[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betrieb eines Hörgeräts, sowie ein entsprechendes
Hörgerät und weiterhin ein Computerprogrammprodukt für ein Zusatzgerät im Zusammenhang
mit einem entsprechenden Hörgerät.
[0002] Ein Hörgerät dient üblicherweise zur Ausgabe eines Audiosignals an einen Nutzer des
Hörgeräts. Die Ausgabe erfolgt dabei mittels eines Ausgabewandlers, meist auf akustischem
Weg über Luftschall mittels eines sogenannten Hörers, welcher auch als Lautsprecher
oder Receiver bezeichnet wird. Eine spezielle Ausgestaltung eines Hörgeräts dient
zur Versorgung eines Nutzers mit einem Hördefizit. Dazu weist das Hörgerät wenigstens
einen akustischen Eingangswandler auf, typischerweise ein Mikrofon, und eine Steuereinheit.
Die Steuereinheit ist dazu ausgebildet, ein Eingangssignal, welches von dem Eingangswandler
aus Umgebungsschall erzeugt wird, zu verarbeiten und dadurch das Hördefizit des Nutzers
zumindest teilweise auszugleichen. Speziell bei einem Hörgerät ist auch eine Variante
möglich, bei welcher der Ausgabewandler zur mechanischen oder elektrischen Einkopplung
des Audiosignals in das Gehör des Nutzers ausgebildet ist (z.B. Cochlea-Implantat).
Unter den allgemeinen Begriff "Hörgerät" fallen vorliegend zusätzlich auch Geräte
wie z.B. sogenannte Tinnitus-Masker, Headsets, Kopfhörer und dergleichen.
[0003] Ein Hörgerät weist üblicherweise ein Ohrstück auf, welches in einen Gehörgang des
Nutzers eingesetzt wird und diesen dann gegenüber der Umgebung verschließt. Ein Teilvolumen
des Gehörgangs ist dann durch das Ohrstück verschlossen und von der Umgebung getrennt.
Das Hörgerät kann auch selbst als Ohrstück ausgebildet sein, z.B. bei einem CIC-Hörgerät,
welches vollständig in den Gehörgang eingesetzt wird. Unabhängig von der konkreten
Ausgestaltung des Hörgeräts führt ein Verschließen des Gehörgangs durch ein Ohrstück
zum sogenannten Okklusionseffekt. Der Nutzer nimmt dann die eigene Stimme besonders
deutlich wahr. Um dies zu umgehen ist es möglich, das Hörgerät mit einem sogenannten
"Vent" auszubilden, üblicherweise ein einfacher Kanal oder Schlauch, um eine Verbindung
zwischen den beiden Seiten des Ohrstücks herzustellen und den Okklusionseffekt zu
reduzieren. Durch den Vent kann Luft zwischen der Umgebung und dem verschlossenen
Teilvolumen ausgetauscht werden. Auf diese Weise wird auch ein Druckausgleich erzielt.
Ein Vent hat jedoch den Nachteil, dass Schallsignale, welche vom Ausgangswandler ausgegeben
werden, in die Umgebung gelangen, und dort in Verbindung mit dem Eingangswandler zu
störendem Feedback führen.
[0004] In der
EP 3 675 526 A1 beschreibt ein Hörgerät, mit einem Vent, welcher ein Ventil aufweist, um den Vent
in unterschiedlichen Situationen zu schließen und zu öffnen.
[0005] Vor diesem Hintergrund ist es eine Aufgabe der Erfindung, ein verbessertes Verfahren
zum Betrieb eines Hörgeräts anzugeben sowie ein entsprechendes Hörgerät. Insbesondere
soll ein Öffnen und Schließen eines Vents des Hörgeräts möglichst optimal durchgeführt
werden. Weiter soll ein Computerprogrammprodukt angegeben werden, welches auf einem
Zusatzgerät ausführbar ist und im Zusammenhang mit einem entsprechenden Hörgerät eine
Optimierung des Öffnen und Schließen des Vents ermöglicht.
[0006] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein Verfahren mit den Merkmalen gemäß
Anspruch 1, ein Hörgerät mit den Merkmalen gemäß Anspruch 15 und ein Computerprogrammprodukt
mit den Merkmalen gemäß Anspruch 16. Vorteilhafte Ausgestaltungen, Weiterbildungen
und Varianten sind Gegenstand der Unteransprüche. Die Ausführungen im Zusammenhang
mit dem Verfahren gelten sinngemäß auch für das Hörgerät und das Computerprogrammprodukt
sowie insbesondere auch für ein Zusatzgerät und ein Hörsystem, welches eine Kombination
ist aus dem Hörgerät und dem Zusatzgerät. Sofern nachfolgend Verfahrensschritte des
Verfahrens beschrieben werden, ergeben sich vorteilhafte Ausgestaltungen für das Hörgerät,
das Zusatzgerät und das Computerprogrammprodukt insbesondere dadurch, dass diese jeweils
ausgebildet sind, einen oder mehrere dieser Verfahrensschritte auszuführen.
[0007] Ein Kerngedanke der Erfindung ist insbesondere ein nutzerspezifisches Öffnen und
Schließen eines Vents eines Hörgeräts, d.h. eine individuelle Steuerung eines aktiven
Vents eines Hörgeräts. Dem liegt die Überlegung zugrunde, dass bei einem Vent, welcher
wahlweise geöffnet und geschlossen werden kann, das Empfinden des Nutzers, wann genau
der Vent offen oder geschlossen sein soll, individuell ist und sich von Nutzer zu
Nutzer unterscheiden kann.
[0008] Das erfindungsgemäße Verfahren dient zum Betrieb eines Hörgeräts. Das Hörgerät ist
einem Nutzer zugeordnet und wird von diesem beim bestimmungsgemäßen Gebrauch verwendet.
Ein Wechsel des Nutzers ist typischerweise nicht vorgesehen. Das Hörgerät dient zur
Ausgabe eines Audiosignals an einen Nutzer des Hörgeräts. Die Ausgabe erfolgt dabei
mittels eines Ausgabewandlers, vorzugsweise mittels eines sogenannten Hörers, welcher
auch als Lautsprecher oder Receiver bezeichnet wird. Besonders bevorzugt ist eine
Ausgestaltung, bei welcher das Hörgerät zur Versorgung eines Nutzers mit einem Hördefizit
dient. Dazu weist das Hörgerät wenigstens einen akustischen Eingangswandler auf, geeigneterweise
ein Mikrofon, und eine Steuereinheit. Die Steuereinheit ist dazu ausgebildet, ein
Eingangssignal, welches von dem Eingangswandler aus Umgebungsschall der Umgebung erzeugt
wird, zu verarbeiten und dadurch das Hördefizit des Nutzers zumindest teilweise auszugleichen.
Der Begriff "Hörgerät" wird vorliegend jedoch allgemein verwendet, sodass darunter
auch andere Geräte wie z.B. sogenannte Tinnitus-Masker, Headsets, Kopfhörer und dergleichen
fallen, also generell Geräte, welche einem einzelnen Nutzer zugeordnet sind, von diesem
getragen werden und zur individuellen Schallausgabe an diesen Nutzer dienen.
[0009] Das Hörgerät weist einen Vent auf, zur Vermeidung von Okklusion, insbesondere beim
bestimmungsgemäßen Gebrauch des Hörgeräts. Der Vent ist insbesondere ein Teil eines
Ohrstücks des Hörgeräts. Beispielsweise ist der Vent ein einfacher Kanal oder Schlauch.
Das Ohrstück wird beim bestimmungsgemäßen Gebrauch vom Nutzer im Gehörgang getragen.
Der Vent dient dazu, eine Verbindung zwischen den beiden Seiten des Ohrstücks herzustellen
und eine Okklusion, d.h. Verschließung, und einen dadurch verursachten Okklusionseffekt
zu reduzieren. Durch den Vent wird ein Austausch von Luft zwischen der Umgebung und
einem Teilvolumen des Gehörgangs, welches vom Ohrstück verschlossen ist, ermöglicht.
Durch den Vent können je nach Ausgestaltung des Hörgeräts grundsätzlich auch Schallsignale,
welche vom Ausgangswandler ausgegeben werden, in die Umgebung gelangen, und dort vom
Eingangswandler aufgenommen werden.
[0010] Der Vent weist einen verstellbaren Verschluss auf, zum Öffnen und Schließen des Vents,
d.h. zum Einstellen eines Öffnungsgrads des Vents. Der Verschluss ist beispielsweise
ein Ventil. Durch Öffnen und Schließen wird demnach der Vent geöffnet bzw. geschlossen
und somit der Öffnungsgrad eingestellt. Ist der Vent vollständig geöffnet, dann lässt
dieser Luft hindurch und der Öffnungsgrad beträgt beispielsweise "1". Ist der Vent
vollständig geschlossen, dann lässt dieser keine Luft hindurch und der Öffnungsgrad
beträgt beispielsweise "0". Grundsätzlich geeignet ist bereits eine Ausgestaltung,
bei welcher der Vent lediglich zwischen zwei Zuständen mit unterschiedlichem Öffnungsgrad
umschaltbar ist, wobei die beiden Öffnungsgrade nicht zwingend "vollständig offen"
und "vollständig geschlossen" sein müssen. Abseits eines Vents mit nur zwei Öffnungsgraden
ist auch eine Ausgestaltung vorteilhaft, bei welcher der Vent mehr als zwei Öffnungsgrade
aufweist oder bei welchem der Öffnungsgrad sogar kontinuierlich zwischen einem maximalen
und einem minimalen Öffnungsgrad einstellbar ist. Nachfolgend wird ohne Beschränkung
der Allgemeinheit von einem Vent ausgegangen, welcher entweder offen oder geschlossen
ist und somit zwei Öffnungsgrade aufweist.
