[0001] In Wechselrichtern, die für Überlastbetriebsarten außerhalb der sogenannten Dauerbetriebsart
S1, also den Betriebsarten S2 - S9, ausgelegt sind, werden häufig Induktivitäten eingesetzt,
die magnetisch so ausgelegt sind, dass sie entweder bis zum maximal zulässigen Laststrom
eine nahezu konstante Induktivität aufweisen oder eine schon bei geringerem Laststrom
beginnende, stetige Abnahme der Induktivität zeigen. Im ersten Fall wird der magnetische
Kern der Spule beispielsweise aus einem Elektroblech oder einem Ferrit hergestellt,
die einen flachen Permeabilitätsverlauf bis zur Sättigungsgrenze aufweisen. Im zweiten
Fall verwendet man überwiegend Metallpulver-Kompositmaterialien. Insbesondere bei
Wechselrichtern mit sehr hohen Schaltfrequenzen, beispielsweise > 25 kHz, sind die
beschriebenen Standard-Elektrobleche als Kernmaterial für Drosselspulen nicht gut
geeignet. In vielen Anwendungsfällen beträgt das Verhältnis zwischen dem Strom im
Dauerbetriebszustand S1 und dem jeweiligen Sonderlast-Betriebszustand, beispielsweise
S6-Betrieb, ca. 1 : 2 bis 1 : 5. Oft ist im S1-Betriebsbereich ein nahezu konstanter
Induktivitätsverlauf der Drossel gewünscht, während im Überlastbetrieb, beispielsweise
S6, nur ein kleinerer Induktivitätswert ausreichend ist. Es ist insbesondere aus regelungstechnischen
Gründen, und aus EMV-Gründen vorteilhaft, wenn dieser Übergang gleichmäßig, d.h. möglichst
linear, erfolgt.
[0002] Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, ein induktives Bauelement für einen Wechselrichter
sowie einen Wechselrichter bereitzustellen, die bei hohen Schaltfrequenzen auch im
Überlastbereich stets eine ausreichende Kommutierungs-Induktivität zur Verfügung stellen
können.
[0003] Die Lösung der Aufgabe besteht in einem induktiven Bauelement nach Patentanspruch
1 sowie in einem Wechselrichter nach Patentanspruch 12.
[0004] Der Patentanspruch 1 umfasst ein induktives Bauelement, beispielsweise eine Drosselspule
für einen Wechselrichter mit einem ersten magnetischen Teilkern aus einem ersten Kernmaterial
und mit einem zweiten magnetischen Teilkern aus einem zweiten Kernmaterial. Ein Teilkern
kann aus einem soliden Stück bestehen oder aus mehreren Segmenten aus identischem
Material zusammengesetzt sein. Dabei unterscheidet sich das zweite Kernmaterial insbesondere
in seinen magnetischen Eigenschaften vom ersten Kernmaterial. Der erste Teilkern und
der zweite Teilkern bilden einen magnetischen Kern im Weiteren auch Kernpaket genannt,
der/das von mindestens einer umlaufenden Wicklung eines elektrischen Leiters umgeben
ist. Somit sind auch mehrphasige Spulen, die von mehreren getrennten elektrischen
Leitern umlaufen werden, mit umfasst. Das Kernpaket kann auch drei oder mehrere Teilkerne
aufweisen, die wiederum magnetische Materialien umfassen, die sich in ihren magnetischen
Eigenschaften vom ersten und vom zweiten Kernmaterial unterscheiden.
[0005] Das beschriebene induktive Bauelement gemäß Patentanspruch 1 weist dabei den Vorteil
auf, dass durch die unterschiedlichen magnetischen Eigenschaften der einzelnen Teilkerne
diese bei Veränderung der Stromstärke durch den elektrischen Leiter unterschiedlich
in der Änderung ihrer Induktivität reagieren können. Somit ist das Kernmaterial während
der Konstruktion derart auswählbar, dass bei einer signifikanten Änderung des durch
die Wicklung fließenden Stromes beispielsweise der zweite Kern korrigierend auf den
gewünschten Verlauf der Induktivität wirkt.
