[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen eines Blechbauteils durch Warmumformen
eines Stahlflachprodukts, das insbesondere durch Schmelztauchbeschichten mit einer
Korrosionsschutzbeschichtung versehen ist und das durch ein flexibles Kaltwalzen mindestens
einen Abschnitt verliehen bekommt, der eine andere Dicke aufweist als ein an ihn angrenzender
anderer Abschnitt des Stahlflachprodukts, wobei der Übergang zwischen den unterschiedlich
dicken Abschnitten des Stahlflachprodukts sprungartig erfolgt.
[0002] Als "Stahlflachprodukte" werden hier Walzprodukte verstanden, deren Länge und Breite
jeweils wesentlich größer sind als ihre Dicke. Hierzu zählen insbesondere Stahlbänder
und Stahlbleche.
[0003] Im vorliegenden Text sind, soweit nicht explizit etwas anderes vermerkt ist, Angaben
zu den Gehalten von Legierungsbestandteilen stets in Gew.-% gemacht.
[0004] Die Anteile von bestimmten Bestandteilen an einer Atmosphäre, insbesondere einer
Glühatmosphäre, sind dagegen in Vol.-% angegeben, soweit nichts anderes vermerkt ist.
[0005] Aus der
JP 2004-083988 A ist ein Verfahren bekannt, mit dem aus einem für einen Einsatz bei hohen Temperaturen
von 450 - 650 °C bestimmten feuerverzinkten Stahlblech mit einer Korrosionsschutzbeschichtung
auf AI-Basis ein Bauteil geformt wird, das bei den hohen Einsatztemperaturen eine
verbesserte Oxidationsbeständigkeit aufweisen soll. Die Korrosionsschutzbeschichtung
des Blechs besteht dazu aus bis zu 13 Gew.-% Si, 0,5 - 8 Gew.-% Mg und, falls erforderlich,
aus einem oder mehreren Metallen aus der Gruppe "0,001 - 1 Gew.-% Sr, 0,001 - 1 Gew.-%
Ca, 0,0001 - 0,1 Gew.-% Be, 0,001 - 1 Gew.-% Ba". Im Hochtemperatureinsatz der derart
geformten Bauteile entsteht eine Legierungsschicht zwischen dem Stahlsubstrat und
der Korrosionsschutzbeschichtung des Stahlflachprodukts. Das in der Korrosionsschutzbeschichtung
vorhandene Mg bewirkt dabei, dass sich auf den im Bereich von Rissen, die in der Korrosionsschutzbeschichtung
entstehen, freiliegenden Oberflächen der Beschichtung Mg oder Mg-Oxide ansammeln.
Gleichzeitig finden sich in einer Übergangsschicht zwischen der Korrosionsschutzbeschichtung
und dem Stahlsubstrat bis zu 50 Vol.-% Eisenoxide.
[0006] Aus der
EP 2 993 248 A1 ist ein weiteres Verfahren bekannt, bei dem Stahlflachprodukte der hier in Rede stehenden
Art warmgeformt werden. Als Ausgangsprodukt für dieses Verfahren wird ein Stahlflachprodukt
eingesetzt, dessen Stahlsubstrat aus so genanntem "MnB-Stahl" besteht. Stähle dieser
Art sind in der DIN EN 10083-3 genormt und besitzen eine gute Härtbarkeit. Dabei erlauben
sie beim Warmpressen eine sichere Prozessführung, durch die es auf wirtschaftliche
Weise möglich ist, im Zuge der Warmverformung eine Martensithärtung noch im Werkzeug
ohne zusätzliche Kühlung zu bewirken. Ein typisches Beispiel für einen solchen Stahl
ist der unter der Bezeichnung 22MnB5 bekannte Stahl, der im Stahlschlüssel 2004 unter
der Werkstoffnummer 1.5528 zu finden ist. Typischerweise enthält auf dem Markt erhältlicher,
vollberuhigter 22MnB5-Stahl neben Eisen und unvermeidbaren Verunreinigungen , in Gew.-%,
0,10 - 0,250 % C, 1,0 - 1,4 % Mn, 0,35 - 0,4 % Si, bis zu 0,03 % P, bis zu 0,01 %
S, bis zu 0,040 % AI, bis zu 0,15 % Ti, bis zu 0,1 % Nb, in Summe bis zu 0,5 % Cr
+ Mo, sowie bis zu 0,005 % B. Um die aus derart zusammengesetztem Stahl bestehenden
Stahlflachprodukte gegen korrosive Angriffe zu schützen und gleichzeitig die Gefahr
einer Wasserstoffaufnahme bei der für ein Warmumformen erforderlichen Erwärmung zu
minimieren, werden die Stahlflachprodukte gemäß dem bekannten Verfahren mit einem
Korrosionsschutzüberzug auf Al-Basis versehen, der als zusätzlichen Legierungsbestandteil
wirksame Gehalte von 0,005 - 0,7 Gew.-% an mindestens einem Erdalkali- oder Übergangsmetall
enthält. Darüber hinaus können in dem Überzug auch Si-Gehalte von 3 - 15 Gew.-% und
Fe-Gehalte von bis zu 5 Gew.-% vorhanden sein. Als das mindestens eine Erdalkali-
oder Übergangsmetall des Schutzüberzugs wird dabei bevorzugt Mg in Gehalten von 0,1
- 0,5 Gew.-% eingesetzt, wobei ersatzweise oder ergänzend auch Kalzium, Strontium,
Natrium oder Barium in Frage kommen. Der Al-basierte Schutzüberzug lässt sich durch
Schmelztauchbeschichten, in der Fachsprache auch "Feueraluminieren" genannt, oder
durch ein Gasabscheideverfahren, z.B. den bekannten PVD-(Physical Vapour Deposition)
oder CVD-Verfahren (Chemical Vapour Deposition), auf das Stahlsubstrat aufbringen.
[0007] Besondere Anforderungen an die Art und Weise, in der der Korrosionsschutzüberzug
auf das aus einem MnB-Stahl bestehende Stahlsubstrat aufgebracht wird, sind im voranstehend
erläuterten Stand der Technik nicht erwähnt. Aufgrund der Anwesenheit des Erdalkali-
oder Übergangsmetalls im Überzug kommt es bei einer in konventioneller Weise unter
einer Normalatmosphäre über eine Dauer von 360 - 800 s auf eine Temperatur von 900
°C durchgeführten Erwärmung einer aus dem in der voranstehend erläuterten Weise beschichteten
Platine allenfalls zu einer minimalen Sauerstoffaufnahme im Stahlsubstrat.
[0008] Beim "flexiblen Walzen" handelt es sich um ein Verfahren zur Herstellung von Metallbändern
mit über ihrer Länge definiert unterschiedlichen Banddicken. Wie beispielsweise in
der
DE 198 46 900 A1 oder der
DE 100 41 280 C2 erläutert, wird hierzu während des Walzens üblicherweise die Höhe des zwischen zwei
Arbeitswalzen eines Walzgerüstes vorgesehenen Walzspalts variiert, den das zu walzende
Stahlflachprodukt passieren muss. Auf diese Weise lassen sich an dem Stahlflachprodukt
über die Länge des Stahlflachprodukts aufeinander folgend Abschnitte mit größerer
Dicke (weiterer Walzspalt) und geringerer Dicke (engerer Walzspalt) erzeugen.
[0009] Aufgrund der Möglichkeit, gezielt bestimmte Dicken an einem Stahlflachprodukt zu
erzeugen, ist das flexible Walzen bestens zur Erzeugung eines Stahlflachprodukts geeignet,
dessen Eigenschaften beispielsweise an die im Gebrauch lokal begrenzt auf ihn wirkenden
Belastungen oder die an sein Verformungsverhalten gestellten Anforderungen angepasst
sind. So können durch flexibles Walzen Stahlflachprodukte so geformt werden, dass
an einem aus einem solchen Stahlflachprodukt durch Umformen erhaltenen Bauteil an
den erforderlichen Stellen unterschiedliche Blechdicken vorliegen, die das Bauteil
bei minimiertem Gewicht zur Aufnahme hoher Belastungen ertüchtigen.