[0011] Das Öffnen und Schließen des Vents ist über eine Steuervorschrift mit einem Umgebungsparameter
verknüpft. Die Steuervorschrift ist insbesondere eine Funktion des Umgebungsparameters
und gibt für verschiedene Werte dieses Umgebungsparameters einen entsprechend geeigneten
Öffnungsgrad aus. Die genaue Ausgestaltung des Umgebungsparameters und der Steuervorschrift
ist zunächst nicht relevant, wichtig ist vorerst nur der Zusammenhang zwischen dem
Öffnen und Schließen des Vents und dem Umgebungsparameter, sodass ein aktiver Vent
realisiert ist, welcher abhängig vom Umgebungsparameter insbesondere automatisch geöffnet
und geschlossen wird. Das Öffnen und Schließen erfolgt insbesondere dadurch, dass
der Vent, speziell dessen Verschluss, von einer Steuereinheit des Hörgeräts angesteuert
wird. In der Steuereinheit ist insbesondere auch die Steuervorschrift hinterlegt,
z.B. gespeichert.
[0012] Der Vent wird nun im Betrieb abhängig von dem Umgebungsparameter insbesondere automatisch
gesteuert, indem der Umgebungsparameter ermittelt, vorzugsweise gemessen, wird und
der Vent anhand der Steuervorschrift abhängig von dem Umgebungsparameter geöffnet
oder geschlossen wird, d.h. indem der Öffnungsgrad eingestellt wird. Der Umgebungsparameter
wird mittels eines entsprechenden Sensors gemessen, z.B. mit einem Mikrofon des Hörgeräts.
[0013] Ein wesentlicher Aspekt ist vorliegend, dass die Steuervorschrift nutzerspezifisch
konfiguriert ist, d.h. dass das Öffnen und Schließen des Vents individuell auf den
Nutzer abgestimmt ist. Dadurch wird sichergestellt, dass das Öffnen und Schließen
des Vents möglichst optimal durchgeführt wird und auf den Nutzer des Hörgeräts angepasst
ist. Dem liegt die Überlegung zugrunde, dass unterschiedliche Nutzer unterschiedlich
stark auf den Okklusionseffekt einerseits und Störgeräusche andererseits reagieren
und daher eine nutzerspezifische Steuerung des Vents entsprechend vorteilhaft ist,
um auf individuelle Befindlichkeiten zu reagieren. Genauer gesagt ist grundsätzlich
eine Abwägung zwischen den Vor- und Nachteilen eines offenen und geschlossenen Vents
notwendig und eine individuelle Balance daher vorteilhaft.
[0014] Zunächst ist es in manchen Umgebungen sinnvoll den Vent zu öffnen, während es in
anderen Umgebungen sinnvoller ist, den Vent zu schließen. Dem wird durch die Steuerung
abhängig vom Umgebungsparameter Rechnung getragen, wobei der Umgebungsparameter die
Umgebung charakterisiert und somit einen Anhaltspunkt liefert, welcher Öffnungsgrad
aktuell am sinnvollsten ist. Dies ist durch die Steuervorschrift realisiert. Darüber
hinaus wird vorliegend zusätzlich anerkannt, dass die Beurteilung, ob in einer gegebenen
Umgebung der Vent eher offen oder geschlossen sein sollte, auch ein subjektives Moment
hat, welches vom Nutzer abhängt. Dies wird nun dadurch berücksichtigt, dass die Steuervorschrift
nutzerspezifisch konfiguriert ist. Dadurch wird für unterschiedliche Nutzer in der
gleichen Umgebung mit demselben Umgebungsparameter möglicherweise ein unterschiedlicher
Öffnungsgrad für den Vent ausgewählt, im Extremfall ist der Vent für den einen Nutzer
vollständig geöffnet und für einen anderen Nutzer in derselben Umgebung vollständig
geschlossen.
[0015] Grundsätzlich wird der Vent vorteilhafterweise geöffnet, falls der Umgebungsparameter
eine leise Umgebung angibt, d.h. eine Umgebung mit wenig Störgeräuschen. In diesem
Fall lässt sich vorteilhaft der Okklusionseffekt reduzieren, da wenig Störgeräusche
durch den Vent in den Gehörgang dringen können und nur eine geringe Verstärkung nötig
ist, wodurch die Gefahr eines Feedbacks eher gering ist. Umgekehrt wird der Vent vorteilhafterweise
geschlossen, falls der Umgebungsparameter eine laute Umgebung angibt, d.h. eine Umgebung
mit starken Störgeräuschen, in welcher zweckmäßigerweise zusätzlich ein Richtungshören
des Hörgeräts aktiviert wird, um die Störgeräusche in der Umgebung weitestgehend auszublenden.
Ein geschlossener Vent ist außerdem generell vorteilhaft, wenn Geräusche aus der Umgebung
nicht von Bedeutung sind, speziell beim Audiostreaming mit dem Hörgerät oder beim
Telefonieren mit dem Hörgerät. Durch das Schließen des Vents werden das Signal-zu-Rausch-Verhältnis
(kurz: SNR) und die Verstärkung niedriger Frequenzen verbessert.
[0016] Durch das Vorgesagte wird deutlich, dass eine Abwägung getroffen werden muss, wann
der Vent geöffnet und wann geschlossen wird. In diese Abwägung werden vorliegend durch
die nutzerspezifisch konfigurierte Steuervorschrift die Vorlieben des jeweiligen Nutzers
mit einbezogen, sodass das Öffnen und Schließen des Vents optimal auf die Bedürfnisse
des Nutzers abgestimmt ist. Während manche Nutzer sehr empfindlich auf Störgeräusche
reagieren und bei deren Vorhandensein schnell einen hohen Stresslevel erreichen, reagieren
andere Nutzer eher empfindlich auf die Wahrnehmung der eigenen Stimme. Für erstere
Nutzer wird der Vent daher zweckmäßigerweise besonders frühzeitig oder aggressiv geschlossen,
d.h. z.B. sobald Störgeräusche in der Umgebung erkannt werden, während für letztere
Nutzer der Vent zweckmäßigerweise besonders spät oder defensiv geschlossen wird, um
in möglichst vielen Umgebungssituationen den Okklusionseffekt zu vermeiden. Wie genau
die Steuervorschrift dann hierfür konfiguriert ist und dann das entsprechende Verhalten
abbildet, hängt konsequenterweise vom jeweiligen Nutzer ab und kann sich entsprechend
stark unterscheiden. Wesentlich ist, dass einem jeweiligen Wert des Umgebungsparameters
nutzerspezifisch ein Öffnungsgrad für den Vent zugeordnet ist, sodass sich eine Zuordnung
ergibt, welche dann zusätzlich nutzerspezifisch ist, um individuelle Bedürfnisse zu
berücksichtigen. Die Ermittlung dieser Bedürfnisse und die nutzerspezifische Konfiguration
der Steuervorschrift sind auf verschiedene Weisen möglich, einige vorteilhafte Ausgestaltungen
werden nachfolgend näher beschrieben. Diese sind grundsätzlich miteinander kombinierbar.
[0017] Der Umgebungsparameter ist bevorzugterweise eine Umgebungslautstärke oder ein Signal-zu-Rausch-Verhältnis
(SNR) der Umgebung. Die Umgebungslautstärke wird auch als "ambient noise" bezeichnet
und entspricht insbesondere dem Pegel der Summe aller Geräusche in der Umgebung des
Nutzers. Unter "Signal-zu-Rausch-Verhältnis der Umgebung" wird insbesondere das Signal-zu-Rausch-Verhältnis
in der Umgebung des Nutzers verstanden, d.h. das Verhältnis eines Nutzsignals zu anderen
Signalen in der Umgebung. Das SNR ist insbesondere ein SNR eines Gesamtsignals, welches
die Summe aller Geräusche in der Umgebung des Nutzers enthält. Je nach Umgebungslautstärke
oder Signal-zu-Rausch-Verhältnis wird der Vent dann geöffnet oder geschlossen, wobei
die genauen Werte oder Intervalle der Umgebungslautstärke oder des Signal-zu-Rausch-Verhältnisses,
für welche ein Öffnen oder Schließen erfolgt, nutzerspezifisch sind, sodass bei zwei
unterschiedlichen Nutzern trotz gleicher Umgebungslautstärke oder gleichem Signal-zu-Rausch-Verhältnis
unter Umständen unterschiedliche Öffnungsgrade eingestellt werden. Nachfolgend wird
ohne Beschränkung der Allgemeinheit davon ausgegangen, dass der Umgebungsparameter
die Umgebungslautstärke ist. Die Ausführungen gelten jedoch sinngemäß auch für Ausgestaltungen,
bei welchen der Umgebungsparameter ein Signal-zu-Rausch-Verhältnis der Umgebung ist.
[0018] Vorzugsweise wird der Vent bei einem ersten Wert der Umgebungslautstärke geschlossen
und bei einem zweiten Wert, welcher geringer ist als der erste Wert, geöffnet. Dadurch
ist bei geringer Umgebungslautstärke der Vent geöffnet und bei hoher Umgebungslautstärke
geschlossen. Die relativen Begriffe "gering" und "hoch" tragen dabei dem Umstand Rechnung,
dass die konkreten Werte nutzerspezifisch ausgewählt sind. Bei dieser Steuervorschrift
sind der erste und der zweite Wert demnach nutzerspezifisch ausgewählt, sodass die
Steuervorschrift insgesamt nutzerspezifisch konfiguriert ist.
