[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Presshärten von Platinen aus warmumformbarem
Stahl.
[0002] Im Stand der Technik ist es bekannt, Platinen, beispielsweise von einem Stahlband,
abzuteilen und diese Platinen dann sukzessive in einen Ofen einzubringen, in welchem
die Erwärmung der einzelnen Platinen auf Austenitisierungstemperatur oder etwas höher
erfolgt. Nach entsprechender Erwärmung der Platinen werden diese in ein Umform- und
Presshärtewerkzeug eingebracht. Das umgeformte Bauteil wird anschließend aus dem Werkzeug
entnommen und beispielsweise gelagert.
[0003] Es ist auch bekannt, die Platinen, nach der Fertigung aus dem Stahlband, zunächst
kaltumzuformen und einen Formbeschnitt der Platinen in einem Werkzeug vorzunehmen.
Nachfolgend erfolgt dann wiederum die Erwärmung auf Austenitisierungstemperatur und
die Übergabe in ein Umform- und Härtewerkzeug, in welchem das umgeformte Bauteil gehärtet
wird.
[0004] Es ist bekannt, unbeschichtete Platinen Presshärten zu lassen, wobei dann nachträglich
sehr aufwendig Zunder entfernt werden muss, z.B. mittels Strahlen des Bauteils.
[0005] Bisher werden üblicherweise nur beschichtete Platinen eingesetzt, die beispielsweise
eine Korrosionsschutzbeschichtung, insbesondere eine Al-Si Beschichtung, eine Zinkbeschichtung
oder eine Beschichtung aus einem nicht metallischem Schutzlack (X-tec) aufweisen.
Solche Beschichtungen dienen dazu, eine Zunderbildung während der Erwärmung und vor
dem Umformschritt zu vermeiden.
[0006] Nachteil einer solchen Korrosionsschutzbeschichtung ist, dass sie zusätzliche Kosten
verursacht, wobei zudem möglicherweise das Umformwerkzeug durch solche Beschichtungen
verunreinigt wird, sodass es einem höheren Verschleiß unterliegt.
[0007] Auch ist nachteilig, dass durch eine Korrosionsschutzbeschichtung gegebenenfalls
eine Wasserstoffversprödung der Platinen erfolgt.
[0008] Ausgehend von diesem Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde,
ein Verfahren gattungsgemäßer Art zu schaffen, welches kostengünstig eingesetzt werden
kann, um pressgehärtete Umformteile zu erzeugen.
[0009] Gemäß einer ersten Lösung dieser Aufgabe schlägt die Erfindung ein Verfahren zum
Presshärten von Platinen aus warmumformbarem Stahl mit folgenden Verfahrensschritten
vor:
- eine blanke, unbeschichtete Platine wird durch eine Erwärmungszone transportiert und
kontinuierlich oder auch diskontinuierlich mindestens teilweise mindestens auf Austenitisierungstemperatur
erwärmt,
- während der Erwärmung auf Austenitisierungstemperatur wird Sauerstoffzutritt verhindert,
- die so erwärmte Platine wird unter Vermeidung von Sauerstoffzutritt auf eine Temperatur
unter Austenitisierungstemperatur, aber über Martensitstarttemperatur abgekühlt (Zwischenkühlung),
- die Platine wird nachfolgend innerhalb weniger Sekunden und vor weiterer Abkühlung
auf Martensitstarttemperatur in ein Warmumformwerkzeug eingebracht, in dem Werkzeug
umgeformt und zumindest in Teilbereichen pressgehärtet,
- die umgeformte Platine wird aus dem Werkzeug entnommen und anderweitig abgelegt.
[0010] Durch den Einsatz von blanken, unbeschichteten Platinen wird ein wesentlicher Kostenvorteil
erreicht, weil nämlich auf eine Beschichtung verzichtet wird. Ein weiterer Vorteil
wird dadurch erreicht, dass die Erwärmung auf Austenitisierungstemperatur dadurch
schneller zu erreichen ist, als bei beschichteten Platinen.
[0011] Hiermit wird also eine erhebliche Energieersparnis erreicht. Auch ist das Material
ohne zusätzliche Korrosionsschutzbeschichtung kostengünstiger zu beschaffen.
