[0001] Die Erfindung betrifft ein Umformwerkzeug zur Herstellung eines Blechformteils gemäß
dem Oberbegriff des Anspruches 1 sowie ein Verfahren zum Betreiben eines Umformwerkzeugs
gemäß Anspruch 9.
[0002] Ein gattungsgemäßes Umformwerkzeug zur Herstellung eines Blechformteils besteht aus
einem hubverstellbaren oberen Werkzeugteil und einem unteren Werkzeugteil. Das obere
Werkzeugteil weist eine Matrize auf, während das untere Werkzeugteil einen Pressentisch
mit Stempel aufweist. Für eine Blechumformung wird eine Blechplatine in eine offene
Werkzeugkavität des Umformwerkzeugs eingelegt, die zwischen der Matrize und dem Stempel
definiert ist. Anschließend erfolgt ein Pressenhub, bei dem das obere Werkzeugteil
vom oberen Totpunkt über einen Schließweg bis zum unteren Totpunkt hubverstellt wird.
Im unteren Totpunkt ist ein Pressenhub-Anschlag des oberen Werkzeugteils in Anlage
mit einer Gegenkontur am unteren Werkzeugteil. Zudem ist im unteren Totpunkt die Matrize
um einen geringfügigen Pressenhub-Spalt vom Stempel beabstandet, und zwar unter Zwischenlage
des gebildeten Blechformteils.
[0003] Vor dem Start einer Serienfertigung solcher Blechformteile erfolgt in der Pressenanlage
ein Anfahrprozess (Figur 8), bei dem die einander zugewandten Formflächen der Matrize
und des Stempels feinbearbeitet werden, um im Serienbetrieb eine einwandfreie Formgebung
des Blechformteils zu gewährleisten. Im Rahmen des Anfahrprozesses wird das Umformwerkzeug
mit Leerhub betrieben, das heißt mit einem, ohne Blechplatine durchgeführten Pressenhub.
Aufgrund von Matrizen-Durchbiegung kann es dabei zu einer Kollision (Figur 8, Bezugszeichen
K) mit der Stempel-Formfläche kommen, die zu einer Beschädigung der Matrize bzw. des
Stempels führen kann.
[0004] Aus der
DE 2016 002 765 B3 ist eine Vorrichtung mit Presse sowie ein Werkzeugschutzsystem zur Bearbeitung von
Blechwerkstücken bekannt. Aus der
EP 3 243 578 B1 ist ein Verfahren sowie ein Pressenwerkzeug zur Herstellung eines Blechformteils
bekannt. Aus der
DE 10 2017 200 022 A1 ist eine Vorrichtung zum Umformen von Bauteilen bekannt. Aus der
DE 10 2004 059 598 A1 ist eine Vorrichtung zum Umformen und Härten eines Bleches bekannt. Aus der
DE 10 2004 006 126 A1 ist eine Presse mit verriegeltem Stößel bekannt.
[0005] Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, ein Umformwerkzeug zur Herstellung eines
Blechformteils bereitzustellen, dessen Betrieb im Vergleich zum Stand der Technik
prozesssicherer durchführbar ist.
[0006] Die Aufgabe ist durch die Merkmale des Anspruches 1 oder des Anspruches 9 gelöst.
Bevorzugte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen offenbart.
[0007] Die Erfindung geht von einem Umformwerkzeug aus, dessen hubverstellbares oberes Werkzeugteil
eine Matrize aufweist, die bei einem Pressenhub von einem oberen Totpunkt über einen
Schließwinkel bis zu einem unteren Totpunkt hubverstellbar ist, bei dem ein Pressenhub-Anschlag
des oberen Werkzeugteils in Anlage mit einer entsprechenden Gegenkontur am unteren
Werkzeugteil ist. Gemäß dem kennzeichnenden Teil des Anspruches 1 weist das obere
Werkzeugteil zusätzlich eine Verstelleinheit auf. Mit Hilfe der Verstelleinheit kann
die Matrize mit Bezug auf den Pressenhub-Anschlag des oberen Werkzeugteils hubverstellt
werden, und zwar zwischen einer unteren Pressenhub-Position und einer oberen Leerhub-Position.