[0019] In einer besonders bevorzugten Ausgestaltung ist die Steuervorschrift derart ausgebildet,
dass der Vent oberhalb eines Schwellwerts für den Umgebungsparameter geschlossen wird
und unterhalb des Schwellwerts geöffnet wird oder umgekehrt, wobei "umgekehrt" dann
bedeutet, dass die Steuervorschrift derart ausgebildet ist, dass der Vent unterhalb
eines Schwellwerts für den Umgebungsparameter geschlossen wird und oberhalb des Schwellwerts
geöffnet wird. Welche der beiden Varianten genutzt wird, ist insbesondere von der
konkreten Anwendung und dem Umgebungsparameter abhängig. Jedenfalls ist der Schwellwert
nutzerspezifisch ausgewählt, wodurch die Steuervorschrift dann nutzerspezifisch konfiguriert
ist. Im einfachsten Fall ist die Steuervorschrift eine Stufenfunktion, welche dem
Öffnungsgrad unterhalb des Schwellwerts einen ersten Wert zuweist und oberhalb des
Schwellwerts einen anderen, zweiten Wert. Wesentlich ist dabei, dass der Schwellwert
gerade kein Wert ist, welcher für alle Nutzer gleich ist, sondern dass der Schwellwert
nutzerspezifisch ausgewählt ist, um auf diese Weise das Öffnen und Schließen des Vents
an die Bedürfnisse des jeweiligen Nutzers anzupassen. Entlang der Dimension des Umgebungsparameters
wird dann je nach Nutzer der Vent früher oder später geöffnet (in anderer Richtung
analog früher oder später geschlossen).
[0020] Im Falle der Umgebungslautstärke als Umgebungsparameter wird beispielsweise bei ansteigender
Umgebungslautstärke der Vent je nach Nutzer früher oder später geschlossen. Je aggressiver
die Steuervorschrift für einen jeweiligen Nutzer konfiguriert ist, desto früher wird
der Vent geschlossen. Umgekehrt wird bei abfallender Umgebungslautstärke der Vent
je nach Nutzer früher oder später geöffnet. Je aggressiver die Steuervorschrift für
einen jeweiligen Nutzer konfiguriert ist, desto später wird der Vent geöffnet.
[0021] In einer zweckmäßigen Ausgestaltung ist der Schwellwert für den Nutzer ausgewählt
aus einem Intervall von 60 dB bis 90 dB. Entsprechend ergibt sich damit für die Steuervorschrift
ein Konfigurationsbereich von 30 dB, aus welchem je nach Nutzer ein jeweils geeigneter
Schwellwert ausgewählt und eingestellt wird. Wird der Schwellwert eher hoch gewählt,
dann wird der Vent für diesen Nutzer später geschlossen und umgekehrt früher geöffnet,
als für einen anderen Nutzer, für welchen der Schwellwert eher niedrig gewählt ist.
[0022] Anstelle der Umgebungslautstärke sind auch andere Umgebungsparameter denkbar und
geeignet, z.B. ein SNR der Umgebung oder eine mittels eines Klassifikators ermittelte
Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen von Störgeräuschen in der Umgebung. Die Umgebungslautstärke
ist besonders geeignet, da diese auf einfache Weise beispielsweise mit einem ohnehin
vorhandenen Mikrofon des Hörgeräts in Kombination mit einem Pegelmesser des Hörgeräts
gemessen wird.
[0023] Da die Steuervorschrift nutzerspezifisch konfiguriert ist, ist diese insbesondere
auch grundsätzlich einstellbar, wenigstens bei der Herstellung des Hörgeräts, zweckmäßigerweise
alternativ oder zusätzlich auch später, beispielsweise im Rahmen einer Anpassung des
Hörgeräts, d.h. bei einer sogenannten "fitting session", oder durch den Nutzer selbst,
insbesondere während des laufenden Betriebs.
[0024] Bevorzugterweise ist allgemein die Steuervorschrift durch den Nutzer des Hörgeräts
einstellbar, nämlich mittels einer Benutzeroberfläche, welche auf einem Zusatzgerät
angezeigt wird und welche ein oder mehrere grafische Steuerelemente aufweist, zum
Einstellen der Steuervorschrift.
[0025] Speziell ist vorzugsweise der bereits genannte Schwellwert durch den Nutzer des Hörgeräts
einstellbar, nämlich mittels einer Benutzeroberfläche, welche auf einem Zusatzgerät,
insbesondere einem Smartphone, angezeigt wird und welche ein insbesondere grafisches
Steuerelement aufweist, zum Einstellen des Schwellwerts. Dabei wird unter "grafisch"
insbesondere verstanden, dass das Steuerelement rein virtuell ist und als bedienbare
Grafik angezeigt wird und an sich kein mechanisches Steuerelement ist. In einer geeigneten
Ausgestaltung zeigt das Steuerelement einen Wertebereich (d.h. Konfigurationsbereich)
für den Schwellwert an und weist ein Stellelement auf, um aus diesem Wertebereich
einen Wert als Schwellwert auszuwählen. Besonders geeignet als Steuerelement ist ein
Schieberegler, welcher auch als "slider" bezeichnet wird und welcher beispielsweise
ein länglicher Balken ist, entlang welchem ein Schieber (als das Stellelement) verschiebbar
ist, um den Schwellwert auszuwählen. Dabei weist der Balken eine Länge auf, welche
den Konfigurationsbereich angibt. Im Beispiel der Umgebungslautstärke mit einem Konfigurationsbereich
von 60 dB bis 90 dB markiert beispielsweise ein linkes Ende des Balkens 90 dB und
ein rechtes Ende 60 dB und der Schieber ist dazwischen über den Konfigurationsbereich
von 30 dB verschiebbar, um einen Wert zwischen 60 dB und 90 dB auszuwählen und einzustellen.
Anstatt den Schieberegler mit konkreten Werten zu beschriften, werden in einer geeigneten
Ausgestaltungen qualitative Angaben verwendet. Beispielsweise werden Anhaben wie "früh
schließen" und "spät öffnen" verwendet, um dem Nutzer das damit hervorgerufene Verhalten
des Vents zu verdeutlichen. Alternativ zum Schieberegler ist auch ein Drehregler mit
einem Drehknopf als Stellelement geeignet oder ähnliche, andere Steuerelemente. Die
Ausführungen zum Schieberegler gelten analog auch für jegliche anderen grafischen
Steuerelemente.
[0026] Das Zusatzgerät ist vorzugsweise ein Smartphone, ähnliche Geräte werden als äquivalent
angesehen. Das Zusatzgerät ist insbesondere zur Steuerung des Hörgeräts mit diesem
verbunden, vorzugsweise über eine Drahtlosverbindung, z.B. Bluetooth oder WiFi oder
Vergleichbares. Auf dem Zusatzgerät wird ein Programm ausgeführt, welches bei einer
Installation auf dem Zusatzgerät allgemein eine Benutzeroberfläche bereitstellt, insbesondere
anzeigt, welche ein oder mehrere grafische Steuerelemente aufweist, zur Konfiguration
einer Steuervorschrift bei einem Hörgerät wie vorstehend und nachfolgend beschrieben.
Der bereits beschriebene Schieberegler ist entsprechend ein grafisches Steuerelement.
Alternativ oder zusätzlich sind aber grundsätzlich auch mechanische Steuerelemente
geeignet, z.B. als Teil einer Fernbedienung oder als Teil des Hörgeräts selbst. Das
Programm ist vorzugsweise eine App.
[0027] In manchen Umgebungssituationen ist es zweckmäßig, den Öffnungsgrad, welchen die
Steuervorschrift vorgibt, zu ignorieren und eine Ausnahme zu ermöglichen. Die Ausnahme
ist insbesondere ebenfalls nutzerspezifisch, um auf weitere, spezielle Bedürfnisse
des jeweiligen Nutzers gezielt einzugehen. In einer vorteilhaften Ausgestaltung hierfür
weist die Steuervorschrift für zumindest eine Umgebungssituation eine Ausnahmeregel
auf, sodass, wenn diese Umgebungssituation erkannt wird, der Vent gemäß der Ausnahmeregel
geöffnet oder geschlossen wird und nicht abhängig vom Umgebungsparameter. Die Umgebungssituation
ist beispielsweise eine Autofahrt, eine TV-Nutzung, ein Anruf, eine Bewegung des Nutzers
im Freien, insbesondere Gehen oder Laufen. Die Ausnahmeregel ist entsprechend "Vent
immer geöffnet beim Autofahren", "Vent immer geschlossen beim Fernsehen", "Vent immer
geschlossen beim Telefonieren" bzw. "Vent immer geöffnet beim Gehen im Freien" oder
dergleichen. In diesen Situationen wird der Vent dann unabhängig vom Umgebungsparameter
immer geschlossen oder immer geöffnet, sofern der Nutzer dies wünscht. Die Umgebungssituation
wird beispielsweise mittels eines Klassifikators erkannt, welchem das Eingangssignal
des Eingangswandlers zugeführt wird. Alternativ oder zusätzlich wird die Umgebungssituation
mittels eines anderen Sensors erkannt, z.B. mittels eines Beschleunigungssensors.
[0028] Geeigneterweise ist die Ausnahmeregel durch den Nutzer des Hörgeräts ein- und ausschaltbar,
nämlich mittels einer Benutzeroberfläche, welche auf einem Zusatzgerät, insbesondere
Smartphone, angezeigt wird und welche einen Schalter aufweist, zum Ein- und Ausschalten
der Ausnahmeregel. Die Benutzeroberfläche ist zweckmäßigerweise die oben bereits genannte
Benutzeroberfläche, entsprechend ist das Zusatzgerät zweckmäßigerweise das oben bereits
genannte Zusatzgerät. Der Schalter ist in einer vorteilhaften Ausgestaltung ein grafisches
Steuerelement, beispielsweise eine sogenannte "check box". Sofern mehrere Ausnahmeregeln
vorhanden sind, weist die Benutzeroberfläche entsprechend für jede Ausnahmeregel einen
separaten Schalter auf.
