[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben einer Spinnmaschine, insbesondere
einer Offenend-Rotorspinnmaschine, die mit einer Vielzahl von Arbeitsstellen ausgestattet
ist, welche jeweils eine Spinnvorrichtung, insbesondere Offenend-Rotorspinnvorrichtung,
zur Fertigung eines Fadens, eine Fadenabzugseinrichtung zum Abziehen des Fadens aus
der Spinnvorrichtung und eine Spulvorrichtung zum Wickeln einer Kreuzspule aufweisen,
wobei die Spulvorrichtung über einen schwenkbar gelagerten Spulenrahmen zum Haltern
einer Spulenhülse sowie über eine antreibbare Spulenantriebstrommel zum Rotieren der
Spulenhülse bzw. der Kreuzspule verfügt, wobei die Fadenabzugseinrichtung über eine
antreibbare Abzugswalze verfügt und wobei die Arbeitsstelle über mindestens einen
Einzelantrieb verfügt, der die Spulenantriebstrommel oder die Abzugswalze antreibt.
[0002] Im Zusammenhang mit Offenend-Rotorspinnmaschinen ist es seit langem bekannt und bspw.
in der
DE 198 36 065 A1 dargestellt und beschrieben, dass solche Textilmaschinen in der Regel über eine Vielzahl
gleichartiger, in Reihe nebeneinander angeordneter Arbeitsstellen verfügen, auf denen
ein z. B. in einer Spinnkanne vorgelegtes Faserband zu einem Faden versponnen wird,
der anschließend zu einer Kreuzspule aufgewickelt wird.
[0003] Die Arbeitsstellen derartiger Offenend-Rotorspinnmaschinen weisen stets eine Mehrzahl
von unterschiedlichen Arbeitselementen, bspw. eine Spinnvorrichtung sowie eine Spulvorrichtung
auf. Die bekannten Offenend-Rotorspinnmaschinen unterscheiden sich allerdings, insbesondere
bezüglich der Antriebe ihrer Arbeitselemente, zum Teil erheblich voneinander.
[0004] Durch die
DE 43 34 483 C2 sind bspw. Offenend-Rotorspinnmaschinen bekannt, bei denen die verschiedenen Arbeitselemente
der Arbeitsstellen jeweils mittels maschinenlanger Antriebsmittel betätigt werden.
Das heißt, bei diesen Arbeitsstellen erfolgt bspw. der Antrieb der Spinnrotoren und
der Antrieb der zugehörigen Auflösewalzen jeweils durch einen maschinenlangen Tangentialriemen,
der durch einen maschinenendseitig angeordneten Elektromotor beaufschlagt wird.
[0005] Des Weiteren verfügen solche Arbeitsstellen jeweils über einen Faserbandeinzugszylinder,
eine Fadenabzugseinrichtung und eine Spulenantriebstrommel, die ebenfalls jeweils
mittels maschinenlanger Wellen, an die maschinenendseitig jeweils ein Elektroantrieb
angeschlossen ist, angetrieben werden.
[0006] Nachteilig bei einer solchen Ausbildung ist, dass während des Spinn-/Spulbetriebes
alle gleichartigen Arbeitselemente stets zwangsläufig mit der gleichen Arbeitsgeschwindigkeit
rotieren. Das heißt, bei derartig ausgebildeten Offenend-Rotorspinnmaschinen ist bspw.
die Rotationsgeschwindigkeit der Spulenantriebstrommeln aller Arbeitsstellen stets
gleich und vorzugsweise so eingestellt, dass während des Spinn-/Spulvorganges, bei
dem bekanntlich Spulen mit einer Kreuzwicklung erstellt werden, die Fadenaufwickelgeschwindigkeit
so auf die Geschwindigkeit, mit der die Fadenabzugseinrichtungen die Fäden aus den
Offenend-Rotorspinnvorrichtungen abziehen, abgestimmt ist, dass die resultierende
Fadenspannung ein zuverlässiges Wickeln der Kreuzwicklung ermöglicht. Dazu entspricht
die Fadenaufwickelgeschwindigkeit in etwa der Geschwindigkeit der Fadenabzugseinrichtung.
[0007] Des Weiteren sind, bspw. durch die
DE 10 2013 009 998 A1, Offenend-Rotorspinnmaschinen bekannt, bei denen die verschiedenen Arbeitselemente
der Arbeitsstellen nicht durch maschinenlange Antriebsmittel angetrieben werden, sondern
jeweils mit einem Einzelantrieb ausgestattet sind.
[0008] Auch bei diesen bekannten Offenend-Rotorspinnmaschinen sind die Einzelantriebe für
die Spulenantriebstrommeln und die Einzelantriebe der Fadenabzugseinrichtungen so
eingestellt, dass während des Spulens der Kreuzwicklung der Kreuzspule die Fadenaufwickelgeschwindigkeit
auf die durch die Fadenabzugseinrichtung vorgegebene Abzugsgeschwindigkeit des Fadens
aus der Offenend-Rotorspinnvorrichtung abgestimmt ist, um eine ausreichende Fadenspannung
zum Wickeln der Kreuzwicklung zu garantieren.
[0009] Des Weiteren sind Offenend-Rotorspinnmaschinen bekannt, die mit so genannten autarken
Arbeitsstellen ausgestattet sind. Das heißt, derartige Offenend-Rotorspinnmaschinen
verfügen über Arbeitsstellen, die weitestgehend autark sind und z. B. nach einem Fadenbruch
wieder selbsttätig neu anspinnen können.
[0010] Solche bspw. in der
DE 101 39 075 A1 oder der
DE 10 2007 023 490 A1 relativ ausführlich beschriebene Arbeitsstellen weisen, wie üblich, jeweils eine
Offenend-Rotorspinnvorrichtung zur Fertigung eines Fadens und eine Spulvorrichtung
zum Wickeln einer Kreuzspule auf. Außerdem sind diese Arbeitsstellen jeweils mit einer
arbeitsstelleneigenen, schwenkbar gelagerten, unterdruckbeaufschlagbaren Saugdüse
ausgestattet.
[0011] Auch bei solchen autarken Arbeitsstellen sind die Spulvorrichtungen jeweils mit einem
schwenkbar gelagerten Spulenrahmen, einer einzelmotorisch antreibbaren Spulenantriebstrommel
und einer ebenfalls einzelmotorisch beaufschlagbaren Fadenchangiereinrichtung, bspw.
in Form eines Fadenführers, ausgestattet. Das heißt, jede der Arbeitsstellen verfügt
über eine Spulvorrichtung mit einer durch einen Einzelantrieb definiert beaufschlagten
Spulenantriebstrommel zum Rotieren einer Spulenhülse oder einer Kreuzspule und eine
einzelmotorisch angetriebene Fadenchangiereinrichtung zum definierten Verlegen eines
während des Spinn-/Spulprozesses auf die Kreuzspule auflaufenden Fadens.
