[0001] Die Erfindung betrifft ein tragbares Atemluft-Desinfektionssystem, umfassend mindestens
eine Mund-Nasen-Maske oder eine Gesichts- bzw. Kopfmaske mit Mitteln zum Befestigen
am Cranium des jeweiligen Benutzers, einer Atemventilanordnung zum Zu- und Abführen
eines Atemluftstromes sowie mit einem Atemluft-Durchströmungskörper gemäß Anspruch
1.
[0002] Gesichts- und Filtermasken werden üblicherweise mit zwei allgemeinen Zielen über
den Atemwegen einer Person getragen: (1) um zu verhindern, dass Verunreinigungen in
das Atmungssystem des Trägers gelangen und (2) um andere Personen oder Gegenstände
davor zu schützen, Krankheitserregern und anderen Verunreinigungen ausgesetzt zu werden,
die der Träger ausstößt. Im ersten Fall wird die Gesichtsmaske in einer Umgebung getragen,
in der die Luft Stoffe enthält, die schädlich für den Träger sind. Im zweiten Fall
wird die Gesichtsmaske in einer Umgebung getragen, in der das Risiko der Ansteckung
oder Verunreinigung einer anderen Person oder eines anderen Gegenstands hoch ist -
beispielsweise in einem Operationssaal oder einem Reinraum.
[0003] Gesichtsmasken, deren Übereinstimmung mit bestimmten Standards bestätigt wurde, werden
üblicherweise als "Atemschutzgeräte" bezeichnet; wohingegen Masken, die vorrangig
im zweiten Sinne ausgestaltet wurden - nämlich dem Schutz anderer Personen und Gegenstände
dienen - im Allgemeinen als "Gesichtsmasken" oder einfach "Masken" bezeichnet werden.
[0004] Eine OP-Maske ist ein Beispiel für eine Gesichtsmaske, die sich häufig nicht als
Atemschutzgerät eignet. OP-Masken sind üblicherweise locker sitzende Gesichtsmasken,
die hauptsächlich dafür bestimmt sind, andere vor Verunreinigungen zu schützen, die
ein Arzt oder anderes medizinisches Personal ausatmet. Stoffe, die aus dem Mund eines
Trägers ausgestoßen werden, liegen häufig in Form eines Aerosols vor, das eine Suspension
feiner Feststoffe und/oder flüssiger Teilchen in Gas ist. OP-Masken sind in der Lage,
diese Teilchen zu beseitigen, obwohl sie locker auf dem Gesicht des Trägers sitzen.
In der
US-Patentschrift 3,613,678 ist ein Beispiel für eine locker sitzende OP-Maske offenbart.
[0005] Locker sitzende Masken besitzen üblicherweise kein Ausatemventil, um ausgeatmete
Luft aus dem Inneren der Maske abzuführen. Durch den lockeren Sitz kann ausgeatmete
Luft leicht an den Seiten der Maske entweichen - als Vorbeiströmen bekannt - sodass
sich der Träger nicht unbehaglich fühlt, insbesondere wenn er schwer atmet. Da diese
Masken locker sitzen, können sie den Träger jedoch nicht vollständig vor dem Einatmen
von Verunreinigungen oder davor schützen, Flüssigkeitsspritzern ausgesetzt zu sein.
Angesichts der unterschiedlichen Verunreinigungen, die es in Krankenhäusern gibt,
und der vielen Krankheitserreger, die in Körperflüssigkeiten vorhanden sind, ist das
Merkmal des lockeren Sitzes ein Nachteil derartiger OP-Masken.
[0006] Einige dicht anliegende Gesichtsmasken weisen einen porösen Maskenkörper auf, der
geformt und angepasst ist, um eingeatmete Luft zu filtern. Das Filtermaterial ist
gewöhnlich integriert im Maskenkörper angeordnet und besteht aus z. B. Mikrofasern.
Diese Masken werden im Allgemeinen als Atemschutzgeräte bezeichnet und besitzen häufig
ein Ausatemventil, das sich bei erhöhtem innerem Luftdruck öffnet, wenn der Träger
ausatmet.
