[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Übertragung eines Hörgeräteeinstelldatensatzes
von einem ersten Hörgerät auf ein zweites Hörgerät. Des Weiteren betrifft die Erfindung
ein Hörgerätesystem. Außerdem betrifft die Erfindung ein Hörgerät.
[0002] Hörgeräte weisen üblicherweise einen Ausgangswandler zur Ausgabe von elektrischen
Ausgangssignalen an das Gehör eines Nutzers sowie einen vorgeschalteten Signalprozessor
zur Verarbeitung von Eingangssignalen in die Ausgangssignale auf. Insbesondere im
Fall von Hörhilfegeräten dienen Hörgeräte zur Versorgung des Gehörs von Personen mit
vermindertem Hörvermögen. Hierbei weisen Hörgeräte meist einen oder mehrere Eingangswandler
- meist ein jeweiliges Mikrofon - zur Erfassung von Umgebungsschall auf. Bei dem Ausgangswandler
handelt es sich dabei regelmäßig um einen Lautsprecher - auch als "Receiver" bezeichnet
- zur akustischen Versorgung des Gehörs. Alternativ kann dieser aber auch als Knochenleitungshörer
oder Cochlea-Implantat zur mechanischen beziehungsweise elektrischen Stimulation des
Gehörs ausgebildet sein. Unter den Begriff "Hörgerät" werden dabei auch Kopfhörer,
Tinnitus-Masker, "wearables", Headsets und der gleichen zusammengefasst.
[0003] Technischer Fortschritt und neue wissenschaftliche Erkenntnisse führen auch zu einer
ständigen Weiterentwicklung von Hörgeräten. Dies betrifft sowohl die im Signalprozessor
eingesetzten Signalverarbeitungsalgorithmen als auch die aus den audiometrischen Daten
berechneten individuellen Parametersätze für Hörgeräteeinstellungen. In Neugeräten
sind diese Weiterentwicklungen vielfach berücksichtigt.
[0004] Ein Schwerhöriger gewöhnt sich jedoch durch das ständige Tragen eines Hörgeräts (oder
eines Paares von Hörgeräten) an dessen Übertragungseigenschaften und somit beispielsweise
an den Klang. Benötigt er beispielsweise wegen einer Hörverschlechterung ein neues
Gerät, empfindet er oftmals den ungewohnten Klang als fremd und lehnt ein neues Hörgerät
schlimmstenfalls ab.
[0005] Sind Hörgeräteträger bereit, ein neues Hörgerät einzusetzen, versuchen Hörgeräteakustiker
bislang üblicherweise (insbesondere "per Hand") die Akustik des alten Hörgeräts bei
dem neuen nachzuempfinden, um den Umstieg zu erleichtern. Da moderne Hörgeräte meist
komplexer als das bisher verwendete sind, ist es auf diese Weise nur schwer möglich,
möglichst gute Einstellung zu finden, bei der einerseits der Klang des alten Hörgerätes
nachempfunden wird und andererseits die Vorteile des neuen Hörgeräts noch zur Geltung
kommen.
[0006] Aus
EP 1453358 A1 ist es bekannt, bei der Versorgung mit einem Folgegerät die Einstellungen des alten
Hörgeräts durch einen rechnergesteuerten Vorgang zu erfassen und bei der Anpassung
des neuen Hörgeräts in einer Ersteinstellung zu berücksichtigen. Die Neueinstellung
ergibt sich dann aus audiometrischen Messungen und insbesondere den Daten des bisherigen
Hörgeräts. Der Klang des neuen Hörgeräts soll damit an das alte Hörgerät angenähert
werden.
[0007] Dabei ist es erforderlich, entweder die Daten des alten Hörgeräts vorliegen zu haben,
oder diese aus dem Hörgerät auszulesen, um sie interpretieren zu können. Alternativ
können die Eigenschaften des alten Hörgeräts auch gemessen werden. Dazu kann eine
akustische Messvorrichtung verwendet werden, die jedoch hohe Anforderungen an die
akustische Umgebung, die Prüfsignalquelle und den akustischen Messsensor stellt.
[0008] Aus der
EP 1416764 A2 ist es bekannt, die Einstellungen eines bereits angepassten (alten) Hörgeräts anhand
eines Prüfsignals zu ermitteln und ein anderes (neues) Hörgerät entsprechend einzustellen.
Dabei wird der Lautsprecher des neuen Hörgeräts akustisch an das Mikrofon des alten
Hörgeräts angekoppelt und der Ausgang des Lautsprechers des alten Hörgeräts wird von
einem separaten Messmikrofon aufgezeichnet und ausgewertet.
[0009] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, bei Hörgeräten die Anpassung eines Folgegeräts
zu vereinfachen.
[0010] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein Verfahren mit den Merkmalen des
Anspruchs 1. Des Weiteren wird diese Aufgabe erfindungsgemäß gelöst durch ein Hörgerätesystem
mit den Merkmalen des Anspruchs 9. Außerdem wird diese Aufgabe erfindungsgemäß gelöst
durch ein Hörgerät mit den Merkmalen des Anspruchs 10. Vorteilhafte und teils für
sich erfinderische Ausführungsformen und Weiterbildungen der Erfindung sind in den
Unteransprüchen und der nachfolgenden Beschreibung dargelegt.
[0011] Das erfindungsgemäße Verfahren dient zur Übertragung eines Hörgeräteeinstelldatensatzes
von einem ersten Hörgerät auf ein zweites Hörgerät. Verfahrensgemäß wird dabei mittels
eines internetfähigen Drittgeräts eine Übersetzungsanweisung für in dem Hörgeräteeinstelldatensatz
enthaltene Hörgeräteeinstelldaten von einer Plattform des ersten Hörgeräts auf eine
Plattform des zweiten Hörgeräts von einer Datenbank abgerufen. Die Übersetzungsanweisung
wird anschließend von diesem Drittgerät an das erste oder das zweite Hörgerät oder
an ein lokales Viertgerät übertragen. Mittels des internetfähigen Drittgeräts wird
außerdem eine Anweisung zur Übertragung des Hörgeräteeinstelldatensatzes ausgegeben.
Insbesondere aufgrund dieser Anweisung wird der Hörgeräteeinstelldatensatz lokal und
unter Umgehung des Internets oder eines Rechnernetzwerkes von dem ersten auf das zweite
Hörgerät übermittelt. Die in dem Hörgeräteeinstelldatensatz enthaltenen Hörgeräteeinstelldaten
werden außerdem in dem ersten oder dem zweiten Hörgerät oder in dem Viertgerät ohne
Zugriff auf das Internet oder das Rechnernetzwerk auf die Plattform des zweiten Hörgeräts
übersetzt.
[0012] Anders ausgedrückt wird mittels des Drittgeräts die Übersetzungsanweisung eingeholt
und die Übertragung des Hörgeräteeinstelldatensatzes von dem ersten auf das zweite
Hörgerät eingeleitet (oder auch: "getriggert"). Die Übersetzung erfolgt dabei auf
Basis der Übersetzungsanweisung in dem ersten Hörgerät - d. h. vor dem Senden - oder
dem zweiten Hörgerät - also nach dem Senden - oder auch in dem Viertgerät, das in
diesem Fall vorzugsweise als eine Art Vermittlungsstelle bei der Übertragung des Hörgeräteeinstelldatensatzes
dient.
[0013] Vorzugsweise handelt es sich bei dem ersten Hörgerät um ein "altes", zu ersetzendes
Hörgerät, bevorzugt ein Hörhilfegerät. Bei dem zweiten Hörgerät handelt es sich insbesondere
um ein neues, vorzugsweise weiterentwickeltes Hörgerät, insbesondere ein Hörhilfegerät,
das das erste Hörgerät ersetzen soll.
[0014] Das vorstehend beschriebene Verfahren hat den Vorteil, dass die Übertragung von "alten"
Hörgeräteeinstelldaten von einem alten auf ein neues Hörgerät vereinfacht und insbesondere
unabhängig von einem Audiologen durchgeführt werden kann. Außerdem ist das Verfahren
vergleichsweise ressourcenschonend, insbesondere im Hinblick auf eine für eine Internetnutzung
oder Datenübertragung über ein vorhandenes Rechnernetzwerk zur Verfügung stehenden
Datenübertragungsrate, denn es braucht nur die Übersetzungsanweisung über eine Datenverbindung
von einem anderen Ort (an dem die vorstehend beschriebene Datenbank lokalisiert ist)
transferiert werden. Außerdem ist dieses Verfahren auch hinsichtlich einer Datensicherheit
persönlicher Daten besonderes sicher, da Daten, die Bezug zu einer Person haben -
nämlich die Hörgeräteeinstellungen selbst - nicht über einen Datenweg, der Zugriff
Dritter vergleichsweise einfach ermöglicht, übertragen werden.
[0015] Unter dem Begriff "Plattform" wird hier und im Folgenden insbesondere der Aufbau
eines Hörgeräts zumindest hinsichtlich seiner Rechenarchitektur, d. h. bspw. den verwendeten
Chipsatz (unabhängig davon, ob ein Mikroprozessor oder ein integrierter Schaltkreis,
insbesondere ein "ASIC" zum Einsatz kommt) und/oder die eingesetzten Rechenmodelle
(insbesondere die Formulierung von Signalverarbeitungsalgorithmen, die eingesetzte
Programmstruktur und/oder -sprache) verstanden. Zusätzlich oder alternativ wird hierunter
aber auch der "geometrische" und/oder elektronische Aufbau des Hörgeräts, bspw. der
Typ und/oder der Abstand von mehreren Mikrofonen zueinander, der Typ eines Lautsprechers
und dergleichen, verstanden. Die mit den vorstehend genannten Merkmalen zusammenhängenden
Eigenschaften schlagen sich dabei regelmäßig in einer für jedes Hörgerätemodell unterschiedlichen
Übertragungscharakteristik nieder.
[0016] Unter dem Begriff "Übersetzungsanweisung" wird hier und im Folgenden insbesondere
ein Satz von Umrechnungsregeln (oder: Funktionen) verstanden, mittels derer Einstelldaten
(auch als Parameter bezeichnet), insbesondere deren Werte, mittels derer die Übertragungscharakteristik
des jeweiligen Hörgeräts zur einem nutzerspezifischen Übertragungsverhalten beeinflusst
werden, auf die entsprechend andere Plattform umgerechnet werden können.
[0017] Bevorzugt handelt es sich bei Drittgerät um ein Smartphone, einen Rechner (PC oder
Laptop) oder dergleichen, auf dem eine Steuerungsapplikation zur Ermittlung der Übersetzungsanweisung
sowie zur Triggerung der Übertragung des Hörgeräteeinstelldatensatzes implementiert
ist.
[0018] In einer bevorzugten Verfahrensvariante werden die in dem Hörgeräteeinstelldatensatz
enthaltenen und übersetzten Hörgeräteeinstelldaten von dem zweiten Hörgerät als (insbesondere
"neue") Einstelldaten für einen zugeordneten (d. h. in dem zweiten Hörgerät enthaltenen)
Signalprozessor herangezogen. Anders ausgedrückt werden also die ursprünglichen Hörgeräteeinstellungen
des alten Hörgeräts, insbesondere dessen Übertragungsverhalten, auf das neue Hörgerät
überschrieben.
[0019] In einer zweckmäßigen Verfahrensvariante wird der Hörgeräteeinstelldatensatz von
dem ersten Hörgerät direkt auf das zweite Hörgerät übermittelt. In diesem Fall sind
also das erste Hörgerät zur Datenübermittlung und das zweite zumindest zum Datenempfang
eingerichtet. Beispielsweise erfolgt die Datenübertragung mittels einer Funkverbindung,
insbesondere nach dem Bluetooth-Standard oder mittels einer peer-to-peer-WLAN-Verbindung,
mittels einer magnetisch-induktiven Verbindung (auch als "MI-Link" bezeichnet) oder
mittels einer ARC-(audio return channel) Verbindung.
[0020] In einer alternativen Verfahrensvariante wird eine kabelgebundene Datenübertragung
genutzt.
[0021] In einer zweckmäßigen Verfahrensvariante wird die Anweisung (von dem Drittgerät)
zur Übertragung des Hörgeräteeinstelldatensatzes an das zweite Hörgerät ausgegeben.
[0022] Insbesondere baut das Drittgerät zunächst eine Verbindung mit dem ersten Hörgerät
auf. Vorzugsweise erstellt es anschießend anhand wenigstens eines eindeutigen Identifikators
des ersten Hörgeräts einen Schlüssel und legt diesen insbesondere in einem Speicher
des ersten Hörgeräts ab. Hiernach baut das Drittgerät vorzugsweise eine Verbindung
mit dem zweiten Hörgerät auf und übermittelt diesen Schlüssel an das zweite Hörgerät.
Bevorzugt zieht das Drittgerät als eindeutigen Identifikator die MAC-Adresse und/oder
eine Seriennummer des ersten Hörgeräts heran. Vorzugsweise generiert das Drittgerät
auch noch eine Zufallsvariable, die in die Erstellung des Schlüssels mit einbezogen
wird. Dadurch kann die Sicherheit des Schlüssels gesteigert werden.
[0023] In einer zweckmäßigen Verfahrensvariante ermittelt das Drittgerät zum Abruf der Übersetzungsanweisung
zunächst den jeweiligen Typ des ersten und des zweiten Hörgeräts ermittelt. Diese
beiden Typen übermittelt das Drittgerät vorzugsweise an die Datenbank und erhält von
dieser die entsprechende Übersetzungsanweisung.
[0024] Bevorzugt wird die Übersetzungsanweisung (von dem Drittgerät) an das zweite Hörgerät
übertragen. Dies ist dahingehend vorteilhaft, dass vergleichsweise neue Hörgeräte
auch einen vergleichsweise leistungsstarken Rechenkern aufweisen.
[0025] In der Verfahrensvariante, in der der Hörgeräteeinstelldatensatz an das lokale Viertgerät
übermittelt und von diesem übersetzt wird, wird als lokales Viertgerät ein mit dem
ersten und dem zweiten Hörgerät kompatibles - d. h. insbesondere zum Aufladen eingesetztes
- Ladegerät herangezogen. Dieses Ladegerät weist dabei vorzugsweise einen Controller
mit einem zugeordneten Datenspeicher auf. Der Hörgeräteeinstelldatensatz wird in diesem
Fall vorzugsweise von dem ersten Hörgerät auf das Viertgerät übertragen, auf diesem
vorzugsweise auf Basis der Übersetzungsanweisung übersetzt und anschließend von diesem
auf das zweite Hörgerät übertragen.
[0026] Das erfindungsgemäße Hörgerätesystem weist die vorstehend genannte Datenbank und
das vorstehend genannte Drittgerät auf, wobei auf der Datenbank eine Übersetzungsanweisung
für in einem Hörgeräteeinstelldatensatz enthaltene Hörgeräteeinstelldaten von der
Plattform des ersten Hörgeräts auf die Plattform des zweiten Hörgeräts hinterlegt
ist. Das Drittgerät ist im Rahmen des Hörgerätesystems dazu eingerichtet, im Rahmen
einer Übertragung des Hörgerätedatensatzes von dem ersten auf das zweite Hörgerät
von der Datenbank die Übersetzungsanweisung abzurufen sowie an das erste oder das
zweite Hörgerät oder an das lokale Viertgerät zu übermitteln.
[0027] Mithin ist das Hörgerätesystem dazu eingerichtet und vorgesehen, das vorstehend beschriebene
Verfahren - selbsttätig oder in Zusammenwirkung mit dem Nutzer des ersten und des
zweiten Hörgeräts, optional auch mit Fachpersonal - durchzuführen.
[0028] Vorzugsweise ist die Datenbank von dem Hersteller zumindest des zweiten Hörgeräts
betrieben und enthält eine Vielzahl von Übersetzungsanweisungen für Hörgeräteeinstelldaten
zwischen einer Vielzahl von Hörgeräten, insbesondere von vergleichsweise "alten" Hörgerätemodellen
auf entsprechend neuere Hörgerätemodelle.
[0029] Optional bildet zumindest das zweite Hörgerät, weiter optional zumindest während
der Durchführung des Verfahrens auch das erste Hörgerät, einen Teil des Hörgerätesystems.
[0030] Das erfindungsgemäße Hörgerät weist einen Controller (auch: Signalprozessor) auf,
der dazu eingerichtet ist, Eingangssignale auf Basis von nutzerspezifischen Hörgeräteeinstelldaten
zu Ausgangssignalen zu verarbeiten. Außerdem weist das erfindungsgemäße Hörgerät eine
Empfangsschnittstelle zum Empfang der Hörgeräteeinstelldaten im Rahmen eines Hörgeräteeinstelldatensatzes
von einem anderen (insbesondere dem ersten) Hörgerät und zum Empfang der Übersetzungsanweisung
auf. Der Controller ist (oder wird nach dem Empfang der Übersetzungsanweisung) außerdem
mittels der Übersetzungsanweisung dazu eingerichtet, die in dem von dem anderen Hörgerät
empfangenen Hörgeräteeinstelldatensatz enthaltenen Hörgeräteeinstelldaten von der
Plattform des anderen Hörgeräts auf die eigene Plattform zu übersetzen.
[0031] In einer optionalen Variante ist das Hörgerät durch ein Paar binaural arbeitender
Hörgeräte gebildet. Diese sind mithin dazu eingerichtet unter Signalaustausch untereinander
gemeinsam das Gehör des Nutzers dieser beiden Hörgeräte zu versorgen. Dabei unterscheiden
sich binaurale Hörgeräte von zwei separat voneinander genutzten, voneinander unabhängigen
Hörgeräte, mittels derer jedes Ohr für sich versorgt wird, insbesondere durch den
vorstehend genannten Signalaustausch. Bspw. erfolgt eine Einstellung einer Richtwirkung
anhand einer Verknüpfung von an den rechts und links getragenen Hörgeräten empfangenen
Schallsignalen, üblicherweise per kabelloser Übertragung zwischen beiden Hörgeräten
und Verrechnung der Signale häufig in einem der beiden Hörgeräte. Im Fall zweier binauraler
Hörgeräte wird der Hörgeräteeinstelldatensatz vorzugsweise an nur eines der beiden
Hörgeräte übertagen, in diesem optional anhand der Übersetzungsanweisung auf die entsprechende
Plattform übersetzt und anschließend der bereits auf das neue Hörgerät angepasste
Hörgeräteeinstelldatensatz vorzugsweise selbsttätig an das andere binaurale Hörgerät
übertragen. Dies ist für den Nutzer des binauralen Hörgerätepaars einfacher, da dieser
den Übertragungsprozess nicht zweimal initiieren braucht.
[0032] Die Konjunktion "und/oder" ist hier und im Folgenden insbesondere derart zu verstehen,
dass die mittels dieser Konjunktion verknüpften Merkmale sowohl gemeinsam als auch
als Alternativen zueinander ausgebildet sein können.
[0033] Nachfolgend werden Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand einer Zeichnung näher
erläutert. Darin zeigen:
- Fig. 1
- in einer schematischen Darstellung ein Hörgerät, und
- Fig. 2
- in einer schematischen Blockdarstellung ein Hörgerätesystem sowie ein von diesem ausgeführtes
Verfahren.
[0034] Einander entsprechende Teile sind in allen Figuren stets mit gleichen Bezugszeichen
versehen.
[0035] In Fig. 1 ist ein Hörgerät 1 dargestellt, das ein Hörhilfegerät für in ihrem Hörvermögen
beeinträchtigte ("schwerhörige") Personen bildet. Das Hörgerät 1 weist ein Gehäuse
2 auf, in dem mehrere elektrische Komponenten des Hörgeräts 1 angeordnet sind. Dies
sind im vorliegenden Ausführungsbeispiel zwei Mikrofone 4 zur Erfassung von Umgebungsschall,
ein Signalprozessor 6 (auch: "Controller") zur Verarbeitung der mittels der Mikrofone
4 auf die Erfassung von Umgebungsschall hin erzeugten Eingangssignale S
E und ein Lautsprecher 8 zur akustischen Ausgabe von mittels des Signalprozessors 6
aus den Eingangssignalen S
E erzeugten Ausgangssignalen S
A. Als weitere elektrische Komponenten umfasst das Hörgerät 1 eine Sende- und Empfangsvorrichtung
10 (auch: Sende- und Empfangsschnittstelle)zur Datenübertragung mit anderen Geräten,
beispielsweise einem anderen Hörgerät (bspw. im Fall eines binauralen Hörsystems)
und/oder einem Drittgerät. Ebenfalls eine elektrische Komponente bildet eine Batterie
12 zur Energieversorgung der anderen elektrischen Komponenten. Die Batterie 12 ist
im vorliegenden Ausführungsbeispiel durch eine wiederaufladbare Batterie gebildet.
Alternativ kann die Batterie 12 aber auch durch eine "Primärzelle", also eine nicht
wiederaufladbare Zelle gebildet sein.
[0036] In dem Signalprozessor 6 sind ein oder mehrere Signalverarbeitungsalgorithmen implementiert,
die eine nutzerspezifische und vorzugsweise auch situationsabhängige Signalverarbeitung
ermöglichen. Das Hörgerät 1 kann dabei durch entsprechende Parametrierung des jeweiligen
Signalverarbeitungsalgorithmus an einen spezifischen Nutzer angepasst werden. Dadurch
wird das Übertragungsverhalten des Hörgeräts 1 an die Bedürfnisse, bspw. an den Hörverlust,
und insbesondere auch an persönliche Vorlieben des jeweiligen Nutzers angepasst.
[0037] Für den Fall, dass der Nutzer eines alten, "ersten" Hörgeräts 20 (s. Fig. 2) dieses
nicht mehr weiternutzen wird, konkret da zukünftig er ein neueres, "zweites" Hörgerät,
hier das vorstehend beschriebene Hörgerät 1, nutzen wird, ist es für den Nutzer interessant,
das Übertragungsverhalten des alten Hörgeräts 20 auf das neue Hörgerät 1 übertragen
zu können. Dies ist regelmäßig aufgrund von Gewöhnung an das bisherige Übertragungsverhalten
der Fall. Für eine solche Übertragung wird ein Hörgerätesystem 22 angegeben. Dieses
umfasst eine Datenbank 24 (auch als "online service" bezeichnet), auf der Übersetzungsanweisungen
zur Übersetzung von Hörgeräteeinstelldaten von Plattformen alter Hörgeräte auf Plattformen
neuerer Hörgeräte, konkret also auch eine Übersetzungsanweisung der Hörgeräteeinstelldaten
des alten Hörgeräts 20 auf die Plattform des neuen Hörgeräts 1, hinterlegt sind. Das
Hörgerätesystem 22 umfasst auch ein Drittgerät, im vorliegenden Ausführungsbeispiel
in Form eines Smartphones 26, auf dem eine Software-Applikation zur Durchführung zumindest
eines Teils eines im Folgenden näher beschriebenen Verfahrens implementiert ist.
[0038] Zumindest das neue Hörgerät 1 bildet ebenfalls einen Teil des Hörgerätesystems 22.
Das alte Hörgerät 22 kann zumindest für die Dauer des im Folgenden beschriebenen Verfahrens
ebenfalls als Teil des Hörgerätesystems 22 betrachtet werden.
[0039] Um die Übertragung von Hörgeräteeinstelldaten, mittels derer das Übertragungsverhalten
des alten Hörgeräts 20 vorgegeben ist, zu initiieren, startet der Nutzer auf dem Smartphone
26 die dort implementierte Applikation. Das Smartphone 26 verbindet sich daraufhin
in einem ersten Verfahrensschritt 30 mit dem alten Hörgerät 22, das mithin ebenfalls
eine Kommunikationseinrichtung zur Implementierung eines Übertragungskanals - optional
kabelgebunden, vorzugsweise aber kabellos - aufweist. Das Smartphone 26 fragt von
dem alten Hörgerät 22 einen eindeutigen Identifikator ab, in einem Ausführungsbeispiel
konkret die Seriennummer. In weiteren Ausführungsbeispielen fragt das Smartphone 26
alternativ oder zusätzlich die MAC-Adresse des alten Hörgeräts 20 ab. Auf Basis des
Identifikators (oder der Identifikatoren) erstellt das Smartphone 26 einen Schlüssel
32 und legt diesen in einem Speicher des alten Hörgeräts 20 ab. Außerdem fragt das
Smartphone 26 das Modell des alten Hörgeräts 20 ab.
[0040] Anschließend schließt das das Smartphone 26 die Verbindung mit dem alten Hörgerät
20 und verbindet sich in einem zweiten Verfahrensschritt 40 mit dem neuen Hörgerät
1 und fragt von diesem dessen Modell ab. Außerdem übergibt das Smartphone 26 den Schlüssel
32 an das neue Hörgerät 1.
[0041] In einem weiteren Verfahrensschritt 50 verbindet sich das Smartphone 26 (optional
parallel zur Verbindung mit dem neuen Hörgerät 1) über ein Netzwerk, konkret das Internet
mit der Datenbank 24. Von der Datenbank 24 ruft das Smartphone 26 dabei die den beiden
Hörgeräten 1 und 20, konkret den beiden Modellen, zugeordnete Übersetzungsanweisung
für die Hörgeräteeinstelldaten von der alten Plattform auch die neue Plattform ab.
[0042] Diese Übersetzungsanweisung übergibt das Smartphone 26 in einem Verfahrensschritt
60 an das neue Hörgerät 1. In einer optionalen Variante übergibt das Smartphone 26
erst jetzt den Schlüssel 32 an das neue Hörgerät 1. Außerdem fragt das Smartphone
26 die Bereitschaft des neuen Hörgeräts 1 zum Empfang der Hörgeräteeinstelldaten ab.