[0012] Bei der Erstellung einer Kreuzspule läuft der Faden, wie vorstehend bereits angedeutet,
mit einer Aufwickelgeschwindigkeit auf die Kreuzspule auf, die theoretisch etwa dem
Wert der Abzugsgeschwindigkeit des Fadens aus der Offenend-Rotorspinnvorrichtung entspricht.
[0013] In der Praxis werden allerdings noch Korrekturfaktoren, z. B. für die Einstellung/Anpassung
der Wickelspannung und die Korrektur des Einflusses der Fadenführer-Umkehrpunkte berücksichtigt.
Das bedeutet, die reelle Aufwickelgeschwindigkeit des Fadens während der Erstellung
der Kreuzwicklung einer Kreuzspule ergibt sich aus der vektoriellen Addition der Umfangsgeschwindigkeit
der Spulenantriebstrommel und der Arbeitsgeschwindigkeit der zugehörigen Fadenchangiereinrichtung
sowie den Korrekturfaktoren.
[0014] Dieses bekannte Verfahren weist allerdings den Nachteil auf, dass die von der Umfangsgeschwindigkeit
der Spulenantriebstrommel und der Traversiergeschwindigkeit der Fadenchangiereinrichtung
abhängige Fadenaufwickelgeschwindigkeit während der Erstellung einer Fadenreserve,
bei der parallele Windungen gewickelt werden, etwas zu niedrig ist. Das heißt, die
Fadenaufwickelgeschwindigkeit liegt beim Erstellen der Fadenreserve etwa unter dem
Wert, mit dem der Faden aus der Offenend-Rotorspinnvorrichtung abgezogen wird, mit
der Folge, dass entsprechende Maßnahmen ergriffen werden müssen, um zu verhindern,
dass die zu locker aufgewickelte Fadenreserve bei nachfolgenden Transporten der Kreuzspule
von der Spulenhülse rutschen kann. Eine solche Maßnahme ist bspw. die Anordnung einer
Fadenbremse und einer Fadenspeicherdüse an jeder der Arbeitsstellen oder eine entsprechende
Fadenbremse mit Fadenspeicherdüse am Serviceaggregat.
[0015] Im Zusammenhang mit dem Betrieb der vorgenannten Offenend-Rotorspinnmaschinen ist
es des Weiteren bekannt, dass solche Textilmaschinen mit Serviceaggregaten ausgestattet
sind. Das heißt, Offenend-Rotorspinnmaschinen, die mit weitestgehend autarken Arbeitsstellen
ausgestattet sind, werden oft durch Serviceaggregate bedient, die als so genannte
Reiniger-/Wechslerwagen ausgebildet sind.
[0016] Mittels solcher Reiniger-/Wechslerwagen wird bspw. verhindert, dass die Arbeitsstellen
der Textilmaschinen während des Spinn-/Spulbetriebes, bspw. aufgrund des in Spinnereien
nahezu unvermeidlichen Faserfluges, zu stark verschmutzen. Außerdem kommen derartige
Reiniger-/Wechslerwagen im Zusammenhang mit Kreuzspulen-/Leerhülsenwechseln zum Einsatz.
Das heißt, solche Reiniger-/Wechslerwagen werden an eine Arbeitsstelle gerufen, wenn
die Kreuzspule der Arbeitsstelle einen vorgegebenen Durchmesser erreicht hat und gegen
eine Leerhülse getauscht werden muss.
[0017] Die Reiniger-/Wechslerwagen sind dabei jeweils über einen Maschinenbus mit der Zentralsteuereinheit
der Offenend-Rotorspinnmaschine verbunden und verfügen, wie z. B. in der
DE 10 2008 055 965 A1 relativ ausführlich beschrieben, über eine so genannte Hilfsfadenliefereinrichtung,
die den bei einem Kreuzspulen-/Leerhülsenwechsel benötigten Hilfsfaden bereitstellt.
Des Weiteren sind solche Reiniger-/Wechslerwagen mit einer Fadenübergabeeinrichtung
ausgestattet, mittels derer der Hilfsfaden an die Arbeitsstelle überführbar ist. Das
heißt, wenn an einer der Arbeitsstellen ein Kreuzspulen/Leerhülsenwechsel notwendig
wird, läuft der Reiniger-/Wechslerwagen zu der betreffenden Arbeitsstelle, die inzwischen
ihre Arbeitselemente abgeschaltet hat und positioniert sich dort. Anschließend wird
durch entsprechende Handhabungseinrichtungen zunächst die volle Kreuzspule aus dem
Spulenrahmen ausgestoßen und auf eine maschinenlange Kreuzspulentransporteinrichtung
überführt. Im Anschluss wird eine neue Leerhülse zwischen den Hülsentellern des Spulenrahmens
der betreffenden Arbeitsstelle positioniert und durch die Hilfsfadenliefereinrichtung
des Reiniger-/Wechslerwagens ein Hilfsfaden bereitgestellt. Der Fadenanfang des Hilfsfadens
wird dabei durch die Fadenübergabeeinrichtung an die unterdruckbeaufschlagte, schwenkbare
Saugdüse der Arbeitsstelle übergeben, die den Hilfsfaden ihrerseits an ein im Bereich
der Spinnvorrichtung angeordnetes, so genanntes Anspinnorgan übergibt. Das Anspinnorgan
bereitet das Fadenende des Hilfsfadens dann für den nachfolgenden Anspinnprozess vor
und hält den Hilfsfaden für den eigentlichen Anspinnprozess bereit.
[0018] Zum Wiederanspinnen der Arbeitsstelle wird das vorbereitete, durch das Anspinnorgan
bereitgehaltene Fadenende des Hilfsfadens dann in die Spinnvorrichtung zurückgespeist
und an einen im Spinnrotor der Spinnvorrichtung umlaufenden Faserring angelegt. Anschließend
wird der Hilfsfaden, der dann über einen sogenannten Anspinner mit dem neuen Spinnfaden
verbunden ist, über die Fadenabzugseinrichtung der Arbeitsstelle aus der Spinnvorrichtung
abgezogen und durch die Saugdüse der Arbeitsstelle entsorgt, wobei die Entsorgung
so lange läuft, bis der Anspinner durch eine Sensoreinrichtung detektiert wird. Der
Spinnfaden wird dann an die Leerhülse angelegt und das Wickeln einer Fadenreserve
auf der Leerhülse, die auch als Spulenhülse bezeichnet wird, gestartet. Das heißt,
die Spulenantriebstrommel der Arbeitsstelle, die die Spulenhülse reibschlüssig antreibt,
rotiert mit einer Umlaufgeschwindigkeit, die auf die Abzugsgeschwindigkeit des Fadens
aus der Offenend-Rotorspinnvorrichtung abgestimmt ist.
