[0001] Für ein persönliches Wohlbefinden am Arbeitsplatz oder in einer Wohnung spielt die
Einstellung von Heizung, Klimaanlage, Lüftung oder anderer Systeme zur Regelung der
Temperatur, Luftfeuchtigkeit oder anderer Parameter eines Raumklimas eine wesentliche
Rolle. Insbesondere in Großraumbüros mit vielen Personen ist es oft schwierig, eine
optimale Einstellung der Klimaregelungssysteme zu finden, die den Wünschen aller im
Raum befindlichen Personen gerecht wird. Dieses Problem tritt insbesondere dann auf,
wenn das Raumklima zentral geregelt wird. Aber auch bei individueller Einstellung
lokaler Heizkörper, Kühlsysteme oder Lüftungen können die individuellen Bedürfnisse
der Raumnutzer oft nicht vollständig erfüllt werden, da sich auch individuelle Einstellungen
in der Regel auf das gesamte Raumklima auswirken. Zudem reagieren Klimaregelungssysteme
häufig träge, so dass Auswirkungen von Einstellungen oft schwer abschätzbar sind.
[0002] Aus jüngerer Zeit sind Applikationen für Mobiltelefone bekannt, die eine Konsensfindung
zwischen verschiedenen Raumnutzern erleichtern und auch eine aktive Kontrolle des
Raumklimas während Abwesenheitszeiten zulassen. So gefundene Einstellungen führen
aber häufig zu Durchschnittsresultaten, mit denen nicht alle Raumnutzer zufrieden
sind. Zudem kann auf Änderungen des Personenaufkommens in vielen Fällen nur unzureichend
reagiert werden.
[0003] Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung ein Verfahren und eine Anordnung anzugeben,
die einen effizienteren Abgleich eines Raumklimas mit Klimapräferenzen von Raumnutzern
erlauben.
[0004] Gelöst wird diese Aufgabe durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Patentanspruchs
1, durch eine Anordnung mit den Merkmalen des Patentanspruchs 12, durch ein Computerprogrammprodukt
mit den Merkmalen des Patentanspruchs 13 sowie durch ein computerlesbares Speichermedium
mit den Merkmalen des Patentanspruchs 14.
[0005] Zum Abgleichen eines Raumklimas mit Klimapräferenzen von Raumnutzern werden Klimapräferenzen
von Raumnutzern eingelesen. Die Klimapräferenzen können hierbei insbesondere eine
Temperatur, eine Luftfeuchtigkeit, eine Lüftung, eine Helligkeit, eine Abschattung
und/oder eine Sonneneinstrahlung eines Raumes betreffen. Weiterhin werden physikalische
Einflussfaktoren auf das Raumklima erfasst und in einen Simulator zum Simulieren des
Raumklimas eingespeist. Mittels des Simulators werden abhängig von den erfassten Einflussfaktoren
für unterschiedliche Verteilungen von Raumnutzern im Raum jeweils ein Energieaufwand
für eine Anpassung des Raumklimas an die Klimapräferenzen simuliert. Abhängig von
den simulierten Energieaufwänden wird dann eine energiesparende Verteilung der Raumnutzer
ermittelt. Weiterhin werden gemäß der energiesparenden Verteilung Ortszuteilungsangaben
für Raumnutzer ausgegeben.
[0006] Zum Ausführen des erfindungsgemäßen Verfahrens sind eine Anordnung zum Abgleichen
eines Raumklimas mit Klimapräferenzen von Raumnutzern, ein Computerprogrammprodukt
sowie ein computerlesbares, vorzugsweise nichtflüchtiges Speichermedium vorgesehen.
[0007] Das erfindungsgemäße Verfahren, die erfindungsgemäße Anordnung sowie das erfindungsgemäße
Computerprogrammprodukt können insbesondere mittels eines oder mehrerer Computer,
eines oder mehrerer Prozessoren, anwendungsspezifischer integrierter Schaltungen (ASIC),
digitaler Signalprozessoren (DSP), einer Cloud-Infrastruktur und/oder sogenannter
"Field Programmable Gate Arrays" (FPGA) ausgeführt werden.
[0008] Durch eine an Klimapräferenzen orientierte Verteilung von Raumnutzern im Raum kann
ein Raumklima auf effiziente und energiesparende Weise mit Klimapräferenzen der Raumnutzer
abgeglichen werden. In vielen Fällen kann dadurch ein Nutzerkomfort und damit eine
Nutzerzufriedenheit erheblich verbessert werden.
