[0001] Die Erfindung betrifft eine Messinglegierung zur Herstellung von Halbzeugen für eine
spanende Bearbeitung sowie ein Verfahren zum Herstellen eines Halbzeugs, das für eine
spanende Bearbeitung vorgesehen ist.
[0002] Messing ist eine Legierung von Kupfer mit Zink. Gebräuchlich sind Zinkanteile von
5 - 45 Gew.-%. Zur Verbesserung der Zerspanbarkeit kann die Legierung Blei enthalten
sowie weitere Legierungselemente wie Aluminium, Eisen, Mangan, Nickel, Silizium oder
Zinn, die vorwiegend der Festigkeitssteigerung sowie der Verbesserung der Gleiteigenschaften
und Korrosionsbeständigkeit dienen. Die zugefügten Legierungselemente bestimmen die
Verarbeitungsmöglichkeiten und Fertigungsprozesse, wobei die Herstellung als Knetlegierung
die in der Praxis bedeutendste Form darstellt. Die übliche Verarbeitung folgt dabei
durch Urformen in kontinuierlichen oder diskontinuierlichen Gießanlagen und Umformen
mit Strangpressen oder Walzen und Ziehen, sowie anschließender Thermobehandlung. Auf
diese Weise werden Halbzeuge in Form von Stangen, Hohlstangen oder Bändern hergestellt,
die zu unterschiedlichen Geometrien, wie z.B. auch zu Drähten weiterverarbeitet werden.
Mit den spezifisch eingestellten Werkstoffeigenschaften werden daraus Produkte, z.B.
für Sanitärbereiche, Elektroanwendungen und im Maschinenbau und Fahrzeugbau, erzeugt.
Kupfer-Zink-Gusslegierungen werden als Sand-, Kokillen-, Schleuder-, Strang- und Druck-Guss
hergestellt.
[0003] Messinglegierungen mit weniger als 37% Zink zeigen bei Raumtemperatur ein homogenes
alpha-Gefüge mit einem kubisch-flächenzentrierten Raumgitter. Bei Legierungen mit
mehr als 37 Gew.-% Zink tritt zusätzlich beta-Gefüge als zweite Phase auf. In der
beta-Phase sind die Atome des Kristallgitters kubisch-raumzentriert angeordnet. Kubisch-raumzentrierte
Raumgitter haben weniger Gleitebenen, so dass dieser Gefügebestandteil eine geringere
Plastizität aufweist. Bei 37-46 Gew.-% Zink enthält der Messingwerkstoff sowohl alpha-
als auch beta-Phasen. Der Anteil der beta-Phase am Gesamtgefüge (alpha- + beta-Gefüge)
nimmt mit dem Zinkgehalt zu. Durch das beta-Gefüge werden die Materialeigenschaften
der Messinglegierung wesentlich verändert. Daneben kann die gamma-Phase auftreten,
deren Sprödigkeit bei größeren Anteilen im Gefüge zu beachten ist.
[0004] Die zuvor genannte Einteilung der Gefüge ergibt sich auch bei Zugabe von ca. 1,5
- 3,5 Gew.-% Blei zur Legierung. Blei in diesen Mengen ist in einer Kupfer-Zinklegierung
unlöslich. Es bilden sich Bleieinschlüsse, die als Spanbrecher fungieren, wodurch
die Spanbarkeit verbessert wird. Messinge mit höheren Zinkgehalten werden hinsichtlich
der Werkstoffeigenschaften, insbesondere vom Gehalt an weiteren Legierungselementen,
beeinflusst, wie z.B. durch Zusetzen von Aluminium, Zinn, Nickel, Eisen, Silizium
und Mangan. Die genannten Zusätze verschieben die Phasengrenzen des Kupfer-Zinksystems
mit ihren alpha- und beta-Anteilen. Sie beeinflussen die Zusammensetzung und die Eigenschaften
des Gefüges. Grundsätzlich dienen die Legierungselemente ganz allgemein der Verbesserung
der Festigkeit, sowie der Gleit- und Verschleißeigenschaften sowie der Korrosionsbeständigkeit.
[0005] Aus Umweltaspekten soll der Bleianteil in den Messingen möglichst gering gehalten
werden. Der Werkstoff CuZn21Si3 verzichtet auf z. B. die Zulegierung von Blei. Stattdessen
werden Silizium und die sich daraus bildenden Silizide als Spanbrecher eingesetzt.
