Technisches Gebiet
[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung und ein Verfahren zum Walzen eines bandförmigen
Walzprodukts, vorzugsweise in einer Dressierwalzanlage, Kaltwalzanlage oder kontinuierlichen
Durchlaufglühanlage mit integriertem Dressiergerüst.
Hintergrund der Erfindung
[0002] Unter der Bezeichnung "Dressierwalzen" oder "Kaltnachwalzen" sind Walzverfahren zur
Beseitigung von Bandwelligkeiten und zur gezielten Einstellung der Oberflächenfeinstruktur
bandförmiger Walzprodukte bekannt. Unabhängig von der Art des Metalls (Eisen, Stahl
mit/ohne metallischem Überzug, Aluminium, Kupfer, Magnesium usw.) ist der prinzipielle
Walzprozess stets gleich: Ein metallisches Walzprodukt wird zwischen zwei rotierenden
Arbeitswalzen hindurchgezogen. Der Spalt zwischen den Walzen ist dabei stets kleiner
als die Ausgangsdicke des Walzprodukts, wodurch das Walzprodukt plastisch verformt
wird und im Ergebnis eine Längung und Reduktion der Dicke erfährt. Die Stichabnahme
bezeichnet hierbei die prozentuale Reduktion der Dicke pro Durchlauf durch das Walzgerüst.
Beim Dressierwalzen findet eine Kaltumformung mit zumeist geringem Verformungsgrad
von maximal 10% statt.
[0003] Das Walzprodukt tritt mit geringerer Geschwindigkeit als die Umfangsgeschwindigkeit
der Arbeitswalzen in den Walzspalt ein, nimmt am sogenannten Neutralpunkt im Walzspalt
die gleiche Geschwindigkeit an und tritt mit höherer Geschwindigkeit aus dem Walzspalt
aus. Daraus resultiert eine erhebliche Reibung zwischen dem bandförmigem Walzprodukt
und den Arbeitswalzen, die unerwünschte Effekte haben kann, wie beispielsweise eine
Verminderung der Oberflächenqualität des Walzprodukts, eine Zunahme des Walzenverschleißes,
ein Haften bzw. "Kleben" des Walzprodukts an den Arbeitswalzen und eine Zunahme des
Energiebedarfs.
[0004] Zur Lösung oder Verminderung der obigen Probleme ist es bekannt, einen Schmierstoff,
beispielsweise ein Walzöl oder eine Walzemulsion, auf das bandförmige Walzprodukt
aufzusprühen. Dadurch werden die Reibbedingungen zwischen dem Walzprodukt und den
Arbeitswalzen gezielt beeinflusst, um eine gute Oberflächenqualität bei maximaler
Walzgeschwindigkeit und minimalem Walzverschleiß zu erhalten. Allerdings darf die
Reibung durch den Schmierstoff nicht so weit vermindert werden, dass es zum "Rutschen"
zwischen dem Walzprodukt und den Arbeitswalzen kommt oder die Übertragung der Oberflächenstruktur
der Arbeitswalzen auf das Walzprodukt verschlechtert wird. Bei Anwendung eines solchen
Schmierstoffs geht bei der Dressiergradregelung eine Walzkrafterhöhung mit einem steigenden
Dressiergrad einher. Ein herkömmliches Walzöl geht beispielsweise aus der
DE 37 34 090 A1 hervor.
[0005] Die durch das Dressierwalzen auf das Walzprodukt aufgebrachten Texturmerkmale beeinflussen
nicht nur dessen optische, sondern auch mechanisch-technologische Eigenschaften, beispielsweise
die Rauigkeitskennwerte und Umformeigenschaften (Tiefzieh- und/oder Streckzieheigenschaften).
Das Dressierwalzen erfolgt zumeist im Anschluss an eine vorherige Warm- und/oder Kaltumformung
ausreichend hoher Umformungsgrade mit anschließendem Glühen.
[0006] Die Übertragung der Oberflächenstruktur der Arbeitswalzen auf das Walzprodukt wird
durch eine Vielzahl von Parametern beeinflusst, wie etwa Dicke, Breite, Oberflächenhärte
und Materialfestigkeit des Walzprodukts, Ausgangsrauheit des Walzprodukts, Rauheit
der Arbeitswalzen, spezifische/absolute Walzkräfte, sowie spezifische/absolute Bandzüge,
Dressiergeschwindigkeit, Dressiertemperatur, Arbeitswalzendurchmesser sowie Menge
und Zusammensetzung des Nassdressiermittels.
[0007] Es hat sich gezeigt, dass die gewünschten Oberflächeneigenschaften für bestimmte
Walzprodukte nicht oder nur schwer erzielbar sind. So ist für dünne und weiche Werkstoffe
aus Stahl (Streckgrenze/Dehngrenze ≤ 220 MPa) eine homogene Übertragung der Texturmerkmale
bei einem Mehrwalzendressiergerüst kaum oder nur unter äußerster Anpassung der Walzbedingungen
möglich. Insbesondere bei solch weichen Güten reicht die maximal erzielbare Walzkraft
nicht aus, um eine hinreichend gute Texturübertragung zwischen Arbeitswalze und Walzgut
zu gewährleisten. Eine Anhebung des Dressiergrads, etwa um ein besseres Oberflächenerscheinungsbild
zu erzielen, kann eine Verschlechterung der mechanisch-technologische Eigenschaften
des Stahls nach sich ziehen.