[0006] In einer bevorzugten Ausgestaltungsform der Erfindung ist die Kombination der Teilkerne
so gewählt, dass der Induktivität-Strom-Verlauf in der Art verläuft, dass ein degressiver
Bereich auftritt, in dem die Induktivität mit Erhöhung des Stroms, ausgehend von einer
Maximalinduktivität abfällt und bei einer maximalen für das Bauelement zulässigen
Stromstärke einen Minimalinduktivitätswert annimmt, der mindestens 30 % der Maximalinduktivität
beträgt. Bevorzugt liegt die Minimalinduktivität in einem Bereich von 40 % und 70
% der Maximalinduktivität.
[0007] Die Maximalinduktivität L
max liegt dabei bei einem Strom vor, der für den Dauerbetrieb des Bauelements ausgelegt
ist. Der Dauerbetriebszustand, nach der Nomenklatur der Nennbetriebsarten auch als
S1 bezeichnet, ist der Betriebszustand, in dem eine elektrische Maschine in Dauerbetrieb
betrieben werden kann, ohne dabei Schaden zu nehmen. Dieser Dauerbetriebszustand ist
nach der internationalen Norm IEC60034-1 und nach der europäischen Norm EN60034-1
definiert. Das beschriebene induktive Bauelement ist in der Regel Bestandteil eines
übergeordneten Gerätes, beispielsweise des bereits beschriebenen Wechselrichters.
Dabei ist mit dem zulässigen Dauerbetriebszustand der Dauerbetriebszustand des übergeordneten
Geräts, also des Wechselrichters gemeint, der damit auch der Dauerbetriebszustand
des induktiven Bauelementes ist. Die Minimalinduktivität L
min liegt bei dem für das Bauelement und für das übergeordnete Gerät nach den oben genannten
Normen zulässigen Maximalstrom I
max vor.
[0008] In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung weist der degressive Bereich eine
Linearität auf, die nicht mehr als 30 % von der linearen Interpolation zwischen der
Maximalinduktivität und der Minimalinduktivität abweicht. Ein Verlauf nach diesen
Kriterien ist für die Stabilität der Regelung des Umrichters, das EMV-Verhalten und
die wirtschaftlichen Realisierungsmöglichkeiten der Induktivität gleichermaßen vorteilhaft.
Besonders bevorzugt ist die Linearität des degressiven Bereiches noch intensiver und
sie weicht nicht mehr als 20 % und ganz bevorzugt nicht mehr als 10 % von der linearen
Interpolation zwischen der Maximalinduktivität und der Minimalinduktivität ab.
[0009] Ferner ist es vorteilhaft, dass der Induktivität-Strom-Verlauf in der Art verläuft,
dass ein horizontaler Bereich auftritt, in dem die Induktivität bei steigender Stromstärke
im Wesentlichen konstant verläuft. Der horizontale Bereich der Induktivität verläuft
bis zu einem gewissen Strom (beispielsweise und bevorzugt der Spitzenstrom im S1-Betrieb),
wobei die Induktivität im horizontalen Bereich keine oder nur eine geringe Stromabhängigkeit
aufweist. Der horizontale Bereich kann sehr eng ausfallen und bereits bei einem Strom
nahe 0 Ampere in den degressiven Bereich übergehen. Am Übergang zwischen dem horizontalen
Bereich und dem degressiven Bereich liegt die Maximalinduktivität vor. Oberhalb dieses
Stromes ergibt sich ein Abfall der Induktivität vom erregenden Strom, der bis mindestens
zu einem Stromwert, vorzugsweise dem Spitzenstrom der höchst-zulässigen Betriebsart,
bevorzugt linear abnimmt (degressiver Bereich).
