Technisches Gebiet
[0001] Die Erfindung betrifft eine Beschichtungsvorrichtung, die insbesondere zur Anbringung
eines streifen- oder bandförmigen Beschichtungsmaterials an einer Schmalfläche eines
bevorzugt plattenförmigen Werkstücks geeignet ist. Eine derartige Beschichtungsvorrichtung
wird beispielsweise im Bereich der Möbel- und Bauelementeindustrie eingesetzt. Ferner
betrifft die Erfindung ein Verfahren zum Anbringen eines Beschichtungsmaterials an
einem Werkstück.
Stand der Technik
[0002] Beim Aufbringen eines Beschichtungsmaterials (Kantenbandes) an einer Schmalfläche
eines plattenförmigen Werkstücks erfolgt üblicherweise zunächst eine sogenannte Formatbearbeitung,
bei der die Schmalfläche mit einem Fräswerkzeug bearbeitet wird, sodass die aneinander
angrenzende Schmalflächen des Werkstücks beispielsweise in einem Winkel von 90° zueinander
ausgerichtet sind. Nachfolgend wird die Schmalflächenbeschichtung aufgebracht und
die überstehende Vorder- und Hinterkante der Schmalflächenbeschichtung mit einem Kappaggregat
gekürzt. In vertikaler Richtung nach oben/unten überstehende Bereiche der Schmalflächenbeschichtung
werden mit einem Fräswerkzeug abgenommen, und nachfolgend die Übergänge der Schmalflächenbeschichtung
zu allen Seiten durch eine weitere Formatbearbeitung bearbeitet. Nachfolgend werden
die bei der Bearbeitung entstehenden Verschmutzungen durch eine entsprechende Reinigung
entfernt.
[0003] Der Aufwand der genannten Verfahrensschritte, insbesondere der Schritt zum Entfernen
der überstehenden Schmalflächenbeschichtung an der Vorder- und Hinterkante durch das
Kappaggregat, ist relativ hoch. Hinzukommt, dass ein Kappaggregat relativ komplex
aufgebaut ist und die Steuerung derart ausgelegt sein muss, dass ein Kappen des Beschichtungsmaterials
während eines Durchlaufs stattfindet, also während sich das Werkstück in Durchlaufrichtung
bewegt.
[0004] Ferner wird die Maschine durch das Vorhalten entsprechender Räume zur Durchführung
der Bearbeitung während des Durchlaufs vergrößert. Auch sind die beim Kappen der Schmalflächenbeschichtung
entstehenden Abfälle derart groß dimensioniert, dass sie nicht durch die in der Maschine
vorhandenen Späneabsaugung erfasst werden können, sondern in bestimmten, zeitlichen
Intervallen manuell entfernt werden müssen. Ferner können diese Abfälle im ungünstigsten
Fall eine Funktionsstörung des Kappaggregats hervorrufen oder einen negativen Einfluss
auf benachbarte Aggregate ausüben. Ferner ist es generell nachteilig, dass die durch
das Kappaggregat entstehende Schnittseite und somit die Schnittqualität unterschiedlich
ausgebildet ist zu anderen, mit rotierenden Bearbeitungswerkzeugen bearbeiteten Seiten.
[0005] Es ist das Dokument
DE 197 41 163 A1 bekannt, in dem ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Bearbeiten von plattenförmigen
Werkstücken beschreibt, die kontinuierlich entlang einer Bearbeitungsstrecke geführt
und dabei mit mindestens einem an der Bearbeitungsstrecke entlang geführten Mittel
zur Bearbeitung in Eingriff gebracht werden.
[0006] Ferner ist die Veröffentlichung
DE 10 2015 206 010 A1 bekannt, die eine Beschichtungsvorrichtung sowie ein entsprechendes Verfahren beschreibt,
mit dem die Beschichtung von Werkstücken im Bereich der Schmalfläche qualitativ hochwertig
und effizienter ausgeführt werden kann.
[0007] Insbesondere ist bei der Beschichtungsvorrichtung der
DE 10 2015 206 010 A1 ein Übergabemechanismus vorgesehen, mit dem das Beschichtungsmaterial von einer Führung
zur Andruckeinrichtung übergeben werden kann. Durch den Übergabemechanismus wird gewährleistet,
dass sich das insbesondere auf eine definierte Länge zugeschnittene Beschichtungsmaterial
im Bereich des Aktivierungsfensters nicht krümmt oder anderweitig verformt. Ein derartiges
Verformen könnte insbesondere in einem Anfangs- und Endbereich des Beschichtungsmaterials
auftreten.