[0019] Da während des Wickeln der Fadenreserve, bei der bekanntlich parallele Windungen
erstellt werden, die Fadenabzugsgeschwindigkeit aber über der Fadenwickelgeschwindigkeit
liegt, mit der der Faden auf die Spulenhülse gewickelt wird, stellt sich ein Fadenüberschuss
ein, mit der Folge, dass ohne spezielle Maßnahmen, bspw. des Einsatzes einer Fadenbremse
in Verbindung mit einer Fadenspeichereinrichtung, die erstellte Fadenreserve so locker
aufgewickelt wird, dass sie während des nachfolgenden Transportes der Kreuzspule abrutschen
kann.
[0020] Ausgehend vom vorgenannten Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde,
ein Verfahren zu entwickeln, mit dem der Aufwand, der bei Offenend-Rotorspinnmaschinen
im Zusammenhang mit der Erstellung einer ordnungsgemäßen Fadenreserve notwendig ist,
zu minimieren. Das heißt, mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens wird sichergestellt,
dass der Faden während der Erstellung einer Fadenreserve stets mit einer Fadenspannung
gespult wird, die die Herstellung einer ordnungsgemäßen Fadenreserve gewährleistet.
[0021] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass der Einzelantrieb der Spulenantriebstrommel
und/oder der Abzugswalze während der Erstellung einer Fadenreserve, bei der der Faden
in parallelen Windungen auf die Spulenhülse gewickelt wird, so angesteuert wird, dass
sichergestellt ist, dass die Fadenaufwickelgeschwindigkeit und die Abzugsgeschwindigkeit,
mit der der Faden aus der Spinnvorrichtung abgezogen wird, so aufeinander abgestimmt
sind, dass die resultierende Fadenspannung ein sicheres Fixieren der Fadenreserve
auf der Spulenhülse ermöglicht.
[0022] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
[0023] Vorzugsweise verfügt sowohl die Spulenantriebstrommel als auch die Abzugswalze über
einen Einzelantrieb. Damit ist es möglich, sowohl die Umfangsgeschwindigkeit der Spulenantriebstrommel
als auch die Abzugsgeschwindigkeit für die Abstimmung zu verändern. Eine adäquate
Fadenspannung wird erreicht, wenn die Fadenaufwickelgeschwindigkeit in etwa der Fadenabzugsgeschwindigkeit
entspricht.
[0024] Da die Spulenantriebstrommeln und/oder die Abzugswalzen der Arbeitsstellen jeweils
durch Einzelantriebe beaufschlagt werden, die über Steuerleitungen an die Steuereinrichtungen
der Arbeitsstellen angeschlossen sind, welche ihrerseits über einen Maschinenbus mit
der Zentralsteuereinheit der Spinnmaschine in Verbindung stehen, erfordert es keinen
großen konstruktiven Aufwand, um zu gewährleisten, dass die Spulenantriebstrommeln
und/oder die Abzugswalzen bei der Erstellung von Fadenreserven stets mit einer optimalen
Arbeitsgeschwindigkeit arbeiten. Das heißt, das erfindungsgemäße Verfahren hat den
Vorteil, dass bereits eine softwaremäßige Überarbeitung der Zentralsteuereinheit der
Spinnmaschine oder der Steuereinrichtungen der Arbeitsstellen genügt, um sicherzustellen,
dass bei der Erstellung einer Fadenreserve die Spulenantriebstrommeln stets mit einer
Umfangsgeschwindigkeit bzw. die Abzugswalzen stets mit einer Abzugsgeschwindigkeit
arbeiten, bei der der Faden einer vorschriftsmäßigen Fadenspannung aufgespult wird.
[0025] In vorteilhafter Ausführungsform ist vorgesehen, dass die Spulenantriebstrommeln
während der Erstellung einer Fadenreserve immer mit einer Umfangsgeschwindigkeit rotieren,
die sich von der Umfangsgeschwindigkeit der Spulenantriebstrommeln während der Erstellung
der Kreuzwicklungen unterscheidet. Das bedeutet, die Spulenantriebstrommeln rotieren
während der Erstellung der Fadenreserven vorteilhafterweise stets mit einer Umfangsgeschwindigkeit,
die größer ist als die Umfangsgeschwindigkeit der Spulenantriebstrommeln während der
Erstellung der Kreuzwicklungen.
[0026] Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht insgesamt auf einfache Weise, die Spulenantriebstrommeln
so einzustellen, dass stets mit einer optimalen Fadenwickelgeschwindigkeit gearbeitet
wird.
[0027] In weiterer vorteilhafter Ausführungsform ist außerdem vorgesehen, dass die Spulenantriebstrommel
während der Erstellung einer Fadenreserve stets mit einer Umfangsgeschwindigkeit rotiert,
die sicherstellt, dass die Aufwickelgeschwindigkeit, mit der der Faden auf die Spulenhülse
aufgewickelt wird, und die Abzugsgeschwindigkeit, mit der der Faden aus der Spinnvorrichtung
abgezogen wird, aufeinander abgestimmt sind. Das heißt, es wird sichergestellt, dass
während der Erstellung der Fadenreserve keine Fadenüberlänge entsteht, die Ursache
einer problematischen Fadenreserve werden könnte.
[0028] Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform treibt der Einzelantrieb die Abzugswalze
an und die Abzugswalze rotiert während der Erstellung der Fadenreserve mit einer Abzugsgeschwindigkeit,
die sich von der Abzugsgeschwindigkeit der Abzugswalze während der Erstellung der
Kreuzwicklung unterscheidet. Dabei rotiert die Abzugswalze während der Erstellung
einer Fadenreserve mit einer Abzugsgeschwindigkeit, die kleiner ist als die Abzugsgeschwindigkeit
der Abzugswalze während der Erstellung der Kreuzwicklung. Durch Senken der Abzugsgeschwindigkeit
kann die reduzierte Aufwickelgeschwindigkeit beim Wickeln der Fadenreserve ausgeglichen
werden.
[0029] Vorteilhafterweise gibt der Maschinenbediener an der Steuereinrichtung eines Reiniger-/Wechslerwagens
oder an der Zentralsteuereinheit der Offenend-Rotorspinnmaschine die gewünschten Daten
der Fadenreserve, insbesondere die gewünschte Anzahl der parallelen Reservewindung,
ein. Die Steuereinrichtung der Arbeitsstelle errechnet dann aus der Anzahl der eingegebenen
Windungen, dem Hülsendurchmesser der frischen Spulenhülse und der Fadenwickelgeschwindigkeit
die Dauer der erhöhten Fadenwickelgeschwindigkeit.
