[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Aushärten eines Blechs oder Bands aus einer
Aluminiumlegierung der 6xxx Reihe und ein damit hergestelltes Blech oder Band.
[0002] Aus dem Stand der Technik ist es bekannt (vgl.
Ken Takata et Al., "Improvement of Strength-Elongation Balance of Al-Mg-Si Sheet Alloy
by Utilising Mg-Si Cluster and Its Proposed Mechanism", Materials Transactions (2017)), bei Al-Mg-Si Aluminiumlegierungen der 6xxx-Reihe Bruchdehnungs- und Zugfestigkeitswerte
zu verbessern, indem nach einem Lösungsglühen und beschleunigten Abkühlen (Wasserabschrecken)
die Aluminiumlegierung einer im Wesentlichen Mg-Si-Cluster ausbildenden Wärmebehandlung
unterworfen wird. Dies erfolgt beispielsweise bei einer Haltetemperatur von 100 °C
(Grad Celsius) während einer Haltezeit von 24 Tagen, was eine vergleichsweise lange
Prozesszeit insbesondere in Hinblick auf eine industrielle Fertigung darstellt.
Mit höherer Haltetemperaturen kann die Prozesszeit reduziert werden, beispielsweise
bei 180 °C auf 8 bis 10 Stunden. Nachteilig bilden sich bei derart höheren Haltetemperaturen
im Wesentlichen β"-Ausscheidungen, wodurch jene Kombination aus Bruchdehnungs- und
Zugfestigkeitswerten, die aus Wärmebehandlungen mit reduzierten Haltetemperaturen
bekannt sind, nicht erreicht werden können.
[0003] Die Erfindung hat sich daher die Aufgabe gestellt, ein Verfahren der eingangs geschilderten
Art derart zu verbessern, dass bei nahezu gleichen Bruchdehnungs- und Zugfestigkeitswerten
die Prozesszeit für ein Aushärten mit einer Wärmebehandlung bei vergleichsweise niedrigen
Haltetemperaturen reduziert werden kann.
[0004] Die Erfindung löst die gestellte Aufgabe durch die Merkmale des Anspruchs 1.
[0005] Dadurch, dass die Wärmebehandlung ein zweites Halten auf einer zweiten Haltetemperatur
im Bereich von 150 bis 250 °C während einer zweiten Haltezeit sowie ein daran anschließendes,
zweites beschleunigtes Abkühlen umfasst, kann zunächst erwartet werden, dass sich
- wie bei Wärmebehandlungen auf höheren Haltetemperaturen bekannt - auf der einen
Seite Prozesszeiten reduzieren, auf der anderen Seite sich aber nachteilig eine schlechtere
Kombination aus Bruchdehnungs- und Zugfestigkeitswerten durch β" Ausscheidungen ergibt.
Letzteres kann jedoch durch die Vorschrift zur Unterbrechung des ersten Haltens gezielt
vermieden werden, da das zweite Halten mit anschließendem zweiten beschleunigtem Abkühlen
das erste Halten mehrmals unterbricht und dieses erste Halten dadurch in Halteabschnitte,
jeweils auf einer ersten Haltetemperatur im Bereich von 60 bis 140 °C und während
einem ersten Haltezeitabschnitt, der länger als die zweite Haltezeit andauert, teilt.
Mithilfe des unterbrechenden zweiten Haltens im Zusammenwirken mit dem zweiten beschleunigten
Abkühlen kann eine vergleichsweise hohe Anzahl an zusätzlichen Leerstellen in der
6xxx-Legierung erzeugt und eingeschreckt werden, die beim anschließenden ersten Halten
die Mg-Si-Clusterbildung unterstützt und damit die Prozesszeit des Aushärtens unter
erstem Halten erheblich reduziert.
Erfindungsgemäß können daher bei 6xxx-Aluminiumlegierungen (also AlMgSi-Legierungen
der 6000er-Reihe) jene Bruchdehnungs- und Zugfestigkeitswerte deutlich schneller erreicht
werden, welche bei Aushärtung mit einer Ausbildung von im Wesentlichen Mg-Si-Clustern
unter vergleichsweise langen Prozesszeiten bekannt sind.
[0006] Vorzugsweise liegt die erste Haltetemperatur im Bereich von 80 bis 120 °C, um bei
kürzeren ersten Haltezeitabschnitten dennoch eine vergleichsweise hohe Mg-Si-Clusterbildung
bei der 6xxx-Aluminiumlegierung sicherstellen zu können. Vorstehendes ist durch eine
erste Haltetemperatur im Bereich von bei 90 bis 110 °C weiter verbesserbar.
