[0001] Die Erfindung betrifft ein Element einer Vorrichtung, nämlich ein Element einer Sitzmöbelbaugruppe
oder einer Sitzmöbelbaugruppenkomponente. Die Erfindung betrifft außerdem eine Vorrichtung
für ein Sitzmöbel, insbesondere eine Sitzmöbelbaugruppe, z.B. eine Schwenkmechanik,
mit einem solchen Element. Darüber hinaus betrifft die Erfindung ein Sitzmöbel mit
einer solchen Vorrichtung oder mit einem solchen Element.
[0002] Bei Bürostühlen ist in der Regel eine fest mit einem Untergestell verbundene Sitzbaugruppe
vorgesehen. Diese Sitzbaugruppe umfaßt in vielen Fällen eine sogenannte Stuhlmechanik,
die ein Verschwenken der Rückenlehne ermöglicht. Als Mechaniken für Bürostühle sind
u.a. Synchronmechaniken, Asynchronmechaniken und Wippmechaniken bekannt. Je nachdem,
welche Art von Mechanik verbaut ist, erfolgt das Verschwenken der Rückenlehne unabhängig
von dem Sitz bzw. bei unbeweglichem Sitz (Asynchronmechanik), zusammen mit dem Sitz
als Bewegungseinheit (Wippmechanik) oder mit einer bestimmten Relativbewegung von
Sitz und Rückenlehne zueinander (Synchronmechanik).
[0003] Bei all diesen Schwenkmechaniken werden Energiespeicher benötigt. Die hierfür verwendeten
Speicherglieder sind bei den aus dem Stand der Technik bekannten Schwenkmechaniken
als separate Bauteile ausgeführt. Oftmals kommen Federanordnungen mit einem oder mehreren
Federelementen zur Anwendung. Dabei zeichnen sich diese Federelemente immer dadurch
aus, daß sie aus einem Stahlmaterial gefertigt sind. Um eine ergonomisch besonders
vorteilhafte Schwenkbewegung bereitzustellen, ist es oftmals erforderlich, eine vergleichsweise
große Anzahl an Bauteilen zu einer Schwenkmechanik zu verbinden.
[0004] Eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, den Aufbau von Sitzmöbeln zu vereinfachen.
[0005] Diese Aufgabe wird durch ein Element nach Anspruch 1 bzw. durch eine Vorrichtung
nach Anspruch 5 bzw. durch ein Sitzmöbel nach Anspruch 13 gelöst. Mit der erfindungsgemäßen
Lösung wird der Aufbau von Sitzmöbeln vereinfacht.
[0006] Vorteilhafte Ausführungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
[0007] Die im Folgenden im Zusammenhang mit dem erfindungsgemäßen Element erläuterten Vorteile
und Ausgestaltungen gelten sinngemäß auch für die erfindungsgemäße Vorrichtung sowie
das erfindungsgemäße Sitzmöbel und umgekehrt.
[0008] Bei dem erfindungsgemäßen Element einer Vorrichtung handelt es sich um ein Element
einer Sitzmöbelbaugruppe oder ein Element einer Sitzmöbelbaugruppenkomponente, insbesondere
um ein Element eines Basisträgers, eines Sitzträgers oder eines Rückenlehnenträgers.
Das Element zeichnet sich dadurch aus, daß es als integrales, d.h. in die Vorrichtung
einteilig integriertes, verformbares Element ausgebildet ist, das als Energiespeicherglied
dient. Dieses Element wird nachfolgend als Verformungselement bezeichnet. Das Verformungselement
ermöglicht nicht nur eine Verformbarkeit der Vorrichtung, z.B. eines Basisträgers,
eines Sitzträgers oder eines Rückenlehnenträgers, wobei diese Verformbarkeit in einer
allein auf dieser Verformbarkeit beruhenden Funktionalität der Vorrichtung resultiert.
Als Energiespeicherglied stellt das Verformungselement außerdem auch - aus dem jeweiligen
Bauteil selbst heraus - eine einer funktionsgemäßen Verformung, z.B. einer Auslenkung,
entgegengerichtete Gegenkraft bereit.
[0009] Bei der erfindungsgemäßen Vorrichtung für ein Sitzmöbel, insbesondere für einen Bürostuhl,
handelt es sich insbesondere um eine Sitzmöbelbaugruppe, z.B. eine Schwenkmechanik,
oder eine Sitzmöbelbaugruppenkomponente, z.B. einen Basisträger, einen Sitzträger
oder einen Rückenlehnenträger. Die Vorrichtung zeichnet sich dadurch aus, daß sie
mindestens ein Verformungselement aufweist.
[0010] Bei dem erfindungsgemäßen Sitzmöbel handelt es sich insbesondere um einen Bürostuhl.
Das Sitzmöbel zeichnet sich dadurch aus, daß es mindestens ein Verformungselement
oder mindestens eine erfindungsgemäße Vorrichtung aufweist.
[0011] Die Erfindung schlägt vor, Speicherglieder als integrale, verformbare Bauteile (Verformungselemente)
der Stuhlmechanik bereitzustellen. Mit anderen Worten soll anstelle separat herzustellender
und in die Mechanikbaugruppe zu montierender Federelemente wenigstens eine der ohnehin
zur Bereitstellung der Funktionstüchtigkeit der Schwenkmechanik vorhandenen Mechanikkomponenten,
insbesondere Basisträger, Sitzträger und/oder Rückenlehnenträger, als Speicherglied
genutzt werden. Zusätzlich können auf diese Weise reale Drehpunkte, insbesondere solche,
die bisher durch Drehgelenke verwirklicht wurden, durch virtuelle Drehpunkte ersetzt
werden. Auf diese Weise können die Anzahl der für die Schwenkmechanik benötigten Bauteile
und damit die Herstellungs- und Montagekosten für Stuhlmechaniken verringert werden.
Durch eine Verringerung der Anzahl realer Drehpunkte werden die Materialbeanspruchung
und der Verschleiß bei in Lagern geführten Achsen und damit das Ausfallrisiko minimiert
sowie die Lebensdauer der Stuhlmechanik erhöht. Weitere Vorteile ergeben sich aus
neuen Konstruktions- und Designansätzen, die mit der integrierten Bauweise möglich
werden. So können beispielsweise Schwenkmechaniken bereitgestellt werden, die deutlich
weniger Bauraum benötigen. Insbesondere können deutlich flacher aufgebaute Mechaniken
entstehen.
[0012] Vorzugsweise sind die Speicherglieder aufgrund einer auf die Erzielung einer Bewegung
abzielenden Beaufschlagung der Vorrichtung verformbar, verformen sich mit anderen
Worten aufgrund ihrer integralen Bauart dann, wenn die Vorrichtung gezielt mit einem
Kraft oder einem Moment beaufschlagt wird. Das erfindungsgemäße Speicherglied zeichnet
sich somit dadurch aus, das sein Verformen auf eine beabsichtigte und damit gewünschte
Bewegung der Vorrichtung, in die es integriert ist, hin gerichtet ist.
[0013] Vorzugsweise bestehen die Speicherglieder aus einem Kunststoffmaterial. Da Kunststoffmaterialien
seit langem bei Herstellung von Sitzmöbelkomponenten, insbesondere von Bürostuhlkomponenten,
verwendet werden, sind geeignete Vorrichtungen und Anlagen zur Herstellung und Montage
bereits vorhanden. Es muß daher in dieser Hinsicht keine Umstellung erfolgen. Neben
der Verwendung von Kunststoffmaterialien ist grundsätzlich auch der Einsatz anderer
Werkstoffe möglich, die eine Bereitstellung eines elastisch verformbaren Energiespeichers
erlauben, wie z.B. der Einsatz von Holzmaterialien.
[0014] In einer besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird das erfindungsgemäße
Element dafür verwendet, eine gewünschte Bewegung einer Vorrichtung überhaupt erst
zu ermöglichen. Anders ausgedrückt wäre diese Bewegung der Vorrichtung ohne dieses
Element überhaupt nicht möglich. Eine in diesem Sinn ausgeführte erfindungsgemäße
Vorrichtung umfaßt eine Anzahl zusammenwirkender Bauteile, deren Zusammenwirken zur
Ausführung einer in einer bestimmten Art und Weise erfolgenden Bewegung dienen, d.h.
eine beabsichtigte Bewegbarkeit und damit Funktionalität der Vorrichtung erlauben,
und ist dadurch gekennzeichnet, daß wenigstens eines dieser Bauteile zumindest teilweise
unter Belastung, insbesondere unter der Einwirkung einer Kraft oder eines Moments,
elastisch verformbar ist derart, daß die beabsichtigte Bewegbarkeit der Vorrichtung
erzielt wird.
[0015] Dabei ist es vorzugsweise allein die Verformbarkeit dieses wenigstens einen Verformungselements,
welche die beabsichtigte Bewegbarkeit der Vorrichtung ermöglicht. Oder anders ausgedrückt
wird die beabsichtigte Bewegung der Vorrichtung allein aufgrund der Verformbarkeit
des Verformungselements ermöglicht. Die Vorrichtung würde sich ohne dieses Verformungselement
nicht bewegen. Insbesondere würde die Vorrichtung ohne dieses Verformungselement einen
Freiheitsgrad f=0 aufweisen. Mit anderen Worten wäre ohne dieses Verformungselement
die Zahl der voneinander unabhängigen Bewegungsmöglichkeiten der Vorrichtung gleich
Null.
[0016] Basisträger, Sitzträger und Rückenlehnenträger sind die einzigen Funktionskomponenten
einer Schwenkmechanik, d.h. die einzigen Komponenten, die an der Schwenkfunktion der
Mechanik in einer Weise beteiligt sind, daß sie sich bewegen oder Kräfte bzw. Momente
zur Ausführung der Bewegung übertragen. Vorzugsweise sind bei einer solchen Ausführungsform
der Erfindung keine zusätzlichen Koppeleinrichtungen, wie Zug- oder Stützkoppeln,
vorgesehen. Auch ist vorzugsweise keine zusätzliche Federanordnung zum Festlegen des
Schwenkwiderstandes des Rückenlehnenträgers vorgesehen.
[0017] Da alle Schwenkverbindungen mit Hilfe von Drehgelenken ausgeführt sind, insbesondere
weder zur Verbindung des Rückenlehnenträgers mit dem Sitzträger noch zur Verbindung
des Basisträgers mit dem Sitzträger Dreh-/Schiebegelenke vorgesehen sind, gibt es
keinen aus den Verbindungselementen resultierenden Freiheitsgrad der Schwenkmechanik.
Zwar weist jedes Drehgelenk für sich genommen einen rotatorischen Freiheitsgrad auf.
Der Mechanik, betrachtet als Gesamtsystem, würde es jedoch zur Verwirklichung ihrer
Schwenkfunktion an mindestens einem Freiheitsgrad fehlen, wenn man annehmen würde,
daß es sich bei den für die Ausführung der Schwenkbewegung zusammenwirkenden Hauptkomponenten
der Mechanik, nämlich Basisträger, Sitzträger und Rückenlehnenträger, um ideal steife
Bauteile handelt, so daß die Mechanik keine Schwenkbewegung, insbesondere keine Synchronbewegung,
verwirklichen könnte. Die Zahl der voneinander unabhängigen Bewegungsmöglichkeiten
der Mechanik wäre gleich Null. Anders ausgedrückt hätte die Schwenkmechanik hätte
den Freiheitsgrad Null, d.h. es könnte nur genau eine einzige Position einnehmen.
[0018] Bei Baugruppen mit schwenkbar miteinander verbundenen Komponenten, wie Schwenkmechaniken,
treten selbst dann, wenn diese festgelegt sind, deren Gelenke also blockiert sind,
ungewollte Bewegungen einzelner Mechanikkomponenten zueinander auf. Diese Bewegungen
werden hervorgerufen einerseits durch eine in vielen Fällen, insbesondere bei Kunststoffen,
vorhandene materialimmanente Verformbarkeit, und andererseits durch das von Verbindungsmitteln
gegebene Spiel, wie beispielsweise bei Dreh- oder Dreh-/Schiebegelenken, bei in Lagern
geführten Achsen usw. Eine solche Bewegbarkeit einzelner Teile oder Baugruppen ist
jedoch für das Ausführen einer bei Schwenkmechaniken bei Stühlen, insbesondere Bürostühlen,
gewünschten Schwenkbewegung, insbesondere einer Schwenkbewegung, bei welcher sich
der Rückenlehnenträger um einen Schwenkwinkel von mehr als 5° verschwenkt, nicht ausreichend.
[0019] Auch wenn es sich nicht um ideal steife Bauteile handeln würde, sondern man den einzelnen
Komponenten eine gewisse Grundelastizität bzw. -verformbarkeit zugesteht, wie sie
sich aufgrund von Fertigungstoleranzen und bei der Verwendung der üblichen Kunststoffmaterialien
ohnehin ergibt, könnte die Schwenkmechanik ohne eine irreversible Beschädigung der
beteiligten Komponenten die beabsichtigte Bewegung nicht vollführen, da dies durch
die Grenzen der elastischen Verformbarkeit dieser Bauteile verhindert würde.
