[0001] Die Erfindung betrifft allgemein das Gebiet der Isolierung von elektrischen Leitern
gegen Teilentladung im Mittel- und Hochspannungsbereich. Insbesondere betrifft die
Erfindung ein Isolationssystem für eine elektrische Maschine, insbesondere eine rotierende
elektrische Maschine wie einen Elektromotor und/oder einen Generator.
[0002] Elektrische Maschinen, wie z.B. Motoren und Generatoren des Mittel- und Hochspannungsbereichs,
weisen elektrische Leiter, eine Hauptisolation und ein Ständerblechpaket auf. Die
Hauptisolation dient dem Zweck, die Leiter gegeneinander, gegen das Ständerblechpaket
und gegen die Umgebung elektrisch zu isolieren. Bei Betrieb der elektrischen Maschine
können sich durch elektrische Teilentladungen TEs die so genannten "Treeing"-Kanäle
in der Hauptisolation ausbilden. Als Folge der "Treeing"-Kanäle kann es zu einem elektrischen
Durchschlag durch die Hauptisolation kommen. Im Niederspannungsbereich, wo Drähte
und Kabel eingesetzt werden, kommt es im Betrieb nicht zwangsläufig zu elektrischen
Entladungen, so dass dort keine Barriere gegen Teilentladungen erforderlich sind.
[0003] Als "Mittel- und Hochspannungsbereich" wird vorliegend die elektrische Energietechnik,
die mit einer Hochspannung im Bereich über 700V - bis einschließlich 52kV - arbeitet,
verstanden. Dadurch sind auch die Isolationssysteme, die für die schnellladefähigen
Antriebssysteme der Automobilindustrie interessant sind, mitumfasst.
[0004] Eine Barriere in Form eines Flächenisolationswerkstoffes gegen die Teilentladungen
wird bislang hauptsächlich durch den Einsatz von Glimmer in der Hauptisolation erreicht,
welcher eine hohe Teilentladungsbeständigkeit hat. Der Glimmer wird in Form von plättchenförmigen
Glimmerpartikeln mit einer herkömmlichen Partikelgröße von mehreren 100 Mikrometern
bis zu mehreren Millimetern zu einem Glimmerpapier verarbeitet, welches nachfolgend
auf einem Träger, wie ein Glasfasergewebe und/oder Isolierfolie, aufgesetzt und verklebt
wird, so dass die Glimmerpartikel den Flächenisolationsstoff in Form von einer Glimmerbreitbahn
ergeben. Aus dieser Glimmerbreitbahn wird ein Glimmerband geschnitten, das zur Herstellung
der Hauptisolation um den Leiter gewickelt wird. Darauffolgend wird zur Herstellung
des Isolationssystems das Elektroisolations-Glimmerwickelband mit einem flüssigen
Kunstharz imprägniert und anschließend wird das Kunstharz ausgehärtet.
[0005] Bekannt sind Isolationssysteme - wie beispielsweise das unter der Marke "Micalastic
®" bekannte System, bei dem in einem Vakuum-Druck-Imprägnierverfahren die Hauptisolation,
ein Glimmerwickelband als Flächenisolationsstoff umfassend, mit einem Bisphenol-Epoxidharz
imprägniert wird.
[0007] Zur Verbesserung der Teilentladungsbeständigkeit der Hauptisolation ist der Einsatz
nanoskaliger Partikel bekannt, die in dem Kunstharz vor dem Imprägnieren dispergiert
werden. Durch die Anwesenheit der Partikel verkürzt sich jedoch die Topfzeit des Kunstharzes,
was sich insbesondere in einer voranschreitenden Polymerisierung des Kunstharzes vor
der Imprägnierung zeigt.
[0008] Die Herstellung des Flächenisolationswerkstoffes als Nutauskleidung und/oder in Form
einer Glimmerbreitbahn und/oder eines Glimmerbandes ist aufwändig und teuer.
[0009] Insbesondere werden auch für Traktionsmotoren für Nutauskleidungen aufgrund der Anforderungen
bislang glimmerhaltige Laminate mit z.B. mAramid und Polyimid als Trägermaterial eingesetzt.
Um ein Maximum an Leistung aus der Maschine herauszuholen, wird sie bei höchstmöglichen
Stromdichten betrieben, wodurch aber auch nennenswerte Verluste in Form von Hitze
entstehen. Traktionsmotoren werden bei vergleichsweise hohen Temperaturen, insbesondere
auch bei Temperaturen über 150°C, betrieben.