Darstellung der Erfindung
[0008] Eine Aufgabe der Erfindung besteht darin, das Walzen, insbesondere Dressierwalzen,
eines bandförmigen Walzprodukts zu verbessern. Hierbei wird besonders bevorzugt eine
Verbesserung der Topographieübertragung zwischen Arbeitswalze und Walzprodukt angestrebt.
[0009] Gelöst wird die Aufgabe durch eine Vorrichtung mit den Merkmalen des Anspruchs 1
sowie ein Verfahren mit den Merkmalen des nebengeordneten Verfahrensanspruchs. Vorteilhafte
Weiterbildungen folgen aus den Unteransprüchen, der folgenden Darstellung der Erfindung
sowie der Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele.
[0010] Die Vorrichtung sowie das Verfahren dienen zum Walzen, insbesondere Nachwalzen, eines
bandförmigen Walzprodukts, vorzugsweise in einer Dressierwalzanlage, Kaltwalzanlage
oder kontinuierlichen Durchlaufglühanlage (mit oder ohne Schmelztaucheinrichtung)
mit integriertem Dressiergerüst. Hierbei können Bänder aus Stahl oder einem Nichteisenmetall
zur Anwendung kommen, wobei das hierin dargelegte Nachwalzkonzept zum Dressierwalzen
von Stahlbändern besonders geeignet ist, beispielsweise zur Produktion von Stahlbändern
für die Automobilindustrie, Automobilzulieferindustrie und Stahl-Service-Center, sowie
Haushaltsgerätehersteller.
[0011] Die Vorrichtung umfasst zumindest ein Walzgerüst mit zwei Arbeitswalzen (DUO-Dressieranlage),
die einen Walzspalt ausbilden, in dem das in einer Förderrichtung transportierbare
Walzprodukt umformbar ist. In anderen Worten, das bandförmige Walzprodukt wird durch
den Walzspalt entlang einer Förderrichtung transportiert, und die Arbeitswalzen üben
im Walzspalt eine Walzkraft auf das Walzprodukt aus, wodurch die gewünschte Umformung
stattfindet. Das Walzgerüst umfasst vorzugsweise ferner zwei Stützwalzen (QUARTO-Dressieranlage),
die entsprechend mit den Arbeitswalzen in Kontakt stehen, um die Arbeitswalzen zu
stützen und eine Durchbiegung der Arbeitswalzen unter Last zu vermeiden oder zumindest
zu begrenzen. Das Walzgerüst ist beispielsweise als Duo-Dressierwalzgerüst oder Quarto-Dressierwalzgerüst
ausgebildet. Weiterentwickelte Mehrwalzendressiergerüste, wie beispielsweise Six-high
mit zwei Arbeitswalzen, zwei Zwischenwalzen und zwei Stützwalzen, können ebenfalls
zum Einsatz kommen.
[0012] Erfindungsgemäß weist die Vorrichtung eine Reibwerterhöhungseinrichtung auf, die
umfasst: eine Reibmittelbereitstellung, eingerichtet zur Bereitstellung eines reibungserhöhenden
Mittels fluider Form, und eine Reibmittelaufbringung, die mit der Reibmittelbereitstellung
in Fluidkommunikation steht und eingerichtet ist, um das reibungserhöhende Mittel
auf zumindest eine Oberfläche der Arbeitswalzen und/oder des Walzprodukts aufzubringen.
Die Reibwerterhöhungseinrichtung ist auf diese Weise ausgebildet und eingerichtet,
um den Reibungskoeffizienten zwischen den Arbeitswalzen und dem Walzprodukt im Walzspalt
zu erhöhen (relativ zu dem Fall ohne Anwendung eines solchen Multifunktionsfluids,
d.h. des reibungserhöhenden Mittels, oder relativ zur Anwendung eines Schmierstoffs
wie beispielsweise Walzöl).
[0013] In anderen Worten, es wird ein reibungserhöhendes Mittel auf eine oder beide Arbeitswalzen
bzw. deren Walzfläche(n) und/oder auf eine oder beide Oberflächen des Walzprodukts,
die im Walzspalt mit den Arbeitswalzen in Kontakt kommen, aufgebracht, wodurch der
Reibkoeffizient im Walzspalt erhöht wird. Dies hat wiederum eine Erhöhung der Walzkraft
zur Folge. Indem nun die Walzkraft durch Applizieren eines reibungserhöhenden Mittels
vergrößert wird, lässt sich die Regelbarkeit der Walzkraft insbesondere bei weichen
Stahlsorten verbessern. Die bessere Regelbarkeit der Walzkraft zieht eine Vereinfachung
der Handhabung und Regelung der Bandzüge im Walzprozess nach sich.
[0014] Zur Verwirklichung einer Vorrichtung mit einer Reibwerterhöhungseinrichtung können
herkömmliche Nassnachwalzanlagen einfach umgerüstet werden, indem die Reibmittelbereitstellung
ein Fluid mit reibwerterhöhenden Zusätzen (Multifunktionsfluid) vorzugsweise einlaufseitig
bereitstellt.