[0020] Dieser fehlende Freiheitsgrad der Schwenkmechanik wird erfindungsgemäß dadurch bereitgestellt,
daß eine Komponente der Schwenkmechanik oder ein Teil einer Komponente der Schwenkmechanik
elastisch verformbar ist.
[0021] Sofern nicht anders angegeben, wird der Begriff "verformbar" stets im Sinn von "elastisch
verformbar" verwendet. Mit anderen Worten verändert das Verformungselement unter Krafteinwirkung
seine Form und bei Wegfall der einwirkenden Kraft kehrt es in die Ursprungsform zurück.
[0022] Die Bewegbarkeit der erfindungsgemäßen Stuhlmechanik ist ausschließlich aufgrund
des Vorhandenseins der verformbaren Komponente bzw. des verformbaren Komponententeils
gegeben. Anders ausgedrückt ist eine geeignete Verformbarkeit des Verformungselements
derart gegeben, daß wegen dieser Verformbarkeit die beabsichtigte Bewegung, nämlich
die Schwenkbewegung der Mechanik, hier die Synchronbewegung, trotz des fehlenden Freiheitsgrades
überhaupt ausführbar ist. Mit anderen Worten erlaubt erst das Verformungselement die
Schwenkbewegung der Stuhlmechanik, indem es sich bei einer Belastung verformt.
[0023] Bei der durch die Bewegbarkeit des Verformungselements überhaupt erst zugelassenen
gewünschten Schwenkbewegung handelt es sich vorzugsweise um eine Schwenkbewegung,
bei welcher sich der Rückenlehnenträger um einen Schwenkwinkel von mehr als 5° verschwenkt.
[0024] Dabei ist die Verformbarkeit vorzugsweise derart, daß sie eine Bewegung des das Verformungselement
aufweisenden Bauteils über denjenigen material- und/oder konstruktionsbedingten Grenzpunkt
hinaus zuläßt, der bei den nicht verformbaren Bauteilen, wie sie in aus dem Stand
der Technik bekannten Schwenkmechaniken verwendet werden, die Bewegung begrenzt und
dessen Überschreitung zu einem Bruch des Materials führt. Gleichzeitig ist die Verformbarkeit
vorzugsweise derart, daß bei der Verformung des Bauteils zur Ausführung der Schwenkbewegung
der Mechanik kein Überschreiten der Elastizitätsgrenze, geschweige denn ein Überschreiten
der Bruchgrenze, erfolgt.
[0025] Das Verformungselement stellt damit den für die Ausführung der gewünschten Schwenkbewegung
fehlenden Freiheitsgrad bereit. Zu diesem Zweck bildet es eine Anzahl, d.h. mindestens
einen, vorzugsweise aber mehrere virtuelle Drehpunkte aus. Im einfachsten Fall bildet
das Verformungselement einen einzigen virtuellen Drehpunkt aus, der genau einen realen
Drehpunkt, beispielsweise ein Drehgelenk, ersetzt. Erstreckt sich das Verformungselement
entlang wenigstens einer Dimension, dann bildet es eine Vielzahl virtueller Drehpunkte
aus, die entlang seiner konstruktiven Erstreckung aneinander gereiht sind. Anders
ausgedrückt stellt das Verformungselement dann ein vielgelenkiges Bauteil, man könnte
auch sagen unendlichgelenkiges Bauelement dar.
[0026] Durch die Verwendung eines solchen Verformungselements als Komponente einer Schwenkmechanik
oder als Teil einer solchen Komponente wird ein Unendlich-Gelenk-Getriebe für eine
Schwenkmechanik bereitgestellt. Bei diesem Getriebe findet aufgrund der Vielzahl der
virtuellen Drehpunkte eine Überlagerung von Bewegungen statt, die eine resultierende
Gesamtbewegung der zusammenhängenden beweglichen Teile der Schwenkmechanik um einen
Momentalpol ergeben, dessen Position sich im Ablauf der Bewegung auf einer bestimmten
Kurvenbahn verändert. Auf diese Weise können durch eine geeignete Bereitstellung und
Verwendung entsprechender Verformungselemente gezielte Bewegungen der Schwenkmechanik
hervorgerufen werden, dies auf konstruktive einfache Weise, insbesondere mit wenigen
Bauteilen.
[0027] Mehrgelenkige Koppelgetriebe, wie sie aus dem Stand der Technik bekannt sind, können
als eine kinematische Kette angesehen werden. Aufgrund der Gelenke eines solchen Koppelgetriebes
verfügen diese Koppelgetriebe über Freiheitsgrade der Bewegung. Gemäß einer bevorzugten
Ausführungsform der Erfindung kann ein mehrgelenkiges Koppelgetriebe bereitgestellt
werden, das theoretisch bei Verwendung ideal steifer Materialien keinen solchen Freiheitsgrad
mehr aufweist. Eine Bewegung des Koppelgetriebes wird dann erfindungsgemäß erst durch
den Einsatz des Verformungselements ermöglicht, das bei Anwendung der Erfindung auf
eine Schwenkmechanik als integraler Bestandteil des Koppelgetriebes ausgebildet ist,
insbesondere als eine der Koppeln des Koppelgetriebes oder als ein Teil einer der
Koppeln des Koppelgetriebes. Die dadurch gebildete kinematische Kette umfaßt neben
einer Anzahl realer Drehpunkte (d.h. einem oder mehreren realen Drehpunkten) mindestens
einen virtuellen Drehpunkt, vorzugsweise aber mehrere virtuelle Drehpunkte. Das Verformungselement
kann dabei so ausgebildet sein, daß es aus einer Aneinanderreihung virtueller Drehpunkte
besteht. Die Erfindung schlägt wird mit anderen Worten vor, Drehpunkte und/oder Koppelelemente,
letztere vollständig oder teilweise, durch eine Anzahl, d.h. ein oder mehrere, komponentenintegrierte
Verformungselemente zu ersetzen.
[0028] Mit Hilfe der Erfindung können daher auf einfache und kostengünstige Weise Bauteile,
Komponenten und Baugruppen von Sitzmöbeln, insbesondere von Stühlen, ebenso wie Schwenkmechaniken
jeden Typs, bereitgestellt werden, die über eine Vielzahl von exakt definiert positionierten
Drehpunkten verfügen. Dabei kann die Position dieser Drehpunkte sowohl stationär,
also unveränderlich, als auch veränderbar sein. Insbesondere kann sich die Position
der Drehpunkte auch während der Bewegung des Sitzmöbels oder der Bewegung eines Bauteils,
einer Komponente oder einer Baugruppe des Sitzmöbels ändern. Auf diese Weise können
mit wenigen Bauteilen mechanische Vorrichtungen mit hochkomplexen Bewegungscharakteristiken
hergestellt werden.
[0029] Bei dem der Erfindung zugrundliegenden integrierten Verformungselement kann es sich
grundsätzlich um ein Element handeln, das sich aufgrund einer beliebigen Belastungsart
verformen kann, insbesondere aufgrund von Zug, Druck, Torsion, Biegung oder Scherung.
In der Praxis liegt häufig eine Verformung vor, die sich aus einer Überlagerung verschiedener
Formen der Belastung ergibt, wobei es typischerweise jedoch eine bevorzugte Bewegungsrichtung
gibt. In bevorzugten Ausführungsformen der Erfindung ist eine Schwenkbewegung von
Rückenlehnenträger und Sitzträger nach hinten und vorn die bevorzugte Bewegungsrichtung,
während das Vorhandensein minimaler, auf Torsion beruhender Bewegungsanteile quer
zu der Sitzlängsrichtung toleriert werden.
[0030] Durch eine gezielte Gestaltung des Verformungselements, wie weiter unten im Zusammenhang
mit den Ausführungsbeispielen genauer erläutert, kann die Art der Verformung definiert
und gezielt zur Bereitstellung einer gewünschten Bewegung eines belasteten Bauteils,
insbesondere einer Mechanikkomponente, genutzt werden.
[0031] Das erfindungsgemäße Verformungselement kann insbesondere auch bei solchen Stuhlmechaniken
eingesetzt werden, bei denen alternativ oder zusätzlich zu einer Schwenkbewegung nach
vorn und hinten eine Neigebewegung einzelner oder mehrerer Mechanikkomponenten nach
rechts und links erfolgt. In diesen Fällen ist eine Komponente einer Stuhlmechanik
oder ein Teil einer solchen Mechanikkomponente relativ zu einer anderen Komponente
der Stuhlmechanik oder zu einem Teil einer solchen anderen Mechanikkomponente quer
zu der Sitzlängsrichtung bewegbar, d.h. um eine in Sitzlängsrichtung liegende Neigeachse
neigbar. In Fällen, in denen das Verformungselement zur Ermöglichung einer derartigen
Neigung oder allgemein zur Ermöglichung einer Bewegung quer zu der Sitzlängsrichtung
vorgesehen ist, ist das Verformungselement als ein überwiegend durch Torsion verformbares
Element ausgeführt.
[0032] Mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verformungselements können Sitzmechaniken, die sowohl
eine definierte Schwenkbewegung als auch eine definierte Neigebewegung des Sitzträgers
bereitstellen sollen, auf besonders einfache Weise mit einer geringen Anzahl an Bauteilen
hergestellt werden, indem in mehrere Richtungen gleichzeitig verformbare Verformungselemente
verwendet werden, die gleichzeitig sowohl eine Schwenk- als auch eine Neigebewegung
zulassen.
[0033] Der hier verwendete Begriff Schwenkmechanik schließt auch solche Stuhlmechaniken
mit ein, die zusätzlich zu einer Schwenkbewegung eine Neigebewegung eines oder mehrerer
Mechanikkomponenten ermöglichen, ebenso solche Stuhlmechaniken, die ausschließlich
zur Ermöglichung einer Neigebewegung ausgebildet sind. Soweit nicht ausdrücklich etwas
anderes angegeben ist, beziehen sich die Begriffe Schwenkrichtung, Schwenkbewegung
usw. jedoch auf ein Verschwenken nach vorn und hinten, d.h. in Sitzlängsrichtung.
[0034] Gemäß der Erfindung dient das Verformungselement zugleich als ein Energiespeicherglied,
das in der das Verformungselement bereitstellenden Mechanikkomponente integriert ist.
Das Verformungselement kann damit nicht nur eine Rückstellkraft für eine verschwenkte
Mechanikkomponente definieren sondern dient auch zum Festlegen eines Schwenkwiderstandes
einer Mechanikkomponente. Das Speicherglied erfährt unter Lasteinfluß eine reversible
Verformung. Die Elastizität des Speicherglieds bewirkt bei Beaufschlagung ein Rückstellmoment,
durch das es sich selbständig in seine nicht verformte Ausgangsform zurückbewegt,
sobald die auf es einwirkenden Kräfte bzw. Momente wegfallen.
[0035] In besonders bevorzugten Ausführungsformen der Erfindung ist die Steifigkeit des
Verformungselements abhängig von der Wirkrichtung der auf das Verformungselement wirkenden
Kraft. Treten bei der Verwendung der Stuhlmechanik unausweichlich zwei Lastfälle auf,
von denen einer eine ungewollte Bewegung zur Folge haben würde, während der andere
eine gewünschte Bewegung zur Folge hätte, ist das Verformungselement vorzugsweise
derart ausgebildet, daß es in einem ersten Lastfall eine geringere Steifigkeit hat,
sich also mehr verformt, als in dem zweiten Lastfall, bei dem das Verformungselement
eine höhere Steifigkeit aufweist, sich also weniger verformt.
[0036] Anders ausgedrückt ist das Verformungselement derart ausgebildet, daß es sich in
Abhängigkeit von der Wirkrichtung der auf es wirkenden Kraft unterschiedlich verformt.
Dies wird vorzugsweise erreicht, indem das Verformungselement mehrere parallel wirkende
Glieder oder Strukturebenen mit kraftwirkungsrichtungsabhängigen Steifigkeiten aufweist.
[0037] Durch das unterschiedliche Verformungsverhalten wird erreicht, daß trotz der integrierten
Bauform, bei der der Energiespeicher mit Hilfe der vorhandenen Komponenten der Stuhlmechanik
bereitgestellt wird, das für den Benutzer gewohnte Sitz- und Schwenkverhalten des
Stuhls beibehalten wird.
[0038] Durch die erfindungsgemäße Integration des Energiespeichers in eine vorhandene Komponente
der Schwenkmechanik kann die Anzahl der Bauteile (Einzelteile, Baugruppen) gegenüber
den aus dem Stand der Technik bekannten Schwenkmechaniken verringert werden. Dadurch
verringert sich der Aufwand bei der Teilelagerung und der Montage. Eine besonders
bevorzugte Ausführung der erfindungsgemäßen Schwenkmechanik weist weniger als zehn
mechanikspezifische Bauteile auf, also solche Bauteile, die konstruktiv oder funktional
an die konkrete Bauform der Schwenkmechanik angepaßt sind. Hierbei nicht eingerechnet
sind Normteile und Standard-Maschinenelemente, wie Schrauben, Scheiben, Ringe, Zahnräder
usw.
