[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben eines Rückfahrassistenzsystems
für ein Fahrzeug und ein Rückfahrassistenzsystem. Ferner betrifft die Erfindung ein
Fahrzeug.
[0002] Es sind Rückfahrassistenzsysteme für Fahrzeuge bekannt, welche bis zu einer Maximalgeschwindigkeit
(z.B. 35 km/h) eine bereits gefahrene Trajektorie (z.B. die letzten 50 Meter) abspeichern
und die bereits gefahrene Trajektorie teilautomatisiert oder automatisiert rückwärts
wieder abfahren können.
[0003] Aus der
DE 10 2015 217 555 A1 sind ein Fortbewegungsmittel, eine Vorrichtung sowie ein Verfahren zur Manöverassistenz
für ein Fortbewegungsmittel bekannt. Das Verfahren umfasst die Schritte: Ermitteln
von Stellgrößen und Messgrößen des Fortbewegungsmittels bei einer Fahrt auf einer
ersten Wegstrecke, Ermitteln einer ersten Trajektorie des Fortbewegungsmittels für
die erste Wegstrecke auf Basis der Stellgrößen und Messgrößen, Ermitteln einer Wunschtrajektorie
für das Fortbewegungsmittel zu der ersten Trajektorie, Vergleichen der Wunschtrajektorie
mit einer zu einem früheren Zeitpunkt gefahrenen Referenztrajektorie, und, sofern
ein hinreichendes Maß an Übereinstimmung besteht, Verwenden von Stellgrößen und Messgrößen,
welche der Referenztrajektorie zugeordnet sind, für die Manöverassistenz. Es kann
vorgesehen sein, dass die Wunschtrajektorie einer Rückwärtsfahrt des Fortbewegungsmittels
auf der ersten Trajektorie entspricht.
[0004] Aus der
DE 10 2014 213 074 A1 ist ein Rückfahrassistenzsystem für ein zweispuriges Kraftfahrzeug mit Vorderradlenkung
zum Zurückfahren in Rückwärtsrichtung einer zuvor in Vorwärtsrichtung manuell gefahrenen
Fahrstrecke bekannt. Das Rückfahrassistenzsystem erlaubt zumindest ein automatisches
Lenken des Kraftfahrzeugs während des Zurückfahrens. Das Rückfahrassistenzsystem ist
eingerichtet, für verschiedene Positionen der bei der Vorwärtsfahrt durchlaufenen
Fahrstrecke jeweils einen Wert einer für die Ausrichtung der Fahrzeuglängsachse bei
Vorwärtsfahrt charakteristischen ersten Größe an der jeweiligen Position in Abhängigkeit
einer zurückgelegten Wegstrecke des einen Hinterrads und einer zurückgelegten Wegstrecke
des anderen Hinterrads zu bestimmen. Insbesondere werden berechnete Werte der für
die Ausrichtung der Fahrzeuglängsachse bei Vorwärtsfahrt charakteristischen ersten
Größe (mit einer Zuordnung zu der jeweiligen Position) in einem Datenspeicher abgespeichert
und dann später bei der Rückwärtsfahrt diese Werte wieder aus dem Datenspeicher ausgelesen
und für die Steuerung der Vorderradlenkung verwendet. Für verschiedene Positionen
der bei der Rückwärtsfahrt durchlaufenen Fahrstrecke wird jeweils ein Wert einer für
die Ausrichtung charakteristischen zweiten Größe an der jeweiligen Position in Abhängigkeit
einer zurückgelegten Wegstrecke des einen Hinterrads und einer zurückgelegten Wegstrecke
des anderen Hinterrads bestimmt. Es wird während der Rückwärtsfahrt für verschiedene
Positionen der Fahrstrecke jeweils ein Wert der für die Ausrichtung der Fahrzeuglängsachse
bei Vorwärtsfahrt charakteristischen ersten Größe an der jeweiligen Position mit einem
Wert der für die Ausrichtung der Fahrzeuglängsachse bei Rückwärtsfahrt charakteristischen
zweiten Größe an der gleichen Position verglichen, und in Abhängigkeit des Vergleichs
wird die Vorderradlenkung gesteuert.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, ein Verfahren zum Betreiben eines Rückfahrassistenzsystems
für ein Fahrzeug und ein Rückfahrassistenzsystem zu verbessern.
[0006] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Patentanspruchs
1 und ein Rückfahrassistenzsystem mit den Merkmalen des Patentanspruchs 9 gelöst.
Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0007] Insbesondere wird ein Verfahren zum Betreiben eines Rückfahrassistenzsystems für
ein Fahrzeug zur Verfügung gestellt, wobei das Rückfahrassistenzsystem ein rückwärtiges
Befahren einer bereits gefahrenen Trajektorie zumindest teilautomatisiert durchführt,
wobei mittels einer Steuereinrichtung eine maximale Weglänge für das rückwärtige Befahren
der bereits gefahrenen Trajektorie in Abhängigkeit eines für das rückwärtige Befahren
der bereits gefahrenen Trajektorie zu erwartenden Fehlers bestimmt und bereitgestellt
wird, wobei die maximale Weglänge diejenige Weglänge entlang der Trajektorie ist,
bei der der zu erwartende Fehler einen vorgegebenen Fehlerschwellenwert überschreitet.
[0008] Ferner wird insbesondere ein Rückfahrassistenzsystem geschaffen, wobei das Rückfahrassistenzsystem
ein rückwärtiges Befahren einer bereits gefahrenen Trajektorie zumindest teilautomatisiert
durchführen kann, umfassend eine Steuereinrichtung, wobei die Steuereinrichtung dazu
eingerichtet ist, eine maximale Weglänge für das rückwärtige Befahren der bereits
gefahrenen Trajektorie in Abhängigkeit eines für das rückwärtige Befahren der bereits
gefahrenen Trajektorie zu erwartenden Fehlers zu bestimmen und bereitzustellen, wobei
die maximale Weglänge diejenige Weglänge entlang der Trajektorie ist, bei der ein
zu erwartender Fehler einen vorgegebenen Fehlerschwellenwert überschreitet.
