[0001] Die Erfindung betrifft eine Bohrvorrichtung mit einem Bohrgestänge und einer Bohrkrone,
wobei die Bohrkrone am in Längsrichtung bohrseitigen Ende der Bohrvorrichtung angeordnet
ist und die Bohrkrone einen Mittelteil sowie Klappflügel aufweist, die um eine Klappflügelschwenkachse,
welche orthogonal zur Bohrvorrichtungslängsachse verläuft, entlang seitlicher Kontaktflächen
des Mittelteils nach außen und innen schwenkbar sind, wobei die Klappflügel bei Rotation
der Bohrvorrichtung in Arbeitsdrehrichtung nach außen schwenken, wodurch sich die
Stirnfläche der Bohrkrone vergrößert.
[0002] Aus dem Stand der Technik sind verschiedene Bohrverfahren für Gestein und Erdreich
bekannt. Derartige Bohrungen werden beispielsweise im Tiefbau, zum Setzen von Ankern,
welche Zugkräfte in den Boden oder Fels einleiten, und in der Geothermie eingesetzt.
Bei diesen Bohrverfahren wird die Bohrkrone typischerweise in eine drehende und zusätzlich
häufig schlagende Bewegung versetzt. Weiter unterscheidet man zwischen verrohrten
und unverrohrten Bohrungen. Beim verrohrten Bohren wird die Bohrkrone mit dem Bohrgestänge
(Innengestänge) durch ein Außenrohr an die Zielposition gebracht, um dort die Bohrung
im Bohrgut vorzunehmen. Dabei ragt das Bohrgestänge mit der Bohrkrone, welche das
bohrseitige Ende der Bohrvorrichtung bildet und daher mit dem Bohrgut in Kontakt kommt,
aus dem Außenrohr heraus.
[0003] Auf der einen Seite sollte das Außenrohr einen bestimmten Durchmesser nicht überschreiten,
um das Einbringen des Außenrohrs zu erleichtern. Auf der anderen Seite kann es wünschenswert
sein, eine Bohrung mit einem Durchmesser vorzunehmen, der größer ist als der Durchmesser
des Außenrohrs. Für diesen Fall ist es bereits bekannt, sich öffnende Bohrkronen einzusetzen.
Dabei verfügt die Bohrkrone über Klappflügel, die beim Drehen der Bohrkrone in Arbeitsdrehrichtung
durch die Zentrifugalkräfte nach außen bewegt werden, sodass sich der Bohrdurchmesser
vergrößert. Als Arbeitsdrehrichtung wird in diesem Zusammenhang die Drehrichtung verstanden,
in der sich die Bohrkrone bzw. die Bohrvorrichtung drehen, um die gewünschte Bohrwirkung
zu erzielen. Eine derartige Bohrkrone ist beispielsweise aus der
EP 2 927 417 A2 bekannt.
[0004] Eine sich öffnende Bohrkrone muss um eine Achse orthogonal zur Längsachse der Bohrvorrichtung
verschwenkbar sein, anderseits sollte die Bohrkrone beim Andrücken an das Bohrgut
jedoch möglichst starr sein. Darüber hinaus ist es wünschenswert, über eine Bohrkrone
zu verfügen, bei der sich die Verschwenkung der Klappflügel in einfacher Weise steuern
lässt, möglichst ohne Applikation von Spülwasser, welche eine hohe Pumpleistung notwendig
macht.
[0005] Ausgehend vom vorbeschriebenen Stand der Technik stellt sich daher die Aufgabe, eine
entsprechende Bohrvorrichtung zur Verfügung zu stellen.
