[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Missbrauchserkennung und ein Indikatoretikett
zur Verwendung in dem Verfahren. Das vorgeschlagene Indikatoretikett ist für die Detektion
übermäßigen und unsachgemäßen Gebrauchs von Bekleidungsartikeln geeignet.
[0002] Verbrauchern steht bei einem Fernabsatzvertrag, also beim Erwerb von Waren unter
ausschließlicher Verwendung von Fernkommunikationsmitteln wie Telefon, E-Mail oder
Internet, ein 14-tägiges Widerrufsrecht zu. Der Verbraucher muss für diesen Widerruf
keine Begründung angeben. Ist der Vertrag widerrufen, so sind beide Seiten zur Rückabwicklung
des Vertrages verpflichtet, d.h. der Verbraucher muss die Ware zurücksenden und der
Unternehmer muss den Kaufpreis zurückerstatten. Zu Problemen führt dies immer dann,
wenn der Verbraucher die Ware nicht bloß auf ihre Beschaffenheit, Eigenschaften und
Funktionsweise prüft, wie ihm vom Gesetzgeber innerhalb der Widerrufsfrist ausdrücklich
zugestanden wird, sondern die Ware in Gebrauch nimmt und anschließend dennoch den
Vertrag widerruft und Rückzahlung verlangt. Ein anschauliches Beispiel hierfür ist
der Erwerb eines festlichen Anzugs oder Kleides, das zu dem entsprechenden Anlass
getragen und anschließend zurückgesendet wird, ungeachtet der durch den Gebrauch verursachten
Wertminderung des Artikels.
[0003] Zwar ist gesetzlich auch vorgesehen, dass der Verbraucher für Verschlechterungen
der Ware Wertersatz zu leisten hat, die auf deren Gebrauch zurückgeht, soweit dieser
Gebrauch über die Prüfung der Ware hinausgeht. Hier steht der Unternehmer jedoch in
der Regel vor dem Problem, den Beweis für diese unsachgemäße Verwendung der Ware durch
den Verbraucher erbringen zu müssen, was wiederum Kosten auf Händlerseite hervorruft,
deren Rückerstattung höchst fraglich ist.
[0004] Mit der ständigen Zunahme des Handelsvolumens in allen Bereichen des Online-Handels
steigt auch die Anzahl missbräuchlicher Retouren, vor allem im Sektor Bekleidung und
Schuhe. In vielen Fällen werden Artikel übermäßig bzw. unsachgemäß genutzt und dennoch
zurückgesandt. Insgesamt entsteht in Deutschland durch derartige missbräuchliche Retouren
im Bereich der Fashionartikel ein Schaden von mindestens 400 Mio. Euro/Jahr. Neben
der Logistik ist auch die anschließende Reinigung, Reparatur bzw. die Entsorgung von
verschmutzten oder beschädigten Gütern mit hohen Kosten verbunden.
[0005] Indikatoretiketten sind beispielsweise als ergänzendes Element in Verpackungsmitteln
bereits etabliert, beispielsweise zum Nachweis einer lückenlosen Kühlkette, eines
Feuchtigkeitseinflusses, von Erschütterungen, Druckbelastungen, eines zu großen Neigungswinkels
usw..
[0006] EP 1 448 742 B1 offenbart einen Klebeartikel zum Detektieren der Einwirkung von Wasser auf Elektronikartikel.
Der Klebeartikel umfasst eine erste Schicht, umfassend einen transparenten Film, wobei
die erste Schicht eine erste Hauptfläche und eine zweite Hauptfläche aufweist. Außerdem
umfasst der Klebeartikel eine zweite Schicht, umfassend ein Fluidtransportsubstrat,
wobei die zweite Schicht eine erste Hauptfläche und eine zweite Hauptfläche aufweist,
wobei sich die erste Hauptfläche der zweiten Schicht in Kontakt mit der zweiten Hauptfläche
der ersten Schicht befindet, und eine dritte Schicht, umfassend eine fluidtransportable
Tinte, wobei die dritte Schicht mit der zweiten Hauptfläche der zweiten Schicht assoziiert
ist. Der Klebeartikel umfasst dann eine Klebeschicht.
[0007] Im Textilbereich dienen Indikatoretiketten aktuell maßgeblich als Echtheitszertifikat
oder als Diebstahlschutz.