[0010] Aus der
DE 10 2020 208760 ist ein Flächenisolationswerkstoff aus einem Copolymer eines Polyetherimids mit einem
Siloxan bekannt, allerdings zeigt dieser bei erhöhter Temperatur, wie sie beispielsweise
in Traktionsmotoren herrschen einen Erweichungspunkt. Dies unter anderem auch deshalb,
weil in dem Copolymer aus Polyetherimid und Siloxan wegen der weniger polaren Seitengruppen
des Siloxans, diese gegenüber dem reinen Polyetherimid als "Verunreinigung" wirken,
wodurch die Glasübergangstemperatur sinkt. Zwar können diese Polyetherimid-Siloxan-Copolymere
durch geeignete Extrusionsverfahren flächig als Folie hergestellt werden, die ihrerseits
eine ausreichende Elastizität aufweisen, um -fertig geschnitten - als Wickelbänder
eingesetzt zu werden, aber als Wickelbänder im Betriebs-Temperaturbereich von über
150°C, insbesondere über 170°C sind diese Wickelbänder nicht einsetzbar.
[0011] Deshalb ist es Aufgabe der vorliegenden Erfindung einen Flächenisolationsstoff bereitzustellen,
dessen Erweichungstemperatur und/oder Schmelzpunkt zumindest über 150°C liegt, bevorzugt
höher und/oder der einen Temperatur Index von 180 °C oder - wenn möglich - noch höher
besitzt.
[0012] Diese Aufgabe wird durch den Gegenstand der vorliegenden Erfindung, wie er in der
Beschreibung, den Figuren und den Ansprüchen offenbart ist, gelöst.
[0013] Dementsprechend ist Gegenstand der vorliegenden Erfindung ein Isolationssystem, einen
festen Isolationswerkstoff in Form eines Flächenisolationsstoffes und ein Kunstharz
umfassend, wobei der Flächenisolationsstoff als Folie vorliegt und ein Blend eines
Copolymers aus einem Polyetherimid mit einem Siloxan mit einem Hochtemperatur-Thermoplasten,
wie beispielsweise Polyimid, sind, und das Kunstharz ein Duromer ist, mit dem der
Flächenisolationsstoff imprägniert und anschließend ausgehärtet wird.
[0014] Allgemeine Erkenntnis der Erfindung ist es, dass ein Gemisch aus einem Copolymer,
insbesondere einem Siloxan-Polyetherimid-Copolymer mit einem Hochtemperatur-Thermoplasten
im Blend - beispielsweise auch mit einem der Reaktionspartner des Copolymers als Blendpartner
- ein stabiles Gemisch ergibt, das zur Folienherstellung geeignet ist.
[0015] Als Blendpartner des Copolymers werden Hochtemperatur-Thermoplaste eingesetzt, wie
z.B. Polyetheretherketon (PEEK), Polyaryletherketon (PAEK), Polyphenylenether (PPE),
Polyoxymethylen (POM), Perfluoralkoxy -Polymer (PFA), Polyvinylidenfluorid PVDF, Polyetherketon
PEK, Polyetherketonketon PEKK, Polytetrafluorethylen PTFE, Polyphenylensulfon PPSU,
Polyethersulfon PES, Polysulfon PSU, Poly(oxy-1,4-phenylsulfonyl-1,4-phenyl) PESU,
Polyamidimid PAI, Polybenzimidazol PBI und/oder Polyetherimid PEI. Der Einsatz von
PEI hat sich als besonders vorteilhaft erwiesen, weil dadurch eine Entmischung des
Blends bei der Folienherstellung nahezu vollständig unterdrückt werden kann. Außerdem
hat sich der Einsatz von Polysulfonen als Blendpartner für ein Copolymer aus Polyetherimid
und Siloxan als geeignet erwiesen, weil auch hier eine Folienherstellung durch Extrusion
ohne nennenswerte Entmischung möglich ist.
[0016] Weitere Hochtemperaturthermoplaste sind: andere Polyimid(e), Polyamidimid -PAI-,
Polyetherketon -PEK-, Polyetheretherketon -PEEK -, Polyetherketonketon -PEKK-, Polysulfon
-PSU-und/oder -PPSU-, Polyphenylensulfid -PPS-, Polyethersulfon - PES-, Poly(oxy-1,4-phenylsulfonyl-1,4-phenyl)
-PESU-, Polyaryletherketon -PAEK-.
[0017] Alle genannten Hochtemperatur-Thermoplaste können für sich und/oder in beliebigen
Kombinationen und Mischungen, eingesetzt werden.
[0018] Die Hochtemperatur-Thermoplaste enthalten bevorzugt eine aromatische Grund-Struktur.