[0012] Des Weiteren tritt eine Wasserstoffversprödung aufgrund einer Beschichtung nicht
auf.
[0013] Um sicherzustellen, dass keine Zunderbildung erfolgt, erfolgt die Erwärmung auf Austenitisierungstemperatur
ohne Sauerstoffzutritt. Des Weiteren wird die auf Austenitisierungstemperatur erwärmte
Platine unter weiterer Vermeidung von Sauerstoffzutritt auf eine Temperatur unterhalb
der Austenitisierungstemperatur, aber oberhalb der Martensitstarttemperatur abgekühlt.
Anschließend wird die Platine unmittelbar innerhalb kürzester Zeit, also innerhalb
weniger Sekunden, beispielsweise von ein bis fünf Sekunden, nach Verlassen der Kühlzone,
in das Warmumformwerkzeug eingebracht, in diesem umgeformt und pressgehärtet.
[0014] Dadurch, dass ein Sauerstoffzutritt weitestgehend vermieden wird, wird auch eine
Verzunderung vermieden. Es kommt allenfalls zu einer dünnen Oxidschichtbildung, die
für die weitere Verarbeitung unschädlich ist.
[0015] Durch die erfindungsgemäße Verfahrensweise wird also die Aufwärmzeit auf Austenitisierungstemperatur
verkürzt. Auch ist das unbeschichtete Material kostengünstiger zu beschaffen als beschichtetes
Material, und ein Problem der Wasserstoffversprödung tritt hierbei nicht auf.
[0016] Als zweite Lösung der eingangs angegebenen Aufgabe schlägt die Erfindung ein Verfahren
zum Presshärten von Platinen aus warmumformbarem Stahl mit folgenden Verfahrensschritten
vor:
- eine blanke, unbeschichtete Platine wird zu einem Formteil umgeformt,
- die blanke, mindestens teilweise oder auch vollständig umgeformte Platine wird durch
eine Erwärmungszone transportiert und kontinuierlich oder auch diskontinuierlich mindestens
teilweise mindestens auf Austenitisierungstemperatur erwärmt,
- während der Erwärmung auf Austenitisierungstemperatur wird Sauerstoffzutritt verhindert,
- die so erwärmte Platine wird unter Vermeidung von Sauerstoffzutritt auf eine Temperatur
unter Austenitisierungstemperatur, aber über Martensitstarttemperatur abgekühlt im
Wege einer Zwischenkühlung,
- die Platine wird nachfolgend innerhalb weniger Sekunden und vor weiterer Abkühlung
auf Martensitstarttemperatur in ein Warmumformwerkzeug eingebracht, in dem Werkzeug
restumgeformt, sofern sie noch nicht vollständig umgeformt ist, und zumindest in Teilbereichen
pressgehärtet,
- die umgeformte Platine wird aus dem Werkzeug entnommen und anderweitig abgelegt.
[0017] Dieser Vorschlag unterscheidet sich nur insofern von dem Vorschlag gemäß Anspruch
1, als Anspruch 1 von einer blanken unbeschichteten Platine ausgegangen wird, wohingegen
gemäß Anspruch 2 diese blanke unbeschichtete Platine teilweise oder auch vollständig
umgeformt ist, so dass ein entsprechendes Formteil aus dem Platinenwerkstoff gebildet
ist. Dieses Formteil wird dann entsprechend der weiteren Verfahrensmerkmale behandelt.
Die Vorteile, die bezüglich der ersten Lösung angegeben sind, treffen auch auf die
zweite Lösung zu.
[0018] Bevorzugt ist vorgesehen, dass die Platine in einem Durchlaufofen erwärmt wird.
[0019] Auch kann vorgesehen sein, dass die Platine durch einen Rollenherdofen transportiert
und erwärmt wird.
[0020] Dadurch, dass die Platinen unbeschichtet sind, fällt ein geringerer Verschleiß der
Rollen im Rollenherdofen an, da die Rollen nicht durch das Beschichtungsmaterial beschädigt
werden, sodass die Wartungskosten geringer sind.
[0021] Auch kann vorgesehen sein, dass der Durchlaufofen mit Gas oder elektrisch beheizt
wird.
