[0001] Die Erfindung betrifft eine elektrische Flächenheizung oder Heizmatte basierend auf
einer elektrisch leitfähigen Polymerfolie oder einem leitfähigen Polymerschaum, die
lokal nur dort heizt, wo sich Personen, Tiere oder Gegenstände auf der Matte befinden.
Dadurch kann im Vergleich zu einer ganzflächigen Heizung Energie eingespart werden.
Idealerweise funktioniert diese lokale Wärmeerzeugung ohne irgendeine externe elektronische
Steuerung oder Regelung.
[0002] Elektrische Flächenheizungen finden vielfältige Anwendung u.a. als Wandheizung, Fußbodenheizung,
Spiegelheizung, Terrarienheizung, Wasserbettenheizung, beheizbare Fußmatte, und viele
andere mehr. Während z.B. für die Beheizung von Räumen eine großflächige Wärmeabgabe
gewünscht ist, benötigt man bei beheizbaren Fußmatten oder Heizdecken für Haustiere,
z.B. Hunde, die Wärme nur dort wo direkter Kontakt besteht.
[0003] Bekannte elektrische Flächenheizsysteme erzeugen die Wärme durch Umwandlung elektrischer
Energie (Joulsche Wärme). Sie bestehen z.B. aus leitfähigen Kunststoffen, die flächig
ganz oder teilweise mit Elektroden, die auch als Leiterbahnen ausgeführt sein können,
kontaktiert sind. Alternativ können auch metallische Leiterbahnen auf der Heizfläche,
die auf einem isolierenden Trägermaterial durch Ätzen oder Drucken erzeugt werden,
selbst als Widerstandsheizung verwendet werden.
[0004] All diesen elektrischen Flächenheizungen ist gemeinsam, dass mit der Lage und Fixierung
der Elektroden der lokale Stromfluss und damit die lokale Wärmeentwicklung endgültig
festgelegt sind. Eine örtlich selektive Ansteuerung ist dann nur möglich, wenn einzelne
Sektoren der Heizfläche aktiv geregelt werden.
[0005] Eine Alternative offenbart das Patent JPH0624768, das eine partielle und selektive
Stromzufuhr mittels eines drucksensitiven Widerstands beschreibt. Ein Nachteil dieser
Erfindung ist, dass je nach angestrebter Ortsauflösung mehrere Drucksensoren implementiert
werden müssen. In der Patentschrift JPH09245937 wird dieser Nachteil überwunden, indem
die elektrisch leitfähige heizende Schicht selbst druckempfindlich ausgeführt wird,
sodass Stromwärme nur dort generiert wird, wo eine Kraft bzw. Druck einwirkt. Ein
Nachteil dieser Lösung ist jedoch, dass selbst im unbelasteten Fall auf Grund des
noch vorhandenen endlichen Widerstands ein Reststrom fließt, infolge dessen permanent
eine geringe Energiemenge verbraucht wird. Mit der vorliegenden Erfindung wird auch
dieser Nachteil überwunden, da im unbelasteten Fall kein Ruhestrom fließt. Kein Ruhestrom
im Sinne dieser Erfindung bedeutet, dass die Stromstärke kleiner als 1 mA ist.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist es, eine technische Lösung für eine elektrische Flächenheizung
oder Heizmatte basierend auf einer elektrisch leitfähigen Polymerfolie oder einem
elektrisch leitfähigen Polymerschaum anzugeben, die lokal nur dort heizt, wo sich
Personen, Tiere oder Gegenstände auf der Fläche/Matte befinden und die im unbelasteten
Zustand keinen Stromfluss aufweist. Dadurch kann Heizenergie reduziert werden. Für
die technische Lösung werden keine Sensoren und keine elektrischen Regelungen benötigt.
[0007] Konkret wird die Lösung der Aufgabe dadurch erreicht, dass ein Material aus elektrisch
leitfähigem Kunststoff (1) mit Elektroden (2), (3) auf der Ober- und Unterseite kontaktiert
wird. Zusätzlich befinden sich auf der Oberseite und/oder Unterseite des leitfähigen
Kunststoffs Abstandshalter (4) aus einem elektrisch nicht leitfähigen Material (s.
