[0001] Die Erfindung betrifft ein mit einer deterministischen Oberflächenstruktur dressiertes
und mit einem metallischen Überzug beschichtetes Stahlblech sowie ein Verfahren zu
seiner Herstellung.
[0003] Bei der Gasphasenabscheidung (CVD, PVD), beispielsweise bei der physikalischen Gasphasenabscheidung
wird ein Ausgangsmaterial mit Hilfe physikalischer Verfahren (Laser, Temperatur, lonenbeschuss)
in die Gasphase überführt und anschließend auf einer Oberfläche zum Kondensieren gebracht.
Dadurch können in vorteilhafter Weise viele Materialien und Materialkombinationen
in Form unterschiedlichster Schichtaufbauten auf eine Oberfläche appliziert werden.
Für die Stahlindustrie mit dem Fokus Automobilbau sind vor allem zink-, aluminiumbasierte
Schichten und hochschmelzende Schichten beispielsweise für die Warmumformung interessant.
Ein Nachteil dieser Schichten ist die richtungsbedingte Applikation, d.h. das Material
kommt immer aus einem festgelegten Winkel, solange das Material nicht rotiert wird.
Wirtschaftlich für die Stahlindustrie ist die Gasphasenabscheidung dann, wenn ein
hoher Durchsatz schnellstmöglich erfolgen kann, so dass das Material (Stahlblech)
band- oder blechförmig zugeführt und beschichtet wird, somit die Applikation der Schichten
richtungsbedingt durchgeführt wird.
[0004] Nachteilig können beim Beschichten durch Gasphasenabscheidung auf der Oberfläche
der Stahlbleche, insbesondere auf mit einer Oberflächenstruktur dressierte Stahlbleche,
durch ungünstige Ausgestaltung der Oberflächenstruktur Beschichtungsfehler entstehen.
Die Oberflächenstruktur kann Bereiche von Hinterschneidungen und/oder Vertiefungen
ausbilden, in welchen es zu einem unregelmäßigen Abscheiden kommen kann, da das Beschichtungsmaterial
nicht in die "blinden" Bereiche gelangen kann. Im Fall von herkömmlichen elektrolytisch-
und schmelztauch-beschichteten Oberflächen sind entsprechende Oberflächenstrukturen
kein Problem, da sowohl der wässrige Elektrolyt, als auch die flüssige Schmelze alle
entsprechenden Bereiche erreichen kann.
[0005] Durch das Dressieren kommt es auf der Oberfläche des Stahlblechs zu Aufschiebungen,
Hinterschneidungen, steilen Flanken, Brüchen und/oder Aufrauhungen. Da der Schritt
des Dressierens in der Regel vor dem Beschichten ein notwendiger Schritt ist, um vorzugsweise
die mechanischen Kennwerte im Stahlblech einzustellen und eine ausreichend große Oberfläche
für den Überzug aber auch die nachgelagerten Prozesse (Beölen etc.) zu gewährleisten,
lassen sich unregelmäßige Oberflächen mit vielen Spitzen und Hinterschneidungen kaum
vermeiden, was sich wiederum negativ auf das Beschichten durch Gasphasenabscheidung
ausüben kann. Daher ist es eine große Herausforderung, dressierte Oberflächen so zu
gestalten, dass ein optimales und homogenes Beschichten durch Gasphasenabscheidung,
insbesondere richtungsunabhängig, möglich wird.
[0006] Die Aufgabe ist daher, ein mit einer deterministischen Oberflächenstruktur dressiertes
Stahlblech zur Verfügung zu stellen, welches ein optimales und homogenes Beschichten
durch Gasphasenabscheidung ermöglicht.
[0007] Die Aufgabe wird in Bezug auf ein Stahlblech mit den Merkmalen des Patentanspruchs
1 und in Bezug auf ein Verfahren mit den Merkmalen des Patentanspruchs 5 gelöst.