[0029] Alternativ oder zusätzlich zur nutzerspezifischen Konfiguration mittels einer Benutzeroberfläche
für den Nutzer, wird in einer vorteilhaften Ausgestaltung die Steuervorschrift nutzerspezifisch
mittels eines digitalen Assistenten konfiguriert, indem dieser vom Nutzer des Hörgeräts
Antworten auf eine oder mehrere Fragen entgegennimmt und anhand dieser Antworten dann
die Steuervorschrift konfiguriert. Der digitale Assistent wird vorzugsweise auf dem
bereits beschriebenen Zusatzgerät ausgeführt und ist geeigneterweise ein Teil des
bereits genannten Programms. Die Fragen sind beispielsweise derart ausgewählt, dass
vom Nutzer erfragt wird, was für ein Verhalten dieser in bestimmten Umgebungssituationen
erwartet oder wie sehr der Nutzer sich durch die eigene Stimme einerseits und Störgeräusche
andererseits gestört fühlt.
[0030] Auch die Zufriedenheit mit dem bisherigen Verhalten des Hörgeräts in bisher erlebten
Umgebungssituationen wird geeigneterweise zur Konfiguration der Steuervorschrift verwendet.
In einer vorteilhaften Ausgestaltung hierzu wird die Steuervorschrift nutzerspezifisch
mittels eines digitalen Assistenten konfiguriert, indem dieser vom Nutzer des Hörgeräts
eine Rückmeldung zum Betrieb des Hörgeräts entgegennimmt und anhand dieser Rückmeldung
dann die Steuervorschrift konfiguriert. Der digitale Assistent ist beispielsweise
der zuvor bereits genannte digitale Assistent. Die Rückmeldung drückt beispielsweise
einfach eine Unzufriedenheit mit dem Betrieb in einer bestimmten Umgebungssituation
aus, woraufhin die Steuervorschrift angepasst wird, um eine erneute Unzufriedenheit
zu vermeiden. Ist beispielsweise der Schwellwert sehr hoch gewählt und gibt der Nutzer
diesbe-züglich eine negative Rückmeldung, dann wird der Schwellwert reduziert. Die
Rückmeldung kann auch spezifisch sein, z.B. dass der Nutzer die eigene Stimme zu stark
wahrnimmt, woraufhin beispielsweise der Schwellwert entsprechend erhöht wird, um den
Vent möglichst oft offen zu halten und Okklusion zu vermeiden. Eine andere spezifische
Rückmeldung ist z.B., dass der Nutzer Umgebungsgeräusche für zu laut hält, woraufhin
beispielsweise der Schwellwert entsprechend reduziert wird, um den Vent möglichst
oft geschlossen zu halten und Umgebungsgeräusche zu dämpfen oder ein Richtungshören
zu ermöglichen.
[0031] Auch ist es vorteilhaft, die Steuervorschrift nutzerspezifisch mittels einer Anpassungssoftware
im Rahmen einer Sitzung zur Anpassung des Hörgeräts zu konfigurieren. Eine solche
Sitzung wird auch als "fitting session" bezeichnet und erfolgt üblicherweise in Verbindung
mit einem Besuch bei einem Audiologen oder sonstigem Fachpersonal. Die Ausführungen
zur Entgegennahme von Antworten des Nutzers auf Fragen und zur Rückmeldung des Nutzers
sind analog auf die Konfiguration im Rahmen der Sitzung anwendbar.
[0032] Vorteilhaft ist auch eine Kombination des aktiven Vents mit einer Messung einer Höranstrengung
oder eines Stresslevels des Nutzers mittels eines geeigneten Sensors, beispielsweise
eines Sensors zur Durchführung eines EEG oder EMG. Vorzugsweise wird hierbei eine
Höranstrengung des Nutzers ermittelt, insbesondere aus einem EEG-Signal oder einem
EMG-Signal. Die Steuervorschrift wird dann insbesondere während des bestimmungsgemäßen
Gebrauchs derart abhängig von der Höranstrengung konfiguriert, dass diese reduziert
wird. Dies wird auch als dynamisch Steuerung des Vents bezeichnet, da die Steuervorschrift
regelmäßig angepasst wird, also dynamisch an sich wechselnde Umgebungssituationen
und deren Einfluss auf den Nutzer angepasst wird. Das EEG- oder EMG-Signal wird beispielsweise
mittels einer oder mehrerer Elektroden gemessen, welche vorzugsweise Teile des Hörgeräts
sind und beim bestimmungsgemäßen Gebrauch insbesondere im oder am Ohr des Nutzers
anliegen, um dort zu messen. Geeignete Verfahren und Ausgestaltungen des Hörgeräts
zur Ermittlung der Höranstrengung und auch der Begriff "Höranstrengung" sind detailliert
beschrieben in
EP 3 445 068 A1 und
EP 3 445 067 A1.
[0033] Zweckmäßigerweise wird, sobald eine Erhöhung der Höranstrengung ermittelt wird, eine
Maßnahme ergriffen, um die Höranstrengung zu reduzieren. Eine geeignete Maßnahme ist
vor allem eine Konfiguration der Steuervorschrift, um die Steuerung des Vents and
die konkreten Bedürfnisse des Nutzers anzupassen. In einer vorteilhaften Ausgestaltung
wird dabei der Schwellwert reduziert, sodass der Vent also bei geringerer Umgebungslautstärke,
d.h. früher geschlossen wird und somit in lauten Umgebungen das SNR verbessert wird.
Sobald dann erkannt wird, dass die Höranstrengung wieder sinkt, wird in einer zweckmäßigen
Ausgestaltung der Schwellwert analog erhöht, d.h. der Vent später geschlossen.
[0034] Vorzugsweise sind das Hörgerät, das Zusatzgerät oder beide in Kombination derart
ausgebildet, dass diese lernen, in welchen Umgebungssituationen die Höranstrengung
zuverlässig steigt, sodass dann die Steuervorschrift entsprechend vorausschauend konfiguriert
wird oder der Vent entsprechend vorausschauend geöffnet oder geschlossen wird. In
einer geeigneten Ausgestaltung wird das Öffnen und Schließen des Vents insbesondere
wiederkehrend mittels einer Lernmaschine dynamisch gesteuert, indem diese - insbesondere
basierend auf vorherigen Messungen - in einer gegebenen Umgebungssituation die Höranstrengung
des Nutzers antizipiert und dann den Vent öffnet oder schließt, um die Höranstrengung
zu reduzieren.
[0035] Das genannte Konzept der Steuerung des Vents und/oder der Konfiguration der Steuervorschrift
basierend auf der individuellen Höranstrengung des Nutzers lässt sich auch mit anderen
Sensoren kombinieren oder auf Ausgestaltungen mit anderen Sensoren und/oder anderen
individuellen Indikatoren als der Höranstrengung übertragen. Wesentlich ist, dass
die individuellen Bedürfnisse des Nutzers in einer gegebenen Umgebungssituation erkannt
werden und darauf basierend das Öffnen und Schließen des Vents angepasst wird, um
auf diese Bedürfnisse einzugehen. In einer beispielhaften und zweckmäßigen Ausgestaltung
wird das Öffnen und Schließen des Vents zusätzlich abhängig von einem Stresslevel
des Nutzers gesteuert, wobei der Stresslevel anhand eines Photoplethysmographie-Signals
(kurz: PPG-Signal) oder eines Signals eines Beschleunigungssensors bestimmt wird.
Die Photoplethysmographie wird auch als Pulsoxymetrie bezeichnet.
[0036] Typischerweise werden das Hörgerät und damit auch der Vent und die Steuervorschrift
bei der Herstellung mit einer Werkseinstellung konfiguriert und werden dann später
an einen konkreten Nutzer angepasst. Bei dieser Anpassung wird dann zweckmäßigerweise
auch eine erste nutzerspezifische Konfiguration der Steuervorschrift als Startpunkt
festgelegt, welche vorzugsweise beim weiteren bestimmungsgemäßen Gebrauch des Hörgeräts
nutzerspezifisch optimiert wird. Zur Bestimmung einer geeigneten, ersten nutzerspezifischen
Konfiguration sind verschiedene Ausgestaltungen geeignet, einige werden nachfolgend
genauer beschrieben. Diese können auch miteinander kombiniert werden.
[0037] In einer ersten geeigneten Ausgestaltung werden wie bereits weiter oben beschrieben
mittels eines digitalen Assistenten dem Nutzer Fragen gestellt und dessen Antworten
hierauf entgegengenommen. Aus den Antworten wird dann eine erste nutzerspezifische
Konfiguration ermittelt.
[0038] In einer zweiten geeigneten Ausgestaltung wird die Steuervorschrift nutzerspezifisch
konfiguriert, indem dem Nutzer verschiedene Audiodateien vorgespielt werden, welche
verschiedene Umgebungssituationen simulieren, und indem hiervon eine Bewertung des
Nutzers entgegengenommen wird, anhand welcher die Steuervorschrift dann konfiguriert
wird. Die Audiodateien werden beispielsweise über den Ausgangswandler des Hörgeräts
ausgegeben oder mittels eines hierzu separaten Geräts, z.B. Kopfhörer. Beispielsweise
bewertet der Nutzer jede Audiodatei entweder als angenehm oder unangenehm und je nach
Rückmeldung wird dann die Steuervorschrift konfiguriert. Dies kann sowohl zur Ermittlung
einer ersten nutzerspezifischer Konfiguration verwendet werden als auch zur weiteren
Optimierung.