[0030] In weiterer vorteilhafter Ausführungsform wird das Umschalten der Umfangsgeschwindigkeit
der Spulenantriebstrommel der Arbeitsstelle durch das Serviceaggregat initiiert, das
im Zusammenhang mit einem Kreuzspulen-/Leerhülsenwechsel an der Arbeitsstelle positioniert
ist. Das heißt, das vorzugsweise als Reiniger-/Wechslerwagen ausgebildete Serviceaggregat
übermittelt ein Signal an die Steuereinrichtung der Arbeitsstelle, die daraufhin einen
Einzelantrieb der Spulenantriebstrommel so ansteuert, dass die Spulenantriebstrommel
mit der gewünschten Umfangsgeschwindigkeit umläuft oder einen Einzelantrieb der Abzugswalze
so ansteuert, dass die Abzugsgeschwindigkeit entsprechend angepasst wird.
[0031] Die Aufgabe wird außerdem durch eine Spinnmaschine, vorzugsweise eine Offenend-Rotorspinnmaschine,
gelöst, die eine Vielzahl von Arbeitsstellen aufweist, welche jeweils über eine Spinnvorrichtung,
insbesondere eine Offenend-Rotorspinnvorrichtung, zur Fertigung eines Fadens, über
eine Fadenabzugseinrichtung zum Abziehen des Fadens aus der Spinnvorrichtung und über
eine Spulvorrichtung zum Wickeln einer Kreuzspule verfügen. Die Spulvorrichtung ist
dabei mit einem schwenkbar gelagerten Spulenrahmen zum Haltern einer Spulenhülse sowie
mit einer antreibbaren Spulenantriebstrommel zum Rotieren einer Spulenhülse bzw. der
Kreuzspule ausgestattet. Die Fadenabzugseinrichtung verfügt über eine antreibbare
Abzugswalze. Die Arbeitsstelle verfügt über mindestens einen Einzelantrieb, der die
Spulenantriebstrommel oder die Abzugswalze antreibt.
[0032] Die Spinnmaschine weist erfindungsgemäß eine Steuereinrichtung auf, die mittels eines
entsprechenden Signals dafür sorgt, dass der mindestens eine Einzelantrieb so angesteuert
wird, dass die Spulenantriebstrommel während der Erstellung einer Fadenreserve mit
einer Umfangsgeschwindigkeit rotiert, die sich von der Umfangsgeschwindigkeit, mit
der die Spulenantriebstrommel während der Erstellung der Kreuzwicklung rotiert, unterscheidet,
und/oder dass die Abzugswalze während der Erstellung einer Fadenreserve mit einer
Abzugsgeschwindigkeit rotiert, die sich von der Abzugsgeschwindigkeit, mit der die
Abzugswalze während der Erstellung der Kreuzwicklung rotiert, unterscheidet.
[0033] Die Spinnmaschinen sind vorzugsweise mit Serviceaggregaten ausgestattet, die unter
anderem Kreuzspulen-/Leerhülsenwechsel durchführen. Jedes der vorzugsweise als Reiniger-/Wechslerwagen
ausgebildeten Serviceaggregate weist eine Steuereinrichtung auf, die über einen Maschinenbus
mit der Zentralsteuereinheit der Offenend-Rotorspinnmaschine verbunden ist.
[0034] Bei Kreuzspulen-/Leerhülsenwechseln sorgt vorzugweise die Steuereinrichtung des Serviceaggregats
mittels eines entsprechenden Signals dafür, dass die Spulenantriebstrommel während
der Erstellung einer Fadenreserve mit einer Umfangsgeschwindigkeit rotiert, die sich
von der Umfangsgeschwindigkeit, mit der die Spulenantriebstrommel während der Erstellung
der Kreuzwicklung rotiert, unterscheidet, und/oder dass die Abzugswalze während der
Erstellung einer Fadenreserve mit einer Abzugsgeschwindigkeit rotiert, die sich von
der Abzugsgeschwindigkeit, mit der die Abzugswalze während der Erstellung der Kreuzwicklung
rotiert, unterscheidet.
[0035] Aus der vektoriellen Addition der Umfangsgeschwindigkeit der Spulenantriebstrommel
und der Traversiergeschwindigkeit einer zugehörigen Fadenchangiereinrichtung ergibt
sich die Aufwickelgeschwindigkeit, mit der der Faden auf die Spulenhülse bzw. auf
die Kreuzspule aufgespult wird.
[0036] Da sich die Aufwickelgeschwindigkeit, mit der der Faden auf eine Spulenhülse aufgewickelt
wird, aus der vektoriellen Addition der Umfangsgeschwindigkeit der Spulenantriebstrommel
und der Traversiergeschwindigkeit einer zugehörigen Fadenchangiereinrichtung ergibt;
die Traversiergeschwindigkeit der Fadenchangiereinrichtung während der Erstellung
einer Fadenreserve mit parallelen Windungen aber gegen Null geht, wird die Umfangsgeschwindigkeit
der Spulenantriebstrommel während der Erstellung einer Fadenreserve vorzugsweise so
erhöht, dass die resultierende Fadenspannung ein sicheres Fixieren der Fadenreserve
auf der Spulenhülse ermöglicht.
[0037] In alternativer Ausführungsform kann allerdings auch vorgesehen werden, dass im Zusammenhang
mit der Erstellung einer Fadenreserve nicht die Umfangsgeschwindigkeit der Spulenantriebstrommel
erhöht, sondern die Abzugsgeschwindigkeit, mit der der Faden aus der Spinnvorrichtung
gezogen wird, etwas gesenkt wird.
[0038] Weitere Einzelheiten der Erfindung sind einem nachfolgend anhand der Zeichnung erläuterten
Ausführungsbeispiel entnehmbar.
[0039] Es zeigt:
- Fig. 1
- in Seitenansicht eine Hälfte einer Offenend-Rotorspinnmaschine, deren Arbeitsstellen
als weitestgehend autarke Arbeitsstellen ausgebildet sind und an der das erfindungsgemäße
Verfahren zum Einsatz kommt,
- Fig. 2
- die in Figur 1 dargestellte Arbeitsstelle in perspektivischer Ansicht sowie in einem
größeren Maßstab,
- Fig. 3
- eine Spulenhülse mit einer Fadenreserve, im vorliegenden Fall einer Fadenanfangsreserve,
die mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens erstellt wurde,
- Fig. 4a
- eine schematische Darstellung der Geschwindigkeitsverhältnisse während der Erstellung
der Kreuzwicklung,
- Fig. 4b
- eine schematische Darstellung der Geschwindigkeitsverhältnisse beim Erstellen der
Fadenreserve gemäß einer ersten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung,
- Fig. 4c
- eine schematische Darstellung der Geschwindigkeitsverhältnisse beim Erstellen der
Fadenreserve gemäß einer zweiten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung.