[0007] Bekannte dicht anliegende Atemschutzgeräte, die ein Ausatemventil besitzen, können
verhindern, dass der Träger unmittelbar schädliche Teilchen einatmet, jedoch gibt
es Einschränkungen bei den Masken, was den Schutz anderer Personen oder Gegenstände
vor dem Einfluss von Verunreinigungen betrifft, die der Träger ausstößt. Wenn ein
Träger ausatmet, ist das Ausatemventil gegenüber der Umgebungsluft offen und durch
diese vorübergehende Öffnung wird ein Kanal von Mund und Nase des Trägers zum Maskenäußeren
hergestellt. Durch die vorübergehende Öffnung können Aerosolteilchen, die vom Träger
erzeugt werden, aus dem Inneren der Maske an die Umgebung gelangen. Aerosolteilchen
wie Speichel, Schleim, Blut und Schweiß werden üblicherweise erzeugt, wenn der Träger
niest, hustet, lacht oder spricht. Obwohl Niesen und Husten in Umgebungen wie einem
Operationssaal eher vermieden werden - Sprechen, als ein wesentliches Kommunikationsmittel,
ist für die zweckmäßige und richtige Arbeit des Operationsteams notwendig. Speichelteilchen
sind voll mit Bakterien. Aerosolteilchen, die durch das Sprechen erzeugt werden, können
möglicherweise dazu führen, dass ein Patient angesteckt oder ein Präzisionsinstrument
verunreinigt wird.
[0008] Vom Mund erzeugte Teilchen sind in einer großen Größenvielfalt vorhanden, wobei die
kleinsten im Durchschnitt einen Durchmesser von ungefähr 3 bis 4 Mikrometern aufweisen
können. Die herausschießenden Teilchen jedoch, die aus dem Mund kommen und einen Dritten
in der Nähe erreichen, sind im Allgemeinen ca. 15 Mikrometer oder größer.
[0009] Die Absenkgeschwindigkeit dieser mit der Luft beförderten Teilchen beeinflusst auch
das Absetzen auf einen Dritten in der Nähe, beispielsweise einem Patienten. Da Teilchen,
die kleiner sind als 5 Mikrometer, dazu neigen, mit einer Geschwindigkeit von unter
etwa 0,001 m/s abzusinken, entsprechen sie einer schwebenden Suspension in der Luft.
[0010] Atemschutzgeräte, die Ausatemventile verwenden, werden derzeit nicht für die Verwendung
im medizinischen Bereich empfohlen, da der offene Kanal, der vorübergehend durch das
Ausatemventil entsteht, als gefährlich erachtet wird.
[0012] Die
WO 00/04957 betrifft eine Gesichts- und Filtermaske, die mindestens die Nase und den Mund eines
Trägers bedeckt und ein Ausatemventil enthält. Das Ausatemventil öffnet als Reaktion
auf einen höheren Druck, wenn der Träger ausatmet, damit die ausgeatmete Luft schnell
aus dem Maskeninneren abgeführt werden kann. Ein Ausatemfilterelement befindet sich
an einer von mehreren Stellen im Ausatemstrom, um Verunreinigungen aus der ausgeatmeten
Luft zu beseitigen.
[0013] Eine klassische chirurgische Einwegmaske aus einem textilen Filtermaterial mit Bändern
zum Befestigen am Cranium eines Probanden ist in der
EP 3 262 961 B1 offenbart.
[0014] Bei dem tragbaren Therapie- und Desinfektionsgerät gemäß
DE 20 2019 106 684 U1 ist ein Beutel aus einem luftdichten Material vorhanden, der mit mindestens einer
Öffnung mit einem Verschlussmechanismus zum Einführen von Gliedmaßen des zu behandelnden
Organismus versehen ist. Der Beutel besitzt einen Zugang, mit dem unter Zuhilfenahme
eines flexiblen Schlauches Ozon aus einem Ozongenerator in den Beutel eingebracht
werden kann, um die entsprechende Behandlung durchzuführen.
[0015] Bei der Mundschutzmaske zur wahlweisen Filterung sowohl der Einatemluft als auch
der Ausatemluft nach
DE 296 05 180 U1 wird von einer halbsteifen Ausführung mit einem flexiblen, der Form des Gesichtes
des Anwenders anpassbaren Randgestaltung ausgegangen, um die Maske quasi luftdicht
an der unteren Gesichtshälfte in Anlage bringen zu können und eine hohe Dichtigkeit
zu erreichen.