Es handelt sich um ein Sondermessing mit geringem Zn-Gehalt und relativ hohem Si-Gehalt.
Dadurch wird eine eigene Werkstoffklasse geschaffen mit zwingend gesondertem Materialkreislauf.
Die Verarbeitung dieser Werkstoffe erfordert einen geänderten Herstellungsprozess
und zeigt in der Weiterverarbeitung eine bessere Zerspanbarkeit, allerdings nur bei
erheblichen Prozessanpassungen.
[0006] Des Weiteren kann die Zerspanbarkeit von Messing-Werkstoffen durch die Beimengung
von Wismut (Bi) erhöht werden. Die Beimengung von Wismut wird allerdings in der Verarbeitung
kritisch gesehen. Wismut kann zu sehr starken Versprödungseffekten führen. Selbst
bei Spurenverunreinigungen in anderen Kupfer-Zink-Knetwerkstoffen kann dies zu katastrophalen
Ausfällen führen. Die Beimengung von Wismut findet daher in Europa keine Akzeptanz,
so dass kaum Bi-haltige Werkstoffe eingesetzt werden.
[0007] Es ist bekannt, dass Tellur über die Bildung hochschmelzender Telluride in Kupfer-Zinklegierungen
als Spanbrecher fungiert und damit bessere Zerspanungseigenschaften mit sich bringt.
Allerdings ist Tellur auch ein in anderen technologischen Bereichen stark gefragter
Werkstoff, so dass sich Tellur zur Verbesserung der Zerspanbarkeit von Messing-Werkstoffen
nicht wirtschaftlich verwenden lässt.
[0008] Die
DE 10 2009 038 657 A offenbart eine Messinglegierung, die im Wesentlichen bleifrei ist, allerdings eine
zwingende Kombination von Eisen, Nickel und Zinn vorsieht. Die obligatorischen Nickelanteile
können bei Kontakt mit der Haut zu der häufigsten Form der Kontaktallergie, der sogenannten
Nickelallergie führen. Die Nickelallergie ruft einen Ausschlag hervor, so dass Legierungen
aus diesen Werkstoffen nicht für Anwendungsfälle zum Einsatz kommen können, bei denen
Hautkontakt nicht ausgeschlossen werden kann.
[0009] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Messinglegierung zur Herstellung von
Halbzeugen für eine spanende Bearbeitung aufzuzeigen, die ein ausreichendes Zerspanungsvermögen
besitzt und mithin eine hinreichende Festigkeit, hinreichende Duktilität und hinreichend
elektrische Leitfähigkeit besitzt. Die besagte Messinglegierung soll wirtschaftlich
herstellbar sein und trotz der ausreichenden Zerspanbarkeit hohe Siliziumgehalte vermeiden
und möglichst frei von Wismut sein, damit die Legierung nicht zu Spurenverunreinigungen
in anderen Kupfer-Zink-Knetwerkstoffen führt und ferner soll sie künftig geplante
Umweltauflagen einhalten, d. h. insbesondere bleifrei oder im Wesentlichen bleifrei
(Pb < 0,1 Gew.-%) sein.
[0010] Diese Aufgabe ist mit einer Messinglegierung nach den Merkmalen des Patentanspruchs
1 gelöst.
[0011] Ein Verfahren zur Herstellung eines Halbzeuges, das für eine spanende Bearbeitung
vorgesehen ist, ist Gegenstand des Patentanspruchs 13.
[0012] Die jeweiligen Unteransprüche betreffen vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung.
[0013] Erfindungsgemäß wird eine Messinglegierung zur Herstellung von Halbzeugen für eine
spanende Bearbeitung vorgeschlagen, wobei die Messinglegierung aus folgenden Legierungselementen
in Gew.-% besteht:
| Cu |
54,0 - 59,0 |
| Zn |
40,5 - 46,0 |
| Pb |
0,02 - 0,10 |
| Fe |
0,10 - 0,50 |
| Mn |
0,10 - 0,50 |
| Sn |
0,10 - 0,60 |
| P |
< 0,20 |
optional
| S |
0,010 - 0,030 |
| Si |
0,020 - 0,20 |
| Co |
0,10 - 0,30 |
| Te |
< 0,50 |
sowie erschmelzungsbedingten Verunreinigungen unter 0,20, wobei der Anteil von Ni
in den erschmelzungsbedingten Verunreinigungen kleiner als 0,080 ist.