Dadurch sind diese Verbindungen erstens gegen Oxidation beständig, zweitens gegen
Radikalbildung. Beides ist insbesondere bei geforderter Teilentladungsbeständigkeit
sehr wichtig. Insbesondere ist auch die Kettensteifigkeit bei aromatischen Polymeren
größer, so dass die Glasübergangstemperatur höher ist.
[0019] Ein Hochtemperatur-Thermoplast als Blendpartner kann teilkristallin, kristallin und/oder
amorph - also auch als Gemisch dieser Modifikationen - vorliegen. Bevorzugt sind hier
die teilkristallinen oder kristallinen Hochtemperatur-Thermoplaste als Blendpartner,
weil diese besondere Stabilität gegenüber Oxidation, Teilentladungen und/oder Radikalbildung
zeigen.
[0020] Als Copolymer hat insbesondere ein Polyetherimid-Siloxan-Copolymeren ein enormes
Potential als Isoliermaterial im Mittel- und Hochspannungsbereich hinsichtlich der
Beständigkeit gegenüber thermischen Belastungen und auch gegenüber Teilentladungen
bewiesen. Die Erweichungstemperatur des Copolymers allein als Flächenisolationswerkstoff
liegt nur geringfügig oberhalb 170°C, so dass dieser als Flächenisolationswerkstoff
in einem Isolationssystem bei höheren Betriebstemperaturen, insbesondere auch bei
Betriebstemperaturen oberhalb von 180°C einsetzbar ist.
[0021] Durch ein Blend gemäß der Erfindung, also die Abmischung des Copolymers mit einem
Hochtemperatur-Thermoplasten in einer Menge von beispielsweise 1 bis 90 Gew% ergibt
sich ein Flächenisolationswerkstoff, der als Folie verarbeitbar ist, weil er keine
Entmischungsprobleme zeigt und in einem TemperaturBereich- gemeint ist bei einer Betriebstemperatur
der elektrischen Maschine von beispielsweise 170°C bis zu 250°C einsetzbar ist.
[0022] Insbesondere Antriebsmotoren und Traktionsmotoren sind elektrische rotierende Maschinen,
die bei hohen Temperaturen, also Temperaturen oberhalb 155°C betrieben werden.
[0023] Es sind Polymere, die Gemische mit Hochtemperaturthermoplasten darstellen, bekannt,
allerdings sind es oft Gemische aus Polymeren, die sich bei der Herstellung der Folie,
also beim Folienziehen, wieder entmischen. Deshalb ist bei der Zugabe eines Blendpartners
auf die Reaktivität der Seitengruppen zu achten, wobei sich gezeigt hat, dass vorteilhafterweise
die polaren Seitengruppen des Copolymers mit einem Thermoplasten mit ebenfalls polaren
Seitengruppen kombiniert, insbesondere bei der Herstellung von Flächenisolationswerkstoffen
in Form von Folien Vorteile zeigen. So werden bevorzugt Polysulfone wie Polyphenylensulfone
und Polyethersulfone als Blendpartner für ein Copolymer aus Polyetherimid und Siloxan
eingesetzt.
[0024] Die Herstellung einer Folie aus dem Blend eines Thermoplasten mit einem Copolymer,
z.B. einem aus Polyetherimid und Siloxan gebildetem Copolymer, und die Verwendung
der Folie als Flächenisolierwerkstoff, um glimmerhaltige Werkstoffe zu ersetzen, ist
möglich, da neben weiteren vorteilhaften Eigenschaften, besonders das enorme Potenzial
des Flächenisolierwerkstoffes hinsichtlich der Beständigkeit gegenüber thermischer
Belastung erkannt und nachgewiesen wurden.
[0026] Nach einer vorteilhaften Ausführungsform ist das Polyetherimid-Siloxan-Copolymer
ein Block-Copolymer.
[0027] Der Anteil an Siloxan im Copolymer liegt im Bereich von 0,1Gew% bis 90Gew%, insbesondere
bei 10Gew% bis 60Gew% und insbesondere bei 20Gew% bis 40Gew%, bezogen auf das Gesamtgewicht
des Copolymers.
[0028] Nach einer vorteilhaften Ausführungsform liegt der atomare Anteil an Silizium-Atomen
im Copolymer bei 0% bis 30% Atomprozent, insbesondere von 0 % bis 25 %, insbesondere
bei 0% bis 15 %.
