[0001] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur additiven Fertigung
eines Wellenleiters und auf einen Wellenleiter und insbesondere auf die Fertigung
einer Mikrostreifenstruktur bzw. einer Koaxialstruktur zur hochfrequenten Signalführung.
HINTERGRUND
[0002] Es besteht ein zunehmender Bedarf daran, hochfrequente Signale auf kleinstem Raum
zwischen den Bauteilen zu führen. Als Folge einer zunehmenden Integration der Bauteilkomponenten
sollen dabei die Signale nicht nur innerhalb einer Ebene geführt werden, sondern ebenso
frei im Raum weitergeleitet werden. Auf diese Weise entstehen dreidimensionale Bauteile,
die auf kleinsten Raum viele Komponenten der Hochfrequenztechnik unterbringen sollen.
[0003] Konventionelle Verschaltungen von verschiedenen Bauteilen basieren immer noch auf
Leiterplattenstrukturen, um Bauteile darauf nebeneinander anzuordnen, wobei beispielsweise
Koaxialleitungen zur Hochfrequenzsignalführung genutzt werden. Diese Koaxialkabel
schränken jedoch die Verbindungsmöglichkeiten beträchtlich ein. So können beispielsweise
enge Abwinkelungen nicht oder nur begrenzt ausgeführt werden bzw. sind mit einem hohen
Verlustfaktor verbunden.
[0004] Daher besteht ein Bedarf nach Wellenleiterstrukturen, die die Randbedingungen von
konventionell gefertigten Wellenleiterstrukturen überwinden.
KURZBESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
[0005] Zumindest ein Teil der obengenannten Probleme wird durch ein Verfahren zur additiven
Fertigung eines Wellenleiters nach Anspruch 1 bzw. ein Wellenleiter nach Anspruch
14 gelöst. Die abhängigen Ansprüche beziehen sich auf weitere vorteilhafte Ausführungen
der Gegenstände der unabhängigen Ansprüche.
[0006] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur additiven Fertigung
eines Wellenleiters unter Verwendung eines dielektrischen Materials zur Fertigung
von dielektrischen Strukturen und eines leitfähigen Materials zur Fertigung von elektrisch
leitfähigen Strukturen. Das Verfahren umfasst:
- Additives Fertigen zumindest eines Grundkörpers unter Nutzung des dielektrischen Materials;
- Ausbilden eines Hohlraumes; und
- Additives Fertigen eines ersten Leiters und eines zweiten Leiters unter Nutzung des
leitfähigen Materials.
[0007] Der Hohlraum wird zumindest teilweise zwischen dem ersten Leiter und dem zweiten
Leiter ausgebildet wird. Der erste Leiter und der zweite Leiter können elektrisch
isoliert voneinander additiv gefertigt werden.
[0008] Es versteht sich, dass die Reihenfolge der Verfahrensschritte beliebig gewählt werden
kann bzw. nur dadurch eingeschränkt sein soll, dass ein Schritt eine Voraussetzung
für einen Folgeschritt ist. Der Begriff "additives Fertigen" soll insbesondere auch
einen Multimaterialdrucker umfassen, der mindestens ein leitendes und mindestens ein
nichtleitendes Material verarbeiten kann. Es können aber auch mehrere Materialien
genutzt werden (z.B. mit verschiedenen Leitfähigkeiten oder dielektrischen Eigenschaften),
um z.B. passive Bauteile (z.B. elektrische Widerstände, Kondensatoren etc.) zu bilden.
[0009] Optional umfasst das Ausbilden des Hohlraumes Folgendes: Bereitstellen einer Opferstruktur;
Einbetten der Opferstruktur durch das additive Fertigen des zumindest einen Grundkörpers;
und teilweise oder vollständiges Entfernen der Opferstruktur. Das additive Fertigen
des ersten Leiters und/oder des zweiten Leiters kann ein additives Fertigen von zumindest
einer leitfähigen Schicht auf einer Oberfläche des Opferstruktur umfassen. Das Entfernen
der Opferstruktur kann ein Herausziehen und/oder ein Herausbrechen und/oder ein Auflösen
eines Materials der Opferstruktur umfassen. Das Entfernen der Opferstruktur kann vollständig
oder auch nur teilweise erfolgen, d.h. Reste der Opferstruktur können in dem Wellenleiter
verbleiben. Das Einbetten kann insbesondere ein Umdrucken (im Sinne des 3D-Drucks)
umfassen.
[0010] Optional umfasst das Ausbilden des Hohlraumes Folgendes: Ausbilden einer Stützstruktur
in einem Bereich des Hohlraumes, um ein Eindringen von dielektrischen Material oder
leitfähigen Material in den Hohlkörper bei der additiven Fertigung zu verhindern.