Darstellung der Erfindung
[0008] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, den Aufbau einer Beschichtungsvorrichtung
zu vereinfachen, dabei jedoch ein hochwertiges Bearbeitungsergebnis sicherzustellen.
[0009] Eine Vorrichtung, mit der der genannten Anforderung Rechnung getragen wird, ist in
Anspruch 1 beschrieben. Unteransprüche beziehen sich auf bestimmte Ausführungsformen.
[0010] Die Erfindung stellt eine Beschichtungsvorrichtung bereit, die insbesondere geeignet
ist, eine Schmalfläche eines plattenförmigen Werkstücks zu Beschichten. Hierzu kann
ein streifenförmiges Beschichtungsmaterial zum Einsatz kommen. Die Beschichtungsvorrichtung
umfasst: eine Antriebseinrichtung zum Bewegen eines zu beschichtenden Werkstücks,
eine Werkstückerfassungseinrichtung zum Erfassen des Werkstücks, eine Andruckeinrichtung,
insbesondere eine Andruckrolle, zum Andrücken eines Beschichtungsmaterial am Werkstück,
einen Zuführantrieb, der eingerichtet ist, das Beschichtungsmaterial in den Bereich
der Andruckeinrichtung zu bewegen, und eine Antriebseinrichtung zum Bereitstellen
einer Relativbewegen zwischen der Andruckeinrichtung und dem zu beschichtendem Werkstück.
Ferner umfasst die Beschichtungsvorrichtung eine Steuereinrichtung, die mit der Antriebseinrichtung,
der Werkstückerfassungseinrichtung sowie dem Zuführantrieb in Verbindung steht. Die
Steuereinrichtung ist eingerichtet, auf Basis der von der Werkstückerfassungseinrichtung
und der Antriebseinrichtung bereitgestellten Daten den Zuführantrieb derart zu steuern,
dass das Beschichtungsmaterial an einer in Durchlaufrichtung vorderen und/oder hinteren
Werkstückkante im Wesentlichen abschließend angebracht wird.
[0011] Eine Werkstückerfassungseinrichtung kann insbesondere als Sensor ausgebildet sein
(oder einen solchen Sensor umfassen), beispielsweise als taktiler oder berührungsloser
Sensor. Ferner kann die Werkstückerfassungseinrichtung als Anschlag ausgebildet sein,
der ein Werkstück freigeben kann.
[0012] Die Beschichtungsvorrichtung hat den Vorteil, dass diese mit einem geringeren konstruktiven
Aufwand hergestellt werden kann. Insbesondere kann ein Kappaggregat zum Kappen von
Überständen des Beschichtungsmaterials entfallen. Dies führt zu geringeren Herstellungskosten
und auch zu einer Platzeinsparung in der Beschichtungsvorrichtung. Handelt es sich
um eine Beschichtungsvorrichtung, bei der Werkstücke mittels einer Fördereinrichtung
bewegt werden, so kann die benötigte Förderstrecke verkürzt werden. Somit wird die
Beschichtungsvorrichtung kompakter ausgestaltet.
[0013] Ferner wird der Wartungsaufwand verringert, insbesondere wenn das Kappaggregat entfällt.
Auch werden mögliche Störungen verringert.
[0014] Die anspruchsgemäße Anordnung kann ferner zu einer besseren Späneentsorgung genutzt
werden. Dabei wird das Arbeitsergebnis nicht negativ beeinflusst. Insbesondere bleibt
die optische Bearbeitungsqualität im Wesentlichen gleich.
[0015] Die Beschichtungsvorrichtung ist zur Verarbeitung von sogenannten "Dickkanten" eingerichtet.
Bei den sogenannten "Dickkanten" handelt es sich um ein Beschichtungsmaterial mit
einer Dicke von 0,3 bis 40mm, insbesondere 0,5 mm bis 4 mm, bevorzugt im Bereich von
0,8 mm bis 3 mm. Bevorzugt umfasst die Beschichtungsvorrichtung eine Bearbeitungseinrichtung,
mit der eine Abrundung oder Abfasung am Eckenbereich/am Übergangsbereich zu den Hauptflächen
eingebracht werden kann.