[0022] Die Beheizung mit Gas ist bevorzugt, wobei aber auch eine Beheizung mittels elektrischen
Stroms möglich ist. Entsprechende strombetriebene Heizaggregate sind im Stand der
Technik bekannt. Alternativ oder zusätzlich kann auch vorgesehen sein, dass die Platine
induktiv oder konduktiv erwärmt wird, gegebenenfalls auch vor dem Durchlaufofen.
[0023] Auch kann vorgesehen sein, dass die Platine vor dem Eintritt in die Erwärmungszone
gerichtet und/oder gewalzt wird.
[0024] Bevorzugt ist vorgesehen, dass die Erwärmung unter Schutzgas, insbesondere Inertgas
vorgenommen wird.
[0025] Diese Verfahrensweise ist gut beherrschbar und führt mit hoher Sicherheit zur Vermeidung
von Zunderbildung.
[0026] Weiterhin kann bevorzugt vorgesehen sein, dass die Zwischenkühlung mittels eines
Bleibades, Salzbades oder eines Bades in vergleichbarem Medium durchgeführt wird,
in welchem die Platinentemperatur auf einen Bereich unter 750°C und über Martensitstarttemperatur
von 420°C eingestellt wird.
[0027] Damit ist in einfacher Weise die Temperatur in dem gewünschten Bereich einstellbar,
so dass sie zumindest unterhalb 750°C liegt, um Zunderbildung zu vermeiden, andererseits
aber erheblich über der Martensitstarttemperatur eingestellt wird, damit die Umformung
und Presshärtung möglich ist.
[0028] Alternativ kann auch vorteilhaft vorgesehen sein, dass die Zwischenkühlung mittels
eines kühlen Inertgases durchgeführt wird und zwar auf eine Temperatur zwischen 750°C
und 420°C.
[0029] Auch kann vorgesehen sein, dass die Zwischenkühlung in einem gekühlten Werkzeug oder
zwischen gekühlten Platten einer Vorrichtung erfolgt.
[0030] Bevorzugt ist auch vorgesehen, dass die Platine vom Durchlaufofen über ein an diesen
angeschlossenes geschlossenes System an die Zwischenkühlung angeschlossen wird, sodass
ohne Sauerstoffzutritt, vorzugsweise unter einer Inertgasatmosphäre, der Transport
der Platine vom Durchlaufofen in die Zwischenkühlung vorgenommen wird.
[0031] Hierbei kann der Durchlaufofen beispielsweise als Rollenherdofen ausgebildet sein.
[0032] Um den Sauerstoffzutritt zur Platine zu vermeiden, wenn diese den Durchlaufofen verlässt
und in die Zwischenkühlung eingeführt wird, ist vorgesehen, dass der Transport vom
Durchlaufofen in die Zwischenkühlung ohne Sauerstoffzutritt erfolgt, beispielsweise
dadurch, dass ein Verbindungskanal diese beiden Aggregate miteinander verbindet, sodass
hierdurch der Zutritt von Luftsauerstoff verhindert wird und die Schutzgasatmosphäre
aufrechterhalten werden kann.
[0033] Zudem ist bevorzugt vorgesehen, dass der Durchlaufofen und/oder die Zwischenkühlung
eingangsseitig und ausgangsseitig mittels jeweils angeordneter Schleusen gegen Luftzutritt
geschützt wird oder werden.
[0034] Solche Schleusen vermeiden weitestgehend den Luftzutritt, wenn Platinen in die Aggregate
eingebracht beziehungsweise aus diesen heraustransportiert werden.
[0035] Je nach Verwendungszweck ist vorzugsweise vorgesehen, dass Teile der Platine unterschiedliche
lange gekühlt oder der kühlenden Schutzgasatmosphäre ausgesetzt werden, um Bereiche
mit unterschiedlichen technischen Eigenschaften oder mechanischen Eigenschaften zu
erzeugen.
[0036] Dazu kann vorgesehen sein, dass die Transportgeschwindigkeit der Platine zu dem Zweck
nach Anspruch 14 gesteuert wird.
