[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft einen kobaltfreien Wolframkarbid-basierten Hartmetallwerkstoff.
[0002] Wolframkarbid-basierte Hartmetallwerkstoffe sind Verbundwerkstoffe, bei denen zumindest
überwiegend durch Wolframkarbid gebildete Hartstoffteilchen den überwiegenden Teil
des Verbundwerkstoffs bilden und Zwischenräume zwischen den Hartstoffteilchen durch
einen duktilen metallischen Binder gefüllt sind. Derartige Hartmetallwerkstoffe kommen
seit vielen Jahren aufgrund ihrer vorteilhaften Materialeigenschaften, wie insbesondere
hoher Härte in Verbindung mit guter Risszähigkeit in verschiedensten Bereichen, wie
z.B. bei der Metallzerspanung, in Verschleißteilen, in Holzbearbeitungswerkzeugen,
in Umformwerkzeugen, etc. zum Einsatz. Die Materialanforderungen bei der Anwendung
solcher Hartmetallwerkstoffe in den verschiedenen Anwendungsbereichen sind dabei sehr
unterschiedlich. Für manche Anwendungen ist hauptsächlich eine hohe Härte entscheidend,
für andere Anwendungen z.B. eine gute Risszähigkeit K
lc. Je nach Anwendung kann es neben einem guten Verhältnis von Härte zu Risszähigkeit
K
lc unter anderem auch auf eine hohe Korrosionsbeständigkeit und eine hohe Biegebruchfestigkeit
ankommen.
[0003] Bei den meisten der derzeit kommerziell erhältlichen Wolframkarbid-basierten Hartmetallwerkstoffen
ist der duktile metallische Binder durch Kobalt oder eine Kobalt-Basislegierung gebildet.
Unter einer Basislegierung eines Elementes ist dabei zu verstehen, dass dieses Element
den größten Bestandteil der Legierung bildet. Gemäß der Verordnung (EG) Nr. 1272/2008
des Europäischen Parlaments und des Rates zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. 1908/2006,
der sogenannten REACH-Verordnung, werden Co-haltige Gemische und Stoffe in die Kategorie
1B hinsichtlich Kanzerogenität eingestuft, wenn deren Gehalt an Co > 0,1 % beträgt.
Somit sind Co-haltige Hartmetallwerkstoffe sowie Hartmetallpulver und -granulate ebenfalls
in die Krebskategorie 1B der Stoffe einzuordnen, die wahrscheinlich beim Menschen
karzinogen sind. Im Hinblick darauf, dass immer wieder eine potentielle Gesundheitsgefährdung
diskutiert wird, die von kobalthaltigen Materialien ausgehen soll, sowie darauf, dass
die natürlichen Kobaltvorkommen häufig in Konfliktregionen zu finden sind, gibt es
schon seit längerer Zeit Bestrebungen, alternative Bindersysteme zu entwickeln, die
frei von Kobalt sind.
[0004] In diesem Zusammenhang werden auch Hartmetallwerkstoffe mit Binder auf Eisen-Nickel-Basis
diskutiert, die grundsätzlich bei Raumtemperatur gute mechanische Eigenschaften besitzen
und daher das Potential haben, herkömmliche Hartmetallwerkstoffe mit kobaltbasiertem
Binder zu ersetzen. Als deutliche Nachteile gegenüber den herkömmlichen Hartmetallwerkstoffen
mit kobaltbasiertem Binder zeigen diese Hartmetallwerkstoffe mit Binder auf Eisen-Nickel-Basis
jedoch
- eine geringere Korrosionsbeständigkeit und
- eine ausgeprägte plastische Deformation bei hohen Temperaturen (geringe Kriechbeständigkeit).
[0005] Obwohl grundsätzlich versucht werden kann, diese Eigenschaften durch die Zugabe geringer
Mengen weiterer Elemente oder Verbindungen zu verbessern, führen solche Zugaben auch
zu zusätzlichen Problemen. Es kann insbesondere zu einer erheblichen Reduktion der
Biegebruchfestigkeit aufgrund von Mischkarbid- und η-Phasen-Ausscheidungen und zu
einer Verringerung der Prozessstabilität bei der Herstellung des Hartmetallwerkstoffs,
insbesondere aufgrund einer erhöhten Empfindlichkeit gegenüber Schwankungen in der
Prozessatmosphäre bei der Herstellung, kommen.
[0006] Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, einen verbesserten kobaltfreien Wolframkarbid-basierten
Hartmetallwerkstoff bereitzustellen, der neben einer hohen Härte, einer guten Risszähigkeit
K
lc und einer relativ hohen Biegebruchfestigkeit BBF auch eine gute Korrosionsbeständigkeit
und eine hohe Warmfestigkeit aufweist und sich ferner auch zuverlässig in einer üblichen
Produktionsanlage für Hartmetallwerkstoffe herstellen lässt.
[0007] Die Aufgabe wird durch einen kobaltfreien Wolframkarbid-basierten Hartmetallwerkstoff
nach Anspruch 1 gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen sind in den abhängigen Ansprüchen
angegeben.
[0008] Der kobaltfreie Wolframkarbid-basierte Hartmetallwerkstoff hat: 70-97 Gew.-% Hartstoffpartikel,
die zumindest überwiegend durch Wolframkarbid gebildet sind, und 3-30 Gew.-% eines
metallischen Binders, der eine Eisen-Nickel-Basislegierung ist, die zumindest Eisen,
Nickel und Chrom aufweist. Der Hartmetallwerkstoff hat ein Verhältnis von Fe zu (Ni
+ Fe) von 0,70 ≤ Fe/(Fe + Ni) ≤ 0,95 und einen Cr-Gehalt von 0,5 Gew.-% ≤ Cr/(Fe +
Ni + Cr) und
- (i) für den Bereich 0,7 ≤ Fe/(Fe + Ni) ≤ 0,83:
Cr/(Fe + Ni + Cr) ≤ (- 0,625 * (Fe/(Fe + Ni)) +3,2688) Gew.-%
- (ii) für den Bereich 0,83 ≤ Fe/(Fe + Ni) ≤ 0,85:
Cr/(Fe + Ni + Cr) ≤ (- 27,5 * (Fe/(Fe + Ni)) + 25,575) Gew.-%
- (iii) für den Bereich 0,85 ≤ Fe/(Fe + Ni) ≤ 0,95:
Cr/(Fe + Ni + Cr) ≤ 2,2 Gew.-%.
