[0001] Der Gegenstand betrifft ein Verfahren sowie ein System zum Verlegen einer Ersatzwasserversorgungsleitung.
[0002] Die Erneuerung von Wasserversorgungsleitungen und deren Hausanschlüsse ist aufwendig
und kostenintensiv. Zu früheren Zeiten wurden Wasserleitungen mit einer Deckung von
1,3 m - 1,5 m verlegt. Das heutige Regelwerk fordert diese Verlegetiefen jedoch nicht
mehr, sodass wenn möglich die zu erneuernde Wasserleitung über die bestehende alte
Leitung verlegt werden kann. Ist dies nicht möglich und der Gehweg nicht breit genug,
wird das Ausweichen in den Straßenkörper notwendig. Daher ist in diesem Fall der Austausch
von Wasserleitungen sehr komplex, zeitintensiv und teuer.
[0003] Um dies zu vermeiden soll die Trasse der bestehenden Wasserleitung trotzdem genutzt
werden aber dafür muss die bestehende Leitung ausgebaut und an deren Stelle die neue
Wasserleitung verlegt werden.
[0004] Dem Gegenstand liegt die Aufgabe zugrunde, die Erneuerung von Bestandsverrohrungen
zu erleichtern. Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren nach Anspruch 1 sowie ein System
nach Anspruch 14 gelöst.
[0005] Während eine in Betrieb befindliche Wasserleitung (Bestandsverrohrung)ausgetauscht
wird, was in der Regel Bauzeiten zwischen einigen Wochen bis einigen Monaten benötigt,
ist die Wasserversorgung für die angeschlossenen Haushalte sicherzustellen. Daher
wird eine Ersatzverrohrung notwendig, über die die an der auszutauschenden Bestandsverrohrung
angeschlossenen Haushalte mit Trinkwasser versorgt werden. Diese Ersatzverrohrung
(Ersatzrohr) wird im Anwendungsfall aus Platzgründen, wie zuvor beschrieben, oberirdisch
verlegt und mit den Hausanschlüssen verbunden.
[0006] Die oberirdische Verlegung der Ersatzverrohrung kann je nach klimatischen Bedingungen
dazu führen, dass das Wasservolumen in der Ersatzverrohrung eine temperaturbedingte
Beeinträchtigung erfährt Bisher werden Ersatzverrohrungen daher regelmäßig manuell
gespült. Hierzu müssen Mitarbeiter die Ersatzverrohrung "nach Gefühl" in regelmäßigen
Abständen öffnen und schließen. Ob eine Spülung tatsächlich notwendig war und ob die
Spülmenge ausreichend ist, kann dabei jedoch nicht sichergestellt werden. Deshalb
wird häufig, wenn manuell gespült wird, eine zu große Wassermenge aus der Ersatzverrohrung
ausgespült. Ebenfalls erfolgt keine Dokumentation des manuellen Spülens.
[0007] Gegenständlich wird zunächst das Ersatzrohr in seinem Verlauf mit zumindest einem
Hausanschluss verbunden. Gleichzeitig kann die Verbindung des Hausanschlusses zum
Bestandsrohr gekappt werden und eine Abdichtung kann gegenüber dem Bestandsrohr erfolgen.
[0008] Die Ersatzverrohrung wird dabei an einer Seite an die in Betrieb befindliche Wasserleitung
angeschlossen. Danach werden die im Abschnitt der Ersatzverrohrung befindlichen Hausanschlüsse
auf die Ersatzversorgung umgeschlossen und die Verbindung zur in Betrieb befindlichen
Wasserleitung gekappt. Danach kann die in Betrieb befindliche Wasserleitung im Bauabschnitt
ebenfalls getrennt werden.