[0008] Die Bereitstellung einer definierten Oberflächenstruktur auf einem dressierten Stahlblech
ist wesentlich für das Beschichten durch Gasphasenabscheidung und einem Applizieren
eines möglichst homogenen metallischen Überzugs auf dem dressierten Stahlblech. Die
Erfinder haben festgestellt, dass es von Vorteil ist, wenn die Oberflächenstruktur
ausgehend von einer Oberfläche des Stahlblechs in das Stahlblech eingeprägt ist, wobei
die Oberflächenstruktur einen Flankenbereich aufweist, welcher ausgehend von der Oberfläche
bis zu einem Talbereich verläuft, wobei der Flankenbereich zur Senkrechten des Stahlblechs
mit einem Winkel ausgebildet ist, und das Stahlblech mit einem metallischen Überzug
beschichtet ist, dass erfindungsgemäß der Winkel zwischen 20° und 85° ausgebildet
ist und der Überzug durch eine Gasphasenabscheidung aufgebracht ist.
[0009] Durch eine definierte Einstellung des Winkels zwischen Flankenbereich und Senkrechten
des Stahlblechs kann gezielt Einfluss auf eine homogene Abscheidung genommen werden,
insbesondere durch bewusste Modellierung des Flankenbereichs.
[0010] Mit der in der
EP 2 892 663 B1 beschriebenen Technologie und Möglichkeit zum Laserstrukturieren von definierten
Strukturen auf einer Dressierwalze ist es möglich, die Form des Dressierabdrucks so
zu gestalten, dass ein Positivabdruck auf der Dressierwalze durch Einwirken auf die
Oberfläche eines Stahlblechs zu einem Negativabdruck und somit die deterministische
Oberflächenstruktur auf dem Stahlblech erzeugt wird, dass eine Oberflächenstruktur
bereitgestellt wird, welche sich optimal für das Beschichten durch Gasphasenabscheidung
eignet. Hierfür wird die Dressierwalze so gestaltet, dass sich möglichst flache und
langsam auslaufende und insbesondere keine steilen respektive keine senkrechten Flankenbereiche,
insbesondere alle Richtungen betreffend, auf der Oberfläche des Stahlblechs eindrücken.
Dementsprechend werden Aufwürfe und/oder Hinterschneidungen im (negativen) Dressierabdruck
im Wesentlichen vermieden, sodass das Abscheiden ohne Hindernisse auf der Oberfläche
und sich im Dressierabdruck verteilen kann.
[0011] Unter deterministischer Oberflächenstruktur sind wiederkehrende Oberflächenstrukturen
zu verstehen, welche eine definierte Form und/oder Ausgestaltung aufweisen, vgl.
EP 2 892 663 B1. Insbesondere gehören hierzu zudem Oberflächen mit einer (quasi-)stochastischen Anmutung,
die jedoch mittels eines deterministischen Texturierungsverfahrens aufgebracht werden
und sich somit aus deterministischen Formelementen zusammensetzen.
[0012] Unter Stahlblech ist allgemein ein Stahlflachprodukt zu verstehen, welches in Blechform
bzw. in Platinenform oder in Bandform bereitgestellt werden kann.
[0013] Der metallische Überzug kann auf Zink- oder Aluminiumbasis bestehen. Basis bedeutet
in diesem Zusammenhang, dass mehr als 50 Gew.-% des Überzugs aus Zink oder Aluminium
bestehen. Der Überzug kann auch nur aus Zink nebst unvermeidbaren Verunreinigungen
oder auch nur aus Aluminium nebst unvermeidbaren Verunreinigungen bestehen. Weitere
chemische Elemente wie zum Beispiel Magnesium, Eisen, Silizium, Mangan, Nickel, Chrom
und/oder Zirkon können jeweils einzeln oder in Kombination zusätzlich eingebracht
werden, um den Überzug in seiner Eigenschaft zu verbessern. Auch eine Zink-Aluminium-Kombination
(nebst unvermeidbaren Verunreinigungen) mit oder ohne weitere chemische Elemente ist
denkbar. Des Weiteren können auch hochschmelzende Überzüge, insbesondere auf Eisenbasis
appliziert werden.