Der Hartmetallwerkstoff hat optional einen Mo-Gehalt im Verhältnis zu (Fe + Ni + Cr)
von 0 Gew.-% ≤ Mo/(Fe + Ni + Cr) ≤ 10 Gew.-% und optional einen
V-Gehalt im Verhältnis zu (Fe + Ni + Cr) von 0 Gew.-% ≤ V/(Fe + Ni + Cr) ≤ 2 Gew.-%;
sowie unvermeidliche Verunreinigungen bis zu insgesamt maximal 1 Gew.-% des Hartmetallwerkstoffs.
[0009] Im Rahmen der vorliegenden Beschreibung werden Gehalte und Verhältnisse von Elementen
zueinander immer in Gewichtsverhältnissen bzw. Gewichtsprozent (Gew.-%) angegeben,
solange nicht ausdrücklich etwas anderes angegeben ist. Dabei werden die Verhältnisse
dort, wo es sinnvoller ist - wie z.B. beim Anteil der Hartstoffpartikel und beim Anteil
des metallischen Binders - bezogen auf den Hartmetallwerkstoff angegeben, jedoch dort,
wo es auf das Verhältnis zu speziellen anderen Bestandteilen ankommt (z.B. im Verhältnis
zu den anderen Bestandteilen des metallischen Binders) bezogen auf diese anderen Bestandteile.
[0010] Da das Verhältnis der beiden Hauptbestandteile des Binders Fe und Ni zueinander in
dem Bereich 0,70 ≤ Fe/(Fe + Ni) ≤ 0,95 liegt, also der Binder deutlich mehr Fe als
Ni enthält (70-95 Gew.-% bezogen auf den Gesamtgehalt von (Fe + Ni)), wird ein guter
Kompromiss im Hinblick auf die mechanischen Eigenschaften Härte, Risszähigkeit und
Biegebruchfestigkeit erreicht. Bei einem noch höheren Anteil an Fe würde der Hartmetallwerkstoff
zu spröde werden. Bei einem niedrigeren Anteil an Fe, d.h. einem höheren relativen
Anteil an Ni, würden weder eine zufriedenstellende Härte noch eine zufriedenstellende
Risszähigkeit erreicht.
[0011] Ohne die Zugabe von Cr besäße der Hartmetallwerkstoff jedoch keine zufriedenstellende
Korrosionsbeständigkeit und hätte ein ausgeprägtes plastisches Verhalten bei hohen
Temperaturen, also eine geringe Kriechbeständigkeit. Um einen ausreichenden positiven
Effekt durch die Zugabe von Cr zu erzielen, beträgt der Anteil Cr/(Fe + Ni + Cr) von
Cr zu dem Gesamtanteil von Fe, Ni und Cr zumindest 0,5 Gew.-%. Es wurde festgestellt,
dass nur eine solche Mindestmenge an Cr in dem metallischen Binder zu einer zufriedenstellenden
Korrosionsbeständigkeit und zu einer ausreichenden Verbesserung der Kriechbeständigkeit
führt. Die Löslichkeit von Cr in dem metallischen Binder ist jedoch beschränkt. Bei
einer die Löslichkeitsgrenze überschreitenden Zugabe von Cr kommt es zu Cr-haltigen
Ausscheidungen in Form von Mischkarbiden, die die mechanischen Eigenschaften des Hartmetallwerkstoffs
sehr nachteilig beeinflussen, insbesondere die Biegebruchfestigkeit stark reduzieren.
[0012] Die Löslichkeit von Cr in dem metallischen Binder ist ferner von dem Fe-Anteil des
Binders (bzw. von dem Verhältnis Fe/(Fe + Ni)) abhängig. Je höher der Fe-Anteil ist,
desto geringer ist die Löslichkeit von Cr in dem metallischen Binder. Bei niedrigerem
Fe-Anteil, also höherem Ni-Anteil in dem metallischen Binder, ist die Cr-Löslichkeit
höher.
[0013] Für die zuverlässige Herstellung eines kobaltfreien Wolframkarbid-basierten Hartmetallwerkstoffs,
ohne dass sich die mechanischen Eigenschaften negativ beeinflussende Mischkarbid-
oder η-Phasen-Ausscheidungen bilden, ist ferner die Kohlenstoffbilanz in dem Hartmetallwerkstoff
bei dem pulvermetallurgischen Herstellungsprozess entscheidend. Neben dem über die
Ausgangspulver, wie z.B. WC-Pulver und Cr
3C
2-Pulver, vorgegebenen Anteile an Kohlenstoff wird die Kohlenstoffbilanz in dem Hartmetallwerkstoff
auch wesentlich über die Prozessatmosphäre bei der Herstellung beeinflusst. In den
üblicherweise für die Herstellung von Hartmetallwerkstoffen verwendeten Sinteröfen
kann die Prozessatmosphäre nicht beliebig genau eingestellt werden, sondern insbesondere
auch die Kohlenstoffbilanz ist mit erheblichen Toleranzen behaftet. Mit zunehmendem
Cr-Gehalt wird das Prozessfenster der Kohlenstoffbilanz, innerhalb von dem sich weder
Mischkarbid-Ausscheidungen noch Ausscheidungen von η-Phase bilden, immer kleiner.
[0014] Es wurde gefunden, dass es für eine prozessstabile Herstellbarkeit des kobaltfreien
Wolframkarbid-basierten Hartmetallwerkstoffs in üblichen industriellen Sinteröfen
für die Produktion von Hartmetallwerkstoffen erforderlich ist, den Cr-Gehalt innerhalb
einer sehr engen Bandbreite zu halten, wobei die Obergrenze des Cr-Gehalts stark vom
Fe-Gehalt der Eisen-Nickel-Basislegierung des metallischen Binders abhängt. Bis zu
einem Fe-Gehalt im Verhältnis zum (Fe + Ni)-Gesamtgehalt von etwa 83 Gew.-% können
relativ große Mengen Cr bis nahe an die Löslichkeitsgrenze des Cr im metallischen
Binder zugegeben werden, ohne die Toleranzanfälligkeit bei der Herstellung stark negativ
zu beeinflussen. Ab einem Fe-Gehalt größer 83 Gew.-% bis 85 Gew.-% muss der maximale
Cr-Gehalt jedoch stark reduziert werden, um eine stabile prozesssichere Herstellung
zu ermöglichen. In dem Bereich oberhalb von Fe/(Fe + Ni) = 0,85 bleibt die Obergrenze
der sinnvoll möglichen Cr-Zugabe hingegen wieder im Wesentlichen konstant. Die Obergrenze
des Cr-Gehalts lässt sich dabei wie folgt ausdrücken:
für den Bereich 0,7 ≤ Fe/(Fe + Ni) ≤ 0,83:
Cr/(Fe + Ni + Cr) ≤ (- 0,625 * (Fe/(Fe + Ni)) +3,2688) Gew.-%
für den Bereich 0,83 ≤ Fe/(Fe + Ni) ≤ 0,85:
Cr/(Fe + Ni + Cr) ≤ (- 27,5 * (Fe/(Fe + Ni)) + 25,575) Gew.-%
und für den Bereich 0,85 ≤ Fe/(Fe + Ni) ≤ 0,95: Cr/(Fe + Ni + Cr) ≤ 2,2 Gew.-%.
