(19)
(11) EP 4 026 626 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
13.07.2022  Patentblatt  2022/28

(21) Anmeldenummer: 21212130.5

(22) Anmeldetag:  03.12.2021
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
B21D 22/02(2006.01)
B21D 22/20(2006.01)
B21D 37/12(2006.01)
B21D 37/04(2006.01)
B21D 24/16(2006.01)
B30B 15/00(2006.01)
(52) Gemeinsame Patentklassifikation (CPC) :
B21D 22/02; B21D 37/12; B21D 22/20; B21D 24/16; B30B 15/0029
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL NO PL PT RO RS SE SI SK SM TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
BA ME
Benannte Validierungsstaaten:
KH MA MD TN

(30) Priorität: 11.01.2021 DE 102021100281

(71) Anmelder: Audi AG
85045 Ingolstadt (DE)

(72) Erfinder:
  • Galovic, Josip
    74076 Heilbronn (DE)

   


(54) UMFORMWERKZEUG SOWIE VERFAHREN ZUM BETREIBEN EINES UMFORMWERKZEUGS


(57) Die Erfindung betrifft ein Umformwerkzeug zur Herstellung eines Blechformteils, mit einem hubverstellbaren oberen Werkzeugteil (1) und einem unteren Werkzeugteil (3), von denen das obere Werkzeugteil (1) eine Matrize (5) aufweist und das untere Werkzeugteil (3) einen Pressentisch (7) mit Stempel (9) aufweist. Erfindungsgemäß weist das obere Werkzeugteil (1) eine Verstelleinheit (21) auf, mittels der die Matrize (5) im oberen Werkzeugteil (1) hubverstellbar ist, und zwar zwischen einer unteren Pressenhub-Position (P) und einer oberen Leerhub-Position (L).




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Umformwerkzeug zur Herstellung eines Blechformteils gemäß dem Oberbegriff des Anspruches 1 sowie ein Verfahren zum Betreiben eines Umformwerkzeugs gemäß Anspruch 9.

[0002] Ein gattungsgemäßes Umformwerkzeug zur Herstellung eines Blechformteils besteht aus einem hubverstellbaren oberen Werkzeugteil und einem unteren Werkzeugteil. Das obere Werkzeugteil weist eine Matrize auf, während das untere Werkzeugteil einen Pressentisch mit Stempel aufweist. Für eine Blechumformung wird eine Blechplatine in eine offene Werkzeugkavität des Umformwerkzeugs eingelegt, die zwischen der Matrize und dem Stempel definiert ist. Anschließend erfolgt ein Pressenhub, bei dem das obere Werkzeugteil vom oberen Totpunkt über einen Schließweg bis zum unteren Totpunkt hubverstellt wird. Im unteren Totpunkt ist ein Pressenhub-Anschlag des oberen Werkzeugteils in Anlage mit einer Gegenkontur am unteren Werkzeugteil. Zudem ist im unteren Totpunkt die Matrize um einen geringfügigen Pressenhub-Spalt vom Stempel beabstandet, und zwar unter Zwischenlage des gebildeten Blechformteils.

[0003] Vor dem Start einer Serienfertigung solcher Blechformteile erfolgt in der Pressenanlage ein Anfahrprozess (Figur 8), bei dem die einander zugewandten Formflächen der Matrize und des Stempels feinbearbeitet werden, um im Serienbetrieb eine einwandfreie Formgebung des Blechformteils zu gewährleisten. Im Rahmen des Anfahrprozesses wird das Umformwerkzeug mit Leerhub betrieben, das heißt mit einem, ohne Blechplatine durchgeführten Pressenhub. Aufgrund von Matrizen-Durchbiegung kann es dabei zu einer Kollision (Figur 8, Bezugszeichen K) mit der Stempel-Formfläche kommen, die zu einer Beschädigung der Matrize bzw. des Stempels führen kann.