[0015] Vorzugsweise ist eine oder sind beide Arbeitswalzen texturiert, so dass das Negativ
deren Textur durch das Walzen auf das Walzprodukt übertragbar ist. Die Bezeichnungen
"Textur", "Struktur", "Topographie" und "Rauheit" werden in Bezug auf die Oberflächenbeschaffenheit
der Arbeitswalze(n) und des damit umgeformten Walzprodukts synonym verwendet, und
sie besagen, dass die entsprechenden Oberflächen nicht glatt sind, sondern eine feine
Struktur aufweisen, wie sie beim Dressierwalzen üblich ist.
[0016] Die Anwendung des reibungserhöhenden Mittels hat in diesem Fall zur Folge, dass die
Arbeitswalzentopographie besser auf das Walzprodukt übertragbar ist. Durch Verbesserung
der Topographieübertragung zwischen Arbeitswalze und Walzprodukt kann eine Erhöhung
des Dressiergrades vermieden werden, wodurch eine Verbesserung der mechanischen Eigenschaften
realisiert wird. Der quantitative Unterschied zwischen undressiertem und dressiertem
Material hinsichtlich der Umformeigenschaften besteht im Erlangen einer Dehngrenze
anstelle einer Streckgrenze und einer Minimierung des Verfestigungsexponenten. Zudem
erfolgen eine Vergleichmäßigung der Bandtopographie und damit eine Reduzierung der
Qualitätskosten.
[0017] Prinzipiell kann zwischen zwei Basisregelungskonzepten unterschieden werden, der
Walzkraftregelung und der Dressiergradregelung. Bei der Walzkraftregelung wird die
Walzkraft konstant gehalten, wobei sich der Dressiergrad in Abhängigkeit verschiedener
Prozessparameter über die Walzproduktlänge einstellt. Bei der Dressiergradregelung
wird ein konstanter Dressiergrad angestrebt, wobei die Walzkraft in Abhängigkeit von
verschiedenen Prozessparametern über die Walzproduktlänge entsprechend geregelt wird
und somit schwanken kann. Die Anwendung des reibungserhöhenden Mittels hat in diesem
Fall weiterhin den positiven Effekt, dass die entsprechend erhöhte Walzkraft geringeren
Schwankungen unterliegt.
[0018] Vorzugsweise ist die Reibmittelaufbringung eingerichtet, um das reibungserhöhende
Mittel einlaufseitig bezüglich des Walzspalts auf die zumindest eine Oberfläche der
Arbeitswalzen und/oder des Walzprodukts aufzubringen. In anderen Worten, das reibungserhöhende
Mittel wird vorzugsweise vor, d.h. in Förderrichtung stromaufwärts des Walzspalts
appliziert, wodurch die Wirkung maximiert wird.
[0019] Vorzugsweise umfasst die Reibmittelaufbringung eine oder mehrere Düsen, die eingerichtet
sind, um das reibungserhöhende Mittel auf die zumindest eine Oberfläche der Arbeitswalzen
und/oder des Walzprodukts aufzusprühen. Auf diese Weise kann das reibungserhöhende
Mittel maschinenbaulich kompakt und gezielt appliziert werden.
[0020] Vorzugsweise sind die Düsen so auf eine oder beide Arbeitswalzen gerichtet, dass
das reibungserhöhende Mittel größtenteils oder im Wesentlichen vollständig auf die
entsprechende(n) Oberfläche(n) der Arbeitswalze(n) gelangt. Auf diese Weise findet
neben der Hauptwirkung, d.h. der Reibungs- und somit Walzkrafterhöhung im Walzspalt,
zudem eine Reinigung der Arbeitswalzen statt. Ferner wird das reibungserhöhende Mittel
im Vergleich zu einer unmittelbaren Besprühung des Walzprodukts effizienter genutzt,
da weniger Verluste durch seitliches Ablaufen und dergleichen entstehen.
[0021] Vorzugsweise weist die Reibmittelaufbringung einen oder mehrere Düsenbalken auf,
die sich in Breitenrichtung des Walzprodukts erstrecken und die Düsen tragen. Mehrere
Düsen können auf diese Weise gemeinsam mit dem reibungserhöhenden Mittel versorgt
werden und die zu behandelnden Bereiche in Breitenrichtung, d.h. in der Haupterstreckungsrichtung
des Walzspalts, überdecken.
[0022] Vorzugsweise weist die Vorrichtung ferner eine Anticrimpeinrichtung mit einer oder
mehreren Anticrimprollen auf, die eingerichtet sind, um das Walzprodukt relativ zum
Walzspalt anzuheben. Auf diese Weise wird die Gefahr eines sogenannten Fließens und
einer Verzerrung der gewünschten durch die Arbeitswalzen aufzubringenden Oberflächenstruktur
vermindert. Die Anticrimpeinrichtung kann ferner zur Einstellung des gewünschten Bandzugs
genutzt werden oder zu diesem Zweck mitwirken. Die Anticrimpeinrichtung ist vorzugsweise
sowohl bandeinlaufseitig als auch bandauslaufseitig bezüglich des Walzspalts installiert.
[0023] Vorzugsweise weist die Vorrichtung ferner eine oder mehrere Antriebsrollen auf, die
eingerichtet sind, um das Walzprodukt in Förderrichtung zu transportieren und gegebenenfalls
gemeinsam mit der Anticrimpeinrichtung den gewünschten Bandzug aufzubauen. Zu diesem
Zweck verläuft das Walzprodukt vorzugsweise zickzack- bzw. S-förmig um die Antriebsrollen.