[0016] Die eigentliche Filterung findet auf dem Rücken des Anwenders statt, und zwar durch
seitliche Schlauchanschlüsse, die zum Filter führen, der am Rücken des Anwenders fixierbar
ist.
[0017] Zum Stand der Technik gehören weiterhin UV-Abstrahlvorrichtungen zur Luftdesinfektion,
beispielsweise nach
DE 20 2013 000 808 U1. Bei dieser Lösung wird ein UV-Abstrahlbereich mit einem Strahlbereich kombiniert,
der Strahlung im Bereich des sichtbaren Lichtes emittiert. Die bekannte Vorrichtung
eignet sich zur Verwendung in landwirtschaftlichen Einrichtungen oder zur Nutzung
in medizinischen Objekten, insbesondere Krankenhäusern oder Operationssälen.
[0018] Aus dem Vorgenannten ist es Aufgabe der Erfindung, ein weiterentwickeltes tragbares
Atemluft-Desinfektionssystem, umfassend mindestens eine Mund-Nasen-Maske oder mindestens
eine Gesicht- oder Kopfmaske mit Mitteln zum Befestigen am Cranium des jeweiligen
Benutzers anzugeben, welches in der Lage ist, sowohl die Einatem- als auch die Ausatemluft
des Benutzers zu reinigen, insbesondere zu desinfizieren. Das System soll mehrfach
verwendbar sein und dazu dienen, bisherige Wegwerf-OP- oder Mundschutzmasken aus Gewebe
oder Vliesmaterial zu ersetzen. Die Desinfektion der Atemluft soll frei von chemischen
Mitteln, nämlich primär physikalisch, das heißt durch UVC-Strahlung, erfolgen, so
dass insofern keine chemischen Verbrauchsmaterialien nötig sind und auch keine Abfallstoffe
oder schädigende Nebenprodukte entstehen.
[0019] Die Lösung der Aufgabe der Erfindung erfolgt durch ein tragbares Atemluft-Desinfektionssystem
gemäß der Merkmalskombination nach Anspruch 1, wobei die Unteransprüche mindestens
zweckmäßige Ausgestaltungen und Weiterbildungen umfassen.
[0020] Demnach wird von einem tragbaren Atemluft-Desinfektionssystem ausgegangen, welches
mindestens eine Mund-Nasen-Maske oder mindestens eine Gesicht- oder Kopfmaske mit
Mitteln zum Befestigen am Cranium des jeweiligen Benutzers aufweist. Das Atemluftsystem
kann dabei so ausgestaltet sein, dass mehrere Benutzer an einem gemeinsamen System
anschließbar sind. Alternativ kann das Atemluft-Desinfektionssystem so dimensioniert
und ausgestaltet sein, dass es speziell für einen Benutzer oder eine bestimmte Benutzergruppe
ausgelegt ist. Unter Benutzer oder Benutzergruppe können hier Personen unterschiedlichen
Alters oder unterschiedlichen Geschlechts, aber auch Personen verstanden werden, die
sich in besonderen Gefahrenbereichen bewegen oder aufhalten.
[0021] Erfindungsgemäß ist die den Atemluftdurchströmungskörper passierende Ein- und/oder
Ausatemluft unmittelbar oder mittelbar einer intensiven UVC-Bestrahlung ausgesetzt.
[0022] Hierfür ist im oder am Atemluftdurchströmungskörper die Anordnung UVC-Strahlung emittierender
Mittel vorgesehen.
[0023] Der Atemluftdurchströmungskörper kann ein Strömungslabyrinth aufweisen, um eine möglichst
intensive Bestrahlung der in der Atemluft befindlichen Mikroben, Viren, Bakterien,
Pilze oder dergleichen sicherzustellen.
[0024] In einer Ausgestaltung der Erfindung kann das Strömungslabyrinth als Röhrensystem
ausgeführt werden, wobei die Röhren aus einem für UVC-Strahlung durchlässigen Material
bestehen. Außerhalb der Röhren sind dann die UVC-strahlungserzeugenden Mittel ausgebildet.
[0025] In einer Weiterbildung der Erfindung ist die Bestrahlungsintensität für die Behandlung
von Ein- und Ausatemluft wähl- und einstellbar.
[0026] Darüber hinaus ist eine Stromversorgung für die UVC-Strahler vorgesehen, um einen
mindestens zeitweise autarken Betrieb des Atemluft-Desinfektionssystems zu ermöglichen.
