[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Steuerung von Energienetzen, Energieschwarmsystemen
und/oder Energieclustern. Des Weiteren betrifft die Erfindung ein Computer- und Datenbank-System
zur automatischen Ausführung eines solchen Verfahrens.
[0002] Durch die vermehrte Notwendigkeit zur Einbindung von volatilen, erneuerbaren Energiequellen
in die Energienetze steigen sowohl die Anforderungen an die Regelung zur Stabilisierung
der Netze als auch die Anforderungen an die Integration dezentral verteilter Energieerzeugungsanlagen,
die durch ein standardisiertes Verfahren in die Energienetze integrierbar sein müssen.
Im Stand der Technik werden diese Anforderungen an die Energieverteilungsnetze vor
allem durch reaktionäre Lösungen erfüllt, die die aktuelle zentrale Erzeugung von
elektrischer und/oder thermischer Energie, den aktuellen Energieverbrauch und die
aktuelle Verteilung von elektrischer und/oder thermischer Leistung in den Energienetzen
analysieren und basierend darauf Schritte zur Stabilisierung des Netzes und zur Umverteilung
von Energiemengen im Energienetz einleiten.
[0003] Der Fachmann erkennt, dass gemäß dem ersten Hauptsatz der Thermodynamik Energie weder
erzeugt noch verbraucht werden, sondern nur umgewandelt werden kann. Wird im vorliegenden
Schriftsatz von Energieerzeugung oder Energieverbrauch oder Energiespeicherung gesprochen,
so ist die Umwandlung von Energie in eine andere physikalische Form gemeint.
[0004] Beispielsweise beschreibt
WO 2018/114404 A1 ein Verfahren zur Strukturierung eines vorhandenen Energienetzes, wobei unterschiedliche
Netzkomponenten gemäß ihrer Eigenschaften und Regelgrenzen gruppiert werden. Jeder
Gruppe werden Regelprozesse zugeordnet, die beim Erreichen von Auslösekriterien zur
Einhaltung der Regelgrenzen ausgeführt werden müssen. Das beanspruchte Verfahren reagiert
also auf Auslösekriterien und wendet bei Erfüllung der Auslösekriterien gewisse Regelprozesse
an. Dies entspricht einem Top-Down Regelungsansatz.
[0005] Durch die vermehrte Entstehung dezentraler, oft regenerativer Energieerzeugungs-
bzw. umwandelanlagen entsteht die Notwendigkeit, auch kleine Mengen als dezentral
verfügbare Regelleistung zur Stabilisierung der Energienetze zu nutzen. Da dies durch
einen rein reaktionären Ansatz nicht gewährleistet werden kann, ist es Aufgabe der
Erfindung, ein Verfahren zur Stabilisierung von Energienetzen bereitzustellen, das
in der Lage ist, dezentrale Energiepotentiale unabhängig von ihrer Größe abzurufen,
und zur Stabilisierung des Netzes einsetzbar zu machen. Gleichzeitig soll ein System
angegeben werden, mit dem die vorliegende Aufgabe gelöst werden kann, bevorzugt in
einer automatisierten Art und Weise.
[0006] Die vorliegende Aufgabe wird durch ein erfindungsgemäßes Verfahren zur Steuerung
eines Energieschwarmsystems gelöst. Erfindungsgemäß weist ein Energieschwarmsystem
ein oder mehrere Energiecluster auf, wobei jedes Energiecluster einen oder mehrere
thermische, elektrische und/oder stoffliche Energieerzeuger und/oder Energieverbraucher
und/oder Energiespeicher aufweist. Ein erfindungsgemäßes Energieschwarmsystem kann
also nur ein Energiecluster aufweisen, kann aber auch eine Vielzahl von Energieclustern
aufweisen. Ein Energiecluster im Rahmen der Erfindung stellt zumindest eine physikalisch
nicht mehr trenn- oder aufspaltbare Einheit zur Energieerzeugung, zum Energieverbrauch
und/oder zur Energiespeicherung dar, kann aber auch ein gemischter Verbund aus mehreren
Energieerzeugern und/oder Energieverbrauchern und/oder Energiespeichern sein, der
jedoch beispielsweise eine wirtschaftliche Einheit bildet. Erfindungsgemäß sind auch
gekoppelte Energieerzeuger in einem Energiecluster umfasst, die einen Energiefluss
in zwei Energieflüsse umwandeln, beispielsweise einen stofflichen Energiefluss sowohl
in thermische als auch in elektrische Energieflüsse. Das erfindungsgemäße Verfahren
ist des Weiteren für Energiecluster anwendbar, die physisch zusammenhängend ausgebildet
sind, kann aber auch auf Energiecluster und/oder Energieschwarmsysteme angewendet
werden, die physisch nicht zusammenhängende, speziell auch räumlich voneinander entfernte,
Untereinheiten aufweisen. Die Ausführbarkeit des erfindungsgemäßen Verfahrens ist
also von der Struktur der Energiecluster unabhängig. Erfindungsgemäß weist das Verfahren
nach dem unabhängigen Anspruch 1 die folgenden Schritte auf, die iterativ durchlaufen
werden:
Zunächst ermitteln und aktualisieren Energie-Clustersteuereinheiten, von denen jedes
einzelne Energiecluster eine aufweist, in einem Schritt a) in die Zukunft gerichtete
Energieflussfahrpläne für jedes einzelne Energiecluster, die die einzelnen positiven
als auch negativen Energieflüsse im Energiecluster in einem vorgegebenen Zeitraster
mit konstanter oder variabler Schrittweite über den Tagesverlauf abbilden. Als Energiefluss
wird dabei die Weitergabe einer physikalischen Energiemenge an, von oder zwischen
technischen Komponenten bezeichnet. In einem nächsten Schritt b) werden in die Zukunft
gerichtete Energie- Flexibilitätsangebote der einzelnen Energiecluster durch die Clustersteuereinheiten
ermittelt und aktualisiert, die zukünftige realisierbare Energiepotentiale des Energieclusters
im vorgegebenen Zeitraster abbilden. Dabei werden der zugehörige Energieflussplan
des Energieclusters und Randbedingungen für das Energiecluster, wie beispielsweise
Speicherfüllstände oder Kapazitätsgrenzen von Erzeugungsanlagen, berücksichtigt. Die
erfindungsgemäßen Flexibilitätsangebote geben aufgeschlüsselt im vorgegebenen Zeitraster
an, wie weit die Energieflüsse im Energiecluster in positive oder negative Richtung
vom den Energieflüssen des Energieflussfahrplans abweichen können. Die Flexibilitätsangebote
stellen keine realen Energieflüsse dar, sondern viel mehr Energiepotentiale, die bei
Bedarf abgerufen werden können. Wie die Energieflussfahrpläne werden auch die Flexibilitätsangebote
durch Vorhersagen ermittelt.
[0007] In einem nächsten Schritt c) werden die Energieflussfahrpläne und die Flexibilitätsangebote
der einzelnen Energiecluster an eine zentrale Schwarmsteuereinheit des Energieschwarmsystems
übermittelt, wobei dieses Übermitteln bevorzugt nach einem Ermitteln oder Aktualisieren
gemäß einem der Schritte a) und/oder b) erfolgt. Es ist also auch vom Erfindungsgedanken
umfasst, nur einen der beiden Schritte a) oder b) auszuführen, den jeweils anderen
Schritt zu überspringen, und die Energieflussfahrpläne und Flexibilitätsangebote dann
im Schritt c) zu übermitteln.
[0008] Im folgenden Schritt d) werden gemäß dem vorgegebenen Zeitraster aufgeschlüsselte
Flexibilitätsangebote durch die Schwarmsteuereinheit an Energienetzbetreiber und/oder
Energieversorger angeboten, wobei das Anbieten zumindest einen Zeittakt des Zeitrasters
vor der physischen Bereitstellbarkeit der angebotenen Energiemenge erfolgt. Für einen
Fachmann ist ersichtlich, dass zumindest eine physikalische Verbindung, über die eine
Energiemenge transportiert werden kann, zwischen den Energieclustern des Energieschwarmsystems
und dem Energienetzbetreiber und/oder Energieversorger bestehen muss, um das Austauschen
einer ebensolchen Energiemenge zu ermöglichen. Besteht eine solche Verbindung, ist
das erfindungsgemäße Verfahren anwendbar, auch wenn das Energieschwarmsystem räumlich
vom durch den Energienetzbetreiber betriebenen Energienetz und/oder dem Versorgungsgebiet
des Energieversorgers entfernt ist.
[0009] Erfindungsgemäß können die Flexibilitätsangebote der Clustersteuereinheiten durch
die Schwarmsteuereinheit vor dem Anbieten an die Energienetzbetreiber und/oder Energieversorger
aggregiert werden, so dass den Energienetzbetreibern und/oder Energieversorgern eine
größere, aus mehreren kleineren Flexibilitätsangeboten gebündelte Menge, sozusagen
ein Paket, an Energieflexibilität angeboten werden kann. Üblicherweise haben solche
Pakete eine Größe von 100 kW oder mehr, was vom Energienetzbetreiber vorgegeben wird.