[0015] Es wurde gefunden, dass ein Mo-Gehalt im Verhältnis zu (Fe + Ni + Cr) von 0 Gew.-%
≤ Mo/(Fe + Ni + Cr) ≤ 10 Gew.-% die Eigenschaften des Hartmetallwerkstoffs nicht nachteilig
beeinflusst. Ferner wurden auch keine starken nachteiligen Effekte bei einer Zugabe
von V von bis zu V/(Fe + Ni + Cr) ≤ 2 Gew.-% beobachtet.
[0016] Die Hartstoffpartikel sind zumindest überwiegend durch Wolframkarbid gebildet. Bevorzugt
können die Hartstoffpartikel dabei zumindest annähernd nur aus Wolframkarbid bestehen.
Es sind jedoch auch neben dem Wolframkarbid geringe Mengen anderer Hartstoffpartikel
möglich.
[0017] Gemäß einer Weiterbildung gilt 0,75 ≤ Fe/(Fe + Ni) ≤ 0,90. In diesem Fall werden
besonders zuverlässig eine gute Korrosionsbeständigkeit und eine gute Kriechbeständigkeit
erreicht.
[0018] Gemäß einer Weiterbildung beträgt der Gehalt des metallischen Binders 5 - 25 Gew.-%.
Insbesondere in diesem Bereich können die Härte, die Risszähigkeit und die Biegebruchfestigkeit
in einem für viele verschiedene Anwendungen vorteilhaften Bereich eingestellt werden.
[0019] Gemäß einer Weiterbildung gilt für den Mo-Gehalt: 0 Gew.-% ≤ Mo/(Fe + Ni+ Cr) ≤ 6
Gew.-%. In diesem Bereich ist besonders zuverlässig sichergestellt, dass der Mo-Gehalt
die physikalischen Eigenschaften des Hartmetallwerkstoffs nicht nachteilig beeinflusst.
Der Mo-Gehalt Mo/(Fe + Ni + Cr) kann bevorzugt > 0 Gew.-% sein.
[0020] Gemäß einer Weiterbildung gilt für den V-Gehalt: V/(Fe + Ni + Cr) ≤ 1 Gew.-%. Da
bei dem durch eine Eisen-Nickel-Basislegierung gebildeten metallischen Binder bei
der Herstellung kein ausgeprägtes Kornwachstum der Wolframkarbidkörner auftritt, sind
keine nennenswerten Vanadium-Gehalte erforderlich. Ferner kann eine unerwünschte Versprödung
vermieden werden, indem der Vanadium-Gehalt möglichst gering gehalten wird.
[0021] Gemäß einer Weiterbildung gilt für den Cr-Gehalt: Cr/(Fe + Ni + Cr) ≥ 1,5 Gew.-%.
In diesem Fall wird durch einen relativ hohen Anteil von in der Eisen-Nickel-Basislegierung
gelöstem Chrom eine gute Verbesserung der Korrosionsbeständigkeit und der Kriechbeständigkeit
erreicht. Bevorzugt gilt für den Cr-Gehalt: Cr/(Fe + Ni + Cr) ≥ 2,0 Gew.-%. Wenn -
unabhängig vom Verhältnis Fe/(Fe + Ni) - der Cr-Gehalt so gewählt wird, dass für den
Cr-Gehalt gilt: Cr/(Fe + Ni + Cr) ≤ 2,2 Gew.-%, dann kann über alle Eisengehalte der
Herstellungsprozess besonders zuverlässig und stabil gegenüber Toleranzen durchgeführt
werden.
[0022] Gemäß einer Weiterbildung beträgt die mittlere Korngröße des Wolframkarbid 0,05 -
12 µm. In diesem Fall können die Eigenschaften des kobaltfreien Wolframkarbid-basierten
Hartmetallwerkstoffs gezielt über die Einstellung der Korngröße an die jeweiligen
Anwendungen angepasst werden. Da bei der Eisen-Nickel-Basislegierung des metallischen
Binders im Unterschied zu Kobalt-basierten Bindersystemen kein starkes Kornwachstum
der Wolframkarbidkörner auftritt, können auch sehr kleine mittlere Korngrößen durch
eine entsprechende Wahl des Wolframkarbid-Ausgangspulvers eingestellt werden. Bevorzugt
beträgt die mittlere Korngröße des Wolframkarbid 0,1 - 6 µm.
[0023] Weitere Vorteile und Zweckmäßigkeiten der Erfindung ergeben sich anhand der nachfolgenden
Beschreibung von Ausführungsbeispielen unter Bezugnahme auf die beigefügten Figuren.
[0024] Von den Figuren zeigen:
- Fig. 1:
- ein berechnetes Phasendiagramm für eine Hartmetallwerkstoff-Zusammensetzung aus Wolframkarbid
mit 9,2 Gew.-% eines metallischen Eisen-Nickel-Binders mit einem Fe/(Fe + Ni)-Verhältnis
von 0,85 und mit einem Chromgehalt von Cr/(Fe + Ni + Cr) = 2,2 Gew.-%;
- Fig. 2:
- ein berechnetes Phasendiagramm für eine Hartmetallwerkstoff-Zusammensetzung aus Wolframkarbid
mit 9,2 Gew.-% eines metallischen Eisen-Nickel-Binders mit einem Fe/(Fe + Ni)-Verhältnis
von 0,85 und mit einem Chromgehalt von Cr/(Fe + Ni + Cr) = 2,6 Gew.-%;
- Fig. 3:
- ein Fig. 1 und Fig. 2 entsprechendes berechnetes Phasendiagramm, jedoch für einen
Chromgehalt von Cr/(Fe + Ni + Cr) = 3,0 Gew.-%;
- Fig. 4:
- eine lichtmikroskopische Aufnahme mit 1500-facher Vergrößerung des Hartmetallwerkstoffs
gemäß der Sorte F;
- Fig. 5:
- eine lichtmikroskopische Aufnahme mit 1500-facher Vergrößerung des Hartmetallwerkstoffs
gemäß der Sorte G;
- Fig. 6:
- eine lichtmikroskopische Aufnahme mit 1500-facher Vergrößerung des Hartmetallwerkstoffs
gemäß der Sorte H;
- Fig. 7:
- eine lichtmikroskopische Aufnahme mit 1500-facher Vergrößerung des Hartmetallwerkstoffs
gemäß der Sorte I;
- Fig. 8:
- eine lichtmikroskopische Aufnahme mit 1500-facher Vergrößerung des Hartmetallwerkstoffs
gemäß der Sorte J;
- Fig. 9:
- eine lichtmikroskopische Aufnahme mit 1500-facher Vergrößerung des Hartmetallwerkstoffs
gemäß der Sorte K;
- Fig. 10:
- eine lichtmikroskopische Aufnahme mit 500-facher Vergrößerung des Hartmetallwerkstoffs
gemäß der Sorte K und kürzerer Vorbehandlung durch Ätzen;
- Fig. 11:
- eine lichtmikroskopische Aufnahme mit 1500-facher Vergrößerung des Hartmetallwerkstoffs
gemäß der Sorte M; und
- Fig. 12:
- eine lichtmikroskopische Aufnahme mit 1500-facher Vergrößerung des Hartmetallwerkstoffs
gemäß der Sorte P.
AUSFÜHRUNGSFORM
[0025] Eine Ausführungsform des kobaltfreien Wolframkarbid-basierten Hartmetallwerkstoffs
wird im Folgenden zunächst allgemein beschrieben.
[0026] Der Hartmetallwerkstoff hat eine spezifische Zusammensetzung, die im Folgenden eingehender
beschrieben wird.
[0027] Der Hartmetallwerkstoff besteht überwiegend, zu 70-97 Gew.-%, aus Hartstoffpartikeln,
die zumindest überwiegend durch Wolframkarbid gebildet sind. Die Hartstoffpartikel
können dabei aus Wolframkarbid bestehen. Der Hartmetallwerkstoff hat ferner 3-30 Gew.-%
eines metallischen Binders. Bevorzugt kann der Anteil des metallischen Binders 5 -
25 Gew.-% des Hartmetallwerkstoffs betragen. Der metallische Binder ist eine Eisen-Nickel-Basislegierung,
weist also Eisen und Nickel als Hauptbestandteile auf. Neben Eisen und Nickel weist
der metallische Binder zumindest Chrom auf. Der Hartmetallwerkstoff ist kobaltfrei,
d.h. er weist keinen Kobalt oder höchstens Spuren von Kobalt als unvermeidliche Verunreinigungen
auf. Der Hartmetallwerkstoff kann optional ferner bis zu 10 Gew.-% Molybdän im Verhältnis
zum Gesamtgehalt an Eisen, Nickel und Chrom aufweisen, d.h. Mo/(Fe + Ni + Cr) ≤ 10
Gew.-%, bis zu maximal 2 Gew.-% Vanadium im Verhältnis zum Gesamtgehalt an Eisen,
Nickel und Chrom, d.h. V/(Fe + Ni + Cr) ≤ 2 Gew.-%, sowie bis zu insgesamt maximal
1 Gew.-% vom Hartmetallwerkstoff unvermeidliche Verunreinigungen. Bevorzugt gilt für
den Mo-Gehalt: Mo/(Fe + Ni + Cr) ≤ 6 Gew.-%. Bevorzugt gilt für den V-Gehalt: V/(Fe
+ Ni + Cr) ≤ 1 Gew.-%.
[0028] Die Eisen-Nickel-Basislegierung des metallischen Binders weist einen höheren Anteil
an Eisen als an Nickel auf. Der Eisen-Anteil beträgt dabei 70-95 Gew.-% vom Gesamtgehalt
(Fe + Ni) an Eisen und Nickel. Bevorzugt beträgt der Eisen-Anteil 75-90 Gew.-% vom
Gesamtgehalt an Eisen und Nickel.
[0029] Der Chromgehalt des Hartmetallwerkstoffs beträgt zumindest 0,5 Gew.-% vom Gesamtgehalt
(Fe + Ni + Cr) an Eisen, Nickel und Chrom. Bevorzugt kann der Chromgehalt zumindest
1,5 Gew.-% vom Gesamtgehalt an Eisen, Nickel und Chrom betragen, mehr bevorzugt zumindest
2,0 Gew.-%. Für den Fall eines Eisen-Nickel-Verhältnisses in dem Bereich 0,7 ≤ Fe/(Fe
+ Ni) ≤ 0,83 beträgt der Chrom-Gehalt im Verhältnis zum Gesamtgehalt (Fe + Ni + Cr)
höchstens (- 0,625 * (Fe/(Fe + Ni)) + 3,2688) Gew.-%. Bei einem Eisen-Nickel-Verhältnis
in dem Bereich 0,83 ≤ Fe/(Fe + Ni) ≤ 0,85 beträgt der Chrom-Gehalt im Verhältnis zum
Gesamtgehalt (Fe + Ni + Cr) höchstens (- 27,5 * (Fe/(Fe + Ni)) + 25,575) Gew.-%. Bei
einem noch höheren Eisen-Anteil beträgt der Chrom-Gehalt im Verhältnis zum Gesamtgehalt
(Fe + Ni + Cr) höchstens 2,2 Gew.-%.
[0030] Im Folgenden werden unter Bezug auf die berechneten Phasendiagramme der Fig. 1 bis
Fig. 3 beispielhaft die Probleme eingehender erläutert, die sich für die industrielle
Herstellung von kobaltfreiem Wolframkarbid-basiertem Hartmetallwerkstoff mit einem
durch eine Eisen-Nickel-Basislegierung gebildeten metallischen Binder ergeben, wenn
Chrom hinzugegeben wird. In den Phasendiagrammen der Fig. 1 bis Fig. 3 ist auf der
horizontalen Achse jeweils der Kohlenstoffgehalt in Gew.-% aufgetragen. Die Phasendiagramme
wurden für einen Hartmetallwerkstoff mit einer Zusammensetzung von 9,2 Gew.-% metallischem
Eisen-Nickel-Basislegierungs-Binder mit einem Verhältnis von Fe/(Fe + Ni) von 85 Gew.-%,
Cr/(Fe + Ni + Cr) = 2,2 Gew.-% (Fig. 1) bzw. 2,6 Gew.-% (Fig. 2) bzw. 3,0 Gew.-% (Fig.
3), Rest Wolframkarbid berechnet.
[0031] In dem Phasendiagramm aus Fig. 1 (d.h. für einen Chromgehalt von Cr/(Fe + Ni + Cr)
von 2,2 Gew.-%) ist bei 1000°C in etwa zwischen Kohlenstoffgehalten von 5,565 bis
5,64 Gew.-% der Bereich 10 ("fcc + WC") zu erkennen, der bei der Herstellung des kobaltfreien
Wolframkarbid-basierten Hartmetallwerkstoffs angestrebt wird, nämlich ein Bereich
in dem Wolframkarbid-Körner und metallischer Binder vorliegen, ohne dass sich η-Phase
ausbildet (wie bei niedrigerem Kohlenstoffgehalt, s. Bereich "fcc + WC + η") und ohne
dass sich Mischkarbid-Ausscheidungen bilden (wie bei höherem Kohlenstoffgehalt, s.
Bereich "fcc + WC + M
7C
3"). Bei einem Chromgehalt im Verhältnis zu dem Gesamtgehalt von Eisen, Nickel und
Chrom von 2,2 Gew.-%, wie es in Fig. 1 zu sehen ist, muss der Kohlenstoffgehalt bei
der Herstellung des Hartmetallwerkstoffs bereits innerhalb relativ enger Toleranzen
gehalten werden, um Ausscheidungen zu vermeiden. Dies ist aber mit vertretbarem Aufwand
noch möglich.
[0032] Wie bei einem Vergleich mit dem Fig. 2 dargestellten Phasendiagramm für einen Chrom-Gehalt
von Cr/(Fe + Ni + Cr) = 2,6 Gew.-% ersichtlich ist, nimmt die Breite des gewünschten
Bereichs 10 ("fcc + WC") mit zunehmendem Chrom-Gehalt jedoch stark ab. Wie in Fig.
3 ersichtlich, ist die Breite des Bereichs 10 bei einem Chrom-Gehalt von Cr/(Fe +
Ni + Cr) von 3,0 Gew.-% nur noch sehr schmal. In dem Phasendiagramm in Fig. 3 erstreckt
er sich bei 1000°C nur noch zwischen Kohlenstoffgehalten von ca. 5,565 Gew.-% bis
ca. 5,605 Gew.-%. Mit anderen Worten nimmt bei zunehmendem Chromgehalt das Risiko
von unerwünschten Mischkarbid- oder η-Phasen-Ausscheidungen schnell zu, wenn die Prozessatmosphäre
und somit die Kohlenstoffbilanz nicht innerhalb enger Toleranzen gehalten werden kann.
[0034] Der kobaltfreie Wolframkarbid-basierte Hartmetallwerkstoff gemäß der Ausführungsform
wurde pulvermetallurgisch hergestellt unter Verwendung von WC-Pulver mit einer Partikelgröße
(FSSS, Fisher sieve sizes) von 0,6 µm bzw. 1,2 µm bzw. 1,95 µm für die Hartmetallwerkstoffe
mit den verschiedenen Korngrößen; Fe-Pulver mit einer FSSS-Partikelgröße von 2,3 µm,
Ni-Pulver mit einer FSSS-Partikelgröße von 2,5 µm, Cr
3C
2-Pulver mit einer FSSS-Partikelgröße von 1,5 µm, Mo
2C-Pulver mit einer FSSS-Partikelgröße von 1,35 µm und VC-Pulver mit einer FSSS-Partikelgröße
von 1 µm. Bei den Vergleichsbeispielen kam ferner noch Co-Pulver mit einer FSSS-Partikelgröße
0,9 µm zum Einsatz. Die Herstellung erfolgte durch Mischen der jeweiligen Ausgangspulver
mit einem Lösungsmittel in einer Kugelmühle bzw. einem Attritor und anschließendes
Sprühtrocknen in der üblichen Weise. Das resultierende Granulat wurde gepresst und
in die gewünschte Form gebracht und wurde anschließend in herkömmlicher Weise gesintert,
um den Hartmetallwerkstoff zu erhalten. Chrom kann bei der pulvermetallurgischen Herstellung
des Hartmetallwerkstoffs z.B. als reines Metall oder in Form von Cr
3C
2- oder Cr
2N-Pulver zugegeben werden. Mo kann bevorzugt in Form von Mo
2C-Pulver zugegeben werden, es ist jedoch z.B. auch eine Zugabe als reines Metall oder
als z.B. (W, Mo)C-Mischkarbid möglich. Fe, Ni, Cr können sowohl einzeln als auch in
vorlegierter Form zugegeben werden.
BEISPIELE UND VERGLEICHSBEISPIELE
[0035] Es wurden erfindungsgemäße kobaltfreie Wolframkarbid-basierte Hartmetallwerkstoffe
und Vergleichsbeispiele nach dem oben beschriebenen Verfahren hergestellt.
[0036] Die Zusammensetzung der hergestellten Hartmetallwerkstoffe ist in der nachfolgenden
Tabelle 1 zusammengefasst.