In Weiterbildung der Erfindung ist die Stromversorgung mit Sekundärelementen ausgestattet,
welche mit üblicher Technik elektrisch aufgeladen werden können.
[0027] Die Zeit des Aufladens kann hierbei zur Eigendesinfektion des Systems genutzt werden,
indem die enthaltenen UVC-strahlenemittierenden Mittel aktiviert werden.
[0028] Zusätzlich kann im oder am Atemluftdurchströmungskörper eine Mikrofiltereinrichtung
ausgebildet werden, welche zusätzlich oder alternativ zur UVC-Bestrahlung in den Atemluftstrom
eingebracht werden kann.
[0029] Der Atemluftdurchströmungskörper ist als Schlauchanordnung ausbildbar, wobei innerhalb
dieser Schlauchanordnung die UVC-Strahlung emittierenden Mittel angeordnet werden
können. Dabei werden die Strahlung emittierenden Mittel von der Atemluft umströmt,
wobei die Atemluft möglichst umfassend in Kontakt mit den Strahlung emittierenden
Mitteln, respektive der emittierten Strahlung gelangt.
[0030] In einer weiteren erfindungsgemäßen Alternative ist der Atemluftdurchströmungskörper
auf der Basis eines Vliesmaterials, insbesondere eines Polfaservlieses, oder eines
Abstandsgewirkes ausgebildet.
[0031] Im Vlies oder im Gewirke sind elektrisch leitfähige Elemente befindlich, welche mit
einer Vielzahl von im oder am Vlies oder Gewirke fixierten UVC-Halbleiterdioden elektrisch
verbunden sind.
[0032] Die elektrisch leitfähigen Elemente können hier beim Legen des Vlieses bzw. beim
Erstellen des Gewirkes bereits als leitfähige Bahnen eingebracht werden. Wenn diesbezüglich
Silbermaterialien zur Anwendung kommen, ergibt sich eine zusätzliche bakterizide Wirkung.
[0033] Das Vlies- oder Abstandsgewirkematerial kann zusätzlich zu seiner Aufgabe als Träger
für die UVC-strahlungserzeugenden Mittel eine Filterfunktion zum Zurückhalten von
Mikropartikeln erfüllen.
[0034] Weiterhin ist erfindungsgemäß eine Einrichtung zum Umschalten zwischen einem Betriebsmodus
"Atemluftdesinfektion" und einem Betriebsmodus "Eigendesinfektion" ausgebildet.
[0035] Bei der Eigendesinfektion werden die im System enthaltenen UVC-strahlungserzeugenden
Mittel über einen vorgegebenen Zeitraum aktiviert, um womöglich im System verbliebene
Mikroben, Viren, Bakterien, Hefe, Pilze oder dergleichen zu inaktivieren bzw. zu zerstören.
[0036] Nach durchgeführter Eigendesinfektion wird die Bereitschaft zur Atemluftdesinfektion
signalisiert und es erfolgt ein automatisches Umschalten in diesen Betriebsmodus.
[0037] Gemäß einer Ausführungsform der Erfindung sind im Atemluftdurchströmungskörper getrennte
Kanäle für Ein- und Ausatemluft ausgebildet.
[0038] Insbesondere im Ausatemluftkanal sind Mittel zum Zurückhalten von Partikeln, insbesondere
in Luft suspendierter Teilchen in fester oder flüssiger Form angeordnet.
[0039] Das erfindungsgemäße System ermöglicht also eine wirksame Desinfektion durch den
Einsatz UVC-Strahlung emittierender Mittel. Diese Strahlung wird von der DNA von Viren
oder Bakterien absorbiert und zerstört deren Struktur. Es werden also diesbezüglich
lebende Zellen inaktiviert und Mikroorganismen unschädlich gemacht. Durch die UV-Desinfektion
als umweltfreundliche Methode kann eine Zugabe von Chemikalien entfallen. Auch ist
die Gefahr reduziert, dass Mikroorganismen eine Resistenz gegenüber UV-Strahlen entwickeln.
[0040] Das Inaktivieren oder Zerstören von Zellen geschieht durch die energiereiche Strahlung
außerordentlich schnell. Der Desinfektionsvorgang läuft geschmacks- und geruchsbeeinträchtigungsfrei
ab. Die Bildung von gesundheitsgefährdenden Nebenprodukten ist ausgeschlossen.
