Gebiet der Erfindung
[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Härtepresse zur Fertigung wärmebehandelter Werkstücke,
insbesondere zur Fertigung zweireihiger, schräg verzahnter Zahnräder für ein Umlaufrädergetriebe
eines Triebwerks. Weiterhin bezieht sich die Erfindung auch auf ein Verfahren zur
Fertigung derartiger Werkstücke unter Einsatz einer Härtepresse.
Hintergrund der Erfindung
[0002] Zweireihig schräg verzahnte Zahnräder, wie sie insbesondere in Umlaufrädergetrieben
von Flugzeugtriebwerken Anwendung finden, werden im Rahmen ihrer Herstellung einer
Aufkohlbehandlung unterzogen, in deren Verlauf sich im Randbereich eines nahezu auf
Endmaß vorgefertigten Zahnradkörpers eine Randschicht mit entsprechend erhöhtem Kohlenstoffgehalt
und damit veränderten Werkstoffeigenschaften ergibt. Die derart aufgekohlten Zahnräder
werden im Nachgang zu dieser Aufkohlbehandlung weiterbearbeitet. Das bearbeitete Zahnrad
kann dann weiteren Behandlungs- und Bearbeitungsschritten zur Gefügebehandlung sowie
zur Erlangung der Endgeometrie unterzogen werden.
Aufgabe der Erfindung
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, Lösungen aufzuzeigen, durch welche es möglich
wird, durch Presshärten verzugsarm gehärtete Zahnräder zu schaffen, die sich durch
einen vorteilhaften und zuverlässig reproduzierbaren Gefügeaufbau auszeichnen und
im Rahmen eines effizienten Fertigungsprozesses mit engen Toleranzen gefertigt werden
können.
Erfindungsgemäße Lösung
[0004] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch eine Härtepresse zur Fertigung wärmebehandelter
Werkstücke, mit:
- einem Untergesenk, das eine Gesenkbodenfläche bereitstellt und
- einem Obergesenk, das eine Gesenkdeckelfläche bereitstellt, wobei
- zwischen dem Untergesenk und dem Obergesenk ein Werkstückaufnahmeraum definiert ist
und das Obergesenk und das Untergesenk in Richtung einer Pressachse unter Spannung
eines Werkstückes in dem Werkstückaufnahmeraum gegeneinander drängbar sind, und
- in einem Bereich der Gesenkbodenfläche und/oder einem Bereich der Gesenkdeckelfläche
eine Komplementärgeometrie ausgebildet ist, die auf Interimsgeometrien des jeweiligen
Werkstücks abgestimmt ist, derart, dass das Werkstück durch das Zusammenspiel der
Interimsgeometrie und der gesenkseitigen Komplementärgeometrie in der Härtepresse
radial zur Pressachse positioniert ist.
[0005] Dadurch wird es auf vorteilhafte Weise möglich, ein Werkstück über Außenzonen zu
spannen, die primär als Absorptionszonen fungieren durch welche eine Aufkohlung von
Werkstückbereichen vermieden wird, die am fertigen Werkstück nicht oder nicht erheblich
aufgekohlt sind.
[0006] Vorzugsweise ist die erfindungsgemäße Härtepresse derart gestaltet, dass sich die
gesenkseitige Komplementärgeometrie als flache Ringnut darstellt. So können insbesondere
in dem Obergesenk und dem Untergesenk zwei einander gegenüberliegende und einander
zugewandte Ringnuten ausgebildet werden. Die werkstückseitige Interimsgeometrie stellt
sich dann vorzugsweise als Ringscheibenabschnitt dar.
[0007] Nach dem erfindungsgemäßen Konzept wird das Werkstück an seinen Interimsgeometrien
axial zwischen den einander zugewandten Ringflächen der Ringnuten gespannt. Diese
Ringflächen können als Planflächen gestaltet sein.
