[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Unterstützung bei der Nutzung eines Hörgerätes.
Sie betrifft weiterhin ein entsprechendes Hörgerät.
[0002] Als Hörgeräte bezeichnet man üblicherweise klassische Hörhilfen, deren Hauptfunktion
darin besteht, akustische Signale zu verstärken. Sie dienen üblicherweise zur Versorgung
von Menschen mit einem Hördefizit aufgrund eines Funktionsdefizits des Hörorgans und
insbesondere zur Versorgung von Schwerhörenden.
[0003] Derartige Hörgeräte weisen in der Regel als wesentliche Komponenten zumindest einen
Eingangswandler, eine Signalverarbeitungseinrichtung und einen Ausgangswandler auf.
Der zumindest eine Eingangswandler ist dabei durch einen akustoelektrischen Wandler
ausgebildet, also insbesondere durch ein Mikrofon. Als Ausgangswandler wird ein elektro-akustischer
Wandler eingesetzt, typischerweise ein Miniaturlautsprecher, der auch als "Hörer"
bezeichnet wird. Die Signalverarbeitungseinrichtung ist in den meisten Fällen durch
eine auf einer Leiterplatine realisierte elektronische Schaltung realisiert. Unabhängig
davon weist die Signalverarbeitungseinrichtung einen Verstärker auf oder ist zur Realisierung
einer Verstärkerfunktion eingerichtet.
[0005] Ausgehend hiervon liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein vorteilhaftes Verfahren
zur Unterstützung bei der Nutzung eines Hörgerätes sowie ein vorteilhaft eingerichtetes
Hörgerät anzugeben.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein Verfahren mit den Merkmalen des
Anspruchs 1 sowie durch ein Hörgerät mit den Merkmalen des Anspruchs 11. Bevorzugte
Weiterbildungen sind in den rückbezogenen Ansprüchen enthalten. Die im Hinblick auf
das Verfahren angeführten Vorteile und bevorzugten Ausgestaltungen sind sinngemäß
auch auf das Hörgerät übertragbar und umgekehrt.
[0007] Das erfindungsgemäße Verfahren dient dabei der Unterstützung bei der Nutzung eines
Hörgerätes, insbesondere eines Hörgerätes der eingangs genannten Art. Das erfindungsgemäße
Hörgerät wiederum ist eingerichtet für das erfindungsgemäße Verfahren oder zumindest
einen der Verfahrensschritte und insbesondere zur Ausführung zumindest eines Verfahrensschrittes
des erfindungsgemäßen Verfahrens.
[0008] Hierzu weist das Hörgerät eine Signalverarbeitungseinrichtung auf zur Erzeugung eines
Ausgangssignals in Abhängigkeit eines Eingangssignals und zwar derart, dass mittels
eines digitalen Filters ein im Eingangssignal enthaltenes Rauschen unterdrückt wird.
D. h., dass die Signalverarbeitungseinrichtung für eine Rauschunterdrückung eingerichtet
ist.
[0009] Typischerweise wird dann in einem Standardbetrieb oder Basisbetriebsmodus des Hörgerätes
mittels eines Mikrofons des Hörgerätes ein elektrisches Eingangssignal in Abhängigkeit
eines akustischen Eingangssignals, also eines akustischen Signals aus der Umgebung
des Hörgerätes, erzeugt. Dieses elektrische Eingangssignal wird dann zweckdienlicherweise
der Signalverarbeitungseinrichtung zugeführt und hier zunächst in ein digitales Eingangssignal
umgewandelt. Das digitale Eingangssignal wird dann üblicherweise in einem Hauptverarbeitungsprozess
bearbeitet und hierdurch wird ein digitales Ausgangssignal generiert. Das digitale
Ausgangssignal wiederum wird zweckdienlicherweise in ein elektrisches Ausgangssignal
gewandelt und schließlich typischerweise mittels eines Lautsprechers des Hörgerätes
in ein akustisches Ausgangssignal umgewandelt.
[0010] Das akustische Ausgangssignal stellt dabei vorzugsweise eine Nachbildung des akustischen
Eingangssignals dar, bei der zumindest einzelne Frequenzanteile im Vergleich zum akustischen
Eingangssignal verstärkt sind. Dementsprechend wird im Hauptverarbeitungsprozess eine
Verstärkerfunktion auf das digitale Eingangssignal angewendet. Zudem wird jedoch auch
eine Filterfunktion, nämlich das zuvor genannte digitale Filter, auf das digitale
Eingangssignal angewendet, wobei in der Regel zunächst die Filterfunktion angewendet
wird und nachfolgend die Verstärkerfunktion. Hierbei dient die Filterwirkung der Rauschunterdrückung.
