[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben einer teil- oder vollautomatischen
Spinnmaschine, insbesondere einer Offenend-Rotorspinnmaschine, mit einer Vielzahl
gleichartiger, nebeneinander angeordneter, zumindest teilweise autarker Arbeitsstellen,
wobei jede der Arbeitsstellen eine Spinnvorrichtung zur Herstellung eines Garns sowie
eine Spulvorrichtung zum Aufwickeln des Garns auf eine Spule aufweist. Die Arbeitsstellen
werden dabei in mehrere Produktionsgruppen unterteilt, wobei mehrere, dieselbe Garnpartie
herstellende Arbeitsstellen jeweils eine Produktionsgruppe bilden. Bei Erreichen eines
Partieendes an einer der Arbeitsstellen wird die betreffende Arbeitsstelle stillgesetzt.
[0002] Teil- oder vollautomatische Spinnmaschinen sind im Stand der Technik in verschiedenen
Ausführungen bekannt. Die Arbeitsstellen dieser Spinnmaschinen verfügen jeweils über
eine Spinnvorrichtung mit einem Spinnelement, beispielsweise einen Offenend-Spinnrotor
oder eine Luftspinnvorrichtung, zur Herstellung eines Garns, eine Spulvorrichtung
zum Aufwickeln des produzierten Garns auf eine Spule sowie eine Vielzahl weiterer
Elemente zum Herstellen und Handhaben des Garns sowie des vorgelegten Fasermaterials.
Wesentliche Komponenten für die Herstellung des Garns sind dabei die sogenannten Spinnmittel,
welche bei einer Rotorspinnmaschine unter anderem den Spinnrotor, die Abzugsdüse,
ggf. ein zusätzliches Drallelement und die Auflösewalze umfassen.
[0003] Soll an einer Spinnmaschine bzw. an einer einzelnen Arbeitsstelle ein sogenannter
Partiewechsel durchgeführt werden, d. h. ein Garn mit anderen Eigenschaften als bisher
produziert werden, sind an den einzelnen Arbeitsstellen meist zahlreiche Umrüstarbeiten
erforderlich. Häufig müssen sowohl das vorgelegte Fasermaterial als auch zumindest
ein Teil der Spinnmittel ausgetauscht werden. In anderen Fällen ist es jedoch lediglich
erforderlich, einige Betriebsparameter der Spinnmaschine bzw. der Arbeitsstelle zu
ändern und ggf. andere Leerhülsen bereitzustellen.
[0004] Bei Spinnmaschinen mit zumindest teilweise autarken Arbeitsstellen, welche zumindest
einen Anspinnvorgang mittels an den Arbeitsstellen angeordneter Bedienelemente selbstständig
durchführen können und bei welchen zumindest das Spinnelement einzeln antreibbar ist,
ist es möglich, an den einzelnen Arbeitsstellen verschiedene Garnpartien herzustellen.
An derartigen Maschinen ist auch ein sogenannter "fliegender" oder "gleitender" Partiewechsel
möglich. Dies bedeutet, dass die Arbeitsstellen einer Produktionsgruppe individuell
und unabhängig voneinander die alte Garnpartie beenden und die neue Garnpartie starten
können. Voraussetzung hierfür ist in jedem Fall, dass an den Arbeitsstellen die für
die neue Garnpartie erforderlichen Spinnmittel und das für die neue Garnpartie erforderliche
Fasermaterial vorliegen.
[0005] Die
EP 2 762 617 B1 schlägt für einen solchen fliegenden Partiewechsel vor, dass eine Arbeitsstelle,
die das Partieende erreicht hat, ein das Partieende anzeigendes Signal ausgibt. Dieses
signalisiert dem Bediener, dass manuelle Schritte wie ein Austausch der Spinnmittel
für den Partiewechsel erforderlich sind. Sobald der Bediener diese Schritte durchgeführt
hat, gibt er die betreffende Arbeitsstelle frei. Sodann ruft die freigegebene Arbeitsstelle
die neuen Partiedaten ab und startet die neue Garnpartie. Die unproduktiven Stillstandszeiten
der Arbeitsstellen können hierdurch reduziert werden. Die Schrift macht keine Angaben
dazu, wie der Partiewechsel durchgeführt wird, wenn an den Arbeitsstellen keine Umrüstarbeiten
erforderlich sind. Sofern jedoch für einen Partiewechsel gar keine Umrüstarbeiten
erforderlich sind, beinhaltet dieses Verfahren unnötige Wartezeiten für die Arbeitsstellen.
Auch ist es manchmal erforderlich, die Partiedaten noch an aktuelle Gegebenheiten
anzupassen.
[0006] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein Verfahren zum Betreiben einer
Spinnmaschine sowie eine Spinnmaschine vorzuschlagen, welche einen weiter optimierten,
gleitenden Partiewechsel ermöglichen.
[0007] Die Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren und eine Spinnmaschine mit den Merkmalen
der unabhängigen Patentansprüche.