[0009] Das Verfahren und das Rückfahrassistenzsystem ermöglichen es, einem Nutzer des Rückfahrassistenzsystems
eine Rückmeldung über eine maximale Weglänge zu geben, sodass der Nutzer das Rückfahrassistenzsystem
bestmöglich für seine Zwecke einsetzen kann. Hierzu wird ein zu erwartender Fehler
beim rückwärtigen Befahren der bereits gefahrenen Trajektorie mittels einer Steuereinrichtung
bestimmt. Der zu erwartende Fehler wird hierbei insbesondere von einem Messfehler
einer beim Erfassen der bereits gefahrenen Trajektorie verwendeten Sensorik, beispielsweise
der Fahrzeugodometrie, hervorgerufen sowie von einem Fehler einer Aktorik, insbesondere
einer Quer- und Längsführung des Fahrzeugs, die beim rückwärtigen Befahren der bereits
gefahrenen Trajektorie eingesetzt wird. Die Erfindung basiert auf der Erkenntnis,
dass beim rückwärtigen Befahren die aufgezeichnete bereits gefahrene Trajektorie nur
zu einem gewissen Grad reproduziert werden kann, wobei sich ein Fehler, das heißt
eine Abweichung von der vorwärts gefahrenen Trajektorie, bei der Rückwärtsfahrt ergibt.
Bei dem Fehler handelt es sich insbesondere um eine laterale Abweichung von der vorwärts
gefahrenen Trajektorie bei der Rückwärtsfahrt. Die laterale Abweichung beim Abfahren
der Trajektorie ist entscheidend, da es bei einer zu großen Abweichung beispielsweise
zu einer Kollision mit anderen Objekten (z.B. parkenden Fahrzeugen) neben der Trajektorie
kommen kann.
[0010] Mit Hilfe des bestimmten zu erwartenden Fehlers wird eine maximale Weglänge bestimmt,
wobei die maximale Weglänge diejenige Weglänge ist, bei der der zu erwartende Fehler
während einer Rückwärtsfahrt entlang der Trajektorie einen vorgegebenen Fehlerschwellenwert
überschreitet.
[0011] Ein Vorteil des Verfahrens und des Rückfahrassistenzsystems ist, dass ein Nutzer
stets darüber informiert ist, wie weit eine bereits gefahrene Trajektorie teilautomatisiert
oder automatisiert zurückgefahren werden kann. In komplexen Umgebungen kann ein Fahrzeug
daher vom Nutzer nur soweit vorwärts gefahren werden, dass eine teilautomatisierte
oder automatisierte Rückfahrt stets noch möglich ist. Dies steigert einen Komfort
und eine Sicherheit des Nutzers beim Benutzen des Fahrzeugs.
[0012] Eine Trajektorie ist insbesondere eine (zeitlich und/oder logisch) geordnete Menge
aus Messpunkten oder Tupeln, die jeweils zumindest einen Lenkwinkel und eine Geschwindigkeit
des Fahrzeugs umfassen. Die Geschwindigkeit entlang der Trajektorie kann alternativ
über Wertepaare bestehend aus Wegstrecke und Zeitstempel abgebildet werden, um die
durchschnittliche Geschwindigkeit für einen Trajektorienabschnitt zu speichern.
[0013] Beim Bestimmen des zu erwartenden Fehlers können insbesondere die folgenden Fehlerquellen
berücksichtigt werden: eine beim Aufzeichnen der Trajektorie verwendete Fahrzeugodometrie
und/oder Messsensorik (insbesondere auch in Abhängigkeit eines jeweils verwendeten
Messprinzips und/oder einer Geschwindigkeit des Fahrzeugs und/oder von jeweiligen
Messbedingungen wie Temperatur, Witterung etc.), Fehler bei der Speicherung (z.B.
aufgrund von Quantisierung etc.) und/oder Fehler, die beim rückwärtigen Befahren einer
Aktorik zuzuordnen sind. Die Fehler und deren Abhängigkeiten können für die einzelnen
Fehlerquellen insbesondere basierend auf empirischen Versuchen bestimmt werden.
[0014] Teile des Rückfahrassistenzsystems, insbesondere die Steuereinrichtung, können einzeln
oder zusammengefasst als eine Kombination von Hardware und Software ausgebildet sein,
beispielsweise als Programmcode, der auf einem Mikrocontroller oder Mikroprozessor
ausgeführt wird.
[0015] Das Bereitstellen der bestimmten maximalen Weglänge kann beispielsweise das Ausgeben
der maximalen Weglänge auf einer Anzeigeeinrichtung umfassen. Hierdurch kann die maximale
Weglänge direkt einem Nutzer des Fahrzeugs mitgeteilt werden. Hierbei kann die maximale
Weglänge beispielsweise als Zahlenwert, als Balkendiagramm und/oder als Harvey-Balls
dargestellt werden. Auch das Darstellen einer auf die maximale Weglänge gekürzten
Trajektorie, beispielsweise als Projektion in einer Straßenkarte (z.B. in der Navigationsdarstellung
eines Navigationssystems) oder in einem Kamerabild (z.B. eines Rückfahrkamerasystems),
kann erfolgen.
[0016] Ein Fahrzeug ist insbesondere ein Kraftfahrzeug. Ein Fahrzeug kann prinzipiell jedoch
auch ein anderes Land-, Wasser-, Schienen, Luft- oder Raumfahrzeug sein.
[0017] In einer Ausführungsform ist vorgesehen, dass die rückwärtig befahrbare Weglänge
auf die bestimmte maximale Weglänge begrenzt wird. Hierdurch kann bei Verwendung des
Rückfahrassistenzsystems verhindert werden, dass die bereits gefahrene Trajektorie
über einen tolerierbaren Fehler hinaus rückwärtig befahren wird. Hierdurch kann insbesondere
eine Sicherheit beim Betreiben des Rückfahrassistenzsystems erhöht werden, da jederzeit
eine vorgegebene maximale Abweichung von der bereits gefahrenen Trajektorie eingehalten
wird. Insbesondere kann vorgesehen sein, dass mittels der Steuereinrichtung das Einhalten
der Begrenzung auf die maximale Weglänge überprüft wird. Insbesondere kann die Steuereinrichtung
das Rückwärtsfahren abbrechen bzw. beenden, wenn ein Überprüfungsergebnis ergibt,
dass die maximale Weglänge erreicht ist.
