[0001] Die Erfindung betrifft einen automatischen Aufzugsmechanismus für eine mechanische
Armbanduhr, aufweisend eine Schwungmasse, insbesondere einen Rotor, die mittels eines
ersten Radiallagers, dem Rotorlager, um eine erste Achse schwenk- und/oder rotierbar
gelagert ist, wobei die Schwungmasse drehübertragend mit einem Rotorlager-Innenring
des Rotorlagers verbunden und relativ zu einem Rotorlager-Außenring des Rotorlagers
beweglich ist. Ferner aufweisend eine Antriebsklinke, deren erstes Ende exzentrisch
am Rotorlager-Innenring mittels eines zweiten Radiallagers, dem Klinkenlager, um eine
zweite Achse drehbar gelagert ist, und ein Klinkenrad, das zum Aufziehen einer Antriebsfeder
eines Uhrwerks der mechanischen Armbanduhr mittels eines zweiten, in das Klinkenrad
eingreifenden Endes der Antriebsklinke um eine dritte Achse drehbar gelagert ist.
[0002] Die Erfindung betrifft außerdem eine mechanische Armbanduhr mit einem solchen automatischen
Aufzugsmechanismus.
[0003] Mechanische Armbanduhren werden von einer Antriebs- oder Uhrwerksfeder angetrieben,
die im sogenannten Federhaus untergebracht ist. Damit die Antriebsfeder Energie über
das Federhaus an das Uhrwerk abgeben kann, muss diese über ein Aufzugsrad vorgespannt
werden, welches mit der Antriebsfeder verbunden ist und entlang einer Drehrichtung
gedreht wird. Man spricht vom Aufziehen der Antriebsfeder bzw. der Armbanduhr. Die
Armbanduhr kann hierzu auch als Automatikuhr mit einem automatischen Aufzugsmechanismus
ausgestattet sein. Hauptbestandteil des automatischen Aufzugsmechanismus ist eine
Schwungmasse oder Exzentermasse, insbesondere ein Rotor, die zweckmäßigerweise an
der Rückseite des Uhrwerks durch Bewegungen des Armbanduhren-Trägers um eine zentrale
Uhrwerksachse schwenkbar bzw. rotierbar gelagert ist. Über ein Getriebe werden die
Bewegungen der Schwungmasse umgewandelt, sodass ein Aufziehen der Antriebsfeder bewirkt
wird.
[0004] Das Grundprinzip eines selbsttätigen Armbanduhraufzugs, der zwei einzelne, konzentrisch
zum Aufzugsrad bewegliche Antriebsklinken aufweist, ist aus der
DE 842 029 B bekannt. Mit den Antriebsklinken sind zwei Exzenter bzw. Kurbeln kinetisch verbunden,
die durch eine rundlaufende Schwungmasse in Drehung geraten. Die Antriebsklinken greifen
abwechselnd in das Aufzugsrad ein, wodurch beide Drehrichtungen der Schwungmasse genutzt
werden können, um das Aufzugsrad zwecks Federaufzug in die erforderliche gleichgerichtete
Drehung zu versetzen.
[0005] Eine Weiterentwicklung dieses Grundprinzips ist von dem Unternehmen Seiko unter der
Bezeichnung "Magic Lever" bekannt. Die Antriebsklinke des Aufzugsmechanismus ist hier
zweiarmig ausgebildet, die Klinkenarme greifen jeweils in das Aufzugs- oder Klinkenrad
zum Aufziehen der Antriebsfeder ein. Der als Schwungmasse fungierende Rotor ist mittels
eines Kugellagers, dem Rotorlager, um die Uhrwerksachse teilweise oder vollständig
drehbar gelagert, wobei die Drehbewegung des Rotors auf den Innenring des Rotorlagers
übertragen wird. Die Übertragung der Drehbewegung vom Rotor auf den Rotorlager-Innenring
erfolgt über einen exzentrisch in den Innenring gedrückten Stift, insbesondere eine
Lagerbuchse oder Kurbel, auf dem der Rotor bspw. formschlüssig sitzt. Der Stift bzw.