[0012] Im Zuge des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Unterstützung bei der Nutzung eines
Hörgerätes, also des erfindungsgemäßen Hörgerätes, wird nun für die Filterfunktion
oder das digitale Filter eine erste Konfiguration in der Signalverarbeitungseinrichtung
hinterlegt, aufgrund derer das digitale Filter eine erste Filterwirkung hat. Weiter
wird im Zuge des Verfahrens für das digitale Filter eine zweite Konfiguration in der
Signalverarbeitungseinrichtung hinterlegt, aufgrund derer das Filter eine zweite,
reduzierte Filterwirkung hat. Dabei bedingt die reduzierte Filterwirkung bezogen auf
die Filterwirkung der ersten Konfiguration zweckdienlicherweise eine schwächere Rauschunterdrückung
und/oder zumindest eine schwächere Unterdrückung von ausgewählten Frequenzanteilen
in dem Signal, das mit der Filterfunktion bearbeitet wird. Zudem wird im Zuge des
Verfahrens ein auslösbarer sowie zeitgesteuerter Anpassungsprozess in der Signalverarbeitungseinrichtung
hinterlegt. Außerdem wird im Zuge des Verfahrens für das digitale Filter die erste
Konfiguration als Startkonfiguration vorgegeben. Wird dann der Anpassungsprozess ausgelöst,
so wird der Anpassungsprozess nachfolgend durch die Signalverarbeitungseinrichtung
ausgeführt, also insbesondere automatisch ausgeführt, wodurch die Konfiguration des
digitalen Filters von der ersten Konfiguration in die zweite Konfiguration überführt
wird.
[0013] Dabei ist dann insbesondere zu Beginn des Anpassungsprozesses in der Signalverarbeitungseinrichtung
die erste Konfiguration für das digitale Filter vorgegeben und während des Anpassungsprozesses
wird die Konfiguration für das digitale Filter durch die Signalverarbeitungseinrichtung
kontinuierlich oder schrittweise, also in einer vorgegebenen Anzahl Schritten, abgeändert,
bis am Ende des Anpassungsprozesses in der Signalverarbeitungseinrichtung die zweite
Konfiguration für das digitale Filter vorgegeben ist.
[0014] Hierbei erfolgt die Anpassung durch den Anpassungsprozess bevorzugt während der Nutzung
des Hörgerätes durch einen Hörgeräteträger, der das Hörgerät zur zumindest teilweisen
Kompensation eines Hördefizits, nämlich seines Hördefizits, verwendet. Weiter bevorzugt
erfolgt die Anpassung in einer Eingewöhnungszeit, nach dem Erwerb des Hörgerätes,
in der sich der Hörgeräteträger an das Hörgerät gewöhnt. Durch den Anpassungsprozess
wird der Hörgeräteträger dann bevorzugt bei der Gewöhnung unterstützt und somit bei
der Nutzung des Hörgerätes. In diesem Fall lässt sich beim Anpassungsprozess auch
von einem Akklimatisierungsprozess sprechen.
[0015] Gemäß zumindest einer Variante des Verfahrens wird weiter die Startkonfiguration
herstellerseitig vorgegeben. In diesem Fall wird dann das Hörgerät typischerweise
im Zuge oder zum Abschluss des Herstellungsprozesses des Hörgerätes vorprogrammiert
und/oder voreingestellt. D.h., dass dann insbesondere zumindest die erste Konfiguration
im Zuge oder zum Abschluss des Herstellungsprozesses des Hörgerätes in der Signalverarbeitungseinrichtung
hinterlegt wird. Mit der Vorprogrammierung bzw. der Voreinstellung, durch welche dann
auch die die erste Konfiguration als Startkonfiguration für das digitale Filter vorgegeben
ist, wird dann das Hörgerät abgegeben in den Vertrieb und/oder an den Endverbraucher.
