[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren und ein Gebinde und die Verwendung eines
Gebindes zur Verringerung von Anhaftungen innerhalb von gefüllten Gebinden nach den
Oberbegriffen der Ansprüche 1, 10 und 11. Insbesondere betrifft die Erfindung ein
Verfahren zur Applikation eines Trennmittels zur Verringerung von Anhaftungen in Eimern
oder Dosen insbesondere für konservierungsmittelfreie Dispersionsfarben.
Stand der Technik
[0002] Farben, insbesondere konservierungsmittelfreie Dispersionsfarben, werden üblicherweise
in Kunststoff- bzw. Metallgebinde mit einem Verschlussdeckel abgefüllt. Üblicherweise
existiert beim fertigverfüllten Gebinde ein Luftraum zwischen Farbenoberfläche und
Verschlussdeckelinnenseite.
[0003] Durch Bewegung des Gebindes kann die Verschlussdeckelinnenseite mit Farbe benetzt
werden. Diese kann unter gewissen Voraussetzungen an der Verschlussdeckelinnenseite
anhaften und nach einiger Zeit antrocknen. Beim nachträglichen Öffnen des Gebindes
platzen die angetrockneten Partikel ab und fallen in die im Gebinde enthaltene Farbe.
Hierdurch wird die Qualität des späteren Streichbildes der Farbe massiv herabgesetzt.
[0004] Der Nachteil dieser Anhaftungen (Flakes) wird bei dem neuen Trend zu konservierungsmittelfreien
Farben verstärkt.
[0005] Bisher wurden die Verschlussdeckelinnenseiten und optional zusätzlich die Gebindeinnenseiten
vor Befüllung des Gebindes mit einem Trennmittel in einem arbeitsvorbereitenden Schritt
benetzt. Alternativ wurden spezielle Gebinde verwendet, die über eine Antihaftbeschichtung
verfügen. Danach wurde die Füllung, insbesondere die Farbe, in das Gebinde eingebracht.
[0006] Die
AU 2014 203 757 A1 offenbart ein Verfahren zur Aufbringung eines Trennmittels auf die Innenflächen eines
Farbeimers und eines Verschlussdeckels, bevor die Farbe in den Eimer eingefüllt wird.
[0007] Die
EP 1 625 948 A1 offenbart einen Farbeimer, bei dem das Anhaften von Farbe an den Innenseiten durch
eine bestimmte Oberflächenstruktur vermieden werden soll. Diese Gestaltung erfordert
zusätzliche Arbeitsschritte und ist somit deutlich kostenintensiver.
[0008] Die
EP 2 259 977 B1 offenbart einen eine Innenauskleidung umfassenden Behälter und ein Verfahren zum
Anbringen einer solchen Auskleidung an einen Behälter. Diese Gestaltung ist mit zusätzlichen
Arbeitsschritten und damit höheren Kosten verbunden.
[0009] Die Aufbringung eines geeigneten Trennmittels mit Hilfe eines arbeitsvorbereitenden
Schrittes ist arbeits- sowie zeit- und damit ebenfalls kostenintensiv. Bei geeigneten
Trennmitteln handelt es sich meist um Öle (Paraffinöl), die bei manueller Handhabung
nur schwer rückstandslos verarbeitet werden können. Die Verwendung spezieller Gebinde
ist ebenfalls kostenintensiv.
Aufgabenstellung
[0010] Aufgabe der Erfindung ist es daher eine Lösung zu generieren, die dafür sorgt, dass
die Farbe nicht an den inneren Oberflächen des Gebindes antrocknen kann. Hierfür wird
ein geeignetes Trennmittel (z.B. Paraffinöl) in das noch nicht durch einen Verschlussdeckel
verschlossene Gefäß eingebracht, direkt nachdem die Farbe vollständig eingefüllt wurde.
Dies bedeutet, dass das Trennmittel im Wesentlichen auf die Oberfläche der verfüllten
Farben aufgetragen wird.
[0011] Ein weiteres Ziel der Erfindung ist es, ein Trennmittel einzusetzen, das weder für
die Farbe noch für den Menschen schädlich ist.
[0012] Dies wird erfindungsgemäß mit dem Verfahren gemäß Anspruch 1 sowie einem Gebinde
nach Anspruch 10 und einer Verwendung einer Ultra Low Volume-Dosierung nach Anspruch
11 erreicht. In den Unteransprüchen 2 bis 9 sind vorteilhafte Ausgestaltungen der
erfindungsgemäßen Vorrichtung wiedergegeben.
