(19)
(11) EP 4 039 429 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
10.08.2022  Patentblatt  2022/32

(21) Anmeldenummer: 22153949.7

(22) Anmeldetag:  28.01.2022
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
B27D 5/00(2006.01)
(52) Gemeinsame Patentklassifikation (CPC) :
B27D 5/006
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL NO PL PT RO RS SE SI SK SM TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
BA ME
Benannte Validierungsstaaten:
KH MA MD TN

(30) Priorität: 29.01.2021 DE 102021102073

(71) Anmelder: HOMAG GmbH
72296 Schopfloch (DE)

(72) Erfinder:
  • Kalmbach, Wilhelm
    72296 Schopfloch (DE)

(74) Vertreter: Hoffmann Eitle 
Patent- und Rechtsanwälte PartmbB Arabellastraße 30
81925 München
81925 München (DE)

   


(54) BEARBEITUNGSVORRICHTUNG SOWIE BEARBEITUNGSMASCHINE


(57) Die Erfindung betrifft eine Bearbeitungsvorrichtung zur Bearbeitung von Beschichtungsmaterial, insbesondere Schmalflächen-beschichtungsmaterial, das an einem Werkstück aufgebracht ist. Die Bearbeitungsvorrichtung umfasst einen Träger, an dem eine erste Bearbeitungseinheit zum Formbearbeiten eines Beschichtungsmaterials und eine zweite Bearbeitungseinheit zum Trennen eines Beschichtungsmaterials vorgesehen sind.




Beschreibung

Technisches Gebiet



[0001] Die Erfindung betrifft eine Bearbeitungsvorrichtung, eine Bearbeitungsmaschine sowie ein Verfahren zur Bearbeitung von Beschichtungsmaterial, insbesondere Schmalflächen-beschichtungsmaterial, das an einem Werkstück aufgebracht ist. Eine derartige Bearbeitungsvorrichtung, eine solche Bearbeitungsmaschine sowie ein derartiges Verfahren kommt oder kommen im Bereich der holzverarbeitenden Industrie zum Einsatz.

Stand der Technik



[0002] Es sind sogenannte Formfräsaggregate bekannt, die ein an einer Schmalfläche eines Werkstücks angebrachtes Beschichtungsmaterial an der Werkstückvorderkante, der Werkstückhinterkante und an den Werkstückecken mit einem oder mehreren Fräswerkzeugen bearbeiten. Ein Fräswerkzeug kann dabei mittels einer Tastrolle entlang der Werkstückkontur geführt werden.

[0003] Beispielsweise wird in der DE 10 2013 207 107 A1 eine Vorrichtung und ein Verfahren zum Kantenbearbeiten eines Werkstücks gezeigt. Die Vorrichtung umfasst ein Nachbearbeitungsaggregat mit einem ersten Bearbeitungswerkzeug, insbesondere Fräswerkzeug, zum Bearbeiten einer Werkstückkante, sowie mit einer Referenzeinrichtung zum Festlegen einer Referenzposition für die Zustellpositionierung des ersten Bearbeitungswerkzeugs zu einem sich in Bearbeitung befindenden Werkstückabschnitt. Das Nachbearbeitungsaggregat und die Referenzeinrichtung sind eingerichtet, mindestens zwei Kanten eines Werkstücks mit einem unterschiedlichen Kantenüberstand zur jeweils anliegenden Werkstückoberfläche bearbeiten zu können.

[0004] Ferner sind Bearbeitungsmaschinen bekannt, die ein oder mehrere Kappaggregate aufweisen, die Überstände des Beschichtungsmaterials abtrennen. Bei einem Kappvorgang wird ein Abschnitt eines Beschichtungsmaterials an der Werkstückvorderkante und der Werkstückhinterkante abgetrennt und somit der Überstand des Beschichtungsmaterials deutlich verringert.

Darstellung der Erfindung



[0005] Die Erfindung zielt darauf ab, eine Bearbeitungsvorrichtung zur Bearbeitung von Beschichtungsmaterial, insbesondere Schmalflächen-Beschichtungsmaterial, bereitzustellen, die bei einer kompakten Bauform eine erhöhte Flexibilität aufweist. Ferner besteht eine Anforderung nach einer entsprechende Bearbeitungsmaschine sowie einem entsprechenden Verfahren.

