Technisches Gebiet
[0001] Die Erfindung betrifft eine Bearbeitungsvorrichtung, eine Bearbeitungsmaschine sowie
ein Verfahren zur Bearbeitung von Beschichtungsmaterial, insbesondere Schmalflächen-beschichtungsmaterial,
das an einem Werkstück aufgebracht ist. Eine derartige Bearbeitungsvorrichtung, eine
solche Bearbeitungsmaschine sowie ein derartiges Verfahren kommt oder kommen im Bereich
der holzverarbeitenden Industrie zum Einsatz.
Stand der Technik
[0002] Es sind sogenannte Formfräsaggregate bekannt, die ein an einer Schmalfläche eines
Werkstücks angebrachtes Beschichtungsmaterial an der Werkstückvorderkante, der Werkstückhinterkante
und an den Werkstückecken mit einem oder mehreren Fräswerkzeugen bearbeiten. Ein Fräswerkzeug
kann dabei mittels einer Tastrolle entlang der Werkstückkontur geführt werden.
[0003] Beispielsweise wird in der
DE 10 2013 207 107 A1 eine Vorrichtung und ein Verfahren zum Kantenbearbeiten eines Werkstücks gezeigt.
Die Vorrichtung umfasst ein Nachbearbeitungsaggregat mit einem ersten Bearbeitungswerkzeug,
insbesondere Fräswerkzeug, zum Bearbeiten einer Werkstückkante, sowie mit einer Referenzeinrichtung
zum Festlegen einer Referenzposition für die Zustellpositionierung des ersten Bearbeitungswerkzeugs
zu einem sich in Bearbeitung befindenden Werkstückabschnitt. Das Nachbearbeitungsaggregat
und die Referenzeinrichtung sind eingerichtet, mindestens zwei Kanten eines Werkstücks
mit einem unterschiedlichen Kantenüberstand zur jeweils anliegenden Werkstückoberfläche
bearbeiten zu können.
[0004] Ferner sind Bearbeitungsmaschinen bekannt, die ein oder mehrere Kappaggregate aufweisen,
die Überstände des Beschichtungsmaterials abtrennen. Bei einem Kappvorgang wird ein
Abschnitt eines Beschichtungsmaterials an der Werkstückvorderkante und der Werkstückhinterkante
abgetrennt und somit der Überstand des Beschichtungsmaterials deutlich verringert.
Darstellung der Erfindung
[0005] Die Erfindung zielt darauf ab, eine Bearbeitungsvorrichtung zur Bearbeitung von Beschichtungsmaterial,
insbesondere Schmalflächen-Beschichtungsmaterial, bereitzustellen, die bei einer kompakten
Bauform eine erhöhte Flexibilität aufweist. Ferner besteht eine Anforderung nach einer
entsprechende Bearbeitungsmaschine sowie einem entsprechenden Verfahren.
[0006] Zur Lösung wird eine Bearbeitungsvorrichtung vorgeschlagen, die die Merkmale des
Anspruchs 1 umfasst. Weitere bevorzugte Ausführungsformen sind in den abhängigen Ansprüchen
sowie der nachfolgenden Beschreibung aufgeführt.
[0007] Insbesondere weist die Bearbeitungsvorrichtung einen Träger auf, an dem eine erste
Bearbeitungseinheit, insbesondere ein Fräsaggregat, zum Formbearbeiten eines Beschichtungsmaterials
sowie eine zweite Bearbeitungseinheit zum Trennen eines Beschichtungsmaterials vorgesehen
sind.
[0008] Ein Formbearbeiten wird durchgeführt, um an einer Kante eines Werkstücks, das mit
einem Beschichtungsmaterial versehen sein kann, beispielsweise einen Radius oder eine
Fase auszubilden. Ein Formbearbeiten ist insbesondere ein spanendes Bearbeiten, insbesondere
Formfräsen. Alternativ kann ein Formbearbeiten auch ein nicht-spanendes Bearbeiten
sein. Gemäß einer Ausführungsform kann die erste Bearbeitungseinheit hierfür mit einem
Fräswerkzeug ausgestattet sein.