Fig. 1 und Fig. 2). Hierdurch erfolgt zwischen den Elektroden kein stoff- oder kraftschlüssiger
Kontakt. Erst durch Druckerhöhung infolge einer lokalen Belastung auf der Fläche wird
ein enger Kontakt der Elektroden zum Heizkörper hergestellt, wodurch in diesem Bereich
Strom fließen kann und Wärme erzeugt wird.
[0008] Bei dem elektrisch leitfähigen Kunststoff kann es sich sowohl um einen intrinsisch
leitfähigen Kunststoff handeln, als auch um einen Kunststoff, der durch Zusatz von
Additiven leitfähig gemacht wurde.
[0009] Als intrinsisch leitfähige Polymere können dotiertes Poly-3,4-ethylendioxythiophen,
Polyanilin, Polypyrrol oder Polythiophen eingesetzt werden.
[0010] Nicht intrinsisch elektrisch leitfähige Kunststoffe können durch Zusatz von elektrisch
leitfähigen Additiven leitfähig gemacht werden. Geeignete Additive umfassen beispielsweise
Ruß, Graphit, Graphen, Metallpartikel und/oder Kohlenstoffnanotubes. Die Kunststoffe
umfassen Polymere mit einer ausschließlich aus Kohlenstoff bestehenden Hauptkette,
wie z.B. Polyethylen und Polypropylen, außerdem Polyamide, Polyurethane, Polyester
und Silikone.
[0011] Der elektrisch leitfähige Kunststoff kann sowohl massiv als auch porös oder geschäumt
vorliegen. In Abhängigkeit vom zugrundeliegenden Polymer kann er steif oder flexibel
sein.
[0012] Besonders bevorzugt sind leitfähige Kunststoffe mit einem positiven Temperaturkoeffizienten
(PTC) des elektrischen Widerstands, die eine selbständige Reduktion des Stroms und
damit der Wärmeerzeugung mit zunehmender Temperatur realisieren.
[0013] Die elektrische Leitfähigkeit des Kunststoffs liegt zwischen 10
2 und 10
5 S/m, bevorzugt zwischen 10
2 und 10
4 S/m.
[0014] Vorteilhafterweise besitzen die flächigen Elektroden eine gewisse mechanische Flexibilität,
wodurch ein reversibles Andrücken und Ablösen des Kontaktes an den Heizkörper unter
Druck ermöglicht wird. Geeignete flächige Elektroden können z.B. Metallfolien, metallbeschichtete
Polymerfolien, metallische Drahtgewebe, metallisierte Gewebe oder leitfähige Schäume
sein, die einen ausreichend kleinen elektrischen Zuleitungswiderstand gewährleisten.
Das Material des Flächenheizkörpers (1) ist bevorzugt ein leitfähiger Kunststoff in
Form einer Folie oder Platte oder ein leitfähiger Schaum.
[0015] Zur Verhinderung des Stromflusses im unbelasteten Zustand ist es nötig zwischen die
Elektroden (2), (3) und dem elektrisch leitfähigen Flächenheizkörper (1) in gewissen
Abständen punktuell oder linienförmig elektrisch nicht leitende Abstandshalter (4)
anzubringen, die verhindern, dass die Elektroden lokal begrenzt zufällig in Kontakt
mit dem Flächenheizkörper kommen. Durch das erfindungsgemäße Anbringen der Abstandshalter
wird die Stromstärke gänzlich auf null reduziert. Die Abstandshalter (4) können dünne,
flexible Schaumstofffolien oder dünne Textilfasern sein. Dabei ist darauf zu achten,
dass die von den Abstandshaltern (4) bedeckte Fläche sehr klein, möglichst kleiner
als 10%, im Vergleich zur gesamten Fläche der Heizmatte ist.
Bevorzugte Ausführungsformen
[0016]
In einer 1. Ausführungsform besteht der elektrisch leitfähige Kunststoff (1) aus einer
leitfähigen Schaumstoffplatte, die Elektroden (2), (3) aus einem metallischen Drahtgewebe
und die Abstandshalter (4) aus dünnen Polyesterfasern, die in einem Abstand von mehreren
Zentimetern zwischen der Schaumstoffplatte und den Elektroden verlegt sind.