Zudem bevorzugt wird auch der auslösbare sowie zeitgesteuerte Anpassungsprozess im
Zuge oder zum Abschluss des Herstellungsprozesses des Hörgerätes in der Signalverarbeitungseinrichtung
hinterlegt, insbesondere indem das Hörgerät vorprogrammiert und/oder voreingestellt
wird. D. h, dass auch der Anpassungsprozess bevorzugt herstellerseitig vorgegeben
wird.
[0016] Von Vorteil ist es weiter, wenn im Zuge des Verfahrens eine Anpassungssitzung (engl.:
fitting session) mit der Stadtkonfiguration durchgeführt wird, bei der das Hörgerät
an die individuellen Bedürfnisse eines Hörgeräteträgers, also insbesondere des zuvor
genannten Hörgeräteträgers, angepasst wird. Eine entsprechende Anpassungssitzung erfolgt
dabei üblicherweise bei einem Dienstleister für Hörgeräte, wie beispielsweise einem
Hörakustiker oder Hörgeräteakustiker, der dann die Anpassung des Hörgerätes vornimmt
und so an die individuellen Bedürfnisse des Hörgeräteträgers anpasst. Während der
Anpassung ist der Dienstleister dabei typischerweise auch ein Nutzer des Hörgerätes,
wenn auch lediglich ein zeitweiser Nutzer. Der Hörgeräteträger ist dagegen der Hauptnutzer.
[0017] Während der zuvor genannten Anpassungssitzung erfolgt also eine Anpassung des Hörgerätes
an die individuellen Bedürfnisse des Hörgeräteträgers. Dabei wird bevorzugt eine zuvor
beschriebene Verstärkerfunktion des Hörgerätes angepasst an die individuellen Bedürfnisse
des Hörgeräteträgers, wobei die Anpassung typischerweise in Abhängigkeit eines sogenannten
Audiogramms erfolgt, welches das Hördefizit des Hörgeräteträgers wiedergibt.
[0018] Im Zuge einer zuvor beschriebenen und vom zuvor genannten Dienstleiter durchgeführten
Anpassung des Hörgerätes testet typischerweise der Dienstleister auch den Höreindruck,
den das Hörgerät vermittelt. Dabei hört der Dienstleister beispielsweise in das Hörgerät
rein, bevor er es an den Hörverlust oder das Hördefizit des Hörgeräteträgers anpasst.
Hierbei befindet sich dann das Hörgerät üblicherweise im sogenannten Auslieferungszustand.
Im Auslieferungszustand ist in einigen Fällen bereits ein leichter Standardhörverlust
in das Hörgerät werkseitig einprogrammiert. Der Dienstleister kann dabei auch in das
Hörgerät reinhören, ohne es quasi an eine Anpassungs-Software anschließen zu müssen.
Es ist ebenfalls typisch, dass der Dienstleister den Höreindruck mit der an das Hördefizit
des Hörgeräteträgers angepassten Konfiguration der Verstärkerfunktion testet.
[0019] Der Höreindruck des Hörgerätes ist unabhängig davon üblicherweise abhängig vom Hörvermögen
des Nutzers, also zum Beispiel des Dienstleisters, der das Hörgerät testet. Zudem
ist der Höreindruck des Hörgerätes üblicherweise unter anderem abhängig von der Konfiguration
der Filterfunktion, also des digitalen Filters. Die erste Konfiguration, die bevorzugt
als Startkonfiguration während der Anpassungssitzung genutzt wird, ist nun unabhängig
davon vorteilhafterweise so gewählt, dass ein besonders guter Höreindruck vermittelt
wird bei einem Nutzer ohne Hördefizit, also insbesondere beim Dienstleister. Daher
wird auch ein Nutzer ohne Hördefizit und insbesondere der Dienstleister durch die
Stadtkonfiguration bei seiner Nutzung des Hörgerätes insbesondere während einer zuvor
genannten Anpassungssitzung unterstützt und somit wird auch der Nutzer ohne Hördefizit
bzw. der Dienstleister durch das erfindungsgemäße Verfahren bei der Nutzung des Hörgerätes
unterstützt. Der Nutzer ohne Hördefizit nimmt dabei insbesondere einen positiven Höreindruck
war, wenn das digitale Filter eine starke Rauschunterdrückung bewirkt. Daher ist die
erste Konfiguration bevorzugt dergestalt, dass das digitale Filter mit der ersten
Konfiguration eine starke Filterwirkung hat oder zumindest eine stärker Filterwirkung
als mit der zweiten Konfiguration. Somit bedingt dann das digitale Filter in der ersten
Konfiguration eine stärkere Rauschunterdrückung als in der zweiten Konfiguration.