Der Wellenleiter kann nach der additiven Fertigung zumindest einen Teil der Stützstruktur
aufweisen. Die Stützstruktur kann beispielsweise eine Folie (aus Metall oder Kunststoff)
umfassen, die im hergestellten Wellenleiter verbleiben kann bzw. später auch eine
Funktion (z.B. Abschirmung, Isolation etc.) übernimmt. Die Stützstruktur kann insbesondere
in einem oberen Bereich bzgl. der additiven Fertigungsrichtung angeordnet werden.
Auf diese Weise kann das Hineinfallen oder Hineintropfen von additiven Fertigungsmaterial
verhindert werden.
[0011] Optional umfasst das additive Fertigen des Grundkörpers Folgendes: Additives Fertigen
einer ersten Komponente und/oder einer zweiten Komponente des Grundkörpers (z.B. separat
voneinander); und Zusammenfügen der ersten Komponenten und der zweiten Komponente,
um den Grundkörper zu bilden. Der Hohlkörper kann sich zumindest teilweise zwischen
der ersten Komponente und der zweiten Komponente erstrecken.
[0012] Optional umfasst das additive Fertigen des Grundkörpers und/oder das additive Fertigen
des ersten Leiters und/oder des zweiten Leiters Folgendes: (fortlaufendes) schichtweises
Fertigen in einer Fertigungsebene, und Aushärten des dielektrischen und/oder des leitfähigen
Materials durch ein kontaktloses Einbringen von Energie. Der Hohlraum kann insbesondere
geneigt zu der Fertigungsebene ausgebildet werden. Das Aushärten kann zwischen jedem
Aufbringen einer oder mehrerer Schichten erfolgen. Das Aushärten kann beispielsweise
eine Bestrahlung mit UV- (ultraviolettes) Licht, IR- (infrarotes) Licht, einem Laser
oder eine Wärmebehandlung, ein Sintern, Verdampfen einer Trägerflüssigkeit, Erzeugung
von keramischen Materialien etc. umfassen.
[0013] Optional umfasst das Verfahren außerdem ein Bereitstellen eines Bauteils mit einer
passiven elektrischen Komponente (z.B. einen Kondensator, einen Widerstand, eine Spule
etc.) und/oder einer aktiven elektrischen Komponente (z.B. mit einem eigenen Stromversorgungsanschluss).
Das additive Fertigen des Grundkörpers umfasst dann zumindest ein teilweises Einbetten
des Bauteils in den Grundkörper. Die additive Fertigung kann daher um das Bauteil
herum erfolgen.
[0014] Optional umfasst das additive Fertigen des Grundkörpers ein Ausbilden von Öffnungen,
um ein Auskoppeln von Signalen aus dem Wellenleiter zu ermöglichen.
[0015] Optional umfasst das Verfahren ein Evakuieren des Hohlraumes und/oder ein Verschließen
des Hohlraumes, z.B. um ein Eindringen von Luft zu verhindern. Der durch das additive
Fertigen ausgebildete Hohlraum kann beispielsweise mit einem beliebigen Gas gefüllt
sein (z.B. Luft oder ein inertes Gas wie Edelgas), um ein elektrisches Feld zu führen
und um dielektrische Verluste zu minimieren. Der Hohlraum kann beispielsweise nach
der additiven Fertigung evakuiert werden, und durch ein Schließen des Hohlraumes kann
ein Vakuum in dem Hohlraum verbleiben, um das elektrische Feld zu führen und die Verluste
weiter zu minimieren.
[0016] Optional umfasst das additive Fertigen einen additiven Tintenstrahldruck, bei dem
selektiv ein dielektrisches funktionales Fluid (z.B. eine dielektrische Tinte) als
dielektrisches Material und ein leitfähiges funktionales Fluid (z.B. eine leitfähige
Tinte) als leitfähiges Material verwendet werden. Die Leitfähigkeit kann über leitfähige
Partikel in dem Fluid (z.B. Silber-Nanopartikel) erreicht werden.
[0017] Optional kann das additive Fertigen auch einen Sinterprozess (ein Lasersintern) umfassen,
wo z.B. pulverförmiges Material mittels eines Lasers gesintert wird.
[0018] Optional wird der erste Leiter und/oder der zweite Leiter jeweils als eine Schicht
gebildet. Diese Schicht(en) kann/können sich parallel auf gegenüberliegenden Seiten
des Hohlkörpers erstrecken (teilweise oder vollständig), sodass der Wellenleiter eine
Mikrostreifenstruktur bildet.