[0004] Aus der DE 2016 002 765 B3 ist eine Vorrichtung mit Presse sowie ein Werkzeugschutzsystem zur Bearbeitung von Blechwerkstücken bekannt. Aus der EP 3 243 578 B1 ist ein Verfahren sowie ein Pressenwerkzeug zur Herstellung eines Blechformteils bekannt. Aus der DE 10 2017 200 022 A1 ist eine Vorrichtung zum Umformen von Bauteilen bekannt. Aus der DE 10 2004 059 598 A1 ist eine Vorrichtung zum Umformen und Härten eines Bleches bekannt. Aus der DE 10 2004 006 126 A1 ist eine Presse mit verriegeltem Stößel bekannt.

[0005] Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, ein Umformwerkzeug zur Herstellung eines Blechformteils bereitzustellen, dessen Betrieb im Vergleich zum Stand der Technik prozesssicherer durchführbar ist.

[0006] Die Aufgabe ist durch die Merkmale des Anspruches 1 oder des Anspruches 9 gelöst. Bevorzugte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen offenbart.

[0007] Die Erfindung geht von einem Umformwerkzeug aus, dessen hubverstellbares oberes Werkzeugteil eine Matrize aufweist, die bei einem Pressenhub von einem oberen Totpunkt über einen Schließwinkel bis zu einem unteren Totpunkt hubverstellbar ist, bei dem ein Pressenhub-Anschlag des oberen Werkzeugteils in Anlage mit einer entsprechenden Gegenkontur am unteren Werkzeugteil ist. Gemäß dem kennzeichnenden Teil des Anspruches 1 weist das obere Werkzeugteil zusätzlich eine Verstelleinheit auf. Mit Hilfe der Verstelleinheit kann die Matrize mit Bezug auf den Pressenhub-Anschlag des oberen Werkzeugteils hubverstellt werden, und zwar zwischen einer unteren Pressenhub-Position und einer oberen Leerhub-Position. Bei der Blech-Umformung ist die Matrize in ihre untere Pressenhub-Position verstellt, während bei einem Leerhub-Prozess die Matrize in ihre obere Leerhub-Position verstellt ist, bei der eine Beschädigung des Stempels bzw. der Matrize aufgrund von Matrizen-Durchbiegung vermieden wird.

[0008] Bei einem Pressenhub während der Blech-Umformung ist somit die Matrize fest in ihre untere Pressenhub-Position verstellt. Die in ihre Pressenhub-Position festgelegte Matrize ist mit Erreichen des unteren Totpunktes nur um einen geringfügigen Pressenhub-Spalt vom Stempel beabstandet, und zwar unter Zwischenlage des gebildeten Blechformteils. Der Pressenhub-Spalt ist identisch mit der Blechdicke des Blechformteils.

[0009] Demgegenüber ist bei einem Leerhub, das heißt bei einem ohne Blechplatine durchgeführten Pressenhub, die Matrize in ihre obere Leerhub-Position verstellt. Auf diese Weise ist die (in der oberen Leerhub-Position befindliche) Matrize mit Erreichen des unteren Totpunktes um einen Leerhub-Spalt vom Stempel beabstandet, der wesentlich größer bemessen ist als der Pressenhub-Spalt. Auf diese Weise kann im Leerhub-Betrieb trotz Matrizen-Durchbiegung eine Kollision der Matrize mit dem Stempel prozesssicher vermieden werden. Beispielhaft kann der Leerhub-Spalt um wenige Millimeter größer bemessen sein als der Pressenhub-Spalt. Dieser kann exemplarisch bei 0,5mm liegen, während der Leerhub-Spalt exemplarisch bei 2mm liegen kann.

[0010] In einer technischen Umsetzung kann die Matrize über eine Vertikalführung im oberen Werkzeugteil zwischen der unteren Pressenhub-Position und der oberen Leerhub-Position verstellt werden. Die Vertikalführung kann eine Tragstruktur aufweisen, auf der die in der Pressenhub-Position befindliche Matrize mit ihrem Bauteilgewicht abgestützt ist.

[0011] In der unteren Pressenhub-Position kann die Matrize um einen Matrizen-Hubweg von der oberen Leerhub-Position beabstandet sein. Im Pressenhub-Betrieb ist der Matrizen-Hubweg von der Verstelleinheit gesperrt bzw. nicht freigegeben. Demgegenüber ist im Leerhub-Betrieb (zum Beispiel in einem Anfahrprozess) die Verstelleinheit den Matrizen-Hubweg bis zur oberen Leerhub-Position freigeben. In diesem Fall kann die Matrize von ihrer unteren Pressenhub-Position bis in ihre obere Leerhub-Position verstellt werden.