[0009] Vorteilhafte Ausführungsformen und Weiterbildungen der Erfindung sind in den abhängigen
Ansprüchen angegeben.
[0010] Gemäß einer vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung kann das Raumklima an die
Klimapräferenzen von gemäß der energiesparenden Verteilung verteilten Raumnutzern
angenähert werden. Dies kann insbesondere durch aktives Ansteuern einer Heizung, einer
Klimaanlage, einer Lüftung und/oder einer Beschattungsanlage erfolgen. Wegen einer
immanenten Trägheit der vorgenannten Klimaregelsysteme können diese vorzugsweise schon
angesteuert werden, bevor die Raumnutzer tatsächlich gemäß der energiesparenden Verteilung
positioniert sind oder positioniert werden.
[0011] Gemäß weiterer vorteilhafter Ausführungsformen der Erfindung können als Einflussfaktoren
eine Temperatur, eine Luftfeuchtigkeit, eine Lüftung, eine Helligkeit, eine Abschattung
oder andere Raumklimadaten des Raumes; aktuelle, historische oder vorhergesagte Wetterdaten;
ein Raumnutzungsverhalten; und/oder eine Fensterstellung, eine Türstellung oder eine
Stellung einer Beschattungsanlage vorzugsweise sensorisch und/oder ortsspezifisch
erfasst werden. Alternativ oder zusätzlich können auch historische Raumklimadaten
und/oder andere historische Einflussfaktoren erfasst und verwendet werden. Eine Berücksichtigung
der vorgenannten Einflussfaktoren erlaubt in der Regel eine verhältnismäßig genaue
Simulation eines Raumklimas.
[0012] Nach einer besonders vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung kann ein digitales
Gebäudemodell für den Raum eingelesen werden. Anhand des digitalen Gebäudemodells
können dann die Energieaufwände simuliert werden. Insofern eine Raumgeometrie sowie
die Eigenschaften von Gebäudeelementen des Raumes in der Regel einen erheblichen Einfluss
auf ein Raumklima haben, kann die Simulation durch Nutzung eines digitalen Gebäudemodells
häufig wesentlich vereinfacht oder verbessert werden.
[0013] Als digitales Gebäudemodell kann insbesondere ein semantisches Gebäudemodell eingelesen
werden. Dabei kann ein Gebäudeelementyp des semantischen Gebäudemodells einer gebäudeelementtypspezifischen
Simulatorkomponente zugeordnet werden, die durch eine Angabe des semantischen Gebäudemodells
über ein Gebäudeelement dieses Gebäudeelementtyps initialisiert werden kann. Hierdurch
kann der Simulator in vielen Fällen in effizienter Weise modularisiert werden, was
eine Konfiguration oder Initialisierung des Simulators in der Regel vereinfacht.
[0014] Nach einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung kann der Raum oder
ein Bauplan des Raumes gescannt und abhängig davon das digitale Gebäudemodell generiert
werden.
[0015] Weiterhin kann ein Wärmebild des Raumes aufgenommen werden, mittels dessen der Simulator
kalibriert wird. Durch eine solche Kalibrierung anhand von realen Wärmedaten kann
eine Genauigkeit der Simulation, insbesondere einer Temperatur- oder Strömungssimulation
in der Regel verbessert werden. Alternativ oder zusätzlich kann eine aktuelle Temperaturverteilung
im Raum zur Kalibrierung des Simulators durch Temperatursensoren, mittels einer weiteren
Simulation, anhand von Wetterdaten, anhand von Daten eines digitalen Gebäudemodells
und/oder anhand von Daten eines Building-Management-Systems ermittelt oder geschätzt
werden.
[0016] Nach einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung kann zur Simulation
eines jeweiligen Energieaufwands eine Abweichung zwischen einem simulierten Raumklima
und den Klimapräferenzen von gemäß einer jeweiligen Verteilung verteilten Raumnutzern
ermittelt werden. Damit kann ein Energieaufwand für eine die Abweichung verringernde
oder minimierende Anpassung des Raumklimas ermittelt werden. Insbesondere kann ein
ggf. minimaler Energieaufwand ermittelt werden, bei dem die resultierende Abweichung
einen vorgegebenen Toleranzwert nicht überschreitet.