[0008] US 2009/0064919 A1 stellt sich die Aufgabe, Detektorelemente bereitzustellen, um leicht zu bestimmen,
ob ein Artikel und insbesondere ein Kleidungsstück getragen oder verwendet wurde,
mit denen Bekleidungshändler oder nachfolgende Käufer feststellen können, ob ein von
einem Kunden zurückgegebenes Kleidungsstück tatsächlich getragen wurde und ob es gereinigt
wurde, und die erfassen und anzeigen, ob ein Kleidungsstück mit Wasser, Körperschweiß,
chemischen Fleckenentfernern, sauren oder basischen Medien oder chemischen Reinigungsmitteln
in Kontakt gekommen ist. Zur Lösung der Aufgabe wird ein Verfahren vorgeschlagen zum
Erfassen, ob ein Kleidungsstück getragen wurde, umfassend die Schritte: a) Versehen
eines Etiketts mit einem Kennzeichnungselement zum Erfassen und Anzeigen des Kontakts
des Etiketts mit menschlichem Schweiß, Reinigungsmitteln und dem Kleidungsstück fremden
Materialien; b) Integrieren des Kennzeichnungselements in das Kleidungsstück an einer
Position, die für Schweiß, Reinigungsmittel und dem Kleidungsstück fremde Materialien
zugänglich sind. Die Anzeige eines solchen Kontakts kann unter anderem durch eine
Verfärbung erfolgen.
[0009] Aktuell ist es nicht möglich, eine über eine Anprobe hinausgehende und damit im Rahmen
des gesetzlich verbrieften Rücksenderechts unberechtigte Nutzung eines Fashionartikels
zu detektieren und in rechtssicherer Weise einen derartigen unsachgemäßen Gebrauch
in einem sehr kurzen Betrachtungszeitraum zu belegen. Einzelne Steuergrößen wie Temperatur
und Feuchte erscheinen in Anbetracht der variablen Transport- und Lagerbedingungen
(Jahreszeiten) nicht geeignet, um als alleiniges Indiz zu Rate gezogen zu werden.
Darüber hinaus sorgen die unterschiedlichen Tragebedingungen der einzelnen Modeartikel
(z.B.: im direkten Hautkontakt) und deren materielle Zusammensetzung und damit Luftdurchlässigkeit
(PVC vs. Baumwolle) sowie der volatilen Komponente "Mensch" für eine breite Variation
im Auslöseverhalten etwaiger Indikatoren.
[0010] Ein Ziel der vorliegenden Erfindung ist es, derartigen Warenmissbrauch beim Sichtungsprozess
der retournierten Ware schnell und sicher zu erkennen, um die entstehenden Kosten
auf den missbräuchlich handelnden Kunden übertragen zu können und damit die Verluste
der Onlinehändler zu reduzieren. Durch Bereitstellung und Kombination verschiedener
Indikatorsysteme soll es möglich werden, für individuelle Produktklassen einen geeigneten
Nachweis für übermäßiges Tragen zu führen. Abgesehen von den grundlegenden Indikatoren
für Temperatur, Feuchtigkeit und Druck sollen auch spezifische Systeme für die Detektion
von Ionen und flüchtigen organischen Verbindungen (Schweiß) bereitgestellt werden.
[0011] Das Indikatoretikett soll eine oder mehrere der folgenden Grundanforderungen erfüllen:
- Irreversibilität der Benutzungsanzeige,
- Kompatibilität mit direktem Hautkontakt,
- Potential, die Benutzungsdauer zu indizieren,
- frei von Mikroelektronik.
[0012] Zur Lösung dieser Aufgabe wird ein Indikatoretikett vorgeschlagen, das mindestens
ein flächiges, beispielsweise aus Papier hergestelltes, Trägersubstrat, mindestens
ein auf dem Trägersubstrat angeordnetes und mit diesem verbundenes, flächiges Abdecksubstrat
mit mindestens einer Sichtöffnung sowie mindestens eine zwischen dem Trägersubstrat
und dem Abdecksubstrat im Bereich der Sichtöffnung angeordnete Indikatorsubstanz umfasst,
die durch Einwirkung von Umgebungsparametern, beispielsweise Einflussfaktoren wie
Wärme oder/und Druck oder/und Feuchtigkeit oder/und einer Testsubstanz aus der Gruppe
umfassend Aminosäuren, Lactat, Harnstoff, Proteine, Lipide usw., nach einer einstellbaren,
relativ kurzen Zeit im Bereich weniger Minuten bis zu wenigen Stunden, beispielsweise
nach einer Stunde, einen irreversiblen Farbumschlag aufweist. Der Farbumschlag kann
dabei bevorzugt mit fortschreitender Zeit zunehmen, so dass eine Abschätzung des konkreten
Tragezeitraums ermöglicht wird.