[0016] Die Steuereinrichtung ist so eingerichtet, dass das Beschichtungsmaterial an einer
in Durchlaufrichtung vorderen und/oder hinteren Werkstückkante im Wesentlichen abschließend
angebracht werden kann. Dies umfasst einen exakten Abschluss des Beschichtungsmaterial
mit einer Kante des Werkstücks, oder eine geringfügig zurückstehende bis geringfügig
überstehende Anordnung. Die Abweichung von der Werkstückkante soll bevorzugt maximal
5 mm, weiter bevorzugt maximal 2 mm betragen.
[0017] Es ist bevorzugt, dass die Steuereinrichtung eingerichtet ist, eine Bewegung des
Zuführantriebs zu starten oder zu stoppen, und/oder einen Eingriff des Zuführantriebs
am Beschichtungsmaterial durchzuführen. Somit kann der Zuführantrieb auf Grundlage
der von der Werkstückerfassungseinrichtung und der Antriebseinrichtung bereitgestellten
Daten gestartet oder gestoppt werden.
[0018] Dabei ist es bevorzugt, dass der Zuführantrieb im angeschalteten/gestarteten Zustand
eine konstante Antriebsgeschwindigkeit bereitstellt. Somit kann ein durch den Zuführantrieb
zugeführtes Beschichtungsmaterial exakt positioniert werden. Ein weiterführendes Nachregeln
kann entfallen.
[0019] Gemäß einer weiteren Ausführungsform ist es vorgesehen, dass die Steuereinrichtung
eingerichtet ist, die Daten der Antriebseinrichtung zur Steuerung des Zuführantriebs
zu verwenden. Somit kann das Zuführen des Beschichtungsmaterial noch präziser durchgeführt
werden.
[0020] Es ist bevorzugt, dass die Antriebseinrichtung eingerichtet ist, eine Fördereinrichtung,
insbesondere einen Förderriemen und/oder ein Förderband, anzutreiben, an der das Werkstück
anliegt. Durch diese Ausgestaltung können vergleichsweise hohe Stückzahlen bearbeitet
werden.
[0021] Gemäß einer weiteren Ausführungsform ist es vorgesehen, dass eine Zuführeinrichtung
zum Zuführen des Beschichtungsmaterials einen optischen oder mechanischen Anschlag
aufweist, um das Beschichtungsmaterial vor der Zufuhr zur Andruckeinrichtung zu positionieren.
Somit kann die Positionsgenauigkeit weiter gesteigert werden. Ein optischer Anschlag
kann dabei insbesondere als optischer Sensor oder als Lichtschranke ausgeführt sein.
Ein mechanischer Anschlag kann als bewegbare Leiste ausgeführt sein, die durch Bewegen
in eine Freigabeposition das Beschichtungsmaterial freigibt.
[0022] Bevorzugt umfasst die Beschichtungsvorrichtung eine Energiequelle zum Aktivieren
eines am Beschichtungsmaterial vorgesehenen Haftmittels vor dem Andrücken des Beschichtungsmaterials
am Werkstück. Dabei kann es vorgesehen sein, dass die Steuereinrichtung den Betrieb
der Energiequelle zum Aktivieren eines am Beschichtungsmaterial vorgesehenen Haftmittels
mit der Bewegung des Beschichtungsmaterials, insbesondere mit dem Betrieb des Zuführantriebs
abstimmt.
[0023] Ferner kann die Beschichtungsvorrichtung mit einem Formatbearbeitungsaggregat, insbesondere
einen Fräser, ausgestattet sein, um am Werkstück eine Endbearbeitung durchzuführen.
[0024] Gemäß einer weiteren Ausführungsform umfasst die Beschichtungsvorrichtung kein Kappaggregat.
Da das Beschichtungsmaterial derart präzise am Werkstück aufgebracht wird, kann, gemäß
einer Ausführungsform, ein Formatbearbeitungsaggregat für eine Nach- oder Endbearbeitung
eingesetzt werden. Dieser Aufbau führt zu einer Platzeinsparung in der Beschichtungsvorrichtung.
Handelt es sich um eine Beschichtungsvorrichtung, bei der Werkstücke mittels einer
Fördereinrichtung bewegt werden, so kann die benötigte Förderstrecke verkürzt werden,
sodass die Beschichtungsvorrichtung kompakter ausgestaltet werden kann.