[0009] Der Träger kann einstückig ausgebildet sein oder mehrere Bauelemente umfassen.
[0010] Bei einem Trennen des Beschichtungsmaterials kann ein Abschnitt des Beschichtungsmaterial
abgetrennt werden. Gemäß einer Ausführungsform ist die zweite Bearbeitungseinheit
hierfür mit zumindest einer Sägeeinrichtung ausgestattet.
[0011] Somit können unterschiedliche Bearbeitungsvorgänge in einer Bearbeitungsvorrichtung
in kompakter Weise kombiniert und die Bearbeitungsvorrichtung somit flexibler ausgestaltet
werden. Dies führt auch dazu, dass eine Bearbeitungsmaschine, die eine solche Bearbeitungsvorrichtung
aufweist, eine verkürzte Bearbeitungslänge benötigt und somit eine Platzeinsparung
erreicht werden kann.
[0012] Mittels der Bearbeitungsvorrichtung kann ein an einem Werkstück aufgebrachtes Beschichtungsmaterial
bearbeitet werden. Ein solches Beschichtungsmaterial kann aus einem Kunststoffmaterial
gefertigt, oder als Furnier, als Massivholz oder ähnlichem ausgebildet sein. Eine
solche Bearbeitungsvorrichtung kann insbesondere im Bereich der holzverarbeitenden
Industrie, beispielsweise in der Möbelfertigung eingesetzt werden.
[0013] Gemäß einer Ausführungsform ist es vorgesehen, dass der Träger an einem Horizontalschlitten
befestigt ist, der in einer Vorschubrichtung verfahrbar ist. Somit kann der Träger
mit der ersten Bearbeitungseinheit und der zweiten Bearbeitungseinheit in der Vorschubrichtung
bewegt werden, um jeweilige Bearbeitungsvorgänge der ersten Bearbeitungseinheit und
der zweiten Bearbeitungseinheit auszuführen.
[0014] Es ist bevorzugt, dass die erste Bearbeitungseinheit und/oder die zweite Bearbeitungseinheit
abnehmbar an der Bearbeitungsvorrichtung angeordnet ist/sind. Somit kann beispielsweise
die zweite Bearbeitungseinheit abgenommen werden, wenn eine Bearbeitung zum Trennen
eines Beschichtungsmaterials während eines bestimmten Zeitraums nicht gefordert wird.
Entsprechend kann auch die erste Bearbeitungseinheit abgenommen werden.
[0015] Es ist bevorzugt, dass die erste Bearbeitungseinheit und/oder die zweite Bearbeitungseinheit
werkzeuglos von der Bearbeitungsvorrichtung gelöst werden können. Bei einem werkzeuglosen
Abnehmen oder Lösen der zweiten Bearbeitungseinheit kann eine Verriegelung eingesetzt
werden, die ohne Bedienwerkzeug, insbesondere händisch, entriegelt werden kann. Insbesondere
kann ein Schnellverschluss zum Einsatz kommen. Somit ist ein zügiges Abnehmen der
erste und/oder zweiten Bearbeitungseinheit möglich, sodass Nebenzeiten reduziert werden
können.
[0016] Gemäß einer Ausführungsform umfasst die zweite Bearbeitungseinheit zumindest eine
Sägeeinrichtung, um einen präzisen Trennschnitt zum Trennen eines Beschichtungsmaterials
durchzuführen.
[0017] Gemäß einer weiteren Ausführungsform ist es vorgesehen, dass die zweite Bearbeitungseinheit
zumindest zwei Sägeeinrichtungen umfasst, wobei bevorzugt ist, dass die Sägeeinrichtungen
mit einem gemeinsamen Motor angetrieben werden. Somit kann bei zwei Sägeeinrichtungen
eine erste Sägeeinrichtung für ein Trennen eines über die vordere Schmalfläche vorstehendes
Beschichtungsmaterials und eine zweite Sägeeinrichtung für ein Trennen eines über
die hintere Schmalfläche vorstehendes Beschichtungsmaterials eingesetzt werden. Somit
kann die Variabilität der Bearbeitungsvorrichtung gesteigert werden.