[0008] Die eingangs angegebene Aufgabe wird gemäß einem weiteren Aspekt der vorliegenden
Erfindung auch gelöst durch ein Verfahren zur Fertigung wärmebehandelter Werkstücke
bei welchem:
- im Rahmen eines der Aufkohlung dienenden Verfahrensabschnittes das Werkstück aufgeheizt
wird und Kohlenstoff unter Ausbildung einer Randschicht in das Werkstück eindiffundiert,
- das Werkstück einer Presshärtebehandlung unterzogen wird, in deren Rahmen das Werkstück
gespannt und in gespanntem Zustand abgeschreckt wird, wobei
- die Aufkohlung Interimsgeometrien des Werkstücks erfasst, die als Absorptionszonen
fungieren,
- die Interimsgeometrien im Rahmen nachfolgender Bearbeitungsschritte abgetragen werden,
und
- die Presshärtebehandlung zeitlich nach der Aufkohlung des Werkstücks und ebenfalls
zeitlich vor dem Abtrag der Interimsgeometrien bewerkstelligt wird und
- die Presshärtebehandlung unter Einsatz einer Härtepresse der oben beschriebenen Art
bewerkstelligt wird.
[0009] Dadurch wird es auf vorteilhafte Weise möglich, ein hochpräzises Zahnrad, insbesondere
ein zweireihig schräg verzahntes Zahnrad für ein Triebwerksgetriebe zu schaffen, das
über die als Aufkohlungsschutz wirksamen Interimsgeometrien in der Presshärtematrize
gespannt werden kann. Hierdurch wird es möglich, über die als Aufkohlungsschutz wirksamen
Geometrien eine vorteilhafte Zentrierung und Positionierung des Werkstücks in der
Matrize des Abschreckpresswerkzeuges vorzunehmen und auch den Spannungsverlauf im
Werkstück in gepresstem Zustand über die Interimsgeometrien und die Komplementärgeometrien
in der Matrize abzustimmen.
[0010] In dem Verfahrensschritt der Aufkohlung, wird das vorzugsweise doppelt schrägverzahnte
Zahnrad aufgekohlt. Bei dem Aufkohlvorgang diffundieren bei hohen Temperaturen Kohlenstoffatome
in das Metall ein. Dabei wird eine harte Randschicht gebildet, wobei der Kern des
Zahnrades zäh und weich bleibt.
[0011] Die Werkstückbereiche mit geringer aufgekohlter Randschicht werden erzeugt, indem
dort zunächst als Aufkohlungsschutz fungierende Interimsgeometrien vorgesehen werden,
die zeitlich nach der Aufkohlung spanabhebend, insbesondere durch einen Drehbearbeitungsprozess
abgetragen werden.
[0012] Nach dem erfindungsgemäßen Konzept wird in gleicher Weise wie die Aufkohlung auch
der Verfahrensschritt das Presshärtung unter Belassung der Interimsgeometrien am Zahnradkorpus
durchgeführt. Erst im Nachgang zur Presshärtung erfolgt der Abtrag der Interimsgeometrien
um hierbei das Zahnrad in den fertigungstechnischen Endzustand zu überführen.
[0013] Das erfindungsgemäße Doppeltschrägverzahnte-Zahnrad wird somit in weichem Zustand
unter Bildung der Interimsgeometrien vorgedreht und anschließend aufgekohlt. Nach
dem Aufkohlen wird das Zahnrad unter Belassung des Aufkohlungsschutzes in einer Härtematrize
unter Nutzung der Interimsgeometrien gespannt und einer Abschreckpresshärtung unterzogen.
Erst im Nachgang zu diesem Verfahrensschritt werden die Interimsgeometrien spanabhebend
entfernt.
[0014] Im Gegensatz zu herkömmlichen Fertigungsverfahren muss das Zahnrad zwischen der Aufkohlung
und der Abschreckpresshärtung nicht erneut spanabhebend bearbeitet und hierzu beispielsweise
zwischen den einzelnen Gefügebehandlungsmaßnahmen zwischen den einzelnen Zerspanungsmaschinen
transportiert werden. Des Weiteren muss es zwischen Aufkohlung und Abschreckpresshärtung
nicht mehr bezüglich Planlauf und Rundlauf neu ausgerichtet werden.