[0014] Das Beschichten durch Gasphasenabscheidung erfolgt in konventioneller Art und Weise
und ist für den Fachmann geläufig.
[0015] Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen gehen aus der nachfolgenden
Beschreibung hervor. Ein oder mehrere Merkmale aus den Ansprüchen, der Beschreibung
wie auch der Zeichnung können mit einem oder mehreren anderen Merkmalen daraus zu
weiteren Ausgestaltungen der Erfindung verknüpft werden. Es können auch ein oder mehrere
Merkmale aus den unabhängigen Ansprüchen durch ein oder mehrere andere Merkmale verknüpft
werden.
[0016] Gemäß einer Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Stahlblechs weist die Oberflächenstruktur
einen Flankenbereich auf, welcher ausgehend von der Oberfläche bis zu einem Talbereich
verläuft und zur Senkrechten des Stahlblechs mit einem Winkel zwischen 30° und 85°
ausgebildet ist. Der Winkel kann besonders bevorzugt zwischen 35° und 85° ausgebildet
sein. Der Tal- und Flankenbereich (negative Form) der Oberflächenstruktur entspricht
im Wesentlichen der Oberfläche (positive Form) an einer Dressierwalze, welche durch
entsprechende Einwirkung auf das Stahlblech die Oberflächenstruktur ausbildet respektive
einprägt. Der die Oberflächenstruktur umlaufende und ausbildende Flankenbereich definiert
zusammen mit dem einstückig an den Flankenbereich angeschlossenen Talbereich ein geschlossenes
Volumen der in das Stahlblech mittels Dressieren eingeprägten Oberflächenstruktur.
Das geschlossene Volumen, das sogenannte Leervolumen, kann für die spätere Verarbeitung
mittels Umformverfahren ein zu applizierendes Prozessmedium, beispielsweise Öl, enthalten.
[0017] Die geometrische Ausgestaltung (Größe und Tiefe) einer deterministischen Oberflächenstruktur
(negative Form) auf einem dressierten Stahlblech hängt insbesondere davon ab, wie
die entsprechende geometrische Struktur (positive Form) auf einer Dressierwalze gestaltet
ist/wird. Vorzugsweise kommen Laser-Texturierverfahren zur Anwendung, um gezielte
Strukturen (positive Form) auf der Oberfläche einer Dressierwalze durch Materialabtrag
einstellen zu können. Insbesondere kann durch gezielte Ansteuerung der Energie, der
Pulsdauer und Wahl einer geeigneten Wellenlänge eines auf die Oberfläche der Dressierwalze
einwirkenden Laserstrahls positiv Einfluss auf die Gestaltung der Struktur(en) genommen
werden. Mit hoher bzw. höherer Pulsdauer steigt die Wechselwirkungszeit von Laserstrahl
und Dressierwalzenoberfläche und es kann mehr Material auf der Oberfläche der Dressierwalze
abgetragen werden. Ein Puls hinterlässt auf der Dressierwalzenoberfläche einen im
Wesentlichen kreisrunden Krater, der bzw. die, bei mehreren Kratern, nach dem Dressiervorgang
die Oberfläche respektive die Fläche der Erhebungen auf dem Stahlblech und somit die
Kontaktfläche zwischen Stahlblech und formgebender Dressierwalze abbildet. Eine Reduktion
der Pulsdauer hat Einfluss auf die Ausbildung eines Kraters, insbesondere kann der
Durchmesser des Kraters verringert werden. Durch die Reduktion der Pulsdauer, insbesondere
bei der Verwendung von Kurz- bzw. Ultrakurzpulslasern, ist es möglich, die geometrische
Struktur (positive Form) auf der Oberfläche einer Dressierwalze derart gezielt einzustellen,
um damit eine Stahlblechoberfläche derart zu texturieren, dass im Flankenbereich der
Oberflächenstruktur des dressierten Stahlblechs ein Winkel zwischen 20° und 85° erzeugt
werden kann. Dies wird beispielsweise erreicht, wenn die Pulsdauer des Lasers, mit
dem die Oberfläche der Dressierwalze texturiert wird, verringert wird und so die geometrische
Struktur auf der Walze mit höherer Auflösung erzeugt werden kann. Insbesondere durch
die hohe Auflösung bzw. geringe Kraterfläche, die durch die kürzere Wechselwirkung
von Laser und Dressierwalze entsteht, können am Flankenbereich gezielt beliebige Steigungen
(Winkel) des Flankenbereichs eingestellt werden.
