[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Beschichtung von Objekten durch Aufbringen,
Trocknen, Aushärten und Nachbehandeln von feuchtigkeitshärtenden Lacksystemen auf
das Objekt gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Die Erfindung betrifft weiterhin eine Anlage zur Lackierung von Objekten gemäß dem
Oberbegriff des Anspruchs 9.
[0003] Durch die gezielte berührungslose Einwirkung von elektromagnetischer Strahlung, z.B.
Infrarotstrahlung auf konventionelle Lacksysteme kann die Trocknung und/oder Aushärtung
beschleunigt und das die Beschichtung tragende Objekt, z.B. ein Karosserieteil eines
KFZ, selbst geschont werden. Nachteil hierbei ist, dass die die Strahlung erzeugenden
Systeme zur Prozesssicherung stets innerhalb einer Lackierkabine, oder geschlossenen
Raums zum Einsatz kommen müssen, was auf Grund der thermischen Einwirkung in Zusammenhang
mit den zum Einsatz kommenden Materialien, eine Gefahr im Hinblick auf die Arbeitssicherheit,
den Brandschutz und den Explosionsschutz darstellt. Der Einsatz von hierfür extra
gesicherten Systemen erzeugt einen hohen Kostenaufwand bei der Installation derartiger
Anlagen.
[0004] Weiterhin ist von Nachteil, dass bei derartigen Verfahren die Objekte nach der Beschichtung
bis zur Erreichung eines staubtrockenen und/oder handhabbaren Zustandes in dem jeweils
geschlossenen Raum, insbesondere der jeweiligen Lackierkabine, verbleiben müssen und
somit den Raum, insbesondere die Lackierkabine, während der Aushärtung der Beschichtung
blockieren. Während dieser Zeit können keine weiteren Objekte in dem geschlossenen
Raum, insbesondere in der Lackierkabine, beschichtet werden und dieser somit nicht
optimal ausgenutzt werden.
[0005] Aus dem Stand der Technik sind Verfahren zur Beschichtung von Objekten bekannt, die
auf Grund bestimmter Bindemittel, Zusätze, Additive oder Ähnlichem als feuchtigkeitshärtende
Lacksysteme ohne Ofentrocknung oder Ofenenergie aushärten. Bei derartigen Beschichtungsverfahren
werden entsprechende und direkt mit dem Lacksystem reagierende Mengen an Feuchtigkeit
eingesetzt, um die Zeit des Trocknens und/oder Aushärtens des Lacksystems zu verringern.
Diese feuchtigkeitshärtenden Lacksysteme werden mittels Zuführung von Feuchtigkeit
und/oder Additiven über die Zerstäuberdruckluft bzw. das Zerstäubergas bei nachfolgender
Lufttrocknung prozesssicher verarbeitet.
[0006] Ein wesentlicher Nachteil dieser Lacksysteme ist, dass zwar nach erfolgter Trocknungsphase
bis zur sogenannten Staubtrockenheit eine beschleunigte prozesssichere Trocknung stattfindet,
jedoch dann in einer Härtungsphase die chemischen Reaktionen, nach denen eine Nachbearbeitung,
insbesondere eine Polierfähigkeit des lackierten Objekts und/oder eine Stapelbarkeit
des lackierten Objekts und/oder eine Weiterverarbeitbarkeit des lackierten Objekts
erreicht ist, verlangsamt ablaufen und im Vergleich zu der Trocknungsphase wesentlich
mehr Zeit benötigt wird. Hierbei führen die chemischen Reaktionen zu einer weiteren
Trocknung des Lacksystems im Sinne einer Durchtrocknung und einer Härtung des Lacksystems
im Sinne einer Aushärtung.
[0007] In der Praxis zeigt sich, dass die Trocknung des Lacksystems prozesssicher in etwa
12 Minuten abgeschlossen ist, jedoch zeigt sich auch, dass zum Beispiel eine Polierfähigkeit
beziehungsweise Überlackierbarkeit erst nach 40-60 Minuten prozesssicher gegeben ist.
In der Fertigung sind daher vor einem Poliervorgang oder vor der Überlackierbarkeit
nach einem Zwischentrocknen entsprechende Wartezeiten in einer Lackierkabine notwendig
und die lackierten Objekte können somit erst mit Verzögerung weiter verarbeitet werden.
Das Lacksystem kann beispielhaft aus Basislack und Klarlack bestehen.