[0018] In einer Ausführungsform ist vorgesehen, dass zum Bestimmen des zu erwartenden Fehlers
die bereits gefahrene Trajektorie jeweils formabhängig in Trajektorienabschnitte unterteilt
wird, wobei zumindest ausgehend von einer jeweiligen Form der Trajektorienabschnitte
und von einer Geschwindigkeit, mit der der jeweilige Trajektorienabschnitt in Vorwärtsrichtung
abgefahren wurde, ein zu erwartender Fehler des jeweiligen Trajektorienabschnitts
bestimmt wird, wobei der zu erwartende Fehler beim rückwärtigen Befahren der bereits
gefahrenen Trajektorie in rückwärtiger Richtung aus den zu erwartenden Fehlern der
Trajektorienabschnitte bestimmt wird. Hierdurch kann ein Fehler genauer, nämlich in
Abhängigkeit einer Form der Trajektorie bzw. der Trajektorienabschnitte und einer
Geschwindigkeit bzw. eines Geschwindigkeitsprofils, bestimmt werden. Der Vorgehensweise
liegt die Erkenntnis zugrunde, dass eine Genauigkeit beim Nachfahren, insbesondere
beim rückwärtigen Befahren, einer bereits gefahrenen Trajektorie maßgeblich von einer
Form der Trajektorie bzw. einer Form von Trajektorienabschnitten und einer beim Aufzeichnen
der bereits gefahrenen Trajektorie jeweils auf den Trajektorienabschnitten verwendeten
Geschwindigkeit des Fahrzeugs abhängt. Anders ausgedrückt wird eine bereits gefahrene
Trajektorie in Abhängigkeit der Form der Trajektorie und/oder der Form einzelner Trajektorienabschnitte
in Trajektorienabschnitte unterteilt. Beispielsweise können hierbei gerade verlaufende
Trajektorienabschnitte von gekrümmten bzw. kurvigen Trajektorienabschnitten unterschieden
werden. Auch unterschiedliche Krümmungen bzw. Kurvenradien können voneinander unterschieden
werden (z.B. Geradeausfahrt, verschiedene Klothoide, S-Schlagmanöver, 90°-Wende, 180°-Wende
usw.). Für jeden der auf diese Weise erhaltenen Trajektorienabschnitte wird dann ein
Fehler zumindest in Abhängigkeit der Form und der Geschwindigkeit, mit der dieser
Trajektorienabschnitt abgefahren wurde, bestimmt, beispielsweise geschätzt. Zum Bestimmen
des Gesamtfehlers werden die jeweils für die einzelnen Trajektorienabschnitte bestimmten
Fehler kumuliert, beispielsweise können absolute Fehler bestimmt und gemäß den Gesetzen
der Fehlerfortpflanzung aufsummiert werden. Dies erfolgt insbesondere ausgehend von
einem Ende der bereits gefahrenen Trajektorie oder einer aktuellen Position des Fahrzeugs
auf der bereits gefahrenen Trajektorie. Bei der Akkumulation wird dabei insbesondere
berücksichtigt, dass sich der Gesamtfehler verringern kann, wenn die Bewegung entlang
der Trajektorienabschnitte gegenläufig ist.
[0019] Die jeweils durch Einbeziehen eines weiteren voranstehenden Trajektorienabschnitts
erhaltenen kumulierten Fehlerwerte werden mit dem vorgegebenen Fehlerschwellenwert
verglichen. Ist der Fehlerschwellenwert überschritten, so wird insbesondere der im
vorherigen Schritt betrachtete Trajektorienabschnitt als Referenz zum Bestimmen der
maximalen Weglänge verwendet, sodass die maximale Weglänge die Weglängen aller in
vorangegangenen Schritten berücksichtigten Trajektorienabschnitte umfasst.
[0020] In einer alternativen Ausführungsform ist vorgesehen, dass zum Bestimmen des zu erwartenden
Fehlers die bereits gefahrene Trajektorie jeweils formabhängig in Trajektorienabschnitte
unterteilt wird, wobei zumindest ausgehend von einer jeweiligen Form der Trajektorienabschnitte
und von einer Geschwindigkeit, mit der der jeweilige Trajektorienabschnitt in Vorwärtsrichtung
abgefahren wurde, eine Anzahl von den jeweiligen Trajektorienabschnitt repräsentierenden
Messpunkten festgelegt ist oder festgelegt wird, wobei die maximale Weglänge und/oder
der vorgegebene Fehlerschwellenwert in Form von einer maximalen Anzahl von Messpunkten
vorgegeben ist oder vorgegeben wird. Das Vorgehen beim Unterteilen der bereits gefahrenen
Trajektorie in einzelne Trajektorienabschnitte ist hierbei analog zu der voranstehend
beschriebenen Ausführungsform. Jedoch werden die derart erhaltenen Trajektorienabschnitte
jeweils durch eine festgelegte Anzahl von Messpunkten repräsentiert. Dies kann auch
bereits während des Aufzeichnens der bereits gefahrenen Trajektorie erfolgen bzw.
erfolgt sein. Beispielsweise kann eine Anzahl an erfassten und/oder aufgezeichneten
Messpunkten (jeweils Tupel, gebildet aus zumindest einem Lenkwinkel und einer Geschwindigkeit)
in Abhängigkeit eines Lenkwinkels und einer Geschwindigkeit (beim Aufzeichnen) festgelegt
werden. Das Festlegen der Anzahl der den jeweiligen Trajektorienabschnitt repräsentierenden
Messpunkte erfolgt ausgehend zumindest von einer jeweiligen Form der Trajektorienabschnitte
und von einer Geschwindigkeit, mit der der jeweilige Trajektorienabschnitt in Vorwärtsrichtung
abgefahren wurde. Hierbei erfolgt dies insbesondere derart, dass eine Anzahl von Messpunkten
umso größer ist, je größer eine Komplexität des jeweils betrachteten Trajektorienabschnitts
ist. So kann ein gerade verlaufender Trajektorienabschnitt bereits durch zwei Messpunkte
ausreichend detailliert repräsentiert werden, wohingegen ein kurviger Trajektorienabschnitt
mit einem sehr kleinen Kurvenradius eine größere Anzahl an Messpunkten zur ausreichenden
Repräsentation benötigt. Eine maximale Weglänge und/oder der vorgegebene Fehlerschwellenwert
wird hierbei insbesondere dadurch definiert, dass eine maximale Anzahl an Messpunkten
festgelegt ist oder festgelegt wird. Hierbei liegt dem Vorgehen insbesondere der Gedanke
zugrunde, dass die Anzahl von Messpunkten, mit denen jeder Trajektorienabschnitt repräsentiert
wird, derart gewählt wird oder gewählt ist, dass ein Fehlerbeitrag pro Messpunkt in
etwa konstant gehalten werden kann. Je komplexer ein Trajektorienabschnitt hierbei
ist, desto größer ist die Anzahl der Messpunkte und daher auch der jeweilige Fehlerbeitrag
des Trajektorienabschnitts zu einem Gesamtfehler beim rückwärtigen Befahren der bereits
gefahrenen Trajektorie. Durch das Vorgeben einer maximalen Anzahl von Messpunkten
kann der maximale Fehler beschränkt werden. Über die vorgegebene Anzahl und die jeweilige
Anzahl von Messpunkten für jeden Trajektorienabschnitt kann dann die maximale Weglänge
bestimmt werden. Die maximale Weglänge ist dann insbesondere diejenige Weglänge, bei
der eine Anzahl von Messpunkten die maximale Anzahl an Messpunkten überschreitet.