[0039] In einer dritten geeigneten Ausgestaltung wird die Steuervorschrift nutzerspezifisch
konfiguriert, indem dem Nutzer im Rahmen einer Akzeptanzmessung ein Testgeräusch mit
ansteigender Intensität vorgespielt wird und der Nutzer aufgefordert wird, bei Erreichen
einer Akzeptanzschwelle für die Intensität eine Rückmeldung zu geben, woraufhin die
Akzeptanzmessung beendet wird und die Steuervorschrift abhängig von der dann erreichten
Intensität konfiguriert wird. Geeigneterweise gilt dann: je höher die Akzeptanzschwelle
ist, desto höher wird der Schwellwert gewählt. Im einfachsten Fall entspricht der
Schwellwert der Akzeptanzschwelle. Dies ist unter Umständen schneller als die oben
beschriebene erste und zweite Ausgestaltung, womöglich aber weniger genau. Auch kann
dieses Vorgehen sowohl zur Ermittlung einer ersten nutzerspezifische Konfiguration
verwendet werden als auch zur weiteren Optimierung.
[0040] Das erfindungsgemäße Hörgerät ist ausgebildet zur Durchführung eines Verfahrens wie
oben beschrieben. Wesentlich hierfür ist insbesondere ein steuerbarer Vent und die
Nutzung einer Steuervorschrift hierfür. Die Steuervorschrift ist vorzugsweise auf
dem Hörgerät hinterlegt, alternativ auf einem Zusatzgerät wie oben beschrieben. Das
Hörgerät weist weiter eine Steuereinheit auf, welche ausgebildet ist, das Verfahren
durchzuführen. Vorzugsweise erfolgt die Durchführung des Verfahrens mit dem Hörgerät
in Kombination mit einem Zusatzgerät wie beschrieben. Das Zusatzgerät und das Hörgerät
bilden zusammen ein Hörsystem.
[0041] Nachfolgend werden Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand einer Zeichnung näher
erläutert. Darin zeigen jeweils schematisch:
- Fig. 1
- ein Hörsystem mit einem Hörgerät und einem Zusatzgerät,
- Fig. 2
- eine Steuervorschrift,
- Fig. 3
- verschiedene Konzepte in einem Verfahren zum Betrieb eines Hörgeräts,
- Fig. 4
- eine Akzeptanzmessung.
[0042] In Fig. 1 ist ein Hörsystem 2 gezeigt, mit einem Hörgerät 4 und einem Zusatzgerät
6. Das Hörgerät 4 ist hier ein RIC- Hörgerät, mit einem Gehäuse 8, welches hinter
dem Ohr getragen wird, und mit einem Ohrstück 10, welches einen Hörer 12 aufweist
und in den Gehörgang eines nicht näher gezeigten Nutzers eingesetzt wird. Ein Wechsel
des Nutzers ist typischerweise nicht vorgesehen. Die hier gemachten Ausführungen gelten
analog auch für andere Hörgerätetypen. Das Hörgerät 4 dient zur Ausgabe eines Audiosignals
an den Nutzer. Die Ausgabe erfolgt dabei mittels eines Ausgabewandlers, hier mittels
des bereits genannten Hörers 12. Vorliegend dient das Hörgerät 4 speziell zur Versorgung
eines Nutzers mit einem Hördefizit und weist hierzu wenigstens einen akustischen Eingangswandler
auf, vorliegend mehrere Mikrofone 14, und eine Steuereinheit 16. Die hier gemachten
Ausführungen gelten jedoch auch analog auch für Hörgeräte im Allgemeinen, z.B. sogenannte
Tinnitus-Masker, Headsets, Kopfhörer und dergleichen.
[0043] Das Hörgerät 4 weist einen Vent 18 auf, zur Vermeidung von Okklusion. Der Vent 18
ist ein Teil des Ohrstücks 10 und hier beispielhaft ein einfacher Kanal. Das Ohrstück
10 wird beim bestimmungsgemäßen Gebrauch vom Nutzer im Gehörgang getragen. Der Vent
18 dient dazu, eine Verbindung zwischen den beiden Seiten des Ohrstücks 10 herzustellen
und eine Okklusion, d.h. Verschließung, und einen dadurch verursachten Okklusionseffekt
zu reduzieren. Durch den Vent 18 wird ein Austausch von Luft zwischen der Umgebung
und einem Teilvolumen des Gehörgangs, welches vom Ohrstück 10 verschlossen ist, ermöglicht.
Durch den Vent 18 können auch Schallsignale, welche vom Ausgangswandler ausgegeben
werden, in die Umgebung gelangen, und dort vom Eingangswandler aufgenommen werden.
[0044] Der Vent 18 weist einen verstellbaren Verschluss 20 auf, zum Öffnen und Schließen
des Vents 18, d.h. zum Einstellen eines Öffnungsgrads O des Vents 18. Der Verschluss
20 ist beispielsweise ein Ventil. Ist der 18 Vent vollständig geöffnet, dann lässt
dieser Luft hindurch und der Öffnungsgrad O beträgt beispielsweise "1". Ist der Vent
18 vollständig geschlossen, dann lässt dieser keine Luft hindurch und der Öffnungsgrad
O beträgt beispielsweise "0". Nachfolgend wird ohne Beschränkung der Allgemeinheit
von einem Vent 18 ausgegangen, welcher entweder offen oder geschlossen ist und somit
zwei Öffnungsgrade O aufweist, die nachfolgenden Ausführungen gelten jedoch analog
für Vents 18 mit anderen und/oder mehr möglichen Zuständen.
[0045] Das Öffnen und Schließen des Vents 18, und speziell der Öffnungsgrad O, sind über
eine Steuervorschrift S mit einem Umgebungsparameter U verknüpft. Die Steuervorschrift
S ist somit eine Funktion des Umgebungsparameters U und gibt für verschiedene Werte
dieses Umgebungsparameters U einen entsprechend geeigneten Öffnungsgrad O aus. Die
genaue Ausgestaltung des Umgebungsparameters U und der Steuervorschrift S ist zunächst
nicht relevant, wichtig ist vorerst nur der Zusammenhang zwischen dem Öffnen und Schließen
des Vents 18 und dem Umgebungsparameter U, sodass ein aktiver Vent 18 realisiert ist,
welcher abhängig vom Umgebungsparameter U automatisch geöffnet und geschlossen wird.
Eine besonders einfache, beispielhafte Steuervorschrift S ist in Fig. 2 gezeigt.
[0046] Der Vent 18 wird nun im Betrieb abhängig von dem Umgebungsparameter U automatisch
gesteuert, indem der Umgebungsparameter U ermittelt wird und der Vent 18 anhand der
Steuervorschrift S abhängig von dem Umgebungsparameter U geöffnet oder geschlossen
wird, d.h. indem der Öffnungsgrad O eingestellt wird. Der Umgebungsparameter U wird
mittels eines entsprechenden Sensors 22 gemessen, z.B. mit einem Mikrofon 14 des Hörgeräts
4 oder mittels eines anderen Sensors 22.
[0047] Ein wesentlicher Aspekt ist vorliegend, dass die Steuervorschrift S nutzerspezifisch
konfiguriert ist, d.h. dass das Öffnen und Schließen des Vents 18 individuell auf
den Nutzer abgestimmt ist.
[0048] Zunächst ist es in manchen Umgebungen sinnvoll den Vent 18 zu öffnen, während es
in anderen Umgebungen sinnvoller ist, den Vent 18 zu schließen. Dem wird durch die
Steuerung abhängig vom Umgebungsparameter U Rechnung getragen, wobei der Umgebungsparameter
U die Umgebung charakterisiert und somit einen Anhaltspunkt liefert, welcher Öffnungsgrad
O aktuell am sinnvollsten ist. Dies ist durch die Steuervorschrift S realisiert. Darüber
hinaus wird vorliegend zusätzlich anerkannt, dass die Beurteilung, ob in einer gegebenen
Umgebung der Vent 18 eher offen oder geschlossen sein sollte, auch ein subjektives
Moment hat, welches vom Nutzer abhängt. Dies wird nun dadurch berücksichtigt, dass
die Steuervorschrift S nutzerspezifisch konfiguriert ist. Dadurch wird für unterschiedliche
Nutzer in der gleichen Umgebung mit demselben Umgebungsparameter U möglicherweise
ein unterschiedlicher Öffnungsgrad O für den Vent 18 ausgewählt, im Extremfall ist
der Vent 18 für den einen Nutzer vollständig geöffnet und für einen anderen Nutzer
in derselben Umgebung, d.h. bei gleichem Umgebungsparameter U, vollständig geschlossen.
Im Beispiel der Fig. 2 wäre die Stufe der dort gezeigten Stufenfunktion für einen
anderen Nutzer entsprechend nach links oder rechts verschoben.
[0049] Grundsätzlich wird der Vent 18 vorliegend geöffnet, falls der Umgebungsparameter
U eine leise Umgebung angibt, d.h. eine Umgebung mit wenig Störgeräuschen. Umgekehrt
wird der Vent 18 geschlossen, falls der Umgebungsparameter U eine laute Umgebung angibt,
d.h. eine Umgebung mit starken Störgeräuschen. Ein geschlossener Vent 18 wird außerdem
generell verwendet, wenn Geräusche aus der Umgebung nicht von Bedeutung sind, speziell
beim Audiostreaming mit dem Hörgerät 4 oder beim Telefonieren mit dem Hörgerät 4.