[0009] Das Bestandsrohr wird von der Wasserversorgung getrennt und die Wasserversorgung
wird gegenüber dem Bestandsrohr abgedichtet. Die Verbindung des Ersatzrohres mit dem
Wasserversorgungsnetz kann über ein Absperrventil erfolgen. Dieses Absperrventil kann
manuell als auch motorisch angesteuert sein. Am Ende des Abschnitts der Ersatzverrohrung
wird ein Ablassventil angeordnet. Das Ablassventil wird, wie nachfolgend noch beschrieben
wird, motorisch, automatisiert angesteuert, sodass mit Hilfe des Ablassventils ein
Spülen des Ersatzrohres automatisiert möglich ist.
[0010] Mit Hilfe des gegenständlichen Verfahrens wird nun ein Ansteuern des Ablassventils
zum Spülen des Ersatzverrohrung ermöglicht. Durch dieses Ansteuern wird das Ablassventil
regelbasiert angesteuert werden, sodass die Einhaltung der Trinkwasserqualität jederzeit
gewährleistet wird.
[0011] Die erste und die zweite Seite des Ersatzrohres liegen an zueinander distalen Seiten
oder Enden des Ersatzrohres und dazwischen liegt der zumindest eine Hausanschluss.
[0012] Gemäß einem Ausführungsbeispiel wird vorgeschlagen, dass das Ersatzrohr oberirdisch
verlegt wird. Gerade die oberirdische Verlegung ist vorteilhaft hinsichtlich der Komplexität
der Verlegung sowie der Kosten der Verlegung. Auf der anderen Seite führt die oberirdische
Verlegung jedoch zu Herausforderungen hinsichtlich der Gewährleistung einer gleichbleibenden,
ausreichend guten Trinkwasserqualität. Durch das gegenständliche regelbasierte Ansteuern
des Ablassventils zum Spülend es Ersatzrohres kann eine ausreichend gute Trinkwasserqualität
gewährleistet werden. Auch in Sommermonaten, in denen durch die oberirdische Verlegung
des Ersatzrohres eine starke Erhitzung des Trinkwassers in dem Ersatzrohr zu befürchten
ist, kann durch eine automatisierte Ansteuerung des Ablassventils stets eine ausreichend
gute Trinkwasserqualität gewährleistet bleiben.
[0013] Abhängig von der Nutzungsmenge des Trinkwassers an den Hausanschlüssen kann ein Spülen
der Ersatzverrohrung auch zusätzlich und/oder unabhängig von der Temperatur erfolgen.
Dazu kann z.B. einmal täglich um z.B. 5 Uhr morgens das komplette Wasservolumen der
Ersatzverrohrung durchgespült, um das stagnierende Wasser der Nachtstunden mit Frischwasser
auszutauschen. Je nach Standort kann es erforderlich werden, auch während des Tages
unabhängig von der Temperatursteuerung das Wasservolumen ebenfalls auszutauschen.
[0014] Wird viel Wasser an den Hausanschlüssen gezapft, so kann es sinnvoll sein, die Spülintervalle
zu vergrößern, wohingegen bei einem geringen Verbrauch an den Zapfstellen der Hausanschlüsse
ein Spülintervall verkürzt sein kann. Um die Zapfmenge an den Hausanschlüssen bestimmen
zu können, kann an der Verbindung des Ersatzrohres mit dem Wasserversorgungsnetz,
insbesondere im Bereich des Absperrventils ein Strömungsvolumen gemessen werden und
abhängig vom gemessenen Volumen kann dann insbesondere die Dauer eines Spülintervalls
bestimmt werden. Nach Ablauf des Spülintervall kann ein automatisches Ansteuern des
Ablassventils erfolgen. Insbesondere in der Nacht, wenn wenig Trinkwasser an den Hausanschlüssen
gezapft wird, kann ein kürzeres Spülintervall bestimmt werden, wohingegen tagsüber,
wenn viel Wasser an den Hausanschlüssen gezapft wird, ein längeres Spülintervall sinnvoll
sein kann.