die Lagerbuchse oder Kurbel dient außerdem einer gleitenden Lagerung der Antriebsklinke
gegenüber dem Rotorlager, sodass eine Rotation des Rotors relativ zur Antriebsklinke
ermöglicht wird. Durch die exzentrische Anordnung der Antriebsklinke zum Innenring
des Rotorlagers, bewirkt die vom Rotor auf den Innenring übertragene Drehbewegung
eine translatorische Bewegung der Klinkenarme. Das Aufzugs- oder Klinkenrad ist als
Sägezahnrad ausgebildet, sodass dieses durch abwechselndes Eingreifen der Klinkenarme
entlang einer Drehrichtung zum Aufziehen der Antriebsfeder um seine Drehachse "geschoben"
bzw. "gezogen" wird. Nachteilig an dieser Ausführung ist, dass die Antriebsklinke
über eine Lagerbuches, eine Kurbel oder einen Stift gleitend gelagert ist. Wegen der
direkt aufeinander abgleitenden Lagerflächen sind Gleitlager einem fortlaufenden Verschleiß
unterworfen, wodurch die Gesamtlebensdauer des Uhrwerks begrenzt wird. Darüber hinaus
müssen Gleitlager regelmäßig gewartet, das heißt gereinigt und geschmiert werden,
wozu eine Demontage nicht nur des Uhrwerks, sondern des vollständigen Aufzugsmechanismus
erforderlich ist. Gerade an den empfindlichen Klinkenarmen kann eine unsachgemäße
Durchführung zu Beschädigungen führen. Die Wartung kann deshalb nur von besonders
geschultem Fachpersonal durchgeführt werden.
[0006] Es ist daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, einen gegenüber dem Stand der
Technik verbesserten automatischen Aufzugsmechanismus zu schaffen, welcher insbesondere
wartungsfrei ist und hierdurch die Lebensdauer des Uhrwerks erhöht und dessen Instandhaltungsbedarf
senkt.
[0007] Die Aufgabe wird gelöst durch einen automatischen Aufzugsmechanismus gemäß Anspruch
1 sowie eine Armbanduhr mit einem solchen Aufzugsmechanismus gemäß Anspruch 12.
[0008] Ein erfindungsgemäßer automatischer Aufzugsmechanismus der eingangs näher beschriebenen
Art kennzeichnet sich dadurch, dass das Klinkenlager als exzentrisch im Rotorlager-Innenring
des Rotorlagers liegendes Wälzlager mit einem Klinkenlager-Innenring und einem Klinkenlager-Außenring
sowie dazwischen abrollenden Wälzkörpern ausgebildet ist.
[0009] Im Sinne der Erfindung ist also vorgesehen, das erste Ende der Antriebsklinke über
ein Wälzlager mit zwischen zwei Lagerringen abrollenden Wälzkörpern exzentrisch im
Rotorlager-Innenring zu lagern. Gegenüber den im Stand der Technik eingesetzten Gleitlagern
läuft das erfindungsgemäß vorgesehene Wälzlager trocken, das heißt eine Schmierung
ist nicht erforderlich. Die Wälzkörper rollen zwischen den zwei Lagerringen ab, der
bei Gleitlagern betriebsbedingt auftretende Abrieb in Form feiner Staubpartikel wird
folglich vermieden, wodurch eine regelmäßige Reinigung verzichtbar ist. Erfindungsgemäß
wird somit ein wartungs- und/oder verschleißfreier, automatischer Aufzugsmechanismus
mit einer gegenüber dem Stand der Technik erheblich erhöhten Lebensdauer geschaffen.
[0010] Vorteilhafte Ausführungsformen der Erfindung sind in den Unteransprüchen beansprucht
und werden nachfolgend näher erläutert.
[0011] So kann nach einer bevorzugten Erfindungsvariante der Klinkenlager-Außenring drehübertragend
mit dem Rotorlager-Innenring verbunden sein, indem die Außenfläche des Klinkenlager-Außenrings
und die radial daran angrenzende Innenfläche des Rotorlager-Innenrings form- und/oder
stoffschlüssig miteinander gefügt sind.
[0012] Beispielsweise kann der Rotorlager-Innenring mit einer exzentrischen Ausnehmung und/oder
Bohrung versehen sein, innerhalb welche der Klinkenlager-Außenring stoff- und/oder
formschlüssig eingefügt ist. Als besonders vorteilhaft haben sich Klebeverbindungen
oder Presspassungen zwischen Rotorlager-Innenring und Klinkenlager-Außenring erwiesen.
[0013] Alternativ zu der obigen Erfindungsvariante ist aber auch denkbar, dass der Klinkenlager-Außenring
drehübertragend mit dem Rotorlager-Innenring verbunden ist, indem der Klinkenlager-Außenring
und der Rotorlager-Innenring einstückig, als ein einziges Bauteil ausgeführt sind.
