[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur bordseitigen Überwachung der Umgebung eines
Schienenfahrzeugs. Außerdem betrifft die Erfindung eine Umgebungsüberwachungseinrichtung.
Überdies betrifft die Erfindung ein Schienenfahrzeug.
[0002] Schienenfahrzeugführer, kurz auch als Fahrer bezeichnet, haben neben der eigentlichen
Steuerung der Fahrt eines Schienenfahrzeugs viele zusätzliche Aufgaben zu erfüllen.
Eine der kritischen Aufgaben des Schienenfahrzeugführers besteht darin, die Umgebung
seines Schienenfahrzeugs zu beobachten und alle Beobachtungen zu melden, die ein potentielles
Problem für den Betrieb des Schienentransportsystems betreffen könnten. Davon umfasst
ist zum Beispiel die Beobachtung, ob die in der Peripherie wachsende Vegetation zu
nahe an die Gleise vorgedrungen ist oder sich andere Bestandteile der Umgebung geändert
haben und möglicherweise eine zukünftige Gefahr darstellen könnten. Beispiele hierfür
sind umgefallene Bäume, auf die Gleise gefallene Äste, auf die Gleise gefallene Felsbrocken
und eine dicke Schneedecke im Gleisbereich. Es ist anzumerken, dass die Fahrer nicht
nur ihr eigenes Gleis, sondern auch benachbarte Gleise überwachen. Weiterhin beobachten
Fahrer auch entgegenkommende oder vorbeifahrende Züge, um Gefahrenquellen, wie zum
Beispiel Ladegut auf einem entgegenkommenden Zug, das nicht korrekt gesichert wurde
und sich daher verschoben hat, zu erkennen. Wird der Bahnbetrieb auf einen fahrerlosen
Betrieb umgestellt, so gibt es an Bord eines Schienenfahrzeugs keine Person, die die
vorgenannten Aufgaben erfüllen könnte. Folglich müssen die beschriebenen Aufgaben
durch andere Einrichtungen und/oder Personen erfüllt werden.
[0003] Bisher wurde daher immer eine Person an Bord, beispielsweise ein Fahrer oder eine
andere Person, damit beauftragt, die Aufgabe der Beobachtung der Umgebung zu übernehmen.
Unter den oben beschriebenen Überwachungsaufgaben wurde lediglich bei der Überwachung
der Vegetation versucht, diese Aufgabe durch alternative Methoden zu erfüllen. Bei
einem solchen alternativen Verfahren wird ein spezielles Überwachungsfahrzeug eingesetzt,
das die Position der Vegetation genau aufzeichnet. Alternativ dazu oder zusätzlich
kann die Position der Vegetation auch durch Satelliten oder Luftfahrzeuge aufgezeichnet
werden. Zusätzlich kann auch eine bordseitige Videokamera auf eine Schienenstrecke
gerichtet werden, mit der Videodaten aufgenommen werden, um zu ermitteln, wo die Vegetation
in das Gleisbett oder den Bahndamm einer Schienenstrecke einwächst.
[0004] Allerdings bringen diese Verfahren folgende Probleme mit sich: Wird ein speziell
für eine Überwachung ausgelegtes Fahrzeug genutzt, so fallen dafür hohe Kosten an,
und da normalerweise nur wenige dieser speziellen Überwachungsfahrzeuge zur Verfügung
stehen, ist es unmöglich, das gesamte Schienennetz mit einer ausreichenden Häufigkeit
abzufahren, um Probleme und Gefahren zeitnah bzw. rechtzeitig zu erkennen. Die Bildaufnahme
mit Satelliten ist hinsichtlich der Auflösung eingeschränkt und eine Bildaufnahme
der Schienen, die von oben erfolgt, kann nicht dazu genutzt werden, zwischen überhängender
Vegetation, welche keinen Einfluss auf den Bahnbetrieb ausübt, und der Vegetation,
welche sich im Höhenbereich der Schienenfahrzeuge befindet und daher eine Gefahr für
diese bedeuten kann, zu unterscheiden. Die bordseitige Überwachung der Vegetation
durch bordseitige Kameras wird mit speziellen Kameras durchgeführt, die auf das Gleisbett
gerichtet sind, um kleine wachsende Pflanzen zu identifizieren. Allerdings kann mit
einer solchen Kamera keine Vegetation identifiziert werden, die neben dem Gleisbett
wächst und möglicherweise in Zukunft in den Fahrbereich der Schienenfahrzeuge einwachsen
wird.
[0005] Es besteht also die Aufgabe, ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Umgebungsüberwachung
bereitzustellen, welche einen Fahrer eines Schienenfahrzeugs zumindest teilweise von
der Überwachung der Umgebung des Schienenfahrzeugs entlasten können und zumindest
ähnlich effektiv sind wie eine menschliche Person.
[0006] Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren zur bordseitigen Überwachung der Umgebung
eines Schienenfahrzeugs gemäß Patentanspruch 1, eine Umgebungsüberwachungseinrichtung
gemäß Patentanspruch 12 und ein Schienenfahrzeug gemäß Patentanspruch 13 gelöst.
[0007] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zur bordseitigen Überwachung der Umgebung eines
Schienenfahrzeugs durch eine Sensoreinheit des Schienenfahrzeugs werden Sensordaten
von einem Überwachungsbereich erfasst, welcher einen Gleisabschnitt eines benachbarten
Gleises sowie dessen Umgebung umfasst. Die Sensordaten werden dann daraufhin geprüft
und ausgewertet, ob sich ein Objekt in dem Überwachungsbereich befindet. Für diesen
Fall wird also ein Objekt in dem Überwachungsbereich auf Basis der erfassten Sensordaten
detektiert und lokalisiert. Als Sensoreinheit werden bevorzugt Sensoreinheiten genutzt,
die auch für eine Detektion von potentiellen Kollisionshindernissen auf dem Gleis,
welches von dem Schienenfahrzeug selbst befahren wird, genutzt werden. Vorteilhaft
müssen daher keine zusätzlichen Sensoren für die Überwachung des Nachbargleises an
dem Schienenfahrzeug installiert werden.
[0008] Dann wird ermittelt, ob das detektierte Objekt eine Gefahr für den Schienenverkehr,
also insbesondere für ein auf dem benachbarten Gleis fahrendes Schienenfahrzeug oder
für ein auf dem eigenen Gleis fahrendes Schienenfahrzeug darstellen könnte. Dieser
Ermittlungsschritt erfolgt in Abhängigkeit von den Sensordaten und der Position und
den Abmessungen des detektierten und lokalisierten Objekts.
[0009] Bevorzugt wird auch die Position des Gleisabschnitts des benachbarten Gleises ermittelt.
Als benachbartes Gleis soll in diesem Zusammenhang ein Gleis verstanden werden, das
sich im Überwachungsbereich der Sensorik des Schienenfahrzeugs befindet und daher
von dem Schienenfahrzeug während der Fahrt oder auch im Stand überwacht werden kann.
Im engeren Sinn soll als benachbartes Gleis ein Gleis verstanden werden, welches sich
neben, genauer gesagt direkt neben dem Gleis befindet, auf dem das überwachende Schienenfahrzeug
fährt oder steht.
[0010] Weiterhin werden bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zur bordseitigen Überwachung
der Umgebung eines Schienenfahrzeugs bevorzugt auch Abmessungen des Gleisabschnitts
des dem Schienenfahrzeug benachbarten Gleises ermittelt. Die Abmessungen umfassen
insbesondere die Breite des von dem benachbarten Gleis eingenommenen Bereichs. In
der Regel sind Spurweiten bekannt, der Gleiskörper kann aber zum Beispiel im Bereich
einer Weiche auch breiter sein als die Spurweite.
[0011] Zur Ermittlung der Position des benachbarten Gleisabschnitts wird eine Position und
Orientierung des Schienenfahrzeugs selbst ermittelt. Diese Position kann zum Beispiel
durch Selbstlokalisierung und eine selbstständige Messung der Orientierung des Schienenfahrzeugs
erfolgen. Da die Gleise oder Teile der Gleisabschnitte gegenüber den Sensoren verdeckt
sein können, sei es aufgrund einer Kurve oder eines Objekts, das auf den Schienen
liegt, oder schlechter Wetterbedingungen, werden die Schienen bzw. das von dem Schienenfahrzeug
befahrene Gleis sowie das benachbarte Gleis auch auf Basis von Kartendaten lokalisiert.