[0006] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch eine Bohrvorrichtung mit einem Bohrgestänge
und einer Bohrkrone, wobei die Bohrkrone am in Längsrichtung bohrseitigen Ende der
Bohrvorrichtung angeordnet ist und die Bohrkrone einen Mittelteil sowie Klappflügel
aufweist, die um eine Klappflügelschwenkachse, welche orthogonal zur Bohrvorrichtungslängsachse
verläuft, entlang seitlicher Kontaktflächen des Mittelteils nach außen und innen schwenkbar
sind, wobei die Klappflügel bei Rotation der Bohrvorrichtung in Arbeitsdrehrichtung
nach außen schwenken, wodurch sich die Stirnfläche der Bohrkrone vergrößert, wobei
die Klappflügel jeweils über einen Fußteil mit einem Langloch verfügen, durch welches
ein Stift oder eine Schraube entlang der Klappflügelschwenkachse verläuft, sodass
die Klappflügel entlang der Langlöcher zwischen einer Bohrstellung, in der die Stirnseiten
der Klappflügel mit weiteren stirnseitigen Bereichen der Bohrkrone eine gemeinsame
Ebene ausbilden, und einer Schwenkstellung verschiebbar sind, in der die Klappflügel
axial über den Mittelteil vorstehen und nach außen und innen schwenkbar sind, wobei
die Fußteile der Klappflügel in der Bohrstellung formschlüssig in entsprechende Aufnahmen
in der Bohrkrone eingreifen, wobei die Bohrkrone zu jedem Klappflügel über eine in
Richtung des jeweiligen Fußteils weisende abgeschrägte Fläche verfügt, die in Richtung
des bohrseitigen Endes der Bohrvorrichtung nach radial außen verläuft, und wobei die
Klappflügel durch Rotation der Bohrvorrichtung entgegen der Arbeitsdrehrichtung in
eine nach innen geschwenkte Stellung bringbar sind, in der die abgeschrägten Flächen
jeweils einen Anschlag für die Fußteile der Klappflügel bilden.
[0007] Die erfindungsgemäße Bohrvorrichtung weist ein Bohrgestänge, auch Innengestänge genannt,
auf, an dessem einem Ende sich die Bohrkrone befindet. Das Bohrgestänge bildet somit
den Bohrkronenträger. Die Bohrkrone weist beim Bohren in Richtung des zu bohrenden
Bohrguts und ist so beschaffen, dass sie durch Dreh- und/oder Schlagbewegung eine
Bohrwirkung herbeiführt. Die Bohrkrone verfügt über eine dem Bohrgut zugewandte Stirnseite,
die im Wesentlichen senkrecht zur Bohrvorrichtungslängsachse verläuft, wobei als Bohrvorrichtungslängsachse
die Längsachse verstanden wird, die durch das gesamte Bohrgestänge verläuft. Die Bohrkrone
kann jedoch seitliche Abschrägungen aufweisen, die ebenfalls eine Bohrwirkung herbeiführen.
[0008] Die Bohrkrone verfügt über einen Grundkörper mit einem nicht schwenkbaren Mittelteil
sowie Klappflügel, die sich um eine Klappflügelschwenkachse nach außen und innen schwenken
lassen, wobei die Klappflügelschwenkachse senkrecht zur Bohrvorrichtungslängsachse
verläuft. Sowohl der Mittelteil als auch die Klappflügel verfügen über beim Bohren
dem Bohrgut zugewandte Stirnseiten, die eine Bohrwirkung herbeiführen. Wenn die Klappflügel
nach außen geschwenkt sind, vergrößern die Klappflügel die für das Bohren zur Verfügung
stehende Stirnfläche, wobei der Gesamtdurchmesser der Bohrkrone in diesem Zustand
normalerweise den Durchmesser des Außenrohrs übersteigt. Entsprechend ist der Bohrdurchmesser
größer als der Außendurchmesser der Verrohrung. Die Verschwenkung nach außen erfolgt
aufgrund der wirkenden Zentrifugalkräfte automatisch, wenn die Bohrvorrichtung in
Arbeitsdrehrichtung rotiert wird. In der Regel verfügt die Bohrkrone über zwei Klappflügel,
die verschwenkbar an gegenüberliegenden Seiten des Mittelteils anliegen und in Bohrstellung
in entgegengesetzter Richtung bezogen auf die Bohrvorrichtungslängsachse nach außen
geschwenkt werden. Grundsätzlich denkbar sind jedoch auch Bohrvorrichtungen mit mehr
als zwei Klappflügeln, insbesondere im Falle größerer Bohrkronen.
[0009] Um die Bohrvorrichtung hingegen in das Außenrohr einzuführen oder, nach Beendigung
der Bohrung, wieder in das Außenrohr zurückzuziehen, werden die Klappflügel nach innen
verschwenkt, wodurch der Gesamtquerschnitt der Bohrkrone so weit abnimmt, dass ihr
Durchmesser kleiner ist als der Innendurchmesser des Außenrohrs. Dieses Verschwenken
nach innen kann manuell von außen erfolgen, es kann jedoch auch durch eine Rotation
der Bohrvorrichtung entgegen der Arbeitsdrehrichtung herbeigeführt werden.