[0017] Nach einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung können die Energieaufwände für
Variationen der Klimapräferenzen und/oder der Einflussfaktoren simuliert werden. Damit
kann für die Verteilungen der Raumnutzer jeweils ein Sensitivitätswert ermittelt werden,
der eine Variation der Energieaufwände bei Variation der Klimapräferenzen und/oder
der Einflussfaktoren quantifiziert. Die energiesparende Verteilung kann dann abhängig
von den ermittelten Sensitivitätswerten ermittelt werden. Ein kleinerer Sensitivitätswert
zeigt dabei in der Regel eine geringere Abhängigkeit des Energieaufwandes von den
Klimapräferenzen und/oder den Einflussfaktoren an. Falls sich Einflussfaktoren oder
Klimapräferenzen ändern, erfordern weniger sensitive Verteilungen in der Regel geringere
Anpassungen und sind aus diesem Grund gegenüber sensitiveren Verteilungen oft zu bevorzugen.
[0018] Weiterhin kann eine Schwankungsangabe über eine zu erwartende Schwankung einer Belegung
des Raumes durch Raumnutzer eingelesen werden. Die energiesparende Verteilung kann
dann abhängig von der Schwankungsangabe ermittelt werden. Anhand einer solchen Schwankungsangabe
kann die Simulation in vielen Fällen verbessert werden. Die Schwankungsangabe kann
insbesondere historische Daten über eine Raumbelegung im Tages-, Wochen- oder Jahresverlauf
umfassen.
[0019] Darüber hinaus kann eine aktuelle Belegung des Raumes durch Raumnutzer erfasst werden.
Die energiesparende Verteilung kann dann abhängig von der aktuellen Belegung ermittelt
werden. Insofern eine Verteilung von Klimapräferenzen in der Regel auch von einer
aktuellen Raumbelegung abhängt, kann mit dieser Information die Simulation in der
Regel verbessert werden.
[0020] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird nachfolgend anhand der Zeichnung näher
erläutert. Dabei zeigen jeweils in schematischer Darstellung:
- Figur 1
- eine erfindungsgemäße Anordnung zum Abgleichen eines Raumklimas eines Raumes mit Klimapräferenzen
von Raumnutzern,
- Figur 2
- verschiedene Verteilungen von Raumnutzern mit unterschiedlichen Klimapräferenzen,
- Figur 3
- ein erstes Diagramm zur Veranschaulichung eines Zusammenhangs zwischen einer Erfüllung
von Klimapräferenzen und einem Energieaufwand, und
- Figur 4
- ein zweites Diagramm zur Veranschaulichung eines weniger sensitiven Zusammenhangs
zwischen einer Erfüllung von Klimapräferenzen und einem Energieaufwand.
[0021] Figur 1 zeigt in schematischer Darstellung eine erfindungsgemäße Anordnung A zum
Abgleichen eines Raumklimas eines Raumes R mit Klimapräferenzen von Raumnutzern. Die
Anordnung A ist computergesteuert und verfügt über einen oder mehrere Prozessoren
PROC zum Ausführen der erfindungsgemäßen Verfahrensschritte sowie über einen oder
mehrere Speicher MEM zum Speichern von durch die Anordnung A zu verarbeitenden Daten.
Der Raum R kann ein Teil eines Gebäudes oder eines Bauwerks sein, wie z.B. ein Großraumbüro,
eine Fabrikhalle, ein Wohnraum oder ein anderer Raum, dessen Raumklima mit Klimapräferenzen
von Raumnutzern abzugleichen ist. Das Raumklima kann insbesondere eine Temperatur,
eine Luftfeuchtigkeit, eine Lüftung, eine Helligkeit, eine Abschattung und/oder eine
Sonneneinstrahlung des Raumes R umfassen oder betreffen. Das Raumklima wird vorzugsweise
ortsabhängig betrachtet oder erfasst.
[0022] Der Raum R weist ein Regelsystem H zum vorzugsweisen ortsabhängigen Regeln des Raumklimas
auf. Das Regelsystem H kann beispielsweise eine Heizungsanlage, eine Klimaanlage,
eine Lüftung und/oder eine Beschattungseinrichtung umfassen.
[0023] Weiterhin weist der Raum R und/oder seine Umgebung eine Sensorik S auf, die physikalische
Einflussfaktoren EF auf das Raumklima vorzugsweise ortsspezifisch misst oder anderweitig
erfasst. Darüber hinaus erfasst die Sensorik S vorzugsweise auch eine aktuelle Belegung
des Raumes R durch Raumnutzer. Als Einflussfaktoren EF können insbesondere eine Temperatur,
eine Luftfeuchtigkeit, eine Lüftung, eine Helligkeit, eine Abschattung, eine Sonneneinstrahlung,
eine Fensterstellung, eine Türstellung, eine Stellung einer Abschattungsanlage, ein
Raumnutzungsverhalten oder andere Raumklimadaten des Raumes vorzugsweise ortsspezifisch
erfasst werden.
