[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betrieb eines Hörgeräts sowie ein entsprechendes
Hörgerät.
[0002] Ein Hörgerät dient der Ausgabe von Geräuschen an einen Nutzer des Hörgeräts. Der
Nutzer trägt das Hörgerät hierzu am oder im Ohr. Zur Ausgabe von Geräuschen weist
das Hörgerät einen Hörer auf sowie wenigstens ein Mikrofon, um Geräusche aus der Umgebung
aufzunehmen und diese dann an den Nutzer auszugeben. Die Geräusche werden dabei von
dem Hörgerät zusätzlich modifiziert, um einen Hörverlust des Nutzers auszugleichen.
Das Hörgerät wird daher auch als Hörhilfegeräte bezeichnet.
[0003] Ein Hörgerät kann zusätzlich eine aktive Geräuschunterdrückung durchführen, dies
wird auch als "active noise cancellation" bezeichnet, kurz: ANC. Mittels ANC werden
Geräusche aus der Umgebung unterdrückt, speziell Störgeräusche, sodass sich für den
Nutzer eine beruhigte Hörsituation ergibt. Bei einer ANC werden typischerweise Geräusche
unterdrückt, welche aus der Umgebung von außen in den Gehörgang des Nutzers gelangen.
Das Konzept der ANC ist auch auf Geräusch im Gehörgang anwendbar, dies wird dann als
"active occlusion reduction" bezeichnet, kurz: AOR. Auch mittels AOR werden im Gegensatz
zur zuvor genannten Unterdrückung von Störgeräuschen von außen gerade solche Geräusche
unterdrückt, welche durch den Nutzer selbst entstehen oder welche aus stehenden Wellen
im Gehörgang resultieren. Dies ist besonders dann der Fall, wenn der Gehörgang durch
ein Ohrstück gegenüber der Umgebung verschlossen ist. Die AOR ist demnach vorrangig
eine interne Geräuschunterdrückung, welche Störgeräusche im Gehörgang unterdrückt,
wohingegen mit ANC typischerweise eine externe Geräuschunterdrückung gemeint ist,
welche Störgeräusche von außerhalb des Gehörgangs unterdrückt. Die tatsächliche Geräuschunterdrückung
erfolgt in beiden Fällen innerhalb des Gehörgangs durch Erzeugung eines invertierten
Signals, welches sich mit dem Störgeräusch akustisch im Gehörgang überlagert und dann
das Störgeräusch wenigstens teilweise auslöscht. Insgesamt werden in beiden Fällen
Störgeräusche, d.h. solche Geräusche, welche vom Nutzer üblicherweise als störend
empfunden werden, unterdrückt und dadurch eine beruhigte Hörsituation hergestellt.
[0005] Problematisch bei der Verwendung einer ANC ist, dass unter Umständen auch Nutzgeräusche
unterdrückt werden, speziell Sprache. Sprache ist allgemein ein Geräusch aus der Umgebung
und wird entsprechend regelmäßig durch ANC unterdrückt. Besonders fremde Sprache,
welche nicht vom Nutzer des Hörgeräts selbst stammt, sondern von einer anderen Person,
stellt aber oftmals ein Nutzgeräusch dar, welches möglichst verständlich wieder an
den Nutzer ausgegeben werden soll. Dies ist besonders relevant in Gesprächssituation,
in welchen der Nutzer eines Hörgeräts sich mit einer oder lediglich wenigen anderen
Personen unterhält. Denkbar sind aber auch Fälle, in welchen Sprache als ein Störgeräusch
angesehen wird und unterdrückt werden soll, z.B. in einer sogenannten cocktail-party-Situation,
in welcher die Sprache einer Vielzahl von Sprechern, mit welchen der Nutzer sich an
sich nicht unterhält, ein Hintergrundgeräusch bildet. Grundsätzlich ist es aber wünschenswert,
Sprache möglichst verständlich auszugeben. Gleichzeitig soll aber mittels ANC eine
möglichst ruhige Hörsituation für den Nutzer hergestellt werden. Insofern besteht
ein Zielkonflikt zwischen der Unterdrückung von Geräuschen und der Ausgabe von Sprache.
[0006] Vor diesem Hintergrund ist es eine Aufgabe der Erfindung, ein verbessertes Verfahren
zum Betrieb eines Hörgeräts anzugeben. Bei dem Verfahren soll insbesondere die Ausgabe
von Sprache an einen Nutzer des Hörgeräts verbessert werden. Weiter soll ein entsprechendes
Hörgerät angegeben werden, welches zur Durchführung des Verfahrens geeignet ist.
[0007] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein Verfahren mit den Merkmalen gemäß
Anspruch 1 sowie durch ein Hörgerät mit den Merkmalen gemäß Anspruch 10. Vorteilhafte
Ausgestaltungen, Weiterbildungen und Varianten sind Gegenstand der Unteransprüche.
Die Ausführungen im Zusammenhang mit dem Verfahren gelten sinngemäß auch für das Hörgerät
und umgekehrt. Sofern nachfolgend Verfahrensschritte des Verfahrens beschrieben werden,
ergeben sich vorteilhafte Ausgestaltungen für das Hörgerät insbesondere dadurch, dass
dieses ausgebildet ist, einen oder mehrere dieser Verfahrensschritte auszuführen.
[0008] Das Verfahren dient zum Betrieb eines Hörgeräts, insbesondere beim bestimmungsgemäßen
Gebrauch des Hörgeräts, d.h. während das Hörgerät zur Verwendung von einem Nutzer
getragen wird. Das Hörgerät dient allgemein der Ausgabe von Geräuschen an den Nutzer
des Hörgeräts und speziell vorzugsweise zum Ausgleich eines Hördefizits eines insbesondere
hörgeschädigten Nutzers. Insbesondere weist das Hörgerät zumindest ein Mikrofon auf,
welches die Geräusche aus der Umgebung aufnimmt. Die Geräusche aus der Umgebung werden
auch als Umgebungsgeräusche bezeichnet oder als Umgebungsschall. Das Mikrofon ist
geeigneterweise ein sogenanntes äußeres Mikrofon, weist also bezüglich des Gehörgangs
nach außen und gerade nicht in diesen hinein. Das Mikrofon wandelt die Geräusche in
ein Eingangssignal um, welches ein elektrisches Signal ist. Das Eingangssignal wird
von einer Steuereinheit des Hörgeräts je nach Bedarf verarbeitet und schließlich einem
Hörer des Hörgeräts zugeführt. Der Hörer wandelt das Eingangssignal in Schall um,
zur Ausgabe an den Nutzer.
[0009] Das Hörgerät weist eine ANC-Einheit auf, wobei unter ANC eine aktive Geräuschunterdrückung
verstanden wird, auch als "active noise cancellation" bezeichnet. Die ANC-Einheit
ist insbesondere ein Teil der Steuereinheit. Die ANC-Einheit ist ausgebildet, mehrere
Frequenzbereiche zu verarbeiten und dabei in jedem dieser Frequenzbereiche mit einer
jeweils einstellbaren ANC-Stärke Geräusche aus der Umgebung zu unterdrücken. Die ANC-Stärke
ist für jeden Frequenzbereich individuell einstellbar. Die Geräusche aus der Umgebung
umfassen je nach Umgebungssituation regelmäßig Störgeräusche oder Nutzgeräusche oder
sogar beides und regelmäßig insbesondere Sprache, welche typischerweise ein Nutzgeräusch
ist. Das Eingangssignal wird der ANC-Einheit zugeführt. Darunter wird verstanden,
dass das Eingangssignal ganz oder teilweise der ANC-Einheit zugeführt wird, wobei
zumindest diejenigen Frequenzbereiche zugeführt werden, welche von der ANC-Einheit
verarbeitet werden sollen. Die ANC-Einheit analysiert das Eingangssignal und gibt
als Ergebnis hiervon ein Feedforward-Signal aus, zur Unterdrückung der Geräusche aus
der Umgebung. Insbesondere werden solche Geräusche unterdrückt, welche bei bestimmungsgemäßem
Gebrauch von außen in einen Gehörgang des Nutzers des Hörgeräts eindringen, insbesondere
an einem Ohrstück des Hörgeräts vorbei. Das Feedforward-Signal wird allgemein auch
als Korrektursignal bezeichnet. Das Korrektursignal ist insbesondere ein elektrisches
Signal, welches dann dem Hörer des Hörgeräts zugeführt wird und vom Hörer in Schall
umgewandelt wird. Dieser Schall ist dann sogenannter Anti-Schall, welcher die Geräusche
bei Überlagerung im Gehörgang ganz oder teilweise auslöscht, d.h. unterdrückt. Eine
tatsächliche Geräuschunterdrückung erfolgt hierbei rein akustisch und gerade nicht
auf elektrischer Ebene.