[0012] In einer technischen Realisierung kann das untere Werkzeugteil zumindest einen hubverstellbaren Blechhalter aufweisen. Dessen Funktion besteht darin, im Pressenhub eine eingelegte Blechplatine mit einer vordefinierten Blechhaltekraft gegen die Matrize zu drücken. Die Matrize wird somit im Pressenhub über den Schließweg bis zum unteren Totpunkt verstellt, während gleichzeitig der Blechhalter die eingelegte Blechplatine mit der Blechhaltekraft gegen die Matrize drückt.

[0013] In einer bevorzugten Ausführungsvariante kann der Blechhalter in Doppelfunktion auch Bestandteil der Verstelleinheit sein. In diesem Fall kann Leerhub-Betrieb der Blechhalter die Matrize mit einer Stellkraft beaufschlagen, mittels der die Matrize von ihrer unteren Pressenhub-Position in ihre obere Leerhub-Position verstellt wird. Die Verstellung erfolgt unter Aufbrauch des Matrizen-Hubwegs, der im Leerhub-Betrieb von der Verstelleinheit freigegeben ist.

[0014] In einer konstruktiv einfachen Ausführungsvariante kann die Verstelleinheit zur Freigabe und/oder zur Sperrung des Matrizen-Hubwegs ein Einstellelement aufweisen. Das Einstellelement kann zwischen einer Freigabe-Stellung und einer Sperr-Stellung verstellt werden. In der Freigabestellung ist der Matrizen-Hubweg freigegeben, während in der Sperrstellung der Matrizen-Hubweg gesperrt ist. In einer konstruktiv einfachen Ausführungsvariante kann das Einstellelement quer zur Werkzeughochrichtung verstellbar angeordnet sein. Bevorzugt kann das Einstellelement zwischen einem Boden des oberen Werkzeugteils und der Matrize angeordnet sein. In diesem Fall kann das Einstellelement bauraumgünstig als ein Flachprofil, zum Beispiel eine Platte, realisiert sein, die materialdicke Sperrabschnitte und materialdünne Freigabeabschnitte aufweist. Die Sperrabschnitte und die Freigabeabschnitte der Platte können alternierend in Überdeckung mit Matrizen-Vorsprüngen gebracht werden. In der Sperr-Stellung sind die Platten-Sperrabschnitte zwischen dem oberen Werkzeugteil und den Matrizen-Vorsprüngen angeordnet. Demgegenüber sind in der Freigabe-Stellung die Platten-Freigabeabschnitte zwischen dem oberen Werkzeug und den Matrizen-Vorsprüngen angeordnet.

[0015] Nachfolgend ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand der beigefügten Figuren beschrieben.

[0016] Es zeigen:
Fig. 1
in schematischer Darstellung ein Umformwerkzeug mit zugeordneter Pressensteuerung;
Fig. 2 bis 7
jeweils Ansichten entsprechend der Fig. 1 anhand derer unterschiedliche Prozessführungen des Umformwerkzeugs veranschaulicht sind;
Fig. 8
eine nicht von der Erfindung umfasste Vergleichsform in einer Ansicht entsprechend der Figur 7;
Fig. 9 und 10
Ansichten eines zweiten Ausführungsbeispiels.


[0017] In der Fig. 1 ist der Aufbau sowie die Funktionsweise bzw. Ansteuerung eines Umformwerkzeugs insoweit beschrieben, als es für das Verständnis der Erfindung erforderlich ist. Werkzeugkomponenten, die für das Verständnis der Erfindung nicht erforderlich sind, etwa Auswerfer, Schieber, oder dergleichen, sind in den Figuren aus Gründen der Übersichtlichkeit weggelassen.