[0010] Die Klappflügel verfügen jeweils über einen Fußteil, welcher formschlüssig in eine
entsprechende Aufnahme in der Bohrkrone eingeführt werden kann. Fußteil und Aufnahme
weisen jeweils eine Erstreckung in Längsrichtung entsprechend der Bohrvorrichtungslängsachse
auf, d.h. durch Ausüben einer Kraft auf die Stirnseite der Bohrkrone werden die Fußteile
in die entsprechenden Aufnahmen gepresst. Dies geschieht durch den vom Bohrgut bzw.
der Fläche, auf die die Bohrkrone aufgesetzt wird, ausgeübten Gegendruck. Die Fußteile
der Klappflügel sind normalerweise schmaler als die weiter bohrseitig gelegenen Bereiche
der Klappflügel. Entsprechend schmal sind auch die Aufnahmen für die Fußteile ausgebildet,
sodass die Fußteile formschlüssig in die Aufnahmen aufgenommen werden können. Der
Ausdruck "schmal" bezieht sich in diesem Zusammenhang auf die Ausdehnung orthogonal
zur Längsrichtung der Bohrvorrichtung. Die Fußteile können auch radial versetzt zu
den weiter bohrseitig gelegenen Bereichen der Klappflügel angeordnet sein.
[0011] Wenn die Fußteile vollständig in die Aufnahmen eingeführt sind, bilden die Stirnseiten
der Klappflügel mit den Stirnseiten des Mittelteils eine gemeinsame Stirnfläche zum
Bohren. In dieser Stellung sind die Klappflügel hinsichtlich einer Verschwenkung nach
innen oder außen fixiert, d. h. die Bohrkrone bildet insgesamt eine starre Einheit,
die den mechanischen Belastungen beim Bohren gewachsen ist. Damit eine Verschiebung
der Klappflügel in Längsrichtung überhaupt möglich ist, verfügen die Fußteile jeweils
über ein Langloch, durch das ein Stift verläuft, der den Klappflügel mit dem Mittelteil
verbindet. Der Kopf des Stiftes muss einen Durchmesser aufweisen, dass ein Hinausrutschen
aus dem Langloch nicht möglich ist. Der Begriff Stift wird in diesem Zusammenhang
weit ausgelegt, auch ein Bolzen oder eine Schraube werden als Stift im Sinne der Erfindung
aufgefasst, d. h. insbesondere kann auch eine Schraube eingesetzt werden. Als äquivalent
zum Vorsehen eines Langlochs im Fußteil wird auch eine umgekehrte Ausgestaltung angesehen,
bei der die Bohrkrone für jeden Klappflügel über ein Langloch verfügt, in welches
ein vom Fußteil ausgehender Stift/eine Schraube eingreifen kann.
[0012] Nach Beendigung des Bohrvorgangs wird das Bohrgestänge angehoben, sodass die Fußteile
der Klappflügel aus den Aufnahmen rutschen und die Klappflügel in die Schwenkstellung
übergehen.
[0013] Ein weiteres wichtiges Merkmal der erfindungsgemäßen Bohrvorrichtung sind die abgeschrägten
Flächen in der Bohrkrone, die beim Verschwenken des Klappflügels nach innen als Anschlag
für den Fußteil des jeweiligen Klappflügels dienen. Die abgeschrägten Flächen können
auch als Winkelfase bezeichnet werden. Eine abgeschrägte Fläche im Sinne der Erfindung
ist auch eine leicht abgerundete Fläche, die im Übrigen die Funktion der beschriebenen
abgeschrägten Fläche erfüllt. Zu jedem Klappflügel ist eine solche abgeschrägte Fläche
vorgesehen. Diese abgeschrägte Fläche weist in Richtung einer Längskante des jeweiligen
Fußteils, wenn das Fußteil nicht in die entsprechende Aufnahme eingreift, mit anderen
Worten der Klappflügel sich in der Schwenkstellung befindet, in der eine Verschwenkung
nach außen oder innen möglich ist. Die abgeschrägte Fläche ist so beschaffen, dass
die durch sie erzeugte Ausnehmung sich in Richtung des bohrseitigen Endes weitet,
d. h. die abgeschrägte Fläche verläuft in Richtung des bohrseitigen Endes der Bohrvorrichtung
nach radial außen. In entgegengesetzter Richtung, d. h. am von der Bohrseite abgewandten
Ende, geht die abgeschrägte Fläche in die Aufnahme für den Fußteil des Klappflügels
über, sodass der Fußteil des Klappflügels die abgeschrägte Fläche entlang in die Aufnahme
gleiten kann. Im Längsschnitt der Bohrvorrichtung betrachtet liegt die abgeschrägte
Fläche, die die nach innen geschwenkte Position des jeweiligen Klappflügels begrenzen
soll, normalerweise einseitig vor, d. h. sie erstreckt sich auf einer Seite vom bohrseitigen
Ende der Aufnahme über eine gewisse Distanz weiter in Richtung des bohrseitigen Endes
der Bohrvorrichtung nach radial außen. Auf diese Weise bildet die abgeschrägte Fläche
auf der einen Seite einen Anschlag für den Klappflügel, wenn dieser nach innen verschwenkt
wird, und lässt darüber hinaus den Fußteil des Klappflügels die abgeschrägte Fläche
entlang in die Aufnahme gleiten, wenn der Bohrkopf in die Bohrposition gebracht wird.