[0024] Als weitere physikalische Einflussfaktoren EF können vorhergesagte, aktuelle oder
historische Wetterdaten WD beispielsweise aus dem Internet IN abgerufen werden.
[0025] Während aktuelle Raumklimadaten oder Umgebungsdaten, wie z.B. eine Außentemperatur
vorzugsweise mittels der Sensorik S erfasst werden, können historische Raumklimadaten
oder andere Einflussfaktoren auf das Raumklima z.B. aus einer Datenbank DB eingelesen
werden.
[0026] Im vorliegenden Ausführungsbeispiel wird durch die Anordnung A von der Datenbank
DB insbesondere ein digitales, semantisches Gebäudemodell BIM eingelesen, durch das
der Raum R baulich spezifiziert wird. Das semantische Gebäudemodell BIM ist vorzugsweise
ein sogenanntes BIM-Modell (BIM: Building Information Model) oder ein anderes CAD-Modell.
Das semantische Gebäudemodell BIM beschreibt eine Geometrie des Raumes R sowie eine
Vielzahl von dessen Gebäudeelementen, wie z.B. Wände, Decken, Böden, Fenster oder
Türen in maschinenlesbarer Form mittels einer Vielzahl von Gebäudeelementangaben.
Insofern die Geometrie und die spezifischen Gebäudeelemente eines Raumes einen wesentlichen
Einfluss auf dessen Raumklima haben, können das semantische Gebäudemodell BIM oder
darin enthaltene Angaben auch als physikalische Einflussfaktoren aufgefasst werden.
[0027] Erfindungsgemäß soll durch die Anordnung A das Raumklima des Raumes R mit Klimapräferenzen
der Raumnutzer abgeglichen werden. Zu diesem Zweck werden durch die Anordnung A Klimapräferenzen
der Raumnutzer über deren Mobiltelefone MT abgefragt und/oder gespeicherte oder historische
Klimapräferenzen eingelesen. Die Klimapräferenzen können insbesondere eine Temperatur,
eine Luftfeuchtigkeit, eine Lüftung, eine Helligkeit, eine Abschattung und/oder eine
Sonneneinstrahlung des Raumes R betreffen.
[0028] Im vorliegenden Ausführungsbeispiel werden als Klimapräferenzen aus Gründen der Übersichtlichkeit
nur zwei Temperaturpräferenzen T1 und T2 der Raumnutzer betrachtet. Dabei könnte T1
für eine Temperaturpräferenz "eher kühl" und T2 für eine Temperaturpräferenz "eher
warm" stehen. Die Klimapräferenzen T1 und T2 können beispielsweise durch Temperaturintervalle
spezifiziert sein.
[0029] Zum Simulieren des Raumklimas des Raumes R verfügt die Anordnung A über einen Simulator
SIM. Zum Zweck dieser Simulation werden in den Simulator SIM das semantische Gebäudemodell
BIM, die physikalischen Einflussfaktoren EF, die Wetterdaten WD sowie die Klimapräferenzen
T1 und T2 eingespeist.
[0030] Der Simulator SIM kann spezifische Simulatorkomponenten z.B. zur Temperatursimulation
und/oder zur Strömungssimulation umfassen. Gegebenenfalls kann eine Temperatursimulation
des Simulators SIM anhand von aufgenommenen Wärmebildern des Raumes R kalibriert werden.
[0031] Darüber hinaus kann der Simulator SIM für verschiedene Gebäudeelementypen, wie z.B.
Fenster, Türen oder Wände des semantischen Gebäudemodells BIM jeweils eine gebäudeelementtypspezifische
Simulatorkomponente umfassen. Letztere kann dann durch Angaben des semantischen Gebäudemodells
BIM über konkrete Gebäudeelemente des jeweiligen Gebäudeelementtyps initialisiert
werden. So kann eine jeweilige Wand des Raumes R mit einer Simulatorkomponente gekoppelt
werden, die spezifisch eine Wärmeleitung durch die Wand simuliert und anhand von Angaben
über die Wärmeleitfähigkeit der Wand aus dem semantischen Gebäudemodell BIM initialisiert
wird. Auf die vorstehende Weise kann eine Konfiguration oder Initialisierung von Simulationsmodellen
oder anderen Simulatorkomponenten des Simulators SIM in vielen Fällen automatisiert
oder vereinfacht werden.
