[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Gleisteil, insbesondere Weichenherzstück,
umfassend eine Lauffläche für ein Rad eines Schienenfahrzeuges, eine der Lauffläche
gegenüberliegende Unterseite und mindestens einen zur Unterseite hin offenen Hohlraum,
wobei im Hohlraum Schwingungsdämpfungsmittel aufgenommen sind. Weiters betrifft die
vorliegende Erfindung ein Verfahren zur Herstellung eines Gleisteils.
[0002] Beim Überfahren von Gleisen durch ein Schienenfahrzeug wie einen Zug oder eine Straßenbahn
werden abhängig von der Geschwindigkeit Schallwellen emittiert, die von Passagieren
der Straßenbahn oder des Zuges aber insbesondere von Anrainern einer entsprechenden
Schienenstrecke als unangenehm und störend empfunden werden. Insbesondere Weichenherzstücke
emittieren bei der Überfahrt eines Schienenfahrzeuges durch die vorhandene Herzstücklücke
im Vergleich zum sonstigen Verlauf der Schienenstrecke in erhöhtem Maße Lärm und Erschütterungen.
Dabei verhält sich das Weichenherzstück durch seine Konstruktion, aufgrund der an
der den Laufflächen für die Räder eines Schienenfahrzeuges gegenüberliegenden Unterseite
mindestens ein zur Unterseite hin offener Hohlraum vorhanden ist, als Schwingungs-
und Resonanzkörper.
[0003] Es wurde daher bereits eine Reihe von Versuchen unternommen, das Schwingungs- und
Resonanzverhalten von Gleisteilen und insbesondere von Weichenherzstücken im Sinne
einer Reduktion der Lärmemission durch Dämpfung zu beeinflussen.
[0004] Beispielsweise offenbart
EP 3 190 229 A1 ein Vibrationen und Lärm reduzierend ausgebildetes Eisenbahnprofil, worin ein Gleisteil
mit einer Mehrzahl von Hohlräumen an dessen Unterseite offenbart ist, wobei jeweils
in einen Hohlraum ein spezieller Massendämpfer eingesetzt ist, der auf die Dämpfung
spezifischer Frequenzen abgestimmt und im einfachsten Fall dort vergossen ist. Die
Massendämpfer sind in
EP 3 190 229 A1 jeweils als solider Block aus Stahl offenbart und der Stahlblock muss vom Körper
des Gleisteils beabstandet im Hohlraum gelagert werden, um frei vibrieren zu können.
Die Lösung gemäß der
EP 3 190 229 A1 ist insgesamt als kompliziert und kostenintensiv zu bezeichnen.
[0005] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde ein Gleisteil zu schaffen,
das einfach und kostengünstig hergestellt werden kann und gleichzeitig effizient gedämpft
ist, um Lärmemissionen beim Überfahren des Gleisteils zu vermindern.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass die Schwingungsdämpfungsmittel
von einem im Hohlraum angeordneten Verbundwerkstoff gebildet sind, der einen elastomeren
Schaumstoff und im elastomeren Schaumstoff verteilte Stücke eines stückigen Zuschlagsstoffes
umfasst. Anders als im Stand der Technik wird somit bei der vorliegenden Erfindung
davon abgegangen, speziell dimensionierte Dämpfungselemente in Form von Massendämpfern
aufwendig in einem Hohlraum eines Gleisteils zu lagern, sondern die Dämpfung gründet
sich auf die Gesamtmasse von elastomerem Schaumstoff mit schüttfähigem Zuschlagsstoff
beziehungsweise Zuschlagsstoffen und der dämpfenden Eigenschaft des Elastomers in
dem Hohlraum. Der Zuschlagsstoff ist stückig und kann somit von der Masse des Schaumstoffs
vor dem Aufschäumen umflossen werden, um einen Verbundwerkstoff in dem Hohlraum zu
ergeben. Auf diese Weise ist der Zuschlagsstoff schwingend an das Gleisteil angebunden
und führt aufgrund seiner relativen Unregelmäßigkeit zu einer breitbandigen Dämpfung
von Schwingungen und damit auf einfache und besonders kostengünstige Weise zu einer
merklichen Reduktion von Lärmemissionen beim Überfahren des erfindungsgemäßen Gleisteils.