[0039] Bei der Herstellung derjenigen Mechanikkomponente, die das Verformungselement aufweist,
wird während des Spritzgießverfahrens entweder nur ein einziges Kunststoffmaterial
verwendet oder es werden zwei oder mehrere verschiedene Kunststoffe verwendet (Mehrkomponenten-Spritzgießen).
Ein Ändern der Materialzusammensetzung während des Spritzgießens ist nicht notwendig,
wenn die gewünschten Verformungseigenschaften des Verformungselements ausschließlich
durch eine konstruktive Gestaltung erzielt werden können.
[0040] Das zur Herstellung des Verformungselements geeignete Material weist einerseits die
notwendige Steifigkeit auf, um die erforderliche Stabilität und Festigkeit des Bauteils
zu gewährleisten. Andererseits ist das Material elastisch genug, um die gewünschte
Verformbarkeit bei der gewünschten Bewegung, insbesondere der Schwenkbewegung einer
Schwenkmechanik, bereitzustellen.
[0041] Das Verformungsverhalten des Verformungselements läßt sich im eingebauten Zustand
mit Hilfe geeigneter Einstellmechanismen verändern. Dabei kann es sich beispielsweise
um mechanisch wirkende Mechanismen handeln, die die Verformbarkeit eines Teils des
Verformungselements oder die Verformbarkeit des gesamten Verformungselements vollständig
oder teilweise einschränken oder blockieren. Zur Veränderung des Verformungsverhaltens
kann aber beispielsweise auch die Steifigkeit des Verformungselements durch zeitweise
Veränderung einer Materialeigenschaft des Verformungselements gezielt verändert werden.
[0042] Bei einer Verwendung von Verformungselementen aus Kunststoff, wie von der Erfindung
vorgeschlagen, wird die bei der Bewegung der Schwenkmechanik von dem Benutzer des
Stuhls zu überwindende Gegenkraft durch das Kunststoffmaterial erzeugt.
[0043] Da anstelle von Federelementen oder Energiespeichern aus Stahl komponentenintegrierte
Verformungselemente aus Kunststoffmaterial verwendet werden, kann das Gewicht der
Vorrichtung gegenüber herkömmlichen Konstruktionen verringert werden. Dies ist besonders
bei Sitzmöbeln von Vorteil, wenn diese zur ortsveränderlichen Aufstellung vorgesehen
sind, wie dies bei Bürostühlen der Fall ist. Zugleich vereinfacht sich das Recycling
solcher Baugruppen, da keine Materialtrennung erfolgen muß.
[0044] Das erfindungsgemäße Verformungselement kann auf vielfältige Weise eingesetzt werden.
Wenngleich nachfolgend das der Erfindung zugrundeliegende Prinzip größtenteils am
Beispiel einer Schwenkmechanik für ein Sitzmöbel, insbesondere einen Bürostuhl, erläutert
wird, bei dem ein Teil des Basisträgers zur Bereitstellung des für die Ausführung
der Schwenkbewegung erforderlichen Freiheitsgrades verformbar ist, ist die Erfindung
weder darauf beschränkt, daß die Anwendung bei einer Schwenkmechanik erfolgt, noch
darauf, daß es sich bei dem Verformungselement um einen Teil des Basisträgers handelt.
Der Erfindungsgedanke kann auch mit Hilfe verformbarer Teile anderer Konstruktionselemente
oder Baugruppen von Stuhlmechaniken verwirklich sein. Auch kann es sich bei diesen
Stuhlmechaniken um Synchron-, Asynchron oder Wippmechaniken oder andere Arten von
Stuhlmechaniken handeln. Darüber hinaus kann das erfindungsgemäße Verformungselement
auch in einem Sitzmöbel verwendet werden, ohne daß das Verformungselement als ein
Teil einer Schwenkmechanik ausgeführt ist; es kann mit anderen Worten auch unabhängig
von einer Stuhlmechanik verwendet werden. Insoweit sind alle Angaben im Zusammenhang
mit einem der nachfolgend beschriebenen Ausführungsbeispiele entsprechend auch auf
andere Anwendungen übertragbar.
[0045] Das erfindungsgemäße Verformungselement kann insbesondere verwendet werden als Teil
eines Basisträgers, als Teil eines Sitzträgers oder als Teil eines Rückenlehnenträgers.
[0046] Das Verformungselement kann aber auch den gesamten Basisträger, Sitzträger oder Rückenlehnenträger
bilden. Vorzugsweise sind in diesen Fällen an dem Vorformungselement eine Mindestanzahl
an starren oder im wesentlichen starren Bereichen vorgesehen, die nicht verformbare
Verbindungsbereiche bilden, die für das Zusammenwirken dieser Baugruppen mit anderen
Baugruppen oder Komponenten benötigten werden.
[0047] Insbesondere kann das erfindungsgemäße Verformungselement einen Teil einer einteiligen
Basisträger-Sitzträger-Kombination, einen Teil einer einteiligen Basisträger-Rückenlehnenträger-Kombination,
einen Teil einer einteiligen Sitzträger-Rückenlehnenträger-Kombination oder einen
Teil einer einteiligen Sitzträger-Basisträger-Rückenlehnenträger-Kombination bilden.
[0048] Das Verformungselement kann aber auch eine gesamte einteilige Basisträger-Sitzträger-Kombination,
eine gesamte einteilige Basisträger-Rückenlehnenträger-Kombination, eine gesamte einteilige
Sitzträger-Rückenlehnenträger-Kombination oder eine gesamte einteilige Sitzträger-Basisträger-Rückenlehnenträger-Kombination
bilden. Vorzugsweise sind in diesen Fällen an dem Vorformungselement eine Mindestanzahl
an starren oder im wesentlichen starren Bereichen vorgesehen, die nicht verformbare
Verbindungsbereiche bilden, die für das Zusammenwirken der jeweiligen Kombination
mit anderen Komponenten oder Bauteilen benötigt werden.
[0049] Wird die Erfindung bei einer Stuhlmechanik angewendet, muß es sich bei dieser Mechanik
nicht zwingend um eine Mechanik handeln, bei der erst mit dem Einsatz des Verformungselements
der für die Ausführung der Schwenkbewegung notwendige Freiheitsgrad bereitgestellt
wird. Das erfindungsgemäße Verformungselement kann auch in traditionell aufgebauten
Stuhlmechaniken eingesetzt werden, bei denen Stahlfedern oder andere separate Federelemente
genutzt werden. Anders ausgedrückt ist es möglich, den Einsatz eines erfindungsgemäßen
Verformungselements mit herkömmlichen Federanordnungen zu kombinieren. In derartigen
Hybridmechaniken ergeben sich durch die Kombination separater und integrierter Energiespeicher
vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten, die sowohl zur Bereitstellung ergonomisch vorteilhafter
Bewegungsabläufe als auch zur Realisierung besonders klein- oder flachbauender Stuhlmechaniken
und zur Schaffung besonders eleganter Mechaniken nutzbar sind.
[0050] Mehrere Ausführungsbeispiele der Erfindung werden nachfolgend anhand der Zeichnungen
näher erläutert. Hierbei zeigen:
- Fig. 1
- eine Schwenkmechanik nach dem Stand der Technik mit vier Drehpunkten,
- Fig. 2
- eine erste Schwenkmechanik mit einer ersten Ausführung des Verformungselements in
Grundstellung (Seitenansicht),
- Fig. 3
- die erste Schwenkmechanik in Grundstellung (Ansicht von unten),
- Fig. 4
- die erste Schwenkmechanik in nach hinten verschwenkter Stellung (Seitenansicht),
- Fig. 5
- die erste Schwenkmechanik in nach hinten verschwenkter Stellung (Ansicht von unten),
- Fig. 6
- eine zweite Ausführung eines Verformungselements einer Schwenkmechanik im nicht verformten
Zustand,
- Fig. 7
- eine dritte Ausführung eines Verformungselements im nicht verformten Zustand,
- Fig. 8
- das Verformungselement gemäß Fig. 7 im verformten Zustand,
- Fig. 9
- eine vierte Ausführung eines Verformungselements einer Schwenkmechanik im zweiten
Lastfall,
- Fig. 10
- das Verformungselement der Schwenkmechanik im ersten Lastfall,
- Fig. 11
- eine zweite Schwenkmechanik in Grundstellung (Seitenansicht),
- Fig. 12
- die zweite Schwenkmechanik in Grundstellung (Ansicht von unten),
- Fig. 13
- ein erster Rückenlehnenstab in Seitenansicht,
- Fig. 14
- der Rückenlehnenstab gemäß Fig. 23 von hinten,
- Fig. 15
- ein zweiter Rückenlehnenstab in Seitenansicht,
- Fig. 16
- ein dritter Rückenlehnenstab in Seitenansicht.
[0051] Sämtliche Figuren zeigen die Erfindung nicht maßstabsgerecht, dabei lediglich schematisch
und nur mit ihren wesentlichen Bestandteilen. Gleiche Bezugszeichen entsprechen dabei
Elementen gleicher oder vergleichbarer Funktion.
[0052] "Vorn" oder "vorderes" bedeutet dabei, daß ein Bauteil in Sitzlängsrichtung vorn
angeordnet ist bzw. bezieht sich auf ein sich in Richtung der vorderen Sitzkante erstreckendes
bzw. in diese Richtung weisendes Bauteil, während "hinten" oder "hinteres" bedeutet,
daß ein Bauteil in Sitzlängsrichtung hinten angeordnet ist bzw. bezieht sich auf ein
sich in Richtung der Rückenlehne bzw. des Rückenlehnenträgers bzw. der hinteren Sitzkante
erstreckendes bzw. in diese Richtung weisendes Bauteil. Die Angaben "oben" bzw. "oberes"
bzw. "höheres" und "unten" bzw. "unteres" bzw. "tieferes" beziehen sich auf den bestimmungsgemäßen
Verwendungszustand des Bürostuhles bzw. der Bürostuhlmechanik.
[0053] In Fig. 1 ist zur Verdeutlichung des Schwenkprinzips eine aus dem Stand der Technik
allgemein bekannte Schwenkmechanik stark vereinfacht abgebildet. Dabei handelt es
sich um eine Synchronmechanik 139, bei der die drei Hauptkomponenten der Mechanik,
nämlich Basisträger 1, Sitzträger 3 und Rückenlehnenträger 4, über Drehgelenke miteinander
gekoppelt sind, so daß eine Schwenkbewegung des Rückenlehnenträgers 4 nach hinten
eine synchrone Folgebewegung des Sitzträgers 3 induziert, während der Basisträger
1 ortsfest und unbeweglich bleibt. Der Rückenlehnenträger 4 bildet mit seiner Anlenkung
an den Basisträger 1 einerseits und den hinteren Bereich des Sitzträgers 3 andererseits
ein in den Rückenlehnenträger 4 integriertes hinteres Koppelelement 140 aus, während
ein separates vorderes Koppelelement 141 den Basisträger 1 mit dem vorderen Bereich
des Sitzträgers 3 verbindet. Es werden auf diese Weise vier Drehpunkte geschaffen,
verwirklicht durch vier Drehgelenke, wobei jedem Drehgelenk eine Querachse zugeordnet
ist. Es sind dies das erste Drehgelenk 142 zur Verbindung des Basisträgers 1 mit dem
hinteren Koppelelement 140, das zweite Drehgelenk 143 zur Verbindung des hinteren
Koppelelements 140 mit dem Sitzträger 3, das dritte Drehgelenk 144 zur Verbindung
des Basisträgers 1 mit dem vorderen Koppelelement 141 und das vierte Drehgelenk 145
zur Verbindung des vorderen Koppelelements 141 mit dem Sitzträger 3.
[0054] Erfindungsgemäß können nun prinzipiell alle durch Drehgelenke 142, 143, 144, 145
verwirklichten realen Drehpunkte durch virtuelle Drehpunkte ersetzt werden, die durch
ein oder mehrere erfindungsgemäße Verformungselemente bereitgestellt werden. Bei der
in Fig. 1 beispielhaft skizzierten Viergelenkkoppel kann beispielsweise das separate
vordere Koppelelement 141 entfallen und die Funktion von einem oder mehreren Koppelgelenken
142, 143, 144, 145 kann durch erfindungsgemäß mit Verformungselementen ausgestatteten
Bauteilen oder Mechanikkomponenten, wie beispielsweise dem Basisträger 1, verwirklicht
werden. Auf entsprechende Weise kann die Erfindung auch auf anders aufgebaute Mechaniken
angewendet werden, insbesondere auf Mechaniken mit einer anderen Anzahl von Koppelgelenken.