[0032] Die Anordnung A verfügt weiterhin über einen mit dem Simulator SIM gekoppelten Generator
GEN zum Generieren von Verteilungen D1,...,DN von Raumnutzern im Raum R. Eine jeweilige
Verteilung D1, ... bzw. DN kann dabei vorzugsweise durch eine Datenstruktur dargestellt
werden, die die Positionen von Raumnutzern im Raum R angibt.
[0033] In den Generator GEN werden die Klimapräferenzen, hier T1 und T2 eingespeist. Anhand
der Klimapräferenzen T1 und T2 werden durch den Generator GEN bevorzugt Verteilungen
D1,...,DN generiert, bei denen Raumnutzer mit gleicher oder ähnlicher Klimapräferenz
zueinander benachbart positioniert sind. Die generierten Verteilungen D1,...,DN werden
von Generator GEN zum Simulator SIM übermittelt.
[0034] Der Simulator SIM simuliert abhängig von den Einflussfaktoren EF für die übermittelten
Verteilungen D1,...,DN jeweils einen Energieaufwand E1,... bzw. EN für eine Anpassung
des Raumklimas an die gemäß D1,... bzw. DN verteilten Klimapräferenzen, hier T1 und
T2. Dabei werden zur Ermittlung des jeweiligen Energieaufwandes E1,... bzw. EN jeweils
Abweichungen zwischen verschiedenen simulierten Raumklimata und den Klimapräferenzen
der gemäß D1,... bzw. DN verteilten Raumnutzer ermittelt. Anhand der Abweichungen
wird für eine jeweilige Verteilung D1,... bzw. DN ein Energieaufwand E1,... bzw. EN
ermittelt, durch den eine Abweichung verringert oder minimiert wird. Vorzugsweise
kann hierbei ein Toleranzwert für die Abweichungen vorgegeben werden. Damit kann ein
ggf. minimaler Energieaufwand E1,... bzw. EN ermittelt werden, bei dem die resultierende
Abweichung den vorgegebenen Toleranzwert nicht überschreitet.
[0035] Die obigen Energieaufwände E1,...,EN werden im vorliegenden Ausführungsbeispiel zusätzlich
für eine Vielzahl von Variationen der Klimapräferenzen, hier T1 und T2, und/oder der
Einflussfaktoren EF simuliert. Dabei wird für eine jeweilige Verteilung D1,..., bzw.
DN jeweils ermittelt, wie stark ein jeweiliger Energieaufwand E1,... bzw. EN bei Variation
der Klimapräferenzen T1, T2 und/oder der Einflussfaktoren EF variiert. Die resultierende
Variation des jeweiligen Energieaufwands E1,... bzw. EN wird durch einen verteilungsspezifischen
Sensitivitätswert S1,... bzw. SN quantifiziert. Ein kleinerer Sensitivitätswert S1,...
bzw. SN zeigt dabei eine geringere Abhängigkeit des Energieaufwandes E1,... bzw. EN
von den Klimapräferenzen T1, T2 und/oder den Einflussfaktoren EF an. Verteilungen
mit kleineren Sensitivitätswerten sind also robuster gegenüber Schwankungen von Klimapräferenzen
und/oder Einflussfaktoren. Falls sich Einflussfaktoren oder Klimapräferenzen ändern,
erfordern robuste Verteilungen in der Regel geringere Anpassungen und sind aus diesem
Grund gegenüber weniger robusten Verteilungen oft zu bevorzugen.
[0036] Die Verteilungen D1,...,DN, die ermittelten Energieaufwände E1,...,EN sowie die ermittelten
Sensitivitätswerte S1,...,SN werden vom Simulator SIM zu einem mit dem Simulator SIM
gekoppelten Selektionsmodul SEL übermittelt.
[0037] Darüber hinaus wird ggf. die von der Sensorik S aktuell gemessene Raumbelegung und/oder
eine Schwankungsangabe über eine zu erwartende Schwankung der Raumbelegung zum Selektionsmodul
SEL übermittelt. Die Schwankungsangabe kann dabei aus der Datenbank DB eingelesen
werden und insbesondere historische Daten über eine Raumbelegung im Tages-, Wochen-
oder Jahresverlauf umfassen.