[0029] Nach einer vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung ist das Polyetherimid-Siloxan-Copolymer
ein Block-Copolymer der allgemeinen Formel (I)

wobei
- R1-6 gleich oder ungleich sind und ausgewählt aus der Gruppe der
o substituierten oder unsubstituierten, gesättigten, ungesättigten oder aromatischen
Monocyclen mit 5 bis 30 Kohlenstoffatomen,
o substituierten oder unsubstituierten, gesättigten, ungesättigten oder aromatischen
Polycyclen mit 5 bis 30 Kohlenstoffatomen,
o substituierten oder unsubstituierten, gesättigten Kohlenwasserstoffen mit 1 bis
30 Kohlenstoffatomen,
o substituierten oder unsubstituierten, ungesättigten Kohlenwasserstoffen mit 2 bis
30 Kohlenstoffatomen;
- V steht für eine 4-Valenzen habende Linkergruppe, ausgewählt aus der Gruppe der
o substituierten oder unsubstituierten, gesättigten, ungesättigten oder aromatischen
Monocyclen und Polycyclen mit 5 bis 50 Kohlenstoffatomen,
o substituierten oder unsubstituierten, gesättigten Kohlenwasserstoffen mit 1 bis
30 Kohlenstoffatomen,
o substituierten oder unsubstituierten, ungesättigten Kohlenwasserstoffen mit 2 bis
30 Kohlenstoffatomen,
o sowie beliebig kombinierten Linkergruppen, die zumindest eine der vorgenannten Gruppen
umfassen;
- g beträgt 1 bis 30 und
- d beträgt 2 bis 20.
[0030] Nach einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung können in dem Copolymer
ein oder mehrere Additive enthalten sein. Beispielsweise können ein oder mehrere Metalloxid(e),
wie z.B. TiO
2 und/oder solche mit einer der folgenden Summenformeln Na
8Al
6Si
6O
24S
4 und/oder Na
6Al
6Si
6O
24S
2. Weitere Additive können Fe
2O
3 und/oder MnFe
2O
4 und/oder elektrisch nichtleitfähige Kohlenstoff basierte Füllstoffe, wie z.B. Industrieruß
als Additive sein. Bei Bedarf können die Additiv-Partikel teilweise oder ganz, vollflächig
oder teilflächig, mit einer SiO
2-Beschichtung ausgestattet vorliegen.
[0031] Diese Additive sind insbesondere auch oxidationshemmend, so dass die Wärmeklasse
oder der Temperatur-Index eines damit hergestellten Flächenisolationswerkstoffes weiter
erhöht werden kann.
[0032] Additive werden beispielsweise bei der Herstellung des Blends zugemischt.
[0033] Weitere Additive, Verlaufshilfsmittel, Farbpigmente, Quarzpartikel und weiteres können
dem Blend und/oder dem Imprägniermittel zur Herstellung des Isolationssystems zugemischt
werden.
[0034] Als "Siloxan" wird vorliegend grundsätzlich eine Verbindung mit zumindest einer -Si-O-Si-Einheit
verstanden, insbesondere solche, die im Polymer ein Si-O-Si-Rückgrat wie es in Siliconen
üblich ist, bilden. Beispielsweise sind ein Polydialkylsiloxan, wie das Polydimethylsiloxan,
oder Polydiarylsiloxan, wie das Polydiphenylsiloxan einfache Formen eines Siloxans.
[0035] Natürlich gibt es auch gemischte Formen von Siloxanen wie beispielsweise ein Polyarylalkylsiloxan.
[0036] Als Polyetherimid oder "PEI" wird der bekannte Thermoplast bezeichnet, der vielfältig
einsetzbar ist, weil er hochtemperaturbeständig ist und als flammwidrig eingestuft
wird. Dies insbesondere deshalb, weil er geringe Rauchentwicklung zeigt, wenn er dennoch
mal brennt. PEI hat hohe Festigkeit, auch hohe elektrisch Durchschlagsfestigkeit,
geringes Gewicht und ist gegen UV-Licht und Gammastrahlen beständig. Insbesondere
ist PEI als "ULTEM
®" handelsüblich.
[0037] Das Polyetherimid wird gemäß einer vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung einmal
zur Bildung des Copolymers mit Siloxan eingesetzt, also die Monomere des Polyetherimids
und die Monomere des Siloxans werden gemeinsam zu einem Polymer gehärtet.
[0038] Zum zweiten wird, unabhängig vom eingesetzten Copolymer, das Polyetherimid als Hochtemperatur-Thermoplast
zur Abmischung des Copolymers zur Bildung des Blends nach einer Ausführungsform der
Erfindung eingesetzt.
[0039] Die Bildung des Blends oder auch Polyblend genannt erfolgt durch einfaches Mischen
der beiden Komponenten Copolymer einerseits und Hochtemperatur-Thermoplast andererseits.
Die Eigenschaften des Blends, insbesondere hinsichtlich Temperaturbeständigkeit entsprechen
weder denen des Copolymers noch denen des Hochtemperatur-Thermoplasten. Ein Blend
in diesem Sinn ist eine rein physikalische Mischung, es entstehen keine neuen chemischen
Bindungen zwischen den Makromolekülen.