[0020] Ein Nutzer mit Hördefizit, also insbesondere der Hörgeräteträger, würde aufgrund
seines Hördefizits das Rauschen, sofern keine Rauschunterdrückung erfolgen würde,
nicht wahrnehmen oder zumindest weniger deutlich wahrnehmen, weswegen dieser von einer
starken Rauschunterdrückung nicht oder zumindest weniger profitiert. Daher ist die
zweite Konfiguration vorzugsweise so gewählt, dass ein besonders guter Höreindruck
vermittelt wird bei einem Nutzer mit Hördefizit, also insbesondere beim Hörgeräteträger.
Dazu ist die zweite Konfiguration bevorzugt dergestalt, dass das digitale Filter mit
der zweiten Konfiguration eine schwache Filterwirkung hat oder zumindest eine reduzierte
Filterwirkung im Vergleich zu Filterwirkung der ersten Konfiguration. Dabei ist die
zweite Konfiguration dann zudem vorteilhaft für den Nutzer mit Hördefizit, also insbesondere
für den Hörgeräteträger, da eine entsprechende Filterfunktion bekanntermaßen nicht
nur unerwünschtes Rauschen unterdrückt, sondern auch andere Signalanteile herausfiltert.
In der Regel wirkt sich daher eine (starke) Rauschunterdrückung auch negativ aus,
zum Beispiel auf die Sprachverständlichkeit. Diese negative Auswirkung ist typischerweise
schwächer bei schwächerer Rauschunterdrückung und auch aus diesem Grund ist die zweite
Konfiguration mit der zweiten reduzierten Filterwirkung für den Nutzer mit Hördefizit
von Vorteil, da die zweite Konfiguration typischerweise eine bessere Sprachverständlichkeit
bedingt.
[0021] Wie dargelegt wird im Zuge des Verfahrens bevorzugt eine zuvor beschriebene Anpassungssitzung
mit der Startkonfiguration durchgeführt. Dabei wird weiter bevorzugt während der Anpassungssitzung
eine zuvor beschriebene Verstärkerfunktion der Signalverarbeitungseinrichtung an die
individuellen Bedürfnisse des Hörgeräteträgers, also des Hauptnutzers, angepasst,
wobei der Anpassung typischerweise ein sogenanntes Audiogramm zugrunde gelegt wird.
Zumindest aber erfolgt eine Anpassung der Verstärkerfunktion typischerweise in Abhängigkeit
des Hördefizits des Hörgeräteträgers, welches durch ein Funktionsdefizit des Hörorgans
des Hörgeräteträgers verursacht wird. Zum Abschluss einer solchen Anpassungssitzung
wird dann gemäß zumindest einer Ausführungsvariante des erfindungsgemäßen Verfahrens
der Anpassungsprozess ausgelöst oder gestartet, beispielsweise indem einen Startbefehl
in das Hörgerät einspeist wird, insbesondere durch den Dienstleister.
[0022] Eine alternativen Verfahrensvariante entsprechend wird der Anpassungsprozess nach
einer vorgegebenen Tragezeit des Hörgerätes, in der der Hörgeräteträger das Hörgerät
nutzt, ausgelöst und zwar insbesondere automatisch. Dazu wird beispielsweise mit dem
erstmaligen Einschalten des Hörgerätes ein Countdown oder ein Timer oder ein Zähler
aktiviert, durch den dann schließlich nach einer vorgegebenen Zeitspanne der Anpassungsprozess
automatisch ausgelöst oder gestartet wird. Gemäß einer weiteren Lösungsvariante wird
die Tragezeit im Hörgerät in Abhängigkeit des Ladezustandes eines Akkumulators im
Hörgerät ermittelt oder in Abhängigkeit der Restladung einer Batterie des Hörgerätes.
Zweckdienlich ist auch eine Lösungsvariante, bei der die Tragezeit durch eine mobile
Datenverarbeitungseinheit, beispielsweise ein Smartphone, ermittelt wird. Die mobile
Datenverarbeitungseinheit wird hierfür bevorzugt zumindest zeitweise mit dem Hörgerät
gekoppelt, insbesondere zu Zwecke einer Datenübermittlung.