Auf diese Weise werden ein innovativer Werkstoff und ein entsprechendes Gleisteil
geschaffen, welche im Hinblick auf die Eigenschaften Dämpfung, Steifigkeit und Dichte
ein Optimum für diese Anwendung darstellen.
[0007] Bevorzugt umfasst der Gleisteil zwei, drei oder mehrere zur Unterseite hin offene
Hohlräume, in denen jeweils Schwingungsdämpfungsmittel der erfindungsgemäßen Art aufgenommen
sind. Die Hohlräume erstrecken sich dabei bevorzugt in Schienenlängsrichtung und sind
nebeneinander angeordnet.
[0008] Bevorzugt ist der Schaumstoff als gemischtzelliger Schaumstoff ausgebildet. Ein derartiger
Schaumstoff bietet einen hohen mechanischen Verlustfaktor und ein gutes Rückstellvermögen
und eignet sich daher in besonderem Maße zur Dämpfung von akustischen Schwingungen.
[0009] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung ist der Schaumstoff
ein Polyurethan-Schaumstoff mit einer Dichte von mindestens 0,5 kg/l und einem mechanischen
Verlustfaktor von größer als 0,40. Die dämpfenden Werkstoffeigenschaften des spezifischen,
hochdämpfenden Polyurethan-Schaumstoffs werden genutzt, um die schwingende Struktur
zu dämpfen. Bei der Schwingungsdämpfung wird die Bewegungsenergie (kinetische Energie)
in eine andere, für das Schwingungsverhalten nicht mehr relevante Energieform umgewandelt
und Resonanzerscheinungen von Bauteilen oder Strukturen können in engeren Grenzen
gehalten werden.
[0010] Bei der vorliegenden Erfindung umfasst der Zuschlagsstoff bevorzugt Silikate und/oder
Schwerspat, insbesondere mit einer Dichte zwischen 2,5 kg/l und 8,0 kg/l, insbesondere
4,0 kg/l bis 7,8 kg/l, insbesondere 4,5 kg/l. Diese Materialien haben eine hohe Dichte
und bringen daher eine wirkungsvolle Dämpfung der störenden Frequenzen der Eigenschwingungen
des erfindungsgemäßen Gleisteils durch die Einbringung der zusätzlichen Masse und
durch die Erhöhung der Steifigkeit mit sich.
[0011] Alternativ oder zusätzlich kann der Zuschlagsstoff Kammerfüllsteine, insbesondere
aus Beton, und/oder Metallkörper umfassen wie dies einer bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung entspricht.
[0012] Durch passende Wahl der Körnung des Zuschlagsstoffs kann die Schubsteifigkeit und
somit die Dämpfungswirkung des Verbundwerkstoffes gezielt beeinflusst werden. Bevorzugt
weisen daher gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung die
Stücke des Zuschlagsstoffs einen Äquivalentdurchmesser von mindestens 2 mm auf. Diese
Mindestkorngröße ist darüber hinaus anzustreben, um den raschen und zuverlässigen
Einschluss des Zuschlagsstoffs im Schaumstoff zu gewährleisten, was naturgemäß für
eine zuverlässige Festlegung des Zuschlagsstoffs im erfindungsgemäßen Gleisteil vorteilhaft
und hinsichtlich der dämpfungswirksamen Anbindung des Zuschlagsstoffs an das gesamte
schwingende System des erfindungsgemäßen Gleisteils anzustreben ist.
[0013] Die vorliegende Erfindung ist bevorzugt dahingehend weitergebildet, dass der Verbundwerkstoff
den wenigstens einen Hohlraum nur teilweise ausfüllt, sodass zwischen einer der Unterseite
des Gleisteils zugewandten Oberfläche des Verbundwerkstoffs und der Ebene einer die
Unterseite des Gleisteils ausbildenden Bodenfläche ein von dem Verbundwerkstoff freier
Raum verbleibt. Dadurch wird eine Entkopplung des schwingungsdämpfenden Verbundwerkstoffs
vom Unterbau des Gleises erreicht.
[0014] Bevorzugt ist in dem Hohlraum wenigstens ein Abdeckelement befestigt, welches das
vom Verbundwerkstoff einnehmbare Volumen zu einer Unterseite des Gleisteils hin begrenzt.