[0014] Wenn die Bohrvorrichtung entgegen der Arbeitsdrehrichtung in Rotation versetzt wird,
schwenken die Klappflügel nach innen. Dabei bilden die abgeschrägten Flächen einen
Anschlag für die Fußteile der Klappflügel, die Schwenkbewegung der Klappflügel wird
somit begrenzt. Auf diese Weise wird auch sichergestellt, dass der Gesamtdurchmesser
der Bohrvorrichtung nach Verschwenkung der Klappflügel nach innen so ist, dass ein
Einführen oder Zurückziehen in das Außenrohr möglich ist. Zum Einführen in das Außenrohr
wird die Bohrvorrichtung wie beschrieben in Rotation versetzt und anschließend durch
Absenken des Bohrgestänges in das Außenrohr geführt.
[0015] Auch wenn keine vollständige Verschwenkung der Klappflügel nach innen durch Rotation
entgegen der Arbeitsdrehrichtung erfolgt, helfen die abgeschrägten Flächen beim Zurückziehen
der Bohrvorrichtung in das Außenrohr, nämlich als Einfädelfase. Die Klappflügel berühren
somit beim Zurückziehen den Rand des Außenrohres und werden nach innen geklappt, bis
sie an die abgeschrägten Flächen stoßen, sodass sie insgesamt eine Stellung einnehmen,
in der ein Rückzug in das Außenrohr möglich ist.
[0016] Eine weitere Funktion der abgeschrägten Flächen ist die Funktion als Zentrierung,
d. h. die abgeschrägten Flächen sorgen dafür, dass die Fußteile der Klappflügel im
Bohrmodus in die hierfür vorgesehenen Aufnahmen gleiten und die oben beschriebene
fixierte Position einnehmen.
[0017] Die Klappflügel der Bohrkrone können in der Schwenkstellung mechanisch oder durch
Versetzen in eine Rotationsbewegung in oder entgegen der Arbeitsdrehrichtung problemlos
gesteuert werden. Die Nutzung von Spülflüssigkeit zur Steuerung der Bohrkrone ist
nicht notwendig. Entsprechend muss keine Energie in zusätzliche Pumpleistung zur Steuerung
der Bohrkrone investiert werden.
[0018] Insgesamt hat die Bohrkrone in der stirnseitigen Draufsicht auf die Bohr- oder Stirnfläche
typischerweise im Wesentlichen eine Kreisform, aus der einzelne Bereiche überstehen,
um über die Drehbewegung eine ausreichende Bohrwirkung herbeizuführen. Die überstehenden
Bereiche können insbesondere Teile der Klappflügel sein. Von den überstehenden Bereichen
abgesehen fügen sich die Klappflügel jedoch in die Grundform der Bohrkrone ein, d.
h. die seitlich des Mittelteils liegenden Freiräume werden durch die Klappflügel ausgefüllt.
Anders ausgedrückt weist die Bohrkrone stirnseitig Ausnehmungen auf, zwischen denen
sich der Mittelteil befindet, wobei die Ausnehmungen ganz oder vollständig von den
Klappflügeln ausgefüllt werden. Die Klappflügel selbst bilden in der Draufsicht vorzugsweise
ein Kreissegment oder einen Teil eines Kreissegments aus. Die Stirnfläche der Bohrkrone
kann einen abgeschrägten Rand aufweisen.
[0019] In der Regel weist die erfindungsgemäße Bohrvorrichtung zwei Klappflügel auf. Diese
liegen zu beiden Seiten des Mittelteils in hierfür vorgesehenen Ausnehmungen der Bohrkrone.
Der Mittelteil verfügt somit über zwei seitliche, normalerweise parallel angeordnete
Kontaktflächen, an denen die Klappflügel nach außen und innen vorbei gleiten können.