[0012] Das Ermitteln, ob das detektierte Objekt eine Gefahr für den Schienenverkehr darstellen
könnte, umfasst bevorzugt einen Vergleich der Position und der Abmessungen des detektierten
und lokalisierten Objekts mit der Position und der Abmessungen des überwachten Gleisabschnitts
des benachbarten Gleises.
[0013] Auch bevorzugt erfolgt dieser Vergleich in Abhängigkeit von der ermittelten Position
und den Abmessungen des überwachten Gleisabschnitts des benachbarten Gleises. Dabei
wird beispielsweise ermittelt, ob das detektierte und lokalisierte Objekt mit dem
überwachten Gleisabschnitt überlappt bzw. in diesen hineinragt oder sich gar vollständig
in dem überwachten Gleisabschnitt befindet.
[0014] Weiterhin werden gegebenenfalls auch eine Position sowie entsprechende Abmessungen
eines Fahrkanals eines auf dem benachbarten Gleis möglicherweise fahrenden Schienenfahrzeugs
mitberücksichtigt. Im einfachsten Fall lassen sich die Position sowie die Abmessungen
des Fahrkanals eines Schienenfahrzeugs anhand der Position sowie der Spurbreite des
benachbarten Gleises ermitteln. Auch die Position und die Abmessungen eines Fahrkanals
des überwachenden Schienenfahrzeugs und/oder eines Schienenfahrzeugs, welches sich
auf dem Gleis bewegt, auf dem das überwachende Schienenfahrzeug fährt, können berücksichtigt
werden, um zu ermitteln, ob ein Objekt etwa sogar in den diesseitigen Fahrkanal hineinragt.
Der Ermittlungsschritt umfasst einen Vergleich der vorgenannten Größen. Wird dabei
ermittelt, dass sich das Objekt im Fahrkanal des benachbarten Gleises oder des Gleises
befindet, auf dem sich das überwachende Schienenfahrzeug bewegt, so wird eine Gefahrenmeldung
erzeugt und an eine geeignete Stelle, beispielsweise eine zentrale stationäre Überwachungseinrichtung,
wie zum Beispiel eine zentrale Fahrdienstleitstelle, oder auch an ein auf dem benachbarten
Gleis fahrendes Schienenfahrzeug weitergegeben.
[0015] Vorteilhaft kann mit dem erfindungsgemäßen Verfahren das Schienennetz mit einer höheren
Frequenz hinsichtlich störender oder gefährlicher Objekte untersucht und überwacht
werden, als es bei der Inspektion mit Hilfe von speziellen Überwachungsfahrzeugen
der Fall ist. Außerdem sind die Genauigkeit der Lokalisierung sowie die erzielte Auflösung
der Überwachung viel höher als bei der Anwendung einer satellitenbasierten Überwachung
eines Schienennetzes, da die an einem Schienenfahrzeug installierten Sensoren aufgrund
ihrer viel größeren Nähe zu dem Überwachungsbereich mit vergleichsweise geringem technischen
Aufwand eine viel höhere Auflösung des Überwachungsbereichs erzielen können. Auch
gegenüber auf Fluggeräten basierenden Überwachungsverfahren hat das erfindungsgemäße
Verfahren den Vorteil, dass eine dreidimensionale Positionierung und Ausdehnung eines
Hindernisses ermittelt werden kann, während bei einer Überwachung aus der Vogelperspektive
oft nur eine Ermittlung von zweidimensionalen Daten eines Objekts im Gleisbereich
möglich ist. Vorteilhaft lassen sich mit dem erfindungsgemäßen Verfahren neben der
am Rand der Gleise befindlichen Vegetation auch Äste oder Felsbrocken sowie vorbeifahrende
Schienenfahrzeuge überwachen. Ein weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens
besteht darin, dass dafür die ohnehin für die Hinderniserkennung auf dem eigenen Gleis
vorhandenen bordseitigen Sensoren auch für die Inspektion benachbarter Gleise eingesetzt
werden können, so dass ein zusätzlicher Hardwareaufwand gering ist bzw. überhaupt
nicht besteht. Mithin lässt sich das erfindungsgemäße Überwachungsverfahren besonders
ressourcensparend und ohne viel Aufwand realisieren.
[0016] Die erfindungsgemäße, zumindest überwiegend bordseitige Umgebungsüberwachungseinrichtung
weist eine Sensoreinheit zum Erfassen von Sensordaten von einem Überwachungsbereich
auf. Der Überwachungsbereich umfasst einen Gleisabschnitt eines Gleises, welches einem
Gleis, auf dem sich ein Schienenfahrzeug bewegt, das die erfindungsgemäße Umgebungsüberwachungseinrichtung
umfasst, benachbart ist, sowie dessen Umgebung. Wie erwähnt, ist die Sensoreinheit
vorzugsweise bereits für andere Überwachungsaufgaben an Bord des Schienenfahrzeugs
vorhanden und wird für die Überwachung des benachbarten Gleises nur mitverwendet,
so dass Ressourcen eingespart werden und der Umrüstungsaufwand zur Realisierung der
erfindungsgemäßen Umgebungsüberwachungseinrichtung reduziert ist.
[0017] Die erfindungsgemäße Umgebungsüberwachungseinrichtung weist eine Objekterkennungseinheit
zum Detektieren und Lokalisieren eines Objekts in der Umgebung des benachbarten Gleises
auf Basis der Sensordaten auf. Die Detektion und Lokalisierung umfassen die Ermittlung
einer Position und der Abmessungen des detektierten und lokalisierten Objekts.
[0018] Vorteilhaft können die Kenntnis der Position des Objekts und des von dem Objekt eingenommenen
Bereichs sowie die Kenntnis der Position und der Beschaffenheit des überwachten Gleisabschnitts
auf Basis der Sensordaten von dem Überwachungsbereich für einen anschließenden Vergleich
genutzt werden.
[0019] Hierzu umfasst die erfindungsgemäße Umgebungsüberwachungseinrichtung eine Auswertungseinheit
zum Ermitteln, ob das detektierte Objekt eine Gefahr für den Schienenverkehr, also
insbesondere für ein auf dem benachbarten Gleis fahrendes Schienenfahrzeug oder für
ein auf dem eigenen Gleis fahrendes Schienenfahrzeug darstellen könnte. Diese Ermittlung
erfolgt durch einen Vergleich basierend auf der Kenntnis der Position und der Abmessungen
des detektierten und lokalisierten Objekts und der Sensordaten.
[0020] Die erfindungsgemäße Umgebungsüberwachungseinrichtung teilt die Vorteile des erfindungsgemäßen
Verfahrens zur bordseitigen Überwachung der Umgebung eines Schienenfahrzeugs.
[0021] Bevorzugt umfasst die erfindungsgemäße Umgebungsüberwachungseinrichtung eine Gleiserfassungseinheit
zum Ermitteln einer Position und von Abmessungen eines Gleisabschnitts eines einem
Schienenfahrzeug benachbarten Gleises auf Basis einer Position und Orientierung des
Schienenfahrzeugs und auf Basis von Kartendaten, welche das vom Schienenfahrzeug befahrene
Gleis und das benachbarte Gleis abbilden. Dabei erfolgt die Positionsermittlung des
benachbarten Gleises vorzugsweise durch Sensoren, die sich bereits für andere Aufgaben
an Bord des Schienenfahrzeugs befinden. Beispielsweise weisen Schienenfahrzeuge Sensoren
zur Hindernisdetektion und Identifizierung solcher Hindernisse auf dem eigenen Gleis
auf, um eine Kollision damit zu verhindern. Vorteilhaft kann nun der Randbereich des
Sensorfeldes, das ein oder mehrere Nachbargleise umfasst, noch zusätzlich dazu genutzt
werden, eine Inspektion des Nachbargleises und dessen Umfeld hinsichtlich störender
Objekte, insbesondere Hindernisse, durchzuführen.