[0037] Auch kann vorgesehen sein, dass der Transport der Platine in das Umformwerkzeug mittels
eines Rollenganges und/oder mittels eines Handling-Roboters erfolgt.
[0038] Besonders bevorzugt ist vorgesehen, dass alternativ Bereiche mit folgenden Gefügeausbildungen
der Platine erzeugt werden:
- 100 % martensitisches Gefüge,
- überwiegend martensitisches Gefüge mit Bestandteilen von Austenit, Ferrit, Bainit
und/oder Perlit,
- 1 % bis 99 % Martensit oder 1 % bis 99 % Bainit,
- 1 % bis 99 % Martensit und Rest Austenit,
- überwiegend Bainit, Rest Austenit, Ferrit, Martensit und/oder Perlit.
[0039] Insbesondere ist bevorzugt vorgesehen, dass die Platine aus Stahl der Qualität 22MnB5
oder gleichwertig eingesetzt wird.
[0040] Sofern die Platine vor dem Presshärten in einer Presse bereits teilweise oder ganz
umgeformt wird, so findet eine Restumformung der nur teilweise umgeformten Platine
der Größenordnung von 0,1 % bis 10 % beim Presshärten statt.
[0041] Diese Restumformung kann bauteilabhängig variieren.
[0042] Zudem ist bevorzugt vorgesehen, dass die Platine aus einem rechteckigen Blech besteht.
[0043] Auch kann vorgesehen sein, dass die Platine aus einem vorgeschnittenen Blechteil
besteht.
[0044] In diesem Falle wird im ersten Schritt aus einer rechteckigen Platine ein Blechteil
ausgeschnitten, welches dann quasi die weitere Platine darstellt, die entsprechend
verfahrensmäßig behandelt wird.
[0045] Vorzugsweise ist zudem vorgesehen, dass eine Optimierung des Schnittes des Blechteils
nach einem der Pressvorgänge vorgenommen wird.
[0046] Auch kann vorgesehen sein, dass in die Platine Löcher, Aussparungen, Konturen oder
andere Bearbeitungen eingebracht werden, und zwar vor oder nach einem der Pressvorgänge.
[0047] Häufig weisen entsprechende Bauteile relevante Löcher als Aussparungen und Konturen
oder auch Abarbeitungen auf, diese können in die Platine ebenfalls entweder vor oder
nach den Pressvorgängen eingebracht werden.
[0048] Eine mögliche Verfahrensweise wird darin gesehen, dass die Platine bei Raumtemperatur
umgeformt wird.
[0049] Eine unter Umständen vorteilhafte Variante wird darin gesehen, dass die Platine bei
gegenüber Raumtemperatur erhöhter Temperatur umgeformt wird, um die Umformeigenschaften
zu verbessern, wobei die Temperaturerhöhung durch Erwärmung der Platine und/oder des
Umformwerkzeuges erfolgt.
[0050] Die Umformung bei höheren Temperaturen gegenüber Raumtemperatur führt unter Umständen
zu besseren Umformeigenschaften. Hierbei kann zum Zwecke der Temperaturerhöhung sowohl
die Platine als auch das entsprechende Werkzeug erwärmt werden.
[0051] Eine alternative, möglicherweise vorteilhafte Verfahrensweise wird darin gesehen,
dass die Platine bei gegenüber Raumtemperatur abgesenkter Temperatur umgeformt wird,
wobei die Temperaturabsenkung der Platine und/oder des Umformwerkzeuges erfolgt.
[0052] Hierbei ist gegebenenfalls vorgesehen, dass die Temperaturabsenkung durch Kühlung
mit Stickstoff, gegebenenfalls flüssigem Stickstoff, erfolgt. Bei abgesenkter Temperatur,
was beispielsweise durch ein mit Stickstoff gekühltes Bauteil (Platine) oder Werkzeug
erfolgen kann, werden unter Umständen Effekte erreicht, die einem Schmierstoff gleichen,
wobei der tiefgekühlte Stickstoff nach dem Umformen aber selbstständig verschwindet
und keine nachteiligen Folgen hat.