[0015] Durch das erfindungsgemäße Konzept wird ein insgesamt optimiertes Bearbeitungsverfahren
bereitgestellt, durch welches eine einfachere Bearbeitung möglich ist, so dass durch
die Einbeziehung der Interimsgeometrien des Zahnrades in den Presshärteprozess sich
insgesamt eine Prozessoptimierung ergibt.
[0016] Die erfindungsgemäße Idee sieht vor, dass der Verfahrensschritt des Aufkohlens und
des Presshärtens zusammengefasst werden. Erst im Anschluss daran werden weitere Verfahrensschritte,
insbesondere die Hartbearbeitungsverfahren ausgeführt, bei welchen im Bereich der
Interimsgeometrien die gehärtete Oberfläche durch eine Dreh-, Fräs- und/oder Schleifbearbeitung
abgetragen wird.
[0017] Gemäß einer besonders bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens
wird das dem Presshärten nachfolgende Hartbearbeitungsverfahren zur Entfernung der
Interimsgeometrie an einem ersten Außenbereich des Zahnrades durchgeführt. Nachfolgend
wird das Bauteil in der Bearbeitungsmaschine, insbesondere einer Drehmaschine umgespannt
und an der zweiten Außenseite bearbeitet. Das Bauteil wird somit insgesamt nur 2-Mal
neu auf der Bearbeitungsmaschine fixiert und muss somit insgesamt nur 2-Mal bezüglich
Planlauf und Rundlauf neu ausgerichtet werden. Die Anzahl der notwendigen Rüstprozesse
ist somit in vorteilhafter Weise verringert.
[0018] Die Interimsgeometrien sind gemäß einer besonders vorteilhaften Umsetzung des erfindungsgemäßen
Bearbeitungsablaufs derart ausgelegt, dass deren normal zur Außenfläche gemessene
Stärke wenigstens der Hälfte der Aufkohlschichtdicke entspricht. Die Interimsgeometrien
können so gestaltet sein, dass über diese eine Schneidkante in den Werkstoff des Werkstücks
eindringen kann und hierbei in Bereiche mit zunehmendem Kohlenstoffgehalt vordringt.
Die Relativbewegungsbahn zwischen dem Werkstück und einem Schneidenträger kann hierbei
eine zu einer Zentralachse des Werkstücks im wesentlichen konzentrische Kreisbahn
sein, die Relativbewegungsbahn kann jedoch auch anderweitige Verläufe aufweisen, insbesondere
eine partiell evolventenartige Relativbewegungsbahn sein, die im Bereich der Stirnseiten
der Zahnflanken möglichst von innen heraus über die Zahnflankenkante überläuft. Hierdurch
wird es möglich im Rahmen der Seitenflächenbearbeitung der Zahnräder die Schnittunterbrechung
als aus dem Werkstoff auslaufende Schneidstoffrelativbewegung zu realisieren.
[0019] Gemäß einem besonderen Aspekt der vorliegenden Erfindung wird das aufgekohlte Werkstück
vorzugsweise ohne Zwischenkühlung auf das zur Presshärtung vorgesehene Temperaturniveau
gebracht. Die Verbringung des Werkstücks in die Presshärtematrize kann hierbei über
ein Handhabungssystem automatisiert bewerkstelligt werden, so dass der Schritt der
Entnahme aus dem Aufkohlbehältnis und die Einbringung in die Härtematrize mit gleichbleibender
Bewegungscharakteristik erfolgt.
[0020] Gemäß einem weiteren besonderen Aspekt der vorliegenden Erfindung wird vorzugsweise
das Werkstück im Rahmen der Presshärtung im Zusammenspiel mit den als Absorptionszonen
fungierenden Interimsgeometrien gespannt. Hierbei kann im Zusammenspiel mit der Spannung
des Werkstücks über die Interimsgeometrien ein Spaltraum in dem Presswerkzeug eingehalten
werden, der von einem Abschreckmedium durchströmt wird. Die Abkühlung des Werkstücks
durch direkten Kontakt mit der Härtematrize wird hierbei zudem auf die Interimszonen
reduziert. Die als Kohlenstoff-Absorptionszonen fungierenden Interimsgeometrien können
in vorteilhafter Weise als sich zu einer Zentralachse des Werkstücks konzentrische
Ringstrukturen darstellen.