[0013] Papier ist ein flächiger Werkstoff, der im Wesentlichen aus Fasern pflanzlicher Herkunft
besteht und durch Entwässerung einer Fasersuspension auf einem Sieb gebildet wird.
Papier weist eine Reihe von Vorteilen auf: Es ist vollständig aus natürlichen Rohstoffen
herstellbar und biologisch abbaubar. Außerdem ist es dampf- und feuchtigkeitsdurchlässig
und aufgrund seiner faserigen Struktur in der Lage, Flüssigkeiten kapillar zu leiten.
Schließlich kann Papier auch mit bestimmten Substanzen versetzt werden, die als Indikatorsubstanz
oder als eine Komponente einer Indikatorsubstanz, d.h. einer Indikatorkomponente,
dienen können.
[0014] Die Indikatorsubstanz kann beispielsweise in das Trägersubstrat eingebettet oder
auf das Trägersubstrat aufgetragen sein. Liegt die Indikatorsubstanz in Form von zwei
oder mehr Indikatorkomponenten vor, so können beispielsweise je eine Indikatorkomponente
auf je eine Seite des Trägersubstrats aufgetragen sein, oder/und eine Indikatorkomponente
ist in das Trägersubstrat eingebettet und mindestens eine weitere Indikatorkomponente
ist auf das Trägersubstrat aufgetragen, wobei bei drei Indikatorkomponenten eine Indikatorkomponente
in das Trägersubstrat eingebettet und je eine weitere Indikatorkomponente auf je eine
Seite des Trägersubstrats aufgetragen sein kann.
[0015] Als Feuchtigkeitsindikatoren eignen sich viele Salze und Salzmischungen. Diese werden
mit einem wasserlöslichen Farbstoff versetzt. Je nach Deliqueszenzfeuchte der Mischung
(d.h. das für einen Stoff spezifische Vermögen, die Feuchtigkeit der umgebenden Luft
zu absorbieren und eine wässrige Lösung zu bilden) wird die Färbung (das Lösen des
Farbstoffes) sichtbar. Tendenziell sollten die Deliqueszenzfeuchten relativ hoch (>
80%) liegen, um das Auslösen des Indikatorsystems auf die Tragesituation zu beschränken.
Geeignet sind beispielsweise Alkali- und Erdalkalisalze (Halogenide oder Sulfate mit
hygroskopischen Eigenschaften).
[0016] In einer Ausgestaltung kann vorgesehen sein, dass die Sichtöffnung durch ein transparentes
Sichtfenster verschlossen ist. Das Sichtfenster kann entweder aus einem feuchtigkeitsdurchlässigen
Membranwerkstoff oder aus einem feuchtigkeitsundurchlässigen Polymerfilm gebildet
sein. Ist das Sichtfenster aus einem feuchtigkeitsundurchlässigen Polymerfilm gebildet,
so kann Feuchtigkeit nur außerhalb des Sichtfensters und damit durch das Abdecksubstrat
hindurch in das Indikatoretikett eindringen und muss sich dann unter dem Sichtfenster
ausbreiten, um mit der Indikatorsubstanz in Kontakt zu kommen. Auf diese Weise ist
es möglich, eine Zeitverzögerung in das Indikatoretikett einzubauen, die sich aus
der Zeit ergibt, welche die Testsubstanz benötigt, um mit der Indikatorsubstanz in
Kontakt zu kommen. Auch eine zeitaufgelöste, z.B. ringförmig von außen nach innen
fortschreitende) Verfärbung wäre damit zu realisieren.
[0017] Beispielsweise kann vorgesehen sein, dass die Indikatorsubstanz direkt mit einer
Testsubstanz reagiert. In diesem Fall findet eine Reaktion zwischen der Testsubstanz
und der Indikatorsubstanz statt, die einen Farbumschlag verursacht. Die Testsubstanz
kann dabei beispielsweise Schweiß sein, also Feuchtigkeit mit einem Anteil an Salzen,
Proteinen und weiteren organischen Bestandteilen usw., und die Indikatorsubstanz kann
so ausgewählt sein, dass sie mit mindestens einem Bestandteil der Testsubstanz, beispielsweise
der Feuchtigkeit, den Ionen oder den Proteinen reagiert.