[0023] Typisch ist weiter eine Verfahrensvariante, bei der der Anpassungsprozess sich über
mehr als zwei Tage und insbesondere mehr als zwei Wochen erstreckt. Die Anpassung
erfolgt dabei weiter bevorzugt derart, dass die Filterwirkung des digitalen Filters
sukzessive über einen längeren Zeitraum reduziert wird. Zweckdienlich ist hierbei
zum Beispiel eine lineare Reduzierung. Weiter erfolgt die Reduzierung üblicherweise
in mehreren diskreten Stufen, wobei typischerweise zumindest fünf Stufen vorgesehen
sind, insbesondere mehr als zehn. Einer Ausführungsvariante entsprechend wird dabei
die Filterwirkung alle 24 Stunden um eine Stufe reduziert und zwar bevorzugt über
zumindest zehn und weiter bevorzugt zumindest 20 Tage hinweg.
[0024] Günstig ist es weiter, wenn die reduzierte Filterwirkung des digitalen Filters in
der zweiten Konfiguration auf einen vorgegebenen Frequenzbereich beschränkt ist. D.
h., dass die zweite Filterwirkung im vorgegebenen Frequenzbereich reduziert ist gegenüber
der ersten Filterwirkung in diesem Frequenzbereich. Außerhalb dieses vorgegebenen
Frequenzbereichs entspricht die Filterwirkung des digitalen Filters in der zweiten
Konfiguration jedoch bevorzugt in etwa oder genau der Filterwirkung des digitalen
Filters in der ersten Konfiguration.
[0025] Der vorgegebene Frequenzbereich wird dabei bevorzugt in einer Anpassungssitzung,
also insbesondere einer zuvor genannten Anpassungssitzung, durch Vorgabe eines individuellen
Frequenzbereichs vorgegeben. In diesem Fall wird die zweite Konfiguration in der Anpassungssitzung
in der Signalverarbeitungseinrichtung hinterlegt oder zumindest durch Vorgabe eines
individuellen Frequenzbereichs angepasst.
[0026] Der individuelle Frequenzbereich ist dabei weiter bevorzugt abhängig vom Hauptnutzer,
also dem Hörgeräteträger, wobei sich der individuelle Frequenzbereich vorteilhafterweise
über einen Frequenzbereich erstreckt, über den sich auch das Hördefizit des Hörgeräteträgers
erstreckt.
[0027] Ausführungsbeispiele der Erfindung werden nachfolgend anhand einer schematischen
Zeichnung näher erläutert. Darin zeigt:
- FIG 1
- in einer Schnittdarstellung ein Hörgerät.
[0028] Ein nachfolgend exemplarisch beschriebenes und in Fig. 1 schematisch dargestelltes
Hörgerät 2 ist als ein sogenanntes HdO-Hörgerät ausgebildet. Es weist ein HdO-Gehäuse
4 auf, welches zum Tragen hinter einem nicht dargestellten Ohr eines nicht gezeigten
Nutzers, insbesondere eines Hörgeräteträgers, des Hörgerätes 2 ausgebildet ist. Mit
dem HdO-Gehäuse 4 verbunden ist ein Schallschlauch 6, über welchen ein innerhalb des
HdO-Gehäuses 4 erzeugtes akustisches Ausgangssignal weitergeleitet wird zu einem Ohrstück
8. Mit dem Ohrstück 8 wird dann das akustische Ausgangssignal in das Ohr des Nutzers
eingekoppelt.
[0029] Innerhalb des HdO-Gehäuses 4 sind weiter ein Mikrofon 10 als akusto-elektrischer
Eingangswandler, eine Signalverarbeitungseinrichtung 12, ein Lautsprecher 14 als elektro-akustischer
Ausgangswandler sowie ein Akkumulator 16 oder eine Batterie angeordnet.
[0030] Das so ausgebildete Hörgerät 2 ist eingerichtet, in einem Basisbetriebsmodus mittels
des Mikrofons 10 des Hörgerätes 2 ein elektrisches Eingangssignal in Abhängigkeit
eines akustischen Eingangssignals, also eines akustischen Signals aus der Umgebung
des Hörgerätes 2, zu erzeugen. Dieses elektrische Eingangssignal wird dann zweckdienlicherweise
der Signalverarbeitungseinrichtung 12 zugeführt und hier zunächst in ein digitales
Eingangssignal umgewandelt. Das digitale Eingangssignal wird dann in einem Hauptverarbeitungsprozess
bearbeitet und hierdurch wird ein digitales Ausgangssignal generiert. Das digitale
Ausgangssignal wiederum wird in ein elektrisches Ausgangssignal gewandelt und schließlich
mittels des Lautsprechers 14 des Hörgerätes 2 in ein akustisches Ausgangssignal umgewandelt.