[0010] Sollen, wie bei der vorliegenden Erfindung, durch flexibles Kaltwalzen, also einem
flexiblen Walzen, das an einem nicht gesondert vorgewärmten Stahlflachprodukt vorgenommen
wird, Stahlflachprodukte prozessiert werden, die mit einer Korrosionsschutzbeschichtung
versehen sind, kann es aufgrund der regelmäßig dabei auftretenden hohen Walzkräfte
zu Schädigungen der Korrosionsschutzbeschichtung in Form von Ablösungen kommen. Durch
die so in der Korrosionsschutzbeschichtung entstehenden Löcher kann diffusibler Wasserstoff
in das Stahlflachprodukt gelangen, die durch Risse im Stahlsubstrat ausgelöst werden
können. Um diese Gefahr zu vermeiden, werden in der heutigen betrieblichen Praxis
die Walzgrade, d.h. die über einen Walzschritt erzielte relative Dickenreduzierung
auf bestimmte Höchstwerte beschränkt, bei denen es erfahrungsgemäß nicht zur Schädigung
der Korrosionsschutzbeschichtung kommt.
[0011] Vor diesem Hintergrund hat sich die Aufgabe ergeben, ein Verfahren anzugeben, das
es ermöglicht, ein Stahlflachprodukt der voranstehend erläuterten Art mit hohen Walzgraden
flexibel warmzuwalzen, ohne dass dafür die Gefahr des Eindringens von Wasserstoff
in das Stahlsubstrat in Kauf genommen werden muss.
[0012] Zur Lösung dieser Aufgabe schlägt die Erfindung vor, dass beim flexiblen Kaltwalzen
eines mit einer Korrosionsschutzbeschichtung versehenen Stahlflachprodukts mindestens
die in Anspruch 1 angegebenen Verfahrensschritte absolviert werden.
[0013] Es versteht sich dabei von selbst, dass bei der Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens der Fachmann nicht nur die in den Ansprüchen erwähnten und hier erläuterten
Verfahrensschritte absolviert, sondern auch alle sonstigen Schritte und Tätigkeiten
ausführt, die bei der praktischen Umsetzung derartiger Verfahren im Stand der Technik
regelmäßig durchgeführt werden, wenn sich hierzu die Notwendigkeit ergibt.
[0014] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben
und werden wie der allgemeine Erfindungsgedanke nachfolgend im Einzelnen erläutert.
[0015] Gemäß der Erfindung werden also bei der Herstellung eines Blechbauteils durch Warmumformen
eines Stahlflachprodukts, das mit einer Korrosionsschutzbeschichtung versehen ist
und das durch ein flexibles Kaltwalzen mindestens einen Abschnitt verliehen bekommt,
der eine andere Dicke aufweist als ein an ihn angrenzender anderer Abschnitt des Stahlflachprodukts,
wobei der Übergang zwischen den unterschiedlich dicken Abschnitten des Stahlflachprodukts
sprungartig erfolgt, folgende Arbeitsschritte absolviert:
- a) Bereitstellen eines Stahlflachprodukts, das ein Stahlsubstrat, das aus einem Stahl
erzeugt ist, der, in Gew.-%, aus 0,07 - 0,4 % C, 1,0 - 2,5 % Mn, 0,06 - 0,9 % Si,
bis zu 0,03 % P, bis zu 0,01 % S, bis zu 0,1 % Al, bis zu 0,15 % Ti, bis zu 0,6 %
Nb, bis zu 0,005 % B, bis zu 0,5 % Cr, bis zu 0,5 % Mo, wobei die Summe der Gehalte
an Cr und Mo höchstens 0,5 % beträgt, und als Rest aus Eisen und unvermeidbaren Verunreinigungen
besteht, und eine auf das Stahlsubstrat applizierte Korrosionsschutzbeschichtung umfasst,
die aus, in Gew.-%, bis zu 15 % Si, bis zu 5 % Fe, optional bis zu 5 Gew.-% mindestens
eines Erdalkali- oder Übergangsmetalls und als Rest aus AI und unvermeidbaren Verunreinigungen
gebildet ist, sodann
- b) im Fall, dass die Korrosionsschutzbeschichtung kein oder weniger als 0,1 Gew.-%
an dem mindestens Erdalkali- oder Übergangsmetall enthält: Applizieren einer mindestens
ein Erdalkali- oder Übergangsmetall enthaltenden Lösung auf die Korrosionsschutzbeschichtung
des Stahlflachprodukts,
- c) flexibles Kaltwalzen des Stahlflachprodukts, um an dem Stahlflachprodukt die Abschnitte
unterschiedlicher Dicke zu erzeugen, sodann
- d) Erwärmen des flexibel kaltgewalzten Stahlflachprodukts auf eine 800 - 1000 °C betragende
Warmformtemperatur unter einer Atmosphäre, die mehr als 15 Vol.-% Sauerstoff enthält,
über eine Haltedauer, die ausreicht, um in das Stahlflachprodukt eine Wärmeenergiemenge
Js von mehr als 44.000 kJs und höchstens 400.000 kJs einzubringen, so dass nach dem
Erwärmen die Oberfläche der Korrosionsschutzbeschichtung des Stahlflachprodukts dicht
mit einer Schicht belegt ist, die aus einem primären Oxid des mindestens einen in
der Korrosionsschutzschicht enthaltenen und/oder im Arbeitsschritt b) optional zusätzlich
aufgetragenen Erdalkali- oder Übergangsmetalls besteht, sodann
- e) Warmumformen des Stahlflachprodukts zu dem Blechbauteil.
[0016] Gemäß der Erfindung wird also ein Stahlflachprodukt bereitgestellt, das ein in bestimmter
Weise zusammengesetztes MnB-Stahlsubstrat und eine darauf, insbesondere durch Schmelztauchbeschichten,
aufgebrachte Korrosionsschutzbeschichtung auf Al-Basis umfasst. Beim zu Zwecken der
Erfindung in konventioneller Weise durchgeführten Schmelztauchbeschichten wird das
Stahlflachprodukt durch ein nach Maßgabe der Erfindung legiertes Schmelzenbad geleitet
und von dem aus dem Schmelzenbad austretenden Stahlflachprodukt mittels Abstreifdüsen
die Auflagenschichtdicke der Schutzschicht eingestellt. Als Abstreifmedium wird dabei
Luft verwendet. Durch die Beaufschlagung mit dem Luftstrahl und der damit einhergehenden
rapiden Temperaturabsenkung wird die auf der Korrosionsschutzschicht vorhandene Oxidschicht
"eingefroren", d.h. sie kann sich nicht nach den chemischen Gleichgewichtsregeln ausbilden.
[0017] Die Korrosionsschutzbeschichtung des Stahlflachprodukts weist dabei einen Gehalt
an mindestens einem Erdalkali- oder Übergangsmetall auf oder wird im erforderlichenfalls
durchgeführten Arbeitsschritt b) mit einer Lösung benetzt, die mindestens ein solches
Erdalkali- oder Übergangsmetall enthält. Bei der hierzu erfindungsgemäß eingesetzten
Lösung handelt es sich vorzugsweise um eine wässrige Lösung, deren Lösungsmittel "Wasser"
prozesstechnisch einfach beherrscht und hinsichtlich der Umwelt unbedenklich ist.
[0018] Der Arbeitsschritt b) wird notwendig dann durchgeführt, wenn die Korrosionsschutzbeschichtung
einen zu geringen Gehalt an dem mindestens einen Erdalkali- oder Übergangsmetall enthält.
Jedoch kann die Benetzung mit der das mindestens eine Erdalkali- oder Übergangsmetall
enthaltenden wässrigen Lösung als ergänzende Maßnahme selbstverständlich auch dann
erfolgen, wenn in der Korrosionsschutzbeschichtung zwar eine grundsätzlich ausreichende
Menge an Erdalkali- oder Übergangsmetall vorhanden ist, jedoch weitere Mengen an dem
mindestens Erdalkali- oder Übergangsmetall auf der Oberfläche der Korrosionsschutzbeschichtung
aufgebracht werden sollen, um das Eintreten des erfindungsgemäß genutzten Effekts
der Anwesenheit dieser Metalle in oder auf der Korrosionsschutzschicht sicherzustellen.
[0019] Zu den für die erfindungsgemäßen Zwecke dem Korrosionsschutzüberzug zulegierten und/oder
in Form einer Lösung auf die Oberfläche des Korrosionsschutzüberzugs applizierten
Erdalkali- und Übergangsmetallen gehören insbesondere Magnesium ("Mg") und Kalzium
("Ca") aber auch Beryllium ("Be"), Strontium ("Sr") und Barium ("Ba").
[0020] Die gegebenenfalls notwendig oder optional zusätzlich durchgeführte Applikation der
das mindestens eine Erdalkali- oder Übergangsmetall enthaltenden Lösung kann vor oder
nach dem flexiblen Walzen erfolgen. Wesentlich ist, dass vor der Erwärmung auf die
Warmformtemperatur in oder auf der Korrosionsschutzbeschichtung eine ausreichende
Menge an dem oder den jeweiligen Erdalkali- oder Übergangsmetallen vorliegt.
