[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Schneidmesser für eine Schneidvorrichtung
in einer Strangeinheit zum Schneiden eines Stranges in stabförmige Produkte, einen
Messerhalter ausgebildet und eingerichtet zum Halten eines Schneidmessers für eine
solche Schneidvorrichtung, einen Messerträger umfassend mindestens einen solchen Messerhalter
sowie eine Strangmaschine der tabakverarbeitenden Industrie und eine Trinkhalmherstellungsmaschine,
jeweils umfassend eine Schneidvorrichtung.
[0002] Stabförmige Produkte sind aus verschiedenen Bereichen des täglichen Lebens bekannt.
Erfindungsgemäß handelt es sich um solche stabförmigen Produkte mit einem Durchmesser
von 1 mm bis 20 mm. Sie umfassen insbesondere Trinkhalme sowie Produkte der tabakverarbeitenden
Industrie wie z.B. Zigaretten, Zigarillos oder Filter für Zigaretten oder Zigarillos.
Zur Herstellung der stabförmigen Produkte werden moderne Konfektioniermaschinen verwendet,
die unter anderem einen Arbeitsschritt mit einer Schneidvorrichtung umfassen, in der
das stabförmige Produkt aus einem kontinuierlich zugeführten Strang abgeschnitten
wird.
[0003] Die Schneidvorrichtung ist im Wesentlichen aus einem rotierenden Messerträger mit
einem oder mehreren Schneidmessern und mindestens einer Tube mit einer Führung für
den Strang gebildet. Das Schneidmesser unterliegt aufgrund der hohen Schnittfrequenz
einem natürlichen Verschließ, der zu einer unsauberen Schnittkante der Schnittfläche
des Stranges führen kann. Zur Kompensation des Verschleißes werden die Schneidmesser
in der Konfektioniermaschine während des Betriebs in der Maschine mittels einer oder
mehrerer Schleifscheiben geschliffen und über eine Vorschubeinrichtung in Richtung
der Schneidkante nachgeschoben. Nach einer bestimmten Abnutzung müssen die Schneidmesser
ausgetauscht werden, wozu der Betrieb der Konfektioniermaschine unterbrochen werden
muss.
[0004] Derzeit werden im Strangschnitt an der Strangeinheit Stahlmesser (z. B. Stahl X65)
zum Schneiden des Stranges (z.B. Filter, Zigarette und Trinkhalm) eingesetzt. Diese
Stahlmesser werden nach ca. 300 bis 2.000 Schnitten (je nach zu schneidendem Produkt)
stumpf und müssen in der Schneideinheit während der Produktion nachgeschliffen werden.
Um eine optimale Schnittqualität zu erhalten, müssen die Schleifeinrichtung und der
Messervorschub optimal auf das zu schneidende Produkt abgestimmt werden. Während der
Produktion sind die Schleifscheiben regelmäßig zu reinigen und zu tauschen.
[0005] Diese herkömmliche Schneidvorrichtung ist nachteilig, da der anfallende Schleifstaub
die Strangeinheit verschmutzt, sodass diese regelmäßig gereinigt werden muss, um eine
saubere Produktionsumgebung zu haben. Weiterhin vermengt sich der Schleifstaub mit
dem im Produkt befindlichen Leim und verschmutzt das Messer. Die Verschmutzung löst
sich teilweise und kontaminiert einige Produkte mit sogenannten "Black Particles".
Diese sind insbesondere in der Filter- und Trinkhalmproduktion unerwünscht.
[0006] Ein weiterer Nachteil besteht darin, dass während des Schleifens Funken entstehen
können. Durch den Funkenflug können Teile aus der Maschine oder der Strang beschädigt
werden. Im Extremfall kann es sogar zu Bränden kommen. Dies gilt es zu vermeiden.
[0007] Aus der
EP 2 338 358 A1 ist bekannt, zumindest eine der Seitenflächen eines Schneidmessers mit einer die
Oberflächenhärte erhöhenden Beschichtung zu versehen. Durch die höhere Oberflächenhärte
der Seitenfläche soll eine Selbstschärfung des Schneidmessers erzielt werden, indem
die Seitenflächen des Schneidmessers während des Schneidvorganges unterschiedlich
abgenutzt werden. Die Seitenfläche mit der höheren Oberflächenhärte soll sich dabei
weniger abnutzen als die mit der geringeren Oberflächenhärte, was zu einer sich immer
wieder selbst nachschärfenden Schnittkante führen soll. Auf diese Weise werden zwar
weniger Schleifvorgänge benötigt, ein Abrieb und die damit verbundenen unerwünschten
Partikel lassen sich jedoch nicht vermeiden.
[0008] Aufgabe der Erfindung war es daher, eine Schneidvorrichtung zur Verfügung zu stellen,
die kein Schleifen der Messer während des Schneidprozesses erfordert und die trotzdem
eine hinreichend lange Standzeit der Strangeinheit gewährleistet.
[0009] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß mit einem Schneidmesser der eingangs genannten
Art dadurch gelöst, dass das Material des Messers eine Härte von 1.400 bis 2.200 HV30,
vorzugsweise von 1.500 bis 2.100 HV30, insbesondere von 1.600 bis 2.000 HV30 und besonders
bevorzugt von 1.800 bis 1.950 HV30 sowie eine Biegebruchfestigkeit von 3.600 bis 4.400
MPa, vorzugsweise von 3.700 bis 4.200 MPa, insbesondere von 3.800 bis 4.100 MPa und
besonders bevorzugt von 3.900 bis 4.000 MPa, aufweist und die Korngröße des Materials
von 0,2 bis 1,3 µm, vorzugsweise von 0,2 bis 0,8 µm und besonders bevorzugt von 0,2
bis 0,4 µm beträgt.
[0010] Ein solches erfindungsgemäßes Messer weist eine hohe Verschleißfestigkeit auf. Mit
einem solchen Messer wird eine Standzeit größer 500.000 Schnitte für nicht abrasive
Produkte erreicht, so dass man in Abhängigkeit vom zu schneidenden Produkt eine gegenüber
herkömmlich in Strangeinheiten verwendeten Messern um Faktor 250 bis 1600 verbesserte
Standzeit erreicht. Da ein Schleifen im laufenden Betrieb vermieden wird, können weder
Schleifpartikel Produkte und Maschine verunreinigen oder beschädigen, noch besteht
eine Gefahr durch Funkenbildung. Der Schneidprozess wird dadurch sicherer, und die
hergestellten Produkte weisen eine höhere Qualität auf.