[0010] Um noch stärkere Anstiege der Stromstärke I zu kompensieren und gleichzeitig dabei
eine minimale Induktivität bereitzustellen, ist es zweckmäßig, dass ein dritter Teilkern
vorgesehen ist, der ebenfalls derart ausgestaltet ist, dass er sich in seinem Kernmaterial
von dem Kernmaterial des ersten und des zweiten Kernes unterscheidet. Mit dem dritten
Teilkern ist es möglich, die Stromstärke noch weiter zu erhöhen, wobei die Mindestinduktivität
und der gewünschte Verlauf durch den dritten Teilkern gewährleistet ist.
[0011] In einer weiteren bevorzugten Ausgestaltungsform der Erfindung ist das erste Kernmaterial
ein Elektroblech oder umfasst ein Ferrit. Dabei handelt es sich um übliche Materialien
für Kernwerkstoffe, die bei Dauerlastbetrieb bei herkömmlichen Frequenzen entsprechende
induktive Eigenschaften aufweisen. Dabei ist es ebenfalls zweckmäßig, für das zweite
Kernmaterial ein Eisenpulver zu verwenden,
[0012] Ebenfalls ist es zweckmäßig, dass der erste und der zweite Teilkern als Ringkerne
oder E-Kerne ausgestaltet sind, da sich bei dieser geometrischen Ausgestaltung die
Teilkerne magnetisch optimal kombinieren lassen.
[0013] Grundsätzlich ist es auch zweckmäßig, wenn der erste und der zweite, ggf. auch der
dritte Ring geometrisch kongruent ausgestaltet sind. Auf diese Art und Weise können
der erste Teilkern und der zweite Teilkern parallel aneinandergelegt werden und von
der Wicklung umgeben werden.
[0014] Eine weitere Ausgestaltungsform der Erfindung besteht in einem Wechselrichter, der
ein induktives Bauelement nach einem der vorhergehenden Ansprüche umfasst. Ein derart
ausgestalteter Wechselrichter weist dieselben vorteilhaften Eigenschaften auf, die
durch das induktive Bauelement bestimmt werden und die bereits diesbezüglich erörtert
sind.
[0015] Ein derartiger Wechselrichter ist bevorzugt in der Art ausgestaltet, dass er für
Schaltfrequenzen über 30 kHz geeignet ist. Dies gilt auch für Wechselrichter, die
Halbleiterschalter enthalten, die auf sogenannten Wide Band Gap-Halbleiter, beispielsweise
Siliciumcarbid oder Galliumnitrid basieren.
[0016] Weitere Ausgestaltungsformen und weitere Merkmale der Erfindung werden anhand der
folgenden Figuren näher erläutert. Merkmale mit derselben Bezeichnung in unterschiedlicher
Ausgestaltungsform werden dabei mit einem Aufstrich bezeichnet. Bei den Figuren handelt
es sich um rein schematische Ausgestaltungsformen, die keine Einschränkung des Schutzbereichs
darstellen.
[0017] Dabei zeigen:
- Figur 1
- mehrere magnetische Ringteilkerne für eine Drosselspule mit unterschiedlichen magnetischen
Eigenschaften,
- Figur 2
- wobei die Teilkerne aus Figur 1 geometrisch zusammengesetzt sind,
- Figur 3
- eine Drosselspule für einen Wechselrichter mit Teilkernen gemäß Figur 1 und 2 und
einer Wicklung,
- Figur 4
- ein induktives Bauelement in Form einer Drosselspule mit E-förmigen Teilkernen und
- Figur 5
- ein induktives Bauelement in Form einer Drosselspule mit U-förmigen Teilkernen,
- Figur 6
- eine schematische Darstellung des Stromverlaufes durch das induktive Bauelement und
- Figur 7
- eine beispielhafte Darstellung des Abfalles eines geometrischen Wertes der Drosselspule
mit dem Stromverlauf.
- Figur 8
- ein beispielhafter Verlauf der Induktivitäten mehrerer Teilkerne und die daraus resultierende
Gesamtinduktivität.