[0053] Es ist noch anzumerken, dass das Material, aus welchem die Platine vorzugsweise besteht,
nicht nur ein 22MnB5 sein kann oder auch ein vergleichbarer Werkstoff. Ebenso kann
bei einem bestehenden Werkstoff die Analyse optimiert werden, um dies dem Verfahrensablauf
anzupassen. Beispielsweise kann der C-Gehalt, der Mn-Gehalt oder der B-Gehalt entsprechend
angepasst werden, ebenso wie auch andere Legierungselemente.
[0054] Eine weitere Verfahrensbesonderheit besteht darin, dass die Platine aus Tailored-Blanks-Material
mit wechselnder Materialdicke eingesetzt wird.
[0055] Sogenanntes Tailored-Blanks-Material ist im Stand der Technik bekannt. Hierbei werden
Platinen aus einem Ausgangswerkstoff zu einer unterschiedlichen Dicke gewalzt und
dann Platinenstücke mit unterschiedlicher Materialdicke zueinander verbunden, insbesondere
verschweißt und weiterverarbeitet. Auch solche Materialien können für das erfindungsgemäße
Verfahren eingesetzt werden.
[0056] Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass die Platine aus flexibel gewalztem Material
mit wechselnder Materialdicke eingesetzt wird.
[0057] Auch solches flexibel gewalzte Material ist im Stand der Technik bekannt. Hierbei
wird Bandmaterial auf unterschiedliche Dicke ausgewalzt und anschließend in Platinen
aufgeteilt, so dass die Platinen nicht eine einheitliche Blechdicke aufweisen, sondern
unterschiedliche Blechdicke haben.
[0058] Auch dieses Material ist für die erfindungsgemäßen Zwecke vorteilhafter Weise einsetzbar.
[0059] Eine Besonderheit besteht darin, dass die Platine vollständig oder teilweise aus
dünnem Material von 1,5 mm oder weniger eingesetzt wird.
[0060] Sofern bei dem erfindungsgemäßen Verfahren Materialien eingesetzt werden, die 1,5
mm dick sind oder dünner, so ist dies verfahrensmäßig gut einsetzbar. Durch die vorgesehene
Zwischenkühlung ist das Material nach der Zwischenkühlung steifer als bei einem Presshärten
ohne Zwischenkühlung, was zu einer vorteilhaften Verfahrensweise führt.
[0061] Eine weitere Besonderheit wird darin gesehen, dass die Platine in der Erwärmungszone
für eine Zeit von weniger als 5 Minuten erwärmt wird, um eine Kornvergröberung zu
vermeiden oder zu minimieren.
[0062] Da erfindungsgemäß keine Haltezeit von 5 Minuten oder mehr notwendig ist, wie im
Stand der Technik dies bei einer Beschichtung beispielsweise mit AlSi erforderlich
ist, kann erfindungsgemäß durch angepasste Temperatur und Zeit das Gefüge des Materials
der Platine optimiert werden. Hierdurch kann eine Kornvergröberung verhindert werden,
und es kann besser auf Kundenwünsche reagiert werden, wenn ein kundenspezifisches
Gefüge/Korngröße eingestellt werden soll.
[0063] Eine bevorzugte Verfahrensweise ist in schematisierter Form in der Zeichnung dargestellt
und im Folgenden näher beschrieben.
[0064] Die einzige Zeichnungsfigur zeigt eine prinzipielle Anlage zur Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens.
[0065] Gemäß der Erfindung wird eine Platine 1 in Richtung der Bewegungspfeile 2 durch eine
mit 3 bezeichnete Erwärmungszone transportiert, in der die Platine kontinuierlich
oder auch diskontinuierlich mindestens teilweise, vorzugsweise vollständig, mindestens
auf Austenitisierungstemperatur oder etwas darüber erwärmt wird, im Ausführungsbeispiel
auf etwa 1000°C.
[0066] Bei der Platine 1 handelt es sich um unbeschichtetes Stahlmaterial aus warmumformbarem
Stahl. Hierbei wird während der Erwärmung in der Erwärmungszone 4 auf Austenitisierungstemperatur
der Sauerstofftritt verhindert. Die auf Austenitisierungstemperatur erwärmte Platine
1 wird unter weiterer Vermeidung von Sauerstoffzutritt in einer Zwischenkühlungszone
4 auf eine Temperatur unterhalb der Austenitisierungstemperatur, aber oberhalb der
Martensitstarttemperatur gekühlt, beispielsweise auf 600°C. Die Platine 1 wird dann
innerhalb weniger Sekunden nach Verlassen der Kühlzone 4 in das Umformwerkzeug 5 eingebracht.
