(19)
(11) EP 3 960 480 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
02.03.2022  Patentblatt  2022/09

(21) Anmeldenummer: 20193821.4

(22) Anmeldetag:  01.09.2020
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
B41N 3/08(2006.01)
(52) Gemeinsame Patentklassifikation (CPC) :
B41N 3/08
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL NO PL PT RO RS SE SI SK SM TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
BA ME
Benannte Validierungsstaaten:
KH MA MD TN

(71) Anmelder: Heidelberger Druckmaschinen AG
69115 Heidelberg (DE)

(72) Erfinder:
  • Lanza, Giuseppe
    69234 Dielheim (DE)
  • Höke, Christian
    28359 Bremen (DE)

   


(54) VERRINGERUNG DES PICTURE FRAMINGS IN OFFSET-DRUCKVERFAHREN DURCH ZUSATZ WENIGSTENS EINES ANORGANISCHEN ADDITIVS ZUM FEUCHTMITTEL


(57) Durch Zusatz wenigstens eines anorganischen Additivs zum Feuchtmittel in einem Offset-Druckverfahren können unerwünschte, auch als "Picture Framing" bekannte Ablagerungen in der Druckmaschine wirkungsvoll verringert werden. Als anorganisches Additiv sind besonders vorteilhaft Magnesiumsulfat und dessen Hydrate und Natriumhydrogencarbonat geeignet.


Beschreibung


[0001] Das Offset-Druckverfahren ist ein seit langem in der Druckindustrie verbreitetes Druckverfahren, mit dem sich insbesondere bahnförmige und bogenförmige Bedruckstoffe schnell und kostengünstig in hohen Auflagen bedrucken lassen. Die hierfür ausgerüsteten Offset-Druckmaschinen umfassen üblicherweise wenigstens ein Farbwerk, Druckwerk und Feuchtwerk.

[0002] Bei üblichen Offset-Druckverfahren wird von einer Druckplatte, die auch als Druckform bezeichnet wird, Druckfarbe in Form einer dünnen Schicht auf den Bedruckstoff wie beispielsweise Papier oder Karton übertragen. Dabei versorgt das Farbwerk die druckenden Stellen stets mit frischer Farbe. Das Feuchtwerk hat in Offset-Druckverfahren die Aufgabe, die nichtdruckenden Elemente der Druckplatte mit einem dünnen Film eines Feuchtmittels zu versehen. Es sind verschiedene Feuchtwerkstypen bekannt, beispielsweise Heberfeuchtwerke, Filmfeuchtwerke und Bürstenfeuchtwerke. Das Feuchtmittel dient zur Separierung der druckenden und nichtdruckenden Partien auf der Druckform, das heißt dem Vermeiden des Farbübertrags auf farb- bzw. bildfreie Flächen der Druckplatte. Im Offsetdruck werden in der Regel Feuchtmittel eingesetzt, die zum überwiegenden Teil aus Wasser bestehen.

[0003] In üblichen Offset-Druckverfahren kommt es mit der Zeit zu unerwünschten Ablagerungen der Druckfarbe an nichtdruckenden Stellen in der Druckmaschine außerhalb des Bedruckstoffes, insbesondere auf dem Gummituchzylinder und dem Druckzylinder. Dieses Phänomen wird auch als "Picture Framing" bezeichnet.

[0004] Die DE 10238874 A1 beschreibt ein Verfahren, mit dem es möglich sein soll, die Gebrauchdauer eines Feuchtmittels zu verlängern.

[0005] Die WO 2012/061370 A2 beschreibt Feuchtmittel für den Offsetdruck, die insbesondere zu weniger Abfall beim Druckvorgang führen sollen.

[0006] Die EP 1 080 943 A1 beschreibt Feuchtmittel, die gute Druckergebnisse ohne den Zusatz von Isopropanol zum Feuchtmittel ermöglichen sollen.

[0007] Die EP 2 233 311 A1 beschreibt organische Additive zu Feuchtmitteln für lithographische Druckverfahren, die Ablagerungen beim Druckvorgang verringern sollen.