Dabei können die realen Drehpunkte nicht nur durch die erfindungsgemäßen virtuellen
Drehpunkte ersetzt werden. Bei entsprechender Ausführung der Mechanik kann durch die
erweiterte Verformbarkeit einzelner Mechanikkomponenten die Anzahl der benötigten
Drehpunkte auch verringert werden, wodurch ein vereinfachter Aufbau der Mechanik möglich
ist. Andererseits ist auch eine deutliche Zunahme der Anzahl der Drehpunkte möglich,
nämlich in Gestalt virtueller Drehpunkte, bei gleichzeitiger Abnahme der Komplexizität
des Mechanikaufbaus.
[0055] Unter Bezugnahme auf Fig. 2 bis 5 wird zunächst eine Synchronmechanik 10 beschrieben,
bei der das dritte Drehgelenk 144 durch ein erfindungsgemäßes Verformungselement ersetzt
wird.
[0056] Die Mechanik 10 weist einen Basisträger 1 auf, der mittels einer Konusaufnahme 2
auf das obere Ende einer Stuhlsäule 20 (siehe Fig. 2) gesetzt ist. Darüber hinaus
umfaßt die Synchronmechanik 10 einen im wesentlichen rahmenförmigen Sitzträger 3 und
einen in Draufsicht gabelförmigen Rückenlehnenträger 4, dessen Wangen 5 zu beiden
Seiten des Basisträgers 1 angeordnet sind.
[0057] Der Sitzträger 3 ist zur Aufnahme oder Montage einer Sitzfläche vorgesehen, die gepolstert
sein kann. Die Montage erfolgt mit Hilfe nicht näher dargestellter Befestigungselemente
auf übliche Art und Weise. Am Rückenlehnenträger 4 ist eine nicht näher dargestellte
Rückenlehne angebracht, die bei modernen Bürostühlen höhenverstellbar ist. Die Rückenlehne
kann mit dem Rückenlehnenträger 4 auch einstückig verbunden sein.
[0058] Die gesamte Synchronmechanik 10 ist bezüglich ihrer Mittellängsebene, was die eigentliche
Kinematik betrifft, spiegelsymmetrisch aufgebaut. Insoweit ist bei der folgenden Beschreibung
dieses und weiterer Ausführungsbeispiele der Erfindung immer von beiderseits paarweise
vorhandenen Konstruktionselementen der eigentlichen Schwenkmechanik auszugehen.
[0059] In Fig. 2 und 3 ist die Grundstellung der Synchronmechanik 10 gezeigt, bei welcher
der Sitzträger 3 eine im wesentlichen waagerechte Lage einnimmt. Fig. 4 und 5 zeigen
die Synchronmechanik 10 in einer maximal nach hinten geschwenkten Stellung des Rückenlehnenträgers
4.
[0060] Der in Schwenkrichtung 7 schwenkbare Rückenlehnenträger 4 ist mit seiner sich in
Richtung des vorderen Bereiches 17 der Mechanik 10 erstreckenden Wange 5 über ein
erstes Drehgelenk 21 unter Ausbildung einer ersten Querachse 11 mit dem Basisträgers
1 unmittelbar gelenkig verbunden, wobei diese Querachse die Hauptschwenkachse 11 der
Synchronmechanik 10 definiert. Die Hauptschwenkachse 11 liegt dabei in Sitzlängsrichtung
14 gesehen hinter der Konusaufnahme 2.
[0061] In dem in Sitzlängsrichtung 14 gesehen hinteren Bereich 16 der Mechanik 10 ist der
Rückenlehnenträger 4 mit einem sich nach oben erstreckenden Mitnehmer 6 der Wange
5 über ein zweites Drehgelenk 22 zugleich mit dem hinteren Bereich 25 des Sitzträgers
3 verbunden. Die Hauptschwenkachse 11 ist dabei in Sitzlängsrichtung 14 gesehen hinter
der durch das zweite Drehgelenk 22 gebildeten Querachse 12 angeordnet. Ein Herausschwenken
des Rückenlehnenträgers 4 aus der Grundstellung in eine nach hinten verschwenkte Stellung
ist mit einer Anhebebewegung des hinteren Bereiches 25 des Sitzträgers 3 verbunden.
[0062] In dem vorderen Bereich 17 der Mechanik ist der vordere Bereich 18 des Basisträgers
1 mit dem vorderen Bereich 24 des Sitzträgers 3 über ein drittes Drehgelenk 23 unter
Ausbildung einer dritten Querachse 13 unmittelbar gelenkig verbunden. Die relative
Bewegung von Sitzträger 3 und Rückenlehnenträger 4 zueinander wird wesentlich durch
die Position der drei Gelenkachsen 11, 12, 13 zueinander bestimmt.
[0063] Der Rückenlehnenträger 4 ist lediglich einmal, nämlich über die Querachse 12, unmittelbar
mit dem Sitzträger 3 verbunden. Außerdem ist der Basisträger 1 lediglich einmal, nämlich
über die Querachse 13, unmittelbar mit dem Sitzträger 3 verbunden. Es gibt nur eine
einzige direkte, unmittelbare Verbindung des Rückenlehnenträgers 4 mit dem Basisträger
1, nämlich über die Hauptschwenkachse 11.
[0064] In dem anhand der Fig. 2 bis 5 beispielhaft beschriebenen Fall ist ein Teil des Basisträgers
1, nämlich ein in den Basisträger 1 integriertes, einen Längsabschnitt des Basisträgers
1 bildendes Verformungselement 8, elastisch verformbar, wie weiter unten im Detail
erläutert. Das Verformungselement 8 erstreckt sich, der Erstreckung des Basisträgers
1 folgend, in Sitzlängsrichtung 14.
[0065] Das Verformungselement 8 in Gestalt des verformbaren Teils des Basisträgers 1 dient
zugleich als ein in den Basisträger 1 integriertes Speicherglied. Das Verformungselement
8 definiert damit nicht nur die Rückstellkraft für den Rückenlehnenträger 4 sondern
dient damit auch zum Festlegen des Schwenkwiderstandes des Rückenlehnenträgers 4.
[0066] Das Speicherglied 8 dient zugleich als Rückstellelement, und ist aus diesem Grund
derart ausgebildet und angeordnet, daß es bei einem Verschwenken des Rückenlehnenträgers
4 beaufschlagt wird. Somit erfolgt ein Verschwenken des Rückenlehnenträgers 4 stets
gegen die Federkraft des Speichergliedes 8 und das Speicherglied 8 dient zur Rückstellung
des Rückenlehnenträgers 4 aus einer geneigten Stellung in seine Ausgangsstellung.
[0067] Durch den beschriebenen Schwenkmechanismus wird gewährleistet, daß der Rückenlehnenträger
4 mit der Rückenlehne um die Hauptschwenkachse 11 in Schwenkrichtung 7 nach hinten
unten verschwenkt werden kann. Der Rückenlehnenträger 4 wird dabei um einen Schwenkwinkel
9 von mehr als 5° verschwenkt. Aufgrund der Anlenkung des Sitzträgers 3 an den Rückenlehnenträger
4 wird dabei der Sitzträger 3 ebenfalls nach hinten mitgenommen. Zugleich induziert
die Schwenkbewegung des Rückenlehnenträgers 4 eine Anhebebewegung des hinteren Bereiches
25 des Sitzträgers 3. Gleichzeitig wird der vordere Bereich 24 des Sitzträgers 3 angehoben.
Der Basisträger 1 bleibt bei der Verschwenkung des Rückenlehnenträgers 4 ortsfest.
[0068] Nachfolgend wird das Verformungselement 8 näher beschrieben.
[0069] Der Widerstand eines Körpers gegen elastische Verformung durch eine Kraft oder ein
Moment, je nach Beanspruchung ein Biegemoment oder Torsionsmoment, wird als Steifigkeit
beschrieben. Die Steifigkeit und damit die Verformbarkeit eines Bauteils hängen nicht
nur von den elastischen Eigenschaften des Werkstoffs, wie dem Elastizitätsmodul, ab,
sondern auch entscheidend von der Geometrie des Bauteils. Mit anderen Worten sind
die Verformungseigenschaften des erfindungsgemäßen Verformungselements 8 im wesentlichen
von den Eigenschaften des verwendeten Materials und von seiner konstruktiven Gestaltung
abhängig.
[0070] Die konstruktive Gestaltung des Verformungselements 8 wird durch die jeweilige Teilegeometrie
bestimmt, insbesondere die verwendeten Querschnittsformen, nämlich das Längen- und
Querschnittsprofil, sowie die Materialstärken.
[0071] In dem hier illustrierten Beispiel ist nicht der gesamte Basisträger 1 verformbar
ausgeführt. Statt dessen ist lediglich ein Teil des Basisträgers 1, nämlich das integrale
Verformungselement 8, verformbar. Das Verformungselement 8 bildet ein einteilig mit
dem Basisträger 1 ausgebildetes, integrales Speicherglied, der als Energiespeicher
dient.
[0072] Der Basisträger 1 weist einen zentralen Grundkörper 31 auf, der unter anderem die
Konusaufnahme 2 für die Stuhlsäule 20 umfaßt und in dem die Hauptschwenkachse 11 der
Schwenkmechanik 10 verläuft. Von diesem Grundkörper 31 ausgehend erstreckt sich ein
Verbindungsstück 33 des Basisträgers 1 in Sitzlängsrichtung 14 gesehen nach vorn und
ist unter Ausbildung des Drehgelenks 23 mit dem vorderen Ende des Sitzträgers 3 verbunden.
Das Verbindungsstück 33 ist dabei einteilig mit dem Grundkörper 31 ausgebildet. Im
Gegensatz zu dem vergleichsweise massiven, nicht verformbaren Grundkörper 31 ist das
Verbindungsstück 33 zumindest abschnittsweise verformbar ausgeführt. Das Verbindungsstück
33 dient als Verformungselement 8 im Sinn der Erfindung.
[0073] Die gewünschte Bewegung der Mechanik 10, insbesondere die Art und Weise der Schwenkbewegung,
wird erfindungsgemäß dadurch definierbar beeinflußt, daß das Verformungsverhalten
des Verbindungsstücks 33 gezielt vorgegeben wird. Dies geschieht vorzugsweise dadurch,
daß das Verbindungsstück 33 in Richtung seiner Längserstreckung und damit in Sitzlängsrichtung
14 in Abschnitte unterschiedlicher Steifigkeit unterteilt wird. Dies resultiert in
einem unterschiedlichen Biegeverhalten (Verformungsverhalten) der jeweiligen Abschnitte
und damit in einem bestimmten, vorgebbaren Verformungsverhalten des Verbindungsstücks
33. Vorzugsweise sind keine sprunghaften Änderungen der Steifigkeit vorhanden. Statt
dessen werden kontinuierliche Steifigkeitsverläufe ausgebildet.
[0074] Das abschnittsweise unterschiedliche, angestrebte Verformungsverhalten wird beispielsweise
durch konstruktive Maßnahmen bewirkt, wie etwa unterschiedliche Materialstärken, und/oder
durch den gezielten Einsatz von Materialien mit unterschiedlichen Verformungseigenschaften.
[0075] In dem Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 2 bis 5 erstreckt sich der verformbare Abschnitt
des Verbindungsstücks 33 im wesentlichen über die gesamte Länge des Verbindungsstücks
33. Dabei weist ein Mittelabschnitt 34 eine geringere Steifigkeit auf als die sich
an beiden Enden des Mittelabschnitts 34 anschließenden Anschlußbereiche 35, 36, die
mit ihrer größerer Steifigkeit zum Anschließen des Verbindungsstücks 33 an den Grundkörper
31 des Basisträgers 1 und an den Sitzträger 3 dienen.
[0076] Mit anderen Worten sind lediglich die beiden Endbereiche 35, 36 des Verbindungsstücks
33 im wesentlichen starr ausgebildet. Dies betrifft zum einen den hinteren Endbereich
35 des Verbindungsstücks 33, der das Verbindungsstück 33 einteilig mit dem Grundkörper
31 verbindet. Zum anderen betrifft dies den vorderen Endbereich 36 des Verbindungsstücks
33, mit dem das Verbindungsstück 33 unter Ausbildung eines Drehgelenks 23 mit dem
Sitzträger 3 verbunden ist. Vorteilhafterweise ist das Verbindungsstück 33 unmittelbar
ab dem vorderen Endbereich 36 bis hin zu dem hinteren Endbereich 35 durchgehend verformbar,
wobei die Verformbarkeit in Richtung Grundkörper 31 abnimmt.
[0077] Der verformbare Mittelabschnitt 34 des Verbindungsstücks 33, der das eigentliche
Verformungselement 8 bildet, bildet aufgrund seiner durchgehenden Verformbarkeit eine
Reihe virtueller Drehpunkte aus, die sich in Richtung seiner Längserstreckung aneinanderreihen.
Trotzdem es sich bei theoretisch um eine unendliche Anzahl virtueller Drehpunkte handelt,
ist in Fig. 2 und 4 eine Auswahl dieser virtuellen Drehpunkte 28, 29, 30 abgebildet.