[0018] Gemäß einer Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Stahlblechs kann das Stahlblech mit
einem weiteren metallischen Überzug beschichtet sein, welcher unterhalb dem durch
Gasphasenabscheidung applizierten metallischen Überzug angeordnet ist, somit direkt
auf dem Stahlblech aufgebracht sein. Beispielsweise ist der weitere metallische Überzug
durch Schmelztauchbeschichten aufgebracht. Insbesondere ist der weitere metallische
Überzug ein zinkbasierter Überzug. Vorzugsweise kann der weitere metallische Überzug
neben Zink und unvermeidbaren Verunreinigungen zusätzliche Elemente wie Aluminium
mit einem Gehalt von bis zu 5 Gew.-% und/oder Magnesium mit einem Gehalt von bis zu
5 Gew.-% in dem weiteren metallischen Überzug enthalten. Stahlbleche mit zinkbasiertem
Überzug weisen einen sehr guten kathodischen Korrosionsschutz auf, welche seit Jahren
im Automobilbau eingesetzt werden. Ist ein verbesserter Korrosionsschutz vorgesehen,
weist der Überzug zusätzlich Magnesium mit einem Gehalt von mindestens 0,3 Gew.-%,
insbesondere von mindestens 0,6 Gew.-%, vorzugsweise von mindestens 0,9 Gew.-% auf.
Aluminium kann alternativ oder zusätzlich zu Magnesium mit einem Gehalt von mindestens
0,3 Gew.-% vorhanden sein, um insbesondere eine Anbindung des Überzugs an das Stahlblech
zu verbessern und insbesondere eine Diffusion von Eisen aus dem Stahlblech in den
Überzug bei einer Wärmebehandlung des beschichteten Stahlblechs im Wesentlichen zu
verhindern, damit die positiven Korrosionseigenschaften weiterhin erhalten bleiben.
Dabei kann eine Dicke des weiteren metallischen Überzugs zwischen 1 und 15 µm, insbesondere
zwischen 2 und 12 µm, vorzugsweise zwischen 3 und 10 µm betragen. Beim Schmelztauschbeschichten
werden zunächst die Stahlbleche mit einem entsprechenden weiteren metallischen Überzug
beschichtet und anschließend dem Dressieren zugeführt. Das Dressieren erfolgt nach
dem Schmelztauchbeschichten des Stahlblechs.
[0019] Gemäß einer alternativen Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Stahlblechs kann das
Stahlblech mit einem weiteren metallischen Überzug beschichtet sein, welcher unterhalb
dem durch Gasphasenabscheidung applizierten metallischen Überzug angeordnet ist, somit
direkt auf dem Stahlblech aufgebracht sein. Beispielsweise ist der weitere metallische
Überzug durch elektrolytisches Beschichten aufgebracht. Dabei kann eine Dicke des
weiteren metallischen Überzugs zwischen 1 und 10 µm, insbesondere zwischen 1,5 und
8 µm, vorzugsweise zwischen 2 und 5 µm betragen. Im Vergleich zum Schmelztauchbeschichten
kann das Stahlblech zunächst dressiert und anschließend elektrolytisch beschichtet
werden. Je nach Dicke des weiteren metallischen Überzugs kann der Winkel im Flankenbereich
im Wesentlichen auch nach dem elektrolytischen Beschichten beibehalten werden. Alternativ
ist auch zunächst ein elektrolytisches Beschichten mit anschließendem Dressieren denkbar.