[0011] Die Eigenschaften des erfindungsgemäßen Messers lassen sich noch weiter verbessern,
wenn der Ausgangsschneidenradius des Schneidmessers von 1 bis 25 µm, vorzugsweise
von 1 bis 15 µm, und besonders bevorzugt von 1 bis 3 µm beträgt. Der Schneidenradius
bezeichnet den Radius des Kreises an der Spitze der Klinge. Der Schneidenradius hat
großen Einfluss auf die Schnittqualität. Je kleiner der Schneidenradius, umso besser
ist die Schnittqualität. Mit "Ausgangsschneidenradius" ist in der vorliegenden Erfindung
der Schneidenradius bezeichnet, den das Messer im Auslieferungszustand aufweist. Im
Laufe der Verwendung vergrößert sich der Schneidenradius, was ab einer bestimmten
Größe mit einer Verschlechterung der Schnittqualität einhergeht. Je kleiner der Ausgangsschneidenradius
ist, umso größer ist die Differenz zum Schneidenradius, bei dem das Messer erneuert
oder geschliffen werden muss, und umso länger ist die Standzeit der Strangeinheit.
[0012] Besonders günstig ist es, wenn der Schneidenradius um einen Faktor von 4 bis 6 größer
ist als die Korngröße.
[0013] Ein mögliches Material für das erfindungsgemäße Schneidmesser ist Keramik. Keramiken
zeichnen sich durch große Härte aus. Als besonders bevorzugtes Material für das erfindungsgemäße
Schneidmesser hat sich ein Hartmetall mit einer Hartstoffphase, ausgewählt aus der
mindestens einer Verbindung aus der Gruppe bestehend aus Wolframcarbid, Titancarbid,
Titannitrid, Niobcarbid, Tantalcarbid oder Vanadiumcarbid, wobei Wolframcarbid besonders
bevorzugt ist, und einer Binderphase aus Kobalt, Nickel oder einer Mischung der beiden,
wobei Kobalt besonders bevorzugt ist, erwiesen. Dabei beträgt der Binderanteil vorzugsweise
von 4 bis 15 Gew.-%, besonders bevorzugt von 6 bis 10 Gew.-%. Mit einem solchen Material
lässt sich ein Schneidmesser mit einer besonders guten Standzeit erhalten.
[0014] Weiterhin hat sich herausgestellt, dass es im Hinblick auf Schnittqualität und Standzeit
der Schneidmessers besonders vorteilhaft ist, wenn der Schneidenwinkel (β) von 15°
bis 45°, vorzugsweise von 25° bis 40° beträgt. Zusätzlich kann der Schneidenwinkel
(β) mindestens einen Vorwinkel (β
n) aufweisen, wobei der Vorwinkel kleiner ist als der Schneidenwinkel und jeder weitere
Vorwinkel (ß
n+1) wiederum kleiner ist als der vorhergehende Vorwinkel (β
n). Alternativ kann die Schneide spitzbogenförmig, insbesondere in Form eines überhöhten
Spitzbogens ausgebildet sein. Eine solche Schneidenform führt zu einer besonders langen
Standzeit. Außerdem ist es besonders vorteilhaft, wenn Messerspitze mittig angeordnet
ist, das Schneidemesser im Querschnitt also spiegelsymmetrisch ausgebildet ist.
[0015] Zusätzlich ist es besonders günstig, wenn die Schneidfläche eine Rauigkeit von 1
bis 6 µm, vorzugsweise von 1 bis 3 µm und besonders bevorzugt von 1 bis 2 µm aufweist.
[0016] Mit diesen Werten aus Geometrie und Werkstoff wird in Kombination ein Schneidmesser
erzeugt, das eine derart gut geschlossene Kontur aufweist, dass mit dem lichtoptischen
Mikroskop keine Lücken oder Ausbrüche in der Schneide erkennbar sind. Ein solches
Schneidmesser liefert zum einen Schnitte von herausragender Qualität, zum anderen
ist der Verschleiß äußerst gering.
[0017] Angesichts des Umstandes, dass die erfindungsgemäßen Schneidmesser nicht im Betrieb
geschliffen werden müssen, ist es möglich, die Geometrie der Schneidenkontur an die
Erfordernisse des zu schneidenden Produktes, wie z.B. verschiedene Produktlängen mit
unterschiedlichen Eigenschaften, oder andere Anforderungen anzupassen. Für die Schneidenkontur
sind verschiedene Geometrien möglich. So kann die Schneidenkontur gerade oder kurvenförmig
sein. Eine gerade Schneidenkontur ist besonders kostengünstig und wird daher insbesondere
zum Einsatz kommen, wenn die Kosten von besonderer Relevanz sind. Anders als bei herkömmlichen
Schneidenkonturen, die lediglich eine kreisförmige Geometrie erlaubt, ist es bei dem
erfindungsgemäßen Messer möglich, auch eine beliebige Kurvenform als Kontur zu verwenden.
Alternativ oder zusätzlich kann die Schneide in Teilbereichen einen Wellenschliff
aufweisen. Vorzugsweise weist die Schneide im Anschnitt einen Wellenschliff auf. Damit
kann die Kompressionsphase beim Schneiden verringert werden. Die Form der Kontur hat
auch Einfluss auf die genutzte Schnittlänge des Schneidmessers. Eine kurvenförmige
Kontur kann sich dem Schnittverlauf besonders gut anpassen und die Länge der Schneide
besonders gut ausnutzen. Gegenüber einer geraden Schneidenkontur lassen sich auf diese
Weise längere Standzeiten des Schneidmessers erreichen.
[0018] Besonders vorteilhaft ist es darüber hinaus, wenn die Schneidflächen und/oder die
Seitenflächen des Schneidmessers eine Laserstruktur aufweisen. Mit einer solchen mit
einem Laser aufgebrachten Struktur im Nanobereich können Leimanhaftungen von Leim
aus dem Strang auf den Schneidflächen bzw. den Seitenflächen verringert oder sogar
vermieden werden. Was die Seitenflächen betrifft, so kann auf diesen zur Vermeidung
von Leimanhaftungen alternativ eine Beschichtung, die beispielsweise aus Cerit bestehen
kann, aufgebracht sein. Dabei kann die die Beschichtung entweder nach dem Schleifen
des Schneidmessers aufgebracht werden oder auch vor dem Schleifen. In letzterem Falle
wird die Beschichtung aufgebracht und im Ofen gehärtet. Die auf den Schneiden vorhandene
Beschichtung wird im Zuge des Schleifens des Schneidmessers wieder entfernt.
[0019] Für den Schliff der Schneiden ist es besonders vorteilhaft, wenn dieser nicht parallel
zur Schneide ausgeführt wird, sondern in einem Winkel von mindestens 20° zur Schneide,
vorzugsweise in einem Winkel von 45° bis 90° insbesondere in einem Winkel von 80°
bis 90° und ganz besonders bevorzugt im rechten Winkel zur Schneide. Wird in einem
Winkel von weniger als 90° zur Schneide geschliffen, so sollte der Schliff auf der
einen Seite um 90° oder annähernd 90°, d.h. 90° +/- 5°, versetzt zum Schliff der anderen
Seite ausgeführt sein.