[0022] Bei dieser Ausgestaltung ist die Auswertungseinheit dazu eingerichtet, zu ermitteln,
ob das detektierte Objekt eine Gefahr für den Schienenverkehr darstellt, durch einen
Vergleich der Position und der Abmessungen des detektierten und lokalisierten Objekts
mit der Position und den Abmessungen des überwachten Gleisabschnitts des benachbarten
Gleises. Vorteilhaft kann eine Relativposition des Objekts und des von dem Objekt
eingenommenen Bereichs zu der Position und der Ausdehnung des benachbarten Gleisabschnitts
ermittelt werden und für einen anschließenden Vergleich genutzt werden.
[0023] Dieser Ermittlungsschritt erfolgt also durch einen Vergleich basierend auf der Kenntnis
der Position und der Abmessungen des benachbarten Gleises und/oder gegebenenfalls
auf Basis der Position und den Abmessungen eines Fahrkanals eines auf dem benachbarten
Gleis fahrenden Schienenfahrzeugs und auf Basis der Kenntnis der Position und der
Abmessungen des detektierten Objekts. Auch die Position und die Abmessungen eines
Fahrkanals des überwachenden Schienenfahrzeugs können berücksichtigt werden, um zu
ermitteln, ob ein Objekt in den diesseitigen Fahrkanal hineinragt. Wird ermittelt,
dass sich der von dem Objekt eingenommene Bereich und der Gleisabschnitt überschneiden
oder ein Objekt, das aus einem Schienenfahrzeug herausragt, das auf dem benachbarten
Gleisabschnitt unterwegs ist, aus dem genannten Fahrkanal hervorsteht und möglicherweise
in den Fahrkanal eines benachbarten Schienenstrangs hineinragt, so wird eine Gefahrenmeldung
erzeugt und an eine geeignete Stelle, wie zum Beispiel eine zentrale Überwachungseinrichtung
bzw. eine Fahrdienstleitstelle oder ein auf einem der beiden Gleise fahrendes Schienenfahrzeug
zur Warnung weitergegeben.
[0024] Das erfindungsgemäße Schienenfahrzeug weist die erfindungsgemäße Umgebungsüberwachungseinrichtung
auf und eine Datenübermittlungseinrichtung zur Übermittlung einer Gefahrenmeldung
an eine stationäre Einrichtung, wie zum Beispiel eine Fahrdienstleitstelle, oder an
ein anderes Schienenfahrzeug. Das erfindungsgemäße Schienenfahrzeug teilt die Vorteile
der erfindungsgemäßen Umgebungsüberwachungseinrichtung.
[0025] Einige Komponenten der erfindungsgemäßen Umgebungsüberwachungseinrichtung können,
gegebenenfalls nach Ergänzung um Hardwaresysteme, wie zum Beispiel eine Sensoreinheit,
zum überwiegenden Teil in Form von Softwarekomponenten ausgebildet sein. Dies betrifft
insbesondere Teile der Gleiserfassungseinheit, der Objekterkennungseinheit und der
Auswertungseinheit.
[0026] Grundsätzlich können diese Komponenten aber auch zum Teil, insbesondere, wenn es
um besonders schnelle Berechnungen geht, in Form von softwareunterstützter Hardware,
beispielsweise FPGAs oder dergleichen, realisiert sein. Ebenso können die benötigten
Schnittstellen, beispielsweise, wenn es nur um eine Übernahme von Daten aus anderen
Softwarekomponenten geht, als Softwareschnittstellen ausgebildet sein. Sie können
aber auch als hardwaremäßig aufgebaute Schnittstellen ausgebildet sein, die durch
geeignete Software angesteuert werden.
[0027] Eine weitgehend softwaremäßige Realisierung hat den Vorteil, dass auch schon bisher
in einem Schienenfahrzeug vorhandene Rechnersysteme nach einer eventuellen Ergänzung
durch zusätzliche Hardwareelemente, wie zum Beispiel zusätzliche Sensoreinheiten,
auf einfache Weise durch ein Software-Update nachgerüstet werden können, um auf die
erfindungsgemäße Weise zu arbeiten. Insofern wird die Aufgabe auch durch ein entsprechendes
Computerprogrammprodukt mit einem Computerprogramm gelöst, welches direkt in eine
Speichereinrichtung eines solchen Rechnersystems ladbar ist, mit Programmabschnitten,
um die durch Software realisierbaren Schritte des erfindungsgemäßen Verfahrens auszuführen,
wenn das Computerprogramm in dem Rechnersystem ausgeführt wird.
[0028] Ein solches Computerprogrammprodukt kann neben dem Computerprogramm gegebenenfalls
zusätzliche Bestandteile, wie z. B. eine Dokumentation und/oder zusätzliche Komponenten,
auch Hardware-Komponenten, wie z.B. Hardware-Schlüssel (Dongles etc.) zur Nutzung
der Software, umfassen.
[0029] Zum Transport zur Speichereinrichtung des Rechnersystems und/oder zur Speicherung
an dem Rechnersystem kann ein computerlesbares Medium, beispielsweise ein Memorystick,
eine Festplatte oder ein sonstiger transportabler oder fest eingebauter Datenträger
dienen, auf welchem die von einer Rechnereinheit einlesbaren und ausführbaren Programmabschnitte
des Computerprogramms gespeichert sind. Die Rechnereinheit kann z. B. hierzu einen
oder mehrere zusammenarbeitende Mikroprozessoren oder dergleichen aufweisen.
[0030] Die abhängigen Ansprüche sowie die nachfolgende Beschreibung enthalten jeweils besonders
vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung. Dabei können insbesondere
die Ansprüche einer Anspruchskategorie auch analog zu den abhängigen Ansprüchen einer
anderen Anspruchskategorie und deren Beschreibungsteilen weitergebildet sein. Zudem
können im Rahmen der Erfindung die verschiedenen Merkmale unterschiedlicher Ausführungsbeispiele
und Ansprüche auch zu neuen Ausführungsbeispielen kombiniert werden.
[0031] In einer Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens zur bordseitigen Überwachung
der Umgebung eines Schienenfahrzeugs wird die Position und Orientierung des Schienenfahrzeugs
auf Basis einer GNSS-basierten Positions- und Orientierungsschätzung und/oder einer
auf Sensordaten von der Umgebung des Schienenfahrzeugs und auf einer Erkennung von
Merkmalen in der Umgebung des Schienenfahrzeugs basierenden Positions- und Orientierungsschätzung
ermittelt. Die Abkürzung "GNSS" steht hier für eine Satellitennavigation bzw. im Englischen
"global navigation satellite system". Die Merkmale der Umgebung oder die auf den Sensordaten
basierend ermittelte Position und Orientierung des Schienenfahrzeugs lassen sich mit
einer Landkarte vergleichen, um die Genauigkeit der Positionsermittlung und Orientierungsermittlung
weiter zu verbessern. Da die Position eines Schienenfahrzeugs einschränkenden Bedingungen
durch die Gebundenheit an eine Schienenstrecke unterliegt, kann sie leicht mit Kartendaten
abgeglichen werden, um die Positionsschätzung, beispielsweise durch Satellitennavigation,
zu verbessern.
[0032] In einer Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens zur bordseitigen Überwachung
der Umgebung eines Schienenfahrzeugs umfassen die Merkmale mindestens ein Objekt der
folgenden Objektarten:
- Landmarken,
- den Gleiskörper,
- markante Objekte in der Umgebung des überwachenden Schienenfahrzeugs, die sich beispielsweise
auch im für die Selbstlokalisierung bzw. Ermittlung der Orientierung des Schienenfahrzeugs
zur Verfügung stehenden Kartenmaterial wiederfinden lassen.