[0078] Das Verbindungsstück 33 ist vorzugsweise derart ausgebildet, daß sich die Steifigkeit
des gesamten verformbaren Abschnitts 34 kontinuierlich ändert. Der sich ändernde Steifigkeitsverlauf
ergibt sich dabei allein aus einer Änderung der Materialstärke des verformbaren Abschnitts
34. Ausgehend von dem hinteren Endbereich 35 nimmt die Materialstärke des Mittelabschnitts
34 in Richtung des vorderen Endbereiches 36 kontinuierlich ab, bis der vordere Endbereich
36 und damit der Verbindungsbereich von Basisträger 1 und Sitzträger 3 erreicht ist.
Der vordere Endbereich 36 selbst ist nicht verformbar. Das so gebildete Verformungselement
8 weist zwischen seinen starren Endbereichen 35, 36 eine in Sitzlängsrichtung 14 verlaufende,
durchgehend weiche Steifigkeitscharakteristik auf.
[0079] In einem anderem Ausführungsbeispiel (nicht abgebildet), bei dem sich aufgrund eines
abweichenden Verformungsverhalten des Verbindungsstücks 33 eine abweichende Bewegung
der Schwenkmechanik 10 ergibt, weist das Verbindungsstück 33 zwei verformbare Teilabschnitte
auf, die entlang der Erstreckungsrichtung des Verbindungsstücks 33, also in Sitzlängsrichtung
14, voneinander beabstandet angeordnet sind. Die beiden verformbaren Teilabschnitte
sind durch einen nicht oder deutlich weniger stark verformbaren und daher mehr oder
weniger steifen Teilabschnitt voneinander getrennt. Der in Sitzlängsrichtung 14 gesehen
vordere verformbare Teilabschnitt ist mit einem vorderen Endbereich mit dem Sitzträger
3 verbunden, während der hintere verformbare Teilabschnitt mit einem hinteren Endbereich
mit dem Grundkörper 31 des Basisträgers 1 verbunden ist. Das dadurch gebildete Verformungselement
8 weist somit zwischen seinen starren Endbereichen eine in Sitzlängsrichtung 14 verlaufende
Steifigkeitscharakteristik weich-starr-weich auf.
[0080] In den zuvor beschriebenen Ausführungsbeispielen ist das Verformungselement 8 in
Sitzlängsrichtung 14 verformbar ausgeführt und wird aufgrund der in dieser Richtung
wirkenden Spannungen in Sitzlängsrichtung 14 verformt. Die durch die virtuellen Drehpunkte
28, 29, 30 gebildeten virtuellen Drehachsen liegen quer zu der Sitzlängsrichtung 14.
[0081] Die Ausführung des Verbindungsstücks 33 ist vorzugsweise derart gewählt, daß die
Eigenschaften seiner Verformung davon unabhängig sind, ob eine zunehmende oder eine
abnehmende Beaufschlagung mit einer Kraft oder einem Moment erfolgt. Mit anderen Worten
hängt der Verformungswiderstand des Verbindungsstücks 33 und damit der Schwenkwiderstand
der Stuhlmechanik 10 nicht davon ab, ob sich der Rückenlehnenträger 4 nach hinten
verschwenkt und damit das Verbindungsstück 33 als Energiespeicher aufgeladen wird,
oder ob der Rückenlehnenträger 4 nach vorn in seine Ausgangsstellung zurückverschwenkt.
In beiden Fällen bewegt sich der verformbare Abschnitt 34 des Verbindungsstücks 33
auf derselben Bahn.
[0082] Kraft wird im Bereich der Verbindung von Sitzträger 3 und Basisträger 1, insbesondere
in das Drehgelenk 23, auf zwei verschiedene Weisen in die Schwenkmechanik 10 eingeleitet.
Die Krafteinleitung erfolgt zum einen durch eine Bewegung des Sitzträgers 3, bewirkt
durch ein Verschwenken des Rückenlehnenträgers 4 in Schwenkrichtung 7 (erster Lastfall).
Die Krafteinleitung erfolgt dann im wesentlichen waagerecht. Die Wirkungsrichtung
der Kraft in dem ersten Lastfall ist in Fig. 2 durch den Pfeil 26 angegeben. Der Verbindungspunkt
von Sitzträger 3 und Basisträger 1 wird mit eine nach hinten wirkenden Zuglast beaufschlagt.
Zum anderen erfolgt die Krafteinleitung, indem sich ein Benutzer auf den Stuhl setzt,
insbesondere auf die Vorderkante des Sitzes, wodurch eine Belastung des vorderen Bereiches
24 des Sitzträgers 3 resultiert (zweiter Lastfall) . Die Krafteinleitung erfolgt dann
im wesentlichen senkrecht. Die Wirkungsrichtung der Kraft in dem zweiten Lastfall
ist in Fig. 2 durch den Pfeil 27 angegeben. Der Verbindungspunkt von Sitzträger 3
und Basisträger 1 wird mit eine nach unten wirkenden Drucklast beaufschlagt.
[0083] Das Verformungselement 8 ist im einfachsten Fall als Balken oder Platte ausgebildet.
Bei dem in den Fig. 2 bis 5 abgebildeten Beispiel ist das Verformungselement 8 nach
Art einer Blattfeder ausgeführt. Es weist dann ein rechteckiges Querschnittsprofil
auf. Das Verformungselement 8 verhält sich dann in beiden Lastfällen gleich.
[0084] Vorzugsweise ist jedoch die Steifigkeit des Verformungselements 8 abhängig von der
Wirkrichtung der auf das Verformungselement 8 wirkenden Kraft, insbesondere derart,
daß das Verformungselement 8 in dem ersten Lastfall eine geringere Steifigkeit hat,
sich also mehr verformt, als in dem zweiten Lastfall, bei dem das Verformungselement
8 eine höhere Steifigkeit aufweist, sich also weniger verformt.
[0085] Dadurch wird sichergestellt, daß trotz der für die Schwenkbewegung nach hinten benötigten
Verformbarkeit des Verformungselements 8 kein unerwartetes, zu tiefes Absenken der
Sitzvorderkante erfolgt, wenn sich ein Benutzer auf den Stuhl setzt. Im Idealfall
ist der Basisträger 1 im zweiten Lastfall vollkommen steif, während er im ersten Lastfall
aufgrund seiner Verformbarkeit die gewünschte Schwenkbewegung zuläßt. In der Praxis
wird durch die hier beschriebenen Gestaltungen erreicht, daß kein wesentliches Absenken
des vorderen Bereiches 24 des Sitzträgers 3 stattfindet bzw. ein solches Absenken
auf ein Minimum verringert ist.
[0086] Um zu erreichen, daß die beiden Lastfälle zu unterschiedlichen Verhalten des Verformungselements
8 führen, kann das Verformungselement 8 so aufgebaut sein, daß im Lastfall eine Beanspruchung
entweder nur auf Druck oder nur auf Zug erfolgt. Dies ist beispielsweise durch einen
mehrgliedrigen Aufbau des Verformungselements 8 erreichbar, z.B. in Gestalt einer
Kombination mehrerer parallel wirkender Elemente, oder dadurch, daß ein eingliedriges
Verbindungsstück einen geeigneten inneren Aufbau bzw. eine geeignete innere Struktur
aufweist, um auf aus unterschiedlichen Richtungen einwirkende Kräfte mit einem unterschiedlichen
Verformungsverhalten reagieren zu können.
[0087] Nachfolgend werden Varianten solcher Gestaltungen des Verbindungsstücks näher erläutert.
[0088] In einer Variante, wie in Fig. 6 dargestellt, ist der verformbare Abschnitt 34 des
Verbindungsstücks 33 derart zweigliedrig ausgebildet, daß zwischen dem Grundkörper
31 des Basisträgers 1 und dem vorderen Endbereich 36, der den Verbindungsbereich von
Basisträger 1 und Sitzträger 3 bereitstellt, eine Aufteilung des Abschnitts 34 in
ein oberes Bindeglied 38 und ein unteres Bindeglied 39 besteht. Anders ausgedrückt
wird der verformbare Abschnitt 34 zwischen dem hinteren Endbereich 35 und dem vorderen
Endbereich 36 durch zwei beabstandet zueinander laufende Bindeglieder 38, 39 gebildet.
Dabei verhalten sich die beiden Bindeglieder 38, 39 nach Art von Randfasern eines
Biegebalkens im Sinne der Festigkeitslehre, während die neutrale Faser, die in Fig.
6 mit durchbrochener Linie 15 illustriert wird, in dem leeren Zwischenraum 37 zwischen
den beiden Bindegliedern 38, 39 verläuft.
[0089] In dem ersten Lastfall führt das Aufbringen einer waagerecht nach hinten wirkenden
Zuglast auf das als Verbindungspunkt von Sitzträger 3 und Basisträger 1 dienende dritte
Drehgelenk 23 zu einer Druckbelastung des oberen Bindegliedes 38 und gleichzeitig
zu einer Zugbelastung des unteren Bindegliedes 39. In dem zweiten Lastfall führt das
Aufbringen einer senkrecht nach unten wirkenden Drucklast auf das Drehgelenk 23 zu
einer Zugbelastung des oberen Bindegliedes 38 und gleichzeitig zu einer Druckbelastung
des unteren Bindegliedes 39. In der Praxis können, je nachdem, wie sich ein Benutzer
auf dem Stuhl bewegt, anstelle von ideal waagerecht nach hinten oder senkrecht nach
unten wirkenden Kräften in beiden Lastfällen auch Abweichungen in der Richtung der
Zug- oder Drucklasten auftreten. Es treten dann zu der waagerecht nach hinten wirkenden
Zuglast im ersten Lastfall bzw. zu der senkrecht nach unten wirkenden Drucklast im
zweiten Lastfall weitere Lastkomponenten hinzu, die jedoch in ihrem Betrag deutlich
kleiner sind als die in den Hauptlastrichtungen wirkenden Kräfte, so daß sich an dem
grundsätzlichen, hier beschriebenen Funktionsprinzip nichts ändert.
[0090] Vorteilhafterweise wird durch eine unterschiedliche konstruktive Ausführung der beiden
Bindeglieder 38, 39 erreicht, daß sich das Verhalten der Bindeglieder 38, 39 voneinander
unterscheidet.
[0091] In einer Ausführungsform soll sich das Verformungsverhalten des oberen Bindegliedes
38 bei Zugbelastung von dem Verformungsverhalten bei Druckbelastung derart unterscheiden,
daß die Dehnung auf Druck größer ist als die Dehnung auf Zug. Anders ausgedrückt soll
das obere Bindeglied 38 zugsteif und zugleich druckweich sein. Zugleich soll sich
das Verformungsverhalten des unteren Bindegliedes 39 bei Zugbelastung nicht von dem
Verformungsverhalten bei Druckbelastung unterscheiden. Das untere Bindeglied 39 ist
daher erneut mit einem rechteckigen Querschnittsprofil versehen, insbesondere als
massive Platte ausgebildet.
[0092] Daß das obere Bindeglied 38 auf Druck anders reagiert als auch Zug, und dies in der
gewünschten Weise, nämlich derart, daß eine zu starke Dehnung auf Zug verhindert wird,
wird in dem illustrierten Beispiel durch eine spezielle konstruktive Gestaltung des
oberen Bindegliedes 38 erreicht, die bei einer Zugbelastung eine Begrenzung der Dehnung
durch Anschläge erlaubt, während Anschläge für eine derartige Begrenzung bei einer
Druckbelastung nicht vorgesehen sind. Hierzu ist es vorgesehen, das obere Bindeglied
38, dessen Grundform ebenfalls eine Platte ist, aus Hohlzellen aufzubauen, so daß
trotz des vergleichsweise geringen Gewichts der entstehenden Hohlkörperkonstruktion
eine hohe mechanische Steifigkeit entsteht. Der Aufbau ist wabenförmig, d.h. die Zellen
40, aus denen das obere Bindeglied 38 aufgebaut ist, schließen sich unmittelbar aneinander
an. Dabei weisen die Hohlräume 42 der Zellen 40 im Querschnitt eine viereckige Form
auf und sind schräg zur Sitzlängsrichtung 14 ausgerichtet, so daß sich die Form von
Rauten ergibt. Auf diese Weise lassen sich vergleichsweise große, in diesem Fall durch
Druck hervorgerufene Verformungen verwirklichen, ohne daß dies zu großen Spannungen
im Material führt. Die Zellwände 43 verlaufen dabei derart, daß sie sich im Bewegungsablauf
verformen können, hier vorteilhafterweise quer zur Sitzlängsrichtung 14.
[0093] Die stabförmigen Anschlagselemente 41 sind jeweils paarweise in den Hohlräumen 42
der Zellen 40 angeordnet und zwar derart, daß sich zugeordneten Anschlagselemente
41 bei einer Zugbelastung des oberen Bindegliedes 38 mit ihren Kopfenden aneinander
anschlagen und dadurch eine weitere Dehnung des oberen Bindegliedes 38 verhindern.