Wie im Fall der Anticrimpeinrichtung sind Antriebsrollen vorzugsweise nicht nur bandeinlaufseitig,
sondern auch bandauslaufseitig installiert, beispielsweise vier Antriebsrollen auf
jeder Seite.
[0024] Als reibungserhöhendes Mittel kommt vorzugsweise eine Emulsion oder Suspension in
Betracht. Die Emulsion oder Suspension umfasst vorzugsweise eine flüssige Hauptkomponente,
beispielsweise Wasser oder ein Walzöl mit vollentsalztem Wasser (VE Wasser), und reibungserhöhende
Partikel, wie beispielsweise Mikro- bzw. Nanopartikel von beispielsweise 0,1 µm bis
10 µm Durchmesser. Auf diese Weise kann die Reibmittelbereitstellung ein kostengünstiges,
sprühfähiges und wirksames reibungserhöhendes Mittel bereitstellen.
[0025] Die oben genannte Aufgabe wird ferner durch ein Verfahren zum Walzen eines bandförmigen
Walzprodukts, insbesondere in einer Dressierwalzanlage, Kaltwalzanlage oder kontinuierlichen
Durchlaufglühanlage (mit/ohne Schmelztaucheinrichtung) mit integriertem Dressiergerüst,
gelöst, wobei das Verfahren aufweist: Fördern des Walzprodukts durch einen Walzspalt,
ausgebildet durch zwei Arbeitswalzen eines Walzgerüsts, entlang einer Förderrichtung,
wodurch das Walzprodukt umgeformt wird; und Applizieren eines reibungserhöhenden Mittels
fluider Form auf zumindest eine Oberfläche der Arbeitswalzen und/oder des Walzprodukts,
um den Reibungskoeffizienten zwischen den Arbeitswalzen und dem Walzprodukt im Walzspalt
zu erhöhen.
[0026] Die Merkmale, technischen Wirkungen, Vorteile sowie Ausführungsbeispiele, die in
Bezug auf die Vorrichtung beschrieben wurden, gelten analog für das Verfahren.
[0027] Vorzugsweise erfolgt die Einstellung des Dressiergrades direkt über eine Dressiergradregelung
und vorzugsweise indirekt über eine Anhebung des Reibungskoeffizienten durch das reibungserhöhende
Mittel.
[0028] Die spezifische Walzkraft wird durch größere Arbeitswalzendurchmesser herabgesetzt,
unter der Randbedingung von gleichen Dressierwalzen-Rauheitskennwerten. Somit kann
eine Reduzierung der spezifischen Walzkraft über die Anhebung der Arbeitswalzendurchmesser
unterstützt werden, wobei Arbeitswalzendurchmesser von mehr als 650 mm, vorzugsweise
700 mm oder mehr realisierbar sind. Besonders geeignet sind Arbeitswalzendurchmesser
über 715 mm.
[0029] Vorzugsweise wird die Walzkrafterhöhung über die Anhebung der Prozessgeschwindigkeit
beim Dressieren unterstützt, etwa über eine Schlingenspeicher-Füllstandregelung vor
dem Walzgerüst. Geeignete Prozessgeschwindigkeiten betragen 100 m/min oder mehr, vorzugsweise
120 m/min oder mehr, 130 m/min oder mehr, bis hin zu ca. 180 m/min.
[0030] Stahlsorten, die von der vorliegenden Reibwerterhöhung besonders profitieren, sind:
Sondertiefziehgüten (DX54D, DX55D, DC04, DC05, CR3); Spezialtiefziehgüten (DX56D,
DC06, CR4); Supertiefziehgüten (DX57D, DC07, CR5) und Ultratiefziehgüten (DX58D, DC08,
CR6 (noch nicht genormt)) sowie Extremumformgüten (DX59D, DC09, CR6 (noch nicht genormt)).
[0031] Weitere Vorteile und Merkmale der vorliegenden Erfindung sind aus der folgenden Beschreibung
bevorzugter Ausführungsbeispiele ersichtlich. Die darin beschriebenen Merkmale können
alleinstehend oder in Kombination mit einem oder mehreren der oben dargelegten Merkmale
umgesetzt werden, insofern sich die Merkmale nicht widersprechen. Die folgende Beschreibung
der bevorzugten Ausführungsbeispiele erfolgt dabei unter Bezugnahme auf die begleitenden
Zeichnungen.
Kurze Beschreibung der Figuren
[0032] Bevorzugte weitere Ausführungsbeispiele der Erfindung werden durch die nachfolgende
Beschreibung der Figuren näher erläutert. Dabei zeigen:
- Figur 1
- schematisch ein Walzgerüst zum Walzen eines bandförmigen Walzprodukts mit einer Reibwerterhöhungseinrichtung;
- Figur 2
- einen Graphen, der die Abhängigkeit der Walzkraft als Funktion des Reibungskoeffizienten
für verschiedene Umformungsgrade darstellt;
- Figur 3
- einen Graphen, der den Einfluss des Dressierwalzendurchmessers auf die spezifische
Walzkraft bei gleichen Dressierwalzen-Rauheitskennwerten darstellt; und
- Figur 4
- einen Graphen, der den Einfluss der Viskosität auf den Reibungskoeffizienten darstellt.
Detaillierte Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele
[0033] Im Folgenden werden bevorzugte Ausführungsbeispiele anhand der Figuren beschrieben.