[0015] Zusätzlich zu der zeitbasierten Steuerung oder auch alternativ zu der zeitbasierten
Steuerung kann das Ablassventil abhängig von zumindest einem an dem Ersatzrohr gemessenen
Parameter angesteuert werden. Zum einen ist eine Ansteuerung über eine Zeitkennlinie
möglich, wobei diese insbesondere, wie zuvor beschrieben, abhängig von dem im Normalbetrieb
am Wasserversorgungsnetz abgenommenen Wasservolumen sein kann. Auch kann ein Parameter,
z.B. eine Temperatur, am Ersatzrohr gemessen werden, der einen Aufschluss über die
Trinkwasserqualität gibt, insbesondere über eine Gefahr einer bakteriellen Belastung
des Trinkwassers. Dieser Parameter kann genutzt werden, um unabhängig von der Dauer
des Spülintervalls eine Spülung durchzuführen.
[0016] Gemäß einem Ausführungsbeispiel wird vorgeschlagen, dass am Ablassventil ein Stellmotor
sowie eine Steuerrichtung für den Stellmotor angeordnet sind. Der Stellmotor, insbesondere
ein Servomotor. Der Stellmotor kann ein Getriebe mit einer Untersetzung aufweisen,
um ein ausreichend großes Drehmoment zur Verfügung zu stellen, was sicherstellt, dass
das Ablassventil auch tatsächlich geöffnet wird, auch wenn es verkrustet ist oder
eine sonstige mechanische Beeinträchtigung vorliegt. Durch einen Federantrieb wird
auch bei Ausfall der Versorgungsspannung ein Verschließen des Ablassventils gewährleistet.
Die Steuereinrichtung kann den Stellmotor ansteuern und die gemessenen Parameter empfangen.
Außerdem kann in der Steuervorrichtung zusätzlich oder alternativ eine Zeitkennlinie
hinterlegt sein. In der Steuereinrichtung kann insbesondere ein Wert für die Temperatur
in oder an dem Ersatzrohr empfangen werden. Darüber hinaus kann in der Steuereinrichtung
ein gemessenes Volumen an der Verbindung zwischen dem Ersatzrohr und der Wasserversorgung
empfangen werden.
[0017] Abhängig von dem gemessenen/empfangenen Parameter kann in der Steuereinrichtung berechnet
werden, ob ein Spülvorgang notwendig ist oder nicht und/oder wie lange ein Spülintervall
ist und gegebenenfalls eine Ansteuerung des Stellmotors zum Öffnen des Ablassventils
veranlassen.
[0018] Ist ein Spülvorgang notwendig, kann die Stellvorrichtung den Stellmotor elektrisch
aktivieren, sodass dieser das Ablassventil von einer vollständig geschlossen Position
in eine vollständig offen Position und/oder eine beliebige Zwischenposition zwischen
der vollständig geschlossen Position und der vollständig offen Position verfährt.
[0019] Insbesondere kann es sinnvoll sein, den Volumenstrom bei der Spülung zu steuern.
Dies kann insbesondere dann von Interesse sein, wenn an den Hausanschlüssen der Druckabfall
nicht zu groß sein soll. Während des Spülvorgangs soll an den Hausanschlüssen gegebenenfalls
noch ein ausreichend großer Druck vorhanden sein, um die dort angeordneten Zapfstellen
bedienen zu können. Daher wird auch vorgeschlagen, dass abhängig von einem Volumenstrom
an dem Absperrventil zwischen dem Ersatzrohr und dem Wasserversorgungsnetz, welcher
ein Maß für die bezogenen Wassermengen an den Zapfstellen der Hausanschlüsse ist,
das Ablassventil in eine Zwischenposition bewegt wird.
[0020] Abhängig von den gemessenen Volumenströmen am Absperrventil als auch am Ablassventil
kann ein Grad der Öffnung am Ablassventils bestimmt werden, um den Wasserdruck an
den Zapfstellen der Hausanschlüsse bei einem Mindestdruck aufrecht erhalten zu können.