Bei der Blech-Umformung ist die Matrize in ihre untere Pressenhub-Position verstellt,
während bei einem Leerhub-Prozess die Matrize in ihre obere Leerhub-Position verstellt
ist, bei der eine Beschädigung des Stempels bzw. der Matrize aufgrund von Matrizen-Durchbiegung
vermieden wird.
[0008] Bei einem Pressenhub während der Blech-Umformung ist somit die Matrize fest in ihre
untere Pressenhub-Position verstellt. Die in ihre Pressenhub-Position festgelegte
Matrize ist mit Erreichen des unteren Totpunktes nur um einen geringfügigen Pressenhub-Spalt
vom Stempel beabstandet, und zwar unter Zwischenlage des gebildeten Blechformteils.
Der Pressenhub-Spalt ist identisch mit der Blechdicke des Blechformteils.
[0009] Demgegenüber ist bei einem Leerhub, das heißt bei einem ohne Blechplatine durchgeführten
Pressenhub, die Matrize in ihre obere Leerhub-Position verstellt. Auf diese Weise
ist die (in der oberen Leerhub-Position befindliche) Matrize mit Erreichen des unteren
Totpunktes um einen Leerhub-Spalt vom Stempel beabstandet, der wesentlich größer bemessen
ist als der Pressenhub-Spalt. Auf diese Weise kann im Leerhub-Betrieb trotz Matrizen-Durchbiegung
eine Kollision der Matrize mit dem Stempel prozesssicher vermieden werden. Beispielhaft
kann der Leerhub-Spalt um wenige Millimeter größer bemessen sein als der Pressenhub-Spalt.
Dieser kann exemplarisch bei 0,5mm liegen, während der Leerhub-Spalt exemplarisch
bei 2mm liegen kann.
[0010] In einer technischen Umsetzung kann die Matrize über eine Vertikalführung im oberen
Werkzeugteil zwischen der unteren Pressenhub-Position und der oberen Leerhub-Position
verstellt werden. Die Vertikalführung kann eine Tragstruktur aufweisen, auf der die
in der Pressenhub-Position befindliche Matrize mit ihrem Bauteilgewicht abgestützt
ist.
[0011] In der unteren Pressenhub-Position kann die Matrize um einen Matrizen-Hubweg von
der oberen Leerhub-Position beabstandet sein. Im Pressenhub-Betrieb ist der Matrizen-Hubweg
von der Verstelleinheit gesperrt bzw. nicht freigegeben. Demgegenüber ist im Leerhub-Betrieb
(zum Beispiel in einem Anfahrprozess) die Verstelleinheit den Matrizen-Hubweg bis
zur oberen Leerhub-Position freigeben. In diesem Fall kann die Matrize von ihrer unteren
Pressenhub-Position bis in ihre obere Leerhub-Position verstellt werden.
[0012] In einer technischen Realisierung kann das untere Werkzeugteil zumindest einen hubverstellbaren
Blechhalter aufweisen. Dessen Funktion besteht darin, im Pressenhub eine eingelegte
Blechplatine mit einer vordefinierten Blechhaltekraft gegen die Matrize zu drücken.
Die Matrize wird somit im Pressenhub über den Schließweg bis zum unteren Totpunkt
verstellt, während gleichzeitig der Blechhalter die eingelegte Blechplatine mit der
Blechhaltekraft gegen die Matrize drückt.
[0013] In einer bevorzugten Ausführungsvariante kann der Blechhalter in Doppelfunktion auch
Bestandteil der Verstelleinheit sein. In diesem Fall kann Leerhub-Betrieb der Blechhalter
die Matrize mit einer Stellkraft beaufschlagen, mittels der die Matrize von ihrer
unteren Pressenhub-Position in ihre obere Leerhub-Position verstellt wird. Die Verstellung
erfolgt unter Aufbrauch des Matrizen-Hubwegs, der im Leerhub-Betrieb von der Verstelleinheit
freigegeben ist.