[0033] Vorteilhaft lassen sich diese Marken und Objekte und deren Positionen, welche durch
bordseitige Sensoren erfasst und ermittelt wurden, mit Kartendaten, in denen die genannten
Objekte verzeichnet sind, vergleichen, und so wird eine Kalibrierung oder Justierung
der Positionsermittlung von Objekten in der Umgebung des Schienenfahrzeugs sowie eine
Kalibrierung oder Justierung der Selbstlokalisierung des Schienenfahrzeugs ermöglicht.
Da die Position des Schienenfahrzeugs Einfluss auf die Positionsermittlung des Nachbargleises
hat, wird auf diese Weise auch die Position des Überwachungsbereichs bzw. eines überwachten
benachbarten Gleisabschnitts genauer ermittelbar. Auf diese Weise wird die sensorbasierte
Positionsermittlung von Objekten in der Umgebung des Schienenfahrzeugs und die Auswertung
hinsichtlich einer möglichen Gefahrenquelle in der Umgebung des Schienenfahrzeugs
weiter präzisiert.
[0034] In einer Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens zur bordseitigen Überwachung
der Umgebung eines Schienenfahrzeugs werden 3D-Daten von dem Überwachungsbereich erfasst
und/oder erzeugt. Vorteilhaft erlauben die 3D-Daten von der Umgebung des Schienenfahrzeugs
eine exakte Einschätzung einer Positionierung sowie einer Gefährlichkeit eines in
der Umgebung detektierten Objekts für den Schienenverkehr.
[0035] In einer Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens zur bordseitigen Überwachung
der Umgebung eines Schienenfahrzeugs werden als 3D-Daten von der Umgebung des benachbarten
Gleises Tiefensensordaten erfasst. Ein solcher Tiefensensor erlaubt eine dreidimensionale
Abtastung eines zu überwachenden Bereichs, wodurch eine Position, eine Orientierung
und die Ausdehnung eines Objekts im dreidimensionalen Raum genauer ermittelbar sind.
[0036] Die 3D-Daten können beispielsweise durch eine Lidareinheit oder eine Stereokamera
von der überwachten Umgebung erfasst werden. Lidareinheiten oder Stereokameras werden
auch zur Detektion von Kollisionshindernissen für das überwachende Schienenfahrzeug
genutzt. Vorteilhaft können diese speziellen Sensoreinheiten zusätzlich für die Überwachung
von Gleisabschnitten benachbarter Gleise verwendet werden.
[0037] Die 3D-Daten können vorzugsweise als Tiefenbild oder als Punktwolke wiedergegeben
werden. Punktwolken eignen sich insbesondere für die Erfassung der Umgebung durch
Lidarsysteme oder allgemein laserbasierte Systeme, da damit die zu verarbeitende Datenmenge
beschränkt wird.
[0038] In einer Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens zur bordseitigen Überwachung
der Umgebung eines Schienenfahrzeugs umfasst der Schritt der Gefahrenermittlung einen
Vergleich der 3D-Daten mit der Position und den Abmessungen des Fahrkanals eines auf
dem benachbarten Gleis fahrenden Schienenfahrzeugs. Vorteilhaft kann ermittelt werden,
ob ein Objekt in den Fahrkanal des benachbarten Gleises hineinragt, und gegebenenfalls
eine Gefahrenmeldung abgegeben werden.
[0039] In einer Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens zur bordseitigen Überwachung
der Umgebung eines Schienenfahrzeugs werden die 3D-Daten auf Basis von Videodaten
von einer Mono-Kamera und auf Basis der Detektion des optischen Flusses der erfassten
Videodaten ermittelt. Als Monokamera soll eine Kamera mit nur einem Objektiv verstanden
werden, welche 2D-Bilddaten erzeugt. Werden nun Bilddaten aus unterschiedlichen Positionen
und/oder Blickwinkeln der Kamera erfasst, so lässt sich trotzdem mit reduziertem Hardwareaufwand
ein 3D-Bild von der Umgebung erzeugen. Hierbei findet das Konzept der Erfassung des
optischen Flusses Anwendung. Das Konzept der Ermittlung von 3D-Daten auf Basis der
Erfassung des optischen Flusses lässt sich zum Beispiel durch einen "structure from
motion"-Algorithmus realisieren. Durch den Einsatz einer Monokamera mit zweidimensionalen
Aufnahmen errechnet das Structurefrom-Motion-Verfahren die 3D-Umgebung nicht wie bei
der Anwendung von Stereokameras direkt aus den Aufnahmen zweier Kameras mit bekannter
relativer Position. Vielmehr wird der fehlende dritte Freiheitsgrad aus der Bewegung
der Monokamera zwischen zwei Bildern ermittelt, ohne dass eine Verwendung zusätzlicher
Sensoren notwendig ist. Die Umgebung wird anschließend in Form einer Punktwolke dreidimensional
und in Echtzeit rekonstruiert. Gleichzeitig lassen sich die Trajektorie der Kamera
und damit die Bewegung des Schienenfahrzeuges in der Umgebung errechnen. Hierbei kommt
es zu einer simultanen Ortsbestimmung und Umgebungserkennung. Aus der Punktwolke werden
in einem nächsten Schritt Informationen zum Gleisverlauf, zu Oberflächen und zu Objekten
in der Umgebung des Schienenfahrzeugs extrahiert. Vorteilhaft kann auf eine aufwändige
3D-Kamera verzichtet werden und trotzdem können dreidimensionale Informationen von
der Umgebung des Schienenfahrzeugs erzeugt werden.
[0040] In einer Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens zur bordseitigen Überwachung
der Umgebung eines Schienenfahrzeugs erfolgt eine Klassifizierung des detektierten
Objekts. Weiterhin erfolgt die Gefahrenermittlung auf Basis der ermittelten Klasse
des detektierten Objekts. Beispielsweise wird das detektierte Objekt als Vegetation
oder als Felsen oder als Baum klassifiziert. Die Gefahr eines Felsens oder Baums wird
dann als deutlich höher eingeschätzt als die Gefahr von relativ harmloser Vegetation.
[0041] In einer Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens zur bordseitigen Überwachung
der Umgebung eines Schienenfahrzeugs werden für den Fall, dass als Objekt ein auf
dem benachbarten Gleis fahrendes Schienenfahrzeug klassifiziert wird, die Abmessungen
und die Position des Schienenfahrzeugs auf dem benachbarten Gleis erfasst und es wird
ein Vergleich zwischen dem Fahrkanal des Schienenfahrzeugs auf dem benachbarten Gleis
und den Abmessungen und der Position des Schienenfahrzeugs durchgeführt, um zu ermitteln,
ob das Schienenfahrzeug zumindest teilweise aus dem Fahrkanal herausragt. Alternativ
oder zusätzlich kann auch ein Vergleich der Abmessungen und der Position des Schienenfahrzeugs
auf dem benachbarten Gleis mit der Position und den Abmessungen des Fahrkanals des
beobachtenden bzw. überwachenden Schienenfahrzeugs erfolgen. Möglicherweise steht
aus dem auf dem benachbarten Gleis befindlichen Schienenfahrzeug ein Objekt hervor,
welches Schienenfahrzeuge auf dem Gleis, auf dem das detektierende Schienenfahrzeug
fährt, gefährdet. Wird durch eine Sensormessung ermittelt, dass das hervorstehende
Objekt in den diesseitigen Fahrkanal hineinragt, so kann ebenfalls eine Gefahrenmeldung
herausgegeben werden, um Schienenfahrzeuge, die auf dem Gleis des beobachtenden Schienenfahrzeugs
fahren, zu warnen oder selbst eine Kollision zu verhindern.
[0042] Analog kann auch ein Vergleich der Abmessungen und der Position des Schienenfahrzeugs,
welches auf dem benachbarten Gleis fährt, mit Fahrkanälen auf anderen Gleisen oder
auch Lichtraumweiten von Infrastruktur am Rand eines Schienenstrangs erfolgen, um
Gefahren einer Kollision von Zügen auf anderen Gleisen oder der Infrastruktur mit
dem detektierten Schienenfahrzeug ermitteln und einschätzen zu können. Vorteilhaft
wird durch diese Ausgestaltungen die Sicherheit des überwachten Schienennetzes weiter
verbessert.