[0018] Es ist bevorzugt, dass die zweite Bearbeitungseinheit zumindest einen bewegbaren
Anschlag aufweist. Ferner kann es gemäß einer weiteren Variante vorgesehen sein, dass
die zweite Bearbeitungseinheit einen ersten bewegbaren Anschlag und einen zweiten
bewegbaren Anschlag aufweist. Mit einem solchen Anschlag kann die Position einer Sägeeinrichtung
relativ zu einem Werkstück präzise eingestellt werden.
[0019] Der zumindest eine Anschlag, bevorzugt der erste und zweite Anschlag, können eine
Tasteinrichtung aufweisen, sodass der Anschlag, oder die Anschläge, mit einer definierten
Kraft an einem Werkstück angelegt werden können.
[0020] Gemäß einer weiteren Ausführungsform ist die erste Bearbeitungseinheit an einer ersten
Seite des Trägers und die zweite Bearbeitungseinheit an einer zweiten Seite des Trägers
vorgesehen ist. Somit wird eine kompakte und dennoch variable Anordnung bereitgestellt.
[0021] Die zweite Bearbeitungseinheit weist zumindest einen Pneumatikantrieb oder einen
elektrischen Antrieb, insbesondere Servoantrieb, zur Betätigung der zweiten Bearbeitungseinheit
auf. Mit einem Betätigen der zweiten Bearbeitungseinheit wird insbesondere ein Trennschnitt
ausgeführt, beispielsweise indem zumindest eine Sägeeinrichtung bewegt, bevorzugt
geschwenkt, wird. Der Pneumatikantrieb kann zur kostengünstigen Umsetzung implementiert
werden. Unterschiedliche Maßtiefen können mittels eines Servoantriebs erreicht werden.
[0022] Gemäß einer weiteren Ausführungsform kann die zweite Bearbeitungseinheit schwenkbar
sein, um dem Trennvorgang eine Fase in das Beschichtungsmaterial einzubringen. Somit
kann die Variabilität der Bearbeitungsvorrichtung weiter gesteigert werden.
[0023] Ferner betrifft die Erfindung eine Bearbeitungsmaschine die eine Bearbeitungsvorrichtung
gemäß einem der vorangegangenen Aspekte, und eine Fördereinrichtung, insbesondere
Durchlauffördereinrichtung, zum Herbeiführen einer Relativbewegung zwischen der Bearbeitungsvorrichtung
und einem Werkstück aufweist. Somit können unterschiedliche Bearbeitungsvorgänge in
einer Bearbeitungsmaschine in kompakter Weise kombiniert und die Bearbeitungsmaschine
flexibel ausgestaltet werden. Ferner kann eine solche Bearbeitungsmaschine bei gesteigerter
Flexibilität und erhöhter Bearbeitungsvielfalt eine verkürzte Bearbeitungslänge aufweisen,
sodass eine Platzeinsparung erreicht werden kann.
[0024] Die Erfindung betrifft auch ein Verfahren. Das Verfahren zum Bearbeiten eines mit
einem Beschichtungsmaterial, insbesondere eines Schmalflächenbeschichtungsmaterials,
versehenen Werkstücks mit einer Bearbeitungsvorrichtung, wobei die Bearbeitungsvorrichtung
eine erste Bearbeitungseinheit zum Formbearbeiten eines Beschichtungsmaterials und
eine zweite Bearbeitungseinheit zum Trennen eines Beschichtungsmaterials aufweist,
weist auf: Auswählen der ersten Bearbeitungseinheit und/oder der zweiten Bearbeitungseinheit
zum Bearbeiten des Beschichtungsmaterials.