Sowohl beim Schwenken nach außen als auch nach innen bewegen sich die Klappflügel
sinnvollerweise entsprechend in entgegengesetzter Richtung, sodass die überstehenden
Bereiche der Klappflügel nach Außenschwenk in die Bohrstellung in entgegengesetzter
Richtung über die kreisförmige Grundfläche der Bohrkrone überstehen.
[0020] In der nach innen geschwenkten Stellung, die dafür vorgesehen ist, die Bohrvorrichtung
in das Außenrohr einzuführen oder in dieses zurückzuziehen, sollten die Klappflügel
nicht oder nur so unwesentlich radial über die weiteren Bereiche der Bohrkrone hinausstehen,
dass das Einführen/Zurückziehen in das Außenrohr nicht behindert wird.
[0021] Um eine ausreichende Bohrwirkung, insbesondere auch bei schlagendem Antrieb zu erzielen,
kann die Bohrkrone stirnseitig über Schneidelemente verfügen, die über die sonstige
Stirnfläche der Bohrkrone hervorstehen. Derartige Schneidelemente sind insbesondere
Hartmetallobjekte, beispielsweise Hartmetallkugeln, Hartmetallplatten oder Hartmetallstifte,
die in die Bohrkrone eingebettet sein können. Hartmetalle sind Metallmatrixverbundwerkstoffe,
bei denen Hartstoffe wie Wolframcarbid in eine Metallmatrix eingebettet sind. Sofern
die Stirnfläche der Bohrkrone einen abgeschrägten Rand aufweist, sollte auch dieser
mit entsprechenden Schneidelementen versehen sein.
[0022] Das Bohrgestänge ist typischerweise mit einer Antriebswelle gekoppelt bzw. koppelbar.
Insbesondere kann das Bohrgestänge an seinem der Bohrseite abgewandten Ende über Kupplungsstücke
verfügen, über die es mit einem Antrieb für die Bohrvorrichtung koppelbar ist.
[0023] Bei dem Antrieb kann es sich um einen drehenden und/oder schlagenden Antrieb handeln.
Bevorzugt ist ein drehender und schlagender Antrieb. Insbesondere kann die Bohrvorrichtung
über einen Hydraulikhammer oder Imlochhammer angetrieben werden. Die Bohrvorrichtung
kann bei verschiedenen bekannten Bohrverfahren eingesetzt werden, beispielsweise bei
Rammbohrverfahren, Schneckenbohrverfahren, Doppelkopfbohrverfahren oder Überlagerungsbohrverfahren.
[0024] Die erfindungsgemäße Bohrvorrichtung kann in Bohrverfahren mit oder ohne Spülung
eingesetzt werden. Im Falle von Bohrverfahren mit Spülung sind in der Bohrkrone Spülkanäle
vorgesehen, durch welche Spülflüssigkeit auf die Stirnseite der Bohrkrone gebracht
wird. Die Spülflüssigkeit hat in diesem Zusammenhang zumeist unterschiedliche Funktionen.
Zum einen dient sie dem Entfernen des Bohrkleins, zum anderen wird auf diese Weise
die Bohrkrone gekühlt. Eine weitere Aufgabe der Spülflüssigkeit besteht darin, den
Sitz der Klappflügel zu reinigen und eine einwandfreie Funktion der Klapp- oder Schwenkmechanik
zu gewährleisten. Um letzteres zu erreichen, ist es sinnvoll, Bohrungen für die Spülkanäle
im Bereich der Aufnahme für die Fußteile der Klappflügel vorzusehen, sodass die Fixierung
der Klappflügel für die Bohrstellung nicht durch Verunreinigungen behindert wird.
[0025] Des Weiteren betrifft die Erfindung auch eine Kombination aus einer Bohrvorrichtung
wie zuvor beschrieben und einem Außenrohr, durch welches die Bohrvorrichtung an die
Bohrposition gebracht wird, wobei die Bohrkrone in Bohrposition über das Außenrohr
hinausragt.
[0026] Die Erfindung wird anhand der Figuren beispielhaft näher erläutert. Es ist darauf
hinzuweisen, dass die Figuren bevorzugte Ausführungsvarianten der Erfindung zeigen,
die Erfindung ist jedoch nicht hierauf beschränkt. Insbesondere umfasst die Erfindung,
soweit es technisch sinnvoll ist, beliebige Kombinationen der technischen Merkmale,
die in den Ansprüchen aufgeführt oder in der Beschreibung als erfindungsrelevant beschrieben
sind.