[0021] Das nach dem erfindungsgemäßen Verfahren behandelte Werkstück ist vorzugsweise ein
Stirnrad und die Ringstufen erstrecken sich vorzugsweise auf einander abgewandten
Stirnseiten des Stirnrades unterhalb des Fußkreises der Verzahnung.
[0022] Die eingangs angegebene Aufgabe wird gemäß einem weiteren Aspekt der vorliegenden
Erfindung auch gelöst durch ein Zahnrad mit einer im Bereich der Verzahnung aufgekohlten
Randschicht, sowie spanabhebend bearbeiteten Außenbereichen mit Randschichten mit
geringerem Aufkohlungsgrad, wobei
- dieser geringere Aufkohlungsgrad durch Abtrag von aufgekohlten Interimsgeometrien
bewerkstelligt ist und
- diese Interimsgeometrien im Rahmen einer Abschreckpresshärtung des Zahnrades noch
Bestandteil desselben gebildet haben.
[0023] Das erfindungsgemäße Zahnrad hat infolge der Einbeziehung der als Aufkohlungsschutz
dienenden Interimsgeometrien in den Abschreckhärtevorgang besondere Werkstückeigenschaften.
So wird die Endgeometrie des Zahnrades durch Abtrag des Aufkohlungsschutzes nach Durchführung
der Presshärtung erreicht. Das Zahnrad wird damit noch bis zum Abschluss der Presshärtung
durch die aufgekohlten Interimsgeometrien stabilisiert.
[0024] Das erfindungsgemäße Zahnrad umfasst Randzonen, deren Aufkohlungsgrad jenem Aufkohlungsgrad
entspricht, der im Rahmen der Bauteilsaufkohlung erreicht wurde. Zudem umfasst das
Zahnrad im Bereich seiner Außenrandzonen auch Bereiche mit einem geringerem Aufkohlungsgrad.
Die Abstimmung des Aufkohlungsgrades des Werkstückst wird durch Gestaltung der Interimsgeometrien
bewerkstelligt. Diese Interimsgeometrien werden im Rahmen spanabhebender Bearbeitungsschritte
vom Zahnradgrundkorpus abgetragen, wobei dieser Abtrag erst nach Durchführung einer
Abschreckpresshärtung erfolgt. Dieser Ansatz ermöglicht es, über die Interimsgeometrien
Strukturen bereitzustellen über welche der Werkstückverzug im Rahmen der Abschreckpresshärtung
reduziert werden kann. Die Randschichten mit geringerem Aufkohlungsgrad erstrecken
sich vorzugsweise im Seitenbereich des Zahnrades. Der Abtrag der Interimsgeometrien
ist vorzugsweise auf spanabhebendem Wege bewerkstelligt und die entsprechende Bearbeitung
erfasst vorzugsweise die quer zur Zahnradzentralachse ausgerichteten Seitenbereiche
der Zähne.
[0025] Ein gespanntes Werkstück kann im Sinne der Erfindung auch als ein aufgeschrumpftes,
insbesondere als ein auf einen Dorn aufgeschrumpftes Werkstück beschrieben werden.
Kurzbeschreibung der Figuren
[0026] Weitere Einzelheiten und Merkmale der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden
Beschreibung in Verbindung mit der Zeichnung. Es zeigt:
- Figur 1
- ein Ablaufdiagramm zur Veranschaulichung des Ablaufs eines unter Einsatz der erfindungsgemäßen
Härtepresse abgewickelten Fertigungsverfahrens;
- Figur 2
- eine vereinfachte Axialschnittdarstellung zur Veranschaulichung der Spannung des Werkstückes
in einer Härtepresse unter Nutzung der als Aufkohlungsschutz fungierenden Interimsgeometrien
des Werkstücks;
- Figur 3
- eine Detaildarstellung zur Veranschaulichung der durch Aufkohlung generierten Schicht
und der Lage und Wirkung der Interimsgeometrie.
Ausführliche Beschreibung der Figuren
[0027] Die Darstellung nach Figur 1 veranschaulicht den Ablauf eines erfindungsgemäßen Verfahrens
zur Fertigung eines erfindungsgemäßen Werkstücks W in einer erfindungsgemäßen Härtepresse.