[0034] Die Figur 1 ist eine schematische Ansicht einer Vorrichtung 1 zum Walzen eines in
einer Förderrichtung F transportierbaren, bandförmigen Walzprodukts B.
[0035] Die Vorrichtung 1 umfasst gemäß dem Ausführungsbeispiel ein Walzgerüst 10, das als
Vierwalzen-Gerüst (Quarto-Dressierwalzgerüst) konzipiert ist, insbesondere zum Walzen
eines Kaltbandes und zur Verwendung in einem Dressierwalzwerk. Allerdings kann die
Vorrichtung 1 auch einen anderen Aufbau aufweisen und/oder für eine andere Anwendung
ausgelegt sein.
[0036] Das Walzgerüst 10 des vorliegenden Ausführungsbeispiels weist zwei parallel verlaufende,
gegenüberliegende Arbeitswalzen 11, die einen Walzspalt S ausbilden, sowie zwei zugehörige
Stützwalzen 12 auf, die entsprechend mit den Arbeitswalzen 11 in Kontakt stehen, um
die Arbeitswalzen 11 zu stützen und eine Durchbiegung der Arbeitswalzen 11 unter Last
zu vermeiden oder zumindest zu begrenzen.
[0037] Die Arbeitswalzen 11 sind vorzugsweise strukturiert, d.h. deren Walzflächen umfassen
eine Textur, die (genauer gesagt, deren Negativ) durch das Walzen auf das Walzprodukt
B übertragen wird. Ein solches Dressierwalzen, bei dem das Walzprodukt nur eine geringe
Längung erfährt, kann verschiedene Funktionen haben. So lassen sich etwaige Bandunplanheiten,
beispielsweise entstanden während eines Glühprozesses oder des Nachwalzens, beseitigen.
Das Dressierwalzen kann die mechanischen Eigenschaften des Walzprodukts B verändern,
beispielsweise die Umformfähigkeit (Tiefzieh- und/oder Streckzieheigenschaften) des
Produkts verbessern. Durch das Dressierwalzen lässt sich zudem die gewünschte Rauigkeit
und Oberflächenstruktur des Walzprodukts B durch Verwendung entsprechend strukturierter
Arbeitswalzen 11 einstellen.
[0038] Die Vorrichtung 1 kann ferner eine Anticrimpeinrichtung 20 mit einer oder mehreren
Anticrimprollen 21 aufweisen, die eingerichtet sind, um das Walzprodukt B relativ
zum Walzspalt S anzuheben, wodurch die Gefahr eines sogenannten Fließens und einer
Verzerrung der gewünschten durch die Arbeitswalzen 11 aufzubringenden Oberflächenstruktur
vermindert wird. Die Anticrimpeinrichtung 20 kann ferner zur Einstellung des gewünschten
Bandzugs eingerichtet sein oder zu diesem Zweck mitwirken. Im Ausführungsbeispiel
der Figur 1 ist der Übersichtlichkeit halber nur auf der Bandeinlaufseite eine Anticrimpeinrichtung
20 eingezeichnet; allerdings ist eine solche Anticrimpeinrichtung 20 vorzugsweise
auch auf der Bandauslaufseite, d.h. hinter dem Walzgerüst 10 installiert.
[0039] Die Vorrichtung 1 umfasst üblicherweise mehrere Antriebsrollen 31, die eingerichtet
sind, um das Walzprodukt B in Förderrichtung F zu transportieren und gegebenenfalls
gemeinsam mit der Anticrimpeinrichtung 20 den gewünschten Bandzug aufzubauen. Zu diesem
Zweck verläuft das Walzprodukt B zickzack- bzw. S-förmig um die Antriebsrollen 31.
Auch wenn in der Figur 1 nur zwei Antriebsrollen 31 gezeigt sind, können weitere Antriebsrollen
und/oder Umlenkrollen installiert sein. Wie im Fall der Anticrimpeinrichtung 20 sind
Antriebsrollen 31 vorzugsweise nicht nur bandeinlaufseitig, sondern auch bandauslaufseitig
installiert, wenngleich der Übersichtlichkeit halber in der Figur 1 nicht gezeigt.
[0040] Die Vorrichtung 1 weist eine Reibwerterhöhungseinrichtung 40 auf, die eingerichtet
ist, um den Reibungskoeffizienten zwischen den Arbeitswalzen 11 und dem Walzprodukt
B im Walzspalt S zu erhöhen.
[0041] Zu diesem Zweck umfasst die Reibwerterhöhungseinrichtung 40 eine Reibmittelbereitstellung
41, die ein reibungserhöhendes Mittel 42 fluider Form, hierin auch als "Multifunktionsfluid"
bezeichnet, bereitstellt. Die Reibmittelbereitstellung 41 ist in der Figur 1 schematisch
eingezeichnet. Die Reibmittelbereitstellung 41 kann ein Tank bzw. Reservoir und/oder
einen Mischer zum Anmischen des Mittels oder dergleichen umfassen, um das reibungserhöhende
Mittel 42 zur Verfügung zu stellen.
[0042] Als reibungserhöhendes Mittel 42 kommt vorzugsweise eine Emulsion oder Suspension
mit einer flüssigen Komponente, beispielsweise Wasser oder Walzöl mit VE Wasser, und
reibungserhöhenden Partikeln, wie beispielsweise Mikro- bzw. Nanopartikel von weiter
beispielsweise 0,1 µ bis 10 µm Durchmesser, in Betracht.