[0013] Bevorzugt wird das erfindungsgemäße Verfahren mit einer Ultra Low Volume-Dosierung
(9) durchgeführt, die eine oder mehrere Düsen umfasst.
[0014] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren erfolgt das Auftragen des Trennmittels vorzugsweise
mit einer speziellen ULV-Düse. ULV steht für Ultra Low Volume, d.h. besonders geringe
Ausbringmenge. Die ULV-Dosiertechnik funktioniert in Verbindung mit Rotationsdüsen
und erzeugt ein enges Tropfenspektrum mit einer optimalen Verteilung und Oberflächenbenetzung
ohne Bildung eines Sprühnebels (Aerosol).
[0015] Diese Rotationsdüse arbeitet ohne Druck, das Spritzbild wird durch Zentrifugalkraft
und Verwendung einer Düsenscheibe erzeugt. Die Tropfen lagern sich durch den von der
Rotationsscheibe erzeugten vertikalen Luftstrom und die Schwerkraft gleichmäßig auf
der Zieloberfläche ab.
[0016] Erfindungsgemäß wird bevorzugt Paraffinöl als Trennmittel eingesetzt, weil Paraffinöl
das Anhaften von Farbe an den Innenseiten des Gebindes einschließlich der Innenseite
des Verschlussdeckels in besonderem Maße vermindert. Im Stand der Technik mussten
die Innenseiten des Gebindes und die Innenseite des Verschlussdeckels mit einem Schwamm
und dem Paraffinöl benetzt werden. Nachteilig dabei ist, dass die Verschlussdeckel
nicht gestapelt werden können.
[0017] Nachstehend wird eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung anhand der Zeichnung
beispielhaft näher erläutert.
[0018] Figur 1 ist eine schematische Frontansicht eines Gebindes.
[0019] Figur 1a ist eine schematische Seitenansicht eines Gebindes gemäß Figur 1.
[0020] Figuren 1 und 1a zeigen eine Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Gebindes mit einem
Gebinde (6), einer Platte (3) als Spritzschutz, einer Ultra Low Volume-Dosierung (9)
zur Applikation des Trennmittels mit einem Rotationsantrieb (1), einem Zulauf für
das Trennmittel (2), einer Düsenwelle (4) und einer Düsenscheibe (5), die mit der
Platte (3) verbunden ist, und einer Haltevorrichtung (7, 8) für ein Gebinde (6).
[0021] Figur 2 zeigt eine schematische Frontansicht eines Gebindes (6), bei der die Platte
mit der verbundenen Ultra Low Volume-Dosierung (9) über dem Gebinde positioniert ist,
welche sich in der Haltevorrichtung (7, 8) befindet.
[0022] Figur 2a zeigt eine schematische Seitenansicht eines Gebindes gemäß Figur 2.
[0023] Figuren 2 und 2a zeigen eine Anordnung des Gebindes, wenn das Trennmittel in das
Gebinde eingebracht wird. Dabei ist die Platte (3) unmittelbar über dem Rand des Gefäßes
des Gebindes (6) angeordnet, das in einer Haltevorrichtung (7, 8) gehalten wird.
[0024] Erfindungsgemäß wird das mit einem flüssigen bis pastösen oder gelatösen Inhalt,
beispielsweise ein Beschichtungsmaterial, bevorzugt eine Farbe, besonders bevorzugt
Dispersionsfarbe, besonders bevorzugt konservierungsmittelfreie Dispersionsfarbe,
oder eine Farbdispersion, ein Lack, eine Grundierung, eine Lasur, ein Putz, eine Spachtelmasse
oder eine Bodenbeschichtung, befüllte noch nicht mit dem Verschlussdeckel verschlossene
Gefäß eines Gebindes (6) in einer Haltevorrichtung (7, 8) gehalten und einer Ultra
Low Volume-Dosierung zur Applikation des Trennmittels (9) zugeführt, eine Platte (3),
die mit der Ultra Low Volume-Dosierung zur Applikation des Trennmittels (9) verbunden
ist, unmittelbar über dem Gefäß des Gebindes (6) als Spritzschutz angeordnet, die
Platte (3) wird parallel von dem Gefäß wegbewegt und das Gefäß danach mittels des
Verschlussdeckels verschlossen. Besonders bevorzugt ist die Ultra Low Volume-Dosierung
(9) zur Applikation des Trennmittels eine Ultra Low Volume-Düse (ULV-Düse). Nach einer
besonderen Ausführungsform ist die Ultra Low Volume-Dosierung (9) mit der Platte verbunden
und weist einen Rotationsantrieb (1), einen Zulauf für das Trennmittel (2), eine Düsenwelle
(4) und eine Düsenscheibe (5) auf. Die Platte (3) dient als Spritzschutz, der eine
ungewollte Verbreitung des Trennmittels verhindert.