[0008] In den Druckereien wurden bisher verschiedene Maßnahmen ergriffen, um solche Ablagerungen zu vermeiden oder zu entfernen. Beispielsweise werden Waschvorgänge durchgeführt oder die Feuchtmittelmenge oder die Viskosität der verwendeten Druckfarben variiert. In der Druckindustrie wurden zahlreiche Material- und Anwendungsparameter erforscht, um das Picture Framing zu reduzieren. Trotzdem besteht weiterhin Bedarf an einer einfachen und universell einsetzbaren Lösung, um das Picture Framing auf ein akzeptables Niveau zu verringern.

[0009] Überraschenderweise wurde nun gefunden, dass es möglich ist, das Picture Framing in Offset-Druckmaschinen deutlich und nachhaltig zu verringern, indem man den üblicherweise verwendeten Feuchtmitteln ein anorganisches Additiv zusetzt, wobei das anorganische Additiv bevorzugt ausgewählt ist unter Magnesiumsulfat und dessen Hydraten, Natriumhydrogencarbonat und deren Mischungen.

[0010] Die Erfindung ist mit mehreren Vorteilen verbunden. Auch nach mehreren tausend Druckvorgängen tritt kaum Picture Framing auf. Der Druckvorgang wird effektiver, weil weniger oder keine Waschzyklen mehr benötigt werden. Es werden Waschmittel und Entkalker gespart.

[0011] Die vorliegende Erfindung betrifft daher in einem ersten Aspekt die Verwendung wenigstens eines anorganischen Additivs als Zusatz zu einem Feuchtmittel zur Verringerung von Ablagerungen in einem Offset-Druckverfahren. Bei den Ablagerungen handelt es sich bevorzugt um Picture Framing.

[0012] Als Feuchtmittel für den Gegenstand der vorliegenden Erfindung kommen alle üblicherweise in Offset-Druckverfahren verwendeten Feuchtmittel in Betracht. Solche Feuchtmittel bestehen bevorzugt zum überwiegenden Teil aus Wasser und werden aus einem Feuchtmittelkonzentrat hergestellt. Geeignete Feuchtmittel können alkoholfrei sein oder einen Alkoholanteil aufweisen, beispielsweise bis zu 10 Gew.-% oder 20 Gew.-% Alkohol. Bei dem Alkoholanteil handelt es sich bevorzugt um Isopropanol.

[0013] Für die vorliegende Erfindung geeignete Feuchtmittel sind beispielsweise solche, die von der Heidelberger Druckmaschinen AG, Heidelberg, Deutschland, unter dem Markennamen Saphira® vertrieben werden beziehungsweise Feuchtmittel, die aus unter diesem Markennamen erhältlichen Feuchtmittelkonzentraten in der Druckerei hergestellt werden.

[0014] Das Picture Framing ist im Wesentlichen auf die in den Druckwerken des Offset-Druckverfahrens verwendeten Druckmedien wie Druckfarben und Lacke zurückzuführen. Durch den erfindungsgemäßen Gegenstand lässt sich das Picture Framing prinzipiell bei allen üblicherweise im Offsetdruck eingesetzten Druckmedien verringern. Es kann sich bei den Druckmedien beispielsweise um konventionelle Offsetdruckfarben, UV-Druckfarben oder Hybriddruckfarben handeln.

[0015] In einer bevorzugten Ausführungsform umfasst das wenigstens eine anorganische Additiv wenigstens einen der Stoffe aus der Gruppe der Alkali- und Erdalkalisulfate, Alkali- und Erdalkalihydrogensulfate, Alkali- und Erdalkalicarbonate, Alkali- und Erdalkalihydrogencarbonate, Alkali- und Erdalkalihalogenide, Alkali- und Erdalkaliiodate und deren Hydraten.

[0016] In einer besonders bevorzugten Ausführungsform umfasst das wenigstens eine anorganische Additiv wenigstens einen der Stoffe Natriumsulfat, Magnesiumsulfat, Natriumhydrogensulfat, Magnesiumhydrogensulfat, Natriumcarbonat, Magnesiumcarbonat, Natriumhydrogencarbonat, Magnesiumhydrogencarbonat, Natriumchlorid, Kaliumchlorid, Natriumfluorid, Kaliumfluorid, Magnesiumfluorid, Natriumiodat, Kaliumiodat, Magnesiumiodat und deren Hydrate.