Dies dient im weitesten Sinne dazu, den Verbundwerkstoff, der an sich durch den PUR-Schaumstoff
an den Wänden des Hohlraums haftet, zusätzlich mechanisch im Hohlraum zu halten, um
einer möglicherweise über eine längere Liegezeit des erfindungsgemäßen Gleisteils
erfolgenden Lockerung des Verbundwerkstoffs entgegen zu wirken. Hierbei ist das Abdeckelement
bevorzugt in Abstand von der Ebene der Bodenfläche des Gleisteils angeordnet, wenn
wie oben beschrieben eine Entkopplung von Unterbau des Gleises erreicht werden soll.
[0015] In diesem Zusammenhang ist die Erfindung bevorzugt dahingehend weitergebildet, dass
das Abdeckelement mit einer Wand des Hohlraums starr, insbesondere stofflich verbunden
ist. Die Verbindung des Abdeckelements mit dem Gleisteil ist somit möglichst fest,
um eine möglichst unveränderliche Stützung des Verbundwerkstoffs im Hohlraum zu gewährleisten.
Unter einer stofflichen Verbindung wird beispielsweise eine Verbindung durch Schweißen
verstanden.
[0016] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung ist das Abdeckelement
mit einem Gewindestab verschraubt, der mit einer Bodenwand des Hohlraums starr, insbesondere
stofflich verbunden ist. Bei dieser bevorzugten Art der Befestigung des Abdeckelements
wird der Verbundwerkstoff vom Gewindestab durchsetzt und es wird eine besonders gute
Kraftübertragung auf das Abdeckelement und somit auf den Verbundwerkstoff im Hohlraum
erzielt, um ein Ablösen des Verbundwerkstoffs von den Wänden des Hohlraums zu verhindern
und um die Aktivierung des Verbundwerkstoffs zu gewährleisten.
[0017] Alternativ oder zusätzlich ist die vorliegende Erfindung dadurch gekennzeichnet,
dass das Abdeckelement mit Seitenwänden des wenigstens einen Hohlraums verbunden ist,
vorzugsweise stofflich oder unter Verwendung von Befestigungselementen verbunden ist.
Das Abdeckelement kann demgemäß an den Seitenwänden des Hohlraums verschweißt sein
oder über verschweißte oder in die Seitenwände eingeschraubte Befestigungselemente,
wie beispielsweise Klammern oder Befestigungswinkel oder dgl. befestigt werden.
[0018] Eine weitere verbesserte Sicherung der Anbindung des Verbundwerkstoffs an die Wände
des Hohlraums erfolgt gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung
dergestalt, dass das Abdeckelement nach dem Aushärten des Schaumstoffs mit dem Gleisteil
verspannbar ist. Dies ist im besonderen Maße bei der zuvor beschriebenen Ausführungsform
realisierbar, bei der das Abdeckelement mit einem Gewindestab verschraubt ist, der
mit einer Bodenwand des Hohlraums starr, insbesondere stofflich verbunden ist. Nach
dem Verfestigen des Schaumstoffs kann das Abdeckelement, geführt durch den Gewindestab
auf die Oberfläche des Schaumstoffs aufgelegt und danach mit einer Mutter verschraubt
werden. Je nachdem, wie fest die Mutter angezogen wird, erfolgt eine Verspannung des
Abdeckelements und somit des Verbundwerkstoffs in dem Hohlraum, wodurch auch die Dichte
und dadurch die Dämpfungseigenschaften des Verbundwerkstoffs zusätzlich beeinflusst
werden können.
[0019] Bevorzugt ist das Abdeckelement als Abdeckgitter ausgebildet. Ein Abdeckgitter bietet
hinsichtlich der Sicherung des Verbundwerkstoffs in dem Hohlraum in einer seitlichen
Richtung gewisse Vorteile und gestattet es darüber hinaus, dass nach Niederschlägen
der Bereich zwischen dem Verbundwerkstoff und dem Abdeckgitter trocknen kann, was
der Lebensdauer des Verbundwerkstoffs über eine lange Liegezeit zuträglich sein kann.
[0020] Die im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung bedeutsamsten Lärmemissionen im
Schienenverkehr entstehen bei der Überfahrt eines Schienenfahrzeuges über ein Weichenherzstück.