Gleichzeitig erfolgt die Druckbelastung des unteren Bindegliedes 39.
[0094] Auf diese Weise wird eine ungewollte Verformung des Verbindungsstücks 33 und damit
ein Einsinken des vorderen Bereiches 24 des Sitzträgers 3 in zweiten Lastfall verringert,
während die gewünschte Schwenkbewegung im ersten Lastfall sowohl ermöglicht als auch
nicht behindert wird. Alternative konstruktive Ausführungen des oberen Bindeglieds
38 sind ebenfalls möglich.
[0095] Das sich daraus ergebende Verformungsverhalten des Verbindungsstücks 33 beeinflußt
die Bewegung bzw. die Bewegungsbahn des Verbindungspunktes von Sitzträger 3 und Basisträger
1, der durch das Drehgelenk 23 gebildet ist. Zum anderen wird dadurch auch die Größe
der Gegenkraft und damit den Schwenkwiderstand der Stuhlmechanik 10 bei einem Verschwenken
des Rückenlehnenträgers 4 nach hinten definiert.
[0096] In einer alternativen Variante, wie in den Fig. 7 und 8 dargestellt, ist das Verbindungsstück
33 wieder eingliedrig ausgebildet. Der verformbare Abschnitt 34 ist jedoch aus übereinanderliegenden
Ebenen 48, 49 aufgebaut, die sich konstruktiv voneinander unterscheiden und aus diesem
Grund ebenfalls ein unterschiedliches Verformungsverhalten aufweisen. Die Ebenen 48,
49 verlaufen, ebenso wie die Bindeglieder 38, 39 zuvor, entsprechend der Längserstreckung
des Verbindungsstücks 33 in Sitzlängsrichtung 14.
[0097] Es gibt mindestens eine obere Ebene 48, die vorzugsweise die oberste Ebene des verformbaren
Abschnitts 34 ist, und mindestens eine untere Ebene 49, die vorzugsweise die unterste
Ebene des verformbaren Abschnitts 34 ist, welche sich beide nach Art von Randfasern
eines Biegebalkens im Sinne der Festigkeitslehre verhalten, während die neutrale Faser
15 in einer Zwischenebene 47 zwischen diesen beiden Ebenen 48, 49 verläuft.
[0098] Das gesamte plattenförmige Verbindungsstück 33 ist als Hohlkammerstruktur aufgebaut.
Die obere Ebene 48 entspricht in ihrem konstruktiven Aufbau dem oberen Bindeglied
38 der zuvor beschriebenen Variante. Die Zwischenebene 47 und die untere Ebene 49
sind ebenfalls wabenförmig mit sich unmittelbar aneinander anschließenden Zellen aufgebaut.
Wie bei der zuvor beschriebenen Variante ist die Stärke der Zellwände im Vergleich
zu den Abmessungen der Hohlräume vergleichsweise gering, so daß die gewünschte Verformbarkeit
möglich wird.
[0099] In dem ersten Lastfall führt das Aufbringen einer waagerecht nach hinten wirkenden
Zuglast auf den Verbindungspunkt von Sitzträger 3 und Basisträger 1, gebildet von
dem Drehgelenk 23, zu einer Druckbelastung der oberen Ebene 48 und gleichzeitig zu
einer Zugbelastung der unteren Ebene 49. In dem zweiten Lastfall führt das Aufbringen
einer senkrecht nach unten wirkenden Drucklast auf das Drehgelenk 23 zu einer Zugbelastung
der oberen Ebene 48 und gleichzeitig zu einer Druckbelastung der unteren Ebene 49.
[0100] Erneut wird bei einer Zugbelastung die Dehnung der oberen Ebene 48 durch Anschläge
begrenzt, während eine entsprechende Begrenzung für eine durch Druckbelastung hervorgerufene
Verformung nicht vorgesehen ist. Die in der oberen Ebene 48 vorgesehenen Anschläge
sind auf dieselbe Weise gebildet, wie bei der in Fig. 6 illustrierten Variante, d.h.
mittels Anschlagselementen 41, 42, die bei einer Zugbelastung der oberen Ebene 48
im zweiten Lastfall aneinander anschlagen und dadurch eine zu große Dehnung der oberen
Ebene 48 verhindern.
[0101] Das Verformungsverhalten der oberen Ebene 48 bei Zugbelastung unterscheidet sich
von dem Verformungsverhalten bei Druckbelastung derart, daß die Dehnung auf Druck
größer ist als die Dehnung auf Zug. Anders ausgedrückt ist die obere Ebene 48 zugsteif
und druckweich.
[0102] In den Fig. 6 und 7 sind die neutralen Fasern 15 symbolhaft mittig zwischen den beiden
Bindegliedern 38, 39 bzw. Ebenen 48, 49 eingezeichnet; tatsächlich verläuft die neutrale
Faser 15 sehr viel näher an dem unteren Bindeglied 39 bzw. der unteren Ebene 49.
[0103] Das Prinzip, bei der Konstruktion des Verbindungsstücks 33 konstruktiv und/oder funktional
getrennte Bindeglieder oder Ebenen zu verwenden, läßt sich auch auf andere Ausführungsformen
der Erfindung übertragen. Vorteilhafterweise läßt sich dadurch erreichen, daß das
Verbindungsstück 33 ein Verformungsverhalten aufweist, bei dem es sich in dem ersten
Lastfall stärker verformt als in dem zweiten Lastfall. Der verformbare Abschnitt 34
des Verbindungsstücks 33 ist bei einem Verschwenken des Rückenlehnenträgers 4 nach
hinten weicher als bei einer Belastung des vorderen Bereiches 24 des Sitzträgers 3
aufgrund eines Besitzens der Sitzvorderkante. Idealerweise ist der verformbare Abschnitt
34 des Verbindungsstücks 33 bei einer Belastung des vorderen Bereiches 24 des Sitzträgers
3 steif oder im wesentlichen steif, während er bei einem Verschwenken des Rückenlehnenträgers
4 nach hinten eine gewünschte Verformung zuläßt.
[0104] In einer weiteren Variante, wie in Fig. 9 und 10 dargestellt, reicht der verformbare
Abschnitt 34 des Verbindungsstücks 33 nicht bis unmittelbar an das dritte Drehgelenk
23 heran. Der vordere Endbereich 36, nämlich der den Platz für das Drehgelenk 23 zur
Verfügung stellende starre Bereich des Verbindungsstücks 33, erstreckt sich soweit
in Richtung Grundkörper 31, daß der verformbare Abschnitt 34 des Verbindungsstücks
33, der wieder zweigliedrig mit einem oberen Bindeglied 38 und einem unteren Bindeglied
39 ausgeführt ist, derart an den vorderen Endbereich 36 anbindet, daß beide Bindeglieder
38, 39 unter Ausbildung eines virtuellen Drehpunktes 51 an einer Stelle aufeinandertreffen,
die von der Position der dem Drehgelenk 23 zugeordneten Querachse 13 beabstandet ist.
Das Drehgelenk 23, genauer die Querachse 13, ist dabei genau senkrecht über dem virtuellen
Drehpunkt 51 angeordnet. Der Abstand 52 zwischen dem virtuellen Drehpunkt 51 und der
Querachse 13 bestimmt einen Hebel definierter Länge. Treffen die beiden Bindeglieder
38, 39 voneinander beabstandet auf den vorderen Endbereich 36 auf, ergibt sich ein
resultierender virtueller Drehpunkt, der genau senkrecht unter der Querachse 13 angeordnet
ist.
[0105] In dem ersten Lastfall erzeugt die an dem Drehgelenk 23 angreifende Kraft aufgrund
dieses Hebels ein Drehmoment, welches sowohl auf das obere Bindeglied 38 als auch
auf das untere Bindeglied 39 wirkt und beide Bindeglieder 38, 39 auf Biegung beansprucht,
siehe Fig. 10. Anders ausgedrückt werden beide Bindeglieder 38, 39 verbogen. Das Verbindungsstück
33 läßt eine derartige Verformung zu.
[0106] In dem zweiten Lastfall verläuft die Lastrichtung, also die Wirkungslinie 27 der
an dem Drehgelenk 23 angreifenden Kraft, durch den virtuellen Drehpunkt 51, siehe
Fig. 9. Da der Hebel somit nicht wirkt, ist das auf das Verbindungsstück 33 wirkende
Drehmoment gleich Null. Das untere Bindeglied 39 wird dann ausschließlich auf Druck
belastet, während das obere Bindeglied 38 ausschließlich auf Zug belastet wird. Es
treten daher in diesem Lastfall nahezu keine Kräfte auf, die ein Verbiegen der Bindeglieder
38, 39 bewirken würden. Es kommt somit zu keiner wesentlichen Verformung des Verbindungsstücks
33.
[0107] Die Bindeglieder 38, 39 sind beispielsweise als Stäbe ausgeführt. Alternative Ausführungen,
bei denen die Bindeglieder 38, 39 als Balken, Platten usw. ausgeführt sind, sind ebenfalls
möglich.
[0108] Neben den Formen und den Verläufen der Querschnitte der Bindeglieder 38, 39 spielen
die gewählten Längen der Bindeglieder 38, 39 ebenso wie die Positionen der Anbindung
der Bindeglieder 38, 39 an den Grundkörper 31 des Basisträgers 1 und die Wahl der
Winkel, welchen die Bindeglieder 38, 39 zur Waagerechten einnehmen, eine Rolle bei
der Bereitstellung der gewünschten Bindegliederfunktionalität. Insbesondere die Form
der Bewegung des Sitzträgers 3 und die Größe der Rückstellkräfte können damit gezielt
eingestellt werden.
[0109] Ein Auseinanderfallen der Position eines realen Drehgelenks 23 und der Position eines
sich aufgrund der Verwendung eines erfindungsgemäßen Verformungselements 8 ergebenden
virtuellen Drehpunkts 51 zur Erzeugung lastfallabhängiger Bewegungsunterschiede läßt
sich auch auf andere Ausführungsformen der Erfindung übertragen.
[0110] Vor einer Beschreibung einer zweiten Schwenkmechanik und anderer Ausführungsbeispiele
werden nachfolgend weitere Eigenschaften des Verformungselements 8 erläutert, die
sowohl im Zusammenhang mit der ersten Schwenkmechanik als auch im Zusammenhang mit
diesen anderen Ausführungsbeispielen und im Zusammenhang mit anderen, hier nicht beschriebenen
Ausführungsbeispielen der Erfindung relevant sein können.
[0111] Die bereitzustellende Schwenkmechanik 10 unterliegt einer zyklischen Belastung und
muß aus diesem Grund bis zu mehrere hunderttausend Lastwechsel aushalten. Damit die
Dauerfestigkeit gewährleistet ist, muß der unter Verformung auftretende Kraftverlust
(Relaxation) begrenzt werden. Dies wird vorzugsweise dadurch erreicht, daß die Schwenkmechanik
10 keiner dauerhaften und hohen Vorspannung ausgesetzt ist.
[0112] Zwar ist eine gewisse geringe Vorspannung bereits wegen der Toleranzen bei der Maßhaltigkeit
der Bauteile in dem System vorhanden. Eine geringe Vorspannung kann auch gewünscht
und notwendig sein, damit die Rückenlehne überhaupt aufrecht steht. In bevorzugter
Ausführung ist eine Schwenkmechanik 10, die ein erfindungsgemäßes Verformungselement
8 aufweist, jedoch so aufgebaut, daß keine wesentliche Vorspannung des Verformungselements
8 benötigt wird. Die Vorspannung des Verformungselements 8 ist jedenfalls in allen
erfindungsgemäßen Varianten so gering, daß keine die Funktionstüchtigkeit beeinträchtigende
Relaxation des Verformungselements 8 stattfindet.
[0113] Diese Vorspannungsfreiheit wird vorzugsweise dadurch realisiert, daß die Stuhlmechanik
als sogenannte "selbsteinstellende" Mechanik aufgebaut ist, wie nachfolgend erläutert.
[0114] Die Erfindung ist bei Stuhlmechaniken 10 mit unterschiedlicher Anzahl n realer Drehpunkte
einsetzbar (n=0, 1, 2, 3, ...).
[0115] Durch die Position der Drehpunkte zueinander wird die Art der Schwenkbewegung wesentlich
bestimmt, insbesondere die relative Bewegung von Sitzträger 3 und Rückenlehnenträger
4 zueinander. Als besonders vorteilhaft hat es sich erwiesen, wenn die Erfindung bei
solchen Stuhlmechaniken 10, insbesondere Synchronmechaniken, eingesetzt wird, die
als "selbsteinstellende" Mechaniken ausgeführt sind. Diese zeichnen sich dadurch aus,
daß das Gewicht des auf dem Stuhl sitzenden Benutzers der Schwenkbewegung entgegenwirkt.