[0007] Die ersten Haltezeitabschnitte sind kleiner gleich 12 Stunden, um im Wesentlichen
alle eingeschreckten Leerstellen zur Ausbildung von Mg-Si-Clustern zu nützen. Vorzugsweise
liegen die ersten Haltezeitabschnitte im Bereich von 2 bis 8 Stunden, um damit eine
ausreichende Anzahl an eingeschreckten Leerstellen zur Ausbildung von Mg-Si-Clustern
zu nützen. Vorstehendes kann durch erste Haltezeitabschnitte im Bereich von 3 bis
6 Stunden weiter verbessert werden.
[0008] Liegt die zweite Haltetemperatur im Bereich von 170 bis 230°C kann ein Temperaturrahmen
vorgeben werden, in welchem unter Berücksichtigung einer vergleichsweise kurzen zweiten
Haltezeit, mit reduzierter Neigung zu β" Ausscheidungen vorteilhaft eine hohe Anzahl
an Leerstellen erzeugt werden können. Vorstehendes ist durch eine zweite Haltetemperatur
im Bereich von 190 bis 210 °C weiter verbesserbar.
[0009] Vorzugweise ist die zweite Haltezeit des zweiten Haltens kleiner gleich 15 Minuten,
um ausreichende Leerstellen bei geringe Ausscheidungsneigung in der 6xxx-Legierung
zu schaffen.
[0010] Das Verfahren zur Aushärtung der 6xxx-Legierung kann weiter verbessert werden, wenn
die zweite Haltezeit (h2) in Sekunden bei mittlerer Kristallkorngröße (KG), gemessen
nach dem Linienschnittverfahren ASTM E112, in Mikrometer und bei zweiter Haltetemperatur
(T2) in Grad Celsius folgende Bedingungen erfüllt:

mit folgenden Parametern
A1= -26400, B1= 5000, C1= 22,00, D1= 1,25 und E1= 0,15
A2= -125000, B2= 29700, C2= 20,75, D2= -0,55 und E2= 0,65
[0011] Vorzugsweise sind die ersten Haltetemperaturen über das gesamte erste Halten gleich.
Vorzugsweise sind mehrere oder alle erste Haltezeitabschnitte gleich. Vorzugsweise
ist das mehrmalige zweite Halten auf einer zweiten Haltetemperatur während einer zweiten
Haltezeit gleich. Vorzugsweise dauert der erste Haltezeitabschnitt der ersten Haltezeitabschnitte
länger als die nachfolgenden ersten Haltezeitabschnitte an.
[0012] Insbesondere erfolgt das erste und/oder zweite beschleunigte Abkühlen mit einer Abkühlrate
von mindestens 20 °C/s, insbesondere von mindestens 50 °C/s, vorzugsweise von mindestens
80 °C/s, erfolgt, um damit die beim zweiten Halten gebildeten Leerstellen zuverlässig
einschrecken zu können.
[0013] Vorzugsweise erfolgt das Aufheizen vom ersten Halten auf das zweite Halten mit einer
Aufheizrate von mindestens 10 °C/s, insbesondere mindestens 50 °C/s.
[0014] Vorzugsweise weist die 6xxx-Aluminiumlegierung von 0,2 bis 1,5 Gew.-% Magnesium (Mg)
und von 0,2 bis 1,5 Gew.-% Silizium (Si) auf - was beim ersten Halten zu einem großen
Ausscheidungsdruck für die Bildung von Mg-Si-Clustern und beim zweiten Halten zu einer
erhöhter Leerstellendichte führen kann.
Optional kann die 6xxx-Aluminiumlegierung ein oder mehrere Elemente aufweisen: bis
1,1 Gew.-% Kupfer (Cu) und/oder bis 0,7 Gew.-% Eisen (Fe) und/oder bis 1,0 Gew.-%
Mangan (Mn) und/oder bis 0,35 Gew.-% Chrom (Cr) und/oder bis 0,25 Gew.-% Zink (Zn)
und/oder bis 0,15 Gew.-% Titan (Ti) und/oder bis 0,1 Gew.-% Vanadium (V) und/oder
bis 0,2 Gew.-% Zirkon (Zr) und/oder bis 0,2 Gew.-% Zinn (Sn).