Schienenweichen setzen sich aus dem geraden Hauptgleis und dem gekrümmten Zweiggleis
zusammen. Das Weichenherzstück ist ein zentrales Element in der Weiche. Hier schneiden
sich die innenliegenden Schienen. Diese werden an der sogenannten Herzstücklücke unterbrochen,
damit der Spurkranz eines Rades, das die gegenüberliegende Flügelschiene befährt,
ungestört hindurchfahren kann. Zum Herzstück gehören Herzstückspitze, Herzstücklücke
und die Flügelschienen sowie Anschlussschienen. Bei der Überfahrt über die Herzstücklücke
verursacht die unterbrochene Fahrfläche einen dynamischen Schlag an der Herzstückspitze.
Diese Stoßbelastung führt zu einer breitbandigen Schwingungsanregung des Herzstücks
und der umliegenden Gleise. Diese Schwingungen werden in Form von hörbarem Luftschall
und spürbarem Körperschall an die Umgebung abgegeben und wirken störend. Gleichzeitig
weisen Weichenherzstücke konstruktionsbedingt an ihrer Unterseite Hohlräume auf, die
wie ein Resonanzkörper wirken und die Lärmemissionen weiter verstärken. Die vorliegende
Erfindung wird daher dann mit besonderer Wirkung zum Einsatz gebracht, wenn das Gleisteil
ein Weichenherzstück ist und sich der wenigstens eine Hohlraum in Längsrichtung zumindest
über den Bereich einer Herzstückspitze des Weichenherzstücks erstreckt, wie dies einer
bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung entspricht. Mit dem erfindungsgemäßen
Gleisteil kann daher eine erhebliche Reduktion der Lärmemissionen am Weichenherzstück
erzielt werden.
[0021] Das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung eines Gleisteils umfasst zumindest
die folgenden Schritte:
- Bereitstellen eines Gleisteils, insbesondere eines Weichenherzstücks, insbesondere
eines Mangangussherzstücks, mit zumindest einem Hohlraum,
- zumindest teilweises Befüllen des Hohlraums mit schüttfähigem, stückigem Zuschlagsstoff
bzw. Zuschlagsstoffen,
- Vergießen eines verbleibenden Volumens in dem Hohlraum mit einer aufschäumbaren Masse
unter Einschluss des stückigen Zuschlagsstoffes, um einen Verbundwerkstoff zu erhalten,
der einen elastomeren Schaumstoff und im elastomeren Schaumstoff verteilte Stücke
des stückigen Zuschlagsstoffes umfasst.
[0022] Der Effekt der Schwingungsdämpfung gründet sich auf die Gesamtmasse von elastomerem
Schaumstoff mit schüttfähigem Zuschlagsstoff beziehungsweise Zuschlagsstoffen und
der dämpfenden Eigenschaften des Elastomers in dem Hohlraum. Der Zuschlagsstoff ist
stückig und kann somit von der Masse des hochdämpfenden Schaumstoffs vor dem Aufschäumen
umflossen werden, um einen Verbundwerkstoff in dem Hohlraum zu ergeben. Die Masse
des Schaumstoffs füllt dabei auch die Hohlräume zwischen den einzelnen Stücken des
Zuschlagsstoffs, wodurch ein zusammenhängender Körper des Verbundwerkstoffs erhalten
wird. Der Zuschlagsstoff wird auf Grund der elastischen Eigenschaften des Schaumstoffs
dabei schwingungsfähig an das Gleisteil angebunden und führt aufgrund seiner Inhomogenität
zu einer breitbandigen Dämpfung von Schwingungen und damit auf einfache und besonders
kostengünstige Weise zu einer merklichen Reduktion von Lärmemissionen beim Überfahren
des erfindungsgemäßen Gleisteils.
[0023] Das erfindungsgemäße Verfahren ist bevorzugt dahingehend weitergebildet, dass eine
Oberfläche des Hohlraums vor dem Befüllen des Hohlraums mit einem Verfahren vorbehandelt
wird, wie zum Beispiel Entrosten, Ätzen, Sandstrahlen und/oder Aufbringen eines Haftvermittlers
zum Primen. Dies kann notwendig bzw. nützlich sein, um die Haftung des Verbundwerkstoffs
an den Wänden des Hohlraums zu verbessern, um eine möglichst lange Liegezeit des mit
dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten Gleisteils zu ermöglichen.