[0008] Um ein Beschichten von Objekten unter hoher Qualität zu ermöglichen, wird das Beschichten
in geschlossenen Räumen mit Zuluftführung und/oder Abluftführung, insbesondere in
Lackierkabinen, durchgeführt. Dies verhindert das Einwirken von negativen äußeren
Einflüsse auf die Beschichtung, wie beispielsweise Schmutz, zusätzliche Wärme, oder
zusätzliche Feuchtigkeit.
[0009] Ein wesentlicher Nachteil des Standes der Technik ist dass die genutzte Infrarot-Technologie
bisher immer innerhalb der Lackierkabinen installiert werden müssen um den frisch
erfolgten Lackauftrag mit Infrarot zu trocknen so dass dann die trockenen Teile, z.B.
ein Automobil oder einzelne Teile eines Autos, aus der Lackierkabine entnommen werden
können und/oder heraus gebracht werden können. Dadurch ist eine teure und aufwendige
Ausstattung innerhalb jeder Lackierkabine zu installieren und somit z.B. einem Overspray
(Sprühnebel neben dem Lackierobjekt) und anderen Verschmutzungen ausgesetzt. Diese
teure Ausstattung muss regelmäßig aufwendig gereinigt, gewartet, beziehungsweise geschützt
werden. Gleichzeitig gilt eine entsprechende technische Installation innerhalb der
Lackierkabine gleichzeitig auch als Schmutzfänger und somit als Ursache für auftretende
Verschmutzungen der Lackoberfläche.
[0010] Dies kann durch die erfindungsgemäße Installation außerhalb der Kabine vermieden
werden. Man hat weniger Verschmutzung auf den Teilen und damit eine bessere Lackierqualität,
weniger Nacharbeit sowie weniger Wartungs- und Reinigungsaufwand.
[0011] Ein weiterer wesentlicher Nachteil ist, dass die Infrarot-Trocknung in bestehenden
Lackierkabinen erheblichen Platz in Anspruch nimmt, was es in bestimmten Fällen unmöglich
macht die Infrarot-Trocknung überhaupt zu nutzen bzw. unmöglich macht die Infrarot-Trocknung
nachzurüsten.
[0012] Ein weiterer wesentlicher Nachteil der stationären Infrarot-Trocknung ist, dass bei
der Trocknung von Kunststoffteilen eine Gefahr der Überhitzung der Kunststoffteile
besteht.
[0013] Ein weiterer wesentlicher Nachteil ist auch, dass man für jede Lackierkabine eine
Infrarot -Trocknung installieren müsste, was einen sehr hohen Investitionsbedarf bedeutet.
[0014] Ein weiterer wesentlicher Nachteil ist dass durch die nachfolgende Aushärtezeit von
bis zu 30 bis 60 Minuten im Prozessablauf Verzögerungen auftreten, beziehungsweise
erhöhter Platzbedarf in nachfolgenden Prozessen benötigt wird.
[0015] Ein weiterer wesentlicher Nachteil ist, dass bei herkömmlich durchgeführten Infrarottrocknungsschritten
nasse Lacke mit hohem Energieeintrag mittels Infrarotstrahlung getrocknet werden müssen
sodass die Oberflächen wie beispielsweise Kunststoffe beschädigt werden können.
[0016] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zu Grunde, ein einfacheres und zeitsparendes
und energieeffizientes Verfahren zur Beschichtung von Objekten zu entwickeln, bei
welchem eine beschleunigte Lackhärtung stattfinden kann. Weiterhin ist es Aufgabe
der Erfindung eine Anlage zur Lackierung von Objekten vorzuschlagen, welche ein Verfahren
zur beschleunigten Lackhärtung ermöglicht.
[0017] Diese Aufgabe wird in Verbindung mit den Merkmalen des Anspruchs 1, sowie des unabhängigen
Anspruchs 9 gelöst. In den jeweiligen Unteransprüchen sind vorteilhafte und zweckmäßige
Weiterbildungen angegeben.