[0006] Zur Lösung wird eine Bearbeitungsvorrichtung vorgeschlagen, die die Merkmale des Anspruchs 1 umfasst. Weitere bevorzugte Ausführungsformen sind in den abhängigen Ansprüchen sowie der nachfolgenden Beschreibung aufgeführt.

[0007] Insbesondere weist die Bearbeitungsvorrichtung einen Träger auf, an dem eine erste Bearbeitungseinheit, insbesondere ein Fräsaggregat, zum Formbearbeiten eines Beschichtungsmaterials sowie eine zweite Bearbeitungseinheit zum Trennen eines Beschichtungsmaterials vorgesehen sind.

[0008] Ein Formbearbeiten wird durchgeführt, um an einer Kante eines Werkstücks, das mit einem Beschichtungsmaterial versehen sein kann, beispielsweise einen Radius oder eine Fase auszubilden. Ein Formbearbeiten ist insbesondere ein spanendes Bearbeiten, insbesondere Formfräsen. Alternativ kann ein Formbearbeiten auch ein nicht-spanendes Bearbeiten sein. Gemäß einer Ausführungsform kann die erste Bearbeitungseinheit hierfür mit einem Fräswerkzeug ausgestattet sein.

[0009] Der Träger kann einstückig ausgebildet sein oder mehrere Bauelemente umfassen.

[0010] Bei einem Trennen des Beschichtungsmaterials kann ein Abschnitt des Beschichtungsmaterial abgetrennt werden. Gemäß einer Ausführungsform ist die zweite Bearbeitungseinheit hierfür mit zumindest einer Sägeeinrichtung ausgestattet.

[0011] Somit können unterschiedliche Bearbeitungsvorgänge in einer Bearbeitungsvorrichtung in kompakter Weise kombiniert und die Bearbeitungsvorrichtung somit flexibler ausgestaltet werden. Dies führt auch dazu, dass eine Bearbeitungsmaschine, die eine solche Bearbeitungsvorrichtung aufweist, eine verkürzte Bearbeitungslänge benötigt und somit eine Platzeinsparung erreicht werden kann.

[0012] Mittels der Bearbeitungsvorrichtung kann ein an einem Werkstück aufgebrachtes Beschichtungsmaterial bearbeitet werden. Ein solches Beschichtungsmaterial kann aus einem Kunststoffmaterial gefertigt, oder als Furnier, als Massivholz oder ähnlichem ausgebildet sein. Eine solche Bearbeitungsvorrichtung kann insbesondere im Bereich der holzverarbeitenden Industrie, beispielsweise in der Möbelfertigung eingesetzt werden.

[0013] Gemäß einer Ausführungsform ist es vorgesehen, dass der Träger an einem Horizontalschlitten befestigt ist, der in einer Vorschubrichtung verfahrbar ist. Somit kann der Träger mit der ersten Bearbeitungseinheit und der zweiten Bearbeitungseinheit in der Vorschubrichtung bewegt werden, um jeweilige Bearbeitungsvorgänge der ersten Bearbeitungseinheit und der zweiten Bearbeitungseinheit auszuführen.

[0014] Es ist bevorzugt, dass die erste Bearbeitungseinheit und/oder die zweite Bearbeitungseinheit abnehmbar an der Bearbeitungsvorrichtung angeordnet ist/sind. Somit kann beispielsweise die zweite Bearbeitungseinheit abgenommen werden, wenn eine Bearbeitung zum Trennen eines Beschichtungsmaterials während eines bestimmten Zeitraums nicht gefordert wird. Entsprechend kann auch die erste Bearbeitungseinheit abgenommen werden.

[0015] Es ist bevorzugt, dass die erste Bearbeitungseinheit und/oder die zweite Bearbeitungseinheit werkzeuglos von der Bearbeitungsvorrichtung gelöst werden können. Bei einem werkzeuglosen Abnehmen oder Lösen der zweiten Bearbeitungseinheit kann eine Verriegelung eingesetzt werden, die ohne Bedienwerkzeug, insbesondere händisch, entriegelt werden kann. Insbesondere kann ein Schnellverschluss zum Einsatz kommen. Somit ist ein zügiges Abnehmen der erste und/oder zweiten Bearbeitungseinheit möglich, sodass Nebenzeiten reduziert werden können.