[0008] Bei einem Verfahren zum Betreiben einer teil- oder vollautomatischen Spinnmaschine,
insbesondere einer Offenend-Rotorspinnmaschine, mit einer Vielzahl gleichartiger,
nebeneinander angeordneter, zumindest teilweise autarker Arbeitsstellen, weist jede
der Arbeitsstellen eine Spinnvorrichtung zur Herstellung eines Garns sowie eine Spulvorrichtung
zum Aufwickeln des Garns auf eine Spule auf. Zumindest teilweise autark bedeutet dabei,
dass die Arbeitsstellen einen Anspinnvorgang mittels an den Arbeitsstellen angeordneter
Bedienelemente selbstständig durchführen können und zumindest über ein einzeln antreibbares
Spinnelement verfügen. Die Vielzahl an Arbeitsstellen wird in mehrere Produktionsgruppen
unterteilt, wobei mehrere, dieselbe Garnpartie herstellende Arbeitsstellen jeweils
eine Produktionsgruppe bilden. Bei Erreichen eines Partieendes an einer der Arbeitsstellen
wird die betreffende Arbeitsstelle stillgesetzt.
[0009] Es wird vorgeschlagen, dass zur Durchführung eines Partiewechsels an der betreffenden
Arbeitsstelle dieser Arbeitsstelle Partiedaten der neuen Garnpartie zugewiesen werden
und die Arbeitsstelle in einen Vorbereitungsmodus versetzt wird, in welchem ein automatisches
Anspinnen der Arbeitsstelle verhindert wird. Die zumindest teilweise autarken Arbeitsstellen
der Spinnmaschine sind in der Lage, einen Partiewechsel selbstständig durchzuführen
und eine neue Partie durch automatisches Anspinnen zu starten. Dabei ist es denkbar,
jede einzelne Arbeitsstelle wahlweise in dem Vorbereitungsmodus oder in dem Normalmodus
zu betreiben. Vorzugsweise ist der Betrieb entweder im Vorbereitungsmodus oder im
Normalmodus jedoch für alle Arbeitsstellen einer Produktionsgruppe gemeinsam wählbar,
d.h. der Vorbereitungsmodus ist für alle Arbeitsstellen einer Produktionsgruppe gemeinsam
aktivierbar und deaktivierbar.
[0010] Eine entsprechende teil- oder vollautomatische Spinnmaschine, insbesondere Offenend-Rotorspinnmaschine,
mit einer Vielzahl gleichartiger, nebeneinander angeordneter, zumindest teilweise
autarker Arbeitsstellen, wobei jede der Arbeitsstellen eine Spinnvorrichtung zur Herstellung
eines Garns sowie eine Spulvorrichtung zum Aufwickeln des Garns auf eine Spule aufweist,
wobei die Arbeitsstellen in mehrere Produktionsgruppen unterteilbar sind, wobei mehrere,
dieselbe Garnpartie herstellende Arbeitsstellen jeweils eine Produktionsgruppe bilden,
weist eine Steuervorrichtung zur Durchführung des Verfahrens auf.
[0011] Dadurch, dass der Arbeitsstelle die neuen Partiedaten nun bereits nach dem Stillsetzen
der Arbeitsstelle und vor einem eventuellen Bedienereingriff zugewiesen werden, ist
die Arbeitsstelle grundsätzlich dazu bereit, die neue Partie durch automatisches Anspinnen
zu starten, sofern die korrekten Spinnmittel und das korrekte Fasermaterial für die
neue Garnpartie vorliegen. Wenn keine Umrüstarbeiten erforderlich sind, könnte die
betreffende Arbeitsstelle somit den gesamten Partiewechsel selbstständig ohne einen
Bedienereingriff vornehmen. Ebenso kann die betreffende Arbeitsstelle in dem Fall,
dass Umrüstarbeiten erforderlich sind, den Partiewechsel selbstständig vornehmen,
sobald der Bediener die Umrüstarbeiten vorgenommen hat. Dadurch, dass die Arbeitsstelle
jedoch zunächst in den Vorbereitungsmodus versetzt wird, in dem ein automatisches
Anspinnen verhindert wird, ist es möglich, den Partiewechsel an der betreffenden Arbeitsstelle
trotz der grundsätzlichen Ausbildung zum selbstständigen Partiewechsel zu verhindern
und den Partiewechsel ggf. auch manuell zu starten. Dies ermöglicht es beispielsweise,
die Garneigenschaften nach dem Partiestart an der betreffenden Arbeitsstelle zu überprüfen.
Ebenso ist es möglich, die der Arbeitsstelle zugewiesenen Partiedaten anzupassen,
sofern beispielsweise dem Bediener andere Erfahrungswerte vorliegen und/oder das gesponnene
Garn in seiner Qualität nicht dem gewünschten entspricht. Durch den Vorbereitungsmodus
kann somit verhindert werden, dass bereits vor einer eventuell erforderlichen Feineinstellung
von Spinnparametern und ggf. folgender Anpassung der Partiedaten ein automatischer,
fliegender Partiewechsel an den Arbeitsstellen durchgeführt wird und u.U. an mehreren
Arbeitsstellen ein Garn produziert wird, das den Anforderungen nicht entspricht.
[0012] Vorteilhaft ist es daher, wenn die betreffende, sich im Vorbereitungsmodus befindende,
Arbeitsstelle erst nach Freigabe durch einen Bediener anspinnt und die neue Garnpartie
startet. Der Bediener hat hierdurch die Möglichkeit, die Garneigenschaften des an
der betreffenden Arbeitsstelle produzierten Garns zu überprüfen, bestimmte Feineinstellungen
der Spinnparameter an der Arbeitsstelle vorzunehmen und ggf. die Partiedaten anzupassen.