[0021] Im Arbeitsschritt c) wird das bereitgestellte und gegebenenfalls mit der das mindestens
eine Erdalkali- oder Übergangsmetall enthaltenen Schicht beschichtete Stahlflachprodukt
bei Raumtemperatur in konventioneller Weise flexibel kaltgewalzt, um ihm die Abschnitte
unterschiedlicher Dicke zu verleihen.
[0022] Beim flexiblen Walzen wird das Stahlflachprodukt mit Walzgraden W, die 0,1 bis 80
% betragen, gewalzt. Der Walzgrad W wird gemäß der Formel W = ((U / Xn) - 1)
∗ 100 % bestimmt, in der mit "U" die Ausgangsdicke des jeweils gewalzten Abschnitts
n vor der Walzung und mit Xn die Dicke des betreffenden Abschnitts n nach der Walzung
bezeichnet sind. D.h., bei einer Ausgangsdicke U von jeweils 2,75 mm zur Erzeugung
eines ersten Abschnitts mit einer bei einer Dicke X1 von 1,85 mm wird ein Walzgrad
W von 48,64 %, zur Erzeugung eines zweiten Abschnitts mit einer bei einer Dicke X2
von 2,5 mm ein Walzgrad W von 10,00 %, zur Erzeugung eines dritten Abschnitts mit
einer bei einer Dicke X3 von 2,15 mm ein Walzgrad W von 27,90 % und zur Erzeugung
eines vierten Abschnitts mit einer bei einer Dicke X4 von 2,25 mm ein Walzgrad W von
22,22 % erforderlich. Besonders praxisgerechte Walzgrade W liegen bei 0,1 - 60 %,
insbesondere 0,1 - 50 %. Indem die Walzgrade W in den genannten Bereichen variiert
werden, werden die Abschnitte unterschiedlicher Dicke an dem Stahlflachprodukt erzeugt.
Der jeweils konkret eingestellte Walzgrad W hängt dabei von dem jeweils gewünschten
Umfang der Reduzierung der Dicke des Stahlflachprodukts gegenüber dem Ausgangszustand
ab. Der hier für die Walzgrade W angegebene Bereich definiert somit lediglich die
Grenzen, innerhalb der die jeweils eingestellten Walzgrade erfindungsgemäß eingestellt
werden.
[0023] Durch das flexible Walzen wird die Dicke des Stahlflachprodukts in begrenzten Längenabschnitten
gezielt reduziert. Wegen der Volumenkonstanz geht diese Dickenabnahme unweigerlich
mit einer Längung des Stahlflachprodukts einher. Die Aluminiumlegierung der Korrosionsschutzbeschichtung
auf einem erfindungsgemäß verarbeiteten Stahlflachprodukt ist dabei so duktil, dass
sie diese der in Längs- und Dickenrichtung erfolgenden Verformung des Stahlflachprodukts
auch in den Grenzbereichen, an denen die Abschnitte unterschiedlicher Dicke aufeinanderstoßen,
folgen kann.
[0024] Jedoch ist die auf der Korrosionsschutzbeschichtung liegende schützende Oxidschicht
wesentlich spröder mit der Folge, dass sie durch die Verformung des Stahlflachprodukts
lokal aufreißt. Die so entstehenden Risse werden durch sich neu bildende Oxide schnell
wieder geschlossen. Da dieser Vorgang unter Umgebungsatmosphäre und ohne gesonderte
Temperaturzu- oder abfuhr stattfindet, kann sich die neue Oxidschicht so ausbilden,
dass sie dem chemischen Gleichgewicht an dem Ort des Risses unter Berücksichtigung
der jeweiligen Umgebungsbedingungen entspricht. Beim flexiblen Walzen auftretende
Beschädigungen der ursprünglich vorhandenen Oxidschicht werden durch im Zuge des Kaltwalzens
neu entstehende Oxide geschlossen, so dass am fertig flexibel gewalzten Stahlflachprodukt
wieder eine dicht geschlossene Oxidschicht vorliegt. Diese ist durch Bereiche, in
denen die ursprüngliche Oxidschicht verblieben ist, und Bereiche gekennzeichnet, in
denen eine neue Oxidschicht gebildet worden ist.
[0025] Gemäß den Erkenntnissen der Erfindung besteht hier ein direkter Zusammenhang zwischen
dem jeweils eingestellten Walzgrad W und den Anteilen, in denen das nach dem flexiblen
Kaltwalzen erhaltene Stahlflachprodukt von ursprünglichen und neugebildeten Oxidschichten
belegt ist. So lässt sich der prozentuale Flächenanteil A der von dem ursprünglichen
Oxid belegt ist, mit einer Genauigkeit von ± 5 % gemäß der Formel A = 100 % - W abschätzen.
Entsprechend beträgt der von dem neu gebildeten Oxid belegte prozentuale Flächenanteil
B der Oberfläche des nach dem flexiblen Walzen erhaltenen Stahlflachprodukts B = 100
% - A ± 5 %. Ist beispielsweise mit einem Walzgrad W von 15 % gewalzt worden, ist
demzufolge die Oberfläche eines erfindungsgemäß flexibel warmgewalzten Stahlflachprodukts
zu 80 - 90 % mit der vor dem flexiblen Walzen gebildeten ursprünglichen Oxidschicht
bedeckt, während die restliche Fläche mit der im Zuge des flexiblen Walzens selbst
gebildeten neuen Oxidschicht bedeckt ist.
[0026] Bei einem in erfindungsgemäßer Weise flexibel gewalzten Stahlflachprodukt besteht
zudem eine Abhängigkeit des Verhältnisses der Gehalte der Oxidschicht an Si und Al
und des Verhältnisses der Gehalte der Oxidschicht an AI, Si und Mg von dem über das
flexible Walzen jeweils eingestellten Walzgrad W. So gilt beispielsweise im Fall,
das Mg als das mindestens eine Erdalkali- oder Übergangselement zu der Korrosionsschutzbeschichtung
des erfindungsgemäß prozessierten Stahlflachprodukts zulegiert oder auf diese Korrosionsschutzbeschichtung
aufgebracht worden ist, für die nach dem flexiblen Kaltwalzen insgesamt auf dem Stahlflachprodukt
vorhandene Oxidschicht %Al/%Si ≥ 6,4 x W
-0,1, während für das Verhältnis %Al/%Mg ≥ (2,66xW
0,11) ± 1 gilt (mit %AI = Al-Gehalt der gesamten Oxidschicht in Atom-%, %Si = Si-Gehalt
der gesamten Oxidschicht in Atom-%, %Mg = Mg-Gehalt der gesamten Oxidschicht in Atom-%).
[0027] Die vor dem flexiblen Kaltwalzen auf dem erfindungsgemäß verarbeiteten Stahlflachprodukt
vorhandene ursprüngliche Oxidschicht besteht typischerweise aus Silizium-, Magnesium-
und Aluminiumoxiden, wobei der Mengenanteil an Si wesentlich kleiner ist als der Mengenanteil
an Mg, der wiederum kleiner ist als der Mengenanteil an AI. So liegen in der Oxidschicht
typischerweise, angegeben in Atom-%, 10 - 40 % C, 30 - 60 % O, 4 - 30 % AI, 0 - 5
% Si und 1 - 20 % des mindestens einen Erdalkali- oder Übergangsmetalls, insbesondere
Mg, vor. Zusätzlich können geringe Anteile an Fe von bis zu 10 Atom-% in der Oxidschicht
vorhanden sein. Dies gilt insbesondere, wenn die Korrosionsschutzbeschichtung durch
Schmelztauchbeschichten aufgebracht worden ist. Die Dicke der ursprünglichen Oxidschicht
beträgt typischerweise 5 - 600 nm, insbesondere 5 - 300 nm, besonders bevorzugt 5
- 150 nm. Dabei bedeckt die ursprüngliche Oxidschicht die Oberfläche der Korrosionsschutzbeschichtung
vollständig, also zu 100 %.