[0016] Gemäß einer Ausführungsform umfasst die zweite Bearbeitungseinheit zumindest eine Sägeeinrichtung, um einen präzisen Trennschnitt zum Trennen eines Beschichtungsmaterials durchzuführen.

[0017] Gemäß einer weiteren Ausführungsform ist es vorgesehen, dass die zweite Bearbeitungseinheit zumindest zwei Sägeeinrichtungen umfasst, wobei bevorzugt ist, dass die Sägeeinrichtungen mit einem gemeinsamen Motor angetrieben werden. Somit kann bei zwei Sägeeinrichtungen eine erste Sägeeinrichtung für ein Trennen eines über die vordere Schmalfläche vorstehendes Beschichtungsmaterials und eine zweite Sägeeinrichtung für ein Trennen eines über die hintere Schmalfläche vorstehendes Beschichtungsmaterials eingesetzt werden. Somit kann die Variabilität der Bearbeitungsvorrichtung gesteigert werden.

[0018] Es ist bevorzugt, dass die zweite Bearbeitungseinheit zumindest einen bewegbaren Anschlag aufweist. Ferner kann es gemäß einer weiteren Variante vorgesehen sein, dass die zweite Bearbeitungseinheit einen ersten bewegbaren Anschlag und einen zweiten bewegbaren Anschlag aufweist. Mit einem solchen Anschlag kann die Position einer Sägeeinrichtung relativ zu einem Werkstück präzise eingestellt werden.

[0019] Der zumindest eine Anschlag, bevorzugt der erste und zweite Anschlag, können eine Tasteinrichtung aufweisen, sodass der Anschlag, oder die Anschläge, mit einer definierten Kraft an einem Werkstück angelegt werden können.

[0020] Gemäß einer weiteren Ausführungsform ist die erste Bearbeitungseinheit an einer ersten Seite des Trägers und die zweite Bearbeitungseinheit an einer zweiten Seite des Trägers vorgesehen ist. Somit wird eine kompakte und dennoch variable Anordnung bereitgestellt.

[0021] Die zweite Bearbeitungseinheit weist zumindest einen Pneumatikantrieb oder einen elektrischen Antrieb, insbesondere Servoantrieb, zur Betätigung der zweiten Bearbeitungseinheit auf. Mit einem Betätigen der zweiten Bearbeitungseinheit wird insbesondere ein Trennschnitt ausgeführt, beispielsweise indem zumindest eine Sägeeinrichtung bewegt, bevorzugt geschwenkt, wird. Der Pneumatikantrieb kann zur kostengünstigen Umsetzung implementiert werden. Unterschiedliche Maßtiefen können mittels eines Servoantriebs erreicht werden.

[0022] Gemäß einer weiteren Ausführungsform kann die zweite Bearbeitungseinheit schwenkbar sein, um dem Trennvorgang eine Fase in das Beschichtungsmaterial einzubringen. Somit kann die Variabilität der Bearbeitungsvorrichtung weiter gesteigert werden.

[0023] Ferner betrifft die Erfindung eine Bearbeitungsmaschine die eine Bearbeitungsvorrichtung gemäß einem der vorangegangenen Aspekte, und eine Fördereinrichtung, insbesondere Durchlauffördereinrichtung, zum Herbeiführen einer Relativbewegung zwischen der Bearbeitungsvorrichtung und einem Werkstück aufweist. Somit können unterschiedliche Bearbeitungsvorgänge in einer Bearbeitungsmaschine in kompakter Weise kombiniert und die Bearbeitungsmaschine flexibel ausgestaltet werden. Ferner kann eine solche Bearbeitungsmaschine bei gesteigerter Flexibilität und erhöhter Bearbeitungsvielfalt eine verkürzte Bearbeitungslänge aufweisen, sodass eine Platzeinsparung erreicht werden kann.

[0024] Die Erfindung betrifft auch ein Verfahren. Das Verfahren zum Bearbeiten eines mit einem Beschichtungsmaterial, insbesondere eines Schmalflächenbeschichtungsmaterials, versehenen Werkstücks mit einer Bearbeitungsvorrichtung, wobei die Bearbeitungsvorrichtung eine erste Bearbeitungseinheit zum Formbearbeiten eines Beschichtungsmaterials und eine zweite Bearbeitungseinheit zum Trennen eines Beschichtungsmaterials aufweist, weist auf: Auswählen der ersten Bearbeitungseinheit und/oder der zweiten Bearbeitungseinheit zum Bearbeiten des Beschichtungsmaterials.