[0019] Optional umfasst das Verfahren ein Ausbilden von zumindest einem weiteren Leiter
in dem Grundkörper, wobei der weitere Leiter optional von dem ersten Leiter und von
dem zweiten Leiter elektrisch isoliert ist. Zur Isolierung können die Leiter z.B.
durch einen Teil des dielektrischen Grundkörpers voneinander getrennt sein. Der erste
Leiter kann an einem Boden des Hohlraumes gebildet sein. Zum Beispiel kann der erste
Leiter den Hohlraum nach unten begrenzen. Der zweite Leiter und/oder der weitere Leiter
kann auf einer gegenüberliegenden Begrenzung (zum Boden gegenüberliegend) des Hohlraumes
auf einer gleichen Ebene teilweise ausgebildet werden. Der Boden kann beispielsweise
zuerst in der additive Fertigung gebildet werden, d.h. die Begriffe "oben" und "unten"
können durch die additive Fertigungsrichtung (das "Wachsen" des Wellenleiters) definiert
werden.
[0020] Optional wird durch das Ausbilden des Hohlraumes ein Hohlzylinder erzeugt. Der erste
Leiter kann als ein Innenleiter und der zweite Leiter als Abschirmung gebildet werden,
die sich um den Innenleiter teilweise oder ganz erstreckt. Der Wellenleiter bildet
somit eine Koaxial-Struktur.
[0021] Optional wird der Innenleiter in einer Querschnittansicht als eine pyramidenförmigen
Erhebung in den Hohlraum hinein ausgebildet. Die pyramidenförmige Erhebung kann aus
leitfähigen oder teilweise (z.B. in einem radial außen liegenden Bereich) aus dielektrischen
Material gebildet werden.
[0022] Ausführungsbeispiele beziehen sich auch auf einen Wellenleiter, der insbesondere
eine Mikrostreifenstruktur oder eine Koaxial-Struktur bildet. Der Wellenleiter umfasst:
einem dielektrischem Grundkörper, einen Hohlraum, einen ersten Leiter und einen zweiten
Leiter. Der dielektrische Grundkörper weist eine Mikrostruktur entsprechend eines
additiven Fertigungsprozesses auf. Der erste Leiter und der zweite Leiter können eine
Mikrostruktur entsprechend eines additiven Fertigungsprozesses aufweisen und in einem
direktem Kontakt zu dem Hohlraum stehen, um den Wellenleiter zu bilden. Die Mikrostruktur
bezieht sich auf mikroskopische Anordnung des Material, die typisch für den genutzten
additiven Fertigungsprozess ist.
[0023] Ausführungsbeispiele sollen nicht auf die Anwendung für Wellenleiter eingeschränkt
werden. Bei der additiven Fertigung können vielmehr beliebige funktionale Strukturen
erzeugt werden. Ebenso können beliebige Topologien geschaffen werden. Die additive
Fertigungsebene schränkt nicht die Ausrichtung von Bauteilen ein. Insbesondere können
Signalleitungen oder Wellenleiter auch nicht-parallel zur Fertigungsebene verlaufen.
Sie können auch ineinander verschlungen sein. In allen drei Raumrichtungen können
so beliebige Topologien durch die Anordnung der Komponenten eines Bauteils erzeugt
werden.
[0024] Ausführungsbeispiele bieten die folgenden Vorteile:
- Ein Frequenzbereich oberhalb der physikalischen Grenzfrequenz mit einem Verlustfaktor
von 0,2 dB/cm des genutzten nichtleitenden Materials ist möglich.
- Es gibt keine Einschränkungen der Geometrie, insbesondere sind keine Einschränkungen
hinsichtlich von Radien von Wellenleiterstrukturen vorhanden.
- Im Gegensatz zu konventionellen Koaxialkabeln können Kurven mit beliebigen Krümmungsradien
erzeugt werden (z.B. kleiner oder gleich dem Durchmesser des Wellenleiters).
- Aufgrund der additiven Fertigung kommt es zu keinen Oberflächenspannungen an Krümmungen
entlang des Hohlwellenleiters, was zu einer verbesserten Signalführung führt.
KURZBESCHREIBUNG DER FIGUREN
[0025] Die Ausführungsbeispiele der vorliegenden Erfindung werden besser verstanden von
der folgenden detaillierten Beschreibung und den beiliegenden Zeichnungen, die jedoch
nicht so verstanden werden sollten, dass sie die Offenbarung auf die spezifischen
Ausführungsformen einschränken, sondern lediglich der Erklärung und dem Verständnis
dienen.
- Fig. 1
- zeigt ein schematisches Flussdiagramm eines Verfahrens zur additiven Fertigung nach
einem Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung.
- Fig. 2
- zeigt eine hohlraumgeführte Mikrostreifenstruktur gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel.
