[0001] Die Erfindung betrifft ein zur Festigkeitssteigerung nachbehandeltes, kaltgewalztes
Stahlflachprodukt mit einer erhöhten Dehngrenze und einer erhöhten Zugfestigkeit sowie
ein Verfahren zu dessen Herstellung.
[0002] Bei Stahlflachprodukten der hier in Rede stehenden Art handelt es sich um durch Kaltwalzen
erhaltene Walzprodukte, wie Stahlbänder oder Bleche, sowie daraus hergestellte Zuschnitte
und Platinen.
[0003] Alle Angaben zu Gehalten der in der vorliegenden Anmeldung angegebenen Stahlzusammensetzungen
sind auf das Gewicht bezogen, sofern nicht ausdrücklich anders erwähnt. Alle nicht
näher bestimmten, im Zusammenhang mit einer Stahllegierung stehenden "%-Angaben" sind
daher als Angaben in "Gew.-% " zu verstehen.
[0004] Angaben zu Gefügebestandteilen beziehen sich jeweils auf Volumenprozente ("Vol.-%"),
soweit nicht ausdrücklich anders angegeben.
[0005] Hochfeste Stahlflachprodukte haben insbesondere im Bereich des Fahrzeugbaus eine
wachsende Bedeutung, da sie eine Reduzierung des Eigengewichts des Fahrzeugs und eine
Steigerung der Nutzlast ermöglichen. Ein geringes Gewicht trägt nicht nur zur optimalen
Nutzung der technischen Leistungsfähigkeit des jeweiligen Antriebsaggregats bei, sondern
unterstützt die Ressourceneffizienz, Kostenoptimierung und den Klimaschutz.
[0006] Eine entscheidende Reduzierung des Eigengewichts von Stahlblechkonstruktionen kann
durch eine Steigerung der mechanischen Eigenschaften, insbesondere der Festigkeit
des jeweils verarbeiteten Stahlflachprodukts, erreicht werden.
[0007] Neben einer hohen Festigkeit werden von modernen, für den Fahrzeugbau vorgesehenen
Stahlflachprodukten aber auch gute Zähigkeitseigenschaften, ein gutes Sprödbruchwiderstandsverhalten
sowie eine optimale Eignung zum Kaltumformen und Schweißen erwartet.
[0008] Insbesondere existieren Anwendungen im Fahrzeugbau, für die in erster Linie ein besonders
hoher Umformwiderstand erforderlich ist. Dies spiegelt sich in den im Zugversuch ermittelten
Eigenschaften in Form einer hohen Dehngrenze R
p02 wider.
[0009] Es ist eine große Zahl von Versuchen bekannt, diese Anforderungen durch legierungs-
oder verfahrenstechnische Maßnahmen zu erfüllen. Gemeinsam ist diesen Versuchen, dass
ihnen jeweils ein so genannter Zwei- oder Mehrphasenstahl zu Grunde liegt, dessen
Gefüge jeweils aus mindestens zwei dominierenden Phasen bestehen, wobei bei Mehrphasenstählen
geringere Anteile weiterer Phasen vorhanden sein können.
[0010] So ist beispielsweise aus der
WO 2015/158731 A1 ein aus einem Zweiphasenstahl bestehendes Stahlflachprodukt bekannt. Das Stahlflachprodukt
wird durch Warm- und Kaltwalzen hergestellt. Nach dem Kaltwalzen durchläuft es eine
zusätzliche Wärmebehandlung zur Steigerung der Streckgrenze.
[0011] Vor dem Hintergrund des voranstehend erläuterten Standes der Technik bestand die
Aufgabe der Erfindung darin, ein Verfahren zum Erzeugen eines Stahlflachprodukts mit
einer hohen Dehngrenze und einer hohen Zugfestigkeit R
m anzugeben, das sich betriebssicher durchführen lässt und dabei zu einer optimalen
Eigenschaftskombination des erhaltenen Stahlflachprodukts führt.
[0012] Unter der Dehngrenze eines Stahlflachproduktes wird im Sinne dieser Anmeldung die
untere Streckgrenze R
el verstanden, wenn das Stahlflachprodukt eine ausgeprägte Streckgrenze aufweist. Andernfalls
(das heißt für Stahlflachprodukte ohne eine ausgeprägte Streckgrenze) wird im Sinne
dieser Anmeldung unter der Dehngrenze des Stahlflachproduktes die Dehngrenze R
p02 verstanden.
[0013] Zugfestigkeit und Dehngrenze werden im Sinne dieser Anmeldung nach DIN-EN ISO 6982-1,
Probenform 2 (Anhang B Tab. B1) ermittelt.
[0014] Genauso sollte ein entsprechend beschaffenes Stahlflachprodukt geschaffen werden.
[0015] In Bezug auf das Verfahren ist diese Aufgabe durch die Erfindung dadurch gelöst worden,
dass bei der Erzeugung eines kaltgewalzten Stahlflachprodukts mit einer hohen Dehngrenze
und einer hohen Zugfestigkeit R
m in Anspruch 1 angegebenen Arbeitsschritte durchlaufen werden.
[0016] Ein die voranstehend genannte Aufgabe erfindungsgemäß lösendes Stahlflachprodukt
weist die in Anspruch 8 angegebenen Merkmale auf.
[0017] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben
und werden nachfolgend wie der allgemeine Erfindungsgedanke im Einzelnen erläutert.
[0018] Beim erfindungsgemäßen Verfahren zum Herstellen eines zur Festigkeitssteigerung nachbehandelten,
kaltgewalzten Stahlflachproduktes wird demnach ein kaltgewalztes Stahlflachprodukt
aus einem Stahl bereitgestellt, der die nachfolgend angegebene Zusammensetzung aufweist
(in Gew.-%):
- C: 0,05-0,25 %,
- Si: 0,05-0,6 %,
- Mn: 1,0-3,0 %,
- Al: 0,02-1,5 %,
- N: weniger als 0,02 %,
- P: 0,005-0,2 %,
- S: weniger als 0,05 %
- einem oder mehrere Elemente aus der Gruppe "Cr, Mo" mit der Maßgabe:
- Cr: 0,2-1,5 %,
- Mo: 0,003-1,0 %,
- optional einem oder mehrere Elemente aus der Gruppe "Ti, Nb, B" mit der Maßgabe:
- B: weniger als 0,005 %
- Ti+Nb+15·B : 0,02-0,15 %
- sowie optional einem oder mehrere Elemente aus der Gruppe "V, Cu, Ni, Ca" mit der
Maßgabe:
- V: 0,0005-0,05 %
- Cu: 0,0001-0,5 %
- Ni: 0,002-0,2 %
- Ca: 0,0005-0,007 %
- Rest Eisen und unvermeidbare Verunreinigungen.
[0019] Erfindungsgemäß wird das so bereitgestellte kaltgewalzte Stahlflachprodukt zur Festigkeitssteigerung
nachbehandelt, wobei die folgenden Arbeitsschritte durchlaufen werden
- Nachwalzen des kaltgewalzten Stahlflachproduktes, wobei der über das Nachwalzen erzielte
Walzgrad WG2 insgesamt 8-40 % beträgt;
- Anlassglühen des nachgewalzten Stahlflachproduktes bei einer Nachglühtemperatur TG2 von 100-400°C über eine Glühdauer von 0,2-25 Stunden.
[0020] Dabei findet das Nachwalzen bei Raumtemperatur statt, wobei es allerdings in üblicherweise
zu einer gewissen Erwärmung des Stahlflachproduktes aufgrund des Nachwalzens kommt.