[0040] Als Imprägnierharz zur Bildung des Kunstharzes des Isolationssystems und zur Imprägnierung
der Wickelbandisolierung und/oder des Nutkastens aus einem Flächenisolationswerkstoff
nach der Erfindung wird ein Duromer eingesetzt. Dabei kann beispielsweise Polyester,
Formaldehyd, Epoxid, Novolak, Silikon, Polyesterimid, Polyurethan sowie beliebige
Mischungen, Blends und Copolymere der vorgenannten Verbindungen eingesetzt werden.
Imprägnierharze für Nutauskleidungen und/oder Wickelbandisolationen sind allgemein,
unter anderem aus den oben genannten Patentschriften, bekannt. Die festen Isolationsstoffe
werden mit diesen Imprägnierharzen imprägniert und das Harz dann ausgehärtet damit
das Isolationssystem fertiggestellt ist.
[0041] Sowohl dem Imprägnierharz als auch dem Blend aus einem Copolymer mit einem Hochtemperatur-Thermoplasten
können Füllstoffe zugesetzt sein. Dabei haben sich insbesondere zur Erhöhung des Silizium-Anteils
auch Silizium-Dioxid-Nanopartikel bewährt, die die Teilentladungsresistenz des Isolationssystems
weiter erhöhen.
[0042] Unter dem Handelsnamen "Siltem
™" ist ein Polyetherimid-Siloxan-Copolymer erhältlich, dass hier schon erfolgreich
mit Thermoplasten zu einem Blend vermischt und dann eingesetzt und getestet wurde.
Das Siltem ist ein amorphes thermoplastischen Polyetherimid-Siloxan-Copolymer und
kombiniert die Temperaturbeständigkeit des PEI mit der Flexibilität eines Silicon-Elastomers.
Als Blend mit einem Hochtemperatur-Thermoplasten, insbesondere mit einem teilkristallinen
Hochtemperaturthermoplasten zeigt es gute Verarbeitbarkeit zu einer Folie, beispielsweise
durch ein herkömmliches Extrusionsverfahren.
[0043] Die Figuren 1 und 2 zeigen die Oberfläche zweier Prüfkörper mit Isolationssystemen,
jeweils einen festen Flächenisolationsstoff imprägniert mit einem Kunstharz, das nach
erfolgter Imprägnierung ausgehärtet wurde, dargestellt. Beide Figuren zeigen den Prüfkörper
nach der elektrischen Alterung. In Figur 1 ist die Erosion des mit reinem Polyetherimids
hergestellten Isolationssystems und in Figur 2 die Erosion des - gemäß einer Ausführungsform
der Erfindung - aus einem Blend eines Polyetherimid-Siloxan-Copolymers mit einem Thermoplasten
- als festem Flächenisolationsstoff hergestellten Isolationssystem unter den gleichen
Bedingungen dargestellt.
[0044] Die definierten Standardprüfbedingungen für die elektrische Alterung nach IEC 60343
sind:
Spannung: 10 kV
Atmosphäre: Luft 50%RH
Temperatur: Raumtemperatur ca. 23°C
Testdauer: 100 Stunden
Durchfluss: 1000 1*h-1
[0045] Unterhalb der Figur 1 befindet sich die Legende, wobei erkennbar ist, dass bei der
Figur 1, dem Isolationssystem mit reinem PEI, unter den unten genannten Bedingungen
sich ein Kreis um den mittig angeordneten Leiter herum mit einer durch Teilentladungen
verursachten Erosionstiefe von bis zu 80 µm bildet, wohingegen unter den gleichen
Bedingungen der Prüfkörper der Figur 2, mit dem bis auf den festen Isolationswerkstoff
identisch hergestellten Isolationssystem, das das erfindungsgemäße Copolymer als festen
Isolationswerkstoff umfasst, im getesteten Fall das Handelsprodukt Siltem
® und/oder Ultem
® STM 1600 als PEI-Siloxan-Copolymer, auch eine kreisrunde Alterung, aber lediglich
mit einer Erosionstiefe zwischen -1µm und -8µm zeigt.
[0046] Die vorliegende Erfindung bringt nach diesen Tests einen Quantensprung in der Isolationstechnik,
da hier erstmals auf das aufwändig herzustellende und kostspielige glimmerhaltige
Isoliermaterial verzichtet werden kann.
[0047] Es zeigt sich, dass das Blend aus einem Copolymer mit einem Hochtemperatur-Thermoplasten
gegenüber dem reinen Polyetherimid einen enormen Anstieg, ja eine nahezu vollständige
Teilentladungsresistenz bewirkt.