[0020] Besonders bevorzugte Abmessungen des Schneidmessers sind die folgenden, wobei die
bevorzugten Abmessungen teilweise oder auch alle verwirklicht sein können, letzteres
in beliebiger Kombination:
- Messerstärke (t) von 0,2 bis 0,4 mm, vorzugsweise von 0,25 bis 0,3 mm
- Schneidenhöhe von 4 bis 11 mm, vorzugsweise von 8 bis 11 mm, insbesondere 11 mm
- Messerlänge von 40 und 70 mm, vorzugsweise von 50 bis 60 mm, insbesondere 60 mm
[0021] Um das Schneidmesser fälschungssicher zu machen, ist es von Vorteil, wenn das Schneidmesser
eine fälschungssichere Markierung oder Beschriftung aufweist. Eine solche Markierung
kann z. B. mit einem Laser wie einem Kurzimpuls-Laser oder mit einem Säurestempel
eingebracht werden. Als fälschungssichere Markierungen kommen insbesondere holographische
Sicherheitsmerkmale wie Hologramme oder fälschungssichere diffraktive Schriften in
Frage.
[0022] Die vorliegende Erfindung betrifft auch einen Messerhalter für eine Schneidvorrichtung
in einer Strangeinheit zum Schneiden eines Stranges in stabförmige Produkte.
[0023] Derzeitige Messerhaltevorrichtungen im Messerträger der Strangeinheit sind für ein
Stahlmesser (X65) optimiert, das im Betrieb nachgeschliffen wird. Das Schneidmesser
wird zwischen zwei Rollenpaaren gehalten und über diese Haltevorrichtung zum Schleifen
vorgeschoben. Diese Haltevorrichtung ist jedoch nicht für das Halten jeder Art von
Schneidmesser geeignet, insbesondere nicht für ein erfindungsgemäßes Schneidmesser,
das bruchempfindlich ist. Für ein erfindungsgemäßes Schneidmesser wird außerdem die
Funktion des Vorschiebens zum Schleifen nicht benötigt.
[0024] Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es daher auch, einen Messerhalter für bruchempfindliche
Schneidmesser, insbesondere erfindungsgemäße Schneidmesser zur Verfügung zu stellen,
die verhindern, dass das Schneidmesser bricht, und dafür sorgen, dass die Standzeit
des Messers allein durch den Verschleiß der Klinge begrenzt wird und nicht durch anderweitige
Ermüdungserscheinungen des Messers.
[0025] Diese Aufgabe wird durch einen Messerhalter der eingangs genannten Art gelöst, der
eine planare Klemmbacke und eine planare Gegenlage aufweist, wobei die Klemmbacke
um ein Klemmbackengelenk justierbar ist, wobei die Klemmbacke derart mit einem Hebel
mit Masse in Wirkverbindung steht, dass eine durch den Hebel mit Masse erzeugte Kraft
die Klemmbacke gegen die Gegenlage drückt, wodurch das Schneidmesser zwischen Klemmbacke
und Gegenlage flächig einklemmt wird.
[0026] "Planare Klemmbacke" bedeutet dabei, dass die zum Schneidmesser gewandte Seite der
Klemmbacke als ebene Fläche ausgebildet ist. Entsprechend bedeutet "planare Gegenlage",
dass die dem Schneidmesser zugewandte Seite der Gegenlage als ebene Fläche ausgebildet
ist.
[0027] Mit einem solchen Messerhalter wird das Messer kraftschlüssig und mit geringer Flächenpressung
bist dicht an die Wirkstelle über die Haltevorrichtung gespannt. Durch die bewegliche
Klemmbacke wird Biegespannung des Schneidmessers beim Klemmen vermieden. Da die Klemmung
über Flächen erfolgt, wird die Flächenpressung reduziert. Es gibt keine Linien- oder
gar nur Punktberührung, sondern stattdessen eine Flächenberührung, durch die entstehende
Kräfte bestmöglich verteilt werden. Dabei drückt eine durch den Hebel mit Masse erzeugte
Kraft die Klemmbacke gegen die Gegenlage. Zwischen den beiden befindet sich das Schneidmesser,
das auf diese Weise fest zwischen Klemmbacke und Gegenlage eingeklemmt wird.
[0028] Um Biegespannungen zu vermeiden ist die Klemmbacke mit einem Klemmbackengelenk mit
mindestens einem Freiheitsgrad ausgeführt, so dass sich die Klemmbacke in einer Ebene
zum Schneidmesser parallel ausrichten kann, unabhängig von einem etwaigen Winkel,
den die Klemmbacke zur Gegenlage einnimmt, dadurch dass die Masse auf den Hebel und
damit auf die Klemmbacke einwirkt. Das Klemmbackengelenk kann als Drehgelenk mit einem
Freiheitsgrad ausgeführt sein. Die Justierung in der zweiten Ebene wird in diesem
Fall durch passgenau gefertigte Bauteile sichergestellt. Besonders bevorzugt ist das
Klemmbackengelenk ein Kugelgelenk mit drei Freiheitsgraden, wobei die Achse in einer
Weise eingeschränkt ist, dass sich die Klemmbackenoberkante zur Gegenlagenkante nicht
verdrehen kann, sondern stets parallel zu dieser angeordnet ist. Hierdurch wird sichergestellt,
dass die Klemmbacke beim Spannen in zwei Ebenen parallel zum Schneidmesser ausgerichtet
wird, im dritten Freiheitsgrad aber gerade keine unerwünschte Änderung der Ausrichtung
erfolgt.
[0029] Vorteilhafterweise ist die durch den Hebel mit Masse erzeugte Kraft eine Fliehkraft.
Die Fliehkraft, die auf das Messer wirkt, steigt mit steigender Messerträgerdrehzahl.
Dadurch steigt auch die erforderliche Haltekraft für das Messer gegen ein Herauslösen
aus dem Messerhalter. Die Fliehkraft, die das Messer aus dem Messerhalter treibt,
wird durch eine Haltekraft kompensiert, die ebenfalls von der Fliehkraft gebildet
wird. Die Fliehkraft ist abhängig von der Drehzahl des Messerträgers. Aufgrund dieser
Abhängigkeit erhöht sich die Haltekraft des Messers mit steigender Drehzahl und das
Messer wird mit gleichbleibender Sicherheit gehalten. Die Größe der Fliehkraft kann
durch das Gewicht der Masse optimal an das Messer und die Eigenschaften der übrigen
Komponenten des Messerhalters angepasst werden. Das Gewicht des Hebels mit Masse lässt
sich insbesondere durch die Wahl des Materials für den Hebel mit Masse wie auch über
dessen Größe anpassen. Vorzugsweise ist die Masse integral mit dem Hebel ausgebildet.