[0040] In Figur 1 ist in Seitenansicht eine Hälfte einer Offenend-Rotorspinnmaschine 1 dargestellt,
die eine Vielzahl von weitestgehend autarken Arbeitsstellen 2 aufweist. Solche weitestgehend
autarken Arbeitsstellen 2 sind, wie üblich, jeweils mit einer Offenend-Spinnvorrichtung
3 sowie einer Spulvorrichtung 4 ausgerüstet, wobei in der Spinnvorrichtung 3 ein in
einer Spinnkanne 5 vorgelegtes Faserband 6 zu einem Faden 7 gesponnen wird, der anschließend
auf der Spulvorrichtung 4 zu einer Kreuzspule 8 aufgewickelt wird.
[0041] Wie dargestellt, sind die Spulvorrichtungen 4 zu diesem Zweck jeweils mit einem Spulenrahmen
9 zum drehbaren Haltern der Spulenhülse 10 einer Kreuzspule 8 sowie mit einer einzelmotorisch
antreibbaren Spulantriebstrommel 11 zum definierten Rotieren der Spulenhülse 10 bzw.
der Kreuzspule 8 ausgestattet.
[0042] Solche, bspw. in der
DE 101 39 075 A1 relativ ausführlich beschriebenen Arbeitsstellen 2 verfügen außerdem jeweils über
eine einzelmotorisch angetriebene Fadenchangiereinrichtung 18, über eine einzelmotorisch
angetriebene Fadenabzugseinrichtung 14 sowie über eine arbeitsstelleneigene, schwenkbar
gelagerte Saugdüse 17.
[0043] Im Bereich der Offenend-Spinnvorrichtung 3 ist des Weiteren ein so genanntes Anspinnorgan
20 installiert. Das bedeutet, derartige Arbeitsstellen 2 können Fadenbrüche, die während
des Spinn-/Spulprozesses auftreten, selbsttätig beheben. Solche Offenend-Rotorspinnmaschinen
1 weisen in der Regel des Weiteren eine Kreuzspulen-Transporteinrichtung 12 auf, mit
der die auf den Spulvorrichtungen 4 fertig gestellten Kreuzspulen 8 zu einer maschinenendseitig
angeordneten (nicht dargestellten) Kreuzspulen-Übergabestation transportiert werden
können.
[0044] Derartige Offenend-Rotorspinnmaschinen 1 sind außerdem meistens mit einer Führungsschiene
13 und einer Stützschiene 15 ausgestattet, an denen ein Serviceaggregat 16, bspw.
ein so genannter Reiniger-/Wechslerwagen, verfahrbar ist. Der Reiniger-/Wechslerwagen
greift selbsttätig ein, wenn an einer der Arbeitsstellen 2 ein Handlungsbedarf entsteht.
Ein solcher Handlungsbedarf liegt bspw. vor, wenn eine Arbeitsstelle 2 stark verschmutzt
ist und gereinigt werden muss, oder wenn an einer der Arbeitsstellen 2 eine volle
Kreuzspule 8 gegen eine neue Leerhülse 10 getauscht werden soll.
[0045] Da bei einem solchen Kreuzspulen-/Leerhülsenwechsel ein Anspinnfaden benötigt wird,
sind solche Reiniger-/Wechslerwagen 16 mit einer Hilfsfadenliefereinrichtung 21 sowie
einer Fadenübergabeeinrichtung 22 ausgestattet, die einen solchen Hilfsfaden bereitstellen
und an die arbeitsstelleneigene Saugdüse 17 der Arbeitsstelle 2 überführen. Derartige
Reiniger-/Wechslerwagen 16 sind außerdem mit einer Steuereinrichtung 35 ausgestattet,
die über einen Maschinenbus 36 an die Zentralsteuereinheit 37 der Offenend-Rotorspinnmaschine
1 angeschlossen ist, welche ihrerseits über einen Maschinenbus 38 mit den Steuereinrichtungen
31 der zahlreichen Arbeitsstellen 2 verbunden ist.
[0046] Die Figur 2 zeigt in perspektivischer Darstellung und in einem größeren Maßstab eine
der in Figur 1 schematisch angedeuteten, weitestgehend autarken Arbeitsstelle 2 einer
Offenend-Rotorspinnmaschine 1. Derartige Arbeitsstellen 2 verfügen, wie ersichtlich
und vorstehend anhand der Figur 1 bereits angedeutet, über eine Offenend-Spinnvorrichtung
3 sowie über eine Spulvorrichtung 4. Bei diesen autarken Arbeitsstellen 2 ist im Bereich
des so genannten Fadenabzugsröhrchens 19 der Offenend-Spinnvorrichtung 3 ein Anspinnorgan
20 angeordnet, das nach einem Fadenbruch den durch die Saugdüse 17 von der Kreuzspule
8 zurückgeholten Faden 7 übernimmt und das Fadenende zum Wiederanspinnen vorbereitet
bzw. bei einem Kreuzspulen-/Leerhülsenwechsel einen von der Hilfsfadenliefereinrichtung
21 eines Reiniger-/Wechslerwagens 16 bereitgestellten und von einer Fadenübergabeeinrichtung
22 des Reiniger-/Wechslerwagens 16 überführten Hilfsfaden bearbeitet.
[0047] Solche Arbeitsstellen 2 verfügen außerdem jeweils über eine Fadenabzugseinrichtung
14, die sowohl gewährleistet, dass der vorbereitete Spinnfaden 7 beim Wiederanspinnen
in die Offenend-Spinnvorrichtung 3 zurückgeführt wird, als auch dafür sorgt, dass
der Faden 7 während des regulären Spinnbetriebes mit einer vorgegebenen Fadenabzugsgeschwindigkeit
V
F aus der Offenend-Spinnvorrichtung 3 abgezogen wird. Die Fadenabzugseinrichtung 14
verfügt dazu über eine Abzugswalze 40, die von einem Einzelantrieb 39 angetrieben
wird. Der Faden 7 wird mittels einer Andrückwalze gegen die Abzugswalze 40 gedrückt.
[0048] Wie weiter ersichtlich, weist die Spuleinrichtung 4 einen schwenkbar gelagerten Spulenrahmen
9 zum drehbaren Haltern einer Leerhülse 10 auf. Diese Leerhülse, die auch als Spulenhülse
10 bezeichnet wird, ist Bestandteil einer Kreuzspule 8, die mittels einer Spulantriebstrommel
11 reibschlüssig rotiert wird. Außer einer über einen Einzelantrieb 23 beaufschlagbaren
Spulantriebstrommel 11 verfügt die Spulvorrichtung 4 auch über eine Fadenchangiereinrichtung
18, die bspw. mittels eines Schrittmotors 24 angetrieben wird.