[0048] Aufgrund der festgestellten Teilentladungsresistenz und der Eigenschaft des Blends,
als Folie verarbeitet zu werden, eignet sich das hier erstmals als Glimmer-Ersatz
vorgestellte Copolymer-Thermoplast-Blend als Flächenisolierstoff, sowohl für Wickelband-Isolationen
als auch für flächige, beispielsweise Nutauskleidungs-Isolationen, besonders im Einsatz
von Motoren, sowohl für die Traktion als auch als Antriebsmotor, aber auch für Generatoren
wie z.B. einem Windkraftgenerator. Durch seine hervorragenden Dehnungseigenschaften
erweitert es das Designspektrum von -beispielsweise - Traktionsmotoren.
[0049] Damit ist es ein erreichbares Ziel, sowohl die mAramidenthaltenden Nutauskleidungen,
ebenso wie die Polyimidenthaltenden Isolierbänder mit dem erfindungsgemäßen Flächenisolationsstoff
aus Polyetherimid-Siloxan-Copolymer herzustellen, ohne bei der Leistungsdichte der
Motoren oder Generatoren Abstriche machen zu müssen. Vor allem ist es möglich, in
beiden Isolationssystemen das Glimmerpapier und/oder Glimmerband, die jeweils Glimmer
auf einem Träger, wie beispielsweise Glasgewebe, und zur Verbindung der Glimmerplättchen
einen Bandkleber - mindestens - umfassen, durch das Polyetherimid-Siloxan-Copolymer,
das unter anderem durch Flächen-Extrusion verarbeitet werden kann, zu ersetzen.
[0050] Eine beispielsweise durch Flächen-Extrusion hergestellte Folie nach einer Ausführungsform
der Erfindung isoliert beispielsweise die Spulen und/oder die Drähte der Wicklung
eines Elektromotors. Diese Spulen werden anschließend in die Nuten eines Blechpakets
eingelegt und anschließend mit einem Imprägnierharz, wie beispielsweise einem Polyesterimid
und/oder einem Silikon imprägniert.
[0051] Ein Isolationssystem gemäß einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung umfasst
beispielsweise Laminat mit einer oder mehreren Folien aus Polyetherimid-Siloxan-Copolymer,
beispielsweise auch zu Laminaten mit Trägern und/oder Schutzfolien verarbeitet - z.B.
mit mAramid oder Polyimid als Trägermaterial verbunden.
[0052] Als "Folie" wird vorliegend eine flächige Schicht aus einem Material verstanden.
Die Folie ist eine Schicht und kein Schichtstapel. Die Wandstärke einer Folie beträgt
typischerweise zwischen 1µm bis 0,7mm, beispielsweise zwischen 2µm und 0,5mm.
[0053] Ein "Laminat" hingegen ist in der Regel ein Schichtstapel, eine oder mehrere Folien
oder Papieren umfassend. Dabei können die Schichten vollflächig - also alle Schichten
Folien - oder teilflächig also zumindest eine Schicht mit beispielsweise einer Gitter-
und/oder statistisch verteilten Fasern und/oder Netzstruktur aufeinanderliegen. Es
kann zur Laminatbildung auch die Verbindung einer Folie mit einem Gewebe oder einem
Gelege, beispielsweise einem Glasfasergelege, ausreichen.
[0054] Als "Laminat" wird vorliegend eine Stapelung und/oder ein Verbund zumindest zweier
Schichten oder Folien, also beispielsweise zumindest einer Träger- und/oder Schutzfolie
und/oder Papier, z.B. aus mAramid oder Polyimid, mit zumindest einer Folie aus dem
Blend Thermoplast-Copolymer, verstanden.
[0055] Insbesondere bei Nutauskleidungen, wie sie beispielsweise in Elektromotoren, Windgeneratoren
etc. vorkommen, können die einfachen Folien aus Copolymer-Thermoplast-Blend als Flächenisolationsstoff
reißen, deshalb ist es besser, hier Laminate mit relativ reißfesten Folien oder Papieren
für den Einsatz des Blends aus Thermoplast und Copolymer als Isolation zu verwenden.
[0056] Nach einer weiteren Ausführungsform werden die Laminate beispielsweise zu Bändern
geschnitten und in Isolationssystemen eingesetzt.
[0057] So kann eine Isolation einer Nut für einen Elektromotor in ihrer gesamten Länge auch
und/oder zusätzlich durch einen Flächenisolationsstoff aus Polyetherimid-Siloxan-Copolymer-Hochtemperatur-Thermoplast-Blend
in großer Foliendicke und/oder als Laminat verarbeitet, also z.B. im Verbund mit z.B.
mAramid Papieren und/oder Polyimid Folien, als Nutauskleidung geschützt werden.