[0014] Bei dieser Variante sind der Klinkenlager-Außenring und der Rotorlager-Innenring
folglich ein und dasselbe Bauteil, wobei die Wälzkörper des Klinkenlagers vorzugsweise
dann direkt an einer Innenfläche des Rotorlager-Innenrings abrollen oder die Wälzkörper
des Rotorlagers an einer Außenfläche des Klinkenlager-Außenrings. Der Klinkenlager-Außenring
bzw. Rotorlager-Innenring kann hierzu mit einer exzentrischen Ausnehmung und/oder
Bohrung versehen sein.
[0015] Bei einer zweckmäßigen Ausführungsform der Erfindung ist die Antriebsklinke mittels
eines Befestigungsmittels, insbesondere eines Bolzens oder einer Schraube, fest mit
dem Klinkenlager-Innenring verbunden.
[0016] Vorzugsweise handelt es sich bei dem Befestigungsmittel um einen Bolzen oder Niet,
der form-, reib- und oder kraftschlüssig im Innern des Klinkenlager-Innenrings sitzt.
Alternativ kann eine Schraube über eine, insbesondere zusätzliche, Gewindeverbindung
die erforderliche Befestigung der Antriebsklinke mit dem Klinkenlager-Innenring gewährleisten.
[0017] In Weiterbildung dieser Ausführungsform ist der Klinkenlager-Innenring einstückig
mit dem Befestigungsmittel, insbesondere dem Bolzen oder der Schraube, ausgeführt,
wobei die Wälzkörper des Klinkenlagers dann an der Außenfläche des Befestigungsmittels
abrollen.
[0018] Vorteilhaft bietet diese Ausführungsvariante, bei der das Befestigungsmittel den
Klinkenlager-Innenring ersetzt oder anders ausgedrückt, der Klinkenlager-Innenring
gleichzeitig als Befestigungsmittel für die Antriebsklinke genutzt wird, einen geringeren
Platzbedarf, was gerade bei Uhrwerken für Armbanduhren von essenzieller Bedeutung
ist.
[0019] Aufgrund der eingeschränkten Platzverhältnisse hat es sich nach einer Erfindungsausführung
als vorteilhaft herausgestellt, dass das Klinkenlager als Rillenlager ausgebildet
ist, wobei eine in der Innenfläche des Klinkenlager-Außenrings ausgebildete Innenführung
und eine in der Außenfläche des Klinkenlager-Innenrings ausgebildete Außenführung
gemeinsam eine Laufbahn für darin abrollende Wälzkörper, insbesondere Kugeln, bilden.
[0020] Vorzugsweise ist also das Klinkenlager als Rillen- und/oder Kugellager ausgebildet.
Zweckmäßig bilden sowohl eine im Rotorlager-Innenring als auch im Klinkenlager-Außenring
jeweils ausgenommene, V-förmige Rille gemeinsam die Laufbahn für darin abrollende
Kugeln. Eine derartige Geometrie ermöglicht die Ausführung des Wälzlagers als Vierpunktlager,
bei welchem die Kugeln jeweils vier fest definierte Berührungspunkte mit der Laufbahn
aufweisen. Auf diese Weise lässt sich ein besonders geringes Lagerspiel, im Bereich
von 4-8 µm realisieren, wodurch eine in der Uhrwerks-Feinmechanik besonders zweckmäßige
Präzision erlangt wird.
[0021] Vorteilhaft umfassen die Wälzkörper des Klinkenlagers, in Ausgestaltung der Erfindung,
ein keramisches Material, insbesondere Siliziumnitrid und/oder Zirkonoxid.
[0022] Keramische Wälzkörper sind besonders verschleiß-, korrosions- und temperaturbeständig,
wodurch sich die Lebensdauer des automatischen Aufzugsmechanismus und somit des gesamten
Uhrwerks bzw. der Armbanduhr weiter erhöhen lassen.
[0023] Die Schwungmasse kann nach einer bevorzugten Ausführungsform über in eine Seitenfläche
des Rotorlager-Innenrings eingreifende Befestigungsmittel, insbesondere Schrauben
oder Bolzen, drehübertragend mit dem Rotorlager-Innenring verbunden sein.