[0013] Entsprechend ist es auch vorteilhaft, wenn nach dem Start der neuen Garnpartie an
der betreffenden Arbeitsstelle die Garneigenschaften, insbesondere eine Garnnummer,
des neu produzierten Garns überprüft werden. Sofern die Garneigenschaften nicht den
gewünschten Garneigenschaften entsprechen, können ggf. die Partiedaten verändert werden,
so dass die weiteren Arbeitsstellen derselben Garnpartie in der Folge gleich mit den
veränderten Partiedaten starten können. Ggf. ist es auch erforderlich, die betreffende
Arbeitsstelle mehrfach manuell zu starten bzw. den Anspinnvorgang manuell auszulösen,
jeweils die Garneigenschaften zu überprüfen und die Partiedaten mehrfach anzupassen.
Es versteht sich, dass dieser Vorgang nicht nur an einer einzigen Arbeitsstelle, sondern
auch parallel oder kurz nacheinander an mehreren Arbeitsstellen der betreffenden Garnpartie
durchgeführt werden kann.
[0014] Des Weiteren ist es vorteilhaft, wenn nach der Freigabe durch den Bediener oder nach
dem Überprüfen der Garneigenschaften der Vorbereitungsmodus deaktiviert wird. Dabei
ist es wiederum vorteilhaft, wenn der Vorbereitungsmodus zentral für alle Arbeitsstellen
derselben Produktionsgruppe gemeinsam deaktiviert wird. Der Bediener kann somit an
den weiteren Arbeitsstellen derselben Garnpartie die selbstständige Durchführung des
Partiewechsels durch die Arbeitsstellen einleiten, sobald sichergestellt ist, dass
die gewünschten Garneigenschaften erreicht werden und die Partiedaten, ggf. nach einer
Anpassung wie oben beschrieben, die hierfür erforderlichen Einstellungen enthalten.
[0015] Entsprechend ist es vorteilhaft, wenn nach dem Deaktivieren des Vorbereitungsmodus
die weiteren Arbeitsstellen derselben Produktionsgruppe selbstständig anspinnen und
die neue Garnpartie starten. Die weiteren Arbeitsstellen der Produktionsgruppe können
somit den Partiewechsel automatisch ohne Bedienereingriff durchführen. Die für den
Partiewechsel erforderliche Zeit kann hierdurch verkürzt werden und unproduktive Stillstandszeiten
der Arbeitsstellen können weiter reduziert werden.
[0016] Ebenso bringt es Vorteile mit sich, wenn der Vorbereitungsmodus beim Start einer
neuen Garnpartie für alle Arbeitsstellen derselben Produktionsgruppe zunächst aktiviert
wird. Es kann hierdurch sichergestellt werden, dass vor einem automatischen Partiewechsel
an mehreren Arbeitsstellen noch einmal eine Überprüfung durch einen Bediener an wenigstens
einer Arbeitsstelle stattfindet. Die Überprüfung kann beispielsweise die Ausführung
von Spinnmitteln und Spinnmaterial, die Garneigenschaften des produzierten Garns,
die Partiedaten oder auch die Einstellung von Spinnparametern beinhalten.
[0017] Vorteilhaft ist es auch, wenn die Partiedaten Informationen zu den für die Garnpartie
erforderlichen Spinnmitteln und dem erforderlichen Fasermaterial enthalten. Es kann
hierdurch leicht überprüft werden, ob die an der Arbeitsstelle vorhandenen Spinnmittel
und/oder das vorhandene Fasermaterial korrekt sind, was vorzugsweise durch die Arbeitsstelle
selbst erfolgt.
[0018] Auch ist es vorteilhaft, wenn die Notwendigkeit eines Austauschs der Spinnmittel
und/oder des Fasermaterials durch die betreffende Arbeitsstelle selbstständig ermittelt
wird und dem Bediener angezeigt wird, insbesondere durch ein der Arbeitsstelle zugeordnetes
Anzeigeelement angezeigt wird. Der Bediener muss somit nicht selbstständig ermitteln,
ob derartige manuelle Eingriffe erforderlich sind, sondern wird durch die Anzeige
an der Arbeitsstelle entsprechend angeleitet.
[0019] Ebenso bringt es Vorteile mit sich, wenn bei aktiviertem Vorbereitungsmodus die betreffende
Arbeitsstelle nach Überprüfung und/oder Austausch der Spinnelemente und/oder des Fasermaterials
in den Normalmodus versetzt wird.
[0020] Nach einer anderen Ausführung des Verfahrens ist es vorteilhaft, wenn bei deaktiviertem
Vorbereitungsmodus die betreffende Arbeitsstelle nach Überprüfung und/oder Austausch
der Spinnelemente und/oder des Fasermaterials anspinnt und die neue Garnpartie startet.
[0021] Es findet somit zumindest an der ersten Arbeitsstelle, die den Partiewechsel durchführt,
eine doppelte Kontrolle statt: In einem ersten Schritt muss der Bediener die Korrektheit
des Fasermaterials und der Spinnmittel überprüfen und bestätigen. Im zweiten Schritt
kann der Bediener den Partiewechsel manuell starten, um noch die Garneigenschaften
zu prüfen und ggf. Einstellungen der Partiedaten vorzunehmen. Alternativ, wenn keine
Überprüfung der Garneigenschaften erforderlich ist, kann der Bediener im zweiten Schritt
jedoch auch den Vorbereitungsmodus deaktivieren, so dass die betreffende Arbeitsstelle
direkt automatisch und selbstständig die neue Garnpartie starten kann.