[0021] Gemäß einem Ausführungsbeispiel wird vorgeschlagen, dass ein gemessener Parameter
eine Wassertemperatur in dem Ersatzrohr ist. Auch kann ein gemessener Parameter eine
Umgebungstemperatur an dem Ersatzrohr sein. Ferner kann ein Parameter eine Temperaturdifferenz
zwischen Wassertemperatur und Umgebungstemperatur sein. Insbesondere bei einer hohen
Temperaturdifferenz kann das Spülintervall verkürzt werden, da ein starkes Erhitzen
des in dem Ersatzrohr gelagerten Wassers zu befürchten ist.
[0022] Gemäß einem Ausführungsbeispiel wird vorgeschlagen, dass das Ablassventil derart
angesteuert wird, dass die Wassertemperatur unterhalb von einem Grenzwert liegt. Hinweise
und Untersuchungen zu dem Zusammenhang zwischen Trinkwassertemperatur und Verkeimung
werden in der Norm DVGW W 551 oder der DVGW-Information Wasser Nr. 90 als auch DIN
1988-200 gegeben und insbesondere eine Temperatur von maximal 25°C beschrieben, welche
als Grenzwert angenommen werden können.
[0023] Durch die oberirdische Verlegung der Ersatzverrohrung kann auch ein Gefrieren des
Wassers problematisch werden. Deshalbwird vorgeschlagen, dass das Ablassventil derart
angesteuert wird, dass die Wassertemperatur oberhalb eines Grenzwertes ist. Ein solcher
Grenzwert kann beispielsweise zwischen 4°C und 0°C liegen. Insbesondere sollte vermieden
werden, dass das Wasser in dem Ersatzrohr einfriert.
[0024] Gemäß einem Ausführungsbeispiel wird vorgeschlagen, dass das Ablassventil abhängig
von einer Dauer einer Grenzwertüberschreitung des gemessenen Parameters angesteuert
wird. Dabei kann beispielsweise ein zweiter Grenzwert, der unterhalb des zuvor genannten
ersten oberen Grenzwerts liegt, festgelegt sein. Beispielsweise kann ein Spülen notwendig
sein, wenn die Wassertemperatur für mehr als eine bestimmte Zeit, z.B. zwei Stunden,
oberhalb des zweiten Grenzwertes, z.B. von 23°C ist, ohne dass die Temperatur den
ersten Grenzwert, z.B. die 25°C, überschritten hat. Eine Temperatur/Zeitkennlinie
kann vorgegeben sein, die bei steigenden Temperaturen verkürzte Spülintervalle vorgibt.
[0025] Gemäß einem Ausführungsbeispiel wird vorgeschlagen, dass am Ablassventil ein Strömungsvolumen
und/oder eine Strömungsgeschwindigkeit gemessen wird. Mit Hilfe des Strömungsvolumens
kann festgestellt werden, ob die Ersatzleitung vollständig gespült wurde oder nicht.
Auch kann hierdurch, wie oben erwähnt, durch eine entsprechende Ansteuerung des Ablassventils
ein Druckverlust an den Zapfstellen der Hausanschlüsse begrenzt werden. Entsprechende
Messsensoren sind hinlänglich bekannt. Das Ablassventil kann gemäß einem Ausführungsbeispiel
abhängig vom Strömungsvolumen und/oder der Strömungsgeschwindigkeit angesteuert werden,
so dass ein Mindestdruck in dem Ersatzrohr aufrechterhalten bleiben kann.
[0026] Für den Austausch des Bestandsrohres wird vorgeschlagen, dass, nachdem das Ersatzrohr
angeschlossen wurde, das Bestandsrohr durch ein neues Rohr ersetzt wird und anschließend
das Ersatzrohr von der Wasserversorgung getrennt wird und das neue Rohr an die Wasserversorgung
angeschlossen wird. Sobald das Ersatzrohr verlegt ist und die automatische Spülung
installiert ist, kann das Bestandsrohr im Tiefbau entfernt werden. Das neue Rohr kann
unmittelbar in den Graben verlegt werden, in dem das Bestandsrohr lag. Somit ist ein
Aufreißen des Straßenbaukörpers nicht mehr notwendig und der Austausch des Bestandsrohrs
ist erheblich einfacher und kostengünstiger.