[0027] Es zeigen:
- Fig. 1
- die erfindungsgemäße Bohrvorrichtung in der Seitenansicht ohne Klappflügel;
- Fig. 2
- einen Klappflügel in der Seitenansicht;
- Fig. 3
- die erfindungsgemäße Bohrvorrichtung in der Seitenansicht mit eingeklappten Klappflügeln;
- Fig. 4
- eine Draufsicht auf die Stirnseite der Bohrkrone mit eingeklappten Klappflügeln;
- Fig. 5
- die erfindungsgemäße Bohrvorrichtung in der Seitenansicht mit ausgeklappten Klappflügeln;
- Fig. 6
- eine Draufsicht auf die Stirnseite der Bohrkrone mit ausgeklappten Klappflügeln;
- Fig. 7
- die erfindungsgemäße Bohrvorrichtung in der Seitenansicht im Außenrohr mit eingeklappten
Klappflügeln und
- Fig. 8
- die erfindungsgemäße Bohrvorrichtung in der Seitenansicht im Außenrohr mit ausgeklappten
Klappflügeln.
[0028] In Fig. 1 ist die erfindungsgemäße Bohrvorrichtung 1 in der Seitenansicht dargestellt,
jedoch nur der Grundkörper, d. h. ohne Klappflügel. Die Bohrvorrichtung weist ein
Bohrgestänge 2 sowie zum bohrseitigen Ende 13, d. h. dem Ende, das mit dem Bohrgut
in Kontakt kommt, eine Bohrkrone 3 auf. Die Bohrkrone 3 hat an ihrer Stirnfläche 7
diverse Schneidelemente 14, bei denen es sich insbesondere um Hartmetallobjekte handelt.
[0029] Der Grundkörper weist am bohrseitigen Ende eingerückte seitliche Kontaktflächen 6
auf beiden Seiten der Bohrkrone 3 auf, an denen die hier nicht dargestellten Klappflügel
5 beim Schwenken nach außen oder innen entlanggleiten können. Darüber hinaus ist auf
beiden Seiten jeweils eine Aufnahme 11 für den Fußteil 8 des Klappflügels 5 vorgesehen.
In der Bohrstellung kann der Fußteil 8 in die Aufnahme 11 eingreifen, sodass der Klappflügel
5 fixiert wird. In die Stiftaufnahme 17 greift ein Stift 10 ein, über den der Klappflügel
5 mittels seines Langlochs 9 am Grundkörper befestigt ist, sodass der Klappflügel
5 um den Stift 10 verschoben und verschwenkt werden kann. Als Stift 10 kann auch eine
Schraube verwendet werden, die im Übrigen die gleiche Funktion erfüllt. Des Weiteren
ist im Bereich der Aufnahme 11 ein Spülkanal 15 vorgesehen, durch den Spülflüssigkeit
austreten und die Mechanik der Bohrkrone 3 reinigen kann.
[0030] Ein weiteres erfindungsgemäß bedeutsames Merkmal ist die abgeschrägte Fläche 12,
die beim einwärtigen Einklappen des Klappflügels 5 als Anschlag dient. Darüber hinaus
dient die abgeschrägte Fläche 12 auch dazu, den Fußteil 8 des Klappflügels 5 in die
für ihn vorgesehene Aufnahme 11 gleiten zu lassen, wenn die Bohrkrone 3 durch den
stirnseitigen Andruck des Bohrguts in die Bohrstellung überführt wird. Schließlich
dient die abgeschrägte Fläche 12 auch als Einfädelfase, wenn die Klappflügel 5 soweit
angeklappt werden müssen, dass ein Rückzug in das Außenrohr möglich ist.
[0031] In Fig. 2 ist ein Klappflügel 5 dargestellt. Dieser verfügt stirnseitig so wie die
nicht schwenkbaren Bereiche 4 der Bohrkrone 3 über Schneidelemente 14. Am der Stirnseite
entgegengesetzten Ende weist die Bohrkrone 3 einen deutlich schmaleren Fußteil 8 mit
einem Langloch 9 auf. Über dieses Langloch 9 wird der Klappflügel 5 mittels eines
Stiftes 10 an der Bohrkrone 3 in einer Weise befestigt, dass zum einen ein Verschwenken
des Klappflügels 5 um den Stift 10 möglich ist und zum anderen ein Verschieben des
Langlochs 9 um den Stift 10.