[0028] Die über das flexible Kaltwalzen neu gebildete Oxidschicht, die sich im Gleichgewicht
bilden kann, besteht ebenfalls im Wesentlichen aus Oxiden von Silizium, Magnesium
und Aluminium. Die Mengenverteilung der Si-, Mg- und Al-Oxide entspricht dabei ihrer
Verteilung in der primären Oxidschicht. Dabei besteht die sekundäre Oxidschicht typischerweise
aus, in Atom-%, 10 - 40 % C, 40 - 60 % O, 20 - 30 % AI, 0 - 5 % Si und 1 - 20 % des
mindestens einen Erdalkali- oder Übergangsmetalls, insbesondere Mg, wobei auch in
der sekundären Oxidschicht geringe Spuren von Eisen von bis zu 10 Atom-% enthalten
sein können. Die Dicken der sekundären Oxidschicht betragen 1 - 100 nm, insbesondere
1 - 80 nm oder 1 - 50 nm, wobei sich Dicken von bis zu 30 nm als besonders günstig
herausgestellt haben. Der prozentuale Flächenanteil F
ox der sekundären Oxidschicht an der gesamten Oxidschicht, die die Korrosionsschutzbeschichtung
des erfindungsgemäß prozessierten Stahlflachprodukts nach dem flexiblen Kaltwalzen
bedeckt, steht im Zusammenhang mit dem Walzgrad W, wobei gilt F
ox < W.
[0029] Die Zusammensetzungen der Oxidschichten lassen sich mittels Röntgenphotoelektronenspektroskopie
(XPS) ermitteln. Hierzu wird die jeweils zu untersuchende Probe des Stahlflachprodukts,
für das die Zusammensetzung und Dicke ermittelt werden sollen, mit n-Heptan entfettet,
mit Propanol gespült und an Luft abgeblasen. Die Probe wird dann jeweils auf einem
Probenträger befestigt, in die Messkammer des Röntgenphotoelektronenspektroskops eingeschleust
und im Hochvakuum untersucht. Der Kesseldruck beträgt dabei typischerweise weniger
als 5x10
8 mbar. Als Beschussgas wird typischerweise Argon verwendet. Die Strahlung wurde als
Al K mit einer Beschussspannung von 2 oder 4 kV angeregt. An jeder Probe wird mindestens
eine Messung bzgl. der Zusammensetzung und Oxidschichtdicke durchgeführt. Typischerweise
werden mehrere Proben einer Platine untersucht und die Ergebnisse aller Proben der
betreffenden Platine jeweils arithmetisch gemittelt. Die auf diese Weise ermittelte
Zusammensetzung und Dicke der auf der jeweils untersuchten Platine vorhandenen Oxidschicht
wird deshalb auch als "mittlere Zusammensetzung" oder "mittlere Dicke" bezeichnet.
[0030] Nach dem flexiblen Walzen wird das Stahlflachprodukt auf eine Warmformtemperatur
erwärmt, wobei hierzu erforderlichenfalls von dem zuvor beispielsweise in Form eines
Stahlbands oder größeren Blechs vorliegenden Stahlflachprodukt mindestens eine abgeteilt
wird, die dann als Stahlflachprodukt erfindungsgemäß weiterverarbeitet wird.
[0031] Durch die erfindungsgemäß ausgewählte Zusammensetzung der Korrosionsschutzbeschichtung
und/oder den zusätzlichen Auftrag des Erdalkali- oder Übergangsmetalls mittels der
wässrigen Lösung auf die Korrosionsschutzbeschichtung wird erreicht, dass in Folge
der vor der Warmformgebung durchgeführten Wärmebehandlung eine aus dem mindestens
einen Erdalkali- oder Übergangsmetall gebildete primäre Oxidschicht auf der Korrosionsschutzbeschichtung
entsteht.
[0032] Die Erfindung geht hier von der Erkenntnis aus, dass sich auf einem Stahlflachprodukt,
das mit einer aluminiumbasierten ("Al-basierten") Korrosionsschutzbeschichtung versehen
ist, die nach Maßgabe der Erfindung mit mindestens einem Erdalkali- oder Übergangsmetall
dotiert ist, während der für die Warmumformung durchgeführten Erwärmung auf der Korrosionsschutzbeschichtung
eine Oxidschicht ("primäre Oxidschicht") bildet, die die darunter liegenden Schichten
der Korrosionsschutzbeschichtung und damit einhergehend das Stahlsubstrat des Stahlflachprodukts
gegen eine Exposition an der Umgebungsatmosphäre schützt. Die betreffende primäre
Oxidschicht bildet sich dabei so aus, dass sie unter den bei der Erwärmung herrschenden,
insbesondere durch die jeweilige Warmformtemperatur bestimmten Bedingungen, im chemischen
Gleichgewicht ist. Dieser Vorgang setzt sich auch noch während und nach der Warmumformung
fort. Verletzungen der vor der Erwärmung und Warmumformung vorhandenen Oxidschicht
werden so sehr schnell geschlossen. Aufgrund der Sauerstoffaffinität auch der Elemente
AI, Mg und Si der Korrosionsschutzschicht bildet sich jeweils umgehend eine Oxidschicht,
sobald die Oberfläche der Korrosionsschutzschicht auch nur geringsten Mengen von Sauerstoff
ausgesetzt wird. Dabei garantiert die Reaktivität der erfindungsgemäß in und/oder
auf der Korrosionsschutzschicht vorgesehenen Erdalkali- oder Übergangsmetalle, dass
die Oxide der neu gebildeten Oxidschicht innerhalb so kurzer Zeit entstehen, dass
ein Eindringen schädigender Stoffe aus der Umgebung sicher verhindert wird.
[0033] Auf diese Weise ist bei einem erfindungsgemäß auf die jeweilige Warmförmtemperatur
erwärmten Stahlflachprodukt nicht nur dessen Stahlsubstrat allgemein gegen einen korrosiven
Angriff geschützt. Die auf der Korrosionsschutzbeschichtung vorhandene, insbesondere
aus den erfindungsgemäß vorgesehenen Erdalkali- oder Übergangsmetallen gebildete Oxidschicht
deckt das darunter liegende Aluminium der Korrosionsschutzbeschichtung ab, so dass
ein Kontakt des AI mit der Umgebungsfeuchtigkeit und damit einhergehend eine Abspaltung
größerer Menge von Wasserstoff während der Erwärmung auf die Warmformtemperatur oder
die Warmumformung selber verhindert werden. Das Eindringen von größeren Mengen an
Wasserstoff in die Korrosionsschutzbeschichtung und das Stahlsubstrat eines erfindungsgemäß
prozessierten Stahlflachprodukts kann so wirksam unterdrückt werden.
[0034] Besonders sicher treten die von der Erfindung genutzten Effekte dann ein, wenn es
sich bei dem zusätzlich in der Korrosionsschutzbeschichtung vorhandenen oder zusätzlich
auf der Korrosionsschutzbeschichtung applizierten Erdalkali- oder Übergangsmetall
um Magnesium ("Mg") handelt, wenn also Mg alleine oder in Kombination mit weiteren
zur Gruppe der Erdalkali- oder Übergangsmetalle gehörenden Elementen in den erfindungsgemäß
vorgesehenen Gehalten in der erfindungsgemäß vorgesehenen Korrosionsschutzbeschichtung
eines erfindungsgemäß prozessierten Stahlflachprodukts vorhanden ist oder mittels
der wässrigen Lösung zusätzlich appliziert wird, wenn der Gehalt an Erdalkali- oder
Übergangsmetall in der Korrosionsschutzbeschichtung zu gering ist.
[0035] Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich zur Verarbeitung von Stahlflachprodukten
mit einem großen Dickenspektrum. So lassen sich mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
Stahlflachprodukte verarbeiten, deren Dicke 0,6 - 7 mm beträgt.
[0036] Die Erzeugung des im Arbeitsschritt a) jeweils bereitgestellten Stahlflachprodukts
kann dabei in jeder beliebigen aus dem Stand der Technik bekannten Weise erfolgen.
So eignet sich das erfindungsgemäße Verfahren insbesondere zur Verarbeitung von Stahlflachprodukten
mit einer Dicke von 0,8 - 4 mm, insbesondere 0,8 - 3 mm.
[0037] Für das erfindungsgemäße Verfahren können im Arbeitsschritt a) auch Stahlflachprodukte
bereitgestellt werden, die aus einem beispielsweise drei bis fünf Blechschichten umfassenden
Stapel von Blechen gebildet sind, die in an sich bekannter Weise, beispielsweise nach
Art des Walzplattierens, zu einem einheitlichen Stahlflachprodukt verbunden worden
sind. Ebenso können im Arbeitsschritt a) für das erfindungsgemäße Verfahren nach Art
von Taylored-Blanks aus miteinander verschweißten unterschiedlichen Blechzuschnitten
oder desgleichen zusammengesetzte Stahlflachprodukte sowie Stahlbänder, die miteinander
verschweißt sind und gemeinsam das zu verarbeitende Stahlflachprodukt bilden, für
den erfindungsgemäßen Prozess bereitgestellt werden.