[0022] Des Weiteren ist es vorteilhaft, wenn die Arbeitsstellen durch eine Steuervorrichtung
der Spinnmaschine, insbesondere eine Maschinensteuerung, selbstständig einer der Produktionsgruppen
zugewiesen werden. Die zu produzierenden Garnpartien können dadurch vorab geplant
werden, ohne dass der Bediener bereits die einzelnen Arbeitsstellen den verschiedenen
Garnpartien zuweisen muss. Hierdurch kann flexibel auf Ereignisse an der Spinnmaschine
reagiert werden und es können beispielsweise Arbeitsstellen, an denen häufig Probleme
auftreten, nicht zugewiesen werden oder diese werden nur Garnpartien mit geringeren
Anforderungen zugewiesen.
[0023] Auch ist es von Vorteil, wenn für das selbstständige Zuweisen der Arbeitsstellen
durch die Steuervorrichtung Bedingungen vorgegeben werden. Hierdurch können individuelle
Ausstattungen der Arbeitsstellen mit Spinnmitteln ebenso wie individuelle Gegebenheiten
an den Arbeitsstellen sowie Unterschiede in der Art und Qualität des zu produzierenden
Garns berücksichtigt werden.
[0024] Vorteile bringt es zudem mit sich, wenn vor Durchführung eines Partiewechsels an
einer oder mehreren Arbeitsstellen eine Testpartie produziert wird, wobei der oder
den betreffenden Arbeitsstellen Partiedaten für die Testpartie zugewiesen werden.
Die Testpartiedaten können dabei auch Einstellungen enthalten, die für die reguläre
Produktion nicht geeignet sind. Das Produzieren einer Testpartie kann insbesondere
dann vorteilhaft sein, wenn für ein bestimmtes Garn noch keine passenden Partiedaten
vorliegen. Die Partiedaten für diese neue Garnpartie werden mittels der Testpartie
erst ermittelt. Um die optimalen Partiedaten zu ermitteln, können die Testpartiedaten
gegenüber regulären Partiedaten stark reduziert sein und beispielsweise auch manuelle
Eingriffe vorsehen. Beispielsweise kann es vorgesehen sein, Leerhülsen manuell einzulegen,
bewickelte Spulen manuell zu wechseln oder eine Rotorreinigung manuell durchzuführen.
[0025] Weitere Vorteile der Erfindung sind in den nachfolgenden Ausführungsbeispielen beschrieben.
Es zeigen:
- Figur 1
- eine Spinnmaschine in einer schematischen Vorderansicht als Übersichtsdarstellung
und
- Figur 2
- eine Arbeitsstelle einer Spinnmaschine in einer schematischen, teilweise geschnittenen
Seitenansicht.
[0026] Bei der nachfolgenden Beschreibung der Figuren werden für Merkmale, die bei den einzelnen
Ausführungen bzw. den einzelnen Figuren jeweils identisch oder zumindest vergleichbar
sind, gleiche Bezugszeichen verwendet. Einige der Merkmale werden daher nur bei ihrer
ersten Erwähnung bzw. nur einmal anhand einer geeigneten Figur erläutert. Sofern diese
Merkmale in Verbindung mit den weiteren Figuren nicht nochmals gesondert erläutert
werden, entspricht deren Ausgestaltung und/oder Wirkweise der Ausgestaltung und Wirkweise
der identischen oder vergleichbaren, beschriebenen Merkmale. Aus Gründen der Übersichtlichkeit
ist weiterhin bei mehreren identischen Merkmalen oder Bauteilen in einer Figur nur
eines oder sind nur einige wenige davon beschriftet.
[0027] Figur 1 zeigt eine schematische Vorderansicht einer Spinnmaschine 1 in einer Übersichtsdarstellung.
Die Spinnmaschine 1 ist als automatische oder zumindest teilautomatische Spinnmaschine
1 ausgebildet und weist eine Vielzahl gleichartiger, nebeneinander angeordneter Arbeitsstellen
2 auf, die zwischen zwei Gestellen 9 angeordnet sind. Jede der Arbeitsstellen 2 weist
eine Zuführvorrichtung 4 für ein Fasermaterial 7 auf, die im Falle einer Offenend-Rotorspinnmaschine
eine Speisewalze 16 (siehe Figur 2) und eine Auflösewalze 12 (siehe Figur 2) ausgebildet
ist. Im Falle einer Luftspinnmaschine beinhaltet die Zuführvorrichtung 4 hingegen
ein Streckwerk (nicht dargestellt).
[0028] Weiterhin weist jede der Arbeitsstellen 2 eine Spinnvorrichtung 3 zur Herstellung
eines Garns 5, eine Abzugsvorrichtung 11 zum Abziehen des produzierten Garns 5 sowie
eine Spulvorrichtung 19 zum Aufspulen des produzierten Garns 5 auf eine Spule 6 auf.
Die Arbeitsstellen 2 sind dabei als zumindest teilweise autarke Arbeitsstellen ausgebildet.
Dies bedeutet, dass die Arbeitsstellen 2 zumindest über ein einzeln antreibbares Spinnelement,
beispielsweise einen Spinnrotor 10 (s. Figur 2) oder eine Luftspinndüse verfügen,
so dass die einzelnen Arbeitsstellen 2 auch unabhängig von den anderen Arbeitsstellen
2 der Spinnmaschine 1 betrieben werden können. Weiterhin können die Arbeitsstellen
2 zumindest das Anspinnen nach einem Fadenbruch oder Reinigerschnitt selbstständig
beheben, ohne dass hierfür ein Bedienroboter oder das Eingreifen einer Bedienperson
erforderlich wäre. An den Arbeitsstellen 2 sind hierfür noch weitere, hier nicht dargestellte
Komponenten wie Handlingsorgane und Wartungsorgane angeordnet.