[0038] Das Selektionsmodul SEL dient zum Ermitteln und Selektieren einer energiesparenden
Verteilung von Raumnutzern abhängig von den Energieaufwänden E1,...,EN und den Sensitivitätswerten
S1,...,SN. Hierbei wird eine Verteilung mit einem verhältnismäßig geringen Energiebedarf
und einem verhältnismäßig geringen Sensitivitätswert selektiert. Ggf. kann eine gewichtete
Summe eines jeweiligen Energieaufwands E1,... bzw. EN und des jeweils zugeordneten
Sensitivitätswerts S1,... bzw. SN gebildet werden. In diesem Fall kann eine Verteilung
mit der kleinsten gewichteten Summe als energiesparende Verteilung selektiert werden.
[0039] Neben den Energieaufwänden E1,...,EN und den Sensitivitätswerten S1,...,SN kann bei
der Selektion der energiesparenden Verteilung auch die Raumbelegung und/oder die Schwankungsangabe
berücksichtigt werden. Insbesondere kann die Schwankungsangabe mit den Sensitivitätswerten
S1,...,SN verglichen werden. Abhängig davon können Verteilungen für die Selektion
verworfen werden, die gemäß ihrem Sensitivitätswert zu sensitiv auf die zu erwartenden
Schwankungen reagieren.
[0040] Für das vorliegende Ausführungsbeispiel sei angenommen, dass die Verteilung D2 die
vorstehenden Kriterien für eine wenig sensitive energiesparende Verteilung am besten
erfüllt und deshalb selektiert wird.
[0041] Die selektierte energiesparende Verteilung D2 wird vom Selektionsmodul SEL zu einer
mit diesem gekoppelten Ortszuteilungseinrichtung POE übermittelt. Die Ortszuteilungseinrichtung
POE ermittelt für einen jeweiligen in der Verteilung D2 angegebenen Raumnutzer dessen
dort angegebene individuelle Position im Raum R und fügt diese in eine raumnutzerindividuelle
Ortszuteilungsangabe POS ein. Die jeweiligen Ortszuteilungsangaben POS werden dann
von der Ortszuteilungseinrichtung POE für jeden Raumnutzer individuell auf dessen
Mobiltelefon MT übermittelt. Durch die jeweilige Ortszuteilungsangabe POS wird dem
jeweiligen Raumnutzer eine individuell optimierte Position, beispielsweise in einem
Großraumbüro zugeteilt.
[0042] Weiterhin werden die selektierte energiesparende Verteilung D2 sowie der zugehörige
Energieaufwand E2 vom Selektionsmodul SEL zu einer mit diesem gekoppelten Steuereinrichtung
CTL übermittelt. Die Steuereinrichtung CTL dient zum Ansteuern und Einstellen des
Regelsystems H abhängig von der selektierten energiesparenden Verteilung D2 und dem
ermittelten Energieaufwand E2. Zu diesem Zweck werden von der Steuereinrichtung CTL
entsprechende Steuerdaten CD zum Regelsystem H übermittelt. Insofern derartige Klimaregelsysteme
oft träge reagieren, kann das Regelsystem H vorzugsweise schon ansteuert werden, bevor
die Raumnutzer entsprechend der selektierten Verteilung D2 verteilt sind oder verteilt
werden.
[0043] Durch die an Klimapräferenzen orientierte Verteilung von Raumnutzern im Raum sowie
durch die aktive Steuerung des Regelsystems H kann ein Raumklima auf effiziente und
energiesparende Weise mit Klimapräferenzen der Raumnutzer abgeglichen werden. In vielen
Fällen kann dadurch ein Nutzerkomfort und damit eine Nutzerzufriedenheit erheblich
verbessert werden.
[0044] Figur 2 veranschaulicht unterschiedliche Verteilungen D1,...,D6 von Raumnutzern im
Raum R, die nach ihren unterschiedlichen Klimapräferenzen, hier T1 und T2, gruppiert
sind. Die Verteilungen D1,...,D6 sind hierbei eine beispielhafte Auswahl aus den oben
beschriebenen Verteilungen D1,...,DN. Mögliche Aufenthaltsorte der Raumnutzer innerhalb
des Raumes R sind in Figur 2 durch kleine Rechtecke veranschaulicht.