[0017] In einer ganz besonders bevorzugten Ausführungsform umfasst das wenigstens eine anorganische Additiv wenigstens einen der Stoffe Magnesiumsulfat, Magnesiumhydrogensulfat, Natriumhydrogencarbonat, Natriumchlorid, Kaliumfluorid, Kaliumiodat und deren Hydrate.

[0018] In einer speziellen Ausführungsform ist das wenigstens eine anorganische Additiv ausgewählt unter Magnesiumsulfat und dessen Hydraten, Magnesiumhydrogensulfat, Natriumhydrogencarbonat und deren Mischungen.

[0019] In einer ganz speziellen Ausführungsform ist das wenigstens eine anorganische Additiv ausgewählt unter Magnesiumsulfat und dessen Hydraten und Natriumhydrogencarbonat, insbesondere unter Magnesiumsulfat und dessen Hydraten.

[0020] Magnesiumsulfat und dessen Hydrate werden auch als Epsomsalz bezeichnet. Natriumhydrogencarbonat wird auch als Natron bezeichnet. In einer erfindungsgemäßen Ausführungsform, die Natriumchlorid als anorganisches Additiv umfasst, kann dieses auch in Form einer Mischung mit anderen Salzen als Siedesalz vorliegen.

[0021] Die vorliegende Erfindung betrifft in einem weiteren Aspekt ein Verfahren zur Verringerung von Ablagerungen in einem Offset-Druckverfahren, in dem wenigstens ein Feuchtmittel verwendet wird, bei dem man wenigstens ein Feuchtmittel bereitstellt und dem wenigstens einen Feuchtmittel wenigstens ein anorganisches Additiv zusetzt, das ausgewählt ist unter Magnesiumsulfat und dessen Hydraten, Natriumhydrogencarbonat, Natriumchlorid, Kaliumfluorid, Kaliumiodat und deren Mischungen, bevorzugt unter Magnesiumsulfat und dessen Hydraten, Natriumhydrogencarbonat und deren Mischungen.

[0022] In einer bevorzugten Ausführungsform stellt man das wenigstens eine Feuchtmittel in wenigstens einem Feuchtwerk einer Offset-Druckmaschine bereit und setzt das wenigstens eine anorganische Additiv, bevorzugt die oben als bevorzugt genannten, dem wenigstens einen Feuchtmittel in dem wenigstens einen Feuchtwerk zu.

[0023] Das Zusetzen des wenigstens einen anorganischen Additivs kann nach prinzipiell bekannten Verfahren erfolgen, beispielsweise durch Zugabe in Form eines Feststoffes oder in Form einer Lösung, insbesondere einer wässrigen Lösung. In einer bevorzugten Ausführungsform setzt man das wenigstens eine anorganische Additiv, bevorzugt die oben als bevorzugt genannten, dem wenigstens einen Feuchtmittel in Form einer wässrigen Lösung zu. Das Zusetzen der wässrigen Lösung zu dem Feuchtmittel kann beispielsweise durch automatisiertes Öffnen eines Ventils, das über eine Zuleitung an ein Reservoir mit der wässrigen Lösung angeschlossen ist, erfolgen.

[0024] Die vorliegende Erfindung betrifft in einem weiteren Aspekt ein Feuchtmittel für ein Offset-Druckverfahren, das wenigstens einen der Stoffe Magnesiumsulfat und dessen Hydrate und Natriumhydrogencarbonat in einer Menge von wenigstens 0,5 g pro 100 L Feuchtmittel, bevorzugt wenigstens 5 g pro 100 L Feuchtmittel, besonders bevorzugt wenigstens 10 g pro 100 L Feuchtmittel und ganz besonders bevorzugt wenigstens 30 g pro 100 L Feuchtmittel umfasst.

[0025] Durch den Zusatz des wenigstens einen anorganischen Additivs zum Feuchtmittel lassen sich Ablagerungen, die beim Offset-Druckverfahren in Form von Picture Framing entstehen, deutlich sichtbar verringern.