[0029] Im vorliegenden Beispiel ist weiterhin an jeder der Arbeitsstellen 2 ein Anzeigeelement
20 vorgesehen, das beispielsweise verschiedene Betriebszustände der Arbeitsstellen
2 oder die jeweils produzierte Garnpartie anzeigen kann. Alternativ zu der gezeigten
Darstellung ist es auch denkbar, dass jeweils zwei Arbeitsstellen 2 gemeinsam ein
Anzeigeelement 20 zugeordnet ist. Die Spinnmaschine 1 weist weiterhin eine Maschinensteuerung
14 auf, die zumindest die zentralen und übergeordneten Vorgänge an der Spinnmaschine
1 steuert. Der Maschinensteuerung 14 ist ein Speicher 15 zugeordnet. Zur Steuerung
der Vorgänge an den einzelnen Arbeitsstellen 2 können, wie in Fig. 2 dargestellt,
Arbeitsstellensteuerungen 13 vorgesehen sein, die mit der Maschinensteuerung 14 und
ggf. weiteren Steuervorrichtungen der Spinnmaschine 1 zusammenwirken.
[0030] An derartigen Spinnmaschinen 1 mit zumindest teilweise autarken Arbeitsstellen 2
ist es möglich, mehrere Garnpartien gleichzeitig an verschiedenen Arbeitsstellen 2
herzustellen. Die Arbeitsstellen 2 werden hierzu in mehrere Produktionsgruppen unterteilt,
wobei mehrere, dieselbe Garnpartie herstellende Arbeitsstellen 2 jeweils eine Produktionsgruppe
18 bilden. An der vorliegenden Spinnmaschine 1 sind aktuell drei Produktionsgruppen
18 dargestellt. Es versteht sich, dass im Falle einer doppelseitig ausgeführten Spinnmaschine
1 auch auf der der sichtbaren Längsseite gegenüberliegenden Längsseite der Spinnmaschine
1 weitere Arbeitsstellen 2 angeordnet sind. Eine Produktionsgruppe 18 kann dabei auch
Arbeitsstellen beider Längsseiten der Spinnmaschine 1 umfassen.
[0031] Ein Partiewechsel von einer alten, noch aktuellen Garnpartie auf eine neue Garnpartie
kann bei Spinnmaschinen 1 mit zumindest teilweise autarken Arbeitsstellen 2 auch an
einer einzelnen Arbeitsstelle 2 durchgeführt werden, ohne dass das Erreichen des Partieendes
der weiteren, derselben Produktionsgruppe 18 zugehörigen Arbeitsstellen 2 abgewartet
werden müsste.
[0032] Figur 2 zeigt eine Arbeitsstelle 2 einer solchen Spinnmaschine 1 in einer Seitenansicht.
Die Spinnmaschine 1 ist als Offenend-Rotorspinnmaschine ausgebildet und weist als
Zuführeinrichtung eine Speisewalze 16 und eine Auflösewalze 12 und als Spinnelement
der Spinnvorrichtung 3 einen Spinnrotor 10 auf. Das im Spinnrotor 10 produzierte Garn
5 wird über eine Abzugsdüse 17 abgezogen und der Spulvorrichtung 19 zugeführt. Insbesondere
der Spinnrotor 10 und die Abzugsdüse 17, aber auch die Auflösewalze 12 bilden dabei
wichtige Technologieteile, die die Garnqualität mitbestimmen, und werden als Spinnmittel
8 bezeichnet. Vorliegend ist weiterhin noch ein zusätzliches Drallelement 22 dargestellt,
das ebenfalls zu den Spinnmitteln zählt. Bei der vorliegend dargestellten Arbeitsstelle
2 ist nicht nur der Spinnrotor 10 mittels eines Einzelantriebs 21 antreibbar, sondern
auch die weiteren Arbeitsorgane der Arbeitsstelle 2 wie die Speisewalze 16, die Auflösewalze
12, die Abzugsvorrichtung 11 sowie die Spulvorrichtung 6 sind mittels eines Einzelantriebs
21 angetrieben. Es ist allerdings auch denkbar, einige der weiteren Arbeitsorgane
zentral anzutreiben.
[0033] Um einen Partiewechsel durchzuführen, werden die Arbeitsstellen 2 einer neuen Produktionsgruppe
18 (s. Fig. 1) zugewiesen. Dies erfolgt vorzugsweise bereits vorab im Rahmen der Produktionsplanung
oder erst nach Erreichen des Partieendes. Die Arbeitsstelle 2 wird bei Erreichen des
Partieendes stillgesetzt. Im Anschluss werden der betreffenden Arbeitsstelle 2 bereits
die Partiedaten der neuen Garnpartie zugewiesen. Hierzu sind üblicherweise in dem
Speicher 15 Partiedaten für verschiedene Garnpartien hinterlegt. Diese wurden beispielsweise
bei früheren Partien empirisch ermittelt und gegebenenfalls bereits optimiert. Alternativ
ist es auch denkbar, dass die Spinnmaschine 1 mit einem übergeordneten Rechner verbunden
ist, in welchem verschiedene Partiedaten hinterlegt sind. Die Partiedaten beinhalten
üblicherweise Spinnparameter wie die Rotordrehzahl, die Drehung, den Verzug sowie
gegebenenfalls auch weitere Drehzahlen von Arbeitsorganen. Vorzugsweise beinhalten
die Partiedaten zudem auch Informationen zu den für die Garnpartie erforderlichen
Spinnmitteln 8, insbesondere Spinnrotoren 10 und Abzugsdüsen 17, sowie dem für die
jeweilige Partie erforderlichen Fasermaterial 7.