Dabei beträgt die Temperatur im Beispiel etwa 550°C. Im Umformwerkzeug 5 wird die
Platine 1 umgeformt und mindestens in Teilbereichen pressgehärtet. Anschließend kann
die umgeformte Platine 1' aus dem Umformwerkzeug 5 entnommen werden und anderweitig
gelagert werden.
[0067] In der Zeichnung ist das Umformwerkzeug 5 nur schematisch verdeutlicht. Es besteht
aus einem Oberteil und einem Unterteil. Diese beiden Teile sind entsprechend des Pfeiles
6 einander annäherbar und voneinander entfernbar. Bei geöffnetem Werkzeug kann die
Platine 1 eingelegt werden und durch Schließen des Werkzeugs kann die Platine 1 umgeformt
und pressgehärtet werden. Nach dem Öffnen des Umformwerkzeugs 5 ist die Platine 1'
in der umgeformten Form entnehmbar.
[0068] Das Aggregat in der Erwärmungszone 3 ist beispielsweise ein Durchlaufofen oder ein
Rollenherdofen, in den die Platine durch eine gegen Luftzutritt schützende Schleuse
eingeführt wird, und durch eine weitere Schleuse am Ende abgeführt wird. Beim Eintritt
in die Zwischenkühlungszone 4 kann wiederum am Eintritt eine Schleuse und am Austritt
eine Schleuse gegen Luftzutritt vorgesehen sein. Der Durchlaufofen, der die Erwärmungszone
3 bildet, ist vorzugsweise mit Gas beheizt, wobei die Erwärmung in dem Durchlaufofen
unter Schutzgasatmosphäre erfolgt, um eine Verzunderung der Platine zu vermeiden.
Die auf Austenitisierungstemperatur erwärmte Platine 1 tritt unter einem Schutzgehäuse
in die Zwischenkühlungszone 4 ein, wobei wiederum Sauerstoffzutritt oder Luftzutritt
vermieden wird. Die Zwischenkühlung 4 kann beispielsweise in Form eines Bleibades
realisiert werden. Hier kann die Temperatur der Platine auf ca. 600°C abgekühlt werden,
wobei sie jedenfalls deutlich über Martensitstarttemperatur bleibt, damit eine Umformung
und Presshärtung in dem entsprechenden Umformwerkzeug 5 durchgeführt werden kann.
Die Platine 1 verlässt also die Zwischenkühlung 4 bei beispielsweise 600°C und wird
innerhalb weniger Sekunden in das Umformwerkzeug eingebracht, wobei die Platine 1
dann noch eine Resttemperatur hat, die etwas niedriger ist, beispielsweise bei 550°C
liegen kann.
[0069] Die Erfindung stellt ein Verfahren vor, welches zu einem qualitativ hochwertigen
Umformprodukt führt, wobei das Ausgangsmaterial kostengünstig zu beschaffen und zur
Verfügung zu stellen ist und die Energieaufwendung vom Beginn der Erwärmung bis zur
Umformung relativ niedrig gehalten ist. Weitere Vorteile der Erfindung ergeben sich
aus der Beschreibung.
[0070] Die Erfindung ist nicht auf das Ausführungsbeispiel beschränkt, sondern im Rahmen
der Offenbarung vielfach variabel.
[0071] Alle in der Beschreibung und/oder Zeichnung offenbarten Einzel- und Kombinationsmerkmale
werden als erfindungswesentlich angesehen.