Hieraus erkennt der Fachmann insbesondere den von der Erfindung gewählten Bottom-Up-Ansatz,
im Gegensatz zu der im Stand der Technik gewählten Top-Down-Regelung.
[0010] Ein Aggregieren von Flexibilitätsangeboten ist, wie für den Fachmann ersichtlich
ist, nur möglich, wenn das Energieschwarmsystem mehrere Energiecluster aufweist, deren
Clustersteuereinheiten jeweils oder zu einem gewissen Teil ein Flexibilitätsangebot
an die Steuereinheit des Energieschwarmsystems gesendet haben. Erfindungsgemäß können
Energienetzbetreiber und Energieversorger dann aus allen ihnen durch die Schwarmsteuereinheiten
unterschiedlicher Energieschwarmsysteme bereitgestellten, nicht aggregierten und/oder
aggregierten Flexibilitätsangebote wählen und diese durch externe Flexibilitätsnachfragen
abrufen. Es gehört zum üblichen Fachwissen, aus den bisher gemachten Ausführungen
abzuleiten, dass ein Energienetz, das von einem Energienetzbetreiber verwaltet wird,
bzw. ein Energienetz, das durch einen Energieversorger mit Energie versorgt wird,
ein oder mehrere Energieschwarmsysteme aufweisen kann, die wiederum jeweils ein oder
mehrere Energiecluster aufweisen können.
[0011] Im Rahmen der Erfindung können die Schwarmsteuereinheiten der Energieschwarmsysteme
bzw. kann die Schwarmsteuereinheit des Energieschwarmsystems eine optimierte Energieverwertung
im Energieschwarmsystem aus den übermittelten Energieflussfahrplänen und Flexibilitätsangeboten
bestimmen, bevor die Flexibilitätsangebote in Schritt d) an Energienetzbetreiber und/oder
Energieversorger angeboten werden. Somit kann zunächst ein Ausgleich von Energieüberschüssen
und Energiedefiziten in den Energieclustern in einer möglichst guten Weise innerhalb
des Energieschwarmsystems erfolgen, kontrolliert durch die Schwarmsteuereinheit, bevor
diese die verbleibende Energiemenge, die entweder ein Energieüberschuss oder ein Energiedefizit
sein kann, als Flexibilitätsanfrage oder-angebot an Energieversorger und/oder Energienetzbetreiber
weiterleitet. Auch eine Verteilung nach Gesichtspunkten, die für die Netzstabilität
des Energienetzes kann von der Schwarmsteuereinheit vorgenommen werden. Insgesamt
können bei der Bestimmung dieser optimierten Energieverwertung im Energieschwarmsystem
beispielsweise die vorhandene Energienetzstruktur, die physikalischen Grenzen für
die Energieverteilung vorgeben kann, bereits bestehende Vertragsbindungen, sowie erzielbare
Verkaufserlöse durch Veräußerung von Flexibilitätsangeboten in Betracht gezogen werden.
[0012] Erfindungsgemäß können die Energieflussfahrpläne und/oder Flexibilitätsabfragen auf
Basis von Daten ermittelt werden, die einmal zu Beginn des Verfahrens von einem Benutzer
bspw. bei Inbetriebnahme des Energieclusters festgelegt werden. Es ist jedoch auch
möglich, dass zum Ermitteln und Aktualisieren der Energieflussfahrpläne und/oder Flexibilitätsangebote
historische Energieerzeugungs-, Energiespeicher- und Energieverbrauchsdaten herangezogen
werden und mittels Vorhersagen, basierend auf Infrastrukturdaten, Wetter- und Jahreszeiten-
und Kalenderdaten, Vertragsdaten, Preisentwicklung, Verbraucherverhalten und/oder
Gesetzesvorgaben, in die Zukunft prognostiziert werden. Ein Fachmann erkennt dass
hier auch andere Daten einfließen können, die die Prognostizierung der Energieflussfahrpläne
und/oder Flexibilitätsangebote beeinflussen bzw. die Prognose verlässlicher machen.
Die vorgenannte Aufzählung ist daher nur beispielhaft und erhebt keinen Anspruch auf
Vollständigkeit. Bei der Anwendung eines solchen Verfahrens werden die Energieflussfahrpläne
also nicht unabhängig vom über die Zeit beobachteten Systemverhalten berechnet, wie
dies bei einer einmaligen Initialisierung des Verfahrensschrittes zum Ermitteln und
Aktualisieren der Energieflussfahrpläne der Fall wäre, sondern die Berechnung und
Aktualisierung der Energieflussfahrpläne wird laufend verbessert, wobei die Verbesserung
mit zunehmender Laufzeit des Verfahrens immer genauer wird, da immer mehr historische
Energieerzeugungs-, Energiespeicher- und Energieverbrauchsdaten zur Verbesserung der
Aktualisierungsqualität herangezogen werden können.
[0013] Erfindungsgemäß kann das Bestimmen und Aktualisieren der Flexibilitätsangebote durch
die Clustersteuereinheiten in Schritt b) so erfolgen, dass über einen möglichst langen
Zeitraum des Zeitrasters, d.h. über möglichst viele Takte des Zeitrasters, eine möglichst
hohe, jedoch über den Zeitraum gleichbleibende Abweichung vom berechneten Energieflussfahrplan
möglich ist. Das Anbieten von in der Leistung konstanten Energieblöcken als Flexibilitätsangebot
erleichtert die Weiterverarbeitung auf übergeordneten Ebenen. Energieblöcke, die einen
großen Zeitraum überspannen und dabei einen konstanten Wert aufweisen, führen zu niedrigerem
Rechenaufwand als Energieblöcke, die nur einen kurzen Zeitraum abdecken, da im Fall
von lang andauernden Energieblöcken weniger Rechenoperationen pro Zeiteinheit nötig
sein können, um die Energiemenge zu verarbeiten. Auch unterstützen konstante Energie-
bzw. Flexibilitätsblöcke die Stabilität von Vorhersagen, da u.U. auf die Ausschöpfung
extremer Potentiale verzichtet wird, um einen konstanten Energie - bzw. Flexibilitätsblock
zu erhalten. Extreme Potentiale werden so nicht überinterpretiert, wohingegen ggf.
extreme Potentiale, die wirklich abrufbar sind, als Regelreserve zur Wahrung der Stabilität
bei der Einhaltung von Energieflussfahrplänen zur Verfügung stehen. Dem Fachmann sind
jedoch auch andere Ziele bekannt, die zur Bestimmung von Flexibilitätsangeboten dienen
können.
[0014] Auch bei der Bestimmung und Aktualisierung von Energieflussfahrplänen im Schritt
a) kann ein solches Ziel verfolgt werden, nämlich dass die Energieflüsse im Energieflussfahrplan
über einen möglichst langen Zeitraum konstant verlaufen. Auch dies trägt zur Stabilität
der Energieversorgung des Energieclusters bei.
[0015] Von der Erfindung ist ebenfalls umfasst, dass die Flexibilitätsangebote von den Schwarmsteuereinheiten
direkt weitergegeben werden können oder vor dem Weitergeben gebündelt werden können
und beispielsweise an nebengeordnete Schwarmsteuereinheiten versendet werden, d.h.
an Schwarmsteuereinheiten die im gleichen Energienetz, wie die versendende Schwarmsteuereinheit
angeordnet sind, wobei zwischen den zugehörigen Energieschwarmsystemen eine physikalische
Verbindung besteht. Von diesen benachbarten Schwarmsteuereinheiten können auch externe
Energienachfragen abgerufen werden können. Es liegt im Bereich des fachmännischen
Könnens, hierfür eine Lösung bereitzustellen, die einen Energienetzbetreiber einschließen
kann, der das physikalische Netz, das die beiden oder die Vielzahl von Energieschwarmsystemen
verbindet, bereitstellt.
[0016] Erfindungsgemäß kann das Verfahren nach dem Schritt d) des Anbietens von Flexibilitätsangeboten
durch die Schwarmsteuereinheit an Energienetzbetreiber und/oder Energieversorger weiter
einen oder mehrere der folgenden Schritte aufweisen:
In einem Schritt e) kann aus den Energieflussfahrplänen, den Flexibilitätsangeboten
und externen Energienachfragen durch die Schwarmsteuereinheit des Energieschwarmsystems
ein in die Zukunft gerichteter Energie-Austauschbedarf im vorgegebenen Zeitraster
zwischen den Energieclustern ermittelt werden. Der Energie-Austauschbedarf gibt an,
ob und wie die Energie im Energieschwarmsystem zwischen den Energieclustern umverteilt
werden kann. Bei der Berechnung können unterschiedlichste Randbedingungen, wie bspw.
ökonomische oder ökologische Randbedingungen, etc. o.Ä., die dem Fachmann geläufig
sind, miteinbezogen werden. Im Gegensatz zum vorher ausgeführten Optimieren des oder
der Energieflüsse im Energieschwarmsystem vor dem Übermitteln der Flexibilitätsangebote,
die entweder direkt weitergegeben oder aggregiert sein können, erfolgt ein Ermitteln
des in die Zukunft gerichteten Energie-Austauschbedarfs zwischen den Energieclustern
nach einem Empfangen der externen Energienachfragen von Energieversorgern und/oder
Energienetzbetreibern. Diese können somit beim Ermitteln des Energie-Austauschbedarfs
berücksichtigt werden.