[0034] Häufig sind daher nach dem Stillsetzen der Arbeitsstelle 2 noch Umrüstarbeiten erforderlich,
welche das Austauschen des Fasermaterials 7 und/oder eines Teils der Spinnmittel 8
umfassen. Meist ist auch das Bereitstellen anderer Leerhülsen (nicht bezeichnet) erforderlich.
Dies muss von einem Bediener durchgeführt und bestätigt werden. Sobald der Bediener
den Austausch der Spinnmittel 8 und/oder des Fasermaterials 7 bestätigt hat, können
die Arbeitsstellen 2 selbstständig anspinnen und die neue Garnpartie starten. In vielen
Fällen können jedoch für die nachfolgende Garnpartie das gleiche Fasermaterial 7 und
die gleichen Spinnmittel 8 verwendet werden. In letzterem Fall ist die Arbeitsstelle
2 in der Lage, einen Partiewechsel vollkommen selbstständig ohne Benutzereingriff
mittels der Maschinensteuerung 14 und/oder ihrer Arbeitsstellensteuerung 13 automatisch
durchzuführen.
[0035] Die Arbeitsstellen 1 stellen somit für einen gleitenden Partiewechsel nach und nach
die Spulen 6 der alten Garnpartie fertig, rufen die Partiedaten der neuen Garnpartie
ab und beginnen mit der neuen Garnpartie. Ein Partiewechsel kann in diesem Fall besonders
schnell, zeitsparend und ohne Produktionsverluste durchgeführt werden.
[0036] Oftmals ist es jedoch noch erforderlich, dass Garn 5 zu untersuchen und insbesondere
Garneigenschaften wie die Garnnummer labortechnisch zu überprüfen. Gegebenenfalls
ist es auch erforderlich, die Partiedaten, insbesondere Spinnparameter, nochmals anzupassen,
sofern die Eigenschaften des produzierten Garns 5 nicht den gewünschten Garneigenschaften
entsprechen. In diesem Fall würde ein selbstständig durchgeführter Partiewechsel dazu
führen, dass unter Umständen an mehreren Arbeitsstellen 2 größere Mengen eines fehlerhaften
Garns 5 produziert werden. Die Arbeitsstellen 2 werden daher nach dem Zuweisen der
Partiedaten der neuen Garnpartie zunächst in einen Vorbereitungsmodus versetzt, in
dem das automatische Anspinnen der Arbeitsstellen 2 verhindert wird. Der Vorbereitungsmodus
verhindert die Produktion fehlerhaften Garns 5 nach einem selbstständig ausgeführten
Partiewechsel. Um die unproduktiven Stillstandszeiten der Arbeitsstellen 2 dennoch
möglichst gering zu halten, kann eine Arbeitsstelle 2 jedoch durch einfache Freigabe
eines Bedieners manuell gestartet werden. Ebenso kann der Vorbereitungsmodus auch
schnell durch einen Bediener deaktiviert werden.
[0037] Der Bediener kann hierdurch die neue Garnpartie zunächst an nur einer oder wenigen
Arbeitsstellen 2 durch manuelle Freigabe der betreffenden Arbeitsstelle(n) 2 starten,
die Garneigenschaften des neu produzierten Garns 5 überprüfen und ggf. die Partiedaten
noch anpassen. Die weiteren Arbeitsstellen 2 der neuen Garnpartie befinden sich unterdessen
noch im Vorbereitungsmodus. Sofern erforderlich, können diese jedoch ebenfalls manuell
durch Bedienerfreigabe anspinnen und die neue Garnpartie starten. Sobald das produzierte
Garn 5 an der oder den manuell gestarteten Arbeitsstellen 2 die gewünschten Garneigenschaften
aufweist, kann nun der Vorbereitungsmodus an den weiteren Arbeitsstellen 2 deaktiviert
werden, sodass die weiteren Arbeitsstellen 2 nun wiederum schnell und selbstständig
durchführen können. Das Deaktivieren des Vorbereitungsmodus kann beispielsweise für
jede einzelne Arbeitsstelle 2 an der Arbeitsstelle 2 selbst erfolgen. Um unnötige
Stillstandszeiten zu minimieren und den Partiewechsel möglichst schnell durchzuführen,
ist es aber zusätzlich oder alternativ dazu besonders vorteilhaft, wenn der Vorbereitungsmodus
zentral für alle Arbeitsstellen 2 der Produktionsgruppe 18 gemeinsam deaktivierbar
ist. Das Deaktivieren kann beispielsweise durch Bedienereingabe an der Maschinensteuerung
14 erfolgen. Dies ist auch dann vorteilhaft, wenn zu erwarten ist, dass nach einem
Partiewechsel das neu produzierte Garn 5 die erwünschten Garneigenschaften aufweist.
Dies kann beispielsweise dann erwartet werden, wenn zuvor bereits die gleiche Garnpartie
an der Spinnmaschine 1 produziert wurde. Der Bediener kann in diesem Fall den Vorbereitungsmodus
zentral und für alle Arbeitsstellen 2 der Produktionsgruppe 18 schnell deaktivieren,
sodass die Arbeitsstellen 2 in diesem Fall den Partiewechsel selbstständig und ohne
Bedienereingriff durchführen können.