Im Schritt n wird hierbei ein Werkstückrohling WR für das zu fertigende Werkstück
W bereitgestellt, dessen Übermaß so abgestimmt ist, dass im Bereich der Verzahnung
Z1, Z2 entweder kein weiterer Materialabtrag oder nur noch ein Materialabtrag - insbesondere
in Form einer Schleifbearbeitung - zu erfolgen hat, der geringer ist, als eine im
nachfolgend noch näher beschriebenen Schritt n+1 gebildete Aufkohlungsschicht CS.
Zudem umfasst der Werkstückrohling WR sog. Interimsgeometrien WS1, WS2, die als Aufkohlschutz
fungieren und im Rahmen folgender Fertigungsschritte vollständig oder zumindest weitgehend
abgetragen werden.
[0028] Der im Verfahrensstadium des Schrittes n bereitgestellte Werkstückrohling WR wird
nunmehr im Schritt n+1 einer Aufkohlungsbehandlung unterzogen, in welcher sich im
gesamten Grenzbereich zur Außenfläche eine Schicht CS mit erhöhtem Kohlenstoffgehalt
ergibt. Das zur Aufkohlung aufgeheizte Werkstück W wird nach Ablauf einer bestimmten
Aufkohlungsdauer mit einem Handhabungssystem in eine Härtepresse (vgl. Härtepresse
HP, Fig.2) verbracht, in der Härtepresse gespannt und unmittelbar nach der Spannung
in der der Härtepresse definiert abgeschreckt. Die Handhabungsparameter für das Verbringen
des Werkstücks in die Härtepresse sind vorzugsweise für baugleiche Werkstücke standardisiert
so dass der Einfluss der Verbringung des jeweiligen Werkstücks in die Härtepresse
stets gleichbleibender Art ist. Die Gesamtgeometrie des Werkstücks W unter Einschluss
der Interimsgeometrien WS1, WS2 und die Komplementärgeometrie der Härtematrize sind
so aufeinander abgestimmt, dass sich eine gleichförmige axiale Spannung und radiale
Abstützung des Werkstücks in der Matrize unter Belassung eines Spaltraums im Bereich
der Werkstückverzahnungen Z1, Z2 ergibt.
[0029] Nach Abkühlung des Werkstückes in der Härtepresse wird das Werkstück der Härtepresse
entnommen, gereinigt und vermessen. Für das Werkstück W werden Spannparameter anhand
der erfassten geometrischen Eigenschaften ermittelt und das Werkstück W wird in einer
Bearbeitungsmaschine derart gespannt, dass sich für die Verzahnung Z1, Z2 eine optimale
Lage zu den im Rahmen der folgenden Bearbeitung ergebenden Flächen ergibt.
[0030] In der Bearbeitungsmaschine erfolgt im Schritt n+2 ein Abtrag A1 der aufgekohlten
und zudem pressgehärteten ersten Interimsgeometrie WS1 von einem ersten Seitenbereich
des aufgekohlten und abschreckpressgehärteten Werkstücks W. Weiterhin wird hierbei
ein in den nicht aufgekohlten Korpus des Zahnrades vordringender erster Einstich 1
gebildet.
[0031] Nach dieser ersten Bearbeitung des aufgekohlten und abschreckpressgehärteten Werkstücks
wird dieses im Schritt n+3 in der Bearbeitungsmaschine umgespannt, so dass ein der
bereits bearbeiteten Werkstückseite abgewandter Stirnbereich des Werkstücks W im Schritt
N+4 materialabtragend, insbesondere spanabhebend bearbeitet werden kann.
[0032] Im Schritt n+4 wird die als Aufkohlungsschutz fungierende Interimsgeometrie WS2 abgetragen
und ein zweiter Einstich 2 gebildet, der innerhalb des Fußkreises der Verzahnung Z2
in den nicht aufgekohlten Bereich des Werkstücks W eintaucht.