[0043] Die Reibwerterhöhungseinrichtung 40 umfasst ferner eine Reibmittelaufbringung 43,
die mit der Reibmittelbereitstellung 41 in Fluidkommunikation steht, beispielsweise
über eine geeignete Verrohrung, und eingerichtet ist, um das reibungserhöhende Mittel
42 auf die Arbeitswalzen 11 und/oder auf die zu walzenden Flächen des Walzprodukts
B aufzubringen. Vorzugsweise wird das reibungserhöhende Mittel 42 auf die zu benetzenden
Flächen aufgesprüht, allerdings kann das reibungserhöhende Mittel 42 prinzipiell auch
auf andere Weise appliziert und gegebenenfalls verteilt werden, beispielsweise durch
Tauchen.
[0044] Im Fall des Sprühens umfasst die Reibmittelaufbringung 43 eine oder vorzugsweise
mehrere Düsen 43a, die eingerichtet sind, um das reibungserhöhende Mittel 42 auf die
Arbeitswalzen 11 und/oder auf die zu walzenden Flächen des Walzprodukts B aufzusprühen.
Vorzugsweise sind die Düsen 43a auf die Arbeitswalzen 11 gerichtet, so dass das reibungserhöhende
Mittel 42 größtenteils oder im Wesentlichen vollständig auf die Oberflächen der Arbeitswalzen
11 gelangt. Auf diese Weise findet neben der Hauptwirkung, d.h. der Reibungserhöhung
im Walzspalt S, zudem eine Reinigung der Arbeitswalzen 11 statt. Ferner wird das reibungserhöhende
Mittel 42 im Vergleich zu einer unmittelbaren Besprühung des Walzprodukts B effizienter
genutzt, da weniger Verluste durch seitliches Ablaufen und dergleichen entstehen.
[0045] Die Düsen 43a können in entsprechenden Düsenbalken 43b installiert sein, die sich
in Breitenrichtung des Walzprodukts B, d.h. senkrecht zur Zeichnungsebene der Figur
1, erstrecken.
[0046] Eine auslaufseitige Benetzung der Arbeitswalzen 11 mit dem reibungserhöhenden Mittel
42 oder einem anderen Fluid, beispielsweise mit entionisiertem Wasser zur Reinigung,
ist ebenfalls möglich, wenngleich in der Figur 1 der Übersichtlichkeit halber nicht
dargestellt.
[0047] Durch Applizieren des reibungserhöhenden Mittels 42 auf Oberflächen der Arbeitswalzen
11 und/oder des Walzprodukts B mittels der Reibwerterhöhungseinrichtung 40 wird eine
Erhöhung des Reibbeiwertes bzw. Reibungskoeffizienten im Walzspalt S erzielt, was
eine Erhöhung der Walzkräfte zur Folge hat.
[0048] Die Figur 2 zeigt die prinzipielle Abhängigkeit der Walzkraft als Funktion des Reibungskoeffizienten
für verschiedene Umformungsgrade. Daraus geht eine Erhöhung der Walzkräfte bei Zunahme
des Reibungskoeffizienten im Walzspalt S hervor.
[0049] Eine Erhöhung der Walzkraft wird insbesondere beim Dressieren des Walzprodukts B
mit Umformgraden von beispielsweise 0,3 bis 1,5 % angestrebt. Für eine verbesserte
Oberflächenqualität beispielsweise bei Automobil-Außenhautteilen, aber auch sichtbaren
Automobil-Innenbauteilen, sowie weißer Ware für Haushaltsgeräte müssen die Walzproduktoberflächen
eine bestimmte Topographie aufweisen und dabei definierte Rauheitskennwerte erfüllen.
Diese Topographie wird final im Dressierstich aufgebracht. Für weiche Werkstoff (Streckgrenze/Dehngrenze
≤ 220 MPa) ist eine homogene Übertragung bei einem Mehrwalzendressiergerüst kaum oder
nur unter äußerster Anpassung der Walzbedingungen möglich. Indem nun die Walzkraft
durch Applizieren des reibungserhöhenden Mittels 42 vergrößert wird, lässt sich die
Regelbarkeit insbesondere bei weichen Stahlsorten zur besseren Rauheitsübertragung
der Arbeitswalzentopographie auf die Walzproduktoberflächen verbessern. Durch Verbesserung
der Topographieübertragung zwischen Arbeitswalze 11 und Walzprodukt B kann eine Erhöhung
des Dressiergrades vermieden werden, wodurch eine Verbesserung der mechanischen Eigenschaften
des Walzprodukts B realisiert wird. Zudem erfolgen eine Vergleichmäßigung der Bandtopographie
und damit eine Reduzierung der Qualitätskosten. Die bessere Regelbarkeit der Walzkraft
zieht eine Vereinfachung der Handhabung und Regelung der Bandzüge im Dressierprozess
nach sich.
[0050] Stahlsorten, die von der vorliegenden Reibwerterhöhung besonders profitieren, sind:
Sondertiefziehgüten (DX54D, DX55D, DC04, DC05, CR3); Spezialtiefziehgüten (DX56D,
DC06, CR4); Supertiefziehgüten (DX57D, DC07, CR5) und Ultratiefziehgüten (DX58D, DC08,
CR6 (noch nicht genormt) sowie Extremtiefziehgüten (DX59D, DC09, CR7 (noch nicht genormt)).