[0018] Alternativ kann vorgesehen sein, dass die Indikatorsubstanz mindestens zwei Indikatorkomponenten
umfasst, die miteinander reagieren. In diesem Fall findet die chemische Reaktion,
ausgelöst durch äußere Einflüsse, die auf das Tragen der Bekleidung zurückzuführen
sind, zwischen den zwei oder mehr Indikatorkomponenten statt, wodurch der Farbumschlag
verursacht wird. Ein solcher äußerer Einfluss kann beispielsweise eine durch Körperwärme
erzeugte Temperatureinwirkung während des Tragens der Bekleidung sein, die mindestens
eine Indikatorkomponente schmilzt und so die Reaktion zwischen den Indikatorkomponenten
ermöglicht, oder eine durch Schweiß erzeugte Feuchtigkeitseinwirkung, die mindestens
eine Indikatorkomponente löst und so die Reaktion zwischen den Indikatorkomponenten
ermöglicht, oder eine durch das Körpergewicht erzeugte Druckeinwirkung, die die Indikatorkomponenten
aufeinander presst und so deren Reaktion ermöglicht, beispielsweise dadurch, dass
eine Indikatorkomponente mikroverkapselt vorliegt und die Kapseln durch die Druckeinwirkung
platzen. Auch eine Kombination von zwei oder mehr derartigen äußeren Einflüssen ist
möglich.
[0019] Zwischen dem Trägersubstrat und dem Abdecksubstrat kann im Bereich der Sichtöffnung
gemäß einer weiteren Ausgestaltung mindestens ein Substanzträgerelement angeordnet
sein, das die Indikatorsubstanz oder mindestens eine Indikatorkomponente trägt. In
diesem Fall werden die Indikatorsubstanz bzw. die Indikatorkomponenten also nicht
auf oder in dem Trägersubstrat angebracht, sondern auf einem zusätzlichen Substrat,
das zwischen dem Trägersubstrat und dem Abdecksubstrat angeordnet ist und nachfolgend
als Substanzträgerelement bezeichnet wird.
[0020] Beispielsweise kann in einer vorteilhaften Ausgestaltung vorgesehen sein, dass zwei
Substanzträgerelemente, die je eine Indikatorkomponente tragen, übereinander angeordnet
sind. Ein solches Substanzträgerelement kann beispielsweise aus einem transparenten
Celluloseregeneratfilm oder faserbasiert sein, beispielsweise aus einem Vliespapier
bestehen.
[0021] Alternativ oder zusätzlich kann vorgesehen sein, dass die Indikatorsubstanz oder
mindestens eine Indikatorkomponente verkapselt oder durch eine Opferschicht abgedeckt
ist. Die Indikatorsubstanz oder Indikatorkomponente bzw. die Entwicklersubstanz kann
vorteilhaft durch Hyaluronsäure oder Gelatine oder Stärke oder Dextran oder Agarose
oder Polyallyamin oder Methylcellulose oder Ethylcellulose oder Polyvinylalkohol eingekapselt
oder durch eine Opferschicht aus diesen Materialien abgedeckt sein, die beispielsweise
durch Kaschieren, Lackieren, oder Beschichten hergestellt ist, und die sich beim Tragen
des Kleidungsstücks oder Schuhs mit der Zeit abnutzt bzw. ablöst und dadurch das Indikatoretikett
in einen wirksamen Zustand versetzt.
[0022] Gemäß einer weiteren Ausgestaltung kann vorgesehen sein, dass zwischen zwei Substanzträgerelementen
mindestens ein Abstandhalterelement angeordnet ist. Ein solches Abstandhalterelement
dient dazu, eine Zeitverzögerung in das Indikatoretikett einzubauen, die sich aus
der Zeit ergibt, welche die Testsubstanz benötigt, um mit der Indikatorsubstanz in
Kontakt zu kommen, bzw. welche eine Indikatorkomponente benötigt, um mit einer anderen
Indikatorkomponente in Kontakt zu kommen. Als Material für das Abstandhalterelement
kann beispielsweise Celluloseregenerat oder Vliespapier verwendet werden, oder ein
anderes Material, das für eine Testsubstanz bzw. eine Indikatorkomponente durchlässig
ist.