- Fig. 3
- zeigt eine hohlraumgeführte Koaxialstruktur gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel.
DETAILLIERTE BESCHREIBUNG
[0026] Fig. 1 zeigt ein schematisches Flussdiagramms eines Verfahrens zur additiven Fertigung unter
Verwendung eines dielektrischen Materials zur Fertigung von dielektrischen Strukturen
und eines leitfähigen Materials zur Fertigung von elektrisch leitfähigen Strukturen.
Das Verfahren umfasst die folgenden Schritte:
Additives Fertigen S110 zumindest eines Grundkörpers unter Nutzung des dielektrischen
Materials;
Ausbilden S120 eines Hohlraumes; und
Additives Fertigen S130 eines ersten Leiters und eines zweiten Leiters unter Nutzung
des leitfähigen Materials.
[0027] Gemäß Ausführungsbeispielen kann zur additiven Fertigung insbesondere ein Tintenstrahlprozess
genutzt werden. Gemäß weiterer Ausführungsbeispiele kann aber auch ein Lasersintern
oder eine anderes 3D-Druckverfahren eingesetzt werden.
[0028] Bei dem Lasersinterprozess kann beispielsweise ein sogenannter "Low-Termperature-Cofired-Ceramic-",
LTCC (Niedrigtemperatur-Einbrand-Keramiken), Prozess genutzt werden. Dieses Verfahren
basiert auf niedrigsinternde flexible Keramikfolien, wobei die ungebrannten Folien
mechanisch strukturiert werden können und in Dickschichttechnik bedruckt, laminiert
und bei ca. 850 bis 900°C gesintert werden. Das Ergebnis ist ein hochintegriertes
dreidimensional vernetztes mehrschichtiges Board aus Keramik.
[0029] Die weitere Verarbeitung erfolgt durch bekannte Schicht-, Bond- bzw. SMD-Technologien
(SMD, engl, surface mounted devices). Der Trägerwerkstoff ist hier Keramik. Seine
Formbeständigkeit in ungebranntem Zustand ermöglicht ein völlig neues Verbindungs-
und Packungssystem. Insbesondere können Vertiefungen, Chip-Träger-Strukturen, Fenster,
selbst komplizierte Außenkonturen und dreidimensionale Formen in Kanälen und Kammern
umgesetzt werden. Die günstigen elektrischen Eigenschaften und die Niederohmigkeit
der innenliegenden Leiterbahnen ermöglichen ein Hochfrequenzdesign mit einer sehr
guten Performance. Sämtliche Komponenten sind dabei auf kleinstem Raum platzierbar
und dank unbegrenzter Lagenzahl optimal verbindbar.
[0030] Bei dem Tintenstrahldruck (sogenanntes InkJet-Verfahren) kommt gemäß Ausführungsbeispiele
ein leitendes und ein nichtleitendes funktionales Fluid (z.B. Tinte) zum Einsatz,
die additiv auf einem Träger aufgebracht werden und zu einer dreidimensionalen Struktur
verarbeitet werden. Hierbei handelt es sich zum Beispiel um die sogenannte AME (Additive
Manufactured Electronics, engl., additiv gefertigte Elektronik). Beispielsweise kann
ein Photopolymer-Fluid für nichtleitende und ein Silber-Nanopartikel-Fluid für leitfähige
Strukturen als Tinte verwendet werden. Der Aushärteprozess kann gemäß Ausführungsbeispiele
über eine Ultraviolettlicht erfolgen. Das Resultat ist ein dreidimensionaler Volumenkörper,
der schichtweise additiv in eine Aufbaurichtung fertigt wurde.
[0031] Gemäß weiterer Ausführungsbeispiele wird ein Nanopartikelsinterprozess zur Aushärtung
genutzt, wobei die Sinterung bei einem Bruchteil der Schmelztemperatur des leitfähigen
Materials möglich ist.
[0032] Die AME-Fertigung ermöglicht die Kombination von E-CAD (electrical computer aided
design) und M-CAD (mechanical computer aided design) im dreidimensionalem Raum und
eignet sich insbesondere zur Umsetzung von hybrid gestalteten Modulkonzepten.
[0033] Fig. 2 zeigt beispielhaft ein Ausführungsbeispiel einer hohlraumgeführten Mikrostreifenstruktur,
die mittels additiver Fertigung hergestellt wurde. Die Mikrostreifenstruktur umfasst
einen Grundkörper 110, indem ein Hohlkörper 120 ausgebildet ist. Der Hohlkörper 120
ist an einer Seite von einem ersten Leiter 131 begrenzt (z.B. an einem Boden). Auf
der dem ersten Leiter 131 gegenüberliegenden Seite des Hohlraumes 120 ist ein zweiter
Leiter 132 ausgebildet. Außerdem ist ein weiterer Leiter 133 in der Mikrostreifenstruktur
ausgebildet. Der zweite Leiter 132 und der weitere Leiter 133 können sich beispielsweise
auf der gleichen Ebene befindet, wobei die Ebene hinsichtlich der Fertigungsebene
definiert werden kann.