[0018] In den Figuren 1 - 3 ist der Zusammenbau eines induktiven Bauelementes 2 in Form
einer Drosselspule für einen Wechselrichter dargestellt. Zunächst werden zwei ringförmige
Teilkerne, ein erster magnetischer Teilkern 4 und ein zweiter magnetischer Teilkern
8 aufeinandergelegt. Diese beiden Teilkerne 4, 8 stellen grundsätzlich die einfachste
Form des beschriebenen induktiven Bauelementes dar. Beide Kerne 4, 8 weisen jeweils
ein Kernmaterial 6, 10 auf, die beide in ihren magnetischen Eigenschaften voneinander
verschieden sind. Im Weiteren sind, in einer bereits spezielleren Ausgestaltung gemäß
Figur 2 noch ein dritter Ring 16 und ein vierter Ring 18 vorgesehen, die konzentrisch
in die Ringe 4, 8 eingesetzt werden und entweder auch aus dem Material 6 oder 10 bestehen
können oder aus einem dritten und/oder vierten Material. Somit erhält man ein Kern
in Form eines Kernpakets 14, das in Figur 2 dargestellt ist. Alternative Kernpakete
14' und 14'' sind in den Figuren 4 und 5 dargestellt. Das Kernpaket 14 wird, wie in
Figur 3 dargestellt, mit einer umlaufenden Wicklung 12 eines elektrischen Leiters
umgeben. Dabei ist die Anzahl der Wicklungen 12, die das Kernpaket 14 umgeben, mit
N bezeichnet.
[0019] Alternative Ausgestaltungsformen dieses induktiven Bauelementes in Form einer Drosselspule
für einen Wechselrichter sind in den Figuren 4 und 5 gegeben, wobei in der Figur 4
die Teilkerne 4' und 8' in Form von E-förmigen Teilkernen ausgestaltet sind und in
Figur 5 in Form von U-förmigen Teilkernen (4'' und 8'' sowie 16'' und 18'') ausgestaltet
sind.
[0020] Das so dargestellte induktive Bauelement 2 in Form einer Drossel kann mit dieser
Konstruktion so ausgelegt werden, dass im S1-Betrieb das Material des ersten Teilkernes
4, beispielsweise in Form eines Ferrit-Teilkernes, den magnetisch dominanten Pfad
herstellt und den gewünschten gleichmäßigen Induktivitätsverlauf herbeiführt. Die
Auslegung der Teilkerne 4 und 8 kann so erfolgen, dass im Überlastbetrieb die Permeabilität
des ersten Teilkerns 4 einbricht, und der zweite Teilkern 8, der beispielsweise auf
Basis eines anorganisch gebundenen Eisenpulvers ausgebildet ist, die Permeabilität
auf den gewünschten Verlauf korrigiert. Diese Anordnung kann auf eine beliebige Anzahl
an unterschiedlichen Teilkernen, zum Beispiel unter Einschluss des dritten Kernes
16, 16' bzw. 16'' und auch des vierten Kernes 18, 18' und 18'' für verschiedene Lastfälle
erweitert werden. Dabei können die Kerne wie der erste Teilkern 4 und der zweite Teilkern
8 geometrisch kongruent sein und sie können auch wie die Teilkerne 16 und 18 konzentrisch
zu den Teilkernen 4 und 8 angeordnet sein. In den Ausführungsbeispielen der Figuren
4 und 5 sind alle verwendeten Teilkerne 4', 4'', 8', 8'', 16', 16'' und 18' sowie
18'' geometrisch kongruent ausgestaltet.
[0021] In den Figuren 6 und 7 wird durch Diagramme schematisch veranschaulicht, wie die
Wirkung der in den Figuren 1 - 5 beschriebenen induktiven Bauelemente magnetisch erfolgt.
Hierbei ist in Figur 6 zunächst ein I-t-Diagramm aufgeführt, das den Stromverlauf
des elektrischen Stromes, der durch die Spule 12 erfolgt, geglättet wiederspiegelt.