[0018] Das erfindungsgemäße Verfahren zur Beschichtung von Objekten durch Aufbringen, Trocknen,
Aushärten und Nachbehandeln von feuchtigkeitshärtenden oder isocyanathaltigen oder
anderen Lacksystemen auf das Objekt umfasst insbesondere die folgenden Schritte:
- a) Befeuchten einer Zerstäuberdruckluft bzw. eines Zerstäubergases;
- b) wobei Wärme auf die Zerstäuberdruckluft bzw. das Zerstäubergas zugeführt, insbesodnere
Wärme auf das Zerstäubergas über den das Zerstäubergas führenden Lackierschlauch zugeführt
wird;
- c) wobei das Objekt durch Versprühen des feuchtigkeitshärtenden Lacksystems mittels
der Zerstäuberdruckluft bzw. des Zerstäubergases innerhalb einer Lackierkabine lackiert
wird;
- d) wobei das Objekt aus der Lackierkabine nach einer Trocknungszeit zu einem Trocknungszeitpunkt
entnommen wird, wobei ab dem Trocknungszeitpunkt das Eintreten eines oberflächlich
staubtrockenen Zustands und damit handhabbaren Zustands des Lacksystems vorliegt;
- e) wobei das Lacksystems außerhalb der Lackierkabine durch Bestrahlung des Objekts
mittels mindestens eines Infrarotstrahlers für eine Härtungszeit bis zu einem Härtungszeitpunkt
getrocknet und/oder weiter ausgehärtet wird;
Das Lacksystem wird, soweit durch den Prozess erforderlich, außerhalb der Lackierkabine
in einem Finalisierungsschritt, insbesondere mittels Polieren der lackierten Objektoberfläche
nachbehandelt oder anderweitig weiterverarbeitet.
[0019] Durch das Befeuchten der Zerstäuberdruckluft bzw. des Zerstäubergases werden die
chemischen Prozesse insbesondere in der ersten Phase bis zur Staubtrockenheit chemisch
beschleunigt, die zur Aushärtung der jeweiligen Beschichtung, insbesondere feuchtigkeitshärtende
Lacksysteme, notwendig sind. Dadurch ist ein gezieltes Aktivieren dieser Prozesse
möglich, was die Zeitdauer des Trocknens und Aushärtens der Beschichtung chemisch
beschleunigen kann.
[0020] Durch den Einsatz einer Lackierluftbefeuchtung und damit der beschleunigten Trocknung
kann dadurch auch die benötigte und einzusetzende Energie, wie beispielsweise Gas
oder Stromverbrauch reduziert werden und somit mehr Prozesssicherheit bei weniger
Energieverbrauch erzielt werden.
[0021] Durch die Zuführung von Wärme durch den Lackierschlauch laufen chemische Prozesse
schneller ab, wodurch ein Trocknen und/oder Aushärten der auf das Objekt aufgebrachten
Beschichtung, bzw. Lacksystems, thermisch beschleunigt werden und gezielt aktiviert
werden kann.
[0022] Das Beschichten eines Objekts durch Versprühen des feuchtigkeitshärtenden Lacksystems
mittels der Zerstäuberluft bzw. des Zerstäubergases innerhalb einer Lackierkabine
sorgt dafür, dass innerhalb einer Lackierkabine das zu beschichtende Objekt vor äußeren
Einflüssen, wie Schmutz, Wärme, Feuchtigkeit oder Ähnlichem geschützt und ein prozesssicheres
Auftragen des feuchtigkeitshärtenden Lacksystems gewährleistet werden kann.
[0023] Das Objekt wird nach einer Trocknungszeit zu einem Trocknungszeitpunkt, wobei ab
dem Trocknungszeitpunkt das Eintreten eines oberflächlich staubtrockenen Zustand und
damit handhabbaren Zustands des Lacksystems vorliegt aus der Lackierkabine entnommen.
Das feuchtigkeitshärtende Lacksystem ist ab diesem Zeitpunkt nicht mehr in der Art
für äußere Einflüsse wie Schmutz, Wärme, oder Feuchtigkeit anfällig, wie es zum Zeitpunkt
des Auftragens innerhalb der Lackierkabine war. Das beschichtete Objekt kann daher
nun äußeren Einflüssen ausgesetzt werden, ohne das Beschichtungsergebnis zu beeinflussen.
Dadurch kann die Lackierkabine für die Beschichtung eines weiteren Objekts mit einem
feuchtigkeitshärtenden Lacksystem weiter verwendet werden.
[0024] Das Lacksystem kann außerhalb der Lackierkabine durch Bestrahlung des Objekts mittels
mindestens eines Infrarotstrahlers für eine Härtungszeit bis zu einem Härtezeitpunkt
trocknen und/oder weiter aushärten. Die Einwirkung der Strahlung des Infrarotstrahlers
begünstigt den Aushärtungsprozess des Lacksystems. Dadurch dass der Infrarotstrahler
außerhalb der Lackierkabine eingesetzt wird, können die Sicherheitsanforderungen,
wie Arbeitssicherheit, Brandschutz und/oder Explosionsschutz, innerhalb der Lackierkabine
gewährleistet werden und ein Einsatz von kostenintensiven Systemen, die innerhalb
der Lackierkabine betrieben werden könnten, vermieden werden.