[0025] Nach Auswahl der ersten Bearbeitungseinheit und/oder der zweiten Bearbeitungseinheit
kann eine Bearbeitung durchführt werden. Beispielweise wird zunächst mit der zweiten
Bearbeitungseinheit ein an einem Werkstück überstehend angebrachtes Beschichtungsmaterial
durchtrennt, sodass der Überstand verringert wird. Nachfolgend kann mit der ersten
Bearbeitungseinheit ein Formbearbeiten des Beschichtungsmaterials durchgeführt werden,
beispielsweise um einen Radius oder eine Fase einzubringen.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
[0026] Weitere Merkmale und Vorteile der Bearbeitungsvorrichtung ergeben sich aus der nachfolgenden
Beschreibung einer bevorzugten Ausführungsform unter Bezugnahme auf die Zeichnungen.
- Fig. 1
- zeigt eine Seitenansicht einer Ausführungsform der Erfindung.
- Fig. 2
- eine perspektivische Ansicht der in Figur 1 dargestellten Ausführungsform.
Beschreibung von Ausführungsformen
[0027] Gleiche Bezugszeichen, die in verschiedenen Figuren aufgeführt sind, benennen identische,
einander entsprechende, oder funktionell ähnliche Elemente.
[0028] Fig. 1 zeigt eine Seitenansicht einer Ausführungsform einer Bearbeitungsvorrichtung
1 gemäß der Erfindung. Die Bearbeitungsvorrichtung 1 umfasst eine erste Bearbeitungseinheit
10 sowie eine zweite Bearbeitungseinheit 20, die an einem gemeinsamen Träger 2 der
Bearbeitungsvorrichtung 1 aufgenommen sind. Die erste Bearbeitungseinheit 10 ist dabei
an einer ersten Seite des Trägers 2 angeordnet, wohingegen die zweite Bearbeitungseinheit
20 an einer zweiten Seite des Trägers 2 vorgesehen ist. Die zweite Bearbeitungseinheit
20 ist mittels eines Schnellverschlusses abnehmbar am Träger 2 angebracht und kann
bei Bedarf vom Träger 2 abgenommen werden.
[0029] Der Träger 2 ist an einem Horizontalschlitten 3 montiert, der über eine (nicht dargestellte)
Führungseinrichtung in einer Vorschubrichtung V verfahrbar ist. Entlang der Vorschubrichtung
V wird ein Werkstück mittels einer (nicht dargestellten) Fördereinrichtung bewegt.
Durch eine Bewegung des Horizontalschlittens 3 kann die Bearbeitungsvorrichtung 1
somit entlang der Vorschubrichtung V, in der ein Werkstück mittels der Fördereinrichtung
bewegt wird, verfahren werden, um während der Bewegung des Werkstücks Bearbeitungsvorgänge
am Werkstück durchzuführen.
[0030] Die erste Bearbeitungseinrichtung 10 umfasst eine Werkzeugaufnahme, in der ein Fräswerkzeug
11 aufgenommen ist. Das Fräswerkzeug 11 wird drehend angetrieben und ist eingerichtet,
eine Formbearbeitung an einem Werkstück durchzuführen. Insbesondere kann mit dem Fräswerkzeug
11 ein Radius oder eine Fase in eine Kante eines Werkstücks eingebracht werden. Bei
der Bearbeitung entstehende Bearbeitungsreste können mittels eines Absaugschlauchs
14 entfernt werden.
[0031] Die erste Bearbeitungseinrichtung 10 ist ferner mit einer Tastrolle 12 ausgestattet.
Die Tastrolle 12 ist so angeordnet, dass die Tastrolle 12 beim Überfahren einer Werkstückoberfläche
eine Zustellposition des Fräswerkzeugs 11 zu dem sich in Bearbeitung befindenden Werkstückabschnitt
festlegt. Somit kann die sich in Bearbeitung befindende Werkstückkante bündig mit
der Werkstückoberfläche abgefräst werden.
[0032] Die erste Bearbeitungseinheit 10 ist mittels eines Werkzeugschlittens 13 in einer
zur Vorschubrichtung senkrechten Richtung Z verschiebbar am Träger 2 aufgenommen (in
Fig. 1 hoch oder hinunter). Bei einer Änderung der Kontur eines Werkstücks bewegt
sich die Tastrolle 12 durch die Bewegbarkeit des Werkzeugschlittens 13 in der Richtung
Z. Da das Werkstück an der (nicht dargestellten) Fördereinrichtung gehalten wird und
sich in Vorschubrichtung V bewegt, wird durch die Bewegung des Werkzeugschlittens
13 eine Anpassung an die Dicke des Werkstücks vorgenommen.