[0014] In einer konstruktiv einfachen Ausführungsvariante kann die Verstelleinheit zur Freigabe
und/oder zur Sperrung des Matrizen-Hubwegs ein Einstellelement aufweisen. Das Einstellelement
kann zwischen einer Freigabe-Stellung und einer Sperr-Stellung verstellt werden. In
der Freigabestellung ist der Matrizen-Hubweg freigegeben, während in der Sperrstellung
der Matrizen-Hubweg gesperrt ist. In einer konstruktiv einfachen Ausführungsvariante
kann das Einstellelement quer zur Werkzeughochrichtung verstellbar angeordnet sein.
Bevorzugt kann das Einstellelement zwischen einem Boden des oberen Werkzeugteils und
der Matrize angeordnet sein. In diesem Fall kann das Einstellelement bauraumgünstig
als ein Flachprofil, zum Beispiel eine Platte, realisiert sein, die materialdicke
Sperrabschnitte und materialdünne Freigabeabschnitte aufweist. Die Sperrabschnitte
und die Freigabeabschnitte der Platte können alternierend in Überdeckung mit Matrizen-Vorsprüngen
gebracht werden. In der Sperr-Stellung sind die Platten-Sperrabschnitte zwischen dem
oberen Werkzeugteil und den Matrizen-Vorsprüngen angeordnet. Demgegenüber sind in
der Freigabe-Stellung die Platten-Freigabeabschnitte zwischen dem oberen Werkzeug
und den Matrizen-Vorsprüngen angeordnet.
[0015] Nachfolgend ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand der beigefügten Figuren
beschrieben.
[0016] Es zeigen:
- Fig. 1
- in schematischer Darstellung ein Umformwerkzeug mit zugeordneter Pressensteuerung;
- Fig. 2 bis 7
- jeweils Ansichten entsprechend der Fig. 1 anhand derer unterschiedliche Prozessführungen
des Umformwerkzeugs veranschaulicht sind;
- Fig. 8
- eine nicht von der Erfindung umfasste Vergleichsform in einer Ansicht entsprechend
der Figur 7;
- Fig. 9 und 10
- Ansichten eines zweiten Ausführungsbeispiels.
[0017] In der Fig. 1 ist der Aufbau sowie die Funktionsweise bzw. Ansteuerung eines Umformwerkzeugs
insoweit beschrieben, als es für das Verständnis der Erfindung erforderlich ist. Werkzeugkomponenten,
die für das Verständnis der Erfindung nicht erforderlich sind, etwa Auswerfer, Schieber,
oder dergleichen, sind in den Figuren aus Gründen der Übersichtlichkeit weggelassen.
[0018] Gemäß der Fig. 1 weist das Umformwerkzeug ein hubverstellbares oberes Werkzeugteil
1 und ein unteres Werkzeugteil 3 auf. Das obere Werkzeugteil 1 ist in etwa kastenförmig
realisiert und trägt eine Matrize 5, während das untere Werkzeugteil 3 einen Pressentisch
7 mit darauf ortsfest montiertem Stempel 9 aufweist. Die Matrize 5 und der Stempel
9 begrenzen eine in der Fig. 1 offene Werkzeugkavität 11. Das untere Werkzeugteil
3 weist zudem zwei hubverstellbare Blechhalter 13 auf, die eine in die offene Werkzeugkavität
11 eingelegte Blechplatine 15 tragen.
[0019] Das obere Werkzeugteil 1 ist an einem Pressenstößel 17 montiert, der mittels eines
Arbeitszylinders 18 einer nicht gezeigten Hauptzylinder-Anordnung hubverstellbar ist.