[0018] Gemäß der Fig. 1 weist das Umformwerkzeug ein hubverstellbares oberes Werkzeugteil 1 und ein unteres Werkzeugteil 3 auf. Das obere Werkzeugteil 1 ist in etwa kastenförmig realisiert und trägt eine Matrize 5, während das untere Werkzeugteil 3 einen Pressentisch 7 mit darauf ortsfest montiertem Stempel 9 aufweist. Die Matrize 5 und der Stempel 9 begrenzen eine in der Fig. 1 offene Werkzeugkavität 11. Das untere Werkzeugteil 3 weist zudem zwei hubverstellbare Blechhalter 13 auf, die eine in die offene Werkzeugkavität 11 eingelegte Blechplatine 15 tragen.

[0019] Das obere Werkzeugteil 1 ist an einem Pressenstößel 17 montiert, der mittels eines Arbeitszylinders 18 einer nicht gezeigten Hauptzylinder-Anordnung hubverstellbar ist. In gleicher Weise sind auch die beiden Blechhalter 13 mittels einer nicht gezeigten Nebenzylinder-Anordnung hubverstellbar. Dem Umformwerkzeug ist in der Fig. 1 eine Pressensteuerung 19 zugeordnet, mittels der die Hauptzylinder-Anordnung, die Nebenzylinder-Anordnung sowie eine Verstelleinheit 21 ansteuerbar ist.

[0020] In der Fig. 1 weist die Verstelleinheit 21 ein plattenförmiges Einstellelement 23 auf, das zwischen der Matrize 5 und einem Boden 31 des oberen Werkzeugteils 1 positioniert ist. Das plattenförmige Einstellelement 23 ist in einer quer zu einer Werkzeughochrichtung gerichteten Stellbewegung s zwischen einer Freigabe-Stellung F (Fig. 5) und einer Sperr-Stellung S (Fig. 4) verstellbar. Das plattenförmige Einstellelement 23 ist mit materialdicken Sperrabschnitten 25 und materialdünnen Freigabe-Abschnitten 27 ausgebildet, die je nach Stellbewegung s alternierend in Überdeckung mit Matrizen-Vorsprüngen 29 bringbar sind. Die materialdünnen Freigabe-Abschnitt 27 sind in den Figuren als Aussparungen in dem plattenförmigen Einstellelement 23 realisiert.

[0021] Das plattenförmige Einstellelement 23 wird über einen Antrieb 33 betätigt, der in Signalverbindung mit der Pressensteuerung 19 ist. Der Antrieb 33 kann beispielhaft mechanisch/hydraulisch oder pneumatisch arbeiten.

[0022] Ein Kern der Erfindung besteht darin, dass die Matrize 5 nicht ortsfest am oberen Werkzeugteil 1 montiert ist, sondern vielmehr über eine Vertikalführung 35 zwischen einer unteren Pressenhub-Position P (Fig. 1) und einer oberen Leerhub-Position L (Fig. 6) verstellbar gelagert ist.

[0023] Die Funktionsweise der in den Figuren gezeigten Pressenanlage wird nachfolgend anhand der Fig. 1 bis 7 beschrieben: In der Fig. 1 ist das Umformwerkzeug mit geöffneter Werkzeugkavität 11 gezeigt, wobei sich das obere Werkzeugteil 1 im oberen Totpunkt OT befindet. Nachdem die Blechplatine 15 in einem Einlegeschritt auf den beiden Blechhalter 13 positioniert ist, erfolgt ein Pressenhub HP, bei dem das obere Werkzeugteil 1 vom oberen Totpunkt OT über einen Schließweg bis zum unteren Totpunkt UT hubverstellt wird. Im unteren Totpunkt UT (Fig. 3) ist ein Pressenhub-Anschlag 37 des oberen Werkzeugteils 1 in Anlage mit einer entsprechenden Gegenkontur 39 am unteren Werkzeugteil 3.