Durch das Vorgesagte wird deutlich, dass eine Abwägung getroffen wird, wann der Vent
18 geöffnet und wann geschlossen wird. In diese Abwägung werden vorliegend durch die
nutzerspezifisch konfigurierte Steuervorschrift S die Vorlieben des jeweiligen Nutzers
mit einbezogen, sodass das Öffnen und Schließen des Vents 18 auf die Bedürfnisse des
Nutzers abgestimmt ist. Während manche Nutzer sehr empfindlich auf Störgeräusche reagieren
und bei deren Vorhandensein schnell einen hohen Stresslevel erreichen, reagieren andere
Nutzer eher empfindlich auf die Wahrnehmung der eigenen Stimme. Für erstere Nutzer
wird der Vent 18 daher besonders frühzeitig oder aggressiv geschlossen, d.h. z.B.
sobald Störgeräusche in der Umgebung erkannt werden, während für letztere Nutzer der
Vent 18 besonders spät oder defensiv geschlossen wird, um in möglichst vielen Umgebungssituationen
den Okklusionseffekt zu vermeiden. Wie genau die Steuervorschrift S dann hierfür konfiguriert
ist und dann das entsprechende Verhalten abbildet, hängt vom jeweiligen Nutzer ab
und kann sich entsprechend stark unterscheiden. Wesentlich ist, dass einem jeweiligen
Wert des Umgebungsparameters U nutzerspezifisch ein Öffnungsgrad O für den Vent 18
zugeordnet ist.
[0050] Der Umgebungsparameter U ist vorliegend eine Umgebungslautstärke. Die Umgebungslautstärke
ist insbesondere ein Maß für das Vorliegen von Störgeräuschen, je größer die Umgebungslautstärke
ist, desto stärker, d.h. lauter, sind die Störgeräusche in der Umgebung. Die Umgebungslautstärke
wird beispielsweise mit einem ohnehin vorhandenen Mikrofon 14 in Kombination mit einem
nicht explizit gezeigten Pegelmesser in der Steuereinheit 16 des Hörgeräts 4 gemessen.
Je nach Umgebungslautstärke wird der Vent 18 dann geöffnet oder geschlossen, wobei
die genauen Werte oder Intervalle der Umgebungslautstärke U, für welche ein Öffnen
oder Schließen erfolgt, nutzerspezifisch sind, sodass bei zwei unterschiedlichen Nutzern
trotz gleicher Umgebungslautstärke unter Umständen unterschiedliche Öffnungsgrade
O eingestellt werden. Vorliegend wird der Vent 18 bei einem ersten Wert W1 der Umgebungslautstärke
geschlossen und bei einem zweiten Wert W2, welcher geringer ist als der erste Wert
W1, geöffnet. Dieses Verhalten ist auch in Fig. 2 gezeigt. Dadurch ist bei geringer
Umgebungslautstärke der Vent 18 geöffnet und bei hoher Umgebungslautstärke geschlossen.
[0051] In Ausführungsbeispiel der Fig. 2 ist die Steuervorschrift S derart ausgebildet,
dass der Vent 18 oberhalb eines Schwellwerts T für den Umgebungsparameter U geschlossen
wird und unterhalb des Schwellwerts T geöffnet wird. Dabei ist der Schwellwert T nutzerspezifisch
ausgewählt, wodurch die Steuervorschrift S dann nutzerspezifisch konfiguriert ist.
Im einfachsten Fall ist die Steuervorschrift S wie in Fig. 2 gezeigt eine Stufenfunktion,
welche dem Öffnungsgrad O unterhalb des Schwellwerts T einen ersten Wert, hier "1",
zuweist und oberhalb des Schwellwerts T einen anderen, zweiten Wert, hier "0". Wesentlich
ist dabei, dass der Schwellwert T gerade kein Wert ist, welcher für alle Nutzer gleich
ist, sondern dass der Schwellwert T nutzerspezifisch ausgewählt ist, um auf diese
Weise das Öffnen und Schließen des Vents 18 an die Bedürfnisse des jeweiligen Nutzers
anzupassen. Entlang der Dimension des Umgebungsparameters U (in Fig. 2 also entlang
der horizontalen Achse) wird dann je nach Nutzer der Vent 18 früher oder später geöffnet
(in anderer Richtung analog früher oder später geschlossen). Im Falle der Umgebungslautstärke
als Umgebungsparameter U wird demnach bei ansteigender Umgebungslautstärke der Vent
18 je nach Nutzer früher oder später geschlossen. Je aggressiver die Steuervorschrift
V für einen jeweiligen Nutzer konfiguriert ist, desto früher wird der Vent 18 geschlossen.
Umgekehrt wird bei abfallender Umgebungslautstärke der Vent 18 je nach Nutzer früher
oder später geöffnet. Je aggressiver die Steuervorschrift S für einen jeweiligen Nutzer
konfiguriert ist, desto später wird der Vent 18 geöffnet.
[0052] Der Schwellwert T für den Nutzer ist beispielsweise ausgewählt aus einem Intervall
von 60 dB bis 90 dB, wie in Fig. 2 gezeigt. Andere Intervalle sind ebenso möglich.
Entsprechend ergibt sich damit für die Steuervorschrift S ein Konfigurationsbereich
K von 30 dB, aus welchem je nach Nutzer ein jeweils geeigneter Schwellwert T ausgewählt
und eingestellt wird. Wird der Schwellwert T eher hoch gewählt, dann wird der Vent
18 für diesen Nutzer später geschlossen und umgekehrt früher geöffnet, als für einen
anderen Nutzer, für welchen der Schwellwert T eher niedrig gewählt ist.
[0053] Vorliegend ist allgemein die Steuervorschrift S und speziell der bereits genannte
Schwellwert T durch den Nutzer des Hörgeräts 4 einstellbar, nämlich mittels einer
Benutzeroberfläche 24, welche auf dem Zusatzgerät 6 angezeigt wird und welche als
ein Steuerelement beispielhaft einen Schieberegler 26 aufweist, zum Einstellen des
Schwellwerts T. Dies ist in Fig. 1 gezeigt. Der Schieberegler 26 ist beispielsweise
ein länglicher Balken, entlang welchem ein Schieber 28 verschiebbar ist, um den Schwellwert
T auszuwählen. Dabei weist der hier gezeigte Balken eine Länge auf, welche den oben
genannten Konfigurationsbereich K angibt. Im Beispiel der Umgebungslautstärke mit
einem Konfigurationsbereich K von 60 dB bis 90 dB markiert beispielsweise ein linkes
Ende des Balken 90 dB und ein rechtes Ende 60 dB und der Schieber 28 ist dazwischen
über den Konfigurationsbereich K von 30 dB verschiebbar (in Fig. 1 durch einen Pfeil
angezeigt), um einen Wert zwischen 60 dB und 90 dB auszuwählen.
[0054] Das hier beispielhaft gezeigte Zusatzgerät 6 ist ein Smartphone und ist zur Steuerung
des Hörgeräts 4 mit diesem verbunden, vorliegend über eine Drahtlosverbindung 30.
Auf dem Zusatzgerät 6 wird ein Programm ausgeführt, welches bei einer Installation
auf dem Zusatzgerät 6 allgemein eine Benutzeroberfläche 24 bereitstellt und vorliegend
auch anzeigt. Die Benutzeroberfläche 24 weist ein oder mehrere grafische Steuerelemente
auf, zur Konfiguration der Steuervorschrift S. Der Schieberegler 26 ist entsprechend
ein grafisches Steuerelement. Das Programm ist hier eine App für das Smartphone. Alternativ
oder zusätzlich sind aber grundsätzlich auch mechanische Steuerelemente geeignet.
[0055] In manchen Umgebungssituationen ist es zweckmäßig, den Öffnungsgrad O, welchen die
Steuervorschrift S vorgibt, zu ignorieren und eine Ausnahme zu ermöglichen. Die Ausnahme
ist ebenfalls nutzerspezifisch, um auf weitere, spezielle Bedürfnisse des jeweiligen
Nutzers gezielt einzugehen. In der Ausgestaltung der Fig. 1 weist die Steuervorschrift
S für zumindest eine Umgebungssituation eine Ausnahmeregel 32 auf, sodass, wenn diese
Umgebungssituation erkannt wird, der Vent 18 gemäß der Ausnahmeregel 32 geöffnet oder
geschlossen wird und nicht abhängig vom Umgebungsparameter U. Die Umgebungssituation
ist beispielsweise eine Autofahrt, eine TV-Nutzung, ein Anruf, eine Bewegung des Nutzers
im Freien, insbesondere Gehen oder Laufen. Die Ausnahmeregel 32 ist entsprechend "Vent
immer geöffnet beim Autofahren", "Vent immer geschlossen beim Fernsehen", "Vent immer
geschlossen beim Telefonieren" bzw. "Vent immer geöffnet beim Gehen im Freien". In
Fig. 1 ist als Platzhalter für diese Ausnahmeregeln 32 zur Illustration ein Zufallstext
angezeigt. Die Umgebungssituation wird beispielsweise mittels eines nicht explizit
dargestellten Klassifikators in der Steuereinheit 16 erkannt, welchem das Eingangssignal
des Eingangswandlers zugeführt wird. Alternativ oder zusätzlich wird die Umgebungssituation
mittels eines anderen Sensors 22 erkannt.
[0056] Vorliegend ist die Ausnahmeregel 32 durch den Nutzer des Hörgeräts 4 ein- und ausschaltbar,
nämlich mittels der Benutzeroberfläche 24, welche einen Schalter 34 aufweist, zum
Ein- und Ausschalten der Ausnahmeregel 32. Der Schalter 34 ist hier ein grafisches
Steuerelement und speziell eine sogenannte "check box". Sofern wie in Fig. 1 gezeigt
mehrere Ausnahmeregeln 32 vorhanden sind, weist die Benutzeroberfläche 24 entsprechend
für jede Ausnahmeregel 32 einen separaten Schalter 34 auf.
[0057] Fig. 3 zeigt mehrere Konzepte zu Konfiguration der Steuervorschrift S, darunter auch
das bereits beschriebene Konzept, bei welchem eine nutzerspezifische Konfiguration
mittels der Benutzeroberfläche 24 erfolgt.