[0021] Grundsätzlich ist bekannt, dass die Dehngrenze sowohl durch plastische Verformung
beim Nachwalzen als auch durch Anlassglühen erhöht werden kann. Beim plastischen Verformen
kommt es zu neuen Versetzungen in der Gitterstruktur, die zur Festigkeitssteigerung
beitragen. Das Anlassglühen führt dagegen zur Bildung und zum Wachstum von Ausscheidungen,
die ein Versetzungsgleiten behindern. Man spricht vom "pinning" der Versetzungen.
[0022] Überraschenderweise hat sich gezeigt, dass ein zusätzlicher Effekt auftritt, wenn
das Nachwalzen mit einem anschließenden Anlassglühen kombiniert wird, der zu einer
drastischen Steigerung der Dehngrenze führt. Dabei geht die Steigerung der Dehngrenze
über die Summe der Einzeleffekte durch Nachwalzen und Anlassglühen hinaus. Es liegt
ein unerwarteter Synergieeffekt vor. Zahlreiche Versuche haben hier gezeigt, dass
sich durch die Kombination beider Nachbehandlungsschritte eine Erhöhung der Dehngrenze
ergibt, die um mindestens 50 MPa größer ist als die Summe der Einzeleffekte, wobei
regelmäßig eine Erhöhung von 100 MPa, teilweise sogar mehr 200 MPa, gegenüber der
Summe der Einzeleffekte erreicht wird.
[0023] Beim Nachwalzen des kaltgewalzten Stahlflachproduktes werden durch die Verformungen
Versetzungen ins Gefüge eingebracht. Bei der anschließenden Anlassglühung führen diese
Versetzungen dann im Rahmen von Erholungsvorgängen zur Bildung von Subkörnern, so
dass die Dehngrenze ähnlich wie bei einer Kornfeinung ansteigt. Es hat sich gezeigt,
dass ab einem Walzgrad von 8% ein signifikanter synergetischer Effekt auftritt. Bei
einem zu hohen Walzgrad sind die Beschädigungen des Gefüges dagegen so groß, dass
das spätere Produkt in der Weiterverarbeitung nicht mehr den Anforderungen entspricht.
Optimale Walzgrade beim Nachwalzen liegen daher bei maximal 40%, bevorzugt bei maximal
30% und bei mindestens 8%, bevorzugt mindestens 20%.
[0024] Das nachgelagerte Anlassglühen muss derart gestaltet sein, dass ausreichend thermische
Energie eingebracht wird, um die lokalen Erholungsvorgänge zu ermöglichen, aber nicht
zu viel thermische Energie, da es ansonsten zu einer globalen Gefügeneubildung kommt.
Hierzu haben sich Nachglühtemperaturen im Bereich 100° bis 400°C als zweckmäßig erwiesen.
Bevorzugt ist die Nachglühtemperatur größer als 130°C und/oder kleiner als 330°C.
Die Glühdauer beträgt zweckmäßigerweise 0,2-25 Stunden.
[0025] Die hier im Allgemeinen und in Bezug auf die nachfolgend dargestellten Ausführungsbeispiele
angegebenen mechanischen Eigenschaften erfindungsgemäßer Stahlflachprodukte sind jeweils
an Flachzugproben gemäß DIN EN IS06892-1 bestimmt.
[0026] In der Praxis wird die erfindungsgemäß nach dem Nachwalzen vorgesehene Anlassglühung
als Haubenglühung durchgeführt.
[0027] Die Legierung des Stahls, aus dem die erfindungsgemäß zu verarbeitenden Stahlflachprodukte
bestehen, ist so gewählt, dass unter dem Einfluss des zusätzlichen Nachbehandlungsschrittes
optimale mechanische Eigenschaften erreicht werden.
[0028] C ist im Stahl eines erfindungsgemäß verarbeiteten kaltgewalzten Stahlflachprodukts
in Gehalten von 0,05-0,25 Gew.-% vorhanden, um ausreichend Martensit zur Steigerung
der Festigkeit zu erzeugen. Bei höheren C-Gehalten tritt zu wenig Ferrit auf. Zudem
wirkt sich ein zu hoher C-Gehalt negativ auf die Schweißeignung aus. Bevorzugt beträgt
der C-Gehalt höchstens 0,20 Gew.-%, besonders bevorzugt höchstens 0,18%. Liegt der
C-Gehalt dagegen unter 0,05% wird die gewünschte Festigkeit nicht erhalten. Bevorzugt
beträgt der C-Gehalt mindestens 0,08 Gew.-%, besonders bevorzugt mindestens 0,12 Gew.-%.
[0029] Si ist im Stahl eines erfindungsgemäß verarbeiteten kaltgewalzten Stahlflachprodukts
in Gehalten von 0,05-0,6% vorhanden, um die Festigkeit durch Mischkristallhärtung
zu steigern ohne die Duktilität zu beeinträchtigen. Zudem dient Si als Ferritbildner.
Zu hohe Si-Gehalte können die Oberflächenbeschaffenheit beispielsweise in Folge von
festhaftendem Zunder oder Korngrenzenoxidation beeinträchtigen. Um dies sicher auszuschließen,
kann der Si-Gehalt auf höchstens 0,6 Gew.-% beschränkt werden. Bevorzugt beträgt der
Si-Gehalt höchstens 0,42%. Ist dagegen der Si-Gehalt zu gering, so ist der festigkeitssteigernde
Effekt durch Mischkristallhärtung in der Ferritphase unzureichend. Soll die gewünschte
Wirkung von Si besonders sicher zur Verfügung stehen, so kann der Si-Gehalt auf mindestens
0,24 Gew.-% eingestellt werden.
[0030] Mn ist im Stahl eines erfindungsgemäß verarbeiteten kaltgewalzten Stahlflachprodukts
in Gehalten von 1,0-3,0 Gew-% vorhanden, um Mischkristallverfestigung sowie eine Martensitbildung
zur Erhöhung der Festigkeit zu unterstützen. Dies erfolgt, indem Mn den Austenit,
aus dem der Martensit gebildet wird, stabilisiert. Durch gezielte Einstellung des
Mn-Gehaltes wird daher der Volumenanteil des Martensits eingestellt. Bevorzugt beträgt
der Mn-Gehalt mindestens 1,5 Gew.-%, insbesondere mindestens 1,7 Gew.-%. Eine übermäßige
Zugabe von Mn führt hingegen zu einem zu geringen Anteil der Martensitphase. Daher
beträgt der Mn-Gehalt bevorzugt höchstens 2,4 Gew.-%.
[0031] Al ist im Stahl eines erfindungsgemäß verarbeiteten kaltgewalzten Stahlflachprodukts
in Gehalten von 0,02-1,5 Gew.-% vorhanden, um einerseits bei der Erschmelzung als
Desoxidationsmittel und zur Stickstoffabbindung zu dienen und andererseits für die
ausreichende Ferritmenge zu sorgen und damit die Duktilität zu steigern. Um jedoch
einen ungünstigen Einfluß auf die Gießqualität sowie die Beschichtbarkeit zu vermeiden,
sollte der maximale Gehalt von 1,5 Gew.-% nicht überschritten werden. Eine Einhaltung
einer Obergrenze von 0,9 Gew.-% hat sich als besonders günstig erwiesen.
[0032] N ist ein unerwünschter Legierungsbestandteil, der den unvermeidbaren Verunreinigungen
zuzurechnen ist. Daher darf sein Gehalt im Stahl eines erfindungsgemäß verarbeiteten
kaltgewalzten Stahlflachprodukts höchstens 0,02 Gew.-% betragen. Ein zu hoher Gehalt
an N verschlechtert die Verarbeitbarkeit und kann bei zusätzlicher Anwesenheit von
B und/oder Al zur Bildung schädlicher Nitride führen und so die Wirksamkeit dieser
Elemente verhindern. Bevorzugt beträgt der N-Gehalt höchstens 0,01 Gew.-%. Optimalerweise
ist er auf höchstens 0,008 Gew.-%, insbesondere höchstens 0,006 Gew.-% beschränkt.