[0024] Wie aus den Fig. 2 und 3 hervorgeht, ist der Pressenhub HP in zwei Teilhübe HP1, HP2 aufgeteilt. Im ersten Teilhub HP1 (Fig. 2) wird das obere Werkzeugteil 1 bis in Anlage mit der auf den beiden Blechhaltern 13 befindlichen Blechplatine 15 gebracht. Die Blechhalter 13 drücken die Blechplatine 15 mit einer Haltekraft FH gegen die Matrize 5. Im weiteren Pressenhub-Verlauf wird im zweiten Pressen-Teilhub HP2 (Fig. 3) die Blechplatine 15 gegen die Formfläche des Stempels 9 gedrückt. Im unteren Totpunkt UT (Fig. 3) ist die Matrize 5 um einen geringfügigen Pressenhub-Spalt hP vom Stempel 9 beabstandet, und zwar unter Zwischenlage des gebildeten Blechformteils.

[0025] Nach der Formgebung des Blechformteils wird ein nicht gezeigter Rückhub durchgeführt, bei dem das obere Werkzeugteil 1 wieder zu seinem oberen Totpunkt OT (Fig. 1) rückgeführt wird.

[0026] In der in den Fig. 1 bis 3 gezeigten Prozessführung ist die Matrize 5 mit ihrem Bauteilgewicht auf einer Tragstruktur 28 (d.h. Halteschrauben) der Vertikalführung 35 abgestützt. Die Matrizen-Vorsprünge 29 sind in Überdeckung mit den materialdicken Sperrabschnitten 25 des plattenförmigen Einlegeelements 23 gebracht, so dass ein Matrizen-Hubweg Δm nach oben gesperrt ist. Entsprechend ist während des in den Fig. 1 bis 3 angedeuteten Pressenhubs HP die Matrize 5 ortsfest in ihrer unteren Pressenhub-Position P festgelegt.

[0027] Nachfolgend wird anhand der Fig. 4 bis 7 ein Leerhub-Betrieb beschrieben. Im Unterschied zum Pressenhub Hp (Fig. 1 bis 3) ist im Leerhub HL keine Blechplatine 15 zwischen der Matrize 5 und dem Stempel 9 positioniert. Demzufolge wird vor dem Start des Leerhubs HL in der Fig. 5 das plattenförmige Einstellelement 23 von seiner Sperr-Stellung S in seine Freigabe-Stellung F verstellt. In der Freigabe-Stellung F sind die materialdünnen Freigabeabschnitte 27 in Überdeckung mit den Matrizen-Vorsprüngen 29 gebracht. Auf diese Weise ist ein Matrizen-Hubweg Δm freigegeben, über den die in der Pressenhub-Position P befindliche Matrize 5 bis in die obere Leerhub-Position L (Fig. 6) hubverstellbar ist.

[0028] Zum Start des Leerhubs HL wird das obere Werkzeugteil 1 über einen ersten Leer-Teilhub HL1 (Fig. 5) verstellt, bis die Matrize 5 in Anlage mit den beiden Blechhaltern 13 gebracht ist. Im weiteren Leerhub-Verlauf erfolgt der zweite Leerhub-Teilhub HL2 (Fig. 7), bei der das obere Werkzeugteil 1 mit seinem Pressenhub-Anschlag 37 bis in den unteren Totpunkt UT hubverstellt wird. Gleichzeitig drücken im Leerhub-Teilhub HL2 die beiden Blechhalter 13 mit einer hubverstellbaren Stellkraft Fs (Fig. 6 und 7) die Matrize 5 unter Aufbrauch des freigegebenen Matrizen-Hubwegs Δm nach oben bis in die Leerhub-Position L. Von daher ist im unteren Totpunkt UT (Fig. 7) des Leerhubs HL die Matrize 5 über einen Leerhub-Spalt hL (Fig. 7) vom Stempel 9 beabstandet, der wesentlich größer bemessen ist als der Pressenhub-Spalt hP (Fig. 3).

[0029] In den Figuren 9 und 10 ist ein zweites Ausführungsbeispiel gezeigt, dessen Aufbau und Funktionsweise identisch mit dem Ausführungsbeispiel der Figuren 1 bis 7 ist. Von daher wird auf die Vorbeschreibung verwiesen. Im Unterschied zu den Figuren 1 bis 7 weist die Verstelleinheit 21 als Antrieb beidseitig der Presse jeweils eine Backen-Steuerung auf. Die Backen-Steuerung ist aus einem vertikal hubverstellbaren Antriebsbacken 45 und einem horizontal verstellbaren Stellbacken 47 aufgebaut, die über schräggestellte Steuerflächen 43 zusammenwirken. Der Stellbacken 47 ist in einer horizontalen Schlittenführung 47 verstellbar gelagert.