[0038] Das jeweils erfindungsgemäß bereitgestellte Stahlflachprodukt besteht aus einem Stahl,
der eine für MnB-Stähle typische Zusammensetzung aufweist. Derartige Stähle weisen
typischerweise im Anlieferungszustand Streckgrenzen von 250 - 580 MPa und Zugfestigkeiten
von 400 - 720 MPa auf.
[0039] Aufgrund ihres Eigenschaftsprofils, insbesondere ihres Potenzials zur Entwicklung
hoher Festigkeiten für die Praxis besonders interessant sind Stahlflachprodukte, deren
Stahlsubstrat in an sich bekannter Weise aus 0,07 - 0,4 Gew.-% C, 1,0 - 2 Gew.-% Mn,
0,06 - 0,4 Gew.-% Si, bis zu 0,03 Gew.-% P, bis zu 0,01 Gew.-% S, bis zu 0,1 Gew.-%
AI, bis zu 0,15 Gew.-% Ti, bis zu 0,6 Gew.-% Nb, bis zu 0,005 Gew.-% B, bis zu 0,5
Gew.-% Cr, bis zu 0,5 Gew.-% Mo, wobei die Summe der Gehalte an Cr und Mo höchstens
0,5 Gew.-% beträgt, Rest Eisen und unvermeidbaren Verunreinigungen bestehen.
[0040] Hierunter fallen bereits im Serieneinsatz befindliche Stähle, die aus 0,07 - 0,4
Gew.-% C, 1,0 - 1,5 Gew.-% Mn, 0,3 - 0,4 Gew.-% Si, bis zu 0,03 Gew.-% P, bis zu 0,01
Gew.-% S, bis zu 0,05 Gew.-% AI, bis zu 0,15 Gew.-% Ti, bis zu 0,6 Gew.-% Nb, bis
zu 0,005 Gew.-% B, bis zu 0,5 Gew.-% Cr, bis zu 0,5 Gew.-% Mo, wobei die Summe der
Gehalte an Cr und Mo höchstens 0,5 Gew.-% beträgt, und als Rest aus Eisen und unvermeidbaren
Verunreinigungen bestehen. Derart zusammengesetzte Stähle erreichen nach der Warmformgebung
und Abkühlung Zugfestigkeiten von bis zu 2000 MPa.
[0041] Die Voraussetzung für die erfindungsgemäß erzielten Effekte stellt die Anwesenheit
mindestens eines Erdalkali- oder Übergangsmetalls in oder auf der erfindungsgemäß
vorgesehenen, Al-basierten Korrosionsschutzbeschichtung dar. So kann der Korrosionsschutzbeschichtung
eine ausreichende Menge an Erdalkali- oder Übergangsmetall zulegiert sein. Die hierfür
mindestens erforderlichen Gehalte an Erdalkali- oder Übergangsmetall in der Korrosionsschutzbeschichtung
betragen 0,1 Gew.-% und können bis zu 5 Gew.-% reichen. Dabei haben sich Erdalkali-
oder Übergangsmetall-Gehalte der Korrosionsschutzbeschichtung von mindestens 0,11
Gew.-% als besonders günstig im Hinblick auf die Zuverlässigkeit erwiesen, mit der
sich die positiven Effekte der Anwesenheit des mindestens einen Erdalkali- oder Übergangsmetalls
im erfindungsgemäß applizierten Überzug nutzen lassen. Bei über 5 Gew.-% liegenden
Erdalkali- oder Übergangsmetall-Gehalten kommt es zu einer Verdickung der Oxidschicht
und damit zu einer Staubbildung, die vermieden werden sollte. Um diese Folge besonders
sicher zu vermeiden, kann der Gehalt der im Arbeitsschritt a) applizierten Korrosionsschutzbeschichtung
an Erdalkali- oder Übergangsmetall auf in Summe höchstens 1,5 Gew.-%, insbesondere
höchstens 0,6 Gew.-%, beschränkt werden. Im Fall, dass für die erfindungsgemäßen Zwecke
ausreichend wirksame Erdalkali- oder Übergangsmetall-Gehalte in der Legierung der
auf dem Stahlsubstrat eines erfindungsgemäß verarbeiteten Stahlflachprodukts vorhandenen
Korrosionsschutzbeschichtung enthalten sind, betragen diese somit 0,1 - 5 Gew.-%,
insbesondere 0,11 - 1,5 Gew.-% oder, speziell, 0,11 - 0,6 Gew.-%.
[0042] Die optionale Applikation der das jeweilige Erdalkali- oder Übergangsmetall enthaltenden
Lösung (Arbeitsschritt b)) kann direkt nach dem Auftrag der Korrosionsschutzschicht
inline mittels Spritzen und Abquetschen oder auch per konventionellem Coil-Coating
erfolgen. Dazu werden in der Praxis Salzlösungen mit bis zu 200 g/l verwendet.
[0043] Die Erdalkali- oder Übergangsmetalle können als Sulfate, Phosphate und Nitrate oder
in oxidischer Form als Dispersion von Erdalkalimetall- oder Übergangsmetall-Oxid-Partikeln
vorliegen. Chloride sollten aufgrund des möglichen korrosiven Angriffes nicht verwendet
werden. Silikate können auch Anwendung finden. Hier ist jedoch zu beachten, dass diese
Verbindungen aufgrund möglicher Siliziumverbindung den Weiterverarbeitungsprozess
behindern können. Nicht geeignet sind Fluorverbindungen, da diese bei der Erwärmung
auf die Warmformtemperatur zu Flusssäure reagieren können. Es können auch Mischungen
verwendet werden, die aus Verbindungen der hier erläuterten Art und/oder unterschiedlichen
Erdalkali- oder Übergangsmetallen gebildet sind. Um die Ausbildung der erfindungsgemäß
zu erzeugenden Oxidschicht zu unterstützen, kann die erfindungsgemäß erforderlichenfalls
auf die Oberfläche der Korrosionsschutzschicht aufgebrachte Lösung zusätzlich einen
Netzwerkbildner, wie z.B. Bismutnitrat, und/oder ein Benetzungsmittel, wie z.B. ein
Tensid, enthalten.
[0044] Eine gesondert durchgeführte Trocknungsbehandlung ("Einbrennen") ist im Normalfall
nicht notwendig.
[0045] Vorzugsweise findet die Trocknung der erforderlichenfalls aufgebrachten Lösung durch
Ausnutzung der Prozesswärme statt. Soll beispielsweise der erfindungsgemäß erforderlichenfalls
vorgesehene Arbeitsschritt b) inline in einer Anlage zur Schmelztauchbeschichtung
durchgeführt werden, so kann die Applikation der das mindestens eine Erdalkali- oder
Übergangsmetall enthaltenden wässrigen Lösung nach dem Austritt des Stahlflachprodukts
aus dem Schmelzenbad und dem Einstellen der Auflagendicken an einer Stelle erfolgen,
an der das jeweils behandelte Stahlflachprodukt noch so ausreichend warm ist, dass
das Lösungsmittel der Lösung nach dem Kontakt mit der Oberfläche des Stahlflachprodukts
schnell verdunstet, es also schnell zum Trocknen der aufgetragenen Schicht kommt.
[0046] Alternativ zu einem in den Prozess eingebundenen Auftrag kann die Applikation der
Lösung auch in einem zusätzlichen Verfahrensschritt an einer konventionellen Bandbeschichtungsanlage
erfolgen.
[0047] Eine separate Trocknungsbehandlung kann zweckmäßig sein, wenn sichergestellt sein
soll, dass die Lösung vor der weiteren Verarbeitung getrocknet ist. Dies gilt insbesondere
dann, wenn als Lösungsmittel Wasser verwendet wird.
[0048] Bei der Verwendung von Wasser als Lösungsmittel sollte vor einem Haspeln oder Stapeln
des erfindungsgemäß behandelten Stahlflachprodukts dafür gesorgt sein, dass kein Restwasser
auf der Oberfläche verbleibt. Restwasser könnte zum einen Korrosionsprozesse initiieren.
Darüber hinaus bestünde die Gefahr, dass mit der Aluminiumoberfläche in intensiven
Kontakt kommendes Wasser zu Sauerstoff und Wasserstoff aufgespalten wird, wodurch
die Gefahr der Wasserstoffaufnahme gesteigert würde.
[0049] Um eine effektive Trocknung zu bewirken, kann entweder das Stahlflachprodukt selbst
bei der Applikation der das mindestens eine Erdalkali- oder Übergangsmetall enthaltenden
Lösung 100 - 250 °C, insbesondere 100 -180 °C, warm sein oder einer Trocknungsbehandlung
bei diesen Temperaturen unterzogen werden. Typische Trocknungszeiten liegen dabei
bei 0 - 300 s, insbesondere 10 - 60 s. Trocknungszeiten von "0 s" werden dabei dann
erreicht, wenn das Stahlflachprodukt oder seine Umgebung bei der Applikation der Lösung
so heiß sind, dass das jeweilige Lösungsmittel beim Auftreffen auf die Oberfläche
der Korrosionsschutzschicht spontan, d.h. ohne Wartezeit, verdampft.
[0050] In der Praxis wird es die Regel sein, dass mindestens die Arbeitsschritte a) und
c) beim Erzeuger des Stahlflachprodukts und die Arbeitsschritte d) und e) des erfindungsgemäßen
Verfahrens beim Endverarbeiter, d.h. dem Kunden des Erzeugers des Stahlflachprodukts,
absolviert werden, wobei vor oder nach dem Arbeitsschritt c) auch der Arbeitsschritt
b) im Werk des Herstellers des Stahlflachprodukts durchgeführt werden kann. Im Hinblick
auf die Prozessökonomie kann es dabei zweckmäßig sein, die Applikation der das mindestens
eine Erdalkali- oder Übergangsmetall enthaltenden Lösung unmittelbar vor Einlauf des
Stahlflachprodukts in den für die Erwärmung auf die Warmformtemperatur vorgesehenen
Ofen vorzunehmen. Bei dieser Variante sollte darauf geachtet werden, dass kein Lösungsmittel,
insbesondere kein Wasser, in den Ofen gelangt. Es sollte somit sichergestellt werden,
dass das erfindungsgemäß beschichtete Stahlflachprodukt vollständig trocken ist, wenn
es in den Ofen einläuft. Andernfalls könnte die durch das Wasser in den Ofen eingetragene
Feuchte zu einem zu starken Anstieg der Feuchtigkeit der Ofenatmosphäre und somit
zu einer ungewollten Taupunktanhebung führen, die wiederum das Risiko einer erhöhten
Wasserstoffaufnahme über den Warmumformprozess mit sich bringen würde.
[0051] Optional kann in der Korrosionsschutzbeschichtung des erfindungsgemäß bereitgestellten
Stahlflachprodukts Silizium ("Si") in Gehalten von bis zu 15 Gew.-%, insbesondere
bis zu 11 Gew.-%, vorhanden sein, um die Ausbildung einer Eisen-Aluminiumphase zu
reduzieren. Dabei erweisen sich Si-Gehalte von mindestens 3 Gew.-%, insbesondere mindestens
8,5 Gew.-%, in dieser Hinsicht als besonders günstig, so dass sich bei Si-Gehalten
von 3 - 15 Gew.-%, insbesondere 3 - 11 Gew.-%, speziell 8,5 - 11 Gew.-%, in der Praxis
die positiven Einflüsse von Si besonders zuverlässig nutzen lassen. Bei Gehalten von
mindestens 3 Gew.-% Si ist gewährleistet, dass die Legierungsschicht zwischen dem
Stahlsubstrat und der Korrosionsschutzschicht eines erfindungsgemäßen Stahlflachprodukts
nicht zu dick wird und optimale Weiterverarbeitungseigenschaften erhalten bleiben.
[0052] Ebenso optional kann in der auf einem erfindungsgemäß bereitgestellten Stahlflachprodukt
vorgesehenen Korrosionsschutzbeschichtung Fe in Gehalten von bis zu 5 Gew.-%, insbesondere
bis zu 4 Gew.-%, speziell bis zu 3,5 Gew.-%, vorhanden sein. Der Fe-Gehalt stellt
sich im Wesentlichen durch Diffusion von Fe aus dem Stahlsubstrat ein und trägt zur
optimalen Haftung der Schutzschicht auf dem Substrat bei. Dabei erweisen sich Fe-Gehalte
von mindestens 1 Gew.-% in dieser Hinsicht als besonders günstig, so dass sich bei
Fe-Gehalten von 1 - 5 Gew.-%, insbesondere 1 - 4 Gew.-%, speziell 1 - 3,5 Gew.-%,
in der Praxis die positiven Einflüsse der Anwesenheit von Fe besonders zuverlässig
nutzen lassen.
[0053] Die Korrosionsschutzbeschichtung kann in jeder bekannten Weise auf das Stahlsubstrat
eines erfindungsgemäßen Stahlflachprodukts aufgebracht sein. Hierzu eignet sich insbesondere
das Schmelztauchbeschichten, auch "Feueraluminieren" genannt, bei dem das jeweilige
Stahlflachprodukt durch ein geeignet erwärmtes, den Maßgaben der Erfindung hinsichtlich
der Zusammensetzung der Korrosionsschutzbeschichtung entsprechend zusammengesetztes
Schmelzenbad geleitet wird. Eine solche Schmelztauchbeschichtung ist insbesondere
für bandförmige Stahlflachprodukte mit einer Dicke von bis zu 3 mm geeignet. Bei größeren
Dicken kann auch eines der eingangs schon erwähnten Dampfabscheideverfahren (PVD,
CVD) eingesetzt worden sein, um die Korrosionsschutzbeschichtung zu applizieren.
[0054] Das Auflagengewicht einer auf einem erfindungsgemäß verarbeiteten Stahlflachprodukt
vorhandenen Korrosionsschutzbeschichtung beträgt typischerweise pro Seite des Stahlflachprodukts
30 - 100 g/m
2, insbesondere 40 - 80 g/m
2.
[0055] Wie schon erwähnt, hat sich aus der Gruppe der Erdalkali- oder Übergangsmetalle besonders
Mg als für die erfindungsgemäßen Zwecke geeignet herausgestellt. Mg kann dabei alleine
oder in Kombination mit anderen Erdalkali- oder Übergangsmetallen, wie die ebenfalls
schon erwähnten Elemente Beryllium, Kalzium, Strontium und / oder Barium, im erfindungsgemäß
applizierten Überzug vorhanden sein, um die erfindungsgemäß angestrebten Effekte zu
nutzen.
[0056] Das erfindungsgemäß bereitgestellte Stahlflachprodukt wird im Arbeitsschritt c) auf
eine 800 - 1000 °C, insbesondere 850 - 950 °C, betragende Warmformtemperatur erwärmt
und bei dieser Temperatur gehalten, bis eine ausreichende Wärmemenge in das Stahlflachprodukt
oder eine davon abgeteilte Platine eingebracht ist. Warmformtemperaturen von 850 -
930 °C haben sich dabei als besonders günstig herausgestellt. Die jeweils konkret
benötigte Haltedauer und Glühtemperatur lässt sich anhand der Maßgabe abschätzen,
dass die im Arbeitsschritt c) in das Stahlflachprodukt oder die Platine eingebrachte
Wärmeenergiemenge Js mehr als 40.000 kJs und höchstens 400.000 kJs betragen soll,
wobei sich Js gemäß folgender bekannter Gleichung berechnen lässt:

mit
- T2:
- Endtemperatur des Bauteils am Ende der Erwärmung in K
- T1:
- Starttemperatur des Bauteils zu Beginn der Erwärmung in K
- c:
- Wärmekapazität Stahl (typischerweise 460 J/kgK)
- t:
- Haltezeit des Stahlflachprodukts oder der Platine auf der Endtemperatur in s
- m:
- Masse des Stahlflachprodukts oder der Platine in kg
[0057] Die Erwärmung kann in jeder geeigneten Weise durchgeführt werden. Im Fall, dass hierzu
ein konventioneller Durchlaufofen eingesetzt wird, in dem das Stahlflachprodukt oder
die Platine durch Strahlungswärme erwärmt wird, beträgt die geeignete Haltedauer typischerweise
100 - 900 s, insbesondere 100 - 600 s oder, besonders praxisgerecht, 180 - 600 s.
Gerade im Fall, dass eine Warmformtemperatur von 850 - 930 °C gewählt wird, erweisen
sich in der Praxis auch Haltedauern von 180 - 600 s in der Regel als ausreichend.
[0058] Optional kann vor der Warmumformung in Kombination mit der Erwärmung auf die Warmformtemperatur
oder als separater Behandlungsschritt eine Vorlegierung der Korrosionsschutzschicht
durchgeführt werden. Hierzu kann das Stahlflachprodukt bei Temperaturen von 650 -
1100 °C über eine Dauer von 10 - 240 s, insbesondere 30 - 90 s, gehalten werden.