[0025] Erfindungsgemäß ist das Trennmittel leichtläufiger als der in dem Gefäß befindliche
Inhalt. Bevorzugt ist das Trennmittel eine Flüssigkeit oder Suspension. Besonders
bevorzugt ist das Trennmittel ein Öl, besonders bevorzugt ein Paraffinöl.
[0026] Die Applikation des Trennmittels erfolgt erfindungsgemäß bevorzugt auf die Grenzfläche
des Inhalts des Gefäßes. Zudem kann die Applikation des Trennmittels auch auf die
innere, von dem Inhalt des Gefäßes nicht bedeckte Oberfläche des Gefäßes erfolgen.
Eine Applikation des Trennmittels auf die Unterseite des Verschlussdeckels ist erfindungsgemäß
nicht notwendig.
[0027] Bevorzugt wird das Gebinde mit Inhalt gefüllt und geöffnet zur Applikation des Trennmittels
in einer oder mehreren Haltevorrichtungen (7, 8) festgehalten. Anschließend wird eine
Platte (3), mit welcher die Ultra Low Volume-Dosierung (9) verbunden ist, in Richtung
des oberen Rand des Gefäßes des Gebindes (6) bewegt. Die Platte (3) kann auf dem Gefäßrand
aufliegen. Ein bündiges Abschließen mit dem Gefäßrand ist erfindungsgemäß nicht erforderlich.
Eine möglichst nahe Positionierung der Platte (3) am Gefäßrand gewährt einen zusätzlichen
Spritzschutz. Nach dem Bewegen der Platte mit der Ultra Low Volume-Dosierung (9) über
den oberen Gebinderand dosiert die Ultra Low Volume-Dosierung (9) eine notwendige
Menge Trennmittel in das geöffnete Gebinde und benetzt so die Oberfläche des Gebinde-Inhaltes,
vorzugsweise der Farbe, und denjenigen Teil der Gebinde-Innenseiten, die nicht durch
den Inhalt des Gebindes abgedeckt sind.
[0028] Nach Abschluss des vorstehend dargestellten Benetzungsprozesses wird die Platte (3)
einschließlich der darin eingelassenen Ultra Low Volume-Dosierung (9) vom oberen Gefäßrand
wegbewegt. Anschließend wird das Gefäß mit einem Verschlussdeckel verschlossen. Eine
zusätzliche Benetzung des Verschlussdeckels mit dem Trennmittel ist nicht erforderlich.
[0029] Um die Nachteile aus dem Stand der Technik zu überwinden, wird zur Aufbringung des
Trennmittels erfindungsgemäß eine Ultra Low Volume-Dosierung (9), vorzugsweise eine
Rotationsdüse, besonders bevorzugt eine Ultra Low Volume-Düse (ULV-Düse), eingesetzt.
Besonders bevorzugt weist die Ultra Low Volume-Dosierung (9) eine rotierende Fläche
auf, insbesondere eine Scheibe (5), der das Trennmittel zugeführt wird, insbesondere
auf die das Trennmittel geträufelt wird. Das Trennmittel wird durch die Zentrifugalkraft
zur Seite weggedrängt, wodurch spezielle Tropfengrößen des Trennmittels erreicht werden.
Das Trennmittel wird also von dieser Fläche in Form eines engen Tropfenspektrums abgeschleudert.
Es wird eine dampfartige, nebelartige oder aerosolförmige Zerstäubung des Trennmittels
vermieden. Dadurch wird insbesondere auch vermieden, dass das Trennmittel vom Bedienpersonal
eingeatmet werden könnte, so dass etwaige Gesundheitsgefährdungen aufgrund des Einatmens
des Trennmittels vermieden werden.
[0030] Es ist auch denkbar, das erfindungsgemäße Verfahren so auszugestalten, dass die Platte
(3), mit welcher die Ultra Low Volume-Dosierung (9) verbunden ist, durch eine Seitwärtsbewegung
über den oberen Gefäßrand und von diesem wieder weg bewegt wird.
[0031] Es ist auch denkbar, nicht die Platte (3) relativ zum Gefäß bzw. Gebinde (6) zu bewegen,
sondern das Gefäß bzw. Gebinde (6) relativ zur Platte (3).