[0014] Es handelt sich um eine Kupfer-Zinklegierung mit einem Kupferanteil von 54 - 59 %
und einem Zinkanteil von 40,5 - 46 % als wesentliche Legierungsbestandteile. Der Werkstoff
ist im Wesentlichen bleifrei, da der Anteil von Blei auf einem Anteil von max. 0,10
Gew.-% beschränkt ist. Der Mindestanteil beträgt 0,02 Gew.-%.
[0015] Ein weiteres Kennzeichen der erfindungsgemäßen Messinglegierung ist die Kombination
mit geringen Anteilen von weiteren Legierungselementen, die der gleichzeitigen bzw.
optionalen Stabilisierung des beta-Gefügeanteils dienen, mit dem Ziel, die Zerspanbarkeit
zu fördern. Der beta-Gefügeanteil ist maßgeblich für die Festigkeit und Zerspanbarkeit
des Werkstoffes, aufgrund seiner kubischraumzentrierten Kristallstruktur, die spanbrechend
und damit im Hinblick auf die Zerspanbarkeit förderlich wirkt.
[0016] Die Zugabe der Legierungselemente nutzt sowohl die Mischkristallverfestigung als
auch die Ausscheidungshärtung als Verfestigungsmechanismen. Die Zerspanbarkeit wird
gegenüber bleifreien Messinglegierungen ohne Zugabe dieser Legierungselemente maßgeblich
verbessert.
[0017] Die Stabilisierung der beta-Phase wird durch eine Absenkung des alphastabilisierenden
Nickelanteils erreicht. Nickel wird weitestgehend vermieden und soll im Rahmen der
unvermeidbaren erschmelzungsbedingten Verunreinigungen einen Anteil von max. 0,08
Gew.-% nicht überschreiten und wird nicht gezielt zulegiert. Die Stabilisierung der
beta-Phase kann ferner über eine gezielte Temperaturführung während des ersten Warmumformprozessschrittes
erfolgen. Die Absenkung des Nickelanteils hat ferner den Effekt, dass die erfindungsgemäße
Legierung keine Nickelallergie auslösen kann. Dadurch wird die Handhabung und auch
der anwendungsbezogene Nutzen der Messinglegierung gesteigert.
[0018] Die Legierungselemente Eisen und Mangan werden gezielt zulegiert, um die Festigkeitsgrundwerte
Dehngrenze und Zugfestigkeit der erfindungsgemäßen Messinglegierung zu steigern; weiterhin
werden die Materialkennwerte durch nachfolgende Kaltumformungen und Wärmebehandlungen
bestimmt. Eisen wird als gefügefeinendes Element genutzt, was sich zunächst positiv
auf ein homogenes, wenig grobkörniges Gefüge auswirkt. Ferner zeigt Eisen einen günstigen
Einfluss auf die Zerspanbarkeit, insbesondere in Kombination mit anderen Effekten.
Der Mindestanteil von 0,10 Gew.-% sollte nicht unterschritten werden, um in der Summe
mit anderen Legierungselementen einen nennenswerten Stabilitätseinfluss auf das Gefüge
zu erhalten. Zu hohe Anteile größer als 0,5 Gew.-% Eisen könnten je nach Wahl insbesondere
der thermischen Verarbeitungsparameter in negativer Weise zu größeren Ausscheidungen,
insbesondere in Kombination mit Mangan, führen.
[0019] Die erfindungsgemäße Messinglegierung enthält optional Silizium, allerdings in sehr
begrenzten Anteilen. Gegenüber den bekannten Messinglegierungen mit hohem Siliziumanteil
von 2-3 Gew.-% soll der Anteil von Si auf 0,020 - 0,20 Gew.-% begrenzt sein. Dieser
sehr kleine Zusatz von Silizium führt zur Bildung einiger weniger Silizide insbesondere
in Form von Eisensiliziden. Eisensilizide beeinflussen die Zerspanbarkeit positiv.
Es hat sich jedoch überraschenderweise gezeigt, dass die Kombination mit den genannten
anderen Maßnahmen zu relativ guter Zerspanbarkeit führt, auch wenn der Siliziumanteil
auf Werte unter 0,20 begrenzt ist. Das Legierungselement Mangan ist wegen seiner großen
Ähnlichkeit vollständig in Kupfer löslich und trägt über den Effekt der Mischkristallbildung
zur Erhöhung der Festigkeit der Messinglegierung bei. Dies ist in Abwesenheit von
Silizium insofern überraschend, da in Anbetracht der nicht vorhandenen oder sehr geringen
Siliziumanteile von max. 0,20 % nur sehr wenige Mangansilizide gebildet werden können.