[0017] In einem Schritt f) können Flexibilitätsabrufe anhand eines in die Zukunft gerichteten
Energie-Austauschbedarfs zur Nutzung der einzelnen Flexibilitätsangebote zwischen
den Energieclustern oder zum zur Verfügung stellen von Flexibilitätsangeboten an ein
weiteres Energieschwarmsystem oder an ein Energienetz oder einen Energieversorger
bestimmt werden. In einem weiteren Schritt g) werden Flexibilitätsabrufe von der Schwarmsteuereinheit
an die Clustersteuereinheiten übermittelt. Gleichzeitig wird in diesem Schritt das
Flexibilitätsangebot an Schwarmsteuereinheiten anderer Energieschwarmsysteme bzw.
an Energienetzbetreiber oder an Energieversorger aktualisiert. In einem weiteren Schritt
h) können die Energieflussfahrpläne in den Energieclustern durch die Clustersteuereinheiten
gemäß den übermittelten Flexibilitätsabrufen angepasst werden. Die Clustersteuereinheiten
steuern beispielsweise mittels lokaler Energiemanagementsysteme daraufhin die Energieflüsse
in den Energieclustern gemäß den angepassten Energieflussfahrplänen.
[0018] Weiter erfindungsgemäß können die Energieflüsse eines Energieclusters durch eine
Kontrolleinheit überwacht werden. Wenn eine durch die Kontrolleinheit ermittelte Abweichung
eines Energieflusses eine Anpassung des Energieflussfahrplans erforderlich macht oder
die Clustersteuereinheit oder ein Energiemanagementsystem des Energieclusters das
Energiecluster anweist, den Energiefluss an den entsprechenden Wert im Energieflussfahrplan
anzupassen, kann gemäß Schritt c) ein durch die Clustersteuereinheit angepasster Energieflussplan
und ein daran angepasstes Flexibilitätsangebot übermittelt werden. Die Kontrolleinheit
kann also eine Rückführung aufweisen, die die Messwerte von Energiemanagementsystemen
des Energieclusters an die Kontrolleinheit zurückführt, sodass die Kontrolleinheit
einen Soll-IstWert Vergleich durchführen kann, in dem überprüft wird, ob die vorgegebenen
prognostizierten Energieflüsse tatsächlich den realen Energieflüssen im Energiecluster
entsprechen. Wenn ein Soll-Wert aus dem Energieflussplan von einem Wert einer überwachten
Ist-Größe abweicht, so können die Energieflüsse im Energiecluster wieder an den Energieflussplanwert
angepasst werden. Macht eine ermittelte Abweichung eines Energieflusses vom Wert im
Energieflussfahrplan eine Anpassung des Energieflussfahrplans notwendig, weil beispielsweise
der Energiefluss nicht mehr an den Energieflussfahrplan angeglichen werden kann, beispielsweise
durch einen Fehler bei einer Energieerzeugungsprognose, so kann ein angepasster Energieflussplan
und ein daran angepasstes Flexibilitätsangebot ermittelt werden.
[0019] Bevorzugt wird eine solche Regelung unabhängig vom Aufbau des Energieclusters, d.h.
von den vorhandenen Energiewandlern und/oder-speichern, realisiert. Dies ermöglicht
eine plattformunabhängige Bereitstellung immer der gleichen Clustersteuereinheiten
und Kontrolleinheiten, was für den Anbieter zu einfacherer Wartung und Implementierung
und für den Nutzer zu niedrigeren Preisen führt. Erfindungsgemäß kann dies beispielsweise
durch eine vereinheitlichende Protokollschnittstelle ermöglicht werden, die im Informationsfluss
zwischen der Messgrößenerkennung des Energiemanagementsystems im Energiecluster und
der Kontrolleinheit angeordnet ist. Diese kann als Übersetzereinheit zwischen der
Kommunikationsstruktur bzw. der Feldbussysteme der Energiemanagementsysteme und der
Kommunikationsstruktur der Clustersteuereinheiten fungieren und die Messgrößen derart
normalisieren, dass sie von der Clustersteuereinheit unabhängig von der zugrundeliegenden
physikalischen Messgröße verarbeitet werden können.
[0020] Im Rahmen der Erfindung können die externen Energieabrufe, die von den Energienetzbetreibern
und/oder Energieversorgern und/oder nebengeordneten Schwarmsteuereinheiten an die
Schwarmsteuereinheit erfolgen, die die Flexibilitätsangebote versandt hat, als Verträge
ausgestaltet sein. Dabei können abgerufene Energiemengen und/oder -leistungen und/oder
bereitgestellte Energiemengen und/oder-leistungen einem ökonomischen und/oder ökologischen
Gegenwert zugeordnet werden. Der Fachmann erkennt, dass ökonomische/ökologische Gegenwerte
in mannigfaltiger Ausgestaltung vorliegen können, beispielsweise als Geldbetrag, aber
auch in Form von beispielsweise Schadstoffemissionszertifikaten oder anderen Leistungen,
die in irgendeiner Form einen Wert in der Energieversorgung darstellen. Auch das Bereitstellen
eines Gutscheinsystems ist vom Erfindungsgedanken umfasst.
[0021] Erfindungsgemäß decken die Energieflussfahrpläne einen Zeitraum von Minuten, Stunden,
Tagen, Wochen oder Monaten ab dem Berechnungszeitpunkt ab, je nach Anwendungsfall.
Leistungs- und Energiewerte werden in einem vorgegebenen Zeitraster mit Zeittakten,
deren Länge Minuten, Stunden oder Tage oder Bruchteile davon betragen, angegeben.
Beispielhaft beträgt das Zeitraster, das sowohl von Energienetzbetreibern und/oder
Energieversorgern als auch Schwarmsteuereinheiten als auch Clustersteuereinheiten
verwendet werden kann, 15 Minuten und der Vorhersagehorizont der Energieflussfahrpläne
beträgt 48 Stunden ab dem Berechnungszeitpunkt, um ein frühes Reagieren auf etwaige
zeitliche Schwankungen im Energieerzeugungs- oder Energieverbrauchsverlauf zu ermöglichen
und auch die Bereitstellung von Regelenergie zu erlauben. Es liegt im Bereich des
fachmännischen Könnens auch andere Zeiträume bzw. Zeitschritte zu wählen, die je nach
Anwendungsfall angepasst werden können.
[0022] Erfindungsgemäß wird das Verfahren in regelmäßigen Zeittakten wiederholt. Bevorzugt
wird das Verfahren in 15-Minuten-Schritten wiederholt, es ist jedoch vom Erfindungsgedanken
umfasst, das erfindungsgemäße Verfahren in anderen regelmäßigen oder unregelmäßigen
Intervallen (Zeittakten) durchzuführen und die Zeittakte abhängig von Tageszeit oder
Wochentag anzupassen, bspw. Nachts oder an Wochenenden und Feiertagen oder anderen
Vorhersagen, wie Wetterdaten, Börsenkursen, Gesetzesänderungen, etc.
[0023] Die regelmäßigen Zeittakte, in denen das Verfahren durchgeführt wird, können hierbei
den Zeittakten des vorgegebenen Zeitrasters, in dem die Flexibilitätsangebote und
Energieflussfahrpläne abgebildet werden, entsprechen. Es ist jedoch auch vom Erfindungsgedanken
umfasst, dass das Verfahren in anderen regelmäßigen oder unregelmäßigen Intervallen
(Zeittakten) durchgeführt wird, als die Zeitschritte des vorgegebenen Zeitrasters
vorgeben. Hier sollten die Zeittakte und Intervalle jedoch einen gemeinsamen Nenner
aufweisen.
[0024] In einer möglichen Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens weist ein Berechnungszeitgitter
zu einem Kommunikationszeitgitter, dem Zeitraster, in dem die Energieflussfahrpläne
und die Flexibilitätsangebote zur Kommunikation zwischen Clustersteuereinheiten, Schwarmsteuereinheiten
und Energienetzbetreibern bzw. -versorgern aufgeschlüsselt sind, unterschiedliche
Zeitschritte auf. Bevorzugt werden die Energieflussfahrpläne und Flexibilitätsangebote
auf Clusterebene gemäß dem Rechenzeitgitter berechnet und dann in die zeitliche Auflösung
des Kommunikationszeitgitters umgerechnet, wenn die Energieflussfahrpläne und Flexibilitätsangebote
an die Schwarmsteuereinheit kommuniziert werden. Weiter bevorzugt wird die Schrittweite
des Berechnungszeitgitters größer als die des Kommunikationszeitgitters oder sogar
variabel gewählt, um die Recheneffizienz des Verfahrens zu erhöhen. Weist das erfindungsgemäße
Verfahren ein Rechenzeitgitter mit variabler Schrittweite auf, so kann die Schrittweite
an die Komplexität der Rechnung angepasst werden. So wird es möglich, rechenintensive
oder numerisch instabile Rechenschritte mit kleinerer Schrittweite auszuführen und
damit die Genauigkeit und Stabilität des Verfahrens zur erhöhen. Weniger rechenintensive
Schritte können mit größerer Schrittweite durchgeführt werden, was die Rechenressourcen
schont. Es ist vorteilhaft, wenn die Schrittweiten von Kommunikationszeitgitter und
Rechenzeitgitter einen gemeinsamen Teiler aufweisen, der die Umrechnung von Rechenzeitgitter
in Kommunikationszeitgitter und umgekehrt erleichtert.