[0023] Für bestimmte Indikatorsubstanzen oder Indikatorkomponenten kann es weiter vorteilhaft
sein, wenn das Indikatoretikett eine Entwicklersubstanz umfasst, die beispielsweise
von einem Abstandhalterelement getragen wird, oder/und die verkapselt oder durch eine
Opferschicht abgedeckt ist. Verkapselte Indikatorsubstanzen oder Indikatorkomponenten
können durch äußere Einflüsse wie Feuchtigkeit, Temperatur, Druck usw. freigesetzt
werden. Unter Opferschichten sollen Schichten von Abdeckmaterialien verstanden werden,
die sich bei Benutzung des Kleidungsstücks oder des Schuhs mit der Zeit mechanisch
abnutzen bzw. in Lösung gehen und schließlich die Indikatorsubstanzen oder Indikatorkomponenten
freisetzen.
[0024] Für das Trägersubstrat sowie für das Abdecksubstrat können besonders vorteilhaft
faserbasierte Materialien wie Papier oder Vlies verwendet werden, die flächig und
flexibel sind. Das Trägersubstrat ist der Träger für einen Schichtaufbau der übrigen
Komponenten des Indikatoretiketts, das nach oben hin durch das Abdecksubstrat oder/und
ein Sichtfenster abgeschlossen wird. Das Trägersubstrat kann darüber hinaus zur Fixierung
an einem Kleidungsstück oder Schuh mit einer Klebefunktion versehen sein und optional
weiterhin einen Manipulationsschutz aufweisen, beispielsweise perforiert sein.
[0025] Für das Sichtfenster, die Substanzträgerelemente sowie das Abstandhalterelement ebenfalls
geeignete Materialien sind beispielsweise Celluloseregenerat, Polyamid, Celluloseether
usw.
[0026] Die Erfindung umfasst auch ein Verfahren zur Erkennung der übermäßigen und missbräuchlichen
Benutzung von Kleidungsstücken, bei dem ein Indikatoretikett mit mindestens einer
Indikatorsubstanz ausgerüstet wird, die durch Einwirkung von Wärme oder Feuchtigkeit
nach einer einstellbaren, relativ kurzen Zeit im Bereich weniger Minuten bis zu wenigen
Stunden, beispielsweise nach einer Stunde, einen Farbumschlag aufweist, der auch zeitaufgelöst
fortschreitend stattfinden kann, anschließend das Indikatoretikett fest mit dem Kleidungsstück
verbunden wird, das Kleidungsstück einem Käufer übergeben oder übersandt wird und
nach Rückgabe oder Rücksendung des Kleidungsstücks das Indikatoretikett einer Sichtprüfung
unterzogen wird.
[0027] Die Verwendung des beschriebenen neuartigen Indikatoretiketts in einem solchen Verfahren
ermöglicht es, missbräuchliche Benutzung eines Kleidungsstücks rechtssicher nachzuweisen,
wenn das Kleidungsstück trotz der intensiven Benutzung innerhalb der gesetzlichen
Rücksendefrist retourniert wird.
[0028] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist ein neuartiges Indikatoretikett für Schuhe.
In einem 3-lagigen Papiersystem kommt es in Gegenwart von Feuchte zu einer Farbreaktion,
sofern die Papierlagen in direktem Kontakt zueinanderstehen. Da Schuhe nicht getragen
werden können ohne im Inneren eine Gewichtskraft auszuüben, bezieht das genutzte Prinzip
für den Tragenachweis sowohl diesen Druck, als auch Feuchtigkeit im Sinne einer stark
erhöhten Luftfeuchtigkeit bzw. Flüssigkeit, im erweiterten Sinne von Schweiß, als
Steuergröße mit ein.
[0029] Durch das Bereitstellen einer breiten Palette miteinander kompatibler, papierbasierter
Indikatorsysteme wird erstmalig die Möglichkeit geboten, eine individuell angepasste
Trageindikation für Fashionartikel zu realisieren. Die Verwendung von selbstklebenden
und fälschungs- bzw. manipulationssicheren Etiketten ermöglicht eine rechtssichere
Detektion unsachgemäßen Gebrauchs. Die Erfindung bietet demnach erstmalig die Chance
für Onlinehändler, gezielt gegen Warenmissbrauch vorzugehen und damit Verlustmargen
durch unrechtmäßige Retouren zu reduzieren. Ebenso kann das System auch im Einzelhandel
zum Einsatz kommen.