TABELLE 1
Sorte |
WC-Korngröße [µm] |
WC [Gew.%] |
Co [Gew.%] |
Fe [Gew.%] |
Ni [Gew.%] |
Fe/(Fe+Ni) [Gew.%] |
Additive |
Cr [Gew.%] |
V [Gew.%] |
Mo [Gew.%] |
A |
0.5 - 0.8 |
Rest |
10 |
0 |
0 |
- |
0,50 |
0,20 |
0,0 |
B |
0.5 - 0.8 |
Rest |
0 |
6,88 |
2,29 |
0,75 |
0 |
0 |
0 |
C |
0.5 - 0.8 |
Rest |
0 |
7,30 |
1,83 |
0,80 |
0 |
0 |
0 |
D |
0.5 - 0.8 |
Rest |
0 |
7,72 |
1,36 |
0,85 |
0 |
0 |
0 |
E |
0.5 - 0.8 |
Rest |
0 |
8,13 |
0,90 |
0,90 |
0 |
0 |
0 |
F |
0.5 - 0.8 |
Rest |
0 |
6,91 |
2,30 |
0,75 |
0,26 |
0 |
0 |
G |
0.5 - 0.8 |
Rest |
0 |
7,33 |
1,83 |
0,80 |
0,23 |
0 |
0 |
H |
0.5 - 0.8 |
Rest |
0 |
7,74 |
1,37 |
0,85 |
0,20 |
0 |
0 |
I |
0.5 - 0.8 |
Rest |
0 |
8,15 |
0,91 |
0,90 |
0,20 |
0 |
0 |
J |
0.5 - 0.8 |
Rest |
0 |
7,76 |
1,37 |
0,85 |
0,20 |
0 |
0,47 |
K |
0.5 - 0.8 |
Rest |
0 |
7,75 |
1,37 |
0,85 |
0,29 |
0 |
0 |
L |
0.8 - 1.3 |
Rest |
20 |
0 |
0 |
- |
0 |
0 |
0 |
M |
0.8 - 1.3 |
Rest |
0 |
15,7 |
2,8 |
0,85 |
0,41 |
0 |
0 |
N |
0.2 - 0,5 |
Rest |
6,5 |
0 |
0 |
- |
0,30 |
0,30 |
0 |
O |
0,2 - 0,5 |
Rest |
8 |
0 |
0 |
- |
0,50 |
0,20 |
0 |
P |
0,2 - 0,5 |
Rest |
0 |
5,01 |
0,89 |
0,85 |
0,13 |
0 |
0 |
Q |
0,2 - 0,5 |
Rest |
0 |
5,01 |
0,89 |
0,85 |
0,13 |
0,06 |
0 |
[0037] Die Zuordnung als Beispiele und Vergleichsbeispiele ist in der nachfolgenden Tabelle
2 zusammengefasst. In der letzten Spalte ist dabei bei den Vergleichsbeispielen der
Grund angegeben, warum es sich um Vergleichsbeispiele handelt.
TABELLE 2
Sorte |
Gefüge |
Beispiel/Vergleichsbeispiel |
Grund |
A |
feinst |
Vergleichsbeispiel |
Co-basiert |
B |
feinst |
Vergleichsbeispiel |
Cr-frei |
C |
feinst |
Vergleichsbeispiel |
Cr-frei |
D |
feinst |
Vergleichsbeispiel |
Cr-frei |
E |
feinst |
Vergleichsbeispiel |
Cr-frei |
F |
feinst |
Beispiel |
|
G |
feinst |
Beispiel |
|
H |
feinst |
Beispiel |
|
I |
feinst |
Beispiel |
|
J |
feinst |
Beispiel |
|
K |
feinst |
Vergleichsbeispiel |
zu hoher Cr-Gehalt |
L |
fein |
Vergleichsbeispiel |
Co-basiert |
M |
fein |
Beispiel |
|
N |
ultrafein |
Vergleichsbeispiel |
Co-basiert |
O |
ultrafein |
Vergleichsbeispiel |
Co-basiert |
P |
ultrafein |
Beispiel |
|
Q |
ultrafein |
Beispiel |
|
[0038] Die hergestellten Hartmetallwerkstoffe der Beispiele und Vergleichsbeispiele wurden
jeweils im Hinblick auf die mittlere Korngröße untersucht. Ferner wurden an den hergestellten
Hartmetallwerkstoffen die Vickers-Härte HV10, die Risszähigkeit K
IC und die Biegebruchfestigkeit BBF ermittelt.
[0039] Die Bestimmung der Vickershärte HV10 erfolgte dabei gemäß ISO 3878:1991 ("Hardmetals
- Vickers hardness test"). Die Risszähigkeit K
IC in MPa • m
1/2 wurde nach ISO 28079:2009 mit einer Prüflast (indentation load) von 10 kgf (entsprechend
98,0665 N) ermittelt. Die Biegebruchfestigkeit BBF wurde nach der Norm ISO 3327:2009
mit einem Prüfgegenstand mit zylindrischem Querschnitt (Form C) bestimmt.
[0040] Es wurden ferner Korrosionstests durchgeführt und die plastische Deformation bei
erhöhten Temperaturen wurde untersucht. Die Korrosionsbeständigkeit und die Kriechbeständigkeit
wurden qualitativ bewertet. Es wurden lichtmikroskopische Aufnahmen der Sorten angefertigt,
von denen einige in den Fig. 4 bis Fig. 12 zu sehen sind. Die lichtmikroskopischen
Aufnahmen wurden dabei jeweils mit 1500-facher Vergrößerung aufgenommen, bei Fig.
10 mit 500-facher Vergrößerung. Für die lichtmikroskopischen Aufnahmen wurden die
Proben dabei jeweils in der üblichen Weise durch Ätzen vorbehandelt, wobei das Ätzen
außer für die Aufnahme von Fig. 10 jeweils für zwei Minuten erfolgte. Für die Aufnahme
von Fig. 10 wurde hingegen nur für 10 Sekunden geätzt, um Chromkarbid-Ausscheidungen
besser sichtbar zu machen.
[0041] Die Ergebnisse der Messungen sind in der nachfolgenden Tabelle 3 zusammengefasst.