[0032] Fig. 3 zeigt die erfindungsgemäße Bohrvorrichtung 1 in der Seitenansicht mit eingeklappten
Klappflügeln 5. Zu beiden Seiten der Bohrkrone 3 ist nunmehr jeweils ein Klappflügel
5 angebracht. Die Klappflügel 5 befinden sich in der Schwenkstellung, d. h. die Klappflügel
5 können um den Stift 10 nach außen oder innen geklappt oder geschwenkt werden. Beim
Schwenken nach innen dient die hier verdeckte abgeschrägte Fläche 12 als Anschlag.
In der Schwenkstellung stehen die Klappflügel 5 seitlich nicht über die sonstigen
Bereiche der Bohrkrone 3 hinaus, weshalb in dieser Stellung ein Einführen oder Zurückziehen
in ein Außenrohr problemlos möglich ist. Beim Verschwenken der Klappflügel 5 gleiten
diese an den seitlichen Kontaktflächen 6 des Mittelteils 4 der Bohrkrone 3 vorbei.
In Längsrichtung hingegen stehen die Klappflügel 5 deutlich über die angrenzenden
Bereiche der Bohrkrone 3 hinaus.
[0033] Die Situation aus Fig. 3 ist in Fig. 4 in der stirnseitigen Draufsicht dargestellt.
Die Klappflügel 5 stehen nicht über den Umfang der Bohrkrone 3 hinaus, vielmehr hat
die Bohrkrone 3 in dieser Stellung insgesamt einen kreisförmigen Querschnitt. Die
Bohrkrone 3 weist einen nicht klapp- oder verschwenkbaren Mittelteil 4 auf. Seitlich
davon hat die Bohrkrone 3 Aussparungen, in denen die Klappflügel 5 zu liegen kommen.
Die Klappflügel 5 können entlang der seitlichen Kontaktflächen 6 des Mittelteils 4
verschwenkt werden.
[0034] Sowohl der Mittelteil 4 als auch die Klappflügel 5 weisen stirnseitig eine Vielzahl
an Schneidelementen 14 aus Hartmetall auf, mit denen eine ausreichende Bohrwirkung
auch in Gestein o. ä. erzielt werden kann. Schließlich sind stirnseitig in der Bohrkrone
3 Mündungen der Spülkanäle 15 vorgesehen, durch die Spülflüssigkeit zum Abtransport
des Bohrkleins und zum Kühlen der Bohrkrone 3 auf die Stirnseite 7 gebracht werden
kann.
[0035] In Fig. 5 ist die erfindungsgemäße Bohrvorrichtung 1 in der Seitenansicht mit ausgeklappten
Klappflügeln 5 dargestellt. Hierbei handelt es sich um die Bohrstellung, in dieser
sind die Fußteile 8 der Klappflügel 5 in die entsprechenden Aufnahmen 11 eingefahren
und daher seitlich fixiert. Das Einschieben der Fußteile 8 in die Aufnahmen 11 geschieht
durch das Gegeneinanderverschieben des Stiftes 10 gegenüber dem Langloch 9. Die Stirnseiten
der Klappflügel 5 und die Stirnseiten des nicht schwenkbaren Mittelteils 4 der Bohrkrone
3 bilden eine gemeinsame Ebene, an der man eine Vielzahl an Schneidelementen 14 erkennt.
Da die Klappflügel 5 radial überstehen, ist die Stirnfläche 7 beim Bohren entsprechend
vergrößert und man erhält ein Bohrloch mit größerem Durchmesser.
[0036] Die Situation aus Fig. 5 ist in Fig. 6 in der stirnseitigen Draufsicht dargestellt.
Die Klappflügel 5 stehen nun deutlich über den Umfang der Bohrkrone 3 hinaus und können
mit ihren überstehenden Kanten eine Schneidwirkung herbeiführen. Im Übrigen entspricht
die Darstellung der aus Fig. 4.
[0037] In Fig. 7 ist die Bohrvorrichtung 1 mit eingeklappten Klappflügeln 5 entsprechend
Fig. 3 im Außenrohr 16 dargestellt. Durch das Einklappen der Klappflügel 5 ist der
Gesamtdurchmesser so, dass ein Einführen in und das Durchführen durch das Außenrohr
16 problemlos möglich ist.