[0025] Durch den Einsatz des Infrarotstrahlers an einem Objekt das bereits einen oberflächlich
staubtrockenen Zustand aufweist ist es möglich mit reduziertem Energieaufwand mehr
Prozesssicherheit zu gewährleisten.
[0026] Während der Aushärtungszeit des Lacksystems außerhalb der Lackierkabine kann die
Lackierkabine zur Beschichtung eines weiteren Objekts verwendet werden. Des Weiteren
kann bei der Verwendung von gaskatalytischen oder elektrischen Infrarotstrahlern durch
gezielten Einsatz ihrer Strahlungsfrequenz die dabei freigesetzte Strahlungsenergie
gezielt von dem Lacksystem aufgenommen und das beschichtete Objekt hiervon verschont
werden.
[0027] Ein Finalisierungsschritt außerhalb der Lackierkabine, insbesondere das Nachbehandeln
der lackierten Objektoberfläche sorgt für einen finalen Zustand des Lacksystems, insbesondere
für einen gewünschten Glanz durch Politur oder bevorzugt einer Oberflächenversiegelung.
Dies kann für eine Aufwertung der optischen Qualität des Lacksystems genutzt werden
und um ihn widerstandsfähiger gegenüber äußeren Einflüssen, wie Schmutz, oder mechanischen
Einwirkungen machen.
[0028] Weiterhin ist vorgesehen, dass der Zerstäuberdruckluft bzw. dem Zerstäubergas mindestens
ein Additiv beigemischt, insbesondere dosiert zugeführt wird. Additive können speziell
auf das verwendete Lacksystem und die gegebenen Umgebungsbedingungen, wie Luftfeuchtigkeit
oder Temperatur abgestimmt werden und somit ein gezieltes Trocknen und Aushärten des
Lacksystems insbesondere zur Optimierung der Trocknungszeit ermöglichen.
[0029] Außerdem ist vorgesehen, dass die Wärmezufuhr auf einen die Zerstäuberdruckluft bzw.
das Zerstäubergas führenden Lackierschlauch entlang mindestens 50% der Schlauchlänge,
bevorzugt entlang mindestens 70% der Schlauchlänge, insbesondere entlang mindestens
90% der gesamten Schlauchlänge erfolgt. Die gleichmäßige Erwärmung des Lackierschlauchs
sorgt für eine gleich bleibende Temperatur der Zerstäuberdruckluft bzw. des Zerstäubergases
und eine Abkühlung durch nicht erwärmte Stellen des Lackierschlauchs kann vermieden
werden. Insbesondere sichert dies eine kontrollierte Befeuchtung der Zerstäuberdruckluft
bzw. des Zerstäubergases, da Kondensation vermieden wird.
[0030] Weiterhin ist vorgesehen, dass der Infrarotstrahler während der Bestrahlung an dem
Objekt vorbeibewegt wird und/oder dass das Objekt während der Bestrahlung an dem Infrarotstrahler
vorbeibewegt wird, insbesondere dass der Infrarotstrahler und das Objekt während der
Bestrahlung derart bewegt werden dass diese relativ zueinander bewegt werden. Eine
gleichmäßige Bestrahlung des beschichteten Objekts kann dadurch gewährleistet werden,
was einer gleichmäßigen Trocknung und Aushärtung des Lacksystems zuträglich sein kann.
Bei kleineren Beilackierungen, beziehungsweie Lackierung von kleinen Bereichen, wie
beispielsweise bei Spotrepair-Arbeiten oder einzelnen Kleinteilen, kann der Infrarotstrahler
und das Objekt während der Bestrahlung auch unbewegt sein.
[0031] Außerdem ist vorgesehen, dass die Härtezeit in Verfahrensschritt e) unterhalb von
10 Minuten, bevorzugt zwischen 30 Sekunden und 5 Minuten, insbesondere zwischen 1
Minute und 2 Minuten liegt. Eine kurze Härtezeit verringert die Dauer der Exposition
des Lacksystems gegenüber äußeren Einflüssen in einem Zustand hoher Anfälligkeit hierfür.
Durch eine verkürzte Härtezeit kann somit eine höhere Qualität der Beschichtung, insbesondere
des Lacksystems, erreicht werden. Somit kann eine deutliche Verkürzung des gesamten
Ablaufs erzielt und eine Kapazitätserhöhung erzielt werden.
[0032] Weiterhin ist vorgesehen, dass die Trocknungszeit in Verfahrensschritt a) bis e)
zwischen 1 Minuten und 60 Minuten, insbesondere zwischen 10 Minuten und 40 Minuten,
bevorzugt zwischen 15 Minuten und 25 Minuten, besonders bevorzugt zwischen 15 Minuten
und 20 Minuten liegt. Eine kurze Trocknungszeit ermöglicht ein zeitnahes Nachbehandeln
des Lacksystems. Dies sorgt für Zeiteinsparungen im gesamten Lackierprozess bis zur
Fertigstellung des zu beschichtenden Objekts.
[0033] Außerdem ist vorgesehen, dass die Trocknung und/oder Härtung in Verfahrensschritt
e) in einem Nicht-ATEX Bereich (keine Explosionsschutzvorschriften) ausgeführt wird.
Dies ermöglicht einen flexibleren Einsatz des Verfahrens und eine Kosteneinsparung
bei der Installation der Anlage. Auch ist der Einsatz an einem Platz für mehrere Lackierkabinen
vorgesehen. Der Klarlack härtet außerhalb der Kabine durch.
[0034] Weiterhin ist vorgesehen, dass die Lackierkabine während der Härtungszeit in Verfahrensschritt
e) wieder mit einem neuen Objekt zur Lackierung beschickt wird. Der Ausnutzungsgrad
der Lackierkabine wird dadurch erhöht und es können mehr Objekte in einer geringeren
Zeit lackiert werden.
[0035] Weiterhin ist vorgesehen dass der mindestens eine Infrarotstrahler mit reduzierter
Energie betrieben wird um somit mit weniger Energieeinsatz mehr Prozesssicherheit
zu erhalten.
[0036] Die Erfindung sieht weiterhin eine Anlage zur Lackierung von Objekten mittels eines
Verfahrens der oben beschriebenen Art und Ausführungsformen, wobei die Anlage eine
Mehrzahl von Lackierkabinen und/oder Lackierarbeitsplätzen und/oder anderweitigen
Oberflächen-Bearbeitungsplätzen umfasst, wobei diese Kabinen bzw. Arbeitsplätze in
einem geschlossen Raum, insbesondere unter definierten atmosphärischen Bedingungen
arbeiten müssen, und wobei die Anlage mindestens eine Trocknungs- und/oder Härtestation
umfasst, und die Trocknungs- und/oder Härtestation mindestens einen Infrarotstrahler
umfasst, und die Trocknungs- und/oder Härtestation außerhalb der Kabinen bzw. Arbeitsplätze,
in einer freien Atmosphäre angeordnet ist, wobei mindestens eine Kabine und/oder Arbeitsplätze
einer Trocknungs- und/oder Härtestation im Ablauf zugeordnet sind. Die Trocknungs-
und/oder Härtestation steht somit für mehr als eine Kabine und/oder Arbeitsplätze
zur Verfügung und kann dadurch mit einem höheren Auslastungsgrad genutzt werden. Dies
ermöglicht Zeit- und Kostenersparnisse bei der Beschichtung von Objekten.
[0037] Weiterhin ist vorgesehen, dass die Anlage verschiebbare und/oder fix ausgerichtete
Trocknungs- und/oder Härtestationen mit mindestens einem Infrarot-Portal, und/oder
mindestens einem Infrarot-Bogen und/oder mindestens einem mobilen Infrarot-Trockner
umfasst. Durch den Einsatz von mehreren Infrarotstrahlern, kann eine größere Fläche
bestrahlt und ein homogeneres Bestrahlen ermöglicht werden. Der Einsatz von verschiedenen
Infrarotstrahlern ermöglicht einen flexiblen Einsatz an verschiedenförmigen Objekten.
Dies erhöht die Qualität der Trocknung und/oder Aushärtung und lässt es zu, unterschiedliche
Objekte zu bearbeiten.
[0038] Im Sinne der Erfindung sind unter den beschriebenen feuchtigkeitshärtenden Lacksystemen,
wie beispielsweise auf Aspartantechnologie auch andere Lacksysteme auf 2K-Basis gemeint.
Insbesondere sind die Lacksysteme auf Isocyanat-Basis, sowie auch andere feuchtigkeitsreagierenden,
bzw. feuchtigkeitshärtende Lacksysteme gemeint. In anderen Worten bedeutet dies: Alle
Lacksysteme die einen Härter auf Isocyanat-Basis oder andere gleich reagierende Zusätze
beinhalten kommen hier auch in Frage, also Klarlacksysteme, aber auch normale Industrielacksysteme,
wie Farblacke und auch Lacksysteme im Automobil-, sowie Luft- und Raumfahrtbereich
und allen anderen Lacksystemen.