In gleicher Weise sind auch die beiden Blechhalter 13 mittels einer nicht gezeigten
Nebenzylinder-Anordnung hubverstellbar. Dem Umformwerkzeug ist in der Fig. 1 eine
Pressensteuerung 19 zugeordnet, mittels der die Hauptzylinder-Anordnung, die Nebenzylinder-Anordnung
sowie eine Verstelleinheit 21 ansteuerbar ist.
[0020] In der Fig. 1 weist die Verstelleinheit 21 ein plattenförmiges Einstellelement 23
auf, das zwischen der Matrize 5 und einem Boden 31 des oberen Werkzeugteils 1 positioniert
ist. Das plattenförmige Einstellelement 23 ist in einer quer zu einer Werkzeughochrichtung
gerichteten Stellbewegung s zwischen einer Freigabe-Stellung F (Fig. 5) und einer
Sperr-Stellung S (Fig. 4) verstellbar. Das plattenförmige Einstellelement 23 ist mit
materialdicken Sperrabschnitten 25 und materialdünnen Freigabe-Abschnitten 27 ausgebildet,
die je nach Stellbewegung s alternierend in Überdeckung mit Matrizen-Vorsprüngen 29
bringbar sind. Die materialdünnen Freigabe-Abschnitt 27 sind in den Figuren als Aussparungen
in dem plattenförmigen Einstellelement 23 realisiert.
[0021] Das plattenförmige Einstellelement 23 wird über einen Antrieb 33 betätigt, der in
Signalverbindung mit der Pressensteuerung 19 ist. Der Antrieb 33 kann beispielhaft
mechanisch/hydraulisch oder pneumatisch arbeiten.
[0022] Ein Kern der Erfindung besteht darin, dass die Matrize 5 nicht ortsfest am oberen
Werkzeugteil 1 montiert ist, sondern vielmehr über eine Vertikalführung 35 zwischen
einer unteren Pressenhub-Position P (Fig. 1) und einer oberen Leerhub-Position L (Fig.
6) verstellbar gelagert ist.
[0023] Die Funktionsweise der in den Figuren gezeigten Pressenanlage wird nachfolgend anhand
der Fig. 1 bis 7 beschrieben: In der Fig. 1 ist das Umformwerkzeug mit geöffneter
Werkzeugkavität 11 gezeigt, wobei sich das obere Werkzeugteil 1 im oberen Totpunkt
OT befindet. Nachdem die Blechplatine 15 in einem Einlegeschritt auf den beiden Blechhalter
13 positioniert ist, erfolgt ein Pressenhub H
P, bei dem das obere Werkzeugteil 1 vom oberen Totpunkt OT über einen Schließweg bis
zum unteren Totpunkt UT hubverstellt wird. Im unteren Totpunkt UT (Fig. 3) ist ein
Pressenhub-Anschlag 37 des oberen Werkzeugteils 1 in Anlage mit einer entsprechenden
Gegenkontur 39 am unteren Werkzeugteil 3.
[0024] Wie aus den Fig. 2 und 3 hervorgeht, ist der Pressenhub H
P in zwei Teilhübe H
P1, H
P2 aufgeteilt. Im ersten Teilhub H
P1 (Fig. 2) wird das obere Werkzeugteil 1 bis in Anlage mit der auf den beiden Blechhaltern
13 befindlichen Blechplatine 15 gebracht. Die Blechhalter 13 drücken die Blechplatine
15 mit einer Haltekraft F
H gegen die Matrize 5. Im weiteren Pressenhub-Verlauf wird im zweiten Pressen-Teilhub
H
P2 (Fig. 3) die Blechplatine 15 gegen die Formfläche des Stempels 9 gedrückt. Im unteren
Totpunkt UT (Fig. 3) ist die Matrize 5 um einen geringfügigen Pressenhub-Spalt h
P vom Stempel 9 beabstandet, und zwar unter Zwischenlage des gebildeten Blechformteils.
[0025] Nach der Formgebung des Blechformteils wird ein nicht gezeigter Rückhub durchgeführt,
bei dem das obere Werkzeugteil 1 wieder zu seinem oberen Totpunkt OT (Fig. 1) rückgeführt
wird.