[0024] Gemäß dieser Ausführungsform erfolgt die Verbindung zwischen Schwungmasse und Rotorlager-Innenring
vorzugsweise über in eine Ausnehmung und/oder Bohrung des Rotorlager-Innenrings eingreifende
Befestigungsmittel, z. B. Niete, Bolzen und/oder Schrauben. Die Befestigungsmittel
bzw. die im Rotorlager-Innenring für die Befestigungsmittel vorgesehenen Ausnehmungen
und/oder Bohrungen sind zweckmäßig auf einem gemeinsamen Radius um die erste Achse,
um welche die Schwungmasse rotiert, angeordnet und weisen einen gleichmäßigen Winkelabstand
zueinander auf. Ein Vorteil dieser Befestigung ist unter anderem, dass auf einen zusätzlichen
Adapter, der zwischen Schwungmasse und Rotorlager-Innenring üblicherweise vorgesehen
ist, verzichtet werden kann, wodurch sich die Gesamtanzahl der Bauteile des automatischen
Aufzugsmechanismus weiter reduzieren lässt. In der Grundausführung weist der automatische
Aufzugsmechanismus im Wesentlichen drei Bauteile, die Schwungmasse, das Klinkenrad
und die in das Klinkenrad eingreifende Antriebsklinke auf, wobei Schwungmasse und
Antriebsklinke über zwei radiale Wälzlager miteinander verbunden sind.
[0025] Zusätzlicher Bauraum kann nach einer bevorzugten Erfindungsvariante eingespart werden,
indem der Rotorlager-Außenring und das Klinkenrad einander überlappend angeordnet
sind.
[0026] Vorzugsweise sind die Antriebsklinke und das Klinkenrad in einer ersten gemeinsamen
Ebene angeordnet. Das Rotorlager und das Klinkenlager sind in einer zweiten gemeinsamen
Ebene angeordnet, die parallel benachbart zur ersten Ebene verläuft. Aufgrund dieser
Anordnung kann die Länge der Antriebsklinke, insbesondere der Klinkenarme derart gewählt
werden, dass das Klinkenrad und der Rotorlager-Außenring einander überlappen, wodurch
die Gesamtabmessungen des Aufzugsmechanismus sinken.
[0027] Um den automatischen Aufzugsmechanismus in das Uhrwerk einer Armbanduhr zu integrieren
weist das Klinkenrad in Ausgestaltung der Erfindung ein Ritzel auf, das zum Aufziehen
der Antriebsfeder in das mechanische Uhrwerk der Armbanduhr eingreift.
[0028] Vorzugsweise weist der automatische Aufzugsmechanismus zusätzlich eine Automatikbrücke
auf, die über Befestigungsmittel, insbesondere Schrauben, fest mit dem Rotorlager-Außenring
verbunden und zur Befestigung des Aufzugsmechanismus an einer Platine oder Werkplatte
des mechanischen Uhrwerks der Armbanduhr vorgesehen ist.
[0029] In Weitergestaltung kann außerdem das Klinkenrad mit der Automatikbrücke verbunden
sein, wodurch insbesondere die Position und/oder Stellung des Klinkenrads zur Antriebsklinke
und den radialen Wälzlagern sowie zu den übrigen Bestandteilen einer Armbanduhr, in
die der automatische Aufzugsmechanismus integriert werden soll, mittels der Automatikbrücke
vorgebbar ist.
[0030] Die eingangs gestellte Erfindungsaufgabe wird somit auch durch eine Armbanduhr mit
einem intergierten automatischen Aufzugsmechanismus, nach einer oder mehreren der
zuvor beschriebenen beispielhaften Ausführungsformen gelöst.
[0031] Weitere Einzelheiten, Merkmale, Merkmals(unter)-kombinationen, Vorteile und Wirkungen
auf der Basis der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung eines
bevorzugten Ausführungsbeispiels der Erfindung und den Zeichnungen. Diese zeigen in
Fig. 1a eine erste beispielhafte Ausführungsform eines erfindungsgemäßen automatischen
Aufzugsmechanismus in einer rückseitigen Draufsicht,
Fig. 1b die erste beispielhafte Ausführungsform aus Figur 1a in einer vorderseitigen
Draufsicht,
Fig. 2a die beispielhafte Ausführungsform aus den Figuren 1a und 1b mit einer montierten
Schwungmasse und einer Automatikbrücke in einer vorderseitigen Draufsicht,
Fig. 2b die beispielhafte Ausführungsform aus Figur 2a in einer rückseitigen Draufsicht,
Fig. 3 die erste beispielhafte Ausführungsform aus den Figuren 1a bis 2b in einer
seitlichen Schnittansicht und
Fig. 4 eine zweite beispielhafte Ausführungsform eines erfindungsgemäßen automatischen
Aufzugsmechanismus in einer perspektivischen Schnittansicht.
[0032] Die Figuren sind lediglich beispielhafter Natur und dienen nur dem Verständnis der
Erfindung. Die gleichen Elemente sind mit denselben Bezugszeichen versehen und werden
in der Regel daher auch nur einmal erläutert.