[0058] Grundsätzlich wird das Hörgerät 4 im Schritt S1 an den Nutzer ausgeliefert oder ausgegeben.
Im zweiten Schritt S2 wird das Hörgerät 4 dann mit Hilfe von Fachpersonal zum ersten
Mal an den Nutzer angepasst. Das Fachpersonal ist beispielsweise ein Audiologe, welcher
in einem dritten Schritt S3 die Steuervorschrift S mittels einer Anpassungssoftware
36 erstmalig nutzerspezifisch konfiguriert. Die Anpassungssoftware 36 weist beispielsweise
eine Benutzeroberfläche mit zumindest den gleichen Funktionen wie die oben bereits
genannte Benutzeroberfläche 24 auf, weshalb hier auf eine erneute Darstellung verzichtet
wurde. Die Anpassung des Hörgeräts 4 wird dann im vierten Schritt S4 finalisiert.
Damit ist die Sitzung zur Anpassung beendet und der Nutzer kann das Hörgerät 4 bestimmungsgemäß
im Alltag verwenden. Der Schritt S5 gibt dann an, dass die Steuervorschrift S auch
zu einem späteren Zeitpunkt, d.h. während des bestimmungsgemäßen Gebrauchs, noch konfigurierbar
ist, um weiter optimiert zu werden. Die Schritte S6 - S9 enthalten je ein Konzept
hierzu. Die Anpassung durch den Nutzer selbst mittels einer Benutzeroberfläche 24
auf einem Zusatzgerät 6 ist durch den Schritt S6 dargestellt und wurde oben bereits
beschrieben.
[0059] Im siebten Schritt S7 wird die Steuervorschrift S nutzerspezifisch mittels eines
digitalen Assistenten konfiguriert, indem dieser vom Nutzer des Hörgeräts 4 Antworten
A auf eine oder mehrere Fragen F entgegennimmt und anhand dieser Antworten A dann
die Steuervorschrift S konfiguriert. In Fig. 3 ist als Platzhalter für diese Fragen
F und Antworten A zur Illustration ein Zufallstext angezeigt. Der digitale Assistent
wird hier auf dem bereits beschriebenen Zusatzgerät 6 ausgeführt und ist ein Teil
des bereits genannten Programms. Die Fragen F und Antworten A werden hier auf einem
Bildschirm angezeigt, der digitale Assistent kann aber alternativ oder zusätzlich
auch rein sprachgesteuert betrieben werden. Die Fragen F sind beispielsweise derart
ausgewählt, dass vom Nutzer erfragt wird, was für ein Verhalten dieser in bestimmten
Umgebungssituationen erwartet oder wie sehr der Nutzer sich durch die eigene Stimme
einerseits und Störgeräusche oder eine dadurch laute Umgebungslautstärke andererseits
gestört fühlt.
[0060] In einer Ausgestaltung wird auch die Zufriedenheit mit dem bisherigen Verhalten des
Hörgeräts 4 in bisher erlebten Umgebungssituationen im siebten Schritt S7 zur Konfiguration
der Steuervorschrift S verwendet. Hierzu wird ebenfalls der digitale Assistent genutzt,
indem dieser vom Nutzer des Hörgeräts 4 eine Rückmeldung zum Betrieb des Hörgeräts
4 entgegennimmt und anhand dieser Rückmeldung dann die Steuervorschrift S konfiguriert.
Das Vorgehen ist im Grunde ähnlich wie bei den Fragen F und Antworten A, wobei die
Rückmeldung im Wesentlichen einer Antwort A gleichkommt, und daher in den Figuren
nicht explizit dargestellt. Die Rückmeldung drückt beispielsweise einfach eine Unzufriedenheit
mit dem Betrieb in einer bestimmten Umgebungssituation aus, woraufhin die Steuervorschrift
S angepasst wird, um eine erneute Unzufriedenheit zu vermeiden. Ist beispielsweise
der Schwellwert T sehr hoch gewählt und gibt der Nutzer diesbezüglich eine negative
Rückmeldung, dann wird der Schwellwert T reduziert. Die Rückmeldung kann auch spezifisch
sein, z.B. dass der Nutzer die eigene Stimme zu stark wahrnimmt, woraufhin beispielsweise
der Schwellwert T entsprechend erhöht wird, um den Vent 18 möglichst oft offen zu
halten und Okklusion zu vermeiden. Eine andere spezifische Rückmeldung ist z.B., dass
der Nutzer Umgebungsgeräusche für zu laut hält, woraufhin beispielsweise der Schwellwert
T entsprechend reduziert wird, um den Vent 18 möglichst oft geschlossen zu halten
und Umgebungsgeräusche zu dämpfen oder ein Richtungshören zu ermöglichen.
[0061] Im achten Schritt S8 erfolgt eine erneute Konfiguration der Steuervorschrift S mittels
der bereits beschriebenen Anpassungssoftware 36 im Rahmen einer erneuten Sitzung zur
Anpassung des Hörgeräts 4.
[0062] Möglich ist auch eine Kombination des aktiven Vents 18 mit einer Messung einer Höranstrengung
oder eines Stresslevels des Nutzers in einem neunten Schritt S9 mittels eines geeigneten
Sensors 38, beispielsweise zur Durchführung eines EEG oder EMG. In Fig. 1 ist der
Sensor 38 beispielhaft als Teil des Ohrstücks 10 gezeigt, kann jedoch grundsätzlich
auch an anderer Stelle des Hörgeräts platziert sein oder sogar separat hiervon, z.B.
als Teil des Zusatzgeräts 6, je nachdem, was der Sensor 38 misst. Vorliegend wird
eine Höranstrengung des Nutzers ermittelt, im Ausführungsbeispiel der Fig. 1 aus einem
EEG-Signal oder einem EMG-Signal, welches mit dem Sensor 38 erzeugt wird, welcher
entsprechend als Elektrode ausgebildet ist. Die Steuervorschrift S wird dann während
des bestimmungsgemäßen Gebrauchs derart abhängig von der Höranstrengung konfiguriert,
dass diese reduziert wird. Sobald dann im Betrieb eine Erhöhung der Höranstrengung
ermittelt wird, wird eine Maßnahme ergriffen, um die Höranstrengung zu reduzieren.
Eine solche Maßnahme ist eine Optimierung der Steuervorschrift S, um die Steuerung
des Vents 18 and die konkreten Bedürfnisse des Nutzers anzupassen. In einer Ausgestaltung
wird hierbei der Schwellwert T reduziert, sodass der Vent 18 also bei geringerer Umgebungslautstärke,
d.h. früher geschlossen wird und somit in lauten Umgebungen das SNR verbessert wird.
Sobald dann erkannt wird, dass die Höranstrengung wieder sinkt, wird in einer Ausgestaltung
der Schwellwert T analog erhöht, d.h. der Vent 18 später geschlossen.
[0063] In einer weiteren Ausgestaltung sind das Hörgerät 4, das Zusatzgerät 6 oder beide
in Kombination derart ausgebildet, dass diese lernen, in welchen Umgebungssituationen
die Höranstrengung zuverlässig steigt, sodass dann die Steuervorschrift S entsprechend
vorausschauend konfiguriert wird oder der Vent 18 entsprechend vorausschauend geöffnet
oder geschlossen wird. In Fig. 1 wird das Öffnen und Schließen des Vents 18 wiederkehrend
mittels einer Lernmaschine 40 dynamisch gesteuert, indem diese - basierend auf vorherigen
Messungen - in einer gegebenen Umgebungssituation die Höranstrengung des Nutzers antizipiert
und dann den Vent 18 öffnet oder schließt, um die Höranstrengung zu reduzieren. Die
Lernmaschine 40 ist hier ein Teil der Steuereinheit 16, in einer anderen Ausgestaltung
ist die Lernmaschine 40 außerhalb des Hörgeräts 4 angeordnet, z.B. als Teil des Zusatzgeräts
6.
[0064] Das genannte Konzept im neunten Schritt S9 der Steuerung des Vents 18 und/oder der
Konfiguration des Steuervorschrift S basierend auf der individuellen Höranstrengung
des Nutzers lässt sich auch mit anderen Sensoren 22, 38 kombinieren oder auf Ausgestaltungen
mit anderen Sensoren 38 und/oder anderen individuellen Indikatoren als der Höranstrengung
übertragen. Wesentlich ist, dass die individuellen Bedürfnisse des Nutzers in einer
gegebenen Umgebungssituation erkannt werden und darauf basierend das Öffnen und Schließen
des Vents 18 angepasst wird, um auf diese Bedürfnisse einzugehen. In einer entsprechenden
Ausgestaltung wird das Öffnen und Schließen des Vents 18 zusätzlich abhängig von einem
Stresslevel des Nutzers gesteuert, wobei der Stresslevel anhand eines Photoplethysmographie-Signals
(kurz: PPG-Signal), z.B. gemessen mit dem entsprechend ausgebildeten Sensor 38, oder
eines Signals eines Beschleunigungssensors 38 bestimmt wird.
[0065] Typischerweise werden das Hörgerät 4 und damit auch der Vent 18 und die Steuervorschrift
S bei der Herstellung und vor dem ersten Schritt S1 mit einer Werkseinstellung konfiguriert
und werden dann später an einen konkreten Nutzer angepasst, wie oben zu den Schritten
S1 - S4 beschrieben. Bei dieser Anpassung wird dann auch eine erste nutzerspezifische
Konfiguration der Steuervorschrift S als Startpunkt festgelegt, welche beim weiteren
bestimmungsgemäßen Gebrauch des Hörgeräts 4 nutzerspezifisch optimiert wird.