[0034] Der zweite Leiter 132 und der weitere Leiter 133 sind durch einen dielektrischen
Isolierabschnitt 140, der Teil des Grundkörpers 110 oder des Hohlraumes 120 sein kann,
voneinander elektrisch getrennt. Beispielsweise können eine oder mehrere der Leiter
131, 132, 133 bis an einem Oberflächenbereich des Grundkörpers 110 geführt werden
(z.B. können sie dort elektrische kontaktiert werden). Ebenso ist es möglich, dass
die Leiter 131, 132, 133 vollständig in den dielektrischen Grundkörper 110 eingebettet
sind und Stromzuführungen bilden.
[0035] In dem Ausführungsbeispiel der Fig. 2 ist beispielsweise der erste Leiter 131 in
einem Bodenbereich des Hohlraumes 120 ausgebildet, erstreckt sich jedoch nicht bis
zu den seitlichen Rändern des Grundkörpers 110. Er kann optional eine Masse darstellen.
Im Gegensatz hierzu erstreckt sich der zweite Leiter 132 bis zu einem linken Rand
des Grundkörpers 110 und kann dort elektrisch kontaktiert werden. Gleiches trifft
zu für den weiteren Leiter 133, der sich bis zu einem rechten seitlichen Wand des
Grundkörpers 110 erstreckt, um dort beispielsweise elektrisch kontaktiert zu werden.
[0036] Um eine möglichst freie Gestaltung hinsichtlich des Hohlraums 120 zu haben, werden
gemäß Ausführungsbeispiele Stützstrukturen bzw. Opferstrukturen verwendet, die nach
der additiven Fertigung des Wellenleiters zumindest teilweise in dem Wellenleiter
verbleiben können oder teilweise oder vollständig entfernt werden. So können beispielsweise
Opferstrukturen herausgewaschen bzw. herausgebrochen werden, wenn der Grundkörper
ausgehärtet ist. Alternativ ist es ebenfalls möglich, dass eine Stützstruktur (zum
Beispiel eine Folie) in dem additiv gefertigten Wellenleiter verbleibt und gleichzeitig
gezielt eine Funktion erfüllen kann (z.B. Signalführung, eine Abschirmung, Isolation,
u.a.m.).
[0037] Fig. 3 zeigt eine Ausführungsform für eine hohlraumgeführte Koaxialstruktur. Bei diesem
Ausführungsbeispiel wird der Wellenleiter beispielhaft durch zwei Komponenten gefertigt,
er kann aber auch monolithisch gedruckt werden wie die Ausführungsform aus der Fig.
2, die im Übrigen auch nicht-monolithisch gefertigt werden muss, sondern durch mehrere
Komponenten zusammengesetzt werden kann.
[0038] Bei der Komponentenfertigung, wie sie beispielhaft in der Fig. 3 gezeigt ist, kann
zunächst eine untere, erste Komponente 111 additiv gefertigt werden. Die erste Komponente
111 umfasst eine Vertiefung, die in einem unteren Bereich einen Teil des Hohlraum
120 bildet. Außerdem wird eine obere, zweite Komponente 112 des Grundkörpers 110 additiv
gefertigt, die ebenfalls eine Vertiefung aufweist, die später Teil des Hohlraumes
wird. Anschließend werden die erste und zweite Komponente 111, 112 zusammengefügt,
z.B. durch ein Einsetzen der zweiten Komponente 112 in die Vertiefung der ersten Komponente
111. Anschließend kein ein Verkleben oder Versiegeln der beiden Komponenten 111, 112
erfolgen. Hierzu kann auch der additive Fertigungsprozess genutzt werden.
[0039] Gemäß Ausführungsbeispielen wird die zweite Komponente 112 mit der gleichen oder
einer anderen additiven Fertigung gefertigt. Optional kann die zweite Komponente 112
Öffnungen 150 umfassen, die beispielsweise zum Ein- oder Auskoppeln eines Hochfrequenzsignales
oder auch zum Einbringen von weiteren Bauteilen dienen kann. Die Form und Anzahl der
Öffnungen 150 soll nur beispielhaft in der Fig. 3 gezeigt werden. Es versteht sich,
dass die Öffnungen 150 hinsichtlich der Form, Position und Ausrichtung an die gewünschte
Funktion angepasst werden können.