[0025] Das erfindungsgemäße Verfahren kann weiter ein drittes Zeitgitter, bspw. ein Ausführungszeitgitter
aufweisen, das eine vom Rechenzeitgitter und/oder Kommunikationszeitgitter verschieden
Schrittweite aufweist. Dieses Zeitgitter bildet die Basis für das Steuern der Energieflüsse
auf Clusterebene durch die Clustersteuereinheiten in Schritt h). Ähnlich zum Rechenzeitgitter
kann hier für komplexe Steuerungsanforderungen ein engmaschiges Ausführungszeitgitter
gewählt werden, wohingegen einfache Steuerungssignale in einem weitmaschigeren Ausführungszeitgitter
ausgeführt werden.
[0026] Erfindungsgemäß kann die Durchführung des Verfahrens zusätzlich oder alternativ zur
Durchführung in regelmäßigen Intervallen auch durch gewisse physikalische Ereignisse
ausgelöst werden. Beispielsweise kann beim Überschreiten eines Grenzwertes durch eine
Messgröße ein Alarm erzeugt werden, der die zur Messgröße gehörige, diese überwachende
Clustersteuereinheit veranlasst, mit der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
zu beginnen.
[0027] Zusätzlich oder alternativ dazu können auch Alarme von anderen, nebengeordneten Schwarmsteuereinheiten
und/oder anderen, nebengeordneten Clustersteuereinheiten und/oder Energienetzbetreibern
und/oder Energieversorgern die Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens verlangen.
Die kann insbesondere dann erforderlich sein, wenn aufgrund von kurzfristig detektierten
Systemänderungen eine Anpassung von Flexibilitätsabrufen, Flexibilitätsangeboten,
Energieflussfahrplänen oder Energieumverteilung notwendig wird.
[0028] Erfindungsgemäß kann das Ermitteln und Aktualisieren der Energieflussfahrpläne in
Schritt a) und/oder das Anpassen der Energieflussfahrpläne in Schritt h) durch Optimierung
von Datenmodellen erfolgen. Auch bei der Optimierung der Energieflüsse im Energieschwarmsystem
vor Übermittlung der Flexibilitätsangebote in Schritt d) oder bei der Ermittlung des
Energie-Austauschbedarfs in Schritt e) können solche Datenmodelle zur Optimierung
herangezogen werden. Erfindungsgemäß können die Datenmodelle geeignet sein, das zukünftige
Verhalten des oder der Energiecluster oder des bzw. der Energieschwarmsysteme vorherzusagen.
Dabei können Energienetzstrukturen, der aktuelle Zustand des Energieclusters, Vertragsdaten
und/oder Wetterdaten und/oder Lieferverträgen und/oder Preise für die Energieversorgung
Berücksichtigung finden. Eine Variation der Modellparameter, beispielsweise der erzeugten
Leistung von Energieerzeugungsanlagen oder der von Energiespeichern aufgenommenen
Energiemenge, hat Auswirkungen auf den erstellten Energieflussfahrplan. Charakteristische
Werte der Energieflussfahrpläne, wie beispielsweise Kosten für die Energieversorgung
oder Primärenergieeinsatz, werden in einer Zielfunktion zusammengefasst. Aus den Funktionsargumenten
der Zielfunktion kann dann ein für den Energieflussfahrplan charakteristischer Zielwert
berechnet werden, der minimiert oder maximiert werden soll, je nach Anwendungsfall.
Das Ermitteln, Aktualisieren und/oder Anpassen von Energieflussfahrplänen erfolgt
also anders gesagt, durch Optimierung eines Zielwertes, der das Ergebnis einer Zielfunktion
ist, deren Funktionsargumente aus Datenmodellen berechnet werden.
[0029] In einer möglichen Ausgestaltung der Zielfunktion können die Argumente, die die Zielfunktion
aufweist, durch Gewichtungsfaktoren in ihrem Einfluss auf den Zielwert, der das Ergebnis
der Zielfunktion darstellt, abgeschwächt oder verstärkt werden. Erfindungsgemäß können
bspw. die Wetterdaten, etc., die in der Zielfunktion und/oder den Datenmodellen verwendet
werden, durch die Clustersteuergeräte oder Schwarmsteuergeräte vorhergesagt werden.
Es ist jedoch auch von der Erfindung umfasst, bspw. externe Vorhersagen für Wetterdaten,
etc., in die Berechnungen miteinzubeziehen. Erfindungsgemäß kann auch eine flexible
Preisgestaltung für die Energieversorgung in das Ermitteln und Aktualisieren und/oder
das Anpassen der Energieflussfahrpläne miteinbezogen werden. Beispielsweise kann erfindungsgemäß
ein flexibles Preissystem angewendet werden, das auf Energieangebot und Energienachfrage
basiert und aus den beiden Größen zeitaktuell einen Preis für die Energieversorgung
ermittelt. Um auch hier proaktiv auf Veränderungen des Energieverhaltens in Energienetzen
reagieren zu können, ist in einer Ausgestaltung der Erfindung vorgesehen, die zukünftige
Preisentwicklung durch die Clustersteuergeräte, die Schwarmsteuergeräte oder eine
externe Vorhersageeinheit vorherzusagen.
[0030] Zum Ermitteln und/oder Aktualisieren der Energieflussfahrpläne und der Flexibilitätsangebote
können beispielsweise gemischt-ganzzahlige lineare Datenmodelle verwendet werden.
Diese bieten den Vorteil, dass durch das lineare Abbilden der Energiesysteme eine
effiziente Verarbeitung der Modelldaten möglich ist. Somit kann bereits bei begrenzter
Rechenleistung das Energieverhalten von Energieclustern und/oder Energieschwärmen
zuverlässig und schnell vorhergesagt werden. In einem solchen erfindungsgemäßen, beispielsweise
gemischt-ganzzahligen, linearen Modell können alle Größen, die das zukünftige Systemverhalten
des vom Modell repräsentierten Energiesystems vorhersagen, als Zeitreihen ausgeführt
werden. So können beispielsweise Verbraucher oder Erzeuger, deren Verbrauch bzw. Erzeugung
auf statischen Größen beruhen, durch Vorhersagen der Leistung in Form einer Zeitreihe
beschrieben werden. Erfindungsgemäß kann dem Problem der mangelnden Genauigkeit von
mit gemischt-ganzzahligen, linearen Datenmodellen ermittelten Vorhersagen begegnet
werden, indem ein wiederholter Abgleich des realen Systemverhaltens mit den Vorhersagen
des Datenmodells durchgeführt wird. Sollten Abweichungen zwischen Vorhersage und realem
Verhalten detektiert werden, so können die Parameter des Datenmodells angepasst werden,
um die Vorhersagequalität zu verbessern.
[0031] Im Falle eines linearen Modells können die Energiewandler im Wesentlichen durch Matrizen
oder Vektoren beschrieben sein, die für jeden Zeitschritt ankommende Energieströme
in ausgehende Energieströme umwandeln, das heißt, bei denen aus der eingehenden Zeitreihe
durch Multiplikation mit der den Wandler beschreibenden Matrix die ausgehende Zeitreihe
berechnet werden kann. Im Sinne der Energieerhaltung darf in einem erfindungsgemäßen
Modell eines Energiesystems keine Energie verlorengehen oder hinzugefügt werden. Um
unlösbare Optimierungsprobleme, die durch diese beiden Bedingungen im Modell hervorgerufen
werden können, zu umgehen, können erfindungsgemäß in das Modell künstliche Energiequellen
und Energiesenken eingebaut werden, die physikalisch nicht sinnvolle Energieflüsse
zu sehr hohen Kosten ausgleichen, um so die Unlösbarkeit des Modells zu verhindern.
Erfindungsgemäß können zum Lösen dieser linearen Modelle bzw. der daraus entstehenden
linearen Zielfunktionen lineare Optimierungsalgorithmen verwendet werden. Für den
Fachmann ist ersichtlich, dass die erfindungsgemäßen Verfahren auch mit nicht linearen
Datenmodellen ausgeführt werden können, auch wenn dies im Vergleich zu linearen Modellen
einen höheren Rechenaufwand bedeutet. Die Genauigkeit des Modells ist im nicht-linearen
Fall jedoch erhöht.