[0043] Bevorzugt wird für die Umgebungserkennung bzw. Positionsbestimmung mindestens eine
Art der folgenden Typen von Sensordaten erfasst:
- Satellitennavigationsdaten,
- IMU-Daten,
- Geschwindigkeitssensordaten,
- Odometriedaten,
- infrastrukturbasierte Positionsdaten, vorzugsweise von Beacons,
- in der Umgebung des Schienenfahrzeugs detektierte Merkmalsdaten, die mit einer Landkarte
abgleichbar sind.
[0044] Als IMU-Daten sind Daten einer inertialen Messeinheit zu verstehen, welche im Englischen
als "inertial measurement unit" bezeichnet wird.
[0045] Unter einem Beacon ist eine sogenannte Funkbake zu verstehen.
[0046] Die Merkmalsdaten können beispielsweise Landmarken oder den Gleiskörper umfassen.
[0047] Die erfassten Sensordaten können auch kombiniert werden, um die Position und Orientierung
des Schienenfahrzeugs oder die Position von Objekten in der Umgebung des Schienenfahrzeugs
genauer ermitteln zu können. Beispielsweise sind bestimmte Sensoren besonders geeignet
für bestimmte Wetterbedingungen. Gegebenenfalls können diese Sensordaten entsprechend
den aktuellen Wetterbedingungen derart gewichtet werden, dass ein besonders präzises
Messergebnis erreicht wird.
[0048] Einzelne Sensoren des Schienenfahrzeugs können auch mit einer Landkarte kalibriert
werden, um Effekte der Vibration, der Drift in einer extrinsischen Kalibration der
Sensoren des Schienenfahrzeugs zu korrigieren.
[0049] Eine solche Kalibration kann folgende Schritte umfassen:
- Verwenden einer geschätzten Position und Orientierung des Schienenfahrzeugs als Startpunkt,
- Verfeinern der Position und Orientierung des Sensors in der Karte durch Abgleich mit
Landmarken und anderen Merkmalen, die in der Umgebung des Schienenfahrzeugs detektiert
wurden.
[0050] Vorteilhaft wird eine Kalibration und Justierung der für die Umgebungsüberwachung
genutzten Sensorik erreicht, so dass eine Gefahrenermittlung aufgrund der präziseren
Datengrundlage genauer und zuverlässiger wird.
[0051] Die Auswertung der von dem Schienenfahrzeug erfassten Sensordaten für eine Objektdetektion
bzw. Hindernisdetektion kann durch eine Fachperson erfolgen, die mögliche Gefahren
bzw. Kollisionsobjekte anhand von auf den erfassten Sensordaten basierenden Bilddaten
erkennt. Dieser Vorgang kann in Semi-Echtzeit erfolgen, wobei zunächst die Sensordaten
über ein Funknetz an die Person übermittelt werden, oder im Nachhinein, wobei die
Daten nur hochgeladen bzw. an die Person übermittelt werden, wenn das Schienenfahrzeug
an einem Bahnhof oder einem Depot hält, wo ein Zugang zu einem Netzwerk möglich ist.
[0052] Der Semi-Echtzeit-Betrieb ermöglicht eine zeitnahe Antwort auf ein detektiertes Hindernis.
Die Auswertung im Nachhinein kann sehr viel schneller durchgeführt werden, da die
Sensordaten mit einer viel höheren Datenrate abgespielt werden können, wobei die Hindernisse
erkennbar werden. Allerdings findet sie im Gegensatz zu dem Semi-Echtzeit-Ansatz möglicherweise
mit einer deutlichen Zeitverzögerung zu dem Zeitpunkt des Auftretens einer Gefahrenquelle
statt.
[0053] Die Sensordaten können auch durch einen Computer automatisch analysiert werden. Dieser
Vorgang kann in Echtzeit erfolgen, wenn die Sensordaten mit einem bordseitigen Rechner
analysiert werden, oder im Nachhinein, wenn die Sensordaten zunächst in die Cloud
übertragen und dort ausgewertet werden.
[0054] Auch eine Kombination der beiden Vorgehensweisen ist möglich, wobei nur möglicherweise
gefährliche Objekte, die automatisiert detektiert wurden, von einer Person nochmals
begutachtet werden, um zu ermitteln, ob das detektierte Objekt tatsächlich gefährlich
ist. Vorteilhaft muss die automatisierte Detektion nicht so exakt durchgeführt werden,
wodurch Rechenkapazität und Datenübertragungskapazität eingespart werden kann und
trotzdem eine robuste Gefahrenerkennung erreicht wird.
[0055] Die Erfindung wird im Folgenden unter Hinweis auf die beigefügten Figuren anhand
von Ausführungsbeispielen noch einmal näher erläutert. Es zeigen:
FIG 1 ein Flussdiagramm, welches ein Verfahren zur Überwachung der Umgebung eines
Schienenfahrzeugs gemäß einem Ausführungsbeispiel der Erfindung veranschaulicht,
FIG 2 eine schematische Darstellung eines Szenarios einer Überwachung eines benachbarten
Gleises durch ein Schienenfahrzeug gemäß dem in FIG 1 veranschaulichten Verfahren,
FIG 3 eine schematische Darstellung einer Umgebungsüberwachungseinrichtung gemäß einem
Ausführungsbeispiel der Erfindung,
FIG 4 eine schematische Darstellung eines Szenarios einer Überwachung eines einem
ersten Schienenfahrzeug auf einem benachbarten Gleis entgegenkommenden zweiten Schienenfahrzeugs,
FIG 5 ein Flussdiagramm, welches ein Verfahren zur Überwachung der Umgebung eines
Schienenfahrzeugs gemäß einem zweiten Ausführungsbeispiel der Erfindung veranschaulicht.
[0056] In FIG 1 ist ein Flussdiagramm 100 gezeigt, welches ein Verfahren zur Überwachung
der Umgebung U eines Schienenfahrzeugs 2 gemäß einem Ausführungsbeispiel der Erfindung
veranschaulicht.
[0057] Bei dem Schritt 1.I wird eine Position P
s und eine Orientierung OR
s des überwachenden Schienenfahrzeugs 2 selbst ermittelt. Hierzu werden Satellitennavigationsdaten
mit Hilfe eines GNSS-Empfängers sowie Landmarken LM aus der Umgebung des Schienenfahrzeugs
2 mit einem Objektsensor, beispielsweise einem Lidarsensor oder einem Radarsensor
oder einer Kamera, erfasst. Die Landmarken LM werden identifiziert und es wird ein
Abstand d sowie eine Orientierung des Schienenfahrzeugs zu den Landmarken LM anhand
der Sensordaten ermittelt. Auf Basis der ermittelten Position P
s des Schienenfahrzeugs 2 sowie der relativen Orientierung OR
s des Schienenfahrzeugs 2 zu der Landmarke LM kann eine absolute Orientierung OR
s des Schienenfahrzeugs 2 ermittelt werden.
[0058] Weiterhin werden bei dem Schritt 1.II Kartendaten KD hinzugezogen, die das von dem
Schienenfahrzeug 2 befahrene Gleis G1 und ein benachbartes Gleis G2 wiedergeben.
[0059] Die Kartendaten KD in Kombination mit der Kenntnis der Position P
s und der Orientierung OR
s des Schienenfahrzeugs 2 werden dann bei dem Schritt 1.III dazu genutzt, um eine Position
P und Abmessungen des dem Schienenfahrzeug 2 benachbarten Gleises G2 bzw. eines Gleisabschnitts
GA-G2 des benachbarten Gleises G2 zu ermitteln.
[0060] Bei dem Schritt 1.IV werden 3D-Daten 3D-SD von einem Überwachungsbereich BU erfasst.
Der Überwachungsbereich BU umfasst den mitüberwachten Gleisabschnitt GA-G2 des benachbarten
Gleises G2 sowie dessen Umgebung U. Beispielsweise umfasst die Umgebung U einen Streifen
rechts und links von dem benachbarten Gleis G2, in dem keine störenden Objekte, wie
zum Beispiel Vegetation oder Felsbrocken, auftreten sollten, damit die Fahrt eines
Schienenfahrzeugs, welches sich auf dem mitüberwachten Gleisabschnitt GA-G2 befindet,
nicht durch die Objekte gestört wird.