[0040] Um einen Koaxialleiter zu bilden, wird ein Innenleiter 131 in der Vertiefung additiv
fertigt, wobei sich der Innenleiter 131 pyramidenförmig in den zylindrischen Hohlraum
120 hineinragt und sich entlang seiner kanalförmigen Ausdehnung erstreckt. Der pyramidenförmige
Erhebung muss nicht vollständig aus leitfähigen Material gebildet sein (kann aber).
Der Innenleiter 131 braucht nur an einer Spitze der pyramidenförmigen Erhebung gebildet
werden. Außerdem ist auf einer Innenfläche der zweiten Komponente 112 und/oder der
ersten Komponente 111 des Grundkörpers 110 der zweite Leiter 132 als Oberflächenschicht
ausgebildet, um eine Abschirmung bereitzustellen. Der Innenleiter 131 als auch die
Abschirmung 132 sind aus leitfähigem Material additiv gefertigt, wobei die Abschirmung
132 sich vollständig an der Außenwand des Hohlkörpers 120 zirkular erstrecken kann,
während der Innenleiter 131, wie bereits gesagt, nur an der Pyramidenspitze ausgebildet
werden braucht.
[0041] Weitere Ausführungsbeispiele beziehen sich auf eine koaxialen Wellenleiter, der monolithisch
gebildet ist. Daher brauchen die zwei Komponenten 111, 112 nicht separat gefertigt
werden, die hohlraumgeführte Koaxialstruktur kann vielmehr als ein Stück hergestellt
werden. Um den zylindrischen Hohlraum 120 zu fertigen, kann beispielsweise eine Opferstruktur
oder Stützstruktur in dem Hohlraum 120 eingebracht oder ausgebildet werden, um das
Fertigen des Überbaus zu erreichen, ohne dass das additive Fertigungsmaterial in den
Hohlraum 120 fällt.
[0042] Der Grundkörper 110 umfasst wiederum ein elektrisch nichtleitendes Material, zum
Beispiel ein erstes Dielektrikum. Der Hohlraum 120 kann auch mit einem zweiten nichtleitendem
Material gefüllt sein (z.B. zum Beispiel ein zweites Dielektrikum). Die Dielektrika
können derart gewählt werden, dass ein elektromagnetische Welle entlang des Wellenleiters
wie gewünscht geführt wird. Wie zuvor auch, kann der Hohlraum 120 wieder evakuiert
werden bzw. mit Gas befüllt sein.
[0043] Es versteht sich, die additive Fertigung ein Unterscheidungsmerkmal des hergestellten
Produktes ist. In Abhängigkeit von der genutzten additive Fertigung (ob Lasersintern
oder Tintenstrahldruck oder eine anderes Verfahren) unterscheidet sich die mikroskopische
Struktur. Ein Fachmann kann anhand der mikroskopischen Struktur feststellen, welches
additives Herstellungsverfahren genutzt wurde. Ein weiteres strukturelles Merkmal,
welches ein additive gefertigtes Bauteil von einem konventionell hergestellten Bauteil
(z.B. unter Nutzung eines Gießen oder einer spanenden Verarbeitung) unterscheidbar
machen kann, sind Reste einer Opferstruktur, die optional vorhanden sein können, um
Überhänge oder Abdeckungen zu fertigen.
[0044] Die additiven Fertigung stellt nicht nur eine alternative Herstellung dar, sondern
bietet Vorteile, die mit der konventioneller Herstellung nicht erreichbar sind. Diese
Vorteile umfassen insbesondere die Designfreiheit beim Anordnen von Verbindungsleitungen
in beliebigen Topologien. Enge Kurven in verschiedenen Richtungen sind nicht nur möglich,
sondern führen auch zu keinerlei mechanischer Spannungen im Kurvenbereich des Wellenleiters.
[0045] Insbesondere kann der Wellenleiter in beliebige Richtung, auch schräg zur Fertigungsebene
verlaufen, wobei die Fertigungsebene durch die Schichten definiert ist, die nacheinander
bei der additiven Fertigung ausgehärtet werden. Der schichtweise Aushärteprozess umfasst
insbesondere ein kontaktloses Einbringen von Energie wie beispielsweise eine Bestrahlung.
Die Bestrahlung kann über einen Laser oder unter Nutzung einer Ultraviolett- oder
Infrarotlichtquelle erfolgen. Ebenso ist es möglich, dass eine Wärmebehandlung (z.B.
Heizen) oder ein Sinterprozess für das Aushärten der jeweiligen Schichten genutzt
wird. Beim Sintern können insbesondere keramischen Materialien erzeugt werden. Wenn
die additive Fertigung einen Tintenstrahlprozess umfasst, kann das Aushärten ein Verdampfen
einer Trägerflüssigkeit umfassen.