[0033] An der gegenüberliegenden Seite des Trägers 2 der Bearbeitungsvorrichtung 1 ist die
zweite Bearbeitungseinheit 20 vorgesehen, die als sogenannte Kappeinheit aufgebaut
ist. Ein Kappmotor mit einer durchgehenden Motorwelle ist einlaufseitig mit einer
Kappsäge 21 (erste Sägeeinrichtung) und auslaufseitig mit einer zweiten Kappsäge 22
(zweite Sägeeinrichtung) verbunden. Über einen Pneumatikantrieb 27 wird ein Kappschnitt
ausgelöst, bei dem die erste Kappsäge 21 und die zweite Kappsäge 22 in das am Werkstück
angebrachte und vom Werkstück überstehende Beschichtungsmaterial eindringen und dieses
durchtrennen. Der Pneumatikantrieb 27 schwenkt dabei eine Einheit umfassend die erste
Kappsäge 21 und die zweite Kappsäge 22 aus.
[0034] Zur Begrenzung des Kappschnitts sind gemäß der Ausführungsform ein erster Kappanschlag
23 und ein zweiter Kappanschlag 24 horizontal zu den Kappsägen 21, 22 einstellbar
vorgesehen. Der erste Kappanschlag 23 wird mittels eines ersten Pneumatikzylinders
25 und der zweite Kappanschlag 24 mittels eine zweiten Pneumatikzylinders 26 vertikal
von unten nach oben bewegt, sodass der ausgestellte Kappanschlag 23, 24 mit einer
Schmalfläche eines Werkstücks in Eingriff kommt.
[0035] Nachfolgend wird ein beispielhafter Verfahrensablauf zur Durchführung einer Formbearbeitung
(Formfräsen) beschrieben, im Zuge dessen die erste Bearbeitungseinheit 10 eingesetzt
wird. Beim Programm des Formfräsens ist die zweite Bearbeitungseinheit 20 in Ruheposition.
[0036] Ein Werkstück wird mittels der (nicht gezeigten) Fördereinrichtung in der Vorschubrichtung
V bewegt und an der Fördereinrichtung gehalten. In einem ersten Bearbeitungsschritt
fährt der Horizontalschlitten 3 mit der ersten Bearbeitungseinheit 10 mit dem Werkstück
2 mit. Nun wird eine erste Werkstückkante bündig gefräst, indem das Fräswerkzeug 11
in der Richtung Z über den Werkzeugschlitten 13 relativ zum Träger 2 bewegt wird.
Da die Tastrolle 12 am Werkstück anliegt, ist die Bearbeitungsposition des Fräswerkzeugs
11 bestimmt.
[0037] Anschließend wird der Horizontalschlitten 3 entgegen der Vorschubrichtung V verfahren
und bearbeitet eine zweite Werkstückkante.
[0038] In einem weiteren Schritt kann eine dritte Werkstückkante gefräst werden, indem das
Fräswerkzeug 11 in Richtung Z relativ zum Träger 2 verfahren wird. Daraufhin wird
die Bearbeitungsvorrichtung 1 in Vorschubrichtung V schneller als das Werkstück verfahren,
sodass eine Relativbewegung zwischen dem Horizontalschlitten 3 und dem Werkstück entsteht.
Dabei wird eine vierte Kante des Werkstücks mit dem Fräswerkzeug 11 bearbeitet. Abschließend
wird die Bearbeitungsvorrichtung 1 abgebremst und wieder in eine Ausgangsstellung
zurückgeführt, um ein nachfolgendes Werkstück bearbeiten zu können.
[0039] Nachfolgend soll ein beispielhafter Verfahrensablauf für eine Kappbearbeitung beschrieben,
im Zuge derer die zweite Bearbeitungseinheit 20 betätigt wird.