Dabei ist die erste Kurve I
S1 eine Grundstromwelle im Dauerbetrieb, die im Wesentlichen und im Idealfall sinusförmig
verläuft. Im Lastfall kann die Stromstärke, die durch die Wicklung 12 verläuft, ähnlich
wie in der zweiten Kurve, die mit I
Sn bezeichnet ist, aussehen. Hieraus ist zu erkennen, dass die sinusförmige Welle I
Sn eine deutlich höhere Amplitude aufweist als die Welle I
s1. Mit dem Index Sn, der den Stromverlauf der zweiten Stromwelle bezeichnet, wird ein
beliebiger Lastfall einer Nennbetriebsart, beispielsweise der Lastfall S6, bezeichnet.
Man kann erkennen, dass trotz der schematischen Darstellung der Grafik die Amplitude
der I
Sn-Kurve deutlich höher ist, insbesondere um mehr als 100 % höher ist als die Amplitude
der I
S1-Kurve in Dauerbetrieb. Das bedeutet, dass je nach Lastfall die Stromstärke um mehr
als 100 % ansteigt, was erhebliche Auswirkungen auf die Induktivität des induktiven
Bauelementes 2 hat.
[0022] Diese Auswirkung auf die Induktivität wird mithilfe der Figur 7 erläutert.
[0023] Da die erzielte Induktivität der Spule neben der Stromstärke und der Anzahl N der
Wicklungen 12 und neben den magnetischen Eigenschaften des Teilkernes 4, 8, 16, 18
auch von dessen geometrischen Werten abhängig ist, wird bei handelsüblichen magnetischen
Kernen ein sogenannter A
L-Wert, insbesondere für Ringkerne und Hülsen angegeben. Dieser repräsentiert die wirksame
Induktivität bezogen auf eine Windung und muss zur Berechnung der tatsächlichen Induktivität
L mit dem Quadrat der Windungszahl N multipliziert werden:

[0024] Der A
L-Wert ist die auf die Windungszahl N = 1 bezogene Induktivität L. Somit kann z. B.
bei gegebenem A
L-Wert ohne Umweg über die geometrischen Daten des Kernes, direkt die gesuchte Windungszahl
der Spule ermittelt werden:

[0025] Beispiel: Gesuchte Induktivität 100 µH; der Kern hat einen AL-Wert von 250 nH
N= (L/A
l)
1/2 = (100000/250)
1/2 = 20
Der Kern muss 20 Windungen tragen, um eine Induktivität von 100 µH zu erzeugen. Umgekehrt
kann mit derselben Beziehung bei einer festgelegten Windungszahl die Induktivität
L L=A
l N
2
ermittelt werden.
[0026] Über den geometriebezogenen A
L-Wert kann somit vom Fachmann die Induktivität des Kernes bzw. im beschriebenen Anwendungsfalls
des Teilkernes im Allgemeinen bestimmt werden. Bei handelsüblichen Kernen wird dabei
üblicherweise eine Beziehung dargestellt, die den A
L-Wert in Relation zu einer Größe stellt, die zumindest proportional zur Stromstärke
I ist. Eine derartige Darstellung ist sehr schematisch in Figur 7 abgebildet. Dabei
kann man von einem gegebenen Ring ausgehen, der bei einer bestimmten Stromstärke I
einen A
Lmax aufweist. Mit steigender Stromstärke fällt der A
L-Wert und somit proportional die Induktivität stetig ab; in der Figur 7 sind die Grenzen
für 80 % und für 50 % mit steigender Stromstärke I schematisch angegeben. Mit steigender
Stromstärke I geht der A
L-Wert und mit ihm die Induktivität gegen 0.
[0027] Abhängig von der Kerngeometrie und dem Kernmaterial sind die Verläufe des A
L-Wertes für jeden Kern sehr unterschiedlich. Dies hängt von dessen Material und dessen
Geometrie ab. Bleibt die Geometrie wie bezüglich der Figuren 1 - 3 beschrieben, zumindest
für die Teilkerne 4 und 8 die gleiche, so wird die Änderung des A
L-Wertes durch die Verwendung unterschiedlicher magnetischer Materialien, beispielsweise
Ferrite oder Eisen-Komposits, erzielt. Mithilfe des A
L-Wertes kann anhand der gegebenen Anzahl von Windungen bei einer bestimmten Stromstärke
mittels einer Grafik, die grundsätzlich auf der Figur 7 basiert, die Induktivität
des Teilkernes 4, 8 in Abhängigkeit von der Stromstärke bestimmt werden. Dabei ist
es zweckmäßig, aus einer Vielzahl von marktüblich erhältlichen und wohldefinierten
Kernen mindestens zwei als Teilkerne auszuwählen, sodass die Beziehung des möglichst
linearen Induktivitätsverlaufes erfüllt ist.