[0027] Gemäß einem Ausführungsbeispiel wird vorgeschlagen, dass die Steuereinrichtung eine
Überwachungsschaltung aufweist, mit der die Funktion der Steuereinrichtung überwacht
wird. Die Überwachungsschaltung kann insbesondere die Funktion der Steuereinrichtung
als auch die Steuersignale der Steuereinrichtung an dem Stellenmotor überwachen und
entsprechende Überwachungsprotokolle schreiben. Zusätzlich zu den Überwachungsprotokollen
zur Funktionalität des Systems werden weitere Aufzeichnungen vorgenommen. Dies sind
unter anderem die Spülmengen mit Zeitstempel sowie Anfangs- und Endtemperatur.
[0028] Ferner wird vorgeschlagen, dass die Steuereinrichtung eine Keep-Alive-Schaltung aufweist,
mit der die Funktion der Steuereinrichtung überwacht wird. Hierbei kann insbesondere
überwacht werden, ob mit Hilfe der Steuereinrichtung entsprechende Messwerte empfangen
werden und gegebenenfalls Steuerbefehle an den Stellenmotor ausgegeben werden. Somit
kann sichergestellt werden, dass das automatisierte Spülen der Ersatzverrohrung während
des Austauschs des Bestandsrohres funktionstüchtig ist und eine Verunreinigung des
Trinkwassers in der Ersatzverrohrung durch übermäßiges Bakterienwachstum vermieden
wird.
[0029] Gemäß einem Ausführungsbeispiel wird vorgeschlagen, dass die Steuereinrichtung in
Kommunikationsverbindung mit einer räumlich entfernten Zentrale oder dem Bereitschaftspersonal
steht und dass die Steuereinrichtung zumindest eine Statusmeldung und/oder Fehlermeldung
über die Kommunikationsverbindung übermittelt. Somit kann entfernt von der Steuereinrichtung,
insbesondere auch für eine Vielzahl von Steuereinrichtungen, eine Überwachung der
Funktionsfähigkeit der Steuereinrichtung erfolgen.
[0030] Gemäß einem Ausführungsbeispiel wird vorgeschlagen, dass die Steuereinrichtung zusammen
mit einer Batterie in einem gemeinsamen Gehäuse eingehaust ist. Durch die Batterie
wird der Betrieb des Ablassventils unabhängig von einer externen Energieversorgung
gewährleistet, sodass auch bei einem Stromausfall und/oder autark von einer externen
Energieversorgung die automatische Spülung des Ersatzrohres möglich ist.
[0031] Ein weiterer Aspekt ist ein System nach Anspruch 14.
[0032] Nachfolgend wird der Gegenstand anhand einer Ausführungsbeispiele zeigenden Zeichnung
näher erläutert. In der Zeichnung zeigen:
- Fig. 1a-c
- den Ablauf des Austauschs einer Bestandsverrohrung;
- Fig. 2
- einen Aufbau einer Steuereinrichtung mit Stellenmotor und Ablassventil;
- Fig. 3a-c
- verschiedene Ansteuerkennlinien.
[0033] Fig. 1a zeigt eine Bestandsverrohrung 2, die über ein Sperrventil 4 mit einer Wasserversorgung
6 verbunden ist. Entlang der Bestandsverrohrung 2 können Stichleitungen 2a hin zu
Hausanschlüssen 8 vorgesehen sein. An den Hausanschlüssen 8 können die Stichleitungen
2a verschlossen werden. Jenseits der Hausanschlüsse 8 können Zapfstellen (nicht gezeigt)
vorgesehen sein, an denen innerhalb der Haushalte Trinkwasser gezapft werden kann.
