[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Konditionieren der Oberfläche eines mit
einer Zinklegierungskorrosionsschutzschicht beschichteten Metallbandes nach dem Oberbegriff
des Anspruchs 1.
[0002] Es ist seit langem bekannt, metallische Bleche, insbesondere metallische Bänder,
welche unter gewöhnlichen Anwendungsbedingungen korrodieren könnten, mit Schutzschichten
zu versehen.
[0003] Im Allgemeinen können Korrosionsschutzschichten auf Metallbändern organische Beschichtungen
sein, also zum Beispiel Lacke, wobei diese Lacke durchaus auch korrosionsverhindernde
Mittel enthalten können.
[0004] Darüber hinaus ist es bekannt, Metallbänder durch Metallbeschichtungen zu schützen.
Derartige Metallbeschichtungen können aus einem elektrochemisch edleren Metall oder
aus einem elektrochemisch unedleren Metall bestehen.
[0005] Bei einer Beschichtung aus einem elektrochemisch edleren Metall oder einem Metall,
welches sich selbst passiviert, wie zum Beispiel Aluminium, spricht man von einer
Barriereschutzschicht, wobei beispielsweise beim Aufbringen von Aluminium auf Stahl
das Stahlmaterial dann eine Korrosion erleidet, wenn diese Barriereschutzschicht stellenweise
nicht mehr vorhanden ist, beispielsweise durch mechanische Beschädigung. Eine übliche
Barriereschutzschicht von Stahl ist die bereits genannte Aluminiumschicht, welche
üblicherweise durch Schmelztauchbeschichten aufgebracht wird.
[0006] Wird ein elektrochemisch unedleres Metall als Schutzschicht aufgebracht, spricht
man von einer kathodischen Korrosionsbeschichtung, weil bei einer mechanischen Verletzung
der Korrosionsschutzbeschichtung bis auf das Stahlmaterial das elektrochemisch unedlere
Metall zunächst korrodiert wird, bevor das Stahlmaterial selbst der Korrosion ausgesetzt
ist.
[0007] Die am häufigsten verwendete kathodische Schutzbeschichtung auf Stahl ist eine Zinkbeschichtung
bzw. eine Legierung auf Basis von Zink.
[0008] Es sind verschiedene Verzinkungsverfahren bekannt. Ein gebräuchliches Verzinkungsverfahren
ist die so genannte Feuerverzinkung (auch als Schmelztauchverzinkung bekannt). Dabei
wird Stahl kontinuierlich (z.B. Band oder Draht) oder stückweise (z.B. Bauteile oder
Platinen) bei Temperaturen von etwa 450 °C bis 600 °C in eine Schmelze aus flüssigem
Zink getaucht (der Schmelzpunkt von Zink liegt bei 419,5 °C). Die Zinkschmelze weist
konventionell einen Zinkgehalt von mindestens 98,0 Gew-% gemäß DIN EN ISO 1461 auf.
Auf der Stahloberfläche bildet sich eine widerstandsfähige Legierungsschicht aus Eisen
und Zink und darüber liegt eine fest haftende reine Zinkschicht, deren Zusammensetzung
der Zinkschmelze entspricht. Bei einem kontinuierlich verzinkten Band weist die Zinkschicht
eine Dicke von 5 µm bis 40 µm auf. Bei einem stückweise verzinkten Bauteil kann die
Zinkschicht Dicken von 50 µm bis 150 µm aufweisen.
[0009] Bei einer elektrolytischen Verzinkung (galvanischen Verzinkung) werden Stahlbänder
oder Stahlplatten nicht in einer Zinkschmelze, sondern in einen Zinkelektrolyten eingetaucht.
Dabei wird der zu verzinkende Stahl als Kathode in die Lösung eingebracht und als
Anode wird eine Elektrode aus möglichst reinem Zink oder ein Elektrolyt mit hoher
Menge an gelöstem Zink verwendet. Durch die Elektrolytlösung wird Strom geleitet.
Dabei wird das in ionischer Form vorliegende Zink (Oxidationsstufe +II) zu metallischem
Zink reduziert und an der Stahloberfläche abgeschieden. Im Vergleich zum Feuerverzinken
können durch elektrolytische Verzinkung dünnere Zinkschichten aufgetragen werden.
Die Zinkschichtdicke ist dabei proportional zur Stärke und Zeitdauer des Stromflusses,
wobei - abhängig von der Werkstück- und Anodengeometrie - eine Schichtdickenverteilung
über das gesamte Werkstück entsteht.
[0010] Zur Sicherstellung des Haftvermögens auf der Zinkschicht ist eine sorgfältige Oberflächenvorbehandlung
erforderlich. Dabei kann es sich beispielsweise um Entfetten, alkalische Reinigung,
Spülen und/oder Dekapieren handeln. Nach der Verzinkung können eine oder mehrere Nachbehandlungen
durchgeführt werden, wie z.B. Phosphatieren, Ölen, Aufbringen von organischen Beschichtungen
(z.B. kataphoretische Tauchlackierung - KTL).
[0011] Hierbei werden üblicherweise nicht nur reine Metallschichten abgeschieden. Es gibt
auch eine Vielzahl von bekannten Legierungen, die abgeschieden werden, neben reinen
Aluminiumbeschichtungen gibt es auch Beschichtungen, die Aluminium und Zink enthalten
und Beschichtungen, die neben einem überwiegenden Zinkanteil geringe Mengen an Aluminium
enthalten, wobei auch weitere Elemente enthalten sein können, wie zum Beispiel Zink,
Nickel, Chrom und Magnesium und andere Elemente, sowie Mischungen hieraus. Wenn im
Zuge der Anmeldung von Zinkkorrosionsschutzschichten oder verzinkten Stahlband die
Rede ist, werden Legierungen auf der Basis von Zink mit umfasst.
[0012] Es ist darüber hinaus seit längerem bekannt, insbesondere zur Senkung des Gewichts
von Fahrzeugkarosserien zumindest Teile der Fahrzeugkarosserien hochfest auszubilden,
um eine hinreichende Festigkeit im Crash-Fall zu gewährleisten. Die Gewichtsersparnis
entsteht dadurch, dass hochfeste Stahlsorten mit vergleichbar geringen Wandstärken
verwendet werden können und somit ein geringes Gewicht besitzen.
[0013] Auch bei der Verwendung von hochfesten Stahlsorten gibt es unterschiedliche Ansätze
und die unterschiedlichsten Stahlsorten, welche verwendbar sind.
[0014] Besonders häufig werden Stahlsorten verwendet, die durch eine Abschreckhärtung dies
bedeutet, dass die Abkühlung über der kritischen Abkühlrate erfolgt, hochfest werden.
Eine übliche Stahlsorte, welche durch Abschreckhärtung härtbar ist, sind die sogenannten
Bor-Mangan-Stähle, wie zum Beispiel der am häufigsten eingesetzte 22MnB5, aber auch
Varianten dieses Stahles, wie zum Beispiel 20MnB8, 30MnB8. Es können auch nicht härtbare
Stähle wie z.B. ein mikrolegierter Stahl im direkten bzw. indirekten Verfahren warmumgeformt
werden.
[0015] Derartige Stahlgüten lassen sich im ungehärteten Zustand gut verformen und zuschneiden.
[0016] Um derartige Stahlgüten insbesondere im Karosseriebau in die gewünschte Form zu bringen
und zu härten, gibt es im Wesentlichen zwei unterschiedliche Verfahrenswege.
[0017] Der erste und etwas ältere Verfahrensweg ist das sogenannte Presshärten. Beim Presshärten
wird aus einem Stahlblechband aus einer abschreckhärtbaren Stahllegierung, zum Beispiel
einem 22MnB5 oder einem ähnlichen Mangan-Bor-Stahl, eine ebene Platine ausgeschnitten.
Diese ebene Platine wird anschließend so hoch erhitzt, dass das Stahlgefüge in der
Erscheinungsform des Gammaeisens bzw. Austenits vorliegt. Um dieses Gefüge zu erreichen,
muss somit die sogenannte Austenitisierungstemperatur Ac
3 überschritten werden, zumindest wenn eine vollständige Austenitisierung erwünscht
wird.
[0018] Diese Temperatur kann je nach Stahl zwischen 820°C und 900°C liegen, wobei derartige
Stahlplatinen beispielsweise auf etwa 900°C bis 930°C erhitzt und auf dieser Temperatur
bis zur vollständigen Gefügeänderung gehalten werden.
Anschließend wird eine derartige Stahlplatine im heißen Zustand in einer Presse überführt,
in der mittels eines Oberwerkzeuges und eines Unterwerkzeuges, die jeweils korrespondierend
ausgeformt sind, die heiße Stahlplatine mit einem einzigen Pressenhub in die gewünschte
Form gebracht wird. Durch den Kontakt des heißen Stahlmaterials mit dem vergleichsweise
kühlen, insbesondere gekühlten Pressenwerkzeugen, also Umformwerkzeugen, wird dem
Stahl Energie sehr schnell entzogen. Insbesondere muss die Wärme so schnell entzogen
werden, dass die sogenannte kritische Härtegeschwindigkeit überschritten wird, welche
üblicherweise zwischen 20° und 25° Kelvin pro Sekunde liegt. Je nach Legierungszusammensetzung
kann diese aber auch bereits bei 10° Kelvin pro Sekunde liegen, wodurch diese Abkühlung
auch durch bsp. Luft erreicht werden kann.
[0019] Wird derart schnell abgekühlt, wandelt sich das Gefüge des Austenits nicht wieder
in ein ferritisches Ausgangsgefüge um, sondern es wird ein martensitisches Gefüge
erreicht. Durch den Umstand, dass Austenit erheblich mehr Kohlenstoff in seinem Gitter
lösen kann als Martensit, kommt es durch Kohlenstoffausscheidungen zur Gitterverzerrung,
die zu der großen Härte des Endproduktes führt. Durch die schnelle Abkühlung wird
sozusagen der martensitische Zustand stabilisiert. Hierdurch sind Härten bzw. Zugfestigkeiten
R
m von mehr als 1500 MPa realisierbar. Durch geeignete Maßnahmen, auf die nicht nähere
eingegangen werden soll, wie das vollständige oder teilbereichsweise Wiedererwärmen,
können auch Härteprofile eingestellt werden.
[0020] Ein weiterer, etwas jüngerer Weg gehärtete Stahlbauteile insbesondere für den Karosseriebau
zu erzeugen, ist das von der Anmelderin entwickelte Formhärten. Beim Formhärten wird
aus einem Stahlband eine ebene Stahlplatine ausgeschnitten und diese ebene Stahlplatine
anschließend im kalten Zustand umgeformt. Diese Umformung erfolgt insbesondere nicht
mit einem einzigen Pressenhub, sondern wie in herkömmlichen Pressenstraßen üblich,
beispielsweise in einem fünfstufigen Prozess. Dieser Prozess lässt erheblich komplexere
Formen zu, so dass am Ende ein komplex geformtes Bauteil, wie zum Beispiel die B-Säule
oder ein Längsträger eines Kraftfahrzeuges erzeugt werden kann.
[0021] Um ein solches fertig geformte Bauteil anschließend zu härten, wird dieses Bauteil
in einem Ofen ebenfalls austenitisiert und im austenitisierten Zustand in ein Formwerkzeug
überführt, wobei das Formwerkzeug die Kontur des endgültigen Bauteils besitzt. Vorzugsweise
ist das vorgeformte Bauteil vor dem Erhitzen so ausgeformt, dass nach dem Erhitzen
und somit auch einer erfolgten Wärmedehnung dieses Bauteil schon den Endabmessungen
des gehärteten Bauteils weitestgehend entspricht. Dieser austenitisierte Rohling wird
im austenitisierten Zustand in das Formwerkzeug eingelegt und das Formwerkzeug geschlossen.
Vorzugsweise wird das Bauteil hierbei allseitig vom Formwerkzeug berührt und klemmend
gehalten und durch den Kontakt mit dem Formwerkzeug die Wärme ebenfalls so entzogen,
dass ein martensitisches Gefüge erzeugt wird.
Im geklemmten Zustand kann eine Schrumpfung nicht stattfinden, so dass das gehärtete
Endbauteil mit den entsprechenden Endabmessungen nach dem Härten und Abkühlen aus
dem Formwerkzeug entnommen werden kann.
[0022] Da Kraftfahrzeugkarosserien üblicherweise eine Korrosionsschutzbeschichtung aufweisen,
wobei die dem die Karosserie ausbildenden Metallmaterial, insbesondere Stahl, am nächsten
liegende Korrosionsschutzschicht eine metallische Beschichtung ist, wurden in der
Vergangenheit auch Korrosionsschutzbeschichtungen für gehärtete Bauteile angestrebt
und entwickelt.
[0023] Korrosionsschutzbeschichtungen für zu härtende Bauteile sind jedoch anderen Anforderungen
ausgesetzt als Korrosionsschutzbeschichtungen von Bauteilen, die nicht gehärtet werden.
Die beim Härten entstehenden hohen Temperaturen müssen von den Korrosionsschutzbeschichtungen
verkraftet werden. Da seit langem bekannt ist, dass feueraluminierte Beschichtungen
auch hohen Temperaturen widerstehen, wurden zunächst Presshärtestähle entwickelt,
welche eine Schutzschicht aus Aluminium besitzen. Derartige Beschichtungen sind in
der Lage, nicht nur die hohen Temperaturen, sondern auch die Umformung im heißen Zustand
zu überstehen. Von Nachteil ist jedoch, dass üblicherweise in Kraftfahrzeugen keine
Feueraluminierungen auf herkömmlichen Stahlgüten verwendet werden, sondern Feuerverzinkungen
und es grundsätzlich problematisch ist, unterschiedliche Korrosionsschutzsysteme einzusetzen,
insbesondere wenn die Gefahr der Kontaktkorrosion besteht.
[0024] Daher wurden von der Anmelderin Verfahren entwickelt, welche es erlauben, Zinkbeschichtungen
zur Verfügung zu stellen, welche ebenfalls derart hohen Temperaturen widerstehen.
[0025] Grundsätzlich sind Zinkbeschichtungen, was die Umformung betrifft, erheblich unkomplizierter
als Aluminiumbeschichtungen, da Aluminiumbeschichtungen bei herkömmlichen Umformtemperaturen
dazu neigen, abzuplatzen oder zu reißen. Dies geschieht bei Zink nicht.
[0026] Jedoch wurde zunächst erwartet, dass Zinkbeschichtungen den hohen Temperaturen nicht
widerstehen können. Spezielle Zinkbeschichtungen, die jedoch einen gewissen Anteil
sauerstoffaffiner Elemente besitzen, sind in der Lage, auch bei hohen Temperaturen
verarbeitet zu werden, denn die sauerstoffaffinen Elemente diffundieren schnell an
die luftseitige Oberfläche und oxidieren dort und bilden eine Oxidschicht auf der
Zinkbeschichtung. Mittlerweile haben sich derartige Zinkbeschichtungen insbesondere
für das Formhärten durchgesetzt. Auch beim Presshärten können derartige Zinkbeschichtungen
mit großem Erfolg eingesetzt werden.
[0027] Um eine optimale Lackhaftung und eine optimale Schweißbarkeit zu gewährleisten, ist
es bekannt, die fertig umgeformten und gehärteten Bauteile so zu reinigen, dass die
schützende Oxidschicht eingeebnet oder abgetragen wird.
[0028] Aus der
DE 10 2010 037 077 B4 ist ein Verfahren zum Konditionieren der Oberfläche gehärteter korrosionsgeschützter
Bauteile aus Stahlblech bekannt, wobei das Stahlblech ein mit einer metallischen Beschichtung
überzogenen Stahlblech ist und zum Härten aufgeheizt und abgeschreckt gehärtet wird.
Nach dem Härten werden die durch das Aufheizen auf der Korrosionsschutzbeschichtung
vorhandenen Oxide entfernt, wobei das Bauteil zur Konditionierung der Oberfläche des
metallischen Überzuges, also der Korrosionsschutzschicht, einem Gleitschleifen unterworfen
wird, wobei die Korrosionsschutzbeschichtung eine Beschichtung auf der Basis von Zink
ist und die Oberflächenkonditionierung so durchgeführt wird, dass auf der Korrosionsschutzschicht
aufliegende oder anhaftende Oxide abgeschliffen werden und insbesondere eine Mikroporosität
freigelegt wird.
[0029] Aus der
DE 10 2007 022 174 B3 ist ein Verfahren zum Erzeugen und Entfernen einer temporären Schutzschicht für eine
kathodische Beschichtung bekannt, wobei ein Stahlblech aus einer härtbaren Stahllegierung
mit einer Zinkbeschichtung im Schmelztauchverfahren versehen wird, wobei der Aluminiumgehalt
im Zinkbad so eingestellt wird, dass sich während der Schmelzhärtung eine oberflächliche
Oxidhaut aus Aluminiumoxid bildet, wobei diese dünne Haut nach dem Härten durch das
Bestrahlen des Blechbauteils mit Trockeneispartikeln abgesprengt wird.
[0030] Eine weitere Alternative zur Entfernung bzw. Konditionierung der Oxidschicht ist
das sogenannte Schleuderradstrahlen bei welchem abrasive Partikel auf das Band gestrahlt
werden wobei die Oxidschicht durch die Partikel abgesprengt bzw. eingeebnet wird.
Ein Beispiel hierfür ist die
EP 1 630 244 B1 oder auch
EP 2 233 508 B1.
[0031] Derartige Schutzschichten treten üblicherweise nur bei Zinkbeschichtungen auf, während
Aluminiumbeschichtungen häufig keiner Reinigung oder nur einer weniger aufwändigen
Reinigung unterzogen werden müssen.
[0032] Aus der
WO 2018/126471 A1 ist eine Sol-Gel-Vorkonditionierung der Schicht zur Verringerung der Oxidschichtbildung
und Erhöhung der Schweißbarkeit bekannt. Hierdurch soll eine Oxidationsschutzbeschichtung
für presshärtende Stahlwerkstoffe geschaffen werden, auf der Basis von silan- und
titanhaltigen Bindern und oxidischen Pigmenten, die offenbar im Sol-Gel-Prozess aufgebracht
werden. Insbesondere werden hier Lösungsmittel, wie Methanol eingesetzt, welche auf
Stahlfertigungsanlagen nicht einsetzbar sind. Die Beschichtung soll nach dem Presshärten
von selbst herunterfallen, wobei jedoch Versuche mit Titan und Silizium basierten
Beschichtungen 2015/16 stattfanden und weder mit dicken noch mit dünnem Nassfilm erfolgreich
waren. Weder fällt die Beschichtung von selbst herunter, noch ist die Schweißeignung
industriell tauglich.
[0033] Aus der
EP 2 536 857 B1 ist eine keramikbasierte Beschichtung mit einer Dicke ≤ 25 µm bekannt, welche im
Wesentlichen aus SiO
2, Al
2O
3 und MgO bestehen soll, wobei gegebenenfalls metallische Fasern aus Zinn enthalten
sein sollen. Es ist allerdings aus der Literatur bekannt, dass eine hohe Konzentration
an SiO
2 zu einer mangelnden Schweißeignung führen kann. Aufgabe der Erfindung ist es, ein
Verfahren zum Konditionieren der Oberfläche eines mit einer Zinklegierungskorrosionsschutzschicht
beschichteten Metallbandes zu schaffen, so dass eine strahlende Reinigung (Konditionierung
der Bauteiloberfläche mittels Strahlgut, Gleitschleifen oder ähnlichem) nach dem Härten
entfallen kann.
[0034] Die Aufgabe wird mit einem Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
[0035] Vorteilhafte Weiterbildungen sind in den hiervon abhängigen Unteransprüchen gekennzeichnet.
[0036] Es ist eine weitere Aufgabe, ein verzinktes Metallband zu schaffen, welche so beschaffen
ist, dass die Abreinigung der Oxidschicht entbehrlich ist.
[0037] Die Aufgabe wird mit einem legierungsverzinkten Metallband mit den Merkmalen des
Anspruchs 16 gelöst.
[0038] Vorteilhafte Weiterbildungen sind in den hiervon abhängigen Unteransprüchen gekennzeichnet.
[0039] Erfindungsgemäß wurde erkannt, dass unter bestimmten Umständen auf eine Abreinigung
der Oberfläche eines Metallbandes, welches verzinkt ist und einer Temperaturerhöhung
zum Zwecke einer Gefügeänderung unterzogen wurde verzichtet werden kann. Insbesondere
die mechanische Abreinigung eines legierungsverzinkten Stahlblechs und eines daraus
erzeugten gehärteten Bauteils können entfallen.
[0040] Eine reinigende Nachbehandlung ist zwar ein beherrschbarer und gut eingeführter Prozess,
gleichwohl wird ein höherer Arbeitsaufwand erzeugt. Zudem besteht ein Risiko bezüglich
zusätzlicher Oberflächenfehler, wobei auch insgesamt höhere Kosten verursacht werden.
Bei sehr dünnen Bauteilen hat sich herausgestellt, dass unter bestimmten Umständen
die Maßgenauigkeit der Bauteile eingeschränkt werden kann.
[0041] Falls verschaltete Prozessfolgen vorliegen, welche vorsehen, dass diese Reinigungsschritte
innerhalb einer gesamten Fertigung inline angeordnet sind, muss eventuell eine Anpassung
der Taktzeit vorgesehen werden.
[0042] Erfindungsgemäß hat sich herausgestellt, dass zur Einstellung der Phosphatierbarkeit,
Lackierbarkeit und Schweißbarkeit eine Oberflächenbehandlung der verzinkten Oberfläche
vor dem Warmumformprozess oder anderen Verfahren zur Gefügeänderung von Stahlband
erfolgreich ist. Erfindungsgemäß kann das Oxidwachstum während des Härtungsprozesses
so gestaltet werden, dass sich eine nachfolgende mechanische Oberflächenkonditionierung,
wie beispielsweise Schleuderabstrahlen, Gleitschleifen oder Trockeneistrahlen erübrigt.
[0043] Erfindungsgemäß hat sich herausgestellt, dass in überraschender Weise gewisse wässrige
Salzlösungen, wie zum Beispiel Salzlösungen die bevorzugt Stannate, aber auch Oxalate,
Zirkonate und Titanate offenbar so modifizieren, dass eine wie auch immer geartete
Abreinigung entbehrlich ist.
[0044] Insbesondere und überraschend hat sich gezeigt, dass Stannate bzw. Zinn hierbei eine
besondere Wirksamkeit entwickeln.
[0045] Dies ist umso überraschender, weil zinklegierungsbeschichtete Bleche im geglühten
Zustand üblicherweise unzureichend phosphatierbar sein können.
[0046] Unter dem Begriff Stannate werden die Salze der Zinnsäuren (II) und -(IV) zusammengefasst.
[0047] Stannate (IV) sind insbesondere:
Ammoniumhexachlorostannat H8N2Cl6Sn,
Bariumstannat BaSnO3
Wismutstannat BiSn2O7
Bleistannatdihydrat PbSnO3*2H2O
Cadmiumstannat CdSn2O4
Calciumstannat CaSnO3
Cobalt(II)-stannatdihydrat CoSnO3*2H2O
Kaliumstannattrihydrat K2SnO3*3H2O
Kupfer(II)-stannat CuSnO3
Lithiumhexafluorstannat Li2[SnF6]
Natriumstannat Na2SnO3 (Anhydrid)
Trihydrat und Hexahydroxid
Strontiumstannat SrSnO3
Zinkhexahydroxostannat Zn[Sn(OH)6]
Zinkstannat ZnSnO3.
[0048] Stannate (II) sind zum Beispiel:
Natriumstannat Na2SnO2
Calciumstannat(II) CaSnO2.
[0049] Erfindungsgemäß wird insbesondere eine wässrige alkalische Lösung bsp. mittels Rollcoater
oder durch eine Spritz-Quetschbehandlung oder eine andere Behandlung auf eine verzinkte
Oberfläche nach dem optionalen, beim Feuerverzinken bevorzugt durchgeführten Dressieren
und vor dem Kaltumformen oder dem Glüh- und Härteprozess bzw. Gefügeänderungsverfahren
aufgebracht. Hierbei wird mit sehr dünnen Schichtdicken gearbeitet, welche wässrig
1-5 µm betragen und getrocknet 50-250 nm dick sind. Die Zinnbelegung bei der Verwendung
von Stannaten liegt bei 30-90 mg Zinn pro m
2 in Form von K
2[SnO
3].
[0050] Erfindungsgemäß hat sich herausgestellt, dass bei einer üblichen Glühdauer von Blechen,
die einer Härtung unterzogen werden sollen, der Oberflächenwiderstand sehr gering
ist und auch bei einem zyklischen Korrosionstest nach VDA 233-102 Klimawechseltest
nur eine sehr geringe Lackunterwanderungsneigung festgestellt werden konnte. Optisch
sind erheblich weniger Oxide feststellbar, was sich durch eine silbrige Färbung des
geglühten Bleches offenbart. Üblicherweise stellt eine solche Silbrigkeit ein Problem
dar, da sie eine mangelnde Durchreaktion bzw. eine beständige Al
2O
3 Schicht anzeigt. Bei Untersuchungen hat sich gezeigt, dass die Zink-Eisen-Kristalle
der Zinkschicht durchreagiert sind. Zudem konnte eine gute Ausbildung der Phosphatkristalle
bei der Phospatierung festgestellt werden. Dies war in dieser Form nicht zu erwarten.
[0051] Ohne dass dies erklärbar wäre, wird trotz der Silbrigkeit, welche üblicherweise einer
Verringerung der Emissivität erzeugt, tendenziell sogar eine etwas höhere Aufheizrate
als ohne Zinn bzw. Stannatbehandlung der Zinkoberfläche erreicht. Woran dies liegen
könnte, ist noch nicht restlos aufgeklärt.
[0052] Insgesamt kann derzeit noch nicht gesagt werden, wie die Zinn-Lösung im Detail wirkt,
die Wirkung ist jedoch überraschend und absolut eindeutig.
[0053] Die Erfindung wird anhand einer Zeichnung beispielhaft erläutert. Es zeigen dabei:
- Figur 1
- der Herstellungsweg beim Formhärteprozess bzw. phs-ultraform Prozess nach dem Stand
der Technik;
- Figur 2
- den Herstellungsweg beim Warmumformprozess bzw. Presshärten bzw. phs-directform Prozess
nach dem Stand der Technik;
- Figur 3
- den Herstellungsweg einer Variante des mehrstufigen Warmumformprozess bzw. mehrstufigen
Presshärten bzw. phs-multiform Prozess nach dem Stand der Technik
- Figur 4
- ein Anlagenschema einer Feuerverzinkungsanlage nach dem Stand der Technik
- Figur 5
- ein Anlagenschema einer elektrolytischen Verzinkungsanlage nach dem Stand der Technik
- Figur 6
- eine elektronenmikroskopische Aufnahme der Oberfläche nach dem Glühen ohne Konditionierung
(Stand der Technik);
- Figur 7
- eine elektronenmikroskopische Aufnahme der erfindungsgemäß konditionierten Oberfläche
nach dem Glühen;
- Figur 8
- den Vergleich von zwei Stahlblechen nach der Glühung links ohne Konditionierung und
rechts entsprechend erfindungsgemäß konditioniert;
- Figur 9
- ein Schliff des erfindungsgemäß konditionierten Stahlblechs mit der Elementverteilung
an vier verschiedenen Messpunkten;
- Figur 10
- die Oberfläche eines verzinkten Stahlblechs nach dem Glühen bei einer Glühzeit von
45 Sekunden und 200 Sekunden;
- Figur 11
- die Oberfläche des Stahlblechs nach dem Glühen mit einer erfindungsgemäßen Oberflächenkonditionierung
nach 45 Sekunden und 200 Sekunden;
- Figur 12
- der elektrische Widerstand der Blechoberfläche bei erfindungsgemäß behandelten Oberflächen;
- Figur 13
- die Lackunterwanderung bei erfindungsgemäß konditionierten Oberflächen nach sechs
Wochen gemäß VDA-Test.
[0054] Erfindungsgemäß wird die Oberfläche eines verzinkten Metallblechs, insbesondere Stahlblechs,
welches in einem Wärmeprozess umgeformt und gehärtet werden soll oder umgeformt und
anschließend gehärtet werden soll mit Zinn bzw. Stannaten konditioniert, wobei nachfolgend
auf die Konditionierung mit Stannaten eingegangen wird.
[0055] Die einsetzbaren Stannate wurden bereits aufgeführt, insbesondere geeignet ist eine
Kaliumstannatlösung, wobei grundsätzlich die Aufbringung von Stannat bzw. von Zinn
in ionarer Form auf die Oberfläche ein Weg ist.
[0056] Hierbei kann sowohl mit basischen als auch mit sauren Lösungen gearbeitet werden
und insbesondere mit Lösungen gearbeitet werden, in denen das Zinn komplexiert wird.
[0057] Insbesondere wird eine wässrige Schichtdicke von 1 - 5µm angestrebt, bei einer getrockneten
Schichtdicke von 50 - 250 nm bevorzugt 50 - 150 nm und einer Zinnbelegung von 30 -
90 mg Zinn/m
2 in Form von K
2[SnO
3].
[0058] Die Figuren 4 und 5 zeigen eine Feuerverzinkungsanlage bzw. eine elektrolytische
Verzinkungsanlage. Hierbei kann die Aufbringung des Stannat vorzugsweise im Bereich
der chemischen Passivierung (in Figur 4) bzw. der Station "Passivieren" (in Figur
5) vorgenommen werden.
[0059] In den Figuren 1 bis 3 sieht man herkömmliche Verfahren, bei denen ein verzinktes
Stahlblech, bei dem die Zinkschicht ein sauerstoffaffines Element enthält, beispielsweise
Aluminium, entweder vor dem Umformen austenitisiert wird oder nach dem Umformen austenitisiert
wird und jeweils in einer Presse abschreckgehärtet wird. Dies entspricht dem phs-ultraform
Verfahren (Figur 1) wobei nach einer Kaltumformung dann das umgeformte Teil über Ac3
austenitisiert und nachfolgend formgehärtet wird. In Figur 2 wird das phs-directform
Verfahren dargestellt, in welchem zuerst die Platine austenitisiert wird und im warmen
Zustand umgeformt wird und danach der Beschnitt erfolgt. Figur 3 zeigt eine Variante
hierfür, den sogenannten phs-multiform Prozess, in welchem nach der Austenitisierung
und einer optionalen Vorkühlung auf insbesondere 450°C bis 650°C ein mehrstufiger
Prozess mit mehreren Umformschritten bzw. Schneid- und Stanzvorgängen welche im Begriff
"Warmumformschritte subsummiert sind, erfolgen. Nach dem Härten besitzen die derart
wärmebehandelten Bleche an der Oberfläche eine Schicht insbesondere aus Aluminiumoxid
und Zinkoxid, welche vorzugsweise abgereinigt wird.
[0060] Erfindungsgemäß konnte herausgefunden werden, dass die Konditionierung der Oberfläche
mit sehr geringen Zinnmengen offensichtlich derart stark in die Bildung der Oxidschicht
eingreift, dass diese in dieser Form nicht entsteht bzw. soweit konditioniert wird,
dass sie nicht abgereinigt werden muss.
[0061] Eine herkömmlich erzeugte gehärtete Stahlplatine zeigt an der Oberfläche ein grünlich-beiges
Aussehen, welches durch verstärkte Ausbildung von Zink- und Manganoxiden verursacht
wird. Dies ist in Figur 6 dargestellt.
[0062] Bei einer Konditionierung mit einer Stannatlösung zeigt das Blech eine silbrige Oberfläche
(Figur 7) bestehend hauptsächlich aus Zinkoxiden bzw. Zinnoxiden.
[0063] Während bei herkömmlichen Verfahren silbrige Oberflächen auf eine fehlende Durchreaktion
der Zinkschicht mit dem darunterliegenden Stahl hindeuten, ist dies bei der Erfindung
nicht der Fall. Messungen haben gezeigt, dass die Zinkschicht in gleicher Weise durchreagiert
ist. Es sind jedoch wenige Aluminiumoxide an der Oberfläche ausgebildet, wobei der
Oberflächenwiderstand als Maß für die Punktschweißeignung und die Lackunterwanderung
sehr gering sind.
[0064] Figur 8 zeigt nochmals einen Vergleich eines gehärteten verzinkten Stahlblechs nach
dem Stand der Technik mit einem erfindungsgemäß behandelten. Beide Bleche jeweils
der Güte 22MnB5 mit einer Zinkschichtauflage von 140 g/m
2 (beidseitig) wurden für 45 Sekunden bei einer Temperatur über Ac3 geglüht. Die Erscheinung
des Blechs nach dem Stand der Technik ist wesentlich dunkler.
[0065] In Figur 9 erkennt man eine erfindungsgemäß ausgebildete und konditionierte Oberfläche
in einer elektronenmikroskopischen Schnittansicht, wobei eine basische Lösung aus
Kaliumstannat mit Kaliumhydroxid mit einem Rollcoater vor der Wärmebehandlung aufgebracht
wurde. Hier wurde die Stahlgüte 340LAD mit einer Zinkauflage von 180 g/m
2 bei 870°C für 200 Sekunden geglüht. Die Schichten oberhalb des Messpunkt 7 (MP7)
sind präparationsbedingte CSP-Redeposits und daher ohne Bedeutung. Man erkennt deutlich,
dass die hellere Schicht in der Ebene des MP7 das Sn/Zn Oxid darstellt, dies wird
auch durch die Bestandteile des MP7 belegt, welcher signifikant hohe Werte an Sn zeigen.
Die Schicht ist sehr dünn und nahezu vollständig über der gesamten Bandoberfläche
vorliegend. Darunter liegt eine dunklere Schicht aus Al-Oxid (MP6) welche ebenfalls
über die gesamte Bandoberfläche vorliegt. Wiederum darunter liegt die reagierte Zn/Fe
Schicht vor, welche teilweise leicht oxidierte Bereiche (bei MP4 allerdings nicht
in Figur 9 dargestellt) aufweisen können.
[0066] An unterschiedlichen Messpunkten wurden Elementmessungen durchgeführt, welche die
zuvor beschriebene Zinnbelegung zeigen.
[0067] Die Konzentration der Lösung, welche für die Konditionierung mittels Rollcoating
eingesetzt wird, wird so gewählt, dass bei einem Nassfilm von 1 µm 50 - 60 mg Zinn/m
2 abgeschieden werden. Eine derart aufgebrachte Schicht bewirkt beim Glühen eine Modifikation
der sich bildenden Oxidschicht, so dass eine mechanische Reinigung mittels Schleuderrad
oder anderer mechanischer Verfahren nicht mehr notwendig ist.
[0068] Eine Lösung, welche nach der Erfindung eine Konditionierung bewirkt, besitzt eine
Lösungskonzentration von 180 - 220 g/l K
2SnO
3*3H
2O.
[0069] Um die Basenkapazität zu erhöhen kann der Lösungsansatz mit 15 - 25 g/l KOH versetzt
werden, so dass sich ein pH-Wert von ca. 13, d.h. 12,5 - 13,5 einstellt.
[0070] Da im praktischen Betrieb üblicherweise gerne saure Lösungen verwendet werden und
Stannatlösungen beim Absäuern häufig dazu neigen, Niederschläge zu bilden, kann als
Alternative zu KOH in geeigneter Weise das Zinn soweit komplexiert werden, dass man
eine klare niederschlagsfreie Lösung erhält, indem Zitronensäure in einer Menge von
30 - 50 g/l zugegeben wird, was zu einem pH-Wert von etwa 4,8 führt.
[0071] In Figur 10 erkennt man noch einmal die Oberfläche eines herkömmlichen, nicht erfindungsgemäß
konditionierten Blechs für eine andere Stahlsorte (22MnB5 mit Zinkauflage Z140 - 140
g/m
2) nach 45 Sekunden und 200 Sekunden Glühdauer bei 870°C. Beide Bleche zeigen die bereits
erwähnte beige-grüne Farbe.
[0072] In Figur 11 erkennt man bei zwei Blechen (wieder 22MnB5 mit Zinkauflage Z140 - 140
g/m
2), die erfindungsgemäß konditioniert wurden, die Oberflächen nach 45 Sekunden und
200 Sekunden Glühzeit bei 870°C (also über Ac3). Die Unterschiede in der Oberflächenfärbung
sind deutlich sichtbar.
[0073] In Figur 12 erkennt man dazu die entsprechenden Widerstandsergebnisse für verschiedene
Stahlgüten und Glühdauern jeweils bei 870°C, die zeigen, dass mit der erfindungsgemäßen
Oberflächenkonditionierung ein sehr geringer Oberflächenwiderstand erreicht wird,
der eine sehr gute Schweißbarkeit erwarten lässt. Die dritte Güte 20MnB8 wurde mit
einer Zink-Eisenschicht, also einer sogenannten Galvannealed Schicht von 180 g/m
2 beschichtet.
[0074] Auch bezüglich der Korrosion wird durch die erfindungsgemäße Oberflächenkonditionierung
ein Vorteil bei der Lackunterwanderung erzielt, denn wie die Ergebnisse in Figur 13
zeigen, sind die Lackunterwanderungsergebnisse so gut, dass offensichtlich ein auf
die Bleche ohne mechanische Abreinigung aufgebrachte kathodische Tauchlack nur sehr
geringfügig und nicht in einem größeren Maße als bei anderen Blechen unterwandert
wird. Hierzu wurde der VDA 233-102 Klimawechseltest durchgeführt und dabei die Lackunterwanderung
in mm als auch der jeweilige Gitterschnittwert im Kreuzschnitt nach DIN EN ISO 16276-2
vor als auch nach der erwähnten Korrosionsprüfung nach VDA 233-102 ermittelt. Die
Skala reicht hier von 0 (sehr gut) bis 5 (totale Enthaftung). Man erkennt dabei, dass
zumeist der Wert vor als auch nach der Prüfung 0 also ausgezeichnet war. Teilweise
sind kleine Bereiche abgeplatzt welche zu Werten von 1 und teilweise 2 führten.