[0041] Insbesondere bei eingesetzten Strahlern mit emittierten Wellenlängen im Bereich von
200-300 nm, insbesondere 254 nm UVC-Strahlung ergibt sich eine ausreichend desinfizierende
Wirkung bei gleichzeitig einfacher Handhabung des Systems.
[0042] Weiterhin besteht die Möglichkeit, anhand eines Erfassens der Atemfrequenz und des
Atemvolumens des jeweiligen Benutzers mikroprozessorgesteuert die Strahlungsintensität
der eingesetzten UVC-Strahler anzupassen. Bei in Stresssituationen auftretender höherer
Atemfrequenz erfolgt eine Intensitätserhöhung. Im Zustand normaler Atemfrequenz gegebenenfalls
eine Reduzierung der Leistung der Strahler mit der Folge einer längeren Einsatzdauer
im Hinblick auf die eingesetzten Mittel zum Stromversorgung, wie Primär- oder Sekundärelemente.
[0043] Im Unterschied zu textilen Mundmasken bzw. OP-Masken sichert das System auch eine
Desinfektion der Ausatemluft nebst einem Zurückhalten von in der Ausatemluft womöglich
befindlichen Partikeln oder Teilchen.
[0044] Die Bestrahlungsintensität der Ein- oder Ausatemluft ist einstellbar und gegebenenfalls
auch unterschiedlich vorgebbar.
[0045] Als Strahlung emittierende Mittel kommen klassische UV-Lampen, aber auch UV-LEDs
(lichtemittierende Dioden) zur Anwendung. Der Atemluftdurchströmungskörper wird so
ausgebildet, dass eine sichere und ausreichende Bestrahlung und gewünschte keimabtötende
Wirkung erzielbar ist.
[0046] Hinsichtlich der Stromversorgung ist diese entweder integriert ausgeführt oder wird
mittels externer Anschlüsse realisiert. Denkbar ist hier auch eine induktive Stromübertragung,
um möglichst kabelfrei arbeiten zu können.
[0047] Das Atemluft-Desinfektionssystem mit Atemluftdurchströmungskörper und den UVC-Strahlung
emittierenden Mitteln kann bevorzugt über ein Tragesystem entfernt vom Kopf des Probanden
am Körper desselben befestigt werden. Hier sind Varianten als Rucksack, Handtasche
oder Gürteltasche denkbar. Bei Anwendung zum Beispiel für bettlägerige Benutzer kann
das System mobil auf Rollen montiert oder für einen Robotertransport ausgelegt werden.
[0048] Die Atemluft wird dann über eine Verbindung zur Mund-Nasen-Maske bzw. zur Gesichtsmaske
übertragen.
[0049] Die einzelnen Komponenten des Systems sind für sich in klassischer Weise desinfizierbar
und auch diesbezüglich mechanisch konstruktiv und von der Materialauswahl ausgelegt.
[0050] Bei einer Weiterbildung der Erfindung besteht die Möglichkeit, die Mund-Nasen-Maske
des Systems einschließlich Schlauchverbindung im bzw. mit dem System selbst zu reinigen.
[0051] Diesbezüglich kann die Maske in einen Raum eingebracht werden, der intensiver UVC-Strahlung
ausgesetzt wird.
[0052] Diesbezüglich kann die Gehäuseanordnung zur Aufnahme des oder der strahlungserzeugenden
Mittel sowie zur Stromversorgung einen Öffnungsmechanismus besitzen, der dazu dient,
Schlauch und Maske aufzunehmen. Nach ausreichender Eigendesinfektion, zum Beispiel
über eine Zeitsteuerung, kann dann Maske und Schlauch entnommen und zum bestimmungsgemäßen
Zweck verwendet werden.
[0053] Auch zu Aufbewahrungszwecken besteht die Möglichkeit, die Gehäuseanordnung so auszugestalten,
dass ausreichend Bauraum zur Aufnahme von Maske und Schlauchverbindung gegeben ist.
Damit wird nur im Einsatzfall die Maske nebst Luftzu- und -abführungsschlauch aus
der Gehäuseanordnung entnommen.
