, 23, 26 erhöht, beispielsweise
auf jedes fünfte Werkstück 9.
[0089] Liegen bei den weiteren Prüfungen, beispielsweise aufgrund einer Korrektur des Bearbeitungswerkzeuges
(nicht dargestellt) die Merkmale 19, 20 und die Merkmalsparameter 22, 25, 23, 26 wieder
im Toleranzbereich, wird im Schritt 38 dennoch gemäß der erhöhten Prüffrequenz nach
fünf Werkstücken wieder gemessen. Sind diese Messwerte wieder in Ordnung und liegen
innerhalb der Toleranzgrenzen, kann im Schritt 39 die Prüffrequenz wieder verringert
werden, beispielsweise auf jedes zehnte Werkstück für diese Gruppe von Merkmalen 19,
20 und Merkmalsparametern 22, 23, 25, 26.
[0090] Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, die Prüffrequenz nach einem vorgegebenen Schema
zu erhöhen oder zu verringern. Darüber hinaus kann im Vorfeld festgelegt werden, nach
wie vielen Messungen eine Prüffrequenz verringert wird. Es ist zum Beispiel festlegbar,
dass die Prüffrequenz erst verringert wird, wenn zehn Stichproben innerhalb der vorgegebenen
Toleranzwerte gelegen haben.
[0091] Weiterhin besteht die Möglichkeit, dass die einzelnen Merkmale 19, 20, 21 und/oder
Merkmalsparameter 20 bis 27 einen Korrelationskoeffizienten erhalten. Dieser Korrelationskoeffizient
kann festlegen, welche Wertigkeit die Einhaltung der Toleranzgrenzen bei diesem Merkmal
19, 20, 21 oder den Merkmalsparametern 22 bis 27 hat. So können zum Beispiel die Bohrungen
19, 21 denselben Korrelationskoeffizienten erhalten und die Bohrung 20 einen abweichenden.
In diesem Falle werden die Bohrungen 19, 21, die denselben Korrelationskoeffizienten
aufweisen, einer Gruppe zugeordnet, während die Bohrung 20 einer anderen Gruppe zugeordnet
wird.
[0092] Das stichprobenartige Prüfverfahren läuft dann wie oben beschrieben ab.
Bezugszahlen
[0093]
- 1
- Koordinatenmessgerät
- 2
- Werkzeugtisch
- 3
- Portal
- 4
- Traverse
- 5
- Schlitten
- 6
- Pinole
- 7
- Tastkopf
- 8
- Taststift
- 9
- Werkstück
- 10
- Maßstab
- 11
- Maßstab
- 12
- Maßstab
- 13
- Portalfuß
- 14
- Portalfuß
- 15
- Computer
- 16
- Nut
- 17
- Nut
- 18
- Bohrung
- 19
- Bohrung
- 20
- Bohrung
- 21
- Bohrung
- 22
- Durchmesser
- 23
- Durchmesser
- 24
- Durchmesser
- 25
- Tiefe
- 26
- Tiefe
- 27
- Tiefe
- 28
- Los
- 29
- Monitor
- 30
- Verfahrensschritt
- 31
- Verfahrensschritt
- 32
- Verfahrensschritt
- 33
- Verfahrensschritt
- 34
- Verfahrensschritt
- 35
- Verfahrensschritt
- 36
- Verfahrensschritt
- 37
- Verfahrensschritt
- 38
- Verfahrensschritt
- 39
- Verfahrensschritt
- 40
- Mittelpunkt
- 41
- Mittelpunkt
- 42
- Mittelpunkt
1. Verfahren zur Qualitätskontrolle von Werkstücken (9) mit verschiedenen Merkmalen (19,
20, 21) und/oder verschiedenen Merkmalsparametern (22 bis 27), bei dem eine Stichprobenprüfung
der Merkmale (19, 20, 21) und/oder Merkmalsparameter (22 bis 27) durchgeführt wird,
a) bei dem die zu messenden Merkmale (19, 20, 21) und/oder Merkmalsparameter (22 bis
27) für die Stichprobenprüfung festgelegt werden,
b) bei dem eine Losgröße eines Loses (28) festgelegt wird,
c) bei dem die festgelegten Merkmale (19, 20, 21) und/oder Merkmalsparameter (22 bis
27) stichprobenartig in Abhängigkeit von der Losgröße gemessen werden,
d) bei dem in Abhängigkeit von dem Ergebnis der Messung der Stichprobenprüfung des
vorhergehenden Loses (28) eine Prüfvorschrift für das nächste Los festgelegt wird,
bei dem die Schritte c) und d) wiederholt werden,
dadurch gekennzeichnet, dass in Schritt a) zusätzlich wenigstens zwei Gruppen von Merkmalen (19, 20, 21) und/oder
Merkmalsparametern (22 bis 27) festgelegt werden, und dass für sämtliche Merkmale