[0033] P ist ein unerwünschter Legierungsbestandteil, der den unvermeidbaren Verunreinigungen
zuzurechnen ist. P kann bei übermäßiger Zugabe zu Versprödung und damit zum Herabsetzten
der Crasheigenschaften führen. Zusätzlich wird die Schweißbarkeit durch den P-Gehalt
beeinträchtigt. Aus diesen Gründen soll der P-Gehalt 0,2 Gew-% nicht übersteigen.
Bevorzugt beträgt der P-Gehalt höchstens 0,05%, insbesondere höchstens 0,03%.
[0034] S ist ein unerwünschter Legierungsbestandteil, der den unvermeidbaren Verunreinigungen
zuzurechnen ist. Daher darf sein Gehalt im Stahl eines erfindungsgemäß verarbeiteten
kaltgewalzten Stahlflachprodukts höchstens 0,05 Gew.-% betragen. Um eine gute Dehnbarkeit
des Stahlproduktes zu gewährleisten muss die Bildung von MnS bzw. (Mn,Fe)S möglichst
gering gehalten werden. Bevorzugt beträgt der S-Gehalt höchstens 0,01 Gew.-%, besonders
bevorzugt höchstens 0,005 Gew.-%.
[0035] Cr und Mo tragen im Stahl eines erfindungsgemäß verarbeiteten Stahlflachproduktes
zur Festigkeitssteigerung bei. Sie begünstigen die Bildung von Martensit durch Verschiebung
der Ferrit-Perlit-Umwandlungsbereiche bei der Wärmebehandlung. Um diesen Effekt zu
erreichen beträgt der Mo-Gehalt mindestens 0,003 Gew.-%, bevorzugt mindestens 0,005
Gew.-%. Der Cr-Gehalt beträgt mindestens 0,2 Gew.-%, bevorzugt mindestens 0,3 Gew.-%.
Bei zu hohen Gehalten an Cr oder Mo können sich allerdings unerwünschte Carbide bilden.
Zudem steigen die Legierungskosten übermäßig an. Der Mo-Gehalt beträgt daher maximal
1,0 Gew.-%, bevorzugt höchstens 0,3 Gew.-%. Der Cr-Gehalt beträgt maximal 1,5 Gew.-%,
bevorzugt höchstens 0,8 Gew.-%.
[0036] Ti, B und Nb tragen in dem Stahl des erfindungsgemäß verarbeiteten kaltgewalzten
Stahlflachprodukts zur Festigkeitssteigerung bei und führen zu einer feineren Gefügestruktur.
B ermöglicht durch Unterdrückung der Ferrit- und Bainitbildung einen höheren Martensitanteil,
kann seine Wirkung aber erst durch zusätzliche Zugabe von Ti voll entfalten, welches
durch Bildung feiner Ti(C,N)-Ausscheidungen die Entstehung ungewollter Bornitride
verhindert. Diese Festigkeitssteigerung durch Ausscheidungsbildung wird durch die
zusätzliche Zugabe von Nb begünstigt bzw. verstärkt. Es hat sich gezeigt, dass die
Summe der Gehalte von Ti, Nb und dem 15-fachen Gehalt von B mindestens 0,02 Gew.-%
betragen sollte, um diese Eigenschaften zu erreichen (d.h. Ti+Nb+15·B ≥ 0,02 Gew.-%).
Zur Vermeidung eines negativen Einflusses auf die Verarbeitbarkeit darf jedoch ein
maximaler Gehalt für die genannte Summe 0,15 Gew.-% nicht überschritten werden (d.h.
Ti+Nb+15·B ≤ 0,15 Gew.-%). Gleichzeitig beträgt der B-Gehalt maximal 0,005 Gew.-%.
Übermäßige Zugabe von Bor führt zu erhöhter Sprödigkeit. Daher beträgt der Bor-Gehaltweniger
als 0,005 Gew.-%, bevorzugt weniger als 0,003 Gew.-%.
[0037] Die Zugabe von V in dem Stahl des erfindungsgemäß verarbeiteten kaltgewalzten Stahlflachprodukts
führt zu einer Verbesserung der Verarbeitbarkeit und einer verbesserten Beständigkeit
gegen verzögerte Rissbildung durch eine feinere Gefügestruktur. Zur optimalen Nutzung
dieser Vorteile sollte ein V-Gehalt im Bereich 0,0005-0,05 Gew.-% gewählt werden,
insbesondere sollte er mindestens 0,003 Gew.-% betragen.
[0038] Cu und Ni tragen in dem Stahl des erfindungsgemäß verarbeiteten kaltgewalzten Stahlflachprodukts
zur Festigkeitssteigerung bei und können einzeln oder in Kombination hinzugefügt werden.
Dabei beträgt der Cu-Gehalt mindestens 0,0001 Gew.-%, bevorzugt mindestens 0,001 Gew.-%.
Allerdings sollte der Cu-Gehalt 0,5 Gew.-%, bevorzugt 0,08 Gew.-%, nicht übersteigen.
Der Ni-Gehalt beträgt mindestens 0,002 Gew.-%, bevorzugt mindestens 0,01 Gew.-%. Maximal
sollte der Ni-Gehalt nicht größer als 0,2 Gew.-%, bevorzugt nicht größer als 0,1 Gew.-%
betragen.
[0039] Die Zugabe von Ca in dem Stahl des erfindungsgemäß verarbeiteten kaltgewalzten Stahlflachprodukts
führt zu einer feineren Verteilung der Einschlüsse im Stahl und bildet sphärische
Sulfide, wodurch Nachteile anderer schädlicher Sulfide bei der weiteren Prozessierung
reduziert werden können. Dazu sollte der Ca-Gehalt mindestens 0,0005 Gew.-% betragen.
Da jedoch ein zu hoher Ca-Anteil nachteilige Effekte auf Gieß- und Warmumfombarkeit
haben kann, sollte er höchstens 0,007 Gew.-%, bevorzugt höchstens 0,003 Gew.-% betragen.
[0040] Bei einer speziellen Ausgestaltung weist der Stahl ein Kohlenstoffäquivalent C
äq auf, dass zwischen 0,3 % und 1,3 % liegt. Dabei ist das Kohlenstoffäquivalent als
gewichtete Summe der folgenden Element-Gehalte definiert:

[0041] Es hat sich gezeigt, dass das Kohlenstoffäquivalent gut dafür geeignet ist, die nachfolgende
Verarbeitbarkeit des Stahlflachproduktes zu charakterisieren. Bei Werten im Bereich
0,3 % bis 1,3 % lässt sich das Stahlflachprodukt sowohl gut schweißen als auch problemlos
beschichten im Vergleich zu anderen Stahllegierungen mit einer ähnlichen Festigkeit
und einem höheren Anteil von Legierungselementen. Bevorzugt beträgt das Kohlenstoffäquivalent
maximal 0,7 % hierfür. Weiterhin bevorzugt beträgt das Kohlenstoffäquivalent mindestens
0,3 %.
[0042] Das Verfahren ist insbesondere derart ausgestaltet, dass der Produktionsindex P
WG zwischen 0,1 und 2,7 liegt. Dabei ist der Produktionsindex P
WG wie folgt definiert:

mit
TG2: Nachglühtemperatur in der Einheit °C
WG2: Walzgrad beim Nachwalzen in %
Cäq: Kohlenstoffäquivalent in %
K: Konstante mit dem Wert 10 °C
[0043] Umfassende Versuche haben gezeigt, dass sich ein besonders stabiler Prozess mit zuverlässiger
Nachbehandlung zur Festigkeitssteigerung ergibt, wenn der Produktionsindex im genannten
Bereich liegt.
[0044] Für das erfindungsgemäße Nachbehandlungsverfahren wird als Ausgangsmaterial bevorzugt
ein kaltgewalztes Stahlflachprodukt verwendet, dessen Gefüge aus mindestens zwei Phasen,
von denen Martensit und Ferrit die dominierenden Phasen sind, besteht, wobei mehr
als 10 Vol.- % Martensit und mehr als 60 Vol.-% Ferrit vorhanden sind. Bevorzugt beträgt
der Ferrit-Anteil mehr als 70 Vol.-%, insbesondere mehr als 80%. Der verbleibende
Anteil kann Bainit oder Ausscheidungen enthalten. Das Gefüge des Stahlflachprodukts
sollte dabei mindestens 60 Vol.-% Ferrit enthalten, um die nötige Dehnung einstellen
zu können. Auch sollten im Gefüge des erfindungsgemäßen Stahlflachprodukts mindestens
10 Vol.-% Martensit vorhanden sein, um zum einen die Festigkeit zu erreichen und zum
anderen einen Anlasseffekt zu ermöglichen. Das nachbehandelte Gefüge besteht aus mindestens
zwei Phasen, von denen Ferrit und Martensit die dominierenden Phasen sind. Durch die
Nachbehandlung ist der Martensit nun angelassener Martensit. Die Ferritphase weist
leicht gestreckte Körner auf, etwaig vorher vorhandener Restaustenit ist zerfallen.
Die sonstigen Phasenanteile sind gegenüber dem Ausgangsprodukt unverändert. Damit
weist das nachbehandelte Stahlflachprodukt ein mindestens aus zwei Phasen bestehendes
Gefüge auf, das (in Vol.-%) mehr als 10 % angelassenen Martensit und mehr als 60 %
Ferrit umfasst. Bevorzugt beträgt der Ferrit-Anteil mehr als 70 Vol.-%, insbesondere
mehr als 80 %.
[0045] Bei einer bevorzugten Ausgestaltung wird das kaltgewalzte Stahlflachprodukt zwischen
Nachwalzen und Anlassglühen beschichtet. Das Beschichten hat den Vorteil, dass ein
Korrosionsschutz gewährleistet wird. Bei einer besonders vorteilhaften Weiterbildung
wird das kaltgewalzte Stahlflachprodukt zwischen Nachwalzen und Anlassglühen beschichtet,
insbesondere elektrolytisch beschichtet. Der Vorteil einer Beschichtung zwischen Nachwalzen
und Anlassglühen liegt darin, dass eventuell bei der Beschichtung aufgenommener Wasserstoff
beim Anlassglühen wieder entfernt wird. Wasserstoff kann zu Wasserstoffversprödung
führen und sollte daher möglichst vermieden werden. Eine elektrolytische Beschichtung
hat den Vorteil, dass das Stahlflachprodukt dabei nicht hoch erwärmt wird, beispielsweise
im Vergleich zum Schmelztauchbeschichten. Eine zu hohe Erwärmung beim Beschichten
könnte sich auf das eingestellte Gefüge und damit auf die mechanischen Eigenschaften
auswirken.
[0046] Die zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens bereitgestellten kaltgewalzten
Stahlflachprodukte können ausgehend von einem Stahl mit der voranstehend erläuterten
Zusammensetzung hergestellt werden. Dazu können bei der Erzeugung des bereitgestellten
Stahlflachprodukts folgende Arbeitsschritte durchlaufen werden:
- Vergießen eines Stahls mit der vorgenannten Zusammensetzung zu einer Bramme;
- Wiedererwärmen der Bramme auf eine 1200-1300 ° C betragende Wiedererwärmungstemperatur;
- Warmwalzen der wiedererwärmten Bramme zu einem Warmband, wobei die Warmwalzendtemperatur
des Warmbands bei Beendigung des Warmwalzens 800-1000°C beträgt;
- Haspeln des Warmbands bei einer Haspeltemperatur von 400-700 °C;
- Beizen des Warmbands
- Kaltwalzen des Warmbands in einem oder mehreren Kaltwalzschritten zu einem kaltgewalzten
Stahlflachprodukt, wobei der über das Kaltwalzen erzielte Kaltwalzgrad insgesamt 20-80
% beträgt;
- Durchlaufglühen des kaltgewalzten Stahlflachprodukts bei einer Durchlaufglühtemperatur
von 700-950 °C; Dabei kann das Durchlaufglühen auch durch ein Feuerbeschichten realisiert
werden.
- Abkühlen des kaltgewalzten Stahlflachprodukts auf Raumtemperatur
[0047] Bei einer besonders bevorzugten Variante des Verfahrens weist das Abkühlen des kaltgewalzten
Stahlflachprodukts auf Raumtemperatur zwei Zwischenschritte auf. Hierbei wird das
kaltgewalzte Stahlflachprodukt in dem ersten Zwischenschritt auf eine erste Abkühltemperatur
T
1 abgekühlt und eine erste Haltezeit t
1 auf der ersten Abkühltemperatur T
1 gehalten. Anschließend wird das kaltgewalzte Stahlflachprodukt in dem zweiten Zwischenschritt
auf eine zweite Abkühltemperatur T
2 abgekühlt wird und eine zweite Haltezeit t
2 auf der zweiten Abkühltemperatur T
2 gehalten. Hierbei gilt für die Abkühltemperaturen T
1, T
2:
T1 >
T2, 450°C ≤
T1 ≤ 800°C und 400°C ≤
T2 ≤ 600°C
und für die Haltezeiten t
1, t
2 gilt:
0s ≤
t1 ≤ 60s und 0s ≤
t2 ≤ 900s
[0048] Dieses zweistufige Abkühlverfahren hat den Vorteil, dass im ersten Zwischenschritt
eine Ferritbildung erfolgt und im zweiten Zwischenschritt der Bainit- und der Restaustenitanteil
eingestellt werden.
[0049] Alternativ kann das Abkühlen aber auch in einem einzigen Abkühlschritt auf Raumtemperatur
erfolgen.
[0050] Optional kann das zur Festigkeitssteigerung nachbehandelte bereitgestellte kaltgewalzte
Stahlflachprodukt mit einer metallischen Schutzbeschichtung versehen sein. Dies ist
beispielsweise zweckmäßig, wenn aus dem Stahlflachprodukt Bauteile gefertigt werden,
die im praktischen Einsatz einer korrosiven Umgebung ausgesetzt sind. Die metallische
Beschichtung kann in jeder geeigneten Weise aufgebracht werden, wobei sich hier insbesondere
ein Auftrag durch Schmelztauchbeschichten beispielsweise in einer Durchlauf-Feuerbeschichtungsanlage
eignet.
[0051] Die erfindungsgemäße Aufgabe wird ebenfalls gelöst durch ein zur Festigkeitssteigerung
nachbehandeltes, kaltgewalztes Stahlflachprodukt, das
- aus einem Stahl mit der nachfolgend angegebenen Zusammensetzung besteht (in Gew.-%)
- C: 0,05-0,25 %,
- Si: 0,05-0,6 %,
- Mn: 1,0-3,0 %,
- Al: 0,02-1,5 %,
- N: weniger als 0,02 %,
- P: 0,005-0,2 %,
- S: weniger als 0,05 %
- einem oder mehrere Elemente aus der Gruppe "Cr, Mo" mit der Maßgabe:
- Cr: 0,2-1,5 %,
- Mo: 0,003-1,0 %,
- optional einem oder mehrere Elemente aus der Gruppe "Ti, Nb, B" mit der Maßgabe:
- B: weniger als 0,005 %
- Ti+Nb+15*B: 0,02-0,15 %
- sowie optional einem oder mehrere Elemente aus der Gruppe "V, Cu, Ni, Ca" mit der
Maßgabe:
- V: 0,0005-0,05 %
- Cu: 0,0001-0,5 %
- Ni: 0,002-0,2 %
- Ca: 0,0005-0,007 %
- Rest Eisen und unvermeidbare Verunreinigungen,
und
- eine Dehngrenze von mindestens 1000 MPa und eine Zugfestigkeit Rm von mindestens 1100 MPa aufweist,
- wobei die legierungsunabhängige Zugfestigkeit R̃m mindestens 400 MPa beträgt, mit

wobei C, Si, Mn, Cr und Mo die jeweiligen Elementgehalte in Gewichtsprozent sind.
[0052] Im Sinne dieser Anmeldung weist ein nachbehandeltes, kaltgewalztes Stahlflachprodukt
eine Dehngrenze von mindestens 1000 MPa auf, wenn die Dehngrenze in wenigstens einer
Richtung mindestens 1000 MPa beträgt (also beispielsweise quer oder längs zur Walzrichtung).
Das entsprechende gilt für die Zugfestigkeit und die legierungsunabhängige Zugfestigkeit.
[0053] Bezüglich der Elementgehalte und der Gefügedetails gelten die vorstehenden Erläuterungen
bezüglich der Vorteile und bevorzugen Ausführungsvarianten.
[0054] Durch die erfindungsgemäßen Nachbehandlungsschritte Nachwalzen und Anlassglühen ergibt
sich regelmäßig eine Dehngrenze von mindestens 1000MPa, bevorzugte Ausführungsvarianten
weisen eine Dehngrenze von mindestens 1200 MPa, insbesondere von mindestens 1400 MPa
auf. Ebenso wird eine Zugfestigkeit von mindestens 1100 MPa erreicht, wobei bevorzugte
Ausführungsvarianten eine Zugfestigkeit von mindestens 1200 MPa, insbesondere mindestens
1400 MPa aufweisen.
[0055] Zudem beträgt die legierungsunabhängige Zugfestigkeit R̃
m mindestens 400 MPa, bevorzugt mindestens 450 MPa. Die hohe Zugfestigkeit wird also
gerade nicht durch hohe Legierung mit zur Härtung beitragenden Elementen (C, Si, Mn,
Cr, Mo), sondern durch die die erfindungsgemäßen Nachbehandlungsschritte Nachwalzen
und Anlassglühen erreicht. Das zur Festigkeitssteigerung nachbehandelte, kaltgewalzte
Stahlflachprodukt hat damit den Vorteil, dass eine hohe Festigkeit auch ohne übermäßige
Beilegierung erreicht wird. Daher ist es entsprechend kostengünstiger zu produzieren.
Zudem entfallen die negativen Auswirkungen der hohen Legierungsgehalte auf spätere
Bearbeitungsschritte wie Schweißen oder Beschichten. Niedrig legierte Stähle sind
in dieser Hinsicht einfacher weiterzuverabeiten.
[0056] Bei einer bevorzugten Variante des zur Festigkeitssteigerung nachbehandelten, kaltgewalzten
Stahlflachproduktes ist die Summe der Korngrenzenlängen für Kleinwinkelkorngrenzen
eines quadratischen Messfeldes von 50µm*50µm in einem Längsschliff größer als 10mm,
bevorzugt größer 15mm, besonders bevorzugt größer 20mm.
[0057] Unter Kleinwinkelkorngrenzen werden Orientierungsunterschiede des Gitters von kleiner
als 15° bezeichnet. Die Summe der Korngrenzenlängen wird mittels der EBSD-Methode
ermittelt. Die EBSD-Methode (Electron backscattering diffraction) gehört zu den elektronenmikroskopischen
Untersuchungsverfahren. Es werden die Informationen der von der Probe rückgestreuten
Elektronen genutzt. Der Elektronenstrahl rastert während einer Analyse die Oberfläche
der Probe ab. Die auftreffenden Elektronen werden in der Probe gestreut. Zum Teil
treffen diese unter Bragg-Bedingungen auf Gitterflächen des untersuchten Kornes und
werden gebeugt. Die entstehenden Beugungsmuster (Kikuchi-Pattern) werden mit Hilfe
eines Phosphorschirms aufgenommen und durch eine Software verarbeitet und interpretiert.
Die Kikuchi-Pattern enthalten Informationen über die vorliegenden Kristallsymmetrien,
die Rückschlüsse auf die untersuchten kristallographischen Phasen und die Orientierung
des untersuchten Kornes, sowie auf Gitterverzerrungen, Missorientierungen von Korngrenzen
etc. zulassen. Betrachtet man nun ein quadratisches Messfeld von 50µm*50m auf der
Oberfläche eines Schliffes entnommen längs zur Walzrichtung (Längsschliff), so ist
es möglich die Gesamtlänge der Kleinwinkelkorngrenzen welche Orientierungsunterschiede
des Gitters von <15° trennen aufzuaddieren.
[0058] Nachfolgend wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen näher erläutert.
[0059] Zur Erprobung der Erfindung sind siebzehn Stahlschmelzen 1-17 erschmolzen worden,
deren Zusammensetzung in Tabelle 1 angegeben ist. Zudemzeigt Tabelle 1 das aus der
Zusammensetzung ermittelte Kohlenstoffäquivalent C
äq.
[0060] Die Stahlschmelzen 1-17 sind für die nachfolgenden Versuche 1-17 zu Brammen vergossen
worden. Die aus den Stahlschmelzen gegossenen Brammen sind auf eine Wiedererwärmungstemperatur
von 1260-1300°C wiedererwärmt worden und anschließend in konventioneller Weise bei
einer Warmwalzendtemperatur von 880-990°C jeweils zu einem Warmband mit einer Dicke
von 2-3 mm warmgewalzt worden.
[0061] Die erhaltenen Warmbänder sind auf eine Haspeltemperatur von 525-585°C abgekühlt
und bei dieser Haspeltemperatur zu einem Coil gehaspelt worden.
[0062] Nach der Abkühlung sind die Warmbänder in ebenso konventioneller Weise mit einem
über das Kaltwalzen insgesamt erzielten Kaltwalzgrad von im Mittel 20-60 % zu kaltgewalzten
Stahlbändern kaltgewalzt worden. Der über das Kaltwalzen erzielte Kaltwalzgrad KWG
wird hier in der allgemein üblichen Weise nach der Formel KWG = 100 %*(dV-dN)/dV bestimmt,
wobei mit dV die Dicke des Warmbands vor dem Kaltwalzen und mit dN die Dicke des erhaltenen
Kaltbands nach dem Kaltwalzen bezeichnet ist. Anschließend haben die kaltgewalzten
Stahlbänder eine im Durchlauf absolvierte Glühbehandlung bei einer Glühtemperatur
von 816-916°C durchlaufen.
[0063] Die Abkühlung der Stahlbänder auf Raumtemperatur erfolgte in zwei Zwischenschritten.
Im ersten Zwischenschritt wurden die Stahlbänder auf eine erste Abkühltemperatur T
1 mit 650°C ≤
T1 ≤ 800°C abgekühlt und für eine erste Haltezeit t
1 mit 0s ≤
t1 ≤ 20s auf der ersten Abkühltemperatur gehalten. Anschließend wurden die Stahlbänder
auf eine zweite Abkühltemperatur T
2 abgekühlt wird für und eine zweite Haltezeit t
2 auf der zweiten Abkühltemperatur T
2 gehalten. Hierbei galt für zweite Abkühltemperatur T
2 und die zweite Haltezeit
t2:
450°C ≤
T2 ≤ 550°C und 60s ≤
t2 ≤ 500s
[0064] Alle so erzeugten Stahlbänder wiesen ein Gefüge mit mehr als 10% Martensit und mehr
als 60% Ferrit auf.
[0065] Jedes der in der voranstehend beschriebenen Weise in den Versuchen erhaltenen kaltgewalzten
Stahlbänder ist daraufhin zunächst einem Nachwalzen mit einem Nachwalzgrad W
G2 unterzogen worden und anschließend einer zusätzlichen als Haubenglühung durchgeführten
Anlassglühung, bei der es für mehr als 20 Minuten bei einer Temperatur T
G2 gehalten worden ist.
[0066] Nach der Anlassglühung sind für die erhaltenen Stahlbänder die Dehngrenze und die
Zugfestigkeit R
m sowohl längs als auch quer zur Walzrichtung gemessen worden. Die Ergebnisse sind
in Tabelle 2 aufgeführt. Aus diesen Messergebnissen wurden zudem der Produktionsindex
PWG und die legierungsunabhängige Zugfestigkeit R̃
m ermittelt.
[0067] Es zeigt sich, dass durch das erfindungsgemäß zusätzlich durchgeführte Nachwalzen
mit anschließendem Anlassglühen durchweg eine sehr hohe Dehngrenze und eine sehr hohe
Zugfestigkeit R
m erreicht wurde. Zugfestigkeit und Dehngrenze wurden nach DIN-EN ISO 6982-1, Probenform
2 (Anhang B Tab. B1) ermittelt. Lediglich die beiden nicht erfindungsgemäßen Beispiele
6 und 11, die mit 5 % einen geringen Walzgrad W
G2 haben, erreichen keine so hohen Festigkeitswerte.
[0068] Mit dieser Eigenschaftskombination sind erfindungsgemäße kaltgewalzte Stahlbänder
optimal für die Herstellung von Bauteilen geeignet, die eine hohe Festigkeit aufweisen,
aber nicht die für diese Festigkeit typische hochlegierte chemische Analyse aufweisen.
Dadurch werden die damit verbundenen Probleme beim Schweißen und die Kosten der Legierungsbestandteile
reduziert.
[0069] Die Figuren 1 und 2 zeigen beispielhaft für den Stahl aus dem vorbeschriebenen Beispiel
Nr. 13 (siehe Tabelle 1) die Steigerung der Dehngrenze durch Nachwalzen ohne Anlassglühen
(Figur 1) und durch Anlassglühen ohne vorheriges Nachwalzen (Figur 2). Aufgetragen
ist jeweils die Differenz der Dehngrenze zwischen dem Zustand nach dem Nachwalzen
bzw. Anlassglühen und dem Ausgangszustand. Dabei wurde die Dehngrenze in allen Fällen
quer zur Walzrichtung ermittelt. Figur 1 zeigt diese Differenz als Funktion des Walzgrades.
Figur 2 zeigt die Differenz als Funktion der Glühtemperatur beim Anlassglühen. Die
Glühzeit betrug in jedem Fall 20 Minuten. Beide Figuren zeigen eine deutliche Steigerung
der Dehngrenze durch die jeweilige Nachbehandlung. Durch das Anlassglühen bei 300°C,
400°C und 500°C (Figur 2) hatte der Stahl Nr. 13 eine ausgeprägte Streckgrenze ausgebildet,
so dass als Dehngrenze R
el ermittelt und bei der Differenzbildung verwendet wurde. In allen anderen Fällen ergab
sich bei der Messung keine ausgeprägte Streckgrenze, so dass als Dehngrenze der Wert
R
p02 ermittelt und bei der weiteren Auswertung verwendet wurde.
[0070] Figur 3 zeigt für den Stahl Nr. 13 den synergetischen Effekt von Nachwalzen und Anlassglühen
auf die Festigkeit. Aufgetragen ist die Differenz der Dehngrenze zwischen dem Zustand
nach Nachwalzen und Anlassglühen und dem Zustand nach Nachwalzen ohne Anlassglühen.
(Ein Walzgrad von 0% meint den Fall ohne Nachwalzen). Wären die beiden Effekte (Nachwalzen
und Anlassglühen) auf die Festigkeit unabhängig voneinander, dürfte sich keine Abhängigkeit
vom Walzgrad zeigen, da der Effekt des Walzens ja gerade subtrahiert wurde. Für alle
drei Nachglühtemperaturen (200°C, 300°C und 400°C) müsste sich ein Verlauf parallel
zur x-Achse ergeben. Stattdessen ist jedoch bei allen drei Nachglühtemperaturen ein
Anstieg mit steigendem Walzgrad zu erkennen. Der Gesamteffekt geht also über die Summe
der beiden Einzeleffekte hinaus. Beim Anlassglühen bei 300°C und 400°C ohne vorheriges
Nachwalzen und beim Anlassglühen bei 300°C und 400°C mit vorherigem Nachwalzen mit
einem Walzgrad von 10% hatte der Stahl Nr. 13 eine ausgeprägte Streckgrenze ausgebildet,
so dass als Dehngrenze R
el ermittelt und bei der Auswertung verwendet wurde. Dies betrifft also die vier Datenpunkte
oben links in Figur 3. In allen anderen Fällen ergab sich bei der Messung keine ausgeprägte
Streckgrenze, so dass als Dehngrenze der Wert R
p02 ermittelt und bei der weiteren Auswertung verwendet wurde. Die Dehngrenze wurde auch
hier in allen Fällen quer zur Walzrichtung ermittelt. Das gleiche Verhalten zeigt
sich ebenfalls bei Messungen längs zur Walzrichtung.
[0071] Die Figuren 4 und 5 zeigen lichtmikroskopische Längsschliffe des Stahls Nr.13 nach
Nitalätzung. Deutlich ist in beiden Figuren der hohe Ferritanteil von mehr als 60
Vol.-% zu erkennen. Figur 4 zeigt den Stahl im Ausgangszustand ohne Nachbehandlung.
In Figur 5 ist dagegen der Stahl Nr. 13 nach einer Nachbehandlung zur Festigkeitssteigerung
gemäß Tabelle 2 dargestellt, bei der der Stahl zunächst mit einem Walzgrad von 30%
nachgewalzt und anschließend bei 300°C für mehr als 20 Minuten anlassgeglüht wurde.
Die Walzrichtung liegt bei Figur 5 in der Zeichenebene und verläuft horizontal. In
Figur 5 sind deutlich die leicht gestreckte Körner der Ferritphase zu erkennen.
[0072] Anhand der in den Figuren 4 und 5 dargestellten Längsschliffe wurden ebenfalls mit
der EBSD-Methode die Summen der Korngrenzenlängen für Kleinwinkelkorngrenzen eines
quadratischen Messfeldes von 50µm*50µm ermittelt. Dabei beträgt die Summe der Kleinwinkelkorngrenzen
im Ausgangszustand (d.h. Figur 4) 4,27mm. Durch die Nachbehandlung vergrößert sich
dieser Wert auf 23,04mm (Zustand gemäß Figur 5). Entsprechende Messungen ergeben für
die nachbehandelte Stahlflachprodukte Nr. 16 und Nr. 17 gemäß der Tabellen 1 und 2
13,1mm (Nr. 16) und 17 mm (Nr. 17).