[0020] Durch den zielgerichteten Verzicht auf Nickel wird optional ein geringer Anteil an
Kobalt zulegiert, der jedoch auf max. 0,30 Gew.-% begrenzt ist und bevorzugt 0,1 Gew.-%
nicht überschreitet, um in der Wechselwirkung mit Mangan keine zu starke Rekristallisationshemmung
zu bewirken.
[0021] Die erfindungsgemäße Messinglegierung enthält Zinn. Zinn besitzt eine gute Löslichkeit
mit Kupfer und Zink. Zwar wird Zinn üblicherweise als ein das Korrosionsverhalten
günstig beeinflussendes Element zulegiert, was allerdings bei der erfindungsgemäßen
Messinglegierung nur eine untergeordnete Rolle spielt. Vielmehr wird durch die Zulegierung
von Zinn erreicht, dass Zinn im Mischkristall aufgenommen wird, da durch den Wegfall
von Nickel weniger Kupferatome direkt im Gitter der Kristalle ersetzt werden. Daher
ist der Zinnanteil mit bis zu 0,6 Gew.-% relativ hoch. Es wird betont, dass insbesondere
die Kombination von Mangan, Eisen und Zinn eine festigkeitssteigernde Wirkung hat,
die wegen fehlender größerer Silizidanteile gerade in den erfindungsgemäß beanspruchten
Konzentrationsbereichen von Fe mit 0,10 - 0,50 Gew.-%, Mn mit 0,10-0,50 Gew.-% und
Sn mit 0,10 - 0,60 Gew.-% als besonders günstig für die später einzustellenden Werkstoffeigenschaften
erkannt wurde.
[0022] Überraschenderweise hat insbesondere die Abwesenheit von Nickel die Möglichkeit verstärkt,
dass die drei Elemente Mn, Fe und Sn sich in ihrer Kombination positiv auf ein dadurch
relativ höherfestes alpha-beta-Gefüge auswirken. Diese höhere Mikrostrukturfestigkeit
kann dabei offensichtlich quasi alternativ, wenn auch nicht in ganz gleicher Ausprägung,
den sonst über Gefügepartikel wie Blei, Nickel induzierte Mischkristalle oder Silizide
wirksamen Zerspanungseffekt ersetzen.
[0023] Aus regulatorischen bzw. Umweltschutzgründen orientiert sich der Anteil von Blei
an einer maximalen Obergrenze von 0,10 Gew.-%. Blei hat auch bei kleinerem Gehalt
einen relativ positiven Einfluss auf die Zerspanbarkeit, wobei der Einfluss mit abnehmendem
Bleianteil geringer wird.
[0024] Die erfindungsgemäße Legierung enthält Phosphor bis max. 0,20 Gew.-%. Phosphor wirkt
beim Gießprozess günstig auf die Schmelzflüssigkeit und spielt bei Abwesenheit von
Nickel und Silizium überraschenderweise eine positive Rolle durch Bildung von feinsten
Phosphiden, die sich in Ergänzung der anderen Legierungselementeffekte additiv positiv
auf das zur Bewertung der Legierung beurteilte Zerspanungsverhalten auswirken.
[0025] Arsen wird aus umweltbezogenen Gründen nicht eingesetzt.
[0026] Die erfindungsgemäße Messinglegierung enthält erschmelzungsbedingte Verunreinigungen
bzw. herstellungsbedingte Beimengungen mit einem Anteil von insgesamt weniger als
0,20 Gew.-%, wobei der Anteil von Ni aufgrund der besonderen Legierungszusammensetzung
den erschmelzungsbedingten Verunreinigungen zuzurechnen ist und hierbei weniger als
0,080 Gew.-% beträgt. Die erschmelzungsbedingten Verunreinigungen bzw. herstellungsbedingten
Beimengungen sind lediglich in derart kleinen Anteilen enthalten, die unerwünschte
Nebeneffekte vermeiden.