[0049] Des Weiteren verfügen derartige, weitestgehend autarken Arbeitsstellen 2 jeweils
über eine schwenkbar gelagerte Saugdüse 17, die z. B. mittels eines Schrittmotors
25 definiert zwischen einer im Bereich der Spulvorrichtung 4 liegenden Fadenaufnahmestellung
und einer im Bereich der Spinnvorrichtung 3 liegenden Fadenübergabestellung verstellbar
ist. Die Einzelantriebe 23, 24, 25 und 39 sind dabei jeweils über eine Steuerleitung
32 an einer Steuereinrichtung 31 der Arbeitsstellen 2 angeschlossen und durch diese
definiert ansteuerbar.
[0050] Vorteilhafterweise weist jede der Arbeitsstellen 2 außerdem einen Fadenwächter 26,
eine Paraffiniereinrichtung 27 sowie eine definiert unterdruckbeaufschlagbare, stationäre
Fadenspeicherdüse 28 auf, die insbesondere während des Hochlaufens der Arbeitsstelle
2 zum Einsatz kommt. Das heißt, durch die Fadenspeicherdüse 28 wird die während des
Hochlaufens einer Arbeitsstelle 2 entstehende überschüssige Fadenlänge temporär gespeichert.
[0051] Wie aus Figur 2 weiter ersichtlich, sind sowohl die stationäre Fadenspeicherdüse
28 als auch die schwenkbar gelagerte Saugdüse 17 an ein maschineneigenes Unterdrucknetz
29 angeschlossen, dessen Unterdruckquelle mit der Bezugszahl 30 gekennzeichnet ist.
[0052] Die Figur 3 zeigt eine Spulenhülse 10, die im Zuge eines Kreuzspulen-/Leerhülsenwechsels
von einem Reiniger-/Wechslerwagen 16 in den Spulenrahmen 9 einer Arbeitsstelle 2 eingewechselt
wurde, während der Erstellung einer Fadenreserve 33. Die zwischen den schwenkbar gelagerten
Armen eines Spulenrahmens 9 gehalterte Spulenhülse 10 liegt auf einer Spulenantriebstrommel
11 auf, die die Spulenhülse 10 reibschlüssig rotiert. Das heißt, die Spulenantriebstrommel
11 wird durch einen Einzelantrieb 23, der über eine Steuerleitung 32 an die Steuereinheit
31 der Arbeitsstelle 2 angeschlossen ist, mit einer Umfangsgeschwindigkeit V
2B' rotiert, die über der Umfangsgeschwindigkeit V
2A liegt, mit der die Spulenantriebstrommel 11 während der Erstellung einer Kreuzwicklung
rotiert. Die Aufwickelgeschwindigkeit V
1 des Fadens 7 auf die Spulenhülse 10 entspricht dabei in etwa der Abzugsgeschwindigkeit
V
FB', mit der der Faden 7 aus der Offenend-Spinnvorrichtung 3 abgezogen wird.
[0053] Im Zusammenhang mit der Erstellung einer Fadenreserve 33 ist es auch möglich, anstatt
die Umfangsgeschwindigkeit V
2 der Spulenantriebstrommel 11 zu erhöhen, die Abzugsgeschwindigkeit V
FB während der Erstellung der Fadenreserve 33 gegenüber der Abzugsgeschwindigkeit V
FA während der Erstellung der Kreuzwicklung durch entsprechende Ansteuerung des Einzelantriebs
39 etwas zu senken.
[0054] Da zu diesem Zeitpunkt außerdem die Fadenchangiereinrichtung 18 außer Betrieb bzw.
so positioniert ist, dass der auflaufende Faden 7 nicht tangiert wird, entsteht eine
Fadenreserve 33, die eine Anzahl von Parallelwindungen 34 aufweist.
Funktion des erfindungsgemäßen Verfahrens:
[0055] Zu Beginn der Inbetriebnahme einer Offenend-Rotorspinnmaschine 1, das heißt, vor
dem Start des Spinn-/Spulprozesses stellt ein Maschinenbediener an der Steuereinrichtung
35 des Reiniger-/Wechslerwagens 16 oder an der Zentralsteuereinheit 37 der Offenend-Rotorspinnmaschine
1 die gewünschten Daten für die Fadenreserven 33 der zu erstellenden Kreuzspulen 8
ein und startet die Textilmaschine.
[0056] Während des "normalen" Spinn-/Spulbetriebes, wie in Fig. 4a schematisch dargestellt,
wird der in der Spinnvorrichtung 3 hergestellte Faden 7 durch die Fadenabzugseinrichtung
14 mit einer Fadenabzugsgeschwindigkeit V
FA aus der Offenend-Spinnvorrichtung 3 abgezogen und auf der Spulvorrichtung 4 zu einer
Kreuzspule 8 aufgewickelt. Das heißt, die über ihre Spulenhülse 10 im Spulenrahmen
9 frei drehbar gehalterte Kreuzspule 8 wird durch die Spulenantriebstrommel 11, die
mit einer Umfangsgeschwindigkeit V
2A umläuft, reibschlüssig in Aufwickelrichtung rotiert. Gleichzeitig wird der Faden
7, bspw. durch den Fadenführer einer Fadenchangiereinrichtung 18 so verlegt, dass
der Faden 7 in sich kreuzenden Lagen auf die Mantelfläche der Kreuzspule 8 aufläuft.
Der auflaufende Faden 7 wird dabei durch die Fadenchangiereinrichtung 18 mit einer
vorgebbaren Geschwindigkeit V
3 traversiert. Aus der vektoriellen Addition der Umfangsgeschwindigkeit V
2 der Spulenantriebstrommel 11 und der Traversiergeschwindigkeit V
3 der Fadenchangiereinrichtung 18 ergibt sich dabei eine Fadenaufwickelgeschwindigkeit
Vi, die in etwa der Fadenabzugsgeschwindigkeit V
F entspricht. Die Fadenabzugsgeschwindigkeit V
F ist die Geschwindigkeit, mit der der in der Offenend-Spinnvorrichtung 3 produzierte
Faden 7 aus der Offenend-Spinnvorrichtung 3 abgezogen wird.