[0032] Die erfindungsgemäßen Optimierungsalgorithmen können beispielsweise Gesamtkosten
für die Energieversorgung, einen CO
2-Equivalent-Ausstoß für die Energieversorgung, einen Gesamtenergiebedarf für die Energieversorgung,
einen Kennwert für Verteilnetzstabilität oder einen vergleichbaren ökonomischen, ökologischen
oder technischen Kennwert für die Energieversorgung berechnen. Dabei können diese
Größen das Ergebnis optimierter Zielfunktionen sein. Hierbei können die einzelnen
Funktionsargumente, die die Zielfunktionen aufweisen, in die Einheit des Zielwertes
umgerechnet werden, so dass in der Zielfunktion im Wesentlichen nur eine physikalische
oder ökonomische Einheit vorherrscht. Es ist vom Erfindungsgedanken umfasst, dies
auch durch Gewichtungsfaktoren auszuführen zu können, die dem jeweiligen Funktionsargument
einen konstanten Skalierungsfaktor zuordnen. Eine Umrechnung kann auch schon bei der
Berechnung der Funktionsargumente selbst erfolgen, so dass eine Umrechnung durch Gewichtungsfaktoren
entfallen kann. Beide Lösungen sind vom Erfindungsgedanken erfasst, so wie andere
Lösungen, die im Bereich des fachmännischen Könnens liegen. Es liegt ebenfalls im
Bereich des fachmännischen Könnens den passenden Optimierungsalgorithmus zu jeder
Zielfunktion auszuwählen. So kann beispielsweise für eine Zielfunktion, die die Gesamtkosten
für die Energieversorgung in einer linearen Form repräsentiert, ein linearer Minimierungsalgorithmus
herangezogen werden.
[0033] In einer Ausgestaltung der Erfindung wird bei der Erstellung und/oder der Aktualisierung
der Datenmodelle, eine Analyse des realen zurückliegenden Energieverhaltens und eine
Analyse der realen zurückliegenden thermischen, elektrischen und stofflichen Energie
im Zeitverlauf durchgeführt. Durch diese Analyse können die Modelldaten, die mit denen
die Datenmodelle die Realität abbilden, fortlaufend aktualisiert und abgeglichen werden,
was zu einer besseren Darstellung des realen Systemverhaltens durch das Modell führt.
Für einen solchen Trainingsprozess können beispielsweise Trainingsalgorithmen aus
dem Bereich der neuronalen Netze oder dem Bereich genetischer Algorithmen verwendet
werden, die dem Fachmann geläufig sind.
[0034] Erfindungsgemäß können die Steuereinheiten der Energieschwarmsysteme und/oder die
Energienetzbetreiber und/oder die Energieversorger beispielsweise aus mehreren Flexibilitätsangeboten
auswählen, die von unterschiedlichen Schwarmsteuereinheiten bereitgestellt worden
sind. Dies ermöglicht den Aufbau eines Marktkonzeptes, das auf Angebot und Nachfrage
basiert, und eine jederzeit beste wirtschaftliche und/oder ökologische Lösung für
die Bereitstellung von Energie finden kann.
[0035] Bevorzugt wird das Verfahren automatisiert von einem oder mehreren mit Datenbanken
in Verbindung stehenden Computern ausgeführt, wobei die Clustersteuereinheit und die
Schwarmsteuereinheit auf unterschiedlichen Endgeräten implementiert sein können oder
auf dem gleichen Endgerät implementiert sind. Bei räumlich zusammenhängenden Schwarmenergiesystemen,
die aus lokal benachbarten oder eng beieinanderliegenden Clustern bestehen, kann es
dabei sinnvoll sein, die Schwarmsteuereinheit des Schwarmenergiesystems und die Clustersteuereinheiten
bzw. die eine Clustersteuereinheit der Energieschwärme bzw. des Energieschwarms auf
dem gleichen Computer auszuführen. Weist ein Schwarmenergiesystem jedoch mehrere räumlich
voneinander weit beabstandete Clusterenergiesysteme auf, so werden die Schwarmsteuereinheit
und die untergeordneten Steuereinheiten bevorzugt auf unterschiedlichen Rechnern implementiert
sein.
[0036] Ebenfalls von der Erfindung umfasst ist ein Computer- und Datenbank-System mit mehreren
miteinander kommunizierenden Soft- und/oder Hardwareeinheiten zum automatisierten
Ausführen des erfindungsgemäßen Verfahrens.
[0037] Das erfindungsgemäße Verfahren zur Steuerung eines Energieschwarmsystems bietet also
eine Möglichkeit, dezentrale Energieerzeuger in einer einfachen und kostengünstigen
Weise an Energieerzeugung und Energieverteilung in ein Energienetz zu einzubinden
und proaktiv auf Erzeugungsengpässe oder Überschüsse im Energienetz zu reagieren.
Durch auf Vorhersagen basierenden, von der Struktur der Energiecluster unabhängigen
Flexibilitätsangeboten wird eine Kommunikation zwischen unter- und übergeordneter
Ebene eines Energiesystems ermöglicht, die unabhängig von der Struktur des Energiesystems
angewendet werden kann. Durch die Möglichkeit, kleine Flexibilitätsangebote zu großen
Flexibilitätspaketen zu bündeln, wird es möglich, Regelenergie in für Energieverteilnetze
relevanter Größenordnung bereitzustellen, wodurch sowohl Energienetzbetreiber, Energieversorger
als auch dezentrale Energieerzeuger zur Energienetzstabilität beitragen und eine Lösung
für den erhöhten Regelungsaufwand, der durch die Integration von dezentralen, statistischen
Erzeugern in Energienetze entsteht, gefunden wird.
[0038] Die Erfindung wird im Folgenden anhand von Abbildungen in weiteren Einzelheiten mit
ausgewählten Ausführungsbeispielen dargestellt, welche jedoch den Umfang des Erfindungsgedankens
nicht einschränken. Dabei können die im Detail ausgeführten Anwendungsbeispiele untereinander
kombiniert werden, als auch mit Merkmalen kombiniert werden, die oben zuvor nur allgemein
beschrieben wurden.
- Figur 1
- Zeigt eine beispielhafte Ausgestaltung eines Verfahrens zur Steuerung eines Energieschwarmsystems.
- Figur 2
- Zeigt eine weitere Ausgestaltung eines Verfahrens zur Steuerung eines Energieschwarmsystems.
- Figur 3
- Zeigt eine weitere beispielhafte Ausgestaltung eines Verfahrens zur Steuerung eines
Energieschwarmsystems.
- Figur 4
- Zeigt ein Schema eines Energienetzes gemäß der Erfindung.
- Figur 5
- Zeigt ein Diagramm zur elektrischen Leistungserzeugung in einem Blockheizkraftwerk,
das einmal gemäß Stand der Technik und einmal gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren
betrieben wird.
- Figur 6
- Zeigt ein beispielhaftes, erfindungsgemäßes Flexibilitätsangebot.
[0039] Figur 1 zeigt eine Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens gemäß Anspruch
1, bei dem die Verfahrensschritte a) bis d) iterativ durchlaufen werden. Des Weiteren
sind die in Figur 1 dargestellten Schritte so aufgeteilt, dass ersichtlich wird, ob
sie auf Ebene eines Energieclusters 1 oder eines Energieschwarmsystems 2 stattfinden.
Erfindungsgemäß umfasst ein Energieschwarmsystem 2 zumindest ein Energiecluster 1,
wobei ein Energieschwarmsystem 2 auch mehrere Energiecluster 1 aufweisen kann. Die
genaue Ausgestaltung eines Energieclusters 1 oder die Anzahl der Energiecluster 1,
die ein Energieschwarmsystem 2 aufweist, spielen für die Ausführbarkeit des erfindungsgemäßen
Verfahrens keine Rolle. Dabei ist es ebenso unerheblich, ob ein Energiecluster 1 beispielsweise
nur eine oder keine Energiezeugungsanlage, bzw. Energieumwandlungsanlage, umfasst
oder eine Vielzahl von Energieumwandlungsanlagen, die alle der gleichen Clustersteuereinheit
11 untergeordnet sind. Durch die Weitergabe von in Schritt a) ermittelten und aktualisierten,
in die Zukunft gerichteten Energieflussfahrplänen der Energiecluster 1 und die Übermittlung
von in Schritt b) ermittelten und aktualisierten in die Zukunft gerichteten Energie-Flexibilitätsangeboten
6 der einzelnen Energiecluster 1 wird eine Kommunikationsstruktur zwischen den Clustersteuereinheiten
11 und einer Steuereinheit 12 des Energieschwarmsystems 2 geschaffen, die vom Aufbau
der Energiecluster 1 unabhängig ist. Schritt c), der nach Schritt b) ausgeführt wird,
stellt dieses Übermitteln der Energieflussfahrpläne und der Flexibilitätsangebote
6 des Energieclusters 1 an eine zentrale Schwarmsteuereinheit 12 dar. Die Steuereinheit
12 des Energieschwarmsystems 2, auch als Schwarmsteuereinheit 12 bezeichnet, bietet
in einem Schritt d) Flexibilitätsangebote an Energienetzbetreiber 13 und/oder Energieversorger
an, wobei das Energieschwarmsystem 2 bevorzugt in physikalischer Nähe zum Netz 3 des
Energienetzbetreibers 13 und/oder zur Energieerzeugungsanlage des Energieversorgers
angeordnet ist. Besonders bevorzugt ist das Schwarmenergiesystem 2 sogar Teil des
Netzes des Energienetzbetreibers 13. Es ist aber auch von der Erfindung umfasst, dass
das Energieschwarmsystem nicht Teil des Energienetzes 3 des Energienetzbetreibers
13 ist und auch nicht in physikalischer Nähe zum selben Netz 3 und/oder zur Erzeugungsanlage
des Energieversorgers angeordnet ist.