[0028] Da es hierfür eine Vielzahl von möglichen geometrischen magnetischen Anwendungsfällen
gibt, ist es möglich, aus diesen Bedingungen und mithilfe der handelsüblichen technischen
Spezifikationen von magnetischen Kernen diese Bedingung in einem dem Lastfall entsprechenden
Anwendungsfall gezielt einzustellen. Ein wichtiger Vorteil dieser beschriebenen Drosselspule
besteht darin, eine kostengünstige Anordnung zu finden, um den Induktivitätsverlauf
der Drossel gezielt auf den Anwendungsfall anpassen zu können und dabei den Einsatz
von kostenintensiven Kernmaterialien auf eine minimale Menge zu reduzieren. Je nach
spezieller Anforderung können hierbei und durch die beschriebene Vorgabe die Drosselspulen
in Modulbauweise flexibel dargestellt werden und die entsprechenden technischen Voraussetzungen
erfüllt werden.
Ausführungsbeispiel:
[0029] Soll die Induktivität beispielsweise 100 µH bei Nullstrom betragen, und diesen Wert
beispielsweise bis zum Spitzenstrom I
D im S1-Betrieb von beispielsweise 50 A beibehalten, so hat sie erfindungsgemäß, beispielsweise
im S4-Betrieb, bei einem Spitzenstrom von 200 A beispielsweise ca. 70 % von 100 µH
gleich 70 µH mit einer Abweichung von nicht mehr als 10 % zu betragen. Aus der Forderung,
dass der Abfall weitgehend linear erfolgt, ergibt sich in diesem Beispiel, dass bei
einem Strom von 150 A die Induktivität um ca. 20 % von 100 µH (gleich 80 µH) abgefallen
sein darf mit einer maximalen Abweichung vom ±10 % (80 µH ±10 % entspricht 72 µH bis
88 µH). Aufgrund der Vielzahl an erhältlichen Kerngrößen und Materialien, kann das
gewünschte Verhalten häufig durch verschiedene Kombinationen an Kernen, Materialien
und Windungen realisiert werden.
[0030] Eine Realisierung des Ausführungsbeispiels ist in Tabelle 1 und in Figur 8 dargestellt.
Der erste Teilkern besteht aus vier Segmenten, die von dem Hersteller "Magnetics-Incorporation"
unter den Teilenummern "0058737A2" und "0058339A2" gelistet sind. Die anderen Teilkerne
bestehen aus jeweils nur einem Segment. Vorzugsweise werden alle Segmente, die identische
Abmessungen haben, aufeinander gestapelt, es ergeben sich hier zwei Stapel aus je
sechs Segmenten; die beiden Stapel können hier zur Reduktion der Wicklungslänge ineinander
gestellt werden (analog, allerdings nicht identisch mit den Teilkernen 4, 6, 16 zu
den Figuren 1 bis 3, daher wird in diesem Beispiel auf Bezugszeichen für Teilkerne
verzichtet). Das so entstandene Kernpaket 14 wird mit der Wicklung 12 bestehend aus
10 Windungen umschlungen.
[0031] Die so gebildete Induktivität zeigt den Verlauf einer Gesamt-Induktivität 22 in Figur
8 im Vergleich zu dem gewünschten linearen Verlauf der linearen Interpolation 30.
[0032] Zum besseren Verständnis sind die Beiträge der drei Teilkerne der beispielhaften
Ausführung aus Tabelle 1 zur Gesamtinduktivität in die Grafik übernommen worden und
durch die Kurven 24, 26 und 28 veranschaulicht.