In einer 2. Ausführungsform sind als Abstandshalter (4) dünne Schaumstoffpads mit
einer lateralen Ausdehnung von wenigen Millimetern in einem Abstand von mehreren Zentimetern
auf die Schaumstoffplatte aufgeklebt.
In einer 3. Ausführungsform sind die Elektroden (2), (3) durch ein metallisiertes
Gewebe realisiert. Ein wesentlicher Vorteil dieser Elektroden gegenüber dem metallischen
Drahtgewebe aus der 1. und 2. Ausführungsform ist die höhere Flexibilität und das
geringere Gewicht.
Beispiele
Beispiel 1
[0017] Dieses Beispiel zeigt das Wirkprinzip der Erfindung. Ein leitfähiger PE-Schaumstoff
(ELS-M) mit den Abmessungen 470 x 320 mm und der Dicke 6 mm wird beidseitig mit Netzelektroden
aus Edelstahl belegt. Die Netzelektroden bestehen aus Edelstahldrähten mit einer Maschenweite
von 1,4 mm und werden am Rand lose am Schaumstoff fixiert. Zwischen die untere Netzelektrode
und den leitfähigen Schaumstoff wurden als Abstandshalter PET-Kunststofffilamente
mit einem Durchmesser von 0,5 mm im Abstand von ca. 6 cm in das Drahtgewebe eingeflochten.
Zwischen die obere Netzelektrode und den leitfähigen Schaumstoff wurden als Abstandshalter
28 Schaumstoffplättchen (2 mm dünn) im Abstand von ca. 8 cm aufgeklebt. Prinzipiell
kann man auch andere Materialien und Formkörper als Abstandshalter verwenden, solange
sie nicht den flächigen Kontakt der Elektroden zum leitfähigen Schaumstoff im Belastungsfall
verhindern.
[0018] Legt man an die Elektroden eine Spannung von 60 Volt, so fließt im unbelasteten Fall
durch die Heizmatte kein messbarer Strom. Belastet man die Matte lokal, beginnt an
dieser Stelle ein deutlich höherer Strom zu fließen. In einem Beispiel erfolgte die
Belastung, vorgegeben durch die Geometrie der Auflage, in einem ringförmigen Bereich
mit einem inneren Durchmesser von 3,5 cm und einem äußeren Durchmesser von 6,6 cm.
Das entspricht einer Auflagefläche von 24,6 cm
2. Belastet man die Fläche mit einer Masse von 9,4 kg, so fließt ein Strom von 140
mA. Das entspricht einer lokalen Stromdichte von 5,7 mA/cm
2. Erhöht man die Last auf 13,3 kg, erhöht sich die Stromstärke auf 160 mA respektive
6,5 mA/cm
2. Infolge dessen kommt es zu einer Temperaturerhöhung um 30 - 35 K im Vergleich zum
unbelasteten Teil der Matte.
[0019] In einer zweiten Variante wird der zentrale Teil der Matte im Bereich eines Rechtecks
von 31x20 cm mit einem Gewicht von 80 kg beaufschlagt. Die Stromstärke beträgt jetzt
1,3 A und die lokale Stromdichte 2,1 mA/cm
2.
[0020] Betritt eine Person mit einem Gewicht von ca. 75 kg, die Matte, so fließt ein Strom
von 1,34 A. Mit der Annahme einer Sohlenfläche von ca. 500 cm
2 ergibt sich eine Stromdichte von 2,7 mA/cm
2. Die so generierte elektrische Leistung von 80 Watt führt zu einer schnellen Aufheizung
der Matte unterhalb der Füße, wobei nach ca. 10 Sekunden eine Temperaturerhöhung zwischen
15 und 25 Grad je nach Fußkontakt mittels Thermografie nachweisbar ist (Fig. 3).
Beispiel 2
[0021] Dieses Beispiel zeigt die Bedeutung der Abstandshalter für die Reduzierung des Ruhestroms
im unbelasteten Fall, dadurch dass keine Abstandshalter verwendet werden. Ein leitfähiger
Schaumstoff mit den Abmessungen 21 x 21 cm und der Dicke 7 mm wird beidseitig mit
Netzelektroden aus Edelstahl belegt. Die Netzelektroden bestehen aus Edelstahldrähten
mit einer Maschenweite von 1,4 mm und werden am Rand lose am Schaumstoff fixiert.
Abstandshalter fehlen. Legt man an die Elektroden eine Spannung von 60 Volt, so fließt
ohne Belastung durch die Heizmatte ein kleiner aber gut messbarer Strom von 10 mA,
der durch zufällige punktuelle Kontakte verursacht wird. Belastet man die Matte lokal,
beginnt an dieser Stelle ein höherer Strom vergleichbar wie in Beispiel 1, zu fließen.
Bezugszeichenliste
[0022]
- 1
- leitfähiger Kunststoff
- 2
- obere Elektrode
- 3
- untere Elektrode
- 4
- Abstandshalter
- 5
- Heizmatte
1. Elektrische Flächenheizung umfassend oder bestehend aus einem elektrisch leitfähigen
Kunststoffkörper sowie einer oberen und einer unteren Elektrode an denen eine elektrische
Spannung anliegt, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens eine der beiden Elektroden flexibel ist und zwischen oberer Elektrode
und Kunststoffkörper und/oder unterer Elektrode und Kunststoffkörper in definierten
Abständen räumlich eng begrenzt dünne Abstandshalterhalter aufgebracht sind, so dass
im unbelasteten Zustand kein Strom fließt, bei Belastung jedoch sich die flexible
Elektrode durchbiegt und einen stoffschlüssigen Kontakt mit dem elektrisch leitfähigen
Kunststoffkörper bildet, und damit ein lokaler Stromfluss und eine Erwärmung realisiert
wird.
2. Elektrische Flächenheizung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der elektrisch leitfähige Kunststoffkörper intrinsisch leitfähig ist, und bevorzugt
dotiertes Poly-3,4-ethylendioxythiophen, Polyanilin, Polypyrrol oder Polythiophen
enthält oder daraus besteht.
3. Elektrische Flächenheizung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der elektrisch leitfähige Kunststoffkörper durch Zusatz von Additiven leitfähig gemacht
ist, bevorzugt durch Zusatz von Ruß, Graphit, Graphen, Metallpartikel und/oder Kohlenstoffnanotubes.
4. Elektrisch leitfähiger Kunststoffkörper nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Kunststoff ausgewählt wird aus der Gruppe der Polymere mit einer ausschließlich
aus Kohlenstoff bestehenden Hauptkette, bevorzugt, Polyethylen-vinylacetat-Copolymer
oder aus der Gruppe Polyethylen, Polypropylen, Polyvinylfluorid, Polyvinylidenfluorid,
Polyvinylchlorid, Polyvinylidenchlorid der Polyamide, Polyurethane, Polyester oder
Silikone.
5. Elektrisch leitfähiger Kunststoffkörper nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Körper entweder massiv oder porös oder geschäumt vorliegt.
6. Elektrisch leitfähiger Kunststoffkörper nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass er einen positiven Temperaturkoeffizienten (PTC) des elektrischen Widerstands besitzt.
7. Elektrisch leitfähiger Kunststoffkörper nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die elektrische Leitfähigkeit des Kunststoffs zwischen 102 und 105 S/m, bevorzugt zwischen 102 und 104 S/m liegt.
8. Elektrische Flächenheizung nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, dass die flächigen Elektroden z.B. Metallfolien, metallbeschichtete Polymerfolien, metallische
Drahtgewebe, metallisierte Gewebe oder leitfähige Schäume sein können
9. Elektrische Flächenheizung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Abstandshalter elektrisch nicht leitfähig sind und in gewissen Abständen punktuell
oder linienförmig auf der Ober- und/oder Unterseite des elektrisch leitfähigen Kunststoffkörper
angebracht sind.
10. Abstandshalter nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass es sich um Schaumstofffolien oder Textilfasern handelt und die von den Abstandshaltern
bedeckte Fläche kleiner als 10% der Gesamtfläche des elektrisch leitfähigen Kunststoffkörpers
ist.