[0010] Die ANC-Stärke gibt an, wie stark Geräusche in dem jeweiligen Frequenzbereich unterdrückt
werden. Beispielsweise entspricht die ANC-Stärke einer Amplitude des Feedback-Signals
oder einem Verstärkungsfaktor, mit welchem das Feedback-Signal in der ANC-Einheit
skaliert wird. Die ANC-Stärke ist demnach ein Maß für die Unterdrückung von Geräuschen
im jeweiligen Frequenzbereich. Je größer die ANC-Stärke ist, desto stärker ist die
Unterdrückung. Umgekehrt erfolgt bei geringer ANC-Stärke nur eine geringe Unterdrückung.
Auch eine vollständige Deaktivierung der ANC-Einheit für einen oder mehrere Frequenzbereiche
ist möglich, sodass in diesen dann keine Unterdrückung von Geräuschen erfolgt, die
ANC-Stärke beträgt dann sozusagen "0". Eine negative ANC-Stärke, sozusagen zur Verstärkung
von Geräuschen, ist dagegen insbesondere nicht vorgesehen.
[0011] Weiter weist das Hörgerät eine Spracherkennungseinheit auf, zur Erkennung von Sprache.
Die Spracherkennungseinheit ist insbesondere ein Teil der Steuereinheit. Die Spracherkennungseinheit
erkennt für jeden der Frequenzbereiche, ob darin Sprache vorhanden ist oder nicht.
Hierzu wird der Spracherkennungseinheit zweckmäßigerweise das Eingangssignal zugeführt.
Auch hier wird darunter verstanden, dass das Eingangssignal ganz oder teilweise der
Spracherkennungseinheit zugeführt wird. Alternativ oder zusätzlich wird der Spracherkennungseinheit
ein anderes Eingangssignal zugeführt, welches z.B. von einem anderen, zweiten Mikrofon
erzeugt wird, insbesondere ebenfalls ein äußeres Mikrofon. Sprache unterscheidet sich
von anderen Geräuschen insbesondere durch bestimmte zeitliche, räumliche oder spektrale
Merkmale, anhand welcher die Spracherkennungseinheit dann Sprache z.B. im Eingangssignal
erkennt.
[0012] Lediglich beispielshaft wird in einer Variante zur Spracherkennung ein räumlicher
Filter verwendet, sodass ein Signal erzeugt wird, welches lediglich Geräusche aus
einer bestimmten Richtung, aus welcher überwiegend Sprache zu erwarten ist, erzeugt
wird und der Spracherkennungseinheit zugeführt wird. Das Vorliegen von Sprache wird
dann von der Spracherkennungseinheit z.B. anhand der Amplitude dieses Signals erkannt.
[0013] Die Spracherkennungseinheit analysiert vorliegend insbesondere jeden der Frequenzbereiche
separat, sodass für jeden der Frequenzbereiche unabhängig von den anderen Frequenzbereichen
bestimmt wird, ob in diesem Sprache vorhanden ist oder nicht. Die Spracherkennungseinheit
gibt zweckmäßigerweise ein Signal aus, welches für jeden der Frequenzbereiche angibt,
ob in diesem Sprache vorhanden ist oder nicht.
[0014] Ein Kernaspekt ist nun vorliegend, dass die ANC-Einheit derart gesteuert wird, dass
die ANC-Stärke für einen jeweiligen Frequenzbereich abhängig davon eingestellt wird,
ob die Spracherkennungseinheit in diesem Frequenzbereich Sprache erkannt hat oder
nicht. Mit anderen Worten: die ANC-Einheit wird mittels der Spracherkennungseinheit
frequenzselektiv gesteuert, um die Unterdrückung von Sprache durch die ANC-Einheit
gezielt anders zu gestalten als für andere Geräusche. Die Spracherkennungseinheit
nimmt hierfür eine Unterscheidung zwischen Sprache und anderen Geräuschen vor. Diese
Unterscheidung erfolgt nicht allgemein, sondern separat für jeden der Frequenzbereiche,
also frequenzabhängig. Die Unterscheidung wird dann genutzt, um eine jeweils optimale
ANC-Stärke für jeden der Frequenzbereiche auszuwählen und einzustellen. Falls in den
Geräuschen aus der Umgebung keine Sprache enthalten ist, falls also in keinem der
Frequenzbereiche Sprache erkannt wird, dann arbeitet die ANC-Einheit in einem Normalbetrieb
und hierbei auf allen Frequenzbereichen insbesondere gleichermaßen und unterdrückt
Geräusche sozusagen breitbandig. Die ANC-Stärke wird hierbei zweckmäßigerweise in
jedem Frequenzbereich abhängig von der Amplitude der Geräusche eingestellt.
[0015] In einer vorteilhaften Ausgestaltung weist das Hörgerät als Teil der Steuereinheit
einen Störgeräuschdetektor auf, welcher eine Amplitude von Störgeräuschen in einem
jeweiligen Frequenzbereich misst oder schätzt. Die jeweilige ANC-Stärke wird dann
abhängig von der Amplitude der Störgeräusche eingestellt. Ein Störgeräuschdetektor
ist aber an sich optional, alternativ wird beispielsweise einfach unabhängig von Störgeräuschen
eine vordefinierte ANC-Stärke eingestellt. Erst dann, wenn in einem oder mehreren
Frequenzbereichen Sprache vorhanden ist und dies auch erkannt wird, wird gezielt in
diesen Frequenzbereichen von dem Normalbetrieb abgewichen und die ANC-Stärke im jeweiligen
Frequenzbereich verändert, nämlich verändert relativ zur ANC-Stärke für diesen Frequenzbereich
im Normalbetrieb. Auch wenn in einem Frequenzbereich zusätzlich zur Sprache noch andere
Geräusche vorhanden sind, welche grundsätzlich unterdrückt werden sollen, so wird
der Sprache vorzugsweise Vorrang gewährt und die ANC-Stärke abhängig vom Vorliegen
von Sprache eingestellt, selbst wenn dies bedeutet, dass dann andere Geräusche, welche
zeitgleich zur Sprache in einem Frequenzbereich vorhanden sind, nicht oder zumindest
weniger stark unterdrückt werden.
[0016] Ein jeweiliger Frequenzbereich ist ein Teilbereich eines Gesamtspektrums von Frequenzen,
welche vom Hörgerät aufgenommen, nach Bedarf verarbeitet und ausgegeben werden. Das
Gesamtspektrum entspricht insbesondere dem Hörbereich oder einem Teil hiervon und
erstreckt sich zwischen einer Untergrenze und einer Obergrenze, beispielsweise 16
Hz bis 20 Hz als Untergrenze und 16 kHz bis 20 kHz als Obergrenze. Insbesondere die
Obergrenze liegt regelmäßig aus technischen und/oder physiologischen Gründen tiefer,
z.B. bei etwa 10 kHz. Vorzugsweise grenzen die Frequenzbereiche paarweise aneinander
an und überlappen dabei nicht oder lediglich geringfügig, z.B. technisch bedingt und
um weniger als 10 Hz. Die Frequenzbereiche decken das Gesamtspektrum vorzugsweise
lückenlos ab. Abgesehen von einem eventuellen Überlapp wie beschrieben gehört jede
Frequenz des Spektrums vorzugsweise zu lediglich einem einzelnen Frequenzbereich.
Die Frequenzbereiche weisen jeweils eine Breite auf, welche grundsätzlich für jeden
Frequenzbereich unterschiedlich sein kann. Bevorzugt ist aber eine Ausgestaltung bei
welcher alle Frequenzbereiche dieselbe Breite aufweisen. Unabhängig davon ist eine
geeignete Breite insbesondere 250 Hz, andere Breiten sind aber ebenso möglich und
geeignet.
[0017] Der Begriff "Frequenzbereich" wird gelegentlich auch vereinfachend zur Bezeichnung
der "Geräusche in einem Frequenzbereich" verwendet.
[0018] Bevorzugterweise wird bei Vorliegen von Sprache in einem jeweiligen Frequenzbereich
die ANC-Stärke geringer eingestellt als im Vergleich zu Fällen, in welchen in diesem
Frequenzbereich keine Sprache vorliegt, sodass Sprache weniger unterdrückt wird als
andere Geräusche. Dadurch wird Sprache gezielt von der Unterdrückung durch die ANC-Einheit
ausgenommen oder zumindest relativ betrachtet weniger unterdrückt als andere Geräusche.
Beispielsweise beträgt die ANC-Stärke für einen ersten Frequenzbereich 1, falls keine
Sprache vorhanden ist, dann wird die ANC-Stärke auf einen Wert kleiner als 1 eingestellt,
z.B. auf 0,5 oder 0, wenn die Spracherkennungseinheit in diesem ersten Frequenzbereich
Sprache erkennt. Gleichzeitig beträgt die ANC-Stärke in einem anderen, zweiten Frequenzbereich
falls keine Sprache vorhanden ist 0,9, z.B. da die Geräusche leiser sind als im ersten
Frequenzbereich und daher weniger Unterdrückung erfordern. Wenn dann im ersten Frequenzbereich
Sprache erkannt wird, im zweiten Frequenzbereich aber nicht, dann bleibt die ANC-Stärke
von 0,9 im zweiten Frequenzbereich erhalten, sodass hier weiter optimal Geräusche
unterdrückt werden. Im ersten Frequenzbereich wird die Unterdrückung dagegen reduziert,
um die Sprache weniger zu unterdrücken. Insgesamt wird somit für den Nutzer die Sprachverständlichkeit
erhöht, indem in den zu einem gegebenen Zeitpunkt relevanten Frequenzbereichen die
Geräuschunterdrückung reduziert wird, und gleichzeitig erfolgt eine möglichst maximale
Geräuschunterdrückung, nämlich in denjenigen Frequenzbereichen, welche gerade keine
Sprache enthalten. Kurz gesagt: Sprache wird gezielt von der Geräuschunterdrückung
ausgenommen, während gleichzeitig andere Geräusche, speziell Störgeräusche, möglichst
weitgehend unterdrückt werden. In denjenigen Frequenzbereichen, in welchen Sprache
erkannt wurde, wird dabei zugunsten dieser Sprache auf eine maximale Geräuschunterdrückung
verzichtet.
[0019] Sprache ist generell unterscheidbar in eigene Sprache, d.h. Sprache des Nutzers des
Hörgeräts, und fremde Sprache, d.h. Sprache einer anderen Person und gerade nicht
des Nutzers. Vorzugsweise wird von der Spracherkennungseinheit als Sprache lediglich
fremde Sprache erkannt, welche nicht vom Nutzer des Hörgeräts selbst stammt. Auf diese
Weise wird fremde Sprache gezielt von der Unterdrückung durch die ANC-Einheit ausgenommen
und eigene Sprache wird insbesondere weiterhin unterdrückt. Dem liegt die Überlegung
zugrunde, dass für den Nutzer speziell fremde Sprache von Bedeutung ist, wohingegen
die eigene Sprache nicht notwendigerweise mit maximaler Verständlichkeit ausgegeben
werden muss. Falls also in einem Frequenzbereich keine fremde Sprache, aber eigene
Sprache vorhanden ist, erkennt die Spracherkennungseinheit demnach, dass keine Sprache
vorliegt. Wie konkret Sprache und speziell fremde oder eigene Sprache erkannt wird
ist vorliegend zunächst nicht von Bedeutung. Beispielsweise wird mittels eines äußeren
Mikrofons allgemein Sprache erkannt und mittels eines inneren Mikrofons im Gehörgang
speziell eigene Sprache und die Spracherkennungseinheit erkennt dann, dass fremde
Sprache vorliegt, wenn allgemein Sprache erkannt wird, aber nicht speziell eigene
Sprache. Eigene und fremde Sprache können aber grundsätzlich auch wie Sprache allgemein
anhand bestimmter räumlicher, zeitlicher oder spektraler Merkmale erkannt werden.
[0020] In einer zweckmäßigen Ausgestaltung weist die Spracherkennungseinheit für jeden der
Frequenzbereiche einen Wiener-Filter auf, zur Erkennung von Sprache. Je nachdem, wie
viele Frequenzbereiche von der Spracherkennungseinheit analysiert werden, sind entsprechend
viele Wiener-Filter vorhanden. Ein Wiener-Filter weist insbesondere den Vorteil einer
besonders schnellen Reaktionszeit auf, welche beispielsweise wenige Millisekunden
beträgt oder weniger als 1 ms. Damit ist eine nahezu instantane Reaktion auf das Vorliegen
von Sprache möglich und die ANC-Stärke wird in einem jeweiligen Frequenzbereich gezielt
zu solchen Zeiten angepasst, vorzugsweise reduziert, zu welchen in dem jeweiligen
Frequenzbereich Sprache vorliegt. Der Wiener-Filter wird in diesem Zusammenhang insbesondere
als Stationaritätsdetektor verwendet, welcher angibt, wie schnell sich ein Signal
ändert. Dem liegt die Überlegung zugrunde, dass Sprache sich zeitlich betrachtet schnell
ändert, während typische Störgeräusche wie z.B. Hintergrundrauschen sich im Vergleich
hierzu weniger schnell ändern und eher einen konstanten Hintergrund bilden. Eine Fehlinterpretation
ergibt sich möglicherweise bei nichtstationären Störgeräuschen, z.B. einem Knall oder
ähnlichem, und bei vielen gleichzeitigen Sprechern im Hintergrund, z.B. in einer Cocktail-Party-Situation.
Dennoch führt die Verwendung eines Wiener-Filters hinreichend oft zu ausreichenden
Ergebnissen. Liegt also Sprache vor, dann ist diese typischerweise nichtstationär
und wird vom Wiener-Filter erkannt, im Gegensatz z.B. zu einem gleichförmigen Rauschen,
welches stationär ist. Auf diese Weise ist für jeden der Frequenzbereiche mit einem
entsprechenden Wiener-Filter eine besonders einfache und besonders schnelle Spracherkennung
realisiert. In einer allgemeineren Ausgestaltung ist auch ein anderer Stationaritätsdetektor
anstelle des Wiener-Filters vorteilhaft.
[0021] Bevorzugterweise weist das Hörgerät eine Filterbank mit mehreren Kanälen auf, welchen
jeweils einer der Frequenzbereiche zugeordnet ist. Eine Filterbank ist insbesondere
ein Array von Bandpassfiltern, welche von einem eingehenden Signal jeweils nur einen
bestimmten Frequenzanteil passieren lassen und als ausgehendes Signal ausgeben. Vorliegend
wird insbesondere das Eingangssignal, welches vom Mikrofon erzeugt wird, der Filterbank
zugeführt, sodass das Eingangssignal auf die diversen Kanäle aufgeteilt wird und dann
jeder Frequenzbereich einzeln verarbeitbar ist. Die Filterbank erzeugt demnach aus
dem Eingangssignal ein aufgeteiltes Eingangssignal, welches dann der ANC-Einheit und
insbesondere auch der Spracherkennungseinheit zugeführt wird, um von diesen beiden
jeweils frequenzselektiv verwertet, d.h. verarbeitet, zu werden. Die Verwertung der
einzelnen Kanäle erfolgt insbesondere parallel zueinander. Auch werden die Spracherkennungseinheit
und die ANC-Einheit vorzugsweise parallel zueinander betrieben.
[0022] Jeder Kanal weist eine Breite auf, welche der Breite des entsprechenden Frequenzbereichs
entspricht, also z.B. 250 Hz. Die Filterbank weist typischerweise mehr als 2 Kanäle
auf und regelmäßig eine Vielzahl an Kanälen, z.B. zwischen 10 und 100. In einer geeigneten
Ausgestaltung weist die Filterbank 40 Kanäle auf.
[0023] Vorliegend ist es nicht erforderlich, dass die ANC-Einheit und die Spracherkennungseinheit
alle Kanäle von der Filterbank verwerten, vielmehr ist eine Teilmenge bereits ausreichend.
Mit anderen Worten: die Anzahl der Frequenzbereiche, in welchen die Spracherkennungseinheit
das Vorliegen von Sprache erkennt und für welche die ANC-Stärke abhängig vom Vorliegen
von Sprache eingestellt wird, entspricht nicht notwendig der Anzahl der Kanäle der
Filterbank, sondern ist in einer geeigneten Ausgestaltung geringer. Das Hörgerät verarbeitet
demnach grundsätzlich eine Gesamtanzahl an Frequenzbereichen, von welchen jedoch nicht
zwingend alle auch von der ANC-Einheit und der Spracherkennungseinheit verarbeitet
werden. Die ANC und die Spracherkennung zur Einstellung der ANC-Stärke sind somit
auf einen Teilbereich des Gesamtspektrums beschränkt, vorzugsweise auf einen unteren
Teil. In einer bevorzugten Ausgestaltung ist die ANC-Einheit dann ausgebildet, Geräusche
lediglich in solchen Frequenzbereichen zu unterdrücken, welche unterhalb einer Grenzfrequenz
liegen. Die Grenzfrequenz beträgt in einer geeigneten Ausgestaltung 1 kHz. Bei einer
beispielhaften Filterbank mit 40 Kanälen und einer jeweiligen Breite von 250 Hz werden
somit nur die unteren 4 Kanäle bei der ANC und der zugehörigen Spracherkennung verwendet.
Dem liegt die Beobachtung zugrunde, dass eine ANC vorrangig für niedrige Frequenzbereiche
technisch hinreichend gut realisierbar ist als für hohe Frequenzbereiche, sodass eine
ANC zweckmäßigerweise lediglich für niedrige Frequenzen durchgeführt wird. Hier liegen
auch regelmäßig stationäre Störgeräusche vor. Zugleich weist Sprache typischerweise
hohe Frequenzen auf und liegt bei niedrigen Frequenzen regelmäßig nicht unterhalb
von 100 Hz oder 200 Hz, sodass dann unter Umständen und je nach Dimensionierung diejenigen
Frequenzbereiche, welche darunter liegen, durchgängig keine Sprache aufweisen und
mit maximaler ANC-Stärke zur optimalen Unterdrückung von Geräuschen verarbeitet werden.
Im Bereich bis 1 kHz liegen jedenfalls regelmäßig sowohl Sprache als auch Störgeräusche
vor, sodass hier eine Unterscheidung entsprechend sinnvoll ist, wohingegen dann oberhalb
davon zweckmäßigerweise auf eine ANC verzichtet wird und entsprechend auch das Problem
von unterdrückter Sprache gar nicht auftritt.
[0024] In einer geeigneten Ausgestaltung gibt die Spracheerkennungseinheit für jeden der
Frequenzbereiche ein diskretes Maß, d.h. Signal, für das Vorliegen von Sprache aus,
sodass die jeweilige ANC-Stärke zwischen lediglich zwei Werten umgeschaltet wird,
das diskrete Maß ist demnach sozusagen "binär". Das diskrete Maß ist beispielsweise
ein Wert von 0 oder 1. Das diskrete Maß wird beispielsweise bestimmt, indem eine absolute
Amplitude der Sprache oder eine Amplitude der Sprache relativ zu einer Amplitude von
Störgeräuschen gemessen wird und mit einem Schwellwert verglichen wird. Die zwei Werte
sind beispielsweise "1", auch "ein", insbesondere falls keine Sprache vorhanden ist,
und "0", auch "aus", insbesondere falls Sprache vorhanden ist, die ANC-Einheit wird
also in jedem Frequenzbereich je nach Vorliegen von Sprache aktiviert oder deaktiviert.
Alternativ sind die Werte "stark" und "schwach" geeignet oder Zahlen analog hierzu,
speziell dann falls auch im Fall von Sprache noch eine zumindest schwache Unterdrückung
von Geräuschen erfolgen soll und die ANC-Einheit daher nicht gänzlich deaktiviert
wird.
[0025] Alternativ zum diskreten Maß gibt die Spracheerkennungseinheit in einer ebenfalls
geeigneten Ausgestaltung für jeden der Frequenzbereiche ein kontinuierliches Maß,
d.h. Signal, für das Vorliegen von Sprache aus, sodass die ANC-Stärke kontinuierlich
eingestellt wird. Das kontinuierliche Maß ist beispielsweise die oben bereits beschriebene
absolute oder relative Amplitude von Sprache im jeweiligen Frequenzbereich oder ein
hiervon abhängiger Wert. Geeignet ist auch eine Wahrscheinlichkeit, welche angibt,
wie wahrscheinlich Sprache im jeweiligen Frequenzbereich vorliegt. Beispielsweise
erkennt die Spracherkennungseinheit das Vorliegen von Sprache mittels eines Klassifikators,
welcher für jeden Frequenzbereich die entsprechende Wahrscheinlichkeit für ein Vorliegen
von Sprache ausgibt. Aus einer solchen Wahrscheinlichkeit wird alternativ ein diskretes
Maß abgeleitet. Bei einem kontinuierlichen Maß sind dann für die ANC-Stärke mehr als
zwei Werte aus einem vordefinierten Arbeitsbereich einstellbar, z.B. beträgt die ANC-Stärke
wenigstens 0 und höchstens 1 und wird beispielsweise in Abstufungen von 0,1 eingestellt.
[0026] Vorzugsweise weist das Hörgerät eine Signalverarbeitungseinheit auf, um jeden der
Frequenzbereiche mit einer einstellbaren Verstärkung zu verstärken, insbesondere parallel
zur ANC-Einheit. Die Signalverarbeitungseinheit verstärkt insbesondere das Eingangssignal
des Hörgeräts und gibt dieses als verstärktes Signal aus. Die Verstärkung ist entweder
dieselbe für sämtliche Frequenzbereiche, welche von der Signalverarbeitungseinheit
verarbeitet werden, oder frequenzabhängig und dann unterschiedlich für verschiedene
Frequenzbereiche. Zweckmäßigerweise ist für jeden der Frequenzbereiche eine eigene
Verstärkung einstellbar. Die Signalverarbeitungseinheit und deren einstellbare Verstärkung
realisieren beim bestimmungsgemäßen Gebrauch des Hörgeräts insbesondere dessen eigentliche
Hörgerätefunktionalität, nämlich eine Modifikation des Eingangssignals abhängig von
einem individuellen Hörprofil, auch Audiogramm, des Nutzers. Dadurch wird im Betrieb
insbesondere ein Hördefizit des Nutzers ausgeglichen. Diese eigentliche Hörgerätefunktionalität
ist grundsätzlich unabhängig von der hier beschriebenen Steuerung der ANC-Einheit
mittels der Spracherkennungseinheit. Das verstärkte Signal der Signalverarbeitungseinheit
und das Feedback-Signal der ANC-Einheit werden insbesondere gemeinsam über den Hörer
ausgegeben.
[0027] Bevorzugterweise wird die Verstärkung frequenzabhängig eingestellt. In einer geeigneten
Ausgestaltung wird hierbei in einem jeweiligen Frequenzbereich bei Vorliegen von Sprache
die Verstärkung in diesem Frequenzbereich größer eingestellt als im Vergleich zu Fällen,
in welchen keine Sprache vorliegt, sodass Sprache mehr verstärkt wird als andere Geräusche.
Mit anderen Worten: die Verstärkung der Signalverarbeitungseinheit wird invers zur
ANC-Stärke der ANC-Einheit eingestellt, sodass mit der Signalverarbeitungseinheit
Sprache gerade verstärkt wird. Wenn Sprache vorhanden ist, wird in dem jeweiligen
Frequenzbereich die Verstärkung erhöht und die ANC-Stärke reduziert und umgekehrt,
wenn keine Sprache vorhanden ist. Die Steuerung der Signalverarbeitungseinheit und
die Einstellung von deren Verstärkung erfolgen geeigneterweise analog wie die Steuerung
der ANC-Einheit und die Einstellung der ANC-Stärke, z.B. mittels des Signals der Spracherkennungseinheit.
Dabei ist auch möglich, dass die Spracherkennungseinheit in weiteren Frequenzbereichen
zusätzlich zu den Frequenzbereichen, welche von der ANC-Einheit verwertet werden,
Sprache erkennt, sodass für die Steuerung der Verstärkung eine höhere oder zumindest
andere Bandreite erzielt wird.
[0028] Optional weist die ANC-Einheit zusätzlich eine Feedback-Einheit auf, welche ein Feedback-Signal
ausgibt, zur Unterdrückung von Geräuschen, welche innerhalb des Gehörgangs vorliegen,
d.h. speziell stehende Wellen im Gehörgang aufgrund einer Okklusion sowie vom Nutzer
selbst verursachte Geräusche, sogenannte Eigengeräusche. Auf die Feedback-Einheit
und die Durchführung einer AOR kommt es vorliegend aber nicht an. Die obigen Ausführungen
zur Feedforward-Einheit und zum Feedforward-Signal gelten analog auch für die Feedback-Einheit
und deren Feedback-Signal.
[0029] Ein erfindungsgemäßes Hörgerät weist eine Steuereinheit auf, welche ausgebildet ist,
ein Verfahren wie vorstehend beschrieben auszuführen. Die oben bereits beschriebene
Steuereinheit ist hierzu geeignet, sodass sich geeignete Ausgestaltungen aus den vorstehenden
Ausführungen ergeben.
[0030] Nachfolgend werden Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand einer Zeichnung näher
erläutert. Darin zeigen jeweils schematisch:
- Fig. 1
- ein Hörgerät,
- Fig. 2
- ein Schaltbild des Hörgeräts aus Fig. 1,
- Fig. 3
- ein Gesamtspektrum mit mehreren Frequenzbereichen.
[0031] In Fig. 1 ist ein Hörgerät 2 gezeigt, mit einem Ohrstück 4, einem Hörer 6, zumindest
einem äußeren Mikrofon 8, hier beispielhaft zwei äußeren Mikrofonen 8, einem Gehäuse
10 und einer Steuereinheit 12. Fig. 2 zeigt das Hörgerät 2 und dessen Verschaltung
genauer und in einer anderen Ansicht, wobei aber nur eines der beiden äußeren Mikrofone
8 dargestellt ist. Zusätzlich zeigt Fig. 2 einen Gehörgang 14 eines Nutzers des Hörgeräts
2 sowie zwei Pfade P1, P2, über welche Geräusche V, N aus der Umgebung in den Gehörgang
14 gelangen können. Über den Pfad P1 gelangen Geräusche V, N über das Hörgerät 2 in
den Gehörgang 14, nämlich indem die Geräusche V, N mit dem Mikrofon 8 aufgenommen
werden und über den Hörer 6 ausgegeben werden. Hierbei erfolgt eine elektrische Verarbeitung
im Hörgerät 2. Über den Pfad P2 gelangen Geräusche V, N dagegen rein akustisch am
Hörgerät 2 und speziell am Ohrstück 4 vorbei in den Gehörgang. Eine elektrische Verarbeitung
findet dabei nicht statt, je nach Umgebungsbedingungen, z.B. Form des Ohrs oder Sitz
des Ohrstücks und ähnlichem ergibt sich jedoch eine nicht explizit gezeigte Übertragungsfunktion,
mit welcher die Geräusche V, N entlang des Pfads 2 modifiziert werden.
[0032] Beim bestimmungsgemäßen Gebrauch des Hörgeräts z.B. wie in Fig. 2 dargestellt, trägt
der Nutzer das Hörgerät 2 im oder am Ohr. Bei dem hier gezeigten Hörgerätetyp trägt
der Nutzer das Gehäuse 10 am Ohr, genauer gesagt hinter dem Ohr, und das Ohrstück
4 im Ohr. Die hier beschriebenen Konzepte sind auch gleichermaßen auf andere Hörgerätetypen
anwendbar. Nachfolgend wird anhand der Figuren auch ein Verfahren zum Betrieb des
Hörgeräts 2 beschrieben, speziell beim bestimmungsgemäßen Gebrauch des Hörgeräts 2.
Vorliegend ist die Steuereinheit 12 ausgebildet, das Verfahren auszuführen.
[0033] Das Hörgerät 2 dient allgemein der Ausgabe von Geräuschen an den Nutzer des Hörgeräts
2 und hier speziell zum Ausgleich eines Hördefizits des hier hörgeschädigten Nutzers.
Das Hörgerät 2 weist zumindest ein Mikrofon 8 auf, welches die Geräusche V, N aus
der Umgebung, auch als Umgebungsgeräusche oder Umgebungsschall bezeichnet, aufnimmt.
Das Mikrofon 8 ist hier ein sogenanntes äußeres Mikrofon 8, weist also bezüglich des
Gehörgangs 14 nach außen und gerade nicht in diesen hinein. Das Mikrofon 8 wandelt
die Geräusche V, N in ein Eingangssignal E um, welches ein elektrisches Signal ist.
Das Eingangssignal E wird von der Steuereinheit 12 des Hörgeräts 2 je nach Bedarf
verarbeitet und schließlich dem Hörer 6 zugeführt, welcher das Eingangssignal E in
Schall umwandelt, zur Ausgabe an den Nutzer.
[0034] Das Hörgerät 2 weist eine ANC-Einheit 16 auf, wobei unter ANC eine aktive Geräuschunterdrückung
verstanden wird, auch als "active noise cancellation" bezeichnet. Die ANC-Einheit
16 ist hier ein Teil der Steuereinheit 12. Die ANC-Einheit 16 ist ausgebildet, wie
in Fig. 3 gezeigt mehrere Frequenzbereiche f1 - f4 zu verarbeiten und dabei in jedem
dieser Frequenzbereiche f1 - f4 mit einer jeweils einstellbaren ANC-Stärke A Geräusche
V, N aus der Umgebung zu unterdrücken. In Fig. 3 ist ein Beispiel für die ANC-Stärke
A als Funktion der Frequenz f gezeigt. Die ANC-Stärke A ist für jeden Frequenzbereich
f1 - f4 individuell einstellbar. In Fig. 3 ist die ANC-Stärke im Frequenzbereich f1
größer als im Frequenzbereich f2 und in diesem größer als in den Frequenzbereichen
f3, f4, in welchen die ANC-Stärke A gleich ist.
[0035] Die Geräusche V, N aus der Umgebung umfassen je nach Umgebungssituation regelmäßig
Störgeräusche N oder Nutzgeräusche oder sogar beides und regelmäßig auch Sprache V,
welche typischerweise ein Nutzgeräusch ist. Der ANC-Einheit 16 wird im gezeigten Ausführungsbeispiel
das Eingangssignal E zugeführt, entweder ganz oder teilweise, zumindest aber die Frequenzbereiche
f1 - f4, welche dann von der ANC-Einheit 16 verarbeitet werden. Sofern noch weitere
Frequenzbereiche f5, f6 zugeführt werden, werden diese nicht unbedingt verarbeitet,
sondern beispielsweise unbeachtet gelassen. Die ANC-Einheit 16 analysiert das Eingangssignal
E und gibt als Ergebnis hiervon ein Feedforward-Signal Sff aus, zur Unterdrückung
der Geräusche V, N aus der Umgebung. Dabei werden solche Geräusche V, N unterdrückt,
welche bei bestimmungsgemäßem Gebrauch von außen und am Ohrstück 4 vorbei in den Gehörgang
14 eindringen. Das Feedforward-Signal Sff ist ein elektrisches Signal, welches dem
Hörer 6 zugeführt wird und von diesem in Schall umgewandelt wird, welcher wiederum
die Geräusche V, N bei Überlagerung im Gehörgang ganz oder teilweise auslöscht, d.h.
unterdrückt. Eine tatsächliche Geräuschunterdrückung erfolgt hierbei rein akustisch
und gerade nicht auf elektrischer Ebene.
[0036] Die ANC-Stärke A gibt an, wie stark Geräusche V, N in dem jeweiligen Frequenzbereich
f1 - f4 unterdrückt werden. Beispielsweise entspricht die ANC-Stärke A einer Amplitude
des Feedback-Signals Sff oder einem Verstärkungsfaktor, mit welchem das Feedback-Signal
Sff in der ANC-Einheit 16 skaliert wird. Die ANC-Stärke A ist demnach ein Maß für
die Unterdrückung von Geräuschen im jeweiligen Frequenzbereich f1 - f4. Je größer
die ANC-Stärke A ist, desto stärker ist die Unterdrückung. Umgekehrt erfolgt bei geringer
ANC-Stärke A nur eine geringe Unterdrückung. Auch eine vollständige Deaktivierung
der ANC-Einheit 16 für einen oder mehrere Frequenzbereiche f1 - f4 ist möglich, sodass
in diesen dann keine Unterdrückung von Geräuschen erfolgt, die ANC-Stärke A beträgt
dann sozusagen "0".
[0037] Weiter weist das Hörgerät 2 eine Spracherkennungseinheit 18 auf, zur Erkennung von
Sprache. Die Spracherkennungseinheit 18 ist im gezeigten Ausführungsbeispiel ein Teil
der Steuereinheit 12. Die Spracherkennungseinheit 18 erkennt für jeden der Frequenzbereiche
f1 - f4, ob darin Sprache V vorhanden ist oder nicht. Hierzu wird der Spracherkennungseinheit
18 vorliegend das Eingangssignal E zugeführt, entweder ganz oder teilweise, zumindest
aber die Frequenzbereiche f1 - f4, welche dann von der Spracherkennungseinheit 18
verarbeitet werden. Sofern noch weitere Frequenzbereiche f5, f6 zugeführt werden,
werden diese nicht unbedingt verarbeitet, sondern beispielsweise unbeachtet gelassen.
Alternativ oder zusätzlich wird der Spracherkennungseinheit 18 ein anderes Eingangssignal
zugeführt, welches z.B. von einem anderen, zweiten Mikrofon 8 erzeugt wird. In jedem
Fall analysiert die Spracherkennungseinheit 18 vorliegend jeden der Frequenzbereiche
f1 - f4 separat, sodass für jeden dieser Frequenzbereiche f1 - f4 unabhängig von den
anderen Frequenzbereichen f1 - f4 bestimmt wird, ob in diesem Sprache V vorhanden
ist oder nicht. Die Spracherkennungseinheit 18 gibt dann im gezeigten Ausführungsbeispiel
ein Signal S aus, welches für jeden der Frequenzbereiche f1 - f4 angibt, ob in diesem
Sprache V vorhanden ist oder nicht.
[0038] Ein Kernaspekt ist nun vorliegend, dass die ANC-Einheit 16 derart gesteuert wird,
dass die ANC-Stärke A für einen jeweiligen Frequenzbereich f1 - f4 abhängig davon
eingestellt wird, ob die Spracherkennungseinheit 18 in diesem Frequenzbereich f1 -
f4 Sprache V erkannt hat oder nicht. Mit anderen Worten: die ANC-Einheit 16 wird mittels
der Spracherkennungseinheit 18 frequenzselektiv gesteuert, um die Unterdrückung von
Sprache V durch die ANC-Einheit 16 gezielt anders zu gestalten als für andere Geräusche
N. Im gezeigten Ausführungsbeispiel ist somit die Einstellung der ANC-Stärke A mittels
des Signals S zentral und alle anderen Aspekte sind an sich zunächst optional. Die
Spracherkennungseinheit 18 nimmt eine Unterscheidung zwischen Sprache V und anderen
Geräuschen vor, wobei diese Unterscheidung nicht allgemein erfolgt, sondern separat
für jeden der Frequenzbereiche f1 - f4, also frequenzabhängig. Die Unterscheidung
wird dann genutzt, um eine jeweils optimale ANC-Stärke A für jeden der Frequenzbereiche
f1 - f4 auszuwählen und einzustellen. Falls in den Geräuschen aus der Umgebung keine
Sprache V enthalten ist, falls also in keinem der Frequenzbereiche f1 - f4 Sprache
V erkannt wird, dann arbeitet die ANC-Einheit 16 in einem Normalbetrieb und hierbei
auf allen Frequenzbereichen f1 - f4 gleichermaßen und unterdrückt Geräusche V, N sozusagen
breitbandig, beispielsweise wie in Fig. 3 durch die Summe der horizontalen, durchgezogenen
Linien in den Frequenzbereichen f1 - f4 verdeutlicht. Die ANC-Stärke A wird hierbei
beispielsweise in jedem Frequenzbereich f1 - f4 abhängig von der Amplitude der Geräusche
V, N eingestellt, sodass sich in den verschiedenen Frequenzbereichen f1 - f4, im Normalbetrieb
mitunter unterschiedliche ANC-Stärken A ergeben, z.B. wie in Fig. 3 gezeigt.
[0039] In einer vorteilhaften nicht explizit gezeigten Ausgestaltung weist das Hörgerät
2 als Teil der Steuereinheit 12 einen Störgeräuschdetektor auf, welcher eine Amplitude
von Störgeräuschen N, d.h. anderen Geräuschen N, in einem jeweiligen Frequenzbereich
f1 - f4 misst oder schätzt. Die jeweilige ANC-Stärke A wird dann abhängig von der
Amplitude der Störgeräusche N eingestellt. Alternativ wird beispielsweise einfach
unabhängig von Störgeräuschen N eine vordefinierte ANC-Stärke A eingestellt.
[0040] Erst dann, wenn in einem oder mehreren Frequenzbereichen f1 - f4 Sprache V vorhanden
ist und dies auch erkannt wird, wird gezielt in diesen Frequenzbereichen f1 - f4 von
dem Normalbetrieb abgewichen und die ANC-Stärke A verändert. Beispielsweise hat in
Fig. 3 die Spracheerkennungseinheit 18 im Frequenzbereich f3 Sprache V erkannt, woraufhin
die ANC-Stärke A in diesem Frequenzbereich f3 reduziert wird, z.B. auf den in Fig.
3 mit der horizontalen, gestrichener Linie dargestellten Wert. Die Einstellung der
ANC-Stärke A in Reaktion auf das Vorliegen von Sprache V ist in Fig. 3 zur Illustration
auch mit einem vertikalen Pfeil gekennzeichnet. Auch wenn in einem Frequenzbereich
f1 - f4 zusätzlich zur Sprache V noch andere Geräusche N vorhanden sind, welche grundsätzlich
unterdrückt werden sollen, so wird der Sprache V hier Vorrang gewährt und die ANC-Stärke
A abhängig vom Vorliegen von Sprache V eingestellt, selbst wenn dies bedeutet, dass
dann andere Geräusche N nicht oder zumindest weniger stark unterdrückt werden.
[0041] Ein jeweiliger Frequenzbereich f1 - f4 ist ein Teilbereich eines Gesamtspektrums
G von Frequenzen, welche vom Hörgerät 2 aufgenommen, nach Bedarf verarbeitet und ausgegeben
werden. In Fig. 3 sind beispielhaft die ersten und untersten sechs Frequenzbereiche
f1 - f6 eines nur ausschnittsweise dargestellten Gesamtspektrums G gezeigt. Das Gesamtspektrum
G entspricht hier einem Teil des Hörbereichs und erstreckt sich zwischen einer nicht
explizit bezeichneten Untergrenze und einer nicht explizit gezeigten Obergrenze, beispielsweise
16 Hz bis 20 Hz als Untergrenze und 16 kHz bis 20 kHz oder weniger als Obergrenze.
In Fig. 3 grenzen die Frequenzbereiche f1 - f6 paarweise aneinander an und überlappen
dabei nicht oder lediglich geringfügig. In Fig. 3 sind die Grenzen zwischen zwei benachbarten
Frequenzbereichen f1 - f6 durch eine vertikale, gestrichene Linie angezeigt, die Grenze
zwischen den Frequenzbereichen f4, f5 sogar durch eine doppelte, vertikale, gestrichene
Linie. Die Frequenzbereiche f1 - f6 weisen jeweils eine Breite B auf, welche grundsätzlich
für jeden Frequenzbereich f1 - f6 unterschiedlich sein kann. Im gezeigten Ausführungsbeispiel
weisen aber alle Frequenzbereiche f1 - f6 dieselbe Breite B, vorliegend beispielhaft
250 Hz.
[0042] Der Begriff "Frequenzbereich f1 - f6" wird gelegentlich auch vereinfachend zur Bezeichnung
der "Geräusche V, N in einem Frequenzbereich f1 - f6" verwendet.
[0043] Im gezeigten Ausführungsbeispiel wird bei Vorliegen von Sprache V in einem jeweiligen
Frequenzbereich f1 - f4 die ANC-Stärke A geringer eingestellt als im Vergleich zu
Fällen, in welchen in diesem Frequenzbereich f1 - f4 keine Sprache V vorliegt, sodass
Sprache V weniger unterdrückt wird als andere Geräusche N. Dadurch wird Sprache V
gezielt von der Unterdrückung durch die ANC-Einheit 16 ausgenommen oder zumindest
relativ betrachtet weniger unterdrückt als andere Geräusche N. Insgesamt wird für
den Nutzer die Sprachverständlichkeit erhöht, indem in den zu einem gegebenen Zeitpunkt
relevanten Frequenzbereichen f1 - f4 die Geräuschunterdrückung reduziert wird, und
gleichzeitig erfolgt eine möglichst maximale Geräuschunterdrückung, nämlich in denjenigen
Frequenzbereichen f1 - f4, welche gerade keine Sprache V enthalten.
[0044] Sprache V ist generell unterscheidbar in eigene Sprache, d.h. Sprache des Nutzers
des Hörgeräts 2, und fremde Sprache, d.h. Sprache einer anderen Person und gerade
nicht des Nutzers. Vorliegend wird von der Spracherkennungseinheit 18 als Sprache
V lediglich fremde Sprache erkannt, welche nicht vom Nutzer des Hörgeräts 2 selbst
stammt. Auf diese Weise wird fremde Sprache gezielt von der Unterdrückung durch die
ANC-Einheit 16 ausgenommen und eigene Sprache wird weiterhin unterdrückt. Dem liegt
die Überlegung zugrunde, dass für den Nutzer speziell fremde Sprache von Bedeutung
ist, wohingegen die eigene Sprache nicht notwendigerweise mit maximaler Verständlichkeit
ausgegeben werden muss.
[0045] Im gezeigten Ausführungsbeispiel weist die Spracherkennungseinheit 18 für jeden der
Frequenzbereiche f1 - f4 einen Wiener-Filter 20 auf, zur Erkennung von Sprache V.
Je nachdem, wie viele Frequenzbereiche f1 - f6 von der Spracherkennungseinheit 18
analysiert werden, sind entsprechend viele Wiener-Filter 20 vorhanden, in Fig. 2 somit
vier Wiener-Filter 20. Ein Wiener-Filter 20 weist eine Reaktionszeit auf, welche beispielsweise
wenige Millisekunden beträgt oder weniger als 1 ms, sodass eine nahezu instantane
Reaktion auf das Vorliegen von Sprache V möglich ist und die ANC-Stärke A wird in
einem jeweiligen Frequenzbereich f1 - f4 gezielt zu solchen Zeiten reduziert, zu welchen
in dem jeweiligen Frequenzbereich f1 - f4 Sprache V vorliegt. Der Wiener-Filter 20
wird in diesem Zusammenhang als Stationaritätsdetektor verwendet, welcher angibt,
wie schnell sich ein Signal ändert. In einer allgemeineren, nicht explizit gezeigten
Ausgestaltung wird ein anderer Stationaritätsdetektor anstelle des Wiener-Filters
20 verwendet.
[0046] Das gezeigte Hörgerät 2 weist außerdem eine Filterbank 22 mit mehreren Kanälen 24
auf, welchen jeweils einer der Frequenzbereiche f1 - f6 zugeordnet ist. Die Filterbank
22 ist ein Array von Bandpassfiltern, welche von einem eingehenden Signal, hier dem
Eingangssignal E, jeweils nur einen bestimmten Frequenzanteil, nämlich einen der Frequenzbereiche
f1 - f6, passieren lassen und als ausgehendes Signal ausgeben. Die Summe der ausgehenden
Signale der Kanäle 24 entspricht aber weiterhin dem Eingangssignal E. Vorliegend wird
das Eingangssignal E, welches vom Mikrofon 8 erzeugt wird, der Filterbank 22 zugeführt,
sodass das Eingangssignal E auf die diversen Kanäle aufgeteilt wird und dann jeder
Frequenzbereich f1 - f6 einzeln verarbeitbar ist. Die Filterbank 22 erzeugt demnach
aus dem Eingangssignal E ein aufgeteiltes Eingangssignal E, welches dann der ANC-Einheit
16 und hier auch der Spracherkennungseinheit 18 zugeführt wird, um von diesen beiden
jeweils frequenzselektiv verwertet, d.h. verarbeitet, zu werden. Grundsätzlich ist
es möglich, das gesamte aufgeteilte Eingangssignal E zuzuführen und dann in der ANC-Einheit
16 und der Spracherkennungseinheit 18 lediglich einen Teil davon zu verarbeiten, hier
speziell nur die Frequenzbereiche f1 - f4. Äquivalent hierzu wird bereits lediglich
derjenigen Teil des Eingangssignals E zugeführt, welcher die relevanten Frequenzbereiche
f1 - f4 enthält und die übrigen Frequenzbereiche f5, f6 werden bereits vorab abgetrennt.
In jedem Fall wird das Eingangssignal E von der Filterbank 22 aus jeweils ganz oder
teilweise an die ANC-Einheit 16 und die Spracherkennungseinheit 18 weitergeleitet.
Die Verwertung der einzelnen Kanäle 24 in der ANC-Einheit 16 einerseits und der Spracherkennungseinheit
18 andererseits erfolgt hier parallel zueinander, d.h. die Spracherkennungseinheit
18 und die ANC-Einheit 16 werden im gezeigten Ausführungsbeispiel parallel zueinander
betrieben.
[0047] Jeder Kanal 24 weist eine Breite auf, welche der Breite B des entsprechenden Frequenzbereichs
f1 - f6 entspricht, also hier beispielhaft 250 Hz. Die Filterbank 22 weist typischerweise
mehr als 2 Kanäle 24 auf und regelmäßig eine Vielzahl an Kanälen 24, z.B. zwischen
10 und 100. In der hier gezeigten Ausgestaltung weist die Filterbank 22 40 Kanäle
24 auf.
[0048] Wie aus oben Gesagtem bereits deutlich wird, ist es nicht erforderlich, dass die
ANC-Einheit 16 und die Spracherkennungseinheit 18 alle Kanäle 24 von der Filterbank
22 verwerten, vielmehr ist eine Teilmenge, hier die Frequenzbereiche f1 - f4, bereits
ausreichend. Mit anderen Worten: die Anzahl der Frequenzbereiche f1 - f4, in welchen
die Spracherkennungseinheit 18 das Vorliegen von Sprache V erkennt und für welche
die ANC-Stärke A abhängig vom Vorliegen von Sprache V eingestellt wird, entspricht
nicht notwendig der Anzahl der Kanäle 24 der Filterbank 22, sondern ist mitunter geringer.
Das Hörgerät 2 verarbeitet demnach grundsätzlich eine Gesamtanzahl an Frequenzbereichen
f1 - f6, von welchen jedoch nicht zwingend alle auch von der ANC-Einheit 16 und der
Spracherkennungseinheit 18 verarbeitet werden. Die ANC und die Spracherkennung zur
Einstellung der ANC-Stärke A sind somit auf einen Teilbereich des Gesamtspektrums
G beschränkt, hier auf einen unteren Teil. Im gezeigten Ausführungsbeispiel ist die
ANC-Einheit 16 ausgebildet, Geräusche V, N lediglich in solchen Frequenzbereichen
f1 - f4 zu unterdrücken, welche unterhalb einer Grenzfrequenz fg liegen, welche in
Fig. 3 durch die bereits beschriebene, vertikale, doppelt gestrichene Linie dargestellt
ist. Die Grenzfrequenz fg beträgt beispielsweise 1 kHz. Bei der beispielhaften Filterbank
22 mit 40 Kanälen 24 und einer jeweiligen Breite B von 250 Hz werden somit nur die
unteren 4 Kanäle 24 bei der ANC und der zugehörigen Spracherkennung verwendet. Im
Bereich bis 1 kHz liegen regelmäßig sowohl Sprache V als auch Störgeräusche N vor.