[0030] Bei einem vertikalen Antriebshub der beiden Antriebsbacken 45 verlagern sich die jeweils zugeordneten Stellbacken 47 in Horizontalrichtung, wodurch die Stellbacken 47 das plattenförmige Einstellelement 23 zwischen der FreigabeStellung F (Fig. 9) und der Sperr-Stellung S (Fig. 10) verschieben.

BEZUGSZEICHENLISTE:



[0031] 
1
oberes Werkzeugteil
3
unteres Werkzeugteil
5
Matrize
7
Pressentisch
9
Stempel
11
Werkzeugkavität
13
Blechhalter
15
Blechplatine
17
Pressenstößel
18
Arbeitszylinder
19
Pressensteuerung
21
Verstelleinheit
23
plattenförmiges Einstellelement
25
Sperrabschnitte
27
Freigabeabschnitte
28
Tragstruktur
29
Matrizen-Vorsprünge
31
Boden
33
Antrieb
35
Vertikalführung
37
Pressenhub-Anschlag
39
Gegenkontur
41
vertikal hubverstellbare Antriebsbacken
43
Steuerflächen
45
horizontal hubverstellbare Stellbacken
47
horizontale Schlittenführung
Fs
Stellkraft
FH
Haltekraft
HP
Pressenhub
HP1, HP2
Pressen-Teilhübe
HL
Leerhub
HL1, HL2
Leer-Teilhübe
P
Pressenhub-Position
L
Leerhub-Position
S
Sperr-Stellung
F
Freigabe-Stellung
s
Stellbewegung
hp
Pressenhub-Spalt
hs
Leerhub-Spalt
Δm
Matrizen-Hubweg
K
Kollision



Ansprüche

1. Umformwerkzeug zur Herstellung eines Blechformteils, mit einem hubverstellbaren oberen Werkzeugteil (1) und einem unteren Werkzeugteil (3), von denen das obere Werkzeugteil (1) eine Matrize (5) aufweist und das untere Werkzeugteil (3) einen Pressentisch (7) mit Stempel (9) aufweist, wobei für eine Blechumformung eine Blechplatine (15) in eine offene Werkzeugkavität (11) einlegbar ist, die zwischen der Matrize (5) und dem Stempel (9) definiert ist, und anschließend ein Pressenhub (Hp) erfolgt, bei dem das obere Werkzeugteil (1) vom oberen Totpunkt (OT) über einen Schließweg bis zum unteren Totpunkt (UT) hubverstellbar ist, bei dem ein Pressenhub-Anschlag (37) des oberen Werkzeugteils (1) in Anlage mit einer Gegenkontur (39) am unteren Werkzeugteil (3) ist, wobei im unteren Totpunkt (UT) die Matrize (5) um einen geringfügigen Pressenhub-Spalt (hP) vom Stempel (9) beabstandet ist, und zwar unter Zwischenlage des gebildeten Blechformteils, dadurch gekennzeichnet, dass das obere Werkzeugteil (1) eine Verstelleinheit (21) aufweist, mittels der die Matrize (5) im oberen Werkzeugteil (1), insbesondere mit Bezug auf den Pressenhub-Anschlag (37), hubverstellbar ist, und zwar zwischen einer unteren Pressenhub-Position (P) und einer oberen Leerhub-Position (L).
 
2. Umformwerkzeug nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass im Pressenhub (HP) die Matrize (5) in ihre untere Pressenhub-Position (P) verstellt ist, und dass die Matrize (5) in ihrer Pressenhub-Position (P) sowie im unteren Totpunkt (UT) um einen geringfügigen Pressenhub-Spalt (hP) vom Stempel (9) beabstandet ist, und zwar unter Zwischenlage des gebildeten Blechformteils.
 