[0026] In der in den Fig. 1 bis 3 gezeigten Prozessführung ist die Matrize 5 mit ihrem Bauteilgewicht
auf einer Tragstruktur 28 (d.h. Halteschrauben) der Vertikalführung 35 abgestützt.
Die Matrizen-Vorsprünge 29 sind in Überdeckung mit den materialdicken Sperrabschnitten
25 des plattenförmigen Einlegeelements 23 gebracht, so dass ein Matrizen-Hubweg Δm
nach oben gesperrt ist. Entsprechend ist während des in den Fig. 1 bis 3 angedeuteten
Pressenhubs H
P die Matrize 5 ortsfest in ihrer unteren Pressenhub-Position P festgelegt.
[0027] Nachfolgend wird anhand der Fig. 4 bis 7 ein Leerhub-Betrieb beschrieben. Im Unterschied
zum Pressenhub Hp (Fig. 1 bis 3) ist im Leerhub H
L keine Blechplatine 15 zwischen der Matrize 5 und dem Stempel 9 positioniert. Demzufolge
wird vor dem Start des Leerhubs H
L in der Fig. 5 das plattenförmige Einstellelement 23 von seiner Sperr-Stellung S in
seine Freigabe-Stellung F verstellt. In der Freigabe-Stellung F sind die materialdünnen
Freigabeabschnitte 27 in Überdeckung mit den Matrizen-Vorsprüngen 29 gebracht. Auf
diese Weise ist ein Matrizen-Hubweg Δm freigegeben, über den die in der Pressenhub-Position
P befindliche Matrize 5 bis in die obere Leerhub-Position L (Fig. 6) hubverstellbar
ist.
[0028] Zum Start des Leerhubs H
L wird das obere Werkzeugteil 1 über einen ersten Leer-Teilhub H
L1 (Fig. 5) verstellt, bis die Matrize 5 in Anlage mit den beiden Blechhaltern 13 gebracht
ist. Im weiteren Leerhub-Verlauf erfolgt der zweite Leerhub-Teilhub H
L2 (Fig. 7), bei der das obere Werkzeugteil 1 mit seinem Pressenhub-Anschlag 37 bis
in den unteren Totpunkt UT hubverstellt wird. Gleichzeitig drücken im Leerhub-Teilhub
H
L2 die beiden Blechhalter 13 mit einer hubverstellbaren Stellkraft Fs (Fig. 6 und 7)
die Matrize 5 unter Aufbrauch des freigegebenen Matrizen-Hubwegs Δm nach oben bis
in die Leerhub-Position L. Von daher ist im unteren Totpunkt UT (Fig. 7) des Leerhubs
H
L die Matrize 5 über einen Leerhub-Spalt h
L (Fig. 7) vom Stempel 9 beabstandet, der wesentlich größer bemessen ist als der Pressenhub-Spalt
h
P (Fig. 3).
[0029] In den Figuren 9 und 10 ist ein zweites Ausführungsbeispiel gezeigt, dessen Aufbau
und Funktionsweise identisch mit dem Ausführungsbeispiel der Figuren 1 bis 7 ist.
Von daher wird auf die Vorbeschreibung verwiesen. Im Unterschied zu den Figuren 1
bis 7 weist die Verstelleinheit 21 als Antrieb beidseitig der Presse jeweils eine
Backen-Steuerung auf. Die Backen-Steuerung ist aus einem vertikal hubverstellbaren
Antriebsbacken 45 und einem horizontal verstellbaren Stellbacken 47 aufgebaut, die
über schräggestellte Steuerflächen 43 zusammenwirken. Der Stellbacken 47 ist in einer
horizontalen Schlittenführung 47 verstellbar gelagert.
[0030] Bei einem vertikalen Antriebshub der beiden Antriebsbacken 45 verlagern sich die
jeweils zugeordneten Stellbacken 47 in Horizontalrichtung, wodurch die Stellbacken
47 das plattenförmige Einstellelement 23 zwischen der FreigabeStellung F (Fig. 9)
und der Sperr-Stellung S (Fig. 10) verschieben.