[0024] Bevorzugt erfolgt das Vergießen mit einer Masse, die zu einem Polyurethan-Schaumstoff
aufschäumt, insbesondere einem Polyurethan-Schaumstoff mit einer Dichte von mindestens
0,5 kg/l und einem mechanischen Verlustfaktor von größer als 0,40. Die dämpfenden
Werkstoffeigenschaften des spezifischen Polyurethan-Schaumstoff werden genutzt, um
die schwingende Struktur zu dämpfen.
[0025] Bei der vorliegenden Erfindung werden als Zuschlagsstoff bevorzugt Silikate und/oder
Schwerspat, insbesondere mit einer Dichte zwischen 2,5 kg/l und 8,0 kg/l, insbesondere
4,0 kg/l bis 7,8 kg/l, insbesondere 4,5 kg/l eingesetzt. Diese Materialien haben eine
hohe Dichte und bringen daher eine wirkungsvolle Dämpfung der störenden Frequenzen
der Eigenschwingungen des erfindungsgemäßen Gleisteils durch die Einbringung der zusätzlichen
Masse und durch die Erhöhung der Steifigkeit mit sich.
[0026] Alternativ oder zusätzlich werden als Zuschlagsstoff Kammerfüllsteine, insbesondere
aus Beton, und/oder Metallkörper eingesetzt, wie dies einer bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung entspricht.
[0027] Bevorzugt wird ein Zuschlagsstoff mit einem Äquivalentdurchmesser von mindestens
2 mm der Stücke des Zuschlagsstoffs eingesetzt. Diese Mindestkorngröße ist darüber
hinaus anzustreben, um den raschen und zuverlässigen Einschluss des Zuschlagsstoffs
im Schaumstoff zu gewährleisten, was naturgemäß für eine zuverlässige Festlegung des
Zuschlagsstoffs im erfindungsgemäßen Gleisteil bevorzugt und hinsichtlich der dämpfungswirksamen
Anbindung des Zuschlagsstoffs an das gesamte schwingende System des erfindungsgemäßen
Gleisteils anzustreben ist.
[0028] Bevorzugt wird in dem Hohlraum wenigstens ein Abdeckelement befestigt, welches das
vom Verbundwerkstoff einnehmbare Volumen zu einer Unterseite des Gleisteils hin begrenzt.
Dies dient im weitesten Sinne dazu, den Verbundwerkstoff, der an sich durch den PUR-Schaumstoff
an den Wänden des Hohlraums haftet, zusätzlich mechanisch im Hohlraum zu halten, um
einer möglicherweise über eine längere Liegezeit des erfindungsgemäßen Gleisteils
erfolgenden Lockerung des Verbundwerkstoffs entgegen zu wirken.
[0029] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung erfolgt das Befüllen
oder Vergießen durch einen nicht durch das zumindest eine Abdeckelement abgedeckten
Bereich einer Öffnung des Hohlraums. Dies bedeutet, dass zuerst das Abdeckelement
an dem Gleisteil festgelegt wird und das Befüllen durch einen Freiraum oder Spalt
zwischen einer Öffnung des Hohlraums und dem Abdeckelement erfolgt. Diese Vorgehensweise
ist naturgemäß nur mit einem Verbundwerkstoff wie bei der vorliegenden Erfindung möglich,
der aufgrund seiner schüttfähigen und stückigen Zuschlagsstoffe einfach eingefüllt
und nicht aufwendig im Hohlraum angeordnet und ortsspezifisch festgelegt werden muss.
[0030] Eine weitere verbesserte Sicherung der Anbindung des Verbundwerkstoffs an die Wände
des Hohlraums erfolgt gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung
dergestalt, dass das Abdeckelement nach dem Aushärten des Schaumstoffs mit dem Gleisteil
verspannt wird. Dies ist im besonderen Maße bei der zuvor im Zusammenhang mit dem
erfindungsgemäßen Gleisteil beschriebenen Ausführungsform realisierbar, bei der das
Abdeckelement mit einem Gewindestab verschraubt ist, der mit einer Bodenwand des Hohlraums
starr, insbesondere stofflich verbunden ist. Je nachdem, wie fest die Mutter angezogen
wird, erfolgt eine Verspannung des Abdeckelements und somit des Verbundwerkstoffs
in dem Hohlraum, wodurch auch die Dichte und dadurch die Dämpfungseigenschaften des
Verbundwerkstoffs zusätzlich beeinflusst werden können.