[0032] Die Bewegung der Platte (3) bzw. des Gefäßes bzw. Gebindes (6) kann manuell, maschinenbetrieben
oder auf sonstige Weise erfolgen.
[0033] Bevorzugt wird als Trennmittel ein Öl verwendet, das sich nicht mit der Farbe vermischt.
Das Öl stellt einen reinen Schutzfilm dar. Die ursprünglichen Eigenschaften der Farbe
werden dadurch nicht verändert.
[0034] Das bevorzugt als Trennmittel verwendete Paraffinöl ist so leichtläufig, dass dann,
wenn das geöffnete oder mit dem Verschlussdeckel verschlossene Gefäß bewegt wird,
das Paraffinöl der Farbe immer vorauseilt und die jeweils freien Innenflächen des
Gefäßes benetzt, bevor diese mit der Farbe in Kontakt kommen. Die Farbe haftet dadurch
nicht mehr an den Innenseiten des Gebindes (6) und/oder an der Unterseite des Verschlussdeckels
an.
[0035] Erfindungsgemäß kann das Trennmittel auch ein Silikonöl sein. Die Wahl des Trennmittels
hängt auch von den chemischen Eigenschaften des Gefäßes bzw. Gebinde-Inhaltes ab.
[0036] Paraffinöl ist als Trennmittel insbesondere aus dem Grund gut geeignet, weil es,
im Gegensatz zu zum Beispiel Silikonöl, praktisch nicht verdunstet.
1. Verfahren zur Applikation eines Trennmittels zur Verringerung von Anhaftungen innerhalb
eines gefüllten Gebindes
wobei das Gebinde aufweist
ein Gefäß
mit einem Verschlussdeckel
einem in dem Gefäß befindlichen, flüssigen bis pastösen oder gelatösen Inhalt
wobei ein Trennmittel verwendet wird, das leichtläufiger als der in dem Gefäß befindliche
Inhalt ist
wobei die Applikation des Trennmittels mittels einer Ultra Low Volume-Dosierung erfolgt,
die Applikation auf
die Grenzfläche des Inhalts des Gefäßes sowie die innere, von dem Inhalt des Gefäßes
nicht bedeckte Oberfläche des Gefäßes erfolgt
und die Ultra Low Volume-Dosierung dergestalt erfolgt, dass ein enges Tropfenspektrum
erzeugt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, dass das Trennmittel eine Flüssigkeit oder Suspension ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, dass das Trennmittel ein Öl ist.
4. Verfahren nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, dass das Trennmittel ein Paraffinöl ist.
5. Verfahren nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, dass die Applikation des Trennmittels nicht auf die Unterseite des Verschlussdeckels erfolgt.
6. Verfahren nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, dass die Ultra Low Volume-Dosierung mittels einer rotierenden Fläche erfolgt, der das
Trennmittel zugeführt und von dieser das Trennmittel in Form eines engen Tropfenspektrums
abgeschleudert wird.
7. Verfahren nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, dass das mit dem Inhalt befüllte noch nicht mit dem Verschlussdeckel verschlossene Gefäß
einer Vorrichtung zur Applikation des Trennmittels zugeführt wird, eine Platte, die
die Ultra Low Volume-Dosierung aufweist, über den Rand des Gefäßes als Spritzschutz
positioniert wird, die Applikation des Trennmittels erfolgt, die Platte parallel von
dem Gefäß wegbewegt und das Gefäß danach mittels des Verschlussdeckels verschlossen
wird.
8. Verfahren nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, dass der Inhalt des Gefäßes ein Beschichtungsmaterial aufweist.
9. Verfahren nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, dass der Inhalt des Gefäßes eine Farbdispersion, ein Lack, eine Grundierung, eine Lasur,
ein Putz, eine Spachtelmasse oder eine Bodenbeschichtung ist.
10. Gebinde aufweisend
ein Gefäß
mit einem Verschlussdeckel,
einen in dem Gefäß befindlichen flüssigen bis pastösen oder gelatösen Inhalt,
ein Trennmittel, das leichtläufiger als der im Gefäß befindliche Inhalt ist
dadurch gekennzeichnet, dass das Gebinde herstellbar ist mittels eines Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis
9.
11. Verwendung einer Ultra Low Volume-Dosierung sowie eines Trennmittels zur Applikation
eines Trennmittels zur Verringerung von Anhaftungen innerhalb eines gefüllten Gebindes
nach Anspruch 1 oder Anspruch 6 oder Anspruch 7.