[0025] Nach Auswahl der ersten Bearbeitungseinheit und/oder der zweiten Bearbeitungseinheit kann eine Bearbeitung durchführt werden. Beispielweise wird zunächst mit der zweiten Bearbeitungseinheit ein an einem Werkstück überstehend angebrachtes Beschichtungsmaterial durchtrennt, sodass der Überstand verringert wird. Nachfolgend kann mit der ersten Bearbeitungseinheit ein Formbearbeiten des Beschichtungsmaterials durchgeführt werden, beispielsweise um einen Radius oder eine Fase einzubringen.

Kurze Beschreibung der Zeichnungen



[0026] Weitere Merkmale und Vorteile der Bearbeitungsvorrichtung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung einer bevorzugten Ausführungsform unter Bezugnahme auf die Zeichnungen.
Fig. 1
zeigt eine Seitenansicht einer Ausführungsform der Erfindung.
Fig. 2
eine perspektivische Ansicht der in Figur 1 dargestellten Ausführungsform.

Beschreibung von Ausführungsformen



[0027] Gleiche Bezugszeichen, die in verschiedenen Figuren aufgeführt sind, benennen identische, einander entsprechende, oder funktionell ähnliche Elemente.

[0028] Fig. 1 zeigt eine Seitenansicht einer Ausführungsform einer Bearbeitungsvorrichtung 1 gemäß der Erfindung. Die Bearbeitungsvorrichtung 1 umfasst eine erste Bearbeitungseinheit 10 sowie eine zweite Bearbeitungseinheit 20, die an einem gemeinsamen Träger 2 der Bearbeitungsvorrichtung 1 aufgenommen sind. Die erste Bearbeitungseinheit 10 ist dabei an einer ersten Seite des Trägers 2 angeordnet, wohingegen die zweite Bearbeitungseinheit 20 an einer zweiten Seite des Trägers 2 vorgesehen ist. Die zweite Bearbeitungseinheit 20 ist mittels eines Schnellverschlusses abnehmbar am Träger 2 angebracht und kann bei Bedarf vom Träger 2 abgenommen werden.

[0029] Der Träger 2 ist an einem Horizontalschlitten 3 montiert, der über eine (nicht dargestellte) Führungseinrichtung in einer Vorschubrichtung V verfahrbar ist. Entlang der Vorschubrichtung V wird ein Werkstück mittels einer (nicht dargestellten) Fördereinrichtung bewegt. Durch eine Bewegung des Horizontalschlittens 3 kann die Bearbeitungsvorrichtung 1 somit entlang der Vorschubrichtung V, in der ein Werkstück mittels der Fördereinrichtung bewegt wird, verfahren werden, um während der Bewegung des Werkstücks Bearbeitungsvorgänge am Werkstück durchzuführen.

[0030] Die erste Bearbeitungseinrichtung 10 umfasst eine Werkzeugaufnahme, in der ein Fräswerkzeug 11 aufgenommen ist. Das Fräswerkzeug 11 wird drehend angetrieben und ist eingerichtet, eine Formbearbeitung an einem Werkstück durchzuführen. Insbesondere kann mit dem Fräswerkzeug 11 ein Radius oder eine Fase in eine Kante eines Werkstücks eingebracht werden. Bei der Bearbeitung entstehende Bearbeitungsreste können mittels eines Absaugschlauchs 14 entfernt werden.

[0031] Die erste Bearbeitungseinrichtung 10 ist ferner mit einer Tastrolle 12 ausgestattet. Die Tastrolle 12 ist so angeordnet, dass die Tastrolle 12 beim Überfahren einer Werkstückoberfläche eine Zustellposition des Fräswerkzeugs 11 zu dem sich in Bearbeitung befindenden Werkstückabschnitt festlegt. Somit kann die sich in Bearbeitung befindende Werkstückkante bündig mit der Werkstückoberfläche abgefräst werden.