1. Verfahren zum Presshärten von Platinen (1) aus warmumformbarem Stahl mit folgenden
Verfahrensschritten:
- eine blanke, unbeschichtete Platine (1) wird durch eine Erwärmungszone (3) transportiert
und kontinuierlich oder auch diskontinuierlich mindestens teilweise mindestens auf
Austenitisierungstemperatur erwärmt,
- während der Erwärmung auf Austenitisierungstemperatur wird Sauerstoffzutritt verhindert,
- die so erwärmte Platine (1) wird unter Vermeidung von Sauerstoffzutritt auf eine
Temperatur unter Austenitisierungstemperatur, aber über Martensitstarttemperatur abgekühlt
im Wege einer Zwischenkühlung (4),
- die Platine (1) wird nachfolgend innerhalb weniger Sekunden und vor weiterer Abkühlung
auf Martensitstarttemperatur in ein Warmumformwerkzeug (5) eingebracht, in dem Werkzeug
(5) umgeformt und zumindest in Teilbereichen pressgehärtet,
- die umgeformte Platine (1) wird aus dem Werkzeug entnommen und anderweitig abgelegt.
2. Verfahren zum Presshärten von Platinen (1) aus warmumformbarem Stahl mit folgenden
Verfahrensschritten:
- eine blanke, unbeschichtete Platine (1) wird
zu einem Formteil umgeformt,
- die blanke, mindestens teilweise oder auch vollständig umgeformte Platine (1) wird
durch eine Erwärmungszone (3) transportiert und kontinuierlich oder auch diskontinuierlich
mindestens teilweise mindestens auf Austenitisierungstemperatur erwärmt,
- während der Erwärmung auf Austenitisierungstemperatur wird Sauerstoffzutritt verhindert,
- die so erwärmte Platine (1) wird unter Vermeidung von Sauerstoffzutritt auf eine
Temperatur unter Austenitisierungstemperatur, aber über Martensitstarttemperatur abgekühlt
im Wege einer Zwischenkühlung (4),
- die Platine (1) wird nachfolgend innerhalb weniger Sekunden und vor weiterer Abkühlung
auf Martensitstarttemperatur in ein Warmumformwerkzeug (5) eingebracht, in dem Werkzeug
(5) restumgeformt, sofern sie noch nicht vollständig umgeformt ist, und zumindest
in Teilbereichen pressgehärtet,
- die umgeformte Platine (1) wird aus dem Werkzeug entnommen und anderweitig abgelegt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Platine (1) in einem Durchlaufofen erwärmt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass die Platine (1) durch einen Rollenherdofen transportiert und erwärmt wird.
5. Verfahren nach einem Anspruch 3 oder 4,
dadurch gekennzeichnet, dass der Durchlaufofen oder der Rollenherdofen mit Gas oder elektrisch beheizt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, dass die Platine (1) induktiv oder konduktiv erwärmt wird, gegebenenfalls auch vor dem
Durchlaufofen.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, dass die Platine (1) vor dem Eintritt in die Erwärmungszone (3) gerichtet und/oder gewalzt
wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, dass die Erwärmung unter Schutzgas, insbesondere Inertgas vorgenommen wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet, dass die Zwischenkühlung (4) mittels eines Bleibades, eines Salzbades oder eines Bades
in vergleichbarem Medium durchgeführt wird, in welchem die Platinentemperatur auf
einen Bereich unter 750°C und über Martensitstarttemperatur von 420°C eingestellt
wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet, dass die Zwischenkühlung (4) mittels eines kühlen Inertgases durchgeführt wird und zwar
auf eine Temperatur zwischen 750°C und 420°C.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, dass die Zwischenkühlung in einem gekühlten Werkzeug oder zwischen gekühlten Platten einer
Vorrichtung erfolgt.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 11,
dadurch gekennzeichnet, dass die Platine (1) vom Durchlaufofen über ein an diesen angeschlossenes geschlossenes
System an die Zwischenkühlung (4) angeschlossen wird, sodass ohne Sauerstoffzutritt,
vorzugsweise unter einer Inertgasatmosphäre, der Transport der Platine (1) vom Durchlaufofen
in die Zwischenkühlung (4) vorgenommen wird.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 12,
dadurch gekennzeichnet, dass der Durchlaufofen und/oder die Zwischenkühlung (4) eingangsseitig und ausgangsseitig
mittels jeweils angeordneter Schleusen gegen Luftzutritt geschützt wird oder werden.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 13,
dadurch gekennzeichnet, dass Teile der Platine (1) unterschiedliche lange gekühlt oder der kühlenden Schutzgasatmosphäre
ausgesetzt werden, um Bereiche mit unterschiedlichen technischen Eigenschaften oder
mechanischen Eigenschaften zu erzeugen.