[0045] Durch die Gruppierung der Raumnutzer nach ihren Klimapräferenzen T1 und T2 wird der
Raum R für eine jeweilige Verteilung D1,...,D6 in verschiedene Raumklimazonen TZ1
und TZ2 eingeteilt. Dabei ist die Raumklimazone TZ1 jeweils derjenige Bereich des
Raumes R, in dem sich Raumnutzer mit der Klimapräferenz T1 befinden. Entsprechend
ist die Raumklimazone TZ2 jeweils derjenige Bereich des Raumes R, in dem sich Raumnutzer
mit der Klimapräferenz T2 befinden. Die Raumklimazonen TZ1 und TZ2 sind in Figur 2
jeweils durch eine punktierte Linie markiert. Im vorliegenden Ausführungsbeispiel
sind die Raumklimazonen TZ1 und TZ2 Temperaturzonen.
[0046] Wie oben bereits ausgeführt, simuliert der Simulator SIM für jede Verteilung D1,...,D6
jeweils denjenigen Energieaufwand E1,...,E6, der benötigt wird, um in den jeweiligen
Raumklimazonen TZ1 und TZ2 das entsprechende Raumklima zu schaffen.
[0047] Die einheitlichen Verteilungen D4 und D5 sind im obigen Sinne offenbar weniger robust.
Die Verteilungen D4 und D5 sind nur dann für alle Raumnutzer komfortabel, wenn diese
die gleiche Klimapräferenz haben. Erfahrungsgemäß ist dies aber nur bei wenigen Raumnutzerverteilungen
der Fall.
[0048] Die Figuren 3 und 4 veranschaulichen beispielhaft jeweils einen Zusammenhang zwischen
einem Energieaufwand E und einer daraus resultierenden Erfüllung von Klimapräferenzen
von Raumnutzern. Der Energieaufwand E kann dabei insbesondere eine Heizleistung sein.
In den dargestellten schematischen Diagrammen ist jeweils eine Abweichung DEL zwischen
einem simuliertem Raumklima und den Klimapräferenzen der Raumnutzer gegen den Energieaufwand
E aufgetragen. Insofern ein Komfort der Raumnutzer mit steigender Abweichung DEL sinkt,
ist zur Optimierung des Komforts eine möglichst kleine Abweichung DEL anzustreben.
[0049] In dem in Figur 3 dargestellten, ersten Diagramm ist ein Verlauf der Abweichung DEL
für Raumnutzerverteilungen dargestellt, die einen höheren Sensitivitätswert aufweisen,
d.h. weniger robust sind. Dabei sind die Verteilungen D4, D5 und D6 hervorgehoben.
Die geringere Robustheit der dargestellten Verteilungen ist in Figur 3 insbesondere
dadurch ersichtlich, dass das Minimum der Abweichung DEL relativ schmal ist. D.h.
schon verhältnismäßig geringfügige Variationen der komfortoptimierenden Verteilung
D6 verringern den Komfort erheblich.
[0050] Demgegenüber ist in dem in Figur 4 dargestellten, zweiten Diagramm ein Verlauf der
Abweichung DEL für Raumnutzerverteilungen dargestellt, die einen geringeren Sensitivitätswert
aufweisen, d.h. robuster sind. Dabei sind die Verteilungen D1, D2 und D3 hervorgehoben.
Die größere Robustheit der dargestellten Verteilungen ist in Figur 4 insbesondere
dadurch ersichtlich, dass das Minimum der Abweichung DEL relativ breit ist. D.h. Variationen
der komfortoptimierenden Verteilung D2 verringern den Komfort verhältnismäßig wenig.
[0051] Damit der Komfort bei Veränderungen der Einflussfaktoren oder bei neu hinzukommenden
Raumnutzern mit anderen Klimapräferenzen nicht erheblich sinkt oder einen zu hohen
Energieaufwand erfordert, wird im vorliegenden Ausführungsbeispiel die sowohl robuste
als auch energiesparende Verteilung D2 selektiert. Die Raumnutzer werden dann gemäß
der selektierten Verteilung D2, wie oben beschrieben, durch individuelle Ortszuteilungsangaben
POS im Raum R verteilt.