[0020] Alternativ kann der weitere metallische Überzug nachträglich auf dem bereits durch
Gasphasenabscheidung applizierten metallischen Überzug aufgebracht werden/sein, so
dass dadurch beispielsweise der auf dem Stahlblech durch Gasphasenabscheidung applizierte
metallische Überzug als quasi "Haftvermittler" oder "Interface" für weitere metallische
Überzüge fungieren kann, um insbesondere schlecht benetzbare, beispielsweise schmelztauchbeschichtbare
Stahlblechoberflächen für das Aufbringen des weiteren metallischen Überzugs zu ertüchtigen.
Schlecht benetzbare Stahlbleche sind beispielsweise hochlegierte Stahlwerkstoffe,
die dem Fachmann geläufig sind. Der weitere metallische Überzug, welcher auf dem durch
Gasphasenabscheidung metallischen Überzug appliziert wird, ist vorzugsweise durch
Schmelztauchbeschichten aufgebracht. Alternativ kann auch der weitere metallische
Überzug durch elektrolytisches Beschichten aufgebracht werden.
[0021] Gemäß einem zweiten Aspekt betrifft die Erfindung ein Verfahren zum Herstellen eines
mit einer deterministischen Oberflächenstruktur dressierten und mit einem metallischen
Überzug beschichteten Stahlblechs umfassend folgende Schritte:
- Bereitstellen eines Stahlblechs,
- Dressieren des Stahlblechs mit einer Dressierwalze, wobei die Oberfläche der Dressierwalze,
welche auf die Oberfläche des Stahlblechs einwirkt, mit einer deterministischen Oberflächenstruktur
derart eingerichtet ist, dass nach dem Dressieren die Oberflächenstruktur ausgehend
von einer Oberfläche des Stahlblechs in das Stahlblech eingeprägt ist, wobei die Oberflächenstruktur
einen Flankenbereich aufweist, welcher ausgehend von der Oberfläche bis zu einem Talbereich
verläuft, wobei der Flankenbereich zur Senkrechten des Stahlblechs mit einem Winkel
ausgebildet ist und
- Beschichten des dressierten Stahlblechs mit einem metallischen Überzug, wobei erfindungsgemäß
das Stahlblech mit einem Winkel zwischen 20° und 85° zwischen Flankenbereich und Senkrechten
des Stahlblechs dressiert und anschließend durch eine Gasphasenabscheidung beschichtet
wird.
[0022] Die Oberfläche (positive Form) der Dressierwalze bildet durch Krafteinwirkung auf
die Oberfläche des Stahlblechs eine Oberflächenstruktur aus, welche einen Tal- und
Flankenbereich (negative Form) definiert und entspricht im Wesentlichen der Oberfläche
(positive Form) der Dressierwalze. Die Dressierwalze zur Ausbildung einer deterministischen
Oberflächenstruktur kann mit geeigneten Mitteln bearbeitet werden, beispielsweise
mittels Laser, vgl. auch
EP 2 892 663 B1. Des Weiteren können auch andere Abtragverfahren zur Einstellung einer Oberfläche
an einer Dressierwalze eingesetzt werden, beispielsweise spanende Fertigungsverfahren
mit geometrisch bestimmter oder unbestimmter Schneide, chemische bzw. elektrochemische,
optische oder plasmainduzierte Verfahren, welche geeignet sind, ein zu dressierendes
Stahlblech mit einer Oberflächenstruktur umsetzen zu können, welche zumindest im Flankenbereich
einen Winkel zur Senkrechten der Oberfläche des Stahlblechs zwischen 20° und 85° aufweist.
[0023] Um Wiederholungen zu vermeiden, wird jeweils auf die Ausführungen zu dem erfindungsgemäßen
mit einer deterministischen Oberflächenstruktur dressierten und mit einem metallischen
Überzug beschichteten Stahlblech verwiesen.