[0054] In bevorzugter Weiterbildung der Erfindung ist insbesondere die Ventilanordnung nebst
Verbindungsschläuche aus einem UVC-durchlässigen Material ausgeführt, um den Eigendesinfektionsvorgang
zu effektivieren und zu beschleunigen.
[0055] Ebenso kann die Mund-Nase-Maske aus einem transluzenten, UVC-durchlässigen Material
bestehen, um eine Desinfektion mit der systeminternen UVCstrahlungsemittierenden Einheit
zu verbessern.
[0056] Besonders in dem Falle, dass die Stromversorgung des Systems für einen autarken Betrieb
ausgelegt ist, beispielsweise aufladbare Sekundärzellen aufweist, weist das System
ein Stromversorgungs- und Batteriemanagement auf.
[0057] Über eine optische und/oder akustische Signalisierung wird dem Benutzer angezeigt,
welche Resteinsatzdauer das System ermöglicht. Hierdurch soll sichergestellt werden,
dass ein Systemausfall durch mangelnde Stromversorgung nicht zu Risiken für den Benutzer
führt. Über die Möglichkeit, die Strahlungsleistung der strahlungserzeugenden Mittel
zu steuern, kann auf die notwendigen, auf den Einsatzfall abstimmbaren Desinfektionsleistungen
eine Anpassung erfolgen.
[0058] Diesbezüglich können am Ein- und Ausgang des Atemluftdurchströmungskörpers Sensoren
ausgebildet werden, die die Belastung des jeweiligen Fluides bestimmen, um die gewünschte
Intensitätsregelung in die Wege zu leiten.
[0059] In einer Ausführungsvariante der Erfindung wird die Strahlungsleistung der strahlungserzeugenden
Mittel laufend oder zyklisch bestimmt. Anhand bekannter Alterungsparameter erfolgt
dann eine Abschätzung des Verlaufes der Leistungskurve im Sinne einer Prädiktion.
Dabei besteht die Möglichkeit, nicht nur eine Restnutzungsdauer abzuschätzen, sondern
ein Nachregeln vorzunehmen, um eine möglichst gleichbleibende erzeugte Strahlungsleistung
mit entsprechend optimalen Desinfektionsergebnis sicherzustellen.
[0060] Insbesondere dann, wenn das tragbare Atemluft-Desinfektionssystem für ein länger
andauerndes Benutzen und Tragen vorgesehen ist, ist es ein Vorteil, wenn in Weiterbildung
der Erfindung CO2- und/oder O2-Sensorik integriert ist, um den jeweiligen Sättigungsgehalt
in der Ein- bzw. Ausatemluft zu bestimmen.
[0061] Durch die vorerwähnte Bestimmung der Leistung der strahlungserzeugenden Mittel kann
darüber hinaus zur Verbesserung des Service und der notwendigen Wartung des Desinfektionssystems
eine Aussage darüber getroffen werden, wann ein Austausch der strahlungserzeugenden
Mittel zweckmäßiger Weise erfolgen sollte.
[0062] Neben den erwähnten CO2- oder O2-Sensoren kann ergänzend eine Ermittlung der Umgebungsluftgüte
nebst Feinstaubanalyse unter Nutzung des vorgestellten Systems erfolgen.
[0063] Die Erfindung soll nachstehend anhand von Figuren näher erläutert werden.
[0064] Hierbei zeigen:
- Fig. 1
- mehrere Darstellungen des tragbaren Atemluft-Desinfektionssystems, getragen von einem
Probanden unter Nutzung eines kombinierten Schulter- und Brustgürtels mit einer am
Rücken hierdurch gehaltenen Gehäuseanordnung, die den Atemluftdurchströmungskörper
und die notwendige Energieversorgung aufnimmt, wobei in den Darstellungen nach Fig.