[0057] Wenn die Kreuzspule 8 einen vorgegebenen Durchmesser oder eine vorgegebene Fadenlänge
erreicht hat, was z. B. sensorisch erfasst wird, wird ein Kreuzspulen-/Leerhülsenwechsel
eingeleitet. Das heißt, durch die Zentralsteuereinheit 37 der Offenend-Rotorspinnmaschine
1 wird ein Serviceaggregat 16, vorzugsweise ein so genannter Reiniger-/Wechslerwagen,
angefordert. Der Reiniger-/Wechslerwagen 16 fährt zu der betreffenden Arbeitsstelle
2, positioniert sich dort und überführt die volle Kreuzspule 8 der Arbeitsstelle 2
zunächst aus dem Spulenrahmen 9 auf eine maschinenlange Kreuzspulen-Transporteinrichtung
12. Anschließend wechselt der Reiniger-/Wechslerwagen 16 eine frische Spulenhülse
10 in den Spulenrahmen 9 der Arbeitsstelle 2 ein. Der mit einer Hilfsfadenliefereinrichtung
21 ausgestattete Reiniger-/Wechslerwagen 16 stellt außerdem einen Hilfsfaden bereit,
der mittels einer Fadenübergabeeinrichtung 22 in den Bereich der Offenend-Rotorspinnvorrichtung
3 der betreffenden Arbeitsstelle 2 überführt wird. Dieser Hilfsfaden wird, wie z.
B. in der
DE 10 2008 055 965 A1 ausführlich beschrieben, zum Wiederanspinnen der Arbeitsstelle 2 benötigt und später,
das heißt, bevor der neue Faden 7 auf die Spulenhülse 10 aufgewickelt wird, wieder
herausgeschnitten.
[0058] Der in der Offenend-Spinnvorrichtung 3 frisch produzierte Faden 7 wird auf die Spulenhülse
10 aufgewickelt, wobei auf der Spulenhülse 10 zunächst eine Fadenreserve 33, im vorliegenden
Fall eine so genannte Fadenanfangsreserve, erstellt wird. Das heißt, der Faden 7 wird
in parallelen Windungen 34 auf einen Endbereich der Spulenhülse 10 gewickelt, die
dabei durch die Spulenantriebstrommel 11 reibschlüssig angetrieben wird. Die Geschwindigkeitsverhältnisse
während des Wickelns der Fadenreserve sind schematisch in Fig. 4c dargestellt. Die
Spulenantriebstrommel 11 wird dabei mit einer Umfangsgeschwindigkeit V
2B' rotiert, die über der Umfangsgeschwindigkeit V
2A liegt, mit der die Spulenantriebstrommel 11 während der Erstellung der Kreuzwicklung
umläuft. Das heißt, durch die Umfangsgeschwindigkeit V
2B' der Spulenantriebstrommel 11 wird der beim Wickeln paralleler Windungen 34 fehlende
Einfluss eines traversierenden Fadenführers kompensiert und an der Spulenhülse 10
eine Fadenaufwickelgeschwindigkeit V
1 realisiert, die in etwa der Fadenabzugsgeschwindigkeit V
FB' entspricht, mit der Folge, dass die Fadenreserve 33 mit einer ordnungsgemäßen Fadenspannung
auf die Spulenhülse 10 aufgewickelt wird.
[0059] Alternativ wird die Abzugswalze 40 beim Erstellen der Fadenreserve 33 mit einer Fadenabzugsgeschwindigkeit
V
FB rotiert, die unter der Fadenabzugsgeschwindigkeit V
FA liegt, mit der die Abzugswalze 40 während der Erstellung der Kreuzwicklung umläuft.
Die Senkung der Fadenabzugsgeschwindigkeit V
F der Abzugswalze 40 hat dabei den gleichen Effekt wie die Erhöhung der Umfangsgeschwindigkeit
V
2 der Spulenantriebstrommel 11. Die Geschwindigkeitsverhältnisse sind in Fig. 4b dargestellt.
[0060] Denkbar ist natürlich auch eine Mischlösung, bei der sowohl die Umfangsgeschwindigkeit
V
2 der Spulenantriebstrommel 11 erhöht, als auch die Fadenabzugsgeschwindigkeit V
F gesenkt wird. Wichtig ist nur, dass im Resultat die Fadenaufwickelgeschwindigkeit
V
1 in etwa der Fadenabzugseinrichtung V
F entspricht, damit eine bedarfsgerechte Fadenspannung vorhanden ist.
Bezugszeichenliste
1 |
Offenend-Rotorspinnmaschine |
30 |
Unterdruckquelle |
2 |
Arbeitsstelle |
31 |
Steuereinrichtung |
3 |
Offenend-Spinnvorrichtung |
32 |
Steuerleitung |
4 |
Spulvorrichtung |
33 |
Fadenreserve |
5 |
Spinnkanne |
34 |
parallele Windungen |
6 |
Faserband |
35 |
Steuereinrichtung |
7 |
Faden |
36 |
Maschinenbus |
8 |
Kreuzspule |
37 |
Zentralsteuereinheit |
9 |
Spulenrahmen |
38 |
Maschinenbus |
10 |
Spulenhülse |
39 |
Einzelantrieb |
11 |
Spulenantriebstrommel |
40 |
Abzugswalze |
12 |
Kreuzspulen-Transporteinrichtung |
|
|
13 |
Führungsschiene |
|
|
14 |
Fadenabzugseinrichtung |
V1 |
Fadenaufwickelgeschwindigkeit |
15 |
Stützschiene |
V2 |
Umfangsgeschwindigkeit |
16 |
Serviceaggregat |
V2A |
Umfangsgeschwindigkeit während |
17 |
Saugdüse |
|
der Erstellung der Kreuzwicklung |
18 |
Fadenchangiereinrichtung |
V2B/V2B' |
Umfangsgeschwindigkeit während |
19 |
Fadenabzugsröhrchen |
|
der Erstellung der Fadenreserve |
20 |
Anspinnorgan |
V3 |
Traversiergeschwindigkeit |
21 |
Hilfsfadenliefereinrichtung |
VF |
Fadenabzugsgeschwindigkeit |
22 |
Fadenübergabeeinrichtung |
VFA |
Fadenabzugsgeschwindigkeit |
23 |
Einzelantrieb |
|
während der Erstellung der |
24 |
Einzelantrieb |
|
Kreuzwicklung |
25 |
Einzelantrieb |
VFB/VFB' |
Fadenabzugsgeschwindigkeit |
26 |
Fadenwächter |
|
während der Erstellung der |
27 |
Paraffiniereinrichtung |
|
Fadenreserve |
28 |
Fadenspeicherdüse |
|
|
29 |
Unterdrucknetz |
|
|
1. Verfahren zum Betreiben einer Spinnmaschine (1), die mit einer Vielzahl von Arbeitsstellen
(2) ausgestattet ist, welche jeweils eine Spinnvorrichtung (3) zur Fertigung eines
Fadens (7), eine Fadenabzugseinrichtung (14) zum Abziehen des Fadens aus der Spinnvorrichtung
(3) und eine Spulvorrichtung (4) zum Wickeln einer Kreuzspule (8) aufweisen, wobei
die Spulvorrichtung (4) über einen schwenkbar gelagerten Spulenrahmen (9) zum Haltern
einer Spulenhülse (10) sowie über eine antreibbare Spulenantriebstrommel (11) zum
Rotieren der Spulenhülse (10) bzw. der Kreuzspule (8) verfügt, wobei die Fadenabzugseinrichtung