[0031] Das akustische Ausgangssignal stellt dabei eine Nachbildung des akustischen Eingangssignals
dar, bei der zumindest einzelne Frequenzanteile im Vergleich zum akustischen Eingangssignal
verstärkt sind. Dementsprechend wird im Hauptverarbeitungsprozess eine Verstärkerfunktion
auf das digitale Eingangssignal angewendet. Zudem wird auch eine Filterfunktion in
Form eines digitalen Filters auf das digitale Eingangssignal angewendet, wobei bevorzugt
zunächst die Filterfunktion angewendet wird und nachfolgend die Verstärkerfunktion.
Hierbei dient die Filterwirkung und somit das digitale Filter der Rauschunterdrückung.
[0032] Zur Unterstützung bei der Nutzung des Hörgerätes 2 wird weiterhin vom Hersteller
des Hörgerätes 2, welcher nicht abgebildet ist, für die Filterfunktion oder das digitale
Filter eine erste Konfiguration in der Signalverarbeitungseinrichtung hinterlegt,
aufgrund derer das digitale Filter eine erste Filterwirkung hat. Zudem wird herstellerseitig
für das digitale Filter eine zweite Konfiguration in der Signalverarbeitungseinrichtung
hinterlegt, aufgrund derer das Filter eine zweite, reduzierte Filterwirkung hat. Dabei
bedingt die reduzierte Filterwirkung bezogen auf die Filterwirkung der ersten Konfiguration
eine schwächere Rauschunterdrückung und/oder zumindest eine schwächere Unterdrückung
von ausgewählten Frequenzanteilen in dem Signal, dass das mit der Filterfunktion bearbeitet
wird. Weiter wird vom Hersteller ein auslösbarer sowie zeitgesteuerter Anpassungsprozess
in der Signalverarbeitungseinrichtung hinterlegt. Außerdem wird herstellerseitig für
das digitale Filter die erste Konfiguration als Startkonfiguration vorgegeben. All
dies geschieht üblicherweise zum Abschluss des Herstellungsprozesses des Hörgerätes
2.
[0033] Für ein derartiges Hörgerät 2 ist weiterhin vorgesehen, dass nach dem Erwerb des
Hörgerätes2 durch den Hörgeräteträger eine Anpassungssitzung (engl.: fitting session)
durchgeführt wird, bei der das Hörgerät 2 an die individuellen Bedürfnisse des nicht
dargestellten Hörgeräteträgers angepasst wird. Jene Anpassungssitzung wird dabei mit
der Stadtkonfiguration durchgeführt, welche für eine solche Anpassungssitzung vorteilhaft
ist.
[0034] Eine entsprechende Anpassungssitzung erfolgt üblicherweise bei einem Dienstleister
für Hörgeräte, wie beispielsweise einem Hörakustiker oder Hörgeräteakustiker, welcher
ebenfalls nicht abgebildet ist. Während der Anpassung ist der Dienstleister dabei
auch ein Nutzer des Hörgerätes 2, wenn auch lediglich ein zeitweiser Nutzer. Der Hörgeräteträger
ist dagegen der Hauptnutzer. Im Zuge der Anpassungssitzung erfolgt typischerweise
auch eine Anpassung der zuvor beschriebene Verstärkerfunktion des Hörgerätes 2 an
die individuellen Bedürfnisse des Hörgeräteträgers, wobei die Anpassung typischerweise
in Abhängigkeit eines sogenannten Audiogramms erfolgt, welches das Hördefizit des
Hörgeräteträgers wiedergibt.
[0035] Zum Abschluss einer solchen Anpassungssitzung wird dann der Anpassungsprozess ausgelöst
oder gestartet, beispielsweise indem durch den Dienstleister einen Startbefehl in
das Hörgerät einspeist wird. Alternativ wird der Anpassungsprozess nach einer vorgegebenen
Tragezeit des Hörgerätes 2 von beispielsweise fünf Tagen, in der der Hörgeräteträger
das Hörgerät 2 nutzt, automatisch ausgelöst. Dazu wird Zum Beispiel mit dem erstmaligen
Einschalten des Hörgerätes 2 ein Countdown aktiviert, durch den dann schließlich nach
der vorgegebenen Zeitspanne, also der vorgegebenen Tragzeit, der Anpassungsprozess
automatisch ausgelöst oder gestartet wird.