Diese besteht insbesondere, sobald die Übersetzungsanweisung und der Schlüssel 32
im neuen Hörgerät 1 hinterlegt sind. Meldet das neue Hörgerät 1 seine Bereitschaft,
gibt das Smartphone 26 an das neue Hörgerät 1 eine Anweisung zum Beginn der Datenübertragung
aus. Das neue Hörgerät 1 sucht daraufhin in einem Verfahrensschritt 70 anhand des
Schlüssels 32 nach dem alten Hörgerät 20 und baut mit diesem eine direkte Kommunikationsverbindung
72 auf. Das alte Hörgerät 20 authentifiziert hierbei das neue Hörgerät 1 daran, dass
dieses den Schlüssel 32 an das alte Hörgerät 20 mitteilt. Daraufhin startet das alte
Hörgerät 20 die Übertragung der Hörgeräteeinstelldaten in Form eines Hörgeräteeinstelldatensatzes
74.
[0043] Die Kommunikationsverbindung 72 ist beispielsweise eine auf einer induktiven Signalübertragung
basierende Signalverbindung. Eine Nutzung des Internets oder eines sonstigen Rechnernetzwerks
unterbleibt bei der Datenübertragung zwischen den Hörgeräten 1 und 20.
[0044] Sobald das neue Hörgerät 1 den Hörgeräteeinstelldatensatz 74 vollständig empfangen
hat, berechnet das neue Hörgerät 1 in einem weiteren Verfahrensschritt (nicht näher
dargestellt) die seiner Plattform entsprechenden Hörgeräteeinstelldaten anhand der
Übersetzungsanweisung aus den Hörgeräteeinstelldaten des alten Hörgeräts 20 und hinterlegt
diese in seinem Speicher als Parameter (Einstelldaten) für seine Signalverarbeitungsalgorithmen.
[0045] In einem nicht näher dargestellten Ausführungsbeispiel ist den beiden Hörgeräten
1 und 20 ein lokales (d. h. beim Nutzer vorhandenes) Viertgerät in Form eines Ladegeräts
für die Hörgeräte 1 und 20 zwischengeschaltet. Das Ladegerät weist dabei einen Controller
und einen zugeordneten Speicher auf, auf den das Smartphone 26 die Übersetzungsanweisung
überträgt. Die Übertragung des Hörgeräteeinstelldatensatzes 74 erfolgt hierbei, indem
das alte Hörgerät 20 mit dem Ladegerät gekoppelt wird, zunächst auf das Ladegerät.
Das Ladegerät führt anschließend die Umrechnung der Hörgeräteeinstelldaten auf die
Plattform des neuen Hörgeräts 1 durch und überträgt den "umgerechneten" Hörgeräteeinstelldatensatz
74 auf das neue Hörgerät 1, sobald dieses mit dem Ladegerät gekoppelt wird.
[0046] Der Gegenstand der Erfindung ist nicht auf die vorstehend beschriebenen Ausführungsbeispiele
beschränkt. Vielmehr können weitere Ausführungsformen der Erfindung von dem Fachmann
aus der vorstehenden Beschreibung abgeleitet werden. Insbesondere können die anhand
der verschiedenen Ausführungsbeispiele beschriebenen Einzelmerkmale der Erfindung
und deren Ausgestaltungsvarianten auch in anderer Weise miteinander kombiniert werden.