[0025] Obwohl die Steuereinrichtung eingerichtet ist, das Beschichtungsmaterial im Wesentlichen
abschließend am Werkstück anzubringen, ist die Steuereinrichtung bevorzugt ferner
eingerichtet, auf Basis der von der Werkstückerfassungseinrichtung und der Antriebseinrichtung
bereitgestellten Daten den Zuführantrieb derart zu steuern, dass das Beschichtungsmaterial
im ersten Durchlauf an einer in Durchlaufrichtung vorderen und/oder hinteren Werkstückkante
zurückstehend aufgebracht wird. Auf diese Weise kann ein Vorstehen des zuerst aufgebrachten
Beschichtungsmaterials verhindert werden. Dies erleichtert ein Ausrichten des mit
dem Beschichtungsmaterial versehenen Werkstücks in einem zweiten Durchlauf.
[0026] Ferner wird ein Verfahren bereitgestellt. Das Verfahren umfasst die Schritte: Erfassen
des Werkstücks (insbesondere eines plattenförmigen Werkstücks), Bewegen eines Beschichtungsmaterials
in den Bereich einer Andruckeinrichtung, wobei die Andruckeinrichtung eingerichtet
ist, das Beschichtungsmaterial am Werkstück anzubringen. Dabei wird der Zuführantrieb
auf Basis der von der Werkstückerfassungseinrichtung und der Antriebseinrichtung bereitgestellten
Daten derart gesteuert, dass das Beschichtungsmaterial an einer in Durchlaufrichtung
vorderen und/oder hinteren Werkstückkante im Wesentlichen abschließend angebracht
wird.
[0027] Das Verfahren hat unter anderem den Vorteil, dass ein Kappaggregat zum Kappen von
Überständen des Beschichtungsmaterials entfallen kann. Dies führt zu geringeren Herstellungskosten
und auch zu einer Platzeinsparung in der Beschichtungsvorrichtung.
[0028] Das Beschichtungsmaterial ist insbesondere ein streifenförmiges Beschichtungsmaterial,
wie ein Kantenband. Das erfindungsgemäße Verfahren wird insbesondere bei der Verarbeitung
von sogenannten "Dickkanten" eingesetzt, die mit einer Abrundung oder Abfasung am
Eckenbereich/am Übergangsbereich zu den Hauptflächen versehen werden können. Bei den
sogenannten "Dickkanten" handelt es sich um ein Beschichtungsmaterial mit einer Dicke
von 0,3 mm bis 40 mm, insbesondere 0,5 mm bis 4 mm, bevorzugt im Bereich von 0,8 mm
bis 3 mm.
[0029] Es ist bevorzugt, dass das Beschichtungsmaterial an einer in Durchlaufrichtung vorderen
und/oder hinteren Werkstückkante im Wesentlichen abschließend angebracht wird. Dies
umfasst einen exakten Abschluss des Beschichtungsmaterial mit einer Kante des Werkstücks,
oder eine geringfügig zurückstehende bis geringfügig überstehende Anordnung. Die Abweichung
von der Werkstückkante soll bevorzugt maximal 5 mm, weiter bevorzugt maximal 2 mm
betragen.
[0030] Ferner ist bevorzugt, dass das, insbesondere streifenförmige, Beschichtungsmaterial
aus einem Kunststoffmaterial gefertigt ist oder zumindest abschnittsweise hieraus
besteht. Insbesondere handelt es sich um ein thermoplastischen Kunststoffmaterial.
Für die Bearbeitung derartiger Materialien wird üblicherweise ein Kappaggregat verwendet,
das jedoch Rahmen des vorliegenden Verfahrens entfallen kann. Das Kunststoffmaterial
kann PVC (Polyvinylchlorid) oder ABS (Acrylnitril-Butadien-Styrol) umfassen.
[0031] Es ist bevorzugt, dass im Rahmen des Verfahrens eine Beschichtungsvorrichtung gemäß
einem der vorangegangenen Aspekte zum Einsatz kommt.