BEZUGSZEICHENLISTE:
[0031]
- 1
- oberes Werkzeugteil
- 3
- unteres Werkzeugteil
- 5
- Matrize
- 7
- Pressentisch
- 9
- Stempel
- 11
- Werkzeugkavität
- 13
- Blechhalter
- 15
- Blechplatine
- 17
- Pressenstößel
- 18
- Arbeitszylinder
- 19
- Pressensteuerung
- 21
- Verstelleinheit
- 23
- plattenförmiges Einstellelement
- 25
- Sperrabschnitte
- 27
- Freigabeabschnitte
- 28
- Tragstruktur
- 29
- Matrizen-Vorsprünge
- 31
- Boden
- 33
- Antrieb
- 35
- Vertikalführung
- 37
- Pressenhub-Anschlag
- 39
- Gegenkontur
- 41
- vertikal hubverstellbare Antriebsbacken
- 43
- Steuerflächen
- 45
- horizontal hubverstellbare Stellbacken
- 47
- horizontale Schlittenführung
- Fs
- Stellkraft
- FH
- Haltekraft
- HP
- Pressenhub
- HP1, HP2
- Pressen-Teilhübe
- HL
- Leerhub
- HL1, HL2
- Leer-Teilhübe
- P
- Pressenhub-Position
- L
- Leerhub-Position
- S
- Sperr-Stellung
- F
- Freigabe-Stellung
- s
- Stellbewegung
- hp
- Pressenhub-Spalt
- hs
- Leerhub-Spalt
- Δm
- Matrizen-Hubweg
- K
- Kollision
1. Umformwerkzeug zur Herstellung eines Blechformteils, mit einem hubverstellbaren oberen
Werkzeugteil (1) und einem unteren Werkzeugteil (3), von denen das obere Werkzeugteil
(1) eine Matrize (5) aufweist und das untere Werkzeugteil (3) einen Pressentisch (7)
mit Stempel (9) aufweist, wobei für eine Blechumformung eine Blechplatine (15) in
eine offene Werkzeugkavität (11) einlegbar ist, die zwischen der Matrize (5) und dem
Stempel (9) definiert ist, und anschließend ein Pressenhub (Hp) erfolgt, bei dem das
obere Werkzeugteil (1) vom oberen Totpunkt (OT) über einen Schließweg bis zum unteren
Totpunkt (UT) hubverstellbar ist, bei dem ein Pressenhub-Anschlag (37) des oberen
Werkzeugteils (1) in Anlage mit einer Gegenkontur (39) am unteren Werkzeugteil (3)
ist, wobei im unteren Totpunkt (UT) die Matrize (5) um einen geringfügigen Pressenhub-Spalt
(hP) vom Stempel (9) beabstandet ist, und zwar unter Zwischenlage des gebildeten Blechformteils,
dadurch gekennzeichnet, dass das obere Werkzeugteil (1) eine Verstelleinheit (21) aufweist, mittels der die Matrize
(5) im oberen Werkzeugteil (1), insbesondere mit Bezug auf den Pressenhub-Anschlag
(37), hubverstellbar ist, und zwar zwischen einer unteren Pressenhub-Position (P)
und einer oberen Leerhub-Position (L).
2. Umformwerkzeug nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass im Pressenhub (HP) die Matrize (5) in ihre untere Pressenhub-Position (P) verstellt ist, und dass die
Matrize (5) in ihrer Pressenhub-Position (P) sowie im unteren Totpunkt (UT) um einen
geringfügigen Pressenhub-Spalt (hP) vom Stempel (9) beabstandet ist, und zwar unter Zwischenlage des gebildeten Blechformteils.