[0033] In den Figuren 1a und 1b ist jeweils eine beispielhafte Ausführungsform eines erfindungsgemäßen
automatischen Aufzugsmechanismus 100 dargestellt. Die Figur 1a zeigt hierbei eine
vorderseitige Draufsicht, das heißt den Aufzugsmechanismus 100 aus Sicht des Ziffernblatts
der Armbanduhr, sofern sich dieser in einer in die Armbanduhr integrierten Betriebsposition
befindet. Entsprechend zeigt die Figur 1b eine rückseitige Draufsicht, aus Sicht der
Platine oder Werkplatte der Armbanduhr. In einer Grundausführung umfasst der automatische
Aufzugsmechanismus 100 im Wesentlichen drei Bauteile, eine - in den Figuren 1a und
1b ausgeblendete - Schwungmasse 140, eine kinetisch mit der Schwungmasse 140 verbundene
Antriebsklinke 130 sowie ein Klinkenrad 150, in welches die Antriebsklinke 130 eingreift.
Die Schwungmasse 140 und die Antriebsklinke 130 sind über zwei als Wälzlager ausgebildete
Radiallager 110, 120 miteinander verbunden.
[0034] Die in den Figuren 1a und 1b nicht dargestellte Schwungmasse 140 (s. Figuren 2a und
2b) ist über drei Befestigungsmittel 141, z. B. Schrauben, Bolzen oder Niete mit einem
ersten oder äußeren Radiallager, dem Rotorlager 110 verbunden und um eine erste Achse
R
1 drehbar gelagert. Die Befestigungsmittel 141 sind auf einem gemeinsamen Radius um
die erste Achse R
1 mit einem Winkelabstand von jeweils 120° zueinander angeordnet. Das Rotorlager 110
ist beispielhaft als Kugellager mit hier insgesamt neun als Kugeln ausgeführten Wälzkörpern
113 ausgebildet, die zwischen einem Rotorlager-Innenring 111 und einem Rotorlager-Außenring
112 innerhalb einer gemeinsam gebildeten Laufbahn 115 abrollen. Als Bestandteil eines
automatischen Aufzugsmechanismus 100 für ein Uhrwerk einer Armbanduhr weist das Rotorlager
110 einen vergleichsweise kleinen Außendurchmesser von bspw. 8,2 mm auf. Um eine gleichmäßige
Verteilung der Wälzkörper 113 innerhalb der Laufbahn 115 zu gewährleisten und/oder
um ein "Klackern" oder sonstige Geräuschentwicklung zu vermeiden können die Wälzkörper
113 von einem Lagerkäfig 114 gehalten werden. Die Befestigungsmittel 141 für die Schwungmasse
140 (s. Figuren 2a und 2b) greifen seitlich in drei komplementär angeordnete und den
Rotorlager-Innenring 111 durchsetzende Ausnehmungen und/oder Bohrungen ein, sodass
die Schwungmasse 140 aus Bewegungen des Armbanduhr-Trägers resultierende Rotations-
und/oder Schwenkbewegungen auf den Rotorlager-Innenring 111 überträgt. In einer Bohrung
und/oder Ausnehmung des Rotorlager-Innenrings 111 ist das zweite oder innere Radiallager,
das Klinkenlager 120 exzentrisch angeordnet. Das Klinkenlager 120 ist erfindungsgemäß
als Wälzlager ausgebildet und ermöglicht eine relativ zum Rotorlager-Innenring 111
drehbewegliche Lagerung der Antriebsklinke 130 um eine zweite Achse R
2 Aufgrund der exzentrischen Anordnung des Klinkenlagers 120 innerhalb des Rotorlagers
110 weisen die an sich parallel verlaufenden Achsen R
1, R
2 einen Abstand x zueinander auf. Ein beispielhafter Wert für den Abstand x kann 0,18
mm betragen.
[0035] Vorzugsweise ist das Klinkenlager 120 als Kugellager mit einem Klinkenlager-Innenring
121, einem Klinkenlager-Außenring 122 und dazwischen abrollenden, als Kugeln ausgeführten
Wälzkörpern 123 ausgebildet. In dieser Ausführung ist der Klinkenlager-Außenring 122
passgenau in eine exzentrische Bohrung und/oder Ausnehmung des Rotorlager-Außenrings
112 eingefügt, z.B. mittels einer Presspassung und/oder verklebt. Um dem geringen,
zur Verfügung stehenden Bauraum im Uhrwerk der Armbanduhr gerecht zu werden, ist der
Außendurchmesser des Klinkenlagers 120 gering und beträgt beispielsweise lediglich
2,7 mm. Die Anzahl der Wälzkörper 123 des Klinkenlagers 120 kann in einem Bereich
zwischen 3 bis 12 liegen und beträgt vorzugsweise 7. Bedarfsweise kann auch für das
Klinkenlager 120 ein Lagerkäfig vorgesehen sein. Mit dem Klinkenlager-Innenring 121
ist ein erstes Ende der Antriebsklinke 130 mittels eines Befestigungsmittels 133,
z. B. einem Bolzen, einer Schraube oder einem Niet verbunden.