[0038] Auch bei einem Partiewechsel mit Austausch der Spinnmittel 8 und/oder des Fasermaterials
7 müssen oftmals noch Garneigenschaften des neuproduzierten Garns 5 geprüft werden.
Selbst wenn der Bediener alle von einem Partiewechsel betroffenen Arbeitsstellen 2
bereits umgerüstet hat und diese daher selbstständig anspinnen und die neue Garnpartie
starten könnten, kann es daher vorteilhaft sein, die Arbeitsstellen 2 zunächst in
den Vorbereitungsmodus zu versetzen. Vorzugsweise ist daher der Vorbereitungsmodus
beim Start einer neuen Garnpartie zunächst für alle Arbeitsstellen 2 derselben Produktionsgruppe
18 aktiviert.
[0039] Durch den Vorbereitungsmodus kann ein einheitliches Vorgehen für beide Arten des
Partiewechsels (mit oder ohne Umrüstungsarbeiten an den Arbeitsstellen 2) bereitgestellt
werden. Dies vereinfacht das Vorgehen für den Bediener und stellt sicher, dass kein
fehlerhaftes Garn 5 produziert wird. Da der Vorbereitungsmodus je nach Bedarf aktiviert
oder deaktiviert werden kann, kann zudem für jede Situation ein möglichst schneller
Partiewechsel ohne unnötige Stillstandszeiten realisiert werden. Da die Partiedaten
Informationen zu den für die Garnpartie erforderlichen Spinnmitteln 8 und dem erforderlichen
Fasermaterial 7 enthalten, können die Arbeitsstellen 2 selbstständig ermitteln, ob
diese für den Partiewechsel ausgetauscht werden müssen. Ist dies der Fall, so wird
ein entsprechender Hinweis an den Bediener ausgegeben, was beispielsweise durch die
Anzeige eines Wartungsbedarfs an dem Anzeigeelement 20 der jeweiligen Arbeitsstelle
2 erfolgen kann. Der Bediener kann sodann die Spinnmittel 8 und/oder das Fasermaterial
7 austauschen und den Austausch bestätigen. Bei aktiviertem Vorbereitungsmodus wird
die Arbeitsstelle 2 sodann zunächst in den Vorbereitungsmodus versetzt. Ist der Vorbereitungsmodus
hingegen deaktiviert, so kann die Arbeitsstelle 2 nach der Bestätigung des Austauschs
der Spinnmittel 8 und/oder des Fasermaterials 7 direkt anspinnen und die neue Garnpartie
starten. Ist hingegen kein Austausch von Spinnmitteln 8 und/oder Fasermaterial 7 erforderlich,
wird die Arbeitsstelle 2 bei aktiviertem Vorbereitungsmodus ebenfalls zunächst in
den Vorbereitungsmodus versetzt. Bei deaktiviertem Vorbereitungsmodus kann die Arbeitsstelle
2 hingegen ebenfalls unmittelbar die neue Garnpartie starten.
[0040] Zudem wird durch den Vorbereitungsmodus und durch die selbstständige Überprüfung
der Notwendigkeit des Austauschs der Spinnmittel 8 und/oder des Fasermaterials 7 die
Produktionsplanung an der Spinnmaschine 1 erleichtert. So ist es beispielsweise möglich,
zu produzierende Garnpartien vorab an der Spinnmaschine 1 festzulegen. Die Maschinensteuerung
14 kann sodann anhand vorgegebener Bedingungen, welche in dem Speicher 15 zusammen
mit den Partiedaten der Garnpartien hinterlegt sein können, selbstständig die Arbeitsstellen
2 den einzelnen Produktionsgruppen 18 zuweisen. Die Maschinensteuerung 14 berücksichtigt
dabei beispielsweise die Ausstattung der einzelnen Arbeitsstellen 2 mit Spinnmitteln
8 oder Fasermaterial 7. Ebenso kann auch ein Zustand bestimmter Arbeitsorgane der
einzelnen Arbeitsstellen 2 oder die Möglichkeiten der Versorgung mit Leerhülsen berücksichtigt
werden. Die Spinnmaschine 1 kann sodann die einzelnen Garnpartien selbstständig starten
bzw. den Partiewechsel selbstständig durchführen. Ein Benutzereingriff ist lediglich
dann erforderlich, wenn Spinnmittel 8 und/oder Fasermaterial 7 ausgetauscht werden
müssen oder Garneigenschaften geprüft werden müssen.
[0041] Die vorliegende Erfindung ist nicht auf die dargestellten und beschriebenen Ausführungsbeispiele
beschränkt. Abwandlungen im Rahmen der Patentansprüche sind ebenso möglich wie eine
Kombination der Merkmale, auch wenn diese in unterschiedlichen Ausführungsbeispielen
dargestellt und beschrieben sind.