[0051] Die Figur 3 zeigt beispielhaft den Einfluss des Dressierwalzendurchmessers auf die
spezifische Walzkraft. Daraus geht hervor, dass die spezifische Walzkraft durch größere
Arbeitswalzendurchmesser herabgesetzt wird, unter der Randbedingung von gleichen Dressierwalzen-Rauheitskennwerten.
Somit kann eine Reduzierung der spezifischen Walzkraft über die Anhebung der Arbeitswalzendurchmesser
unterstützt werden, wobei Arbeitswalzendurchmesser von mehr als 650 mm, vorzugsweise
700 mm oder mehr realisierbar sind. Besonders geeignet sind Arbeitswalzendurchmesser
über 715 mm.
[0052] Die Figur 4 zeigt schematisch den Einfluss der Viskosität auf den Reibungskoeffizienten.
Daraus geht hervor, dass der Reibungskoeffizient durch Verwendung des Multifunktionsfluids
gegenüber dem Stand der Technik angehoben werden kann.
[0053] Das Zusammenspiel von Dressierwalzendurchmesser und Fluidviskosität kann zur Optimierung
des Walzergebnisses herangezogen und variiert werden.
[0054] Um das Ziel höherer Walzkräfte ohne eine Anhebung des Dressiergrades zu erreichen,
findet die Dressiergradregelung mit einem geeigneten reibungserhöhenden Mittel 42
Anwendung. Wenngleich eine Erhöhung der Walzkräfte hervorgerufen wird, bleibt der
Dressiergrad durch das Multifunktionsfluid in der Regel konstant auf dem Ausgangsniveau
vor der Walzkrafterhöhung, was eine geringere Kaltverfestigung des Stahlbandes bewirkt,
und dies wiederum führt zu einer geringeren Dehngrenzenerhöhung und damit zu einer
geringeren Umformverschlechterung (durch Reduzierung des Gesamtdehnung und des Verfestigungsexponenten)
bei Sicherstellung der gewünschten Rauheitskennwerte, wie beispielsweise Ra, RPc und
Wsa. Damit wird die Fertigung von Ultratiefziehgüten, wie etwa den noch nicht genormten
DX58D, DX59D, DC08, DC09, CR6, CR7 deutlich vereinfacht oder sogar erst möglich.
[0055] Zur Verwirklichung einer Vorrichtung 1 mit einer Reibwerterhöhungseinrichtung 40
können herkömmliche Nassdressieranlagen einfach umgerüstet werden, indem die Reibmittelbereitstellung
41 ein Multifunktionsfluid 42 mit reibwerterhöhenden Zusätzen einlaufseitig bereitstellt.
[0056] Das Multifunktionsmittel (beispielsweise ein wasserlösliches Walzöl/Dressierwalzöl
mit wässrigen Inhibitoren, Nanopartikel) reinigt gleichzeitig die Bandoberfläche und
die Arbeitswalzen 11, verhindert in seiner Zusammensetzung und Anwendung ein Verharzen
und Verkleben der beteiligten Oberflächen und gewährleistet ein etwaiges nachgeschaltetes
Phosphatieren und Lackieren der metallischen Oberflächen, vorzugsweise auch ohne weitere
Oberflächenvorbehandlungen. Darüber hinaus werden eine entsprechende Schmierfähigkeit,
ein Selbsttrockeneffekt für ein trockenes Oberflächenaussehen und ein hochwirksamer
Korrosionsschutz realisiert.
[0057] Soweit anwendbar, können alle einzelnen Merkmale, die in den Ausführungsbeispielen
dargelegt sind, miteinander kombiniert und/oder ausgetauscht werden, ohne den Bereich
der Erfindung zu verlassen.
Bezugszeichenliste
[0058]
- 1
- Vorrichtung zum Walzen eines bandförmigen Walzprodukts
- 10
- Walzgerüst
- 11
- Arbeitswalze
- 12
- Stützwalze
- 20
- Anticrimpeinrichtung
- 21
- Anticrimprolle
- 31
- Antriebsrolle
- 40
- Reibwerterhöhungseinrichtung
- 41
- Reibmittelbereitstellung
- 42
- Reibungserhöhendes Mittel
- 43
- Reibmittelaufbringung
- 43a
- Düse
- 43b
- Düsenbalken
- F
- Förderrichtung
- B
- Walzprodukt
- S
- Walzspalt
1. Vorrichtung (1) zum Walzen eines bandförmigen Walzprodukts (B), vorzugsweise in einer
Dressierwalzanlage, Kaltwalzanlage oder kontinuierlichen Durchlaufglühanlage mit integriertem
Dressiergerüst, wobei die Vorrichtung (1) aufweist:
zumindest ein Walzgerüst (10) mit zwei Arbeitswalzen (11), die einen Walzspalt (S)
ausbilden, in dem das in einer Förderrichtung (F) transportierbare Walzprodukt (B)
umformbar ist;
gekennzeichnet durch
eine Reibwerterhöhungseinrichtung (40), umfassend eine Reibmittelbereitstellung (41),
eingerichtet zur Bereitstellung eines reibungserhöhenden Mittels (42) fluider Form,
und eine Reibmittelaufbringung (43), die mit der Reibmittelbereitstellung (41) in
Fluidkommunikation steht und eingerichtet ist, um das reibungserhöhende Mittel (42)
auf zumindest eine Oberfläche der Arbeitswalzen (11) und/oder des Walzprodukts (B)
aufzubringen, wodurch die Reibwerterhöhungseinrichtung (40) eingerichtet ist, um den
Reibungskoeffizienten zwischen den Arbeitswalzen (11) und dem Walzprodukt (B) im Walzspalt
(S) zu erhöhen.