[0040] Zunächst wird der erste Kappanschlag 23 für eine vordere Schmalfläche eines Werkstücks
bewegt. Kurz bevor das einlaufende Werkstück den ersten Kappanschlag 23 erreicht,
wird die Bewegung der Bearbeitungsvorrichtung 1 in der Vorschubrichtung V auf die
Bewegung des Werkstücks angeglichen und im Zuge dessen der erste Kappanschlag 23 mit
einer vorgegebenen Tastkraft an die vordere Schmalfläche des Werkstücks angelegt.
Während der Bewegung der Bearbeitungsvorrichtung 1 mit dem Werkstück in der Vorschubrichtung
V wird die erste Kappsäge 21 derart bewegt, dass das überstehende Beschichtungsmaterial
abgetrennt wird, wobei durch die Anlage des ersten Kappanschlags ein definierter Abstand
zur vorderen Schmalfläche des Werkstücks gewährleistet wird.
[0041] Nachfolgend beschleunigt die Bearbeitungsvorrichtung 1, sodass der erste Kappanschlag
23 wieder vom Werkstück entfernt wird und der erste Kappanschlag 23 in eine Grundstellung
zurückgeführt werden kann.
[0042] Die Bearbeitungsvorrichtung 1 fährt, je nach Vorschubgeschwindigkeit des Werkstücks,
etwas auf der Förderstrecke zurück oder die Bearbeitungsvorrichtung 1 wird abgebremst,
während sich das Werkstück weiter bewegt.
[0043] Sobald der zweite Kappanschlag 24 (Kappanschlag für die Hinterkante) die hintere
Schmalfläche des Werkstücks erreicht, wird der zweite Kappanschlag 24 ausgestellt
und die Bearbeitungsvorrichtung 1 wird mit der Bewegung des Werkstücks so synchronisiert,
dass der zweite Kappanschlag 24 mit einer vorgegebenen Tastkraft an der Werkstückkante
anliegt. Nachfolgend wird die zweite Kappsäge 22 bewegt, um ein überstehendes Beschichtungsmaterial
abzutrennen.
[0044] Nach Durchführen der Kappbearbeitung an der hinteren Schmalfläche des Werkstücks
wird die Bearbeitungsvorrichtung 1 abgebremst, und somit der zweite Kappanschlag 24
vom Werkstück außer Eingriff gebracht. Die Bearbeitungseinrichtung 1 kann nunmehr
wieder in eine Ausgangsstellung zurückgeführt werden und ein nachfolgendes Werkstück
bearbeiten.
[0045] Die erste Bearbeitungseinheit 10 bleibt bei dem beschriebenen Verfahren in einer
Ruhestellung. Allerdings ist es auch möglich, je nach Wegstrecke, einen Kappvorgang
und nachfolgend ein Formfräsen durchzuführen. Dabei ist es möglich, einen Kappvorgang
und einen Formfräsvorgang an einer hinteren oder vorderen Schmalfläche des Werkstücks
zu kombinieren, oder bei einer längeren Werkstrecke sogar einen Kappvorgang und einen
Formfräsvorgang an einer hinteren und vorderen Schmalfläche des Werkstücks auszuführen.
[0046] Die zweite Bearbeitungseinheit 20 zum Trennen eines Beschichtungsmaterials kann gemäß
einer Modifikation der schwenkbar ausgestaltet sein. Hierfür kann die zweite Bearbeitungseinheit
20 um eine Achse 29 geschwenkt werden, insbesondere mittels eines (nicht dargestellten)
Antriebs. Somit kann bei einem Trennvorgang ein schräger Schnitt durchgeführt und
somit eine Fase in das Beschichtungsmaterial eingebracht werden.
[0047] Es ist für den Fachmann ersichtlich, dass einzelne, jeweils in verschiedenen Ausführungsformen
beschriebene Merkmale auch in einer einzigen Ausführungsform umgesetzt werden können,
sofern sie nicht strukturell inkompatibel sind. Gleichermaßen können verschiedene
Merkmale, die im Rahmen einer einzelnen Ausführungsform beschrieben sind, auch in
mehreren Ausführungsformen einzeln oder in jeder geeigneten Unterkombination vorgesehen
sein.
