[0001] Die Erfindung betrifft eine bleifreie Kupferlegierung.
[0002] Nach dem Stand der Technik sind Kupferlegierungen mit Sn und Al bekannt. Diesen wird
zur Kornfeinung zusätzlich zwingend Zr zulegiert. Solche Kupferlegierungen sind beispielsweise
in der
EP 1 777 305 B1,
EP 1 502 964 B1 sowie der
EP 1 777 308 B1 beschrieben.
[0003] Die
DE 103 08 778 B3 offenbart eine bleifreie Kupferlegierung, welche im Bereich der Trinkwasser- und
Sanitärinstallation anwendbar ist. Die bekannte Kupferlegierung enthält zwingend Fe
und/oder Co sowie Ni und Mn.
[0006] Die vorgenannten bleifreien Legierungen bilden im praktischen Einsatz bei Kontakt
mit Trinkwasser nicht immer eine ausreichend korrosionshemmende Deck- bzw. Oxidschicht
aus. Infolgedessen kommt es zu einer unerwünschten Korrosion durch ein selektives
Herauslösen von Zn aus der Legierung (sogenannte "Entzinkung").
[0007] Aufgabe der Erfindung ist es, die Nachteile nach dem Stand der Technik zu überwinden.
Es soll insbesondere eine bleifreie Kupferlegierung angegeben werden, deren Korrosionsbeständigkeit
insbesondere bei einer Verwendung im Trinkwasserbereich verbessert ist.
[0008] Diese Aufgabe wird durch die Merkmale der Ansprüche 1 und 9 gelöst.
[0009] Zweckmäßige Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den Merkmalen der abhängigen
Patentansprüche.
[0010] Nach Maßgabe der Erfindung wird eine bleifreie Kupferlegierung vorgeschlagen, umfassend
70,0 bis 83,0 Gew.% an Cu, 2,0 bis 2,9 Gew.% an Si, 0,05 bis 0,10 Gew.% an P, 0,01
bis weniger als 0,30 Gew.% an Sn, Rest: Zn und unvermeidbare Verunreinigungen.
[0011] Die vorgeschlagene bleifreie Kupferlegierung zeichnet sich durch eine verbesserte
Korrosionsbeständigkeit, insbesondere bei Kontakt mit Trinkwasser, aus. Die verbesserte
Korrosionsbeständigkeit wird auf die Ausbildung einer Deck- bzw. Oxidschicht mit verbesserter
Haftung zurückgeführt. Die verbesserte Haftung wird überraschenderweise bereits bei
einem Gehalt an Sn von weniger als 0,30 Gew.% erreicht. Abgesehen davon wurde gefunden,
dass die Korrosionsbeständigkeit durch einen Zusatz von überraschenderweise bereits
weniger als 0,1 Gew.% Al erhöht werden kann.
[0012] Der Gehalt an Cu beträgt vorteilhafterweise 73,3 bis 76,8 Gew.%.
[0013] Nach einer vorteilhaften Ausgestaltung umfasst die erfindungsgemäße Kupferlegierung
0,01 bis weniger als 0,1 Gew.% an Al. Der vorgeschlagene Zusatz an Al verbessert die
Haftfähigkeit der Deckschicht.
[0014] Nach einer weiteren Ausgestaltung beträgt der Anteil an Si 2,40 bis 2,90 Gew.%, vorzugsweise
2,60 bis 2,80 Gew.%, vorteilhafterweise 2,60 bis 2,78 Gew.%. Der vorgeschlagene Zusatz
an Si trägt dazu bei, dass die Kappa-Phase auf einen Anteil von höchstens 25 Gew.%
reduziert wird. Es ist beobachtet worden, dass auch die Reduzierung des Anteils der
Kappa-Phase zu einer verbesserten Korrosionsbeständigkeit beiträgt. Vorzugsweise beträgt
der Anteil an Kappa-Phase höchstens 25 Gew.%, insbesondere 5 bis 20 Gew.%.
[0015] Nach einer weiteren Ausgestaltung beträgt der Anteil an Al vorteilhafterweise 0,01
bis 0,05 Gew.%. Ferner kann der Anteil an P 0,08 bis 0,10 Gew.% betragen. Die vorgeschlagenen
Anteile ermöglichen die Herstellung einer besonders korrosionsbeständigen Legierung.