[0059] Das in der erfindungsgemäßen Weise erwärmte Stahlflachprodukt wird innerhalb einer
in der Praxis üblichen Transferzeit einer Warmumformeinrichtung zugeführt, in der
die Warmumformung des Stahlflachprodukts zu dem Bauteil erfolgt (Arbeitsschritt e)).
[0060] Nachfolgend wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen erläutert.
[0061] Für neun Versuche V1 - V9 wurden konventionell legierte MnB-Stahlbleche A - F zur
Verfügung gestellt, deren Zusammensetzungen in Tabelle 1 angegeben sind.
[0062] Stahlbleche wiesen jeweils eine Dicke D auf und sind in konventioneller Weise durch
Schmelztauchbeschichten mit einer Al-basierten Korrosionsschutzbeschichtung versehen
worden. Dabei sind fünf Varianten Z1 - Z5 einer solchen Korrosionsschutzbeschichtung
zum Einsatz gekommen, deren Zusammensetzungen in Tabelle 2 angegeben sind. Als den
Maßgaben der Erfindung entsprechend zugegebenes Erdalkali- oder Übergangsmetall enthielt
jede der Korrosionsschutzbeschichtung Z1 - Z5 den in Tabelle 2 ausgewiesenen Gehalt
an Mg.
[0063] Die jeweils mit einer der Korrosionsschutzbeschichtungen Z1 - Z5 versehenen Stahlbleche
A - F sind in konventioneller Weise flexibel kaltgewalzt worden, wobei über dieses
Kaltwalzen jeweils ein Walzgrad W erreicht worden ist.
[0064] Nach dem flexiblen Walzen sind die jeweils mit einer der Korrosionsschutzbeschichtungen
Z1 - Z5 versehenen Stahlbleche A - F in einem konventionellen Durchlaufofen auf eine
Warmformtemperatur von jeweils 850 - 930 °C erwärmt worden, wobei die Haltedauer bei
der jeweiligen Warmformtemperatur so variiert worden ist, dass eine ausreichende Energiemenge
EE in das jeweilige Blech eingebracht worden ist. Bei den Versuchen V4 und V6 ist
die Erwärmung in zwei Stufen durchgeführt worden, um zunächst eine Vorlegierung der
Korrosionsschutzbeschichtung zu bewirken. Bei allen anderen Versuchen V1 - V3, V5
und V7 - V9 ist einstufig erwärmt worden.
[0065] Die derart auf die jeweilige Warmformtemperatur erwärmten Blechproben A - F sind
in konventioneller Weise in einem hierzu vorgesehenen Werkzeug zu einem Blechbauteil
warmumgeformt worden.
[0066] Nach der Warmumformung sind die erhaltenen Stahlbleche mit einer Abkühlgeschwindigkeit
von 20 - 1000 K/s auf Raumtemperatur abgekühlt worden.
[0067] In Tabelle 3 sind zu den Versuchen V1 - V9 der Stahl des Stahlsubstrats des bei den
Versuchen V1 - V9 jeweils eingesetzten Stahlblechs, der jeweils auf das betreffende
Stahlblech applizierte Überzug, die Dicke D der untersuchten Blechproben, das Auflagengewicht
des Überzugs vor der Erwärmung auf die Warmformtemperatur, die bei der Erwärmung auf
die Warmformtemperatur eingebrachte Wärmemenge und der über das flexible Kaltwalzen
erzielte Walzgrad W angegeben.
[0068] An den nach dem flexiblen Kaltwalzen erhaltenen Stahlblechen ist der Flächenanteil
%OB der neu gebildeten Oxidschicht OB, die im Zuge des flexiblen Kaltwalzens auf der
Korrosionsschutzbeschichtung des jeweils verarbeiteten Stahlblechs entstanden ist,
an der die Oberfläche des Stahlblechs insgesamt dicht bedeckenden Oxidschicht mittels
XPS-Analyse ermittelt worden. Die übrige auf den Proben vorhandene Oxidschicht bestand
jeweils aus der bereits vor dem flexiblen Kaltwalzen vorhandenen ursprünglichen Oxidschicht
OA, deren Flächenanteil %OA an der gesamten von der Oxidschicht dicht abgedeckten
Oberfläche der Proben A - F somit %OA = 100 % - %OB betrug.
[0069] Ebenso sind jeweils per XPS-Messung die vor dem flexiblen Walzen vorhandenen Dicken
D_OA der ursprünglichen Oxidschichten OA, die Dicken D_OB der über das flexible Walzen
neu gebildeten, nach dem flexiblen Walzen vorhandenen Oxidschichten OB und die nach
der Warmumformung vorhandene Dicke D_OP der bei der Erwärmung auf die Warmumformtemperatur
gebildeten und nach der Warmumformung auf dem jeweils erhaltenen Bauteil vorhandenen
Oxidschicht bestimmt worden. Die betreffenden Messergebnisse sind in Tabelle 4 zusammengefasst.
[0070] Ebenso sind an den Proben A - F jeweils per XPS-Messung die Zusammensetzungen der
auf der Korrosionsschutzbeschichtung vorhandenen Oxidschicht vor dem flexiblen Walzen,
zwischen dem flexiblen Walzen und der Erwärmung auf die Warmformtemperatur und nach
dem Warmumformen vorhandenen Oxidschichten bestimmt worden.
[0071] Schließlich ist ebenfalls per XPS-Analyse noch die Zunahme des Gehalts an Wasserstoff,
der im Zuge der Erwärmung und des Kaltwalzens in das Stahlblech gelangt ist, bestimmt
worden.
[0072] Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sind in Tabelle 5 zusammengefasst. Die geringe
Zunahme des Gehalts an diffusiblem Wasserstoff belegt die Wirksamkeit der Oxidschicht,
die sich in Folge der erfindungsgemäß vorgesehenen Dotierung der Al-basierten Korrosionsschutzbeschichtung
mit Mg einerseits beim flexiblen Walzen und andererseits mit der Erwärmung auf die
Warmformtemperatur einstellt und Schadstellen, die sich durch das flexible Walzen
oder die Warmumformung ergeben, durch sofortige erneute Reaktion des Mg mit dem Umgebungssauerstoff
innerhalb kürzester Zeit wieder schließen, so dass allenfalls minimale Mengen an Wasserstoff
in die Korrosionsschutzbeschichtung eindringen können.