[0024] Im Folgenden werden konkrete Ausgestaltungen der Erfindung mit Bezugnahme auf die
Zeichnung im Detail näher erläutert:
Die Zeichnung und begleitende Beschreibung der resultierenden Merkmale sind nicht
beschränkend auf die jeweiligen Ausgestaltungen zu lesen, dienen jedoch der Illustration
beispielhafter Ausgestaltung. Weiterhin können die jeweiligen Merkmale untereinander
wie auch mit Merkmalen der obigen Beschreibung genutzt werden für mögliche weitere
Entwicklungen und Verbesserungen der Erfindung, speziell bei zusätzlichen Ausgestaltungen,
welche nicht dargestellt sind. Gleiche Teile sind stets mit den gleichen Bezugszeichen
versehen.
[0025] Die Zeichnungen zeigen in
- Figur 1a, b)
- eine schematische Teilschnittansicht eines Ausführungsbeispiels eines mit einer deterministischen
Oberflächenstruktur dressierten Stahlblechs nach dem Stand der Technik, welches mit
einem metallischen Überzug durch Gasphasenabscheidung beschichtet wird a) und eine
Teilschnittansicht anhand eines FIB-Schnitts eines nach konventionell dressierten
und durch Gasphasenabscheidung beschichteten Stahlblechs b), und
- Figur 2a, b)
- eine schematische Teilschnittansicht eines erfindungsgemäßen Ausführungsbeispiels
eines mit einer deterministischen Oberflächenstruktur dressierten und mit einem metallischen
Überzug durch Gasphasenabscheidung beschichteten Stahlblechs a) und eine Teilschnittansicht
anhand eines FIB-Schnitts an einem erfindungsgemäß dressierten und durch Gasphasenabscheidung
beschichteten Stahlblechs b).
[0026] In Figuren 1a) und 2a) sind in schematischen Teilschnittansichten dressierte Stahlbleche
(1) mit einer deterministischen Oberflächenstruktur (2) dargestellt. Die Stahlbleche
(1), welche blech- oder bevorzugt bandförmig bereitgestellt werden, werden mit einem
metallischen Überzug (1.2) beschichtet, wobei die Applikation des metallischen Überzugs
(1.2) durch Gasphasenabscheidung in einer geeigneten Vorrichtung erfolgt. Das gezeigte
Beispiel zeigt schematisch eine physikalische Gasphasenabscheidung (4), wobei entsprechendes
Beschichtungsmaterial, wie zum Beispiel Zink, Aluminium und dergleichen in die Gasphase
(4.1) überführtwird und sich in Form eines metallischen Überzugs (1.2) auf der Oberfläche
(1.1) des Stahlblechs (1) abscheidet, insbesondere kondensiert. Der Unterschied zwischen
den Ausführungen in Figur 1a) und Figur 2a) ist, dass das Stahlblech (1) in der Ausführung
in Figur 2a) mit einem Winkel (α) zwischen 20° und 85° zwischen Flankenbereich (2.3)
und Senkrechten (O) des Stahlblechs (1) erfindungsgemäß eingestellt worden ist. Die
Oberflächenstruktur (2) ist ausgehend von einer Oberfläche (1.1) des Stahlblechs (1)
in das Stahlblech (1) eingeprägt, wobei die Oberflächenstruktur (2) einen Flankenbereich
(2.3) aufweist, welcher ausgehend von der Oberfläche (1.1) bis zu einem Talbereich
(2.2) verläuft. Abhängig von dem Abtragverfahren, mit welchem die entsprechende Dressierwalze
(nicht dargestellt) zum Dressieren des Stahlblechs (1) bearbeitet worden ist, wird
der Flankenbereich (2.3) und der Talbereich (2.2) durch den entsprechend korrespondierenden
Bereich (positive Form) auf der nicht dargestellten Dressierwalze eingestellt. Der
die Oberflächenstruktur (2) umlaufende und ausbildende Flankenbereich (2.3) definiert
zusammen mit dem einstückig an den Flankenbereich (2.3) angeschlossenen bzw. angebundenen
Talbereich (2.2) ein geschlossenes Volumen der in das Stahlblech (1) mittels Dressieren
eingeprägten Oberflächenstruktur (2).