[0016] Die vorgeschlagene bleifreie Kupferlegierung eignet sich insbesondere zur Herstellung
von Installationskomponenten für den Trinkwasserbereich, beispielsweise zur Herstellung
von Fittingen, Armaturen, Rohren u. dgl.
[0017] Nachfolgend werden Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand von Versuchsergebnissen
näher erläutert.
[0018] Tabelle 1 zeigt die Zusammensetzung von Versuchslegierungen.
Tabelle 1
Legierung Nr. |
Legierungselemente (Gew.%) |
|
Cu |
Si |
P |
Sn |
Al |
2737 |
76,43 |
3,35 |
0,091 |
0,003 |
0,002 |
2838 |
76,42 |
3,02 |
0,091 |
0,003 |
0,002 |
2839 |
76,45 |
2,72 |
0,091 |
0,003 |
0,001 |
2840 |
75,99 |
2,73 |
0,093 |
0,003 |
0,001 |
2841 |
76,44 |
2,75 |
0,052 |
0,002 |
0,001 |
2842 |
76,46 |
2,71 |
0,09 |
0,103 |
0,001 |
2843 |
76,52 |
2,71 |
0,093 |
0,287 |
0,001 |
2845 |
76,33 |
3,1 |
0,092 |
0,019 |
0 |
2846 |
76,16 |
3,4 |
0,048 |
0,005 |
0 |
2858 |
76,6 |
2,61 |
0,095 |
0,288 |
0,042 |
[0019] Zur Herstellung der in der Tabelle 1 ausgewiesenen Versuchslegierungen wurden Probekörper
wie folgt hergestellt:
Eine aus den Legierungselementen gebildete Schmelze wurde bei einer Temperatur von
1.020 °C bis 1.050 °C in Sandformen mit einem Durchmesser von 40 mm gegossen. Die
erstarrten Probekörper wurden sodann auf einen Durchmesser von 24 mm abgedreht. Sodann
wurden die Probekörper bei einer Temperatur von 700 °C auf einen Durchmesser von 8
mm durch eine Strangpresssimulation reduziert. Schließlich wurden die Probekörper
bei 550 °C bis 580 °C für 2 Stunden geglüht und dann an Luft abgekühlt.
[0020] In der Tabelle 1 entsprechen die Legierungen Nrn. 2842, 2843 sowie 2858 erfindungsgemäßen
Legierungen. Die übrigen Legierungen sind Vergleichslegierungen.
[0021] Die Tabelle 2 zeigt Ergebnisse von Gefügeanalysen.
Tabelle 2
Legierung Nr. |
Legierungselemente |
Gefüge |
|
Cu |
Si |
P |
Sn |
Al |
Kappa-MK |
Gamma-MK |
2737 |
76,43 |
3,35 |
0,091 |
0,003 |
0,002 |
44% |
1% |
2838 |
76,42 |
3,02 |
0,091 |
0,003 |
0,002 |
31% |
1% |
2839 |
76,45 |
2,72 |
0,091 |
0,003 |
0,001 |
22% |
1% |
2840 |
75,99 |
2,73 |
0,093 |
0,003 |
0,001 |
24% |
1% |
2841 |
76,44 |
2,75 |
0,052 |
0,002 |
0,001 |
19% |
<1% |
2842 |
76,46 |
2,71 |
0,09 |
0,103 |
0,001 |
15% |
1% |
2843 |
76,52 |
2,71 |
0,093 |
0,287 |
0,001 |
16% |
1% |
2845 |
76,33 |
3,1 |
0,092 |
0,019 |
0 |
26% |
<1% |
2846 |
76,16 |
3,4 |
0,048 |
0,005 |
0 |
42% |
<1% |
2858 |
76,6 |
2,61 |
0,095 |
0,288 |
0,042 |
10% |
<1% |
[0022] Die erfindungsgemäßen Legierungen Nrn. 2842, 2843 und 2858 zeichnen sich durch einen
geringen Gehalt an Kappa-Phase (= Kappa-MK) von 10 bis 16 Gew.% aus.