(14) über eine antreibbare Abzugswalze (40) verfügt und wobei die Arbeitsstelle (2)
über mindestens einen Einzelantrieb (23, 39) verfügt, der die Spulenantriebstrommel
(11) oder die Abzugswalze (40) antreibt,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Einzelantrieb (23, 39) während der Erstellung einer Fadenreserve (33), bei der
der Faden (7) in parallelen Windungen (34) auf die Spulenhülse (10) gewickelt wird,
so angesteuert wird, dass sichergestellt ist, dass die Aufwickelgeschwindigkeit (V1), mit der der Faden (7) auf die Spulenhülse (10) gewickelt wird, und die Abzugsgeschwindigkeit
(VF), mit der der Faden (7) durch die Fadenabzugseinrichtung (14) abgezogen wird, so
aufeinander abgestimmt sind, dass die resultierende Fadenspannung ein sicheres Fixieren
der Fadenreserve (33) auf der Spulenhülse (10) ermöglicht.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Einzelantrieb (23) die Spulenantriebstrommel (11) antreibt und dass die Spulenantriebstrommel
(11) während der Erstellung der Fadenreserve (33) mit einer Umfangsgeschwindigkeit
(V2B, V2B') rotiert, die sich von der Umfangsgeschwindigkeit (V2A) der Spulenantriebstrommel (11) während der Erstellung der Kreuzwicklung unterscheidet.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Spulenantriebstrommel (11) während der Erstellung einer Fadenreserve (33) mit
einer Umfangsgeschwindigkeit (V2B, V2B') rotiert, die größer ist als die Umfangsgeschwindigkeit (V2A) der Spulenantriebstrommel (11) während der Erstellung der Kreuzwicklung.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Einzelantrieb (39) die Abzugswalze (40) antreibt und dass die Abzugswalze (40)
während der Erstellung der Fadenreserve (33) mit einer Abzugsgeschwindigkeit (VFB, VFB') rotiert, die sich von der Abzugsgeschwindigkeit (VFA) der Abzugswalze (40) während der Erstellung der Kreuzwicklung unterscheidet.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Abzugswalze (40) während der Erstellung einer Fadenreserve (33) mit einer Abzugsgeschwindigkeit
(VFB, VFB') rotiert, die kleiner ist als die Abzugsgeschwindigkeit (VFA) der Abzugswalze (40) während der Erstellung der Kreuzwicklung.
6. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass während der Erstellung einer Fadenreserve (33) die Spulenantriebstrommel (11) mit
einer Umfangsgeschwindigkeit (V2B, V2B') und die Abzugswalze (40) mit einer Abzugsgeschwindigkeit (VFB) rotieren, die mit Hilfe des mindestens einen Einzelantriebes (23, 39) aufeinander
abgestimmt werden.
7. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Maschinenbediener an der Steuereinrichtung (35) eines Serviceaggregats, insbesondere
eines Reiniger-/Wechslerwagens (16), die gewünschten Daten der Fadenreserve (33) eingibt.
8. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Maschinenbediener an der Zentralsteuereinheit (37) der Offenend-Rotorspinnmaschine
(1) die gewünschten Daten der Fadenreserve (33) eingibt.
9. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Umschalten der Umfangsgeschwindigkeit (V2) der Spulenantriebstrommel (11) und/oder der Abzugsgeschwindigkeit (VF) der Abzugswalze (40) einer Arbeitsstelle (2) während eines Kreuzspulen-/Leerhülsenwechsels
durch ein Serviceaggregat (16) initiiert wird, das zu diesem Zeitpunkt an der Arbeitsstelle
(2) positioniert ist.
10. Spinnmaschine (1), die eine Vielzahl von Arbeitsstellen (2) aufweist, welche jeweils
über eine Spinnvorrichtung (3) zur Fertigung eines Fadens (7), über eine Fadenabzugseinrichtung
(14) zum Abziehen des Fadens aus der Spinnvorrichtung (3) und über eine Spulvorrichtung
(4) zum Wickeln einer Kreuzspule (8) verfügen, wobei die Spulvorrichtungen (4) jeweils
mit einem schwenkbar gelagerten Spulenrahmen (9) zum Haltern einer Spulenhülse (10)
und einer antreibbaren Spulenantriebstrommel (11) zum Rotieren einer Spulenhülse (10)
bzw. der Kreuzspule (8) ausgestattet sind, und wobei die Fadenabzugseinrichtung (14)
über eine antreibbare Abzugswalze (40) verfügt und wobei die Arbeitsstelle (2) über
mindestens einen Einzelantrieb (23, 39) verfügt, der die Spulenantriebstrommel (11)
oder die Abzugswalze (40) antreibt,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Spinnmaschine eine Steuereinrichtung (35) aufweist, die mittels eines entsprechenden
Signals dafür sorgt, dass der mindestens eine Einzelantrieb so angesteuert wird, dass
die Spulenantriebstrommel (11) während der Erstellung einer Fadenreserve (33) mit
einer Umfangsgeschwindigkeit (V2B, V2B' ) rotiert, die sich von der Umfangsgeschwindigkeit (V2A), mit der die Spulenantriebstrommel (11) während der Erstellung der Kreuzwicklung
rotiert, unterscheidet, und/oder dass die Abzugswalze (40) während der Erstellung
einer Fadenreserve (33) mit einer Abzugsgeschwindigkeit (VFB, VFB') rotiert, die sich von der Abzugsgeschwindigkeit (VFA), mit der die Abzugswalze (40) während der Erstellung der Kreuzwicklung rotiert,
unterscheidet.
11. Spinnmaschine (1) nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Arbeitsstellen (2) durch ein Serviceaggregat (16) versorgt werden, das im Bedarfsfall
Kreuzspulen/Leerhülsenwechsel durchführt, und dass das Serviceaggregat (16) die Steuereinrichtung
(35) umfasst, die über einen Maschinenbus (36, 38) mit einer Zentralsteuereinheit
(37) der Offenend-Rotorspinnmaschine (1) und Steuereinrichtungen (31) der Arbeitsstellen
(2) verbunden ist.