[0027] Der Einfluss des Winkels (α) zwischen dem Flankenbereich (2.3) und der Senkrechten
(O) des Stahlblechs (1) wurde in einer Untersuchung näher untersucht. In den Figur
1b) und 2b) sind jeweils schematische Teilschnittansichten anhand von FIB-Schnitten
(Focused Ion Beam = Methode zur Probenpräparation zur Herstellung kleiner Lamellen/Querschnitte)
unterschiedlicher Oberflächenstrukturen (2) auf einem dressierten und durch Gasphasenabscheidung
beschichteten Stahlblech (1) gezeigt. In beiden Fällen kam eine deterministische Oberflächenstruktur
(2) mit einer immer wiederkehrenden napfförmigen Einprägung zur Anwendung. Andere
Ausführungsformen sind ebenfalls denkbar und anwendbar und nicht auf eine napfförmige
Einprägung beschränkt. Die konventionell erzeugte deterministische Oberflächenstruktur
wies einen Winkel (α) kleiner als 5°, hier ca. 2° auf, so dass sich zeigte, dass sich
innerhalb des metallischen Überzugs (1.2) Beschichtungsfehler, aufweiche dicke Pfeile
in Figur 1b) gerichtet sind, ausgebildet hatten, so dass durch das richtungsabhängige
Abscheiden (4.1) nicht alle Bereiche gleichmäßig erfasst werden können und sich somit
kein homogener metallischer Überzug (1.2) auf der Oberfläche (1.1) des Stahlblechs
(1) abscheiden kann. Insbesondere können Beschichtungsfehler in den Bereichen oder
Flanken in der Oberflächenstruktur (2) auftreten, die zur Transportrichtung (T) während
der Abscheidung im ungünstigen Winkel zur Gasphasenabscheidung (4) liegen, vgl. Figur
1a). Die Untersuchung anhand der Figur 1b) zeigt, dass sich dressierbedingte Aufwerfungen
und/oder steile Flankenbereiche (2.3) auf der Oberfläche (1.1) als ungünstig für das
Beschichten durch Gasphasenabscheidung erweisen, dadurch beispielsweise Hohlräume
zwischen Stahlblech (1) und Überzug (1.2) entstehen und sich damit nicht nur mechanische
Fehlstellen im Überzug (1.2) ausbilden, sondern auch das Eindringen von Feuchtigkeit
und Prozessmedien, wie zum Beispiel alkalische Reiniger beim Automobilhersteller,
und damit Korrosion begünstigen. Somit kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass
derartige Hohlräume auch im Automobilbereich bei der Benetzung von Klebstoffen auf
dressierten beschichteten Blechen auftreten und so potentielle Schwachstellen im Adhäsionsverbund
darstellen können.
[0028] Anders stellt sich die Situation dar, wenn gezielt der Winkel (α) zwischen 20° und
85° ausgebildet ist. In der Untersuchung ist der Winkel (α) mit ca. 50° eingestellt
worden und es ist gut zu erkennen, dass keine Beschichtungsfehler vorliegen und dadurch
ein dressiertes Stahlblech (1) mit einem homogenen metallischen Überzug (1.2) durch
Gasphasenabscheidung beschichtet werden kann, wobei ein im Wesentlichen flacher Übergang
zwischen Talbereich (2.2) und dem die Talbereiche (2.2) umgebende Oberfläche (1.1)
im Wesentlichen ohne Hinterschneidungen und sonstigen störenden Hindernissen eingestellt
werden kann, vgl. Figur 2b). Insbesondere kann durch die gezielte Einstellung der
deterministischen Oberflächenstruktur (2) ein richtungsunabhängiges Abscheiden begünstigt
werden. Mit (1.3) ist ein weiterer metallischer Überzug symbolisch angegeben, welcher
beispielsweise durch Schmelztauchbeschichten oder durch elektrolytisches Beschichten
vor dem Beschichten durch Gasphasenabscheidung optional appliziert oder alternativ
nach dem Beschichten durch Gasphasenabscheidung optional appliziert werden kann.
[0029] Die Merkmale sind, soweit technisch umsetzbar, alle miteinander kombinierbar und
als miteinander kombinierbar offenbart.