[0033] Für die beschriebene Ausführung ist es nicht erheblich, welchen Verlauf 24, 26, 28
die einzelnen Teilkerne aufweisen, solange die Summe ihrer Beiträge eine Gesamt-Induktivität
22, die das genannte im Idealfall lineare Verhalten der linearen Interpolation 30
über den gewünschten Bereich im festgelegten Toleranzbereich zeigt, ergibt. Die Wahl
der Teilkerne ist vorzugsweise so vorzunehmen, dass die Wicklungslänge minimal bleibt.
Es ist zu erkennen, dass Teilkerne mit dem Induktionsverlauf 24 den Hauptteil der
Induktivität bewirkt, die Teilkerne mit den Verläufen 26 und 28 wirken korrigierend,
um das gewünschte lineare Verhalten der Interpolation 30 herbeizuführen.
[0034] In dem Beispiel gemäß Figur 8 ist die Wahl der Teilkerne in der Art erfolgt, dass
die korrespondierenden Induktivitätsverläufe 24, 26, 28 in dem Gesamtinduktivitätsverlauf
28 resultieren. Der Gesamtinduktivitätsverlauf 28 weist dabei einen quasi linearen
Bereich auf, der zwischen dem Strom I
D, dem maximal zulässigen Dauerstrom im S1-Betrieb und dem Strom I
max, dem für das Bauteil maximal zulässigen Strom (dieser kann beispielsweise im S4-Betrieb
oder im S6-Betrieb auftreten) verläuft. Dieser Verlauf wird weitgehend durch die lineare
Interpolation 30 beschrieben, wobei der Verlauf 22 in dem beschriebenen Stromintervall
möglichst weniger als eine 30%ige Abweichung von der linearen Interpolation aufweist.
Besonders bevorzugt ist die Abweichung geringer als 20 % und geringer als 10 %, wie
dies in Figur 8 dargestellt ist. Zudem weist der Verlauf 22 einen horizontalen Verlauf
32 auf, der bei einer Stromstärke zwischen 0 A und dem Dauerbetriebsstrom I
D liegt, der im vorliegenden Beispiel 50 A beträgt.
Tabelle 1: Erfindungsgemäße Zusammenstellung des Kerns mit einer Wicklung aus 13 Windungen
|
Teilkern I |
Teilkern II |
Teilkern III |
Kerngröße |
"740" & "337" |
"740" |
"337" |
Abmessungen (Øaussen x Øin-nen x Höhe) |
75 x 44,5 x 36 mm3 bzw. |
75 x 44,5 x 36 mm3 bzw. |
134 x 77 x 27 mm3 |
134 x 77 x 27 mm3 |
|
|
Material |
"High-Flux 60" |
"Kool-Mµ 60" |
"Kool-Mµ 40" |
Anzahl Segmente |
2x 740 |
1 |
1 |
2x 337 |
|
|
Hersteller |
Magnetics-Incorporation 110 Delta DrivePittsburgh PA 15238 |
Magnetics-Incorporation 110 Delta DrivePittsburgh PA 15238 |
Magnetics-Incorporation 110 Delta DrivePittsburghPA 15238 |
Herstellernummer der Segmente |
"740": 0058737A2 |
0077737A7 |
0077339A7 |
"337": 0058339A2 |
|
|
[0035] Des Weiteren ist das beschriebene induktive Bauelement 2 in Form einer Drosselspule
Bestandteil eines Wechselrichters, der hier nicht dargestellt ist. Hierbei ist die
beschriebene Anordnung insbesondere für Wechselrichter mit einer hohen Schaltfrequenz
von > 30 kHz zweckmäßig. Eine derartige Schaltfrequenz wird insbesondere bei den sogenannten
Wide Band Gap-Halbleitern, insbesondere Halbleiterschaltern auf Siliciumcarbid- und
Aluminiumnitrid-Basis angewandt.