1. Bearbeitungsvorrichtung (1), umfassend:
einen Träger (2), an dem
eine erste Bearbeitungseinheit (10) zum Formbearbeiten, insbesondere Formfräsen, eines
Beschichtungsmaterials und eine zweite Bearbeitungseinheit (20) zum Trennen eines
Beschichtungsmaterials vorgesehen sind.
2. Bearbeitungsvorrichtung (1) gemäß Anspruch 1, wobei der Träger (2) an einem Horizontalschlitten
befestigt ist, der in einer Vorschubrichtung (V) verfahrbar ist.
3. Bearbeitungsvorrichtung (1) gemäß einem der vorangegangenen Ansprüche, wobei die erste
Bearbeitungseinheit (10) und/oder die zweite Bearbeitungseinheit (20), bevorzugt werkzeuglos,
abnehmbar an der Bearbeitungsvorrichtung (1) angeordnet ist/sind.
4. Bearbeitungsvorrichtung (1) gemäß einem der vorangegangenen Ansprüche, wobei die zweite
Bearbeitungseinheit (20) zumindest eine Sägeeinrichtung (21, 22) umfasst.
5. Bearbeitungsvorrichtung (1) gemäß Anspruch 4, wobei die zweite Bearbeitungseinheit
(20) zumindest zwei Sägeeinrichtungen (21, 22) umfasst, wobei bevorzugt ist, dass
die Sägeeinrichtungen mit einem gemeinsamen Motor angetrieben werden.
6. Bearbeitungsvorrichtung (1) gemäß einem der vorangegangenen Ansprüche, wobei die zweite
Bearbeitungseinheit (20) zumindest einen bewegbaren Anschlag aufweist, wobei bevorzugt
ist, dass die zweite Bearbeitungseinheit (20) einen ersten bewegbaren Anschlag (23)
und einen zweiten bewegbaren Anschlag (24) aufweist.
7. Bearbeitungsvorrichtung (1) gemäß Anspruch 6, wobei der zumindest eine Anschlag, bevorzugt
der erste und zweite Anschlag, eine Tasteinrichtung aufweist.
8. Bearbeitungsvorrichtung (1) gemäß einem der vorangegangenen Ansprüche, wobei die erste
Bearbeitungseinheit (10) an einer ersten Seite des Trägers (2) und die zweite Bearbeitungseinheit
(20) an einer zweiten Seite des Trägers (2) vorgesehen ist.
9. Bearbeitungsvorrichtung (1) gemäß einem der vorangegangenen Ansprüche, wobei die zweite
Bearbeitungseinheit (20) zumindest einen Pneumatikantrieb (27) oder einen elektrischen
Antrieb, insbesondere Servoantrieb, zur Betätigung der zweiten Bearbeitungseinheit
(20) aufweist.
10. Bearbeitungsvorrichtung (1) gemäß einem der vorangegangenen Ansprüche, wobei die zweite
Bearbeitungseinheit (20) schwenkbar ist.
11. Bearbeitungsmaschine, umfassend
eine Bearbeitungsvorrichtung (1) gemäß einem der vorangegangenen Ansprüche, und
eine Fördereinrichtung, insbesondere Durchlauffördereinrichtung, zum Herbeiführen
einer Relativbewegung zwischen der Bearbeitungsvorrichtung (1) und einem Werkstück.
12. Verfahren zum Bearbeiten eines mit einem Beschichtungsmaterial, insbesondere eines
Schmalflächenbeschichtungsmaterials, versehenen Werkstücks mit einer Bearbeitungsvorrichtung
(1),
wobei die Bearbeitungsvorrichtung (1) eine erste Bearbeitungseinheit (10) zum Formbearbeiten,
insbesondere Formfräsen, eines Beschichtungsmaterials und eine zweite Bearbeitungseinheit
(20) zum Trennen eines Beschichtungsmaterials aufweist,
wobei zum Bearbeiten des Beschichtungsmaterials die erste Bearbeitungseinheit (10)
und/oder die zweite Bearbeitungseinheit (20) ausgewählt wird.