1. Mit einer deterministischen Oberflächenstruktur (2) dressiertes Stahlblech (1), wobei
die Oberflächenstruktur (2) ausgehend von einer Oberfläche (1.1) des Stahlblechs (1)
in das Stahlblech (1) eingeprägt ist, wobei die Oberflächenstruktur (2) einen Flankenbereich
(2.3) aufweist, welcher ausgehend von der Oberfläche (1.1) bis zu einem Talbereich
(2.2) verläuft, wobei der Flankenbereich (2.3) zur Senkrechten (O) des Stahlblechs
(1) mit einem Winkel (α) ausgebildet ist, und das Stahlblech (1) mit einem metallischen
Überzug (1.2) beschichtet ist, wobei der Überzug (1.2) durch eine Gasphasenabscheidung
aufgebracht ist, dadurch gekennzeichnet, dass der Winkel (α) zwischen 20° und 85° ausgebildet ist.
2. Stahlblech nach Anspruch 1, wobei der Winkel (α) zwischen 30° und 85° ausgebildet
ist.
3. Stahlblech nach Anspruch 1, wobei der Winkel (α) zwischen 35° und 85° ausgebildet
ist.
4. Stahlblech nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das Stahlblech (1) mit einem
weiteren metallischen Überzug (1.3), welcher unterhalb dem metallischen Überzug (1.2)
angeordnet ist, beschichtet ist und das Stahlblech (1) mindestens zwei metallische
Überzüge (1.2, 1.3) umfasst, welche durch unterschiedliche Beschichtungsverfahren
aufgebracht worden sind.
5. Verfahren zum Herstellen eines mit einer deterministischen Oberflächenstruktur (2)
dressierten und mit einem metallischen Überzug (1.2) beschichteten Stahlblechs (1)
umfassend folgende Schritte:
- Bereitstellen eines Stahlblechs (1),
- Dressieren des Stahlblechs (1) mit einer Dressierwalze, wobei die Oberfläche der
Dressierwalze, welche auf die Oberfläche (1.1) des Stahlblechs (1.1) einwirkt, mit
einer deterministischen Oberflächenstruktur derart eingerichtet ist, dass nach dem
Dressieren die Oberflächenstruktur (2) ausgehend von einer Oberfläche (1.1) des Stahlblechs
(1) in das Stahlblech (1) eingeprägt ist, wobei die Oberflächenstruktur (2) einen
Flankenbereich (2.3) aufweist, welcher ausgehend von der Oberfläche (1.1) bis zu einem
Talbereich (2.2) verläuft, wobei der Flankenbereich (2.3) zur Senkrechten (O) des
Stahlblechs (1) mit einem Winkel (α) ausgebildet ist und
- anschließend Beschichten des dressierten Stahlblechs (1) mit einem metallischen
Überzug (1.2) durch Gasphasenabscheidung,
dadurch gekennzeichnet, dass das Stahlblech (1) mit einem Winkel (α) zwischen 20° und 85° zwischen Flankenbereich
(2.3) und Senkrechten (O) des Stahlblechs (1) dressiert wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, wobei das Stahlblech (1) mit einem weiteren metallischen
Überzug (1.3) bereitgestellt, wobei der weitere metallische Überzug (1.3) durch ein
Schmelztauchbeschichten aufgebracht wird, und das bereitgestellte Stahlblech (1) anschließend
dressiert wird.
7. Verfahren nach Anspruch 5, wobei das Stahlblech (1) nach dem Dressieren mit einem
weiteren metallischen Überzug (1.3) beschichtet wird, wobei der weitere metallische
Überzug (1.3) durch elektrolytisches Beschichten aufgebracht wird, und anschließend
der metallische Überzug (1.2) durch Gasphasenabscheidung beschichtet wird.
8. Verfahren nach Anspruch 5, wobei das Stahlblech (1) mit einem weiteren metallischen
Überzug (1.3) beschichtet wird, wobei der weitere metallische Überzug (1.3) nach dem
durch Gasphasenabscheidung applizierten metallischen Überzug (1.2) beschichtet wird.