[0027] Alle Elementkonzentrationen der erfindungsgemäßen Messinglegierung sind so ausgelegt,
dass sie als besonders umweit- und anwenderfreundlich eingestuft werden können. Die
Zusammensetzungen orientieren sich grob an den in der Normenreihe DIN EN 12164 - 12168
angegebenen Werten, können sich aber mit ihren genannten Bereichen der Elementkombinationen
auch außerhalb des dort definierten Rahmens befinden.
[0028] Aufgrund der vorstehend beschriebenen Auswirkungen der Legierungselemente auf die
erfindungsgemäße Messinglegierung liegt der Anteilvon Zn vorzugsweise in einem Bereich
von 41,50 - 42,50 Gew.-%. Der Anteil an Fe liegt vorzugsweise in einem Bereich von
0,20 - 0,40 Gew.-%. Der Anteil an Sn liegt vorzugsweise in einem Bereich von 0,20
- 0,40 Gew.-%. Der Anteil an Mn liegt vorzugsweise in einem Bereich von 0,10 - 0,30
Gew.-%. Der Anteil von Si liegt vorzugsweise in einem Bereich von 0,080 - 0,150 Gew.-%.
Der Anteil an Co beträgt max. 0,1 Gew.-%.
[0029] Es wird als besonders vorteilhaft angesehen, wenn die Summe von Fe + Mn + Sn mindestens
0,450 Gew.-% beträgt, da durch die Kombination dieser Legierungselemente insbesondere
die Festigkeit der Legierungen gesteigert wird und auf Silizidanteile verzichtet werden
kann. Die erfindungsgemäße Messinglegierung besitzt einen Anteil von beta-Mischkristall
über 71 % und weniger als 78 %. Vorzugsweise liegt er um 75 %; bei beta-Mischkristallanteilen
von bis 70% wird der zerspanungsfördernde Effekt dieses Gefügeanteils bei dann relativ
höherem alpha-Gefügeanteil nicht deutlich genug genutztDie erfindungsgemäße Messinglegierung
besitzt vorzugsweise einen Anteil Ni von 0 Gew.-%, ist also nickelfrei.
[0030] Eine bevorzugte Messinglegierung mit den vorgenannten Eigenschaften besitzt folgende
Zusammensetzung (Angaben aller Angaben in Gewichtsprozent):
| Cu |
57,60 - 58,00 |
| Zn |
41,50 - 42,50 |
| Pb |
0,02 - 0,10 |
| Fe |
0,20 - 0,40 |
| Mn |
0,10 - 0,30 |
| Sn |
0,20 - 0,40 |
| P |
< 0,20 |
optional
| S |
0,010 - 0,030 |
| Si |
0,080 - 0,150 |
| Co |
0,10 - 0,30 |
| Te |
< 0,50 |
sowie erschmelzungsbedingten Verunreinigungen unter 0,20,
wobei der Anteil von Ni in den erschmelzungsbedingten Verunreinigungen kleiner als
0,080 ist.
[0031] Optional besitzt die erfindungsgemäße Messinglegierung folgende Zusammensetzung (alle
Angaben in Gewichtsprozent):
| Cu |
57,60 - 58,00 |
| Zn |
41,50 - 42,50 |
| Pb |
0,02 - 0,10 |
| Fe |
0,26 - 0,34 |
| Mn |
0,10 - 0,15 |
| Sn |
0,26 - 0,34 |
| P |
< 0,20 |
| Si |
0,030 - 0,060 |
optional
| S |
0,010 - 0,030 |
| Co |
0,10 - 0,30 |
| Te |
< 0,50 |
sowie erschmelzungsbedingten Verunreinigungen unter 0,20,
wobei der Anteil von Ni in den erschmelzungsbedingten Verunreinigungen kleiner als
0,080 ist.
[0032] Alle vorstehend genannten Messinglegierungen sind binäre Legierungen, die Kupfer
und Zink enthalten. Die Legierungen enthalten keine weiteren gezielt zulegierten Legierungselemente.
Die genannten Legierungselemente addieren sich auf 100 Gew.-%. Die Messinglegierung
besteht mithin aus den genannten Legierungselementen im Sinne einer abschließenden
Aufzählung. Die Anteile von Kupfer und Zink werden in den angegebenen Grenzen jeweils
so gewählt, dass mit den weiteren zwingenden und optionalen Legierungselementen, einschließlich
der erschmelzungsbedingten Verunreinigungen von unter 0,2 Gew.-%, in der Summe 100
Gew.-% erreicht werden. Bei niedrig eingestellten Kupferanteilen von beispielsweise
54 Gew.-% schließt der Gewichtsanteil von Zink die Lücke bis 100 Gew.-%. Gleiches
gilt für einen höheren Anteil von Kupfer. In diesem Fall wird der Zinkanteil entsprechend
niedriger gewählt, so dass die Lücke auf 100 Gew.-% geschlossen wird. Die jeweiligen
Restanteile von Kupfer und Zink bewegen sich innerhalb der in den jeweiligen den Patentansprüchen
bzw. in den jeweiligen Ausführungsbeispielen angegebenen Gewichtsprozentbereichen.