Bezugszeichenliste
[0036]
- 2
- induktives Bauelement
- 4
- erster magnetischer Teilkern
- 6
- erstes Kernmaterial
- 8
- zweiter magnetischer Teilkern
- 10
- zweites Kernmaterial
- 12
- Wicklung
- 14
- Kernpaket
- 16
- dritter magnetischer Kern
- 18
- vierter magnetischer Kern
- 20
- drittes Kernmaterial
- 22
- Gesamtinduktivität
- 24
- Induktivität erster Teilkern
- 26
- Induktivität zweiter Teilkern
- 28
- Induktivität dritter Teilkern
- 30
- lineare Interpolation
- 32
- horizontaler Bereich
- Lmax
- Maximalinduktivität
- Lmin
- Minimalinduktivität
- ID
- Dauerbetriebsstrom
- Imax
- Maximalstrom
1. Induktives Bauelement (2) für einen Wechselrichter mit
- einem ersten magnetischen Teilkern (4) aus einem ersten Kernmaterial (6),
- einem zweiten magnetischen Teilkern (8) aus einem zweiten Kernmaterial (10), wobei
das zweite Kernmaterial (10) vom ersten Kernmaterial (6) verschieden ist,
und mindestens der erste Teilkern und der zweite Teilkern einen magnetischen Kern
bilden, der von einer umlaufenden Wicklung (12) eines elektrischen Leiters umgeben
ist.
2. Induktives Bauelement nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Kombination der Teilkerne so gewählt ist, dass der Induktivität-Strom-Verlauf
in der Art verläuft, dass ein degressiver Bereich auftritt, in dem die Induktivität
mit Erhöhung des Stroms ausgehend von einer Maximalinduktivität abfällt und bei einer
maximalen für das Bauelement zulässigen Stromstärke einen Minimalinduktivitätswert
annimmt, der mindestens 30 % der Maximalinduktivität beträgt.
3. Induktives Bauelement nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass der degressive Bereich eine Linearität aufweist, die nicht mehr als 30 % von der
linearen Interpolation zwischen der Maximalinduktivität und der Minimalinduktivität
abweicht.
4. Induktives Bauelement nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Induktivität-Strom-Verlauf in der Art verläuft, dass ein horizontaler Bereich
auftritt, in dem die Induktivität bei steigender Stromstärke im Wesentlichen konstant
verläuft.
5. Induktives Bauelement nach einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Minimalinduktivität einen Wert aufweist, der zwischen 40 % und 70 % der Maximalinduktivität
liegt.
6. Induktives Bauelement nach einem der Ansprüche 3 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Linearität nicht mehr als 20 %, bevorzugt nicht mehr als 10 % von der linearen
Interpolation zwischen der Maximalinduktivität und der Minimalinduktivität abweicht.
7. Induktives Bauelement nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei dem das erste Kernmaterial
(6) ein Elektroblech oder ein Ferrit umfasst.
8. Induktives Bauelement nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei dem das zweite
Kernmaterial (10) ein Eisenpulver umfasst.
9. Induktives Bauelement nach Anspruch 8, bei dem das zweite Kernmaterial (10) ein Eisenpulver
in einem anorganischen Komposit umfasst.
10. Induktives Bauelement nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei dem der erste und
zweite Kern (4, 8) Ringkerne sind.
11. Induktives Bauelement nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein dritter magnetischer Teilkern (16) vorgesehen ist, der ein drittes Kernmaterial
umfasst, das von dem zweiten Kernmaterial und dem ersten Kernmaterial verschieden
ist.
12. Induktives Bauelement nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei dem der erste und
zweite Kern (4', 8') E-förmige Kerne oder U-förmige Kerne sind.
13. Wechselrichter mit einem induktiven Bauelement nach einem der Ansprüche 1 bis 12.
14. Wechselrichter nach Anspruch 13, ausgelegt für eine Schaltfrequenz über 30 kHz.
15. Wechselrichter nach Anspruch 13 oder 14 umfassend Halbleiterschalter auf Basis von
Siliziumcarbid oder Galliumnitrid.