[0040] Die Pfeile in Figur 1 visualisieren die Ablaufrichtung des Verfahrens. Zunächst wird
also in Schritt a) ein in die Zukunft gerichteter Energieflussfahrplan ermittelt,
worauf in Schritt b) in die Zukunft gerichtete Energie-Flexibilitätsangebote 6 ermittelt
werden. In der Folge werden die Energieflussfahrpläne 10 und die Flexibilitätsangebote
6 an eine zentrale Schwarmsteuereinheit 12 übersendet, was Schritt c) darstellt. In
Schritt d), der auf Schritt c) folgt, werden die Flexibilitätsangebote 6 an Energienetzbetreiber
13 und/oder Energieversorger angeboten. Durch einen Rückbezugspfeil von Schritt d)
zu Schritt a) wird die iterative Ausführung des erfindungsgemäßen Verfahrens dargestellt,
wobei es erfindungsgemäß vorgesehen sein kann, dass die in Schritt a) ermittelten
Energieflussfahrpläne 10 und die in Schritt b) ermittelten Energieflexibilitätsangebote
6 bei wiederholten Durchläufen des erfindungsgemäßen Verfahrens nur aktualisiert werden
und nicht neu ermittelt werden.
[0041] Figur 2 zeigt ein Energieschwarmsystem 2, das mehrere Energiecluster 1 aufweist.
Es ist außerdem in Figur 2 gezeigt, dass die Schritte a) bis c) des erfindungsgemäßen
Verfahrens, die durch Clustersteuereinheiten 11 ausgeführt werden, für jedes Cluster
1, das jeweils eine Clustersteuereinheit 11 aufweist, separat durchgeführt werden,
wobei Schritt d) einmal für das gesamte Schwarmenergiesystem 2, das nur eine Schwarmsteuereinheit
12 aufweisen kann, durchgeführt wird. Die Clustersteuereinheiten 11 ermitteln also
für jedes Energiecluster 1 separat in Schritt a) in die Zukunft gerichtete Energieflussfahrpläne
10, die die einzelnen Energieflüsse 9 im Energiecluster 1 in einem vorgegebenen Zeitraster
abbilden, oder aktualisieren diese. In Schritt b) werden durch die Clustersteuereinheiten
11 für jedes Energiecluster 1, also im Falle von Figur 2 drei, in die Zukunft gerichtete
Energie-Flexibilitätsangebote 6 ermittelt und aktualisiert, die, unter Berücksichtigung
des zugehörigen Energieflussfahrplanes und Randbedingungen für das Energiecluster,
zukünftig realisierbare Energiepotentiale des Energieclusters 1 im vorgegebenen Zeitraster
abbilden. In Schritt c) übermittelt jede Clustersteuereinheit 11 die von ihr berechneten
Energieflussfahrpläne 10 und Flexibilitätsangebote 6 der einzelnen Energiecluster
1 an die zentrale Schwarmsteuereinheit 12 des Energieschwarmsystems 2 nach einem Ermitteln
oder Aktualisieren gemäß einem der Schritte a) oder b). Die Energieflussfahrpläne
10 und Flexibilitätsangebote 6 der einzelnen Energieclustern 1 werden durch die Schwarmsteuereinheit
12 des Energieschwarmsystems 2 zusammengeführt und gemäß dem vorgegebenen Zeitraster
als aufgeschlüsselte Flexibilitätsangebote 6 an Energienetzbetreiber 13 und/oder Energieversorger
angeboten, wobei das Anbieten mindestens einen Zeitschritt im Zeitraster vorher erfolgt,
bevor die Energie physisch bereitgestellt werden kann.
[0042] Erfindungsgemäß können die von den Clustersteuereinheiten 11 an die Schwarmsteuereinheit
12 versendeten Flexibilitätsangebote 6 direkt an Energienetzbetreiber 13 und/oder
Energieversorger weitergeleitet werden. Es ist jedoch auch möglich, dass die Flexibilitätsangebote
6 mehrerer Clustersteuereinheiten 11 oder aller Clustersteuereinheiten 11 durch eine
übergeordnete Schwarmsteuereinheit 12 vor dem Anbieten an die Energienetzbetreiber
13 und/oder Energieversorger in Schritt d) aggregiert werden, also zu Flexibilitätspaketen
gebündelt werden, und in der Folge angeboten werden. Es ist des Weiteren vom Erfindungsgedanken
umfasst, dass die Schwarmsteuereinheit 12 den Energienetzbetreibern 13 und/oder Energieversorgern
eine Mischung aus aggregierten und nicht aggregierten Flexibilitätsangeboten 6 anbietet.
Unabhängig vom Zustand der Flexibilitätsangebote 6 können diese durch Energienetzbetreiber
13 und/oder Energieversorger durch externe Energienachfragen 7 bzw. externe Flexibilitätsabrufe
abgerufen werden.
[0043] In Figur 3 ist eine weitere beispielhafte Ausgestaltung eines Energieschwarmsystems
2 dargestellt. Figur 3 zeigt zwei Energieschwarmsysteme 2, die jeweils, der Einfachheit
der Darstellung und Beschreibung halber, bspw. nur ein Energiecluster 1 aufweisen.
Die beiden Energieschwarmsysteme 2 sind Teil eines Energienetzes 3, dem sie nach Durchlaufen
der Verfahrensschritte a) bis d), die bereits im Zusammenhang mit den Figuren 1 und
2 erläutert wurden, Flexibilitätsangebote 6 zur Verfügung stellen und von dem die
Schwarmsteuereinheiten 12 der Energieschwarmsysteme 2 externe Energienachfragen 6
empfangen. Erfindungsgemäß kann ebenfalls ein Austausch von Flexibilitätsangeboten
6 und externen Energienachfragen 7 zwischen den beiden Energieschwarmsystemen 2 erfolgen.
[0044] In einem Schritt e) können die Schwarmsteuereinheiten 12 einen in die Zukunft gerichteten
Energie-Austauschbedarf zwischen den Energieclustern 1 ermitteln. Dieser ist im vorgegeben
Zeitraster aufgeschlüsselt und wird aus den Energieflussfahrplänen 10, die durch die
Clustersteuereinheiten 11 übermittelt worden sind, den Flexibilitätsangeboten 6 und
externen Energienachfragen 7 ermittelt. Im Fall, dass die Energieschwarmsysteme 2
nur ein Energiecluster 1 aufweisen, kann dieser Schritt entfallen.
[0045] In einem Schritt f) können durch die Schwarmsteuereinheiten 12 Flexibilitätsabrufe
7 anhand eines in die Zukunft gerichteten Energie-Austauschbedarfs bestimmt werden.
Diese können zur Nutzung der Flexibilitätsangebote 6 zwischen den einzelnen Energieclustern
1 dienen, können aber auch Flexibilitätsangebote 6 an ein weiteres Energieschwarmsystem
2 oder ein Energienetz 3 oder einen Energieversorger zur Verfügung stellen. Der Energie-Austauschbedarf
wird hier in von den Clustersteuereinheiten bereitstellbare Pakete, die Flexibilitätsabrufe
7, aufgeteilt.
[0046] In einem Schritt g) können Flexibilitätsabrufe 7 von den Schwarmsteuereinheiten 12
an die Clustersteuereinheiten 11 übermittelt werden. Daraufhin wird das Flexibilitätsangebot
6, das anderen Schwarmsteuereinheiten 12 und/oder Energienetzbetreibern 13 und/oder
Energieversorgern bereitgestellt werden kann, aktualisiert und angepasst. Die bereits
abgerufenen Flexibilitäten werden aus den Angeboten eliminiert.
[0047] In einem Schritt h) werden die Energieflussfahrpläne 10 auf der Ebene der Energiecluster
1 durch die Clustersteuereinheiten 11 gemäß der übermittelten Flexibilitätsabrufe
7 angepasst. Die Energieflüsse 9 in den Energieclustern 1 werden von den Clustersteuereinheiten
11 gemäß der angepassten Energieflussfahrpläne gesteuert.
[0048] Auch dieses erfindungsgemäße Verfahren kann iterativ durchlaufen werden, wie durch
den Rückkopplungspfeil dargestellt ist.
[0049] Figur 4 zeigt die beispielhafte Struktur eines Energienetzes 3, das mehrere Energieschwarmsysteme
2 aufweist, die wiederum mehrere Energiecluster 1 aufweisen können. In Figur 4 sind
die Energiecluster 1 und Energieschwarmsysteme 2 als räumlich zusammenhängende Einheiten
dargestellt, dies ist jedoch erfindungsgemäß nicht zwingend erforderlich. Es ist von
der Erfindung ebenso umfasst, auch räumlich weit entfernte Einheiten zu Energieclustern
1 und/oder Energieschwarmsystemen 2 zusammenzufassen. Des Weiteren sind in Figur 4
unterschiedliche Konfigurationen von Energieschwarmsystemen 2 angedeutet, die sich
durch jeweils andere Verschaltung der Energiecluster 1 durch Energienetze 3 auszeichnen.