Bezugszeichenliste
[0042]
- 1
- Spinnmaschine
- 2
- Arbeitsstelle
- 3
- Spinnvorrichtung
- 4
- Zuführvorrichtung
- 5
- Garn
- 6
- Spule
- 7
- Fasermaterial
- 8
- Spinnmittel
- 9
- Gestell
- 10
- Spinnrotor
- 11
- Abzugsvorrichtung
- 12
- Auflösewalze
- 13
- Arbeitsstellensteuerung
- 14
- Maschinensteuerung
- 15
- Speicher
- 16
- Speisewalze
- 17
- Abzugsdüse
- 18
- Produktionsgruppe
- 19
- Spulvorrichtung
- 20
- Anzeigeelement
- 21
- Einzelantrieb
- 22
- Drallelement
1. Verfahren zum Betreiben einer teil- oder vollautomatischen Spinnmaschine (1), insbesondere
einer Offenend-Rotorspinnmaschine, mit einer Vielzahl gleichartiger, nebeneinander
angeordneter, zumindest teilweise autarker Arbeitsstellen (2), wobei jede der Arbeitsstellen
(2) eine Spinnvorrichtung (3) zur Herstellung eines Garns (5) sowie eine Spulvorrichtung
(19) zum Aufwickeln des Garns (5) auf eine Spule (6) aufweist, wobei die Arbeitsstellen
(2) in mehrere Produktionsgruppen (18) unterteilt werden, wobei mehrere, dieselbe
Garnpartie herstellende Arbeitsstellen (2) jeweils eine Produktionsgruppe (18) bilden,
und wobei bei Erreichen eines Partieendes an einer der Arbeitsstellen (2) die betreffende
Arbeitsstelle (2) stillgesetzt wird, dadurch gekennzeichnet, dass zur Durchführung eines Partiewechsels an der betreffenden Arbeitsstelle (2) die Arbeitsstelle
(2) wahlweise in einem Vorbereitungsmodus oder in einem Normalmodus betreibbar ist,
wobei in dem Vorbereitungsmodus der Arbeitsstelle (2) zunächst Partiedaten der neuen
Garnpartie zugewiesen werden und ein automatisches Anspinnen der Arbeitsstelle (2)
verhindert wird und wobei in dem Normalmodus der Arbeitsstelle (2) Partiedaten der
neuen Garnpartie zugewiesen werden und die Arbeitsstelle (2) automatisch anspinnt.
2. Verfahren nach dem vorhergehenden Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass die betreffende, sich im Vorbereitungsmodus befindende, Arbeitsstelle (2) erst nach
Freigabe durch einen Bediener anspinnt und die neue Garnpartie startet.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass nach dem Start der neuen Garnpartie im Vorbereitungsmodus an der betreffenden Arbeitsstelle
(2) die Garneigenschaften, insbesondere eine Garnnummer, des neu produzierten Garns
überprüft werden.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass nach der Freigabe durch den Bediener oder nach dem Überprüfen der Garneigenschaften
der Vorbereitungsmodus an der betreffenden Arbeitsstelle (2) deaktiviert wird.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Vorbereitungsmodus zentral für alle Arbeitsstellen (2) derselben Produktionsgruppe
(18) gemeinsam deaktiviert wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass nach dem Deaktivieren des Vorbereitungsmodus die weiteren Arbeitsstellen (2) derselben
Produktionsgruppe (18) selbstständig anspinnen und die neue Garnpartie starten.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Vorbereitungsmodus beim Start einer neuen Garnpartie für alle Arbeitsstellen
(2) derselben Produktionsgruppe (18) zunächst aktiviert wird.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass bei aktiviertem Vorbereitungsmodus die betreffende Arbeitsstelle (2) nach Überprüfung
und/oder Austausch der Spinnelemente (8) und/oder des Fasermaterials (7) in den Normalmodus
versetzt wird.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass bei deaktiviertem Vorbereitungsmodus die betreffende Arbeitsstelle (2) nach Überprüfung
und/oder Austausch der Spinnelemente (8) und/oder des Fasermaterials (7) anspinnt
und die neue Garnpartie startet.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Partiedaten Informationen zu den für die Garnpartie erforderlichen Spinnmitteln
(8) und dem erforderlichen Fasermaterial (7) enthalten.
11. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Notwendigkeit eines Austauschs der Spinnmittel (8) und/oder des Fasermaterials
(7) durch die betreffende Arbeitsstelle (2) und/oder die Spinnmaschine (1) selbstständig
ermittelt wird und dem Bediener angezeigt wird, insbesondere durch ein der Arbeitsstelle
(2) zugeordnetes Anzeigeelement (20) angezeigt wird.
12. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Arbeitsstellen (2) durch eine Steuervorrichtung (13, 14) der Spinnmaschine (1),
insbesondere eine Maschinensteuerung (14), selbstständig einer der Produktionsgruppen
(18) zugewiesen werden.
13. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass für das selbstständige Zuweisen der Arbeitsstellen durch die Steuervorrichtung Bedingungen
vorgegeben werden.
14. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass vor Durchführung eines Partiewechsels an einer oder mehreren Arbeitsstellen (2) eine
Testpartie produziert wird, wobei der oder den betreffenden Arbeitsstellen (2) Partiedaten
für die Testpartie zugewiesen werden.
15. Teil- oder vollautomatische Spinnmaschine (1), insbesondere Offenend-Rotorspinnmaschine,
mit einer Vielzahl gleichartiger, nebeneinander angeordneter, zumindest teilweise
autarker Arbeitsstellen (2), wobei jede der Arbeitsstellen (2) eine Spinnvorrichtung
(3) zur Herstellung eines Garns (5) sowie eine Spulvorrichtung (19) zum Aufwickeln
des Garns (5) auf eine Spule (6) aufweist, wobei die Arbeitsstellen (2) in mehrere
Produktionsgruppen (18) unterteilbar sind, wobei mehrere, dieselbe Garnpartie herstellende
Arbeitsstellen (2) jeweils eine Produktionsgruppe (18) bilden, und mit einer Steuervorrichtung
(13, 14) zur Durchführung des Verfahrens nach einem der vorhergehenden Ansprüche.