[0021] In einer Ausführungsform ist vorgesehen, dass zum Bestimmen der zu erwartenden Fehler
der Trajektorienabschnitte oder der Anzahl der Messpunkte Werte für die jeweils zu
erwartenden Fehler in Abhängigkeit der jeweils bestimmten Form und der jeweiligen
Geschwindigkeit aus einer Tabelle abgefragt werden. Hierdurch können die jeweiligen
Fehler für verschiedene Kombinationen aus Form und Geschwindigkeit schnell bestimmt
werden. Die Einträge einer solchen Tabelle können beispielsweise empirisch für verschiedene
Kombinationen aus Form (z.B. für Kurven mit unterschiedlichen Kurvenradien) und Geschwindigkeit
bestimmt werden. Die empirisch bestimmte Tabelle wird dann in einem Speicher der Steuereinrichtung
hinterlegt, sodass die Steuereinrichtung bei Anwendung des Verfahrens auf diese zugreifen
kann.
[0022] In einer Ausführungsform ist vorgesehen, dass zum Bestimmen einer Form der Trajektorienabschnitte
eine Klassifizierung und/oder Mustererkennung durchgeführt wird. Hierdurch können
Fehler auch für unbekannte Formen geschätzt werden. Ein Trajektorienabschnitt wird
dann insbesondere nach verschiedenen Formklassen klassifiziert. Ausgehend von der
jeweils zugeordneten Formklasse kann dann der Fehler bestimmt bzw. abgeschätzt werden.
Dies erfolgt beispielsweise mittels einer Klassifikationseinrichtung. Hierbei können
beispielsweise auch Verfahren des Maschinenlernens und der Künstlichen Intelligenz
zur Anwendung kommen.
[0023] In einer Ausführungsform ist vorgesehen, dass in Abhängigkeit einer noch verbleibenden
Speicherkapazität eines Speichers, in dem die bereits gefahrene Trajektorie abgespeichert
ist oder abgespeichert wird, eine maximal noch speicherbare Weglänge bestimmt und
ausgegeben wird. Hierdurch erhält ein Nutzer des Rückfahrassistenzsystem zusätzlich
eine Information darüber, wie lang die bereits gefahrene Trajektorie noch sein darf,
damit diese mittels des Rückfahrassistenzsystems teilautomatisiert oder automatisiert
noch rückwärtig befahren werden kann. Ein Komfort und eine Sicherheit beim Betreiben
des Rückfahrassistenzsystems kann hierdurch weiter gesteigert werden.
[0024] In einer Ausführungsform ist vorgesehen, dass ein Startpunkt auf der bereits gefahrenen
Trajektorie festgelegt werden kann oder festgelegt wird, wobei nach Festlegen des
Startpunkts eine Weglänge von einer aktuellen Position des Fahrzeugs auf der bereits
gefahrenen Trajektorie bis zum festgelegten Startpunkt bestimmt wird, wobei die bestimmte
Weglänge mit der bestimmten maximalen Weglänge verglichen wird, und wobei eine Warnmeldung
erzeugt und ausgegeben wird, wenn die bestimmte Weglänge größer als die maximale Weglänge
ist. Hierdurch kann der Nutzer des Rückfahrassistenzsystems gewarnt werden, wenn die
bereits gefahrene Trajektorie nicht mehr vollständig bis zum festgelegten Startpunkt
rückwärtig gefahren werden kann ("point of no return"). Dies ist insbesondere in anspruchsvollen
Fahrsituationen von Vorteil (z.B. sehr enger Parkplatz, mangelnde Wendemöglichkeit
etc.). Die Warnmeldung kann optisch, akustisch und/oder haptisch erfolgen. Zusätzlich
kann vorgesehen sein, dass der festgelegte Startpunkt in einer Anzeigeeinrichtung
(z.B. Navigationsdarstellung des Navigationssystems) dargestellt wird. Die Warnmeldung
kann alternativ als eine Hinweisnachricht ausgeführt werden, um einen Nutzer des Fahrzeugs
auf die Möglichkeit der Nutzung des Rückfahrassistenzsystems aufmerksam zu machen.
[0025] In einer Ausführungsform ist vorgesehen, dass nach Beginn einer Aufzeichnung der
bereits gefahrenen Trajektorie eine bereits gefahrene Weglänge bestimmt wird, wobei
eine Differenz zwischen der bestimmten maximalen Weglänge und der bereits gefahrenen
Weglänge bestimmt und ausgegeben wird. Hierbei kann insbesondere eine noch verbleibende
Weglänge ausgehend von einem verbleibenden Fehler bis zum vorgegebenen Fehlerschwellenwert
abgeschätzt werden. Hierzu wird beispielsweise ein rückwärtig berechneter Fehler der
bereits gefahrenen Trajektorie in voranstehend beschriebener Weise berechnet. Aus
einer Differenz zwischen dem berechneten Fehler und dem vorgegebenen Fehlerschwellenwert
kann die Differenz zwischen der bestimmten maximalen Weglänge und der bereits gefahrenen
Weglänge geschätzt werden.
[0026] In einer Ausführungsform ist vorgesehen, dass nach Beginn einer Aufzeichnung der
bereits gefahrenen Trajektorie eine bereits gefahrene Weglänge bestimmt und ausgegeben
wird.