[0066] In einer möglichen Ausgestaltung wird die Steuervorschrift S nutzerspezifisch konfiguriert,
indem dem Nutzer verschiedene Audiodateien D vorgespielt werden, welche verschiedene
Umgebungssituationen simulieren, und hiervon eine Bewertung entgegengenommen wird,
anhand welcher die Steuervorschrift S dann konfiguriert wird. Die Audiodateien D werden
in Fig. 1 über den Ausgangswandler des Hörgeräts 4 ausgegeben. Beispielsweise bewertet
der Nutzer jede Audiodatei D entweder als angenehm oder unangenehm und je nach Rückmeldung
wird dann die Steuervorschrift S konfiguriert. Die Rückmeldung erfolgt beispielsweise
per Spracheingabe oder über die Benutzeroberfläche 24. Die Audiodateien D sind in
Fig. 1 in dem Hörgerät 4 gespeichert, können aber ebenso im Zusatzgerät 6 oder anderswo
gespeichert sein.
[0067] In einer weiteren Ausgestaltung wird die Steuervorschrift S nutzerspezifisch konfiguriert,
indem dem Nutzer im Rahmen einer Akzeptanzmessung ein Testgeräusch mit ansteigender
Intensität 42 vorgespielt wird und der Nutzer aufgefordert wird, bei Erreichen einer
Akzeptanzschwelle 44 für die Intensität 42 eine negative Rückmeldung 46 zu geben,
woraufhin die Akzeptanzmessung beendet wird und die Steuervorschrift S abhängig von
der dann erreichten Intensität 42 konfiguriert wird. Die Intensität 42 entspricht
beispielsweise dem Umgebungsparameter U, für den Fall, dass dieser die Umgebungslautstärke
angibt. Dabei gilt dann: je höher die Akzeptanzschwelle 44 ist, desto höher wird der
Schwellwert T gewählt. Im einfachsten Fall entspricht der Schwellwert T der Akzeptanzschwelle
44. Das Vorgehen ist in Fig. 4 vereinfach dargestellt. Im Schritt P1 wird das Testgeräusch
vorgespielt, im Schritt P2 wird die Rückmeldung 46 des Nutzers geprüft. Ist die Rückmeldung
46 positiv oder bleibt aus, wird die Intensität 42 im Schritt P3 erhöht und der Schritt
P1 erneut durchgeführt, ist die Rückmeldung negativ, wird die Akzeptanzmessung abgebrochen
und im Schritt P4 die Intensität 42 als Akzeptanzschwelle 44 definiert. Basierend
darauf wird im Schritt P4 die Steuervorschrift S konfiguriert.
Bezugszeichenliste
[0068]
- 2
- Hörsystem
- 4
- Hörgerät
- 6
- Zusatzgerät
- 8
- Gehäuse
- 10
- Ohrstück
- 12
- Hörer
- 14
- Mikrofon
- 16
- Steuereinheit
- 18
- Vent
- 20
- Verschluss
- 22
- Sensor (für Umgebungsparameter)
- 24
- Benutzeroberfläche
- 26
- Schieberegler
- 28
- Schieber
- 30
- Drahtlosverbindung
- 32
- Ausnahmeregel
- 34
- Schalter
- 36
- Anpassungssoftware
- 38
- Sensor
- 40
- Lernmaschine
- 42
- Intensität
- 44
- Akzeptanzschwelle
- 46
- Rückmeldung
- A
- Antwort
- D
- Audiodatei
- F
- Frage
- K
- Konfigurationsbereich
- O
- Öffnungsgrad
- P1 - P4
- erster bis vierter Schritt
- S
- Steuervorschrift
- S1 - S9
- erster bis neunter Schritt
- T
- Schwellwert
- U
- Umgebungsparameter
- W1
- erster Wert
- W2
- zweiter Wert
1. Verfahren zum Betrieb eines Hörgeräts (4) eines Nutzers,
- wobei das Hörgerät (4) einen Vent (18) aufweist,
- wobei der Vent (18) einen verstellbaren Verschluss (20) aufweist, zum Öffnen und
Schließen des Vents (18),
- wobei das Öffnen und Schließen des Vents (18) über eine Steuervorschrift (S) mit
einem Umgebungsparameter (U) verknüpft ist,
- wobei der Vent (18) abhängig von dem Umgebungsparameter (U) gesteuert wird, indem
der Umgebungsparameter (U) ermittelt wird und der Vent (18) anhand der Steuervorschrift
(S) abhängig von dem Umgebungsparameter (U) geöffnet oder geschlossen wird,
- wobei die Steuervorschrift (S) nutzerspezifisch konfiguriert ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
wobei der Umgebungsparameter (U) eine Umgebungslautstärke ist oder ein Signal-zu-Rausch-Verhältnis
der Umgebung.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 2,
wobei die Steuervorschrift (S) durch den Nutzer des Hörgeräts (2) einstellbar ist,
nämlich mittels einer Benutzeroberfläche (24), welche auf einem Zusatzgerät (6), insbesondere
Smartphone, angezeigt wird und welche ein oder mehrere grafische Steuerelemente aufweist,
zum Einstellen der Steuervorschrift (S).
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
wobei die Steuervorschrift (S) derart ausgebildet ist, dass der Vent (18) oberhalb
eines Schwellwerts (T) für den Umgebungsparameter (U) geschlossen wird und unterhalb
des Schwellwerts (T) geöffnet wird oder umgekehrt,
wobei der Schwellwert (T) nutzerspezifisch ausgewählt ist.
5. Verfahren nach Anspruch 4,
wobei der Schwellwert (T) durch den Nutzer des Hörgeräts (4) einstellbar ist, nämlich
mittels einer Benutzeroberfläche (24), welche auf einem Zusatzgerät (6), insbesondere
Smartphone, angezeigt wird und welche ein Steuerelement aufweist, zum Einstellen des
Schwellwerts (T).
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
wobei die Steuervorschrift (S) für zumindest eine Umgebungssituation (U) eine Ausnahmeregel
(32) aufweist, sodass, wenn diese Umgebungssituation erkannt wird, der Vent (18) gemäß
der Ausnahmeregel (32) geöffnet oder geschlossen wird und nicht abhängig vom Umgebungsparameter
(U).
7. Verfahren nach Anspruch 6,
wobei die Ausnahmeregel (32) durch den Nutzer des Hörgeräts (4) ein- und ausschaltbar
ist, nämlich mittels einer Benutzeroberfläche (24), welche auf einem Zusatzgerät (6),
insbesondere Smartphone, angezeigt wird und welche einen Schalter (34) aufweist, zum
Ein- und Ausschalten der Ausnahmeregel (32).
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
wobei die Steuervorschrift (S) nutzerspezifisch mittels eines digitalen Assistenten
konfiguriert wird, indem dieser vom Nutzer des Hörgeräts (4) Antworten (A) auf eine
oder mehrere Fragen (F) entgegennimmt und anhand dieser Antworten (A) dann die Steuervorschrift
(S) konfiguriert.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
wobei die Steuervorschrift (S) nutzerspezifisch mittels eines digitalen Assistenten
konfiguriert wird, indem dieser vom Nutzer des Hörgeräts (4) eine Rückmeldung zum
Betrieb des Hörgeräts (4) entgegennimmt und anhand dieser Rückmeldung dann die Steuervorschrift
(S) konfiguriert.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
wobei eine Höranstrengung des Nutzers ermittelt wird, insbesondere aus einem EEG-Signal
oder einem EMG-Signal,
wobei die Steuervorschrift (S) des Hörgeräts (4) derart abhängig von der Höranstrengung
konfiguriert wird, dass diese reduziert wird.
11. Verfahren nach Anspruch 1 bis 10,
wobei das Öffnen und Schließen des Vents (18) mittels einer Lernmaschine (40) dynamisch
gesteuert wird, indem diese in einer gegebenen Umgebungssituation eine Höranstrengung
des Nutzers antizipiert und dann den Vent (18) öffnet oder schließt, um die Höranstrengung
zu reduzieren.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11,
wobei das Öffnen und Schließen des Vents (18) zusätzlich abhängig von einem Stresslevel
des Nutzers gesteuert wird, wobei der Stresslevel anhand eines Photoplethysmographie-Signals
oder eines Signals eines Beschleunigungssensors bestimmt wird.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12,
wobei die Steuervorschrift (S) nutzerspezifisch konfiguriert wird, indem dem Nutzer
verschiedene Audiodateien (D) vorgespielt werden, welche verschiedene Umgebungssituationen
simulieren, und hiervon eine Bewertung entgegengenommen wird, anhand welcher die Steuervorschrift
(S) dann konfiguriert wird.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 13,
wobei die Steuervorschrift (S) nutzerspezifisch konfiguriert wird, indem dem Nutzer
im Rahmen einer Akzeptanzmessung ein Testgeräusch mit ansteigender Intensität (42)
vorgespielt wird und der Nutzer aufgefordert wird, bei Erreichen einer Akzeptanzschwelle
(44) für die Intensität (42) eine Rückmeldung (46) zu geben, woraufhin die Akzeptanzmessung
beendet wird und die Steuervorschrift (S) abhängig von der dann erreichten Intensität
(42) konfiguriert wird.
15. Hörgerät (4), welches ausgebildet ist zur Durchführung eines Verfahrens gemäß einem
der Ansprüche 1 bis 14.
16. Computerprogrammprodukt (Datei oder Datenträger), welches ein ausführbares Programm
enthält, welcher bei einer Installation auf einem Zusatzgerät (6), insbesondere Smartphone,
eine Benutzeroberfläche (24) bereitstellt, welche ein oder mehrere grafische Steuerelemente
(26, 34) aufweist, zur Konfiguration einer Steuervorschrift (S) bei einem Hörgerät
(4) gemäß Anspruch 15.