[0033] Das derart im Bereich seiner Stirnseiten überarbeitete Werkstück W kann nunmehr einer
weiteren Feinbearbeitung, insbesondere einer Endbearbeitung der Verzahnung Z1, Z2
und der Zentralbohrung 4 unterzogen werden.
[0034] Gemäß einem besonderen Aspekt des erfindungsgemäßen Verfahrens, können im Rahmen
der Schritte n+2 und n+4 die bei dem Abtrag der Interimsgeometrien WS1, WS2 auftretenden
Zerspanungskräfte erfasst werden und für eine Bewertung von Eigenschaften des Werkstücks
W herangezogen werden. So kann insbesondere im Rahmen der Ausbildung der Einstiche
1, 2 der Schneidkraftbedarf unter Zuordnung zur Abtragsstelle aufgezeichnet werden
und für die Bewertung der Aufkohlung und der Presshärtung herangezogen werden.
[0035] Die Darstellung nach Figur 2 zeigt vereinfacht die Spannung des Werkstückes W in
einer Härtepresse HP unter Nutzung der Interimsgeometrien WS1, WS2 als Spann- und
Positionierungsflächen. Die Härtepresse HP umfasst ein Untergesenk HP1 ein Obergesenk
HP2 und eine Seitenführung HP3. Das Werkstück W wird in der Härtepress HP durch die
als Aufkohlschutz fungierenden Interimsgeometrien WS1, WS2 gespannt. Im Untergesenk
HP1 und im Obergesenk HP2 sind hierbei Komplementärgeometrien vorgesehen, die auf
die Geometrie des Werkstücks W einschließlich des Aufkohlschutzes WS1, WS2 abgestimmt
sind. Der Aufkohlschutz WS1, WS2 und die Gesenke HP1, HP2 stellen Kraftübertragungsgeometrien
bereit, durch welche sich eine für die Abschreckpresshärtung des Werkstücks W optimale
Spannung des Werkstücks W in der Matrize MP ergibt.
[0036] Soweit es sich bei dem erfindungsgemäßen Werkstück W um ein zweireihig schräg verzahntes
Zahnrad für ein als Umlaufrädergetriebe gestaltetes Triebwerksgetriebe handelt, umfasst
dieses die beiden Verzahnungen Z1, Z2, einen radialen Einstich 3, die Interimsgeometrien
WS1, WS2 und eine Bohrung 4. Die Bohrung 4 und Verzahnung Z1, Z2 stellen dabei die
Geometrien dar, bezüglich deren Planlauf und Rundlauf maßhaltig sein müssen.
[0037] Bei der Umsetzung des erfindungsgemäßen Konzeptes wurde festgestellt, dass die Eigenspannung
des Zahnrades nach dem Abdrehen der Interimsgeometrien WS1, WS2 keinen Verzug bewirken,
d.h. es "springt" nach dem Abdrehen nicht auf. Die Erfindung basiert hierbei auf der
Erkenntnis dass es möglich ist, das Aufkohlen und das Presshärten zusammenzufassen
und den Aufkohlschutz WS1, WS2 noch für das Presshärten zu belassen da die hiermit
erreichten Vorteile den Aufwand für die Bearbeitung des Werkstücks nach dessen Härtung
überwiegen und sich auch nach dem Härten noch die gesamte Kontur hinreichend bearbeiten
lässt. Diese Erkenntnis ist wegweisend, da die Zähne des Zahnrades im "unterbrochenen
Schnitt" gefertigt werden, welches hohe Anforderungen an den Drehprozess darstellt.
[0038] Die Darstellung nach Figur 3 veranschaulicht die Gestalt eines als zweireihig schräg
verzahntes Zahnrad gestalteten erfindungsgemäßen Werkstücks W weiter. Insbesondere
für die Bildung des Einstichs 2 und das Planen im Bereich der Stirnseiten Z2a der
Verzahnung Z2 ergeben sich hohe Anforderungen an den Bearbeitungsprozess. Der Einstich
2 ist nötig, um einerseits das Gewicht des Zahnrades W zu reduzieren und andererseits
das Schwingungsverhalten zu optimieren. Das Schwingungsverhalten ist optimiert, da
hierdurch eine größere Nachgiebigkeit des Zahnrades W in der Hochrichtung der Zähne
Z2 bewirkt ist und somit das Dämpfungsverhalten verbessert ist.