Als Rest weist die Aluminiumlegierung Aluminium sowie herstellungsbedingt unvermeidbare
Verunreinigungen mit jeweils maximal 0,05 Gew.-% und gesamt höchstens 0,15 Gew.-%
auf.
Zudem kann die Aluminiumlegierung von 0,2 bis 1,2 Gew.-% Magnesium (Mg) aufweisen,
um die Bildung von Mg-Si-Clustern weiter zu erhöhen.
[0015] Vorzugsweise ist die Aluminiumlegierung vom Typ AA6005, AA6016, AA6061, AA6063 oder
AA6082.
[0016] Vorzugsweise weist das Blech oder Band eine Dicke von kleiner 5 mm, insbesondere
von 3 mm auf, um mit dem kurzzeitigen Unterbrechen des ersten Haltens eine ausreichende
Anzahl an Leerstellen zu erzeugen und unerwünschte Ausscheidungen zu unterbinden.
[0017] Außerdem hat sich die Erfindung die Aufgabe gestellt, ein einer Aushärtung unterworfenes
Blech oder Band mit vergleichsweise hohen Bruchdehnungs- und Zugfestigkeitswerten
zu schaffen.
[0018] Die Erfindung löst die gestellte Aufgabe durch die Merkmale des Anspruchs 13.
[0019] Dadurch dass das Blech oder Band dem erfindungsgemäßen Verfahren zur Aushärtung unterworfen
worden ist, kann damit eine ausreichend hohen 0,2 %-Dehngrenze R
p0,2 > 200 MPa und eine ausreichend hohen Bruchdehnung A von > 20 % erreicht werden -
dies mit im Wesentlichen Mg-Si-Clustern in der Aluminiummatrix.
[0020] Vorzugsweise weist die Aluminiumlegierung eine Clusterdichte von mindestens 2 x 10
24 Cluster/m
3 mit einem Guinier Radius > 1 nm (Nanometer) und mit einem Median-Guinier Radius von
> 1,3 nm, gemessen mit einer Atomsonden-Tomographie (LEAP) vom Typ LEAP 3000HR, auf.
[0021] Vorzugsweise liegt die Breite der ausscheidungsfreien Zonen an den Korngrenzen zwischen
3 und 80 nm (Nanometer) liegt, um einen negativen Einfluss auf die Dehnungswerte des
Blechs oder Bands zu beschränken - dies umso mehr, wenn die Breite der ausscheidungsfreien
Zonen an den Korngrenzen zwischen 5 und 50 nm liegt.
[0022] Vorzugsweise weisen die Mg- und Si-haltigen Ausscheidungen, insbesondere vom Typ
Mg
2Si, an den Korngrenzen eine mittlere Größe von 30 bis 100 nm (Nanometer) auf, um ausreichende
Festigkeit bei hohen Dehnwerten sicherstellen zu können - dies insbesondere, wenn
die Ausscheidungen an den Korngrenzen eine mittlere Größe von 50 bis 70 nm aufweisen.
[0023] Zum Nachweis der erzielten Effekte wurden gewalzte Halbzeuge, nämlich als Feinbleche
ausgebildete Bleche A, B und C mit je einer Blechdicke von 1,7 mm (Millimeter) und
einer AA6016 Aluminiumlegierung mit
| Mg Gew.-% |
Si Gew.-% |
Cu Gew.-% |
Fe Gew.-% |
Mn Gew.-% |
Zn Gew.-% |
Ti Gew.-% |
Cr Gew.-% |
| 0,65 |
1,16 |
0,17 |
0,17 |
0,10 |
0,04 |
0,02 |
0,04 |
und als Rest Aluminium sowie herstellungsbedingt unvermeidbaren Verunreinigungen mit
jeweils maximal 0,05 Gew.-% und gesamt höchstens 0,15 Gew.-% hergestellt.
[0024] Diese Bleche A, B und C werden unterschiedlichen Verfahren V1, V2, V3 zur Aushärtung
unterworfen. Diese Verfahren V1, V2, V3 weisen alle andere Wärmebehandlungen auf,
die an ein Lösungsglühen bei 540 °C (Grad Celsius) für 2 min (Minuten) und ein daran
anschließendes, erstes beschleunigtes Abkühlen (nämlich Wasserabschrecken) anschließen.
Verfahren V1 (Stand der Technik):
[0025] Dieses Verfahren ist aus dem Stand der Technik bekannt, bei dem ein Feinblech A,
an das Lösungsglühen und das erste beschleunigte Abkühlen anschließend, einer einstufigen
Wärmebehandlung unterworfen wird. Diese einstufige Wärmebehandlung besteht aus einem
ersten Halten mit einer ersten Haltetemperatur (T1) bei 100 °C und einer ersten Haltezeit
(h1) von 7 Tagen aufweist.