BEISPIELE


Beispiel 1:



[0026] Man gab 50 g Epsomsalz zu 100 L eines Feuchtmittels, das man mit Saphira® Fount 210 AR der Heidelberger Druckmaschinen AG, Heidelberg, Deutschland, hergestellt hatte. Das erhaltene Feuchtmittel wurde im Feuchtwerk einer Offset-Druckmaschine Speedmaster® der Heidelberger Druckmaschinen AG, Heidelberg, Deutschland, während eines Druckauftrags von 6000 Papierbögen verwendet. Nach Abschluss des Druckauftrags waren mit bloßem Auge nur geringe Farbablagerungen im Druckwerk auf Gummituchzylinder und Druckzylinder zu erkennen. Die Druckqualität der Papierbögen war einwandfrei.

Vergleichsbeispiel 1:



[0027] Man führte den gleichen Druckauftrag wie in Beispiel 1 durch, mit dem Unterschied, dass man dem Feuchtmittel kein Epsomsalz zusetzte. Nach Abschluss des Druckauftrags waren mit bloßem Auge deutliche Farbablagerungen im Druckwerk auf Gummituchzylinder und Druckzylinder zu erkennen. Die Druckqualität der Papierbögen war einwandfrei.


Ansprüche

1. Verwendung wenigstens eines anorganischen Additivs als Zusatz zu einem Feuchtmittel zur Verringerung von Ablagerungen in einem Offset-Druckverfahren.
 
2. Verwendung nach Anspruch 1, wobei es sich bei den Ablagerungen um Picture Framing handelt.
 
3. Verwendung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das wenigstens eine anorganische Additiv wenigstens einen der Stoffe aus der Gruppe der Alkali- und Erdalkalisulfate, Alkali- und Erdalkalihydrogensulfate, Alkali- und Erdalkalicarbonate, Alkali- und Erdalkalihydrogencarbonate, Alkali- und Erdalkalihalogenide, Alkali- und Erdalkaliiodate und deren Hydraten umfasst.
 
4. Verwendung nach Anspruch 3, wobei das wenigstens eine anorganische Additiv wenigstens einen der Stoffe Magnesiumsulfat und dessen Hydrate, Natriumhydrogencarbonat, Natriumchlorid, Kaliumfluorid und Kaliumiodat umfasst.
 
5. Verwendung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das wenigstens eine anorganische Additiv ausgewählt ist unter Magnesiumsulfat und dessen Hydraten, Natriumhydrogencarbonat und deren Mischungen.
 
6. Verwendung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das wenigstens eine anorganische Additiv ausgewählt ist unter Magnesiumsulfat und dessen Hydraten.
 
7. Verfahren zur Verringerung von Ablagerungen in einem Offset-Druckverfahren, in dem wenigstens ein Feuchtmittel verwendet wird, bei dem man wenigstens ein Feuchtmittel bereitstellt und dem wenigstens einen Feuchtmittel wenigstens ein anorganisches Additiv zusetzt, das ausgewählt ist unter Magnesiumsulfat und dessen Hydraten, Natriumhydrogencarbonat, Natriumchlorid, Kaliumfluorid, Kaliumiodat und deren Mischungen, bevorzugt unter Magnesiumsulfat und dessen Hydraten, Natriumhydrogencarbonat und deren Mischungen.
 
8. Verfahren nach Anspruch 7, wobei man das wenigstens eine Feuchtmittel in wenigstens einem Feuchtwerk einer Offset-Druckmaschine bereitstellt und das wenigstens eine anorganische Additiv dem wenigstens einen Feuchtmittel in dem wenigstens einen Feuchtwerk zusetzt.
 
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 und 8, wobei man das wenigstens eine anorganische Additiv dem wenigstens einen Feuchtmittel in Form einer wässrigen Lösung zusetzt.
 
10. Feuchtmittel für ein Offset-Druckverfahren, das wenigstens einen der Stoffe Magnesiumsulfat und dessen Hydrate und Natriumhydrogencarbonat in einer Menge von wenigstens 0,5 g pro 100 L Feuchtmittel, bevorzugt von wenigstens 5 g pro 100 L Feuchtmittel, umfasst.
 





Recherchenbericht









Recherchenbericht




Angeführte Verweise

IN DER BESCHREIBUNG AUFGEFÜHRTE DOKUMENTE



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In der Beschreibung aufgeführte Patentdokumente