[0036] Ein zweites, in Richtung des Klinkenrads 150 weisendes Ende der Antriebsklinke 130
weist einen ersten Klinkenarm 131 und einen zweiten Klinkenarm 132 auf, die jeweils
in ein Sägezahnprofil 151 des Klinkenrads 150 eingreifen. Durch die exzentrische Lagerung
des ersten Endes der Antriebsklinke 130 innerhalb des Rotorlagers 110, wird eine Rotation
des Rotorlager-Innenrings 111 in eine translatorische Bewegung der Klinkenarme 131,
132 umgesetzt. Die beiden Klinkenarme 131, 132 sind das Klinkenrad 150 umgreifend,
konzentrisch zu einer dritten Achse R
3, um welche sich das Klinkenrad 150 dreht, angeordnet. In Verbindung mit dem Sägezahnprofil
151 kann so das Klinkenrad 150 in einer einzigen Drehrichtung, unabhängig von der
Rotationsrichtung des Rotorlager-Innenrings 111 angetrieben werden, wobei der erste
Klinkenarm 131 "schiebend" und der zweite Klinkenarm 132 "ziehend" in das Klinkenrad
150 eingreift. Der erforderliche Anpressdruck an das Klinkenrad 150 wird hier beispielhaft
durch eine blattfederartige Geometrie der Klinkenarme 131, 132 realisiert. Die Drehrichtung
des Klinkenrads 150 kann in der Darstellung auch anhand der Deltaflügel-förmigen Ausnehmungen
nachvollzogen werden.
[0037] In den Figuren 2a und 2b ist die erste beispielhafte Ausführungsform des automatischen
Aufzugsmechanismus 100 zusätzlich mit der über die drei Befestigungsmittel 141 mit
dem Rotorlager-Innenring 111 drehübertragend verbundenen Schwungmasse 140 sowie einer
Automatikbrücke 160 gezeigt. Die Automatikbrücke 160 ist zur Verbindung des automatischen
Aufzugsmechanismus 100 mit einer Platine bzw. Werkplatte der Armbanduhr vorgesehen,
sodass die insbesondere als Rotor ausgestaltete Schwungmasse 140 frei rotieren kann.
Hierzu umfasst die Automatikbrücke 160 einen mit der Schwungmasse 140 verbundenen
Flanschabschnitt 161 zur passgenauen und kraft- bzw. momentübertragenden Aufnahme
des Rotorlager-Außenrings 112. Mittels die Automatikbrücke 160 durchsetzenden Ausnehmungen
und/oder Bohrungen 162 kann diese z.B. mit Schrauben, Bolzen oder Nieten an der Platine
bzw. Werkplatte befestigt werden. Über einen in Richtung des Klinkenrads 150 weisenden
Abschnitt 163 kann eben dieses in einer gewünschten Position und einem erforderlichen
Abstand, um mit den Klinkenarmen 131, 132, in Eingriff zu geraten, an der Automatikbrücke
160 befestigt werden. In dieser, gewünschten Position und/oder Stellung überlappen
der Rotorlager-Außenring 112 und das Klinkenrad 150 einander, wodurch sich Bauraum
innerhalb des Uhrwerks einsparen lässt. Die Übertragung der Drehbewegung des Klinkenrads
150 auf das Uhrwerk, um die Antriebsfeder aufzuziehen, erfolgt über das Ritzel 152.