[0032] Die erste Bearbeitungseinheit 10 ist mittels eines Werkzeugschlittens 13 in einer zur Vorschubrichtung senkrechten Richtung Z verschiebbar am Träger 2 aufgenommen (in Fig. 1 hoch oder hinunter). Bei einer Änderung der Kontur eines Werkstücks bewegt sich die Tastrolle 12 durch die Bewegbarkeit des Werkzeugschlittens 13 in der Richtung Z. Da das Werkstück an der (nicht dargestellten) Fördereinrichtung gehalten wird und sich in Vorschubrichtung V bewegt, wird durch die Bewegung des Werkzeugschlittens 13 eine Anpassung an die Dicke des Werkstücks vorgenommen.

[0033] An der gegenüberliegenden Seite des Trägers 2 der Bearbeitungsvorrichtung 1 ist die zweite Bearbeitungseinheit 20 vorgesehen, die als sogenannte Kappeinheit aufgebaut ist. Ein Kappmotor mit einer durchgehenden Motorwelle ist einlaufseitig mit einer Kappsäge 21 (erste Sägeeinrichtung) und auslaufseitig mit einer zweiten Kappsäge 22 (zweite Sägeeinrichtung) verbunden. Über einen Pneumatikantrieb 27 wird ein Kappschnitt ausgelöst, bei dem die erste Kappsäge 21 und die zweite Kappsäge 22 in das am Werkstück angebrachte und vom Werkstück überstehende Beschichtungsmaterial eindringen und dieses durchtrennen. Der Pneumatikantrieb 27 schwenkt dabei eine Einheit umfassend die erste Kappsäge 21 und die zweite Kappsäge 22 aus.

[0034] Zur Begrenzung des Kappschnitts sind gemäß der Ausführungsform ein erster Kappanschlag 23 und ein zweiter Kappanschlag 24 horizontal zu den Kappsägen 21, 22 einstellbar vorgesehen. Der erste Kappanschlag 23 wird mittels eines ersten Pneumatikzylinders 25 und der zweite Kappanschlag 24 mittels eine zweiten Pneumatikzylinders 26 vertikal von unten nach oben bewegt, sodass der ausgestellte Kappanschlag 23, 24 mit einer Schmalfläche eines Werkstücks in Eingriff kommt.

[0035] Nachfolgend wird ein beispielhafter Verfahrensablauf zur Durchführung einer Formbearbeitung (Formfräsen) beschrieben, im Zuge dessen die erste Bearbeitungseinheit 10 eingesetzt wird. Beim Programm des Formfräsens ist die zweite Bearbeitungseinheit 20 in Ruheposition.

[0036] Ein Werkstück wird mittels der (nicht gezeigten) Fördereinrichtung in der Vorschubrichtung V bewegt und an der Fördereinrichtung gehalten. In einem ersten Bearbeitungsschritt fährt der Horizontalschlitten 3 mit der ersten Bearbeitungseinheit 10 mit dem Werkstück 2 mit. Nun wird eine erste Werkstückkante bündig gefräst, indem das Fräswerkzeug 11 in der Richtung Z über den Werkzeugschlitten 13 relativ zum Träger 2 bewegt wird. Da die Tastrolle 12 am Werkstück anliegt, ist die Bearbeitungsposition des Fräswerkzeugs 11 bestimmt.

[0037] Anschließend wird der Horizontalschlitten 3 entgegen der Vorschubrichtung V verfahren und bearbeitet eine zweite Werkstückkante.

[0038] In einem weiteren Schritt kann eine dritte Werkstückkante gefräst werden, indem das Fräswerkzeug 11 in Richtung Z relativ zum Träger 2 verfahren wird. Daraufhin wird die Bearbeitungsvorrichtung 1 in Vorschubrichtung V schneller als das Werkstück verfahren, sodass eine Relativbewegung zwischen dem Horizontalschlitten 3 und dem Werkstück entsteht. Dabei wird eine vierte Kante des Werkstücks mit dem Fräswerkzeug 11 bearbeitet. Abschließend wird die Bearbeitungsvorrichtung 1 abgebremst und wieder in eine Ausgangsstellung zurückgeführt, um ein nachfolgendes Werkstück bearbeiten zu können.

[0039] Nachfolgend soll ein beispielhafter Verfahrensablauf für eine Kappbearbeitung beschrieben, im Zuge derer die zweite Bearbeitungseinheit 20 betätigt wird.