Durch den Rest, wie z B. Zn ist die Legierung gänzlich quantitativ und qualitativ
erfasst. Die Summe aller angegebenen Gewichtsanteile ergibt stets 100 Gew.-%.
[0033] Die Erfindung betrifft ferner ein Verfahren zum Herstellen eines Halbzeuges, das
für eine spanende Bearbeitung vorgesehen ist, unter Verwendung einer Messinglegierung
gemäß den vorstehenden Merkmalen, wobei die Messinglegierung bei der Temperatur zwischen
550 °C und 750 °C stranggepresst wird. Auf das Strangpressen sollte generell keine
längere Haltezeit mit stehender Wärme bzw. zu geringer Abkühlung folgen, sondern innerhalb
weniger Minuten intensiv abgekühlt werden. Es kann optional ein beschleunigtes Abkühlen
auf eine Temperatur unter 450 °C innerhalb von 3 Sekunden erfolgen, wie es z. B mit
einem Luft-/Wassergemisch realisiert werden kann.
[0034] Durch die zusätzliche Abkühlung wird ein besser bearbeitbares Gefüge eingestellt,
je nach den Anforderungen im späteren Zerspanungsprozess. Durch die relativ hohe Abschreckgeschwindigkeit
ausgehend von der Strangpresstemperatur wird insbesondere ein Gefüge mit hohem beta-Gefüge-Anteil
von ca. 75 % eingestellt. Durch die Abschreckgeschwindigkeit wird sowohl eine Ausscheidungs-
als auch eine Mischkristallverfestigung bewirkt, die zu dem gewünschten, ausreichend
gut zerspanbaren Werkstoff führt.
[0035] Mit dem erfindungsgemäßen Werkstoff wird dabei erstmals durch die gezielte gleichzeitige
Bleifreiheit (Pb < 0,1 Gew.-%) und Nickelfreiheit (Ni < 0,080 Gew.-%) bei relativ
guter Zerspanbarkeit ein umweltfreundlicher bzw. anwenderfreundlicher Werkstoff geschaffen.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren lassen sich unter Verwendung der erfindungsgemäßen
Messinglegierung insbesondere Geometrien in Form von Stangen, Hohlstangen und Profilen
erzeugen.
[0036] Die Figur 1 zeigt eine Abbildung von Wirrspänen einer binären Messinglegierung CW510L
bzw. CuZn42. Sie stellen quasi den Ausgangspunkt der erfindungsgemäßen Messinglegierung
dar und belegt eine ungünstige Spanbildung, die zu Problemen in der Abfuhr der Späne
führt und damit eine Störanfälligkeit bei spanender Bearbeitung verursacht, sofern
höhere Ansprüche an die Zerspanungsleistung gestellt werden.
[0037] Unter gleichen Zerspanungsparametern zeigt die Figur 2 das Verhalten des erfindungsgemäßen
Werkstoffes in der Bearbeitung, hier am Beispiel des Außendrehens. Es liegen günstige,
kurzbrechende Späne vor, die in diesem direkten Vergleich im Wesentlichen den reinen
Werkstoffeffekt bezüglich der Zerspanbarkeit positiv belegen.
[0038] Der erfindungsgemäße Werkstoff wurde mit den üblichen Zerspanungsparametern bewertet.
Die Bearbeitung mit Außendrehen von Rundstangen als Teil einer routinemäßigen Fertigung
erfolgt exemplarisch bei dem Beispiel der Figuren 1 und 2 auf denselben Maschinen,
unter gleichen Bedingungen, ohne spezifische Anpassung der Zerspanungsparameter wie
Werkzeug-Werkstoff, Geometrien und Bearbeitungsparametern, wie z.B. Schnittzustellung,
Geschwindigkeit und Kühl-Schmierstoffstrategie. Der Vergleich soll lediglich eine
relative Bewertung der Werkstoffe im gezeigten Einzelfall ermöglichen, ohne eine absolute
Aussage zur Zerspanbarkeit zu treffen. Der erfindungsgemäße, bleifreie und damit umweltfreundlichere
und aufgrund der Nickelfreiheit zudem in der Handhabung verbesserte Werkstoff eignet
sich deutlich besser für eine spanende Bearbeitung als der Vergleichswerkstoff.