[0031] Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels
näher erläutert. In dieser zeigen
Fig. 1 eine der Lauffläche gegenüberliegende Unterseite eines Weichenherzstücks,
Fig. 2a-2d eine Mehrzahl von Querschnittansichten des Weichenherzstücks entlang der
Linien A-A, B-B, D-D sowie E-E gemäß Fig. 1,
Fig. 3 eine Darstellung eines repräsentativen Abschnitts eines Weichenherzstücks gemäß
Fig. 1,
Fig. 4 eine Draufsicht auf einen durch ein Abdeckelement abgedeckten Bereich eines
Hohlraums in einem Weichenherzstück und
Fig. 5 eine diagrammatische Darstellung der Reduktion des Schallpegels in unmittelbarer
Umgebung eines erfindungsgemäßen Weichenherzstücks.
[0032] In Fig. 1 ist ein Weichenherzstück mit dem Bezugszeichen 1 bezeichnet und es ist
zu erkennen, dass an der Unterseite 2 des Weichenherzstücks 1 eine Mehrzahl von Hohlräumen
3 angeordnet ist, wobei je nachdem, welcher Abschnitt des Weichenherzstücks 1 betrachtet
wird, unterschiedlich viele Hohlräume quer zur Fahrrichtung, symbolisiert durch den
Doppelpfeil 4, nebeneinander angeordnet sind. Dies ist dadurch bedingt, dass die Schienen
der einander an der Weiche kreuzenden Gleise zusammengeführt und wieder auseinander
geführt werden und die Hohlräume an der Unterseite durch das Schienenprofil an der
Lauffläche bedingt sind. Zur besseren Übersichtlichkeit ist in Fig. 1 nur ein Teil
der Hohlräume 3 mit Bezugszeichen versehen. Dies wird auch in Fig. 2 beibehalten,
in der gleiche Teile mit gleichen Bezugszeichen versehen sind.
[0033] In den Schnittdarstellungen nach Fig. 2 ist nun auch jeweils die Lauffläche 5 beziehungsweise
eine Mehrzahl von Laufflächen 5 zu erkennen. Die Hohlräume 3 an der Unterseite 2 nehmen
ein beträchtliches Volumen ein und es ist nachvollziehbar, dass dann, wenn ein Zug
mit hoher Geschwindigkeit über das Weichenherzstück 1 fährt, massive Schwingungen
und Resonanzen auftreten, die dementsprechend mit hohen Lärmemissionen verbunden sind.
Mit dem Bezugszeichen 6 ist die Herzstückspitze bezeichnet, auf die das Rad eines
Zuges nach Passieren der Herzstücklücke 7, die sich im Bereich des Querschnitts A-A
der Figuren 1 und 2 befindet, auffährt. In Fig. 2 sind die Hohlräume 3 zur Gänze mit
Schwingungsdämpfungsmitteln 8 aus dem zuvor beschrieben Verbundwerkstoff aus PUR-Schaumstoff
und Zuschlagsstoffen befüllt, wodurch eine ausgezeichnete Dämpfung der Lärmemissionen
erzielt wird.
[0034] In Fig. 3 ist zu erkennen, dass die Hohlräume 3 mit Abdeckelementen 9 abgedeckt sein
können, wobei die Abdeckelemente 9 mit einer Wand 10 des Hohlraums 3 starr unter Verwendung
von Befestigungselementen 11 oder stofflich durch Verschweißen verbunden sein können.
Alternativ oder zusätzlich können die Abdeckelemente 9 mit einem Gewindestab 12 unter
Verwendung einer Mutter 13 verschraubt sein, wobei der Gewindestab 12 mit einer Bodenwand
10' des Hohlraums starr, beispielsweise im Sinne einer Verschraubung in der Bodenwand
10' oder aber stofflich verbunden ist, beispielsweise durch eine Verschweißung.
[0035] In Fig. 4 sind Abdeckelemente 9 in Form von Abdeckgittern 9' dargestellt und es ist
ersichtlich, dass die Abdeckgitter über eine Mehrzahl von Befestigungselementen 11
mit Wänden 10 der Hohlräume 3 verbunden sind. Weiters ist zu erkennen, dass das Befüllen
oder Vergießen mit dem PUR-Schaumstoff durch nicht durch das zumindest eine Abdeckelement
9 abgedeckte Bereiche 14' einer Öffnung 14 des Hohlraums 3 erfolgt.