[0038] Figur 3 zeigt die erste beispielhafte Ausführungsform aus den Figuren 1a bis 2b in
einer seitlichen Schnittansicht, in welcher insbesondere die als Kugellager ausgebildeten
Radiallager 110, 120 gut zu erkennen sind. Der Rotorlager-Innenring 111 und der Rotorlager-Außenring
112 des Rotorlagers 110 weisen jeweils eine V-förmige Rille auf, die gemeinsam eine
Laufbahn 115 in der Art eines Vierpunktlagers für die darin abrollenden, als Kugeln
ausgebildeten Wälzkörper 113 bilden. An den Rotorlager-Innenring 111 schließt sich
radial der Klinkenlager-Außenring 122 an. Rotorlager-Innenring 111 und Klinkenlager-Außenring
122 sind insbesondere über eine Presspassung und/oder eine Klebeverbindung miteinander
verbunden. Das Klinkenlager 120 ist in dieser Ausführung beispielhaft als Rillenlager
gestaltet, wobei der Klinkenlager-Innenring 121 und der Klinkenlager-Außenring 122
gemeinsam eine Laufbahn 124 für die darin abrollenden, als Kugeln ausgeführten Wälzkörper
123 bilden. Im Inneren des Klinkenlager-Innenrings 121 ist das erste Ende der Antriebsklinke
130 über ein hier als Schraube ausgeführtes Befestigungsmittel 133 mit dem Klinkenlager-Innenring
121 verbunden.
[0039] Eine zweite beispielhafte Ausführungsform eines erfindungsgemäßen automatischen Aufzugsmechanismus
100 ist in der Figur 4 in einer perspektivischen Schnittansicht dargestellt. Von der
ersten beispielhaften Ausführungsform (Figuren 1a bis 3) unterscheidet sich die hier
gezeigte Ausführungsform im Wesentlichen durch die Ausgestaltung der Radiallager 110,
120, weshalb die übrigen Bauteile nicht nochmals im Detail beschrieben werden. Insbesondere
sind nach der zweiten Ausführungsform der Rotorlager-Innenring 111 und der Klinkenlager-Außenring
122 als ein gemeinsames Bauteil, wahlweise einstückig, oder wie hier gezeigt, mehrteilig,
ausgebildet. Bei der mehrteiligen Variante sitzt ein erster oder äußerer Laufbahneinsatz
116 in einer ersten oder äußeren Nut 117 und zweiter oder innerer Laufbahneinsatz
125 in einer zweiten oder inneren Nut 126 des Rotorlager-Innenrings 112 bzw. Klinkenlager-Außenrings
121, die jeweils einen entsprechenden Abschnitt der Laufbahn 115 des Rotorlagers 110
bzw. der Laufbahn 124 des Klinkenlagers 120 ausbilden. Sowohl das Rotorlager 110,
wie auch das Klinkenlager 120 sind hier beispielhaft als Vierpunktlager mit jeweils
aus zwei V-förmigen Rillen gebildeten Laufbahnen 115, 124 ausgebildet, in denen die
zugehörigen, als Kugeln ausgeführten Wälzkörper 113 bzw. 123 abrollen. Zusätzlich
oder alternativ kann auch der Klinkenlager-Innenring 121 mit dem, die Antriebsklinke
130 haltenden Befestigungsmittel 133 als ein gemeinsames Bauteil, insbesondere einstückig
ausgebildet sein, wobei die Wälzkörper 123 dann an einer als V-förmige Rille ausgebildeten
Innenfläche des Befestigungsmittels 133 abrollen.
Bezugszeichenliste
[0040]
- 100
- Aufzugsmechanismus
- 110
- erstes Radiallager; Rotorlager
- 111
- Rotorlager-Innenring
- 112
- Rotorlager-Außenring
- 113
- Wälzkörper des Rotorlagers
- 114
- Lagerkäfig
- 115
- Laufbahn des Rotorlagers
- 116
- äußerer Laufbahneinsatz
- 117
- äußere Nut
- 120
- zweites Radiallager; Klinkenlager
- 121
- Klinkenlager-Innenring
- 122
- Klinkenlager-Außenring
- 123
- Wälzkörper des Klinkenlagers
- 124
- Laufbahn des Klinkenlagers
- 125
- innerer Laufbahneinsatz
- 126
- innerer Nut
- 130
- Antriebsklinke
- 131
- erster Klinkenarm
- 132
- zweiter Klinkenarm
- 133
- Befestigungsmittel der Antriebsklinke
- 140
- Schwungmasse; Rotor
- 141
- Befestigungsmittel der Schwungmasse
- 150
- Klinkenrad
- 151
- Sägezahnprofil
- 152
- Ritzel
- 160
- Automatikbrücke
- 161
- Flanschabschnitt
- 162
- Ausnehmungen und/oder Bohrungen
- 163
- Abschnitt der Automatikbrücke
- R1
- erste Achse
- R2
- zweite Achse
- R3
- dritte Achse
- x
- Abstand
1. Automatischer Aufzugsmechanismus (100) für eine mechanische Armbanduhr, aufweisend
- eine Schwungmasse (140), die mittels eines ersten Radiallagers (110), dem Rotorlager,
um eine erste Achse (R1) schwenk- und/oder rotierbar gelagert ist, wobei die Schwungmasse (140) drehübertragend
mit einem Rotorlager-Innenring (111) des Rotorlagers (110) verbunden und relativ zu
dem Rotorlager-Außenring (112) des Rotorlagers (110) beweglich ist,
- eine Antriebsklinke (130), deren erstes Ende exzentrisch am Rotorlager-Innenring
(111) des Rotorlagers (110) mittels eines zweiten Radiallagers (120), dem Klinkenlager,
um eine zweite Achse (R2) drehbar gelagert ist, und
- ein Klinkenrad (150), das zum Aufziehen einer Antriebsfeder des Uhrwerks der mechanischen
Armbanduhr mittels eines zweiten, in das Klinkenrad (150) eingreifenden Endes der
Antriebsklinke (130) um eine dritte Achse (R3) drehbar gelagert ist,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Klinkenlager (120) als exzentrisch im Rotorlager-Innenring (111) des Rotorlagers
(110) liegendes Wälzlager mit einem Klinkenlager-Innenring (121) und einem Klinkenlager-Außenring
(122) sowie dazwischen abrollenden Wälzkörpern (123) ausgebildet ist.