[0034] Aufgrund von Beschädigung oder Verschleiß kann es dazu kommen, dass das Bestandsrohr
2 ausgetauscht werden muss. Vorteilhaft ist es, das Ersatzrohr in der gleichen Trasse
des Bestandsrohrs 2 zu verlegen, sodass nicht zwei Tiefbautrassen bearbeitet werden
müssen und Beschädigungen an intakten Straßenbaukörpern vermieden werden.
[0035] Hierzu wird nun, wie in der Fig. 1b gezeigt, ein Ersatzrohr 10 bevorzugt oberirdisch
verlegt. Das Ersatzrohr 10 ist an seiner ersten Seite 10a, insbesondere an seinem
ersten Ende im Bereich des Absperrventils 4 mit der Wasserversorgung 6 verbunden.
An einer zweiten Seite 10b, insbesondere an dem zweiten Ende des Ersatzrohres 10 ist
ein Ablassventil 12 vorgesehen. Zwischen den Enden des Ersatzrohres 10 ist das Ersatzrohr
10 mit den Hausanschlüssen 8 verbunden. Die Hausanschlüsse 8 sind über entsprechende
Absperrmittel 12 von dem Bestandsrohr 2 abgetrennt. Das Bestandsrohr 2 ist darüber
hinaus über Absperrmittel 14 von dem Bestandsrohr 2 getrennt. Ein Absperrmittel 14
kann beispielsweise ein Blindstopfen sein.
[0036] Das Absperrventil 4 kann geöffnet werden und über das Ersatzrohr 10 werden die Hausanschlüsse
8 mit Trinkwasser versorgt. Das Ersatzrohr 10 kann durch Öffnen des Ablassventils
12 gespült werden.
[0037] Gegenständlich wird nunmehr vorgeschlagen, dass dieser Spülvorgang automatisiert
erfolgt. Hierzu wird, wie in Fig. 1c gezeigt, am Ablassventil 12 ein Stellmotor 16
mit einer Steuereinrichtung 18 vorgesehen.
[0038] Das Bestandsrohr 2 kann (wie in Fig. 1c gestrichelt dargestellt) anschließend entfernt
werden, durch ein neues Rohr ersetzt werden (nicht dargestellt in Fig. 1c). Während
dieser Baumaßnahme dient das Ersatzrohr 10 als Versorgungsleitung für die Hausanschlüsse
8. Zur Gewährleistung der erforderlichen Trinkwasserqualität wird nunmehr folgender
Betrieb vorgeschlagen.
[0039] Die Steuereinrichtung 18 steuert den Stellmotor 16 abhängig von einem Steuerprogramm
so an, dass dieser das Ablassventil 12 abhängig von gemessenen Parametern und/oder
zeitabhängig öffnet und schließt. Hierdurch wird bei geöffnetem Absperrventil 4 das
Ersatzrohr 10 gespült. An dem Absperrventil 4 kann ein weiterer Stellmotor 20 vorgesehen
sein, mit dem das Absperrventil 4 geöffnet und geschlossen werden kann. Ferner können
an dem Absperrventil 4 Sensoren (nicht gezeigt) vorgesehen sein, mit denen beispielsweise
eine Strömungsgeschwindigkeit, ein Wasserdruck, ein Strömungsvolumen oder dergleichen
messbar ist.
[0040] Darüber hinaus ist am Ablassventil 12, welches in der Fig. 2 schematisch dargestellt
ist, der Stellmotor 16 vorgesehen. Verbunden mit dem Stellmotor 16 ist die Steuereinrichtung
18. Das Ablassventil 12 kann insbesondere ein Zwei-Wege-Kugelhahn sein. Die Steuereinrichtung
18 ist mit verschiedenen Sensoren 22a, 22b, 22c verbunden. Ein Sensor 22a kann beispielsweise
ein Temperatursensor sein, der eine Temperatur an dem Ersatzrohr 10 oder in dem Ersatzrohr
10 misst. Diese von dem Temperatursensor 22a gemessene Temperatur kann indikativ für
die Wassertemperatur des in dem Ersatzrohr 10 gestauten Wassers sein.