[0039] Bei dem erfindungsgemäßen Herstellungsverfahren liegt das Zahnrad W nach der Wärmebehandlung
in gehärtetem Zustand vor und umfasst die aufgekohlte Randschicht CS und ist zudem
pressgehärtet. Es ist damit insgesamt schwer bearbeitbar, da in dem gesamten Außenbereich
des Zahnrades W aufgrund der Randschicht CS und der Abschreckpresshärtung eine gehärtete
Zone vorliegt. Eine weitere Idee des erfindungsgemäßen Fertigungsverfahrens sieht
vor, dass durch Bereitstellung der Interimsgeometrie WS2 der "Einstieg" in die Fertigung
des Einstiches 2 erleichtert wird. Die sich hier als Absatz oder axialer Überstand
darstellende Interimsgeometrie WS2 erleichtert die Fertigung des Einstichs 2, da der
harte Absatz in Radialrichtung durch "Abzeilen" leicht abgetragen werden kann. Das
Zahnrad W dreht sich dabei immer in Drehrichtung. Nach Abdrehen der Interimsgeometrie
WS2 ist ein axiales Einstechen in die weichere Zone des Werkstücks W dann problemlos
möglich.
[0040] Die Drehrichtung des Zahnrades W ist durch das Bezugszeichen 46 symbolisiert. "Einfahren"
bedeutet ein Einfahren des Schneidwerkzeuges in radialer Richtung von außen oder innen
her in das Zahnrad W. Abzeilen bedeutet ein sukzessives Abtragen der Interimsgeometrie
WS1, WS2 nach axialem Anstellen des Schneidwerkzeuges auf Spantiefe und anschließendem
radialem Vorschub desselben.
[0041] Insgesamt nutzt das erfindungsgemäße Konzept eine Zusammenfassung von Einzelmaßnahmen.
So erfolgt ein:
- Zusammenfassen der Wärmebehandlungsverfahren;
- Zusammenfassen der Hartbearbeitungsverfahren;
- Drehen sämtlicher Außenflächen des Zahnrades (trotz unterbrochenem Schnitt);
- Vorsehen der Absätze WS1, WS2, um eine Fertigung der Einstiche 1, 2 zur erleichtern.
[0042] In vorteilhafter Weise sind in dem erfindungsgemäßen Bearbeitungsverfahren mehrere
Bearbeitungsschritte zusammengefasst, sodass sich eine Reduktion der erforderlichen
Bearbeitungsschritte ergibt. Somit wird zum einen die Bearbeitung des Bauteils vereinfacht
und andererseits das Handling an sich vereinfacht. Es können somit insgesamt zahlreiche
Drehbearbeitungs- und Messverfahrensschritte sowie Handlings- und Versandoperationen
zwischen den einzelnen Schritten eingespart werden, insgesamt können 4 Schleifprozesse
und 2 Drehbearbeitungsschritte eingespart werden. Zudem wird die Qualität des als
Doppelschrägverzahntes-Zahnrades fungierenden Werkstücks verbessert, da das Bauteil
weniger oft umzuspannen ist und somit die Toleranzen bezüglich Plan- und Rundlauf
besser eingehalten werden können. Es ist bislang unversucht geblieben bei hohen Toleranzanforderungen,
wie sie bei Doppeltschrägverzahnten-Zahnrädern für Flugzeugtriebwerke einzuhalten
sind ein Drehen von hartbearbeitetem Material durchzuführen. Insbesondere die Fertigung
des Kopfkreisdurchmessers (unterbrochener Schnitt) als auch die Fertigung der Einstich
1, 2 stellen dabei im hartbearbeiteten Zustand eine fertigungstechnische Herausforderung
dar.