[0046] Wie das Ausführungsbeispiel der Fig. 3 zeigt, wird auf diese Weise ein beliebig geformter
Wellenleiter möglich. Insbesondere können enge Abwinkelungen um 90° und mehr erzeugt
werden, entlang derer ein hochfrequentes Signal führbar ist. Es sind keine Verbiegungen
eines vorhanden Wellenleiters (z.B. eines Koaxialkabels) erforderlich. Auf diese Weise
ist es möglich, dass der Wellenleiter sich nicht nur parallel zu einer Schicht, sondern
auch in einem Winkel > 1° bzw. ≠ 90° zu den Schichten durch das Bauteil beliebig gekrümmt
erstrecken kann, um eine dreidimensionale Signalführung über mehrere Schichten hinweg
zu ermöglichen.
[0047] Gemäß Ausführungsbeispielen kann eine beliebige Anzahl von getrennten leitfähigen
Elementen (wie zum Beispiel Elektroden, Kontaktierungsleitungen) verlegt werden. So
können in einem dreidimensionalen Substrat nicht nur der Wellenleiter ausgebildet
werden, sondern auch eine beliebige Anzahl von Zuführungselektroden oder andere Leitungselemente
untergebracht werden, die direkt in den Grundkörper 110 des Wellenleiters eingebettet
sind.
[0048] Ebenso kann in dem Grundkörper 110 zumindest ein aktives oder passives Bauelement
eingebettet oder durch das additive Fertigen ebenfalls hergestellt werden. Auf diese
Weise werden eine kompakte Bauweise und ein hoher Schutz vor Umwelteinflüssen erreicht.
Wie bereits bei der Fig. 3 dargelegt, ist die Erzeugung der gewünschten Strukturen
sowohl einteilig als auch mehrteilig möglich. Bei der mehrteiligen Erzeugung werden
einzelne Komponenten einzeln hergestellt und dann zusammengesetzt.
[0049] Die Vorteile von Ausführungsbeispielen können wir folgt zusammengefasst werden:
- der nutzbaren Frequenzbereichs vergrößert sich;
- außerdem wird eine Erhöhung des Integrationsgrades für hochfrequente Signalführungen
möglich;
- eine Erhöhung der 3D-Design Freiheitsgrade wird erreicht;
- die Integration von Teilen und Kopplungsstrukturen wird möglich;
- beliebige Kombinationsmöglichkeiten von Hochfrequenzsignalführungen mit Antennenstrukturen
und aktiven Schaltungselementen sind möglich (zum Beispiel Sensorelemente, Digital-
oder Sende-/Empfangsschaltungen können eingebettet werden);
- mögliche Umsetzung eines komplexen Systems in einem Fertigungsschritt wird möglich.
[0050] Die in der Beschreibung, den Ansprüchen und den Figuren offenbarten Merkmale der
Erfindung können sowohl einzeln als auch in beliebiger Kombination für die Verwirklichung
der Erfindung wesentlich sein.
BEZUGSZEICHENLISTE
[0051]
- 110
- Grundkörpers
- 111, 112
- Komponenten des Grundkörpers
- 120
- Hohlraum
- 131, 132,133
- Leiter
- 140
- Isolierabschnitt
- 150
- Öffnung(en) in dem Grundkörper
1. Verfahren zur additiven Fertigung eines Wellenleiters unter Verwendung eines dielektrischen
Materials zur Fertigung von dielektrischen Strukturen und eines leitfähigen Materials
zur Fertigung von elektrisch leitfähigen Strukturen, mit folgenden Schritten:
Additives Fertigen (S110) zumindest eines Grundkörpers (110) unter Nutzung des dielektrischen
Materials;
Ausbilden (S120) eines Hohlraumes (120); und
Additives Fertigen (S130) eines ersten Leiters (131) und eines zweiten Leiters (132)
unter Nutzung des leitfähigen Materials,
wobei der Hohlraum (120) zumindest teilweise zwischen dem ersten Leiter (131) und
dem zweiten Leiter (132) ausgebildet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei das Ausbilden (S120) des Hohlraumes (120) Folgendes
umfasst:
Bereitstellen einer Opferstruktur;
Einbetten der Opferstruktur durch das additive Fertigen (S110) des zumindest einen
Grundkörpers (110); und
Entfernen der Opferstruktur,
wobei das additive Fertigen (S130) des ersten Leiters (131) und/oder des zweiten Leiters
(132) ein additives Fertigen von zumindest einer leitfähigen Schicht auf einer Oberfläche
des Opferstruktur umfasst,
und wobei das Entfernen der Opferstruktur ein Herausziehen oder ein Herausbrechen
oder ein Auflösen eines Materials der Opferstruktur umfasst.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das Ausbilden (S120) des
Hohlraumes (120) Folgendes umfasst:
Ausbilden einer Stützstruktur in einem Bereich des Hohlraumes (120), um ein Eindringen
von dielektrischen Material oder leitfähigen Material in den Hohlkörper (120) bei
der additiven Fertigung zu verhindern, wobei der Wellenleiter nach der additiven Fertigung
zumindest einen Teil der Stützstruktur aufweist.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei das additive Fertigen des Grundkörpers
(110) Folgendes umfasst:
Additives Fertigen einer ersten Komponente (111) und/oder einer zweiten Komponente
(112) des Grundkörpers (110); und
Zusammenfügen der ersten Komponenten (111) und der zweiten Komponente (112), um den
Grundkörper (110) zu bilden,
wobei der Hohlkörper (120) zumindest teilweise sich zwischen der ersten Komponente
(111) und der zweiten Komponente (112) erstreckt.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das additive Fertigen (S110)
des Grundkörpers (110) und das additive Fertigen (S130) des ersten Leiters (131) und/oder
des zweiten Leiters (132) Folgendes umfasst:
fortlaufendes schichtweises Fertigen in einer Fertigungsebene, und
zwischen jedem Aufbringen einer Schicht, Aushärten des dielektrischen und/oder des
leitfähigen Materials durch ein kontaktloses Einbringen von Energie, wobei der Hohlraum
(120) geneigt zu der Fertigungsebene ausgebildet wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, das weiter Folgendes umfasst:
Bereitstellen eines Bauteils mit einer passiven elektrischen Komponente und/oder einer
aktiven elektrischen Komponente,
wobei das additive Fertigen (S110) des Grundkörpers (110) zumindest teilweise ein
Einbetten des Bauteils in den Grundkörper (110) umfasst.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das additive Fertigen (S110)
des Grundkörpers (110) ein Ausbilden von Öffnungen umfasst, um ein Auskoppeln von
Signalen aus dem Wellenleiter zu ermöglichen.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, das weiter Folgendes umfasst:
Evakuieren des Hohlraumes (120); und
Verschließen des Hohlraumes (120), um ein Eindringen von Luft zu verhindern.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das additive Fertigen einen
additiven Tintenstrahldruck umfasst, welches selektiv ein dielektrisches funktionales
Fluid (dielektrische Tinte) als dielektrisches Material und ein leitfähiges funktionales
Fluid (leitfähige Tinte) als leitfähiges Material verwendet.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das Additive Fertigen (S130)
des ersten Leiters (131) und des zweiten Leiters (132) jeweils eine Schicht erzeugen,
die sich parallel auf gegenüberliegenden Seiten des Hohlkörpers (120) erstrecken,
sodass der Wellenleiter eine Mikrostreifenstruktur bildet.
11. Verfahren nach Anspruch 10, das weitere Folgendes umfasst:
Ausbilden von zumindest einem weiteren Leiter (133) in dem Grundkörper (110), wobei
der weitere Leiter (133) von dem ersten Leiter (131) und von dem zweiten Leiter (132)
elektrisch isoliert ist und der erste Leiter einen Boden für den Hohlraum 120 bildet,
und wobei der zweite Leiter (132) und der weitere Leiter (133) auf einer dem Boden
gegenüberliegenden Begrenzung des Hohlraumes (120) auf einer gleichen Ebene teilweise
ausgebildet werden.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, wobei das Ausbilden (S120) des Hohlraumes
(120) einen Hohlzylinder erzeugt und das Additive Fertigen (S130) des ersten Leiter
(131) einen Innenleiter erzeugt und das Additive Fertigen (S130) des zweiten Leiters
(132) eine Abschirmung erzeugt, die sich um den Innenleiter herum erstreckt, sodass
der Wellenleiter eine Koaxial-Struktur bildet.
13. Verfahren nach Anspruch 12, wobei der Innenleiter (131) in einer Querschnittansicht
als eine pyramidenförmigen Erhebung in den Hohlraum (120) hinein ausgebildet wird.
14. Wellenleiter, der insbesondere eine Mikrostreifenstruktur oder eine Koaxial-Struktur
bildet, mit:
einem dielektrischem Grundkörper (110), der eine Mikrostruktur entsprechend eines
additiven Fertigungsprozesses aufweist;
einem Hohlraum (120); und
einem ersten Leiter (131) und einem zweiten Leiter (132), die eine Mikrostruktur entsprechend
eines additiven Fertigungsprozesses aufweisen und die in direktem Kontakt zu dem Hohlraum
(120) stehen, um den Wellenleiter zu bilden.