[0040] Zunächst wird der erste Kappanschlag 23 für eine vordere Schmalfläche eines Werkstücks bewegt. Kurz bevor das einlaufende Werkstück den ersten Kappanschlag 23 erreicht, wird die Bewegung der Bearbeitungsvorrichtung 1 in der Vorschubrichtung V auf die Bewegung des Werkstücks angeglichen und im Zuge dessen der erste Kappanschlag 23 mit einer vorgegebenen Tastkraft an die vordere Schmalfläche des Werkstücks angelegt. Während der Bewegung der Bearbeitungsvorrichtung 1 mit dem Werkstück in der Vorschubrichtung V wird die erste Kappsäge 21 derart bewegt, dass das überstehende Beschichtungsmaterial abgetrennt wird, wobei durch die Anlage des ersten Kappanschlags ein definierter Abstand zur vorderen Schmalfläche des Werkstücks gewährleistet wird.

[0041] Nachfolgend beschleunigt die Bearbeitungsvorrichtung 1, sodass der erste Kappanschlag 23 wieder vom Werkstück entfernt wird und der erste Kappanschlag 23 in eine Grundstellung zurückgeführt werden kann.

[0042] Die Bearbeitungsvorrichtung 1 fährt, je nach Vorschubgeschwindigkeit des Werkstücks, etwas auf der Förderstrecke zurück oder die Bearbeitungsvorrichtung 1 wird abgebremst, während sich das Werkstück weiter bewegt.

[0043] Sobald der zweite Kappanschlag 24 (Kappanschlag für die Hinterkante) die hintere Schmalfläche des Werkstücks erreicht, wird der zweite Kappanschlag 24 ausgestellt und die Bearbeitungsvorrichtung 1 wird mit der Bewegung des Werkstücks so synchronisiert, dass der zweite Kappanschlag 24 mit einer vorgegebenen Tastkraft an der Werkstückkante anliegt. Nachfolgend wird die zweite Kappsäge 22 bewegt, um ein überstehendes Beschichtungsmaterial abzutrennen.

[0044] Nach Durchführen der Kappbearbeitung an der hinteren Schmalfläche des Werkstücks wird die Bearbeitungsvorrichtung 1 abgebremst, und somit der zweite Kappanschlag 24 vom Werkstück außer Eingriff gebracht. Die Bearbeitungseinrichtung 1 kann nunmehr wieder in eine Ausgangsstellung zurückgeführt werden und ein nachfolgendes Werkstück bearbeiten.

[0045] Die erste Bearbeitungseinheit 10 bleibt bei dem beschriebenen Verfahren in einer Ruhestellung. Allerdings ist es auch möglich, je nach Wegstrecke, einen Kappvorgang und nachfolgend ein Formfräsen durchzuführen. Dabei ist es möglich, einen Kappvorgang und einen Formfräsvorgang an einer hinteren oder vorderen Schmalfläche des Werkstücks zu kombinieren, oder bei einer längeren Werkstrecke sogar einen Kappvorgang und einen Formfräsvorgang an einer hinteren und vorderen Schmalfläche des Werkstücks auszuführen.

[0046] Die zweite Bearbeitungseinheit 20 zum Trennen eines Beschichtungsmaterials kann gemäß einer Modifikation der schwenkbar ausgestaltet sein. Hierfür kann die zweite Bearbeitungseinheit 20 um eine Achse 29 geschwenkt werden, insbesondere mittels eines (nicht dargestellten) Antriebs. Somit kann bei einem Trennvorgang ein schräger Schnitt durchgeführt und somit eine Fase in das Beschichtungsmaterial eingebracht werden.

[0047] Es ist für den Fachmann ersichtlich, dass einzelne, jeweils in verschiedenen Ausführungsformen beschriebene Merkmale auch in einer einzigen Ausführungsform umgesetzt werden können, sofern sie nicht strukturell inkompatibel sind. Gleichermaßen können verschiedene Merkmale, die im Rahmen einer einzelnen Ausführungsform beschrieben sind, auch in mehreren Ausführungsformen einzeln oder in jeder geeigneten Unterkombination vorgesehen sein.


Ansprüche

1. Bearbeitungsvorrichtung (1), umfassend:

einen Träger (2), an dem

eine erste Bearbeitungseinheit (10) zum Formbearbeiten, insbesondere Formfräsen, eines Beschichtungsmaterials und eine zweite Bearbeitungseinheit (20) zum Trennen eines Beschichtungsmaterials vorgesehen sind.