[0043] Durch das erfindungsgemäße Konzept ergibt sich ein wirtschaftliches Einsparungspotential,
indem die Anzahl der nötigen Einspannvorgänge reduziert ist und dadurch, dass das
Doppelschrägverzahnte-Zahnrad weniger oft auszurichten ist. Des Weiteren ist die Anzahl
der notwendigen Handling-Vorgänge reduziert. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass
durch das erfindungsgemäße Bearbeitungsverfahren zahlreiche Prozessschritte eingespart
werden können und die Bearbeitungsqualität des Doppelschrägverzahnten-Zahnrades insgesamt
verbessert ist, da ein Einspannen weniger oft nötig ist und die Toleranzen somit genauer
eingehalten werden können.
1. Härtepresse (HP) zur Fertigung wärmebehandelter Werkstücke (W), mit:
- einem Untergesenk (HP1), das eine Gesenkbodenfläche bereitstellt und
- einem Obergesenk (HP2), das eine Gesenkdeckelfläche bereitstellt, wobei
- zwischen dem Untergesenk (HP1) und dem Obergesenk (HP2) ein Werkstückaufnahmeraum
(S) definiert ist und das Obergesenk (HP2) und das Untergesenk (HP1) in Richtung einer
Pressachse (X) unter Spannung eines Werkstückes (W) in dem Werkstückaufnahmeraum (S)
gegeneinander drängbar sind, und
- in einem Bereich der Gesenkbodenfläche und/oder einem Bereich der Gesenkdeckelfläche
eine Komplementärgeometrie (5, 6) ausgebildet ist, die auf Interimsgeometrien (WS1,
WS2) des jeweiligen Werkstücks (W) abgestimmt ist, derart, dass das Werkstück (W)
durch das Zusammenspiel der Interimsgeometrie (WS1, WS2) und der gesenkseitigen Komplementärgeometrie
(5, 6) in der Härtepresse radial zur Pressachse (X) positioniert ist.
2. Härtepresse nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei der Interimsgeometrie (WS1, WS2) des Werkstücks (W) um einen als Aufkohlungsschutz
fungierenden Werkstückabschnitt handelt.
3. Härtepresse nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass sich die gesenkseitige Komplementärgeometrie (5, 6) als flache Ringnut darstellt
4. Härtepresse nach wenigstens einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass in dem Obergesenk (HP2) und dem Untergesenk (HP1) zwei einander gegenüberliegende
und einander zugewandte Ringnuten ausgebildet sind.
5. Härtepresse nach wenigstens einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass sich die werkstückseitige Interimsgeometrie (WS1, WS2) als Ringscheibenabschnitt
darstellt.
6. Härtepresse nach wenigstens einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass das Werkstück (W) an seinen Interimsgeometrien (WS1, WS2) axial zwischen den einander
zugewandten Ringflächen der Ringnuten gespannt wird.
7. Härtepresse nach wenigstens einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Ringflächen als Planflächen gestaltet sind.
8. Verfahren zur Fertigung wärmebehandelter Werkstücke bei welchem:
- im Rahmen eines der Aufkohlung dienenden Verfahrensabschnittes das Werkstück aufgeheizt
wird und Kohlenstoff unter Ausbildung einer Randschicht in das Werkstück eindiffundiert,
- das Werkstück einer Presshärtebehandlung unterzogen wird, in deren Rahmen das Werkstück
gespannt und in gespanntem Zustand abgeschreckt wird, wobei
- die Aufkohlung Interimsgeometrien des Werkstücks erfasst, die als Absorptionszonen
fungieren,
- die Interimsgeometrien im Rahmen nachfolgender Bearbeitungsschritte abgetragen werden,
und
- die Presshärtebehandlung zeitlich nach der Aufkohlung des Werkstücks und ebenfalls
zeitlich vor dem Abtrag der Interimsgeometrien bewerkstelligt wird und
- die Presshärtebehandlung unter Einsatz einer Härtepresse nach wenigstens einem der
Ansprüche 1 bis 7 bewerkstelligt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Interimsgeometrien derart ausgelegt sind, dass deren normal zur Außenfläche gemessene
Stärke wenigstens der Hälfte der Aufkohlschichtdicke entspricht.
10. Verfahren nach Anspruch 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, dass das aufgekohlte Werkstück ohne Zwischenkühlung auf das zur Presshärtung vorgesehene
Temperaturniveau gebracht wird.