[0036] Messergebnisse aus einem Laborversuch sind in Fig. 5 ersichtlich, in der auf der
Abszisse die Messfrequenz einer Schallmessung und auf der Ordinate der gemessene Schalldruck
bezogen auf die Anregekraft in Dezibel bei Anregung des erfindungsgemäßen Gleisteils
gegeneinander aufgetragen sind. Bei einem erfindungsgemäßen Gleisteil kommt es im
Bereich zwischen 100 Hz (Hertz) und 10000 Hz und vor allem im Bereich zwischen 1000
Hz und 10000 Hz zu einer Reduktion des Schalldrucks um 17,7 dB bezogen auf die Anregekraft.
Dies ist eine bedeutsame Absenkung und kann die Belastung durch Lärm der Anwohner
von Bahnstrecken spürbar verringern. Besonders vorteilhaft ist auch die beinahe vollkommene
Auslöschung der Frequenzen bei 30 Hz bis 40 Hz, welche Frequenzen vor allem bei langsam
fahrenden Schienenfahrzeugen, beispielsweise im städtischen Bereich als besonders
störend empfunden werden.
1. Gleisteil (1), insbesondere Weichenherzstück (1), umfassend eine Lauffläche für ein
Rad eines Schienenfahrzeuges, eine der Lauffläche gegenüberliegende Unterseite (2)
und mindestens einen zur Unterseite (2) hin offenen Hohlraum (3), wobei im Hohlraum
(3) Schwingungsdämpfungsmittel (8) aufgenommen sind, dadurch gekennzeichnet, dass die Schwingungsdämpfungsmittel (8) von einem im Hohlraum (3) angeordneten Verbundwerkstoff
gebildet sind, der einen elastomeren Schaumstoff und im elastomeren Schaumstoff verteilte
Stücke eines stückigen Zuschlagsstoffes umfasst.
2. Gleisteil nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Schaumstoff als gemischtzelliger Schaumstoff ausgebildet ist.
3. Gleisteil nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Schaumstoff ein Polyurethan-Schaumstoff mit einer Dichte von mindestens 0,5 kg/l
und einem mechanischen Verlustfaktor von größer als 0,40 ist.
4. Gleisteil nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Zuschlagsstoff Silikate und/oder Schwerspat, insbesondere mit einer Dichte zwischen
2,5 kg/l und 8,0 kg/l, insbesondere 4,0 kg/l bis 7,8 kg/l, insbesondere 4,5 kg/l umfasst.
5. Gleisteil nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Zuschlagsstoff Kammerfüllsteine, insbesondere aus Beton, und/oder Metallkörper
umfasst.
6. Gleisteil nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Stücke des Zuschlagsstoffs einen Äquivalentdurchmesser von mindestens 2 mm aufweisen.
7. Gleisteil nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Verbundwerkstoff den wenigstens einen Hohlraum (3) nur teilweise ausfüllt, sodass
zwischen einer der Unterseite des Gleisteils (1) zugewandten Oberfläche des Verbundwerkstoffs
und der Ebene einer die Unterseite (2) des Gleisteils (1) ausbildenden Bodenfläche
ein von dem Verbundwerkstoff freier Raum verbleibt.
8. Gleisteil nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass in dem Hohlraum (3) wenigstens ein Abdeckelement (9, 9') befestigt ist, welches das
vom Verbundwerkstoff einnehmbare Volumen zu einer Unterseite (2) des Gleisteils (1)
hin begrenzt.
9. Gleisteil nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass das Abdeckelement (9, 9') bevorzugt in Abstand von der Ebene der Bodenfläche des
Gleisteils (1) angeordnet ist.
10. Gleisteil nach Anspruch 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, dass das Abdeckelement (9, 9') mit einer Wand (10) des Hohlraums (3) starr, insbesondere
stofflich verbunden ist.
11. Gleisteil nach Anspruch 8, 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, dass das Abdeckelement (9, 9') mit einem Gewindestab (12) verschraubt ist, der mit einer
Bodenwand (10') des Hohlraums (3) starr, insbesondere stofflich verbunden ist.