[0075] Die erfindungsgemäße Konditionierung wurde insbesondere anhand der Stannate vorgestellt,
im Wesentlichen gleich reagierend können auch die Titanate, Oxalate und die Zirkonate
wirken. Es kann dementsprechend vermutet werden, dass diese in gleicher Weise wirksam
sind, insbesondere die entsprechenden Zinnverbindungen.
[0076] In besonderer Weise scheint jedoch das Zinn wirksam zu sein, weshalb die Oberflächenkonditionierung
auch dann gelingt, wenn das Zinn metallisch vorliegt. Die Abscheidung des Zinns auf
der Oberfläche mit Hilfe der Stannate, d.h. in ionarer Form, hat jedoch den Vorteil,
dass das Aufbringen in vergleichsweise einfacher Weise in einem Rollcoating-Verfahren
oder Tauch-Quetsch-Verfahren erfolgen kann.
[0077] Selbstverständlich sind auch alle anderen Verfahren geeignet, mit denen flüssige
ionare Lösungen auf eine Oberfläche appliziert werden können.
[0078] Die Abscheidung von metallischem Zinn ist gleichwohl denkbar und beispielsweise über
CVD- oder PVD-Prozess möglich.
[0079] Bei der Erfindung ist von Vorteil, dass es gelingt, die Oberfläche eines für das
Formhärten oder Presshärten vorgesehenen Stahlblechs so zu konditionieren, dass eine
mechanische Endreinigung zur Beseitigung von oxidischen Oberflächenschichten entfallen
kann, so dass derartige Bleche in gleicher Weise, wie zum Beispiel feueraluminierte
Bleche, verarbeitet werden können, jedoch mit dem Vorteil, dass gegenüber feueraluminierten
Blechen eine hohe kathodische Korrosionsschutzwirkung erreicht wird.
1. Verfahren zum Konditionieren der Oberfläche eines mit einer Zinklegierungskorrosionsschutzschicht
beschichteten Metallbandes, welches einer Temperaturerhöhung zur Veränderung des Gefüges
des Metalls unterworfen wird,
dadurch gekennzeichnet, dass
nach dem Verzinken des Metallbandes und vor der Temperaturerhöhung zum Zwecke der
Gefügeänderung des Metallbandes Zinn auf die Oberfläche aufgebracht wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Metallband ein Stahlband ist, insbesondere Bor-Manganstahlband bevorzugt die Güte
22MnB5 oder 20MnB8.
3. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Zinklegierungsschicht durch eine Feuerverzinkung oder ELO-Verzinkung oder mittels
eines PVD-Verfahren aufgebracht wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Zinn in ionarer Form oder in metallischer Form aufgebracht wird, wobei das Zinn
in ionarer Form aus einer wässrigen Salzlösung und in metallischer Form mit einem
CVD- oder PVD-Verfahren aufgebracht wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Zinn aus einer alkalischen oder sauren Lösung aufgebracht wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
eine wässrige Stannatlösung aufgebracht wird, die basisch oder sauer eingestellt ist.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Zinn in der Lösung komplexiert ist.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die wässrige Lösung mit einer Schichtdicke von 1 - 5 µm aufgebracht wird, insbesondere
1 - 3 µm aufgebracht wird, wobei die Schichtdicke getrocknet 50 - 250 nm, bevorzugt
50 - 150 nm, insbesondere 75 - 125 nm, insbesondere 80 - 100 nm beträgt.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Zinnbelegung 30 - 90 mg Zinn/m2 beträgt, insbesondere 40 - 80 mg Zinn/m2 beträgt, und insbesondere 50 - 60 mg Zinn/m2 beträgt.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
eine wässrige Lösung mit einer Lösungskonzentration von 150 - 250 g/l K2SnO3*3H2O verwendet wird.
11. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
ein wässriger Lösungsansatz mit 150 - 250 g/l K2SnO3*3H2O und 15 - 25 g/l KOH verwendet wird.
12. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass eine Lösung verwendet wird, die einen pH-Wert von 12,5 - 13,5 besitzt.
13. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass eine Lösung verwendet wird, die einen pH-Wert von 4 - 5,5 besitzt und in der das
Zinn komplexiert ist.
14. Verfahren nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet, dass
zur Komplexierung des Zinns Zitronensäure in einer Menge von 35 - 40 g/l enthalten
ist, wobei der pH-Wert 4 - 5,5 beträgt.
15. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Lösungskonzentration 200 g/l K2SnO3*3H2O mit 20 g/l KOH beträgt.
16. Verzinktes Metallband, insbesondere verzinktes Stahlband, beschichtet mit 40 - 80
mg Zinn/m2.
17. Metallband nach Anspruch 14,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Zinn metallisch oder in Ionenform abgeschieden ist.
18. Metallband nach Anspruch 14 oder 15,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Zinn aus einer Stannatlösung oder mittels PVD- oder CVD-Verfahren abgeschieden
ist.
19. Verwendung eines Metallbandes nach einem der Ansprüche 15 - 16, hergestellt mit einem
Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 12, in einem Verfahren, in dem ein Stahlblech
zum Zwecke der Austenitisierung erhitzt und anschließend umgeformt wird oder erst
umgeformt wird und anschließend zum Zwecke der Austenitisierung erhitzt und nach dem
Austenitisieren das Blech oder das umgeformte Blech mit einer Geschwindigkeit über
der kritischen Abkühlrate abgekühlt werden.