Beispiel |
C |
Si |
Mn |
Al |
Cr |
Mo |
P |
S |
Cu |
N |
V |
Ni |
B |
Ca |
Ti+Nb+15*B |
Cäq |
|
[Gew.-%] |
[Gew.-%] |
[Gew.-%] |
[Gew.-%] |
[Gew.-%] |
[Gew.-%] |
[Gew.-%] |
[Gew.-%] |
[Gew.-%] |
[Gew.-%] |
[Gew.-%] |
[Gew.-%] |
[Gew.-%] |
[Gew.-%] |
[Gew.-%] |
[Gew.-%] |
1 |
0,161 |
0,293 |
1,95 |
0,038 |
0,451 |
0,103 |
0,013 |
0,0006 |
|
0,0033 |
0,005 |
0,036 |
0,0011 |
0,0011 |
0,062 |
0,6 |
2 |
0,149 |
0,356 |
2,22 |
0,693 |
0,667 |
0,022 |
0,02 |
0,0009 |
0,036 |
0,0024 |
|
0,038 |
0,0012 |
0,0002 |
0,063 |
0,66 |
3 |
0,151 |
0,286 |
1,8 |
0,034 |
0,424 |
0,106 |
0,013 |
0,0013 |
0,019 |
0,0042 |
0,007 |
0,038 |
0,0011 |
|
0,065 |
0,56 |
4 |
0,149 |
0,356 |
2,22 |
0,693 |
0,667 |
0,022 |
0,02 |
0,0009 |
0,036 |
0,0024 |
|
0,038 |
0,0012 |
0,0002 |
0,063 |
0,66 |
5 |
0,165 |
0,381 |
2,25 |
0,668 |
0,672 |
0,009 |
0,02 |
0,0023 |
0,026 |
0,0042 |
0,004 |
|
0,0013 |
0,0007 |
0,062 |
0,68 |
6 |
0,16 |
0,27 |
1,84 |
0,05 |
0,43 |
0,05 |
0,008 |
0,001 |
0,03 |
0,0043 |
|
0,04 |
0,0013 |
0,0012 |
0,071 |
0,57 |
7 |
0,16 |
0,27 |
1,84 |
0,05 |
0,43 |
0,05 |
0,008 |
0,001 |
0,03 |
0,0043 |
|
0,04 |
0,0013 |
0,0012 |
0,071 |
0,57 |
8 |
0,149 |
0,356 |
2,22 |
0,693 |
0,667 |
0,022 |
0,02 |
0,0009 |
0,036 |
0,0024 |
|
0,038 |
0,0012 |
0,0002 |
0,063 |
0,66 |
9 |
0,16 |
0,27 |
1,84 |
0,05 |
0,43 |
0,05 |
0,008 |
0,001 |
0,03 |
0,0043 |
|
0,04 |
0,0013 |
0,0012 |
0,071 |
0,57 |
10 |
0,165 |
0,381 |
2,25 |
0,668 |
0,672 |
0,009 |
0,02 |
0,0023 |
0,026 |
0,0042 |
0,004 |
|
0,0013 |
0,0007 |
0,062 |
0,68 |
11 |
0,16 |
0,27 |
1,84 |
0,05 |
0,43 |
0,05 |
0,008 |
0,001 |
0,03 |
0,0043 |
|
0,04 |
0,0013 |
0,0012 |
0,071 |
0,57 |
12 |
0,149 |
0,356 |
2,22 |
0,693 |
0,667 |
0,022 |
0,02 |
0,0009 |
0,036 |
0,0024 |
|
0,038 |
0,0012 |
0,0002 |
0,063 |
0,66 |
13 |
0,161 |
0,293 |
1,95 |
0,038 |
0,451 |
0,103 |
0,013 |
0,0006 |
|
0,0033 |
0,005 |
0,036 |
0,0011 |
0,0011 |
0,062 |
0,6 |
14 |
0,165 |
0,381 |
2,25 |
0,668 |
0,672 |
0,009 |
0,02 |
0,0023 |
0,026 |
0,0042 |
0,004 |
|
0,0013 |
0,0007 |
0,062 |
0,68 |
15 |
0,151 |
0,286 |
1,8 |
0,034 |
0,424 |
0,106 |
0,013 |
0,0013 |
0,019 |
0,0042 |
0,007 |
0,038 |
0,0011 |
|
0,065 |
0,56 |
16 |
0,154 |
0,272 |
1,84 |
0,03 |
0,419 |
0,104 |
0,011 |
0,0004 |
0,022 |
0,003 |
0,005 |
0,03 |
0,001 |
0,001 |
0,06 |
0,57 |
17 |
0,164 |
0,268 |
1,83 |
0,033 |
0,421 |
0,111 |
0,013 |
0,0007 |
0,019 |
0,0043 |
0,005 |
0,038 |
0,001 |
0,0011 |
0,06 |
0,58 |
Beispiel |
WG2 |
TG2 |
Dehngrenze (längs) |
Rm (längs) |
PWG |
R̃m (längs) |
Dehngrenze (quer) |
Rm (quer) |
R̃m (quer) |
Erfindungsgemäß |
|
[%] |
[°C] |
[MPa] |
[MPa] |
[°C] |
[MPa] |
[MPa] |
[MPa] |
[MPa] |
|
1 |
30 |
100 |
1229 |
1339 |
0,2 |
452,67 |
954 |
1287 |
435,09 |
ja |
2 |
20 |
200 |
1254 |
1479 |
0,66 |
433,22 |
1085 |
1475 |
432,04 |
ja |
3 |
10 |
400 |
1150* |
1.161 |
2,25 |
419,59 |
1127* |
1233 |
445,61 |
ja |
4 |
10 |
400 |
1417 |
1423 |
2,65 |
416,81 |
1346* |
1439 |
421,50 |
ja |
5 |
30 |
200 |
1417 |
1584 |
0,45 |
455,57 |
1280 |
1620 |
465,92 |
ja |
6 |
5 |
100 |
834 |
1020 |
1,13 |
370,91 |
718 |
1024 |
372,36 |
nein |
7 |
20 |
400 |
1225 |
1247 |
1,13 |
453,45 |
1209* |
1318 |
479,27 |
ja |
8 |
10 |
100 |
1198 |
1387 |
0,66 |
406,27 |
1112 |
1420 |
415,93 |
ja |
9 |
20 |
200 |
1146 |
1294 |
0,57 |
470,55 |
1030 |
1303 |
473,82 |
ja |
10 |
30 |
100 |
1396 |
1550 |
0,23 |
445,79 |
1182 |
1547 |
444,92 |
ja |
11 |
5 |
200 |
963 |
1.086 |
2,27 |
394,91 |
844 |
1089 |
396,00 |
nein |
12 |
20 |
300 |
1547 |
1581 |
0,99 |
463,09 |
1401 |
1607 |
470,71 |
ja |
13 |
30 |
300 |
1429 |
1442 |
0,6 |
487,49 |
1294 |
1450 |
490,20 |
ja |
14 |
30 |
400 |
1617 |
1632 |
0,9 |
469,37 |
1537* |
1648 |
473,97 |
ja |
15 |
10 |
100 |
1020 |
1135 |
0,56 |
410,19 |
838 |
1124 |
406,22 |
ja |
16 |
10 |
250 |
1174 |
1349 |
1,42 |
483,84 |
1234* |
1280 |
458,95 |
ja |
17 |
26 |
250 |
1416 |
1444 |
0,56 |
516,82 |
1310 |
1460 |
522,55 |
ja |
Bei den mit * versehenen Werten der Dehngrenze hatte sich eine ausgeprägte Streckgrenze
ausgebildet, so dass Rel ermittelt wurde. Alle anderen Werte der Dehngrenze meinen Rp02. |
1. Verfahren zum Herstellen eines zur Festigkeitssteigerung nachbehandelten, kaltgewalzten
Stahlflachproduktes bei dem ein kaltgewalztes Stahlflachprodukt bereitgestellt wird,
wobei das bereitgestellte Stahlflachprodukt mit Hilfe der folgenden Arbeitsschritte
erzeugt wird:
- Vergießen eines Stahls mit der nachfolgend angegebenen Zusammensetzung (in Gew.-%)
zu einer Bramme:
- C: 0,05-0,25 %,
- Si: 0,05-0,6 %,
- Mn: 1,0-3,0 %,
- AI: 0,02-1,5 %,
- N: weniger als 0,02 %,
- P: 0,005-0,2 %,
- S: weniger als 0,05 %
- einem oder mehrere Elemente aus der Gruppe "Cr, Mo" mit der Maßgabe:
- Cr: 0,2-1,5 %,
- Mo: 0,003-1,0 %,
- optional einem oder mehrere Elemente aus der Gruppe "Ti, Nb, B" mit der Maßgabe:
- B: weniger als 0,005 %
- Ti+Nb+15*B: 0,02-0,15 %