[0041] Ein Temperatursensor 22b kann beispielsweise ein Außentemperatursensor sein, mit
dem die Umgebungstemperatur in der Umgebung des Ersatzrohres 10 gemessen wird.
[0042] Ein Strömungssensor 22c kann im Strömungsquerschnitt des Ersatzrohres 10 angeordnet
sein und beispielsweise ein Strömungsvolumen, eine Strömungsgeschwindigkeit, einen
Wasserdruck oder dergleichen messen.
[0043] Die Messwerte können von den Sensoren 22a-c an die Steuereinrichtung 18 übermittelt
werden. Innerhalb der Steuereinrichtung 18 kann eine Überwachungsschaltung vorgesehen
sein, die das Empfangen der Sensormesswerte und das Aussenden von Stellwerten für
den Stellmotor 16 überwacht und protokolliert. Entsprechende Protokolle können als
Datentelegramme an einen entfernen Rechner 24 übermittelt werden. Darüber hinaus kann
die Steuereinrichtung 18 eine Keep-Alive-Schaltung aufweisen, die laufend überwacht,
ob die Steuereinrichtung 18 funktionstüchtig ist und laufend Statusmeldungen an den
Rechner 24 übermittelt. Somit kann sichergestellt werden, dass die Steuereinrichtung
18 während des Verlegens des neuen Rohres für eine notwendige Spülung des Ersatzrohres
10 sorgt.
[0044] Die Steuereinrichtung 18 kann beispielsweise so programmiert sein, dass sie in Intervallen,
wie in Fig. 3a gezeigt, den Stellmotor 16 ansteuert. In der Fig. 3a ist gezeigt, dass
in zeitlichen Abständen ein Öffnungsbefehl 26 an den Stellmotor 16 übermittelt wird.
Der Öffnungsbefehl führt zu einem Öffnen des Ablassventils 12 für eine gewisse Zeit
und anschließend wird das Ablassventil 12 durch den Stellmotor 16 wieder geschlossen.
Diese zeitliche Steuerung kann ergänzt werden, um eine Temperatursteuerung.
[0045] In der Fig. 3b ist ein Temperaturprofil gezeigt. Zu erkennen ist, dass oberhalb einer
Grenztemperatur 28 ein Stellbefehl an den Stellmotor 16 abgesetzt wird. Der Stellmotor
16 öffnet das Ablassventil 12 solange, bis die Temperatur einen zweiten Grenzwert
30 unterschreitet. Über diese Hysterese-Ansteuerung wird sichergestellt, dass ab dem
Erreichen einer bestimmten Temperatur des Wassers in dem Ersatzrohr 10 eine ausreichende
Spülung gewährleistet wird.
[0046] Darüber hinaus ist es möglich, dass die Steuereinrichtung 18 mit einer Kennlinie
gemäß Fig. 3c betrieben wird, in der die Temperatur des Sensors 22a und/oder des Sensors
22b gegenüber der Zeit überwacht wird. Liegt die Temperatur für eine bestimmte Zeit
über einem Grenzwert, das heißt rechts von der in Fig. 3c gezeigten Kurve, kann der
Stellmotor 16 zum Öffnen des Ablassventils 12 angesteuert werden. Diese Ansteuerung
kann für eine bestimmte Zeit andauern, sodass ein Spülen des Ersatzrohres 10 gewährleistet
ist.
[0047] Mit Hilfe der gegenständlichen Lösung ist es möglich, die Trinkwasserqualität auch
bei einer oberirdischen Verlegung des Ersatzrohres 10 stets zu gewährleisten.