TABELLE 3
Sorte |
WC-Korngröße [µm] |
Härte [HV10] |
KIC [MPa·m1/2] |
BBF [MPa] |
Korrosionsbeständigkeit |
Kriechbeständigkeit |
A |
0.5 - 0.8 |
1680 |
9,4 |
3700 |
gut |
gut |
B |
0.5 - 0.8 |
1520 |
11,5 |
3225 |
schlecht |
schlecht |
C |
0.5 - 0.8 |
1540 |
12,0 |
3450 |
schlecht |
schlecht |
D |
0.5 - 0.8 |
1590 |
10,8 |
3540 |
sehr schlecht |
sehr schlecht |
E |
0.5 - 0.8 |
1630 |
9,6 |
3210 |
sehr schlecht |
sehr schlecht |
F |
0.5 - 0.8 |
1580 |
10,7 |
3430 |
mittel-gut |
mittel-gut |
G |
0.5 - 0.8 |
1560 |
10,8 |
3680 |
mittel |
mittel |
H |
0.5 - 0.8 |
1600 |
10,7 |
3850 |
mittel |
mittel |
I |
0.5 - 0.8 |
1650 |
9,5 |
3450 |
schlechtmittel |
schlechtmittel |
J |
0.5 - 0.8 |
1600 |
10,5 |
3800 |
mittel |
mittel |
K |
0.5 - 0.8 |
1610 |
10,4 |
2800 |
mittel |
mittel |
L |
0.8 - 1.3 |
1070 |
18,0 |
3400 |
schlecht |
schlecht |
M |
0.8 - 1.3 |
1120 |
17,8 |
3300 |
mittel |
mittel |
N |
0.2 - 0,5 |
2030 |
7,2 |
3800 |
gut |
gut |
O |
0,2 - 0,5 |
1880 |
7,5 |
4300 |
gut |
gut |
P |
0,2 - 0,5 |
1910 |
8,2 |
4000 |
mittel |
mittel |
Q |
0,2 - 0,5 |
1970 |
7,6 |
3700 |
mittel |
mittel |
[0042] Aus Tabelle 3 ist ersichtlich, dass der herkömmliche kobalthaltige Wolframkarbid-basierte
Hartmetallwerkstoff der Sorte A, die neben Kobalt auch Chrom und Vanadium aufweist,
insgesamt in Bezug auf Härte, Risszähigkeit, Biegebruchfestigkeit, Korrosionsbeständigkeit
und Kriechbeständigkeit gute Ergebnisse zeigt.
[0043] Auch die herkömmlichen kobalthaltigen Hartmetallwerkstoffe der Sorten N und O, die
ebenfalls neben Kobalt auch Chrom und Vanadium aufweisen, zeigen sowohl eine gute
Korrosionsbeständigkeit als auch eine gute Kriechbeständigkeit. Aufgrund ihrer kleineren
mittleren Korngröße und ihres geringeren Anteils an metallischem Binder zeigen diese
Sorten N und O zwar eine höhere Härte und eine höhere Biegebruchfestigkeit, andererseits
aber auch eine gegenüber der Sorte A deutlich verringerte Risszähigkeit.
[0044] Die ebenfalls als Vergleichsbeispiel dienende Sorte L eines kobalthaltigen Wolframkarbid-basierten
Hartmetallwerkstoffs, der weder Chrom noch Vanadium zusätzlich zu dem Kobalt aufweist,
zeigt zwar aufgrund seines höheren Gehalts an metallischem Binder eine sehr hohe Risszähigkeit
auf, jedoch sind die Korrosionsbeständigkeit und die Kriechbeständigkeit jeweils schlecht.
[0045] Bei den Vergleichsbeispielen der Sorten B, C, D und E handelt es sich jeweils um
kobaltfreie Wolframkarbid-basierte Hartmetallwerkstoffe, bei denen der metallische
Binder jeweils eine Eisen-Nickel-Basislegierung ist, die kein Chrom aufweist. Die
Sorten B, C, D und E unterscheiden sich in dem Eisen-Nickel-Verhältnis des metallischen
Binders. Der Gesamtgehalt (Fe + Ni) an Eisen und Nickel wurde dabei derart angepasst,
dass das resultierende Volumen des Binders im Wesentlichen dem eines herkömmlichen
kobalthaltigen Wolframkarbid-basierten Hartmetallwerkstoffs mit 10 Gew.-% Kobaltbinder
entspricht. Aus Tabelle 3 ist ersichtlich, dass die Vergleichsbeispiele der Sorten
B, C, D und E zwar akzeptable Ergebnisse bezüglich der Härte HV10, der Risszähigkeit
K
IC und der Biegebruchfestigkeit BBF zeigen, jedoch die Korrosionsbeständigkeit und die
Kriechbeständigkeit jeweils schlecht bzw. sogar sehr schlecht ist. Dabei verschlechtern
sich Korrosionsbeständigkeit und Kriechbeständigkeit mit zunehmendem prozentualen
Eisenanteil des metallischen Binders.
[0046] Die Beispiele von kobaltfreien Wolframkarbid-basierten Hartmetallwerkstoffen der
Sorten F, G, H und I unterscheiden sich von den Vergleichsbeispielen der Sorten B,
C, D und E im Wesentlichen durch die Zugabe von geringen Mengen Chrom. Wie aus Tabelle
3 ersichtlich ist, wird durch die Chromzugabe die Härte HV10 tendenziell leicht erhöht
und die Risszähigkeit K
IC verringert sich tendenziell leicht. Die Chromzugabe wirkt sich positiv auf die Biegebruchfestigkeit
BBF aus. Wie ebenfalls zu sehen ist, verbessert die Chromzugabe signifikant die Korrosionsbeständigkeit
sowie die Kriechbeständigkeit. Es werden insgesamt gute Werte für die Härte HV10,
die Risszähigkeit K
IC und die Biegebruchfestigkeit BBF erreicht. Insgesamt werden gegenüber den Vergleichsbeispielen
der Sorten B, C, D und E auch deutliche Verbesserungen in der Korrosionsbeständigkeit
und der Kriechbeständigkeit erzielt. Für den Bereich von Fe/(Fe + Ni) bis zu 0,85
Gew.-% werden insgesamt physikalische Eigenschaften erreicht, die zwar nicht ganz
die Werte herkömmlichen kobalthaltigen Wolframkarbid-basierten Hartmetallwerkstoffs
(wie z.B. von Sorte A) erreichen, aber doch insgesamt diesen sehr nahe kommen. Für
den Bereich Fe/(Fe + Ni) > 0,85 (s. Sorte I) werden verglichen damit eine etwas schlechtere
Korrosionsbeständigkeit und eine etwas schlechtere Kriechbeständigkeit erreicht, die
aber für einige Anwendungen durchaus noch ausreichend sein können.
[0047] Wie aus einem Vergleich des Vergleichsbeispiels der Sorte K mit dem Beispiel der
Sorte H hervorgeht, wirkt sich eine Erhöhung der zugegebenen Menge Chrom zwar nicht
unmittelbar nachteilig auf die Härte HV10 und die Risszähigkeit K
IC aus, jedoch ist auch keine weitere Verbesserung der Korrosionsbeständigkeit und der
Kriechbeständigkeit zu beobachten. Die erhöhte Chrom-Zugabe führt aber zu einer signifikanten
Verschlechterung der Biegebruchfestigkeit BBF. In der lichtmikroskopischen Aufnahme
der Sorte K von Fig. 10, bei der die Sorte K zur Vorbehandlung nur 10 Sekunden angeätzt
wurde, ist zu erkennen, dass sich Mischkarbid-Ausscheidungen gebildet haben, auf die
die signifikante Verschlechterung der Biegebruchfestigkeit BBF zurückgeführt wird.