Mit anderen Worten hebt sich der Benutzer des Stuhles durch eine Belastung der Rückenlehne
selbst nach oben, indem er beim Betätigen der Stuhlmechanik 10 durch Zurückdrücken
der Rückenlehne gegen sein eigenes, auf dem Sitz aufliegendes Gewicht arbeitet. Der
gewünschte Schwenkwiderstand stellt sich somit quasi selbsttätig aufgrund des Gewichtes
des Benutzers ein.
[0116] Aufgrund des Prinzips der "Selbsteinstellung" erzeugt das Gewicht des Benutzers ein
ausreichend großes Drehmoment auf den Rückenlehnenträger 4. Dieses Drehmoment kann
vollständig oder teilweise) von dem als Energiespeicherglied wirkenden Verformungselement
8 aufgenommen werden. Es werden daher keine großen Vorspannungen benötigt.
[0117] Vorzugsweise wird durch die gewählte Position der Drehpunkte bzw. Schwenkachsen 11,
12, 13 eine für eine selbsteinstellende Mechanik 10 erforderlichen Hebelgeometrie
bereitgestellt, bei der, sowohl in der unverschwenkten Grundstellung als vorzugsweise
auch in der maximal nach hinten verschwenkten Stellung, die quer zu der Sitzlängsrichtung
14 angeordnete Hauptschwenkachse 11 der Verbindung des Rückenlehnenträgers 4 mit dem
Basisträger 1 in Sitzlängsrichtung 14 gesehen hinter dem Anlenkpunkt 22 des Rückenlehnenträgers
4 an dem Sitzträger 3 angeordnet ist, also hinter derjenigen Schwenkachse 12, die
den Ort der Krafteinleitung in den Sitzträger 3 definiert.
[0118] Ein Verschwenken des Rückenlehnenträgers 4 nach hinten bewirkt dann ein Anheben des
Sitzträgers 3 entsprechend der durch das Zusammenwirken von Rückenlehnenträger 4,
Basisträger 1 und Sitzträger 3 definierten Bewegungskurve. Insbesondere induziert
ein Verschwenken des Rückenlehnenträgers 3 in Schwenkrichtung 7 nach hinten eine unmittelbare
anhebende Bewegung des hinteren Bereichs 25 des Sitzträgers 3 und zugleich eine unmittelbare
anhebende Bewegung des vorderen Bereichs 24 des Sitzträgers 3. Dadurch, daß der Sitzträger
3 nicht nur in seinem hinteren Bereich 25 angehoben wird, sondern daß gleichzeitig
auch ein Anheben des vorderen Bereichs 24 des Sitzträgers 3 erfolgt, erfolgt ein synchrones
Mitführen des Sitzträgers 3 in einem definierten Verhältnis zum Rückenlehnenträger
4 nach hinten oben. Da der auf der Sitzfläche sitzende Benutzer bei einem Verschwenken
der Rückenlehne in eine hintere Position eine die Bewegung der Rückenlehne nachvollziehende
Bewegung vollführt, wird der sogenannten "Hemdauszieheffekt" besonders wirkungsvoll
verhindert.
[0119] Das erfindungsgemäße Verformungselement 8 kann auch bei Stuhlmechaniken eingesetzt
werden, die nicht als "selbsteinstellende" Mechaniken ausgeführt sind, insbesondere
bei Mechaniken, bei denen das Vorhandensein einer nicht vernachlässigbaren Vorspannung
für das ordnungsgemäße Funktionieren erforderlich ist. Dabei kann es sich insbesondere
um "hybride" Stuhlmechaniken handeln, die neben dem erfindungsgemäßen Verformungselement
8 separate Energiespeicherelemente, wie Stahlfedern, verwenden.
[0120] Bei der erfindungsgemäßen Verwendung eines Verformungselements 8 als Teil einer Komponente
oder Baugruppe einer Stuhlmechanik 10 sind vorzugsweise Anschläge vorgesehen, die
sowohl bei einer Schwenkbewegung des Rückenlehnenträgers 4 oder des Sitzträgers 3
in die vordere und hintere Endposition als auch bei einer Beaufschlagung des Sitzträgers
3 durch einen Benutzer, die zu einer Absenkbewegung des Sitzträgers 3 führt, als kräfteaufnehmende
Elemente eine Überlastung des Verformungselements 8 verhindern. Mit anderen Worten
sind vorzugsweise Anschläge zum Abfangen von Sitzlasten, also zum Abfangen von Bewegungen
von Mechanikkomponenten nach unten, als auch Anschläge zum Begrenzen der Bewegung
von Mechanikkomponenten nach vorn und hinten vorgesehen. Eine Bewegung der gesamten
Stuhlmechanik nach unten wird typischerweise durch eine in der Stuhlsäule 20 verbaute
Gasfeder begrenzt, die einen geeigneten Anschlag bereitstellt.
[0121] Vorzugsweise sind Anschläge vorgesehen, die eine Bewegung der Schwenkmechanik 10
nach vorn und hinten derart begrenzen, daß die durch die Schwenkbewegung der Mechanik
hervorgerufenen Lasten nicht über das Verformungselement 8 übertragen werden. Geeignete
Anschlagflächen sind typischerweise am Basisträger 1 ausgebildet.
[0122] Nachfolgend wird eine zweite Schwenkmechanik 10 beschrieben. Diese entspricht in
ihrem grundsätzlichen Aufbau im wesentlichen der ersten Schwenkmechanik, wie sie in
den Fig. 2 bis 5 abgebildet ist, unterscheidet sich jedoch in der Ausführung des Verbindungsstücks
33, das nachfolgend als fünfte Ausführung bezeichnet wird.
[0123] Bei der in den Fig. 11 und 12 abgebildeten Ausführungsform ist wie bei der in den
Fig. 7 und 8 dargestellten Variante der verformbare Abschnitt 34 des Verbindungsstücks
33 aus übereinanderliegenden Ebenen 48, 49 aufgebaut, die sich konstruktiv voneinander
unterscheiden und aus diesem Grund ein unterschiedliches Verformungsverhalten zeigen.
[0124] Der konstruktive Aufbau des Verbindungsstücks 33 entspricht im wesentlichen dem Aufbau
des in Fig. 7 dargestellten Verbindungsstücks 33. Die obere Ebene 48 weist jedoch
anders als dort keine Anschlagelement auf.
[0125] Während die obere Ebene 48 mit einer geschlossen Oberseite ausgeführt ist, ist, als
Besonderheit der fünften Ausführung des Verbindungsstücks 33, die untere Ebene 49
derart ausgeführt, daß in der Ebenenstruktur eine Mehrzahl in Sitzlängsrichtung 14
voneinander beabstandeter, in Querrichtung verlaufender Schlitze 64 vorgesehen sind,
deren Schlitzöffnungen nach unten weisen. Die Schlitze 64 sind anders ausgedrückt
in der Unterseite 65 der unteren Ebene 49 angebracht.
[0126] In der unbelasteten Grundstellung der Stuhlmechanik 10, bei der weder der Rückenlehnenträger
4 nach hinten verschwenkt noch der Sitzträger 3 durch einen Benutzer beaufschlagt
ist, befinden sich die Schlitze 64 in ihrem Normalzustand, bei dem sie minimal geöffnet
sind. Die die Schlitze 64 definierenden Wände der unteren Ebene sind mit anderen Worten
im Bereich der Schlitze 64 durch einen dünnen Luftspalt voneinander beabstandet.
[0127] In dem ersten Lastfall, der eine Zugbelastung der unteren Ebene 49 bewirkt, öffnen
sich die Schlitze 64. Das Verbindungsstück 33 ist weicher, weist also eine geringere
Steifigkeit auf, als in dem zweiten Lastfall.
[0128] In dem zweiten Lastfall, der eine Druckbelastung der unteren Ebene 49 bewirkt, schließen
sich die Schlitze 64. Die die Schlitze 64 definierenden Wände der unteren Ebene 49
berühren einander. Die Gegenkraft, die der bei einer Belastung des vorderen Bereichs
24 des Sitzträgers 3 senkrecht nach unten wirkenden Drucklast entgegenwirkt, nimmt
zu. Das Verbindungsstück 33 wird härter, weist also einen höheren Widerstand gegen
eine Verformung auf, als in dem ersten Lastfall.
[0129] Durch das Öffnen bzw. Schließen der Schlitze 64 in der unteren Ebene 49 wird im Sinne
der Festigkeitslehre die Lage der neutralen Faser 15 innerhalb des verformbaren Abschnitts
34 verschoben und damit der Abstand der neutralen Faser 15 zu der oberen Randfaser
(nicht dargestellt) verändert, die nahe der Oberseite 66 des oberen Ebene 48 verläuft.
Auf diese Weise wird unmittelbar die Biegesteifigkeit des Verbindungsstücks 33 beeinflußt.
Durch die Anzahl, Anordnung und Ausführung der Schlitze 64, insbesondere deren Tiefe,
kann die Verformbarkeit des Verbindungsstücks 33 definiert vorgegeben werden.
[0130] Im Ergebnis ist der verformbare Abschnitt 34 des Verbindungsstücks 33 bei einer Belastung
der Sitzvorderkante, d.h. einer Belastung des vorderen Bereichs 24 des Sitzträgers
3, steif, während er bei einem Verschwenken des Rückenlehnenträgers 4 nach hinten
eine Verformung zuläßt.
[0131] Wie bei allen anderen hier beschriebenen Ausführungsformen der Erfindung, ist das
Verbindungsstück 33 derart ausgeführt, daß die notwendige Steifigkeit vorhanden ist,
um den gewünschten Schwenkwiderstand zur Schwenkmechanik 10 bei einem Verschwenken
des Rückenlehnenträgers 4 zu erreichen. Die Steifigkeit des Verformungselements 8
entspricht im übertragenen Sinn einer durch eine bestimmte Federrate erzielbaren Härte
eines separaten Federelements, wie es bei herkömmlichen Schwenkmechaniken anstelle
des erfindungsgemäßen integralen Verformungselements 8 zum Einsatz kommt.
[0132] Wie auch bei den zuvor beschriebenen Mechanikvarianten ist vorteilhafterwiese ein
Anschlag (nicht abgebildet) zwischen Basisträger 1 und Rückenlehnenträger 4 vorgesehen,
der bei einem Besitzen des Stuhls eine zu starke Bewegung des Rückenlehnenträgers
4 entgegen der Schwenkrichtung 7 nach vorm verhindert.
[0133] Das Prinzip einer mit Hilfe von Schlitzen 64 oder anderen geeigneten Öffnungen erzielbaren
Bewegungsbegrenzung läßt sich bedarfsweise auch auf das obere Bindeglied bzw. die
obere Ebene übertragen. Ebenso ist dieses Prinzip mit weiteren Varianten kombinierbar
bzw. läßt sich auf andere Ausführungsformen der Erfindung übertragen. So kann das
Verbindungsstück 33 vorteilhafterwiese mit einem oberen Bindeglied bzw. einer oberen
Ebene mit Anschlagselementen 41, 42 sowie gleichzeitig mit einem unteren Bindeglied
bzw. einer unteren Ebene mit Schlitzen 64 versehen sein.
[0134] Die bisher beschriebenen Schwenkmechaniken 10 wiesen drei reale Drehpunkte auf, die
durch Drehgelenke 21, 22, 23 mit Querachsen 11, 12, 13 definiert waren. Die Erfindung
ist aber auch auf Schwenkmechaniken mit einer anderen Anzahl von realen Drehpunkten
anwendbar. Beispielhaft erfolgt die Verwendung eines Verformungselements 8 im Sinne
der vorliegenden Erfindung bei einer Schwenkmechanik mit nur einem realen Drehgelenk,
wobei die in Fig. 1 gezeigten drei Drehgelenke 143, 144, 145 durch virtuelle Drehpunkte
ersetzt sind.
[0135] Die Idee, durch Verwendung eines geeignet ausgebildeten Bauteils, d.h. eines Bauteils,
das sich durch eine geeignete Materialauswahl sowie eine geeignete Teilegeometrie
auszeichnet, auf eine separate Federanordnung, eine Anzahl Federelemente oder einen
anderen Energiespeicher für die Bewerkstelligung einer Schwenkbewegung oder die Realisierung
einer Bewegung einer Komponente eines Sitzmöbels, insbesondere die Rückstellung eines
Rückenlehnenträgers bei einem Bürostuhl, verzichten zu können, läßt sich nicht nur
bei Schwenkmechaniken 10 anwenden, beispielsweise so, wie weiter oben angegeben. Ein
bauteilintegriertes, insbesondere als Energiespeicher dienendes Verformungselement
8 kann auch auf andere Weise in einer Stuhlmechanik eingesetzt werden. Am Beispiel
eines Rückenlehnenstabes 130 ist nachfolgend der Einsatz eines solchen in eine Komponente
integrierten Verformungselements 8 beschrieben.