1. Messinglegierung zur Herstellung von Halbzeugen für eine spanende Bearbeitung, wobei
die Messinglegierung aus folgenden Legierungselementen in Gewichtsprozent besteht:
| Cu |
54,0 - 59,0 |
| Zn |
40,5 - 46,0 |
| Pb |
0,02 - 0,10 |
| Fe |
0,10 - 0,50 |
| Mn |
0,10 - 0,50 |
| Sn |
0,10 - 0,60 |
| P |
< 0,20 |
optional
| S |
0,010 - 0,030 |
| Si |
0,020 - 0,20 |
| Co |
0,10 - 0,30 |
| Te |
< 0,50 |
sowie erschmelzungsbedingten Verunreinigungen unter 0,20, wobei der Anteil von Ni
in den erschmelzungsbedingten Verunreinigungen kleiner als 0,080 ist.
2. Messinglegierung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Anteil an Zn 41,50 - 42,50 Gewichtsprozent beträgt.
3. Messinglegierung nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Anteil an Fe 0,20 - 0,40 Gewichtsprozent beträgt.
4. Messinglegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Anteil an Sn 0,20 - 0,40 Gewichtsprozent beträgt.
5. Messinglegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Anteil an Mn 0,10 - 0,30 Gewichtsprozent beträgt.
6. Messinglegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Anteil an Si 0,080 - 0,150 Gewichtsprozent beträgt.
7. Messinglegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Anteil an Co max. 0,1 Gewichtsprozent beträgt.
8. Messinglegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Summe von Fe, Mn und Sn mindestens 0,450 Gewichtsprozent beträgt.
9. Messinglegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass der Anteil von beta-Mischkristall über 71% und weniger als 78% beträgt.
10. Messinglegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass der Anteil von Ni 0 Gewichtsprozent beträgt.
11. Messinglegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 10,
dadurch gekennzeichnet, dass die Messinglegierung aus folgenden Legierungselementen in Gewichtsprozent besteht:
| Cu |
57,60 - 58,00 |
| Zn |
41,50 - 42,50 |
| Pb |
0,02 - 0,10 |
| Fe |
0,20 - 0,40 |
| Mn |
0,10 - 0,30 |
| Sn |
0,20 - 0,40 |
| P |
< 0,20 |
optional
| S |
0,010 - 0,030 |
| Si |
0,080 - 0,150 |
| Co |
0,10 - 0,30 |
| Te |
< 0,50 |
sowie erschmelzungsbedingten Verunreinigungen unter 0,20,
wobei der Anteil von Ni in den erschmelzungsbedingten Verunreinigungen kleiner als
0,080 ist.
12. Messinglegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 11,
dadurch gekennzeichnet, dass die Messinglegierung aus folgenden Legierungselementen in Gewichtsprozent besteht:
| Cu |
57,60 - 58,00 |
| Zn |
41,50 - 42,50 |
| Pb |
0,02 - 0,10 |
| Fe |
0,26 - 0,34 |
| Mn |
0,10 - 0,15 |
| Sn |
0,26 - 0,34 |
| P |
< 0,20 |
| Si |
0,030 - 0,060 |
optional
| S |
0,010 - 0,030 |
| Co |
0,10 - 0,30 |
| Te |
< 0,50 |
sowie erschmelzungsbedingten Verunreinigungen unter 0,20,
wobei der Anteil von Ni in den erschmelzungsbedingten Verunreinigungen kleiner als
0,080 ist.
13. Verfahren zum Herstellen eines Halbzeuges, das für eine spanende Bearbeitung vorgesehen
ist, unter Verwendung einer Messinglegierung gemäß den Merkmalen nach einem der Ansprüche
1 bis 12, wobei die Messinglegierung bei einer Temperatur zwischen 550°C und 750°C
stranggepresst wird.
14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass die stranggepresste Messinglegierung mit Luft-/Wassergemischen auf eine Temperatur
unter 450°C innerhalb von 3 Sekunden beschleunigt abgekühlt wird.