[0030] Alternativ oder insbesondere auch zusätzlich wird die Haltekraft über Federkraft
erzeugt, indem der Hebel mit Masse weiterhin mit mindestens einer Feder in Wirkverbindung
steht, so dass eine durch die mindestens eine Feder erzeugte Kraft die Klemmbacke
gegen die Gegenlage drückt. Anders als die Fliehkraft ist die Federkraft konstant
und von der Drehzahl unabhängig. Eine Erzeugung der Haltekraft nur über Federkraft
ist ebenfalls möglich. Hierbei muss die Federspannung ausreichend groß gewählt werden,
um die Sicherheit gegen das Herauslösen des Messers auch bei steigender Drehzahl zu
gewährleisten.
[0031] Besonders bevorzugt wird die Haltekraft durch eine Federkraftkomponente und Fliehkraftkomponente
erzeugt, die über den Hebel mit Masse auf die Klemmbacke wirken. Die Federkraft ist
konstant und unabhängig davon, ob der Messerhalter rotiert oder sich im Ruhezustand
befindet, vorhanden. Insbesondere im Ruhezustand wie auch bei Anlaufen der Schneidvorrichtung
sorgt die Federkraftkomponente dafür, dass eine hinreichende Haltekraft vorhanden
ist, um das Messer im Messerhalter zu sichern und insbesondere ein Verrutschen zu
verhindern. Die Federkraftkomponente wird durch mindestens eine Feder erzeugt. Die
Federkraft kann von der Feder beispielsweise über einen Druckstift oder ein Druckstück
auf den Hebel übertragen werden. Besonders bevorzugt weist der Messerhalter mindestens
zwei Federn auf.
[0032] Die Fliehkraft ist abhängig von der Drehzahl des Messerträgers. Bei entsprechender
Anpassung des Hebels mit Masse kann aufgrund dieser Abhängigkeit gewährleistet werden,
dass sich die Haltekraft in gleichem Maße erhöht, wie diejenige Fliehkraft, die auf
das Messer einwirkt und dieses aus dem Messerhalter, so dass das Messer in jedem Zustand
der Schneidvorrichtung mit gleichbleibender Sicherheit gehalten wird.
[0033] Eine weitere Möglichkeit, die Haltekraft zu erhöhen, ist den Reibbeiwert (oder Reibungskoeffizienten)
von Klemmbacke und/oder Gegenlage zur erhöhen. Da sich die Haltekraft aus dem Produkt
von Reibbeiwert und Normalkraft ergibt, führt eine Erhöhung des Reibbeiwertes zu einer
Erhöhung der Haltekraft. Zur Erhöhung des Reibbeiwertes können die Klemmbacke und/oder
die Gegenlage vorzugsweise mit einer Beschichtung beschichtet sein, die eine größere
Rauheit aufweist als das Material von Klemmbacke bzw. Gegenlage. Als ein solches Material
kommt insbesondere Nickel zum Einsatz, aber auch Gummi wäre denkbar.
[0034] Vorzugsweise weisen die Klemmbacke und die Gegenlage eine Breite auf, die im Wesentlichen
gleich der Länge I des Schneidmessers ist. "Im Wesentlichen gleich" bedeutet dabei
entweder gleich der Länge des Schneidmessers oder maximal 10 mm, insbesondere maximal
5 mm weniger oder mehr als die Länge des Schneidmessers. Je mehr die Länge des Schneidmessers
mit derjenigen von Klemmbacke und Gegenlage übereinstimmt, umso geringer ist die Gefahr,
dass eine Biegespannung auftritt, die eine Beschädigung des Schneidmesser nach sich
zieht.
[0035] Weiterhin ist es besonders günstig, wenn die Biegespannung im Schneidmesser während
des Schneidens nur in einer Ebene auftritt, da die Klemmbacke und die Gegenlage am
Messer gerade gestaltet sind und beim Messeraustritt Rundungen aufweisen, also der
obere Rand der Klemmbacke und/oder der Gegenlage gerade gestaltet und/ oder abgerundet
sind. Vorzugsweise sind die oberen Ränder von sowohl der Klemmbacke wie auch der Gegenlage
gerade ausgeführt und abgerundet.
[0036] Da das Gewicht der Klemmbacke dem Hebel mit Masse und der durch diesen erzeugten
Kraft entgegenwirkt, ist es von Vorteil, wenn die Klemmbacke aus einem Material mit
möglichst geringer Dichte hergestellt ist. Als Material für die Klemmbacke ist Aluminium
daher besonders bevorzugt. Für den Hebel und die Masse ist es umgekehrt. Für diese
ist ein Material mit großer Dichte besonders bevorzugt. Als besonders geeignetes Material
für Hebel und Masse hat sich Messing erwiesen.
[0037] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform weist der Messerhalter seitliche Führungen
und/oder einen unteren Anschlag für das Schneidmesser auf. Auf diese Weise ist eine
sehr einfache, sehr schnelle und sehr genaue Positionierung des Schneidmessers möglich.
Der untere Anschlag sorgt dafür, dass beim Einsetzen des Schneidmessers die herausstehende
Messerlänge nicht eingestellt werden muss. Sie ergibt sich durch den Anschlag. Auf
diese Weise ist es möglich, sicherzustellen, dass die Schneide genau in der Weise
positioniert ist, dass das Produkt in der gewünschten Weise geschnitten ist. Es ist
dann nicht erforderlich, zunächst in einer Anlaufphase die richtige Positionierung
des Messers zu ermitteln. Sie ist voreingestellt. Die seitlichen Führungen positionieren
das Messer in Schnittrichtung. Der untere Anschlag kann in Form von einem oder mehreren,
insbesondere zwei, Stiften ausgebildet sein, gegen die das Messer anschlägt. Es ist
dabei unproblematisch, dass der Anschlag nicht über die ganze Länge des Messers ausgebildet
ist, da der Anpressdruck der Klemmbacke gegen die Gegenlage so groß ist, dass diese
die Schnittkraft überlagert und somit keine Biegespannungs- und Beschädigungsproblematik
am Messer aufgrund der nicht über die gesamte Länge erfolgenden Belastung zu befürchten
ist.
[0038] Vorteilhafterweise weist der Messerhalter zusätzlich einen Entriegelungsmechanismus
auf, der bewirkt, dass die Klemmbacke von der Gegenlage beabstandet wird. Dabei steht
der Entriegelungsmechanismus mit dem Hebel in Wirkverbindung. Der Entriegelungsmechanismus
wirkt der auf die Klemmbacke wirkenden Kraft (z.B. der Federkraft) entgegen und sorgt
dafür, dass die Klemmbacke vom Messer gelöst ist. Das Öffnen kann dann manuell erfolgen.
Günstig ist es, wenn die Klemmbacke in der Entriegelten Position ca. 1 bis 2 mm geöffnet
ist, um das Messer leicht einsetzen zu können.