Auch die Anzahl der Energiecluster 1 in einem Energieschwarmsystem 2 kann variieren.
[0050] So ist in Figur 4 beispielsweise ein Schwarmsystem 2 gezeigt, das nur ein Energieclustersystem
1 aufweist. Es sind aber auch Schwarmsysteme 2 gezeigt, die drei Energieclustersysteme
1 aufweisen. Der einschlägige Fachmann erkennt, dass auch eine noch größere Anzahl
an Energieclustern 1 in einem Energieschwarmsystem 2 vorgesehen sein kann. Die Energieschwarmsysteme
2 sind durch ein Energienetz 3 verbunden, wobei das Energienetz 3 eine Vielzahl von
Energieleitungen 4 aufweist. Es liegt im Rahmen der Erfindung, die Energieleitungen
4 nicht nur als elektrische Leitungen zu verstehen, sondern auch als stoffliche und/oder
thermische Energieleitungen oder als Kommunikationsleitungen, die ebenfalls einen
Austausch von Energie und Leistungen sowie Daten über das Energienetz 3 ermöglichen
können. Das Energienetz 3 weist des Weiteren Verbindungen zu anderen Energienetzen
3 auf, die einen Energieaustausch zwischen Energienetzen 3 ermöglichen.
[0051] Figur 4 zeigt des Weiteren, dass jedem Energiecluster 1 eine Clustersteuereinheit
11 zugeordnet ist. Die Clustersteuereinheiten 11 kommunizieren bspw. auch über Informationsverbindungen
5, die als Kabel oder auch kabellos ausgebildet sein können und in Figur 4 als Strich-Punkt-Linien
dargestellt sind, mit übergeordneten Schwarmsteuereinheiten 12. Es ist ebenfalls vom
Erfindungsgedanken umfasst, dass die Clustersteuereinheiten 11 untereinander mit Informationsverbindungen
5 verbunden sind. Die Schwarmsteuereinheiten 12 stehen über Informationsverbindungen
5 mit einem Energienetzbetreiber 13 in Kontakt. Die Informationsverbindungen 5 können
beispielsweise der Übertragung von Flexibilitätsangeboten 6 und/oder Flexibilitätsabrufen
7 und/oder externen Energienachfragen 8 dienen. Es können aber auch andere Signale
zwischen den Steuereinheiten des Energiesystems über die Informationsverbindungen
5 ausgetauscht werden.
[0052] Figur 5 zeigt eine Gegenüberstellung von zwei Diagrammen, wobei das erste, obere
Diagramm die elektrische Leistungskurve eines Energieclusters 1 am Beispiel eines
Blockheizkraftwerks (BHKW) zeigt, das nach einem Verfahren aus dem Stand der Technik
gesteuert wurde. Das untere Diagramm zeigt die elektrische Leistung eines Blockheizkraftwerks,
das nach dem erfindungsgemäßen Verfahren gesteuert wurde. In beiden Fällen ist auf
der Abszisse der Diagramme die Zeit aufgetragen, wohingegen auf der Ordinate ein Graph
für die elektrische Leistung des BHKWs in Kilowatt und ein Graph für einen Day-Ahead-Börsenpreis
in Euro pro Megawattstunde aufgetragen sind. Die durchgezogenen Linien in beiden Diagrammen
korrelieren mit dem Day-Ahead-Börsenpreis. Die gestrichelten Linien korrespondieren
mit der elektrischen Leistung des BHKWs.
[0053] Im oberen Diagramm ist zu erkennen, dass, wenn ein BHKW wärmegeführt betrieben wird
- ein im Stand der Technik übliches Verfahren -, hohe Day-Ahead-Börsenpreise nicht
zum Verkauf von elektrischer Energie ausgenutzt werden, obwohl das hier dargestellte
BHKW und das Energiesystem, in dem das BHKW angeordnet ist und das es mit Wärme und
elektrischer Energie versorgt, ein gewisses Potential bereithalten, die Erzeugungszeiträume,
in denen das BHKW elektrische Energie erzeugt, zu verschieben.
[0054] Durch den erfindungsgemäßen Austausch von Flexibilitätsangeboten und Flexibilitätsabfragen
zwischen Energieclustern 1, Energieschwarmsystemen 2 und Energienetzbetreibern 13
und/oder Energieversorgern ist es erfindungsgemäß möglich, die Potentiale des BHKWs
genau dann abzurufen, wenn der Börsenpreis für elektrische Energie am höchsten ist.
Deshalb unterscheidet sich die gestrichelte Linie, die die elektrische Leistungserzeugung
des BHKWs repräsentiert, im zweiten Diagramm insofern vom ersten Diagramm, dass sie
genau dann eine hohe elektrische Leistung bereitstellt, wenn der Day-Ahead-Börsenpreis
am höchsten ist. Das erfindungsgemäße Verfahren dient nicht nur der ökonomischen Optimierung
des Strombezugs bzw. Stromverkaufs, sondern auch der Netzstabilität, da sich der Börsenpreis
aus Angebot und Nachfrage zusammensetzt und somit besonders hoch ist, wenn Angebot
und Nachfrage auseinander zu driften drohen, was die Stabilität der Frequenz im elektrischen
Stromnetz gefährdet.
[0055] Figur 6 zeigt ein Beispiel, wie Energieflussfahrpläne und Flexibilitätsangebote von
Clustersteuereinheiten 11 an Schwarmsteuereinheiten 12 bzw. von Schwarmsteuereinheiten
12 an Energienetzbetreiber 13 und/oder Energieversorger kommuniziert werden können.
Dies kann erfindungsgemäß beispielsweise in Tabellenform erfolgen, ggf. auch in Matrixform,
wobei die beispielhafte Tabelle acht Spalten aufweisen kann.
[0056] Die erste Spalte zeigt die Zeittakte eines vorgegebenen Zeitrasters /Zeitgitters,
das die gemeinsame Basis für Energieflussfahrpläne und Flexibilitätsangebote aller
Steuereinheiten bildet. In der achten Spalte sind Werte für einen Energieflussfahrplan
gezeigt, wie sie beispielsweise von einer Energieerzeugungsanlage bereitgestellt werden
können. Die dazwischen liegenden Spalten stellen dar, in welcher Form und zu welchem
Preis die Energieerzeugung der Energieerzeugungsanlage von dem vorgegebenen Fahrplan
abweichen kann. Die dritte Spalte stellt eine Übersicht über das Leistungspotential
für jeden Zeittakt bereit, das in positive Richtung relativ zum Energieflussfahrplan
bereitgestellt werden kann. Spalte vier zeigt die zugehörige positive Energiemenge,
Spalte zwei den zugehörigen Preis, der für die abgerufene Energiemenge aufgerufen
wird. Die Spalten fünf bis sieben zeigen analog Preis, Leistung und Energie bei einer
Abweichung vom Energieflussfahrplan in negative Richtung.
[0057] Durch das Beziehen von Energiemengen und Leistungen auf einen, dem ganzen System
inhärenten, vorgegebenen Zeittakt eines vorgegebenen Zeitrasters wird eine schnelle
und unmissverständliche Kommunikation zwischen übergeordneten und untergeordneten
Einheiten ermöglicht. Außerdem können so Flexibilitäts- bzw. Potentialan- bzw. -abfragen
zeitlich deckungsgleich erfolgen, da sie sich immer auf das gleiche Zeitgitter beziehen.
[0058] Die in Figur 6 vorgestellte Kommunikationsstruktur, die auf Flexibilitätsangeboten
und Energieflussfahrplänen basiert, ist von der Struktur der Steuereinheiten, zwischen
denen die Kommunikation erfolgt, unabhängig. Sie kann somit für eine Vielzahl von
Anwendungen eingesetzt werden und trotz bzw. gerade wegen ihrer Vielseitigkeit einen
relevanten Beitrag zur Nutzung von ökonomischen und ökologischen Potenzialen der dezentralen
Energieerzeugung leisten.