[0058] Die Dicke eines Flächenisolationswerkstoffes aus einer Folie, die als Band vorliegt,
liegt beispielsweise im Bereich von 1 µm bis 250pm, insbesondere zwischen 20 µm und
220µm, ganz bevorzugt im Bereich zwischen 25 µm und 200µm.
[0059] Die Dicke eines Flächenisolationswerkstoffes aus einer Folie, die als Nutauskleidung
vorliegt, liegt beispielsweise im Bereich von 70µm bis 500µm, insbesondere zwischen
90µm und 300µm, ganz bevorzugt im Bereich zwischen 100µm und 450µm.
[0060] Zur Herstellung des Isolationssystems wird die Wicklung aus der Folie, gegebenenfalls
in Form eines Laminats, in die Nuten eingelegt und wiederum die gesamte Wicklung mit
einem Imprägnierharz aus einem Duromer, das gefüllt oder ungefüllt, elektrisch isolierend
oder elektrisch leitfähig- beispielsweise bei Herstellung eines Glimmschutzsystems
wie Außenglimmschutz, vorliegen kann, imprägniert.
[0061] Besondere Vorteile der Verwendung eines Hochtemperatur-Thermoplast-Copolymer-Blends
in Folienform als Flächenisolationsstoff sind beispielsweise, dass
- das gesamte Isolationssystem deutlich günstiger hergestellt werden kann als mit Glimmer
basiertem Flächenisolationsstoff,
- der Flächenisolationsstoff thermisch bis zu ca. 170°C bis 250°C - je nach Abmischung
des Blends mit Hochtemperatur-Thermoplasten - belastbar ist,
- das Blend dank eines Siloxan-Anteils im Copolymer auch flexibel ist, so dass es als
Wickelband einsetzbar ist,
- das Blend elektrisch - wie Tests gezeigt haben - dauerhaft die benötigte Feldstärke
aushält, denn die bei elektrischen Feldstärken von bis zu maximal 15kV/mm (!) auftretenden
elektrischen Entladungen bilden, wenn sie auf ein Siloxan oder einen SiO2-Nanopartikel treffen, eine verglaste Schutzschicht, die die Lebensdauer einer damit
isolierten elektrischen rotierenden Maschine signifikant erhöht. Die so gebildete,
verglaste Schicht kann gut mittels REM detektiert werden, außerdem ist eine Elementaranalyse
mittels EDX möglich, um das Silizium z.B. im Copolymer zu detektieren und
- das Blend ist Teilentladungsresistent, wie Figur 2 der vorliegenden Beschreibung zeigt,
was zu einer deutlichen Erhöhung der elektrischen Lebensdauer des Isolationssystems
führt.
[0062] Durch die Erfindung wird erstmals ein Ersatz für den herkömmlich verwendeten Glimmer
als Barrierewerkstoff in einem Isolationssystem wie der Hauptisolation von elektrischen
rotierenden Maschinen wie Motoren und/oder Generatoren zur Verfügung gestellt. Der
Ersatz basiert auf einem Blend aus einem Copolymer, insbesondere einem Polyetherimid-Siloxan-Copolymer
mit einem Hochtemperatur-Thermoplasten, dass flächig, beispielsweise über Flächen-Extrusion,
verarbeitbar ist. Dabei werden Folien hergestellt, die in Folienform oder auch als
Laminat verarbeitet, als flächige Isolationsstoffe oder als Bänder geschnitten, in
Isolationssystemen als Wickelbandisolationen und/oder als Nutzauskleidungen einsetzbar
sind.
1. Isolationssystem, einen festen Isolationswerkstoff in Form eines Flächenisolationsstoffes
und ein Kunstharz umfassend, wobei der Flächenisolationsstoff ein Blend zumindest
eines Copolymers, insbesondere eines Copolymers aus einem Polyetherimid mit einem
Siloxan, mit zumindest einem Hochtemperatur-Thermoplasten und das Kunstharz ein Duromer
ist, mit dem der Flächenisolationsstoff imprägniert und anschließend ausgehärtet wird.
2. Isolationssystem nach Anspruch 1, wobei ein Copolymer aus Polyetherimid und Siloxan
ein Block-Copolymer ist.
3. Isolationssystem nach einem der Ansprüche 1 oder 2, wobei das Copolymer einen Anteil
an Siloxan im Bereich von 0,1 Gew% bis 90 Gew%, bezogen auf das Gesamtgewicht des
Copolymers, hat.
4. Isolationssystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei im Copolymer ein atomarer
Anteil an Silizium-Atomen im Bereich von 1% bis 25%, bezogen auf alle Atome im Copolymer,
vorliegt.
5. Isolationssystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das Copolymer gemäß
der Formel (I)

wobei
- R1-6 gleich oder ungleich sind und ausgewählt aus der Gruppe der
o substituierten oder unsubstituierten, gesättigten, ungesättigten oder aromatischen
Monocyclen mit 5 bis 30 Kohlenstoffatomen,
o substituierten oder unsubstituierten, gesättigten, ungesättigten oder aromatischen
Polycyclen mit 5 bis 30 Kohlenstoffatomen,
o substituierten oder unsubstituierten, gesättigten Kohlenwasserstoffen mit 1 bis
30 Kohlenstoffatomen,
o substituierten oder unsubstituierten, ungesättigten Kohlenwasserstoffen mit 2 bis
30 Kohlenstoffatomen;
- V steht für eine 4-Valenzen habende Linkergruppe, ausgewählt aus der Gruppe der
o substituierten oder unsubstituierten, gesättigten, ungesättigten oder aromatischen
Monocyclen und Polycyclen mit 5 bis 50 Kohlenstoffatomen,
o substituierten oder unsubstituierten, gesättigten Kohlenwasserstoffen mit 1 bis
30 Kohlenstoffatomen,
o substituierten oder unsubstituierten, ungesättigten Kohlenwasserstoffen mit 2 bis
30 Kohlenstoffatomen,
o sowie beliebig kombinierten Linkergruppen, die zumindest eine der vorgenannten Gruppen
umfassen;
- g beträgt 1 bis 30 und
- d beträgt 2 bis 20.
6. Isolationssystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei zumindest ein Hochtemperatur-Thermoplast
im Blend teilkristallin vorliegt.
7. Isolationssystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei zumindest ein Hochtemperatur-Thermoplast
ausgewählt ist aus der Gruppe folgender Thermoplasten: Polyamidimid -PAI-, Polysulfon
-PSU-, Polyphenylensulfon - PPSU-, Poly(oxy-1,4-phenylsulfonyl-1,4-phenyl) -PESU-,
Polyphenylensulfid -PPS-, Polyethersulfon - PES-, Polyaryletherketon -PAEK-Polyetheretherketon
-PEEK-, Polyaryletherketon -PAEK-, Polyphenylenether -PPE-, Polyoxymethylen -POM-,
Perfluoralkoxypolymer -PFA-, Polyvinylidenfluorid PVDF, Polyetherketon -PEK-, Polyetherketonketon
PEKK, Polytetrafluorethylen -PTFE-, Polybenzimidazol, -PBI- und/oder Polyetherimid
-PEI-.
8. Isolationssystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei im Flächenisolationsstoff
ein oder mehrere oxidationshemmende Additiv(e) vorgesehen sind.
9. Isolationssystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei als Copolymer das
unter dem Handelsnamen Siltem™ erhältliche Produkt eingesetzt wird.
10. Isolationssystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, einen Flächenisolationsstoff
aus einem Blend eines Polyetherimid-Siloxan-Copolymers mit einem Hochtemperatur-Thermoplasten
zumindest in Form eines Laminats, einer Folie, in Form eines Bandes und/oder eines
aus einem Laminat geschnittenen Bandes, umfassend.
11. Verwendung eines Polyetherimid-Siloxan-Copolymers als Flächenisolationsstoff und/oder
als Wickelband für ein Isolationssystem im Mittel- und Hochspannungsbereich.
12. Verwendung eines Blends aus einem Polyetherimid-Siloxan-Copolymer mit einem Hochtemperatur-Thermoplasten
als Flächenisolationsstoff und/oder als Wickelband in elektrischen Traktionsmotoren
oder Generatoren von Dampf- und/oder Gasturbinen.
13. Verwendung eines Blends aus einem Polyetherimid-Siloxan-Copolymer mit einem Hochtemperatur-Thermoplasten
als Flächenisolationsstoff und/oder als Wickelband in Windgeneratoren.
14. Verwendung eines Blends aus einem Polyetherimid-Siloxan-Copolymer mit einem Hochtemperatur-Thermoplasten
als Flächenisolationsstoff und/oder als Wickelband in elektrischen Antriebsmotoren.
15. Verwendung eines Blends aus einem Polyetherimid-Siloxan-Copolymer mit einem Hochtemperatur-Thermoplasten
als Flächenisolationsstoff in Form einer Folie und/oder eines Laminats als Nutauskleidung
und/oder als Wickelband in einer elektrischen rotierenden Maschine, einem Motor und/oder
einem Generator.