[0036] Nach dem Auslösen wird der hinterlegte Anpassungsprozess durch die Signalverarbeitungseinrichtung
ausgeführt, wodurch die Konfiguration des digitalen Filters automatisch von der ersten
Konfiguration in die zweite Konfiguration überführt wird. Weiter erstreckt sich der
Anpassungsprozess exemplarisch über vier Wochen. Die Anpassung erfolgt dabei derart,
dass die Filterwirkung des digitalen Filters sukzessive reduziert wird. Dazu erfolgt
die Reduzierung in mehreren diskreten Stufen, wobei im Ausführungsbeispiel 28 Stufen
vorgesehen sind. Dabei wird die Filterwirkung alle 24 Stunden um eine Stufe reduziert.
Bezugszeichenliste
[0037]
- 2
- Hörgerät/HdO-Hörgerät
- 4
- HdO-Gehäuse/Hörgerätegehäuse
- 6
- Schallschlauch
- 8
- Ohrstück
- 10
- Mikrofon
- 12
- Signalverarbeitungseinrichtung
- 14
- Lautsprecher
- 16
- Akkumulator
1. Verfahren zur Unterstützung bei der Nutzung eines Hörgerätes (2), welches eine Signalverarbeitungseinrichtung
(12) aufweist zur Erzeugung eines Ausgangssignals in Abhängigkeit eines Eingangssignals
derart, dass mittels eines digitalen Filters ein im Eingangssignal enthaltenes Rauschen
unterdrückt wird,
wobei
- für das digitale Filter eine erste Konfiguration in der Signalverarbeitungseinrichtung
(12) hinterlegt wird, aufgrund derer das digitale Filter eine erste Filterwirkung
hat,
- für das digitale Filter eine zweite Konfiguration in der Signalverarbeitungseinrichtung
(12) hinterlegt wird, aufgrund derer das digitale Filter eine zweite, reduzierte Filterwirkung
hat,
- ein auslösbarer zeitgesteuerter Anpassungsprozess in der Signalverarbeitungseinrichtung
(12) hinterlegt wird,
- für das digitale Filter die erste Konfiguration als Startkonfiguration vorgegeben
wird und
- der Anpassungsprozess nach einem Auslösen durch die Signalverarbeitungseinrichtung
(12) ausgeführt wird, wodurch die Konfiguration des digitalen Filters von der ersten
Konfiguration in die zweite Konfiguration überführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
wobei die Startkonfiguration herstellerseitig vorgegeben wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
wobei eine Anpassungssitzung mit der Startkonfiguration durchgeführt wird, bei der
das Hörgerät (2) an die individuellen Bedürfnisse eines Hörgeräteträgers angepasst
wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
wobei eine Anpassungssitzung mit der Startkonfiguration durchgeführt wird, bei der
eine Verstärkerfunktion der Signalverarbeitungseinrichtung (12) an die individuellen
Bedürfnisse eines Hörgeräteträgers angepasst wird.
5. Verfahren nach Anspruch 3 oder 4,
wobei zum Abschluss der Anpassungssitzung der Anpassungsprozess ausgelöst wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
wobei der Anpassungsprozess nach einer vorgegebenen Tragezeit des Hörgerätes (2) ausgelöst
wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
wobei sich der Anpassungsprozess über mehr als zwei Tage und insbesondere mehr als
zwei Wochen erstreckt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
wobei die reduzierte Filterwirkung des digitalen Filters in der zweiten Konfiguration
auf einen vorgegebenen Frequenzbereich beschränkt ist.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
wobei die zweite Konfiguration in einer Anpassungssitzung durch Vorgabe eines individuellen
Frequenzbereichs derart angepasst wird, dass die reduzierte Filterwirkung auf den
individuellen Frequenzbereich beschränkt ist.
10. Verfahren nach Anspruch 9,
wobei als individueller Frequenzbereich ein Frequenzbereich vorgegeben wird, über
den sich ein Hördefizit eines Hörgeräteträgers erstreckt.
11. Hörgerät (2) eingerichtet für ein Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche.