Gebiet der Technik
[0001] Die vorliegende Erfindung geht aus von einem Betriebsverfahren für ein Walzgerüst
zum Walzen eines flachen Walzguts aus Metall, das einen Walzgutkopf aufweist,
- wobei das Walzgerüst zumindest Arbeitswalzen und Stützwalzen aufweist,
- wobei die Arbeitswalzen in Arbeitswalzeneinbaustücken gelagert sind und auf die Arbeitswalzeneinbaustücke
ein die Arbeitswalzeneinbaustücke auseinander drückendes Biegesystem wirkt,
- wobei der Walzgutkopf das Walzgerüst zu einem tatsächlichen Anstichzeitpunkt erreicht,
- wobei einem Biegeregler ein Basissollwert zugeführt wird und der Biegeregler unter
Berücksichtigung des Basissollwertes einen resultierenden Sollwert ermittelt,
- wobei dem Biegeregler weiterhin ein Istwert der Biegekraft zugeführt wird,
- wobei der Biegeregler anhand des resultierenden Sollwertes und des Istwertes eine
Basisstellgröße für das Biegesystem ermittelt, so dass bei Ansteuerung des Biegesystems
mit der Basisstellgröße der Istwert dem resultierenden Sollwert so weit wie möglich
angenähert wird,
- wobei der Biegeregler den resultierenden Sollwert ab einem Stabilisierungszeitpunkt,
der nach dem Anstichzeitpunkt liegt, unter zusätzlicher Berücksichtigung einer beim
Walzen des flachen Walzguts auftretenden tatsächlichen Walzkraft ermittelt.
[0002] Die vorliegende Erfindung geht weiterhin aus von einer Walzeinheit zum Walzen eines
flachen Walzguts aus Metall, das einen Walzgutkopf aufweist,
- wobei die Walzeinheit ein Walzgerüst und einen Biegeregler aufweist,
- wobei das Walzgerüst zumindest in Arbeitswalzeneinbaustücken gelagerte Arbeitswalzen
und Stützwalzen aufweist,
- wobei das Walzgerüst ein die Arbeitswalzeneinbaustücke auseinander drückendes Biegesystem
aufweist,
- wobei der Biegeregler das Biegesystem ansteuert,
- wobei das Walzgerüst und der Biegeregler im Betrieb der Walzeinheit derart miteinander
zusammenwirken, dass sie ein derartiges Betriebsverfahren ausführen.
Stand der Technik
[0003] Walzgerüste zum Walzen eines flachen Walzguts sind oftmals als Quartogerüst (d.h.
als Walzgerüst mit Arbeitswalzen und Stützwalzen) oder als Sextogerüst (d.h. als Walzgerüst
mit Arbeitswalzen, Stützwalzen sowie zwischen den Arbeitswalzen und den Stützwalzen
angeordneten Zwischenwalzen) ausgebildet. In ihnen wird oftmals ein Metallband gewalzt,
manchmal auch ein Grobblech.
[0004] Vor dem Walzen eines jeweiligen Walzguts erfolgt eine Stichplanberechnung. Im Rahmen
der Stichplanberechnung werden Sollwerte für die einzelnen Stellglieder des Walzgerüsts
ermittelt, mit denen die Stellglieder beim Walzen des jeweiligen Walzguts betrieben
werden sollen. Die Sollwerte umfassen zumindest die Anstellung oder die Walzkraft.
Meist umfassen sie auch einen Sollwert - nachfolgend als Basissollwert bezeichnet
- für die Biegekraft, mit der die Arbeitswalzeneinbaustücke und damit auch die Arbeitswalzen
auseinander gedrückt werden sollen. Mittels der Biegekraft kann eine Beeinflussung
von Kontur, Profil und Planheit des Walzguts erfolgen.
[0005] Für die Beeinflussung von Kontur, Profil und Planheit können auch andere Stellglieder
vorhanden sein, beispielsweise eine Arbeitswalzenverschiebung oder eine lokale Kühlung.
Bei Walzgerüsten für Edelstahl kann weiterhin zur Profilbeeinflussung eine Schmierung
von Bandkanten erfolgen. Die weiteren Stellglieder sind im Rahmen der vorliegenden
Erfindung jedoch nicht relevant.
[0006] Die Stichplanberechnung wird von einer übergeordneten Steuereinrichtung durchgeführt,
die in Fachkreisen üblicherweise als L2-System bezeichnet wird. Die im Rahmen der
Stichplanberechnung ermittelten Sollwerte werden von der Steuereinrichtung an unterlagerte
Regler weitergegeben, die während des Walzens des Walzguts eine Echtzeitregelung realisieren.
Die Gesamtheit der Regler wird in Fachkreisen üblicherweise als L1-System bezeichnet.
Die Vorgabe der Sollwerte erfolgt, bevor das Walzgut den Walzspalt zwischen den Arbeitswalzen
des Walzgerüsts erreicht, also bevor der Anstich erfolgt.
[0007] Beispielsweise wird der Sollwert für die Biegekraft - also der Basissollwert - einem
Biegeregler vorgegeben. Dieser Sollwert wird während des Walzens des flachen Walzguts
durch verschiedene Korrekturgrößen modifiziert. Eine der Korrekturgrößen ist ein Zusatzsollwert,
der in Abhängigkeit von der Walzkraft ermittelt wird und - ähnlich einer AGC - Änderungen
der Walzenbiegung kompensieren soll, die aufgrund einer veränderten Walzkraft auftreten.
Das Aufschalten dieses Zusatzsollwertes erfolgt jedoch erst, nachdem die Instabilitäten,
die sich beim Anstich ergeben, von den Reglern des L1-Systems wieder ausgeregelt sind.
[0008] Der Biegeregler ermittelt daher während eines Anstichzeitraums, der vor dem Anstichzeitpunkt
beginnt und nach dem Anstichzeitpunkt endet, anhand ausschließlich des Basissollwertes
und des Istwertes der Biegekraft eine Basisstellgröße für das Biegesystem und steuert
das Biegesystem gemäß der ermittelten Basisstellgröße an. Die Ermittlung erfolgt derart,
dass der Istwert der Biegekraft jederzeit so weit wie möglich an den Basissollwert
angenähert wird.
[0009] Beim Anstechen bricht die Biegekraft (also deren Istwert) ein. Der Biegeregler versucht
zwar, diesen Einbruch so schnell wie möglich wieder auszuregeln. Bis zum vollständigen
Ausregeln vergeht jedoch eine Zeitspanne von mehreren 100 ms, teilweise von bis zu
500 ms.
[0010] Der Einbruch der Biegekraft beeinflusst zum einen die sich ergebende Kontur und das
zugehörige Profil sowie die Planheit des Walzguts negativ. Dies kann jedoch oftmals
hingenommen werden. Der Einbruch der Biegekraft führt jedoch zum anderen zu einem
kurzzeitigen instabilen Zustand, dessen Auswirkungen auf den Bandlauf nicht stets
vorhersehbar sind. Insbesondere kann es geschehen, dass sich auslaufseitig des Walzgerüsts
in dem Walzgut ein Haken bildet. In manchen Fällen ist der Haken so groß, dass er
an Seitenführungen auslaufseitig des Walzgerüsts anstößt. Dies kann zu Beschädigungen
der Seitenführungen und im Einzelfall sogar zu einem Verhaken des Walzgutkopfes führen.
Der Walzgutkopf wird in diesem Fall nicht mehr weiter transportiert, während das Walzgerüst
das Walzgut weiter nachschiebt. Dadurch wölbt sich das Walzgut auf (so genannter Hochgeher).
Dies führt zumindest zu einer unplanmäßigen längeren Unterbrechung des Betriebs des
Walzgerüsts, manchmal sogar darüber hinaus zu erheblichen Schäden an dem Walzgerüst
oder nachgeordneten Einrichtungen.
Zusammenfassung der Erfindung
[0011] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, Möglichkeiten zu schaffen,
mittels derer der instabile Zustand so weit wie möglich vermieden werden kann.
[0012] Die Aufgabe wird durch ein Betriebsverfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
Vorteilhafte Ausgestaltungen sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche 2 bis 7.
[0013] Erfindungsgemäß wird ein Betriebsverfahren der eingangs genannten Art dadurch ausgestaltet,
dass während eines Anstichzeitraums, der vor dem tatsächlichen Anstichzeitpunkt beginnt
und nach dem tatsächlichen Anstichzeitpunkt endet,
- dem Biegeregler zusätzlich zum Basissollwert ein Zusatzsollwert zugeführt wird, so
dass der Biegeregler während des Anstichzeitraums den resultierenden Sollwert unter
Berücksichtigung nicht nur des Basissollwertes, sondern auch des Zusatzsollwertes
ermittelt und dadurch unmittelbar vor dem tatsächlichen Anstichzeitpunkt der Istwert
der Biegekraft größer als der Basissollwert ist, und/oder
- durch Aufschalten einer Zusatzstellgröße auf die Basisstellgröße eine resultierende
Stellgröße ermittelt wird, die dem Biegesystem zugeführt und das Biegesystem dadurch
derart angesteuert wird, dass die resultierende Stellgröße größer als die Basisstellgröße
ist, und/oder
- einem Auswahlglied die Basisstellgröße und eine Minimalstellgröße zugeführt werden
und das Auswahlglied dem Biegesystem das Maximum von Basisstellgröße und Minimalstellgröße
zuführt.
[0014] Sofern der Istwert der Biegekraft unmittelbar vor dem Anstichzeitpunkt größer als
der Basissollwert ist, beginnt der Einbruch der Biegekraft auf einem höheren Niveau.
Dies reduziert die Wahrscheinlichkeit und das Ausmaß einer möglichen Ausbildung eines
Hakens. Sofern die resultierende Stellgröße größer als 0 ist, ist das Hydraulikventil,
mittels dessen dem Biegesystem Hydraulikflüssigkeit zugeführt wird, zum Anstichzeitpunkt
zumindest teilweise geöffnet. Es muss also nicht zum Anstichzeitpunkt geöffnet werden.
Das Anstechen des Walzguts führt daher zu einem kleineren Einbruch der Biegekraft.
Auch dies reduziert die Wahrscheinlichkeit und das Ausmaß einer möglichen Ausbildung
eines Hakens. Eine resultierende Stellgröße größer als 0 kann durch geeignete Vorgabe
der zu Zusatzstellgröße gewährleistet sein. Beispielsweise kann die Zusatzstellgröße
auf 110 % des maximal möglichen Wertes gesetzt werden. Selbst wenn der Biegeregler
als Basisstellgröße den minimal möglichen Wert ermittelt, ist dadurch das Hydraulikventil
zu mindestens -100 % +110 % = 10 % geöffnet.
[0015] Alternativ zu einer Vorgabe der Zusatzstellgröße kann auch direkt die Minimalstellgröße
zugeführt werden. Wenn in diesem Fall das Hydraulikventil durch die Basisstellgröße
bereits geöffnet ist und die Minimalstellgröße kleiner als die Basisstellgröße ist,
bleibt das Hydraulikventil ohne Veränderung der Öffnungsstellung geöffnet. Unabhängig
vom Wert der Basisstellgröße wird das Hydraulikventil aber stets zumindest so weit
geöffnet, wie dies durch die Minimalstellgröße vorgegeben ist. Durch geeignete Wahl
der Minimalstellgröße (nämlich größer als 0) kann also auch in diesem Fall gewährleistet
werden, dass das Hydraulikventil zum Anstichzeitpunkt zumindest teilweise geöffnet
ist.
[0016] Es ist möglich, dass der Zusatzsollwert und/oder die Zusatzstellgröße und/oder die
Minimalstellgröße mit dem Beginn des Anstichzeitraums abrupt auf ihren Maximalwert
geschaltet werden. Ebenso ist es möglich, dass der Zusatzsollwert und/oder die Zusatzstellgröße
und/oder die Minimalstellgröße mit dem Ende des Anstichzeitraums abrupt auf Null abgesenkt
werden. Vorzugsweise aber werden der Zusatzsollwert und/oder die Zusatzstellgröße
und/oder die Minimalstellgröße ab dem Beginn des Anstichzeitraums mit endlicher Steigung
streng monoton von 0 auf ihren Maximalwert angehoben und/oder zum Ende des Anstichzeitraums
mit endlicher Steigung streng monoton von ihrem Maximalwert auf Null abgesenkt. Dadurch
ergeben sich weichere Übergänge, die insbesondere den Biegeregler, das Hydraulikventil
und das Biegesystem weniger beanspruchen und weiterhin auch insbesondere beim Absenken
des Zusatzsollwertes und/oder der Zusatzstellgröße und/oder der Minimalstellgröße
auf 0 zu einem stabileren Übergang führen.
[0017] Möglichkeiten zum Anheben und Absenken mit endlicher Steigung sind dem Fachmann allgemein
bekannt und vertraut. Beispielsweise kann ein Rampen erfolgen oder kann ein Verschleifen
eines binären Schaltvorgangs durch entsprechende Filterung erfolgen.
[0018] In der Regel wird mittels einer Wegverfolgung für das Walzgut ein erwarteter Anstichzeitpunkt
ermittelt. In diesem Fall liegt der Beginn des Anstichzeitraums vorzugsweise um eine
vorbestimmte frühe Zeitspanne vor dem erwarteten Anstichzeitpunkt.
[0019] Die vorbestimmte frühe Zeitspanne ist beispielsweise derart bemessen, dass der Zusatzsollwert
und/oder die Zusatzstellgröße und/oder die Minimalstellgröße ihren Maximalwert zu
einem Zeitpunkt erreichen, dessen Abstand zum erwarteten Anstichzeitpunkt mindestens
so groß wie eine Fehlertoleranz zwischen dem tatsächlichen und dem erwarteten Anstichzeitpunkt
ist. Die Fehlertoleranz kann der Fachmann ohne weiteres anhand der ihm bekannten Ungenauigkeiten
der Wegverfolgung des Walzgutkopfes abschätzen. Typischerweise liegt die vorbestimmte
Zeitspanne im Bereich zwischen 0,5 s und 2,0 s, insbesondere zwischen 0,8 s und 1,5
s, beispielsweise bei ca. 1,0 s.
[0020] Es ist möglich, dass das Ende des Anstichzeitraums um eine vorbestimmte späte Zeitspanne
nach dem erwarteten Anstichzeitpunkt liegt. Vorzugsweise aber liegt das Ende des Anstichzeitraums
um eine vorbestimmte späte Zeitspanne nach dem tatsächlichen Anstichzeitpunkt. Der
tatsächliche Anstichzeitpunkt kann ohne weiteres erfasst werden, beispielsweise aufgrund
eines abrupten Anstiegs der tatsächlichen Walzkraft oder des von Antrieben der Arbeitswalzen
tatsächlich aufgebrachten Walzmoments.
[0021] In beiden Fällen ist die vorbestimmte späte Zeitspanne derart bemessen, dass der
Zusatzsollwert und/oder die Zusatzstellgröße und/oder die Minimalstellgröße ihren
Maximalwert bis zu einem Zeitpunkt beibehalten, dessen Abstand zum erwarteten oder
tatsächlichen Anstichzeitpunkt einen vorbestimmten Wert aufweist. Ab diesem Zeitpunkt
kann dann das Absenken des Zusatzsollwertes und/oder der Zusatzstellgröße und/oder
der Minimalstellgröße auf 0 erfolgen. Der genannte Wert - also die Zeitspanne, während
derer der Zusatzsollwert und/oder die Zusatzstellgröße und/oder die Minimalstellgröße
noch auf ihrem Maximalwert gehalten werden - ist durch die Auslegung und Dimensionierung
des Biegesystems bestimmt. Meist liegt der Wert im Bereich zwischen 0,1 s und 1,0
s, insbesondere zwischen 0,2 s und 0,6 s, beispielsweise bei 0,3 s oder 0,4 s.
[0022] Vorzugsweise werden ein Maximalwert des Zusatzsollwertes und/oder der Zusatzstellgröße
und/oder der Minimalstellgröße vor dem Walzen des flachen Walzguts in Abhängigkeit
von Eigenschaften des Walzguts und/oder in Abhängigkeit von einer erwarteten Walzkraft
bestimmt. Dadurch kann der entsprechende Maximalwert optimal auf den konkret auszuführenden
Walzstich abgestimmt werden. Alternativ oder zusätzlich ist es möglich, dass der Maximalwert
des Zusatzsollwertes und/oder der Zusatzstellgröße und/oder der Minimalstellgröße
derart bestimmt wird, dass die resultierende Stellgröße unmittelbar vor dem tatsächlichen
Anstichzeitpunkt ihren maximal möglichen Wert annimmt. Diese Vorgehensweise kann insbesondere
bei den vorderen Gerüsten einer mehrgerüstigen Fertigstraße oder bei einem Walzgerüst
zum Walzen von Grobblech (plate mill) sinnvoll sein.
[0023] Vorzugsweise werden der Zusatzsollwert und/oder die Zusatzstellgröße und/oder die
Minimalstellgröße derart bestimmt, dass ein Einbruch des Istwertes der Biegekraft
zum tatsächlichen Anstichzeitpunkt, der sich ohne den Zusatzsollwert und/oder die
Zusatzstellgröße und/oder die Minimalstellgröße einstellen würde, zu mindestens 50
% kompensiert wird. Wenn also der Basissollwert den Wert X aufweist und ohne den Zusatzsollwert
und/oder die Zusatzstellgröße und/oder die Minimalstellgröße beim Anstich ein Einbruch
auf den Wert Y erfolgen würde, werden der Zusatzsollwert und/oder die Zusatzstellgröße
und/oder die Minimalstellgröße vorzugsweise derart ermittelt, dass die Biegekraft
maximal auf den Wert (X+Y)/2 einbricht, vorzugsweise sogar nur auf einen Wert, der
größer als (X+Y)/2 ist. Besonders bevorzugt ist, wenn die Biegekraft maximal auf den
Basissollwert einbricht, also auf den Wert X.
[0024] Die Aufgabe wird weiterhin durch eine Walzeinheit mit den Merkmalen des Anspruchs
8 gelöst. Erfindungsgemäß wirken bei einer Walzeinheit der eingangs genannten Art
das Walzgerüst und der Biegeregler im Betrieb der Walzeinheit derart miteinander zusammen,
dass sie ein erfindungsgemäßes Betriebsverfahren ausführen.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
[0025] Die oben beschriebenen Eigenschaften, Merkmale und Vorteile dieser Erfindung sowie
die Art und Weise, wie diese erreicht werden, werden klarer und deutlicher verständlich
im Zusammenhang mit der folgenden Beschreibung der Ausführungsbeispiele, die in Verbindung
mit den Zeichnungen näher erläutert werden. Hierbei zeigen in schematischer Darstellung:
- FIG 1
- ein Walzgerüst von der Seite vor dem Walzen eines Walzguts,
- FIG 2
- das Walzgut von FIG 1 von der Seite beim Anstich, also zu Beginn des Walzens des Walzguts,
- FIG 3
- das Walzgerüst von FIG 1 von der Seite während des Walzens des Walzguts,
- FIG 4
- einen Teil des Walzgerüsts der FIG 1 bis 3 von vorne,
- FIG 5
- einen Teil einer Steuerungsstruktur für das Walzgerüst der FIG 1 bis 4,
- FIG 6
- ein Zeitdiagramm für ein Betriebsverfahren für das Walzgerüst der FIG 1 bis 4 gemäß
dem Stand der Technik,
- FIG 7
- einen Teil einer Steuerungsstruktur für das Walzgerüst der FIG 1 bis 4 gemäß einer
ersten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung,
- FIG 8
- ein Zeitdiagramm für ein Betriebsverfahren für das Walzgerüst der FIG 1 bis 4 gemäß
der ersten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung,
- FIG 9
- einen Teil einer Steuerungsstruktur für das Walzgerüst der FIG 1 bis 4 gemäß einer
zweiten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung,
- FIG 10
- ein Zeitdiagramm für ein Betriebsverfahren für das Walzgerüst der FIG 1 bis 4 gemäß
der zweiten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung und
- FIG 11
- einen Teil einer Steuerungsstruktur für das Walzgerüst der FIG 1 bis 4 gemäß einer
dritten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung.
Beschreibung der Ausführungsformen
[0026] Gemäß den FIG 1 bis 4 weist ein Walzgerüst 1 Arbeitswalzen 2 und Stützwalzen 3 auf.
Dies stellt im Rahmen der vorliegenden Erfindung die Minimalkonfiguration des Walzgerüsts
1 dar. Zusätzlich könnte das Walzgerüst 1 weiterhin Zwischenwalzen aufweisen. Die
Zwischenwalzen wären in diesem Fall zwischen den Arbeitswalzen 2 und den Stützwalzen
3 angeordnet. Die Arbeitswalzen 2 weisen entsprechend der Darstellung in FIG 4 Lagerzapfen
4 auf, mit denen die Arbeitswalzen 2 in Arbeitswalzeneinbaustücken 5 gelagert sind.
In analoger Weise weisen die Stützwalzen 3 Lagerzapfen 6 auf, mit denen die Stützwalzen
3 in Stützwalzeneinbaustücken 7 gelagert sind.
[0027] Auf die Stützwalzeneinbaustücke 7 und damit im Ergebnis auch auf die Stützwalzen
3 wird beim Walzen eines Walzguts 8 eine Walzkraft F aufgebracht. Die Walzkraft F
wird über die Stützwalzen 3 auf die Arbeitswalzen 2 übertragen. Dies ist Fachleuten
allgemein bekannt. Das Walzgut 8 selbst besteht aus Metall, beispielsweise aus Stahl
oder Aluminium. Es ist ein flaches Walzgut, beispielsweise ein Band oder ein Grobblech.
Es weist einen Walzgutkopf 9 auf. Der Walzgutkopf 9 ist derjenige Bereich des Walzguts
8, der in dem Walzgerüst 1 zuerst gewalzt wird. Dementsprechend ist in den FIG 1 bis
3 mit x eine Transportrichtung des Walzguts 8 bezeichnet.
[0028] Das Walzgerüst 1 weist weiterhin ein Biegesystem 10 auf. Das Biegesystem 10 besteht
in der Regel aus mindestens zwei Hydraulikzylindereinheiten 11, 12, die antriebsseitig
und bedienseitig auf die Arbeitswalzeneinbaustücke 5 wirken und dadurch die Arbeitswalzeneinbaustücke
5 auseinander drücken. Das Biegesystem 10 dient der Einstellung von Kontur, Profil
und Planheit des Walzguts 8. In manchen Fällen greifen an den Arbeitswalzeneinbaustücken
5 jeweils mehrere Hydraulikzylindereinheiten 11, 12 an. In diesem Fall sind entsprechend
mehr Hydraulikzylindereinheiten 11, 12 vorhanden.
[0029] Das Walzgerüst 1 wird gemäß FIG 5 von einer Steuerungsstruktur gesteuert. Die Steuerungsstruktur
umfasst üblicherweise eine Steuereinrichtung 13 und in jedem Fall einen Biegeregler
14.
[0030] Die Steuereinrichtung 13 ist eine übergeordnete Steuereinrichtung, die als L2-System
wirkt, das heißt im Rahmen einer Stichplanberechnung für unterlagerte Regler deren
Sollwerte ermittelt. In FIG 5 ist diesbezüglich nur ein einziger Regler dargestellt,
nämlich ein Biegeregler 14. In der Praxis sind natürlich auch weitere Regler vorhanden.
Im Rahmen der vorliegenden Erfindung kommt es jedoch nur auf den Biegeregler 14 an.
Daher ist auch nur der Biegeregler 14 dargestellt und wird nachfolgend auch nur der
Biegeregler 14 erläutert.
[0031] Die Stichplanberechnung wird für das Walzgut 8 durchgeführt, noch bevor das Walzgut
8 in dem Walzgerüst 1 gewalzt wird (siehe FIG 1). Im Rahmen der Stichplanberechnung
ermittelt die Steuereinrichtung 13 Sollwerte für die Anstellung des Walzgerüsts 1,
gegebenenfalls die Walzenverschiebung und andere mehr. Insbesondere ermittelt die
Steuereinrichtung 13 im Rahmen der Stichplanberechnung für das Walzen des Walzguts
8 in dem Walzgerüst 1 einen Basissollwert FBB* der Biegekraft. Der Basissollwert FBB*
kann ein einzelner, singulärer, zeitlich konstanter Wert sein. Alternativ können für
verschiedene Abschnitte des zu walzenden Bandes jeweils eigene Basissollwerte FBB*
ermittelt werden. In diesem Fall variiert der Basissollwert FBB* zeitlich.
[0032] Der Basissollwert FBB* wird dem Biegeregler 14 ab einem Zeitpunkt t1 (siehe FIG 6)
zugeführt. Der Zeitpunkt t1 wird nachfolgend als Vorgabezeitpunkt t1 bezeichnet. Zum
Vorgabezeitpunkt t1 hat der Walzgutkopf 9 das Walzgerüst 1 noch nicht erreicht (siehe
FIG 1). Das Zuführen des Basissollwertes FBB* erfolgt in der Regel durch die Steuereinrichtung
13. Prinzipiell kann der Basissollwert FBB* dem Biegeregler 14 aber auch anderweitig
zugeführt werden.
[0033] Dem Biegeregler 14 wird weiterhin ein Istwert FB der Biegekraft zugeführt. Möglichkeiten
zur Erfassung oder Ermittlung des Istwertes FB sind Fachleuten allgemein bekannt.
Beispielsweise können zur Ermittlung der Biegekraft FB Arbeitsdrücke pP, pT in Arbeitsräumen
der Hydraulikzylindereinheiten 11, 12 in Verbindung mit den wirksamen Arbeitsflächen
rechnerisch miteinander verknüpft werden.
[0034] Der Biegeregler 14 steuert das Biegesystem 10. Insbesondere ermittelt der Biegeregler
14 anhand eines resultierenden Sollwertes FB* und des Istwertes FB eine Basisstellgröße
SB für das Biegesystem 10. Die Ermittlung der Basisstellgröße SB erfolgt derart, dass
der Istwert FB dem resultierenden Sollwert FB* so weit wie möglich angenähert wird,
sofern das Biegesystem 10 mit der Basisstellgröße SB angesteuert wird. Den resultierenden
Sollwert FB* ermittelt der Biegeregler 14 unter Verwertung zumindest des Basissollwertes
FBB*. Temporär kann der resultierende Sollwert FB* mit dem Basissollwert FBB* identisch
sein. Zumindest zeitweise gehen in den resultierenden Sollwert FB* aber auch weitere
Größen ein. Dies wird noch ersichtlich werden. Unter Verwertung der Basisstellgröße
SB ermittelt der Biegeregler 14 eine resultierende Stellgröße SR. Temporär kann die
resultierende Stellgröße SR mit der Basisstellgröße SB identisch sein. Im normalen
Betrieb, d.h. während des stabilen Walzens des flachen Walzguts 8, gibt der Biegeregler
14 die resultierende Stellgröße SR an das Biegesystem 10 aus und steuert dadurch das
Biegesystem 10.
[0035] Der Biegeregler 14 ermittelt als Basisstellgröße SB und auch als resultierende Stellgröße
SR insbesondere einen Öffnungszustand für Hydraulikventile 15, 16, mittels derer Arbeitsräume
der Hydraulikzylindereinheiten 11, 12 mit einem hohen Arbeitsdruck pP (Pumpendruck)
und einem niedrigen Arbeitsdruck pT (Tankdruck) beaufschlagt werden. Die Hydraulikventile
15, 16 sind in der Regel kontinuierlich verstellbare Ventile, also Proportionalventile
oder Servoventile.
[0036] Aufgrund der Vorgabe des Basissollwertes FBB* ermittelt der Biegeregler 14 somit
ab dem Vorgabezeitpunkt t1 zunächst eine relativ große Basisstellgröße SB, möglicherweise
sogar einen maximal möglichen Wert MAX der Basisstellgröße SB (und damit auch der
resultierenden Stellgröße SR). Er reduziert die Basisstellgröße SB jedoch wieder auf
0 oder nahezu auf Null, sobald der Istwert FB der Biegekraft dem Basissollwert FBB*
so weit wie möglich angeglichen ist. Ergänzend wird in diesem Zusammenhang darauf
hingewiesen, dass im Rahmen der vorliegenden Erfindung positive Werte der Basisstellgröße
SB mit einer Erhöhung der Biegekraft (bis auf einen technisch maximal möglichen Wert)
korrespondieren, negative Werte mit einer Verringerung der Biegekraft.
[0037] Zu einem Zeitpunkt t2 erreicht der Walzgutkopf 9 das Walzgerüst 1 (siehe FIG 2).
Der Zeitpunkt t2 wird nachfolgend als tatsächlicher Anstichzeitpunkt t2 bezeichnet.
Der tatsächliche Anstichzeitpunkt t2 kann ohne weiteres erfasst werden, beispielsweise
durch Erkennen eines deutlichen Anstiegs der Walzkraft F oder eines Walzmoments eines
Antriebs der Arbeitswalzen 2. Beim Anstich bricht die Biegekraft FB deutlich ein.
Einbrüche von 50 % und mehr sind durchaus möglich. Binnen relativ kurzer Zeit öffnet
der Biegeregler 14 durch Vorgabe einer entsprechenden Basisstellgröße SB die Hydraulikventile
15, 16 und stellt dadurch die Biegekraft wieder auf ihrem resultierenden Sollwert
FB* ein. Die Zeitdauer zum Wiederherstellen der Biegekraft liegt meist deutlich unter
1 s, beispielsweise bei ca. 500 ms.
[0038] Nach dem tatsächlichen Anstichzeitpunkt t2 erfolgt das Walzen des Walzguts 8 (siehe
FIG 3). Unmittelbar nach dem Anstichzeitpunkt t2 ergibt sich jedoch ein vergleichsweise
instabiler Zustand des Walzgerüsts 1, der von den verschiedenen, dem Walzgerüst 1
zugeordneten Reglern (unter anderem dem Biegeregler 14) wieder ausgeregelt wird. Zu
einem Stabilisierungszeitpunkt t3 ist wieder ein stabiler Zustand erreicht. Der zeitliche
Abstand des Stabilisierungszeitpunkts t3 vom Anstichzeitpunkt t2 ist durch die Auslegung
und Dimensionierung des Walzgerüsts bestimmt. In der Regel liegt er im Bereich von
1 s und weniger, beispielsweise bei 500 ms oder sogar darunter.
[0039] Ab dem Stabilisierungszeitpunkt t3 wird mittels einer Ermittlungseinheit 17 ein Korrekturwert
δFB* ermittelt. Der Korrekturwert δFB* wird auf den Basissollwert FBB* aufgeschaltet.
Ab dem Stabilisierungszeitpunkt t3 ergibt sich der resultierende Sollwert FB* somit
als Summe des Basissollwertes FBB* und des Korrekturwertes δFB*. Die Ermittlung des
Korrekturwertes δFB* in der Ermittlungseinheit 17 erfolgt in Abhängigkeit von der
(tatsächlichen) Walzkraft F. Die Ermittlungseinheit 17 realisiert somit eine sogenannte
DPC (= "Biege-AGC").
[0040] Gegebenenfalls können dem Biegeregler 14 ab dem Stabilisierungszeitpunkt t3 zusätzlich
auch weitere Korrekturgrößen zugeführt werden, beispielsweise von einer Planheitsregelung
oder von einer Profil-Feedbackregelung. Auch eine Korrektur basierend auf thermischen
Einflussgrößen ist möglich. Zumindest die Kompensation von walzkraftbedingten Einflüssen
ist jedoch gegeben.
[0041] Zu einem Zeitpunkt t4 läuft ein Walzgutfuß 18 (siehe FIG 1 bis 3) des Walzguts 8
aus dem Walzgerüst 1 aus. Analog zum tatsächlichen Anstichzeitpunkt t2 kann auch der
tatsächliche Abstichzeitpunkt t4 ohne weiteres erfasst werden, insbesondere durch
Erkennen eines deutlichen Absinkens der Walzkraft F oder eines Walzmoments eines Antriebs
der Arbeitswalzen 2. Der Zeitpunkt t4 wird nachfolgend als Abstichzeitpunkt bezeichnet.
In der Regel wird das Aufschalten des Korrekturwertes δFB* auf den Basissollwert FBB*
kurz vor dem Abstichzeitpunkt t4 eingefroren, d.h. der zuletzt ermittelte Korrekturwert
δFB* wird beibehalten. Dies ist im Rahmen der vorliegenden Erfindung jedoch von untergeordneter
Bedeutung.
[0042] Die obenstehend erläuterte Vorgehensweise des Standes der Technik wird im Kern beibehalten,
jedoch erfindungsgemäß modifiziert und ergänzt. Eine mögliche Modifizierung und Ergänzung
wird nachstehend in Verbindung mit den FIG 7 und 8 näher erläutert, eine weitere mögliche
Modifizierung und Ergänzung in Verbindung mit den FIG 9 und 10 und eine wiederum andere
Modifizierung und Ergänzung in Verbindung mit FIG 11.
[0043] Im Rahmen der Ausgestaltung gemäß den FIG 7 und 8 wird dem Biegeregler 14 während
eines Anstichzeitraums - zusätzlich zum Basissollwert FBB* - ein Zusatzsollwert FBZ*
zugeführt. Der Zusatzsollwert FBZ* kann dem Biegeregler 14 von der Steuereinrichtung
13 zugeführt. Er kann aber auch anderweitig vorgegeben werden, beispielsweise von
einer Bedienperson (nicht dargestellt).
[0044] Der Anstichzeitraum beginnt zu einem Anfangszeitpunkt t5 und endet zu einem Endzeitpunkt
t6. Der Anfangszeitpunkt t5 liegt vor dem tatsächlichen Anstichzeitpunkt t2. Der Endzeitpunkt
t6 liegt nach dem tatsächlichen Anstichzeitpunkt t2. Er liegt meist vor dem Stabilisierungszeitpunkt
t3. Auch kann er mit dem Stabilisierungszeitpunkt t3 zusammenfallen. Zumindest in
der Regel sollte der Endzeitpunkt t6 aber nicht nach dem Stabilisierungszeitpunkt
t3 liegen. Denn ab dem Stabilisierungszeitpunkt t3 ist Sinn und Zweck der Regelungen
des Walzgerüsts 1 nicht mehr, einen stabilen Beginn des Walzens zu gewährleisten.
Vielmehr ist es nunmehr Sinn und Zweck der Regelungen des Walzgerüsts 1, das Walzgut
8 auf seine Zieleigenschaften zu walzen, insbesondere auf seine Zieldicke und sein
Zielprofil bzw. seine Zielkontur. Eine über den Stabilisierungszeitpunkt t3 hinausgehende
Vorgabe des Zusatzsollwertes FBZ* wäre hierfür nachteilig.
[0045] Der Zusatzsollwert FBZ* wird auf den Basissollwert FBB* aufgeschaltet. Das Zuführen
des Zusatzsollwertes FBZ* zum Biegeregler 14 bewirkt, dass der Biegeregler 14 als
resultierenden Sollwert FB* die Summe von Basissollwert FBB* und Zusatzsollwert FBZ*
ermittelt. Die Ermittlung der Basisstellgröße SB erfolgt also derart, dass der Istwert
FB der Biegekraft so weit wie möglich dieser Summe angenähert ist. Aufgrund des modifizierten
Sollwertes (FBB*+FBZ* statt FBB*) ist der Istwert FB der Biegekraft unmittelbar vor
dem Anstichzeitpunkt t2 größer als der Basissollwert FBB*.
[0046] Im Rahmen der Ausgestaltung gemäß den FIG 9 und 10 wird während des Anstichzeitraums
eine Zusatzstellgröße SZ auf die Basisstellgröße SB aufgeschaltet. Den Hydraulikventilen
15, 16 wird somit als resultierende Stellgröße SR die Summe von Basisstellgröße SB
und Zusatzstellgröße SZ zugeführt. Im Ergebnis ist somit die resultierende Stellgröße
SR unmittelbar vor dem tatsächlichen Anstichzeitpunkt t2 größer als die Basisstellgröße
SB. Die Zusatzstellgröße SZ kann dem Biegeregler 14 von der Steuereinrichtung 13 zugeführt.
Sie kann aber auch anderweitig vorgegeben werden, beispielsweise von einer Bedienperson
(nicht dargestellt).
[0047] Bei der Ausgestaltung gemäß FIG 9 werden ausgangsseitig des Biegereglers 14 die Basisstellgröße
SB und die Zusatzstellgröße SZ addiert. Bei der Ausgestaltung gemäß FIG 9 hingegen
werden ausgangsseitig des Biegereglers 14 die Basisstellgröße SB und eine Minimalstellgröße
SM einem Auswahlglied 19 zugeführt. Das Auswahlglied 19 wählt die größere der ihm
zugeführten Stellgrößen SB, SE aus und führt die ausgewählte Stellgröße dem Biegesystem
10 als resultierende Stellgröße SR zu. Bei dieser Ausgestaltung ist es zum einen nicht
erforderlich, den Zusatzsollwert FBZ* vorzugeben, da der Biegeregler 14 zwar bewirken
kann, dass die resultierende Stellgröße SR größer als die Minimalstellgröße SM ist.
Der Biegeregler 14 kann aber nicht bewirken, dass die resultierende Stellgröße SR
kleiner als die Minimalstellgröße SM ist. Die Minimalstellgröße definiert also einen
minimalen Ansteuerzustand des Biegesystem 10.
[0048] In aller Regel ist es ausreichend, entweder die Vorgehensweise gemäß den FIG 7 und
8 oder die Vorgehensweise gemäß den FIG 9 und 10 zu ergreifen. Prinzipiell ist es
aber ebenso möglich, die beiden Vorgehensweisen miteinander zu kombinieren. Beispielsweise
kann zwar primär das Aufschalten der Zusatzstellgröße SZ erfolgen, so dass der Istwert
FB der Biegekraft erhöht wird. In diesem Fall kann gleichzeitig der Zusatzsollwert
FBZ* entsprechend nachgeführt werden, damit der Biegeregler 14 nicht aufgrund der
Abweichung des Istwertes FB der Biegekraft vom Basissollwert FBB* der Erhöhung der
Biegekraft entgegenwirkt. Auch ohne ein Nachführen des Zusatzsollwertes FBZ* kann
jedoch erreicht werden, dass die resultierende Stellgröße SR zwangsweise positiv ist.
Hierfür ist lediglich erforderlich, die Zusatzstellgröße SZ hinreichend groß zu wählen.
Die Ausgestaltung gemäß FIG 11 muss in aller Regel nicht mit einer der Ausgestaltungen
der FIG 7 bis 10 kombiniert werden.
[0049] Insbesondere aus den FIG 8 und 10, im Einzelfall auch den FIG 7 und 9, sind auch
verschiedene vorteilhafte Ausgestaltungen der vorliegenden Erfindung erkennbar. Gleiches
gilt im Ergebnis auch für die Ausgestaltung von FIG 11. Diese Ausgestaltungen sind
für die Realisierung des Grundprinzips der vorliegenden Erfindung nicht erforderlich,
bieten aber zusätzliche Vorteile. Die Ausgestaltungen werden nachstehend einzeln näher
erläutert. Sie sind unabhängig voneinander realisierbar, können aber nach Bedarf auch
miteinander kombiniert werden. Weiterhin werden die Ausgestaltungen nachstehend ausnahmslos
in Verbindung mit FIG 8 und teilweise FIG 7 erläutert, also für den Fall, dass der
Zusatzsollwert FBZ* vorgegeben wird. Die vorteilhaften Ausgestaltungen sind jedoch
in völlig analoger Weise auch realisierbar, wenn die Zusatzstellgröße SZ oder die
Minimalstellgröße SM vorgegeben werden.
[0050] Eine mögliche Ausgestaltung betrifft die Art und Weise, auf welche ab dem Anfangszeitpunkt
t5 der Zusatzsollwert FBZ* vorgegeben wird. Insbesondere wird der Zusatzsollwert FBZ*
vorzugsweise ab dem Anfangszeitpunkt t5 streng monoton und mit endlicher Steigung
von 0 auf einen Maximalwert FBZ0* angehoben. Der Zeitraum, während dessen diese Anhebung
erfolgt, kann insbesondere im Bereich von mehreren 100 ms liegen. Das Anheben sollte
vor dem tatsächlichen Anstichzeitpunkt t2 beendet sein. Entsprechende Vorgehensweisen
zum allmählichen Anheben sind Fachleuten allgemein bekannt.
[0051] Eine weitere mögliche Ausgestaltung betrifft die Art und Weise, auf welche der Zusatzsollwert
FBZ* nach dem tatsächlichen Anstichzeitpunkt t2 abgesenkt wird. Insbesondere wird
der Zusatzsollwert FBZ* vorzugsweise streng monoton und mit endlicher Steigung von
seinem Maximalwert FBZ0* auf 0 abgesenkt. Der Zeitraum, während dessen diese Absenkung
erfolgt, kann insbesondere ebenfalls im Bereich von mehreren 100 ms liegen. Entsprechende
Vorgehensweisen zum allmählichen Absenken sind Fachleuten allgemein bekannt. Der Wert
0 muss jedoch spätestens zum Stabilisierungszeitpunkt t3 erreicht sein.
[0052] Eine weitere mögliche Ausgestaltung betrifft die Festlegung des Anfangszeitpunkts
t5. Insbesondere kann im Rahmen einer Wegverfolgung des Walzgutkopfes 9 (die Implementierung
einer Wegverfolgung ist Fachleuten allgemein bekannt) ein erwarteter Anstichzeitpunkt
t7 ermittelt werden. Demzufolge ist es problemlos möglich, den Anfangszeitpunkt t5
derart zu bestimmen, dass er um eine vorbestimmte frühe Zeitspanne T1 vor dem erwarteten
Anstichzeitpunkt t7 liegt.
[0053] Der tatsächliche Anstichzeitpunkt t2 kann zeitlich vor oder zeitlich nach dem erwarteten
Anstichzeitpunkt t7 liegen. Die zeitliche Abweichung ist aber maximal so groß wie
eine vorbekannte Fehlertoleranz δt. Der tatsächliche Anstichzeitpunkt t2 liegt also
in dem Intervall [t7-δt;t7+δt].
[0054] Die vorbestimmte frühe Zeitspanne T1 kann insbesondere derart bemessen sein, dass
der Zusatzsollwert FBZ* seinen Maximalwert FBZ0* zum tatsächlichen Anstichzeitpunkt
t2 bereits mit Sicherheit erreicht hat. Diese Ausgestaltung ermöglicht es insbesondere,
zu gewährleisten, dass auch der Istwert FB der Biegekraft bereits der Summe von Basissollwert
FBB* und Zusatzsollwert FBZ* so weit wie möglich angeglichen ist. Alternativ kann
die vorbestimmte frühe Zeitspanne t1 kann aber auch derart bemessen sein, dass der
Zusatzsollwert FBZ* seinen Maximalwert FBZ0* zum tatsächlichen Anstichzeitpunkt t2
mit Sicherheit noch nicht erreicht hat. Diese Ausgestaltung ermöglicht es insbesondere,
zu gewährleisten, dass die resultierende Stellgröße SR zum tatsächlichen Anstichzeitpunkt
t2 einen positiven Wert aufweist. Typischerweise liegt die vorbestimmte Zeitspanne
T1 im Bereich zwischen 0,5 s und 2,0 s, insbesondere zwischen 0,8 s und 1,5 s, beispielsweise
bei ca. 1,0 s.
[0055] Eine besondere Art und Weise der Bestimmung der frühen Zeitspanne T1 kann auch mit
einer besonderen Art und Weise der Bestimmung des Zusatzsollwertes FBZ* (bzw. von
dessen Maximalwert FBZ0*) kombiniert werden. Insbesondere kann die frühe Zeitspanne
T1 derart bestimmt werden, dass zum tatsächlichen Anstichzeitpunkt t2 "die Biegekraft
FB bereits der Summe von Basissollwert FBB* und Zusatzsollwert FBZ* so weit wie möglich
angeglichen ist". Gleichzeitig kann der Zusatzsollwert FBZ* (bzw. dessen Maximalwert
FBZ0*) aber derart bestimmt sein, dass der Istwert FB der Biegekraft die Summe von
Basissollwert FBB* und Zusatzsollwert FBZ* gar nicht erreichen kann (aus diesem Grund
wurde die oben stehende Formulierung in Anführungszeichen gesetzt). Diese Vorgehensweise
hat zur Folge, dass die resultierende Stellgröße SR zwangsweise auf einen positiven
Wert - oftmals sogar auf den Maximalwert MAX geht - und dort verharrt, weil das eigentlich
gewünschte Ergebnis (FB = FBB* + FBZ*) nicht erreicht werden kann.
[0056] Eine weitere mögliche Ausgestaltung betrifft - unter Einhaltung der Bedingung, dass
der Endzeitpunkt t6 nicht nach dem Stabilisierungszeitpunkt t3 liegt - die Festlegung
des Endzeitpunkts t6. Denn wie bereits erwähnt, kann der tatsächliche Anstichzeitpunkt
t2 ohne weiteres erfasst werden bzw. aufgrund erfasster Messgrößen ermittelt werden.
Demzufolge ist es problemlos möglich, den Endzeitpunkt t6 derart zu bestimmen, dass
er um eine vorbestimmte späte Zeitspanne T2 nach dem tatsächlichen Anstichzeitpunkt
t2 liegt.
[0057] Vorzugsweise ist die vorbestimmte späte Zeitspanne T2 derart bemessen, dass der Zusatzsollwert
FBZ* seinen Maximalwert FBZ0* bis zu einem Zeitpunkt beibehält, dessen Abstand vom
tatsächlichen Anstichzeitpunkt t2 einen vorbestimmten Wert aufweist. Dieser Wert kann
insbesondere im Bereich zwischen 0,1 s und 1,0 s liegen. Beispielsweise kann er zwischen
0,2 s und 0,6 s liegen. Besonders bevorzugt ist ein Wert zwischen 0,3 s und 0,4 s.
Nach diesem letztgenannten Zeitpunkt erfolgt dann das - gegebenenfalls sprunghafte,
bevorzugt allmähliche - Absenken des Zusatzsollwertes FBZ* von seinem Maximalwert
FBZ0* auf 0. Das Erreichen des Wertes 0 entspricht dem Endzeitpunkt t6. Da weiterhin
auch die Zeitdauer bekannt ist, während derer das Absenken des Zusatzsollwertes FBZ*
erfolgt, ist ausgehend vom tatsächlichen Anstichzeitpunkt t2 der Endzeitpunkt t6 ohne
weiteres ermittelbar.
[0058] Alternativ ist es möglich, die vorbestimmte späte Zeitspanne T2 ausgehend von dem
erwarteten Anstichzeitpunkt t7 zu ermitteln. In diesem Fall erfolgen die Ermittlungen
nicht ausgehend vom tatsächlichen Anstichzeitpunkt t2, sondern ausgehend vom erwarteten
Anstichzeitpunkt t7.
[0059] Eine weitere mögliche Ausgestaltung betrifft die Art und Weise, auf welche - beispielsweise
von der Steuereinrichtung 13 - der Zusatzsollwert FBZ* (bzw. dessen Maximalwert FBZ0*)
bestimmt wird. Insbesondere können Eigenschaften E1, E2 des Walzguts 8 verwertet werden.
Bei den Eigenschaften E1 handelt es sich um Istgrößen oder erwartete Größen des Walzguts
8, die das Walzgut 8 vor dem Walzen in dem Walzgerüst 1 aufweist bzw. vermutlich aufweist.
Beispiele derartiger Größen sind die Breite, die Dicke, die Temperatur und die chemische
Zusammensetzung und unter Umständen auch die Vorbehandlung des Walzguts 8. Bei den
Eigenschaften E2 handelt es sich um Zielgrößen, die das Walzgut 8 nach dem Walzen
in dem Walzgerüst 1 aufweisen soll. Beispiele derartiger Größen sind die Breite und
die Dicke des Walzguts 8. Weiterhin sind mechanische Eigenschaften E3 des Walzgerüsts
1 bekannt, beispielsweise der Elastizitätsmodul des Gerüstständers, die Durchmesser
der Arbeitswalzen 2, die Durchmesser der Stützwalzen 3 und andere mehr. Schließlich
werden - beispielsweise von der Steuereinrichtung 13 - im Rahmen der Stichplanberechnung
erwartete Werte für Betriebsgrößen des Walzgerüsts 1 für das Walzen des Walzguts 8
ermittelt, insbesondere ein Erwartungswert FE für die Walzkraft F. Vorzugsweise wird
der Zusatzsollwert FBZ* bzw. dessen Maximalwert FBZ0* in Abhängigkeit von den Eigenschaften
E1, E2 des Walzguts 8 und/oder des Erwartungswertes FE der Walzkraft F ermittelt.
Gegebenenfalls können zusätzlich auch die mechanischen Eigenschaften E3 des Walzgerüsts
1 mit berücksichtigt werden. Die konkrete Bestimmung kann beispielsweise über eine
Formel oder eine Tabelle erfolgen. Die Formel bzw. die Tabelle können beispielsweise
in der Steuereinrichtung 13 hinterlegt sein.
[0060] Eine weitere mögliche Ausgestaltung betrifft ebenfalls die Art und Weise, auf die
der Zusatzsollwert FBZ* bzw. dessen Maximalwert FBZ0* bestimmt werden. Insbesondere
kann der Zusatzsollwert FBZ* derart bestimmt werden, dass die resultierende Stellgröße
SR unmittelbar vor dem tatsächlichen Anstichzeitpunkt t2 ihren maximal möglichen Wert
annimmt. Diese Bestimmung des Zusatzsollwertes FBZ* führt dazu, dass die Hydraulikventile
15, 16 zum tatsächlichen Anstichzeitpunkt t2 vollständig geöffnet sind und dadurch
der gesamte Arbeitsdruck pP des hydraulischen Systems (einschließlich Akkumulatoren)
den Anstich stabilisiert. Diese Vorgehensweise kann insbesondere bei einer Grobblechstraße
und bei den vorderen Walzgerüsten einer mehrgerüstigen Fertigstraße (bei einem Metallband)
sinnvoll sein. Eine Anwendung dieser Vorgehensweise bei hinteren Walzgerüsten einer
mehrgerüstigen Fertigstraße ist jedoch prinzipiell ebenfalls möglich.
[0061] Auch eine letzte mögliche Ausgestaltung betrifft die Art und Weise, auf welche der
Zusatzsollwert FBZ* bzw. dessen Maximalwert FBZ0* bestimmt wird. Insbesondere kann
der Zusatzsollwert FBZ* derart bestimmt werden, dass ein Einbruch des Istwertes FB
der Biegekraft zum tatsächlichen Anstichzeitpunkt t2, der sich ohne das Zuführen des
Zusatzsollwertes FBZ* zum Biegeregler 14 einstellen würde, zu mindestens 50 % kompensiert
wird.
[0062] In vielen Fällen wird es ausreichen, wenn die Hydraulikventile 15, 16 nicht vollständig,
sondern nur geringfügig geöffnet sind. Insbesondere für derartige Fälle sind Ausgestaltungen
sinnvoll, bei denen die Minimalstellgröße SM vorgegeben wird und die Minimalstellgröße
SM einen relativ geringen Wert aufweist, beispielsweise einen Wert, der zwischen 8
% und 20 % der maximal möglichen Aussteuerung der Hydraulikventile 15, 16 liegt. Eine
Vorgabe einer größeren Minimalstellgröße SM für andere Fälle soll aber nicht ausgeschlossen
sein.
[0063] Die vorliegende Erfindung weist viele Vorteile auf. Insbesondere wird der Anstich
deutlich stabilisiert. Weiterhin ergibt sich eine Verkürzung des Zeitraums, der ab
dem Anstichzeitpunkt t2 vergeht, bis der Istwert FB der Biegekraft wieder den Basissollwert
FBB* erreicht. Schließlich werden der Einfädelvorgang und der Walzvorgang als solche
stabilisiert.
[0064] Obwohl die Erfindung im Detail durch das bevorzugte Ausführungsbeispiel näher illustriert
und beschrieben wurde, so ist die Erfindung nicht durch die offenbarten Beispiele
eingeschränkt und andere Varianten können vom Fachmann hieraus abgeleitet werden,
ohne den Schutzumfang der Erfindung zu verlassen.
Bezugszeichenliste
[0065]
- 1
- Walzgerüst
- 2
- Arbeitswalzen
- 3
- Stützwalzen
- 4, 6
- Lagerzapfen
- 5
- Arbeitswalzeneinbaustücke
- 7
- Stützwalzeneinbaustücke
- 8
- Walzgut
- 9
- Walzgutkopf
- 10
- Biegesystem
- 11, 12
- Hydraulikzylindereinheiten
- 13
- Steuereinrichtung
- 14
- Biegeregler
- 15, 16
- Hydraulikventile
- 17
- Ermittlungseinheit
- 18
- Walzgutfuß
- 19
- Auswahlglied
- E1 bis E3
- Eigenschaften
- F
- Walzkraft
- FE
- Erwartungswert
- FB*
- resultierender Sollwert
- FBB*
- Basissollwert
- FBZ*
- Zusatzsollwert
- FBZ0*
- Maximalwert
- FB
- Istwert der Biegekraft
- MAX
- maximal möglicher Wert
- pP, pT
- Arbeitsdrücke
- SB
- Basisstellgröße
- SM
- Minimalstellgröße
- SR
- resultierende Stellgröße
- SZ
- Zusatzstellgröße
- t1 bis t7
- Zeitpunkte
- T1, T2
- Zeitspannen
- x
- Transportrichtung
- δFB*
- Korrekturwert
- δt
- Fehlertoleranz
1. Betriebsverfahren für ein Walzgerüst (1) zum Walzen eines flachen Walzguts (8) aus
Metall, das einen Walzgutkopf (9) aufweist,
- wobei das Walzgerüst (1) zumindest Arbeitswalzen (2) und Stützwalzen (3) aufweist,
- wobei die Arbeitswalzen (2) in Arbeitswalzeneinbaustücken (5) gelagert sind und
auf die Arbeitswalzeneinbaustücke (5) ein die Arbeitswalzeneinbaustücke (5) auseinander
drückendes Biegesystem (10) wirkt,
- wobei der Walzgutkopf (9) das Walzgerüst (1) zu einem tatsächlichen Anstichzeitpunkt
(t2) erreicht,
- wobei einem Biegeregler (14) ein Basissollwert (FBB*) zugeführt wird und der Biegeregler
(14) unter Berücksichtigung des Basissollwertes (FBB*) einen resultierenden Sollwert
(FB*) ermittelt,
- wobei dem Biegeregler (14) weiterhin ein Istwert (FB) der Biegekraft zugeführt wird,
- wobei der Biegeregler (14) anhand des resultierenden Sollwertes (FB*) und des Istwertes
(FB) eine Basisstellgröße (SB) für das Biegesystem (10) ermittelt, so dass bei Ansteuerung
des Biegesystems (10) mit der Basisstellgröße (SB) der Istwert (FB) dem resultierenden
Sollwert (FB*) so weit wie möglich angenähert wird,
- wobei der Biegeregler (14) den resultierenden Sollwert (FB*) ab einem Stabilisierungszeitpunkt
(t3), der nach dem Anstichzeitpunkt (t2) liegt, unter zusätzlicher Berücksichtigung
einer beim Walzen des flachen Walzguts (8) auftretenden tatsächlichen Walzkraft (F)
ermittelt,
dadurch gekennzeichnet,
dass während eines Anstichzeitraums, der vor dem tatsächlichen Anstichzeitpunkt (t2) beginnt
und nach dem tatsächlichen Anstichzeitpunkt (t2) endet,
- dem Biegeregler (14) zusätzlich zum Basissollwert (FBB*) ein Zusatzsollwert (FBZ*)
zugeführt wird, so dass der Biegeregler (14) während des Anstichzeitraums den resultierenden
Sollwert (FB*) unter Berücksichtigung nicht nur des Basissollwertes (FBB*), sondern
auch des Zusatzsollwertes (FBZ*) ermittelt und dadurch unmittelbar vor dem tatsächlichen
Anstichzeitpunkt (t2) der Istwert (FB) der Biegekraft größer als der Basissollwert
(FBB*) ist, und/oder
- durch Aufschalten einer Zusatzstellgröße (SZ) auf die Basisstellgröße (SB) eine
resultierende Stellgröße (SR) ermittelt wird, die dem Biegesystem (10) zugeführt und
das Biegesystem (10) dadurch derart angesteuert wird, dass die resultierende Stellgröße
(SR) größer als die Basisstellgröße (SB) ist und/oder
- einem Auswahlglied (19) die Basisstellgröße (SB) und eine Minimalstellgröße (SM)
zugeführt werden und das Auswahlglied (19) dem Biegesystem (10) das Maximum von Basisstellgröße
(SB) und Minimalstellgröße (SM) zuführt.
2. Betriebsverfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Zusatzsollwert (FBZ*) und/oder die Zusatzstellgröße (SZ) und/oder die Minimalstellgröße
(SM) ab dem Beginn (t5) des Anstichzeitraums mit endlicher Steigung streng monoton
von 0 auf einen Maximalwert (FBZ0*) angehoben werden und/oder zum Ende (t6) des Anstichzeitraums
mit endlicher Steigung streng monoton von ihrem Maximalwert (FBZ0*) auf Null abgesenkt
werden.
3. Betriebsverfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass mittels einer Wegverfolgung für das Walzgut (8) ein erwarteter Anstichzeitpunkt (t7)
ermittelt wird und dass der Beginn (t5) des Anstichzeitraums um eine vorbestimmte
frühe Zeitspanne (T1) vor dem erwarteten Anstichzeitpunkt (t7) liegt.
4. Betriebsverfahren nach Anspruch 1, 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Ende (t6) des Anstichzeitraums um eine vorbestimmte späte Zeitspanne (T2) nach
dem tatsächlichen Anstichzeitpunkt (t2) liegt.
5. Betriebsverfahren nach einem der obigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein Maximalwert des Zusatzsollwertes (FBZ*) und/oder der Zusatzstellgröße (SZ) und
oder der Minimalstellgröße (SM) vor dem Walzen des Walzguts (8) in dem Walzgerüst
(1) in Abhängigkeit von Eigenschaften (E1, E2) des Walzguts (8) und/oder in Abhängigkeit
von einer erwarteten Walzkraft (FE) bestimmt werden.
6. Betriebsverfahren nach einem der obigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Maximalwert des Zusatzsollwertes (FBZ*) und/oder der Zusatzstellgröße (SZ) und/oder
der Minimalstellgröße (SM) derart bestimmt wird, dass die resultierende Stellgröße
(SR) zum tatsächlichen Anstichzeitpunkt (t2) ihren maximal möglichen Wert (MAX) annimmt.
7. Betriebsverfahren nach einem der obigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Zusatzsollwert (FBZ*) und/oder die Zusatzstellgröße (SZ) und/oder die Minimalstellgröße
(SM) derart bestimmt werden, dass ein Einbruch des Istwertes (FB) der Biegekraft zum
tatsächlichen Anstichzeitpunkt (t2), der sich ohne den Zusatzsollwert (FBZ*) und/oder
die Zusatzstellgröße (SZ) und/oder die Minimalstellgröße (SM) einstellen würde, zu
mindestens 50 % kompensiert wird.
8. Walzeinheit zum Walzen eines flachen Walzguts (8) aus Metall, das einen Walzgutkopf
(9) aufweist,
- wobei die Walzeinheit ein Walzgerüst (1) und einen Biegeregler (14) aufweist,
- wobei das Walzgerüst (1) zumindest in Arbeitswalzeneinbaustücken (5) gelagerte Arbeitswalzen
(2) und Stützwalzen (3) aufweist,
- wobei das Walzgerüst (1) ein die Arbeitswalzeneinbaustücke (5) auseinander drückendes
Biegesystem (10) aufweist,
- wobei der Biegeregler (14) das Biegesystem (10) ansteuert,
- wobei das Walzgerüst (1) und der Biegeregler (14) im Betrieb der Walzeinheit derart
miteinander zusammenwirken, dass sie ein Betriebsverfahren nach einem der obigen Ansprüche
ausführen.