[0048] Wie aus einem Vergleich der Beispiele der Sorten H und J hervorgeht, wirkt sich eine
Zugabe von Molybdän hingegen nicht nachteilig auf die erzielbaren physikalischen Eigenschaften
aus.
[0049] Bei einem Vergleich des Beispiels der Sorte M mit dem Vergleichsbeispiel der kobalthaltigen
Sorte L ergibt sich, dass sich auch bei insgesamt höheren Anteilen des metallischen
Binders an dem Hartmetallwerkstoff akzeptable physikalische Eigenschaften im Vergleich
zu herkömmlichen kobalthaltigen Hartmetallwerkstoffen erreichen lassen.
[0050] Wie ein Vergleich mit der Sorte P ergibt, werden auch bei einem insgesamt geringeren
Gehalt des metallischen Binders und verringerter mittlerer Korngröße der Wolframkarbidkörner
eine akzeptable Korrosionsbeständigkeit und eine akzeptable Kriechbeständigkeit erzielt.
Aufgrund der geringeren mittleren Korngröße und des geringeren Anteils des metallischen
Binders wird dabei einerseits zwar eine höhere Härte erzielt und aufgrund der geringeren
mittleren Korngröße wird eine erhöhte Biegebruchfestigkeit erzielt, andererseits sinkt
die Risszähigkeit K
IC dabei aber auch erwartungsgemäß ab. Insgesamt sind die erzielten physikalischen Eigenschaften
aber im Vergleich zu herkömmlichen kobalthaltigen Wolframkarbid-basierten Hartmetallwerkstoffen
der Sorten N und O durchaus akzeptabel.
[0051] Aus einem Vergleich der Sorten P und Q ist ersichtlich, dass die Zugabe geringer
Mengen Vanadium zu einer leichten Erhöhung der Härte führt, aber mit einer Verringerung
der Risszähigkeit und der Biegebruchfähigkeit einhergeht.
1. Kobaltfreier Wolframkarbid-basierter Hartmetallwerkstoff, mit 70-97 Gew.-% Hartstoffpartikeln,
die zumindest überwiegend durch Wolframkarbid gebildet sind, und
3-30 Gew.-% eines metallischen Binders, der eine Eisen-Nickel-Basislegierung ist,
die zumindest Eisen, Nickel und Chrom aufweist, mit einem Verhältnis von Fe zu (Ni
+ Fe) von 0,70 ≤ Fe/(Fe + Ni) ≤ 0,95;
einem Cr-Gehalt von
0,5 Gew.-% ≤ Cr/(Fe + Ni + Cr) und
(i) für den Bereich 0,7 ≤ Fe/(Fe + Ni) ≤ 0,83:
Cr/(Fe + Ni + Cr) ≤ (- 0,625 * (Fe/(Fe + Ni)) +3,2688) Gew.-%
(ii) für den Bereich 0,83 ≤ Fe/(Fe + Ni) ≤ 0,85:
Cr/(Fe + Ni + Cr) ≤ (- 27,5 * (Fe/(Fe + Ni)) + 25,575) Gew.-%
(iii) für den Bereich 0,85 ≤ Fe/(Fe + Ni) ≤ 0,95:
Cr/(Fe + Ni + Cr) ≤ 2,2 Gew.-%;
mit optional einem Mo-Gehalt im Verhältnis zu (Fe + Ni + Cr) von 0 Gew.-% ≤ Mo/(Fe
+ Ni + Cr) ≤ 10 Gew.-%;
mit optional einem V-Gehalt im Verhältnis zu (Fe + Ni + Cr) von 0 Gew.-% ≤ V/(Fe +
Ni + Cr) ≤ 2 Gew.-%;
und unvermeidlichen Verunreinigungen bis zu insgesamt maximal 1 Gew.-% des Hartmetallwerkstoffs.
2. Kobaltfreier Wolframkarbid-basierter Hartmetallwerkstoff nach Anspruch 1, wobei 0,75
≤ Fe/(Fe + Ni) ≤ 0,90.
3. Kobaltfreier Wolframkarbid-basierter Hartmetallwerkstoff nach Anspruch 1 oder 2, wobei
der Gehalt des metallischen Binders 5 - 25 Gew.-% beträgt.
4. Kobaltfreier Wolframkarbid-basierter Hartmetallwerkstoff nach einem der vorangehenden
Ansprüche, wobei für den Mo-Gehalt gilt: 0 Gew.-% ≤ Mo/(Fe + Ni+ Cr) ≤ 6 Gew.-%.
5. Kobaltfreier Wolframkarbid-basierter Hartmetallwerkstoff nach einem der vorangehenden
Ansprüche, wobei für den V-Gehalt gilt: V/(Fe + Ni + Cr) ≤ 1 Gew.-%.
6. Kobaltfreier Wolframkarbid-basierter Hartmetallwerkstoff nach einem der vorangehenden
Ansprüche, wobei für den Cr-Gehalt gilt: Cr/(Fe + Ni + Cr) ≥ 1,5 Gew.-%.
7. Kobaltfreier Wolframkarbid-basierter Hartmetallwerkstoff nach Anspruch 6, wobei für
den Cr-Gehalt gilt: Cr/(Fe + Ni + Cr) ≥ 2,0 Gew.-%.
8. Kobaltfreier Wolframkarbid-basierter Hartmetallwerkstoff nach einem der vorangehenden
Ansprüche, wobei für den Cr-Gehalt gilt: Cr/(Fe + Ni + Cr) ≤ 2,2 Gew.-%.
9. Kobaltfreier Wolframkarbid-basierter Hartmetallwerkstoff nach einem der vorangehenden
Ansprüche, mit einer mittleren Korngröße des Wolframkarbid von 0,05 - 12 µm.
10. Kobaltfreier Wolframkarbid-basierter Hartmetallwerkstoff nach Anspruch 6, mit einer
mittleren Korngröße des Wolframkarbid von 0,1 - 6 µm.