[0039] Weiterhin betrifft die vorliegende Erfindung einen Messerträger für eine Schneidvorrichtung
in einer Strangeinheit zum Schneiden eines Stranges in stabförmige Produkte. Der Messerträger
weist mindestens einen erfindungsgemäßen Messerhalter mit einem erfindungsgemäßen
Schneidmesser auf. Der mindestens eine Messerhalter ist auf dem Messerträger angeordnet.
Der Messerträger weist eine Rotationsachse R auf, um die der Messerhalter drehbar
angeordnet ist. Messerträger nach dem Stand der Technik weisen außerdem mindestens
eine Schleifscheibe auf, um das oder die Schneidmesser während des Betriebs nachzuschleifen.
Eine solche Schleifscheibe oder eine andere Schleifeinrichtung sind für die vorliegende
Erfindung nicht erforderlich, so dass der Messerträger sehr viel einfacher ausgebildet
werden kann. Es ist keine Abstimmung auf eine Schleifeinrichtung nötig.
[0040] Die Anbringung des Messerhalters auf dem Messerträger erfolgt dabei vorzugsweise
derart, dass das Messer in einem Winkel zur Drehachse des Messerträgers angeordnet
ist. Auf diese Weise kann ein besonders gerader Schnitt des Stranges sichergestellt
werden.
[0041] Vorzugsweise weist der Messerträger einen oder zwei erfindungsgemäße Messerhalter
auf, wobei zwei Messerhalter besonders bevorzugt sind. Die damit erreichte Schnittqualität
über die Gesamtheit der Schnitte hat sich damit als besonders gut herausgestellt.
[0042] Besonders günstig ist es, wenn der Messerhalter eine vormontierte Baugruppe ist,
die zur Wartung leicht aus dem Messerträger demontiert und im Anschluss wieder eingesetzt
werden kann.
[0043] Schließlich betrifft die vorliegende Erfindung einer Strangmaschine der tabakverarbeitenden
Industrie, umfassend eine Schneidvorrichtung mit wenigstens einem erfindungsgemäßen
Messerträger sowie wenigstens einem erfindungsgemäßen Schneidmesser, sowie eine Trinkhalmherstellungsmaschine,
umfassend eine Schneidvorrichtung mit wenigstens einem erfindungsgemäßen Messerträger
sowie wenigstens einem erfindungsgemäßen Schneidmesser.
[0044] Alle vorstehend beschriebenen bevorzugten Gestaltungen können jeweils einzeln oder
auch in beliebiger Kombination miteinander verwirklicht werden.
[0045] Auf die genannten und noch andere zweckmäßige und vorteilhafte Ausgestaltungen der
Erfindung sind Unteransprüche gerichtet. Lediglich besonders zweckmäßige und vorteilhafte
Ausbildungsformen und -möglichkeiten werden anhand der folgenden Beschreibung der
in der schematischen Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiele näher beschrieben.
Jede beschriebene Einzel- oder Detailgestaltung innerhalb eines Ausführungsbeispiels
ist als strukturell selbstständiges Detailbeispiel für andere nicht oder nicht vollständig
beschriebene, unter die Erfindung fallende Ausführungen und Gestaltungen zu verstehen.
[0046] Es zeigen
- Fig. 1
- eine Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Schneidmessers in Seitenansicht,
- Fig. 2
- das Schneidmesser im Querschnitt, in Schnittrichtung A-A der Fig. 1,
- Fig. 3
- einen Ausschnitt des Schneidmessers aus Fig. 1 zur Darstellung der Schneidfläche,
- Fig. 4a-c
- drei verschiedene Ausführungsformen von Schneiden des erfindungsgemäßen Schneidmessers
im Querschnitt,
- Fig. 5.1 bis 5.4
- eine schematische Darstellung des Schneidvorgangs mit einem erfindungsgemäßen Schneidmesser
mit kurvenförmiger Schneide in Seitenansicht, wobei vier Phasen eines Schneidevorgangs
schematisch illustriert sind,
- Fig. 6.1 bis 6.4
- eine schematische Darstellung des Schneidvorgangs mit einem erfindungsgemäßen Schneidmesser
mit gerader Schneide in Seitenansicht, wobei vier Phasen eines Schneidevorgangs schematisch
illustriert sind,
- Fig. 7
- eine Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Messerhalters mit eingeklemmtem Schneidmesser
in perspektivischer Darstellung,
- Fig. 8
- einen Schnitt durch den erfindungsgemäßen Messerhalter aus Fig. 7, geschnitten durch
die Mitte des Messerhalters, wobei sich der Messerhalter in seinem geöffneten Zustand
mit betätigter Entriegelung befindet,
- Fig. 9
- einen Schnitt durch den erfindungsgemäßen Messerhalter aus Fig. 7 wie in Fig. 8, nur
im gespannten Zustand, bei dem die Klemmbacke gegen die Gegenlage gepresst ist,
- Fig. 10
- einen Messerträger mit zwei erfindungsgemäßen Messerhaltern in perspektivischer Darstellung.
[0047] Eine erste Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Schneidmessers 1 ist in den Figuren
1 bis 3 gezeigt. Fig. 1 ist eine Seitenansicht, in der man auf die Seitenfläche 11
des Schneidmesser 1 sieht, Fig. 2 ein Querschnitt in Schnittrichtung A-A der Fig.
1 und Fig. 3 ein Ausschnitt des Schneidmessers 1 aus Fig. 1.
[0048] An die Seitenfläche 11 des Schneidmessers schließt sich oben die Schneide 12 an,
die in der gezeigten Ausführungsform gerade ist und vom vorderen Ende zum hinteren
Ende der Schneide 12 über die Messerlänge I ansteigt. Die Differenz zwischen Höhe
am Anfang und am Ende der Schneide 12 ist die Schneidenhöhe h, die bei der gezeigten
Ausführungsform 11 mm beträgt. Die Messerlänge I beträgt 60 mm. Die Messerbreite oder
-stärke b des Schneidmessers 1 beträgt 0,3 mm. Die Messerspitze 14 des Schneidmesser
1 ist durch den Schneidenradius r definiert. Dieser beträgt in der gezeigten Ausführungsform
2 µm. Die Messerspitze 14 ist mittig angeordnet, d.h. das Messer ist im Querschnitt
spiegelsymmetrisch. Die Rauigkeit der Schneidfläche beträgt 1,5 µm.
[0049] Die Seitenflächen 11 sind mit Cerit beschichtet, um zu vermeiden, dass auf den Seitenflächen
Leim haften bleibt, was die Schnittqualität beeinträchtigen würde. Auf der Seitenfläche
11 ist ferner eine fälschungssichere Markierung in Form eines Hologramms aufgebracht,
mit der nachvollzogen werden kann, ob das Schneidmesser ein Originalprodukt oder eine
Fälschung ist. Das Hologramm kann durch eine diffraktive Schrift ergänzt oder ersetzt
sein.