[0136] Dabei sind alle Angaben hinsichtlich der Eigenschaften des zu verwendenden Materials
und der Materialauswahl sowie hinsichtlich der geometrischen Gestaltung, die oben
im Zusammenhang mit einem dort beschriebenen, als Komponente einer Schwenkmechanik
dienenden Verformungselement 8 genannt wurden, auch auf solche Verformungselemente
8 übertragbar, deren Verformbarkeit in keinem zwingenden Zusammenhang mit der Ausführbarkeit
der Schwenkbewegung einer Stuhlmechanik stehen, sondern lediglich als Komponenten
oder Komponententeile dienen, die eine bestimmte Bewegbarkeit einer Mechanik oder
einer Mechanikbaugruppe bereitstellen. Das Verformungselement 8 kann mit anderen Worten
auch so eingesetzt werden, daß es nicht zwingend für eine Ausführung einer Bewegung
der gesamten Stuhlmechanik erforderlich ist, sondern lediglich eine Bewegung eines
einzelnen Teils, einer Komponente oder einer Baugruppe einer Stuhlmechanik oder eines
anderen Teils eines Stuhls oder eines anderen Sitzmöbels ermöglicht.
[0137] Das nachfolgend beschriebene Verformungselement 8 steht in keinem Zusammenhang mit
einer "Freiheitsgrad Null"-Mechanik, ermöglicht also nicht nur aufgrund seiner Verformbarkeit
die Durchführung einer Schwenkbewegung. Statt dessen kann das Verformungselement 8
auch in einer herkömmlichen Stuhlmechanik verwendet werden.
[0138] In den Fig. 13 bis 16 dargestellt ist ein im wesentlichen L-förmiger Rückenlehnenstab
130, der mit seinem kurzen Schenkel 131, der sich im montierten Zustand mehr oder
weniger horizontal erstreckt, auf bekannte Weise mit Hilfe von geeigneten Verbindungselementen
an einem Rückenlehnenträger 4 montierbar ist, während an seinem lange Schenkel 132,
der sich im montierten Zustand mehr oder weniger vertikal erstreckt, gegebenenfalls
auch in Sitzlängsrichtung 14 nach vorn geneigt ist, eine höhenverstellbare Rückenlehne
des Stuhls montiert ist (nicht dargestellt), zu welchem Zweck hierfür geeignete Befestigungsmittel
vorgesehen sind.
[0139] Derartige Rückenlehnenstäbe 130 sind üblicherweise starr oder im wesentlichen starr
ausgeführt, insbesondere auch deshalb, weil durch ein Anlehnen an die Rückenlehne
ein Verschwenken des Rückenlehnenträgers 4 nach hinten und damit bei Synchron- und
Wippmechaniken eine Folgebewegung des Sitzträgers 3 induziert werden soll.
[0140] Erfindungsgemäß ist es nun vorgesehen, einen Abschnitt des Rückenlehnenstabes 130,
nämlich das Verbindungsteil 133 zwischen den beiden Schenkeln 131, 132 verformbar
auszuführen.
[0141] Der verformbare Abschnitt 134 dieses Verbindungsteils 133 entspricht in der hier
beschriebenen Ausführungsform im wesentlichen dem Bereich der Biegung zwischen den
linear verlaufenden Schenkeln 131, 132 des Rückenlehnenstabes 130. Durch die Verwendung
eines derartigen Rückenlehnenstabes 130 in einer Wippmechanik wird anstelle eines
gemeinsamen Verschwenkens von Sitz und Rücken als Bewegungseinheit auf einer gemeinsamen
Bewegungsbahn, wie es bei einer klassischen Wippmechanik auftritt, ein dem Schwenkverhalten
einer Synchronmechanik nachempfundenes Bewegungsverhalten erzeugt, bei dem ein Verschwenken
der Rückenlehne nach hinten in einer abweichenden Folgebewegung des Sitzes resultiert.
Zwar kommt es zu keiner bestimmten, d.h. definiert gesteuerten Bewegung des Sitzträgers
3. Jedoch bewegt sich der Sitz aufgrund der "weichen" Kopplung mit der Rückenlehne
auf einer abweichenden Bewegungsbahn, die der einer klassischen Synchronmechanik mit
festen Kopplungsverhältnissen ähnelt.
[0142] Die Steifigkeit, die benötigt wird, um die Brauchbarkeit eines solchen Bauteils als
Komponente einer Stuhlmechanik zu gewährleisten, wird im wesentlichen durch die verwendete
Teilegeometrie bereitgestellt. So kann zur Beeinflussung der Steifigkeit der Aufbau
des Mittelabschnitts 134 ein konstruktiver Aufbau gewählt werden, der im wesentlichen
dem Aufbau des Mittelabschnitts 34 entspricht, wie er im Zusammenhang mit Fig. 11
erläutert wurde, wobei durch die Anzahl der vorgesehenen konstruktiven Ebenen die
Steifigkeit des Mittelabschnitts 134 eingestellt werden kann.
[0143] Fig. 13 bis 16 zeigen einen verformbaren Abschnitt 134 mit einem Ebenenaufbau, wie
im Zusammenhang mit Fig. 7 und 8 bzw. 11 und 12 erläutert. Dabei ist die Oberseite
66 der (innen liegenden, kurzen) oberen Ebene 48 des Abschnitts 134 in Fig. 13 und
15 geschlossen, d.h. mit einer durchgehenden, die Ebene 48 nach oben abschließenden
Oberfläche ausgeführt, während Fig. 16 eine Ausführung mit einer nach oben offen strukturierten
oberen Ebene 48 abbildet, bei der die Oberfläche wie in den Fig. 6 und 7 bzw. 11 und
12 durch schräg verlaufende Zellwände gebildet wird, so daß sich die obere Ebene 48
und damit der Abschnitt 134 leichter verformen läßt. In allen drei Varianten sind
in der (außen liegenden, langen) unteren Ebene 49 Schlitze 64 vorgesehen, die zur
Erhöhung der Steifigkeit des Mittelabschnitts 134 dienen, wie unten erläutert.
[0144] Die Schlitze 64 können dabei kürzer (Fig. 15) oder länger (Fig. 16) ausgebildet sein,
d.h. mehr oder weniger weit in Richtung der neutralen Faser verlaufen. Die Schlitze
64 verlaufen in den die Hohlräume 44 begrenzenden Zellwänden 43 (Fig. 15 und 16) oder
stellen eine Verbindung dieser Hohlräume 44 mit der außenliegenden Unterseite 65 des
Mittelteils 34 (Fig. 13).
[0145] Bei einer beginnenden Verschwenkung des Rückenlehnenträgers 4 nach hinten sind die
Schlitze 64 geöffnet. Je weiter die Verschwenkung erfolgt, desto mehr schließen sich
die Schlitze 64, bis sie sich bei dem Erreichen des maximal nutzbaren Schwenkwinkels
schließen, wodurch sich die Biegesteifigkeit des Mittelteils 34 schlagartig erhöht.
Die Schlitze 64 dienen somit als Anschlagselemente zur Begrenzung einer Verformung
des Rückenlehnenstabes 130 bei einer Bewegung nach hinten. Die gewählte Waben- oder
Hohlraumstruktur dient der Versteifung des Verbindungsteils 133 bei einer Bewegung
nach vorn. Soll bei einer bestimmten Vorwärtsbewegung des Rückenlehnenstabes 130 eine
schlagartige Versteifung erfolgen, können auch an der Oberseite 66 Schlitze 64 vorgesehen
sein.
[0146] Durch die Beschreibung des letzten Ausführungsbeispiels wird deutlich, daß die Erfindung
nicht nur auf Stuhlmechaniken und deren Komponenten oder Baugruppen anwendbar ist.
Das erfindungsgemäße integrierte Verformungselement 8, das zuvor beispielhaft in Gestalt
eines Verbindungsstücks 33 bzw. eines verformbaren Abschnitts 34 beschrieben wurde,
kann auch in anderen Teilen einer Sitzbaugruppe, in der Rückenlehne, in den Armlehnen,
im Sitz, in weiteren Anbauteilen des Stuhls oder in einem Untergestell, wie einem
Fußkreuz, zum Einsatz kommen, um als Energiespeicher zu dienen.
[0147] Vorzugsweise ist das Verformungselement 8 das einzige energiespeichernde Bauteil
der erfindungsgemäßen Vorrichtung 1, 10, 130. Unter Erzielung zusätzlicher Vorteile
kann das Verformungselement 8 aber auch mit anderen energiespeichernden Bauteilen
kombiniert verwendet werden.
[0148] Die im Zusammenhang mit den oben beschriebenen Ausführungsbeispielen einzelner Schwenkmechaniken
genannten Positionen der Drehpunkte relativ zueinander und relativ zu anderen Konstruktionselementen
der Mechanik sind lediglich als Beispiele für konkrete vorteilhafte Varianten der
Erfindung zu verstehen. Die Erfindung ist auch auf Schwenkmechaniken anwendbar, die
eine andere Anordnung der Drehpunkte aufweisen.
[0149] Vorstehend wurde die Erfindung in erster Linie im Zusammenhang mit Biegeverformungen
des Verformungselements beschrieben, die zur Verwirklichung einer Schwenkbewegung
dienen. Es können aber auch Verformungselemente vorgesehen sein, die einer Biegeverformung
zur Verwirklichung einer Neigebewegung oder einer sonstigen Bewegung unterliegen.
Auch sind andere Verformungen von Verformungselementen, wie beispielsweise Torsionsverformungen,
zur Verwirklichung gleicher oder anderer Bewegungen möglich. Ebenso möglich sind bewußt
herbeigeführte Kombinationen von Verformungsarten, wie beispielsweise gleichzeitige
Biege- und Torsionsverformungen, insbesondere zur Verwirklichung überlagerter Bewegungen
der die Verformungselemente aufweisenden Vorrichtungen in mehr als einer Raumrichtung.
[0150] Alle zu einem Ausführungsbeispiel der Erfindung erläuterten konstruktiven und funktionalen
Merkmale, Eigenschaften und Vorteile im Zusammenhang mit dem Verformungselement sind
auch auf die anderen Ausführungsbeispiele übertragbar.
[0151] Alle in der Beschreibung, den nachfolgenden Ansprüchen und der Zeichnung dargestellten
Merkmale können sowohl einzeln als auch in beliebiger Kombination miteinander erfindungswesentlich
sein.
Bezugszeichenliste
[0152]
- 1
- Basisträger
- 2
- Konusaufnahme
- 3
- Sitzträger
- 4
- Rückenlehnenträger
- 5
- Wange
- 6
- Mitnehmer
- 7
- Schwenkrichtung
- 8
- Verformungselement, Speicherglied
- 9
- Schwenkwinkel
- 10
- Synchronmechanik
- 11
- erste Querachse, Hauptschwenkachse
- 12
- zweite Querachse
- 13
- dritte Querachse
- 14
- Sitzlängsrichtung
- 15
- neutrale Faser
- 16
- hinterer Bereich der Mechanik
- 17
- vorderer Bereich der Mechanik
- 18
- vorderer Bereich des Basisträgers
- 19
- Querrichtung
- 20
- Stuhlsäule
- 21
- erstes Drehgelenk
- 22
- zweites Drehgelenk
- 23
- drittes Drehgelenk
- 24
- vorderer Bereich des Sitzträgers
- 25
- hinterer Bereich des Sitzträgers
- 26
- Kraftrichtung im ersten Lastfall
- 27
- Kraftrichtung im zweiten Lastfall
- 28
- virtueller Drehpunkt
- 29
- virtueller Drehpunkt
- 30
- virtueller Drehpunkt
- 31
- Grundkörper des Basisträgers
- 33
- Verbindungsstück
- 34
- Mittelabschnitt
- 35
- hinterer Endbereich, Anschlußbereich
- 36
- vorderer Endbereich, Anschlußbereich
- 37
- Zwischenraum
- 38
- oberes Bindeglied
- 39
- unteres Bindeglied
- 40
- Zelle
- 41
- Anschlagselement
- 42
- Hohlraum
- 43
- Zellwand
- 47
- Zwischenebene
- 48
- obere Ebene
- 49
- untere Ebene
- 51
- virtueller Drehpunkt
- 52
- Abstand, Hebellänge
- 53
- Aufnahme
- 54
- Längskante
- 55
- Schenkel
- 56
- Öffnung
- 57
- Spitze
- 58
- Oberglied
- 59
- Unterglied
- 60
- Teilunterglied
- 61
- Seitenwand
- 64
- Schlitz
- 65
- Unterseite
- 66
- Oberseite
- 87
- Rückenlehne
- 130
- Rückenlehnenstab
- 131
- kurzer Schenkel
- 132
- langer Schenkel
- 133
- Verbindungsteil
- 134
- Mittelteil, Schenkelabschnitt
- 139
- Synchronmechanik (Stand der Technik)
- 140
- hinteres Koppelelement
- 141
- vorderes Koppelelement
- 142
- erstes Drehgelenk
- 143
- zweites Drehgelenk
- 144
- dritte Drehgelenk
- 145
- viertes Drehgelenk