[0061] Bei dem Schritt 1.V wird ein Objekt O in dem Überwachungsbereich BU auf Basis der
bei dem Schritt 1.IV erfassten 3D-Daten 3D-SD detektiert und lokalisiert. Für diesen
Schritt kann zum Beispiel eine KI-basierte Bildauswertung mit einer Erkennung bzw.
Klassifizierung von Objekten O durchgeführt werden.
[0062] Bei dem Schritt 1.VI wird weiterhin ermittelt, ob das detektierte Objekt O eine Gefahr
für den Schienenverkehr darstellen könnte. Diese Ermittlung erfolgt in Abhängigkeit
von der Position P und den Abmessungen b des überwachten Gleisabschnitts GA-G2 des
benachbarten Gleises G2. Weiterhin werden bei der Gefahrenermittlung die Position
P
F und die Abmessungen b
F eines Fahrkanals FK eines auf dem benachbarten Gleis G2 möglicherweise fahrenden
Schienenfahrzeugs 2a mit der Position P
o und den Abmessungen des detektierten Objekts O verglichen. Wird aufgrund dieses Vergleichs
zum Beispiel ermittelt, dass sich das Objekt O in dem Fahrkanal FK befindet, so wird
das Objekt O als gefährlich eingestuft und eine entsprechende Gefahreninformation
an eine zentrale Fahrdienstleitung per Funk übermittelt.
[0063] In FIG 2 ist eine schematische Darstellung 20 eines Szenarios einer Überwachung eines
benachbarten Gleises G2 durch ein Schienenfahrzeug 2 gemäß dem in FIG 1 veranschaulichten
Verfahren gezeigt. Das Schienenfahrzeug 2 fährt in Pfeilrichtung, also von links nach
rechts, auf einem ersten Gleis G1, welches in Figur 2 als das obere Gleis bzw. linke
Gleis dargestellt ist, und erfasst durch einen Sensor einer Umgebungsüberwachungseinrichtung
30, welcher im Frontbereich des Schienenfahrzeugs 2 angeordnet ist, einen weiten dreieckigen
Bereich B
D vor dem Schienenfahrzeug 2, der in FIG 2 gestrichelt markiert ist. Der Sensor dient
eigentlich dazu, einen Bereich des ersten Gleises G1 vor dem Schienenfahrzeug 2, also
in FIG 1 rechts von dem Schienenfahrzeug 2, zu überwachen, um Kollisionen des Schienenfahrzeugs
2 mit einem im Fahrkanal des Schienenfahrzeugs 2 befindlichen Objekt (nicht gezeigt)
zu vermeiden.
[0064] Der dreieckige Bereich B
D umfasst einen rechteckigen Überwachungsbereich BU, welcher einen Gleisabschnitt GA-G2
eines dem ersten Gleis G1 benachbarten zweiten Gleises G2, in FIG 2 das untere Gleis
bzw. rechte Gleis, einschließt. Dieser Gleisabschnitt GA-G2 wird nun quasi nebenbei
bzw. zusätzlich zu dem vor dem Schienenfahrzeug 2 liegenden Abschnitt des ersten Gleises
G1 mitüberwacht. Wird nun von der Umgebungsüberwachungseinrichtung 30 in dem Überwachungsbereich
BU ein Objekt O detektiert und lokalisiert, so wird dessen Position P
o und dessen Abmessung AB mit der Position P
F eines Fahrkanals FK und dessen Abmessungen b
F auf dem zweiten Gleis G2 verglichen. Wird bei diesem Vergleich ermittelt, dass sich
das Objekt O in dem Fahrkanal FK befindet, so wird eine Gefahrenmeldung GI über eine
Funkeinheit 21 des Schienenfahrzeugs 2 an eine zentrale Fahrdienstleitung 22 übermittelt.
Von der zentralen Fahrdienstleitung 22 können dann auf dem benachbarten Gleis G2 fahrende
Schienenfahrzeuge 2a (siehe FIG 4), beispielsweise per Funk, rechtzeitig vor der erkannten
Gefahr gewarnt werden.
[0065] In FIG 3 ist eine Umgebungsüberwachungseinrichtung 30 eines Schienenfahrzeugs 2 (siehe
FIG 2) gemäß einem Ausführungsbeispiel der Erfindung schematisch dargestellt. Die
Umgebungsüberwachungseinrichtung 30 umfasst eine Gleiserfassungseinheit 31 zum Ermitteln
einer Position P und von Abmessungen b eines Gleisabschnitts GA-G2 eines dem Gleis
G1, auf dem das Schienenfahrzeug 2 unterwegs ist, benachbarten Gleises G2 (siehe FIG
2). Hierzu erhält die Gleiserfassungseinheit 31 von einer GNSS-Einheit 32a Positionsdaten
P
s des Schienenfahrzeugs 2 sowie von zusätzlichen Sensoreinheiten (nicht gezeigt) und
auf Basis von Kartendaten KD Informationen über die Orientierung OR
s des Schienenfahrzeugs 2. Weiterhin erhält die Gleiserfassungseinheit 31 von einer
3D-Sensoreinheit 32 3D-Sensordaten 3D-SD von einem Überwachungsbereich BU, welcher
den Gleisabschnitt GA-G2 des benachbarten Gleises G2 sowie dessen Umgebung U umfasst.
Auf der Basis der empfangenen Sensordaten P
s, OR
s, 3D-SD sowie auf Basis von gespeicherten Kartendaten KD ermittelt die Gleiserfassungseinheit
31 die Position P und die Abmessungen b des benachbarten Gleises G2 bzw. des Gleisabschnitts
GA-G2 des benachbarten Gleises G2.
[0066] Die Positionsdaten P und Abmessungen b des benachbarten Gleisabschnitts GA-G2 werden
an eine Auswertungseinheit 34 übermittelt, die ebenfalls Teil der Umgebungsüberwachungseinrichtung
30 ist. Weiterhin umfasst die Umgebungsüberwachungseinrichtung 30 eine Objekterkennungseinheit,
die dazu eingerichtet ist, ein Objekt O in der Umgebung U des benachbarten Gleises
G2 auf Basis der Sensordaten 3D-SD, welche sie von der 3D-Sensoreinheit 32 empfängt,
zu detektieren und zu lokalisieren. Eine solche Detektion kann zum Beispiel durch
einen Vergleich mit Vergleichsdaten von dem Gleisabschnitt aus einer Datenbank erfolgen
oder durch Anwendung eines KI-basierten Ansatzes. Eine Lokalisierung des detektierten
Objekts O in dem Überwachungsbereich BU bzw. eine Ermittlung von Positionsdaten P
o und Abmessungen AB des detektierten Objekts O kann zum Beispiel durch eine Abstandsermittlung
und Orientierungsermittlung auf Basis der erfassten 3D-Sensordaten 3D-SD realisiert
werden.
[0067] Wie bereits erwähnt, umfasst die Umgebungsüberwachungseinrichtung 30 auch eine Auswertungseinheit
34, welche dazu eingerichtet ist, auf Basis der ermittelten Positionsdaten P
o des detektierten Objekts O sowie der Position P und der Abmessungen b des benachbarten
Gleises G2 zu ermitteln, ob das detektierte und lokalisierte Objekt O eine Gefahr
für den Schienenverkehr darstellen könnte. Bei dem Objekt O kann es sich zum Beispiel
um einen Felsbrocken oder einen umgefallenen Baum handelt. Bei der Gefahrenermittlung
kann beispielsweise ermittelt werden, ob das Objekt O in den Fahrkanal FK (siehe FIG
2) eines auf dem benachbarten Gleis G2 fahrenden Schienenfahrzeugs 2a oder in den
Fahrkanal eines auf dem eigenen Gleis G1 fahrenden Schienenfahrzeugs hineinragt. Die
Gefahrenermittlung erfolgt auf Basis der Kenntnis der Position P und der Abmessungen
b des benachbarten Gleises G2 und der Kenntnis der Position P
F und der Abmessungen b
F eines Fahrkanals FK eines auf dem benachbarten Gleis G2 fahrenden Schienenfahrzeugs
2a sowie auf Basis der Kenntnis der Position P
o und der Abmessungen AB des detektierten Objekts O. Wird dabei ermittelt, dass sich
das Objekt O in dem Fahrkanal FK befindet, so wird an eine zentrale Fahrdienstleitung
22 (siehe FIG 2) eine Gefahrenmeldung GI herausgegeben, damit die zentrale Fahrdienstleitung
22 ein auf dem benachbarten Gleis G2 fahrendes Schienenfahrzeug 2a (siehe FIG 4) rechtzeitig
warnen kann.