2. Aufzugsmechanismus (100) nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Klinkenlager-Außenring (122) drehübertragend mit dem Rotorlager-Innenring (111)
verbunden ist, indem die Außenfläche des Klinkenlager-Außenrings (122) und die radial
daran angrenzende Innenfläche des Rotorlager-Innenrings (111) form-, kraft- und/oder
stoffschlüssig miteinander gefügt sind.
3. Aufzugsmechanismus (100) nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Klinkenlager-Außenring (122) drehübertragend mit dem Rotorlager-Innenring (111)
verbunden ist, indem der Klinkenlager-Außenring (122) und der Rotorlager-Innenring
(111) als ein einziges Bauteil (111, 122), insbesondere einstückig, ausgeführt sind.
4. Aufzugsmechanismus (100) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Antriebsklinke (130) mittels eines Befestigungsmittels (133), insbesondere eines
Bolzens oder einer Schraube, fest mit dem Klinkenlager-Innenring (121) verbunden ist.
5. Aufzugsmechanismus (100) nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Klinkenlager-Innenring (121) einstückig mit dem Befestigungsmittel (133), insbesondere
dem Bolzen oder der Schraube, ausgeführt ist, wobei die Wälzkörper (123) des Klinkenlagers
(120) an der Außenfläche des Befestigungsmittels (133) abrollen.
6. Aufzugsmechanismus (100) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Klinkenlager (120) als Rillenlager ausgebildet ist, wobei eine in der Innenfläche
des Klinkenlager-Außenrings (122) ausgebildete Innenführung und eine in der Außenfläche
des Klinkenlager-Innenrings (121) ausgebildete Außenführung gemeinsam eine Laufbahn
(124) für die darin abrollenden Wälzkörper (123), insbesondere Kugeln, bilden.
7. Aufzugsmechanismus (100) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Wälzkörper (123) des Klinkenlagers (120) ein keramisches Material, insbesondere
Siliziumnitrid und/oder Zirkonoxid, umfassen.
8. Aufzugsmechanismus (100) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Schwungmasse (140) über in eine Seitenfläche des Rotorlager-Innenrings (111) und/oder
des Klinkenlager-Außenrings (121) eingreifende Befestigungsmittel (141), insbesondere
Schrauben oder Bolzen, drehübertragend mit dem Rotorlager-Innenring (111) verbunden
ist.
9. Aufzugsmechanismus (100) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Rotorlager-Außenring (112) und das Klinkenrad (150) einander überlappend angeordnet
sind.
10. Aufzugsmechanismus (100) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Klinkenrad (150) ein Ritzel (152) aufweist, das zum Aufziehen der Antriebsfeder
in das Uhrwerk der Armbanduhr eingreift.
11. Aufzugsmechanismus (100) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Aufzugsmechanismus (100) eine Automatikbrücke (160) aufweist, die drehübertragend
mit dem Rotorlager-Außenring (112) verbunden ist und zur Befestigung des automatischen
Aufzugsmechanismus (100) an einer Platine oder Werkplatte des Uhrwerks der Armbanduhr
vorgesehen ist.
12. Armbanduhr mit einem automatischen Aufzugsmechanismus (100) nach einem der vorhergehenden
Ansprüche.