[0032] Bevorzugt wird ein am Beschichtungsmaterial vorgesehenes Haftmittels vor dem Andrücken
des Beschichtungsmaterials am Werkstück aktiviert oder ein Haftmittel am Beschichtungsmaterial
aufgetragen. Dabei kann es vorgesehen sein, dass die Steuereinrichtung den Betrieb
der Energiequelle zum Aktivieren eines am Beschichtungsmaterial vorgesehenen Haftmittels
mit der Bewegung des Beschichtungsmaterials, insbesondere mit dem Betrieb des Zuführantriebs
abstimmt, wobei insbesondere vorgesehen ist, dass das Haftmittel auch im vorderen
und/oder hinteren Randbereich (in Bewegungsrichtung des Beschichtungsmaterials) aktiviert
wird. Wird ein Haftmittel am Beschichtungsmaterial aufgetragen, so ist es bevorzugt,
dass das Haftmittel auch im vorderen und/oder hinteren Randbereich des Beschichtungsmaterials
aufgetragen wird. Somit kann das Beschichtungsmaterial auch im vorderen und/oder hinteren
Randbereich haftende Wirkung entfalten und an einem Werkstück anhaften.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
[0033] Weitere Merkmale und Vorteile ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung einer
Ausführungsform unter Bezugnahme auf die beiliegenden Zeichnungen.
- Fig. 1a
- ist eine schematische Seitenansicht einer Ausführungsform einer Vorrichtung gemäß
der Erfindung;
- Fig. 1b
- zeigt eine schematische Draufsicht der in Fig. 1a dargestellten Vorrichtung;
- Fig. 2
- ist eine schematische Draufsicht auf ein Werkstück, das an einer Schmalfläche mit
einem Beschichtungsmaterial versehen wurde.
Beschreibung von Ausführungsformen
[0034] Gleiche Bezugszeichen, die in verschiedenen Figuren aufgeführt sind, benennen identische,
einander entsprechende, oder funktionell ähnliche Elemente.
[0035] Gemäß der Ausführungsform wird eine Beschichtungsvorrichtung 1 beschrieben, mittels
derer plattenförmige Werkstücke (beispielsweise aus Holz oder einem Holzwerkstoff)
an jeweils einer Schmalfläche mit einem Beschichtungsmaterial versehen werden. Wenn
ein plattenförmiges Werkstück von allen vier Seiten mit einem Beschichtungsmaterial
versehen werden soll, bedeutet dies, dass das Werkstück in vier Durchläufen durch
die Beschichtungsvorrichtung 1 geführt wird.
[0036] Gemäß einer Modifikation kann die Beschichtungsvorrichtung auch so ausgebildet sein,
dass eine doppelseitige/beidseitige Beschichtung durchgeführt werden kann. Im Zuge
einer doppelseitigen Beschichtung werden Schmalflächen, die in entgegengesetzte Richtungen
weisen, in einem Durchlauf durch eine Beschichtungsvorrichtung mit jeweils einem Beschichtungsmaterial
versehen.
[0037] Die Beschichtungsvorrichtung 1 umfasst eine Fördereinrichtung 2, beispielsweise einen
Förderriemen oder ein Förderband, die mit einer Antriebseinrichtung 3 angetrieben
wird. Ferner umfasst die Beschichtungsvorrichtung 1 eine Werkstückerfassungseinrichtung
4, mit der ein Werkstück W erfasst werden kann, das mit der Fördereinrichtung 2 bewegt
wird. Beispielsweise kann es sich bei der Werkstückerfassungseinrichtung 4 um eine
Lichtschranke handeln.
[0038] Die Beschichtungsvorrichtung 1 weist eine Andruckrolle 5 (Andruckeinrichtung) sowie
eine Zuführeinrichtung 6 auf. Entlang der Zuführeinrichtung 6 wird ein Beschichtungsmaterial
B in Richtung der Andruckrolle 5 geführt.
[0039] Das Beschichtungsmaterial B ist insbesondere eine sogenannte "Dickkante". Insbesondere
PVC- oder ABS-Kantenmaterialien werden mit größerer Dicke (mind. 0,4mm) ausgeführt.
Ein Zuführantrieb 7 ist benachbart zur Zuführeinrichtung 6 vorgesehen, um das Beschichtungsmaterial
B in Richtung der Andruckrolle 5 zu bewegen.
[0040] Die Beschichtungsvorrichtung 1 umfasst eine Steuereinrichtung 10, die mit der Antriebseinrichtung
3, dem Zuführantrieb 7 sowie der Werkstückerfassungseinrichtung 4 in Verbindung steht,
sodass die Steuereinrichtung 10 von den genannten Komponenten mit Daten versorgt wird.