BEZUGSZEICHENLISTE
[0059]
- 1
- Energiecluster
- 2
- Energieschwarmsystem
- 3
- Energienetz
- 4
- Energieleitung
- 5
- Informationsverbindung
- 6
- Flexibilitätsangebot
- 7
- Flexibilitätsabruf
- 8
- externe Energienachfrage
- 9
- Energiefluss
- 10
- Energieflussplan
- 11
- Clustersteuereinheit
- 12
- Schwarmsteuereinheit
- 13
- Energienetzbetreiber
1. Verfahren zur Steuerung eines Energieschwarmsystems aufweisend einen oder mehrere
Energiecluster, wobei jedes Energiecluster einen oder mehrere thermische, elektrische
und/oder stoffliche Energieerzeuger und/oder Energieverbraucher und/oder Energiespeicher
aufweist, wobei das Verfahren die folgenden Schritte aufweist, die iterativ durchlaufen
werden können:
a) Ermitteln und Aktualisieren von in die Zukunft gerichteten Energieflussfahrplänen
für jedes einzelne Energiecluster durch Clustersteuereinheiten, die die einzelnen
Energieflüsse im Energiecluster in einem vorgegebenen Zeitraster abbilden;
b) Ermitteln und Aktualisieren von in die Zukunft gerichteten Energie-Flexibilitätsangeboten
der einzelnen Energiecluster durch die Clustersteuereinheiten, die, unter Berücksichtigung
des zugehörigen Energieflussfahrplanes und Randbedingungen für das Energiecluster,
zukünftig realisierbare Energiepotentiale des Energieclusters im vorgegebenen Zeitraster
abbilden;
c) Übermitteln der Energieflussfahrpläne und der Flexibilitätsangebote der einzelnen
Energiecluster an eine zentrale Schwarmsteuereinheit des Energieschwarmsystems nach
einem Ermitteln oder Aktualisieren gemäß einem der Schritte a) oder b);
d) Anbieten von gemäß dem vorgegebenen Zeitraster aufgeschlüsselten Flexibilitätsangeboten
durch die Schwarmsteuereinheit an Energienetzbetreiber und/oder Energieversorger mindestens
einen Zeittakt des Zeitrasters bevor die Energie physisch bereitgestellt werden kann.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei mehrere Flexibilitätsangebote der Clustersteuereinheiten
durch die Schwarmsteuereinheit vor dem Anbieten an die Energienetzbetreiber und/oder
an die Energieversorger in Schritt d) aggregiert werden und in der Folge angeboten
werden und die Energienetzbetreiber und/oder Energieversorger die nicht aggregierten
oder aggregierten Flexibilitätsangebote durch externe Energienachfragen abrufen können.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, bei dem vor Schritt d) ein Bestimmen
einer optimierten Energieverwertung im Energieschwarmsystem durch die Schwarmsteuereinheit
aus den übermittelten Energieflussfahrplänen und Flexibilitätsangeboten, unter Berücksichtigung
einer vorhandenen Energienetzwerkstruktur, Vertragsbindungen des Energieschwarmsystems,
erzielbarer Verkaufserlöse durch Veräußerung der Flexibilitätsangebote, Umweltkriterien,
o.Ä. erfolgt.
4. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, bei dem zum Ermitteln und Aktualisieren
der Energieflussfahrpläne historische Energieerzeugungs-, Energiespeicher- und Energieverbrauchsdaten
herangezogen werden und mittels Vorhersagen, basierend auf Infrastrukturdaten, Wetter-
und Jahreszeitendaten, Kalenderdaten, Vertragsdaten, Preisentwicklung, Verbraucherverhalten
und/oder Gesetzesvorgaben, in die Zukunft prognostiziert werden.
5. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, wobei die Energieflussfahrpläne in
Schritt a) so bestimmt werden, dass sie über einen möglichst langen Zeitraum des Zeitrasters
gleichbleibende Energieflüsse bereitstellen und/oder die Flexibilitätsangebote in
Schritt b) so bestimmt werden, dass über einen möglichst langen Zeitraum des Zeitrasters
eine möglichst hohe, jedoch über den Zeitraum gleichbleibende Abweichung vom Energieflussfahrplan
möglich ist.
6. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, wobei die Flexibilitätsangebote in
Schritt d) ebenfalls an nebengeordnete Schwarmsteuereinheiten versendet werden und
von diesen durch externe Energienachfragen abgerufen werden können.
7. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche aufweisend einen oder mehrere der folgenden
Schritte:
e) Ermitteln eines in die Zukunft gerichteten Energie-Austauschbedarfs im vorgegebenen
Zeitraster zwischen den Energieclustern aus den Energieflussfahrplänen, den Flexibilitätsangeboten
und externen Energienachfragen durch die Schwarmsteuereinheit;
f) Bestimmen von Flexibilitätsabrufen anhand eines in die Zukunft gerichteten Energie-Austauschbedarfs
zur Nutzung der einzelnen Flexibilitätsangebote zwischen den Energieclustern oder
zum zur Verfügung stellen von Flexibilitätsangeboten an ein weiteres Energieschwarmsystem
oder an ein Energienetz oder einen Energieversorger;
g) Übermitteln von Flexibilitätsabrufen an die Clustersteuereinheiten und Aktualisieren
des Flexibilitätsangebots an andere Schwarmsteuereinheiten und/oder Energienetzbetreiber
und/oder Energieversorger;
h) Anpassen der Energieflussfahrpläne durch die Clustersteuereinheiten gemäß übermittelten
Flexibilitätsabrufen und Steuern der Energieflüsse in den Energieclustern gemäß den
angepassten Energieflussfahrplänen.
8. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, wobei die Energieflüsse eines Energieclusters
durch eine Kontrolleinheit überwacht werden und ein Übermitteln gemäß Schritt c) eines
durch die Clustersteuereinheit angepassten Energieflussfahrplans und eines daran angepassten
Flexibilitätsangebotes erfolgt, wenn die durch die Kontrolleinheit ermittelte Abweichung
eines Energieflusses eine Anpassung des Energieflussfahrplans erforderlich macht,
oder die Clustersteuereinheit oder ein Energiemanagementsystem des Energieclusters
das Energiecluster anweist, den Energiefluss dem entsprechenden Wert im Energieflussfahrplan
anzupassen.
9. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, wobei die externen Energienachfragen
als Verträge zwischen Schwarmsteuereinheiten und den Energienetzbetreibern und / oder
den Energieversorgern und / oder nebengeordneten Schwarmsteuereinheiten umgesetzt
werden und den abgerufenen Energiemengen und/oder Leistungen ein ökonomischer und/oder
ökologischer Gegenwert zuordnet wird.
10. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, wobei die Energieflussfahrpläne einen
Zeitraum von Minuten und Stunden, Tagen, Wochen oder Monaten ab dem Berechnungszeitpunkt
abdecken und Leistungs- und Energiewerte in einem vorgegebenen Zeitraster mit Zeittakten
angegeben werden, deren Länge Minuten, Stunden oder Tage oder Bruchteile davon beträgt.
11. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, wobei das Verfahren in regelmäßigen
Zeitstakten wiederholt wird.
12. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, wobei die Schritte a) und b) in einem
Berechnungszeittakt ausgeführt werden, der von der Zeitschrittweite des vorgegebenen
Zeitrasters, in dem Energieflussfahrpläne und Flexibilitätsangebote aufgeschlüsselt
sind, verschieden ist.
13. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, wobei das Ermitteln und Aktualisieren
der Energieflussfahrpläne in Schritt a) und/oder das Ermitteln des Energie-Austauschbedarfs
in Schritt e) und/oder das Anpassen der Energieflussfahrpläne in Schritt h) und/oder
das Bestimmen einer optimierten Energieverwertung nach Anspruch 3 durch Optimierung
von Datenmodellen berechnet werden, die geeignet sind, das zukünftige Verhalten der
Energiecluster, Energieschwarmsysteme unter Berücksichtigung der Energienetzstrukturen,
des aktuellen Zustands des Energieclusters, von Vertragsdaten und/oder Wetterdaten
und/oder Energiepreise und/oder weiteren ökonomischen und/oder ökologischen Vorgaben
vorherzusagen.
14. Verfahren nach Anspruch 13, wobei die Datenmodelle gemischt-ganzzahlige lineare Datenmodelle
sind und gemischt-ganzzahlige lineare Optimierungsalgorithmen zur Optimierung der
Energieflussfahrpläne und der Flexibilitätsangebote verwendet werden.
15. Verfahren nach Anspruch 13 oder 14, wobei die Optimierungsalgorithmen die Gesamtkosten
für die Energieversorgung, einen CO2-Äquivalentausstoß für die Energieversorgung, einen Gesamtenergiebedarf für die Energieversorgung,
einen Kennwert für Verteilnetzstabilität oder einen vergleichbaren ökonomischen, ökologischen
oder technischen Kennwert für die Energieversorgung berechnen, immer unter der Vorgabe,
dass bestehende Lieferverträge erfüllt werden.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 13 bis 15, wobei die Datenmodelle durch Analyse
des zurückliegenden Energieverhaltens und Analyse der zurückliegenden thermischen,
elektrischen und stofflichen Energieflüsse im Zeitverlauf erstellt und/oder fortlaufend
aktualisiert werden;
17. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, wobei die Schwarmsteuereinheiten und/oder
die Energienetzbetreiber und/oder die Energieversorger aus mehreren Flexibilitätsangeboten
auswählen können, die von unterschiedlichen Schwarmsteuereinheiten bereitgestellt
werden.
18. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, wobei das Verfahren automatisiert von
einem oder mehreren mit Datenbanken in Verbindung stehenden Computern, die miteinander
vernetzt sind, ausgeführt wird.
19. Computer- und Datenbank-System mit mehreren miteinander kommunizierenden Hard- und
Softwareeinheiten zum automatisierten Ausführen des Verfahrens nach einem der vorherigen
Ansprüche.