- sowie optional einem oder mehrere Elemente aus der Gruppe "V, Cu, Ni, Ca" mit der
Maßgabe:
- V: 0,0005-0,05 %
- Cu: 0,0001-0,5 %
- Ni: 0,002-0,2 %
- Ca: 0,0005-0,007 %
- Rest Eisen und unvermeidbare Verunreinigungen;
- Wiedererwärmen der Bramme auf eine 1200-1300 ° C betragende Wiedererwärmungstemperatur;
- Warmwalzen der wiedererwärmten Bramme zu einem Warmband, wobei die Warmwalzendtemperatur
des Warmbands bei Beendigung des Warmwalzens 800-1000°C beträgt;
- Haspeln des Warmbands bei einer Haspeltemperatur von 400-700 °C;
- Beizen des Warmbands
- Kaltwalzen des Warmbands in einem oder mehreren Kaltwalzschritten zu einem kaltgewalzten
Stahlflachprodukt, wobei der über das Kaltwalzen erzielte Kaltwalzgrad insgesamt 20-80
% beträgt;
- Durchlaufglühen des kaltgewalzten Stahlflachprodukts bei einer Durchlaufglühtemperatur
von 700-950 °C;
- Abkühlen des kaltgewalzten Stahlflachprodukts auf Raumtemperatur
dadurch gekennzeichnet, dass das bereitgestellte kaltgewalzte Stahlflachprodukt zur Festigkeitssteigerung nachbehandelt
wird, wobei die folgenden Arbeitsschritte durchlaufen werden:
- Nachwalzen des kaltgewalzten Stahlflachproduktes, wobei der über das Nachwalzen
erzielte Walzgrad WG2 insgesamt 8-40 % beträgt;
- Anlassglühen des nachgewalzten Stahlflachproduktes bei einer Nachglühtemperatur
TG2 von 100-400°C über eine Glühdauer von 0,2-25 Stunden.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass der Stahl ein Kohlenstoffäquivalent C
äq aufweist mit

und der Produktionsindex PWG mit

zwischen 0,1 und 2,7 liegt, wobei
TG2: Nachglühtemperatur in der Einheit °C
WG2: Walzgrad beim Nachwalzen in %
Cäq: Kohlenstoffäquivalent in %
K: Konstante mit dem Wert 10 °C
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Stahl ein aus mindestens zwei Phasen bestehendes Gefüge aufweist, das (in Vol.-%)
mehr als 10 % angelassenen Martensit und mehr als 60% Ferrit enthält.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass das kaltgewalzte Stahlflachprodukt zwischen Nachwalzen und Anlassglühen beschichtet,
insbesondere elektrolytisch beschichtet, wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Abkühlen des kaltgewalzten Stahlflachprodukts auf Raumtemperatur zwei Zwischenschritte
aufweist, wobei das kaltgewalzte Stahlflachprodukt in dem ersten Zwischenschritt auf
eine erste Abkühltemperatur T1 abgekühlt wird und eine erste Haltezeit t1 auf der ersten Abkühltemperatur T1 gehalten wird, und wobei kaltgewalzte Stahlflachprodukt in dem zweiten Zwischenschritt
auf eine zweite Abkühltemperatur T2 abgekühlt wird und eine zweite Haltezeit t2 auf der zweiten Abkühltemperatur T2 gehalten wird, wobei für die Abkühltemperaturen T1, T2 gilt:
T1 > T2, 450°C ≤ T1 ≤ 800°C und 400°C ≤ T2 ≤ 600°C
und für die Haltezeiten t1, t2 gilt:
0s ≤ t1 ≤ 20s und 0s ≤ t2 ≤ 900s
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass das für die Härtung bereitgestellte kaltgewalzte Stahlflachprodukt mit einer metallischen
Schutzbeschichtung versehen ist, die insbesondere durch Schmelztauchbeschichten aufgetragen
wird.
7. Zur Festigkeitssteigerung nachbehandeltes, kaltgewalztes Stahlflachprodukt, das
- aus einem Stahl mit der nachfolgend angegebenen Zusammensetzung besteht (in Gew.-%)
- C: 0,05-0,25 %,
- Si: 0,05-0,6 %,
- Mn: 1,0-3,0 %,
- Al: 0,02-1,5 %,
- N: weniger als 0,02 %,
- P: 0,005-0,2 %,
- S: weniger als 0,05 %
- einem oder mehrere Elemente aus der Gruppe "Cr, Mo" mit der Maßgabe:
- Cr: 0,2-1,5 %,
- Mo: 0,003-1,0 %,
- optional einem oder mehrere Elemente aus der Gruppe "Ti, Nb, B" mit der Maßgabe:
- B: weniger als 0,005 %
- Ti+Nb+15*B: 0,02-0,15 %
- sowie optional einem oder mehrere Elemente aus der Gruppe "V, Cu, Ni, Ca" mit der
Maßgabe:
- V: 0,0005-0,05 %
- Cu: 0,0001-0,5 %
- Ni: 0,002-0,2 %
- Ca: 0,0005-0,007 %
- Rest Eisen und unvermeidbare Verunreinigungen,
und
- eine Dehngrenze von mindestens 1000 MPa und eine Zugfestigkeit Rm von mindestens 1100 MPa aufweist,
- wobei die legierungsunabhängige Zugfestigkeit R̃m mindestens 400 MPa beträgt, mit

wobei C, Si, Mn, Cr und Mo die jeweiligen Elementgehalte in Gewichtsprozent sind
- und wobei der Stahl ein mindestens aus zwei Phasen bestehendes Gefüge aufweist,
das (in Vol.-%) mehr als 10% angelassenen Martensit und mehr als 60% Ferrit umfasst.
8. Zur Festigkeitssteigerung nachbehandeltes, kaltgewalztes Stahlflachprodukt nach Anspruch
7,
dadurch gekennzeichnet, dass der Stahl ein Kohlenstoffäquivalent C
äq aufweist mit

das im Bereich 0,3 % bis 1,3 % liegt.
9. Zur Festigkeitssteigerung nachbehandeltes, kaltgewalztes Stahlflachprodukt nach einem
der Ansprüche 7 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Summe der Korngrenzenlängen für Kleinwinkelkorngrenzen eines quadratischen Messfeldes
von 50µm*50µm in einem Längsschliff größer ist als 10mm, bevorzugt größer 15mm, besonders
bevorzugt größer 20mm.