[0038] Fig. 8 zeigt die Bohrvorrichtung 1 aus Fig. 7, wobei die Bohrkrone 3 zur Bohrseite
hin aus dem Außenrohr 16 partiell ausgeschoben wurde. Durch Andruck auf das Bohrgut
bzw. die Bohrfläche gleiten die Fußteile 8 der Klappflügel 5 in die Aufnahmen 11,
d. h. die Klappflügel 5 gelangen in die Bohrstellung. In dieser Stellung kragen die
Klappflügel 5 seitlich über die übrigen Bereiche der Bohrkrone 3 und auch über das
Außenrohr 16 hinaus. Um nach Beendigung des Bohrvorgangs die Bohrkrone 3 wieder in
das Außenrohr 16 zurückziehen zu können, müssen zunächst die Klappflügel 5 eingeklappt
werden, wodurch der Durchmesser verringert wird. Dies geschieht beispielsweise durch
Rotation der Bohrvorrichtung 1 entgegen der Arbeitsdrehrichtung.
1. Bohrvorrichtung mit einem Bohrgestänge (2) und einer Bohrkrone (3), wobei die Bohrkrone
(3) am in Längsrichtung bohrseitigen Ende der Bohrvorrichtung (1) angeordnet ist und
die Bohrkrone (3) einen Mittelteil (4) sowie Klappflügel (5) aufweist, die um eine
Klappflügelschwenkachse, welche orthogonal zur Bohrvorrichtungslängsachse verläuft,
entlang seitlicher Kontaktflächen (6) des Mittelteils (4) nach außen und innen schwenkbar
sind, wobei die Klappflügel (5) bei Rotation der Bohrvorrichtung (1) in Arbeitsdrehrichtung
nach außen schwenken, wodurch sich die Stirnfläche (7) der Bohrkrone (3) vergrößert,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Klappflügel (5) jeweils über einen Fußteil (8) mit einem Langloch (9) verfügen,
durch welches ein Stift oder eine Schraube (10) entlang der Klappflügelschwenkachse
verläuft, sodass die Klappflügel (5) entlang der Langlöcher (9) zwischen einer Bohrstellung,
in der die Stirnseiten der Klappflügel (5) mit weiteren stirnseitigen Bereichen der
Bohrkrone (3) eine gemeinsame Ebene ausbilden, und einer Schwenkstellung verschiebbar
sind, in der die Klappflügel (5) axial über den Mittelteil (4) vorstehen und nach
außen und innen schwenkbar sind, wobei die Fußteile (8) der Klappflügel (5) in der
Bohrstellung formschlüssig in entsprechende Aufnahmen (11) in der Bohrkrone (3) eingreifen,
wobei die Bohrkrone (3) zu jedem Klappflügel (5) über eine in Richtung des jeweiligen
Fußteils (8) weisende abgeschrägte Fläche (12) verfügt, die in Richtung des bohrseitigen
Endes der Bohrvorrichtung (1) nach radial außen verläuft, und wobei die Klappflügel
(5) durch Rotation der Bohrvorrichtung (1) entgegen der Arbeitsdrehrichtung in eine
nach innen geschwenkte Stellung bringbar sind, in der die abgeschrägten Flächen (12)
jeweils einen Anschlag für die Fußteile (8) der Klappflügel (5) bilden.
2. Bohrvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Bohrvorrichtung (1) zwei Klappflügel (5) aufweist.
3. Bohrvorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Klappflügel (5) in der nach innen geschwenkten Stellung radial nicht über die
weiteren Bereiche der Bohrkrone (3) hinausstehen.
4. Bohrvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Bohrkrone (3) stirnseitig über vorragende Schneidelemente (14) verfügt.
5. Bohrvorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Schneidelemente (14) Hartmetallobjekte, insbesondere Hartmetallstifte sind.
6. Bohrvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass das Bohrgestänge (2) mit einer Antriebswelle gekoppelt oder über Kupplungsstücke
koppelbar ist.
7. Bohrvorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Antrieb ein drehender und/oder schlagender Antrieb ist.
8. Bohrvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Bohrvorrichtung (1) über einen Hydraulikhammer oder Imlochhammer angetrieben
wird.
9. Bohrvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, gekennzeichnet durch Spülkanäle (15) in der Bohrkrone (3), durch welche Spülflüssigkeit auf die Stirnseite
der Bohrkrone (3) bringbar ist.
10. Bohrvorrichtung nach Anspruch 9, gekennzeichnet durch Bohrungen für die Spülkanäle (15) im Bereich der Aufnahmen (11) für die Fußteile
(8) der Klappflügel (5).
11. Kombination aus einer Bohrvorrichtung (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 10 und einem
Außenrohr (16), durch welches die Bohrvorrichtung (1) an die Bohrposition gebracht
wird, wobei die Bohrkrone (3) in Bohrposition über das Außenrohr (16) hinausragt.