[0068] In FIG 4 ist ein Szenario 40 einer Überwachung eines auf einem einem ersten Gleis
G1 benachbarten zweiten Gleis G2 entgegenkommenden Schienenfahrzeugs 2a durch ein
auf dem ersten Gleis G1 fahrendes erstes Schienenfahrzeug 2 veranschaulicht. Das erste
Schienenfahrzeug 2 überwacht mit seiner Umgebungsüberwachungseinrichtung 30 einen
in Fahrtrichtung, welche mit einem Pfeil gekennzeichnet ist, liegenden dreieckigen
Bereich B
D. Teil dieses dreieckigen Bereichs B
D ist auch ein rechteckiger Überwachungsbereich BU, welcher einen Gleisabschnitt GA-G2
des benachbarten Gleises G2 umfasst. In dem rechteckigen Überwachungsbereich BU befindet
sich gerade ein dem ersten Schienenfahrzeug 2 entgegenkommendes zweites Schienenfahrzeug
2a. Das zweite Schienenfahrzeug 2a hat eine Last L geladen, die allerdings nicht hinreichend
fest auf dem zweiten Schienenfahrzeug 2a fixiert ist, so dass sie bereits nach rechts,
d. h. in Richtung des ersten Gleises G1, verrutscht ist und aus dem eigentlich vorgesehenen
Fahrkanal FK des zweiten Schienenfahrzeugs 2a nach rechts hin herausragt.
[0069] Mit Hilfe der Umgebungsüberwachungseinrichtung 30 werden nun eine Position P
o und Abmessungen AB des detektierten Objekts bzw. der detektierten Last L ermittelt
und es erfolgt ein Vergleich der Position P
o und der Abmessungen AB der detektierten Last L bzw. der Breite b
2a des durch die Last L verbreiterten zweiten Schienenfahrzeugs 2 mit einer Position
P
F und einer maximal erlaubten Breite b
F eines Fahrkanals FK auf dem zweiten Gleis G2. Falls durch den Vergleich ermittelt
wird, dass die Last L aus dem Fahrkanal FK des zweiten Gleises G2 herausragt, so wird
daraus gefolgert, dass sich die Last L gelöst hat bzw. nicht vorschriftsmäßig auf
dem zweiten Schienenfahrzeug 2a befestigt ist. In diesem Fall wird ermittelt, dass
das zweite Schienenfahrzeug 2a eine Gefahr für andere Schienenfahrzeuge darstellen
könnte.
[0070] Zusätzlich oder alternativ kann auch ein Vergleich der Position P
o und der Abmessungen AB des detektierten Objekts bzw. der detektierten Last L bzw.
der Breite b
2a des zweiten Schienenfahrzeugs 2 mit der Position und einer maximal erlaubten Breite
eines Fahrkanals eines Schienenfahrzeugs auf dem ersten Gleis G1 erfolgen. Wird auf
Basis dieses zusätzlichen Vergleichs ermittelt, dass die Last L in den Fahrkanal auf
dem ersten Gleis G1 hineinragt, so kann ebenfalls eine Gefahrenmeldung herausgegeben
werden, die besagt, dass durch das zweite Schienenfahrzeug 2a eine Gefahr für auf
dem ersten Gleis G1 fahrende Schienenfahrzeuge besteht.
[0071] In FIG 5 ist ein Flussdiagramm 500 gezeigt, welches ein Verfahren zur Überwachung
der Umgebung eines Schienenfahrzeugs 2 gemäß einem zweiten Ausführungsbeispiel der
Erfindung veranschaulicht. Bei dem in FIG 5 dargestellten Verfahren wird auf ein in
FIG 4 gezeigtes Szenario 40 reagiert. Zunächst werden wie bei dem Verfahren gemäß
dem ersten Ausführungsbeispiel bei dem Schritt 5.I eine Position P
s und eine Orientierung OR
s eines ersten Schienenfahrzeugs 2 ermittelt. Wie bereits erwähnt, werden hierzu Satellitennavigationsdaten
mit Hilfe eines GNSS-Empfängers sowie Landmarken LM in der Umgebung des Schienenfahrzeugs
2 sensoriell erfasst. Die Landmarken LM werden identifiziert und es wird ein Abstand
d sowie eine Orientierung des ersten Schienenfahrzeugs 2 zu einer Landmarke LM anhand
der Sensordaten ermittelt. Auf Basis der ermittelten Position P
s des Schienenfahrzeugs 2 sowie der relativen Orientierung des Schienenfahrzeugs 2
zu der Landmarke LM kann eine absolute Orientierung OR
s des Schienenfahrzeugs 2 ermittelt werden.
[0072] Weiterhin werden bei dem Schritt 5.II Kartendaten KD hinzugezogen, die das von dem
Schienenfahrzeug 2 befahrene Gleis G1 und ein benachbartes Gleis G2 wiedergeben.
[0073] Die Kartendaten KD in Kombination mit der Kenntnis der Position P
s und der Orientierung OR
s des Schienenfahrzeugs 2 werden dann bei dem Schritt 5.III dazu genutzt, um eine Position
P und Abmessungen b des dem Schienenfahrzeug 2 benachbarten Gleises G2 bzw. eines
Gleisabschnitts GA-G2 auf dem benachbarten Gleis G2, auch kurz als benachbarter Gleisabschnitt
GA-G2 bezeichnet, zu ermitteln.
[0074] Bei dem Schritt 5.IV werden 3D-Daten 3D-SD von einem Überwachungsbereich BU erfasst.
Der Überwachungsbereich BU umfasst den Gleisabschnitt GA-G2 des benachbarten Gleises
G2 sowie dessen Umgebung U. Beispielsweise umfasst die Umgebung U einen Streifen rechts
und links von dem benachbarten Gleis G2, in dem keine störenden Objekte, wie zum Beispiel
Vegetation oder Felsbrocken, auftreten sollten.
[0075] Bei dem Schritt 5.V wird ein zweites Schienenfahrzeug 2a in dem Überwachungsbereich
BU auf Basis der 3D-Daten 3D-SD detektiert und lokalisiert.
[0076] Anschließend werden bei dem Schritt 5.VI die Abmessungen b
2a des zweiten Schienenfahrzeugs 2a auf Basis der 3D-Daten 3D-SD ermittelt und es erfolgt
ein Vergleich der Breite b
2a des zweiten Schienenfahrzeugs 2a an der breitesten Stelle des Schienenfahrzeugs 2a
mit einer maximal zulässigen Fahrkanalbreite b
F für das zweite Gleis G2. Beispielsweise kann die Breite b
2a durch eine heraushängende verschobene Last L auf dem zweiten Schienenfahrzeug 2a
derart erhöht sein, dass die Last aus dem maximal erlaubten Fahrkanal FK herausragt.
Damit ist klar, dass die Last L nicht korrekt auf dem zweiten Schienenfahrzeug 2a
befestigt ist und damit ein Sicherheitsrisiko darstellt. Für den Fall, dass eine solche
Überschreitung der Grenzen des Fahrkanals FK durch die Last L ermittelt wurde, was
in FIG 5 mit "j" gekennzeichnet ist, wird zu dem Schritt 5.VII übergegangen und eine
entsprechende Gefahrenmeldung GI beispielsweise an das zweite Schienenfahrzeug 2a
und eine zentrale Fahrdienstleitung übermittelt. Wird keine Überschreitung der Grenzen
der maximal zulässigen Breite b
F des Fahrkanals FK des zweiten Gleises G2 durch die Last L ermittelt, was in FIG 5
mit "n" gekennzeichnet ist, so wird keine Gefahrenmeldung GI herausgegeben und zu
dem Schritt 5.I zurückgekehrt und der Überwachungsvorgang wird wiederholt.