[0041] Der Zuführantrieb 7 wird von der Steuereinrichtung 10 der Beschichtungsvorrichtung
1 derart gesteuert, dass Beschichtungsmaterial B entweder am Werkstückanfang oder
am Werkstückende wie nachfolgend erläutert positioniert werden kann. Hierzu ist die
Steuereinrichtung 10 eingerichtet, Informationen der Antriebseinrichtung 3, des Zuführantriebs
7 sowie der Werkstückerfassungseinrichtung 4 zu verarbeiten. Die Positionierung des
Beschichtungsmaterials B soll derart erfolgen, dass das Beschichtungsmaterial B am
Werkstückanfang oder Werkstückende (jeweils in Durchlaufrichtung) zurückstehend bis
geringfügig überstehend angebracht wird, sodass eine nachfolgende Formatbearbeitung
eine entsprechende Nachbearbeitung durchführen kann. Im ersten Durchlauf durch die
Beschichtungsvorrichtung 1 wird das Beschichtungsmaterial B am Werkstückanfang oder
Werkstückende zurückstehend angebracht, sodass eine Ausrichtung des Werkstücks W im
zweiten Durchlauf erleichtert wird.
[0042] Bei einem Beschichtungsvorgang wird ein Werkstück W mittels der Fördereinrichtung
2 bewegt und im Durchlauf mittels der Werkstückerfassungseinrichtung 4 erfasst. Mit
Erfassen des Werkstücks W mittels der Werkstückerfassungseinrichtung 4 ist der Abstand
X des Werkstücks W von der Andruckrolle 5 beziehungsweise von der Fügestelle bekannt.
Das Erfassungsergebnis des Werkstücks W mittels der Werkstückerfassungseinrichtung
4 wird an die Steuereinrichtung 10 übermittelt. Da die Steuereinrichtung 10 ferner
mit der Antriebseinrichtung 3 in Verbindung steht und somit die Vorschubsignale (Drehgebersignale
vom Antriebsmotor) erfasst wird, kann die Steuereinrichtung 10 ermitteln, zu welchem
Zeitpunkt das Werkstück W die Andruckrolle 5 erreichen wird.
[0043] Mit den Vorschubsignalen (Drehgebersignale vom Antriebsmotor) kann nach dem Erfassen
des Werkstücks W die weitere Positionierung des Werkstücks W in der Beschichtungsvorrichtung
1 verfolgt werden. Entsprechend der Position des Werkstücks W zur Andruckrolle 5 beziehungsweise
zur Fügestelle wird das Beschichtungsmaterial B von dem fixen Abstand Y zum Fügepunkt
dem Werkstück W zugeführt. Der fixe Abstand Y wird beispielsweise durch einen Anschlag
oder ähnliches in der Zuführeinrichtung 6 definiert.
[0044] Über die Steuereinrichtung 10 werden beide Transportsysteme, also die Antriebseinrichtung
3 und der Zuführantrieb 7, überwacht und der Transport des Beschichtungsmaterials
B gesteuert. Dabei dient die Antriebseinrichtung 3 als Mastersystem. Dies bedeutet,
dass sich die Antriebsgeschwindigkeit des Zuführantriebs 7 nach der Antriebsgeschwindigkeit
der Antriebseinrichtung 3 richtet.
[0045] Der Transport des Beschichtungsmaterials B wird somit gesteuert, da die Bereitstellung
des Beschichtungsmaterials und die Werkstückerfassung fixe Maßabstände X und Y aufweisen
und somit die Transportwege eindeutig definiert sind.
[0046] Wird beim Beschichtungsvorgang ein in Rollenform gelagertes und bereitgestelltes
Beschichtungsmaterials B verarbeitet, kann das Beschichtungsmaterial B je nach Beschichtungsvorgang
(Durchlauf) entweder kürzer oder länger als das Werkstück W in der Zuführeinrichtung
6 abgetrennt werden. Das Maß, welches das Beschichtungsmaterial B gegenüber dem Werkstück
W zurücksteht, ist kleiner als die Bearbeitungszugabe für eine Formatbearbeitung,
die mittels eines Fräswerkzeuges durchgeführt wird. Entsprechend kann dieses Maß manuell
oder automatisch generiert werden, nachdem die Formatbearbeitung festgelegt wurde.
[0047] Dieses Vorgehen hat den Vorteil, dass die restliche Nachbearbeitung des beschichteten,
plattenförmigen Werkstücks durch die in der Beschichtungsvorrichtung vorhandenen,
rotierenden Werkzeuge und Aggregate erfolgen kann.