[0039] Im Sinne der Erfindung ist unter einer Nachbehandlung des Lacksystems ein Polieren
der lackierten Objektoberfläche, und/oder ein Montieren des lackierten Objekts und/oder
ein Verpacken des lackierten Objekts zu verstehen.
[0040] Weitere Einzelheiten der Erfindung werden in der Zeichnung anhand von schematisch
dargestellten Ausführungsbeispielen beschrieben.
[0041] Hierbei zeigt:
- Figur 1
- eine schematische Darstellung des erfindungsgemäßen Verfahrens anhand einer erfindungsgemäßen
Anlage.
[0042] Figur 1 zeigt das erfindungsgemäße Verfahren zur Beschichtung von Objekten durch
Aufbringen, Trocknen, Aushärten und Nachbehandeln von feuchtigkeitshärtenden Lacksystemen
auf das Objekt, anhand einer schematisch dargestellten erfindungsgemäßen Anlage zur
Lackierung von Objekten.
[0043] Die Anlage umfasst eine Mehrzahl von Lackierkabinen und/oder Lackierarbeitsplätzen
und/oder anderweitigen Oberflächen-Bearbeitungsplätzen, wie beispielsweise Großteil-Lackierkabinen
1, Arbeitsplätze für Einzelteile und/oder Reparaturen 2 sowie Arbeitsplätze für Vorbereitung
und/oder Beilackierungen 3, oder Ähnlichem. Hier wird ein Objekt durch Versprühen
des feuchtigkeitshärtenden Lacksystems mittels der Zerstäuberdruckluft bzw. des Zerstäubergases
innerhalb einer Lackierkabine lackiert. Diese Kabinen 1 bzw. Arbeitsplätze 2,3 arbeiten
in einem geschlossen Raum, insbesondere unter definierten atmosphärischen Bedingungen.
Hier wird eine Zerstäuberdruckluft bzw. ein Zerstäubergas befeuchtet. Auch ein Beimischen,
insbesondere ein dosiertes Zuführen von mindestens einem Additiv ist vorgesehen, wodurch
der Prozess der Aushärtung präzise beeinflusst werden kann. Die Zerstäuberdruckluft
bzw. das Zerstäubergas wird durch einen die Zerstäuberdruckluft bzw. das Zerstäubergas
führenden Lackierschlauch erwärmt, um das Trocknen und/oder Aushärten zu begünstigen.
Auch wird hierdurch das Auskondensieren verhindert. Auch ist vorgesehen, dass X-fach
mehrere dieser Großteil-Lackierkabinen 1, dieser Arbeitsplätze für Einzelteile und/oder
Reparaturen 2, der Arbeitsplätze für Vorbereitung und/oder Beilackierungen 3, oder
Ähnlichem vorhanden sein können.
[0044] Im Anschluss daran wird das Objekt aus der Lackierkabine 1 bzw. dem Arbeitsplatz
2,3 nach einer Härtezeit t1 zu einem Trocknungszeitpunkt entnommen, wobei ab dem Trocknungszeitpunkt
das Eintreten eines oberflächlich staubtrockenen Zustands und damit handhabbaren Zustands
des Lacksystems vorliegt. Vorteilhaft ist dabei, dass die Trocknung und/oder weitere
Aushärtung nicht innerhalb der Lackierkabine stattfindet und diese direkt für die
Beschichtung eines weiteren Objekts genutzt werden kann. Hierdurch erhöht sich der
Auslastungsgrad der Lackierkabine. Die Härtezeit liegt unter 10 Minuten, bevorzugt
liegt sie zwischen 30 Sekunden und 5 Minuten, insbesondere zwischen 1 Minute und 2
Minuten. Vorteil der Trocknung und/oder weiteren Aushärtung außerhalb der Kabine ist
weiterhin, dass dadurch kleinere Kabinen eingesetzt werden können, ein Einsatz bei
nicht nachrüstbaren Systemen und eine bessere Oberfläche des zu lackierenden Objekts
durch wenig Staub ermöglicht wird.
[0045] Das Trocknen und/oder weitere Aushärten des Lacksystems erfolgt außerhalb der Lackierkabine
in einer Infrarot-Trocknungsanlage 4, beispielsweise durch ein Infrarot-Portal 5,
einen Infrarot-Bogen 6, oder einen mobilen Infrarot-Trockner 7, beispielsweise einen
elektrisch und/oder gaskatalytisch arbeitenden Infrarot-Trockner 7. Dieser kann aufgrund
seiner offenen Umgebung als Nicht-ATEX Bereich ausgestaltet werden, was eine erhebliche
Kostenreduktion bewirkt.