3. Umformwerkzeug nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass bei einem Leerhub (L), das heißt bei einem ohne Blechplatine durchgeführten Pressenhub,
die Matrize (5) in ihre obere Leerhub-Position (L) verstellt ist, und dass die Matrize
(5) in ihrer oberen Leerhub-Position (P) sowie im unteren Totpunkt (UT) um einen Leerhub-Spalt
(hL) vom Stempel (9) beabstandet ist, der größer als der Pressenhub-Spalt (hP) bemessen ist.
4. Umformwerkzeug nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Matrize (5) über eine Vertikalführung (35) im oberen Werkzeugteil (1) zwischen
der Pressenhub-Position (P) und der Leerhub-Position (L) verstellbar ist, und dass
insbesondere die Vertikalführung (35) eine Tragstruktur aufweist, auf der die in der
Pressenhub-Position (P) befindliche Matrize (5) abgestützt ist.
5. Umformwerkzeug nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass in der unteren Pressenhub-Position (P) die Matrize (5) um einen Matrizen-Hubweg (Δm)
von der oberen Leerhub-Position (L) beabstandet ist, und dass bei Durchführung eines
Pressenhubs (HP) die Verstelleinheit (21) den Matrizen-Hubweg (Δm) sperrt, das heißt nicht freigibt,
und dass insbesondere bei Durchführung eines Leerhubs (L) die Verstelleinheit (21)
den Matrizen-Hubweg (Δm) freigibt, so dass die Matrize (5) von ihrer unteren Pressenhub-Position
(P) in ihre obere Leerhub-Position (L) verstellbar ist.
6. Umformwerkzeug nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das untere Werkzeugteil (3) zumindest einen hubverstellbaren Blechhalter (13) aufweist,
der im Pressenhub (HP) eine eingelegte Blechplatine (15) mit einer Blechhaltekraft (FH) gegen die Matrize (5) drückt, und dass insbesondere der Blechhalter (13) Bestandteil
der Verstelleinheit (21) ist, und dass zur Durchführung des Leerhubs (L) der Blechhalter
(13) die Matrize (5) mit einer Stellkraft (Fs) beaufschlagt, um die Matrize (5) von
ihrer unteren Pressenhub-Position (P) in ihre obere Leerhub-Position (L) zu verstellen,
und zwar insbesondere unter Aufbrauch des von der Verstelleinheit (21) freigegebenen
Matrizen-Hubwegs (Δm).
7. Umformwerkzeug nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Verstelleinheit (21) zur Freigabe und/oder zur Sperrung des Matrizen-Hubwegs
(Δm) ein Einstellelement (23) aufweist, das zwischen einer Freigabe-Stellung (F) und
einer Sperr-Stellung (S) verstellbar ist, und dass in der Freigabe-Stellung (F) der
Matrizen-Hubweg (Δm) freigegeben ist oder in der Sperr-Stellung (S) der Matrizen-Hubweg
(Δm) gesperrt ist, und dass insbesondere das Einstellelement (23) quer zur Werkzeughochrichtung
verstellbar ist, und/oder dass das Einstellelement (23) zwischen einem Boden (31)
des oberen Werkzeugteils (1) und der Matrize (5) angeordnet ist.
8. Umformwerkzeug nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass das Einstellelement (23) eine Platte mit bevorzugt materialdicken Sperrabschnitten
(25) und bevorzugt materialdünnen Freigabeabschnitten (27) aufweist, und dass die
Sperrabschnitte (25) sowie die Freigabeabschnitte (27) alternierend in Überdeckung
mit Matrizen-Vorsprüngen (29) bringbar sind, so dass in der Sperr-Stellung (S) die
Sperrabschnitte (25) zwischen dem oberen Werkzeugteil (1) und den Matrizen-Vorsprüngen
(29) angeordnet sind, und in der Freigabe-Stellung (F) die Freigabeabschnitte (27)
zwischen dem oberen Werkzeugteil (1) und den Matrizen-Vorsprüngen (29) angeordnet
sind.
9. Verfahren zum Betreiben eines Umformwerkzeugs nach einem der vorhergehenden Ansprüche.