[0050] Der Ausschnitt in Fig. 3 zeigt die Schneide in Vergrößerung und veranschaulicht den
Schliff. Dieser ist in der gezeigten Ausführungsform ungefähr senkrecht zur Schneide,
weist also einen Winkel von ca. 90° zur Schneide auf. Es sind auch andere Winkel (>
20°) zur Schneide möglich. Wichtig ist, dass, für den Fall, dass sich der Winkel von
90° unterscheidet, der Winkel von der Schleifrichtung zur Schneidenfläche 13a auf
der einen Seite des Schneidmessers 1 um 90° versetzt ist zu dem Winkel von der Schleifrichtung
zur Schneidenfläche 13b auf der anderen Seite des Schneidmessers 1.
[0051] Das Schneidmesser 1 besteht aus einem Hartmetall mit einer Hartstoffphase aus Wolframcarbid
und einer Binderphase aus Kobalt. Die Hartstoffphase weist eine Korngröße von 0,5
bis 0,8 µm auf. Der Schneidenradius r ist damit um einen Faktor 4 größer als die Korngröße,
was ein besonders günstiges Verhältnis von Schneidenradius r zu Korngröße ist. Der
Binderanteil des Hartmetalls beträgt 6 bis 10 Gew.-%. Das erfindungsgemäße Schneidmesser
weist eine Härte von 1930 HV30 und eine Biegebruchfestigkeit von 3800 MPa auf. Das
Schneidmesser 1 weist, wie in Fig. 2 zu erkennen ist, einen einzigen Schneidenwinkel
β auf. Dieser beträgt 40°.
[0052] Mit diesen Werten aus Geometrie und Werkstoff wird in Kombination eine Schneide 12
erzeugt, die eine perfekte geschlossen Kontur aufweist (keine mit dem lichtoptischen
Mikroskop erkennbaren Lücken oder Ausbrüche in der Schneide). Diese Schneide erreicht
eine optimale Schnittqualität und eine Standzeit größer 500.000 Schnitte für nicht
abrasive Produkte, was je nach zu schneidendendem Produkt einer Verbesserung um einen
Faktor von mindestens 250 bis 1600 im Vergleich zu derzeitigen Schneidmessern nach
dem Stand der Technik in einer Strangeinheit entspricht.
[0053] Fig. 4a-c zeigen drei verschiedene Ausführungsformen von Schneiden 12 des erfindungsgemäßen
Schneidmessers 1 im Querschnitt. In Fig. 4a ist eine Schneide 12 mit einem einzigen
Schneidenwinkel β gezeigt. Eine solche Ausführung der Schneide ist besonders kostengünstig.
Fig. 4b zeigt eine andere Ausführungsform der Schneide 12, bei der die Schneide einen
Schneidenwinkel β sowie einen Vorwinkel β
1 aufweist. Die Schneide 12 kann auch mehrere Vorwinkel β
n, aufweisen, wobei jeder Vorwinkel β
n+1 kleiner ist als der vorhergehende Vorwinkel β
n. Als Grenzvariante mit unendlich vielen Vorwinkeln kann die in Fig. 4c gezeigte Schneidenform
aufgefasst werden, die die Form eines Spitzbogens aufweist. Eine solche Schneidenform
bewirkt eine besonders lange Standzeit des Schneidmessers, da der Verschleiß gering
ist.
[0054] Das in Fig. 1 gezeigte Schneidmesser 1 weist eine gerade Schneidenkontur auf. Bei
den erfindungsgemäßen Schneidmessern 1 sind - anders als im Stand der Technik, der
nur kreisbogenförmige Konturen erlaubt - beliebige Schneidenkonturen möglich, weil
das Schneidmesser 1 nicht im laufenden Betrieb im Messerhalter 2 am Messerträger 3
nachgeschliffen werden muss.
[0055] Fig. 5.1 bis 5.4 sind eine schematische Darstellung des Schneidvorgangs mit einem
erfindungsgemäßen Schneidmesser mit kurvenförmiger Schneide in Seitenansicht, wobei
vier Phasen eines Schneidevorgangs schematisch illustriert sind. Dabei ist der Verlauf
des Schneidmessers durch die beiden Kreisbögen 4 und 5 veranschaulicht. Bezugszeichen
4 gibt die Bahn des Messeranfangs 122 (im Beispiel der Figuren 5 kurvenförmig), Bezugszeichen
5 die Bahn des Messerendes 123 wieder. Der Pfeil zeigt die Bewegungsrichtung des Schneidmessers
1 an.
[0056] Bei Schneidmesser 1 der Figuren 5 ist die Schneide 12 kurvenförmig ausgebildet. Dies
ist besonders vorteilhaft, weil die Kontur des Schneidmessers 1 auf die verschiedenen
Phasen des Schnittes durch das zu schneidende Produkt 6 abgestimmt ist.
[0057] Fig. 5.1 zeigt den Zustand in dem Moment, da die Schneide 12 das Produkt 6 berührt.
Fig. 5.2 veranschaulicht die Kompressions- und Anschnittphase, in der der Schnitt
beginnt. Das Produkt 6 ist leicht eingedrückt. Hierfür ist es vorteilhaft, wenn die
Schneide 12 steil kurvenförmig ansteigt. Ebenso kann im Anfangsbereich 122 der Schneide
12 das Schneidmesser 1 einen Wellenschliff aufweisen, der die Kompressions- und Anschnittphase
besonders unterstützt. Fig. 5.3 zeigt das Messer während des Schnitts durch das Produkt
6. Schneide 12 ist im entsprechenden Bereich im Wesentlichen gerade ausgebildet. Dies
ermöglicht einen langsamen Schnitt, der die Schneidenlänge ausnutzt. Bei dem in Fig.
5.4 gezeigten Zustand ist das Produkt 6 bereits vollständig durchgeschnitten. Das
verbleibende Stück Schneide 12 dient als Sicherheit, damit das Produkt 6 auch dann
vollständig abgeschnitten wird.
[0058] Fig. 6.1 bis 6.4 sind eine schematische Darstellung des Schneidvorgangs mit einem
erfindungsgemäßen Schneidmesser mit gerader Schneide 12 in Seitenansicht, wobei wiederum
vier Phasen des Schneidevorgangs entsprechend den Fig. 5.1 bis 5.4 schematisch illustriert
sind, Dabei ist der Verlauf des Schneidmessers 1 wieder durch die beiden Kreisbögen
4 und 5 veranschaulicht. Bezugszeichen 4 gibt die Bahn des Messeranfangs 122 (im Beispiel
der Figuren 6 gerade), Bezugszeichen 5 die Bahn des Messerendes 123 wieder. Der Pfeil
zeigt die Bewegungsrichtung des Schneidmessers 1 an.
[0059] Wie in Fig. 6.1 zu sehen ist, ist das Schneidmesser 1 bereits zu einem großen Stück
unter dem Produkt 6 hindurchgefahren, bevor das Schneidmesser 1 dieses überhaupt berührt.
Entsprechend später entlang der Schneide 12 trifft diese in der Kompressions- und
Anschnittphase auf das Produkt 6. Fig. 6.3 zeigt das Messer während des Schnitts durch
das Produkt 6. Bei dem in Fig. 6.4 gezeigten Zustand ist das Produkt 6 bereits vollständig
durchgeschnitten.
[0060] Ein Vergleich der Figuren 5.1 bis 5.4 mit 6.1 bis 6.4 zeigt den Unterschied in der
für den Schnitt genutzten Schneidenlänge, der durch die Kontur des Schneidmessers
1 bedingt ist. Während bei dem kurvenförmig ausgebildeten Schneidmesser der Figuren
5 ungefähr 80% der Schneidenlänge für den Schnitt genutzt werden, ist dies bei dem
Schneidmesser mit der geraden Kontur aus den Figuren 6 nur ungefähr 30%. Bei gerade
Schnittkontur wird im Vergleich zur kurvenförmigen Schnittkontur somit nur ein Bruchteil
der Schnittlänge des Schneidmessers 1 für den Schnitt genutzt. Dies führt dazu, dass
man die Standzeit des Schneidmessers 1 bei kurvenförmiger Schneide gegenüber einem
Schneidmesser mit gerader Schneide ungefähr verdoppeln kann.
[0061] Als nächstes wird eine Ausführungsform des erfindungsgemäßen Messerhalters 2 mit
Bezug auf die Figuren 7 bis 9 beschrieben. Ein Messerhalter 2 ist an einem Messerträger
3 angebracht, wie in Fig. 8 und 9 gezeigt ist. Der Messerhalter 2 weist eine planare
Klemmbacke 22 sowie eine planare Gegenlage 21 auf. Aufgrund der planaren Ausführung
von Klemmbacke 22 und Gegenlage 21 liegt das Schneidmesser 1 vollständig eben sowohl
an der Klemmbacke 22 wie auch an der Gegenlage 21 an, so dass etwaige Biegespannungen
minimiert oder gar vermieden werden. Die Haltekraft F
H, die erforderlich ist, um die Klemmbacke 22 gegen das Schneidmesser 1 und die Gegenlage
21 zu pressen, wird durch Federkraft F
F und Fliehkraft F
M aufgebracht. Beide Kräfte F
F und F
M wirken auf Hebel mit Masse 23 ein, der um die Hebelachse 222 dreht und gegen Klemmbacke
22 drückt. Hebel mit Masse 23 besteht aus Messing, Klemmbacke 22 aus Aluminium. Klemmbacke
22 ist mit einem Klemmbackengelenk 231, einem Drehgelenk mit einem Freiheitsgrad,
ausgeführt, so dass sich die Klemmbacke 22 in einer Ebene zum zwischen Klemmbacke
22 und Gegenlage 21 eingeklemmten Schneidmesser 1 parallel ausrichten kann. Die Ausrichtung
in der zweiten Ebene ist durch die genau gefertigten Bauteile sichergestellt, insbesondere
durch die seitlichen Führungen 212, die das Schneidmesser 1 in Schnittrichtung positionieren.
Die Klemmbacke 22 weist zur Erhöhung des Reibbeiwertes und somit zur Erhöhung der
Haltekraft eine Beschichtung aus Nickel auf.
[0062] Die Federkraftkomponente F
F der Haltekraft F
H wird durch die beiden Federn 25 erzeugt, die im Federhalter 24 angeordnet sind. Der
Federhalter ist mit einem Federhalterdeckel 241 verschlossen. Die durch die beiden
Federn 25 erzeugte Federkraftkomponente F
F wird über stiftförmig ausgebildete Federstücke 26 auf den Hebel mit Masse 23 übertragen,
der seinerseits Klemmbacke 22 gegen Gegenlage 21 drückt, wodurch das Schneidmesser
1 zwischen den beiden eingeklemmt wird. Die Federkraftkomponente F
F ist konstant.
[0063] Die Fliehkraftkomponente F
M der Haltekraft F
H wird durch den Hebel mit Masse 23 erzeugt, wenn der Messerhalter rotiert. Aufgrund
der Fliehkraft wird der Hebel mit Masse 23 nach außen gedrückt. Dieser drückt seinerseits
auf Klemmbacke 22, wodurch das Schneidmesser 1 ebenfalls zwischen Klemmbacke 22 und
Gegenlage 21 einklemmt wird. Die Fliehkraft ist abhängig von der Drehzahl des Messerträgers
3. Aufgrund dieser Abhängigkeit erhöht sich die Haltekraft F
H des Schneidmessers mit steigender Drehzahl. Damit wird kompensiert, dass die Fliehkraft
auf der anderen Seite bewirkt, dass das Schneidmesser 1 aus dem Messerhalter 2 getrieben
wird. Durch angemessene Wahl des Hebels mit Masse 23 kann sichergestellt werden, dass
die Haltekraft F
H, die auf das Schneidmesser 1 wirkt, immer größer ist als die Kraft, die das Messer
aus dem Messerhalter 2 treibt. Das Schneidmesser 1 wird auf diese Weise mit gleichbleibender
Sicherheit gehalten.
[0064] Das Schneidmesser 1 wird so kraftschlüssig und mit geringer Flächenpressung bis dicht
an die Wirkstelle über den Messerhalter 2 gespannt.
[0065] Wenn das Schneidmesser 1 gewechselt werden soll, kann der Messerhalter 2 über den
Entriegelungsmechanismus 28, der über eine Ausnehmung in der Abdeckung 29 zugänglich
ist, entriegelt werden, indem er nach unten gedrückt wird. Fig. 9 zeigt den Messerhalter
2 in gespanntem Zustand, Fig. 8 zeigt ihn ohne Messer in entriegeltem Zustand mit
geöffneter Klemmbacke 22, die zur Gegenlage 21 ca. 1 bis 2 mm beabstandet ist. Im
entriegelten Zustand ist das Schneidmesser 1 freigegeben und kann entnommen werden.
Eine Entriegelung wird nur bei angehaltener Vorrichtung erfolgen. Die Haltekraft F
H besteht zum Zeitpunkt der Entriegelung also nur aus der Federkraftkomponente F
F. Der Entriegelungsmechanismus 28 muss somit nur der Federkraftkomponente F
F entgegenwirken und diese kompensieren. Die Klemmbacke 22 kann dann einfach manuell
von der Gegenlage 21 wegbewegt werden, um das Schneidmesser 1 zu entnehmen.
[0066] Wie vorstehend schon erwähnt, weist der Messerhalter 2 seitliche Führungen 212 auf,
um die Positionierung des Schneidmessers 1 zu vereinfachen. Um das Schneidmesser 1
auch problemlos und ohne separates Justieren auf der richtigen Höhe einsetzen zu können,
weist der Messerhalter zusätzlich zwei Anschlagstifte 27 auf.
[0067] Sowohl Gegenlage 21 wie auch Klemmbacke 22 weisen an ihren Oberkanten 211, 221 Rundungen
auf. Dies verringert die Kerbwirkung durch die auftretende Biegung des Messers beim
Schnitt bei.
[0068] Fig. 10 schließlich zeigt einen Messerträger 3 mit zwei erfindungsgemäßen Messerhaltern
2 in perspektivischer Darstellung. Einer der beiden Messerhalter 2 ist in Fig. 10
nicht sichtbar, da er unter der Abdeckung 29 liegt, mit der er abgedeckt ist. Messerträger
3 rotiert um eine (nicht gezeigte) Messerträgerachse, die durch Zentrierung 32 verläuft.
Mit der Flanschfläche 31 ist der Messerträger 3 an einer Strangmaschine angebracht.
An Messerträger 3 sind zwei Messerhalter 2 befestigt, in die wiederum jeweils ein
Schneidmesser 1 eingespannt ist.
1. Schneidmesser (1) für eine Schneidvorrichtung in einer Strangeinheit zum Schneiden
eines Stranges in stabförmige Produkte, dadurch gekennzeichnet, dass das Material des Messers eine Härte von 1.400 bis 2.200 HV30, vorzugsweise von 1.500
bis 2.100 HV30, insbesondere von 1.600 bis 2.000 HV30 und besonders bevorzugt von
1.800 bis 1.950 HV30 sowie eine Biegebruchfestigkeit von 3.600 bis 4.400 MPa, vorzugsweise
von 3.700 bis 4.200 MPa, insbesondere von 3.800 bis 4.100 MPa und besonders bevorzugt
von 3.900 bis 4.000 MPa, aufweist und die Korngröße des Materials von 0,2 bis 1,3
µm, vorzugsweise von 0,2 bis 0,8 µm und besonders bevorzugt von 0,2 bis 0,4 µm beträgt.
2. Schneidmesser (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Ausgangsschneidenradius (r) von 1 bis 25 µm, vorzugsweise von 1 bis 15 µm, insbesondere
kleiner 5 µm und besonders bevorzugt von 1 bis 3 µm ist.
3. Schneidmesser (1) nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Material ein Hartmetall ist mit einer Hartstoffphase, ausgewählt aus der mindestens
einer Verbindung aus der Gruppe bestehend aus Wolframcarbid, Titancarbid, Titannitrid,
Niobcarbid, Tantalcarbid oder Vanadiumcarbid, wobei Wolframcarbid besonders bevorzugt
ist, und einer Binderphase aus Kobalt, Nickel oder einer Mischung der beiden, wobei
Kobalt besonders bevorzugt ist.
4. Schneidmesser (1) nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Binderanteil von 4 bis 15 Gew.-%, vorzugsweise von 6 bis 10 Gew.-% beträgt
5. Schneidmesser (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Schneidenwinkel (β) von 15° bis 45°, vorzugsweise von 25° bis 40° beträgt.
6. Schneidmesser (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Schneidenwinkel (β) mindestens einen Vorwinkel (βn) aufweist, wobei der Vorwinkel (βn) kleiner ist als der Schneidenwinkel (β), oder dass die Schneide (12) spitzbogenförmig
ist.
7. Schneidmesser (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Schneidenkontur gerade oder kurvenförmig ist und/oder in Teilbereichen einen
Wellenschliff aufweist.
8. Schneidmesser (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Schneidflächen (13) eine Laserstruktur aufweisen.
9. Schneidmesser (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Seitenflächen (11, 11a, 11b) des Schneidmessers (1) eine Beschichtung und/oder
eine Laserstruktur aufweisen.
10. Messerhalter (2), ausgebildet und eingerichtet zum Halten eines Schneidmessers
(1) für eine Schneidvorrichtung in einer Strangeinheit zum Schneiden eines Stranges
in stabförmige Produkte, insbesondere eines Schneidmessers (1) nach einem der Ansprüche
1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass der Messerhalter
(2) eine planare Klemmbacke (22) und eine planare Gegenlage (21) aufweist,
wobei die Klemmbacke (22) um ein Klemmbackengelenk (222) justierbar ist,
wobei die Klemmbacke (22) mit einem Hebel mit Masse (23) derart in Wirkverbindung
steht, dass eine durch den Hebel mit Masse (23) erzeugte Kraft die Klemmbacke (22)
gegen die Gegenlage (21) drückt, wodurch das Schneidmesser (1) zwischen Klemmbacke
(22) und Gegenlage (21) flächig einklemmt wird.
11. Messerhalter (2) nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass die durch den Hebel mit Masse (23) erzeugte Kraft eine Fliehkraft ist.
12. Messerhalter (2) nach Anspruch 10 oder 11, dadurch gekennzeichnet, dass der Hebel mit Masse (23) weiterhin mit mindestens einer Feder (25) in Wirkverbindung
steht, so dass eine durch die mindestens eine Feder (25) erzeugte Kraft die Klemmbacke
(22) gegen die Gegenlage (21) drückt.
13. Messerhalter (2) nach einem der Ansprüche 10 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass die Klemmbacke (22) und die Gegenlage (21) eine Breite aufweisen, die mindestens
im Wesentlichen gleich der Länge I des Schneidmessers (1) ist.
14. Messerhalter (2) nach einem der Ansprüche 10 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass er seitliche Führungen (212) und/oder einen unteren Anschlag (27) für das Schneidmesser
(1) aufweist.
15. Messerhalter nach einem der Ansprüche 10 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass er einen Entriegelungsmechanismus (28) zum Beabstanden der Klemmbacke (22) von der
Gegenlage (21) aufweist, wobei der Entriegelungsmechanismus (28) mit dem Hebel mit
Masse (23) in Wirkverbindung steht.
16. Messerhalter (2) nach einem der Ansprüche 10 bis 15, dadurch gekennzeichnet, dass der obere Rand (211, 221) der Klemmbacke (22) und/oder der Gegenlage (21) abgerundet
ist.
17. Messerträger (3) für eine Schneidvorrichtung in einer Strangeinheit zum Schneiden
eines Stranges in stabförmige Produkte, dadurch gekennzeichnet, dass der Messerträger (3) mindestens einen am Messerträger (3) angeordneten und um eine
Rotationsachse R des Messerträgers (3) drehbaren Messerhalter (2) nach einem der Ansprüche
10 bis 16 aufweist.
18. Strangmaschine der tabakverarbeitenden Industrie, umfassend eine Schneidvorrichtung
mit wenigstens einem Messerhalter nach einem der Ansprüche 10 bis 16 sowie wenigstens
einem Schneidmesser nach einem der Ansprüche 1 bis 9.
19. Trinkhalmherstellungsmaschine, umfassend eine Schneidvorrichtung mit wenigstens einem
Messerhalter nach einem der Ansprüche 10 bis 16 sowie wenigstens einem Schneidmesser
nach einem der Ansprüche 1 bis 9.