(19, 20, 21) und/oder Merkmalsparameter (22 bis 27) einer Gruppe die Prüfvorschrift
in Abhängigkeit von dem Ergebnis der Messung des vorhergehenden Loses (28) festgelegt
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass bei Erfassung einer Anzahl n fehlerhafter Merkmale (19, 20, 21) und/oder Merkmalsparameter
(22 bis 27) einer Gruppe eine Prüffrequenz für sämtliche Merkmale (19, 20, 21) und/oder
Merkmalsparameter (22 bis 27) dieser Gruppe erhöht wird, wobei n ≥ 1.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens zwei Lose innerhalb einer Serie ohne Prüfung angenommen werden, wenn die
Ergebnisse der Messung der Stichprobenprüfung bei einer festgelegten Anzahl k von
unmittelbar vorausgehenden Losen festgelegte Kriterien für die Merkmale (19, 20, 21)
und/oder Merkmalsparameter (22 bis 27) erfüllen, wobei k ≥ 2.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass gemäß der Prüfvorschrift sämtliche Merkmale (19, 20, 21) und/oder Merkmalsparameter
(22 bis 27) einer Gruppe in eine höhere Prüffrequenz zurückfallen oder in eine geringere
Prüffrequenz gehoben werden.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass verschiedene Gruppen von Merkmalen (19, 20, 21) und/oder Merkmalsparametern (22 bis
27) unterschiedliche Prüfvorschriften aufweisen können.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass für jede Kombination von Merkmalen (19, 20, 21) und/oder Merkmalsparametern (22 bis
27) ein Korrelationskoeffizient ermittelt wird, und dass Merkmale (19, 20, 21) und/oder
Merkmalsparameter (22 bis 27) mit demselben Korrelationskoeffizienten einer Gruppe
von Merkmalen (19, 20, 21) und/oder Merkmalsparametern (22 bis 27) zugeordnet werden.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein Merkmal (19, 20, 21) eines Werkstückes (9) während eines Bearbeitungsverfahrens
in dem Werkstück (9) erzeugt wird.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein Merkmalsparameter (22 bis 27) eine geometrische Messgröße eines Merkmales (19,
20, 21) ist.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Stichprobenprüfung zwischen einer Vollprüfung (100 %) und einer Skip-Lot-Prüfung
(0 %) liegt.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Stichprobenprüfung in einer Qualitätsregelkarte aufgezeichnet wird.
11. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass in der Prüfvorschrift der Stichprobenumfang und die Prüffrequenz in Abhängigkeit
von dem Ergebnis der Messung des vorhergehenden Loses (28) festgelegt werden.
12. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass eine Visualisierung eines Prüfzustandes der Merkmale (19, 20, 21) und/oder Merkmalsparameter
(22 bis 27) erfolgt.
13. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Merkmale (19, 20, 21) und/oder Merkmalsparameter (22 bis 27) mit einem Koordinatenmessgerät
(1) gemessen werden.
14. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Merkmale (19, 20, 21) und/oder Merkmalsparameter (22 bis 27) der Werkstücke (9)
nach jedem Bearbeitungsvorgang oder nach wenigstens zwei Bearbeitungsvorgängen oder
nach der Fertigstellung des Werkstückes (9) gemessen werden.
15. Koordinatenmessgerät mit einem Sensor zum Vermessen eines Werkstückes (9) und einer
Auswerteeinrichtung (15), dadurch gekennzeichnet, dass die Auswerteeinrichtung (15) ein Messergebnis des Sensors (7) mittels eines Verfahrens
nach einem der Ansprüche 1 bis 14 validiert.
16. Computerprogramm mit Programmcodemitteln, das dazu ausgebildet ist, sämtliche Schritte
eines Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 14 auszuführen, wenn das Computerprogramm
auf einem Computer (15) ausgeführt wird.