[0027] Es kann vorgesehen sein, dass Situationen erkannt werden, in denen das Rückfahrassistenzsystem
eingesetzt werden kann, wobei eine Hinweisnachricht erzeugt und ausgegeben wird, um
einen Nutzer des Fahrzeugs auf die Möglichkeit der Nutzung des Rückfahrassistenzsystems
aufmerksam zu machen. Das Erkennen der Situation kann beispielsweise mittels der Steuereinrichtung
oder alternativ oder zusätzlich auch mittels einer Umfeldwahrnehmung und/oder Umfelderkennung,
insbesondere mittels einer Umfelderkennungseinrichtung, erfolgen. Alternativ oder
zusätzlich kann die Situation auch auf Grundlage von Kartendaten, beispielsweise in
Abhängigkeit einer Fahrzeugposition, erkannt werden (mit Kartendaten z.B. von einem
Navigationssystem, von einem Backendserver, auf Grundlage von Schwarmdaten/Nutzungsprofilen
anderer Nutzer etc.). Hierbei können beispielsweise die folgenden Situationen erkannt
werden: Sackgassen ohne Wendemöglichkeit, enge Parkplätze oder Parkhäuser.
[0028] In eine Ausführungsform ist vorgesehen, dass ein Startpunkt auf der bereits gefahrenen
Trajektorie festgelegt wird, wenn eine Situation erkannt wird, in der das Rückfahrassistenzsystem
eingesetzt werden kann. Das Festlegen erfolgt insbesondere mittels der Steuereinrichtung.
[0029] Eine Situation wird beispielsweise erkannt, wenn sich das Fahrzeug basierend auf
den Kartendaten in einer Sackgasse befindet oder von einem öffentlichem Verkehrsraum
auf ein privates Gelände (z.B. Privatgrundstück, Parkplatz, Parkhaus) gefahren wird
und mittels der Steuereinrichtung und/oder der Umfelderkennungseinrichtung eine Engstelle
detektiert wurde. Eine Engstelle kann dabei über eine hinterlegte Breite und Länge
vorgegeben sein. Der Beginn der Sackgasse oder der Übergang vom öffentlichen Verkehrsraum
auf ein privates Gelände kann dabei zusätzlich automatisch als Startpunkt festgelegt
werden.
[0030] Die Ausgabe der Hinweisnachricht kann dabei an den Fahrer erfolgen, sobald der Rückwärtsgang
eingelegt wird oder die Weglänge von der aktuellen Position des Fahrzeugs auf der
bereits gefahrenen Trajektorie bis zum automatisch festgelegten Startpunkt größer
als die maximale Weglänge ist. Die Ausgabe der Hinweisnachricht kann dabei akustisch,
optisch und/oder haptisch erfolgen, z.B. durch Ausgabe einer Nachricht und/oder Hervorheben
der Aktivierungsmöglichkeit des Rückfahrassistenzsystems.
[0031] Weitere Merkmale zur Ausgestaltung des Rückfahrassistenzsystems ergeben sich aus
der Beschreibung von Ausgestaltungen des Verfahrens. Die Vorteile des Rückfahrassistenzsystems
sind hierbei jeweils die gleichen wie bei den Ausgestaltungen des Verfahrens.
[0032] Weiter wird insbesondere auch ein Fahrzeug geschaffen, umfassend mindestens ein Rückassistenzsystem
gemäß einer der beschriebenen Ausführungsformen.
[0033] Nachfolgend wird die Erfindung anhand bevorzugter Ausführungsbeispiele unter Bezugnahme
auf die Figuren näher erläutert. Hierbei zeigen:
- Fig. 1
- eine schematische Darstellung einer Ausführungsform des Rückfahrassistenzsystems;
- Fig. 2
- ein schematisches Ablaufdiagramm einer Ausführungsform des Verfahrens zum Betreiben
eines Rückfahrassistenzsystems für ein Fahrzeug;
- Fig. 3
- ein schematisches Ablaufdiagramm einer weiteren Ausführungsform des Verfahrens zum
Betreiben eines Rückfahrassistenzsystems für ein Fahrzeug.
[0034] In Fig. 1 ist eine schematische Darstellung einer Ausführungsform des Rückfahrassistenzsystems
1 gezeigt. Das Rückfahrassistenzsystem 1 ist in einem Fahrzeug 50 angeordnet. Das
Rückfahrassistenzsystem 1 ermöglicht ein rückwärtiges Befahren einer bereits gefahrenen
Trajektorie 20. Beispielsweise kann das Aufzeichnen der Trajektorie 20 manuell oder
automatisch gestartet werden, wenn das Fahrzeug 50 eine Geschwindigkeit unterhalb
von beispielsweise 35 km/h aufweist. Beispielsweise kann eine Trajektorie 20 mit einer
Länge von 50 Metern aufgezeichnet werden. Zum Aufzeichnen der Trajektorie 20 werden
Sensordaten 10 einer Sensorik 51 des Fahrzeugs 50 erfasst und aufgezeichnet. Die Sensorik
51 erfasst insbesondere zumindest einen Lenkwinkel und eine Geschwindigkeit des Fahrzeugs
50. Es kann hierbei vorgesehen sein, dass auch Steuerdaten einer Aktorik 52 des Fahrzeugs
50, beispielsweise von einer Längs- und Quersteuerung, aufgezeichnet werden. Ferner
können auch weitere Daten beim Abfahren der Trajektorie 20 aufgezeichnet werden, wie
z.B. Positionsdaten des Fahrzeugs, Steuerdaten einer Aktorik und/oder Sensordaten
von Sensoren des Fahrzeugs.
[0035] Das Rückfahrassistenzsystem 1 umfasst eine Steuereinrichtung 2. Die Steuereinrichtung
2 umfasst eine Recheneinrichtung 3 und einen Speicher 4. Die aufgezeichnete bereits
gefahrene Trajektorie 20 ist in dem Speicher 4 hinterlegt. Zum rückwärtigen Befahren
der bereits gefahrenen Trajektorie 20 steuert die Steuereinrichtung 2 die Aktorik
52 des Fahrzeugs 50 entsprechend an.
[0036] Die Steuereinrichtung 2 ist dazu eingerichtet, eine maximale Weglänge 21 für das
rückwärtige Befahren der bereits gefahrenen Trajektorie 20 in Abhängigkeit eines für
das rückwärtige Befahren der bereits gefahrenen Trajektorie 20 zu erwartenden Fehlers
zu bestimmen und bereitzustellen. Hierbei ist die maximale Weglänge 21 diejenige Weglänge,
bei der ein zu erwartender Fehler einen vorgegebenen Fehlerschwellenwert 5 überschreitet.