[0046] Weiterhin von Vorteil ist, dass eine Infrarot-Station für mehrere Lackierkabinen
verwendet werden kann und dadurch eine erhebliche Kostenreduktion ermöglicht wird.
[0047] Vorgesehen ist auch, dass der wenigstens eine Infrarot-Strahler 7 an dem Objekt vorbeibewegt
wird und/oder dass das Objekt an dem Infrarot-Strahler 5,6 vorbeibewegt wird, insbesondere
dass der Infrarot-Strahler und das Objekt derart bewegt werden, dass diese relativ
zueinander bewegt werden. Eine homogene Trocknung und/oder Aushärtung ist für eine
hohe Qualität der Beschichtung relevant, was durch das Bewegen der Infrarot-Strahler
erzeugt werden kann. Die Trocknungszeit in diesem Verfahrensschritt liegt zwischen
1 Minute und 60 Minuten, insbesondere zwischen 1 Minute und 40 Minuten, bevorzugt
zwischen 15 Minuten und 25 Minuten, besonders bevorzugt zwischen 1 Minute und 20 Minuten.
Es ist auch das Installieren von feststehenden Systemen und der Aufbau außerhalb der
Kabine für eine Mehrfachnutzung vorgesehen.
[0048] Die Anlage umfasst mindestens eine Trocknungs- und/oder Härtestation, wie beispielsweise
eine Infrarot-Trocknungsanlage 4. Die Anlage kann mehrere Lackierplätze umfassen.
Die Trocknungs- und/oder Härtestation umfasst mindestens einen Infrarotstrahler, beispielsweise
Infrarot-Portale 5, Infrarot-Bögen 6, mobile Infrarot-Trockner 7 oder Ähnliche. Wichtig
ist überdies, dass die Trocknungs- und/oder Härtestation außerhalb der Kabinen bzw.
Arbeitsplätze, in einer freien Atmosphäre angeordnet ist, wobei mindestens eine Kabine
1 und/oder Arbeitsplätze 2,3 einer einzigen Trocknungs- und/oder Härtestation im Ablauf
zugeordnet sind.
[0049] Im Anschluss an das Trocknen und/oder Aushärten des Lacksystems außerhalb der Lackierkabine
durch die Bestrahlung in der Infrarot-Trocknungsanlage 4, kann das Lacksystem außerhalb
der Lackierkabine in einem Finalisierungsschritt, insbesondere mittels Politur und/oder
Finalisierung 8 der lackierten Objektoberfläche behandelt werden, oder weiterverarbeitet,
wie montiert oder verpackt werden.
[0050] Wesentlicher Vorteil ist das dies innerhalb weniger Minuten erfolgen kann, so dass
der gesamte Trocknungsablauf in kürzester Zeit und unter möglichst geringem Zeitverlust
ablaufen kann.
[0051] Besonders vorteilhaft ist dass dieses System mit Infrarot-Trocknung außerhalb der
Lackierkabine auch für bereits bestehende Lackieranlagen außerhalb der Lackierkabine
beispielsweise an bereits vorhandenen Vorarbeitsplätzen, oder Nacharbeitsplätzen im
Nicht-ATEX-Bereich installiert werden können. Insbesondere auch wenn die bestehende
Lackierkabine hierfür zu klein wäre.
Bezugszeichenliste:
[0052]
- 1
- Großteil-Lackierkabine
- 2
- Arbeitsplatz für Einzelteile und/oder Reparaturen
- 3
- Arbeitsplatz für Vorbereitung und/oder Beilackierungen
- 4
- Infrarot-Trocknungsanlage
- 5
- Infrarot-Portal
- 6
- Infrarot-Bogen
- 7
- mobiler Infrarot-Trockner
- 8
- Politur und/oder Finalisierung
1. Verfahren zur Beschichtung von Objekten durch Aufbringen, Trocknen, Aushärten und
Nachbehandeln von feuchtigkeitshärtenden Lacksystemen auf das Objekt umfassend die
Schritte:
a) Befeuchten einer Zerstäuberdruckluft bzw. eines Zerstäubergases;
b) Wärmezufuhr auf die Zerstäuberdruckluft bzw. das Zerstäubergas;
c) Lackieren des Objekts durch Versprühen des feuchtigkeitshärtenden Lacksystems mittels
der befeuchteten Zerstäuberdruckluft bzw. des Zerstäubergases innerhalb einer Lackierkabine;
d) Entnahme des Objekts aus der Lackierkabine zu einem Trocknungszeitpunkt, wobei
ab dem Trocknungszeitpunkt das Eintreten eines oberflächlich staubtrockenen Zustands
und damit handhabbaren Zustands des Lacksystems vorliegt;
e) Härten und/oder weiteres Aushärten des Lacksystems außerhalb der Lackierkabine
durch Bestrahlung des Objekts mittels mindestens eines Infrarotstrahlers für eine
Härtungszeit bis zu einem Härtungszeitpunkt;
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei nach dem Härten und/oder weiteren Aushärten lt. Verfahrensschritt
e) das Lacksystems außerhalb der Lackierkabine in einem Finalisierungsschritt, insbesondere
mittels Polieren der lackierten Objektoberfläche nachbehandelt wird.
3. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche dadurch gekennzeichnet, dass die Wärmezufuhr in Verfahrensschritt b) auf die Zerstäuberdruckluft bzw. das Zerstäubergas
durch einen die Zerstäuberdruckluft bzw. das Zerstäubergas führenden Lackierschlauch
erfolgt.
4. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Zerstäuberdruckluft bzw. dem Zerstäubergases mindestens ein Additiv beigemischt,
insbesondere dosiert zugeführt wird.
5. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass dem Lacksystem mindestens ein Additiv beigemischt, insbesondere dosiert zugeführt
wird.
6. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Wärmezufuhr auf einen die Zerstäuberdruckluft bzw. das Zerstäubergas führenden
Lackierschlauch entlang mindestens 50% der Schlauchlänge, bevorzugt entlang mindestens
70% der Schlauchlänge, insbesondere entlang mindestens 90% der Schlauchlänge erfolgt.
7. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Infrarot-Strahler an dem Bauteil vorbeibewegt wird und/oder dass das Bauteil
an dem Infrarot-Strahler vorbeibewegt wird, insbesondere dass der Infrarot-Strahler
und das Bauteil derart bewegt werden, dass diese relativ zueinander bewegt werden
und/oder relativ zueinander unbewegt sind.
8. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Trocknungszeit in Verfahrensschritt d) zwischen 1 Minuten und 60 Minuten, insbesondere
zwischen 2 Minuten und 40 Minuten, bevorzugt zwischen 5 Minuten und 25 Minuten, besonders
bevorzugt zwischen 5 Minuten und 15 Minuten liegt.
9. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Härtezeit in Verfahrensschritt e) unter 20 Minuten, bevorzugt unter 15 Minuten
und besonders unter 10 Minuten und insbesondere unter 5 Minuten liegt.
10. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Trocknung und/oder Härtung in Verfahrensschritt e) in einem Nicht-ATEX Bereich
(keine Explosionsschutzvorschriften) ausgeführt wird.
11. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Lackierkabine während der Trocknungszeit eines ersten Objekts in Verfahrensschritt
e) wieder mit einem neuen Objekt zur Lackierung beschickt wird.
12. Anlage zur Lackierung von Objekten mittels eines Verfahrens nach einem oder mehreren
der vorangegangenen Ansprüche, wobei die Anlage mindestens eine Lackierkabine und/oder
mindestens ein Lackierarbeitsplatz und/oder mindestens ein anderweitigen Oberflächen-Bearbeitungsplatz
umfasst, wobei diese Kabine bzw. dieser Arbeitsplatz in einem geschlossen Raum, insbesondere
unter definierten atmosphärischen Bedingungen arbeiten müssen, dadurch gekennzeichnet dass, die Anlage mindestens eine Trocknungs- und/oder Härtestation umfasst, und die Trocknungs-
und/oder Härtestation mindestens einen oder mehrere Infrarotstrahler umfasst, und
die Trocknungs- und/oder Härtestation außerhalb der Lackierkabinen bzw. Arbeitsplätze,
in einer freien Atmosphäre und/oder in einem Nicht-ATEX-Bereich angeordnet ist.
13. Anlage zur Lackierung von Objekten nach Anspruch 11 dadurch gekennzeichnet, dass mindestens eine Kabine und/oder Arbeitsplätze einer Trocknungs- und/oder Härtestation
im Ablauf zugeordnet sind.
14. Anlage nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Trocknungs- und/oder Härtestation mindestens ein IR-Portal, und/oder einen IR-Bogen
und/oder einen mobilen IR-Trockner und/oder mindestens einen fest installierten Infrarot-Trockner
umfasst.
15. Anlage nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens 2 Kabinen und/oder Arbeitsplätze einer Trocknungs- und/oder Härtestation
im Ablauf zugeordnet sind.
16. Anlage nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass die außerhalb der einen oder mehreren Lackierkabinen angeordneten Infrarot-Trocknungsanlage
auch für andere Trocknungsprozesse eingesetzt werden können.