1. Computerimplementiertes Verfahren zum Abgleichen eines Raumklimas eines Raumes (R)
mit Klimapräferenzen (T1, T2) von Raumnutzern, wobei
a) Klimapräferenzen (T1, T2) von Raumnutzern eingelesen werden,
b) physikalische Einflussfaktoren (EF, WD) auf das Raumklima erfasst werden,
c) die erfassten Einflussfaktoren (EF, WD) in einen Simulator (SIM) zum Simulieren
des Raumklimas eingespeist werden,
d) abhängig von den erfassten Einflussfaktoren (EF, WD) mittels des Simulators (SIM)
für unterschiedliche Verteilungen (D1,...DN) von Raumnutzern im Raum (R) jeweils ein
Energieaufwand (E1,...,EN) für eine Anpassung des Raumklimas an die Klimapräferenzen
(T1, T2) simuliert wird,
e) abhängig von den simulierten Energieaufwänden (E1,...,EN) eine energiesparende
Verteilung (D2) der Raumnutzer ermittelt wird, und
f) gemäß der energiesparenden Verteilung (D2) Ortszuteilungsangaben (POS) für Raumnutzer
ausgegeben werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Raumklima an die Klimapräferenzen (T1, T2) von gemäß der energiesparenden Verteilung
(D2) verteilten Raumnutzern angenähert wird.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass als Einflussfaktoren (EF, WD)
- eine Temperatur, eine Luftfeuchtigkeit, eine Lüftung, eine Helligkeit, eine Abschattung
oder andere Raumklimadaten des Raumes,
- aktuelle, historische oder vorhergesagte Wetterdaten (WD),
- ein Raumnutzungsverhalten und/oder
- eine Fensterstellung, eine Türstellung oder eine Stellung einer Beschattungsanlage
vorzugsweise sensorisch erfasst werden.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass ein digitales Gebäudemodell (BIM) für den Raum (R) eingelesen wird, und
dass die Energieaufwände (E1,...,EN) anhand des digitalen Gebäudemodells (BIM) simuliert
werden.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet,
dass als digitales Gebäudemodell (BIM) ein semantisches Gebäudemodell eingelesen wird,
dass ein Gebäudeelementyp des semantischen Gebäudemodells (BIM) einer gebäudeelementtypspezifischen
Simulatorkomponente zugeordnet wird, und
dass die gebäudeelementtypspezifische Simulatorkomponente durch eine Angabe des semantischen
Gebäudemodells (BIM) über ein Gebäudeelement dieses Gebäudeelementtyps initialisiert
wird.
6. Verfahren nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Raum (R) oder ein Bauplan des Raumes gescannt wird, und
dass abhängig davon das digitale Gebäudemodell (BIM) generiert wird.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass ein Wärmebild des Raumes (R) aufgenommen wird, und
dass der Simulator (SIM) mittels des Wärmebildes kalibriert wird.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass zur Simulation eines jeweiligen Energieaufwands (E1,...,EN)
- eine Abweichung zwischen einem simulierten Raumklima und den Klimapräferenzen (T1,
T2) von gemäß einer jeweiligen Verteilung (D1,...,DN) verteilten Raumnutzern ermittelt
wird, und
- ein Energieaufwand (E1,...,EN) für eine die Abweichung verringernde oder minimierende
Anpassung des Raumklimas ermittelt wird.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass die Energieaufwände für Variationen der Klimapräferenzen und/oder der Einflussfaktoren
simuliert werden,
dass für die Verteilungen (D1,...,DN) der Raumnutzer jeweils ein Sensitivitätswert (S1,...,SN)
ermittelt wird, der eine Variation der Energieaufwände bei Variation der Klimapräferenzen
und/oder der Einflussfaktoren quantifiziert, und
dass die energiesparende Verteilung (D2) abhängig von den ermittelten Sensitivitätswerten
(S1,...,SN) ermittelt wird.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass eine Schwankungsangabe über eine zu erwartende Schwankung einer Belegung des Raumes
(R) durch Raumnutzer eingelesen wird, und
dass die energiesparende Verteilung (D2) abhängig von der Schwankungsangabe ermittelt
wird.
11. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass eine aktuelle Belegung des Raumes (R) durch Raumnutzer erfasst wird,
dass die energiesparende Verteilung (D2) abhängig von der aktuellen Belegung ermittelt
wird.
12. Anordnung (A) zum Abgleichen eines Raumklimas eines Raumes (R) mit Klimapräferenzen
von Raumnutzern, eingerichtet zum Ausführen eines Verfahrens nach einem der vorhergehenden
Ansprüche.
13. Computerprogrammprodukt, eingerichtet zum Ausführen eines Verfahrens nach einem der
Ansprüche 1 bis 11.
14. Computerlesbares Speichermedium mit einem gespeicherten Computerprogrammprodukt nach
Anspruch 13.