[0026] Zum Unterschied zum Verfahren V1 sind die Wärmebehandlungen der erfindungsgemäßen
Verfahren V2, V3 mehrstufig - wie in Fig. 1 zu erkennen ist.
Diese Mehrstufigkeit bildet sich unter einem viermaligen Unterbrechen eines ersten
Haltens durch ein zweites Halten samt zweiten beschleunigtem Abkühlen. Dadurch teilt
sich das erste Halten in Halteabschnitte.
Diese Halteabschnitte sind voneinander einerseits in den ersten Haltezeitabschnitten
h1a bzw. h1b, h1c, h1d, h1e unterschiedlich, andererseits in der ersten Haltetemperatur
T1 gleich - wobei letzteres jedoch nicht zwingend der Fall sein muss. Jeder Halteabschnitt
kann seine individuelle Haltetemperatur T1 während des individuellen ersten Haltezeitabschnitts
h1a, h1b, h1c, h1d bzw. h1e aufweisen. Die erste Haltetemperatur T1 bzw. ersten Haltetemperaturen
T1 der ersten Haltezeitabschnitte h1a, h1b, h1c, h1d, h1e müssen nur die Bedingung
von 60 bis 140 °C erfüllen.
Verfahren V2 (erfindungsgemäß):
[0027] Feinblech B wurde anschließend an das Lösungsglühen und das erste beschleunigte Abkühlen
einer mehrstufigen Wärmebehandlung in folgender Reihenfolge unterworfen:
- a. erstes Halten auf einer ersten Haltetemperatur T1 bei 100 °C während eines ersten
Haltezeitabschnitts h1a von 3 Stunden;
- b. Erwärmen unter Einbringung in ein Metallbad mit einer Aufheizrate von mehr als
100 °C/s (Grad Celsius pro Sekunde) auf eine zweite Haltetemperatur T2;
- c. zweites Halten auf einer zweiten Haltetemperatur T2 bei 250 °C während einer zweiten
Haltezeit h2 von 12 Sekunden, wobei damit die zweite Haltezeit h2 bei einer Korngröße
KG von 50 µm die Bedingung 11.35 Sekunden ≤ h2 ≤ 39.91 Sekunden erfüllt wird;
- d. zweites beschleunigtes Abkühlen unter Einbringung in ein Metallbad mit einer Abkühlrate
von 80 °C/s auf eine Raumtemperatur (20 °C);
- e. Erwärmen unter Einbringung in ein Ölbad mit einer Aufheizrate von 10 °C/s auf die
erste Haltetemperatur T1;
- f. erstes Halten auf einer ersten Haltetemperatur T1 bei 100 °C während eines ersten
Haltezeitabschnitts h1b bzw. h1c bzw. h1d bzw. h1e von 1 Stunde;
wobei anschließend die Schritte b bis f dreimal wiederholt werden und nach diesen
Wiederholungen anschließend das Feinblech B auf Raumtemperatur, gegebenenfalls beschleunigt,
abgekühlt wird - wie dies in Fig. 1 zu erkennen ist.
[0028] Außerdem kann in Fig. 1 erkannt werden, dass die ersten Haltezeitabschnitte h1a,
h1b, h1c, h1d und h1e deutlich länger als die zweite Haltezeit h2 andauern (vgl. Stunde
in Relation zu Sekunden).
Verfahren V3 (erfindungsgemäß):
[0029] Verfahren V3 unterscheidet sich vom Verfahren V2 ausschließlich im Punkt c, indem
das zweite Halten auf einer zweiten Haltetemperatur T2 bei 205 °C während einer zweiten
Haltezeit h2 von 45 Sekunden durchgeführt wird. Auch diese Haltezeit erfüllt einer
Korngröße KG von 50 µm die Bedingung 28.82 Sekunden ≤ h2 ≤ 101.60 Sekunden.
[0030] Die dem Verfahren V1, V2 bzw. V3 zur Aushärtung unterworfenen Bleche A, B, C wurden
mittels Zugversuchs hinsichtlich ihrer mechanischen Kennwerte 0,2 %-Dehngrenze R
p0,2, Zugfestigkeit R
m, Gleichmaßdehnung A
g und Bruchdehnung A untersucht.