[0023] Die einzige Figur zeigt die maximale Tiefe der Entzinkung [µm] für die 3 erfindungsgemäßen
Legierungen Nrn. 2842, 2843 und 2858 im Vergleich zu der Legierungen Nr. 2846 (Stand
der Technik). Bei der "maximalen Tiefe der Entzinkung" handelt es sich um die Tiefe,
bis zu welcher nach dem folgenden Versuchsprotokoll ein Herauslösen von Zn nachweisbar
war.
[0024] Die Proben wurden gesägt. Die Sägefläche wurde für einen Zeitraum von 8 Wochen mit
Trinkwasser in Kontakt gebracht. Das Trinkwasser wurde zweimal pro Woche gewechselt.
Die Härte des Trinkwassers wurde durch die Zugabe von NaCl und MgSO
4 auf einen Wert von 25°dH eingestellt. Der Chlorid-Gehalt betrug 250 mg/l, der Gehalt
an Sulfat betrug ebenfalls 250 mg/l. Der Auslagerungsversuch fand unter Raumbedingungen
statt.
[0025] Zur Bestimmung der Tiefe der Entzinkung wurde die Probe senkrecht zur Oberfläche
geschnitten, poliert und dann mit einem Auflichtmikroskop optisch analysiert. Die
Tiefe der Entzinkung war an der charakteristischen Farbe des zinkfreien Kupferschwamms
erkennbar.
[0026] Die Zugabe von Al führt zu verstärkter Oxidbildung. Bereits geringe Mengen Aluminiums
(ab 0,04 Gew.%) zeigen überraschenderweise in einem Zundertest (Glühung bei 800 °C)
festhaftende Oxidschichten gegenüber aluminiumfreien Proben, bei denen die Oxidschicht
stark abblättert. Dem Oxid wird allgemein eine schützende Wirkung zugesprochen. Je
besser das Oxid anhaftet, desto besser die Schutzwirkung.
[0027] Wie aus Fig. 1 ersichtlich ist, weisen die erfindungsgemäßen Legierungen Nrn. 2842,
2843 und 2858 im Vergleich zu der Legierung Nr. 2846 (Stand der Technik) eine drastisch
verminderte maximale Tiefe der Entzinkung auf. Insbesondere bei der erfindungsgemäßen
Legierung Nr. 2843 konnte keine Entzinkung beobachtet werden.
[0028] Die erfindungsgemäße Legierung zeichnet sich durch eine drastisch verbesserte Korrosionsbeständigkeit
bei Kontakt mit Trinkwasser aus.
1. Bleifreie Kupferlegierung, umfassend:
70,0 bis 83,0 Gew.% an Cu,
2,0 bis 2,9 Gew.% an Si,
0,05 bis 0,10 Gew.% an P,
0,01 bis weniger als 0,30 Gew.% an Sn,
Rest: Zn und unvermeidbare Verunreinigungen.
2. Bleifreie Legierung nach Anspruch 1,
wobei der Anteil an Cu 73,3 bis 76,8 Gew.% beträgt.
3. Bleifreie Kupferlegierung nach Anspruch 1,
weiterhin umfassend
0,01 bis weniger als 0,1 Gew.% an Al.
4. Bleifreie Kupferlegierung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei der Anteil an Si 2,40 bis 2,90 Gew.% beträgt.
5. Bleifreie Kupferlegierung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei der Anteil an Si 2,60 bis 2,80 Gew.%, vorzugsweise 2,60 bis 2,78 Gew.%, beträgt.
6. Bleifreie Kupferlegierung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
mit einem Anteil an Kappa-Phase von höchstens 25 Gew.%.
7. Bleifreie Kupferlegierung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei der Anteil an Al 0,01 bis 0,05 Gew.% beträgt.
8. Bleifreie Kupferlegierung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei der Anteil
an P 0,08 bis 0,10 Gew.% beträgt.
9. Verwendung der bleifreien Kupferlegierung nach einem der vorhergehenden Ansprüche
zur Herstellung von Installationskomponenten für den Trinkwasserbereich.