[0030] Nachfolgend wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen und zugehörigen Zeichnungen
näher erläutert. Dabei zeigen
Fig. 1A, 1B zwei Varianten eines ersten Ausführungsbeispiels,
Fig. 2A, 2B zwei Varianten eines zweiten Ausführungsbeispiels,
Fig. 3A, 3B zwei Varianten eines dritten Ausführungsbeispiels, und
Fig. 4A, 4B zwei Varianten eines vierten Ausführungsbeispiels.
[0031] Allen Ausführungsbeispielen gemeinsam ist, dass das Trägersubstrat 1 und das Abdecksubstrat
2 aus einem selbstklebenden Etikettenpapier gefertigt sind. Zwischen Trägersubstrat
1 und Abdecksubstrat 2 ist bei allen Ausführungsbeispielen ein erstes Substanzträgerelement
4, das auf seiner Unterseite mit einer ersten Indikatorkomponente, beispielsweise
Eisen(II)-sulfat, beschichtet ist, angeordnet.
[0032] Bei den Ausführungsbeispielen der Fig. 1A, 2A, 2B, 2C, 3A, 3B, 4A und 4B ist jeweils
unter dem ersten Substanzträgerelement 4 ein zweites Substanzträgerelement 5, das
eine zweite Indikatorkomponente, beispielsweise Gerbsäure, aufweist, die entweder
auf das zweite Substanzträgerelement 5 aufgetragen oder in dieses eingebettet sein
kann, angeordnet.
[0033] Bei dem Ausführungsbeispiel der Fig. 1B gibt es dagegen kein zweites Substanzträgerelement
5. Stattdessen ist entweder eine Indikatorsubstanz auf das erste Substanzträgerelement
4 aufgetragen oder in dieses eingebettet, oder auf das Trägersubstrat 1 aufgetragen
oder in dieses eingebettet, oder eine erste Indikatorkomponente ist auf das erste
Substanzträgerelement 4 aufgetragen oder in dieses eingebettet und eine zweite Indikatorkomponente
ist auf das Trägersubstrat 1 aufgetragen oder in dieses eingebettet.
[0034] Das erste Substanzträgerelement 4 kann beispielsweise aus einem transparenten Celluloseregeneratfilm
gefertigt sein, damit der Farbumschlag von außen sichtbar ist. Das zweite Substanzträgerelement
kann beispielsweise aus Vliespapier gefertigt sein, weil sich dieses besonders gut
mit der zweiten Indikatorkomponente imprägnieren lässt. Es versteht sich, dass die
Erfindung nicht auf diese lediglich beispielhafte Konfiguration beschränkt ist und
alternative Ausgestaltungen im Rahmen der offenbarten technischen Lehre ebenso umfasst
sind.
[0035] Fig. 1A und 1B zeigen zwei Varianten eines ersten Ausführungsbeispiels, bei dem die
Sichtöffnung im Abdecksubstrat 2 unverschlossen bleibt. Es ist zu erkennen, dass sowohl
das Trägersubstrat 1 als auch das Abdecksubstrat 2 an ihrer jeweiligen Unterseite
eine Klebeschicht aufweisen, wobei die Klebeschicht des Abdecksubstrats 2 dessen Verbindung
mit dem Trägersubstrat 1 dient und die Klebeschicht des Trägersubstrats 1 dessen Anbringung
an einem Kleidungsstück oder Schuh dient.
[0036] Feuchtigkeit kann bei Verwendung eines feuchtigkeitsundurchlässigen Materials seitlich
am ersten Substanzträgerelement 4 vorbei, ansonsten auch durch dieses hindurch, in
das Innere des Indikatoretiketts gelangen und seitlich migrieren, im Falle der Variante
gemäß Fig. 1A durch das Vliespapier des zweiten Substanzträgerelements 5 hindurch.
Dadurch wird bei dieser Variante die im zweiten Substanzträgerelement 5 gespeicherte
Gerbsäure gelöst, so dass sie mit dem an der Unterseite des ersten Substanzträgerelements
4 befindlichen Eisen(II)-sulfat reagieren kann. Das Reaktionsprodukt ist eine schwarze
Komplexverbindung, die auch als Eisengallustinte bekannt ist.