Tabelle 1: Mechanische Kennwerte samt der Wärmebehandlungsdauer (WBD)
| Blech |
Rp0,2 [MPa] |
Rm [MPa] |
Ag [%] |
A [%] |
WBD |
| A |
222 |
331 |
22,8 |
28,4 |
7 Tage |
| B |
200 |
296 |
17,4 |
21,0 |
7 Stunden |
| C |
234 |
329 |
20,2 |
28,5 |
7 Stunden |
[0031] Wie der Tabelle 1 zu entnehmen, erzielen die Bleche B, C bei deutlich reduzierten
Prozesszeiten des Aushärtens nahezu gleiche mechanische Kennwerte - wie dies bei Blech
A der Fall ist und außerdem auch in Fig. 2 erkennbar ist.
[0032] Insbesondere weist das Blech C im Vergleich mit dem Blech A sogar verbesserte mechanische
Kennwerte bei der 0,2 %-Dehngrenze auf, die bekanntermaßen bei Blech A nur mit einer
äußerst langen Prozesszeit von 7 Tage erreichbar sind.
[0033] So ergab eine metallurgische Untersuchung von Blech B und C folgende Ergebnisse:
Blech B:
Breite der ausscheidungsfreien Zonen an den Korngrenzen 69 nm.
Mittlere Größe der Ausscheidungen vom Typ Mg2Si an den Korngrenzen 70 nm.
Blech C:
Breite der ausscheidungsfreien Zonen an den Korngrenzen 31 nm.
Mittlere Größe der Ausscheidungen vom Typ Mg2Si an den Korngrenzen 56 nm.
Clusterdichte von 2,55 x 1024 Cluster/m3 mit einem Median-Guinier Radius von 1,7 nm.
[0034] Blech C weist im Vergleich zu Blech B sowohl eine geringe mittlere Größe der Ausscheidungen
als auch eine geringere Breite der ausscheidungsfreien Zonen auf, was die erhöhen
Festigkeitswerte bei höheren Dehnungswerten nach Tabelle 1 erklärt.
[0035] Erfindungsgemäß kann daher anhand der Verfahren V2 und V3 ein deutlich schnelleres
Verfahren zur Aushärtung von 6xxx-Aluminiumlegierungen geschaffen werden, mit dem
auch herausragende Bruchdehnungs- und Zugfestigkeitswerte aufgrund der Aushärtung
der Aluminiumlegierung unter Bildung von im Wesentlichen Mg-Si-Clustern erreicht werden.
[0036] Insbesondere bei einer gegenüber dem Verfahren V2 niedrigeren zweiten Haltetemperatur
(T2 bei 205 °C) des Verfahrens V3 kann eine deutliche Verbesserung in Richtung eines
Optimums erkannt wenden, der im Bereich von 190 bis 210 °C, liegt.
[0037] Im Allgemeinen wird festgehalten, dass "insbesondere" als "more particularly" ins
Englische übersetzt werden kann. Ein Merkmal, dem "insbesondere" vorangestellt ist,
ist als fakultatives Merkmal zu betrachten, das wegelassen werden kann, und stellt
damit keine Einschränkung, beispielsweise der Ansprüche, dar. Das gleiche gilt für
"vorzugsweise", ins Englische übersetzt als "preferably".
1. Verfahren zum Aushärten eines Blechs oder Bands aus einer Aluminiumlegierung der 6xxx-Reihe
mit folgenden Schritten:
Lösungsglühen des Blechs oder Bands,
erstes beschleunigtes Abkühlen des lösungsgeglühten Blechs oder Bands und Wärmebehandlung
des abgeschreckten Blechs oder Bands, welche Wärmebehandlung ein erstes Halten auf
einer ersten Haltetemperatur (T1) im Bereich von 60 bis 140 °C umfasst,
dadurch gekennzeichnet, dass die Wärmebehandlung
ein zweites Halten auf einer zweiten Haltetemperatur (T2) im Bereich von 150 bis 250
°C während einer zweiten Haltezeit (h2) sowie
ein daran anschließendes, zweites beschleunigtes Abkühlen umfasst, wobei das zweite
Halten mit anschließendem zweiten beschleunigtem Abkühlen das erste Halten mehrmals
unterbricht und dieses erste Halten dadurch in Halteabschnitte, jeweils auf einer
ersten Haltetemperatur (T1) im Bereich von 60 bis 140 °C und während einem ersten
Haltezeitabschnitt (h1a, h1b, h1c, h1d, h1 e), der länger als die zweite Haltezeit
(h2) andauert, teilt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Haltetemperatur (T1) im Bereich von 80 bis 120 °C, insbesondere bei 90
bis 110 °C, liegt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die ersten Haltezeitabschnitte (h1a, h1b, h1c, h1d, h1e) kleiner gleich 12 Stunden
sind, insbesondere im Bereich von 2 bis 8 Stunden, vorzugsweise im Bereich von 3 bis