1 noch ein gürtelähnliches Gebilde vorgesehen ist, welches einen ankoppelbaren Akkumulator
zur Stromversorgung aufnimmt;
- Fig. 2a
- eine Darstellung ähnlich derjenigen nach Fig. 1, jedoch mit abgenommenen Deckel der
Gehäuseanordnung und erkennbarem Atemluftdurchströmungskörper nebst UV-strahlungserzeugender
Röhrenanordnung;
- Fig. 2b
- eine Prinzipdarstellung der funktionswesentlichen Elemente innerhalb der Gehäuseanordnung
mit Atemlufteingang sowie Atemluftausgang und strahlungserzeugendem Mittel einschließlich
Rohrsystem und Akkumulator zur Stromversorgung;
- Fig. 3a - 3c
- mehrere Darstellungen einer Weiterbildung des tragbaren Desinfektionssystems mit einer
Gehäuseanordnung in Sandwich-Bauweise, wobei in einem unteren Bereich sich der Atemluftdurchströmungskörper
nebst strahlungserzeugendem Mittel befindet und der obere, vom unteren Bereich durch
ein Einsatzteil getrennt ist, wobei im oberen Bereich Bauraum für die Stromversorgung,
insbesondere ein Akkumulator nebst Ladeeinrichtung geschaffen ist; und
- Fig. 4
- beispielhafte Ausführungsformen der Befestigung eines deckelartigen Abschlusses zum
Verschließen der Gehäuseanordnung zum einen über die Möglichkeit der Ausbildung eines
Formschlusses durch eine Nut-Feder-Anordnung oder mittels Kraftschluss durch eine
Rastverbindung.
[0065] Das im folgenden Ausführungsbeispiel erläuterte Desinfektionssystem besteht aus einer
Maske 1, die mit Hilfe einer schlaufen- oder bügelartigen Befestigungsvorrichtung
2 am Kranium eines Probanden 3 fixierbar ist.
[0066] Eine Gehäuseanordnung 4 nimmt einen Atemluftdurchströmungskörper in Form eines Rohrsystems
5 auf.
[0067] Das Rohrsystem 5 hat einen Eingang 6 und einen Ausgang 7.
[0068] Die Ein- bzw. Ausgänge können beispielsweise an der Oberseite oder an den gegenüberliegenden
Seitenflächen der Gehäuseanordnung 4 vorgesehen sein.
[0069] Das Rohrsystem 5 kann als Strömungslabyrinth realisiert werden und aus einem für
UVC-Strahlung durchlässigen Material bestehen. Ein UVC-Strahlung erzeugendes Mittel
8 befindet sich innerhalb der Gehäuseanordnung 4 und wird von einem Primär- oder Sekundärelement
10, mit elektrischer Energie versorgt.
[0070] Die Verbindung zwischen dem Atemluftdurchströmungskörper 5 und der Maske 1 wird über
eine Schlauchanordnung 11 realisiert.
[0071] Bei den Beispielen gemäß Fig. 1 und wie in der Fig. 2a gezeigt, ist das Sekundärelement
10 über einen Gürtel 12 am Probanden 3 fixierbar.
[0072] Alternativ besteht aber auch die Möglichkeit wie in den Figuren 3a bis 3c und 4 gezeigt,
die Stromversorgung in die Gehäuseanordnung 4 zu integrieren.
[0073] Die Befestigung der Gehäuseanordnung 4 kann beispielhaft mit Hilfe eines Brust-Schultergurtes
13 erfolgen.
[0074] Gemäß den Darstellungen nach den Figuren 3a bis 3c ist der Gehäusekörper 4 sandwichartig
ausgebildet, das heißt in mindestens zwei Kammern unterteilt.
[0075] Die Trennung zwischen oberer Kammer 400 und unterer Kammer 401 erfolgt durch eine
in der Gehäuseanordnung 4 befestigbare Zwischen- oder Trennplatte 402.
[0076] Die offene Oberseite der Gehäuseanordnung 4 (siehe Figur 3b) ist mit Hilfe eines
einrastbaren oder festklemmbaren Deckels 403 verschließbar.
[0077] In dem Freiraum oberhalb der Platte 402 findet nun die Stromversorgung 10 ihren Platz.
Gleichzeitig kann ein Steckerladegerät 14 aufgenommen werden.
[0078] Die UVC-Strahlung erzeugende Röhre 8 ist ebenso wie das entsprechende Rohrsystem
im unteren Bereich der Gehäuseanordnung 4, geschützt durch die Abdeckung 402 befindlich.
Die Gefahr einer unerwünschten und kritischen Strahlungseinwirkung auf die Augen wird
hierdurch wirksam reduziert.
[0079] Die Figur 4 zeigt zwei verschiedene Varianten der Befestigung des Deckels 403 an
der Gehäuseanordnung 4.