[0037] Auch die hier genannten Indikatorkomponenten sind lediglich beispielhaft für den
Grundgedanken der Erfindung, ein Indikatoretikett bereitzustellen, bei dem eine Testsubstanz
einen von außen sichtbaren Farbumschlag einer Indikatorsubstanz oder von zwei oder
mehr Indikatorkomponenten verursacht und sollte keineswegs als beschränkend aufgefasst
werden.
[0038] Die Fig. 2A und 2B zeigen zwei Varianten eines zweiten Ausführungsbeispiels, bei
dem die Sichtöffnung im Abdecksubstrat 2 jeweils durch ein transparentes Sichtfenster
3 verschlossen ist, das hier aus einem feuchtigkeitsundurchlässigen Polymerfilm gefertigt
ist. Während bei der Variante gemäß Fig. 2A das Sichtfenster 3 kleiner als das erste
Substanzträgerelement 4 und dieses kleiner als das zweite Substanzträgerelement 5
ist, ist bei der Variante gemäß Fig. 2B das Sichtfenster 3 größer als das erste Substanzträgerelement
4 und als das zweite Substanzträgerelement 5. Dies hat zur Folge, dass bei der Variante
gemäß Fig. 2B die Testsubstanz ausschließlich durch das Abdecksubstrat 2 diffundieren
kann und dann eine relativ große Entfernung seitlich diffundieren muss, um die zweite
Indikatorkomponente aus dem zweiten Substanzträgerelement 5 zu lösen und dadurch der
zweiten Indikatorkomponente die Reaktion mit der ersten Indikatorkomponente, die an
der Unterseite des ersten Substanzträgerelements 4 angebracht ist, zu ermöglichen.
Durch die Wahl der Größe des Sichtfensters 3 relativ zu der Größe des ersten Substanzträgerelements
4 und des zweiten Substanzträgerelements 5 lässt sich bei dem Indikatorelement einstellen,
nach welcher Tragezeit des Kleidungsstücks ein Farbumschlag einsetzt. Der Farbumschlag
beginnt am Rand des ersten Substanzträgerelements 4 und breitet sich mit fortschreitender
Einwirkzeit der Umgebungsparameter radial nach innen aus, wodurch eine Abschätzung
der Tragezeit des Kleidungsstücks ermöglicht ist.
[0039] Die Fig. 3A und 3B zeigen zwei Varianten eines dritten Ausführungsbeispiels, bei
dem zwischen dem ersten Substanzträgerelement 4 und dem zweiten Substanzträgerelement
5 ein Abstandhalterelement 6 angeordnet ist, durch welches das erste Substanzträgerelement
4 und das zweite Substanzträgerelement 5 - und damit auch die erste Indikatorkomponente
und die zweite Indikatorkomponente - auf einem definierten Abstand zueinander gehalten
werden. Mindestens eine der Indikatorkomponenten muss diesen Abstand überwinden, bevor
eine chemische Reaktion mit einer weiteren Indikatorkomponente möglich wird. Durch
die Wahl der Dicke des Abstandhalterelements 6, das beispielsweise aus Celluloseregenerat
hergestellt sein kann, lässt sich bei dem Indikatorelement ebenfalls einstellen, nach
welcher Tragezeit des Kleidungsstücks ein Farbumschlag einsetzt.
[0040] Die Fig. 4A und 4B zeigen zwei Varianten eines vierten Ausführungsbeispiels, bei
dem zwischen dem ersten Substanzträgerelement 4 und dem zweiten Substanzträgerelement
5 ein reaktives Abstandhalterelement 7 angeordnet ist, das eine Reaktivkomponente
(Entwickler) trägt, die an der Farbumschlagsreaktion beteiligt ist. Bei der Variante
der Fig. 4A ist das Abstandhalterelement 7 ein- oder zweiseitig mit einer verkapselten
Reaktivkomponente beschichtet, die durch mechanische Belastung freigesetzt wird und
als essentieller Bestandteil für die Indikatorreaktion erforderlich ist. Bei der Variante
der Fig. 4B hingegen ist das Abstandhalterelement 7 mit der Reaktivkomponente imprägniert.