[0049] In einer möglichen Ausgestaltung gibt die Spracheerkennungseinheit 18 für jeden der
Frequenzbereiche f1 - f4 ein diskretes Maß S, d.h. Signal S, für das Vorliegen von
Sprache V aus, sodass die jeweilige ANC-Stärke A zwischen lediglich zwei Werten umgeschaltet
wird. Das diskrete Maß S ist beispielsweise ein Wert von 0 oder 1. Alternativ zum
diskreten Maß S gibt die Spracheerkennungseinheit 18 in einer anderen Ausgestaltung
für jeden der Frequenzbereiche f1 - f4 ein kontinuierliches Maß S, d.h. Signal S,
für das Vorliegen von Sprache V aus, sodass die ANC-Stärke A kontinuierlich eingestellt
wird. Das kontinuierliche Maß S ist beispielsweise die absolute oder relative Amplitude
von Sprache V im jeweiligen Frequenzbereich f1 - f4. Geeignet ist auch eine Wahrscheinlichkeit,
welche angibt, wie wahrscheinlich Sprache V im jeweiligen Frequenzbereich f1 - f4
vorliegt.
[0050] Zusätzlich weist das hier gezeigte Hörgerät 2 eine Signalverarbeitungseinheit 26
auf, um jeden der Frequenzbereiche f1 - f6 mit einer einstellbaren Verstärkung zu
verstärken, vorliegend parallel zur ANC-Einheit 16 und auch parallel zur Spracherkennungseinheit
18. Die Signalverarbeitungseinheit 26 verstärkt das Eingangssignal E des Hörgeräts
2 und gibt dieses als verstärktes Signal aus. Die Verstärkung ist entweder dieselbe
für sämtliche Frequenzbereiche f1 - f6, welche von der Signalverarbeitungseinheit
18 verarbeitet werden, oder frequenzabhängig und dann unterschiedlich für verschiedene
Frequenzbereiche f1 - f4. Die Signalverarbeitungseinheit 26 und deren einstellbare
Verstärkung realisieren beim bestimmungsgemäßen Gebrauch des Hörgeräts 2 dessen eigentliche
Hörgerätefunktionalität, nämlich eine Modifikation des Eingangssignals E abhängig
von einem individuellen Hörprofil des Nutzers, wodurch im Betrieb ein Hördefizit des
Nutzers ausgeglichen wird. Diese eigentliche Hörgerätefunktionalität ist aber grundsätzlich
unabhängig von der Steuerung der ANC-Einheit 16 mittels der Spracherkennungseinheit
18. Das verstärkte Signal der Signalverarbeitungseinheit 26 und das Feedback-Signal
Sff der ANC-Einheit 16 werden vorliegend gemeinsam über den Hörer 6 ausgegeben.
[0051] Vorliegend wird die Verstärkung ebenfalls frequenzabhängig eingestellt und hierbei
in einem jeweiligen Frequenzbereich f1 - f4 bei Vorliegen von Sprache V die Verstärkung
in diesem Frequenzbereich f1 - f4 größer eingestellt als im Vergleich zu Fällen, in
welchen keine Sprache V vorliegt, sodass Sprache V mehr verstärkt wird als andere
Geräusche N. Mit anderen Worten: die Verstärkung der Signalverarbeitungseinheit 26
wird invers zur ANC-Stärke A der ANC-Einheit 16 eingestellt, sodass mit der Signalverarbeitungseinheit
26 Sprache V gerade verstärkt wird. Wenn Sprache V vorhanden ist, wird in dem jeweiligen
Frequenzbereich f1 - f4 die Verstärkung erhöht und die ANC-Stärke A reduziert und
umgekehrt, wenn keine Sprache V vorhanden ist. Die Steuerung der Signalverarbeitungseinheit
26 und die Einstellung von deren Verstärkung erfolgen beispielsweise analog wie die
Steuerung der ANC-Einheit 16 und die Einstellung der ANC-Stärke, z.B. mittels des
Signals S. Dies ist in Fig. 2 jedoch nicht explizit gezeigt.
Bezugszeichenliste
[0052]
- 2
- Hörgerät
- 4
- Ohrstück
- 6
- Hörer
- 8
- Mikrofon
- 10
- Gehäuse
- 12
- Steuereinheit
- 14
- Gehörgang
- 16
- ANC-Einheit
- 18
- Spracherkennungseinheit
- 20
- Wiener-Filter
- 22
- Filterbank
- 24
- Kanal
- 26
- Signalverarbeitungseinheit
- A
- ANC-Stärke
- B
- Breite
- E
- Eingangssignal
- f
- Frequenz
- f1, f2, f3, f4, f5, f6
- Frequenzbereich
- fg
- Grenzfrequenz
- G
- Gesamtspektrum
- N
- anderes Geräusch, Störgeräusch (allgemein Geräusch)
- P1
- Pfad
- P2
- Pfad
- S
- Signal, Maß (der Spracherkennungseinheit)
- Sff
- Feedforward-Signal
- V
- Sprache (allgemein Geräusch)
1. Verfahren zum Betrieb eines Hörgeräts (2),
a. wobei das Hörgerät (2) eine ANC-Einheit (16) und eine Spracherkennungseinheit (18)
aufweist,
b. wobei die ANC-Einheit (16) ausgebildet ist, mehrere Frequenzbereiche (f1 - f4)
zu verarbeiten und dabei in jedem dieser Frequenzbereiche (f1 - f4) mit einer jeweils
einstellbaren ANC-Stärke (A) Geräusche (V, N) aus der Umgebung zu unterdrücken,
c. wobei die Spracherkennungseinheit (18) für jeden der Frequenzbereiche (f1 - f4)
erkennt, ob darin Sprache (V) vorhanden ist oder nicht,
d. wobei die ANC-Einheit (16) derart gesteuert wird, dass die ANC-Stärke (A) für einen
jeweiligen Frequenzbereich (f1 - f4) abhängig davon eingestellt wird, ob die Spracherkennungseinheit
(18) in diesem Frequenzbereich (f1 - f4) Sprache (V) erkannt hat oder nicht.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
wobei bei Vorliegen von Sprache (V) in einem jeweiligen Frequenzbereich (f1 - f4)
die ANC-Stärke (A) geringer eingestellt wird als im Vergleich zu Fällen, in welchen
in diesem Frequenzbereich (f1 - f4) keine Sprache (V) vorliegt, sodass Sprache (V)
weniger unterdrückt wird als andere Geräusche (N).
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2,
wobei von der Spracherkennungseinheit (18) als Sprache (V) lediglich fremde Sprache
erkannt wird, welche nicht vom Nutzer des Hörgeräts (2) selbst stammt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
wobei die Spracherkennungseinheit (18) für jeden der Frequenzbereiche (f1 - f4) einen
Wiener-Filter (20) aufweist, zur Erkennung von Sprache (V).
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
wobei das Hörgerät (2) eine Filterbank (22) mit mehreren Kanälen (24) aufweist, welchen
jeweils einer der Frequenzbereiche (f1 - f4) zugeordnet ist.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
wobei die ANC-Einheit (16) ausgebildet ist, Geräusche (V, N) lediglich in solchen
Frequenzbereichen (f1 - f4) zu unterdrücken, welche unterhalb einer Grenzfrequenz
(fg) liegen, welche vorzugsweise 1 kHz beträgt.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
wobei die Spracheerkennungseinheit (18) für jeden der Frequenzbereiche (f1 - f4) ein
diskretes Maß (S) für das Vorliegen von Sprache (V) ausgibt, sodass die jeweilige
ANC-Stärke (A) zwischen lediglich zwei Werten umgeschaltet wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
wobei die Spracheerkennungseinheit (18) für jeden der Frequenzbereiche (f1 - f4) ein
kontinuierliches Maß (S) für das Vorliegen von Sprache (V) ausgibt, sodass die ANC-Stärke
(A) kontinuierlich eingestellt wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
wobei das Hörgerät (2) eine Signalverarbeitungseinheit (26) aufweist, um jeden der
Frequenzbereiche (f1 - f4) mit einer einstellbaren Verstärkung zu verstärken,
wobei in einem jeweiligen Frequenzbereich (f1 - f4) bei Vorliegen von Sprache (V)
die Verstärkung größer eingestellt wird als im Vergleich zu Fällen, in welchen keine
Sprache (V) vorliegt, sodass Sprache (V) mehr verstärkt wird als andere Geräusche
(N).
10. Hörgerät (2), welches eine Steuereinheit (12) aufweist, welche ausgebildet ist, ein
Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9 auszuführen.