 
2. Bearbeitungsvorrichtung (1) gemäß Anspruch 1, wobei der Träger (2) an einem Horizontalschlitten befestigt ist, der in einer Vorschubrichtung (V) verfahrbar ist.
 
3. Bearbeitungsvorrichtung (1) gemäß einem der vorangegangenen Ansprüche, wobei die erste Bearbeitungseinheit (10) und/oder die zweite Bearbeitungseinheit (20), bevorzugt werkzeuglos, abnehmbar an der Bearbeitungsvorrichtung (1) angeordnet ist/sind.
 
4. Bearbeitungsvorrichtung (1) gemäß einem der vorangegangenen Ansprüche, wobei die zweite Bearbeitungseinheit (20) zumindest eine Sägeeinrichtung (21, 22) umfasst.
 
5. Bearbeitungsvorrichtung (1) gemäß Anspruch 4, wobei die zweite Bearbeitungseinheit (20) zumindest zwei Sägeeinrichtungen (21, 22) umfasst, wobei bevorzugt ist, dass die Sägeeinrichtungen mit einem gemeinsamen Motor angetrieben werden.
 
6. Bearbeitungsvorrichtung (1) gemäß einem der vorangegangenen Ansprüche, wobei die zweite Bearbeitungseinheit (20) zumindest einen bewegbaren Anschlag aufweist, wobei bevorzugt ist, dass die zweite Bearbeitungseinheit (20) einen ersten bewegbaren Anschlag (23) und einen zweiten bewegbaren Anschlag (24) aufweist.
 
7. Bearbeitungsvorrichtung (1) gemäß Anspruch 6, wobei der zumindest eine Anschlag, bevorzugt der erste und zweite Anschlag, eine Tasteinrichtung aufweist.
 
8. Bearbeitungsvorrichtung (1) gemäß einem der vorangegangenen Ansprüche, wobei die erste Bearbeitungseinheit (10) an einer ersten Seite des Trägers (2) und die zweite Bearbeitungseinheit (20) an einer zweiten Seite des Trägers (2) vorgesehen ist.
 
9. Bearbeitungsvorrichtung (1) gemäß einem der vorangegangenen Ansprüche, wobei die zweite Bearbeitungseinheit (20) zumindest einen Pneumatikantrieb (27) oder einen elektrischen Antrieb, insbesondere Servoantrieb, zur Betätigung der zweiten Bearbeitungseinheit (20) aufweist.
 
10. Bearbeitungsvorrichtung (1) gemäß einem der vorangegangenen Ansprüche, wobei die zweite Bearbeitungseinheit (20) schwenkbar ist.
 
11. Bearbeitungsmaschine, umfassend

eine Bearbeitungsvorrichtung (1) gemäß einem der vorangegangenen Ansprüche, und

eine Fördereinrichtung, insbesondere Durchlauffördereinrichtung, zum Herbeiführen einer Relativbewegung zwischen der Bearbeitungsvorrichtung (1) und einem Werkstück.


 
12. Verfahren zum Bearbeiten eines mit einem Beschichtungsmaterial, insbesondere eines Schmalflächenbeschichtungsmaterials, versehenen Werkstücks mit einer Bearbeitungsvorrichtung (1),

wobei die Bearbeitungsvorrichtung (1) eine erste Bearbeitungseinheit (10) zum Formbearbeiten, insbesondere Formfräsen, eines Beschichtungsmaterials und eine zweite Bearbeitungseinheit (20) zum Trennen eines Beschichtungsmaterials aufweist,

wobei zum Bearbeiten des Beschichtungsmaterials die erste Bearbeitungseinheit (10) und/oder die zweite Bearbeitungseinheit (20) ausgewählt wird.


 




Zeichnung










Recherchenbericht









Recherchenbericht




Angeführte Verweise

IN DER BESCHREIBUNG AUFGEFÜHRTE DOKUMENTE



Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde ausschließlich zur Information des Lesers aufgenommen und ist nicht Bestandteil des europäischen Patentdokumentes. Sie wurde mit größter Sorgfalt zusammengestellt; das EPA übernimmt jedoch keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.

In der Beschreibung aufgeführte Patentdokumente