Tabelle 1
| Stahl |
C |
Si |
Mn |
P |
S |
Al |
Nb |
Ti |
B |
| A |
0,08 |
0,33 |
0,95 |
0,025 |
0,020 |
0,013 |
0,09 |
0,010 |
0,005 |
| B |
0,23 |
0,38 |
1,3 |
0,020 |
0,007 |
0,013 |
- |
0,03 |
0,004 |
| C |
0,38 |
0,37 |
1,38 |
0,020 |
0,008 |
0,013 |
- |
0,10 |
0,005 |
| D |
0,20 |
0,35 |
1,35 |
0,020 |
0,008 |
0,012 |
- |
0,02 |
0,004 |
| E |
0,14 |
0,25 |
1,07 |
0,010 |
0,001 |
0,08 |
0,025 |
0,010 |
0,002 |
| F |
0,24 |
0,30 |
1,3 |
0,022 |
0,008 |
0,012 |
- |
0,02 |
0,004 |
| Angaben in Gew.-%, Rest Fe und unvermeidbare Verunreinigungen |
Tabelle 2
| Korrosionsschutzbeschichtung vor der Warmumformung |
Mg |
Si |
Fe |
| Z1 |
0,3 |
9,5 |
3 |
| Z2 |
0,5 |
8 |
3,5 |
| Z3 |
0,1 |
10 |
3 |
| Z4 |
2 |
8 |
2,0 |
| Z5 |
0,8 |
8 |
3 |
| Angaben in Gew.-%, Rest Al und unvermeidbare Verunreinigungen |
Tabelle 3
| Versuch |
Stahl |
Dicke D |
Korrosionsschutzbeschichtung |
Auflagengewicht je Seite |
Walzgrad W |
Eingebrachte Energiemenge EE |
| [mm] |
[g/m2]* |
[%] |
[kJs/kg] |
| V1 |
A |
2,95 |
Z3 |
69 |
30 |
74.106 |
| V2 |
B |
1,5 |
Z2 |
70 |
30 |
123.510 |
| V3 |
C |
2,95 |
Z3 |
75 |
50 |
247.020 |
| V4 |
D |
1,5 |
Z5 |
65 |
30 |
79.350 + 49680 |
| V5 |
E |
1,5 |
Z1 |
70 |
50 |
74.106 |
| V6 |
F |
2,95 |
Z4 |
71 |
30 |
262.200 + 40.365 |
| V7 |
B |
2,95 |
Z1 |
65 |
50 |
247.020 |
| V8 |
B |
1,5 |
Z3 |
72 |
50 |
123.510 |
| V9 |
D |
1,5 |
Z2 |
71 |
30 |
123.510 |
Tabelle 4
| Versuch |
D_OA |
D_OB |
D_OP |
%OB |
| |
[nm] |
|
[%] |
| V1 |
280 |
10 |
12 |
15 |
| V2 |
300 |
20 |
22 |
10 |
| V3 |
150 |
7 |
8 |
24 |
| V4 |
130 |
9 |
10 |
17 |
| V5 |
150 |
8 |
9 |
27 |
| V6 |
130 |
8 |
9 |
21 |
| V7 |
250 |
18 |
20 |
21 |
| V8 |
130 |
7 |
8 |
27 |
| V9 |
130 |
9 |
10 |
22 |
Tabelle 4
| Versuch |
Zusammensetzung der Oxidschicht vor dem flexiblen Walzen |
Zusammensetzung der Oxidschicht zwischen dem flexiblen Walzen und der Erwärmung auf
die Warmformtemperatur |
Zusammensetzung der Oxidschicht nach der Warmumformung |
Zunahme diffusibler Wasserstoff |
| O |
Al |
Si |
Mg |
C |
O |
Al |
Si |
Mg |
C |
O |
Al |
Si |
Mg |
C |
Diffusibler Wasserstoff |
| [Atom-%] |
[Atom-%] |
[Atom-%] |
[ppm] |
| V1 |
35 |
18,40 |
4 |
5 |
Rest |
35 |
21 |
4,5 |
4,0 |
Rest |
49 |
28 |
8,0 |
1,0 |
Rest |
0,22 |
| V2 |
38 |
16,10 |
3,5 |
4 |
38 |
25 |
4,9 |
4,7 |
50 |
26 |
9,0 |
0,5 |
0,28 |
| V3 |
45 |
12,00 |
2,7 |
3 |
45 |
23 |
4,8 |
4,5 |
51 |
25 |
8,5 |
2,0 |
0,27 |
| V4 |
55 |
14,50 |
3,1 |
4 |
55 |
29 |
6,0 |
6,2 |
45 |
30 |
10,0 |
1,0 |
0,21 |
| V5 |
54 |
17,90 |
4,1 |
4 |
54 |
27 |
4,7 |
5,4 |
44 |
31 |
10,0 |
1,0 |
0,31 |
| V6 |
37 |
7,50 |
1,5 |
2 |
37 |
28 |
4,9 |
5,8 |
51 |
27 |
8,0 |
1,5 |
0,24 |
| V7 |
41 |
14,80 |
3,3 |
4 |
41 |
29 |
5,0 |
5,1 |
49 |
28 |
8,0 |
0,5 |
0,31 |
| V8 |
38 |
21,40 |
4,9 |
5 |
38 |
22 |
4,8 |
4,2 |
48 |
29 |
7,0 |
2,0 |
0,29 |
| V9 |
40 |
10,00 |
2,1 |
3 |
40 |
21 |
4,1 |
3,8 |
53 |
24 |
8,0 |
1,0 |
0,24 |
1. Verfahren zum Herstellen eines Blechbauteils durch Warmumformen eines Stahlflachprodukts,
das mit einer Korrosionsschutzbeschichtung versehen ist und das durch ein flexibles
Kaltwalzen mindestens einen Abschnitt verliehen bekommt, der eine andere Dicke aufweist
als ein an ihn angrenzender anderer Abschnitt des Stahlflachprodukts, wobei der Übergang
zwischen den unterschiedlich dicken Abschnitten des Stahlflachprodukts sprungartig
erfolgt, umfassend folgende Arbeitsschritte:
a) Bereitstellen eines Stahlflachprodukts, das ein Stahlsubstrat, das aus einem Stahl
erzeugt ist, der, in Gew.-%, aus 0,07 - 0,4 % C, 1,0 - 2,5 % Mn, 0,06 - 0,9 % Si,
bis zu 0,03 % P, bis zu 0,01 % S, bis zu 0,1 % Al, bis zu 0,15 % Ti, bis zu 0,6 %
Nb, bis zu 0,005 % B, bis zu 0,5 % Cr, bis zu 0,5 % Mo, wobei die Summe der Gehalte
an Cr und Mo höchstens 0,5 % beträgt, und als Rest aus Eisen und unvermeidbaren Verunreinigungen
besteht, und eine auf das Stahlsubstrat applizierte Korrosionsschutzbeschichtung umfasst,
die aus, in Gew.-%, bis zu 15 % Si, bis zu 5 % Fe, optional bis zu 5 % mindestens
eines Erdalkali- oder Übergangsmetalls und als Rest aus AI und unvermeidbaren Verunreinigungen
gebildet ist, sodann
b) im Fall, dass die Korrosionsschutzbeschichtung kein oder weniger als 0,1 Gew.-%
an dem mindestens Erdalkali- oder Übergangsmetall enthält: Applizieren einer mindestens
ein Erdalkali- oder Übergangsmetall enthaltenden Lösung auf die Korrosionsschutzbeschichtung
des Stahlflachprodukts,
c) flexibles Kaltwalzen des Stahlflachprodukts, um an dem Stahlflachprodukt die Abschnitte
unterschiedlicher Dicke zu erzeugen, sodann
d) Erwärmen des flexibel kaltgewalzten Stahlflachprodukts auf eine 800 - 1000 °C betragende
Warmformtemperatur unter einer Atmosphäre, die mehr als 15 Vol.-% Sauerstoff enthält,
über eine Haltedauer, die ausreicht, um in das Stahlflachprodukt eine Wärmeenergiemenge
Js von mehr als 44.000 kJs und höchstens 400.000 kJs einzubringen, so dass nach dem
Erwärmen die Oberfläche der Korrosionsschutzbeschichtung des Stahlflachprodukts dicht
mit einer Schicht belegt ist, die aus einem primären Oxid des mindestens einen in
der Korrosionsschutzschicht enthaltenen und/oder im Arbeitsschritt b) optional zusätzlich
aufgetragenen Erdalkali- oder Übergangsmetalls besteht, sodann
e) Warmumformen des Stahlflachprodukts zu dem Blechbauteil.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Dicke des im Arbeitsschritt a) bereitgestellten Stahlflachprodukts 0,6 - 7 mm
beträgt.
3. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Si-Gehalt der Korrosionsschutzbeschichtung des Stahlflachprodukts mindestens
3 Gew.-% beträgt.
4. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Fe-Gehalt der Korrosionsschutzbeschichtung des Stahlflachprodukts mindestens
1 Gew.-% beträgt.
5. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Korrosionsschutzbeschichtung des Stahlflachprodukts einen Gehalt von in Summe
mindestens 0,1 Gew.-% an Erdalkali- oder Übergangsmetallen enthält.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Korrosionsschutzbeschichtung des Stahlflachprodukts einen Gehalt von in Summe
mindestens 0,11 Gew.-% an Erdalkali- oder Übergangsmetallen enthält.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Korrosionsschutzbeschichtung des Stahlflachprodukts einen Gehalt von in Summe
höchstens 1,5 Gew.-% an Erdalkali- oder Übergangsmetallen enthält.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Korrosionsschutzbeschichtung des Stahlflachprodukts einen Gehalt von in Summe
höchstens 0,6 Gew.-% an Erdalkali- oder Übergangsmetallen enthält.
9. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Korrosionsschutzbeschichtung des Stahlflachprodukts oder die gemäß Arbeitsschritt
b) applizierte Lösung als das mindestens eine Erdalkali- oder Übergangsmetall Magnesium
enthält.
10. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Auflagengewicht der Korrosionsschutzbeschichtung des Stahlflachprodukts 30 -
100 g/m2 pro beschichteter Seite des Stahlflachprodukts beträgt.
11. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Korrosionsschutzbeschichtung durch Schmelztauchbeschichten auf das Stahlsubstrat
des Stahlflachprodukts aufgebracht ist.
12. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Erwärmung des Stahlflachprodukts im Arbeitsschritt c) in einem Durchlaufofen
durch Strahlungswärme erfolgt und die Haltedauer 100 - 900 s beträgt.