Der Fehlerschwellenwert 5 wird dem Rückfahrassistenzsystem 1 von außen zugeführt oder
ist alternativ bereits im Speicher 4 der Steuereinrichtung 2 hinterlegt. Das Bestimmen
der maximalen Weglänge erfolgt insbesondere gemäß einer der mit Bezug auf die Figuren
2 und 3 beschriebenen Ausführungsformen.
[0037] Die bestimmte maximale Weglänge 21 wird anschließend beispielsweise auf einer Anzeigeeinrichtung
53 des Fahrzeugs 50 ausgegeben, sodass ein Nutzer diese erfassen kann.
[0038] Es kann vorgesehen sein, dass die rückwärtig befahrbare Weglänge auf die bestimmte
maximale Weglänge 21 begrenzt wird. Hierzu wird die bereits gefahrene Trajektorie
20 beim rückwärtigen Befahren nur bis zur bestimmten maximalen Weglänge 21 abgefahren.
[0039] Es kann vorgesehen sein, dass in Abhängigkeit einer noch verbleibenden Speicherkapazität
des Speichers 4, in dem die bereits gefahrene Trajektorie 20 abgespeichert ist oder
abgespeichert wird, mittels der Steuereinrichtung 2 eine maximal noch speicherbare
Weglänge 22 bestimmt und ausgegeben wird. Die noch speicherbare Weglänge 22 kann beispielsweise
auf der Anzeigeeinrichtung 53 des Fahrzeugs 50 ausgegeben werden.
[0040] Es kann vorgesehen sein, dass ein Startpunkt 11 auf der bereits gefahrenen Trajektorie
20 festgelegt werden kann oder festgelegt wird, wobei nach Festlegen des Startpunkts
11 eine Weglänge von einer aktuellen Position des Fahrzeugs 50 auf der bereits gefahrenen
Trajektorie 20 bis zum festgelegten Startpunkt 11 mittels der Steuereinrichtung 2
bestimmt wird, wobei die bestimmte Weglänge mit der bestimmten maximalen Weglänge
21 verglichen wird, und wobei eine Warnmeldung 23 erzeugt und ausgegeben wird, wenn
die bestimmte Weglänge größer als die maximale Weglänge 21 ist.
[0041] Es kann vorgesehen sein, dass ein Startpunkt 11 auf der bereits gefahrenen Trajektorie
20 festgelegt wird, wenn eine Situation erkannt wird, in der das Rückfahrassistenzsystem
1 eingesetzt werden kann.
[0042] Es kann vorgesehen sein, dass nach Beginn einer Aufzeichnung der bereits gefahrenen
Trajektorie 20 eine bereits gefahrene Weglänge 24 mittels der Steuereinrichtung 2
bestimmt wird, wobei eine Differenz 25 zwischen der bestimmten maximalen Weglänge
21 und der bereits gefahrenen Weglänge 22 bestimmt und ausgegeben wird.
[0043] Es kann auch vorgesehen sein, dass nach Beginn einer Aufzeichnung der bereits gefahrenen
Trajektorie 20 eine bereits gefahrene Weglänge 24 bestimmt und ausgegeben wird.
[0044] Es kann vorgesehen sein, dass die bereits gefahrene Trajektorie 20 und/oder die maximale
Weglänge 21 und/oder die maximal noch speicherbare Weglänge 22 und/oder die bereits
gefahrene Weglänge 24 und/oder die Differenz 25 grafisch aufbereitet auf der Anzeigeeinrichtung
53 ausgegeben werden, sodass ein Nutzer diese leichter erfassen kann. Hierbei können
zur Darstellung Zahlenangaben und/oder Balkendiagramme und/oder Harvey-Balls verwendet
werden.
[0045] In Fig. 2 ist ein schematisches Ablaufdiagramm einer Ausführungsform des Verfahrens
zum Betreiben eines Rückfahrassistenzsystems für ein Fahrzeug gezeigt.
[0046] Ausgangspunkt des Verfahrens ist, dass eine bereits gefahrene Trajektorie aufgezeichnet
wurde. Das Aufzeichnen kann hierbei auch selbst Teil des Verfahrens sein.
[0047] In einem Verfahrensschritt 100 wird die bereits gefahrene Trajektorie in Trajektorienabschnitte
unterteilt. Dies erfolgt in Abhängigkeit einer Form der jeweiligen Trajektorienabschnitte
und einer Geschwindigkeit, mit der die Trajektorienabschnitte jeweils absolviert wurden.
[0048] Es kann hierbei vorgesehen sein, dass zum Bestimmen der Form der Trajektorienabschnitte
eine Klassifizierung und/oder Mustererkennung durchgeführt wird. Hierbei können Verfahren
des Maschinenlernens und der Künstlichen Intelligenz zum Einsatz kommen. Das Ergebnis
ist beispielsweise eine Klassifizierung in unterschiedliche Klassen von Kombinationen
von einer Form und einer Geschwindigkeit. Die Form umfasst beispielsweise unterschiedliche
Krümmungen bzw. Kurvenradien der Trajektorienabschnitte (z.B. Geradesausfahrt, verschiedene
Klothoide, S-Schlagmanöver, 90°-Wende, 180°-Wende usw.).
[0049] In einem Verfahrensschritt 101 wird für jeden Trajektorienabschnitt ein zu erwartender
Fehler bestimmt. Hierbei ist insbesondere vorgesehen, dass zum Bestimmen der zu erwartenden
Fehler der Trajektorienabschnitte Werte für die jeweils zu erwartenden Fehler in Abhängigkeit
der jeweils bestimmten Form und der jeweiligen Geschwindigkeit aus einer Tabelle abgefragt
werden. Die Tabelle wurde bereits vorher bestimmt, beispielsweise auf Grundlage von
empirischen Versuchen. Die Tabelle ist beispielsweise in einem Speicher einer Steuereinrichtung
des Rückfahrassistenzsystems hinterlegt. Für jede Kombination aus Form und Geschwindigkeit
kann die Steuereinrichtung des Rückfahrassistenzsystems dann einen zugehörigen beim
rückwärtigen Befahren des betrachteten Trajektorienabschnitts zu erwartenden Fehler
aus der Tabelle abrufen.