[0080] Zum einen besteht die Möglichkeit am Deckel 403 mehrere Rasthaken 404 auszubilden,
die in zugehörige Rastausnehmungen der Gehäuseanordnung eingreifen, um einen primären
Kraftschluss zu sichern.
[0081] Bei der weiteren Darstellung nach Figur 4 wird von einer Nut-Feder-Verbindung zwischen
Deckel 403 und Gehäusekörper 4 ausgegangen.
[0082] Hier lässt sich der Deckel über eine entsprechende Nutführung aufschieben und schlussendlich
beim Erreichen der gewünschten Endlage verrasten.
[0083] Bei der Ausgestaltung der Gehäuseanordnung nebst Ein- und Ausgang 6; 7 für die Atemluft
gilt das Bestreben, eine Kompatibilität derart zu schaffen, dass die Anordnung von
üblichen Handtaschen, Rucksäcken, Schulranzen und dergleichen Gebilden aufgenommen
werden kann.
1. Tragbares Atemluft-Desinfektionssystem, umfassend mindestens eine Mund-Nasen-Maske
oder eine Gesichts- bzw. Kopfmaske mit Mitteln zum Befestigen am Cranium des jeweiligen
Benutzers, einer Atemventilanordnung zum Zu- und Abführen eines Atemluftstromes sowie
mit einem Atemluftdurchströmungskörper,
dadurch gekennzeichnet, dass
die den Atemluftdurchströmungskörper passierende Ein- und/oder Ausatemluft unmittelbar
oder mittelbar einer intensiven UVC-Bestrahlung ausgesetzt ist, wobei hierfür im oder
am Atemluftdurchströmungskörper UVC-Strahlung emittierende Mittel ausgebildet sind.
2. Tragbares Atemluft-Desinfektionssystem nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Atemluftdurchströmungskörper ein Strömungslabyrinth aufweist.
3. Tragbares Atemluft-Desinfektionssystem nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Strömungslabyrinth als Röhrensystem ausgeführt ist, wobei die Röhren aus einem
für UVC-Strahlung durchlässigen Material bestehen und außerhalb der Röhren UVC-strahlungserzeugende
Mittel ausgebildet sind.
4. Tragbares Atemluft-Desinfektionssystem nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Bestrahlungsintensität zwischen Ein- und Ausatemluft wähl- und einstellbar ist.
5. Tragbares Atemluft-Desinfektionssystem nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
eine Stromversorgung für die UVC-Strahler vorgesehen ist, um einen mindestens zeitweise
autarken Betrieb zu ermöglichen.
6. Tragbares Atemluft-Desinfektionssystem nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
im oder am Atemluftdurchströmungskörper eine Mikrofiltereinrichtung ausgebildet ist,
welche zusätzlich oder alternativ zur UVC-Bestrahlung in den Atemluftstrom eingebracht
werden kann.
7. Tragbares Atemluft-Desinfektionssystem nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Atemluftdurchströmungskörper eine Schlauchanordnung ist, wobei innerhalb dieser
die UVC-Strahlung emittierenden Mittel angeordnet werden.
8. Tragbares Atemluft-Desinfektionssystem nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Atemluftdurchströmungskörper als ein Vlies, insbesondere Polfaservlies, oder ein
Gewirke, insbesondere ein Abstandsgewirke, ausgebildet ist, wobei im Vlies oder Gewirke
elektrisch leitfähige Elemente befindlich sind, welche mit einer Vielzahl von in oder
am Vlies oder Gewirke fixierten UVC-Halbleiterdioden elektrisch verbunden sind.
9. Tragbares Atemluft-Desinfektionssystem nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
eine Einrichtung zum Umschalten zwischen einem Betriebsmodus "Atemluftdesinfektion"
und "Eigendesinfektion" ausgebildet ist.
10. Tragbares Atemluft-Desinfektionssystem nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet, dass
nach durchgeführter Eigendesinfektion die Bereitschaft zur Atemluftdesinfektion signalisierbar
ist und ein automatisches Umschalten in diesen Betriebsmodus erfolgt.
11. Tragbares Atemluft-Desinfektionssystem nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
im Atemluftdurchströmungskörper getrennte Kanäle für Ein- und Ausatemluft ausgebildet
sind, wobei im Ausatemluftkanal Mittel zum Zurückhalten von Partikeln, insbesondere
in Luft suspensierter Teilchen in fester oder flüssiger Form angeordnet sind.