Bezugszeichenliste
[0047]
- 1
- Hörgerät
- 2
- Gehäuse
- 4
- Mikrofon
- 6
- Signalprozessor
- 8
- Lautsprecher
- 10
- Sende- und Empfangsvorrichtung
- 12
- Batterie
- 20
- Hörgerät
- 22
- Hörgerätesystem
- 24
- Datenbank
- 26
- Smartphone
- 30
- Verfahrensschritt
- 32
- Schlüssel
- 40
- Verfahrensschritt
- 50
- Verfahrensschritt
- 60
- Verfahrensschritt
- 70
- Verfahrensschritt
- 72
- Kommunikationsverbindung
- 74
- Hörgeräteeinstelldatensatz
- SE
- Eingangssignal
- SA
- Ausgangssignal
1. Verfahren zur Übertragung eines Hörgeräteeinstelldatensatzes (74) von einem ersten
Hörgerät (20) auf ein zweites Hörgerät (1), wobei verfahrensgemäß
- mittels eines internetfähigen Drittgeräts (26) eine Übersetzungsanweisung für in
dem Hörgeräteeinstelldatensatz (74) enthaltene Hörgeräteeinstelldaten von einer Plattform
des ersten Hörgeräts (20) auf eine Plattform des zweiten Hörgeräts (1) von einer Datenbank
(24) abgerufen wird,
- die Übersetzungsanweisung an das erste oder das zweite Hörgerät (20,1) oder an ein
lokales Viertgerät übertragen wird,
- mittels des internetfähigen Drittgeräts (26) eine Anweisung zur Übertragung des
Hörgeräteeinstelldatensatzes (74) ausgegeben wird,
- der Hörgeräteeinstelldatensatz (74) lokal und unter Umgehung des Internets oder
eines Rechnernetzwerkes von dem ersten auf das zweite Hörgerät (1) übermittelt wird,
und
- die in dem Hörgeräteeinstelldatensatz (74) enthaltenen Hörgeräteeinstelldaten in
dem ersten oder dem zweiten Hörgerät (20,1) oder in dem Viertgerät ohne Zugriff auf
das Internet oder das Rechnernetzwerk auf die Plattform des zweiten Hörgeräts (1)
übersetzt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
wobei die in dem Hörgeräteeinstelldatensatz (74) enthaltenen und übersetzten Hörgeräteeinstelldaten
von dem zweiten Hörgerät (1) als Einstelldaten für einen Signalprozessor (6) herangezogen
werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
wobei der Hörgeräteeinstelldatensatz (74) von dem ersten Hörgerät (20) direkt auf
das zweite Hörgerät (1) übermittelt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
wobei die Anweisung zur Übertragung des Hörgeräteeinstelldatensatzes (74) an das zweite
Hörgerät (1) ausgegeben wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4,
wobei das Drittgerät (26) anhand wenigstens eines eindeutigen Identifikators des ersten
Hörgeräts (20) einen Schlüssel (32) erstellt, in einem Speicher des ersten Hörgeräts
(20) ablegt und diesen Schlüssel (32) anschließend an das zweite Hörgerät (1) übermittelt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
wobei das Drittgerät (26) zum Abruf der Übersetzungsanweisung den jeweiligen Typ des
ersten und des zweiten Hörgeräts (20,1) ermittelt.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
wobei die Übersetzungsanweisung an das zweite Hörgerät (1) übertragen wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1, 2, 4, 5 oder 6,
wobei als lokales Viertgerät ein mit dem ersten und dem zweiten Hörgerät (20,1) kompatibles
Ladegerät herangezogen wird, das einen Controller mit einem zugeordneten Datenspeicher
aufweist, und wobei der Hörgeräteeinstelldatensatz (74) von dem ersten Hörgerät (20)
auf das Viertgerät und von diesem auf das zweite Hörgerät (1) übertragen wird.
9. Hörgerätesystem (22) mit einer Datenbank (24) und einem Drittgerät (26),
wobei auf der Datenbank (24) eine Übersetzungsanweisung für in einem Hörgeräteeinstelldatensatz
(74) enthaltene Hörgeräteeinstelldaten von einer Plattform eines ersten Hörgeräts
(20) auf eine Plattform eines zweiten Hörgeräts (1) hinterlegt ist, wobei das Drittgerät
(26) dazu eingerichtet ist, im Rahmen einer Übertragung des Hörgeräteeinstelldatensatzes
(74) von dem ersten auf das zweite Hörgerät (20,1) von der Datenbank (24) die Übersetzungsanweisung
abzurufen sowie an das erste oder das zweite Hörgerät (20,1) oder an ein lokales Viertgerät
zu übermitteln.
10. Hörgerät (1), mit einem Controller (6), der dazu eingerichtet ist, Eingangssignale
(SE) auf Basis von nutzerspezifischen Hörgeräteeinstelldaten zu Ausgangssignalen (SA) zu verarbeiten, sowie mit einer Empfangsschnittstelle (10) zum Empfang der Hörgeräteeinstelldaten
im Rahmen eines Hörgeräteeinstelldatensatzes (74) von einem anderen Hörgerät (20)
und zum Empfang einer Übersetzungsanweisung, wobei der Controller (6) mittels der
Übersetzungsanweisung dazu eingerichtet ist, die in dem von dem anderen Hörgerät (20)
empfangenen Hörgeräteeinstelldatensatz (74) enthaltenen Hörgeräteeinstelldaten von
einer Plattform des anderen Hörgeräts (20) auf die eigene Plattform zu übersetzen.