[0048] Im ersten Durchlauf durch die Beschichtungsvorrichtung 1 wird das Beschichtungsmaterial
B am Werkstückanfang oder Werkstückende zurückstehend angebracht, sodass eine Ausrichtung
des Werkstücks W im zweiten Durchlauf erleichtert wird. Im zweiten Durchlauf wird
ein Beschichtungsmaterial B überstehend angebracht, es kann jedoch auch leicht zurückstehend
am Werkstück aufgebracht werden.
[0049] Beim Zuführen des Beschichtungsmaterial B mit der Zuführeinrichtung 6 wird ein am
Beschichtungsmaterial B vorgesehenes Haftmittel vor dem Andrücken des Beschichtungsmaterials
B am Werkstück W aktiviert. Die Aktivierung erfolgt dabei derart, dass auch im vorderen
und/oder hinteren Randbereich des Beschichtungsmaterials B (in Bewegungsrichtung des
Beschichtungsmaterials) aktiviert wird, so dass auch die Randbereiche des Beschichtungsmaterials
mit einem aktivierten Haftmittel versehen sind.
[0050] Wird gemäß einer weiteren Ausführungsform ein Haftmittel am Beschichtungsmaterial
B aufgetragen, so wird das Haftmittel auch im vorderen und/oder hinteren Randbereich
des Beschichtungsmaterials aufgetragen. Somit kann das Beschichtungsmaterial auch
im vorderen und/oder hinteren Randbereich haftende Wirkung entfalten und an einem
Werkstück anhaften.
[0051] Figur 2 ist eine schematische Draufsicht auf das Werkstück W, das in zwei Durchläufen
an zwei Schmalflächen mit jeweils einem Beschichtungsmaterial versehen wurde. Das
Beschichtungsmaterial, das im zweiten Durchlauf aufgebracht wurde, ist in einer geringfügig
überstehenden Anordnung (Überstand T) angebracht. Insbesondere steht das Beschichtungsmaterial
bis zum 5 mm, bevorzugt bis zu 2 mm über. Dieser Überstand kann mit einem Fräser zur
Formatbearbeitung entfernt werden.
[0052] Es ist für den Fachmann ersichtlich, dass einzelne, jeweils in verschiedenen Ausführungsformen
beschriebene Merkmale auch in einer einzigen Ausführungsform umgesetzt werden können,
sofern sie nicht strukturell inkompatibel sind. Gleichermaßen können verschiedene
Merkmale, die im Rahmen einer einzelnen Ausführungsform beschrieben sind, auch in
mehreren Ausführungsformen einzeln oder in jeder geeigneten Unterkombination vorgesehen
sein.
1. Beschichtungsvorrichtung (1), insbesondere zur Beschichtung einer Schmalfläche eines
plattenförmigen Werkstücks, umfassend:
eine Werkstückerfassungseinrichtung (4) zum Erfassen eines Werkstücks (W),
eine Andruckeinrichtung (5), insbesondere eine Andruckrolle, zum Andrücken eines Beschichtungsmaterial
(B) am Werkstück (W),
einen Zuführantrieb (7), der eingerichtet ist, das Beschichtungsmaterial (B) in den
Bereich der Andruckeinrichtung (5) zu bewegen,
eine Antriebseinrichtung (3) zum Bereitstellen einer Relativbewegen zwischen der Andruckeinrichtung
(5) und dem zu beschichtendem Werkstück (W), und
eine Steuereinrichtung (10), die mit der Antriebseinrichtung (3), der Werkstückerfassungseinrichtung
(4) sowie dem Zuführantrieb (7) in Verbindung steht, wobei
die Steuereinrichtung (1) eingerichtet ist, auf Basis der von der Werkstückerfassungseinrichtung
(4) und der Antriebseinrichtung (3) bereitgestellten Daten den Zuführantrieb (7) derart
zu steuern, dass das Beschichtungsmaterial an einer in Durchlaufrichtung vorderen
und/oder hinteren Werkstückkante im Wesentlichen abschließend angebracht wird.
2. Beschichtungsvorrichtung (1) gemäß Anspruch 1, bei der die Steuereinrichtung (10)
eingerichtet ist, eine Bewegung des Zuführantriebs (7) zu starten und/oder einen Eingriff
des Zuführantriebs (7) am Beschichtungsmaterial (B) durchzuführen.