12. Gleisteil nach einem der Ansprüche 8 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dadurch gekennzeichnet, dass das Abdeckelement (9, 9') mit Seitenwänden des wenigstens einen Hohlraums (3) verbunden
ist, vorzugsweise stofflich oder unter Verwendung von Befestigungselementen (11) verbunden
ist.
13. Gleisteil nach einem der Ansprüche 8 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass das Abdeckelement (9, 9') nach dem Aushärten des Schaumstoffs mit dem Gleisteil (1)
verspannbar ist.
14. Gleisteil nach einem der Ansprüche 8 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dadurch gekennzeichnet, dass das Abdeckelement (9, 9') als Abdeckgitter ausgebildet ist.
15. Gleisteil nach einem der Ansprüche 1 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass das Gleisteil (1) ein Weichenherzstück (1) ist und sich der wenigstens eine Hohlraum
(3) in Längsrichtung zumindest über den Bereich einer Herzstückspitze des Weichenherzstücks
(1) erstreckt.
16. Verfahren zur Herstellung eines Gleisteils umfassend zumindest die folgenden Schritte:
- Bereitstellen eines Gleisteils (1), insbesondere eines Weichenherzstücks (1), insbesondere
eines Mangangussherzstücks, mit zumindest einem Hohlraum (3),
- zumindest teilweises Befüllen des Hohlraums (3) mit schüttfähigem, stückigem Zuschlagsstoff
bzw. Zuschlagsstoffen,
- Vergießen eines verbleibenden Volumens in dem Hohlraum mit einer aufschäumbaren
Masse unter Einschluss des stückigen Zuschlagsstoffes, um einen Verbundwerkstoff zu
erhalten, der einen elastomeren Schaumstoff und im elastomeren Schaumstoff verteilte
Stücke des stückigen Zuschlagsstoffes umfasst.
17. Verfahren nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, dass eine Oberfläche des Hohlraums (3) vor dem Befüllen des Hohlraums (3) mit einem Verfahren
vorbehandelt wird, wie zum Beispiel Entrosten, Ätzen, Sandstrahlen und/oder Aufbringen
eines Haftvermittlers zum Primen.
18. Verfahren nach Anspruch 16 oder 17, dadurch gekennzeichnet, dass das Vergießen mit einer Masse erfolgt, die zu einem Polyurethan-Schaumstoff aufschäumt,
insbesondere einem Polyurethan-Schaumstoff mit einer Dichte von mindestens 0,5 kg/l
und einem mechanischen Verlustfaktor von größer als 0,40.
19. Verfahren nach Anspruch 16, 17 oder 18, dadurch gekennzeichnet, dass als Zuschlagsstoff Silikate und/oder Schwerspat, insbesondere mit einer Dichte zwischen
2,5 kg/l und 8,0 kg/l, insbesondere 4,0 kg/l bis 7,8 kg/l, insbesondere 4,5 kg/l eingesetzt
werden.
20. Verfahren nach einem der Ansprüche 16 bis 19, dadurch gekennzeichnet, dass als Zuschlagsstoff Kammerfüllsteine, insbesondere aus Beton, und/oder Metallkörper
eingesetzt werden.
21. Verfahren nach einem der Ansprüche 16 bis 20, dadurch gekennzeichnet, dass ein Zuschlagsstoff mit einem Äquivalentdurchmesser von mindestens 2 mm der Stücke
des Zuschlagsstoffs eingesetzt wird.
22. Verfahren nach einem der Ansprüche 16 bis 21, dadurch gekennzeichnet, dass in dem Hohlraum (3) wenigstens ein Abdeckelement (9, 9') befestigt wird, welches
das vom Verbundwerkstoff einnehmbare Volumen zu einer Unterseite (2) des Gleisteils
(1) hin begrenzt.
23. Verfahren nach Anspruch 22, dadurch gekennzeichnet, dass das Befüllen oder Vergießen durch einen nicht durch das zumindest eine Abdeckelement
abgedeckten Bereich einer Öffnung des Hohlraums (3) erfolgt.
24. Verfahren nach Anspruch 22 oder 23, dadurch gekennzeichnet, dass das zumindest eine Abdeckelement (9, 9') nach dem Aushärten des Schaumstoffs mit
dem Gleisteil (1) verspannt wird.