2. Vorrichtung (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass eine oder beide Arbeitswalzen (11) texturiert sind, so dass das Negativ deren Textur
durch das Walzen auf das Walzprodukt (B) übertragbar ist.
3. Vorrichtung (1) nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Reibmittelaufbringung (43) eingerichtet ist, um das reibungserhöhende Mittel
(42) einlaufseitig bezüglich des Walzspalts (S) auf die zumindest eine Oberfläche
der Arbeitswalzen (11) und/oder des Walzprodukts (B) aufzubringen.
4. Vorrichtung (1) nach einem der vorigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Reibmittelaufbringung (43) eine oder mehrere Düsen (43a) aufweist, die eingerichtet
sind, um das reibungserhöhende Mittel (42) auf die zumindest eine Oberfläche der Arbeitswalzen
(11) und/oder des Walzprodukts (B) aufzusprühen, wobei die Düsen (43a) vorzugsweise
so auf eine oder beide Arbeitswalzen (11) gerichtet sind, dass das reibungserhöhende
Mittel (42) größtenteils oder im Wesentlichen vollständig auf die entsprechenden Oberflächen
der Arbeitswalzen (11) gelangt.
5. Vorrichtung (1) nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Reibmittelaufbringung (43) einen oder mehrere Düsenbalken (43b) aufweist, die
sich in Breitenrichtung des Walzprodukts (B) erstrecken und die Düsen (43a) tragen.
6. Vorrichtung (1) nach einem der vorigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass diese ferner eine Anticrimpeinrichtung (20) mit einer oder mehreren Anticrimprollen
(21) aufweist, die eingerichtet sind, um das Walzprodukt (B) relativ zum Walzspalt
(S) anzuheben.
7. Vorrichtung (1) nach einem der vorigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass diese ferner eine oder mehrere Antriebsrollen (31) aufweist, die eingerichtet sind,
um das Walzprodukt (B) in Förderrichtung (F) zu transportieren.
8. Vorrichtung (1) nach einem der vorigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das reibungserhöhende Mittel eine Emulsion oder Suspension ist.
9. Vorrichtung (1) nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Emulsion oder Suspension eine flüssige Hauptkomponente, vorzugsweise Wasser oder
ein Walzöl mit vollentsalztem Wasser, und reibungserhöhende Partikel, vorzugsweise
Mikro- oder Nanopartikel von beispielsweise 0,1 µ bis 10 µm Durchmesser, umfasst.
10. Verfahren zum Walzen eines bandförmigen Walzprodukts (B), vorzugsweise in einer Dressierwalzanlage,
Kaltwalzanlage oder kontinuierlichen Durchlaufglühanlage mit integriertem Dressiergerüst,
wobei das Verfahren aufweist:
Fördern des Walzprodukts (B) durch einen Walzspalt (S), ausgebildet durch zwei Arbeitswalzen
(11) eines Walzgerüsts (10), entlang einer Förderrichtung (F), wodurch das Walzprodukt
(B) umgeformt wird; und
Applizieren eines reibungserhöhenden Mittels (42) fluider Form auf zumindest eine
Oberfläche der Arbeitswalzen (11) und/oder des Walzprodukts (B), um den Reibungskoeffizienten
zwischen den Arbeitswalzen (11) und dem Walzprodukt (B) im Walzspalt (S) zu erhöhen.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass das reibungserhöhende Mittel (42) eine Emulsion oder Suspension ist.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Emulsion oder Suspension eine flüssige Hauptkomponente, vorzugsweise Wasser oder
ein Walzöl mit vollentsalztem Wasser, und reibungserhöhende Partikel, vorzugsweise
Mikro- oder Nanopartikel von beispielsweise 0,1 µ bis 10 µm Durchmesser, umfasst.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 10 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass die Einstellung des Dressiergrades direkt über eine Dressiergradregelung erfolgt
und vorzugsweise indirekt über eine Anhebung des Reibungskoeffizienten durch das reibungserhöhende
Mittel (42).
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 10 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass die Arbeitswalzen (11) einen Durchmesser von über 650 mm, vorzugsweise über 700 mm,
besonders bevorzugt über 715 mm aufweisen.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 10 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass die Walzkrafterhöhung über die Anhebung der Prozessgeschwindigkeit beim Dressieren
unterstützt wird, vorzugsweise über eine Schlingenspeicher-Füllstandregelung vor dem
Walzgerüst (10).
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 10 bis 15, dadurch gekennzeichnet, dass das Walzprodukt (B) ein Stahlband ist, vorzugsweise aus einer der folgenden Stahlsorten:
DX54D, DX55D, DX56D, DX57D DX58D, DX59D, DC04, DC05, DC06, DC07, DC08, DC09, CR3,
CR4, CR5, CR6, CR7.
17. Verfahren nach einem der Ansprüche 10 bis 16, dadurch gekennzeichnet, dass dieses mit einer Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 7 durchgeführt wird.