Bezugszeichenliste
[0041]
- 1
- Trägersubstrat
- 2
- Abdecksubstrat
- 3
- Sichtfenster
- 4
- erstes Substanzträgerelement
- 5
- zweites Substanzträgerelement
- 6
- nichtreaktives Abstandhalterelement
- 7
- reaktives Abstandhalterelement
1. Indikatoretikett, umfassend
• mindestens ein flächiges Trägersubstrat (1),
• mindestens ein auf dem Trägersubstrat (1) angeordnetes und mit diesem verbundenes,
flächiges Abdecksubstrat (2) mit mindestens einer Sichtöffnung sowie
• mindestens eine zwischen dem Trägersubstrat (1) und dem Abdecksubstrat (2) im Bereich
der Sichtöffnung angeordnete Indikatorsubstanz, die durch Einwirkung von Wärme oder/und
Druck oder/und Feuchtigkeit oder/und einer Testsubstanz aus der Gruppe umfassend Aminosäuren,
Lactat, Harnstoff, Proteine, Lipide usw., nach einer relativ kurzen Zeit im Bereich
weniger Minuten bis zu wenigen Stunden, beispielsweise nach einer Stunde, einen irreversiblen
Farbumschlag aufweist.
2. Indikatoretikett nach Anspruch 1, bei dem die Sichtöffnung durch ein transparentes
Sichtfenster (3) verschlossen ist.
3. Indikatoretikett nach Anspruch 2, bei dem das Sichtfenster (3) aus einem feuchtigkeitsundurchlässigen
Polymerfilm gebildet ist.
4. Indikatoretikett nach einem der Ansprüche 1 bis 3, bei dem die Indikatorsubstanz direkt
mit einer Testsubstanz reagiert.
5. Indikatoretikett nach einem der Ansprüche 1 bis 3, bei dem die Indikatorsubstanz mindestens
zwei Indikatorkomponenten umfasst, die miteinander reagieren.
6. Indikatoretikett nach Anspruch 5, bei dem zwischen dem Trägersubstrat (1) und dem
Abdecksubstrat (2) im Bereich der Sichtöffnung mindestens ein flächiges Substanzträgerelement
(4,5) angeordnet ist, das die Indikatorsubstanz oder mindestens eine Indikatorkomponente
trägt.
7. Indikatoretikett nach Anspruch 6, bei dem zwei Substanzträgerelemente (4,5), die je
eine Indikatorkomponente tragen, übereinander angeordnet sind.
8. Indikatoretikett nach Anspruch 6 oder 7, bei dem mindestens ein Substanzträgerelement
(4,5) aus Celluloseregenerat oder Polyamid oder Celluloseether oder aus einem Vliespapier
besteht.
9. Indikatoretikett nach einem der Ansprüche 1 bis 8, bei dem die Indikatorsubstanz oder
mindestens eine Indikatorkomponente verkapselt oder durch eine Opferschicht abgedeckt
ist.
10. Indikatoretikett nach einem der Ansprüche 7 bis 9, bei dem zwischen zwei Substanzträgerelementen
(4,5) mindestens ein Abstandhalterelement (6,7) angeordnet ist.
11. Indikatoretikett nach einem der Ansprüche 1 bis 10, weiter umfassend eine Entwicklersubstanz.
12. Indikatoretikett nach den Ansprüchen 10 und 11, bei dem das Abstandhalterelement (6,7)
die Entwicklersubstanz trägt.
13. Indikatoretikett nach Anspruch 11 oder 12, bei dem die Entwicklersubstanz verkapselt
oder durch eine Opferschicht abgedeckt ist.
14. Indikatoretikett nach Anspruch 9 oder 13, bei dem die Indikatorsubstanz oder Indikatorkomponente
bzw. die Entwicklersubstanz durch eine filmbildende Verbindung wie Hyaluronsäure oder
Gelatine oder Stärke oder Dextran oder Agarose oder Polyallyamin oder Methylcellulose
oder Ethylcellulose oder Polyvinylalkohol eingekapselt oder abgedeckt ist.
15. Verfahren zur Erkennung der missbräuchlichen Benutzung von Kleidungsstücken, bei dem
ein Indikatoretikett mit mindestens einer Indikatorsubstanz ausgerüstet wird, die
durch Einwirkung von Wärme oder Feuchtigkeit nach einer relativ kurzen Zeit im Bereich
weniger Minuten bis zu wenigen Stunden, beispielsweise nach einer Stunde, einen Farbumschlag
aufweist, das Indikatoretikett fest mit dem Kleidungsstück verbunden wird, das Kleidungsstück
einem Käufer übergeben oder übersandt wird und nach Rückgabe oder Rücksendung des
Kleidungsstücks das Indikatoretikett einer Sichtprüfung unterzogen wird.