6 Stunden, liegen.
4. Verfahren nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass die zweite Haltetemperatur (T2) im Bereich von 170 bis 230 °C, insbesondere im Bereich
von 190 bis 210 °C, liegt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die zweite Haltezeit (h2) des zweiten Haltens keiner gleich 15 Minuten ist.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, dass die zweite Haltezeit (h2) in Sekunden bei mittlerer Kristallkorngröße (KG) in Mikrometer
und bei zweiter Haltetemperatur (T2) in Grad Celsius folgende Bedingungen erfüllt:

mit folgenden Parametern
A1= -26400, B1= 5000, C1= 22,00, D1= 1,25 und E1= 0,15
A2= -125000, B2= 29700, C2= 20,75, D2= -0,55 und E2= 0,65
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die ersten Haltetemperaturen (T1) über das gesamte erste Halten gleich sind und/oder
die mehreren oder alle ersten Haltezeitabschnitte (h1a, h1b, h1c, h1d, h1e) gleich
sind und/oder das mehrmalige zweite Halten auf einer zweiten Haltetemperatur (T2)
während einer zweiten Haltezeit (h2) gleich ist.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass das erste und/oder zweite beschleunigte Abkühlen mit einer Abkühlrate von mindestens
20 C/s, insbesondere von mindestens 50 °C/s, vorzugsweise von mindestens 80 °C/s,
erfolgt.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass das Aufheizen vom ersten Halten auf das zweite Halten mit einer Aufheizrate von mindestens
10 °C/s, insbesondere von mindestens 50 °C/s, erfolgt.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet, dass die Aluminiumlegierung
von 0,2 bis 1,5 Gew.-%, insbesondere von 0,2 bis 1,2 Gew.-%, Magnesium (Mg), von 0,2
bis 1,5 Gew.-% Silizium (Si),
optional
| bis 1,1 |
Gew.-% |
Kupfer (Cu), |
| bis 0,7 |
Gew.-% |
Eisen (Fe), |
| bis 1,0 |
Gew.-% |
Mangan (Mn), |
| bis 0,35 |
Gew.-% |
Chrom (Cr), |
| bis 0,25 |
Gew.-% |
Zink (Zn), |
| bis 0,15 |
Gew.-% |
Titan (Ti), |
| bis 0,1 |
Gew.-% |
Vanadium (V), |
| bis 0,2 |
Gew.-% |
Zirkon (Zr), |
| bis 0,2 |
Gew.-% |
Zinn (Sn), |
und als Rest Aluminium sowie herstellungsbedingt unvermeidbare Verunreinigungen aufweist.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Aluminiumlegierung vom Typ AA6005, AA6016, AA6061, AA6063 oder AA6082 ist.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, das Blech oder Band eine Dicke von kleiner 5 mm, insbesondere kleiner 3 mm, aufweist.
13. Blech oder Band aus einer, nach einem Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12
ausgehärteten Aluminiumlegierung der 6xxx-Reihe, dadurch gekennzeichnet, dass das Blech oder Band eine 0,2%-Dehngrenze (Rp0,2) > 200 MPa und eine Bruchdehnung (A) von > 20 % aufweist.
14. Blech oder Band nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass die Aluminiumlegierung eine Clusterdichte von mindestens 2 x 1024 Cluster/m3 mit einem Guinier Radius > 1 nm und mit einem Median-Guinier Radius von > 1,3 nm
aufweist.
15. Blech oder Band nach Anspruch 13 oder 14, dadurch gekennzeichnet, dass die Breite der ausscheidungsfreien Zonen an den Korngrenzen zwischen 3 und 80 nm,
insbesondere zwischen 5 und 50 nm, liegt.
16. Blech oder Band nach Anspruch 13, 14 oder 15, dadurch gekennzeichnet, dass die Mg- und Si-haltigen Ausscheidungen, insbesondere vom Typ Mg2Si, an den Korngrenzen eine mittlere Größe von 30 bis 100 nm, insbesondere von 50
bis 70 nm, aufweisen.