[0050] In einem Verfahrensschritt 102 werden die jeweils bestimmten Fehler der Trajektorienabschnitte
schrittweise mittels Verfahren der Fehlerfortpflanzung aufkumuliert, sodass ein Gesamtfehler
bestimmt werden kann. Beispielsweise können hierzu absolute Fehler gemäß den Gesetzen
der Fehlerfortpflanzung aufsummiert werden. Dies erfolgt ausgehend von einem Ende
der bereits gefahrenen Trajektorie.
[0051] Nach jedem weiteren Trajektorienabschnitt, der hinzugefügt wird, wird in einem Verfahrensschritt
103 überprüft, ob der bestimmte zu erwartende (Gesamt-)Fehler einen vorgegeben Fehlerschwellenwert
überschreitet oder nicht. Überschreitet der zu erwartende Fehler den vorgegebenen
Fehlerschwellenwert nicht, so wird Verfahrensschritt 102 wiederholt und ein weiterer
Trajektorienabschnitt hinzugefügt.
[0052] Überschreitet der zu erwartende Fehler hingegen den vorgegebenen Fehlerschwellenwert,
so wird in einem Verfahrensschritt 104 eine maximale Weglänge für das rückwärtige
Befahren der bereits gefahrenen Trajektorie bestimmt. Hierbei kann beispielsweise
vorgesehen sein, die Weglängen der bereits hinzugefügten Trajektorienabschnitte aufzusummieren
und als maximale Weglänge bereitzustellen. Alternativ kann auch vorgesehen sein, dass
der letzte hinzugefügte Trajektorienabschnitt beim Bestimmen der maximalen Weglänge
nicht mit berücksichtigt wird, da nach bzw. durch Hinzufügen dieses Trajektorienabschnitts
der vorgegebene Fehlerschwellenwert überschritten wurde.
[0053] In einem Verfahrensschritt 105 wird die bestimmte maximale Weglänge ausgegeben, beispielsweise
auf einer Anzeigeeinrichtung des Fahrzeugs. Es kann ferner vorgesehen sein, dass die
rückwärtig befahrbare Weglänge auf die bestimmte maximale Weglänge begrenzt wird.
[0054] In Fig. 3 ist ein schematisches Ablaufdiagramm einer Ausführungsform des Verfahrens
zum Betreiben eines Rückfahrassistenzsystems für ein Fahrzeug gezeigt.
[0055] Ausgangspunkt des Verfahrens ist, dass eine bereits gefahrene Trajektorie aufgezeichnet
wurde. Das Aufzeichnen kann hierbei auch selbst Teil des Verfahrens sein.
[0056] In einem Verfahrensschritt 200 wird die bereits gefahrene Trajektorie in Trajektorienabschnitte
unterteilt. Dies erfolgt in Abhängigkeit einer Form der jeweiligen Trajektorienabschnitte
und einer Geschwindigkeit, mit der die Trajektorienabschnitte jeweils absolviert wurden.
[0057] Es kann hierbei vorgesehen sein, dass zum Bestimmen der Form der Trajektorienabschnitte
eine Klassifizierung und/oder Mustererkennung durchgeführt wird. Hierbei können Verfahren
des Maschinenlernens und der Künstlichen Intelligenz zum Einsatz kommen. Das Ergebnis
ist beispielsweise eine Klassifizierung in unterschiedliche Klassen von Kombinationen
von einer Form und einer Geschwindigkeit. Die Form umfasst beispielsweise unterschiedliche
Krümmungen bzw. Kurvenradien der Trajektorienabschnitte (z.B. Geradesausfahrt, verschiedene
Klothoide, S-Schlagmanöver, 90°-Wende, 180°-Wende usw.).
[0058] In einem Verfahrensschritt 201 wird eine Anzahl von den jeweiligen Trajektorienabschnitt
repräsentierenden Messpunkten festgelegt. Dies erfolgt in Abhängigkeit zumindest von
einer jeweiligen Form der Trajektorienabschnitte und von einer Geschwindigkeit, mit
der der jeweilige Trajektorienabschnitt in Vorwärtsrichtung abgefahren wurde. Hierbei
ist insbesondere vorgesehen, dass zum Bestimmen der Anzahl der Messpunkte Werte für
die Anzahl in Abhängigkeit der jeweils bestimmten Form und der jeweiligen Geschwindigkeit
aus einer Tabelle abgefragt werden. Die Tabelle wurde bereits vorher bestimmt, beispielsweise
auf Grundlage von empirischen Versuchen. Die Tabelle ist beispielsweise in einem Speicher
einer Steuereinrichtung des Rückfahrassistenzsystems hinterlegt. Für jede Kombination
aus Form und Geschwindigkeit kann die Steuereinrichtung des Rückfahrassistenzsystems
dann eine zugehörige beim rückwärtigen Befahren des betrachteten Trajektorienabschnitts
notwendige Anzahl von Messpunkten aus der Tabelle abrufen. Hierbei wird davon ausgegangen,
dass jeder Messpunkt in etwa den gleichen Beitrag zu einem Gesamtfehler leistet.
[0059] In einem Verfahrensschritt 202 werden die jeweils festgelegten Anzahlen von Messpunkten
der Trajektorienabschnitte schrittweise aufsummiert, sodass eine Gesamtanzahl von
Messpunkten bestimmt werden kann. Dies erfolgt ausgehend von einem Ende der bereits
gefahrenen Trajektorie.
[0060] Nach jedem weiteren Trajektorienabschnitt, der hinzugefügt wird, wird in einem Verfahrensschritt
203 überprüft, ob die bestimmte Anzahl an Messpunkten eine vorgegebene maximale Anzahl
von Messpunkten überschreitet oder nicht. Die vorgegebene maximale Anzahl von Messpunkten
ist hierbei insbesondere äquivalent mit einem vorgegebenen Fehlerschwellenwert. Überschreitet
die bestimmte Anzahl an Messpunkten die vorgegebene maximale Anzahl nicht, so wird
Verfahrensschritt 202 wiederholt und ein weiterer Trajektorienabschnitt hinzugefügt.
[0061] Überschreitet die bestimmte Anzahl die vorgegebene maximale Anzahl nicht, so wird
in einem Verfahrensschritt 204 eine maximale Weglänge für das rückwärtige Befahren
der bereits gefahrenen Trajektorie bestimmt. Hierbei kann beispielsweise vorgesehen
sein, die Weglängen der bereits hinzugefügten Trajektorienabschnitte aufzusummieren
und als maximale Weglänge bereitzustellen. Alternativ kann auch vorgesehen sein, dass
der letzte hinzugefügte Trajektorienabschnitt beim Bestimmen der maximalen Weglänge
nicht mit berücksichtigt wird, da nach bzw. durch Hinzufügen dieses Trajektorienabschnitts
die vorgegebene maximale Anzahl an Messpunkten überschritten wurde.