3. Umformwerkzeug nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass bei einem Leerhub (L), das heißt bei einem ohne Blechplatine durchgeführten Pressenhub, die Matrize (5) in ihre obere Leerhub-Position (L) verstellt ist, und dass die Matrize (5) in ihrer oberen Leerhub-Position (P) sowie im unteren Totpunkt (UT) um einen Leerhub-Spalt (hL) vom Stempel (9) beabstandet ist, der größer als der Pressenhub-Spalt (hP) bemessen ist.
 
4. Umformwerkzeug nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Matrize (5) über eine Vertikalführung (35) im oberen Werkzeugteil (1) zwischen der Pressenhub-Position (P) und der Leerhub-Position (L) verstellbar ist, und dass insbesondere die Vertikalführung (35) eine Tragstruktur aufweist, auf der die in der Pressenhub-Position (P) befindliche Matrize (5) abgestützt ist.
 
5. Umformwerkzeug nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass in der unteren Pressenhub-Position (P) die Matrize (5) um einen Matrizen-Hubweg (Δm) von der oberen Leerhub-Position (L) beabstandet ist, und dass bei Durchführung eines Pressenhubs (HP) die Verstelleinheit (21) den Matrizen-Hubweg (Δm) sperrt, das heißt nicht freigibt, und dass insbesondere bei Durchführung eines Leerhubs (L) die Verstelleinheit (21) den Matrizen-Hubweg (Δm) freigibt, so dass die Matrize (5) von ihrer unteren Pressenhub-Position (P) in ihre obere Leerhub-Position (L) verstellbar ist.
 
6. Umformwerkzeug nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das untere Werkzeugteil (3) zumindest einen hubverstellbaren Blechhalter (13) aufweist, der im Pressenhub (HP) eine eingelegte Blechplatine (15) mit einer Blechhaltekraft (FH) gegen die Matrize (5) drückt, und dass insbesondere der Blechhalter (13) Bestandteil der Verstelleinheit (21) ist, und dass zur Durchführung des Leerhubs (L) der Blechhalter (13) die Matrize (5) mit einer Stellkraft (Fs) beaufschlagt, um die Matrize (5) von ihrer unteren Pressenhub-Position (P) in ihre obere Leerhub-Position (L) zu verstellen, und zwar insbesondere unter Aufbrauch des von der Verstelleinheit (21) freigegebenen Matrizen-Hubwegs (Δm).
 
7. Umformwerkzeug nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Verstelleinheit (21) zur Freigabe und/oder zur Sperrung des Matrizen-Hubwegs (Δm) ein Einstellelement (23) aufweist, das zwischen einer Freigabe-Stellung (F) und einer Sperr-Stellung (S) verstellbar ist, und dass in der Freigabe-Stellung (F) der Matrizen-Hubweg (Δm) freigegeben ist oder in der Sperr-Stellung (S) der Matrizen-Hubweg (Δm) gesperrt ist, und dass insbesondere das Einstellelement (23) quer zur Werkzeughochrichtung verstellbar ist, und/oder dass das Einstellelement (23) zwischen einem Boden (31) des oberen Werkzeugteils (1) und der Matrize (5) angeordnet ist.
 
8. Umformwerkzeug nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass das Einstellelement (23) eine Platte mit bevorzugt materialdicken Sperrabschnitten (25) und bevorzugt materialdünnen Freigabeabschnitten (27) aufweist, und dass die Sperrabschnitte (25) sowie die Freigabeabschnitte (27) alternierend in Überdeckung mit Matrizen-Vorsprüngen (29) bringbar sind, so dass in der Sperr-Stellung (S) die Sperrabschnitte (25) zwischen dem oberen Werkzeugteil (1) und den Matrizen-Vorsprüngen (29) angeordnet sind, und in der Freigabe-Stellung (F) die Freigabeabschnitte (27) zwischen dem oberen Werkzeugteil (1) und den Matrizen-Vorsprüngen (29) angeordnet sind.
 
9. Verfahren zum Betreiben eines Umformwerkzeugs nach einem der vorhergehenden Ansprüche.
 




Zeichnung


































Recherchenbericht









Recherchenbericht




Angeführte Verweise

IN DER BESCHREIBUNG AUFGEFÜHRTE DOKUMENTE



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