[0077] Es wird abschließend noch einmal darauf hingewiesen, dass es sich bei den vorbeschriebenen
Verfahren und Vorrichtungen lediglich um bevorzugte Ausführungsbeispiele der Erfindung
handelt und dass die Erfindung vom Fachmann variiert werden kann, ohne den Bereich
der Erfindung zu verlassen, soweit er durch die Ansprüche vorgegeben ist. Es wird
der Vollständigkeit halber auch darauf hingewiesen, dass die Verwendung der unbestimmten
Artikel "ein" bzw. "eine" nicht ausschließt, dass die betreffenden Merkmale auch mehrfach
vorhanden sein können. Ebenso schließt der Begriff "Einheit" nicht aus, dass diese
aus mehreren Komponenten besteht, die gegebenenfalls auch räumlich verteilt sein können.
1. Verfahren zur bordseitigen Überwachung der Umgebung (U) eines Schienenfahrzeugs (2),
aufweisend die Schritte:
- Erfassen von Sensordaten (3D-SD) von einem Überwachungsbereich (BU), welcher einen
Gleisabschnitt (GA-G2) eines Gleises (G2), welches einem Gleis (G1), auf dem sich
das Schienenfahrzeug (2) bewegt, benachbart ist, sowie dessen Umgebung (U) umfasst,
- Detektieren und Lokalisieren eines Objekts (O, L, 2a) in dem Überwachungsbereich
(BU) auf Basis der Sensordaten (3D-SD), wobei eine Position (Po) und die Abmessungen (AB, b2a) des detektierten und lokalisierten Objekts (O, L, 2a) ermittelt werden,
- Ermitteln, ob das detektierte Objekt (O, L, 2a) eine Gefahr für den Schienenverkehr
darstellen könnte, in Abhängigkeit von
- den erfassten Sensordaten (3D-SD) und
- der Position (Po) und den Abmessungen (AB, b2a) des detektierten und lokalisierten Objekts (O, L, 2a).
2. Verfahren nach Anspruch 1, aufweisend die Schritte:
- Ermitteln einer Position (P) und von Abmessungen (b) des Gleisabschnitts (GA-G2)
des dem Gleis (G1), auf dem sich das Schienenfahrzeug (2) bewegt, benachbarten Gleises
(G2) auf Basis
- einer Position (Ps) und Orientierung (ORs) des Schienenfahrzeugs (2) und
- auf Basis von Kartendaten (KD), umfassend das vom Schienenfahrzeug (2) befahrene
Gleis (G1) und das benachbarte Gleis (G2),
wobei bei dem Ermitteln, ob das detektierte Objekt (O, L, 2a) eine Gefahr für den
Schienenverkehr darstellen könnte, ein Vergleich der Position (P
o) und der Abmessungen (AB) des detektierten und lokalisierten Objekts (O L, 2a) mit
der Position (P) und den Abmessungen (b) des überwachten Gleisabschnitts (GA-G2) des
benachbarten Gleises (G2) erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, wobei die Ermittlung, ob das detektierte Objekt
(O, L, 2a) eine Gefahr für ein Schienenfahrzeug auf dem ersten Gleis (G1) darstellen
könnte, die Schritte umfasst:
- Ermitteln der Position (PF) und der Abmessungen (bF) eines ersten Fahrkanals (FK) eines auf dem benachbarten Gleis (G2) fahrenden Schienenfahrzeugs
(2a) und/oder
- Ermitteln der Position und der Abmessungen eines zweiten Fahrkanals eines auf dem
von dem überwachenden Schienenfahrzeug (2) befahrenen Gleis (G1) fahrenden Schienenfahrzeugs
und
- Vergleichen der ermittelten Position (PF) und der Abmessungen (bF) des ersten und/oder zweiten Fahrkanals (FK) mit der ermittelten Position (Po) und den Abmessungen (AB, b2a) des detektierten und lokalisierten Objekts (O, L, 2a).
4. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei die Position (P
s) und Orientierung (OR
s) des überwachenden Schienenfahrzeugs (2) ermittelt wird auf Basis von
- einer GNSS-basierten Positions- und Orientierungsschätzung und/oder
- Sensordaten (3D-SD) von der Umgebung des Schienenfahrzeugs (2) und
- einer Positions- und Orientierungsschätzung, welche auf Merkmalen in der Umgebung
des Schienenfahrzeugs (2), welche mit einer Landkarte (LK) vergleichbar sind, basiert.
5. Verfahren nach Anspruch 4, wobei die Merkmale umfassen:
- Landmarken,
- den Gleiskörper,
- markante Objekte in der Umgebung des überwachenden Schienenfahrzeugs (2).
6. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei als Sensordaten 3D-Daten (3D-SD)
von dem Überwachungsbereich (BU) erfasst und/oder erzeugt werden.
7. Verfahren nach Anspruch 6, wobei als 3D-Daten (3D-SD) von dem Überwachungsbereich
(BU) des benachbarten Gleises (G2) Tiefensensordaten erfasst werden.
8. Verfahren nach Anspruch 6 oder 7, wobei die 3D-Daten (3D-SD) durch eine der folgenden
Vorrichtungen erfasst werden:
- eine Lidareinheit,
- eine Stereokamera.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 8, wobei die 3D-Daten (3D-SD) in einer der
folgenden Darstellungsarten wiedergegeben werden:
- durch ein Tiefenbild,
- durch eine Punktwolke.
10. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei die 3D-Daten (3D-SD) auf Basis
- von Videodaten von einer Mono-Kamera und
- auf Basis der Detektion des optischen Flusses der erfassten Videodaten ermittelt
werden.
11. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei eine Klassifizierung des detektierten
Objekts (O) erfolgt und die Gefahrenermittlung auf Basis der ermittelten Klasse des
detektierten Objekts (O) erfolgt.
12. Umgebungsüberwachungseinrichtung (30), aufweisend:
- eine Sensoreinheit (32) zum Erfassen von Sensordaten (3D-SD) von einem Überwachungsbereich
(BU), welcher den Gleisabschnitt (GA-G2) eines Gleises (G2), welches einem Gleis (G1),
auf dem sich das Schienenfahrzeug (2) bewegt, benachbart ist, sowie dessen Umgebung
(U) umfasst,
- eine Objekterkennungseinheit (33) zum Detektieren und Lokalisieren eines Objekts
(O, L, 2a) in dem Überwachungsbereich (BU) des benachbarten Gleises (G2) auf Basis
der Sensordaten (3D-SD), wobei eine Position (Po) und die Abmessungen (AB, b2a) des detektierten und lokalisierten Objekts (O, L, 2a) ermittelt werden,
und
- eine Auswertungseinheit (34) zum Ermitteln, ob das detektierte Objekt (O, L, 2a)
eine Gefahr für den Schienenverkehr darstellen könnte, in Abhängigkeit von
- den Sensordaten (3D-SD) und
- einer Position (Po) und den Abmessungen (AB, b2a) des detektierten und lokalisierten Objekts (O, L, 2a).
13. Schienenfahrzeug (2), aufweisend eine Umgebungsüberwachungseinrichtung (30) nach Anspruch
12.
14. Computerprogrammprodukt mit einem Computerprogramm, welches direkt in eine Speichereinheit
einer Steuereinrichtung eines Schienenfahrzeugs (2) ladbar ist, mit Programmabschnitten,
um alle Schritte eines Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 11 auszuführen, wenn
das Computerprogramm in der Steuereinrichtung ausgeführt wird.
15. Computerlesbares Medium, auf welchem von einer Rechnereinheit ausführbare Programmabschnitte
gespeichert sind, um alle Schritte des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 11
auszuführen, wenn die Programmabschnitte von der Rechnereinheit ausgeführt werden.