3. Beschichtungsvorrichtung (1) gemäß einem der vorangegangenen Ansprüche, bei der die
Steuereinrichtung (10) eingerichtet ist, die Daten der Antriebseinrichtung (3) zur
Steuerung des Zuführantriebs (7) zu verwenden.
4. Beschichtungsvorrichtung (1) gemäß einem der vorangegangenen Ansprüche, bei der die
Antriebseinrichtung (3) eingerichtet ist, eine Fördereinrichtung (2), insbesondere
einen Förderriemen und/oder ein Förderband, anzutreiben, an der das Werkstück anliegt.
5. Beschichtungsvorrichtung (1) gemäß einem der vorangegangenen Ansprüche, bei der eine
Zuführeinrichtung (6) zum Zuführen des Beschichtungsmaterial (B) einen optischen oder
mechanischen Anschlag aufweist, um das Beschichtungsmaterial (B) vor der Zufuhr zur
Andruckeinrichtung zu positionieren.
6. Beschichtungsvorrichtung (1) gemäß einem der vorangegangenen Ansprüche, ferner umfassend
eine Energiequelle zum Aktivieren eines am Beschichtungsmaterial (B) vorgesehenen
Haftmittels vor dem Andrücken des Beschichtungsmaterials (B) am Werkstück (W) .
7. Beschichtungsvorrichtung (1) gemäß einem der vorangegangenen Ansprüche, ferner umfassend
ein Formatbearbeitungsaggregat, insbesondere einen Fräser.
8. Beschichtungsvorrichtung (1) gemäß einem der vorangegangenen Ansprüche, wobei die
Beschichtungsvorrichtung (1) kein Kappaggregat aufweist.
9. Beschichtungsvorrichtung (1) gemäß einem der vorangegangenen Ansprüche, wobei die
Steuereinrichtung (1) eingerichtet ist, auf Basis der von der Werkstückerfassungseinrichtung
(4) und der Antriebseinrichtung (3) bereitgestellten Daten den Zuführantrieb (7) derart
zu steuern, dass das Beschichtungsmaterial im ersten Durchlauf an einer in Durchlaufrichtung
vorderen und/oder hinteren Werkstückkante zurückstehend aufgebracht wird.
10. Verfahren zum Beschichten eines Werkstücks (W), umfassend die Schritte:
Erfassen des Werkstücks (W) mit einer Werkstückerfassungseinrichtung (24),
Herbeiführen einer Relativbewegung zwischen der Andruckeinrichtung (5) und dem zu
beschichtendem Werkstück (W) mit einer Antriebseinrichtung (3),
Bewegen eines Beschichtungsmaterials (B) mittels eines Zuführantriebs (7) in den Bereich
einer Andruckeinrichtung (5), wobei die Andruckeinrichtung (5) eingerichtet ist, das
Beschichtungsmaterial (B) am Werkstück (W) anzubringen,
wobei der Zuführantrieb (7) auf Basis der von der Werkstückerfassungseinrichtung (24)
und der Antriebseinrichtung (3) bereitgestellten Daten derart gesteuert wird, dass
das Beschichtungsmaterial (B) an einer in Durchlaufrichtung vorderen und/oder hinteren
Werkstückkante im Wesentlichen abschließend angebracht wird.
11. Verfahren gemäß Anspruch 10, wobei das Beschichtungsmaterial (B) ein streifenförmiges
Beschichtungsmaterial zur Beschichtung einer Schmalfläche eines plattenförmigen Werkstücks
ist.
12. Verfahren gemäß Anspruch 10 oder 11, wobei das Beschichtungsmaterial (B) aus einem
Kunststoffmaterial gefertigt ist, insbesondere einem thermoplastischen Kunststoffmaterial,
wobei ferner bevorzugt ist, dass das Kunststoffmaterial Polyvinylchlorid oder Acrylnitril-Butadien-Styrol
umfasst.
13. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 10-12, wobei ein Beschichtungsmaterial (B) in
einem ersten Durchlauf vorderen und/oder hinteren Werkstückkante zurückstehend angebracht
wird.
14. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 10-13, wobei ein am Beschichtungsmaterial vorgesehenes
Haftmittels vor dem Andrücken des Beschichtungsmaterials am Werkstück aktiviert oder
ein Haftmittel am Beschichtungsmaterial aufgetragen, wobei bevorzugt ist, dass das
Haftmittel im vorderen und/oder hinteren Randbereich des Beschichtungsmaterials aktiviert
oder aufgetragen wird.