Bezugszeichenliste
[0048]
- 2
- Bestandsrohr
- 2a
- Stichleitung
- 4
- Absperrventil
- 6
- Wasserversorgungsnetz
- 8
- Hausanschluss
- 10
- Ersatzrohr
- 10a, b
- Seiten
- 12
- Ablassventil
- 14
- Absperrmittel
- 16
- Stellmotor
- 18
- Steuereinrichtung
- 20
- Stellmotor
- 22a-c
- Sensor
- 24
- Rechner
- 26
- Einschaltimpulse
- 28,30
- Grenzwert
1. Verfahren zum Verlegen einer Ersatzwasserversorgungsleitung umfassend:
- Abtrennen eines Bestandsrohrs von einem Wasserversorgungsnetz,
- Verlegen eines Ersatzrohrs,
- Verbinden des Ersatzrohrs mit zumindest einem Hausanschluss,
- Verbinden des Ersatzrohrs an einer ersten vom Hausanschluss entfernten Seite mit
dem Wasserversorgungsnetz,
- Anordnen eines Ablassventils am dem Ersatzrohr an einer zweiten vom Hausanschluss
entfernten Seite, und
- Ansteuern des Ablassventils zum Spülen des Ersatzrohrs.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
- dass das Ersatzrohr oberirdisch verlegt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
- dass das Ablassventil abhängig von zumindest einem an dem Ersatzrohr gemessenen Parameter
und/oder abhängig von einer Zeitkennlinie angesteuert wird.
4. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
- dass am Ablassventil ein Stellmotor sowie eine Steuereinrichtung für den Stellmotor angeordnet
ist und dass die Steuereinrichtung den Stellmotor abhängig von dem zumindest einem
an dem Ersatzrohr gemessenen Parameter und/oder abhängig von der Zeitkennlinie angesteuert.
5. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
- dass der zumindest eine gemessene Parameter eine Wassertemperatur in dem Ersatzrohr ist.
6. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
- dass das Ablassventil derart angesteuert wird, dass die Wassertemperatur unterhalb von
einem Grenzwert und/oder oberhalb von einem Grenzwert ist.
7. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
- dass das Ablassventil abhängig von einer Dauer einer Grenzwertüberschreitung des gemessenen
Parameters angesteuert wird.
8. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
- dass am Ablassventil ein Strömungsvolumen und/oder eine Strömungsgeschwindigkeit gemessen
wird.
9. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
- dass das Ablassventil abhängig vom Strömungsvolumen und/oder der Strömungsgeschwindigkeit
angesteuert wird.
10. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
- dass nachdem das Ersatzrohr angeschlossen wurde, das Bestandsrohr durch ein neues Rohr
ersetzt wird und anschließend das Ersatzrohr von der Wasserversorgung getrennt wird
und das neue Rohr an die Wasserversorgung angeschlossen wird.
11. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
- dass die Steuereinrichtung eine Überwachungsschaltung und/oder eine Keep-Alive Schaltung
aufweist, mit denen die Funktion der Steuereinrichtung überwacht wird.
12. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
- dass die Steuereinrichtung in Kommunikationsverbindung mit einer räumlich entfernten Zentrale
ist und dass die Steuereinrichtung zumindest eine Statusmeldung und/oder eine Fehlermeldung
über die Kommunikationsverbindung an die Zentrale übermittelt.
13. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
- dass die Steuereinrichtung zusammen mit einer Batterie in einem gemeinsamen Gehäuse eingehaust
ist.
14. System eingerichtet zum Ansteuern einer Ersatzwasserversorgungsleitung umfassend:
- zumindest eine Verbindungseinrichtung zum Verbinden eines Ersatzrohrs mit zumindest
einem Hausanschluss,
- wobei das Ersatzrohr an einer zu der Verbindungseinrichtung ersten Seite mit einer
Wasserversorgungsleitung verbunden ist, und
- ein Ablassventil an einer zu der Verbindungseinrichtung zweiten Seite des Ersatzrohres
mit dem Ersatzrohr verbunden ist,
dadurch gekennzeichnet,
- dass eine Steuervorrichtung das Ablassventil zum Spülen des Ersatzrohrs automatisch ansteuert.