[0062] In einem Verfahrensschritt 205 wird die bestimmte maximale Weglänge ausgegeben, beispielsweise
auf einer Anzeigeeinrichtung des Fahrzeugs. Es kann ferner vorgesehen sein, dass die
rückwärtig befahrbare Weglänge auf die bestimmte maximale Weglänge begrenzt wird.
Bezugszeichenliste
[0063]
- 1
- Rückfahrassistenzsystem
- 2
- Steuereinrichtung
- 3
- Speicher
- 4
- Recheneinrichtung
- 5
- Fehlerschwellenwert
- 10
- Sensordaten
- 11
- Startpunkt
- 20
- bereits gefahrene Trajektorie
- 21
- maximale Weglänge
- 22
- noch speicherbare Weglänge
- 23
- Warnmeldung
- 24
- bereits gefahrene Weglänge
- 25
- Differenz
- 50
- Fahrzeug
- 51
- Sensorik
- 52
- Aktorik
- 53
- Anzeigeeinrichtung
- 100-105
- Verfahrensschritte
- 200-205
- Verfahrensschritte
1. Verfahren zum Betreiben eines Rückfahrassistenzsystems (1) für ein Fahrzeug (50),
wobei das Rückfahrassistenzsystem (1) ein rückwärtiges Befahren einer bereits gefahrenen
Trajektorie (20) zumindest teilautomatisiert durchführt,
wobei mittels einer Steuereinrichtung (2) eine maximale Weglänge (21) für das rückwärtige
Befahren der bereits gefahrenen Trajektorie (20) in Abhängigkeit eines für das rückwärtige
Befahren der bereits gefahrenen Trajektorie (20) zu erwartenden Fehlers bestimmt und
bereitgestellt wird, wobei die maximale Weglänge (21) diejenige Weglänge entlang der
Trajektorie (20) ist, bei der der zu erwartende Fehler einen vorgegebenen Fehlerschwellenwert
(5) überschreitet.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die rückwärtig befahrbare Weglänge auf die bestimmte maximale Weglänge (21) begrenzt
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass zum Bestimmen des zu erwartenden Fehlers die bereits gefahrene Trajektorie (20) jeweils
formabhängig in Trajektorienabschnitte unterteilt wird, wobei zumindest ausgehend
von einer jeweiligen Form der Trajektorienabschnitte und von einer Geschwindigkeit,
mit der der jeweilige Trajektorienabschnitt in Vorwärtsrichtung abgefahren wurde,
ein zu erwartender Fehler des jeweiligen Trajektorienabschnitts bestimmt wird, wobei
der zu erwartende Fehler beim rückwärtigen Befahren der bereits gefahrenen Trajektorie
(20) in rückwärtiger Richtung aus den zu erwartenden Fehlern der Trajektorienabschnitte
bestimmt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass zum Bestimmen des zu erwartenden Fehlers die bereits gefahrene Trajektorie (20) jeweils
formabhängig in Trajektorienabschnitte unterteilt wird, wobei zumindest ausgehend
von einer jeweiligen Form der Trajektorienabschnitte und von einer Geschwindigkeit,
mit der der jeweilige Trajektorienabschnitt in Vorwärtsrichtung abgefahren wurde,
eine Anzahl von den jeweiligen Trajektorienabschnitt repräsentierenden Messpunkten
festgelegt ist oder festgelegt wird, wobei die maximale Weglänge (21) und/oder der
vorgegebene Fehlerschwellenwert (5) in Form von einer maximalen Anzahl von Messpunkten
vorgegeben ist oder vorgegeben wird.
5. Verfahren nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, dass zum Bestimmen der zu erwartenden Fehler der Trajektorienabschnitte oder der Anzahl
der Messpunkte Werte für die jeweils zu erwartenden Fehler in Abhängigkeit der jeweils
bestimmten Form und der jeweiligen Geschwindigkeit aus einer Tabelle abgefragt werden.
6. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass in Abhängigkeit einer noch verbleibenden Speicherkapazität eines Speichers (3), in
dem die bereits gefahrene Trajektorie (20) abgespeichert ist oder abgespeichert wird,
eine maximal noch speicherbare Weglänge (22) bestimmt und ausgegeben wird.
7. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein Startpunkt (11) auf der bereits gefahrenen Trajektorie (20) festgelegt werden
kann oder festgelegt wird, wobei nach Festlegen des Startpunkts (11) eine Weglänge
von einer aktuellen Position des Fahrzeugs (50) auf der bereits gefahrenen Trajektorie
(20) bis zum festgelegten Startpunkt (11) bestimmt wird, wobei die bestimmte Weglänge
mit der bestimmten maximalen Weglänge (20) verglichen wird, und wobei eine Warnmeldung
(23) erzeugt und ausgegeben wird, wenn die bestimmte Weglänge größer als die maximale
Weglänge (21) ist.
8. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein Startpunkt (11) auf der bereits gefahrenen Trajektorie (20) festgelegt wird,
wenn eine Situation erkannt wird, in der das Rückfahrassistenzsystem (1) eingesetzt
werden kann.
9. Rückfahrassistenzsystem (1), wobei das Rückfahrassistenzsystem (1) ein rückwärtiges
Befahren einer bereits gefahrenen Trajektorie (20) zumindest teilautomatisiert durchführen
kann, umfassend:
eine Steuereinrichtung (2), wobei die Steuereinrichtung (2) dazu eingerichtet ist,
eine maximale Weglänge (21) für das rückwärtige Befahren der bereits gefahrenen Trajektorie
(20) in Abhängigkeit eines für das rückwärtige Befahren der bereits gefahrenen Trajektorie
(20) zu erwartenden Fehlers zu bestimmen und bereitzustellen, wobei die maximale Weglänge
(21) diejenige Weglänge entlang der Trajektorie (20) ist, bei der ein zu erwartender
Fehler einen vorgegebenen Fehlerschwellenwert (5) überschreitet.
10. Fahrzeug, umfassend mindestens ein Rückassistenzsystem gemäß Anspruch 9.