15. Verfahren nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, dass die Transportgeschwindigkeit der Platine (1) zu dem Zweck nach Anspruch 14 gesteuert
wird.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 14,
dadurch gekennzeichnet, dass der Transport der Platine (1) in das Umformwerkzeug (5) mittels eines Rollenganges
und/oder mittels eines Handling-Roboters erfolgt.
17. Verfahren nach einem der Ansprüche 14 oder 15,
dadurch gekennzeichnet, dass alternativ Bereiche mit folgenden Gefügeausbildungen der Platine (1) erzeugt werden:
- 100 % martensitisches Gefüge,
- überwiegend martensitisches Gefüge mit Bestandteilen von Austenit, Ferrit, Bainit
und/oder Perlit,
- 1 % bis 99 % Martensit oder 1 % bis 99 % Bainit,
- 1 % bis 99 % Martensit und Rest Austenit,
- überwiegend Bainit, Rest Austenit, Ferrit, Martensit und/oder Perlit.
18. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 17,
dadurch gekennzeichnet, dass die Platine (1) aus Stahl der Qualität 22MnB5 oder gleichwertig eingesetzt wird.
19. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Restumformung in der Größenordnung von 0,1 % bis 10 % beim Presshärten erfolgt.
20. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 19,
dadurch gekennzeichnet, dass die Platine (1) aus einem rechteckigen Blech besteht.
21. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 19,
dadurch gekennzeichnet, dass die Platine (1) aus einem vorgeschnittenen Blechteil besteht.
22. Verfahren nach Anspruch 20 oder Anspruch 21,
dadurch gekennzeichnet, dass eine Optimierung des Schnittes des Blechteils nach einem der Pressvorgänge vorgenommen
wird.
23. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 22,
dadurch gekennzeichnet, dass in die Platine (1) Löcher, Aussparungen, Konturen oder andere Bearbeitungen eingebracht
werden, und zwar vor oder nach einem der Pressvorgänge.
24. Verfahren nach Anspruch 2 bis 23, dadurch gekennzeichnet, dass die Platine (1) bei Raumtemperatur umgeformt wird.
25. Verfahren nach Anspruch 2 bis 23, dadurch gekennzeichnet, dass die Platine (1) bei gegenüber Raumtemperatur erhöhter Temperatur umgeformt wird,
um die Umformeigenschaften zu verbessern, wobei die Temperaturerhöhung durch Erwärmung
der Platine und/oder des Umformwerkzeuges erfolgt.
26. Verfahren nach Anspruch 2 bis 23, dadurch gekennzeichnet, dass die Platine (1) bei gegenüber Raumtemperatur abgesenkter Temperatur umgeformt wird,
wobei die Temperaturabsenkung der Platine (1) und/oder des Umformwerkzeuges erfolgt.
27. Verfahren nach Anspruch 26, dadurch gekennzeichnet, dass die Temperaturabsenkung durch Kühlung mit Stickstoff, gegebenenfalls flüssigem Stickstoff,
erfolgt.
28. Verfahren nach Anspruch 1 bis 27, dadurch gekennzeichnet, dass die Platine (1) aus Tailored-Blanks-Material mit wechselnder Materialdicke eingesetzt
wird.
29. Verfahren nach Anspruch 1 bis 27, dadurch gekennzeichnet, dass die Platine (1) aus flexibel gewalztem Material mit wechselnder Materialdicke eingesetzt
wird.
30. Verfahren nach Anspruch 1 bis 29, dadurch gekennzeichnet, dass die Platine (1) vollständig oder teilweise aus dünnem Material von 1,5 mm oder weniger
eingesetzt wird.
31. Verfahren nach Anspruch 1 bis 30, dadurch gekennzeichnet, dass die Platine (1) in der Erwärmungszone (3) für eine Zeit von weniger als 5 Minuten
erwärmt wird, um eine Kornvergröberung zu vermeiden oder zu minimieren.